Montag, 31. August 2020

101. WoMo-Fahrt "Ein Urlaub im schönen Altaussee, tut immer gut und manchmal weh."

vom 18. August bis 20. August 2020
Innsbruck - Altaussee - Innsbruck  -  653 km

Dienstag, 18. August 2020  

Was ist das heuer für eine verrückte WoMo-Saison! Es ist schon Mitte August durch und wir treten erst unsere dritte (!!) Fahrt an. Und das, obwohl wir unendlich viel Zeit hätten … Aber das Corona-Virus hält immer noch die ganze Welt in Geiselhaft, praktisch jede Woche besteht für ein anderes Land bzw. Region eine Reisewarnung - Kroatien, Spanien, Frankreich, Italien usw. Auch zu unserem Lieblings-Campingplatz am Kesselberg können wir de facto nicht fahren, Gitti und Luis haben wir heuer überhaupt noch nicht gesehen. Die strengen und ständig wechselnden Auflagen der Bayern lassen einen relaxten Campingurlaub nicht zu, also verschieben wir das notgedrungen auf einen späteren Zeitpunkt. Gut, genug gejammert jetzt, so ist es halt nun mal und auch wenn das Virus wohl nie mehr verschwinden wird (den „Gefallen“ hat uns noch nie ein Virus getan), wird es in absehbarer Zeit wirksame Impfstoffe dagegen geben. Wir wagen uns mal weit aus dem Fenster und behaupten: Spätestens im kommenden Sommer 2021 wird wieder alles wie früher sein und wir können wieder hinreisen, wo wir wollen. Möge diese Prophezeiung zutreffen, denn bekanntlich sind Prognosen immer dann besonders schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. So - und jetzt lassen wir die 101. Ausfahrt mit unserem Wohnmobil losgehen. 
Sie wird uns zu drei Orten in der Steiermark führen und mit einem ausgiebigen Wien-Aufenthalt enden. So ist der Plan. Gernot hat vorgestern die letzten Zeilen seines vierten Buches in den Computer geklopft, übrigens wird es das bei Weitem umfangreichste Werk sein. Es ist an die 380 Seiten dick, Lesestoff genug also. Kurz zum Inhalt - Gernot ist für sein „Ich bin dann mal nicht weg“ durch sämtliche Straßen Innsbruck gewandert, insgesamt gut 320 Kilometer weit. Über 400.000 Schritte waren notwendig, um alle 654 Straßen, Gassen, Wege, Steige, Plätze, Promenaden, Brücken und Stege Innsbrucks abzugehen. Ab Ende Oktober ist das Buch im Handel, auch online bestellbar unter
www.wagnersche.at. Soviel Werbung muss erlaubt sein … Jetzt aber endgültig auf zur Fahrt in die Steiermark. Natürlich darf die Vespa mitkommen, ja sie muss sogar dabei sein. Denn Gernot kann bekanntlich keine Strecken mehr gehen, die über 200 Meter lang sind und wir wollen vor allem in Wien ein bisschen flexibel sein. Sonst nehmen wir nicht viel mit, natürlich Getränke, ein wenig Kleidung und unsere Notebooks. Das war’s, wir besuchen diesmal ausnahmslos Freunde, werden also auf keinen Campingplatz zufahren. Vielleicht in Wien, aber das werden wir sehen, gebucht haben wir jedenfalls noch nicht. Von Innsbruck aus führen viele Wege in die Steiermark, heute fahren wir eine ganz neue Strecke. Ilse hat sich schon länger mit den verschiedenen Routen beschäftigt, wir werden keinesfalls über Deutschland fahren, den obligatorischen Stau in Kiefersfelden wegen der deutschen Einreisekontrollen sparen wir uns. 
Also geht es zuerst über die Autobahn nach Wörgl, danach via St. Johann nach Lofer und dort biegen wir rechts in Richtung Zell am See ab. Eine sehr gute Wahl, denn es herrscht fast kein Verkehr. Gut, wir sind auch schon um 6 Uhr aufgebrochen und hätte Gernot nicht beim Wechseln der Kennzeichen seine Sonnenbrille in der Garage liegen gelassen, dann wären wir auch um 6 Uhr von Innsbruck weggekommen. So mussten wir in Hall umdrehen, wurscht, die halbe Stunde Verzögerung spielt auch keine Rolle. Noch dazu, wo wir uns erst gegen Nachmittag in Altaussee angekündigt haben. Zell am See umfahren wir gepflegt in einem ewig langen Tunnel, dann geht es über die kurvenreiche Bundesstraße bis Bischofshofen. Immer wieder mal bleiben wir kurz stehen, bei Schwarzach-St. Veith gönnen wir uns ein feines, zweites Frühstück. Danach fahren wir hinauf zur A10 Tauernautobahn und dort in Richtung Süden bis zur Ausfahrt Radstadt. Von jetzt an kennen wir einige Orte von Weltcup-Skiabfahrten - Haus im Ennstal zum Beispiel oder Schladming. 
Dort beginnt sich dann zusehends das Wetter einzutrüben und bald einmal schüttet es wie aus Kübeln. Weit haben wir es eh nicht mehr, zum Glück, denn der Regen ist derart stark, dass wir nicht schneller als 50 km/h fahren können. Dann stehen wir plötzlich in einem Stau und ein Meer aus Blaulichtern in weiter Ferne zeigt uns, dass es dort einen Unfall gegeben haben muss. Wir fügen uns dem Schicksal, so was kann dauern, wir erleben das nicht zum ersten Mal. Immer wieder mal geht es ein paar Meter vorwärts, denn die Lücken der zahlreichen „Umdreher“ müssen aufgefüllt werden. Wir wenden nicht, zwar gibt es natürlich alternative Strecken nach Altaussee, aber das wären unverhältnismäßig große Umwege. Und schließlich ist jede Unfallstelle irgendwann geräumt, noch dazu auf einer so wichtigen Verkehrsader. So ist es dann auch gekommen, nach halbstündiger Zwangspause durfte unser braver Nasenbär wieder Fahrt aufnehmen. Obwohl wir keine Gaffer sind, ist uns der schwer beschädigte BMW nicht verborgen geblieben, der, beinahe einer Skulptur ähnlich, neben der Straße senkrecht im Graben steckte. Das Fahrzeug aus der oberen 5-er Baureihe (ein M?) war mit blauen Kennzeichen ausgestattet, eine Probefahrt also. 400+ PS und Aquaplaning sind wohl nicht die besten Voraussetzungen, einen Sportwagen auszutesten … Es beruhigte uns zumindest, dass uns während der Wartezeit kein Rettungsauto entgegengekommen ist, so dürfte der Unfall wenigstens ohne Personenschaden geblieben sein. 
Trotz der Verzögerung sind wir noch vor Mittag bei unseren Freunden in Altaussee angekommen und als erstes haben wir natürlich unser WoMo vor dem Haus eingeparkt. Die Vespa laden wir nicht ab, erstens regnet es noch leicht und zweitens brauchen wir unseren roten Flitzer eh erst in Wien. Wir gönnen uns ein ausgiebiges Brunch-Frühstück-Mittagessen im Haus, unsere Freunde Barbara, Michael und Hannah haben (wie andauernd im Sommer) Besuch und so sitzen wir zu acht am Tisch. Wir haben uns natürlich viel zu erzählen, die Zeit verfliegt nur so. Später kommen dann noch weitere Freunde von Barbara und Michael und bald ist die Stube übervoll. Vielleicht war das mit ein Grund, warum Gernot irgendwann nach 20 Uhr auf die Terrasse hinausging - ein bisschen Luftschnappen. Tja - und dann hatte eine kleine Unaufmerksamkeit böse Folgen: Gernot hat den Ständer eines Sonnenschirms übersehen, ist draufgetreten und hat dadurch das Gleichgewicht verloren. Als erstes rammte er sich den metallenen Stutzen des Schirmes unterhalb des Knies richtig tief ins rechte Bein und als er den drohenden Sturz mit der rechten Hand abfangen wollte, ging das leider schief. Gernot prallte mit dem Handrücken auf eine Gartenbank und wusste sofort: Das könnte zu einer Verletzung geführt haben. Tatsächlich ist die Hand dann ordentlich angeschwollen, hat aber alle Funktionstests bestanden. Zwar unter ziemlichen Schmerzen, aber sämtliche Finger haben sich bewegen lassen. Auch das Handgelenk hatte nichts abgekriegt und bald einmal konnte Gernot mit der rechten Hand schon wieder eine Bierflasche öffnen. Also noch einmal alles gutgegangen … Unter diesem Motto haben wir dann auch den geselligen Abend ausklingen lassen - auch wenn man um 2 Uhr früh eigentlich nicht mehr von einem Abend sprechen kann …

