Sonntag, 29. September 2019

97. WoMo-Fahrt "abcampen für Ilse, Gernot darf noch einmal"

vom 26. bis 28. September 2019 
von Innsbruck-Kesselberg-Innsbruck -  149 km 
Donnerstag, 26. September 2019
Mit heutigem Tag dauert es keine vier Wochen mehr, bis wir zu unserer Indien-Reise aufbrechen. Natürlich sind wir voller Vorfreude und beschäftigen uns tagtäglich mit diesem Trip. Schließlich werden wir ein paar Monate lang unterwegs sein, das erfordert einiges an Planung. Trotzdem - wir wollen noch einmal mit dem Wohnmobil ausrücken, sozusagen als Saisonabschlussfahrt 2019. Das heißt, es wird unsere letzte gemeinsame Fahrt in diesem Jahr, denn Gernot fährt Anfang Oktober noch einmal alleine weg, zu einem so genannten „Herren-Watter“, also einem Kartenspiel-Ausflug mit Freunden. Es geht an den Reintalersee, aber eh nur für einen, maximal zwei Tage.
Zurück zu unserem „Abcampen 2019“. Leider ist der Wetterbericht für die kommenden Tage nicht sehr vielversprechend, ein hartnäckiges Tief liegt über Mitteleuropa. Wir trotzen sämtlichen Regenwahrscheinlichkeiten und entscheiden uns, noch einmal zum Kesselberg raus zu fahren. Am Freitag sollte es dort recht sonnig sein, wir werden sehen.
Wir müssen diesmal kaum etwas ins WoMo mitnehmen, an Kleidung ist fast alles noch da, ein bisschen Unterwäsche, zwei T-Shirts, fertig. Auch die Notebooks bleiben daheim, wir packen nur den Paschteller ein und besorgen uns noch eine Lage Bier. Bei unserer WoMo-Garage müssen wir dann nur noch die Nummerntafeln tauschen und weg sind wir. Die Vespa bleibt daheim, das Wetter wird wohl nicht gut genug für einen Ausflug sein.


Wir kommen problemlos an den Kochelsee, unterwegs hat es die meiste Zeit über geregnet. Wir werden herzlich begrüßt und suchen uns einen Platz. So leer haben wir den Campingplatz noch selten gesehen, außer den Dauercampern sind vielleicht fünf andere Gäste da. Kein Wunder, das Wetter ist schlecht und außerdem sperren Luis und Gitti nächste Woche sowieso für dieses Jahr zu.
Weil alle Plätze frei sind, dauert unser Abstellen diesmal besonders lang. Zuerst wollen wir uns direkt vor einen Stromkasten stellen, allerdings sind wir da zu schief dagestanden. Also sind die Auffahrtskeile mal wieder zum Einsatz gekommen. Das hat aber nicht geklappt, denn in der regennassen Wiese haben die Vorderräder sofort durchgedreht - ein veritabler Flurschaden war die Folge … Wir haben dann einen mit Betonplatten befestigten Platz genommen und schon beim dritten oder vierten Anfahrtsversuch sind wir endlich gerade genug gestanden. Endlich. Dafür war dann unser Stromkabel um 30 cm zu kurz. Gut, wir haben ja noch die 50-Meter-Kabeltrommel an Bord. Aber wenn möglich nehmen wir unser Ersatz-Kabel mit seinen 15 Metern. Und diesmal haben wir das Kabel einfach mit einer Dreier-Steckdose verlängert. Zwar liegt die Verteilerdose direkt im Gras, aber Gernot hat sie in einen Nylonsack verpackt, das könnte funktionieren (hat es auch, nebenbei bemerkt).

Wir sind dann ins Restaurant raufgegangen und Gernot hat Luis natürlich den veritablen Flurschaden gebeichtet. Und wie reagierte der? „Super, Danke! Eine größere Freude kannst du mir gar nicht machen“, strahlte der Luis. Einer seiner typischen Schmähs? Nein. „Weißt, ich habe mir jetzt einen Kipper mit Baggerschaufel und allem Drum und Dran angeschafft. Und tiefe Löcher in der Wiese auszubessern und neu zu schottern ist meine neue Lieblingsbeschäftigung.“ Na dann, eh super …
Im Restaurant ist nicht mehr viel los, auch so manches Gericht aus der Speisekarte ist schon ausverkauft. So ausgerechnet Gernots Lieblingsessen, der Backfisch in der Kartoffel-Knusperpanade. Wurscht, hat es heute halt ein Wiener Schnitzel gegeben, auch mit Knusperpanade. Ilse hat sich „Bratkartoffel mit Schinken und Spiegeleiern ohne Schinken“ bestellt und erwartungsgemäß haben wir beide gut gegessen.


Danach sind wir ein wenig über den leeren Platz spaziert, es regnet immer wieder einmal und es ist ziemlich kühl. Ende September halt. Den Nachmittag verbringen wir mit einem Pasch und einem feinen Schläfchen. Dann ist es eh schon wieder 18 Uhr und weil Luis und Gitti nach der Hauptsaison schon um 20 Uhr schließen, brechen wir zum Abendessen auf. Weil das Mittagessen noch gar nicht so lange her ist, bescheidet sich Gernot mit einer Currywurst mit Pommes, Ilse gibt sich mit einem Wurst-Käse-Salat zufrieden. Wir haben uns zu Bene an den Tisch gesetzt und unterhalten uns gut mit Luis und Gittis Sohn. Tochter Ramona haben wir heute auch schon getroffen, ihr Sohn Niklas wird übrigens bald ein Geschwisterchen bekommen. Das ist auch lässig in der Nachsaison, wir können uns endlich einmal in Ruhe mit unseren Freunden unterhalten. Im Hochsommer bleibt ja kaum einmal die Zeit dafür. Wenn Gitti im Juli oder August einmal 100 Sekunden lang nichts zu tun hat, dann ist das eine Seltenheit. Aber nun kann sie sich zu uns an den Tisch setzen und auch der Luis muss nicht alle zwei Minuten zur Tür hinaus. Wir freuen uns alle schon sehr auf unseren traditionellen Törggele-Ausflug nach Südtirol, Mitte Oktober wird es wieder soweit sein. Übrigens - nicht lachen, aber wir wissen bereits unseren Termin fürs Törggelen 2020! Aber da werden auch unsere lieben Freunde Michi und Barbara dabei sein (unser Hochzeitsgeschenk!) und die sind beide beruflich so eingespannt, dass wir früh genug einen Termin fixiert haben.
Nach dem Abendessen sind wir noch lange im WoMo zusammengesessen und haben einen feinen Abend verbracht. Unsere Heizung darf auch ein bisserl vor sich hinarbeiten und so haben wir es wohlig warm herinnen. Auch wenn es draußen ziemlich heftig regnet und ein ordentlicher Wind weht. Wahrscheinlich hat sich deshalb auch Platzkater Gustl noch nicht blicken lassen. Aber der verkriecht sich sicher unter einem der vielen Vorzelt am Platz, wahrscheinlich weiß er, dass ihm unsere Knuspertaschen nicht weglaufen.

Freitag, 27. September 2019
Gestern ist noch eine Gruppe Zelter (!!) angekommen, was wir so sehen, sind es zwei Frauen (Betreuerinnen?) und sechs Kinder um die 12 Jahre. Noch lange nach Einbruch der Dunkelheit sind sie fröhlich und laut schnatternd über den Platz gewuselt oder haben im Schein ihrer Stirnlampen Fußball gespielt. Jetzt werden die armen Kids wahrscheinlich kalt sein wie tiefgefrorene Fischstäbchen, denn wenn es am Morgen 5 Grad gehabt hat, dann ist das optimistisch geschätzt. (Wir müssen schätzen, unser Thermometer mag nicht mehr. Ersatz ist aber schon unterwegs). Die ganze Nacht über hat es geregnet, aber schon am Weg zum Frühstück sehen wir die ersten blauen Flecken am Himmel. Wir bestellen uns heute mal wieder zwei Mal das Frühstück, dazu weichgekochte Eier. Wir dehnen den Start in den Tag lange aus, wieder haben Luis und Gitti Zeit, sich ein bisserl zu uns dazuzusetzen. Mit der heurigen Saison sind sie zufrieden und man merkt den beiden an, dass sie gegen das Ende der Saison nichts einzuwenden haben. Aber noch gibt es einiges zu tun, Luis und Gitti werden drei ihrer sieben Leih-Wohnwägen abbauen. Also räumt Luis die Wohnwägen aus und es stapelt sich schon das Geschirr, die Kochtöpfe und diverse Fernsehgeräte. Die Leih-Dinger verursachen einfach zu viel Arbeit, etwa im Vergleich zu den Wohn-Fässchen. Außerdem gewinnen sie so gleich mehrere Stellplätze für Wohnmobile. 

Den Vormittag verbringen wir mit einem Pasch und natürlich kreisen viele unserer Gespräche über den bevorstehenden Indientrip. Irgendwann springt dann Gustl in unser WoMo und begrüßt uns lautstark und schnurrend. Schnell ist sein Futterschüsselchen mit Knuspertaschen gefüllt und Gustl lasst es ordentlich krachen. Später macht er dann noch eine ausgiebige Beduftung-Runde durch unser WoMo und wie dann alles schön nach Gustl riecht, schleicht er sich wieder.
Das Mittagessen lassen wir ausfallen, wir haben noch zwei Semmeln vom Frühstück übrig, die sollten uns über den Tag bringen. Tun sie natürlich nicht und am frühen Nachmittag gehen wir ins Restaurant auf eine Kaffeejause. Wir trinken Cappuccino und essen dazu Apfelstrudel (Ilse) und einen von Luis selbstgemachten Zwetschken-Strudel (Gernot). Wunderbar, nun sind wir bis zum Abendessen gerettet.


Das Wetter ist mittlerweile so schön, dass wir im Freien einen Pasch klopfen können. Trotz der angenehmen Wärme übersiedeln wir dann aber doch ins Innere, der Wind ist einfach zu stark geworden. So verbringen wir einen entspannten Nachmittag, manchmal tut Nichtstun einfach gut. Natürlich gönnen wir uns später noch eine kleine Siesta und knapp nach 18 Uhr schreiten wir zum Abendessen. Gernot hat sich den „Tafelspitz in der Meerrettichsauce“ kommen lassen und Ilse ist wieder nicht an den „Bratkartoffeln mit Schinken ohne Schinken plus zwei Speiegeleier“ vorbeigekommen. Unschwer zu erraten, dass wir wieder sehr zufrieden waren. Übrigens hat Köchin und Mädchen-für-Alles Elisabetta morgen ihren letzten Arbeitstag in diesem Jahr, Sohn Patek ist schon daheim in Polen.
Den letzten Abend am Kesselberg in der Saison 2019 haben wir dann gemütlich im Wohnmobil verbracht und haben den letzten WoMo-Pasch für heuer gemacht. Danach sind wir relativ früh schlafen gegangen, Untätigkeit macht müde …

