Montag, 22. April 2019

87. WoMo-Fahrt „Ancampen 2019"

vom 17. bis 22. April 2019 
von Innsbruck-Sulzemoos-Kesselberg-Innsbruck - 396 km
Mittwoch, 17. April 2019
Die Vorfreude auf unsere WoMo-Saison 2019 war wirklich extrem groß, wir konnten es beinahe nicht mehr erwarten. Am Montag hatten wir unseren TÜV-Termin, am Dienstag wurden Ilses schon tagelang anhaltende Zahnschmerzen mittels Extraktion radikal beseitigt und Gernot hatte einen Treff mit seinem Verleger am Programm. Aber am Mittwoch war es dann wirklich so weit, wir sind in unsere diesjährige WoMo-Saison gestartet.
Dass Ilse Osterferien hat trifft sich natürlich gut, denn so haben wir keinerlei Zeitstress. Wir haben das Wohnmobil bereits am Dienstag aus seiner Garage geholt und gleich die Vespa aufgeladen. 
Vor der Haustüre haben wir dann am Mittwochmorgen noch die restlichen paar Sachen eingepackt und ziemlich genau um 8 Uhr 15 sind wir von daheim losgefahren. Allzu weit haben wir es heute nicht, es geht nur raus ins Oberbayrische, genauer nach Sulzemoos. Dort gibt es mit dem „Der Freistaat“ einen WoMo-Großhändler und Campingzubehörverkäufer, wir wollen mal schauen, ob wir etwas aus seinem Angebot brauchen können. Sulzemoos liegt direkt an der Autobahn, allerdings erst nach der Stadt München. Und weil wir Großstadtverkehr nach Möglichkeit vermeiden, fahren wir heute hauptsächlich über Bundesstraßen. Das ist außerdem ein paar Kilometer kürzer und natürlich viel weniger langweilig.
 
Aber wir fahren zuerst trotzdem auf der Autobahn, wenngleich nur bis Zirl. Dann wartet wie immer die Herausforderung Zirler Berg und er ist übers Jahr nicht weniger steil geworden. Wir trotzen den 16 Prozent Steigung und fahren in einem Zug im dritten Gang und mit punktgenauen 30 km/h durch. No Problem. Heute hat uns auch kein ungeduldiger Depp überholt, erst kurz vor Leithen hat ein BMW-Fahrer die Demütigung nicht mehr ausgehalten, von einem Wohnmobil ein paar Minuten lang in seinem Vorwärtsdrang behindert zu werden. Das wird für Typen wie den aber ohnehin Alltag sein, irgendwer fährt immer langsamer als man selber …
 
Ohne nennenswerte Vorkommnisse sind wir dann locker nach Garmisch gerollt und zum allerallerersten Mal in unserem Leben sind für über alle Ampeln bei grün durchgekommen - wir sind kein einziges Mal gestanden. Und es sind mindestens zehn Ampeln, die man auf dieser „grünen Welle“ erwischen muss, wenn nicht zwölf oder dreizehn … Sehr lässig!
Nach einem unbedeutenden Stückchen Autobahn sind wir dann bei Murnau wieder abgefahren und haben uns vom Navi über Bundes- bzw. Landesstraßen und teilweise auch querfeldein nach Sulzemoos führen lassen. Mit einem völlig unbedeutenden Verfahrer (dabei haben wir keine zwei Minuten „verloren“) sind wir dann beim „Der Freistaat“ in Sulzemoos angekommen, da war es ca. 10 Uhr 30. Für Wohnmobilisten gibt es hier eigene Parkplätze, einer davon ist mit Stromanschlüssen ausgestattet, also suchten wir uns bei diesem „P 3“ unseren Platz. 
Schnell hatten wir unseren Stellplatz ausgewählt und beim Anschluss unseres Stromkabels am kostenpflichtigen Automaten erlebten wir eine kleine Überraschung - es war vom Vormieter noch ein Guthaben von 2 Euro 16 vorhanden. Danke, unbekannter Camper-Kollege - die zwei Euro reichen uns wahrscheinlich für den ganzen Aufenthalt hier. Wir haben uns dann sehr schnell eingerichtet, die Vespa hat sich völlig wehrlos abladen lassen und Zack - waren wir schon wieder in unserem so geliebten Camper-Modus. 
Wir sind dann gleich einmal ein Runde über das Gelände von „Der Freistaat“ gelatscht. Mit einem Wort - ein Wahnsinn! Also, wir haben nicht nachgezählt, aber es stehen sicher an die 300 Wohnmobile hier, die allermeisten davon sind neu. Dazu kommen noch viele Dutzend Wohnwägen. Das billigste WoMo kostete knapp unter 50.000 Euro, insgesamt haben wir vielleicht zehn Wohnmobile gesehen, die weniger als 60.000 Euro kosten. Nach oben gibt es sowieso keine Grenze, die großen Straßenschiffe kosten alle jenseits der 150.000 Euro. Was da für Werte herumstehen. Wobei herumstehen - bei sehr vielen WoMos hängt schon ein „Verkauft“ Schild am Rückspiegel ….
Nach der großen Runde am Freigelände hat sich dann erwartungsgemäß ein dezentes Hüngerchen ins Spiel gebracht - mal schauen, am Gelände gibt es ja auch einen Imbiss-Stand. Doch weder Angebot noch Publikum vermochten uns zu locken, also gingen wir zu unserem eigenen Privat-Häuschen zurück und richteten uns dort für eine Vespa-Ausfahrt her. Das geht natürlich ruck-zuck - Helme auf, Lederjacken an und los geht’s, die Handschuhe dürfen bei den angenehmen Temperaturen im Heckköfferchen bleiben.
