vom 12. bis 30. August 2022
Innsbruck-Spielberg-Altaussee-Marbach an der Donau-Wien-Oggau-Sinabelkirchen-Innsbruck
1.625 km und Vespa 405km
Freitag, 12. August 2022
Auf diese Reise haben wir ganz schön lang warten müssen, denn schließlich
sind wir ja schon am 26. Juni von unserer letzten Fahrt zurückgekehrt. Aber zum
einen hat Ilse eine dreiwöchige, sehr wohltuende Kur absolviert und zum anderen
müssen wir uns in der Urlauber-Hochsaison nicht zwangsweise um die letzten
freien Plätze rangeln. Tirol ist auch schön. Und so hat Gernot während Ilses
Kur zahlreiche Touren mit unserer Vespa absolviert, mehrmals über 300 km am Tag,
bis in die Südtiroler Berge hinein und bis nach Oberbayern hinaus. Insgesamt
fast 3.000 Kilometer, ein Traum. Aber jetzt geht’s wieder mit dem WoMo los und wir haben echt lustvolle
Ziele vor uns. Aber der Reihe nach …
Dort
angekommen, hat uns stetig aufkommender Hunger bei einem Kebap-Laden Halt
machen lassen – und, so wie immer „Beim Türken“ sind wir erwartungsgemäß gut abgefüllt
worden. Zweimal großer Kebap-Teller mit Reis bzw. Pommes, dazu ein Cola – Fast-Food
in des Wortes ursprünglichster Bedeutung, denn kaum 20 Minuten später waren wir
schon wieder auf Achse. Ab Liezen ist die weitere Fahrt sozusagen ein
Freispiel, denn es geht sofort auf die Autobahn. Der folgten wir bis
Knittelfeld und ab der Autobahnausfahrt war schon überall der „Campingplatz
Murinsel“ angeschrieben. Wir sind etwas zu früh am Platz angekommen, also haben
wir in aller Ruhe die Vespa abgeladen. Dann konnte sich Ilse in Begleitung der
Chefin einen der drei freien Plätze auswählen – sie hat sich für den erstbesten
entschieden. Eine gute Wahl, wir stehen brettel-eben. Wie immer sind wir
blitzartig am Platz eingerichtet, heute noch schneller, denn wir lassen Stühle
und Tisch im WoMo, das Wetter schaut trübe aus. Darum decken wir auch gleich
unseren roten Roller ab, keine Sekunde zu früh. Denn es beginnt plötzlich stark
zu regnen und es sollte die nächsten Stunden nicht nachlassen. Also haben wir
uns niedergelegt und bis 18 Uhr geschlafen. Dank den üppigen Kebap-Tellern
konnten wir das Abendessen getrost ausfallen lassen und genossen stattdessen
einen guten Kaffee und Linzer-Schnitten. Danach der übliche Pasch am Abend und
bald einmal wechselten wir in die Horizontale. Wir sind sehr gut hier
angekommen, der Platz ist ausgesprochen nett und gut geführt, wir freuen uns
auf die kommenden Tage.
Es hat eigentlich die ganze Nacht geregnet oder zumindest getröpfelt. Die
Frühtemperatur liegt bei gerade mal 11 Grad, sogar herinnen hat es auf 15 Grad
abgekühlt. Wurscht, wir frühstücken dann bereits bei 21 Grad, Danke Heizung!
Heute steht beim Vespa-Treffen die erste Ausfahrt an, also machen wir uns gegen
9 Uhr 30 auf den Weg zum Veranstaltungsort, einem Lokal, das sich „Die Burg“
nennt.
Wie wir dort ankommen, sind schon zahlreiche Vespistis vor Ort, ein
Anblick, der uns sehr gefällt 😊. Wir melden uns an,
kriegen Gutscheine für ein Frühstück und ein Freigetränk, dazu ein Abziehbild,
das uns zur Fahrt über den Red-Bull-Ring berechtigt. Geil! Wir trinken einen
Kaffee und essen ein Croissant dazu, natürlich schreiten wir gleich mehrmals
die in Reih und Glied aufgestellten Vespas ab. Insgesamt werden es letztendlich
an die 80 Vespas gewesen sein, eine schöner als die andere. Und unsere kleine
„Principessa Rossa“ mittendrin 😊. Blöderweise fängt es
dann zum Tröpfeln an und die geplante Ausfahrt muss um mindestens eine Stunde
verschoben werden. Interessanterweise weiß immer noch niemand, wo denn die
Fahrt eigentlich hinführen soll. Überhaupt scheint das hier alles ein wenig
unprofessionell organisiert zu sein, kein Vergleich jedenfalls zu Pörtschach!
Es wundern uns auch die zahlreichen hier zum Verkauf ausgestellten Vespas, es
stehen mindestens sieben Modelle herum. Mit Preisen teils jenseits der 11.000
Euro – in Pörtschach war das keine Verkaufsveranstaltung. Doch hier ist alles
irgendwie auf Gewinn ausgerichtet, anders lässt sich auch das „Tagesangebot“
für uns Vespistis nicht erklären – Spaghetti Bolognese zu sehr frechen 16 Euro.
Das hat uns dann ein wenig den Appetit verdorben und wir sind erstmal zum
Wohnmobil zurückgefahren, den Regen aussitzen. Aber als es dann um 14 Uhr immer
noch geregnet hat, haben wir die Ausfahrt für uns gecancelt. Wurscht – der
Höhepunkt ist ohnehin morgen die Runde am Red-Bull-Ring, die verpasste Ausfahrt
lässt sich locker verschmerzen. Und es ist uns auch zu gefährlich, im Pulk auf
nassen Straßen oder gar Nebenstraßen unterwegs zu sein. Und eines ist auch klar
– so organisiert wie in Pörtschach, ist das hier nicht. Und zwar bei Weitem
nicht! Jaja, Pörtschach hat die Latte ziemlich hoch gelegt …😊 Wir haben einen lässigen Pasch gemacht und wie sich das Wetter dann
gebessert hat, sind wir nach Knittelfeld rübergefahren, ein paar Einkäufe zu
erledigen. Wir sind zuerst mal kreuz und quer durch Knittelfeld gecruist und
haben schließlich bei einem „Billa“ Halt gemacht. Weil wir noch 25-Prozent-Pickerln
dabeihatten, die liebe Ilse denkt aber echt an alles. Und so haben wir für
Salami, Parmesan, Schoko-Pudding, Alufolie etc. gleich mehr als 5 Euro gespart. Mit der Beute im Heck-Köfferchen sind wir dann wieder „Zur Burg“
geblattelt, mal schauen, ob die Vespistis schon von der Ausfahrt zurück sind.
Waren sie, aber es waren kaum mehr als 30 Vespas versammelt, das Treffen hat
also ordentlich an Substanz eingebüßt. Wir haben uns von unseren Getränke-Bons
ein Bier schmecken lassen und stellten mit einiger Befriedigung fest, dass kein
einziger (!) der verbliebenen Vespistis das „Spaghetti-Angebot“ für 16 Euro
angenommen hat. Blöd werden sie sein! Lange sind wir aber nicht dageblieben und
wie dann ein italienischer Musiker lautstark und selbstverliebt seinen Auftritt
einprobte, hat das unseren Abgang blitzartig beschleunigt. Wir sind
wahrscheinlich zu alt für diesen Scheiß 😊.
