vom 18. Juli bis 31. Juli 2018
von Innsbruck-Hulsberg/NL-Maastricht-Winterswijk-Amsterdam-Haldern am Niederrhein/BRD-Hadamar-Kesselberg-Innsbruck - 2213 km
Vespa: 221 km
Hurra,
es geht schon wieder weiter. Wir sind ja erst gestern Mittag vom Kesselberg
heimgekehrt, hatten also gerade einmal Zeit wenigstens die Badesachen zu
waschen – die trocknen am schnellsten. Gernot war gestern Abend noch beim
traditionellen Sommer-Essen des „ECHO-Verlags“, er hat sich brav zurückgehalten
und ist noch vor Mitternacht und maximal mäßig angeheitert nach Hause gekommen.
So ist auch er am Morgen fein ausgeschlafen.
Um
9 Uhr 30 sind dann Nadja und Christian zum Brunch vorbeigekommen. Heute ist der
endgültige Abschied fällig, sie brechen morgen zu ihrer großen Amerika-Reise
auf. Wir sehen uns dann erst Ende Jänner wieder, wenn sie ihren Trip für ein
paar Tage Heimaturlaub unterbrechen. Da ist es mehr als ein halber Jahr lang
hin. Entsprechend emotional waren dann auch die letzten Umarmungen im Jahr 2018
und nicht einmal die dunkelsten Sonnenbrillen konnten die Tränen verbergen. Natürlich
werden wir über unsere Handys laufend in Kontakt bleiben, aber weg ist halt nun
mal weg.
Gutes
Stichwort – denn weg waren wir dann auch. Die Verabschiedungszeremonie haben
wir bereits vor unserem Haus durchgeführt, dann ist Ilse mit dem Auto zur WoMo-Garage
gefahren, Gernot mit der Vespa. Schnell war dann unser roter Flitzer aufgeladen
und noch vor 12 Uhr haben wir unsere Fahrt angetreten. Wir werden über den
Fernpass fahren und dann durchs Allgäu bis Stuttgart. Mal schauen, wie weit wir
heute noch kommen.
Mit
dem Verkehr haben wir dann den ganzen Tag über riesiges Glück gehabt, in den
stauträchtigen Abschnitten sind wir fast immer ohne Probleme vorangekommen. Bei
der Auffahrt zum Fernpass waren wir sogar verblüfft, denn wir haben minutenlang
kein einziges Fahrzeug im Rückspiegel gehabt und auch vor uns war alles frei.
Herrlich. Auch bei Reutte staute es sich nicht und wir sind ohne jegliche
Verzögerung nach Stuttgart gekommen. In dessen Großraum herrscht ja
ununterbrochen ein Wahnsinns-Verkehr, aber auch hier sind wir auf der
Mittelspur an hunderten stehenden LKW vorbeigefahren und selber –
zusammengerechnet – nicht eine Minute lang stillgestanden. Das nächste Ziel war
dann Karlsruhe – mitten im Abendverkehr. Wieder hatten wir Glück, denn
wahrscheinlich hat es sich noch eine halbe Stunde zuvor überall gestaut, wir
sind ganz einfach im dichten Verkehr mit dem erlaubten 80er durchgefahren. Sehr
lässig, aber wir sind heuer eh schon genug in Staus gestanden, es darf gerne
mal ein bisserl weniger sein.
Das
Wetter ist den ganzen Tag über sehr sommerlich, es hat sicher weit über 30 Grad
und es ist kaum eine Wolke am Himmel zu sehen. Wir messen im Führerhaus eine
Temperatur von knapp unter 40 Grad, die offenen Fenster lassen uns diese Hitze
aber spielend leicht ertragen. Am Abend ist unsere Routenplan-Chefin Ilse durch
eine gesperrte Autobahn-Abfahrt kurz irritiert und zack – finden wir uns auf
der Bundesstraße wieder. Eigentlich der perfekte „Fehler“, denn wir müssen eh
tanken. Und auf der Autobahn kostet der Liter Diesel um 20 Cent mehr, haben wir
bei unseren 52 Litern also über 10 Euro gespart. So geht das!
Wieder
auf der Autobahn haben wir uns dann einen Rastplatz gesucht, mittlerweile sind
wir schon über 500 Kilometer weit gefahren. Die ersten paar Parkplätze sind uns
noch zu sehr in der prallen Sonne gelegen und auf einem Rastplatz war gar kein
Plätzchen mehr zu finden. Aber schließlich haben wir unseren braven Nasenbären
am Parkplatz Langwiese abgestellt und unter einem winzigen Bäumchen ausreichend
Schatten gefunden. Dann konnten wir endlich die Beine ausstrecken, einen kühlen
Drink genießen und der Sonne beim Untergehen zusehen. Lustig war dann noch,
dass ein großer, grüner Plastik-Mülleimer in unserer Nähe plötzlich angefangen
hat, sich zu bewegen. Ilse meinte, er habe regelrecht gezuckt und gezittert.
Das wird wohl die Temperaturveränderung gewesen sein, denn tagsüber steht das
Ding in der prallen Sonne und wenn die am Abend untergeht, dann verformt sich
das Plastik. Oder so. Jedenfalls ein echter Hingucker.
Natürlich
haben wir dann noch einen Pasch gemacht und sind dann reichlich müde in unsere
Betten gefallen. Morgen geht’s in die Niederlande, wir freuen uns.
Für
Außenstehende mag es wie ein Widerspruch klingen, aber wir haben wieder einmal
auf einem Autobahn-Parkplatz eine sehr angenehme Nacht verbracht. Und das,
obwohl andauernd LKW starten und wegfahren bzw. die ankommenden Brummi-Fahrer
die Motoren ihrer Fernzüge noch minutenlang nachlaufen lassen müssen. Von
derartigen Geräuschen wachen wir – wenn überhaupt – höchstens kurz auf, um
danach wieder friedlich weiter zu schlummern.
Gernot
war schon vor 6 Uhr wach und hat erst einmal in Ruhe Zeitung gelesen –
Ende-der-Roaming-Gebühren sei Dank. Dann hat er Ilse mit den Lokalnachrichten
von Radio Tirol geweckt und keine Viertelstunde hat es schon verführerisch nach
frischem Kaffee gerochen. Danach noch schnell die Morgentoilette erledigt und
die deutsche Autobahn hatte uns wieder.
Das
heutige Tagesziel liegt keine 300 Kilometer weit entfernt, Ilse hat sich im
niederländischen Hulsberg einen Campingplatz ausbaldowert, den steuern wir also
an. Wieder haben wir mit dem Verkehr unverschämtes Glück, denn trotz unzähliger
Baustellen und oftmaligem Wechseln in den Gegenverkehr werden wir in unserem
Vorwärtskommen kaum eingeschränkt. Bei einer Tankstelle gönnen wir uns eine
Breze und ein Croissant und nehmen ein zweites Frühstück zu uns. Jetzt ist es
nicht mehr weit zu unserem Campingplatz, wir sollten jedenfalls lange vor
Mittag dort eintreffen.
Und
so war es dann auch, den „Campingplatz T’Hemelke“ haben wir Dank Ilse auf
Anhieb gefunden. Der erste Eindruck war schon einmal super, denn wir parkten
unser WoMo neben dem Swimmingpool – pardon – neben den Swimmingpools, im
Schatten der gigantischen Wasserrutsche. So etwas hat nicht einmal jedes
Erlebnis-Schwimmbad zu bieten, in dieser Dimension haben wir das auf einem
Campingplatz auch noch nicht gesehen. Wir kriegen dann schnell ein paar Plätze
zur freien Auswahl angeboten (übrigens hat wieder einmal eine
Campingplatz-Betreiberin zu Ilse gesagt: „Zimmermann habe ich auch einmal
geheißen“) und keine Viertelstunde später sitzen wir schon in unseren
Camping-Stühlen und erholen uns von der Anreise.
Schön
ist es hier, der Platz hat noch mehr zu bieten als das riesige Schwimmbad. Es
gibt eine schöne Minigolf-Anlage, jede Menge Klettergerüste für die Kleinen,
eine Kletterwand für die Größeren, mehrere Trampolins und sogar einen eigenen
Streichelzoo mit Hühnern, Hasen, Ziegen, Enten und Meerschweinchen. Übrigens
haben wir zwei schlafende Enten beobachtet, die sich – jeweils auf einem Bein
stehend – beim anderen angelehnt haben. Sehr süß, Ilse hat natürlich ein Foto
davon gemacht. Ein wunderbarer Beweis des Spruches „Gemeinsam geht alles
leichter“.
Lange
haben wir es dann nicht am Platz ausgehalten und nach einer feinen Dusche haben
wir unser rotes Rollerchen gestartet. Das Wetter ist wunderbar, es ist mit
knapp über 30 Grad auch überhaupt nicht zu heiß. Ganz abgesehen davon chillt
der Fahrtwind bei einem 80er ohnehin bestens. Aber so schnell sind wir eh
selten unterwegs, meistens cruisen wir mit 50, 60 km/h dahin und genießen jeden
Meter unserer Fahrt. Einmal gasen wir fesch in eine Abzweigung nach rechts
hinein, mal schauen, wohin dieser Weg uns führt. Oh je – ausgerechnet auf die
Autobahn, da wollen wir nun wirklich nicht hin. Nachdem man auf einer
Autobahnauffahrt relativ schlecht umdrehen kann – wer will sich schon als
Geisterfahrer betätigen – ist Ilse abgestiegen und Gernot hat unser Moped rückwärts
auf die Bundesstraße zurückgesetzt. Da gehören wir auch hin, wobei das
artgerechte Lebensreservat einer Vespa aus kleinen Landesstraßen und noch
kleineren Mini-Sträßchen besteht. Dort kann sie ihre sagenhafte Wendigkeit am
besten ausspielen und auf solchen Klein-Straßen herrscht meistens kaum bis gar
kein Verkehr. Da macht das Fahren gleich doppelt so viel Spaß und wir sind
schließlich nur zum Vergnügen unterwegs.
Nach
zwei, drei Stunden hatten wir dann für heute genug und sind in Richtung
Campingplatz zurückgefahren. Vorher sind wir noch in die Nachbarortschaft
Klimmen rüber, dort haben wir schon bei der Durchfahrt das Hinweisschild auf
einen Supermarkt entdeckt. Zwar gibt es am Campingplatz ein Restaurant und wir
haben am frühen Nachmittag dort einen durchaus guenießbaren Toast gegessen,
aber insgesamt vermag und das Speiseangebot nicht zu locken – typisch Holland
halt. Also werden wir uns selber etwas kochen und so kaufen wir uns ein paar
schöne Rinder-Steaks, Zwiebeln, Salat, Tomätchen, handgemachte Spaghetti und
„Slagroom“, wie die Sahne auf Niederländisch genannt wird.
Gernot
mariniert das inzwischen kleingeschnittene Fleisch ein und während es gemütlich
Geschmack aufnimmt machen wir einen Pasch im Freien. Danach ist Kochen
angesagt, das dauert keine 20 Minuten und das Ergebnis ist durchaus vertretbar.
Zwar kann die Qualität des Fleisches nicht mit dem hauchdünn geschnittenen
Carpaccio aus Italien mithalten, das wussten wir aber schon beim Kilopreis von
nur 18,90 Euro. Denn richtige Rinder-Steaks sind bei uns daheim unter 40 Euro
kaum zu kriegen, in Bio-Qualität reden wir dann schon von 60 Euro aufwärts.
Aber es war o.k. und um es richtig schön zart zu kriegen, hätten wir es
wahrscheinlich länger köcheln lassen müssen. In jedem Fall hat es uns satt gemacht
und die Nudeln waren absolute Spitzenklasse. Wir werden überhaupt nur mehr
handgemachte, frische Nudeln kaufen, deren Preis schreckt uns echt nicht ab,
auch wenn er um das Drei- bis Vierfache über dem von Industrieware liegt. Aber
die haben wir so was von satt, auch zu Hause kaufen wir die Nudeln schon lange
nur mehr von unseren Bauern.
Nach
dem Essen haben wir zuerst einen kleinen Verdauungs-Pasch gemacht und danach
ist Ilse das Geschirr abwaschen gegangen. Gernot hat manchmal direkt ein
schlechtes Gewissen, weil sich Ilse bei dieser Arbeit nicht wirklich helfen
lässt. Im Gegenteil – sie findet es geradezu lächerlich, dass am Campingplatz
fast ausschließlich die Männer abwaschen. „Reine Show für die anderen Camper,
daheim rühren sie sicher keinen Finger in der Küche“, so die liebe Ilse. Und
sie wird – wie immer – auch da Recht haben …
Später
fliegt – oh, sorry! – fährt ein wunderschöner Ballon über den Campingplatz, er
ist keine 50 Meter über uns und wir hören deutlich die fauchenden Geräusche,
wenn der Ballonfahrer Gas gibt. Lässig. Mit einem knallorangen Sonnenuntergang
geht unser erster Tag in den Niederlanden fein zu Ende und wir legen uns
nieder. Morgen haben wir einiges vor – natürlich wollen wir erneut mit der
Vespa ausfahren, so es das Wetter zulässt. Das könnte morgen etwas wechselhaft
werden, sagt zumindest der Wetterbericht. Wir werden sehen – auf jeden Fall
besuchen wir am Nachmittag den lokalen Wochenmarkt hier, der jeden Freitag
abgehalten wird. Und hey – morgen ist Freitag – Märkte lassen wir uns ja
praktisch nie entgehen.