Mittwoch, 19. August 2020                                                      

Noch vor dem Schlafengehen hat Ilse Gernots Bein behandelt, die Schramme ist echt gewaltig, fast ein Wunder, dass es so wenig geblutet hat. Zwar ist Gernots schöne, hellblaue Hose auf der Innenseite rot von Blut, aber es ist nichts durchgegangen. Das wird schon wieder. Mehr Probleme macht die rechte Hand, jetzt ist sie richtig dick angeschwollen und der kleine Finger scheint schwer beleidigt. Er lässt sich aber bewegen. Trotzdem sollten wir uns das anschauen lassen und rufen im Krankenhaus Bad Aussee an. Bedingt durch Corona gibt es auch bei den so genannten „Frischverletzten“ einen Termin, Gernot ist um 11 Uhr 30 hinbestellt. Michael hat den Taxidienst ins Krankenhaus übernommen und bei der Hinfahrt ist es zu einer „lustigen“ Szene gekommen: Michael öffnete das Handschuhfach, deutete auf eine Großpackung Gesichtsmasken und meinte: „Nimm dir eine, wenn du eine brauchst!“ Gernot griff also nach den Masken, automatisch mit der rechten Aua-Hand und in dem Moment knallte Michi das Handschuhfach wieder zu. Zack, jetzt war auch noch Gernots Handgelenk bedient, obwohl er natürlich sofort spürte, dass das Einklemmen höchstens einen „Verdacht auf kleinförmige Hautabschürfung“ verursacht hat. Und wie reagierte Michael auf seine Ungeschicklichkeit? Nun, er hat einen derart heftigen Lachanfall bekommen, dass er sein Auto nur noch mit Mühe auf der Straße halten konnte. Ja, ja - wer den Schaden hat, braucht nicht lange nach dem Spott zu suchen … Beim Krankenhaus angekommen ist dann alles relativ schnell gegangen, auch wenn das Warten mit Mundmaske doppelt so anstrengend ist. Nach dem Röntgen dann die ernüchternde Diagnose - Bruch des Mittelhandknochens des kleinen Fingers. Noch dazu ein derart komplizierter Bruch, dass eine Operation unausweichlich ist. Mit Schrauben und Platten, das volle Programm. Na super, der perfekte Zeitpunkt für diesen Scheiß! Gernot hätte sich sofort in Bad Aussee operieren lassen können, aber natürlich will er das lieber daheim in Innsbruck machen lassen. Dank Unfallversicherung kann er sich dort auch in den Privatkliniken behandeln lassen, dieses Privileg muss man ausnützen.                            