Stattdessen sind wir noch
zum Red-Bull-Ring gefahren, mal die Lage checken, wie das morgen so sein wird.
Zu unserer großen Überraschung gibt es nirgendwo Einlasskontrollen oder so, nur
die Fahrerlager sind von Securities bewacht. Wir konnten uns völlig frei
bewegen, sind bis zur berühmten Bullen-Skulptur hochgefahren und haben uns von
einer der vielen Tribünen aus einen Motorrad-Trainingslauf angeschaut. Damit
hätten wir nie gerechnet und das war wirklich speziell. Schließlich sind wir
noch bis zum Parkplatz des „Schönbergerhofs“ geglüht, wo wir morgen – nach der
Vespa-Runde über die Rennstrecke – am Frühstücks-Buffett zuschlagen werden 😊. Nach dem wirklich
beeindruckenden Break am Red-Bull-Ring sind wir zum Campingplatz zurück,
schnell die Lebensmittel in den Kühlschrank und dann war Siesta angesagt. Das
Wetter hat sich inzwischen gebessert, zumindest regnet es nicht mehr. Später
haben wir dann dem Restaurant am Platz eine Chance gegeben und wir haben
wirklich gut gegessen. Darüber hinaus war der junge Kellner ausgesprochen nett
und kundig, so mögen wir das. Nebenbei bemerkt war das Essen auch preiswert,
für Wiener Schnitzel bzw. Hühnerfiletspitzen mit Getränken, Extra-Salat und
Espresso haben wir nur knapp über 30 Euro bezahlt. Damit ist eine ganz klare
Empfehlung für das Restaurant am „Campingplatz Murinsel“ ausgesprochen, wir
gehen morgen sicher noch einmal hin. Nach einem Spät-Abend-Pasch haben wir dann den Tag zu Ende gehen lassen –
schade, dass das mit der Ausfahrt heute nicht klappen wollte. Aber dafür werden
wir morgen entschädigt, mit unserer Vespa über eine Formel 1 und Moto GP
Rennstrecke glühen zu dürfen – wer hätte das je gedacht …?
Sonntag, 14. August 2022
Um ja nicht zu verschlafen, haben wir uns heute den Wecker gestellt. Der
reißt uns um 5 Uhr 50 aus den Federn, Zeit genug für einen guten Kaffee. Die
Außentemperatur beträgt nicht einmal 7 Grad, das wird eine erfrischende
Ausfahrt werden. Früh genug brechen wir auf, das Wetter ist vielversprechend,
regnen wird es mit Sicherheit nicht. Ilse zieht sich trotzdem die Regenhose an,
weil die natürlich nicht nur wasser- sondern auch winddicht ist. So kommen wir
zwar gut gekühlt, aber nicht erfroren beim Red-Bull-Ring an. Obwohl viel zu
früh, sind wir bei Weitem nicht die ersten, dutzende Vespistis warten schon auf
den großen Moment, auf den Höhepunkt des „2. Murtaler Vespa Treffens“. Um 7 Uhr
50 starten wir los, die Vorfreude ist allerorten mit Händen zu greifen. Doch
leider – der Traum von einer Runde mit den Vespas über die Grand-Prix-Strecke
ist dann blitzartig ausgeträumt. Denn der Organisator hatte uns eine
betrübliche Mitteilung zu machen: „Leider habe ich ein wichtiges E-Mail
übersehen, wir dürfen wegen dem Moto-GP doch nicht über den Ring fahren. Sorry,
mein Fehler.“ Ist das zu fassen? Da fahren wir über 400 Kilometer von Innsbruck
hierher, buchen uns drei Tage lang auf der „Murinsel“ ein, nur für diese eine
Runde über den Ring. Und dann entblödet sich der Veranstalter nicht, sich bei uns
mit einem seichten Schmäh und dümmlichen Ausreden zu entschuldigen. Das Murren
unter den Vespistis war zwar deutlich zu vernehmen, gesagt hat aber niemand
was. Wirklich niemand? Nun, Gernot sagte dem „Veranstalter“ deutlich seine
Meinung über das „Mail-Vergessen“ und dass wir extra aus Tirol angereist sind.
Da wurde Gernot gleich von einem steirischen Vespa-Trottel angestänkert: „Dann
bleibts halt in Tirol, wenn ihr nie einen Fehler macht!“ Mehr hat er nicht
gebraucht, aber immerhin besaß der Depp noch so viel Restvernunft, dass er das
zweimalige Angebot Gernots „Willst a Watsche haben, du Vollidiot?“ nicht angenommen
hat. Natürlich hat der Veranstalter kein Mail übersehen, so deppert ist nicht
einmal ein Steirer. Wir werden das mit Red Bull abklären, ob es jemals eine
Zusage für diese Runde gegeben hat oder ob wir wirklich auf Betrüger
reingefallen sind. Selbstredend haben wir unsere Teilnehmergebühr von 2 mal 25
Euro zurückgefordert und auch sofort anstandslos gekriegt. Aber damit geben wir
uns nicht zufrieden, wir werden jedenfalls versuchen, uns bezüglich
Anreisekosten und Campingplatzgebühren schadlos zu halten. Und wir wollen für
die entgangenen Urlaubsfreuden entschädigt werden. Das Zauberwort heißt
„Prospekt-Wahrheit“ und wir haben nicht das bekommen, was uns versprochen
wurde. SO geht’s natürlich echt nicht! Später haben wir dann noch erfahren,
dass auch das im Preis inbegriffene Frühstück im „Schönberger Hof“ nur für
einen Teil der Vespistis serviert wurde, der größere Teil musste in ein anderes
Gasthaus ausweichen, also nix mit lustvollen „Benzin-Gesprächen“ etc. Ein
Reinfall auf der ganzen Linie. Da waren wir aber schon längst weg und haben, nach einer kleinen Ehrenrunde
mit der Vespa, den Rest des Vormittages genutzt und die skandalöse Organisation
des „2. Murtaler Vespa Treffens“ im Netz verbreitet. Wir sind ja in einigen
Vespa-Gruppen aktiv und überall war das Entsetzen über diese Veranstaltung groß
und gleich mehrere Poster meinten „Gut, dass wir nicht teilgenommen haben“. Wir
wurden viele Male aufrichtig bedauert und das hat unseren Zorn dann eh langsam
verrauchen lassen. Aber das wird noch ein Nachspiel haben! Andererseits – wir
sind halt keine „Klage-Hanseln“, also werden wir es eh wahrscheinlich dabei
belassen. Wahrscheinlich! Fix ist das nämlich noch nicht, wir werden sehen …Den Nachmittag haben wir dann damit verbracht, unsere Enttäuschung zu
verarbeiten, mit einem super Match am Pasch-Ring haben wir das gut hingekriegt.
Später haben wir dann Stück für Stück unser Abfahrts-Programm abgespult, morgen
geht es nach Altaussee. Zuletzt wurde dann noch unser Roller am Heckträger
vertäut und wir statteten dem Platzrestaurant unseren Abschiedsbesuch ab.