Freitag,
20. Juli 2018
Nach
dem Aufwachen und einem gemütlichen Frühstück haben wir zuerst einmal gar
nichts gemacht. Wobei, wir haben den Blog wieder ein wenig in Form gebracht und
sind sonst nur fein in unseren Stühlen gesessen. Dann sind wir in den Ort
hineingefahren, mal schauen, was der lokale Markt so hergibt. Gar nichts! Denn
wo kein Markt, da auch kein hergeben. Vielleicht waren wir auch schon zu spät
dran, es war ja schon Mittag.
Völlig
egal, sind wir halt ein wenig mit unserer Vespa herumgefahren. Dabei sind wir
nach Nuth gekommen, der Ort liegt ein paar Kilometer von unserem Campingplatz
entfernt. Da waren auf einem Parkplatz zwischen zwei Supermärkten ein paar
Verkaufswägen platziert, mit Käse-, Fisch- und Grillspezialitäten. Dem
Grillmeister haben wir dann ein ganzes gebratenes Hendl abgekauft und für den
kleinen Spontanhunger haben wir uns noch jeweils eine Portion Pommes
einverleibt. Übrigens eine kleine Portion, denn wir haben jetzt echt schon zu
oft etwas zurückgehen lassen müssen, weil wir es nicht aufessen konnten. Das
mögen wir gar nicht. Und siehe da – auch die beiden angeblich kleinen Portionen
haben uns ausreichend satt gemacht.
Mit
dem Hühnchen sind wir danach zum Campingplatz zurück und haben uns einen Pasch
ausgespielt. Der hat uns dann ein wenig müde gemacht und wir haben ein bisschen
geschlafen. Wunderbar. Das heutige Abendessen haben wir ja schon eingekauft und
auch wenn das Hendl natürlich schon kalt war, hat es ein sehr gutes Mahl
abgegeben. Wir haben es gar nicht aufessen können, also hat Ilse brav alles
übrig gebliebene Fleisch kleingeschnitten, das wird uns die Basis fürs morgige
Essen liefern.
Heute
findet beim Pool das groß angekündigte „Disco-Swimmen“ statt. Als dann gegen 19
Uhr fetzige Musik zu uns herauf dröhnt, gehen wir runter um uns den Spaß
anzuschauen. Tatsächlich machen sehr viele Camper bei dieser Gaudi mit und
plantschen unter der Anleitung einer hochmotivierten (und mal ausnahmsweise
wirklich guten!) Animateurin im Pool herum. Es werden klassische
Ballermann-Hits gespielt, auf Deutsch, Englisch und natürlich hauptsächlich auf
Niederländisch. Die Leute haben einen Mords-Spaß, spritzen sich auf Kommando
gegenseitig an, schwenken die Arme über dem Kopf und hüpfen im Wasser im Gleichschritt
nach links oder rechts. Es sind sicher an die 200 Personen anwesend, so geht
„Animatie“. Die Kinder und Jugendlichen zeigen den momentan aktuellsten Tanz,
bei dem die Arme abwechselnd vor und hinter den Körpern wild herum geschlenkert
werden. Schaut zwar ein bisserl so aus, als wären die Tanzwütigen in den
Stromkreis geraten – ist aber mit Sicherheit viel lustiger. Zum Zuschauen auf
jeden Fall. Trotzdem haben wir nach einer halben Stunde genug gesehen und
machen noch einen ausgiebigen Spaziergang über den Platz. Wieder einmal sind
wir die einzigen Österreicher und wenn sich nicht drei, vier deutsche Camper
hierher verirrt hätten, dann wären wir sogar die einzigen Ausländer. Denn es
sind nur Holländer hier – eh lässig, mit denen gibt es nirgendwo Probleme, die Niederländer
sind in der Regel die angenehmsten Camper überhaupt.
Später
sind wir dann fein vor unserem WoMo gesessen, haben natürlich noch einen
Spät-Abend-Pasch gemacht und nach dem einen oder anderen Drink sind wir dann in
unsere Betten gekrochen.
Samstag,
21. Juli 2018
Bald
einmal nach dem Frühstück bekommt Ilse die Nachricht, dass heute Hans und
Ingrid bei uns auftauchen werden. Ingrid ahnt noch immer nicht, dass sie uns
hier in den Niederlanden treffen wird, das haben Hans und Ilse noch gut
verheimlichen können. Jedenfalls werden sie sich direkt neben uns stellen, denn
Ilse ist gleich zur Rezeption runter und hat den Stellplatz reservieren lassen.
Und wir stellen gleich einmal unseren Tisch und Stühle auf die freie Fläche,
denn es herrscht ja eigentlich freie Platzwahl und so könnte ja jeder …
Danach
satteln wir unseren lieben Roller und galoppieren ziellos hinaus auf die
Landstraße.
Nach
ein paar Kilometern fahren wir bei einer Art Park vorbei, rasch stellt sich
heraus, es ist dort ein so genannter Kreuzweg errichtet. Allerdings schlängelt
sich der Kreuzweg mangels Bergen hier nicht aufwärts (wie wir das von den
Kalvarienbergen daheim kennen) sondert steht im Kreis. Die Bilder sind der
naiven Malerei zuzurechnen – vielleicht ein Schulprojekt? Jedenfalls haben wir
dort – ohne unnötig blasphemisch sein zu wollen – tatsächlich so etwas wie den
„Pasch-Heiland“ entdeckt …
Bald
einmal kommen wir nach Valkenburg und stellen unser Moped am Rande der
Fußgängerzone in einer schattigen Seitengasse ab. Wir schlendern durch das
nette Städtchen und kommen an einem Geschäft vorbei, in dessen Auslage wir jede
Menge Modelle von Blech-Vespas sehen – auch rote! Leider hat das Geschäft
geschlossen, hier wären wir unter Garantie fündig geworden.
Was
uns auffällt, die gesamte Fußgängerzone ist auf der linken und rechten Seite
fast ausschließlich mit Restaurants, Bars und Cafes belegt, wir kommen an
vielen Dutzend davon vorbei. Noch sind sie praktisch alle leer, es ist ja erst
11 Uhr oder so. Trotzdem gibt es auch noch ein paar andere Geschäfte und in
einem Souvenir-Laden schlagen wir dann gleich zu. Ilse findet das große „Vespa
Servizio“ Blechschild, das wir schon einmal in Italien gesehen haben. Dort war
es uns zu teuer, hier in Valkenburg hat es die Hälfte gekostet und durfte
mitkommen.
Wir
haben uns dann in einem der unzähligen Restaurants niedergelassen, ein wenig
die Beine lang machen und ein Käffchen genießen. Zum Glück saßen wir zufällig
in einem italienischen Cafe, dementsprechend gut war dann auch der Cappuccino.
Übrigens haben wir leichtsinnigerweise eine Flasche Mineralwasser dazu
getrunken, für happige 6 Euro der dreiviertel Liter. Dafür war es Wasser aus
der Toskana, na wenigstens …
Am
Retourweg sind wir dann noch einmal am Geschäft mit den Blech-Vespas vorbeigekommen
– jetzt war es geöffnet. In der folgenden halben Stunde sind wir in dem
dreistöckigen Laden jeden Winkel abgegangen und haben wirklich schöne Sachen
gefunden. Natürlich haben wir uns eine Blech-Vespa gegönnt und ein
Retro-Reklameschild mit einer roten Vespa drauf. Ilse hat sich eine Kaffee-Dose
mit Vespas drauf gegönnt, dazu noch ein hübsches Döschen mit einem glücklichen
Huhn als Cover. Den Wahnsinn schlechthin haben wir dann in der allerhintersten
Ecke des Geschäftes gefunden – eine aus Kupferblech heraus getriebene Vespa im
Riesenformat. Wirklich schön gemacht, Handarbeit natürlich und der Roller ist
in leuchtendem Rot gehalten. Allerdings ist das Ding sicher größer als ein Quadratmeter,
wo sollen wir denn das daheim aufhängen. Aber für jedes italienische Restaurant
wäre das die perfekte Dekoration. Der Preis hätte uns gar nicht mal sonderlich
geschockt, von 239 Euro war das Objekt auf 199 reduziert, für 180 hätten wir es
wahrscheinlich eh auch gekriegt. Aber – manchmal zeigt sich wahre Größe eben
auch im Verzicht und so sind wir – ohne uns dieses Relief gekauft zu haben – zu
unserem Roller zurückgegangen.
Noch
mit der Beute aus Valkenburg im Einkaufssack sind wir nach Nuth hinüber
gefahren, wir brauchen ein paar Kleinigkeiten aus dem Supermarkt. Milch zum
Beispiel und eine kleine Dose Erbsen für unser Hendl-Reste-Essen. Anschließend
zum Platz zurück und erst einmal Pause machen. Inzwischen steht zwei Plätze
weiter ein Original US-Schulbus, der zum Wohnmobil umgebaut worden ist. Sieht
sehr hübsch aus, in seiner knallgelben Farbe und den rot-weiß karierten
Vorhängen überall. Es ist dies nicht der einzige umgebaute US-Schulbus den wir
bis jetzt auf unserer Reise gesehen haben, das könnte so etwas wie ein neuer
Trend sein. Vielleicht sind die Dinger – wenn sie ausrangiert werden – günstig
zu haben?
Übrigens
haben es sich am reservierten Platz von Hans und Ingrid mittlerweile unsere
Nachbarn gemütlich gemacht. Eh klar – auf ihren Platz knallt momentan
erbarmungslos die Sonne hin und die zehnköpfige Großfamilie hat auch
Kleinkinder mit dabei. Kein Problem natürlich, wir sagen ihnen halt, dass um
ca. 15 Uhr unsere Freunde kommen werden, aber bis dahin stören sie uns nicht.
Viel
früher als angekündigt sind dann plötzlich Hans und Ingrid vorgefahren. Die
Überraschung für Ingrid hat zwar nur zu 99 Prozent funktioniert, denn an der
Rezeption wurde sie mit den Worten „Ach ja, sie sind die Freunde von Familie
Zimmermann“ begrüßt. Trotzdem war die Freude groß, wir sehen uns ja höchstens
einmal im Jahr. Schnell räumte die Nachbarfamilie den Stellplatz und noch
schneller befanden sich unsere Freunde im Camper-Modus. Sie sind heuer schon
sehr weit herumgekommen und werden bald einmal zu einer großen Norwegen-Fahrt
aufbrechen. Sehr schön!
Ilse
hat für Ingrid ein kleines Geschenk mitgebracht, eine auf einem Besen reitende
Hexe, in schwarzem Window-Colour und natürlich selber gemacht. Ingrid hat ja
ein Faible für Hexen, auch auf dem Dach ihres Hauses in Bad Salzuflen zeigt
nicht der Wetterhahn die Windrichtung an, sondern eine kleine Hexe auf einem
Besen. Ingrid hat eine echte Freude und sofort wird die hübsche Hexe am Heck
des WoMos angebracht. Schaut sehr hübsch aus, Ilse ist eine richtige Künstlerin
…
Wir
verbringen einen feinen Nachmittag mit Quatschen und Plauschen, zwischendurch
schaut sich Hans die Qualifikation für den morgigen Formel 1 Grand Prix an. Wir
werden uns zwar höchstwahrscheinlich nie eine SAT-Anlage fürs WoMo anschaffen,
aber wenn, dann nur so eine, wie Hans und Ingrid haben. Also Fernbedienung in
die Hand nehmen, einmal auf ein Knöpfchen drücken und den Rest macht das Ding
alleine. Sie haben auch eine Solar-Anlage, damit können sie, wenn sie einmal wo
frei stehen, sogar Fernseh-Schauen. So etwas kommt für uns schon eher in Frage,
das haben wir uns schon ein paar Mal überlegt. Mal schauen. Wahrscheinlich
würde das bei uns etwas komplizierter sein, weil wir ja vier Dachluken und
damit entsprechend wenig Platz da oben haben. Aber gehen könnte es schon.
Das
Thema Essen-gehen erledigt sich dann rasch, denn wir haben ja noch unser Hendl
von gestern. Zwar gibt es unmittelbar neben dem Campingplatz ein gutes
Restaurant, das ist uns mit Menüpreisen von 70 Euro aufwärts aber eindeutig zu
gut. Also machen sich Ingrid und Hans Fleisch-Bällchen mit Nudeln, dazu einen
wunderbaren selbst gemachten Karotten-Salat, von dem auch wir eine große
Portion abkriegen. Und wir peppen uns das Hühnerfleisch mit Schalotten, Erbsen,
Soja-Sauce und „Slagroom“ zu einem schmackhaften Ragout auf. Dazu noch den Rest
der handgemachten Spaghetti von gestern – fertig war das 1a-Menü. Also Kochen
im WoMo hat echt was, vor allem wenn es – wie in unserem Fall – beide sehr
gerne tun und auch (Achtung Eigenlob!) ziemlich gut können.
Den
Abend haben wir dann alle gemeinsam im Freien verbracht und eine lässige Zeit
gehabt. Morgen geht es wieder weiter, wir werden die paar Kilometer nach
Maastricht fahren, es sind ja nicht einmal 20 bis dorthin. Wir freuen uns schon
drauf, in Maastricht waren wir eh schon lange nicht mehr.