Tja, so kanns manchmal gehen - gestern noch bester Dinge und voller Reisepläne, heute sitzt Gernot mit einem Gips da und hat eine komplizierte Operation vor sich. Wurscht, nützt nix, das kriegen wir hin. Als erstes musste Gernot dann unseren Besuch bei Ralfi und Silvia, bei seinem Onkel Wolfgang und bei unserer lieben Freundin Elle in Wien absagen. Vielleicht sehen wir uns Mitte Oktober, falls uns ein „goldener Herbst“ noch eine WoMo-Reise ermöglicht. Für diesmal war es das leider … Den weiteren Tag haben wir dann mit Plaudern, Blödeln und Lachen verbracht, am späten Nachmittag sind wir auf den „Loser“ hinaufgefahren, wo wir im Bergrestaurant einen Tisch reserviert hatten. Das Wetter war schön, man konnte ohne Jäckchen im Freien sitzen und das gute, kulinarische Angebot genießen. Zurück in Altaussee sind wir dann noch ziemlich lange zusammengesessen, leider ist das unser letzter gemeinsamer Abend, denn morgen müssen wir heimfahren.   




Donnerstag, 20. August 2020   

Die Nacht war durchaus angenehm, auch für Gernot. Der Gips ist zwar ungewohnt, aber wenigstens bereitet der Bruch keine übermäßigen Schmerzen. Nach einem ausgedehnten Frühstück im Freien machen wir uns dann auf den Heimweg. Lustig war, dass unsere Freunde plötzlich mitgekriegt haben, dass Gernot seiner Ilse beim Zusammenräumen des Wohnmobils gar nicht helfen kann und sind gleich zur Unterstützung angerückt. Aber da hatte Ilse bereits alles erledigt, hat keine Viertelstunde lang gedauert und alle Hilfsbereiten haben nur den Kopf darüber geschüttelt.   
Auch das sehr komplizierte und fordernde Abfahren von unserem Standplatz hat Ilse mit Bravour gemeistert. Dazu muss man gleich mehrmals auf engstem Raum reversieren, Gernot hat dabei üblicherweise immer den Zaun des Nachbargrundstückes von etwas Farbe befreit. Ilse nicht und wir konnten losfahren - da war es gerade mal 10 Uhr. Wir werden denselben Weg wieder zurückfahren, überhaupt wird das jetzt unsere bevorzugte Route in die Steiermark sein. Gernot fühlt sich als Beifahrer so gar nicht wohl, was aber nichts mit Ilses Fähigkeiten zu tun hat. Denn eigentlich ist ja sie die bessere Fahrerin, immerhin hat sie in früheren Jahren an richtigen Rallys teilgenommen. Aber natürlich nicht mit unserem Nasenbären und so ist sie doch ganz froh, als Gernot bei einer Rast ankündigt, es doch selber probieren zu wollen. Immerhin behindern ihn keine Schmerzen und das Schalten funktioniert auch problemlos. Also übernimmt Gernot bei einer Raststätte an der Tauernautobahn das Steuer und bringt uns ohne Schwierigkeiten zurück nach Innsbruck. Dort stellen wir unser braves WoMo wieder in seine Garage, die Vespa muss vorerst am Träger stehen bleiben. Zwar könnte sie Gernot auch trotz Gips abladen, aber fahren könnte er die Vespa keinen Meter weit. Und Ilse darf nicht. Kein Problem, in ein paar Wochen wird Gernot seine Hand wieder normal benutzen können. Wer weiß, vielleicht brechen wir dann noch einmal zu einer WoMo Reise auf - einmal wegfahren wäre schon noch sehr lässig …   

Kurzer Nachtrag: Die Operation war, wie vermutet, kompliziert und hat länger als zwei Stunden lang gedauert - geplant war eine Stunde. Aber es hat alles wunderbar geklappt, ein ganzes Jahr lang wird Gernot jetzt Platten und Schrauben in seiner Hand mit sich „herumschleppen“, dann kommen die Dinger wieder raus. Doch bis dahin haben wir hoffentlich schon mindestens zehn weitere (wenn nicht mehr!) WoMo-Fahrten hinter uns. Je nachdem, wie es mit dem unnötigen Covid 19 Dings weitergeht.