Samstag, 28. September 2019
Heute geht’s wieder nach Hause, eigentlich ist es völlig ungewöhnlich, dass wir ausgerechnet an einem Samstag vom Kesselberg abfahren. Denn am Samstag wirft Luis allwöchentlich seinen Grill an und ein knuspriges Hendl bzw. Haxe lassen wir uns nie entgehen. Aber für dieses Jahr hat es sich ausgegrillt, denn es sind einfach zu wenig Leute am Platz.
Wir gehen frühstücken und bleiben noch eine ganze Zeit lang mit unseren Freunden sitzen. Dann bekommt Gernot einen Schnellsiedekurs in Sachen Klokassetten-Entleerung. Eigentlich ist es ja unfassbar, aber jetzt sind wir seit über 12 Jahren leidenschaftliche Camper, befinden uns gerade auf unser 97. WoMo Fahrt und Gernot hat KEIN EINZIGES Mal alleine die Klokassette zum Chemieklo gebracht. Gut, hingeschleppt hat er das Ding schon ein paar Mal, aber das ganze Prozedere hat er noch nie durchgeführt. Halt - einmal wollte Gernot - gentlemanlike und heimlich - Ilse diese Arbeit abnehmen und hat sich alleine ans Werk gemacht. Das Ergebnis? Durch unsachgemäße Handhabung, gepaart mit affenartiger Gewaltanwendung, hat Gernot einen Verriegelungs-Schniepel abgebrochen, kostete uns damals über 100 Euro. Aber heute gibt’s wie gesagt einen Einführungskurs und Ilse vermittelt als Pädagogin natürlich gekonnt die einzelnen Arbeitsschritte. Und so wie es ausschaut, hat Gernot alles kapiert, aber das wird sich schon kommendes Wochenende zeigen. Denn beim „Herren-Watter“ am Reintalersee wird Ilse - nomen est omen - nicht dabei sein.
Nach dem Klokassetten-Entleerungs-Crashkurs haben wir uns dann von unseren lieben Freunden verabschiedet, bald sehen wir uns eh wieder. Danach sind wir nach Innsbruck aufgebrochen und zu Beginn der vielleicht 75 Kilometer langen Fahrt hat es noch ordentlich geschüttet. Kaum in Tirol, ist es dann immer schöner geworden und in Innsbruck hat dann schon die Sonne geschienen. Wie wir dann die schwere Holztür unserer WoMo-Garage aufgeschoben hatten, mussten wir beide lachen: Unser neuer Nachbar Much ist schon wieder mit seinem neuen WoMo ausgerückt! Wie bislang jedes Wochenende, seit er das geile Ding endlich geliefert bekommen hat. Also den Michael hat der Camper-Virus auch ordentlich gepackt und wir freuen uns, dass wir daran nicht ganz unschuldig sein dürften. Nächstes Wochenende wird er eh am Reintalersee mit dabei sein.
So geht unsere 97. WoMo Reise zu Ende, für Ilse wird es die letzte in diesem Jahr gewesen sein. Sie ist aber keineswegs traurig darüber, denn erstens werden wir kommendes Jahr sehr, sehr viel unterwegs sein und zweitens geht jetzt der Countdown für unsere Indienreise in die Zielgerade. Und da gibt es noch einiges zu tun. Übrigens - während unserer Indienreise werden wir diesen Blog ein wenig umfunktionieren und ausnahmsweise über eine Reise ohne WoMo berichten. Es lohnt sich also, auch mal während der sonst üblichen Winterpause bei unserem Blog vorbeizuschauen …  


Samstag, 21. September 2019

96. WoMo-Fahrt "In Ca Savio und Hermagor waren wir noch nie zuvor"

vom 11. September bis 21. September 2019 
von Innsbruck-Jesolo-Ca Savio-Hermagor-Innsbruck - 981 km
Vespa    km

Mittwoch, 11. September 2019
Kleine Vorbemerkung - wir haben endlich die Lichtleiste unseres Motorradträgers erneuern lassen. Über ein Jahr lang waren wir mit einer notdürftig reparierten Leiste unterwegs, jederzeit hätten uns sämtliche Lichtkabel abreißen können. Das ist jetzt Geschichte, Robert Batkowski hat das in seiner gleichnamigen Stahlbaufirma wunderbar hingekriegt. Wir haben ihm unser Wohnmobil am Montag um 9 Uhr vor die Firmentür gestellt und am Nachmittag war die Arbeit schon erledigt. Schaut richtig gut aus und jetzt haben wir am Träger endlich richtiges Licht, das andere hat ja nur sehr schwach geleuchtet. Gernot hat eh schon gescherzt, da hätte man gleich ein gewöhnliches Teelicht hinter das Glas stellen können …
Am Mittwoch sind wir dann wie geplant um 10 Uhr von unserer WoMo-Garage in Innsbruck abgefahren, um diese Zeit sollten wir in keine Staus geraten. Unser Ziel ist die Obere Adria, Gernot hat vor geraumer Zeit einmal nebenbei bemerkt, dass er heuer gerne noch einmal ans Meer fahren würde. An ein europäisches Meer wohlgemerkt, denn Indien mit seinen zahllosen traumhaften Stränden liegt ja noch vor uns. Aber noch sind wir in Europa und so ist schnell der Entschluss gereift, dass wir vorerst einmal nach Jesolo fahren werden, alles andere ergibt sich dann eh irgendwie unterwegs …


Bei der Mautstelle Schönberg dann eine kleine Überraschung - wir waren sicher, dass unsere Jahreskarte für die Brennerautobahn längst abgelaufen sein müsste. Wie wir aber zum Mauthäuschen gekommen sind, hat sich der Schranken wie von Geisterhand geöffnet und wir sind gratis durchgefahren. Keine Ahnung, wann wir uns die Jahreskarte gekauft haben, schlicht und einfach vergessen …
Bezüglich der genauen Fahrtstrecke nach Jesolo haben wir uns erst auf der Autobahn entschieden. Man könnte auch bei Brixen ins Pustertal abbiegen, das wäre sogar um einige Dutzend Kilometer kürzer und billiger, weil weniger Autostrada. Aber schließlich siegte die Bequemlichkeit und wir sind auf der Autobahn geblieben.
Irgendwann sind wir unterhalb von Trient stehengeblieben, Gernot hat Kaffee-To-Go aus der Raststätte geholt und wir haben ein zweites Spätfrühstück genossen. 

Danach sind wir über Verona in Richtung Venedig weitergefahren, bis wir zur Abzweigung nach Jesolo gekommen sind. Der Verkehr war mäßig, allerdings sind irrsinnig viele LKW unterwegs, wir haben wohl hunderte davon überholt.
Wir wissen schon seit Tagen, dass wir den Campingplatz „Dei Dogi“ in Lido di Jesolo anfahren werden. Da waren wir vor gut zweieinhalb Jahren schon einmal und der Platz ist mit 12 Euro (Danke ACSI!) sehr günstig. Wir werden gleich ein paar Tage lang hierbleiben, dann schauen wir weiter.
Nach gut 420 Kilometern sind wir dann beim „Dei Dogi“ vorgefahren und Ilse hat uns gleich den Platz gecheckt. Weil hier die WoMo in langen Reihen nebeneinanderstehen, haben wir die Vespa am großen Parkplatz vor dem Campingplatz abgeladen. Schnell waren wir an unseren Platz C 120 eingerichtet, Strom angesteckt, fertig. Der Campingplatz ist nicht einmal halb ausgebucht, logisch, es ist ja schon Nachsaison. 


Nach einer kurzen Verschnaufpause haben wir uns dann mit der Vespa aufgemacht und sind in die Einkaufsmeile(n) nach Jesolo rüber gedüst. Herrlich, der Fahrtwind ist ein Traum, obwohl es eh nur sehr erträgliche 27 Grad hat. In Jesolo sind wir dann ein bisschen den Strand entlang spaziert und haben einen ersten italienischen Kaffee getrunken. Nahezu alle Strandliegen sind leer, nur sehr vereinzelt sind noch SonnenanbeterInnen zu sehen. Auch im Wasser ist kaum jemand, obwohl das Meer mit seinen 23 Grad angenehm warm ist.
Lange sind wir dann aber nicht sitzen geblieben, wir brauchen noch ein paar Sachen für die Jause am Abend. Wir finden einen „PIU“ Supermarkt und kaufen uns Schinken, Salami und aufgeschnittenen Käse, dazu Tomaten, Brot und natürlich die unvermeidlichen Schoko-Puddings für Gernot.
Beim Flanieren über die Einkaufsstraße ist uns natürlich bereits die erste Magnet-Vespas angesprungen und eine nette Postkarte mit roter Vespa drauf haben wir auch gefunden. Die schicken wir uns wieder selber, mal schauen, wie lange es diesmal dauert. Obwohl - dieses Mal könnte es ruck-zuck gehen, denn die Verkäuferin der Karte hat uns den wertvollen Tipp gegeben, die Post ja nicht in einen roten Briefkasten einzuwerfen. Ausschließlich in die gelben, denn nur die sind für die Auslandspost vorgesehen. Wir können uns allerdings beide nicht erinnern, jemals einen gelben Briefkasten in Italien gesehen haben. Die roten hingegen begleiten uns seit unserer frühesten Kindheit. Na, das wird ja wieder was werden …
Wir haben dann vor dem WoMo einen lässigen Pasch angefangen, aber ca. bei Halbzeit hat uns der Hunger überwältigt. Mit einer gepflegten Jause haben wir ihn aber schnell in die Schranken weisen können, von daheim hatten wir sogar noch drei gekochte Eier mit dabei. Den Pasch haben wir dann schon im Inneren unseres Häuschens fertiggespielt, nach Sonnenuntergang wird es doch relativ schnell frisch. Herrlich, was für ein gravierender Unterschied zum Sommer - da brütest du noch um 22 Uhr bei 34 Grad. Also, Nachsaison hat definitiv was …


Donnerstag, 12. September 2019
Die Nacht war wirklich fein, es ist erstaunlich ruhig hier am Platz. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass in der Nachsaison fast nur noch „Profi-Camper“ unterwegs sind, man sieht unter den unzähligen Wohnmobilen kaum ein Leih-Fahrzeug. Und die Profis unter den Campern wissen sich in der Regel auch zu benehmen. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass sich viel weniger Kinder als sonst am Platz befinden, denn in Deutschland, Holland, Österreich etc. hat ja wieder die Schule angefangen. So sind wir gemütlich um 8 Uhr aufgestanden und haben den Tag mit einem guten Kaffeefrühstück begrüßt.
Heute ist Markttag in Cortelazzo, keine Frage, dass wir dort hinfahren. Der kleine Ort liegt gleich neben Lido di Jesolo, es werden kaum mehr als fünf Kilometer dorthin sein. Weil die Temperatur noch nicht über die 20-Grad-Marke geklettert ist, ziehen wir uns ausnahmsweise die Jacken an, im Schatten könnte es sonst zu kühl werden. Und wer will das schon …?


Den Markt finden wir natürlich auf Anhieb, er ist auch wirklich nicht zu übersehen. Wir suchen uns ein feines Schattenplätzchen für unsere Vespa und latschen dann den ganzen Markt ab. Der letzte Schrei sind momentan gerade Lautsprecherboxen in jedweder Ausführung - vom martialischen Riesenteil im Camouflage-Look, über niedliche Mini-Boxen, bis hin zum VW-Bully-Speaker, alles da. Sogar eine Box in Form einer Bulldogge wäre zu kaufen gewesen - nix für uns, wir haben nicht einmal nach den Preisen gefragt. Doch irgendwann werden wir uns wohl auch so ein Teil zulegen, aber wenn dann nur ein Markengerät, Bose, JBL oder so. Wie der Michi eines gehabt hat auf seiner Plätte.
Sonst hat der Markt nicht besonders viel hergegeben, das Übliche halt. Handy-Covers bis zum Abwinken, jede Menge Handtaschen/Gürtel/Geldbörsen-Händler und T-Shirts, T-Shirts, T-Shirts. Wir haben aber auch die Rote-Vespa-Leibchen diesmal auf ihren Ständern hängen lassen, T-Shirts haben wir nun wirklich genug. Aber natürlich haben wir bereits vorher gewusst, dass wir den Markt nicht ohne Beute verlassen würden. Und so ist es dann auch gekommen, wir sind dem unvergleichlichen Geruch frisch gebratener Hendln gefolgt und beim entsprechenden Verkaufswagen haben wir zugeschlagen. Das ganze Huhn war für 5,90 Euro zu haben, wir haben dann dem Angebot des Verkäufers nicht widerstehen können und zwei (!!) ganze Hendln für 10 Euro mitgenommen. Na das wird ein Gelage werden …
Wir haben dann den Sack mit unsere Knusperhühnchen zum Campingplatz gefahren und wie gehabt am Außenspiegel des WoMo aufgehängt. Wir essen sie am liebsten lauwarm und mit den Resten machen wir uns morgen ein gutes Abendessen.
Nach einer Mini-Verschnaufpause sind wir dann wieder mit der Vespa ausgerückt. Wir werden, so wie es ausschaut, den Campingplatz wechseln. Nicht, dass es uns hier im „Park dei Dogi“ nicht gefallen würde, aber ein wenig Abwechslung darf ruhig sein. Weil wir ja sowieso einen Venedig-Ausflug geplant haben, wollen wir uns der Lagunenstadt campingplatztechnisch ein wenig annähern. Die beste aller Ilsen hat natürlich schon ein Ziel auserkoren, wir werden uns den Campingplatz „Camping Ca‘ Savio“ anschauen. Der Platz liegt - nomen est omen - im relativ kleinen Ort Ca‘ Savio und er ist nur wenige Kilometer von der Schiffsanlegestelle entfernt, von wo aus die Boote nach Venedig rüber schippern.
Von Jesolo aus sind es gut 25 Kilometer nach Ca‘ Savio und mit der wendigen Vespa ist die Fahrt sehr lässig. Weniger lässig ist, dass ein großer Teil der Strecke durch Alleen führt und die Wurzeln der Bäume an unzähligen Stellen die Asphaltdecke angehoben haben. Teilweise 20 Zentimeter und mehr ragt der aufgebrochene Belag in die Höhe. Wenn man da mit einem feschen 70er drüber rumpelt, dann „Habe die Ehre“! Naturgemäß liegen diese gefährlichen Ausbuchtungen immer im Schatten der jeweiligen Bäume, diese „Abschussrampen“ sind also erst im letzten Augenblick zu sehen. Zum Glück ist kaum Verkehr, in unsere Richtung so gut wie gar keiner, und so kann Gernot vor den gefährlichen Hindernissen oft noch einen Haken schlagen wie ein Hase. Die Vespa verzeiht uns solche abrupten Lenkbewegungen dankenswerterweise, zumindest bis jetzt … 
 