Wieder wurden wir kulinarisch bestens versorgt, auch die Bedienung war einmal
mehr hervorragend. 10 von 10 Punkten! Schon alleine deshalb werden wir den
„Campingplatz Murinsel“ in bester Erinnerung behalten. Und die Gegend rundherum
ist wirklich schön, wir könnten unzählige Vespa-Touren in der näheren Umgebung
machen. Das werden wir vielleicht irgendwann einmal tun und dann buchen wir uns
sicher wieder hier ein. Für dieses Mal war es das aber und nach einem lässigen
Pasch und ein paar kühlen Drinks aus dem Eiskasten haben wir diesen
„gebrauchten“ Tag zu Ende gehen lassen. Altaussee, wir kommen!
Montag, 15. bis Dienstag, 23. August 2022
Die acht Tage von Altaussee werden wir in einem Beitrag zusammenfassen. Vor
allem deshalb, weil die Zeit bei unseren Freunden derart mit Aktivitäten aller
Art ausgefüllt war, dass wir einfach nicht zum Schreiben gekommen sind.
Natürlich waren wir gleich mehrmals beim Gasthaus „Kahlseneck“, einmal davon
mit Michaels Plätte. Mit seiner äußerst waidwunden Plätte, sollte man
vielleicht dazusagen. Das traditionelle Altausseer Holzboot ist nämlich leck
und vor jeder Fahrt müssen mittels Hochleistungspumpe viele, viele Liter
Altaussee aus dem Schinakel entfernt werden. Die Plätte hat schon Michis Vater
gehört und wird gute 50 Jahre auf dem Buckel haben. Das sind zu viele. Zwar
kann man Plätten auch reparieren lassen, aber diese nicht mehr. Die
Neuanschaffung ist bereits in die Wege geleitet – gibt’s halt im Hause unserer
Freunde keine neue Vespa, sondern eine neue Plätte. Ist eh auch ein Fahrzeug –
irgendwie …😊 Einmal sind wir zu Fuß ins „Kahlseneck“ spaziert, der gute Kilometer war eine
Challenge für Gernot, die er ohne Pause bewältigt hat. Das war diesmal übrigens
das einzige Mal, dass wir in Altaussee auswärts essen waren. Hat natürlich auch
mit den Preisen zu tun – in Hallstatt, wohin wir einen Ausflug mit der Vespa
gemacht haben, nehmen sie fürs Wiener vom Schwein mit Pommes 26,90 Euro, ohne
Salat. Danke! Also haben wir praktisch jeden Tag selber gekocht, dreimal durfte
Gernot an den Herd. Sowohl sein Rindsgulasch, als auch seine Käsespätzle und
zum Abschluss die Fleischlaibchen wurden vollkommen restlos aufgefuttert. Das
ist das größte Lob für einen Koch. Einmal hat Barbara Saiblinge zubereitet und
Iris bereitete uns Nudeln mit zwei verschiedenen Saucen zu. Jeden Tag sind ab
Mittag die Gäste eingedrudelt, meistens waren wir mehr als zehn Personen.
Wieder haben wir neue und interessante Menschen kennengelernt, so den Arzt
Helmut, der auf der Terrasse einen populär-wissenschaftlichen Vortrag nach dem
anderen abgehalten hat. Pointiert und überaus fachkundig, echt beeindruckend. Einer der Höhepunkte war natürlich das Festschießen im altehrwürdigen
Altausseer Schießstand. Dieses Jahr haben Barbara und Michael zu diesem
Schießen eingeladen und auch die Festscheibe anfertigen lassen. Weil unsere
Freunde quasi die Gastgeber waren, sind wir – und mit uns alle Hausgäste – auch
mit dabei gewesen. Ilse hat sich dann einen Tag vorher ein sehr fesches Dirndl
gekauft, für wohlfeile 29 (!) Euro. Damit wir wenigstens halbwegs dem Anlass
entsprechend gekleidet sind. Schließlich werden über 150 Leute kommen, darunter
die gesamte Nomenklatura von Altaussee, inklusive Hannes Androsch oder Beate
Meinl-Reisinger. Gernot hat sich in seinen einzigen Trachtenjanker geworfen und als sein Tagesziel
ausgegeben, dass er zumindest einmal (!) die Scheibe treffen möchte. Denn diese
Zielscheibe ist 125 Meter weit entfernt, montiert in einer Höhe gut zehn Meter
über Grund. Zwar hat Gernot schon mit Kleinkaliber-Gewehren geschossen, aber
das ist über 40 Jahre her. Und so war er eh verwundert, dass er bei jedem
seiner zehn Versuch die Zielscheibe getroffen hat, einmal sogar die 9! Aber die
Gesamtzahl der Ringe reichte nur für Platz 22, immerhin noch vier Ränge vor Michael. Ganz anders ist es Ilse ergangen, sie hat schlicht und ergreifend für eine
echte Sensation gesorgt. Die liebe Ilse hat noch nie zuvor ein Gewehr in der
Hand gehabt und musste sich sogar das Laden und Repetieren erklären lassen. Und
dann schießt sie mit ihren ersten drei Schüssen dreimal hintereinander die 8
(!!!). Mit den allerersten drei Schüssen! Unglaublich. In der Tonart ist es
dann auch weitergegangen, auch Ilse hat keinmal das Ziel verfehlt und erreichte
schließlich mit 64 (!) Ringen den hervorragenden fünften Platz. Unter mehr als
30 Frauen, die teilweise schon ihr Leben lang dem Schießen nachgehen. Chapeau,
liebe Ilse – du Schützenkönigin der Herzen! Unnötig zu sagen, dass Ilse die
bestplatzierte Hausgästin war, obwohl außer Michael und Gernot jeder Gast zur
Siegerehrung aufgerufen worden ist. Als Prämie entschied sich Ilse übrigens für
eine Flasche Kernöl, das wird uns noch eine ganze Zeit lang an ihre
Schießkünste erinnern. Welch verborgene Talente tauchen denn bei Ilse da noch
so auf …? 😊 Ach ja, da fällt uns
doch gleich noch ein Talent Ilses ein – Autostopperin. Bei einem von Gernots
Kocheinsätzen, genauer gesagt beim Gulasch, fehlte Tomatenmark. Das hat es
leider nicht auf die Einkaufsliste geschafft und wurde dementsprechend
vergessen. Also hat sich die stets opferbereite Ilse auf den Weg zum „Unimarkt“
gemacht, der ist aber über einen Kilometer weit entfernt. Doch schon am Beginn
der Hauptstraße hörte Ilse hinter sich das vertraute Geräusch einer Vespa.
Kurzerhand stoppte sie den Fahrer der weißen 300er mit einem „Nimmst mich ein
Stückerl mit?“ und der ließ Ilse lachend aufsitzen. Ohne Helm, aber die paar
hundert Meter kann man schon mal ein Auge zudrücken. Beim „Unimarkt“ angekommen
wusste Ilse immerhin, wie es sich am Sozius einer 300er Vespa sitzt. Nämlich
hervorragend. Gut möglich, dass unsere kleine 125er eine größere Schwester
bekommt, denn dann ließen sich größere Ausfahrten auch zu zweit lockerer
bewältigen. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, aber immerhin reden wir
schon darüber …😊. Über unseren Ausflug nach Hallstatt haben wir schon kurz berichtet, nach
einem Rundgang durch den Ort unserer Hochzeit sind wir nach Gosau raufgefahren.