Montag, 15. Juni 2020

100. WoMo-Fahrt "Am Walchsee fragen wir uns verwundert: Ist das wirklich schon WoMo Reise 100?“

Am Walchsee fragen wir uns verwundert: „Ist das wirklich schon WoMo Reise 100?“
11. Juni bis 14. Juni 2020
Innsbruck-Walchsee-Innsbruck  191km


Das wird jetzt also unsere 100. Reise mit dem Wohnmobil. Wobei man über das Wort „Reise“ eventuell diskutieren könnte, denn manche Fahrt ist „nur“ nach Oberbayern gegangen und bei einigen anderen sind wir überhaupt in Tirol geblieben. Aber - jede dieser Fahrten war etwas Besonderes, jeder noch so kleine Ausflug hat uns große Freude gemacht. Noch nie haben wir unser WoMo daheim abgestellt und gesagt „Also diese Reise hätten wir uns sparen können.“ Noch nie! Das ist wirklich schön. Wir haben mit unserem Schneckchen mittlerweile längst die Welt umrundet, waren in den meisten Ländern Europas unterwegs, auch mal vier Wochen am Stück. Seit wir im Juli 2007 zum ersten Mal am Steuer eines (Leih)-Wohnmobil gesessen sind, haben wir uns zu richtigen Campern entwickelt. Es ist zu unserem liebsten Hobby geworden und es gibt für ein Paar wohl nichts besseres, als der gleichen Leidenschaft nachgehen zu können. So werden wir auch zukünftig auf den Campingplätzen Europas zu finden sein oder uns auf den schönsten Stellplätzen einparken. Wenn das keine lässigen Aussichten sind. Aber jetzt geht erst mal unsere 100. WoMo Reise los.
Donnerstag, 11. Juni 2020 
Die ganze Nacht lang hat es in Strömen geregnet, auch gestern war das Wetter so schlecht, dass wir nicht einmal unsere Vespa aufladen konnten. Wurscht, machen wir das halt heute vor der Abfahrt. Die meisten Dinge wie Lebensmittel, Getränke, Note-Books etc. haben wir schon gestern ins WoMo geladen, heute brauchen wir nur mehr unser Gewand einräumen. Um 10 Uhr haben wir mit Nadja und Christian ausgemacht, also fahren wir so gegen 8 Uhr 30 in unsere WoMo-Garage - Ilse mit dem PKW, Gernot mit der Vespa. Weil heute Feiertag ist können wir hemmungslos alle Parkplätze für unsere Vespa-Auflade-Aktion nutzen, natürlich völlig unabhängig vom Wetter. Aber das passt eh halbwegs, zumindest regnet es nicht. Unser Roller lässt sich dann widerstandslos auf seinen Träger hieven und ist keine 10 Minuten später fahrfertig vertäut. Danach noch schnell die Kennzeichentafeln ummontieren und weg sind wir. Zuerst fahren wir zu einer Tankstelle, vor allem, weil wir noch Milch kaufen müssen. Bei der Gelegenheit tanken wir gleich voll, unser Häuschen hat uns mal wieder mit einem 10-Liter-Verbrauch je 100 Kilometer durch die Gegend kutschiert - brav. Dann holen wir Nadja und Christian ab. Sie haben ziemlich viel Gepäck für drei Tage campen, man könnte die beiden durchaus mit Auswanderern verwechseln 😊 Passt natürlich, wir haben einiges an Stauraum im WoMo, ihre zwei Kisten Bier haben wir schon gestern eingeladen. Unser Ziel für das kommende verlängerte Wochenende ist der Walchsee, scharf an der Grenze zu Bayern gelegen und an die 100 Kilometer weit entfernt. Nach dem tagelangen Schlechtwetter ist es fast unglaublich, dass es morgen und übermorgen wolkenlos sein soll, mit Temperaturen bis weit über 25 Grad. Heute ist es noch ein wenig trüb, die Sonne zeigt sich nur ganz selten. Aber Hauptsache ist, vorerst kein Regen! Wir haben den „Camping Seespitz“ am Walchsee ja schon vor ein paar Tagen „ausspioniert“ und sind gemeinsam mit Nadja drei in Frage kommende Campingplätze abgefahren. Wir werden ja an die 15 Personen sein, da wollen wir lieber nichts dem Zufall überlassen. 
Hier am „Seespitz“ steht uns eine ausreichend große Fläche zur Verfügung, wo sich die vier WoMos und die Zelte lässig zusammenstellen können. Passt perfekt. Ziemlich genau um 11 Uhr 30 kommen wir am Campingplatz an und weil Ilse bisweilen sehr penibel ihr Notizbuch mit Daten füttert, können wir an dieser Stelle festhalten, dass wir bereit um 11 Uhr 54 in unseren Stühlen vor unserem WoMo gesessen sind. Da war schon das Bett umgebaut, die Vespa abgeladen und der Strom angesteckt. Nadja und Christian haben den Aufbau ihres Zeltes noch verschoben, der regendurchtränkte Boden darf ruhig noch ein wenig auftrocknen. Lange bleiben wir dann nicht sitzen, sondern gehen zum platzeigenen Restaurant hinauf. Auf der Terrasse nehmen wir Platz und werden sofort von einer sehr freundlichen Kellnerin bedient. Daran, dass sie einen Mundschutz tragen muss, werden wir uns nie gewöhnen und müssen es auch hoffentlich nicht. Auch beim Betreten der Rezeption ist der Mundschutz Pflicht und auch die Angestellten arbeiten hinter Plexiglasscheiben und mit Plastikvisier vor dem Gesicht. Scheiß Virus. Aber so wie es ausschaut, wird die Maskenpflicht ab nächster Woche eh sehr gelockert werden, die stark gesunkene Zahl der Infizierten lässt das zu. Gut so, denn einkaufen mit Maske ist uns extrem unsympathisch und wir hetzen nur so durch die Regale, um möglichst schnell wieder aus einem Geschäft draußen zu sein. Genug gejammert, widmen wir uns lieber wieder den positiven Dingen des Lebens - also zum Beispiel dem Essen im Campingplatz-Restaurant.