Wir kommen gut in Ca‘ Savio an und fahren ohne Umschweife zum Campingplatz. Also - ungelogen: Auf so einem Moloch von Campingplatz waren wir noch nie zuvor. Es gibt hier tatsächlich über 800 (!!) Abstellplätz für WoMos bzw. Wohnwägen, und zusätzlich noch 324 (!!) Plätze in bereitgestellten Bungalows, Chalets, Mobil-Homes, riesigen Zelten und silberglänzenden, so genannten Air-Streamers.  Kurzum, ein Wahnsinn. Was da wohl in der Hochsaison los ist? Da halten sich dann wahrscheinlich einige tausend Leute gleichzeitig am Platz auf, da wird es sich ordentlich abspielen.
Wir informieren uns an der Rezeption, alle Angestellten sind mindestens dreisprachig. Ilse gibt ihren Ausweis ab und so dürfen wir uns am extrem weitläufigen Gelände umsehen. Mit unserer ACSI-Karte dürfen wir uns einen Platz ab Straße 20 frei wählen. „Ab Straße 20“ sagt eh schon einiges über die Dimension des Platzes aus. Wir latschen mindestens einen Kilometer die Hauptstraße entlang, von der alle ca. 20 Meter links und rechts eine Straße mit zahlreichen Stellplätzen abzweigt. 


Wir wandern bis zur Straße Nummer 46 (!!) vor, das ist ungefähr nach zwei Dritteln der Gesamtstrecke. Die Straße 46 ist extrem dicht mit großen Bäumen bewachsen, wie eigentlich fast alle Plätze hier. Es ist richtiggehend dunkel hier herinnen und dementsprechend fein kühl. Wie dann noch direkt neben uns ein wunderschöner Eichelhäher landet, war die Entscheidung gefallen, wo wir uns ab Samstag niederlassen werden. Noch dazu, wo sich eines der Waschhäuser schräg gegenüber unserer Straße befindet.
Am Retourweg kommen wir an einem Restaurant vorbei, das aber am Samstag schon geschlossen sein wird. Wurscht, es gibt ja noch ein richtig großes Restaurant hier, direkt neben dem sehr großzügigen Swimmingpool. Neben den Swimmingpools, denn es gibt gleich mehrere Becken. So wie es auch mehrere Supermärkte am Platz gibt, einer davon ist so groß, der könnte ohne weiteres auch in einer Kleinstadt stehen. Sehr lässig und sehr lässig ist auch, dass uns der Aufenthalt hier nur 16 Euro pro Tag kostet, inklusive Strom und Duschen. Letztere sind aber ohnehin gratis, übrigens ist jede der vielen Dutzend (!!) Duschkabinen mit eigener Toilette und Waschbecken ausgestattet. So viele komplett eingerichtete Badezimmer haben wir auch noch nie zuvor gesehen.
Von der ausgiebigen Besichtigungstour haben wir uns dann natürlich erholen müssen und sind ins Cafe neben der Rezeption eingekehrt. Dort haben wir uns köstlichen Kaffee einverleibt, dazu ein Croissant für Gernot und ein „Grinsegesicht-Dolci“ für Ilse.
Nach dem feinen Break sind wir dann zur Schiffsabfahrtsstelle gefahren. Typisch italienisch waren dann wieder einmal die Hinweisschilder dorthin, denn auf einer der Tafeln war unser Ziel „Punta Sabbioni“ mit 6 Kilometern angeschrieben, keine 300 Meter weiter waren es dann nur noch 2,2 Kilometer. Ein Wurmloch? Wurscht, wir haben anstandslos zum Hafen hingefunden und als erstes hat Ilse abgecheckt, wo wir hier unsere rote Prinzessin gratis abstellen können. Passt, wir haben ein perfektes Parkplätzchen gefunden, noch näher an der Schiffsablegestelle dran, als der Platz für 5 Euro pro Tag.
Schnell haben wir dann herausgefunden, dass wir schon hier das Touristen-Tages-Ticket für je 20 Euro kaufen können. Damit fahren wir nicht nur zur Piazza San Marco rüber, sondern können mit diesem Ticket auch alle Boote in Venedig benützen. Sehr fein.
Nachdem das Wichtigste erledigt war, haben wir uns noch ein wenig bei den Souvenirständen herumgetrieben und gleich drei Magnet-Vespas gefunden. Freut uns, denn mit je drei Euro sind das recht billige Andenken.
Nach dem kleinen Rundgang sind wir mit unserem Roller zum Leuchtturm von Ca‘ Savio gefahren, die letzten paar Meter bis dorthin haben wir uns dann aber gar nicht angetan. Für einen Spaziergang in der prallen Sonne ist es uns eine Spur zu warm, auch wenn wir die 30-Grad-Marke auch heute nicht erreichen werden. Eh fein. 

Am Retourweg sind wir dann an eine recht interessanten „Skulptur“ vorbeigekommen - in einer riesigen Plastikflasche waren tausende Schraubverschlüsse gesammelt, teilweise farblich sortiert. Und vor dem Kunstwerk stand ein großer Korb, in den die Anwohner ihre gesammelten Kunststoff-Drehverschlüsse schütten. Irgendwann wird mit diesen Kappen das Kunstwerk erweitert - eine wahrhaftiges „Denk mal“! Gefällt uns.
Wir fahren die gleiche Strecke nach Lido di Jesolo zurück und weil wir vor 15 Uhr dort ankommen, muss die Vespa vorerst draußen bleiben. Kein Problem, auch wir sind große Freunde einer streng eingehaltenen Mittagsruhe. Später hat Gernot dann unseren Roller wieder an seinen Platz neben dem WoMo gefahren, übrigens ausnahmsweise nur in Badelatschen und mit ohne Helm. Einmal kann man das durchgehen lassen …
Weil unser Platz am späten Nachmittag in der Sonne liegt, haben wir uns am Platz gegenüber in den Schatten verfügt und einen feinen Pasch gemacht. Kaum hatten wir unser Spiel beendet, da sind wir wieder auf unseren eigenen Platz übersiedelt und haben uns zielgerichtet über die Hendln hergemacht. Was für ein köstliches Essen immer wieder und zum Glück ist noch jede Menge für morgen übriggeblieben. Das wird Gernot dann mit den von daheim mitgebrachten, getrockneten Tiroler Steinpilzen (Danke Markus!) zu einem feinen Geschnetzelten zusammenköcheln.
Später sind wir dann, wie jeden Abend, fein vor unserem WoMo gesessen und haben den umherschwirrenden Moskitos ein leckeres Abendmahl geboten. Da sind wir nicht so. Obwohl wir natürlich versucht haben, die Stechteufel mit unserem bewährten Fluid abzuwehren. Aber leider stehen die Biester eher darauf, muss man hinnehmen. So schlimm war es dann eh nicht, keiner von uns hat mehr als zehn Stiche abgekriegt, das passt schon. Wir haben eh eine Fenistil-Salbe im Kühlschrank …




Freitag, 13. September 2019
Beim Aufstehen fühlt sich Gernot ziemlich lasch, beinahe schon halb-krank. Tatsächlich muss er sich nach dem Frühstück noch ein bisschen niederlegen, aber nach diesem Zweit-Schläfchen passt dann wieder alles. War da etwa ein Männerschnupfen im Anmarsch? Wir wissen es nicht …


Wir wollen heute nach Caorle rüberfahren und gegen 11 Uhr setzen wir dieses Wollen in die konkrete Tat um. Zuerst geht es nach Cortelazzo rüber, dort hoffen wir, dass wir wieder jene kleine Straße finden, auf der wir damals so lustvoll unterwegs gewesen sind. Wir wussten ja schon vorher, dass der Weg zu dieser Straße ziemlich kompliziert zu finden ist, wie erinnerten uns, dass wir damals ein Stück gegen eine Einbahn und ein paar Meter auf einem Radweg gefahren sind. Leider finden wir diese Straße heuer nicht, wurscht, müssen wir halt die Bundesstraße nehmen. Dafür geht es dort ordentlich zur Sache und mit meist 70 km/h fliegt uns Caorle nur so entgegen. Immerhin sind es an die 30 Kilometer dorthin und um nicht unnötigerweise von der Tank-Warnlampe gestresst zu werden, füllen wir unseren Roller mit Benzin auf. Zum Glück finden wir eine Tankstelle mit „Zahl-Mandl“, eh eine Seltenheit mittlerweile in Italien. Meist gibt es nur Tankautomaten und unsere EC-Karten werden dort je nach Tagesform akzeptiert oder nicht. Diesmal war wie gesagt ein Kassier vor Ort und nach Bezahlung von wohlfeilen 6 Euro 25 konnten wir unsere lässige Vespa-Tour fortsetzen. In Caorle kennen wir uns (bzw. kennt sich Ilse) schon ein wenig aus und so verwundert es nicht, dass wir ohne Umweg ins Zentrum finden und unseren Roller direkt am Eingang zur Fußgängerzone einparken.

Es ist wirklich angenehm, bei diesen Temperaturen durch die teils engen Gassen der malerischen Stadt zu flanieren. Auch wenn man einmal einen schattenlosen Platz überquert, büßt man das nicht mit Schweißausbrüchen. So haben wir Zeit und Muße, dass wir uns an allen Souvenirständen ausgiebig umsehen und bald einmal haben wir zwei Vespa-Magneten und ein nette Vespa-Postkarte gefunden.
Wir sind dann die ganze Fußgängerzone abgelaufen und etwas außerhalb davon sind wir in eine Art „Kunsthandel-Geschäft“ eingetreten. Dort hat Ilse für unsere Schlafzimmer-Galerie ein wunderhübsches Bild von Caorle gekauft, mit Original-Autogramm der Künstlerin und für lediglich 11 Euro. Sehr schön.
Nach dem Kauf des Bildchens spürten wir dann ein immer stärker werdendes Hungergefühl heranwachsen, das geht schon mal gar nicht. Exakt in dem Moment, in dem sich Gernot dachte „Ein Kebap wäre mal wieder gut“ entdeckten wir genau gegenüber des Kunstgeschäftes das einladende Schild „Cafe Istanbul“. Unsere Annahme, dass es hier wahrscheinlich weder Pasta, noch Pizza geben würde, bewahrheitete sich sogleich nach unserem Eintritt und keine zehn Minuten später hatte Gernot seinen „Istanbul Kebab Teller mit Alles und Pommes“ auf dem Teller. Ilse begnügte sich mit einem Hotdog, aber auch sie ist satt geworden. Für alles zusammen plus Cola haben wir dann faire 17 Euro abgelegt, bedient wurden wir übrigens von einem Mädchen, das noch keine dreizehn Jahre alt war. Trotzdem hat sie ihre Arbeit (sie hat gekellnert und kassiert) ausgesprochen gut erledigt und wir hörten sie während unseres Aufenthaltes in Italienisch, Englisch und Türkisch mit Gästen sprechen, mit uns hat sie gutes, eigentlich sogar fehlerfreies, Deutsch geredet. Chapeau!
Mit dem anatolischen Essen im Bauch sind wir gestärkt nach Jesolo zurückgefahren, im Hinterkopf hatten wir natürlich die kleine Straße, die von Eraclea wegführt. Und tatsächlich, von der „anderen“ Seite kommend hat Ilse die für uns wichtige Brücke entdeckt, wir sind wie damals gegen die Einbahn und ein Stückchen auf dem Radweg gefahren und dann lag sie vor uns - eines der geilsten Sträßchen, das wir kennen. Es ist ganz einfach herrlich, ja unbeschreiblich lässig, über diese Straße zu cruisen. Es werden wahrscheinlich keine 15 Kilometer sein, aber wir haben jeden Meter davon genossen.

