Freitag, 22. November 2019

INDIEN - Tag 30, 31 - Ooty

21. und 22. November 2019
Wir werden auch unsere drei Nächte und zwei vollen Tage in Ooty in einem Blogbeitrag zusammenfassen, gleich vorweg, es war sehr, sehr lässig hier. Die erste Nacht im Hotel „Majestic Crown“ war auch die erste in Indien, wo wir uns wirklich zudecken haben müssen. Das Gefühl von Kälte haben wir schon vermisst und es tut uns richtig gut. Wir sind nach dem Aufstehen ins Restaurant frühstücken gegangen, weil das halt im Preis inbegriffen war. Aber schon nach wenigen Minuten die erste Eskalation - die Butter war derart verdorben, dass sie wie Seife geschmeckt hat. Also haben wir unseren Toast neben dem Kellner auf den Teller gespuckt und ihn gefragt, ob er schon wisse, dass er mit so einem Scheiß unsere Gesundheit aufs Spiel setzt. Wurscht, gehen wir hier halt nix mehr frühstücken und auch jedes weitere Essen hier verbieten wir uns selber. Wir gehen raus auf die Straße, eigentlich wollten wir eine Rikscha nehmen, um ins ca. 1,5 km weit entfernt Stadtzentrum zu kommen. Aber der erste Wallah verlangt gleich 100 RP, mit Uber hätte es 20 gekostet. Aber es ist hier heroben natürlich kein Uber verfügbar, für die kleinen Strecken braucht es das nicht. Also geht das muntere Ausländer-Abzock-Spiel fröhlich weiter. Es geht uns dabei wirklich nicht um die 1,20 Euro, sondern nur darum, dass wir nicht als permanente Zahlesel dastehen wollen. Egal, sind wir halt zu Fuß gegangen. 
Am unteren Main Bazar war dann eine Demonstration von hauptsächlich Schülern im Gange und stand kurz vor dem Marsch durch Ooty, das mussten wir uns natürlich anschauen. Von den Parolen und den Aufschriften der Transparente konnten wir natürlich nichts übersetzen, aber auf Nachfrage erfuhren wir, dass es gegen Steuererhöhungen gehen soll. Wir haben dann der Dinge geharrt, Gernot hat sich aus Langeweile eine Zigarette angezündet. Da ist sofort einer der zahlreichen Polizisten, die die Demonstranten argwöhnisch im Auge behielten, auf ihn zugekommen - Rauchen in der Öffentlichkeit sei in Ooty verboten. Okay, Sir - aber was mache ich jetzt mit der eben erst angerauchten Zigarette?
„Go behind my big car and nobody will see you smoking!“ so der gute Rat des guten Mannes - mit „my big car“ war das große Polizeiauto gemeint. Also hat sich Gernot hinter das Einsatzfahrzeug zurückgezogen und in Ruhe seine Zigarette geraucht. Sehr netter Beamter - übrigens haben wir mit Polizisten bis jetzt ausnahmslos nur gute Erfahrungen gemacht - möge das bitte auch weiterhin so bleiben. Ebenfalls am ersten Tag haben wir dem „Boatshouse“ einen Besuch abgestattet, eine Freizeiteinrichtung an einem kleinen See. Dort hätten wir mit Tretbooten über den See fahren können oder uns rudern lassen. Das haben wir ausgelassen und uns stattdessen über die „Attraktionen“ des Vergnügungsparkes amüsiert. Ehrlich gesagt - bei uns daheim würde jeder Dreijährige angesichts derartiger Fahrgeschäfte sofort gelangweilt abwinken, aber den Indern und Inderinnen hats getaugt, das ist das Wichtigste. 