Das war ausgezeichnet bis hervorragend, die Bedienung exzellent, eine runde Sache. Christian hat sich das Zanderfilet kommen lassen, Gernot das Tagesgericht Schweinebraten mit Knödel, Ilse und Nadja haben Toasts gegessen. Übrigens sind wir von Nadja und Christian aufs Essen eingeladen worden, sehr nett! Pünktlich zum zweiten Bier hat dann endlich auch die Sonne ein paar Strahlen auf den Platz geworfen, manchmal scheint das Leben wie ein Wunschkonzert zu sein …  Eher ungewohnt ist, dass am Campingplatz fast ausschließlich Tiroler Camper anzutreffen sind, nur vereinzelt sehen wir andere Österreicher und noch vereinzelter Camper aus Deutschland. Das wird sich jetzt aber ganz rasch wieder ändern, denn ab nächster Woche gehen fast überall in Europa die Grenzen wieder auf. Nach und nach trudeln dann unsere Freunde ein, zuerst Babsi und Christian mit ihren drei Hunden, danach Evi und kurz darauf Mirijam und Simon mit ihren zwei Kindern plus der besten Freundin der Tochter.  
Jetzt stehen schon zwei VW-Busse neben unserem WoMo, morgen komplettiert dann Michael mit seinem neuen „Malibu“ unsere Wagenburg. Zwischendurch sind die Kinder schon zum ersten Mal zum See hinuntergelaufen, obwohl der bei weitem keine 20 Grad „warm“ ist. Doch das stört die Kleinen nicht, sie haben ihren Spaß im Wasser und trotzen halt dessen Kälte, solange es auszuhalten ist. Wie es dann angefangen hat zuzuziehen sind sie eh wieder schnell am Platz zurück gewesen und statt Schwimmen mit den Hunden spazieren gegangen. Es beginnt dann leicht zu tröpfeln, also fahren alle ihre Markisen aus bzw. spannen Regenplanen und Sonnensegel. So haben wir jede Menge Platz, um uns stets im Trockenen zu bewegen. Dieser Campingaufenthalt steht für sieben Personen auch im Zeichen eines „Pasch-Turniers“, also klappern ab Mitte Nachmittag allerorten die Würfel. Insgesamt müssen alle SpielerInnen sechs Partien absolvieren, jede einzelne davon dauert (ohne Pause) an die eineinhalb Stunden … „Arbeit“ genug also. 
A propos Arbeit - für eine solche sorgt dann auch die liebe Evi, wenn auch für keinen von uns, sondern für einen Mitarbeiter des ÖAMTC. Sie hat es nämlich tatsächlich geschafft, beide (!!) Autoschlüssel im Fahrzeug einzusperren bzw. hat ihr die eigenwillige Selbstabschließe-Technik ihres Autos dabei geholfen. Dabei hat Evi extra immer einen Ersatzschlüssel mit, denn aussperren kann man sich schließlich bald einmal. Aber der lag, wie gesagt, auch im Auto, so wie das Handy und die Geldtasche. Der Pannendienst hat dann Evis Auto schnell aufgesperrt, natürlich werden wir hier nicht ins Detail gehen, wie er das gemacht hat. Obwohl das durchaus erstaunlich funktioniert …  Das Abendessen lassen wir, die wir schon zu Mittag gegessen haben, ausfallen bzw. geben wir uns mit einer kleinen Jause zufrieden. Inzwischen sind alle Zelte aufgebaut, unser Lager steht komplett da und sieht richtig gut aus. Jetzt fehlt nur noch Stefan, der ist aber ein halber Alleinerziehender von zwei Kindern, das kann sich also noch hinziehen …  Den weiteren Abend verbringen dann die Pascher mit ihren Spielen, es wird gelacht, gescherzt und getrunken, wir haben wirklich eine lässige Zeit. Irgendwann treibt uns dann die auf unter 15 Grad gesunkene Temperatur ins Innere unserer Behausungen und es ist wohl schon weit nach Mitternacht gewesen sein, bis für diesen Tag der letzte Würfel gerollt und das letzte Bier ausgetrunken worden ist.
Freitag, 12. Juni 2020 
Die Nacht war relativ kurz und sie war relativ frisch. Schon unmittelbar nach dem Aufstehen wissen wir, dass das heute ein wunderbarer Tag werden wird. Keine Wolke ist zu sehen und in der direkten Sonne wird es schon ab 10 Uhr zu warm. Ein Traum! Überall wird Kaffee gekocht, es duftet sozusagen aus allen Richtungen, es werden Müslis angerührt und Obst aufgeschnitten. Wir geben uns wie immer mit Kaffee zufrieden, heute haben wir nicht einmal einen Nussstrudel oder einen Marmorkuchen mit. Später werden wir dann eh eine Runde mit der Vespa fahren und dann können wir ja beim Spar in der Nähe ein wenig einkaufen, Brot brauchen wir eh auch noch. Schon am Vormittag geben sich die TeilnehmerInnen des Pasch-Turniers wieder ihrer Leidenschaft hin und es wird gelacht, gejubelt, geflucht und gehadert - einfach nur lässig! 
Die drei Kinder kriegen immer wieder einen Hund von Barbara überantwortet und dürfen mit ihnen über den Platz tollen oder auch eine Runde außerhalb des Campingareals spazieren gehen. Der mittelgroße Rüde Otto und die kleine Hupi (Hoopy?) sind absolut kinderfreundlich, nur die schüchterne und stets verängstigte Issi bleibt viel lieber am Platz. Zwischendurch springen die nicht Wasserscheuen in den eiskalten Walchsee, Gernot geht erst gar nicht zum Seeufer runter und auch Ilse verzichtet auf zu enge Bekanntschaft mit dem klaren Gewässer. Ihr hat schon die „Zehenprobe“ gereicht … Wir starten dann unseren Roller und fahren zum Spar rüber und kaufen dort kurzerhand den Korb mit den knusperfrischen Baguettes leer, es gilt schließlich 14 Personen (wenn Steve noch kommt, dann 15) mir Brot zu versorgen. Dazu nehmen wir uns noch ein paar Mini-Marmorkuchen und schon sind wir wieder zurück am Platz. Aber nicht lange, denn die kurze Ausfahrt mit der Vespa hat uns Lust auf mehr gemacht. Nach dem Verlassen des Campingplatzes biegen wir auf der Landesstraße einfach nach rechts ab und lassen uns durch die wunderschöne Landschaft treiben. 
Wir kennen uns „hier herunten“ nicht wirklich gut aus, zwar sind wir beide schon in der Gegend gewesen, aber wir waren viel öfter in Neu-Delhi, als in Durchholzen, Sebi oder Kössen. Wir lassen uns den Fahrtwind in die Gesichter wehen und genießen jeden Meter unseres Ausfluges. Irgendwann biegen wir spontan nach rechts ab und finden uns auf einer kleinen Straße wieder, die dann immer schmäler wird. Kein Problem, sollte ein Fahrverbotsschild auftauchen, drehen wir halt um. Aber es ist keines zu sehen, dafür befinden wir uns unvermittelt mitten auf einem Golfplatz. Naja, nicht wirklich AUF dem Golfplatz, sondern schon noch auf einem asphaltierten Sträßchen, aber rund um uns werden hochmotiviert die Bälle geschlagen. „Zum Glück haben wir Helme auf!“, scherzt Gernot und dann schauen wir, dass wir da schnell wieder wegkommen. Das Mini-Wald-Wiesen-Sträßchen bringt uns dann nach Kössen und von dort finden wir zurück zur Landesstraße. Nach ein paar Kilometern kommen wir dann zur Abzweigung zum „Camping Seemühle“, den haben wir bei unser „Erkundigungs-Mission“ auch besucht. Heute lassen wir den Platz sozusagen rechts liegen und fahren an ihm vorbei. Bald bekommen wir wieder den Walchsee in den Blick und schon von Weitem sehen wir dann den „Terrassen-Campingplatz“, den wir ebenfalls ins Auge gefasst hatten. Dort wollten wir eine ganze halbe Terrasse anmieten, die wäre vor allem für die Kinder (und für die Eltern natürlich) nicht schlecht gewesen, weil man vom Platz aus den Schwimmbereich im Auge hat. Aber die Besitzerin wollte keine Reservierung für 15 Personen und vier Wohnmobile plus Zelte annehmen (!??). Jetzt freuen wir uns innerlich diebisch, dass de facto alle drei übereinander liegenden Terrassen (mit jeweils 6 Standplätzen) leer sind - lediglich drei Plätze sind besetzt. Manchmal scheinen die Campingplatzbetreiber ihres eigenen Geldes Feind zu sein, denn auch auf der Terrasse des Restaurants war nur eine einzige Person zu sehen, die einen Kaffee getrunken hat. Na, da wären wir aber die trinkfesteren Gäste gewesen. Wir vollenden dann unsere Runde um den Walchsee und cruisen zum Platz zurück. Jetzt mal kurz die Beine ausstrecken, dann widmen wir uns wieder unseren Lieblingsbeschäftigungen - Schmäh führen und Paschen. 
Michael ist inzwischen auch eingetroffen, er ist diesmal alleine unterwegs. Sonst ist natürlich immer seine Lebensgefährtin mit dabei, denn seit der „Much“ seinen Malibu-Bus hat, sind sie zu leidenschaftlichen Campern geworden und Michael nutzt sein WoMo manchmal sogar für auswärtige Dienstreisen. Er schläft halt lieber im eigenen Bett, als in einem seelenlosen Hotel zu übernachten. Ist für jeden Camper leicht nachzuvollziehen …  Später kommt dann auch noch Günther an, er ist der Mann von Evi und er ist zu Fuß (!!) von Kufstein hergekommen. Aber nicht entlang der Bundestraße etwa, sondern über Berge des „Zahmen Kaisergebirges“ und durchs Kaisertal! Wer den Günther kennt, den wundert das nicht, denn er ist Berg- und vor allem Wanderführer und würde ohne Coronakrise wohl irgendwo auf der Welt mit seinen Kunden unterwegs sein. Heute war er unterwegs zu uns und wir freuen uns sehr über seinen Besuch. Gernot, Evi und Günther kennen sich schon seit fast 40 Jahren und es ist einfach wunderbar zu hören, wenn Evi und Günther von den Kindern als Oma und Opa angesprochen werden. Jaja, so schnell vergeht die Zeit …  