Bei ca. der Hälfte der Strecke sind wir dann wieder zur Mautbrücke gekommen, die über einen sehr schmalen Fluss führt. Mit der Vespa hätten wir 30 Cent bezahlt, mit dem WoMo 1 Euro. Aber wir wissen ja nicht einmal, wozu wir hier auf die andere Seite wechseln sollten, aber möglicherweise ist es ja eine große Abkürzung irgendwohin? Vielleicht schauen wir uns das an, wenn wir noch einmal in die Gegend kommen. Und das werden wir mit ziemlicher Sicherheit, wenn auch garantiert nicht mehr in der Hochsaison.
Wir sind dann von dieser wunderbaren Straße bis Cortelazzo gefahren, von da sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Campingplatz. Erst einmal die Beine langmachen und dann unter die Dusche. Nach einem feinen Pasch sind wir dann zum Strand gefahren, mit der Vespa, auch wenn es nur ein guter Kilometer Fußweg wäre. Aber dafür haben wir ja unser Moped mit, außerdem müssen wir danach noch einkaufen. Am Strandabschnitt „Alessandro del Piero“ sind wir in unser Stamm-Strandbar gegangen und haben uns dort einen Kaffee und ein kleines Bier gegönnt. Und natürlich den Blick aufs Meer genossen. Es ist einfach herrlich, dass man ohne Weiteres auch mal eine Viertelstunde lang in der Sonne sitzen kann, ohne von einem Hitzschlag getroffen zu werden. Im Juli oder August hingegen ist jedes noch so kleine Schattenplätzchen Gold wert …

Dann ist es eh schon Zeit geworden, zum nahegelegenen Supermarkt auszurücken. Wir waren ziemlich verwundert, dass das Geschäft geschlossen war und rüttelten an der Eingangstür. Das heftige Klopfen von Ilse an die Tür war dann sogar bis ins gegenüber liegende Cafe zu hören, denn dort gönnten sich die Betreiber ein fesches Käffchen. Schnell kamen sie angeschnauft und wir durften ihnen Panna, Tomätchen und feine Bandnudeln abkaufen. Wir sind zum Platz zurück und Gernot hat sich um die Zubereitung des Abendessens gekümmert. Viel war dafür nicht zu tun, Steinpilze einweichen, Zwiebel und Hühnerfleisch aufschneiden und danach alles zusammenköcheln. Am Schluss noch die Panna dazu, Gewürze und Sojasauce - fertig war das wirklich gute Essen. Die Nudeln waren auch gut, wenngleich wir frischgemachte Pasta bevorzugen. Die waren im kleinen Geschäft aber nicht zu kriegen.
Nach dem Superschmaus haben wir dann mit kalten Drinks noch einen feinen Abendausklang genossen - morgen geht’s wieder weiter. Nach Ca‘ Savio, sind eh nur ein paar Kilometer bis dorthin.


Samstag, 14. September 2019
Nach einer wunderbar leisen Nacht und einem guten Kaffee am Morgen hatten wir vorerst nur ein Ziel - wir sollten vor 13 Uhr am Campingplatz „Ca‘ Savio“ ankommen, weil wir sonst wegen der Mittagsruhe erst um 15 Uhr wieder zufahren könnten. Aber das wird sich natürlich locker bewerkstelligen lassen.
Das Aufbruchsprogramm geht uns relativ leicht von der Hand, relativ deshalb, weil die Vespa heute beim Aufladen ein klein wenig gebockt hat. Aber eh nur, weil sich unser Auffahrtskeil unter die Rampe geschoben hat und der Winkel deshalb zu steil war. Passiert halt manchmal, vor allem auf Schotter-Untergrund. Wurscht, mit ein wenig rangieren ist das Moped dann brav auf seinen Platz gerollt und wurde dort von Ilse in bewährter Manier festgezurrt. Den 200 Meter langen Weg zu den Duschen haben wir uns dann gar nicht zu Fuß angetan, sondern sind gleich mit dem WoMo auf den Parkplatz hinausgefahren. Von dort sind es nur wenige Schritte bis zum Sanitärhaus und wir haben uns in aller Ruhe geduscht. Dann aber nix wie los, Ca‘ Savio, wir kommen.
Die 23 Kilometer bis zu unserem Ziel waren natürlich schnell heruntergespult, noch dazu hat uns kein Verkehr aufgehalten. Am Campingplatz ist dann die Anmeldung schnell erledigt gewesen und wir sind zur bereits ausgewählten „Straße 46“ gefahren. Dort sind wir dann in einem Zug auf den Platz gefahren, Strom angesteckt, Vespa abgeladen, Tisch und Stühle aufgestellt - keine 10 Minuten nach unserer Ankunft waren wir schon wieder voll im Camper-Modus. Zum Strand sind es auch nur wenige Meter, den werden wir uns natürlich anschauen.

Wir sind dann im Supermarkt am Platz einkaufen gegangen, Schinken, Käse, Salami, Parmesan, Tomaten, Butter, Milch, Tortellini con Carne, Salat, Dressing, Chips, Wein usw. Gut, dass wir mit dem Moped hergefahren sind, denn zu unserem Platz sind es mindestens 800 Meter! Die ganze Hauptstraße ist sicher weit über einen Kilometer lang, den Weg muss man ja nicht zwangsweise mehrmals am Tag gehen …
Vom Einkaufswahnsinn haben wir uns dann bei kühlen Drinks vor dem WoMo erholen müssen. Später sind wir dann doch noch einmal aufgebrochen, diesmal tatsächlich zu Fuß, und haben uns im Supermarkt so Gelsen-Spiral-Dinger gekauft. Die zündet man an, stellt sie unter bzw. auf den Tisch und der Rauch vertreibt angeblich die hautflügeligen Plagegeister. Mal sehen. 10 Stück kosten 2 Euro, wenn es funktioniert, dann ist das eine sinnvolle Investition. Denn dass die Gelsen (von wegen Gelsen: Gernot hat auch schon eine Tiger-Mücke gekillt!) hier besonders lästig sind, das wissen wir bereits. Und sie kommen nicht nur in der Dämmerung, sondern sind den ganzen Tag über präsent. Deshalb gibt es in der Rezeption auch den Hinweis, dass jeden Donnerstag der Mücken-Bekämpfungs-Trupp mit dem Sprühwagen unterwegs ist, man möge während dieser Zeit Zelte, WoMos und Wohnwägen tunlichst geschlossen halten …
Nach einem unterhaltsamen Pasch haben wir uns mit Salami, Käse und Brot einen guten Jäusler gemacht und sind danach - quasi als Verdauungsspaziergang - zum Meer hinunter gegangen. Wir haben es uns auf den großen Steinen eines Wellenbrechers „gemütlich“ gemacht und den schönen Tag fein zu Ende gehen lassen.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit sind wir dann vor dem WoMo gesessen und haben uns am Casino rund um uns amüsiert. Immer wieder pilgern Familien, vom Strandbesuch kommend, an uns vorbei, die mitgeführten Bollerwägen sind mit Kindern und deren Spielzeug bzw. mit Strandbedarf bis oben hin angefüllt. Ein vielleicht vierjähriges Mädchen radelt mit ihrem Kinderfahrrad (übrigens ohne Erwachsenen-Begleitung) an uns vorbei und singt fröhlich und im österreichischen Dialekt das Liedchen „Jo, mir sein mit’n Radl do …“ Sehr süß. Dann flitzen wieder lautlos E-Biker vorbei oder ein Campingplatz-Mitarbeiter mit seinem elektrischen Golfwagen. Manche dieser Golfwägen sind mit mehreren Sitzplätzen ausgestattet, sie dienen hier sozusagen als platzinterne Buslinie, denn wie gesagt, die Wege sind teilweise verdammt weit.
Die Mückenabwehr-Spiraldinger funktionieren blendend, so hat Gernot lediglich einen einzigen Stich abgekriegt, den allerdings ins Genick, denn bis dorthin sind die Rauschwaden scheints nicht vorgedrungen. Aber ein Stich ist okay, wenngleich die Schwellung so groß ist wie eine Kirsche. Oder wie eine Datterini, wie Gernots Lieblingstomaten heißen.
Dann ist eigentlich nur noch das allabendliche Duschen auf dem Programm gestanden - die hier dutzendfach vorhandene Toilette-Dusche-Waschbecken-Kombination sind echt lässig, das würden wir uns für jeden Campingplatz wünschen. Obwohl die Armaturen und so schon ziemlich abgenützt sind. Aber es ist sauber, das zählt weit mehr als eine modernere Ausstattung.

Sonntag, 15. September 2019
Die Ruhe hier am Platz ist wirklich außergewöhnlich, erst als gegen 8 Uhr 30 die ersten Fahrzeuge über die Hauptstraße fahren, sind überhaupt Geräusche zu hören. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass auf diesem Platz keine Hunde zugelassen sind. Gernot ist das noch gar nicht aufgefallen, erst als es ihm Ilse gesagt hat. So fällt schon einmal das unvermeidliche Gekläffe weg, wobei wir nix gegen Hunde haben. Das Problem befindet sich ohnehin immer am anderen Ende der Leine.
Das Wetter wird heute wieder schön werden, trotzdem haben wir vorerst keine besonderen Aktivitäten geplant. Nach dem Frühstück hat Gernot ein wenig unseren Blog zurechtgebogen und Ilse hat zuerst Fotos sortiert und anschließend unsere neue GoPro Kamera ausprobiert. Schon nach den ersten Versuchen hat Ilse das große Grinsen im Gesicht, denn die Action-Kamera funktioniert ausgezeichnet. Schon die allerersten Videosequenzen zeigen deutlich, was in dem Mini-Ding steckt und wieviel Freude uns die GoPro noch bereiten wird. Sie darf natürlich auch nach Indien mitkommen … 


Wir haben in „unserer“ Straße 46 übrigens gezählte fünf Eichelhäher, die ziemlich ohne Scheu sind. Zwar gehört das von uns angebotene Weißbrot nicht zu den Lieblingsspeisen der wunderschönen Vögel, gestritten haben sie sich trotzdem um jeden Happen. Ilse hat die Eichelhäher bis auf zwei Meter herangelockt, ein bisschen mehr Geduld und die Vögel würden uns wohl auch aus der Hand fressen …
Die Essensfrage hat sich dann auch schnell geklärt, wir werden der Pizzeria am Platz einen Besuch abstatten. Wir tun uns die ca. 800 Meter bis dorthin aber nicht zu Fuß an, sondern nehmen die Vespa. Wir essen beide eine Pizza und sind eigentlich ganz zufrieden damit. Ein kulinarisches Feuerwerk sind die Teigfladen zwar nicht unbedingt, aber auf einem Campingplatz kann man sie ohne Weiteres durchgehen lassen. Vor allem für je 8 Euro.
Obwohl eigentlich ab 13 Uhr Fahrverbot am gesamten Campingplatz herrscht, sind wir nach dem Essen illegal mit dem Roller zum WoMo zurückgeschlichen und haben so wenig als möglich Geräusche dabei verursacht. Hat sich aber zum Glück eh niemand darüber aufgeregt …
Wir haben uns danach zu einem vermeintlich kurzen Mittagsschläfchen hingelegt und gleich bis nach 16 Uhr gepennt. Dann hat uns aber die Unternehmungslust gepackt und wir sind mit der Vespa ausgefahren. Wir wollen nach Punta Sabbioni rüber düsen, weil von dort die Schiffe nach Venedig abgehen. Morgen werden wir ja in die Lagunenstadt fahren, da wollen wir heute schon wissen, von wo und wann genau unser Schiff in Richtung Markusplatz losfährt. Unser Moped parken wir wieder einmal richtiggehend unverschämt direkt am Pier, dieses freche Abstellen ist uns längst eine liebe Gewohnheit geworden. Und obwohl wir die letzten Meter bis zu unserem Parkplatz über einen Fußweg zufahren müssen, ernten wir keine bösen Blicke - im Gegenteil, unsere rote Prinzessin kriegt mal wieder ordentlich Lob ab für ihr hübsches Aussehen.