Zum Glück ist Bayern kein kulinarisches Brachland, ein fescher Bräugasthof wird sich bald einmal finden lassen. Dachten wir. In Sulzemoos - so ehrlich müssen wir sein - möchten wir nicht einmal tot über einem Zaun hängen. Hier gibt es nicht einmal Brot zu kaufen. Aber eine Apotheke haben wir gesehen, vielleicht für die Nahrungsergänzungsmittel … Wir sind dann ganz schon weit herumgefahren - mit Hunger im Bauch werden auch fünfzehn Kilometer ziemlich mühsam - dann erinnerte sich die beste aller Ilsen an ein Hinweisschild mit dem vielversprechenden Text „Essen und Einkaufen“. 
Nix wie dort hin, waren ja keine fünf Extra-Kilometer. Aber die haben sich ausgezahlt! 
Denn kaum beim „Schloss Sulzemoos“ angekommen, hatte unsere rote Vespa von der Kellnerin schon ihr erstes Lob weg und wir wurden auf Italienisch gefragt, ob wir Landsleute wären … Scusi, no … Wir haben im Gastgarten Platz genommen, die Sonne wärmte schon so schön, dass Gernot im kurzärmeligen Hemd dasitzen konnte. Das Lokal hatte offenbar gerade einen Ochsen erstanden, denn die Tageskarte hat zahlreiche, „Oxen“ genannte, Rindfleischgerichte aufgewiesen. Gernot hat sich formlos den „Oxenbraten in der Apfel-Meerrettich-Sauce“ bringen lassen - Ilse entschied sich für den „Bunten Frühlingssalat mit Kartoffel-Gratin, überbacken mit Parmesan“. Beides war ausgezeichnet, die Bedienung ebenfalls, ein rundum gelungenes Mittagessen.
Sonst gibt Sulzemoos wirklich nicht viel mehr, man kann hier - so die nette Kellnerin - nicht einmal wo ein Brot kaufen. Das stimmt nicht ganz, denn am Ortsende haben wir eine Tankstelle gesehen und die war so groß, dass sie eigentlich Brötchen im Angebot haben sollten. Wir sind aber nicht hingefahren. Stattdessen sind wir zu unserem „P 3“ zurückgefahren und haben uns dort spontan entschlossen, jetzt sofort dem Campingmarkt unseren Besuch abzustatten. Sozusagen als Verdauungsspaziergang.
Zugegeben, man könnte im Markt vom „Der Freistaat“ sehr viele nützliche Dinge für das Camper-Leben kaufen. Es sei denn, man hat schon alles. So wie wir. O.k. - bei der Herfahrt haben wir noch überlegt, ob wir uns nicht einen Gasgrill anschaffen könnten. Wir werden ja bald einmal sehr viel mit dem WoMo unterwegs sein, da wollen wir eventuell auch mal außerhalb unseres Häuschens grillen oder so … Und so Anti-Sachen-Rausfall-Dinger für den Eiskasten hatten wir am Radar, das sind teleskopartige Plastikstangen, die man sich vor die Fächer des Kühlschrankes reinklemmt. Ob wir sonst noch etwas brauchen können, das sehen wir ja dann drinnen.
Drinnen waren wir dann sicher länger als eine Stunde lang und sind den ganzen Markt abgelaufen. Das mit dem Grillen haben wir gleich wieder verworfen, so ein Ding brauchen wir schlicht und einfach nicht. Wir haben unseren Gasherd und eine sehr praktische Grillpfanne, das reicht uns. Hätten wir uns einen Gas-Griller angeschafft, dann hätten wir auch noch ein Extra-Tischchen dazukaufen müssen. Man kann ja nicht auf der Erde grillen und das Zubehör und die Gewürze brauchen auch einen Platz. Dann haben wir auch noch gesehen, dass man mit einer Gas-Kartusche maximal drei Stunden lang kochen kann - also hat sich das Thema Gas-Griller von selber erledigt. Die Kühlschrank-Absperr-Stangen haben wir gefunden, wenn sie was taugen, dann kaufen wir uns für eines unserer Kästen auch noch solche Dinger. Also haben wir gerade einmal 8 Euro 95 ausgegeben, die Plastik-Stangen nennen sich übrigens Bar-Keeper. Ach ja - beinahe hätten wir uns noch ein Vespa-Feuerzeug für 2 Euro 50 gegönnt, es gab gleich mehrere Modelle zur Auswahl. Nur leider keines mit einer roten Vespa drauf …
Im WoMo hat Ilse dann gleich die Nützlichkeit der „Bar-Keeper“ auf die Probe gestellt - die Dinger sind vollinhaltlich durchgefallen. Etwas flapsiger ausgedrückt - die sind der volle Scheiß! Ganz davon abgesehen, dass sie sich schon beim Auspacken in ihre Einzelteile aufgelöst haben, lassen sie sich nicht dafür einsetzen, wofür sie konstruiert und vorgesehen sind. Nein danke, „Bar-Keeper“ brauchen wir nicht, es sein denn, er oder sie kann uns einen Drink mixen … Ilse hat sich dann gleich aufgemacht, den Plastik-Gammel wieder in Bargeld zurück zu verwandeln - da hat sich ausgerechnet die Rechnung dafür nicht mehr finden. Vor 5 Minuten gekauft! Und daheim haben wir noch Rechnungen für Glühbirnen, die wir vor drei Jahren gekauft haben … Aber der Zettel war weg. Ilse ist trotzdem rüber in den Campingmarkt. Natürlich war die nette Kassiererin von zuerst bereits eine andere - Schichtwechsel. Aber Ilse wäre nicht Ilse, hätte sie die 8 Euro 95 plus „Einen schönen Tag noch“ nicht bekommen, auch ohne Kassenzettel. Also haben wir letztendlich gar nichts gekauft, aber wir sind ohnehin nur hergefahren, um uns umzuschauen.