Am Weg dorthin sind wir beim „Gasthaus Echo“ eingekehrt, ein Zufallstreffer,
weil es nicht an der Hauptstraße liegt. Wir haben dort ausgesprochen gut
gegessen und danach, ein paar Kilometer weiter am wunderschönen Gosauer See,
unseren Verdauungsspaziergang gemacht. Zurück nach Altaussee sind wir über Bad
Goisern und den Pötschenpass gefahren, eine echt lässige Runde, fast 100
Kilometer insgesamt. Die Woche bei unseren Freunden war wieder sehr, sehr lässig und wir freuen
uns schon jetzt auf nächstes Jahr. Das Wetter war übrigens ausgesprochen
vielfältig, von Hitze, über Regen bis hin zu Gewittern war alles mit dabei und
einmal hat Michael sogar seinen Kachelofen einheizen müssen. Der Abschied am
Dienstag, 23. August 2022
fiel uns dann wie immer schwer, wir sind Michael, Barbara und Hannah lange
in den Armen gelegen. Ciao, bis nächstes Jahr, falls wir uns nicht vorher
irgendwo treffen. Weil es gestern abends noch geregnet hat, haben wir die Vespa erst am
Abreisetag aufgeladen, sonst erledigen wir diese Arbeit immer am Vortag. Zwar
hat es ganz in der Früh noch einmal kurz stark geregnet, aber dann fanden sich
doch noch ein paar trockene Minuten zum Vertäuen unseres Rollers. Beim
Ausparken hat Gernot wieder einmal den grünen Zaun zum Nachbargrundstück
gestreift – wie jedes Jahr. Aber schließlich sind wir mit viel
aus-dem-offenen-Fenstern-winkend von Altaussee abgefahren. Unser erster Weg führte uns nach Gmunden, wo wir Andrea eines von Gernots
Bücher vorbeigebracht haben. Andrea ist quasi die „Stiefmutter“ von Michi und
wir haben sie schon vor Jahren kennengelernt. Sie wohnt in einem netten Haus in
einem riesigen Park und wenn wir nicht schon so im Fahrmodus gewesen wären,
hätten wir ihre Einladung zum Kaffee sicher angenommen. So sind wir nach kurzem
Smalltalk weitergefahren und haben uns so rasch als möglich auf die Autobahn
verfügt. Wir sind erst übermorgen bei Elle angekündigt und werden in
Niederösterreich, direkt an der Donau, zwei „Erholungstage“ einlegen. Doch dann
meldete uns Google Maps einen schweren Unfall bei Ansfelden, die Stau-Wartezeit
lag dann schnell bei einer Stunde und mehr. Also sind wir in Vorchdorf von der
A1 abgefahren und haben uns quasi querfeldein durch Oberösterreich
„durchgeschlagen“. Ausgerechnet in dieser Gegend kennt sich Gernot sehr gut
aus, denn sein Bruder Robert hat hier jahrelang gelebt. Und so waren die Orte
Bad Wimsbach-Neydharting, Stadl Paura oder Lambach keine Überraschungen, bis
Wels brauchten wir jedenfalls kein Navi.
Nach einer kurzen Rast irgendwo bei
Wels sind wir dann im teils strömenden Regen auf der Bundesstraße 1 bis kurz
nach Linz gefahren und dort wieder auf die A1. Aber nur bis zur Ausfahrt
„Ybbs“, ab da waren wir dann auf der Donauuferstraße unterwegs. Zwischendurch
hatten wir ein „lustiges“ Erlebnis. Wir kamen an einer Baustelle zum Stehen –
Gegenverkehr. Vor uns nur ein Fahrzeug, ein Smart, und zwar die „Sportwagen“
Variante. Gernot nennt dieses Modell gerne auch „Clown-Auto“, weil es ihn an
ebensolche erinnert. Und schau an, der Fahrer des Smart gebärdete sich
tatsächlich als Clown, denn kaum schaltete die Ampel auf Grün, gab der Mann Gas
und preschte direkt IN die frisch asphaltierte Fahrbahn hinein, anstatt sie zu
umfahren. Das hat nicht nur einen hässlichen Rumpler gemacht – der
Niveauunterschied zwischen den Fahrbahnen betrug locker 20 Zentimeter – sondern
auch für viel Gelächter gesorgt. Jaja, wer den Schaden hat … So schlimm dürfte
der Schaden aber nicht gewesen sein, denn eine knappe Viertelstunde später
überholte uns die Spaßversion eines Sportwagens erneut – und wieder mit enorm
viel Risiko. Ein Clown halt … Die Donauuferstraße ist wunderschön angelegt und bei besserem Wetter wäre
sie wohl noch eindrucksvoller gewesen. Schließlich erreichten wir kurz nach 16
Uhr – durch die Umwege später als gedacht – unser Tagesziel in Marbach an der
Donau. Ilse hatte sich bereits vorher nach einem freien Platz am örtlichen
Campingplatz erkundigt – kein Problem. Wir sollen uns einfach hinstellen wo wir
wollen, ab 18 Uhr kommt dann ein Angestellter vorbei. Zwecks Anmeldung und so.
Genauso ist es dann auch gekommen und wie die Formalitäten erledigt waren, sind
wir in die „Pizzeria Rialto“ zum Abendessen geschritten. Die ist gerademal 100
Meter von unserem Stellplatz entfernt, die Rezessionen klangen schon sehr
vielversprechend. Vom wirklich sehr guten Essen waren wir dann überrascht, das
Champignonrahmschnitzel von Gernot war erstklassig und auch an Ilses Pizza
Margerita aus dem Holzofen gab es nichts auszusetzen. Bei den Preisen für
unsere Mahlzeiten mussten wir zweimal hinschauen und auch dann waren sie kaum
zu glauben – also haben wir die Speisekarte sogar fotografiert. Es wird wohl
mehr als 10 Jahre her sein, dass wir zuletzt so günstig gegessen haben. Gernot
hat dann der netten Kellnerin noch gesagt, dass die Köchin oder der Koch
ausgezeichnete Arbeit geleistet hat. Und er war froh, dass er ausnahmsweise mal
gegendert hat, denn die Kellnerin meinte, aus Verlegenheit etwas rot geworden:
„Ich habe das gemacht.“ Da haben wir uns gleich erkundigt, ob sie morgen auch
Dienst habe. Und als sie das bejahte, haben wir uns gleich für morgen erneut
zum Essen angekündigt. Unser Verdauungsspaziergang führte uns dann bei einem
weiteren Gasthaus vorbei, das ebenfalls direkt am Campingplatz liegt. Aus
reinem Interesse schauten wir uns die aushängende Speisekarte an und mussten
erneut feststellen, dass nirgendwo die Preise für die Gerichte aufgelistet
waren. Wahrscheinlich dem Aha-Effekt wegen. Das ist offenbar die neue Masche,
um bei den teils unfassbaren Preisen doch noch Gäste zu kriegen. Wir sind
sicher, dass auch hier das Wienerschnitzel weit über 20 Euro kostet, das
Kalbs-Wiener sogar jenseits der 30. Uns kanns egal sein, wir würden und wir
werden NIEMALS ein Lokal betreten, das uns seine Preise vorenthält … Mit einem feinen Pasch und schön gekühlten Drinks haben wir den Tag dann
angenehm ausklingen lassen. Morgen ist Entspannung pur angesagt, wir holen
nicht mal die Vespa vom Träger …
Mittwoch, 24. August 2022
Wie geplant, haben wir diesen Tag zur Erholung von Altaussee genutzt. Jeden
Tag Party – und das acht Mal hintereinander – das stecken wir nicht mehr so
locker weg 😊. Das Wetter ist heute
angenehm, nur zwischendurch tröpfelt es ein wenig. Wir schauen dem Treiben auf
der Donau zu, die direkt an uns vorbeifließt. Es kommen Frachtschiffe vorbei
und alle halbe Stunde oder so pflügt sich ein riesiges Fluss-Kreuzfahrt-Schiff
durch die Fluten der gar nicht so blauen Donau. Auch Wasserskifahrer und
Wake-Border sehen wir und wenn eine bzw. einer der Wagemutigen ins Wasser
stürzt, wird uns erst die enorme Fließgeschwindigkeit des Stromes bewusst.