Das mit der Abfahrtsstelle ist dann rasch geklärt, die Abfahrtszeiten sind gar nicht so wichtig, es fahren andauernd Schiffe nach Venedig rüber, länger als eine halbe Stunde werden wir nicht warten müssen. 


Wir setzen uns dann in die „Lollo Bar“ am Hafen und genießen einen fulminanten „Mocktail“ - also einen alkoholfreien Cocktail (Gernot) und einen ebenso fantastischen Eiskaffee (Ilse). Dass man außerhalb Italiens nirgendwo einen ähnlich guten Eiskaffee kriegen kann …
Nach dem feinen Break in der „Lollo Bar“ sind wir wieder zum Campingplatz zurück und haben im dortigen Supermarkt noch einen Schoko-Kuchen und einen Kakao besorgt. Das wird heute unser Abendessen, die Pizza zu Mittag hat ordentlich ausgegeben.
Später sind wir dann zum Strand runterspaziert und haben auch dort ein bisschen mit der GoPro rumgespielt. Das heißt, Ilse hat gefilmt, denn es ist schließlich auch ihr Geburtstagsgeschenk gewesen. Wieder sind die Videos super geworden, Mensch - was werden wir diesmal von Indien geile Bilder mitbringen … Wir haben dann - fein auf unserer Picknickdecke im warmen Sand sitzend - noch lange die Ausfahrt eines gigantischen Kreuzfahrtschiffes beobachtet, das vom Canale Grande ins offene Meer gecruist ist. Wahrhaftig eine schwimmende Stadt. Doch so sehr uns solche Riesenschiffe auch faszinieren, für uns wäre das nichts. Wir sind Nomaden, tagelang auf ein und demselben Schiff sein zu müssen, ist uns eher eine Alptraumvorstellung …
Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir dann wieder vor unserem WoMo gesessen, eingehüllt in eine wohlriechende Wolke der Anti-Mücken-Spiralen. Die funktionieren derartig gut, dass wir sie später sogar ins WoMo hinein mitnehmen. Zwar riecht es dann herinnen gleich einmal wie in einer Speck-Selche, aber das ist es uns wert. Keiner hat einen Stich abgekriegt, das allein zählt …
Dann haben wir noch via WhatsApp Sigrid und Markus angerufen, beide Video-Telefonate haben super funktioniert. Vor allem Sigrid taugt das total, denn so können wir auch während unserer monatelang dauernden Indienreise stets in Kontakt bleiben. Und das ganze kostenlos, schon erstaunlich, wie viel den Social-Media-Konzernen unsere Daten wert sind. Besser gar nicht zu viel darüber nachdenken. Dass wir immer mehr zu „gläsernen Menschen“ werden, ist nun mal der Preis für sämtliche Vorteile der so genannten Smartphones …

Montag, 16. September 2019
Heute geht’s nach Venedig rüber. Wir haben es aber nicht eilig und frühstücken in aller Ruhe. Gegen 10 Uhr sind wir dann mit der Vespa nach Punto Sabbioni rüber und haben unser Moped am offiziellen Motorrad-Parkplatz abgestellt. Zur Vorsicht haben wir die Vespa an einer Stange angekettet, so kann sie uns nicht abhauen.
Das Hafengelände ist voll von Menschen und es bilden sich lange Warteschlangen zu den laufend abfahrenden Passagierschiffe. Wir kaufen uns die Touristentickets zu je 20 Euro und reihen uns dann unter den Wartenden in Richtung Markusplatz ein. Das Wetter ist wolkenlos, vor der prallen Sonne flüchten wir in den Schatten. Man muss ja nicht zwangsläufig verschwitzt in Venedig ankommen.
Wie erwartet mussten wir nur knapp eine halbe Stunde lang warten, dann wurden wir an Bord gelassen. Die Fahrt zur Lagunenstadt rüber wird an die 40 Minuten betragen haben, ein frisches Lüftchen sorgte für eine feine Kühlung.
Wir sind an der Station „Zaccaria“ ausgestiegen, die liegt unmittelbar neben dem Markusplatz. Obwohl bereits Nachsaison, sind unglaublich viele Menschen unterwegs. Eh klar, der Markusplatz ist ja ein Muss bei jeder Venedig-Besichtigung, also muss jeder und jede hier her. Wir eh auch. Allerdings reihen wir uns nicht in die unendliche Warteschlange ein, um den Dom zu besichtigen. Uns genügt sein schöner Anblick von außen. Auch dem legendären „Cafe Florian“ statten wir diesmal keinen weiteren Besuch ab, einen Cappuccino kann man in Venedig auch unter 14 Euro (!!) kriegen und auch ein Coca-Cola kostet nicht überall 12 Euro. Von den je 8 Euro für die Musik und den je 5 Euro Coperto mal abgesehen …

Zwar kennen wir Venedig mittlerweile ziemlich gut, wir sind hier wahrscheinlich schön öfter gemeinsam herumspaziert, als in Landeck oder in Kufstein. Trotzdem ist es immer wieder herrlich, in den engen Gassen verloren zu gehen. Wir haben übrigens eine „Mission“ zu erfüllen, denn Ilses Schwester Sigrid hätte gerne eine Maus aus Mirano-Glas als Mitbringsel. Kein Problem natürlich, der Handel mit Glaswaren hat in Venedig jahrhundertelange Tradition und Tiere aus Glas sind der große Renner - dachten wir. Denn nach dem Besuch der ersten zwei Dutzend Glas-Geschäfte wurde uns klar, dass Mäuse aus Glas nicht der ganz große Renner hier sind. Wir hätten Marienkäfer, Ameisen, Elefanten, Einhörner, Frösche, Dinosaurier, Stier-Bullen, geflügelte Elfen, Delphine, Igel, Hunde, Katzen, Eichhörnchen, Salamander, Schildkröten, Vögel, Schmetterlinge oder Bienen aus Glas kaufen können, ein Mäuschen war vorerst nicht zu finden. Aber schließlich waren wir doch erfolgreich und die hübsche, grüne Mini-Maus war schnell gekauft. Übrigens war das die einzige Maus im ganzen Laden, jetzt haben auch die vorerst keine mehr …

Weil es inzwischen Mittag geworden war, suchten wir uns einen Platz zum Essen. Das ist kein Problem hier, kaum eine Gasse ist ohne Pizzeria, Trattoria oder einem Essens-Verkaufstand, wo es Kebap, Pizzaschnitten oder Toasts gibt. Wir haben uns dann bewusst ein Lokal gesucht, das kein „Coperto“ verrechnet, wir sind nicht bereit, für eine Papierserviette und dreieinhalb Scheiben trockenes Weißbrot 2,50 bis 4 Euro pro Person hinzulegen. Wir sind dann fündig geworden und haben es uns vor einer Trattoria gemütlich gemacht. Die Kellnerin war freundlich, hat unseren Tisch zur Seite gerückt, uns die Speisekarte gebracht und die Getränkewünsche aufgenommen. Und das alles, ohne dass sie ihr Telefongespräch unterbrochen hätte. Sie hat sich halt das Handy mit der Schulter ans Ohr geklemmt und abwechselnd mit uns und ihrem Telefon gesprochen. Sieht man auch nicht alle Tage. Das Essen war dann für eine „Touristen-Falle“ wirklich gut, Ilses halbes Grillhendl sogar sehr gut. Gernot ist mit seinen „Spaghetti al Ragu“ aber auch zufrieden gewesen und das Essen war darüber hinaus überhaupt nicht teuer. Zumindest nicht für venezianische Verhältnisse …
Nach dem Essen sind wir dann einfach ziellos losmarschiert, irgendwann sind wir bei unserem Streifzug durch die Lagunenstadt am Canale Grade gelandet und von der Stelle aus ging es nicht mehr weiter. Die berühmte Rialto-Brücke war bereits in Sichtweite und weil wir zu Fuß nur über ziemliche Umwege hingekommen wären, haben wir uns formlos ein Vaporetto genommen, Danke Touristen-Ticket. Mit diesem Linien-Boot sind wir gerade einmal zwei Stationen weit gefahren und dann direkt an der Rialto-Brücke ausgestiegen. 


Die große Brücke ist derart voll von Menschen, dass wir eigentlich gleich wieder abhauen wollten. Wie das im Hochsommer ausschaut, wollen wir uns lieber gar nicht vorstellen. Wir haben uns dann aber doch für eine Überquerung der Rialto-Brücke entschieden und das war ausgesprochen gut so. Denn mitten auf dieser Brücke war ein Souvenirgeschäft, das wir auf der Suche nach roten Vespa-Modellen natürlich sofort betreten haben. Und was sollen wir sagen - unter vielen anderen Blech-Vespas haben wir einen roten Roller mit einem Pizzakoch obenauf gefunden. Was für ein geiles Ding. Aus der Pizza-Box am Heck der Vespa schaut sogar noch ein Stück Pizza heraus. Einfach nur lässig und eine volle Bereicherung unserer Sammlung. Noch dazu hat die Pizza-Bäcker-Vespa nur 25 Euro gekostet. Am Gardasee haben wir für ein ähnliches Modell damals 45 Euro ausgegeben und in Taormina auf Sizilien kosten solche Gipsfiguren 75 Euro und mehr …Übrigens hat auch der Verkäufer der Pizzamann-Vespa ununterbrochen telefoniert, während er uns bediente. Auch das umfangreiche und aufwändige Einpacken des Gipsmodelles vollführte er mit dem Handy am Ohr. Das scheint Mode zu sein hier, die scheißen sich diesbezüglich gar nix.
Trotzdem haben wie nahezu glückstrunken den Souvenirshop verlassen und wenig später haben wir dann noch eine niedliche Glasmaus für Sigrid entdeckt und natürlich auch gleich mitgenommen. Diesmal eine blaue Maus mit leichtem Silberblick. Das war es dann diesmal mit Souvenirs, denn gleich nach unserer Ankunft hier haben wir uns neben der Station „Zaccaria“ bereits eine Blech-Vespa gekauft. Übrigens war auch die mit ihren 8 Euro ausgesprochen günstig.
Vom vielen Herumlatschen haben uns dann echt die Haxen weh getan und wir haben uns in der Nähe der Rialto-Brücke an einen Nebenkanal gesetzt. Eine feine Rast, bei der wir abwechselnd von Tauben und Möwen um Essen angebettelt worden sind. Einmal ist eine Möwe einen halben Meter neben Ilse gelandet, die hat das nicht einmal mitgekriegt, so lautlos ist der große Vogel herangeschwebt. Auch von hier aus hat Ilse dann mit Sigrid noch ein WhatsApp-Video-Telefonat geführt und wieder hat es bestens funktioniert.