Wir haben dann erst einmal ein feines Päschchen gemacht und uns dann ein wenig niedergelegt. Das Wetter ist schon den ganzen Tag über schön und es hat deutlich über 20 Grad. Neben uns campt ein Alt-Hippie-Pärchen in ihrem kleinen Wohnmobil, Die beiden über 60-jährigen haben gleich vier (!) Hunde mit und es darf als Sensation gewertet werden, dass die vier Mini-Hunde praktisch nie zu hören sind. Wenn sie am Tag fünf Mal bellen ist das viel, alle zusammengerechnet. Gernot hat beobachtet, wie einer dieser Hunde gepinkelt hat - tatsächlich im Handstand (!). Hat jedenfalls sehr kurios ausgesehen.
Gegen Abend hat uns dann noch einmal ein kleines Hüngerchen angefallen und wir sind die gut eineinhalb Kilometer zum McDonalds hinaufmarschiert. Dort sind wir wie erwartet mit Burgern abgefüllt worden und danach haben wir uns wieder in unser WoMo zurückgeschleppt. Einen Riesen-Haxen haben wir der Welt an diesem Abend dann keinen mehr ausgerissen und es wird wohl noch nicht einmal 22 Uhr gewesen sein, als wir unsere Decken geschlüpft sind. Es könnte heute Nacht frisch werden …
Donnerstag, 18. April 2019
Die Nacht war fein und auch ruhig, was bei einem Stellplatz, der derart in der Nähe der Autobahn liegt, ja auch keine Selbstverständlichkeit ist. In der Nacht hat sich noch ein italienisches Paar mit ihrem WoMo neben uns gestellt, im „Kuschel-Modus“, also mit keinem Meter Abstand. Wurscht, wir campen hier ja nicht, sondern übernachten nur. Übrigens bleiben wir noch eine Nacht lang hier stehen, wir fahren gar nicht an den Wörth-See, wie wir das angedacht hatten. Wäre eh nur wegen dem „Adria-Grill“ gewesen, dessen balkanesisches Essen wir in sehr guter Erinnerung haben. Aber wir haben uns entschlossen, heute noch dazubleiben und morgen dann direkt zu Gitti und Luis an den Kesselberg fahren.
Wir lassen den Tag fein angehen und starten mit einem guten Kaffee und köstlichem Marmorkuchen mit Schokoglasur. So gestärkt gehen wir noch einmal in den Camping-Markt, das Ladekabel für Gernots Handy hat sich offenbar in Luft aufgelöst. Wir werden aber nicht fündig, so etwas führen sie hier nicht. Wurscht, das sollten wir an jeder Tankstelle kriegen, Gernot hat ja ein Samsung Standardmodell. Nach einem Vormittagspäschchen ist es dann so warm geworden, dass wir mit unserem roten Flitzer ausrückten. Ilse hat gestern noch ein Hinweisschild zu einem Bauernladen in Sulzemoos entdeckt, also fahren wir da hin. Wir finden den kleinen Laden sofort - er hat einiges zu bieten. Was uns sofort auffällt - die Waren sind viel billiger als bei unseren Bauern daheim. 
So kosten etwa die Eier hier 28 Cent, bei uns zahlen wir 40 Cent. Und auch die Nudeln sind mit 2 Euro 50 je 500 Gramm deutlich billiger, daheim zahlen wir für die gleiche Menge 4 Euro. Trotzdem haben wir nicht das Gefühl, dass wir daheim übers Ohr gehauen werden, wir sehen das vielmehr so, dass es den bayrischen Bauern bei der Preisgestaltung offenbar etwas an Selbstbewusstsein mangelt. Denn Qualität darf und muss seinen Preis haben. Wir haben uns dann ein paar Packungen Nudeln gekauft, das diesbezügliche Angebot war übrigens überaus vielfältig. Mit der Hartweizengries-Beute in unserem Vespa-Köfferchen sind wir dann zur Tankstelle gefahren und haben dort erwartungsgemäß das Aufladekabel für Gernots Handy gefunden und um 15 Euro auch gekauft. Das ist so ein Spezial-Dings, mit dem kann man das Handy an der Steckdose und am Zigarettenanzünder laden. Insgesamt gehen vom Stecker gut ein Dutzend verschiedener Kabel ab - von I-Phone- über Samsung- bis hin zu Nokia-Modellen ist alles mit dabei. Hauptsache das Ding funktioniert und das tut es dann auch. Wie gehofft hat der Tankstellen-Shop auch Brötchen im Angebot und wir kaufen uns ein paar davon für eine Mittags-Jause. Im WoMo essen wir dann das Brot gemeinsam mit unseren von daheim mitgebrachten Ostereiern, das reicht uns bis zum Abend. Nach der Jause haben wir noch einen Verdauungs-Pasch gemacht und uns anschließend ein wenig niedergelegt. So ist es gemütlich früher Abend geworden.