Wirklich beeindruckend, wie schnell die Freizeitsportler abgetrieben werden. Natürlich klopfen wir den einen oder anderen Pasch, machen uns eine kleine
Jause und gönnen uns ein ausgedehntes Mittags-Schläfchen. Schließlich ist
endlich Essenszeit und wir gehen wie angekündigt erneut ins „Rialto“ rüber.
Heute lässt uns das Wetter auf der Terrasse sitzen und wir speisen wieder
ausgezeichnet. Über die Preise haben wir uns ja schon gestern erfreut gewundert
– zusammengerechnet haben wir bei beiden Besuchen weniger als 60 Euro
ausgegeben, das großzügige Trinkgeld bereits eingerechnet! SO kann man sich das
Essen-gehen natürlich noch leisten, vielerorts ist das nämlich schlicht zu
teuer geworden. Und wir müssen nicht jeden Cent zweimal umdrehen. Aber für zwei
Wiener und zwei Getränke zahlen wir keinen 80er, da passt uns das
Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr. So geht auch unser zweiter Tag in Marbach an der Donau, morgen geht’s
weiter nach Wien – liebe Elle, wir kommen!
Geweckt werden wir von prasselndem Regen, wurscht, wir reisen eh ab. Aber
für die zahlreichen Radler am Platz – es sind ganze Familien unterwegs – ist
das Wetter natürlich nicht ganz so chillig. Ziemlich genau um 11 Uhr fahren wir
ab, sehr gut möglich, dass wir hier wieder einmal nächtigen werden. Wir fahren der Donau entlang, kommen in Spitz und Dürnstein vorbei und
verfügen uns nach der Durchfahrt von Krems/Stein auf die S5. Der folgen wir bis
zur Ausfahrt Floridsdorf, bei Elle haben wir uns bereits angekündigt. Kurz vor
ihrem Wohnhaus laden wir die Vespa ab und beziehen unseren Platz direkt im
Garten. Schnell ist das WoMo abgestellt und der Strom angesteckt. Wir nehmen
auf der Terrasse Platz und geben uns unseren Lieblingsbeschäftigungen hin –
Quatschen und Lachen. Etwas später brechen wir dann mit der Vespa auf, wir
brauchen unbedingt diese Spezial-Bio-Flüssigkeit für unser WoMo-Klo und
außerdem müssen wir die Zutaten fürs heutige Abendessen einkaufen. Ilse hat
bereits herausgefunden, dass sich der nächstgelegene Camping-Ausstatter an der
Brünner Straße befindet – also los. Die Brünner Straße ist sicher eine der
längsten Straßen von ganz Wien, wenigstens beginnt sie direkt an der Ecke zur
Jedlerseer Straße, die wiederum bei Elle ums Eck liegt. Aber die Brünner Straße
zieht sich ewig hin, die ersten Kilometer verlaufen im Stopp-and-Go
Großstadtverkehr. Schließlich finden wir die richtige Hausnummer – allerdings
ist hier nirgendwo ein Camping-Shop zu finden. Also fragen wir nach ein paar
vergeblichen „Ehrenrunden“ bei einer Tankstelle nach. Und schau – die Brünner
Straße reicht bis zur Stadtgrenze von Wien, danach heißt sie zwar auch in
Gerasdorf immer noch Brünner Straße, die Hausnummern beginnen allerdings wieder
von vorne, also bei 1. DAS soll ein Auswärtiger wissen! Wieder cruisen wir
kilometerweit dahin, doch dann sehen wir schon von Weitem das schwarz-gelbe
„Falle“ Schild des Camping-Ladens. Lange halten wir uns aber nicht im Laden
auf, schnell die Toiletten-Flüssigkeit gekauft und weg waren wir wieder. Danach
wollten wir zu einem „Primark“ Shop, der sollte ganz in der Nähe sein. Dank den
vielen großzügigen Umwegen brauchten wir eine gute halbe Stunde bzw. 10
Kilometer Strecke, um dort hinzufinden. Aber dann war auch dieser Einkauf rasch
erledigt und mit ein paar wohlfeilen T-Shirts machten wir uns auf den Weg
zurück nach Floridsdorf. Dort statteten wir noch dem SPAR-Markt einen Besuch ab
und besorgten uns die Zutaten fürs heutige Abendessen. Gernot wird erneut seine
Käsespätzle machen, auf Bitte von Elle. Macht er gern – und weil sein Rezept
dafür mit den Worten „Man schütte einen Liter Bier in den Koch“ beginnt,
kauften wir eine 24er Lage „Gösser“. Erst daheim bemerkten wir den
unverschämten Preis des Gerstensaftes – 1,18 Euro je Dose. Da war der Einkauf aber
bereits vom Konto abgebucht 😊. Wurscht, aber in
Zukunft schauen wir wieder VOR dem Kauf auf die Preise, der Lebensmittelhandel
ist ja diesbezüglich völlig am Durchdrehen … Das Essen ist dann – Achtung Eigenlob – wieder absolut köstlich geworden,
die Spätzle, die Röstzwiebel und den bunten Salat kann man kaum besser
zubereiten. Mit vielen Geschichten, einigen Bierchen und mit viel Lachen haben wir
diesen ersten Tag in Wien zu Ende gehen lassen und freuten uns, dass wir wieder
einmal sehr gut in der Bundeshauptstadt angekommen sind. Morgen machen wir eine
kleine Ausfahrt mit der Vespa – das Wetter ist perfekt dafür.