Wie dann allerorts die Mägen zu knurren beginnen, werfen Mirijam und Michael ihre Gasgriller an, Babsi und Christian entfachen derweil ein offenes Feuer in einer Art Grillschale. Auf allen verfügbaren Tischen türmen sich die Köstlichkeiten - Fleisch, Würsteln, sämtliche denkbare Beilagen, Saucen, Salate, Kräuterbutter (Nadja und Christian haben gut ein dreiviertel Kilo davon zubereitet) und und und. Wir hätten mit unseren Lebensmitteln auch eine ganze Kaserne glücklich machen können …  
Einer der Höhepunkte des Gelages waren sicher die drei gigantischen T-Bone Steaks, die Gernot besorgt hat. Jedes davon im so genanntem dry-aged Verfahren vier Wochen lang gereift und jedes davon über 800 (!!!) Gramm schwer. Wir haben eines der Dinger dann am Grill von Michael auf jeder Seite vier Minuten angebraten und danach 15 Minuten rasten lassen. Ein unglaublicher Hochgenuss und obwohl wir vorerst nur ein Steak gegrillt haben, hat es für vier Personen gereicht. Übrigens - nur Gernot hat seine Portion gesalzen und gepfeffert, alle anderen haben das Fleisch ungewürzt gegessen. Was eigentlich eh schon alles über dessen Geschmack aussagt. Aber wir wollen all die anderen Köstlichkeiten nicht vergessen, die fantastischen Berner-Würsteln etwa oder den Kartoffelsalat, die unglaublich gute, selbstgemachte Mayonnaise, die gebratenen Champignons - es lässt sich hier gar nicht alles aufzählen. Ein Traum von einer Grillage, ein Gaumenjubel der Sonderklasse, man hat sich schon sehr zusammenreißen müssen, um sich nicht vollständig zu überfressen. Herrlich! 