Sonntag,
22. Juli 2018
Nach
dem wie immer guten Morgen-Kaffee haben wir unser Aufbruch-Programm
durchgezogen und waren eine halbe Stunde später fertig damit. Wie gehofft, sind
wir zeitig genug vom Platz weggekommen und gemeinsam in Richtung Maastricht
abgefahren. Völlig ungewohnt für uns ist das Fahren im Konvoi, auch wenn wir
nur zwei WoMos waren. Aber das machen wir sonst nie, wir sind überhaupt noch
nie mit anderen Campern unterwegs gewesen. Hans hat das Tempo gemacht und wir
sind ihm mit einem knappen 100er hinterher, so schnell sind wir normalerweise
nur dann unterwegs, wenn wir eine Horde LKW überholen. Aber für die paar
Kilometer ist das kein Problem, Hans hat sich eh sehr gezügelt, mit seinem WoMo
könnte er locker auch130 km/h fahren.
Entsprechend
schnell sind wir in Maastricht angekommen, wir haben bei der dortigen Marina
bereits vor Tagen unsere Stellplätze reserviert. Hat auch alles wunderbar
geklappt, allerdings waren wir schon um 11 Uhr 30 vor Ort, Einlass ist aber
erst ab 13 Uhr. Was tun? Ingrid hat dann mit der Verantwortlichen telefoniert
und sich für die zu frühe Anreise entschuldigt. Es wäre halt schwer, bei so
einer langen Anfahrt (immerhin 20 Kilometer) auf die Stunde genau zu planen und
so, ob man nicht eine Ausnahme machen könne? Sie haben uns tatsächlich rein
gelassen, manchmal kommt man mit einem guten Schmäh besser voran, als mit der
Wahrheit …
Die
Platzzuteilung brachte dann eine Überraschung, denn wir wurden gute einhundert
Meter voneinander entfernt platziert. Dabei haben wir unverschämtes Glück
gehabt, denn zu uns hat es von der Platzeinweiserin nur geheißen „Ganz hinunter
fahren und dann links abstellen“, allen anderen Campern wurde der jeweilige
Stellplatz persönlich zugewiesen. Tja – und so sind wir halt „ganz hinunter“
gefahren und haben uns dort unter den so ziemlich einzigen Baum des gesamten
Platzes gestellt, einem riesengroßen noch dazu. Wir haben freien Blick auf die
Maas und vor uns ist eine große Wiese mit jeder Menge Tischen und Bänken.
Unsere Vespa platzierten wir dann so raffiniert (man könnt es durchaus auch
unverschämt nennen) neben uns, dass wir fast schon zwei Plätze für uns haben.
Echt lässig – wir haben den ganzen Tag über immer Schatten gehabt und das ist
bei durchgehendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30 Grad auch
wirklich nötig.
Hans
und Ingrid stehen vielleicht nicht ganz so fein wie wir, allerdings haben sie
eine Markise und können sich ihren Schatten selber machen. Was eigenartig
anmutet, die Camper sind hier verpflichtet, am Abend ihre Fahrräder auf die
Träger (!!) zu montieren und abzuschließen. Jeder macht das, von vielen anderen
Bikes sind die Sättel abmontiert und auch die Roller sind mit dicken Ketten
gesichert. Und das auf einem Areal, das mit zig Kameras gesichert ist und in
das man nur mit einer Nummern-Kombination hinein kommt. Das haben wir auch noch
nicht erlebt, da muss es ja zugehen … Aber natürlich sichern auch wir unsere
Vespa mit der dicken Kette, sogar wenn wir nur wenige Meter daneben sitzen.
Hinter
uns zeltet ein Paar aus England und sie führen auf einem Anhänger einen alten,
wunderbar aufgemotzten Mini-Cooper mit. Aufgepeppt mit Rally-Streifen und
Startnummer, verbreiterten Kotflügeln und sehr breiten Reifen. Wir kommen
gleich ins Gespräch mit ihnen, sie sprechen uns nämlich – wie so viele – auf
unsere schöne Vespa an. Das mag sie gern, sie ist schließlich Italienerin und
liebt Komplimente. Der Mann erzählt uns dann, dass seine Eltern ganz vernarrt
in Tirol gewesen seien: „They went every year there, with a little tent and in
an old Rolls Royce!“ Glamour-Camping anno dazumal …
A
propos Luxusauto – ebenfalls hinter uns steht ein Mercedes-Cabrio, eines der
absoluten Oberklasse, so ein AMG-Dings. Wir haben eh nach dem Fahrzeug
gegoogelt, die genauen Daten aber schon wieder vergessen. Acht Zylinder,
Bi-Turbo, an die 500 PS stark und ca. 200.000 Euro teuer, so was in der Art.
Jedenfalls ein durchaus schönes Auto, das wir als Zweitwagen gerne in der
Garage hätten – kleines Scherzchen! Allein die große Inspektion kostet bei so
einer Karre an die 10.000 Euro und wenn ein Satz Reifen fällig wird, sind auch
gleich ein paar Tausender weg …
Wir
starten dann unser Moped und machen eine erste Erkundigungs-Tour nach
Maastricht hinein. Es ist ziemlich heiß, wahrscheinlich knapp 35 Grad, der
Fahrtwind kühlt aber wunderbar. Schnell ist die Vespa mitten in der Innenstadt
geparkt, übrigens mussten wir den ersten Platz wieder räumen, ein netter
Passant warnte uns vor zu viel Unverschämtheit. Danke. Dafür hat Gernot dann
die Vespa direkt am Gehsteig neben einem Parkautomaten abgestellt, als drittes
Moped in einer Reihe, das trauten wir uns.
Maastricht
kennen wir schon von mehreren Besuchen, Ilse findet sich auch gleich wieder
zurecht. Überall in der Fußgängerzone spielen Musiker, zumeist ernsthafte
Klassik von Mozart bis Beethoven. Das sind aber sicher keine „normalen“
Straßenmusiker, wahrscheinlich Profis aus irgendwelchen Orchestern. Vielleicht
auch eine Art Vorspiel auf das Konzert von Andre Rieu, das heute Abend
stattfindet. Später kommen wir dann am Platz des Konzertes vorbei, alles ist
abgesperrt, die riesige Bühne, Mega-Leinwände und unzählige Scheinwerfer stehen
bereit. An den Fenstern im Hotel gegenüber haben Fans große Transparente aufgehängt,
auf denen sie ihrem Meister Rieu für seine Musik danken. Für uns wäre ein
Andre-Rieu- Konzert eher nichts, aber jedem das Seine, die Geschmäcker sind zum
Glück verschieden. Wir können im Gegenzug ja auch gut nachvollziehen, wenn
jemand mit der Musik von Frank Zappa nichts anfangen kann.
Vom
langen Spazierengehen hungrig geworden, kehren wir in ein Restaurant neben der
großen Brücke ein. Wir lassen uns einmal „Friet und Frikadell“ bringen und
einmal nur Pommes. Wieder sind wir damit richtig gelegen, denn zwei Mal die
Frikadellen hätten wir nicht aufessen können, das wäre schon wieder
Verschwendung gewesen. Wir lassen besser immer Ilse bestellen, denn Gernot hat
eine leichte, wenn auch unleugbare, Tendenz zur Maßlosigkeit. Und dem muss
Einhalt geboten werden.
Spektakuläre
Folgen hatte dann noch ein kleiner, aber heftiger Windstoß. Denn der hat einen
der großen Sonnenschirme des Lokals ansatzlos in die Maas befördert und weg war
er. Die Gäste haben dem Teil noch eine ganze Weile fasziniert hinterher geschaut.
Wunderbar
gesättigt haben wir uns dann auf unser Rollerchen geschwungen und sind zum
Stellplatz Marina gedüst. Dort sind wir als allererstes unter die Dusche – die
Sanitäranlagen befinden sich auf einer großen, in der Maas schwimmenden Plattform.
Dort ist auch das Platz-Büro untergebracht und hier könnte man auch seine
Frühstücksbrötchen bestellen und abholen. Alles ist wunderbar sauber und
gepflegt, die Duschen und Toiletten sind zwar – typisch für die marine Umgebung
– klein, aber sie sind ausgesprochen fein. Wir machen anschließend einen feinen
Pasch vor unserem WoMo und so gegen 20 Uhr herrscht dann fast überall rund um
uns herum Aufbruch-Stimmung. Viele Camper sind ja nur wegen dem Andre-Rieu-Konzert
hier und sie machen sich auf den Weg in die Innenstadt. Auch der nette
Engländer neben uns und natürlich Hans und Ingrid. Sie werden sich mit dem Taxi
hinbringen lassen – auf der Straße, denn das Wasser-Taxi war leider schon
ausgebucht.
Später
ist uns dann ein Typ aufgefallen, der hier in der Marina sein Boot geparkt hat
und der mit einer alten Beiwagen-Maschine unterwegs ist. Der Hingucker ist aber
der Mann selbst und nicht sein historisches Motorrad. Denn der glatzköpfige Typ
ist eindeutig ein Leder-Fetischist, so etwas sieht man sonst nur in einschlägigen
Lokalen bzw. (wir raten mal mangels Erfahrung ins Blaue hinein) in diversen Dark-Rooms.
Die komplette Adjustierung des Mannes hat ausschließlich aus Leder bestanden –
natürlich die kurze Hose und das T-Shirt, die Knieschützer (!), der
furchterregende Gesichtsschutz (Powerd by Hannibal Lecter) und mit Sicherheit
auch seine Unterwäsche, aber so genau wollen wir das gar nicht wissen.
Vielleicht um das tiefe Schwarz seiner Ausstattung ein wenig aufzupeppen, hat
der Typ grellgelbe Stutzen getragen, beinahe schon Kniestrümpfe. Wahrscheinlich
eh auch aus Leder, man weiß es nicht. Sachen gibt’s …
Wir
verbringen dann einen wunderbaren Abend am Platz, zwischendurch gehen wir die
paar Meter zum Fluss runter. Dort sind drei große, hölzerne Stühle aufgebaut
und wir sitzen einfach da, ein Bier in der Hand und den Blick aufs Wasser
gerichtet. Später kommen dann zwei Fischer in einem Boot in „unsere“ Bucht, die
ja eigentlich die Aus- und Einfahrt der Marina Maastricht ist. Eine gute Stunde
lang schauen wir ihnen beim Fischen zu, aber außer hie und da ein Büschel Gras
fangen sie nichts.
Pünktlich
um 21 Uhr geht dann das Konzert los, wir hören die Musik deutlich, mehr noch
den Applaus und den Jubel des Publikums. Neben uns weint ein kleines Hündchen
erbarmungswürdig vor sich hin, es hat während des stundenlangen Konzertes
eindeutig weniger Spaß gehabt als sein Frauchen und sein Herrchen …
Reichlich
müde sind wir dann gegen Mitternacht schlafen gegangen. Morgen fahren wir
gemeinsam mit Hans und Ingrid nach Maastricht rüber, das Wasser-Taxi ist auf 10
Uhr 30 bestellt.
Montag,
23. Juli 2018
Top-fit
sind wir schon gegen 8 Uhr aus den Betten gesprungen (na ja, sagen wir
geklettert) und Ilse hat wunderbaren Kaffee gebrüht. Danach haben wir in aller
Ruhe geduscht und bei der Gelegenheit hat Ilse gleich unseren Aufenthalt hier
bezahlt und die vier Tickets für das reservierte Wasser-Taxi gekauft.
Überpünktlich sind wir dann zur Ablegestelle gegangen und pünktlich genug sind
auch Ingrid und Hans gekommen. Das Konzert hat bis knapp nach Mitternacht
gedauert und danach sind sie zu Fuß (!) zum Platz zurück marschiert, immerhin
gute fünf Kilometer. Dementsprechend sind sie nicht zu hundert Prozent
ausgeschlafen, aber für einen kleinen Stadtspaziergang sind sie allemal fit genug.
Im
Wasser-Taxi waren wir vier dann die einzigen Passagiere, mit unseren jeweils 5
Euro wird der Taxler auch nicht reich geworden sein. Keine 20 Minuten später
waren wir dann schon am Ziel und sind ein paar hundert Meter neben der großen
Brücke ausgestiegen. Heute sind wir mit der Stadtbesichtigung weit früher dran,
es ist noch nicht so drückend heiß wie gestern und fast überall flanieren wir
im Schatten. Ilse schaut kurz in eine große Kirche hinein, obwohl sie nicht
religiös ist, zündet sie oft irgendwo ein paar Kerzen an. Für uns alle, das
soll uns Glück bringen und wenn es nichts nützt, so schadet es zumindest nicht.
Später
lassen wir uns dann bei einem Eis-Cafe nieder und genießen Eis und Cappuccino.
Wunderbar. Danach hat vor allem Ingrid genug vom Herum-latschen, sie hat ein
bisschen Probleme mit dem Knie und ist ja eh gestern Abend so weit gewandert.
Also heuern wir den erstbesten Taxler an und lassen uns in die Marina
Maastricht zurückfahren. Dort verfügen wir uns auf unsere Plätze und halten
ausgiebig Siesta. Was kann es Schöneres geben …?
Später
starten wir dann noch einmal unsere Vespa und fahren zwei, drei Kilometer weit
zu einem Supermarkt. Wir kaufen uns eine feine Jause für das Abendessen, denn
wir kochen heute nicht. Aus dem einfachen Grund, weil es hier auf dem
Stellplatz keine Gelegenheit zum Geschirr-Abwaschen gibt. Und im WoMo macht das
Ilse nicht, auch wenn es gehen würde. Also kaufen wir uns Brot, Salami, Käse
und Räucherschinken, dazu noch eine 15er (!!) Packung Lays-Chips und eine
Flasche Soave. Dann noch das bestellte Olivenöl und das Mineralwasser für Hans
und Ingrid, fertig war die Shopping-Tour.