Für unsere Verhältnisse stehen wir relativ spät aus, es wird fast 9 Uhr
gewesen sein. Gernot schwingt sich gleich auf unseren Roller und geht
Frühstücks-Brötchen holen. Ilse kocht derweil Kaffee und später genießen wir
einen feinen Start in den Tag. Auch Elle kriegt natürlich ein Brötchen und wir
verlagern unser Frühstück auf die Terrasse. Danach verabschieden wir uns und
starten mit der Vespa los. Wir nehmen den Weg über den Handelskai, folgen dann
den Schildern in Richtung „Zentrum“ und parken bald darauf in Sichtweite des
Stephandoms. Wir schauen schnell in die Buchhandlung „Leporello“, die Gernots Verleger
Markus Renk gehört und richten der Filialleiterin schöne Grüße aus Tirol aus.
Und die nette Dame überrascht Gernot mit der Aussage: „Sie sind der Autor von
‚Eine Million Kilometer durch Innsbruck‘, stimmts?“ Schau, schau – wird der
„lokale Bestseller-Autor“ (Zitat aus einer Werbebroschüre des Verlages) nun
schon in Wien erkannt 😊. Zwar nicht auf offener Straße, sondern von einer
Buchhändlerin, aber immerhin. Natürlich umrunden wir wie üblich den Dom, ärgern uns wie üblich über den
bestialischen Urin-Gestank der armen Fiakerpferde und versuchen möglichst allen
als Mozart verkleideten Ticket-Verkäufern auszuweichen. Wie immer zieht es vor
allem Gernot zum Modell-Auto-Geschäft am Stephansplatz – aber das gibt es nicht
mehr. Schon vor 55 Jahren hat sich Gernot hier sein Näschen an den
Schaufenstern plattgedrückt und erst voriges Jahr waren wir im Geschäft auf der
Suche nach einem roten Vespa-Modell. Und jetzt ist das Lokal ausgeräumt – tja,
nix ist für ewig. Apropos – tatsächlich für ewig dürfte hingegen ein Einkauf sein, den wir
bzw. den Ilse in unmittelbarer Nähe vom Stephansplatz tätigte. In einem
Schaufenster stach uns nämlich eine fesche Damen-Lederjacke ins Auge und Ilses
„Schwarze Haut“ hat sich heuer in ihre Einzelteile aufgelöst. Keine
Viertelstunde später waren wir schon wieder aus dem Geschäft draußen und mit
uns durfte eine extrem lässige Lederjacke den Laden für immer verlassen.
Wirklich eine gute Wahl, das weiche Nappa-Lammleder schmiegt sich perfekt ans
Ilses Körper, fast schon wie maßgeschneidert. Der Preis für die Jacke hat Ilse
zwar kurz schlucken lassen, andererseits hätten wir um das Geld während des
Formel 1 Grand Prix in Spielberg gerade mal drei Tage am Red Bull Ring campen
können 😊. Da gibt die Lederhaut
weit mehr her … Wir sind dann über lustvolle innerstädtische Umwege zum Roller zurück
spaziert und haben uns im dichten Verkehrsgewühl in Richtung Handelskai
gequält. Wir haben dann aber nicht diese vierspurige Straße benutzt, sondern
sind parallel zu ihr gefahren. Keine 50 Meter entfernt von einer der
Hauptverkehrsadern Wiens, sind wir beinahe alleine unterwegs gewesen, immer im
tiefen Schatten und an jeder einzelnen Ampel in der Pole-Position. Sehr lässig
und so werden wir ab jetzt immer fahren. Wir sind dann gar nicht direkt nach Floridsdorf gefahren, irgendwann kamen
wir an einer Abzweigung nach Klosterneuburg vorbei und spontan beschlossen wir
eine kleine Runde. Es werden knapp 10 Kilometer nach Klosterneuburg sein, fast
die ganze Strecke über befuhren wir eine Baustelle. Wurscht, hier ist auch ohne
Bauarbeiten nur ein 50er erlaubt. Einmal wurden wir von einer kecken
Motorradfahrerin überholt, ihr Einhorn-Rucksack war ein echter Hingucker und
musste natürlich fotografiert werden 😊. Wir haben dann jenen
Campingplatz angefahren, auf dem wir schon mehrmals genächtigt haben, denn es
war Mittag geworden und das platzeigene Restaurant haben wir in guter
Erinnerung. Doch leider sperren die erst am späten Nachmittag auf, also
Winke-winke. Ilse erinnerte sich dann an die Rollfähre in der Nähe, da hat es
doch einen Kiosk oder so gegeben …? Tatsächlich parkten wir uns ein paar
Minuten später beim Kiosk ein und stillten unseren Hunger mit Schinken-Käse-Toasts.
Anschließend konnten wir der Versuchung nicht widerstehen und ließen uns von
der Rollfähre ans gegenüberliegende Ufer der Donau schippern.
Ins schöne
Tuttendörfl. Interessanterweise bezahlten wir für die Überfahrt weniger, als auf
der aushängenden Tarif-Tabelle angeschrieben war. Wurscht natürlich, wir
protestierten dagegen nicht einmal halbherzig …😊. In Tuttendörfl hätten
wir sicher gut essen gehen können, das große Ausflugs-Gasthaus hat sehr
einladend ausgesehen. Für die kleine Elle war es immer ein besonderes Erlebnis,
wenn sie mit ihrer Oma in Tuttendörfl eingekehrt ist. Wird auch schon gut 65
Jahre her sein. Uns genügten aber vorerst unsere Toasts und wir cruisten in
Richtung Bisamberg. Nach dem Besuch einer Tankstelle ließen wir uns in der
Umgebung von Bisamberg ein wenig verloren gehen, aber schließlich passierten
wir unvermittelt das Ortsschild „Wien“. Zu unserer Überraschung befanden wir
uns bereits in Floridsdorf und noch größer war die Überraschung, als wir schon
nach wenigen Minuten zur Jedlerseer Straße kamen. Das ist ums Eck von Elle und
keine 5 Minuten später parkten wir unsere Vespa vor dem WoMo ein. Wir holten
gleich die Sonnenliegen aus unserem Schneckchen und hielten im Garten eine
feine Siesta. Bis ca. 17 Uhr, dann machten wir uns fertig für den Besuch der
„Schilfhütte“, die direkt am Donaukanal liegt. Das Lokal ist etwas über einen
Kilometer weit weg, also gingen wir natürlich zu Fuß hin. Das Essen war gut und
das Bier war kalt, mehr will man ja gar nicht. Wir haben es unter Lachen und
Scherzen nach und nach dunkel werden lassen und einigermaßen angeheitert sind
wir gegen 21 Uhr 30 zum Haus von Elle zurückgeschlendert. Ilse hat sich dann
bald einmal niedergelegt, Elle und Gernot haben auf der Terrasse noch das eine
oder andere Bierchen genossen. So ein schöner Tag wieder …
Samstag, 27. August 2022
Bedingt durch das gestrige „Lumpen“ hat es erst gegen 10 Uhr im Wohnmobil
nach Kaffee gerochen. Eh früh genug. Das Wetter ist wunderbar und schon am
Vormittag ist es schön warm. Das schreit natürlich nach einer kleinen
Vespa-Tour und wir überhören den Ruf nicht. Unser erster Weg führt uns zum
Sieveringer Friedhof, Elle hat uns gebeten, das Grab ihrer Mutter zu besuchen
und eventuell ein bisschen Grabpflege zu betreiben – Unkraut zupfen und so. Es
war aber alles in bester Ordnung, also sind wir ein paar Reihen weiter zum Grab
unseres Freundes Wolfgang gegangen. Das ist immer ein schwerer Weg, denn es
schnürt uns jedes Mal das Herz zu, wenn wir unseren Freund hier besuchen. Inzwischen
hat Gernot seinen allerbesten Freund um drei Monate überlebt, Wolfgang hat ja
drei Monate nach seinem 60er gehen müssen. Immer noch unfassbar! Unsere trüben
Gedanken und sentimentalen Erinnerungen verflogen aber in dem Moment, als wir
unsere Helme aufsetzten. Das Leben geht weiter, jetzt ist Vespa-Spaß pur
angesagt. Von Sievering sind wir zuerst in Richtung Höhenstraße gefahren, aber
nicht auf den Kahlenberg hinauf. Denn wir sind vorher in Richtung Weidlingsbach
abgebogen, da waren wir noch nicht. Das Befahren der kurvenreichen Straßen war
wieder unglaublich lässig, außer einigen Motor- bzw. Fahrrädern war kaum ein
Fahrzeug unterwegs.