Eigentlich wären wir gerne noch einmal nach Sulzemoos rüber ins „Schloss“ Restaurant gefahren, aber die haben leider nur mittags geöffnet. Ein schneller Blick in die Google-Suchmaschine hat uns dann ein italienisches Restaurant in Wiedenzhausen angezeigt, keine fünf Kilometer entfernt. Also nix wie hin mit uns. Das Ristorante nennt sich „Bella Napoli“ und wird von Italienern geführt. Selbstredend registriert man mit typisch italienischer Genugtuung unsere rote Vespa und unsere Behandlung durch den italienischen Kellner ist eine dementsprechend bevorzugte. Wir essen wirklich hervorragend, Gernot hat in seiner Bescheidenheit gleich zwei Mal zugeschlagen. Zuerst, sozusagen als „Prima Piatti“ köstliche „Spaghetti al Carbonara“, die Portion hätte auch einen ausgehungerten Hochofenarbeiter satt gemacht. Danach gönnte er sich noch „Calamari fritte“ mit Gemüse und Kartoffel, zum Glück sind gerade einmal ein halbes Kilo der wunderbaren Meeresfrüchte an den Tisch gekommen. Sonst hätte Gernot auf der Speisekarte wohl noch unter „Dolci“ nachschlagen müssen. Ilse hat sich naturgemäß weit weniger bestellt und sich mit „Scalopine al Limone“ zufriedengegeben, ihr Essen ist ebenso mit Kartoffeln und Gemüse dahergekommen. Das Bier war gut, der Chianti sogar spitzenmäßig, ein rundum zufriedenstellendes Abendessen. Grazie Mille! Übrigens, der Kellner und auch der Patrone persönlich haben während unseres Aufenthaltes praktisch kein deutsches Wort mit uns gesprochen, auch wir haben uns redlich bemüht, die italienische Atmosphäre nicht mit „Bitte, Danke oder Auf Wiedersehen“ zu sehr zu beeinträchtigen.
Sehr gesättigt sind wir dann zu unserem WoMo zurückgefahren und haben uns im Inneren des Häuschens einen gemütlichen Abend gemacht. Morgen geht’s wieder weiter, wir freuen uns schon.

Freitag, 19. April 2019
Weil wir wenn möglich relativ früh aufbrechen wollen, sind wir sehr froh, dass wir uns schon knapp nach 7 Uhr früh aus den Decken schälen. Wir haben gestern noch mit dem Luis telefoniert und uns angekündigt, da meinte er: „Kommts aber möglichst zeitig, der Platz wird voll werden über Ostern!“. Auch wenn wir nicht zu hundert Prozent sicher sind, ob der Luis das ernst gemeint hat, wollen wir auf jeden Fall noch vormittags am Kochelsee ankommen.
Es war recht frisch in der Nacht, höchstens zehn Grad wird es gehabt haben. Nach einem guten Kaffee und dem Rest des Marmorkuchens haben wir unser Aufbruch-Programm durchgezogen. Vorerst mussten wir das WoMo gar nicht starten, denn weil der Stellplatz nicht exakt gerade ist, können wir die benötigten zwei, drei Meter rückwärts rollen. Zum x-ten Male vergisst Gernot, die WoMo-Trittstufe wegzuräumen und zum x-ten Mal fährt er nur durch Zufall nicht drüber. Dafür „überfährt“ Gernot heute unsere rot-weiß-rot gestreiftes Blechschild, das wir am Heck an unserer Vespa befestigen müssen. Gernot überfährt das Ding nicht nur, sondern bleibt elegant mit einem Reifen darauf stehen. Dass das Blechschild dabei keinen Schaden nimmt, ist auch nur einer Laune der Natur zu verdanken … Jedenfalls klappt dann das weitere Abfahrprogramm plangemäß, unsere Vespa springt nachgerade auf ihren Träger und keine zehn Minuten später sind wir schon weg. Übrigens - unserem Stellplatz-Nachfolger haben wir noch schlanke 16 Cent Stromguthaben hinterlassen, insgesamt hat uns der Aufenthalt hier gerade einmal 50 Cent gekostet, die wir gestern noch eingeworfen haben. Das geht.
Am bequemsten wäre es natürlich, wenn wir über die Autobahn fahren könnten. Google-Maps zeigt uns keinerlei Staus auf unserer Route an, das hat gestern aber ganz anders ausgesehen. Wir riskieren es und siehe da - bis auf eine oder zwei Baustellen konnten wir überall unseren feschen 90er fahren und wurden nirgendwo aufgehalten.
Und so sind wir schon gegen 10 Uhr am Kesselberg angekommen und haben uns gleich auf unseren Lieblingsplatz gestellt. Strom angesteckt, Vespa abgeladen, dann erst haben wir Luis und Gitti begrüßt. Das war fünf Minuten nach unserer Ankunft. Der Campingplatz öffnet mit heutigem Tag und wie wir dann etwas später im Gastgarten sitzen, trudeln im Minutentakt die Wohnmobile und Wohnwagen-Gespanne ein. Zeitweise stehen sie bis weit in die Straße hinaus und der Kampf um die letzten Stellplätz gleicht dem Kampf um die Existenz. Herrlich zu beobachten, vor allem dann, wenn man seinen Platz schön längst inne hat … Ja, ja - der frühe Vogel fängt den Wurm oder wie der der Lateiner sagt: „First come, first serve!“
Zum Mittagessen hat sich Ilse wieder einmal Weißwürste kommen lassen, wie immer erstklassig. Gernot konnte natürlich nicht dem „Seehecht in der Kartoffelpanade“ widerstehen, noch dazu am Karfreitag. Doch welch vorbildlicher Christ Gernot in Wahrheit ist, zeigte sich dann beim Abendessen - doch soweit sind wir noch nicht.
Nach dem Mittagessen haben wir uns kurz über unseren neuen Nachbarn geärgert, weil der sich keinen Meter neben uns eingeparkt hat. Wurscht, dass er das nur deshalb getan hat, damit er für sein großes Vorzelt Platz hat. Einen Respektabstand einzuhalten, das gebietet der Anstand. Aber das WoMo des Kampf-Kuschel-Campers beginnt mit „IL“, also Innsbruck-Land, ein „Kartoffelbauer“, wie wir Stadtler sagen. Alles gesagt … Sonst macht er wenigstens keine Probleme.