Am
Platz haben wir mit dem Abendessen dann gar nicht bis zum Abend gewartet und
haben eine wunderbare Mahlzeit genossen. Danach noch einen schnellen Pasch
geklopft, denn für später haben sich Hans und Ingrid auf einen kleinen Besuch
angekündigt. Das ist auch so etwas, was wir an unseren Freunden aus Bad
Salzuflen so mögen – dass sie nicht darauf aus sind, jede Minute mit uns zu
verbringen. Hans und Ingrid sind dann gerne mal wieder unter sich, genau wie
wir. Da gibt es auch kein kompliziertes Ausmachen irgendwelcher Aktivitäten.
Alles wird spontan aus dem Bauch heraus entschieden und wenn das eine Paar mal
nichts essen gehen will, dann geht halt das andere alleine. Sehr lässig.
„Bewaffnet“
mit ihren bequemen Stühlen sind Ingrid und Hans dann bei uns eingetroffen, wir
haben ein paar kühle Drinks genossen und uns aus unseren Leben erzählt. Ein
wirklich schöner Abend mit wirklich guten Freunden. Hans und Ingrid sind uns
echt ans Herz gewachsen und wir haben eh schon einmal erwähnt, dass wir uns
sonst nie mit anderen Campern näher anfreunden. Da sind wir nicht die Typen
dafür, Hans und Ingrid eh auch nicht. So ist unsere reundschaft also die
berühmte Ausnahme von der Regel und wir sind auch wieder nach Bad Salzuflen
eingeladen. Das nehmen wir natürlich gerne an, heuer wird es sich aber
wahrscheinlich nicht mehr ausgehen.
Morgen
fahren wir von hier ab, wir werden gemeinsam zum größten Camping-Zubehör-Anbieter
Europas fahren – zur Firma Obelink in Winterswijk. Mal schauen, ein paar Sachen
könnten wir durchaus brauchen.
Dienstag,
24. Juli 2018
Unser
Ziel war möglichst früh aufzuwachen, damit wir zeitig von Maastricht wegkommen.
Nun ja – 5 Uhr 50 war dann gar ein bisserl sehr früh, denn um diese Zeit ist
Gernot schon am Tisch gesessen und hat Zeitung gelesen. Ilse hat sich ein wenig
mehr Schlaf gegönnt, aber um 7 Uhr 30 war das WoMo bereits von frischem
Kaffee-Duft erfüllt. Das Zusammenpacken und Auflegen der Vespa war dann quasi
unser Morgensport des Tages und nach einer ausgiebigen Dusche sind wir noch
deutlich vor 9 Uhr von der Marina Maastricht abgefahren. Da haben Hans und
Ingrid wahrscheinlich noch geschlafen, jedenfalls war nichts von ihnen zu sehen,
wie wir an ihrem WoMo vorbeigefahren sind.
Wir
werden auf der Fahrt nach Winterswijk heute viel auf Bundesstraßen unterwegs
sein, denn ausschließlich über die Autobahn ist die Strecke um über 50
Kilometer weiter. Wir kommen super voran, in Maastricht hat sich der
Frühverkehr bereits erledigt und auch auf den kleineren Straßen werden wir
nirgendwo aufgehalten. Wir müssen dann tanken, der Diesel-Preis liegt durchwegs
über 1,40 Euro. Doch unmittelbar vor der deutschen Grenze – wir wechseln ja
zwischen Holland und Deutschland hin und her – lockt uns eine
Selbstbedienungs-Tankstelle mit einem Literpreis von 1,26 Euro. Lässig – so
haben wir ein paar Euro gespart, bei über 55 Litern machen 15 Cent einen
ordentlichen Unterschied.
Lange
vor 12 Uhr Mittag treffen wir dann bei Obelink ein, das Center ist wirklich
gigantisch. Mindestens so groß wie bei uns daheim das Einkaufszentrum DEZ, aber
mit all seinen Nebengebäuden. Und das nur für Camping- und Freizeitausstattung.
Gigantisch! Auf Hans und Ingrid brauchen wir gar nicht erst zu warten, die
haben von den 165 Kilometern nach Winterswijk erst 50 abgespult, das wird sich
also noch hinziehen. Also gehen wir alleine hinein und lassen uns vom Angebot
bereitwillig erschlagen. Wahnsinn – wir könnten einen ganzen Kleinlaster allein
mit dem Zeug vollfüllen, das uns noch am praktischsten erschienen ist. Dabei
sind wir nicht einmal ein Drittel des ganzen Ladens abgegangen.
Prinzipiell
hätten wir uns neue Stühle kaufen wollen und das Angebot war auch überaus
vielfältig. Wir haben uns in viele Stühle gesetzt, sie waren auch zum Großteil
sehr bequem, aber man bräuchte halt wirklich eine Heckgarage, um die Dinger mit
ihrem platzgreifenden Packmaßen transportieren zu können. Also haben wir
entschieden, vorerst noch mit unseren Camping-Stühlen das Auslangen zu finden,
etwas Neues können wir uns ja immer einmal anschaffen.
Aber
natürlich sind wir nicht umsonst hergekommen, denn wir haben uns eine neue
Klo-Kassette geleistet. Eigentlich leisten müssen – denn Gernot hat bei unserer
alten Kassette einen „Schniepel“ abgerissen und jetzt nässt sie, wenn man sie
hochkant stellt. Das macht natürlich auf keinem Campingplatz einen schlanken Fuß,
also haben wir um 105 Euro zugschlagen, in Tirol haben wir vor Jahren knapp 180
Euro dafür bezahlt. Die dazugehörige Flüssigkeit haben wir auch gleich im
Doppelpack gekauft, hierfür war der Preis um mehr als die Hälfte niedriger als
daheim. Dann durfte noch ein Keramik-Messer mit in den Einkaufswagen, einen
Motoröl-Einfüll-Trichter haben wir auch noch gekauft und Ilse freute sich über
eine Zehner-Packung Abwasch-Schwammerln um wohlfeile 80 Cent. Ach ja – wir
hätten dann sogar noch überdimensional große Pasch-Würfel gefunden. Sehr
tröstlich – denn jetzt wissen wir, so schlecht können unsere Augen gar nicht
werden, dass wir irgendwann auf unser Lieblingsspiel verzichten müssen. Ein
wenig mehr Platz würden wir zwar schon brauchen und im WoMo würde es vielleicht
ein bisserl eng werden, aber sonst …
Das
Einkaufen dieser wenigen Sachen war echt anstrengend, denn in den Hallen hatte
es durchwegs eine Temperatur von ca. 30 Grad, trotz Klimaanlage. In der
Zelt-Abteilung war die Hitze dann überhaupt fast nicht auszuhalten, sicher
jenseits der 40 Grad-Marke. Also sind wir ins Selbstbedienungs-Restaurant
geflüchtet und haben uns dort für jeweils 7,90 Euro ein Schnitzel mit Pommes
und Salat in die ausgehungerte Figur gestellt. Gernot hat übrigens die Variante
„Jäger-Schnitzel“ gewählt und zum ersten Mal in seinem Leben eines der berühmt
berüchtigten „Wiener Schnitzel mit Tunke“
bekommen, denn das Fleisch war unter der Pilzrahm-Sauce paniert.
Trotzdem war das Essen annehmbar, typisch Groß-Kantine halt. Das Schönste war
eindeutig die gut eingestellte Klimaanlage, endlich einmal 20 Minuten lang
nicht schwitzen.
Danach
rollten wir unseren Einkaufswagen zur Kassa und bezahlten unsere paar Sachen.
Noch gestern hat sich Ilse – auf einen dankenswerten Tipp von Ingrid hin – als
Obelink-Kundin registrieren lassen und – zack – wurden uns schon 5 Euro vom
Kaufpreis nachgelassen. Schön. Wie wir dann das Einkaufszentrum verlassen
haben, hat uns ob der Hitze beinahe der Schlag getroffen. Der gesamte Parkplatz
lag in der prallen Mittagssonne und vom Ausgang bis zu unserem WoMo mussten wir
den Einkaufswagen mühsam über Pflastersteine schieben, sicher mehr als 300
Meter weit und bei gefühlten 60 Grad. Danach klebte uns das Gewand regelrecht
am Körper und wir warteten bei eiskalten Energiedrinks im Schatten unseres
Nasenbären auf die Ankunft von Hans und Ingrid.
Die
beiden sind dann bald einmal aufgetaucht, via WhatsApp waren wir ja über ihren
jeweiligen Standort bestens informiert. Wir sind aber schnell übereingekommen,
dass wir nicht warten werden, bis sie ihre Einkäufe erledigt haben, um
eventuell danach noch etwas gemeinsam zu unternehmen. Dafür war es einfach zu
heiß und so verabschiedeten wir uns von unseren Freunden am Parkplatz vom
Obelink. Wir werden uns natürlich wiedersehen, ab kommenden Juli sind wir
ebenfalls an keine Urlaubszeiten mehr gebunden und werden wie Hans und Ingrid
nahezu pausenlos unterwegs sein. Und dabei werden wir uns mit Sicherheit immer
wieder einmal über den Weg laufen bzw. fahren … Das sind wirklich sehr schöne
Aussichten.
Wir
haben mittlerweile unsere Pläne geändert und werden nicht nach Flevoland
fahren. Das behalten wir uns für irgendwann später auf, heute fahren wir nach
Amsterdam. Das sind keine 200 Kilometer, die schaffen wir noch locker. Ilse
versucht dann telefonisch einen Platz auf unserem Amsterdamer Standard-Campingplatz
„Vliegenbos“ zu reservieren, die sind aber die nächsten Wochen über völlig
ausgebucht. Aber sie geben uns dankenswerterweise den Tipp, es doch bei
„Camping Gaasper“ zu probieren, der würde keine 15 Kilometer vom Hauptbahnhof
in Amsterdam entfernt liegen. Tatsächlich hatten die Plätze frei und wir
kündigten uns auf den späteren Nachmittag an.
Vollkommen
problemlos sind wir dann über verschiedene Autobahnen nach Amsterdam gekommen,
der Campingplatz befindet sich schon an der Stadtgrenze. Es herrscht mächtig
Betrieb hier, kurz vor uns sind mehrere Wohnmobile und Wohnwagen-Gespanne
angekommen. Und so dauert es gute 20 Minuten lang, bis sich der Schranke für
uns öffnet und wir auf unseren Platz eingewiesen werden. Hier steht man im so
genannten „Kuschel-Modus“, zwischen den einzelnen WoMos ist gerade einmal genug
Platz, dass Tische und Stühle aufgestellt werden können. Ilse parkt unser WoMo
dann noch einmal um ein paar Zentimeter weiter nach rechts um, sie hätte sonst
nämlich nicht einmal das große Seitenfenster von uns öffnen können, ohne in den
Luftraum der Nachbarn einzudringen. Trotzdem ist der Platz o.k., er ist
riesengroß, die Sanitäranlagen sind sauber, es gibt ein Geschäft und auch ein
Restaurant.
Wir
richten uns ein, laden die Vespa ab und setzen uns in den Schatten unseres
Wohnmobils. Die Hitze ist enorm, es hat über 35 Grad, doch zum Glück weht immer
eine leichte Brise. Wie besprühen uns alle paar Minuten mit Wasser, lassen
eiskalte Getränke in uns hinein rinnen und so lässt es sich leicht aushalten.
Später gehen wir dann ins Restaurant und bestellen uns eine Salami-Pizza zum
Mitnehmen. Gernot wollte eigentlich zwei bestellen, eine davon mit Käse und
Schinken für Ilse. Aber die gibt sich mit ein paar Stückchen Pizzarand
zufrieden und schon wieder hat Ilse vermieden, dass uns etwas übrigbleibt. Sehr
super.
Die
Pizza war dann so lala, Gernot hätte ihr maximal 3,5 von 10 Punkten gegeben.
Aber sie war heiß und mit ein paar Krümeln davon haben wir noch zwei Tauben und
eine Elster glücklich gemacht. Die Hitze ist auch um 21 Uhr noch wirklich
brutal – wir messen 32 Grad draußen und über 29 Grad im Inneren des WoMo. Doch
dann geht es mit den Temperaturen zum Glück rasch bergab und schon um 22 Uhr
kann sich Gernot auf ein erstes Schläfchen ins WoMo zurückziehen – bei 27 Grad
kein Problem.
Später,
es wird schon gegen Mitternacht gewesen sein, tauschen wir dann unsere Betten
und Gernot krabbelt in den Alkoven hinauf. Wir haben alle Fenster geöffnet,
sogar unsere Tür ist nur mit einem Indientuch „gesichert“ – so verbringen wir
eine leicht verträgliche Nacht.
Mittwoch,
25. Juli 2018
Schon
ganz am Morgen ist es sehr warm draußen, als wir uns zum Frühstück ins Freie
setzen, brauchen wir schon dringend einen Schattenplatz. Das wird heute wieder
ein heißer Tag werden, so viel steht schon einmal fest … Den Vormittag
verbringen wir mit ein wenig Arbeiten am Computer, die Fotos wollen sortiert
und beschriftet werden und unser Blog schreibt sich auch nicht von selber. Zum
Glück!