So cruisten wir Kilometer um Kilometer dahin, immer im Wald
oder am Waldrand, bei herrlichem Sonnenschein, einfach ein Traum! Irgendwann
passierten wir ein Hinweisschild nach Muckendorf und sofort erinnerten wir uns
an den Gasthof „Wolf in der Au“. Da haben wir vor ein paar Jahren wunderbar
gespeist und so was vergessen wir nie. Doch leider – das Gasthaus hat
ausgerechnet heute Ruhetag – echt schade. Aber zum Glück sind hier allerorten
Gasthäuser zu finden – auch wenn wir bald einmal am berühmten, aber leider
geschlossenen, Gasthaus „Ohnewas“ vorbeikamen. In Kritzendorf, einige Kilometer
weiter, fanden wir dann ein Gasthaus „Mitallem“, das sich „Zum Silbersee“
nannte. Auf der Speisekarte standen dann aber nicht nur „Winnetou Schnitzel“
oder „Old Shatterhand Würstel“, sondern ganz besondere Schmankerl. So hat sich
Gernot das eher selten offerierte „Ochsen Backerl Gulasch“ bringen lassen –
also „Rindswangerl“, wie wir daheim dazu sagen. Ein Gedicht – butterzart und
mit massig Sauce zu den Serviettenknödel. Ilse hat mit ihrem „Backhenderl-Salat“
auch eine sehr gute Wahl getroffen und wir können das Gasthaus „Zum Silbersee“
bedingungslos weiterempfehlen. Sehr gut gesättigt haben wir danach unsere Fahrt fortgesetzt und sind dann
irgendwann vor Klosterneuburg einfach rechts einen Anstieg hochgefahren – mal
schauen, wo es da überall hingeht. Es ging unter anderem nach Hintersdorf und
etwas außerhalb des kleinen Ortes sind wir rechts in einen Waldweg abgebogen.
Nach vielleicht 300 Metern haben wir das Moped abgestellt, unsere Picknickdecke
ausgepackt und haben eine sehr feine Siesta gehalten. Herrlich, so ganz alleine
im Wald, nur das Brummen der Insekten war zu hören – und manchmal ein lautes
Motorrad, von der nahegelegenen Straße her. Die Zeit zu haben, einfach irgendwo
stehen zu bleiben, eine Decke auszubreiten und dann vor sich hin zu Schauen und
zu Hören – was für ein Privileg! So haben wir uns das Pensionisten-Leben immer
in unseren kühnsten Träumen ausgemalt und genauso ist es gekommen. Wir sind
einfach nur glücklich und das ist auch vollkommen in Ordnung so 😊. Nach der feinen Rast haben wir unsere kleine Tour fortgesetzt und sind bald
einmal wieder in vertrautes Terrain gekommen. So war es dann eine leichte Übung,
wieder zum Sieveringer Friedhof zu finden und ab da kennen wir inzwischen den
Weg zu Elle auswendig. In Floridsdorf haben wir beim BILLA noch ein paar
Kleinigkeiten eingekauft und um 16 Uhr 30 waren wir schließlich zurück bei
Elle. Insgesamt waren wir heute 89 Kilometer unterwegs – und jeder einzelne
davon war ein Hochgenuss. Weil Elle noch ein wenig ruhen mochte, haben wir endlich mal wieder einen
Pasch gemacht und danach sind wir drei auf der Terrasse beisammengesessen.
Später hat Elle „Beim Türken“ (schon wieder, wie in Haßfurt😊) wunderbares Essen
bestellt und auch wir haben ordentlich zugeschlagen. So haben wir es langsam Spätabend werden
lassen, bis uns ein heftiges Gewitter mit Starkregen von der Terrasse
vertrieben hat. Mit dem guten Gefühl, einen weiteren Supertag erlebt zu haben,
sind wir in unsere Privatgemächer übersiedelt. Morgen geht’s wieder auf Achse,
geil!
Sonntag, 28. August 2022
An einem Fahrtag bleiben wir normalerweise nie lange liegen und so sind wir
auch heute wieder bereits um 8 Uhr 30 beim Frühstückskaffe gesessen. Danach
haben wir uns von der lieben Elle verabschiedet, schön war es wieder in Wien.
Mit dem WoMo sind wir anschließend die paar Meter zum Loretto-Park
rübergefahren und haben dort die Vespa aufgelegt. Der Parkplatz ist ideal dafür
geeignet, auch weil man sich danach am Brunnen die Hände waschen kann.
Vorsichtshalber haben wir noch in Wien getankt und waren danach äußerst erfreut
über den niedrigen Verbrauch unserer Schnecke – 9,17 Liter auf 100 Kilometer
sind aber auch wirklich erfreulich. Übrigens – wie Ilse das Tanken bezahlt hat,
wurde sie mit den Worten „Wir haben Sie schon überall gesucht“ begrüßt. ????
Die Lösung – ausgerechnet der Kunde vor uns hat ausgerechnet an „unserer“
Zapfsäule getankt und ist dann ohne zu bezahlen abgehauen. Bei einer 99 Euro
Rechnung. Tja, ist nicht unser Problem, aber laut Tankwart passiert ihm so
etwas mehrmals die Woche. Irgendwie kein Wunder, bei den Spritpreisen, aber
natürlich geht so was gar nicht. Und wird dank der Videoüberwachung auch nicht
ohne Konsequenzen bleiben. Wie gesagt, uns kanns wurscht sein. Wir haben vor ein paar Tagen festgestellt, dass wir bereits in allen
Bundesländern gecampt haben und nirgendwo nur einmal. In allen neun
Bundesländern? Nein, das Burgenland fehlt uns noch auf dieser Liste, aber das
wird sich heute ändern. Wir haben uns nämlich den „Campingplatz Oggau“ als Ziel
ausgesucht, der sich, wenig verwunderlich, in Oggau befindet. Dazu müssen wir
erst einmal aus Wien herauskommen, das gelingt uns über ein Gewirr aus
verschiedenen Autobahnen, Ilse lotst uns gekonnt durch diesen Irrgarten.