Es ist so schön warm, dass wir im Freien einen Pasch machen könnten. Aber der Wind ist zu stark, also ziehen wir uns ins WoMo-Innere zurück. Ilse liest dann in einem Zug ein ganzes Buch fertig („Pfingstrosen am Sieglanger“, die Geschichte einer Innsbrucker Familie) und Gernot frisiert ein wenig unseren Blog zurecht.
Wir sind dann eine große Runde über den Platz spaziert und sind dabei mit einem deutschen Paar ins Reden gekommen. Die haben ein martialisch aussehendes WoMo, das schreit geradezu danach, in einer Wüste oder wenigstens über einen Anden-Pass gefahren zu werden. Hier am Kochelsee wirkt es leicht deplatziert, aber der umgebaute Allrad Toyota Landcruiser gibt einiges her. Die beiden ca. 40-jährigen sind selbständig und Lichtjahre davon entfernt, am Hungertuch zu nagen. Schön. Aber sie beklagen sich, dass das System in Deutschland ein Wahnsinn sei, so könne zum Beispiel die Frau de facto nicht mehr in ein Angestellten-Verhältnis übertreten, weil sie einmal selbständig war. „Die lassen einen nicht mehr zurück ins Sozialsystem mit Krankenkassa und so!“. Komische Regeln. Aber wie sie uns dann nebenbei erzählten, dass jeder der beiden jedes Monat 2.500 Euro in die Rentenkasse einbezahlen muss, da waren wir uns gewiss, dass wir die spontan angedachte Kollekte für das Paar getrost wieder abblasen können. Denn bei solchen Beträgen liegt das Monatseinkommen wohl bei mehr als 8.000 Euro und das sollte doch für ein Leben abseits von Armut genügen. Trotzdem waren die zwei sympathisch und sie freuten sich aufrichtig für Ilse, dass sie ihr Arbeitsleben bald einmal hinter sich hat.
Nach einem feschen Spätnachmittagsschläfchen hat uns dann der Hunger hinauf ins Restaurant gerufen. Ilse lässt sich ihr Spezial-Menü bringen: Drei Stück „Reiberdatschi mit zwei Spiegeleiern“, normalerweise gibt’s Apfelmus dazu. Gernot beweist, dass man auch am Karfreitag Fleisch essen kann, ohne den Zorn Gottes heraufzubeschwören. Das „Wienerschnitzel mit Pommes“ ist diese kleine Sünde jederzeit wert gewesen und es mochte sich bei Gernot auch kein schlechtes Gewissen einstellen. So weit kommts noch.
Den Abend haben wir dann gemütlich im WoMo verbracht und haben noch einen feinen Pasch gemacht. Nachgerade tragisch war der Pflichtbesuch von Platzkater Gustl, denn wir haben kein Krümel an Katzenfutter eingepackt. Irgendetwas vergisst man immer! So konnten wir die Klagelaute Gustls nicht mit Knuspertaschen abstellen und mussten den schönen Kater auf morgen Mittag vertrösten. Ob er uns verstanden hat? Nun, Gernot hat ihm geraten: „Setz dich in eine Ecke und zähl bis 52.000. Dann kriegst du deine Knuspertaschen.“
Unter Scherzen und Lachen ist es dann Spätabends geworden und wir haben uns in unsere Schlafgemächer zurückgezogen. Heute Nacht wird’s arschkalt, soviel steht fest. Um 22 Uhr hat es keine 12 Grad mehr draußen …

Samstag, 20. April 2019
Frühmorgens hat es draußen gerade einmal 6 Grad gehabt, aber der Himmel zeigte sich wolkenlos. Es wird ein schöner Tag werden. Nachdem wir das Innere unseres Häuschens auf gut und gern 22 Grad aufgeheizt hatten, setzten wir uns an den Frühstückstisch. Wohl gemerkt, an den Frühstückstisch im Campingplatz-Restaurant. Denn wir haben uns am Kesselberg noch nie einen Kaffee gekocht, wir gehen jedes Mal frühstücken - Traditionen soll man beibehalten. Lustigerweise waren wir sonst noch nie auf einem Campingplatz frühstücken.
Nach dem guten Kaffee und den frischen Handsemmeln sind wir eine schöne Runde spazieren gegangen. In der Nacht hat sich eine tierische Tragödie ereignet, ein schöner, junger Rehbock ist tot im Kochelsee gelegen. Luis hat den Kadaver aus dem Wasser rausgezogen und die Jagdbehörde verständigt. Die haben dann später das tote Tier abgeholt. Luis meint, wahrscheinlich ist der Rehbock von Hunden ins Wasser getrieben worden und bei der Kälte des Sees gibt es leider keine Überlebenschance …
Wir haben uns am Vormittag natürlich einen lässigen Pasch geliefert, dann war die Temperatur so weit angestiegen, dass wir mit der Vespa eine Ausfahrt wagen konnten. Gestern noch wollten wir nach Benediktbeuern fahren und dem dortigen Ostermarkt einen Besuch abstatten. Aber der Markt hat schon vor den Osterfeiertagen seine Pforten geschlossen, also fuhren wir zuerst nach Murnau. Dort stellten wir beim EDEKA-Markt unseren Roller ab und spazierten ins Zentrum von Murnau. Bald erreichten wir die Fußgängerzone und gemeinsam mit tausenden anderen Touristen flanierten wir durch die schöne Hauptstraße. Ein bisschen haben wir nach einem kleinen, gemalten Bild vom Kochelsee Ausschau gehalten, so eines fehlt uns noch in der Gemälde-Galerie unserer Lieblingsorte. Wir sind aber nicht fündig geworden, aber das Bild läuft uns sicher nicht davon, eines Tages wird uns eines anlachen. Dafür finden wir eine hübsche Postkarte mit einer roten Vespa drauf - die hängen wir dann später in unserem WoMo auf. Bei einem Geldautomaten rüsten wir uns noch schnell mit frischem Bargeld aus, interessanterweise kriegen wir nur 200 Euro. Wurscht, reicht natürlich auch.