So
wird es Mittag und wir machen uns fertig, um der Stadt Amsterdam einen Besuch
abzustatten. Ins Zentrum der Stadt sind es ungefähr 10, 12 Kilometer, mit der
Vespa kommen wir natürlich gut voran. Die Hitze ist auch bei einem flotten 60er
zu spüren und es wird schon deutlich über 30 Grad haben. Nach einem
unbedeutenden Verfahrer parken wir uns direkt am Waterloo Plein ein, den dort
befindlichen Hippie-Markt wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wir marschieren
so ziemlich alle Marktstände ab und beinahe hätte sich Gernot einen
schrill-bunten Gürtel gekauft. Der hat echt nicht schlecht ausgeschaut und
würde wohl zu so ziemlich allen farbigen Hosen passen. Aber er war ein bisschen
zu breit, alle Hosen haben nicht so breite Gürtelschlaufen. Wir finden so einen
Gürtel aber sicher noch wo anders. Dafür freuen wir uns wie die kleinen Kinder,
als wir bei einem Stand mit Blechschildern einen Volltreffer landen: Seit
Jahren schon sind wir auf der Suche nach einem „Vespa Parking Only“ Blechschild.
Und heute finden wir endlich eines, noch dazu in Rot! Geil – und es hat nur 10
Euro gekostet. Am selben Stand wäre auch noch ein
Frank-Zappa-Konzert-Ankündigungs-Blechschild zu haben gewesen. Eh nicht übel,
aber Gernot ist eigentlich kein Zappa-Devotionalien Sammler (vom Autogramm des
Meisters einmal abgesehen), sondern ist nur an der Musik Zappas interessiert.
Und ein Blechschild macht halt nun mal keinen besonders guten Sound …
Mit
dem Vespa-Schild sind wir dann zu unserem Roller zurückmarschiert. Zwar
befindet sich der Hippie-Markt schon innerhalb des so genannten
„Red-Light-District“ von Amsterdam, aber ziemlich am Rande. Und bei dieser
Hitze wollen wir nicht unnötige Kilometer machen, also stellen wir uns mit dem
Moped auf einen zentraler gelegenen Platz. Wieder frech auf den Gehsteig, neben
einem anderen Roller. Wird schon passen.
Um
es vorwegzunehmen – der Rundgang durch Amsterdam ist uns in keiner allzu guten
Erinnerung geblieben. Gernot wird heute schon das ca. 15. Mal hier sein, Ilse
war sicher schon öfter als 10 Mal in Amsterdam. Aber so stressig war es noch
nie. Gut, es wird auch mit der Hitze zu tun gehabt haben, denn um 14 Uhr war es
sicher schon über 35 Grad heiß. Aber man hat praktisch keinen einzigen
entspannten Schritt gehen können, denn entweder haben Massen von
fotografierender Chinesen der Weg verstellt oder ein Radfahrer hat uns von
hinten weggeklingelt. Überall in den engen Gassen waren Lieferwägen unterwegs,
man musste stets aufpassen, nicht von deren Seitenspiegeln gestreift zu werden.
Alles war viel zu hektisch, jeder Mensch offenbar in großer Eile, von einem
gemütlichen Stadtbummel war das Ganze jedenfalls meilenweit entfernt. Was uns
noch aufgefallen ist – die entwürdigende Zurschaustellung der Prostituierten in
Schaufenstern scheint sich aufgehört zu haben. Jedenfalls sind wir an keinem
dieser Fenster vorbeigekommen und wir sind ja fast den ganzen Rotlicht-Bezirk
abmarschiert. Wir haben diese seltsame Touristen-Attraktion immer abstoßend
gefunden, vor allem wenn sich kleine Kinder oder Halbwüchsige ihre Nasen an den
Schaufenstern mit den halbnackten Frauen plattgedrückt haben.
Und
auch bei den als „Coffee-Shops“ bekannten Hasch-Verkaufs-Läden hat es offenbar
eine tiefgreifende Veränderung gegeben, denn im Vergleich mit vor ein paar
Jahren sind höchstens noch zehn Prozent davon übrig geblieben. Kann uns
natürlich völlig wurscht sein. Zwecks
dringend benötigter Erholung und zur Aufrechterhaltung unserer vegetativen
Systeme haben wir dann an einer der Grachten ein kleines Restaurant angesteuert.
Das kennen wir schon von früheren Besuchen und so wussten wir, dass uns
brauchbare Snacks erwarteten. So war es dann auch, die beiden Toasts waren voll
o.k. und die Getränke herrlich kalt. Und es wurde uns noch eine Show der
besonderen Art geliefert, von einem Körperbehinderten in seinem schweren
Elektro-Rollstuhl. Er fuhr mit dem vierrädrigen Gefährt mehrmals hintereinander
die relativ steil abfallende Gasse hinunter, nutzte eine Bodenwelle für einen
gewagten Sprung und landete anschließend auf den beiden linken Rädern. Ein
wahrhaftiger Show-Man! Das Ganze kommentierte der ca. 60-jährige Farbige mit
launischen Kommentaren und bei seinen Jumps setzte er immer lustige Grimassen
auf, etwa einen „Boring Man“. Der Applaus der ehrlich begeisterten Gäste war
groß und es heißt, der Applaus sei das Brot des Künstlers. Aber satt wird man
davon bekanntlich nicht und so hat der Rolli-Stunt-Driver seine Schildmütze
rumgehen lassen. Auch die Kollekte hat der Mann mit viel Schmäh begleitet
(„Please don‘t give me all your money!“ „Only coins, please!“), also der Typ
war ein Paradebeispiel dafür, dass man sein Schicksal auch als Körperbehinderter
nicht zwangsweise aus der Hand geben muss.
Wir
sind dann zu unserem Roller zurückgelatscht, vorerst aber nur ungefähr in die
richtige Richtung. Tatsächlich haben wir uns dann ein wenig verlaufen und wie
wir dann endlich vor unserer braven Vespa gestanden sind, hatten wir einen
Umweg von gut zwei Kilometer zusätzlich in den Beinen. Jetzt war endgültig
Schluss mit Schwitzen und Latschen, ab sofort war Gas-geben und kühlender
Fahrtwind angesagt.
Am
Campingplatz angekommen, setzten wir uns vor das WoMo und trotzten der enormen
Hitze. Mittlerweile kratzte das Thermometer an der 38-Grad Marke und im Inneren
unseres Häuschens hatten sich über 35 Grad breit gemacht. Wir nutzten
ausschließlich den Schatten unseres Nasenbären und bespritzten uns permanent
mit kühlem Wasser aus der Sprühflasche. Mit einem Pasch überbrückten wir die
heißesten Stunden und warteten sehnsüchtig auf den Sonnenuntergang. Wir sind ja
von unserem Sizilien-Urlaub einiges an Hitze gewöhnt und wissen daher, dass wir
solche Temperaturen eh aushalten. Aber anstrengend ist das natürlich schon auch,
vor allem dann, wenn es wie hier in Amsterdam spät am Abend noch 32 Grad hat.
Essenstechnisch werden wir uns heute selber versorgen, viel Nahrungszufuhr
braucht man bei dieser Hitze ohnehin nicht. Also kaufen wir uns im Kiosk ein
paar Scheiben Schinken und sechs Eier, löblicherweise führen sie Bio-Ware aus
Freilandhaltung, die mit der Null vorneweg. Daraus hat uns dann Ilse ein
schmackhaftes Rührei mit Schinken gemacht, Gernot hat noch ein paar kleine
Tomätchen dazu gegessen.
Später
sind wir dann mit kühlen Drinks vor unserem Häuschen gesessen und haben uns
auch noch nach 22 Uhr regelmäßig mit Wasser besprühen müssen. Der leichte Wind
hat dann immer für einen kurzen Moment des Abkühlens gesorgt und man konnte mal
wieder eine halbe Minute lang durchschnaufen. Schlafen gehen hat uns die
Sommerhitze dann erst nach 23 Uhr lassen, da war dann die Temperatur im WoMo
endlich unter 30 Grad gefallen und wir konnten uns ins Innere zurückziehen. Na
servas – wochenlang bräuchten wir so etwas echt nicht, aber vielleicht geht’s
morgen eh schon wieder ein bisschen bergab mit den Temperaturen.
Donnerstag,
26. Juli 2018
Die
Nacht war unerwartet fein, wir haben wunderbar geschlafen. Beim Frühstück
entscheiden wir, dass uns die Innenstadt von Amsterdam keinen zweiten Besuch
wert ist. Zu viel Stress. Aber am Platz bleiben wir natürlich auch nicht, wozu
führen wir unser feuerrotes Spaßmobil mit? Also lassen wir den Tag zuerst
gemütlich angehen und am späten Vormittag glühen wir los, in die glühende
Landschaft hinaus.
Am
Stadtrand von Amsterdam, nur wenige hundert Meter von den Wohnsilos entfernt,
ist man sofort mitten in der Natur. Wir fahren ein wenig der Amstel entlang,
biegen immer wieder auf kleine Straßen ab, wo uns fast ausschließlich Radfahrer
begegnen. Der Fahrtwind lässt uns die Hitze gut aushalten, auch wenn wir
manchmal das Gefühl haben, dass wir mitten durch einen riesigen Backofen
fahren.
Einmal
bleiben wir an einem Kanal stehen, weil sich gerade zwei Boote vor einer
Schleuse befinden. Das ist für uns Landratten natürlich ein sehenswertes
Ereignis und so schauen wir beim Schleusen zu. Das dauert eine gute
Viertelstunde lang und das kleine Päuschen hat auch unserer Vespa gut getan.
Dann aber nix wie weiter.
So
kommen wir auf unserer Fahrt irgendwann in das kleine Städtchen Abcaude. Es ist
uns auf Anhieb sympathisch und wir suchen uns ein Lokal, wo wir etwas zu
trinken kriegen. Schnell werden wir fündig, wir sitzen direkt neben einem
kleinen Flüsschen und beobachten zum zweiten Mal hintereinander eine
Schleusung. Diesmal kommt der Schleusen-Wart mit dem Fahrrad angefahren und
kurbelt die Brücke – über die eine zweispurige Straße führt – mit der Hand
hoch. Das dauert keine Minute, schnell ist das Boot durch und nachdem noch aus
der Gegenrichtung ein kleines Schiffchen die Brücke passiert hat, wird diese
wieder runter gekurbelt und der Schleusen-Wart radelt wieder nach Hause. Sehr
lässig.
Mittlerweile
haben wir nicht nur etwas zu trinken bestellt, sondern auch ein Mittagessen.
Ilse wagt sich über eine Art Pfannkuchen mit gebratener Ente und Salat, Gernot
will sich eines der niederländischen Nationalgerichte nicht entgehen lassen und
bestellt Bitterballen. Dabei handelt es sich um frittierte Kugeln in der Größe
von Tischtennisbällen, die mit einem ganz feinen Brät aus Kalbs- bzw.
Rindfleisch gefüllt sind. Acht dieser köstlichen Tischtennis-Bälle kommen mit
Senf an den Tisch – was für ein köstlicher Snack, eigentlich schon mehr eine
Hauptmahlzeit. Bitter sind die Bitterballen übrigens gar nicht, der Name kommt
daher, weil sie früher gerne zu einem Magenbitter gereicht wurden. Und heute
noch besteht die beliebte „Bitter-Garnituur“ aus einem Pils und ein paar
Bitterballen.
Ilse
musste dann leider ziemlich lange auf ihre Ente warten, Gernot war schon längst
mit seinem Essen fertig. Die Kellnerin entschuldigte sich für die Verzögerung –
kein Problem, bei dem großen Gäste-Andrang dauert es halt ein bisschen, da
haben wir jederzeit Verständnis dafür.
Gernot
hatte sich derweil aufgemacht, unsere Vespa umzuparken. Die Arme brütete
nämlich am Parkplatz neben einer großen Kirche in der prallen Sonne vor sich
hin. Der Vespa selbst ist das als feuriger Italienerin ja relativ egal, aber
wir holen uns dann beinahe Brandblasen auf unseren Allerwertesten, wenn wir uns
auf die heiße Sitzbank niederlassen. Also hat Gernot unser Moped hergefahren
und direkt gegenüber vom Lokal im Schatten abgestellt. Übrigens genau vor einem
Geschäft, dessen Auslage mit einem großen Vespa-Bild dekoriert war. Das haben
wir aber erst beim Wegfahren bemerkt.
Inzwischen
hatte auch Ilse endlich ihr Essen am Tisch – und nicht genug damit – bekamen
wir als Entschädigung gleich noch einmal acht Bitterballen serviert. Noch
einmal acht Ping-Pong-Bälle, na bestens! Unfassbar eigentlich, aber weder von
Ilses Riesen-Portion Ente, noch von den acht weiteren Bitterballen ist auch nur
ein einziges Krümelchen übrig geblieben. Gut, dass bei diesem Wetter die
Kalorien von selber wegschmelzen … Ach ja, bei der Bezahlung fand sich dann ein
Cola mehr auf der Rechnung. Das hatten wir zwar bestellt, aber nicht serviert
bekommen. Ilse fallen solche Fehler zum Glück immer sofort auf und so etwas
passiert uns öfter als uns lieb ist und leider auch öfter, als dass das ein
Zufall sein könnte.
Sehr
satt sind wir dann auf unser Moped geklettert und die rote Vespa hat von einem
Passanten wieder einmal großes Lob ob ihres hübschen Aussehens abgekriegt. Der
nette Herr wusste gleich, dass wir mit einem Camper unterwegs sind, denn in
unserem Alter fährt wohl kaum wer 1.000 Kilometer mit einem 125 ccm³ Roller.
Und er sagte noch einen schönen Satz: „Dieses Abcaude ist so richtig typisch
Holland, mehr Holland geht gar nicht!“ Wir haben keinen Grund, dieser Aussage
nicht vollkommen zuzustimmen. Nicht nur wegen der schönen Windmühle am
Stadtrand.