Bald einmal danach hatten wir für dieses Mal genug von Venedig und wir sind - natürlich über lustvolle Umwege - zur Abfahrtsstelle unseres Passagierschiffes spaziert. Wie wir am Markusplatz an den tausenden Touristen vorbeigegangen sind, da ist uns aufgefallen, dass sich bei vielen Menschen ausführliches Sightseeing bei strahlendem Sonnenschein auch olfaktorisch bemerkbar macht. Mit anderen Worten: Manche Touristen haben ziemlich erbärmlich gestunken …

Wir zum Glück nicht, dafür waren wir viel zu gemütlich unterwegs. Nur die letzten paar Meter haben wir es dann doch noch ein bisschen eilig gehabt, denn wir glaubten unser Schiff bereits abfahrtsbereit am Pier stehen zu sehen. Wir täuschten uns diesbezüglich nicht, beinahe im Laufschritt gingen wir an Bord und keine drei Minuten später legte das Passagierschiff ab. Wir haben noch die letzten freien Plätze am offenen Heck des großen Schiffes ergattert und konnten uns so fein den kräftigen Fahrtwind um die Nasen wehen lassen. Übrigens, beim Betreten des Schiffes wunderten wir uns, dass wir keine verschlossenen Zugänge vorgefunden haben, die sich dann mit unserem Ticket öffnen lassen. „Da kann man echt irre leicht schwarzfahren“, meinte Gernot, aber er meinte das keine fünf Minuten lang. Denn dann standen schon zwei relativ humorbefreite Kontrollore vor uns, mit unseren Touristen-Tagestickets waren wir natürlich fein raus …


Wie wir uns dann immer mehr unserem Ziel Punta Sabbioni näherten, da sahen wir schon von Weitem unsere brave Vespa an ihrem Platz stehen. Da haben wir wirklich einen sehr privilegierten Parkplatz gefunden, aber es ist uns schon öfter aufgefallen, dass es in Italien für Mopeds und Motorräder fast überall eigene und großzügige Abstellplätze gibt. Und bezahlt haben wir auch noch nirgendwo fürs Parken unserer Vespa.
Beim Hafen angekommen, haben wir uns als erstes wieder in die „Lollo Bar“ verfügt, wieder auf einen Mocktail und einen Eiskaffee. Herrlich. Danach sind wir aber schnurstracks zu unserem Campingplatz gedüst, nach der doch anstrengenden Venedig-Besichtigungstour tut etwas Ruhe dringend not. Die haben wir vor unserem WoMo natürlich gefunden und nach einer feinen Rast sind wir noch zum Supermarkt aufgebrochen. Dort haben wir uns Salami, Schinken und Emmentaler-Käse aus „Bavaria“ (!) gekauft, dazu Olivenbrot, Oliven, Milch etc. Heute wird es als Abendessen eine Jause geben, morgen kochen wir dann wieder.
Nach dem Essen haben wir wie immer einen Pasch gemacht, die Spiral-Dinger haben uns die Stechmücken brav vom Leib gehalten.
So gegen 21 Uhr hat Gernot dann via WhatsApp unseren Freund Stefan angerufen, der sich momentan bei Nadja und Christian in Peru befindet. Es hat wunderbar geklappt, wir haben eine gute Viertelstunde lang miteinander geplaudert, auch mit Nadja und Christian. Allen geht es gut, morgen brechen sie nach Machu Picchu auf und wir freuen uns schon auf die Bilder dieser faszinierenden Anlage.
Bei uns hier in Italien soll morgen das Wetter noch einmal schön sein, aber am Mittwoch sollte es etwas eintrüben, es ist sogar von Gewittern die Rede. Wir werden sehen.

Dienstag, 17. September 2019
Wie wir aufstehen, steht die Sonne schon brav am fast wolkenlosen Himmel. Nach dem Frühstück klemmt sich Gernot mal wieder ein wenig hinter unseren Blog und Ilse „trainiert“ das Herunterladen der GoPro Videos. Das dauert so seine Zeit und danach sind wir mit unserer sehr praktischen Picknickdecke zum Strand runtergegangen. Es hat sich mittlerweile ein wenig eingetrübt, das stört aber nicht, denn so können wir bedenkenlos ohne Sonnenschutz am Strand liegen. Lange halten wir es aber ohnehin nicht aus, totale Untätigkeit ist nicht so unseres. 


Vor dem WoMo machen wir dann eine feine Jause und legen uns danach für ein Stündchen nieder. Herrlich, die Ruhe hier am Platz ist manchmal direkt unheimlich. Auch weil sich praktisch alle an das Fahrverbot halten, auch wir natürlich, die Fahrt vom Restaurant zurück in der Mittagspause ist eine Ausnahme gewesen.
Wie wir aus unserem Nachmittagsschläfchen aufwachen, ist es erst 14 Uhr irgendwas. Für unser heutiges Abendessen brauchen wir noch ein paar Kleinigkeiten, also machen wir uns zu Fuß zum Supermarkt auf, denn bis 15 Uhr darf/sollte man ja nicht motorisiert unterwegs sein. Wurscht, die halbe Stunde Gehen schadet uns eh nicht ... Wir kaufen uns eine (!!) kleine Zwiebel, Milch und Panna - beim Bezahlen fällt Ilse auf, dass hier keine einzelnen Cents herausgegeben werden, der Betrag wird immer zugunsten des Kunden auf die nächste 10-Cent-Stelle abgerundet. Und so sparen wir uns heute ganze 7 Cent, das ist nicht nichts.
Beim WoMo angekommen packen wir wieder unseren Pasch aus und liefern uns ein lässiges Match. Zwischendurch schauen immer wieder mal die Eichelhäher oder die Tauben vorbei, wir füttern sie aber nicht mehr. Es liegen eh schon massenweise Federn von den Futterneid-Kämpfen herum.


Nach dem Pasch sind wir noch einmal zum Strand hinuntergegangen, denn einen guten Kilometer entfernt ist eine Strandbar zu sehen. Dort wollen wir hin und spazieren am Meeresufer entlang. Uns fällt auf, dass ziemlich viele tote Krabben herumliegen, manchmal gleich mehrere Tiere auf einem Fleck. Irgendwas passt da nicht, aber wir sind keine Meeresbiologen …
Der Kilometer Fußmarsch im teils tiefen Sand war gar nicht so ohne und dafür belohnen wir uns mit zwei Mocktails. Dazu werden Chips serviert, sehr nett. So sitzen wir da, trinken unsere Fruchtcocktails, knabbern Chips und schauen aufs Meer hinaus. Und natürlich machen wir wieder unsere Witzchen über unser „Scheiß-Leben“, während die anderen arbeiten gehen dürfen, müssen wir hier am Strand im süßen Nichtstun dahinvegetieren. Ja, ja - manchmal ist unser Glück wirklich nicht zu fassen und wir müssen uns direkt in den Sarkasmus flüchten. Wir können uns ja nicht andauernd irgendwo hinein zwicken, um festzustellen, dass wir das alles nicht träumen …. 

Nach dem wirklich feinen Break in der Strandbar, sind wir zu unserem Platz zurück. Wie wir dann bemerkten, befindet sich die Bar schon etwas außerhalb unseres Platzes. Wir sind hier offenbar an einem offiziellen und frei zugänglichen Strandabschnitt, es gibt eine Menge Parkplätze und ein erstaunlich großzügiges und sehr sauberes Sanitärgebäude mit Außenduschen. Wie wir dort ankommen, wird gerade ein junger Schäferhund von seiner Besitzerin mit einer kaltem Wasserdusche von Salz und Sand befreit. Das hat ihm gar nicht gefallen und es war irgendwie süß anzuschauen, wie er dem Wasser auskommen hat wollen.
Wir haben uns dann gegen die Dusche „daheim“ am Campingplatz nicht ganz so heftig gewehrt, aber da kommt das Wasser immerhin so warm raus, wie wir das wollen. Meistens zumindest, denn manchmal führen die Temperaturregler der Campingplatz-Duschen durchaus auch ein Eigenleben.
Nach der feinen Brause war wieder Relaxen vom Erholen angesagt.


Übrigens, wir stehen hier ja unter Pinien und das hat den Nachteil, dass diese Bäume ordentlich harzen. Immer wieder tropft das extrem klebrige Zeugs auf uns hernieder, aber auch auf den Tisch und vor allem auf unser armes Moped. Wir müssen die Vespa also auch untertags abdecken, wir machen das aber gar nicht mit der Original-Plane, die wollen wir nicht unnötig verharzen. Deshalb ist unser Roller jetzt mit jener Plane geschützt, mit der wir ihn sonst am Motorradträger abdecken. Und die Pinien verlieren auch ununterbrochen ihre Nadeln, die sind mindestens 10 Zentimeter lang und wir klauben sie uns andauernd aus den Haaren. Das geht ja noch, aber frage nicht, wenn du von einem der vielen Pinien-Zapfen getroffen wirst, die drohend schwer über unseren Köpfen hängen! Wenn dir so ein Trumm auf den Schädel fällt, dann gibt’s eine ordentliche Beule …
Das ist uns zum Glück erspart geblieben und abends hat Gernot dann ein schnelles Essen gekocht. Nix dabei, zuerst das kleine Zwiebelchen anschwitzen, dann den von der Jause übriggebliebenen, kleingeschnittenen Schinken dazugeben und mit der Panna zu einer schmackhaften Sauce zusammenkochen. Das dauerte keine fünf Minuten, diese Zeit brauchten dann auch unsere Tortellini - dann alles zusammenmischen, üppig Parmesan drüber - fertig. Die einfachsten Sachen sind oftmals die besten, das hat sich auch bei diesem Abendessen wieder gezeigt. Mit kalten Drinks in der Hand sind wir dann noch lange vor unserem WoMo gesessen, bis uns die Kühle ins Innere hat wechseln lassen. Unsere fröhlich vor sich hin qualmende Spirale darf auch mit hinein, denn den Mücken hier scheint auch die Kälte nix auszumachen. Dagegen müssen wir vorgehen, lieber ein bisschen nach Selchkammer stinken, als sich an zig Stellen kratzen zu müssen …