Mittlerweile war es Mittag geworden und wir hätten in Murnau viele Möglichkeiten gehabt, etwas essen zu gehen. Aber es hat uns nicht wirklich etwas angesehen und dann hat Gernot den Vorschlag gemacht, doch nach Saulgrub rüber zu fahren. Dort haben wir uns ja vor drei Jahren mit unseren lieben deutschen Freuden Ingrid uns Hans getroffen und damals „entdeckten“ wir dort einen Kebab-Burger-Laden. Und weil wir in diesem Mini-Restaurant damals sehr gut gegessen hatten, fuhren wir erwartungsfroh hin. Der Weg von Murnau nach Saulgrub ist mit 16 Kilometern nicht allzu weit, aber er war leider umsonst. Denn die „Burgeria“ gibt es nicht mehr, lediglich das Werbeschild hat sich noch finden lassen. Schade. Am Weg hierher sind wir bei einer Pizzeria vorbeigekommen, wir fahren am Retourweg zwar kurz auf den Parkplatz, das Lokal lockt uns aber nicht. Also blatteln wir zurück nach Murnau, unterwegs machen wir eine kurze Pause auf einem kleinen Parkplatz. Dort verscheuchen wir versehentlich eine große Eidechse, ein gutes Zeichen dafür, wie warm es bereits ist.
In Murnau steuern wir dann wieder den EDEKA Markt an und kaufen uns ein paar Lebensmittel ein. Wir werden nicht auswärts Mittagessen gehen, sondern uns selber versorgen. Also kaufen wir alles für einen griechischen Salat für Gernot, Ilse wird sich ihren Salat ohne Oliven, Schafskäse und Gurken anrichten. Dazu nehmen wir uns einen Italienischen Wurst-Salami-Aufschnitt mit, eine Packung Paprikawurst, sowie Schoko-Puddings und eine fesche Flasche Rotwein. Wir stehen mit unseren Einkäufen bereits an der Kassa, da entfährt Ilse ein entsetztes: „Jössas, das Katzenfutter!“ Na das wäre was gewesen, wenn wir unser Knuspertaschen-Versprechen vergessen hätten! Aber zum Glück war an der Kassa ein Korb mit einem Sonderangebot von Hundefutter aufgestellt und so ist es Ilse gerade noch rechtzeitig eingefallen. An der Kassa kauften wir uns dann noch gegenseitig unsere „Ostergeschenke“ - ein „Milky Way“ für Ilse und ein „Bounty“ für Gernot. Frohe Ostern! Danach noch schnell frisches Brot aus dem Backshop geholt und schon waren wir mit unserer Beute unterwegs nach Kochel. Das sind auch noch einmal gute 15 Kilometer, aber bei meistens 80 km/h sind die sehr schnell abgespult. 
Am Platz haben wir uns dann den Salat zubereitet und ein sehr gutes Essen genossen. So sehr gut, dass wir uns danach gerne auf ein kleines Spätmittagsschläfchen niederlegten.
Nach dem Aufstehen haben wir uns wieder unserem Lieblingsspiel hingegeben und später haben wir den Rest unserer Einkäufe vertilgt. Wir sind also heute nicht ins Campingplatz-Restaurant essen gegangen, das Frühstück ausgenommen. Aber morgen gehen wir unter Garantie wieder bei Gitti und Luis essen, es ist Grillabend und wir haben schon gestern ein Hendl und eine Haxe für uns vorbestellt.
Draußen geht ein sehr starker Wind, ein regelrechter Sturm. Wir machen uns zwischendurch sogar etwas Sorgen, ob der Föhn unserem Roller gefährlich werden könnte. Schließlich hat ein Sturm unsere Vespa bereits einmal umgenietet, das war in Innsbruck und die Reparatur der damals nagelneuen Vespa hat deutlich über 2.000 Euro gekostet. Zum Glück sind wir gegen so etwas versichert aber das nur nebenbei. Jedenfalls hat unser roter Flitzer die Sturmangriffe erfolgreich abgewehrt und ist brav und aufrecht stehen geblieben.
Wir nicht, denn wir haben uns irgendwann in unsere Betten zurückgezogen und uns vom Sturm in einen feinen Schlaf schaukeln lassen.

Sonntag, 21. April 2019
Wieder hat es am Morgen keine 7 Grad gehabt und unsere Heizung musste eine gute dreiviertel Stunde lang fleißig arbeiten, bis wir mit 22 Grad eine gemütliche Temperatur gemessen haben. Wir stehen ja, wie wir das am Kesselberg bevorzugen, direkt an der so genannten „Rue de Dusch“ und heute ziehen die anderen Camper am Weg zum Sanitärhaus dick eingemummt an unserem WoMo vorbei. Die meisten haben sogar Mützen auf und dicke Schals umgebunden. Gernot macht sich dann den Spaß und geht nur mit kurzer Hose und T-Shirt bekleidet zur Toilette, für die ein paar Meter ist das wirklich leicht auszuhalten. Noch dazu, wenn man weiß, dass ein herrlich geheiztes WoMo auf einen wartet. Aber den anderen Campern ist teilweise der Mund offen stehen geblieben …
Wir machen nach dem Frühstück einen lässigen Pasch und später bringen wir unseren Blog auf den aktuellen Stand. Das dauert bis gut Mittag und danach ist erstmal eine feine Siesta angesagt. Später hat sich dann Kater Gustl an unser gestriges Knuspertaschen-Versprechen erinnert und hat sich eine Portion davon abgeholt. Viel hat er ja nicht gefressen, den Rest haben wir ihm in einem Schüsselchen vors WoMo gestellt. Für später oder als Nachtjause.