Mit einer kollektiven Kraftanstrengung werden dann die Spuren des Festmahls beseitigt, das dauert wohl keine halbe Stunde lang. Dann ist alles Geschirr gewaschen, alle Tische wieder abgeräumt und geputzt - also kann weiter gepascht werden. Und vor allem wird gequatscht und gelacht, erzählt und philosophiert, Bier und Wein getrunken - ein Abend ganz nach unserem Geschmack. Wobei Abend - Dank Ilses Aufzeichnungen wissen wir, dass bei uns im WoMo das letzte Licht um 1 Uhr 38 gelöscht worden ist …
Samstag, 13. Juni 2020 
Trotz des gestrigen Feier-Marathons sind alle schon um 8 Uhr munter und gemeinsam räumen wir die Flaschen, Dosen und Sonstiges zusammen. Dann blubbern wieder überall die Kaffeemaschinen und Unmengen des köstlichen Getränkes werden in die noch müden Körper überführt. Michael macht ein Rührei mit Speck für alle - gut 15 Eier hat er dafür verwendet. So erwachen auch die letzten Lebensgeister und der Tag kann beginnen. Es ist wieder traumhaft schön, keine Wolke ist am blauen Himmel zu sehen. Zwar ist die Nacht - hauptsächlich für die Zelter natürlich - wieder ziemlich frisch gewesen, aber eine Minute in der Sonne genügt, um sich so richtig schön aufzuwärmen. Nach dem wunderbaren Frühstück wird dann wieder gepascht - meistens so im Rhythmus: eineinhalb Stunden spielen, zwei Stunden Pause mit Quatschen und Blödeln. Zwischendurch geht Ilse mit Gernot eine ordentliche Runde über den Platz - es sind tatsächlich fast nur Tiroler Camper hier. Das ist wirklich einzigartig und das wird es (hoffentlich!) so nie wieder geben in Tirol. Ab der kommenden Woche dürfen ja auch die Deutschen und vor allem die Holländer wieder reisen - diese beiden Länder machen in der Regel den Großteil der Gäste auf den Campingplätzen in Europa aus. Wie es dann früher Nachmittag wird, kombinieren wir Mittag- und Abendessen, der Einfachheit halber. Evi hat eine fulminante Gulaschsuppe vorbereitet, bei der sie dankenswerterweise nicht mit Chili gespart hat. Das dadurch entstehende Gaumen-Feuerchen lässt sich aber schnell mit einem kalten Bier löschen, Weißbrot tut’s zur Not auch. Die Tische biegen schon wieder vor lauter Köstlichkeiten, Salate, veganes Tomaten-Sugo, Humus, gebratene Zucchini, Honigmelonen, alles da. Und dann knipst Simon seinen Gasgriller an und ein weiteres der gigantischen T-Bone-Steaks wird aufgelegt. Das reicht erneut für gleich mehrere Esser - 800 Gramm kann wohl kein „normaler“ Mensch alleine wegfuttern … Spät aber doch ist dann Stefan angekommen - er will unbedingt noch ins Pasch-Turnier einsteigen, schließlich ist er der Titelverteidiger. Trotz unserer Bedenken („Bei sieben ausständigen Partien würde dein letztes Spiel um ca. 7 Uhr 30 morgens anfangen“) klopft Steve einen Pasch nach dem anderen, er will es also wirklich wissen. 
Gegen 17 Uhr bricht dann Günther auf, er wird mit Bus und Zug heimfahren, das Autofahren ist nicht so seins, wenn es sich einrichten lässt, bevorzugt er die öffentlichen Verkehrsmittel. Evi wird zwar auch heute abreisen, aber erst später am Abend. Und wenn irgendwer ihr Auto startet 😊 Denn leider war über Nacht eine der Fahrzeugtüren nicht richtig geschlossen und die dadurch eingeschaltete Innenbeleuchtung hat die eh schon altersschwache Batterie endgültig leer gesaugt. Wir haben aber zum Glück ein Starterkabel mit, später wird Evi dann von Steve Starthilfe kriegen. Der weitere Verlauf des letzten Abends ist dann geprägt vom süßen Nichtstun - außer Steve haben alle ihre Spiele absolviert. Der Wetterdienst warnt dann vor schweren Gewittern mit Starkregen und nur ein paar Minuten später geht’s dann schon los. Zwar trotzen noch ein paar Mutige dem Wetterunbill unter ihren scheinbar dichten Markisen und Planen, aber spätestens als der Sturm den Regen quer über den Platz jagt, flüchten alle ins Innere ihrer Häuschen und Zelte. So auch wir. Aber nicht für lange, denn ein heftiger Windstoß zerrt derartig an unserer Plane, dass wir sie dringend abbauen müssen. Gewitterregen hin oder her. Die Rettungsaktion gelingt und schon kurz danach sitzen wir wieder im Trockenen. 
Viel haben wir zwei dann heute nicht mehr unternommen, einen kühlen Drink noch und sicher schon vor Mitternacht sind wir schlafen gegangen. Da haben immer noch die Paschwürfel geklappert, Stefan wollte nicht und nicht aufgeben. Chapeau!