Mittwoch, 18. September 2019
Heute wird es wohl keine größere Ausfahrt mit dem Moped geben, denn der Wetterbericht sagt für den ganzen Tag Regen voraus, es soll sogar Gewitter geben. Wir werden sehen, als erstes starten wir wie immer mit einem guten Kaffee in den Tag.
Weil es am Vormittag so gar nicht nach Regen oder gar Unwetter ausschaut, satteln wir unser feuerrotes Pferdchen und fahren eine Runde. Unser Ziel ist der heutige Bauernmarkt in Ca‘ Savio. Wir müssen noch die Geschenke für Markus, unseren braven Balkonblumengießer, besorgen. Markus ist ja berühmt für seine manchmal etwas extravaganten Wünsche - aus Sizilien sollten wir ihm damals „einen Mafiosi mit Ketchup“ mitbringen. Was wir natürlich getan haben. Diesmal machte es uns Markus leichter, er möchte lediglich einen „großen Kranz roter Zwiebel und eine halbwegs gute Flasche Rotwein“. Das sollte sich eigentlich auf einem Bauernmarkt finden lassen … Zuerst aber mussten wir den Markt selber finden, denn bis dato ist uns das „Zentrum“ von Ca Savio noch verborgen geblieben. Der Markt findet an der „Piazza Papa Giovanni Paolo II“, eh wissen, der Papst der sich seinerzeit nach jahrelangem „Event-Siechtum“ von dieser Welt verabschiedet hat. Die Adresse finden wir trotz Navi nicht, den Markt aber schon. Er ist mit seinen fünfeinhalb Ständen so klein, dass man ihn auch in einer Dreizimmerwohnung abwickeln hätte können. Natürlich keine Spur von einem „Zwiebel-Kranz“. Wurscht, fahren wir nach Cavallino rüber, da wird’s wohl so etwas geben. Wir sind dann aber keine 20 (!!) Meter weit gekommen, denn schon auf der anderen Straßenseite des „Bauernmarktes“ befand sich ein großes Lebensmittelgeschäft, spezialisiert auf Obst und Gemüse - en Gros und en Detail. Schon beim Eintritt sehen wir die großen Gebinde mit roten Zwiebeln, zack - gekauft. Den Rotwein haben wir auch gleich von hier mitgenommen, zur Vorsicht das so ziemlich teuerste Fläschchen, ein fescher „Bardolino“ ist es schließlich geworden.
So, nun war das also auch erledigt. Wir haben dann unseren Roller vollgetankt und sind noch ein bisschen herumgefahren. Dabei sind wir bei einem Campingartikel-Anbieter vorbeigekommen, der gerade eine Art Saisonschluss-Abverkauf durchgeführt hat. Wir sind durch den ganzen Laden und über das weitläufige Außengelände marschiert - die Auswahl war wirklich gigantisch. Und die Preise ausgesprochen günstig. Leider (bzw. zum Glück!) brauchen wir nichts, aber zwei Kleinigkeiten haben wir doch gekauft. Ein mittelgroßes, schmales Keramikmesser und dieses spezielle, zweilagige Camper-Klopapier. Beide Artikel waren dramatisch preisreduziert, für das hyperscharfe Messer bezahlten wir lediglich 2,70 Euro, angeschrieben war es für eh schon günstige 8,88 Euro. Und auch das Toilettenpapier kostete mit seinen 1,60 Euro für 4 Rollen maximal ein Drittel des normalen Verkaufspreises. Also hier hätten wir wirklich sehr billig einkaufen können, aber wie gesagt: „Danke, wir brauchen nichts!“
Wir sind dann zum WoMo zurückgefahren, der angesagte Regen hat sich noch nicht eingestellt. Noch nicht, denn es hängen tiefschwarze Wolken am Horizont. Das hält uns aber nicht ab, der netten Strandbar einen weiteren Besuch abzustatten, zwei eisgekühlte Fruchtcocktail passen uns grad wunderbar ins Konzept, vielleicht noch einen Toast dazu? Wir gehen wieder dem Meeresufer entlang, heute ist übrigens überall die rote Fahne gehisst - heißt Badeverbot. Das hat mit dem heftigen Wind zu tun, der die Wellen gefährlich hoch werden lässt. Natürlich achten die „Salvataggios“ (= italienisch für „Retter“) streng auf die Einhaltung des Badeverbotes, aber genauso natürlich wird das von zahlreichen Strandbesuchern ignoriert. Es ist uns direkt peinlich mitanzusehen, wie machtlos einer der Lebensretter gegenüber einer Familie ist, deren kleinen Kinder fröhlich im tosenden Meer herumtoben. Zwar verlassen sie auf seine Anweisungen hin widerwillig das Wasser, aber kaum dreht ihnen der „Salvataggio“ den Rücken zu, springen die kleinen Mädchen wieder ins Meer hinein. Und die Familienväter (arabischstämmig?) lachen nur. Ja, ja - wie sagt der Lateiner so schön? „Sic transit gloria Salvataggio“ - „So vergeht der Ruhm der Lebensretter“. Vor 30 Jahren wurde der Pfiff eines Salvataggio allgemein noch respektiert wie der Befehl eines Carabinieri, heute werden die durchtrainierten Lebensretter nur mitleidig ausgelacht …
Bei der Strandbar angekommen, müssen wir uns tatsächlich ein windgeschütztes Plätzchen suchen, damit uns der Sturm nicht die Chips aus der Schüssel weht. Wie beabsichtigt bestellen wir uns noch jeder einen Toast dazu, Gernot wählt die Variante mit Gemüse, Ilse gibt sich mit dem Schinken-Käse-Toast zufrieden. Beides hat wirklich gut geschmeckt und die Mocktails waren auch wieder köstlich.
Zurück am Platz haben wir uns auf eine Siesta ins WoMo zurückgezogen und auf den Regen gewartet. Lang wird es wohl nicht mehr dauern, wir hören schon tiefes Grollen aus der Ferne. Aber auch nach dem feinen Schläfchen war es immer noch trocken, soll uns auch recht sein.
Wir haben uns dann - wie wir das eigentlich oft tun - spontan entschlossen, morgen von hier abzufahren. Der Plan ist, dass wir noch für einen oder zwei Tage an den Ossiacher See nach Kärnten fahren. Der schöne See liegt zwar absolut nicht am Heimweg, aber von dort würden wir dann via Drautal nach Osttirol und von dort über Felbertauern und Pass Thurn nach Hause fahren. So entkommen wir am wahrscheinlichsten dem Urlauber-Rückreise-Verkehrswahnsinn, vor dem am kommenden Wochenende allerorts gewarnt wird.
Wir laden dann gleich die Vespa auf, denn der Sturm wird immer heftiger und jetzt ist es wirklich nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Himmel seine Schleusen öffnet. Und tatsächlich, wir waren mit dem Aufladen noch keine fünf (!!) Sekunden fertig, da hat es schon begonnen zu tröpfeln. Zwar ist der angesagte Starkregen letztlich ausgeblieben, aber jetzt war zumindest eine der Hauptaufgaben unseres morgigen Aufbruch-Szenarios erledigt.
Später ist Ilse dann tapfer den weiten Weg zur Rezeption marschiert und hat unseren Aufenthalt bezahlt. Eingekauft haben wir heute nichts mehr, es ist „Resteverwertung“ angesagt. So ist es dann gekommen, Gernot hat sich das von gestern übrig gebliebene Olivenbrot und die letzten Oliven einverleibt, Ilse hat sich mit Brot, zwei Scheiben Käse und einem heißen Kakao zufriedengegeben.
Mit einem Pasch haben wir dann unseren letzten Tag am Campingplatz „Ca‘ Savio“ zu Ende gehen lassen und sind dann relativ zeitig schlafen gegangen. Schön war es hier und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wir wieder einmal hier campen. Aber garantiert nicht in der Hochsaison, denn „Ballermann“ ist nun wirklich nicht unser Ding. Echt nicht.

Donnerstag, 19. September 2019
Heute geht’s wieder weiter und wir Wandervögel spüren natürlich schon unmittelbar nach dem Aufwachen den Wind unter den Flügeln. Wir haben alle Zeit der Welt, theoretisch dürften wir bis 12 Uhr am Platz bleiben. So viel Zeit brauchen wir natürlich nicht, nach dem Frühstückskaffee machen wir unseren dicken Nasenbären reisefertig, das ist eine längst liebgewordene Routinetätigkeit. Danach noch schnell unter die Dusche und dann „Ciao, bella Camping Ca‘ Savio!“ Vorher kaufen wir uns im Supermarkt schnell noch Milch, dazu ein Croissant und ein Laugen-Stangerl für ein zweites Frühstück unterwegs. Und weg sind wir.
Inzwischen haben sich unsere Pläne erneut geändert, schließlich ist ständige Veränderung die einzige Fixkonstante im Leben. Wir werden den Ossiacher See ein anderes Mal besuchen, für heute liegt er uns eine Spur zu abseits von unserem Heimweg. Aber wir werden trotzdem nach Kärnten fahren - nach Hermagor im Gailtal. Ilse war schon einmal vor ca. 30 Jahren in Hermagor, Gernot ist vor 35 Jahren einmal durch die Stadt durchgefahren. Eine Terra incognita also für uns beide.
Von Ca‘ Savio sind wir zuerst wieder nach Jesolo rübergefahren und von dort über einige Kilometer Bundesstraße bis zur Autostrada. Dieser Autobahn werden wir bis knapp vor unserem Ziel folgen, Hermagor hat sogar - dann natürlich auf der österreichischen Seite - eine eigene Ausfahrt. Vorher tanken wir noch, der Diesel kostet zurzeit irgendwas um 1,50 Euro, deshalb kriegt unsere Schnecke heute nur 30 Liter verpasst, das wird locker bis Hermagor reichen.
Der Verkehr ist eigentlich recht erträglich, aber die Menge der LKW ist gigantisch. Das kennen wir sonst nur von der Inntal- bzw. Brenner-Autobahn. Manchmal überholen wir fünfzehn Brummis auf einmal, wenigstens ist die Autobahn fast immer dreispurig. Irgendwann einmal durchfahren wir eine der längsten Autobahn-Baustellen aller Zeiten, der Gegenverkehrsbereich wird sich wohl über 30 Kilometer weit hingezogen haben. Was uns aber nix weiter ausmacht, weil wir ja sowieso meist nicht schneller als 85/90 km/h schnell fahren.
Irgendwo auf einer Autobahnraststätte gönnen wir uns dann ein zweites Frühstück und danach „reißen“ wir die letzten Kilometer herunter. Wirklich weit war die heutige Etappe ja nicht, es werden insgesamt an die 260 Kilometer gewesen sein.

In Hermagor haben wir dann Dank Ilse und Dank Google-Maps den Platz „Sport-Camping Flaschberger“ auf Anhieb gefunden. Genaugenommen liegt der Campingplatz gar nicht in Hermagor, sondern in Oberfellach, aber die Stadt ist keine zwei Kilometer weit entfernt. Die Rezeption ist unbesetzt, aber ein Hinweisschild schickt uns ins platzeigene Restaurant. Eine nette Angestellte wickelt unsere Anmeldung ab, einen Stellpatz können wir frei wählen. Es ist nicht mehr viel los hier, nur vereinzelt stehen Wohnmobile oder Wohnwagengespanne herum. Zelten sehen wir niemanden, wäre bei Frühtemperaturen von 8 Grad und weniger auch eher witzlos.

Wir finden einen schönen Platz und stellen uns wieder einmal so geschickt hin, dass wir eigentlich zwei Plätze besetzen. Das passt schon. Schnell ist die Vespa abgeladen und der Strom angesteckt, jetzt brauchen wir aber dringend etwas zwischen die Kiemen. Mit einem Croissant bzw. einem Laugengebäck muss man nicht zwangsweise über den Tag kommen. Im Restaurant gibt es zumindest Pizza und Toasts, also machen wir uns dorthin auf.
Es herrscht ziemlicher Betrieb für einen Donnerstagnachmittag, das Gasthaus verfügt über eine Kegelbahn und es wird ordentlich die Kugel geschoben. Für uns ist ja schon allein der Kärntner Dialekt unterhaltsam wie ein Kabarettprogramm und wir werden diesbezüglich natürlich bestens bedient. Auch von der Kellnerin, sie bringt uns den bestellten Toast für Ilse und den XXL-Toast für Gernot. Das „XXL“ steht für „Toast mal zwei“ und ehrlich gesagt, hätte auch einer davon satt gemacht. Aber Gernot hat sich tapfer durch den Schinken-Käse-Riesentoastbrotscheiben-Pfefferoni-Ketchup-Mayonnaise-Wahnsinn durchgekämpft. Und er ist dafür mit einem „Das schafft nicht jeder“ von der Kellnerin gelobt worden.
Eine sehr angenehme Überraschung beim „Camping Flaschberger“ sind die Waschgelegenheiten. Wie in Ca‘ Savio ist jede Dusche quasi ein eigenes Badezimmer mit Sitzgelegenheit, vielen Kleiderhaken, Toilette und Waschbecken. Daran könnten wir uns wirklich gewöhnen, auch wenn wir mit einer kleinen Duschkabine genauso zufrieden sind. Hauptsache sauber. Aber ein absperrbares Badezimmer, wo sich Gernot z.B. in aller Ruhe rasieren kann, das hat schon was. Noch dazu, wenn die aus den Lautsprechern tönende Radiosendung von unserem lieben Freund Thomas moderiert wird.
Wir sind dann später noch mit unserer Vespa ausgerückt, eh nur die zwei Kilometer nach Hermagor rüber. Dort gibt es einen Hofer-Supermarkt und ein paar Kleinigkeiten könnten wir brauchen. Es wandern dann aber eh nur Süßigkeiten und Chips in unsere Einkaufstasche, kochen werden wir wahrscheinlich nichts mehr.
Am Platz haben wir uns dann wieder unserem Lieblingsspiel hingegeben und einen weiteren Traum-Tag zu Ende gehen lassen. Traum-Tag deshalb, weil wir mit unserem geliebten WoMo von Campingplatz zu Campingplatz gefahren sind, weil wir mit der Vespa unterwegs waren, weil wir gut gegessen und getrunken haben, weil die Sonne scheint, weil es uns sau-gut geht und überhaupt …
Morgen werden wir eine größere Runde mit der Vespa drehen, so es das Wetter zulässt. Aber die Vorhersagen schauen gut aus.