Obwohl es das Wetter zulassen würde, sind wir heute nicht mit der Vespa ausgefahren. Wir hatten schlicht und einfach keine Lust dazu. Soll ja auch vorkommen. Wir haben uns lieber ein weiteres Mal am Paschteller duelliert und mit Kartoffelchips und Schokopudding den Hungerast bis zum Abendessen überbrückt.
Kurz nach 18 Uhr war es dann soweit und wir sind zu Tisch geschritten. Das Lokal war brechend voll, Hendln und Haxen sind bereits serviert worden. Was für ein köstlicher Duft! Dann ist es zu einem mittleren Bedienungs-Stau gekommen, weil Luis ausgerechnet jetzt zu einem Camper-Problem gerufen wurde. Gitti und Bene waren mit den vielen hungrigen und durstigen Gästen schnell überfordert, noch dazu wartete ein halbes Dutzend Camper mit irgendwelchen Anliegen auf Gitti. Das konnte also heute etwas dauern, also haben wir auf die Bedienung verzichtet und unser Hendl und unsere Haxe ins Wohnmobil mitgenommen. Damit haben wir einerseits für andere wartende Gäste Platz gemacht und andererseits sogar Geld gespart, weil die Getränke zum Essen aus dem eigenen Kühlschrank gekommen sind. Das Essen war wieder unbeschreiblich gut, Gernot hat die ganze Haxe ratzeputz aufgegessen, kein einziges Stückchen Fleisch oder Knusperkruste ist übriggeblieben. Auch Ilse hat ihr Hühnchen komplett aufgefuttert, ein ausgesprochenes Festmahl. Da werden wir wohl auch heuer wieder am einen oder anderen Samstag extra auf den Kesselberg rausfahren, wenn der Luis seinen Grillabend macht. Dass dieser heuer am Sonntag stattgefunden hat, war übrigens eine Ausnahme wegen der Osterfeiertage.
Unter Lachen und Scherzen ist es dann später Abend geworden, der Sturm hat übriges den ganzen Tag über nie richtig nachgelassen. In der Nacht war er dann teilweise so stark, dass er die Sitzgarnitur unserer Nachbarn ordentlich durcheinandergewirbelt hat. Auch wir mussten Gustls Katzenfutterschüssel und eine halbvolle Wasserflasche unter dem WoMo unseres anderen Nachbarn herausholen.

Montag, 22. April 2019
Der Föhnsturm war wirklich brutal stark und er hat nicht nachgelassen. Im Gegenteil - in der Früh ist er teilweise so heftig geworden, dass wir unsere Vespa endgültig gefährdet sahen. Die Arme hat zum Teil gewackelt wie ein Lämmchenschweif. Da konnten wir nicht mehr länger zusehen und haben unseren Roller kurzerhand aufgeladen. Noch vor dem Frühstück. Das war wie immer schnell erledigt, wahrscheinlich brauchen wir mittlerweile kaum mehr als fünf Minuten dazu. Jetzt war unsere brave Vespa zu hundertprozentig vor dem bösen Wind sicher und wir konnten beruhigt frühstücken gehen. Auch heute bestellen wir uns zusammen nur ein kleines Frühstück, mit einem Extra-Kännchen Kaffee dazu. Das macht mehr Sinn, denn bei zwei Mal Frühstück kriegen wir vier Semmeln und meistens haben wir zwei davon anschließend an die Enten und Schwäne verfüttert.
Nach dem Frühstück mussten wir eigentlich nur mehr den Strom abstecken und die Klokassette leeren, alles andere war schon erledigt. Nach einer herzlichen Umarmung von Gitti und Luis „Ihr seid’s uns nicht nur willkommen, sondern immer sehr herzlich willkommen!“ sind wir dann vom Kesselberg abgefahren. Dabei hat uns noch ein anderer Camper verärgert, der mitten in der Ausfahrt stehen geblieben ist. Das ist ein besonders depperter Platz zum Halten, weil wir mit unserem kalten WoMo nur ungern aus einer Steigung heraus anfahren. Stehen geblieben ist der Typ, damit seine Frau nur einen Meter weit gehen muss, um den Müll wegzuschmeißen. Dabei hätte ihr ein weiterer Weg nicht geschadet, wie Gernot angesichts der Leibesfülle der Frau gehässig anmerkte. Aber wir mussten beide darüber lachen und der Ärger über den egoistischen Deppen war sogleich verflogen.
Der Weg zurück nach Innsbruck ist längst reine Routine, wieder einmal sind wir entgegen der Urlauberreisewelle unterwegs und werden nirgendwo aufgehalten. Die einzigen Stopps machen wir heute freiwillig, einmal bleiben wir beim Rasthaus Zirlerberg stehen um die Bremsen auskühlen zu lassen und den zweiten Halt machen wir bei der Tankstelle in Zirl. Übrigens haben wir für 498,9 Kilometer diesmal 49,9 Liter Diesel verbraucht, also nur um einen Hauch mehr als 10 Liter pro einhundert Kilometer. Sehr brav!