Über
lustvolle Umwege sind wir dann in Richtung Campingplatz zurück, vorher haben wir
noch einen „Jumbo“ Supermarkt besucht. Die Klimatisierung des Ladens wirkte auf
uns wie ein kleiner Wellness-Urlaub, endlich ein paar Minuten lang nicht
schwitzen! Wir haben uns ein paar Kleinigkeiten fürs Abendessen besorgt,
darunter Salami, Schinken, Käse und Brot. Gernot konnte den „Gerookte Sprot“
nicht widerstehen und ein paar Joghurts haben wir uns auch eingepackt. Dann
aber nix wie raus in den Backofen und mit Vollgas zum „Gaasper“ zurück.
Den
Höhepunkt der Tageshitze – heute haben wir 38,2 Grad außen und 36,2 Grad im
Inneren gemessen – verbrachten wir mit einer Mischung aus Paschen und uns mit
Wasser zu bespritzen. Alles lässt sich irgendwie aushalten.
Später haben wir dann Besuch von einer wunderschönen Katze bekommen. Die ist schon ein paar Mal direkt an uns vorbeispaziert, hat sich aber nicht anlocken lassen. Heute aber hat Ilse rechtzeitig mit dem Säckchen mit den Knuspertaschen geraschelt und da war der Stubentiger dann plötzlich ganz zutraulich. Freudig hat er (oder sie?) sich über das Futter hergemacht und sogar kurz streicheln lassen. Vorher hat es noch ein gefährliches Treffen Katze/Taube gegeben. Wir haben ja mehrere Tauben als Dauerbesucher bei uns, das könnte eventuell damit zusammenhängen, dass wir hart gewordenes Brot an sie verfüttern. Und plötzlich schleicht sich die Katze an eine „unserer“ Tauben heran, flach an den Boden gedrückt und mit einem mordlustigen Ausdruck in den Augen. Da hat nicht viel gefehlt und es wäre keinen Meter vor unseren Füßen zu einem Gemetzel gekommen. Aber das Vögelchen hat zum Glück aufgepasst und darf (vorerst) weiterleben.
Später haben wir dann Besuch von einer wunderschönen Katze bekommen. Die ist schon ein paar Mal direkt an uns vorbeispaziert, hat sich aber nicht anlocken lassen. Heute aber hat Ilse rechtzeitig mit dem Säckchen mit den Knuspertaschen geraschelt und da war der Stubentiger dann plötzlich ganz zutraulich. Freudig hat er (oder sie?) sich über das Futter hergemacht und sogar kurz streicheln lassen. Vorher hat es noch ein gefährliches Treffen Katze/Taube gegeben. Wir haben ja mehrere Tauben als Dauerbesucher bei uns, das könnte eventuell damit zusammenhängen, dass wir hart gewordenes Brot an sie verfüttern. Und plötzlich schleicht sich die Katze an eine „unserer“ Tauben heran, flach an den Boden gedrückt und mit einem mordlustigen Ausdruck in den Augen. Da hat nicht viel gefehlt und es wäre keinen Meter vor unseren Füßen zu einem Gemetzel gekommen. Aber das Vögelchen hat zum Glück aufgepasst und darf (vorerst) weiterleben.
Das
letzte Tageslicht haben wir dann noch genutzt, um unser Moped auf den Träger zu
hieven. In der morgendlichen Hitze ist das weniger fein und wir sind ohnehin
keine großen Anhänger von Morgensport.
Wie
schon gestern konnten wir erst am späten Abend ins Häuschen einkehren, bald
danach hat dann ein kurzer, dafür aber ordentlicher, Regenguss eingesetzt. Wir
haben über das Prasseln des Wassers gejubelt wie auf dem Fußballplatz und uns
als Belohnung für dieses Wetterglück gleich noch ein Joghurt gegönnt. Da sind
wir schon in bzw. auf unseren Betten gelegen. Morgen geht’s weiter, langsam
aber sicher der Heimat entgegen …
Freitag,
27. Juli 2018
Wir
sind wie gewünscht sehr früh wachgeworden und frühstücken noch vor 8 Uhr im
Freien. Danach gehen wir in aller Ruhe duschen – übrigens schon wieder zu zweit
in einer Kabine. Das geht hier problemlos, weil die Duschkabinen uni-sex sind
und ein Männlein bei den Weiblein (oder umgekehrt) keinen Skandal auslöst. Die
fünf Minuten Warmwasser pro Duschmünze reichen uns völlig aus, außerdem dürften
es eher sechs oder sieben Minuten sein.
Bezahlt
haben wir schon gestern und für den Schranken haben wir eine Münze bekommen,
also brauchen wir unsere Abfahrt nicht extra bei der Rezeption anmelden. Und
zack, sind wir weg. Unser heutiges Tagesziel ist der kleine Ort Haldern in
Deutschland, da hat Ilse bereits einen Campingplatz für uns ausgesucht. Haldern
liegt ganz in der Nähe von Kalkar und dieses Kalkar hat eine Gemeinsamkeit mit
unserem österreichischen Zwentendorf. Denn beide Orte haben ein Kernkraftwerk
aufzuweisen, das nie in Betrieb gegangen ist. In Kalkar wird es seit Jahren als
Freizeitpark genutzt, der sich den schönen Namen „Wunderland Kernwasser“
zugelegt hat. An der Innenseite des Kühlturms kann man jetzt klettern, ein
großes Schwimmbad steht bereit und das einzige was strahlt, sind die Gesichter
der großen und kleinen Besucher. Nette Idee.
Nach
Haldern sind es keine 150 Kilometer und noch lange vor Mittag treffen wir am
Campingplatz „Strandhaus Sonsfeld“ ein. Leider haben wir aus Amsterdam die
Sommerhitze mitgebracht, schon zu Mittag messen wir 33 Grad. Der Besitzer zeigt
uns dann schnell das Restaurant und von der Terrasse aus unseren Stellplatz:
„Da unten können sie Ihren Platz frei wählen, Stromanschluss gibt es natürlich
auch.“ Wir sind ein bisschen skeptisch, denn von hier oben hätten wir nämlich
keinerlei Bäume oder andere Schattenspender sehen können. Also bedanken wir uns
und gehen uns die Sache näher anschauen. Unten am Stellplatz angekommen,
prallen wir entsetzt zurück. Der ganze Platz – übrigens sandig wie ein Strand –
liegt in der Sonne und es gibt nicht einmal theoretisch Schatten. Das überleben
wir nicht! Da würde einem ja sogar ein Wüsten-Kamel oder ein Skorpion den Vogel
zeigen. Also hier können wir keinesfalls bleiben. Schade eigentlich, denn
inzwischen kennen wir die Speisekarte des Restaurants und die ist unüblich
umfangreich für einen Campingplatz. Von Schweinsmedaillons in Gorgonzola-Sauce
mit grünen Bandnudeln, über Pfeffersteak mit Kroketten, bis hin zu
einheimischen Spezialitäten – alles da. Noch dazu wäre heue Abend
„Schnitzeltag“, mit freier Auswahl von Schnitzeln aller Art vom Buffet, mit
allen nur erdenklichen Beilagen, Saucen und Gemüsen – noch dazu die
„All-you-can-eat“ Variante für schlanke 11 Euro pro Nase.
Wir
stehen ratlos am Parkplatz neben unserem WoMo und Gernot meint: „Also wenn wir da
stehen bleiben wollen, dann nur hier auf dem Parkplatz“. Tatsächlich ist mitten
unter mehreren großen Bäumen ein schöner Platz frei, im tiefsten aller tiefen
Schatten. Weniger direkte Sonne würden wir an diesem Tag wohl nur in einer
Tiefgarage abkriegen. Ilse checkt uns dann schnell die Genehmigung zum Parken
und für 10 Euro dürfen wir über Nacht bleiben. Dieses Angebot nehmen wir gerne
an, bei der Hitze wollen wir uns wirklich keinen alternativen Campingplatz
suchen.
Schnell
sind wir unter den Bäumen geparkt und noch schneller als gewohnt haben wir auf
den Camper-Modus umgestellt. Heute brauchen wir ja nicht einmal den Strom
anzustecken. Wir laden uns die Vespa vom Träger und bald einmal knattern wir in
die Umgebung des Campingplatzes hinaus. Wieder lassen wir uns einfach von der
Lust am Fahren treiben und kommen auf die abenteuerlichsten Sträßchen und Wege.
Die Hitze kommt uns heute noch gigantischer vor und später lesen wir im Netz,
dass ganz Europa unter der heißen Sonne leidet, sogar im nördlichsten Sibirien
kletterte das Quecksilber auf über 32 Grad!
Nach
30, 40 Kilometern hatten wir dann vorerst genug und sind in den Schatten des
Parkplatzes zurückgefahren. Hier lässt sich auch die brutale Nachmittagshitze
einigermaßen vertragen und mit einem Pasch überbrücken wir die Zeit bis zum
Abendessen. Ilse hat sich tapfer ins warme WoMo zurückgezogen und eine gute
Stunde lang geschlafen, Gernot war es im Inneren einfach zu warm. Heute ist ja
die längste Mondfinsternis in diesem Jahrhundert zu sehen und den so genannten
„Blutmond“ werden wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Vorher
ist aber das „Schnitzel-Buffet“ angesagt, das Restaurant öffnet um 18 Uhr.
Bereits um 18 Uhr 02 setzen wir uns an den letzten freien Tisch im Schatten,
direkt vor einer zur Hütte umfunktionierten Gartenlaube bzw. einer zur
Gartenlaube umfunktionierten Hütte. Die trägt den politisch wenig korrekten
Namen „Negerhütte“, besonders feinfühlig scheint man hier also nicht zu sein.
Das kann man durchaus auch von der Kellnerin behaupten, deren schroffe Art
offensichtlich Humor abbilden soll. Jedenfalls würde sie mit ihrem Kasernen-Ton
besser auf eine Autobahnraststätte der ehemaligen DDR passen, als in ein
Restaurant am Ufer des „Alten Rheinarmes“. Wurscht – sie bringt uns das
bestellte Bier (einheimisch, also gut) und die Weißwein-Schorle für Ilse (auch
einheimisch, also ungenießbar).
Dann
wird das Buffet eröffnet uns als erstes holen wir uns gleich einmal eine schöne
Portion gemischten Salat. Dabei können wir aus sehr vielen Salaten auswählen,
sicher über zehn Sorten, sogar gefüllte Oliven waren im Angebot. Das Schöne an
den „Friss-so-viel-du-kannst“ Buffet ist natürlich das Nachholen und so hat
jeder von uns drei Teller voll Salat gefuttert. Dann natürlich jede Menge der
kleinen Schnitzelchen, die es in der Wiener Variante (aus Schwein) ebenso gab,
wie als Schnitzel Hawaii (also mit Käse und Ananas überbacken) oder als
Hühnerschnitzel. Natürlich gab es auch „Tunke“ dazu, mit oder ohne Pilze und
auch als Sauce Bernaise. Dazu jede Menge Erbsen und Karotten, sowie einen
riesigen Karfiol. Und sogar Spiegeleier – was für eine Kombination mit einem
Wiener Schnitzel. Jedenfalls war alles genießbar bis gut, zumindest das, was
wir gegessen haben. Ärgerlich war eigentlich nur, dass Ilses bestelltes Bier
nicht und nicht an unseren Tisch finden wollte und noch ärgerlicher war dann,
dass dieses nicht gelieferte Pils danach mit auf der Rechnung stand. Schon
wieder! Natürlich haben wir den Fehler urgiert und natürlich hat die Kellnerin
den dämlichen Versuch gemacht, ihren Lapsus abzustreiten. Sie behauptete
tatsächlich, dass wir uns umgesetzt hätten und es deswegen zu einer
„Fehllieferung“ gekommen sei. Eine Frechheit und Gernot hat das auch sofort
deutlich gemacht. Dass die wenigsten Menschen einfach mal einen Fehler zugeben
können, was ist da schon dabei? Ein Bierchen vergessen, na und? Aber lieber
lügen manche als Ausrede für ihren Fehler dumm daher und machen damit gleich
den nächsten Fehler … Eh egal eigentlich, aber immer wieder erstaunlich.
Nach
dem Essen haben wir uns wieder vor unser Häuschen gesetzt und ein eigenes
Privat-Bierchen zu uns genommen. Jetzt wird es dann Ernst mit der
Mondfinsternis, also haben wir uns zum Gewässer des Alten Rheinarmes hinunter
begeben und es uns dort auf einem Steg bequem gemacht. Gernot ist dann extra
noch einmal den Weg zum WoMo zurückgelatscht, denn die Wartezeit bis zum
nächtlichen Himmelsereignis will schließlich mit einem kalten Bier verkürzt
werden. Dieses Bierchen ist dann übrigens bald einmal zur Hälfte in den Rhein
geflossen, weil es Gernot elegant umgestoßen hat.
Irgendwie
wollte und wollte der Mond in dieser Gegend nicht über den Horizont blicken und
nach einer Stunde wurde uns klar, dass der „Blutmond“ vom „Campingplatz
Strandhaus“ aus nicht zu sehen sein wird. Schade und völlig wurscht
gleichzeitig, schauen wir uns das Spektakel halt im Jahr 2152 noch einmal an
und dann in aller Seelenruhe.