Freitag, 20. September 2019
Es hat in der Nacht derart brutal abgekühlt, dass uns Eisblumen an den WoMo-Fenstern nicht wirklich gewundert hätten. Im Ernst - laut Wetter-App (leider hat unser Innen- und Außenthermometer den Dienst endgültig quittiert) hat es gerade einmal 6 Grad. Na wenigstens Plusgrade. Da tröstet es nur wenig, dass die Innsbrucker heute sogar mit einem Grad weniger aufstehen mussten.
Wurscht - Ilses ebenso heißer wie guter Kaffee hat uns rasch die Lebensgeister eingehaucht, den Rest zum allgemeinen Wohlbefinden erledigte unsere treue Heizung. Wir haben uns für heute eine Vespa-Fahrt zum Weißensee vorgenommen, dafür muss es aber noch um einige Grad wärmer werden. Der Weißensee liegt gut 25 Kilometer entfernt und knapp vor Mittag ist es uns warm genug für die Ausfahrt. Wobei, warm ist relativ, es hat bei Weitem keine 20 Grad, eher nur 15. Aber wir sind gut ausgerüstet, ziehen uns Jacken und Handschuhe an, das sollte reichen. Tut es dann aber nicht, nach ungefähr der halben Strecke müssen wir stehen bleiben, weil es Gernot einfach zu kühl ist. Klar, er kriegt ja den vollen Fahrtwind ab und bei einem 80er kommt der eisig kalt daher. Zum Glück haben wir aber noch die dicke, wasserdichte Regenjacke Gernots mit an Bord, da kommt auch kein Wind durch. So können wir beide die lässige Tour genießen, der Weg von Hermagor nach Techendorf am Weißensee ist wirklich wunderschön. Es geht bergauf und bergauf, wir durchfahren unzählige Kurven, dazu die schöne Landschaft, einfach nur traumhaft.
Gernot war als 22-jähriger einmal mit einer Freundin auf Kurzurlaub hier am Weißensee, das ist also schon ein paar Wochen her. Natürlich erkennt er gar nichts mehr, als wir den schönen See entlang cruisen. Doch plötzlich: „Das Gasthaus kenne ich, da sind wir damals auch eingekehrt!“ Das könnte stimmen, falls das Gasthaus in der Zwischenzeit seinen Namen geändert hat. Denn erst als wir die Vespa geparkt haben, sehen wir, dass wir vor dem Gasthaus „Zimmermann’s“ (!!) stehen. Und den Namen hätte sich Gernot wohl mit Sicherheit gemerkt. Wurscht, jetzt sind wir jedenfalls da und setzen uns auf die überdachte Terrasse. Bei Durchsicht der Speisekarte sehen wir, dass es sich beim „Zimmermann’s“ um ein recht hochpreisiges Etablissement handelt, selbst für eine Kärntner Tourismus-Hochburg. Wurscht, ab und zu darf es auch mal ein wenig mehr kosten und so bestellen wir uns die Schweins-Medaillons mit Spätzle für Gernot und ein Wiener Schnitzel für Ilse. Vom Schwein, denn erfahrungsgemäß schmeckt uns Kalbfleisch um einiges langweiliger. Dazu hausgemachter, naturtrüber Apfelsaft. 

Das Dargebrachte war dann wirklich gut, die Gemüsebeilage zu Gernots „Hauspfand’l“ schmeckte sogar ausgezeichnet, er hat noch selten einen so guten Brokkoli am Teller gehabt. Dieses gute Essen vermochten uns dann nicht einmal die lästigen Wespen zu vermiesen, das schaffte dann wieder einmal der Bezahlvorgang. Zwar mussten wir diesmal - wie sonst so oft - nicht lange auf die Rechnung warten, dafür wurde aus Ilses Schweineschnitzel ein Kalbschnitzel und das ist um immerhin 3 Euro teurer. Noch ärgerlicher war, dass uns das beim Bezahlen nicht aufgefallen ist. Denn ausnahmsweise hat Gernot die Rechnung beglichen, weil Ilse noch zur Toilette musste. Und Ilse hätte im Gegensatz zu Gernot die Rechnung garantiert routinemäßig überprüft. So sind wir erst am Campingplatz auf den Fehler aufmerksam geworden. Nun ist es natürlich nicht so, dass uns die 3 Euro ins finanzielle Chaos stürzen und wir fürderhin am Hungertuch werden nagen müssen - aber 3 Euro sind 3 Euro. Also hat Ilse beim „Zimmermann’s“ angerufen und formlos ihren IBAN-Überweisungscode dagelassen. Und by the way - der Chef wäre gut beraten, die 3 Euro möglichst zeitnah rüberwachsen zu lassen, denn Gernot formuliert bereits im Geist einen ätzenden Kommentar für die diversen Bewertungsplattformen. Und das kann niemand wirklich wollen …
Bei der Herfahrt vom Weißensee haben wir noch in Hermagor Halt gemacht und sind durch die „Altstadt“ flaniert, wie die Innenstadt hier allen Ernstes genannt wird, Nun, eine Altstadt hat Innsbruck, Hall oder Rattenberg aufzuweisen, Hermagor hingegen nur ein paar alte Häuser. Wurscht, dafür haben sie ein Outlet der Firma „Essl“, ein weithin bekannter Anbieter von Taschen, Reisekoffern und Rucksäcken aller Art. Wow, was hätten wir hier großartige Taschen um wirklich kleines Geld kriegen können, die Sachen waren teilweise dramatisch preisreduziert. Rollkoffer um 30 Euro, perfekte Wanderrucksäcke in Essl-Qualität ab 25 Euro, Geldbörsen ab 5 Euro usw. Wenn wir unsere Bauchtaschen für den Indienurlaub nicht schon längst hätten, hier in Hermagor wären wir um 10 Euro das Stück fündig geworden. Wir haben dann den Outlet-Store aber doch nicht ohne Beute verlassen, für Sigrid hat sich eine sehr hübsche, gelbe, kreisrunde Tasche gefunden - mit praktischen Innentaschen. Die durfte natürlich mitkommen.
Beim SPAR-Markt haben wir uns dann noch Brot und Streichwurst eingekauft und sind dann leidlich müde und auch ein wenig durchgefroren zum Campingplatz zurückgefahren. Dort haben wir uns aber vorerst gar nicht niedergelegt, sondern unter Ausnutzung eines kleinen Energieanfalles gleich die Vespa aufgeladen. Morgen geht’s nach Hause, mal schauen, wie sich das verkehrstechnisch entwickelt.
Später hat Ilse dann unseren Aufenthalt hier bezahlt. Eigentlich müsste die Rechnung klar sein - wir haben ja die ACSI-Karte, da kostet der Platz pro Tag 16 Euro pauschal, Strom inklusive. Zweimal 16 macht 32? Denkste! Wie wir schon seit unserem Aufenthalt am Reintalersee wissen, ist man in Österreich sehr kreativ, was Zusatzgebühren auf Campingplätzen anbelangt. Und so sind hier in Oberfellach aus 32 Euro in nur zwei Tagen unschlanke 44,60 Euro geworden. Dank Kurtaxe (mit 1,80 Euro pro Tag und Person exakt viermal so teuer wie in Ca‘ Savio) und Dank Umweltabgabe (!??) von 4 Euro pro Tag. Vor allem diese „Umweltabgabe“ stößt uns sauer auf, denn für was soll die sein? Sowohl für den Müll, als auch für diverse Abwässer zahlt ja sowieso schon der Betreiber und diese Kosten verrechnet er natürlich den Campern weiter. Also ist diese „Umweltabgabe“ nicht mehr als eine Abzocke der Gemeinde. Solche „kreativen“ Geldbeschaffungsmodelle taugen uns gar nicht und wir werden nach Möglichkeit keine Campingplätze mehr anfahren, die so etwas verrechnen. Das kennen wir übrigens nur aus Österreich und für diese dreisten Nebengebühren schämen wir uns sogar vor unseren ausländischen Camper-Kollegen. Kurtaxe okay, aber alles andere ist nur Geldbeutelschneiderei und aus!

Samstag, 21. September 2019
Der Tag der Heimfahrt begrüßt uns mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. Da lacht das Herz, denn strömender Regen würde viel anstrengender sein. Wir trinken schnell einen Kaffee, erfreuen uns am Anblick eines herumwieselnden Eichhörnchens und brechen dann irgendwann nach 9 Uhr auf. Nach ein paar Kilometern tanken wir - für die bis jetzt gefahrenen 741,6 Kilometer haben wir, die 30 Liter von Italien dazugerechnet, 72,37 Liter verbraucht, also 9,75 je 100 Kilometer. Das passt, schließlich mussten wir auf der Autobahn immer wieder einmal eine ganze Zeit lang mit 110 km/h fahren, um wieder eine Rotte von LKW hinter uns zu lassen.

Zuerst fahren wir das Gailtal entlang bis Kötschach und von dort geht es steil hinunter ins Drautal. Bald darauf sind wir in Osttirol und stauen uns wie gewohnt durch Lienz durch. Laut Gernot matchen sich ja Lienz und Landeck seit jeher um den wenig schmeichelhaften Titel „Hässlichste Stadt Tirols“. Und vor allem Lienz tut wenig dafür, in diesem Match nicht die Nase vorn zu haben. Wurscht, nach 15 Minuten Stopp-und-Go haben wir Lienz hinter uns, das ist heute eh vergleichsweise schnell gegangen. Die Schnellstraße bis Matrei ist nahezu verkehrsfrei, wir werden keine zehn Mal überholt. Auch über den Felbertauern kommen wir problemlos drüber, während der Verkehrsfunk bereits die ersten, massiven Stauungen auf den Urlauber-Hauptverkehrsrouten meldet. Da haben wir wieder einmal genau richtig vorausgeplant.


Nach dem Felbertauerntunnel - der uns als Tiroler (EU bitte weghören) übrigens nur 9 Euro statt der üblichen 11 Euro kostet - haben wir eine kleine Rast für ein zweites Kaffeefrühstück eingelegt. Da bemerkten wir, dass die bei Hofer in Hermagor gekauften „Lebkuchenherzen mit Marillen-Füllung“ zu einer unansehnlichen, formlosen Masse zusammengeklumpt waren. Also das ist sicher nicht uns passiert, es war ja arschkalt dieser Tage und auch mit Heizung ist es nie wärmer als 20 Grad im Inneren unserer Schnecke geworden. Und im Küchenkast’l schon gar nicht. So etwas kann Ilse natürlich nicht auf sich sitzen lassen und hat noch am Parkplatz den Schoko-Dingsbums-Klumpen abfotografiert und der Herstellerfirma ein geharnischtes Beschwerde-Mail zukommen lassen. Es würde uns nicht wundern, sollte in den nächsten Tagen ein ganzes Paket voll mit Entschädigungs-Lebkuchen bei uns daheim eintreffen - wir sprechen da übriges aus Erfahrung … 
Das ist übrigens die süße Entschuldigung der Aachener Lebkuchen Firma!




Nach dem Frühstücksbreak sind wir nach Mittersill runtergerollt, danach wartete für unseren braven Nasenbären mit dem Pass Thurn eine weitere Bergprüfung. Aber immerhin die letzte für heute. Auch diesen Anstieg hat unser WoMo erwartungsgemäß grandios gemeistert, die Temperatur des Kühlwassers ist nicht einmal annähernd in den kritischen Bereich gekommen.
In Kitzbühel haben wir uns dann entschieden, dass wir den Weg durchs Brixental nehmen werden. Es würde auch über St. Johann gehen, aber diese Bundesstraße ist eine der Hauptreiserouten und das war uns zu riskant. Rückblickend war das ein Fehler, aber nicht weiter tragisch. 
Denn unmittelbar nach Westendorf sind wir unvermittelt im Stau gestanden und sollten in einer dreiviertel Stunde gerade einmal vier, fünf Kilometer weit kommen. Grund dafür war ein Almabtrieb und das hat uns die Verzögerung leicht erträglich gemacht. Denn erstens ist ein Almabtrieb ein quasi unumgängliches Unterfangen, das gehört zur Tiroler Kultur dazu, Kühe und Schafe haben selbstredend bedingungslosen Vorrang. Und zum Zweiten haben wir es überhaupt nicht einig, dieser Stau ist uns vollkommen wurscht, es sind dann ja eh nur mehr 75 Kilometer bis nach Hause.
Wie jeder Verkehrs-Stau in der Geschichte der Menschheit hat sich auch der Stau in Hopfgarten aufgelöst und wir sind ohne weitere Verzögerung zur Inntal-Autobahn gekommen. Die letzten 60 Kilometer bis Innsbruck findet dann unser WoMo beinahe schon von alleine und schließlich sind wir relaxed bei unserer Garage angekommen. Schnell noch die Vespa abgeladen und das Schneckchen ausgeräumt - das war es dann mit unserer 96. WoMo-Reise.


Was waren das wieder für lässige Tage! Jesolo, Caorle, Cavallino, Ca‘ Savio, das unvergleichliche Venezia und schließlich Oberfellach im Gailtal - jeder Ort war auf seine Art lässig, überall hat es uns gefallen. Bei unserer Reise sind wir übrigens fast genau 1.000 Kilometer weit gefahren und mit der Vespa auch deutlich über 200. Jetzt darf unsere Schnecke ein paar Tage lang ruhen, dann möchten wir noch einmal zu Luis und Gitti an den Kochelsee fahren. Wenn das Wetter halbwegs passt, die Prognosen schauen allerdings nicht besonders rosig aus. Aber das kann sich rasch ändern, wir werden sehen …