Zwischendurch sind wir im extremen Starkregen unterwegs, so hat es nicht einmal
gestern während des heftigen Gewitters geschüttet. Fünf Kilometer weiter hat
dann schon wieder die Sonne geschienen und wir sind trockenen Reifens ins
Burgenland gekommen. Nach nicht einmal zwei Stunden Fahrtzeit haben wir uns vor
dem Campingplatz eingeparkt und wenige Minuten später bezogen wir unseren
Stellplatz. Der liegt gleich neben dem Sanitärgebäude, kurze Wege mögen wir.
Die Vespa bleibt auf ihrem Träger, auch wenn sich in der Gegend unter Garantie
lässige Touren fahren ließen. Aber das Wetter gefällt uns gar nicht, aus den
dunklen Wolken könnte jederzeit Regen fallen. Und das mögen wir nicht und
unsere Principessa Rossa schon gar nicht. Also vertreiben wir uns den Tag mit
Paschen und Relaxen, sogar den Besuch im Restaurant sparen wir uns. Ilse sind
die Betreiber irgendwie unsympathisch und das genügt natürlich als
Ausschließungsgrund. Wir haben noch genug zum Essen ist WoMo und bereiten uns
später eine feine Jause damit zu. Immer wieder einmal regnet es ein wenig,
hatten wir also doch recht, die Vespa nicht abzuladen. So verbrachten wir einen
entspannten Tag in Oggau im Burgenland, morgen fahren wir weiter in die Steiermark.
Dort besuchen wir Gernots Onkel Wolfi, wir freuen uns schon sehr darauf.
Schon kurz nach 9 Uhr verlassen wir den „Campingplatz Oggau“, jetzt haben
wir also in allen neun Bundesländern gecampt. Check! Unser Tagesziel ist
Sinabelkirchen, dort gibt es einen Stellplatz und Onkel Wolfi wohnt nur ein
paar Kilometer entfernt. Die Fahrt dorthin verläuft fast nur über die Autobahn,
das Wetter ist ideal und wir kommen bestens voran. Immer wieder mal pausierten
wir, nahmen irgendwo gepflegt ein zweites Frühstück zu uns und völlig relaxed
trafen wir kurz vor Mittag in Sinabelkirchen ein. Das Prozedere der Anmeldung
funktioniert auf diesem Stellplatz sehr einfach – man nimmt sich eines der
bereitliegenden Kuverts, darin befindet sich das Anmeldeformular und eine
Chipkarte für die Toilette bzw. die Dusche.
Dann gibt man das Geld für die
Übernachtung in das Kuvert und wirft es in den Briefkasten. Fertig. Kaum hatten
wir das erledigt, kam schon der Betreiber angefahren und begrüßte uns herzlich.
Das läuft hier alles wunderbar easy ab und genauso mögen wir das. Gernot hatte
mittlerweile seinen Onkel von unserer Ankunft informiert und schon kurze Zeit
später kam Wolfi angefahren. Es geht ihm wieder halbwegs gut, er hat ja einen
schweren Fahrradunfall gehabt. Wolfi hatte die Bremskraft der Scheibenbremsen
seines neuen E-Bikes unterschätzt und bei einer Vollbremsung einen Salto über
die Lenkstange geschlagen. Für einen 77-jährigen ist das keine Kleinigkeit, die
gebrochene Hand muss immer noch therapiert werden. Aber wie gesagt, er ist eh
wieder hergestellt und auch seinen Humor hat er natürlich nicht verloren.
Wolfgang hat uns dann zum einige Kilometer entfernten „Gasthaus Dokl“ gefahren,
da waren wir bei unserem letzten Besuch auch schon. Wir haben gut gegessen und
getrunken und hatten uns eine Menge zu erzählen. Anschließend hat uns Wolfi zum
WoMo zurückgeführt und uns für später bei ihm zu Hause auf Kaffee und Kuchen
eingeladen. Im WoMo legten wir uns gerade zum Verdauungsschläfchen nieder, als
das Telefon klingelte. Die Kaffeemaschine sei schon angeworfen, informierte uns
ein bestens gelaunter Wolfi, wir mögen zu Tisch schreiten. Also ließen wir die
Siesta sausen und glühten die 5, 6 Kilometer zu Wolfis Haus rüber. Das Wetter
gefiel uns gar nicht, aber notfalls hätten wir ja eh unsere Regenschutzkleidung
dabei. Der Kaffee und der Kuchen waren ausgezeichnet und die Gespräche zwischen
uns ein echter Spaß. Wolfi war, ist und bleibt ein begnadeter Entertainer und
es wird uns niemals langweilig, ihm zuzuhören. Zwischendurch hat es dann heftig
geregnet und wir sahen uns schon in unseren Ganzkörperkondomen zum WoWo
zurückzufahren. Dazu ist es dann zum Glück aber nicht gekommen, wir nutzten
eine kleine Regenpause, verabschiedeten uns von Onkel Wolfgang und glühten auf
nassen Straßen nach Sinabelkirchen rüber. Dort haben wir gleich die Vespa aufgeladen, denn es könnte jederzeit wieder
anfangen zu regnen. Danach sind wir noch gemeinsam in einer Kabine duschen
gegangen, die 6 Minuten Warmwasser für 1 Euro reichten leicht für uns beide.
Nach einem Abendpasch haben wir uns dann in die Horizontale verfügt und sind
mit dem schönen Gedanken eingeschlafen, dass es morgen wieder nach Hause geht.
Wir sind schon um 7 Uhr 10 auf, zehn Minuten später sitzen wir schon beim
Frühstückskaffee. Beim ersten wohlgemerkt. Denn wir haben gestern noch mit Wolfgang
ausgemacht, dass wir uns noch zu einem gemeinsamen Frühstück treffen werden.
Die Bäckerei liegt unmittelbar neben dem Campingplatz, trotzdem fahren wir mit
dem WoMo hin. Gleich darauf kommt auch Onkel Wolfi und wir frühstücken
gemeinsam und ausgiebig. So stärken wir uns für die bevorstehende Fahrt,
schließlich sind es von hier weit über 400 Kilometer nach Innsbruck. Über diese Heimfahrt ist eigentlich nichts bemerkenswertes mehr zu
berichten, wir sind völlig ohne Stau vorangekommen. Nach etwas mehr als 7
Stunden sind wir dann bei unserer WoMo-Garage angekommen und damit ist unsere 114.
WoMo-Reise beendet. Unnötig zu sagen, dass es wieder einmal eine der lässigsten
Fahrten aller Zeiten war. Nur die depperte Geschichte mit dem „Mail-Überseher“
in Spielberg trübte ein wenig diese Fahrt, konnte uns aber den Spaß auch nur
ganz kurzfristig verderben. Und vielleicht hat das Ganze ja doch noch ein
Nachspiel, wir werden nämlich sämtliche uns entstandene Kosten zurückfordern.
Mal schauen, wie die Sache ausgeht …