Müde
sind wir dann in unsere Betten gefallen, da wird es schon ein Stück nach 23 Uhr
gewesen sein. Morgen geht’s dann wieder auf die Straße und wir nähern uns in
einer weiteren Etappe Innsbruck an. Wir haben es ja nicht eilig …
Samstag,
28. Juli 2018
Schon
beim Aufwachen bemerken wir erfreut, dass die Sonne nicht vom Himmel brennt,
sondern sich hinter einer dicken Wolkendecke aufhält. Brav liebe Sonne, darfst
auch einmal ein bisschen rasten, wir sind ja eh schon beinahe weichgekocht.
Wir
frühstücken in aller Ruhe, laden dann locker unseren Roller auf seinen
Motorrad-Träger und schreiten dann zur gemeinsamen Dusche. Hier haben zwar
Männer und Frauen einen eigenen Bereich, das kümmert uns aber nicht. Außerdem –
wer sollte sich darüber aufregen? Es ist ja außer uns praktisch niemand hier,
nur ein grauhaariger Porsche-Fahrer hat für sich und seine viel, viel jüngere
Begleiterin unter einem winzigen Bäumchen sein noch winzigeres Zelt
aufgestellt. Ilse hat eh schon gelästert: „Ob die das gewusst hat, wie er sie
auf ein romantisches Wochenende am Alten Rheinarm eingeladen hat …?“
Jedenfalls
sind wir nach der gemeinsamen Dusche bereit für die Abfahrt und nach einem
schnellen Tankstopp sind wir schon auf der Autobahn. Der werden wir jetzt gute
250 Kilometer weit folgen, dann haben wir zu unserem Tagesziel nicht mehr weit.
Die
Fahrt geht völlig problemlos dahin, die Sonne hält sich weiterhin hinter den
Wolken verborgen und ab und zu regnet es sogar leicht. Während der ganzen Fahrt
staut es sich nirgendwo, der Samstag ist schon ein richtig guter Reisetag,
allein schon wegen dem LKW-Fahrverbot. Irgendwo unterwegs machen wir an einer
Raststätte Halt und vertreten uns bei einem Rundgang durch den Shop die Beine.
Dabei findet Ilse ein Gadget, nachdem sie schon lange gesucht hat. Das Ding ist
ein Ladegerät für den Zigarettenanzünder und es ist mit gleich zwei
USB-Anschlüssen ausgestattet. Damit lassen sich unsere Handys jetzt während der
Fahrt aufladen. Das ist deshalb praktisch, weil wir ja manchmal frei stehen,
also keinen Stromanschluss haben. Noch dazu ist der Adapter letztlich um einige
Euro billiger als am Verkaufsständer angeschrieben und wir bezahlen keine 18
Euro dafür. Gegen Mittag meldet sich dann ein kleiner Hunger und wir fahren
erneut bei einer Raststätte raus. Dort findet sich auf Anhieb aber kein
brauchbarer Parkplatz für unseren dicken Nasenbären, zudem sind gerade einige
Reisebusse angekommen und Massen an Menschen stürmen das Restaurant. Also auf
Wiederschauen! Aber – statt auf die Autobahn-Auffahrt kommen wir zu einem
weiteren Gebäudekomplex der riesigen Anlage, parken uns ein und stehen keine
Minute später als Dritte in der Warteschlange am Schalter von „Burger King“.
Manchmal darf es auch Fastfood sein und die zwei Burger haben uns zumindest
satt gemacht ohne uns zu verärgern. Das ist ja nicht nichts.
Kurz
vor 13 Uhr verlassen wir dann die Autobahn und nach vielleicht 15 Kilometern
Landstraße kommen wir zum „Campingplatz Lochmühle“ im kleinen Örtchen
Oberzeuzheim, ganz in der Nähe von Hadamar. Die Chefin begrüßt uns freundlich,
wir dürfen uns frei einen Platz wählen – allerdings erst ab 15 Uhr zufahren.
Mittagsruhe. Es war kurz nach 13 Uhr. Egal, wir sagen zu, schauen uns erst gar
nicht den Platz an, sondern laden die Vespa vom Träger. Im wenige Kilometer
entfernten Hadamar gibt es laut Platz-Chefin Einkaufsmöglichkeiten und wir
brauchen ein paar Sachen. Also nichts wie rüber mit uns.
Hadamar
hat eine sehr dunkle Vergangenheit. Es sind während der Nazi-Herrschaft hier
die unfassbarsten Grausamkeiten passiert, an dieser Stelle wollen wir gar nicht
näher darauf eingehen. Nur so viel sei gesagt – es hat in Nazi-Deutschland
viele furchtbare Stätten gegeben, an denen jede erdenkliche Form menschlicher
Niedertracht ausgeübt worden ist. Und unter all diesen Orten des Grauens waren
die Lager und Menschen-Versuchsanstalten in Hadamar die Gefürchtetsten. Mehr
muss wirklich nicht hinzugefügt werden.
Wir
schauen uns dann die Gedenkstätte an den Nazi-Horror gar nicht an und gehen
schnell einkaufen. Hadamar ist uns von der ersten Sekunde an unsympathisch, so
etwas schaffen wirklich nur sehr wenige Orte. Und es hat nichts mit der
düsteren Vergangenheit zu tun, das haben vorher gar nicht gewusst und da können
ja die Menschen heute nichts dafür. Aber es treffen uns Blicke mancher
Einwohner, die dumpf und eindeutig feindselig sind. Als hätten wir in dieser
Gegend nichts zu suchen. Dasselbe dann im REWE-Markt, auch hier wirkten wir wie
ein Fremdkörper und wir waren froh, wie wir wieder aus dem Supermarkt draußen
waren. Mit uns haben das Geschäft Schinken und Eier verlassen, außerdem mussten
wir unsere Bier-Vorräte auffüllen. Die Halbliter Dose Bier (Marke sofort
vergessen) hat übrigens sensationell niedrige 28 Cent gekostet, das
dazugehörende Pfand 25 Cent. Das kann ja wieder was werden, denn wann, wie und
wo wollen wird die leeren Dosen zurückgeben? Auf den Red-Bull Dosen ist ja auch
Pfand drauf. Morgen fahren wir ja schon wieder weiter und morgen ist Sonntag.
Wir werden sehen.
Mit
den Einkäufen sind wir dann zum Campingplatz zurück und bald einmal darauf ist
es 15 Uhr geworden. Ilse ist dann mit dem WoMo hineingefahren. Gernot mit der
Vespa hinterher. Mit Badehose und ohne Leibchen und auch mit ohne Helm auf dem
Kopf – auch eine Premiere. Schnell hatten wir abgestellt, ein mittelgroßer Baum
spendete ausreichend Schatten. Na ja, warum mit ausreichendem Schatten
zufrieden sein, wenn keine 50 Meter entfernt üppigster Schatten wartet?
Also schnell den Strom abgesteckt, die Stühle und die Trittstufe eingeladen, die meisten Fenster zugemacht und schon versetzte Ilse unser Häuschen. Was für eine kluge Entscheidung! Jetzt stehen wir im tiefsten Schatten einer riesigen Eiche, keine fünf Meter von einem lustig dahinplätschernden Bächlein entfernt und die nächsten Nachbarn befinden sich außerhalb unserer Hörweite – so sie nicht sinnlos herumbrüllen würden, was sie zum Glück nicht tun. Sofort beschließen wir eine zweite Übernachtung hier anzuhängen, wir sind von den 38-Grad-Tagen noch so geplättet, dass wir einen Tag Sonderurlaub brauchen. Wir stellen unter der großen Eiche den Tisch auf und liefern uns ein lässiges Duell am Pasch-Ring. Den ziemlich heftig einsetzenden Regen bemerken wir zuerst gar nicht, so dicht ist das Blätterwerk des Baumes bzw. so spannend ist unser Spiel. Dann haben wir aber nur wenige Sekunden Zeit die Vespa abzudecken und den Pasch ins WoMo-Innere zu befördern und es prasselt ein wunderbarer Regen auf uns nieder. Die Außentemperatur fällt innerhalb einer Viertelstunde auf unfassbare 18,8 (!!) Grad und wir müssen uns sogar herinnen T-Shirts überstreifen. Endlich wieder echte, wenn auch zarte Kälte – welch sehnsüchtig erwartetes Körpergefühl.
Also schnell den Strom abgesteckt, die Stühle und die Trittstufe eingeladen, die meisten Fenster zugemacht und schon versetzte Ilse unser Häuschen. Was für eine kluge Entscheidung! Jetzt stehen wir im tiefsten Schatten einer riesigen Eiche, keine fünf Meter von einem lustig dahinplätschernden Bächlein entfernt und die nächsten Nachbarn befinden sich außerhalb unserer Hörweite – so sie nicht sinnlos herumbrüllen würden, was sie zum Glück nicht tun. Sofort beschließen wir eine zweite Übernachtung hier anzuhängen, wir sind von den 38-Grad-Tagen noch so geplättet, dass wir einen Tag Sonderurlaub brauchen. Wir stellen unter der großen Eiche den Tisch auf und liefern uns ein lässiges Duell am Pasch-Ring. Den ziemlich heftig einsetzenden Regen bemerken wir zuerst gar nicht, so dicht ist das Blätterwerk des Baumes bzw. so spannend ist unser Spiel. Dann haben wir aber nur wenige Sekunden Zeit die Vespa abzudecken und den Pasch ins WoMo-Innere zu befördern und es prasselt ein wunderbarer Regen auf uns nieder. Die Außentemperatur fällt innerhalb einer Viertelstunde auf unfassbare 18,8 (!!) Grad und wir müssen uns sogar herinnen T-Shirts überstreifen. Endlich wieder echte, wenn auch zarte Kälte – welch sehnsüchtig erwartetes Körpergefühl.
Wir
genießen den Temperatursturz und nutzen ihn sofort für ein
Spät-Nachmittags-Schläfchen. Danach gehen wir zum Restaurant hinauf, obwohl wir
ziemlich skeptisch sind, ob es überhaupt in Betrieb ist. Für wen denn? Außer
uns sind keine zehn Personen am Platz und dafür werden die wohl keine Küche
offen halten. Denkste – das Restaurant hat geöffnet und die Speisekarte hat
einiges zu bieten. Wir müssen vorher noch ins WoMo um uns umzuziehen, mit den Badeshorts
und den Schlapfen mag sich Gernot nur sehr ungern an einen Restauranttisch
setzen. Aber eine Viertelstunde schreiten wir geschnäuzt und gekampelt an den
Tisch und geben unsere Bestellung auf. Ilse lässt sich Schweine-Steaks vom
Grill, in Tunke und mit Bratkartoffeln bringen, Gernot gibt dem Wild-Ragout mit
Pilzen und Spätzle die Chance. Dazu einen gemischten Salat, besonders ist uns
das fein geraspelte Rotkraut mit Kren-Dressing in Erinnerung geblieben. Bei den
Hauptspeisen hat dem oder der Küchenverantwortlichen (wahrscheinlich kocht die
Chefin selber) dann leider etwas die Courage gefehlt, denn man muss nicht
zwangsweise auf ein Saucen-Fertigprodukt zurückgreifen. Eine echte Sauce ist
wirklich keine Wissenschaft und dementsprechend leicht hinzukriegen. Aber das
Essen war durchaus in Ordnung, für einen Campingplatz sogar
überdurchschnittlich gut. Und günstig – keine der Hauptspeisen hat über 10 Euro
gekostet. Die Bedienung war auch voll o.k., die noch sehr junge Kellnerin hat
bei einem leeren Glas sofort nachgefragt und heute hat sich auch –
ausnahmsweise muss ja beinahe schon sagen – kein Getränk zu viel auf die
Rechnung „verirrt“.
Gut
gesättigt sind wir dann zum WoMo geschlendert, unterwegs haben wir uns beim
Sanitärhaus wieder über eine sehr gefährliche Besonderheit am „Camping
Lochmühle“ geärgert. Beim Eingang des Sanitärhauses ist nämlich ein massiver
Querbalken angebracht, in der extrem unfallträchtigen Höhe von knapp unter 1,80
Meter. Natürlich hat sich Gernot schon ordentlich die Birne angestoßen, wie
sicherlich schon unzählige Großgewachsene vor ihm. Dem Konstrukteur des
Waschhauses sollte man ob seines Idioten-Werkes eigentlich jeden Tag mit einem
Hammer auf den Schädel hauen – als Kompensation für seine architektonische
Blödheit!
Den
Abend haben wir dann im Inneren unseres treuen Häuschens verbracht und haben
uns am zwischendurch aufs Dach prasselnden Regen erfreut. Gernot ist dann vor
23 Uhr schlafen gegangen, Ilse ist noch ein wenig länger aufgeblieben. Heute
ist die Temperatur im WoMo einfach ein Traum – wir werden uns garantiert
zudecken müssen. Geil!
Sonntag,
29. Juli 2018
Die
Nacht war wirklich fein und wir haben uns tatsächlich zudecken müssen. Beim
Aufstehen haben wir im WoMo gerade mal 19 Grad gemessen, das alleine ist ja
schon so wertvoll wie ein kleiner Wellness-Urlaub. Überhaupt ist der „Campingplatz
Lochmühle“ ein wirklich lässiger Ort, es ist total ruhig hier und wir haben
einen tollen Stellplatz, einen der Schönsten, den wir je hatten. Unsere netten Nachbarn
aus Holland begrüßen wir mit einem Winken, denn für ein freundliches „Guten
Morgen“ sind sie einfach zu weit weg. Auch die zweite Familie, ebenfalls
Niederländer, bemerken wir nur, wenn sie eines ihrer Mopeds starten.