Getrunken haben wir auch eine Kleinigkeit dort, dann sind wir wieder ins Gewühl der Innenstadt von Ooty zurückgekehrt. In den drei Tagen sind wir „Stammgäste“ bei zwei Chaishops geworden, bei einem der Teehäuser sind wir jeden Tag eingekehrt, sogar mehrmals. 
Dort haben wir guten „Black Tea“ und ausgezeichneten „Coffee double strong“ (also mit zwei Löffeln Kaffeepulver) genossen und herrliche Snacks dazu gegessen. Wie sich Gernot einmal nebenan rasieren hat lassen, ist Ilse allein hingegangen und hat unter lauter Männern ihren Tee getrunken. Absolut kein Problem hier, denn obwohl wir erst am zweiten Tag die ersten Westerners gesehen haben (vermutlich zwei deutsche Frauen, die absolut lächerliche Tier-Karikaturen-Wollmützen getragen haben), werden wir als Touristen weder angestarrt noch hundert Mal am Tag mit einem „Where do you come from“ genervt. 
Das Essen war wieder der absolute Traum, einmal hat sich Gernot einen „This is a local fish, I promise, Sir“ ganzen Fisch im Tandoori-Ofen grillen lassen. Da es sich bei dem Lokal mit dem Namen „Allahs taste and bite (halal)“ um ein offenbar muslimisches handelte, grüßte Gernot den Chef mit einem lockeren „Salem Aleikum, Habibi“ - der wäre vor Überraschung und Freude fast aus den Latschen gekippt und antwortete breit grinsend mit einem „Allahu Akbar!“. Natürlich genossen wir ab da eine absolute Sonderbehandlung - so leicht geht’s manchmal … Einmal hat uns während des Essens ein Gewitter überrascht, überhaupt donnerte, blitzte und regnete es jeden Abend. Wir haben den ärgsten Regenguss abgewartet, sind dann in eine Rikscha „geflüchtet“ und im Stockdunkeln ins Hotel gefahren. Auch das war wieder ein Abenteuer für sich, so was muss man einfach erlebt haben. Wir haben ja im Hotel „Majestic Crown“ einen Balkon und am ersten Morgen wunderte sich Gernot, warum überall am Boden kleine Äste und so herumliegen. 
Des Rätsels Lösung waren ein paar Tauben, die sich am Mauersims oberhalb der Balkontür ein Nest bauen wollten. Aber - diese Vögel waren wahrlich keine Nestbau-Meister, sondern eher Trotteln (Entschuldigung!). Denn die haben die Ästchen zwar jedes Mal mühsam nach oben transportiert, aber beim Wegfliegen hat der Luftzug des Flügelschlages alles Nestmaterial wieder heruntergeweht. Und so haben die Tauben den ganzen Tag über ihr Nest gebaut, ohne auch nur ein kleines bisschen damit voranzukommen. Und das ganze zwei Tage lang! Wir haben ihnen dann wenigstens ein paar kleingehämmerte Cashews-Nüsse aufs Balkongeländer gestreut - quasi als „Flugbenzin“. 

Bei einem unserer Spaziergänge sind wir bei einem Geschäft vorbeigekommen, das im Eingangsbereich mit einem Schneemann (!!) lockte. Wir hätten tonnenweise Weihnachtsdekoration kaufen können, Weihnachtsmann inklusive. 
Aber die haben auch Pokale im Angebot gehabt und aus einer Laune heraus haben wir uns eine sehr hübsche „Indian Trophy“ aus Glas angeschafft, die wird noch schön graviert und beim nächsten Pasch-Turnier ausgespielt. Nadja hat das Foto der Trophäe auf unserem Blog bereits mit einem „Iss schon meiner“ kommentiert, aber wir werden sehen …
An einem Abend waren wir auch in einer Bar, ein Bier gibt es nämlich in Ooty kaum wo zu trinken. Und wie die Besucher - natürlich ausnahmslos Männer - Ilse das Bier aus der Flasche trinken gesehen haben, wären ihnen beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Da waren wir - wieder einmal - Gesprächsthema Nummer 1, an das gewöhnt man sich aber. Am vorletzten Tag haben wir vor unserem Hotel ein Gruppe Australier getroffen, alles Männer jenseits der 50, die mit ihren schwer bepackten Motorrädern unterwegs waren. 
Wir sagten ihnen natürlich, dass wir hier nach Nennung unserer Herkunft andauernd mit Australiern verwechselt werden und unsere Standardantwort lauten würde: „Austria, you know - no Kangaroos, but Adolf Hitler!“ Da lachten sie und meinten, ihnen ginge es umgekehrt genauso. Sie würden dann immer mit einem „Australia, you know - Kangaroos but no Vienna and no Mozart!“ antworten… Zusammengefasst war Ooty etwas ganz Besonderes und wir sind sehr froh, dass wir hierher gefahren sind. Wir sind jeden Tag weite Strecken zu Fuß gegangen, auch mal über 10 Kilometer weit und haben die einzigartige Atmosphäre dieses hochgelegenen Ortes genossen. Die Menschen waren mehr als nur freundlich, sie waren herzlich und voll hilfsbereit, wenn wir mal eine Frage gehabt haben. Wenn es doch noch etwas Negatives zu berichten gibt, dann war das die Abrechnung des Hotels. Denn aus den abgemachten 2.300 RP pro Nacht sind plötzlich 2.500 RP geworden. Zwar hat der Manager zugegeben, dass er uns 2.300 RP als Zimmerpreis genannt hatte - „But I gave you a better room, Sir!“ Was soll man da noch sagen, außer: Drauf gesch….n, man kann ja nicht jeden Tag ausflippen - und wegen 600 RP schon gar nicht. Ist halt nur ein weiterer Beweis dafür, dass man als Westerner - wo immer es möglich ist - betrogen wird. Vor allem von den Hoteliers, so vorsichtig kann man gar nicht sein … Unser nächster Weg wird uns nach Mysore führen, der berühmten Yoga-Hauptstadt in Karnataka. Mal schauen, was uns dort erwartet - das Taxi ist bereits bestellt. Leider war kein Uber-Taxi verfügbar, deswegen bezahlen wir auch das Doppelte des Uber-Tarifes. Aber die 3.300 RP verschmerzen wir problemlos bzw. sind wir uns das wieder einmal wert. Morgen um 10 Uhr taucht der Wallah hoffentlich halbwegs pünktlich auf, seinen Namen, sein Auto-Modell, die Autofarbe und die Autonummer haben wir bereits. Und dann heißt es für uns: Auf zu neuen Zielen.


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