Sonntag, 14. Juni 2020 
Gernot ist schon um 6 Uhr topfit, kein Wunder, sind wir doch zeitig schlafen gegangen. Und er hat sich gestern beim Biertrinken zurückgehalten. Am Donnerstag hat er noch unzählige „Hülsen“ vernichtet, am Freitag hat man die Anzahl der getrunkenen Bier schon grob schätzen können und gestern waren es überhaupt nur noch vier oder sechs. Man wird halt ganz einfach älter, mehrmals hintereinander richtig „Gas geben“ spielt es nicht mehr. Und das ist auch gut so! Draußen herrscht früh am Morgen ein derartiger Nebel, dass man keine 50 Meter weit sehen kann. Wurscht, wir kennen den Weg zum Waschhaus eh auswendig. Es hat praktisch die ganze Nacht lang durchgeregnet, Nadja hat überhaupt in ihrem Mantel (!!) geschlafen. Ilse macht gleich mal eine zweite Kanne Kaffee, denn niemand hat Lust, die vor Regenwasser triefenden Gas-Kochplatten zu verwenden. Danach herrscht allerorten Aufbruchstimmung. Wir nutzen eine Regenpause und laden die Vespa auf, das ist immer die Hauptarbeit. Der Rest geht uns - vor allem Ilse - wirklich leicht von der Hand. Man könnte jetzt flachsig sagen „Haben wir schon hundertmal gemacht“ - aber heute stimmt das punktgenau: Wir machen das heute zum genau 100. Mal. Also brauchen wir gerade mal eine halbe Stunde, um unser WoMo wieder in den Fahrtmodus umzurüsten. Stefan hat es übrigens leider nicht geschafft, seine Spiele aufzuholen und musste irgendwann mitten in der Nacht w.o. geben, er trägt es aber mit Fassung. 
Gewonnen hat das Turnier der „Bö“, so der Spitzname von Christian, unserem Schwiegersohn in spe. Nur einen Hauch vor Babsi, den dritten Platz hat sich Evi erwürfelt. Die Siegerehrung wird mit der gebotenen Würde und Ernsthaftigkeit durchgeführt und die Gewinner durften sich über sehr schöne Preise freuen. Leider fehlen diesmal die legendären Bilder mit dem Sieges-Pokal und dem so kleidsamen Sieges-Krönchen. Beides hat Steve daheim liegen lassen, tja, irgendwas vergisst man immer …  Dann folgte ein Hug-Marathon der Sonderklasse, social-distancing hin oder her. Wir waren dann - nach Simon, Mirijam und den drei Kindern - die ersten, die den Platz verlassen haben, aber zu dem Zeitpunkt waren auch alle anderen schon zum Aufbruch bereit, Nadja und Christian sind übrigens mit Michael heimgefahren. Die knapp 100 Kilometer bis Innsbruck führen zu drei Viertel über die Autobahn und ohne LKW ist das natürlich eine reine Routinefahrt. So geht unsere 100. WoMo Reise zu Ende und sie war einer runden Jubiläumsfahrt wirklich würdig. In Innsbruck angekommen stellen wir unser Schneckchen wieder auf seinen wunderbaren Platz, die Vespa laden wir gar nicht erst ab. Wir würden am kommenden Wochenende gerne an den Kesselberg fahren, so es die Corona-Regeln und das Wetter zulassen. Ilse hat am Sonntag Geburtstag und es wäre wirklich schön, wenn wir den gemeinsam mit Luis und Gitti am Kochelsee feiern könnten. Wir werden sehen.