In Innsbruck angekommen haben wir daheim die Vespa abgeladen und weil sich in der Nähe unserer Wohnung kein Parkplatz für das WoMo hat finden lassen, haben wir es gleich in seine Garage gefahren und erst dort ausgeräumt. Damit ist unsere 87. WoMo-Reise zu Ende gegangen und wir haben jeden Tag davon genossen. Es ist einfach herrlich, endlich wieder Camper zu sein, wir freuen uns schon sehr auf die nächste Ausfahrt. Und die wird garantiert nicht lange auf sich warten lassen, wir haben schon einen halbkonkreten Plan …




















Donnerstag, 4. April 2019

Winterende


WoMo–Saison 2019 steht vor der Tür
Wir schreiben Donnerstag, den 4. April 2019. In Innsbruck hat es jetzt – es ist exakt 10 Uhr vormittags – eine Temperatur von 13,7 Grad, bei mäßigem Süd-Föhnwind. Die Gärten in der Umgebung sind voll von den ersten Frühlingsboten – Krokus, Himmelschlüssel und Schneeglöckchen recken sich der immer wärmer werdenden Sonne entgegen. Die Amseln singen wieder den ganzen Tag über, die Bäume knospen und mit der Vespa sind wir auch schon ein paar Mal unterwegs gewesen. Es ist nicht nur kalendarischer Frühling – es ist echter Frühling! Und damit hat für uns, langsam aber sicher, auch die Wohnmobil-lose Zeit ihr Ende. Es geht endlich wieder los – und wie!
Noch ist es aber nicht ganz so weit, doch übernächste Woche werden wir zum ersten Mal im Jahr 2019 auf Tour sein. Eh nicht allzu weit, es geht hinaus ins Bayrische. Dort wollen wir uns bei einem großen Campingausstatter ein wenig umschauen und weil es dort Abstellplätze für WoMo’s gibt, werden wir über Nacht bleiben. Danach werden wir auf der Rückfahrt beim Campingplatz Kesselberg Station machen und Gitti und Luis unseren Antrittsbesuch 2019 abstatten – unser alljährliches „Ancampen“ sozusagen.
Vorher, schon am Montag übernächster Woche, haben wir unser treues Schneckchen zur TÜV-Überprüfung angemeldet. Wir sind guten Mutes, dass wir die Prüfplakette ohne gröbere Beanstandungen bekommen werden, unser WoMo ist gut in Schuss. Und es ist hoffentlich auch gut über den Winter gekommen – aber das wird uns Werkstattleiter Karli schon bestätigen. In jedem Fall muss die Lichtleiste am Motorradträger neu und endgültig befestigt werden, die haben wir uns ja letztes Jahr gleich zwei Mal heruntergerissen.
In der WoMo-losen Zeit sind wir natürlich nicht untätig daheim herumgesessen. Die brave Ilse hat auch in ihrem letzten Dienstjahr engagiert ihre oft nervenknackenden Schülerinnen und Schüler unterrichtet, mit heutigem Tag fehlen ihr übrigens noch 91 (in Worten: EINUNDNEUNZIG!!) Tage bis zur mehr als nur wohlverdienten Pension. Keine drei Monate Arbeit mehr also bis zu einem Ruhestand, der unter Garantie ein totaler Unruhestand werden wird. Was wir alles vorhaben …!
Auch Gernot hat über den Winter nicht Däumchen gedreht, sondern sein drittes Buch geschrieben. Es wird Anfang Juni dieses Jahres auf den Markt kommen und am 18. Juni erfolgt dann die Buchpräsentation in der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung in Innsbruck. Über den Inhalt und den Titel des Buches wollen wir noch nichts verraten, es wird aber noch zeitgerecht davon zu lesen sein. Übrigens, Gernots Verleger hat nach der Zusendung des Manuskripts geantwortet: „Ich habe es gerade mit großem Genuss gelesen. Es ist genau wie erwartet, großartig!“ So viel Eigenlob, „elegant“ über die Bande gespielt, muss erlaubt sein …
Bevor wir am Freitag, dem 5. Juli 2019 um ca. 10 Uhr 30 vormittags unser „Global Living“ von der Neuen Mittelschule in Zirl aus starten, werden wir schon die eine oder andere Fahrt 2019 hinter uns haben. Am 21. Juni feiert Ilse ihren 60. Geburtstag und wie könnte es für leidenschaftliche Camper anders sein, feiern wir diesen Geburtstag bei Luis und Gitti am Kochelsee. Es werden viele Freunde von uns mit dabei sein, wir haben vorsorglich gleich drei Wohnwägen reservieren lassen. Dazu kommen noch mehrere Wohnmobile und Zelte, wir werden wohl an die 20 Personen sein, inklusive zahlreicher Kinder. Das wird was werden, wir freuen uns schon sehr darauf. Tja – und keine zwei Wochen später heißt es dann für Ilse „NIE MEHR SCHULE“! Gernot war so kindisch und ist ganz Innsbruck ausgelaufen, um eine Version des Falco-Hits „Nie mehr Schule“ aufzutreiben. Jetzt haben wir die CD und am 5. Juli wird dieses Lied aus dem Autoradio unseres WoMo’s in voller Lautstärke vor der Schule abgespielt werden, wenn Ilse das letzte Mal in ihrem Leben aus dem Schultor der Neuen Mittelschule in Zirl heraustanzt … Vorfreude ist und bleibt die schönste aller Freuden!!!
Wo uns unser „Global Living“ heuer überall hinführen wird? Wir wissen es nicht. Frankreich, Italien, Deutschland, Albanien, Montenegro, Griechenland, Korsika, Sardinien – Pläne haben wir jedenfalls nicht wenige. Und ab Anfang November, das hängt noch vom genauen Datum der Präsentation von Gernots viertem (!!) Buch ab, werden wir nach Indien fliegen. Geimpft sind wir schon …
Das Schönste an all unseren Plänen aber ist – wir haben es nie mehr eilig, wir müssen nie mehr zu einem bestimmten Termin zu Hause sein, wir können jeweils vor Ort entscheiden, ob und wenn ja, wie lange wir bleiben wollen. Auch in Indien – wir buchen nur ein One-Way-Ticket. Viellicht fliegen wir schon Anfang 2020 wieder heim oder wir bleiben bis März. Das sind ja wirklich schöne Aussichten und das gönnen wir uns von Herzen …