Nach
dem Guten-Morgen-Kaffee setzt sich Gernot an seinen Laptop und hämmert gut fünf
Stunden lang unseren Blog zurecht. Ilse widmet sich derweil den vielen Fotos,
die wir auf dieser Fahrt bereits gemacht haben. So vergeht die Zeit und wie wir
danach auf die Uhr schauen, ist es schon nach 15 Uhr.
Das
Wetter ist wieder schön, vor allem schön heiß. Auch hier – mitten in der Natur,
an einem kleinen Bach und unter mehreren Bäumen im Echt-Schatten stehend –
spüren wir die brutale Hitzewelle, die beinahe ganz Europa fest im Griff hat.
Wieder klettert das Thermometer auf über 36 Grad, aber wir halten die Hitze
viel leichter aus als in Amsterdam. Vor allem steht unser Schneckchen den ganzen
Tag über im tiefsten Schatten, im Inneren wird es dadurch allerhöchstens 30
Grad warm. Das geht.
Nach
unserem Arbeitseinsatz an den Computern entspannen wir uns bei einem Pasch und
danach ist eigentlich eh schon Zeit fürs Abendessen. Wir gehen aber nicht
hinauf ins Restaurant, das hat gestern einfach zu wenig hergegeben. Mit
Fertigprodukten können wir uns auch im WoMo ein Essen zubereiten und mit
Schinken, Parmesan, Brot und gekochten Eiern machen wir das dann auch. Gernot
verdrückt noch eine ganze Packung geräucherter Sprotten und als Nachspeise gibt
es für jeden von uns noch ein Joghurt. Danach sind wir schön satt, bei dieser
Hitze essen wir ja automatisch weniger. Dafür trinken wir mehr und deshalb ist
uns auch das Bier ausgegangen. Aber wir haben ja gestern „nachgeladen“ und
jetzt haben wir das Problem mit dem Dosenpfand. Ilse hängt uns einen
Extra-Müllsack für das blecherne Leergut auf, trotzdem landen die ersten
leergetrunkenen Dosen im Restmüll. Denn Gernot hat sie – wie er das halt immer
macht – unmittelbar nach dem letzten Schluck zusammengedrückt. Zack – wieder 25
Cent weg, denn eine zerdrückte Dose wird vom Rückgabe-Automaten nicht
akzeptiert. Unmittelbar vor der zweiten „Dosen-Zerstörung“ hat die liebe Ilse
noch schnell „Nein!!“ gerufen, aber in derselben Sekunde hatte Gernot schon die
nächste Dose platt gemacht. Nehmen wir es an dieser Stelle ruhig vorweg: Keine
einzige unserer Dosen hat den Weg des Recyclings angetreten, denn sogar der
sonst so sparsamen Ilse reichte es irgendwann: „Das Bier ist mitsamt Pfand noch
um 3 Cent billiger als in Innsbruck, ich hab keine Lust, mit den leeren und
stinkenden Dosen durch halb Deutschland zu fahren, für 2 Euro 50 Pfand.“
Entschuldigung, liebe Umwelt …
Später
sind wir dann noch eine kleine Runde über den Platz spaziert. Was wir so sehen,
sind momentan nur drei Camper hier, inklusive uns. Vielleicht sind ja auch ein
oder zwei Dauercamper anwesend, sehen tun wir jedoch niemand. Und so können wir
auch ohne weiteres wieder gemeinsam duschen gehen – das ist hier aber echt
sinnvoll. Denn als sich Ilse beim Kauf der Duschmünzen über den Preis wunderte
– 1 Euro 50 haben noch nirgendwo bezahlt – erfuhr sie, dass man dafür neun (!)
Minuten lang heißes Wasser bekommt. Und das ist mindestens doppelt so lange,
wie wir zum Duschen brauchen. Also gehen wir zu zweit in eine Kabine –
natürlich bei den Männern. Denn eine nackte Frau löst in einer Männer-Umkleide
im Normalfall keinen Skandal aus – umgekehrt könnte das durchaus zu
Komplikationen führen. Das ist bei Toilettengängen übrigens genauso. Niemals
würde es Gernot in den Sinn kommen, zur Not eine Damen-Toilette zu nutzen –
wenn aber bei den Frauen alle Klos besetzt sind, dann hat Ilse kein Problem,
sich halt zu den Männern zu gesellen. Hat sich noch nie jemand darüber aufgeregt
…
Herrlich
erfrischt – am Schluss lassen wir uns kaltes Wasser über unsere hitzegeplagten
Körper rinnen – gehen wir zum Platz zurück. Wir ziehen bei Einbruch der
Dunkelheit dann ins WoMo um und liefern uns noch ein gutes Match am
Pasch-Teller. Das hat bis knapp Mitternacht gedauert und nach dem Installieren
unserer vielfältigen elektrischen Moskito-Abwehr haben wir wunderbaren Schlaf
gefunden.
Montag,
30. Juli 2018
Es
ist derartig ruhig am Platz, dass außer dem Konzert der Vögel, dem Plätschern
des Baches und den eigenen Atemgeräuschen nichts zu hören ist. Sehr lässig!
Trotzdem – heute geht’s wieder weiter. Laut Plan werden wir gut 360 Kilometer
weit in Richtung Süden fahren, Ilse hat uns bereits einen Campingplatz
ausgesucht.
Eigentlich
wollten wir möglichst früh losfahren, aber zuerst haben wir zu lange
geschlafen, dann noch sehr gemütlich gefrühstückt und zuletzt in aller Ruhe
zusammengepackt, die Vespa aufgeladen und sind schließlich noch gepflegt auf
eine Gemeinschafts-Brause gegangen. Und wie wir schließlich vom Platz
abgefahren sind, zeigte unsere Uhr die schöne Zahl 10:00.
Zuerst
mussten wir Diesel nachgießen, also sind wir noch schnell die paar Kilometer
nach Hadamar rüber und haben unsere Schnecke vollgetankt. Dann aber nix wie
rauf auf die Autobahn und dem Süden entgegen. Wir haben uns entschieden, nicht
über Karlsruhe und Stuttgart zu fahren, das ist uns wegen der zu erwartenden
Staus zu stressig. Wir haben ja schon bei der Herfahrt gesehen, wie es sich da
abspielt und bei der Hitze – es wird sicher wieder über 35 Grad warm – sind
Staus natürlich ein Alptraum. Noch dazu ohne jede Klimaanlage. Also nehmen wir
den Weg über Wiesbaden, Frankfurt, und Würzburg in Richtung Ulm, das sind nur
wenige Kilometer mehr. Und wir haben bei der Auswahl dieser Fahrstrecke eine
sehr gute Entscheidung getroffen, denn wir sind nie in einen Stau wegen
Verkehrsüberlastung geraten. Höchstens bei den Zufahrten zu den vielen
Baustellen stockte es manchmal ein wenig, aber so richtig stillgestanden sind
wir nie. Selbst bei einem Unfall – ein ehemals wunderschöner Porsche Panamera
stand mit zerstörtem Heck auf der rechten Spur – wären wir ganz normal
vorbeigekommen, hätten sich nicht die unnötigen Gaffer die Hälse nach dem Wrack
gestreckt. Natürlich haben wir immer wieder kurze Pausen gemacht, bei einer
dieser Füße-Vertretungen sind wir ein Rasthaus gegangen, auch um für ein paar
Minuten lang die Klimaanlage zu genießen. Und dabei ist Ilse eine schöne,
feuerrote Vespa untergekommen – Gernot hätte die hübsche Sparbüchse (sogar mit
Schlüssel!) doch glatt übersehen. Für schlanke 11 Euro 70 darf sie ab sofort
unsere Sammlung an roten Vespa-Modellen bereichern.
Es
wird wohl schon gegen 15 Uhr gewesen sein, als wir unser Tagesziel in Rammingen
erreichten. Das vermeintliche Tagesziel. Denn den groß im Internet
angekündigten Stellplatz gibt es (noch) gar nicht. Stattdessen sehen wir ein
paar halbverfallene Häuser und einen riesigen, grob geschotterten Platz, auf
dem einige abgestellte Wohnwägen ohne jegliche Schattenspender in der Sommerhitze
vor sich hin brüten. Nirgendwo ist ein Mensch zu sehen, also hier möchte man –
wie es so schön heißt – nicht einmal tot über einem Zaun hängen. Also weg mit
uns.
Schon
bei der Herfahrt hat Ilse nur ein paar Kilometer entfernt aus dem Augenwinkel
ein WoMo-Parkplatz-Schild entdeckt, bei einem Gasthaus. Tatsächlich würden wir
sogar kostenlos stehen dürfen, vor allem dann, wenn wir ins Gasthaus essen
gehen. Das hätten wir eh vor gehabt. Aber leider – Öllingen ist ein kleines
Bauerdorf und ganz in der Nähe unseres Stellplatzes befindet sich unzweifelhaft
ein Schweinestall. Nun haben wir kein Problem mit dem Geruch von Mist – als
Tiroler reden wir bei Kuhdung ohnehin nicht von Gestank sondern von
„Bauern-Gold“ – aber Schweinemist muss es nun wirklich nicht sein. Da muss was
anderes her für heute Nacht.
Schnell
hat uns Ilse einen alternativen WoMo-Stellplatz ergoogelt, direkt beim
„Lego-Land“, keine 20 Kilometer weit entfernt. Vorher gehen wir noch schnell
einkaufen, das Bier ist schon wieder alle und Milch brauchen wir auch. Und zur
Vorsicht, wer weiß wie das Essens-Angebot beim „Lego-Land“ ist, kaufen wir uns
noch kleine Bratwürstchen und Tomätchen – als Not-Essen quasi. Zu unserer
Überraschung kommt das Bier doch glatt aus Österreich, noch dazu von der
Egger-Brauerei, Gernots Leibmarke. Und es ist in Flaschen abgefüllt, die wird
ja Gernot nicht auch noch automatisch zusammenquetschen …
Nach
unserem kleinen Einkaufs-Break setzen wir die Fahrt fort und nach wenigen
Kilometern kommen wir an einem Hinweisschild zu einem Campingplatz vorbei. Wir
fahren zu, aber leider ist der Platz vollkommen ausgebucht. Die nette Dame an
der Rezeption greift sofort zum Telefon und ruft einen Campingplatz in der Nähe
an. Die haben noch einen Platz für uns frei, die Frau schreibt uns die genaue
Adresse auf. Wieder gute 20 Kilometer weit entfernt, wenigstens in der für uns
richtigen Richtung, also Süden. Übrigens – zum „Lego-Land“ wären wir umsonst
hingefahren, denn auch dort sei alles ausgebucht, ließ uns die freundliche Frau
noch wissen.
O.k.
– auch wenn die Fahrt bei über 35 Grad bisher recht anstrengend war, die paar
Kilometer schaffen wir noch locker. Noch dazu führt der Weg fast ausschließlich
über die Autobahn. Plötzlich sieht Gernot das Schild „München 113 km“. Was – so
weit südlich sind wir schon? Und spontan sagt er zu Ilse: „Weißt was, von
München zum Kesselberg sind es keine 100 Kilometer mehr. Statt hier irgendwo in
der Pampa zu übernachten, fahren wir gleich zu Luis und Gitti an den Kochelsee!
Die drei Stunden packen wir noch locker.“
Und
so ist es dann auch gekommen, es war noch vor 20 Uhr, als wir am Kesselberg
vorgefahren sind. Also waren wir heute fast genau 10 Stunden auf Achse und sind
dabei etwas über 600 Kilometer weit gekommen. Mehr wollen wir uns nicht mehr antun,
obwohl wir schon mehrmals über 1.000 Kilometer am Stück gefahren sind. Aber das
ist uns zu anstrengend geworden, wir haben es ja nicht eilig.
Wie
eigentlich zu erwarten war, ist bei Gitti und Luis auch das allerletzte
Plätzchen bereits belegt. Alles voll, Hochsaison halt. Aber kein Problem – wir
dürfen über Nacht am Parkplatz stehen bleiben. Wieder einmal kostenlos
übrigens. Keine fünf Minuten nach unserer Ankunft sitzen wir schon im
Gastgarten und genießen kaltes bayrisches Bier. Das Essen ist wie immer sehr
gut und später hat sich Gitti sogar die Zeit genommen, ein paar Minuten mit uns
am Tisch zu plaudern. Diese paar Minuten „Freizeit“ sind für Gitti eine
absolute Ausnahme, von der Früh bis zum Abend ist in jeder einzelnen Sekunde beschäftigt.
Zurück
im WoMo stattet uns Platz-Kater Gustl einen Besuch ab. Schon wie wir angekommen
sind haben wir ihn gesehen, mit einer großen Maus im Maul. Die er übrigens
nicht gefressen hat, stattdessen hat er den toten Nager dem Sohn von Elisabetta
vor die Füße gelegt. Kleines Geschenkchen sozusagen. Viel besser schmecken
Gustl nämlich unsere Knuspertaschen und wie er das Sackerl knistern gehört hat,
musste ihn Ilse gar nicht lang ins WoMo hereinlocken. Nach dem ersten Gang hat
sich Gustl ein wenig im WoMo umgesehen und ist für ein paar Minuten lang im
Führerhaus „verschwunden“. Danach noch schnell ein zweites Schüsselchen mit
Trockenfutter und weg war er wieder.
Nach
einer feinen Dusche und einer kleinen Platzrunde haben wir uns dann wieder
unserem Lieblingsspiel hingegeben und die Paschwürfel klappern lassen. Morgen
geht’s zurück nach Hause und wir freuen uns schon drauf. Wie jedes Mal. So wie
wir uns auch jedes Mal aufs Wegfahren freuen. Das ist schon ein sehr lässiges
Leben …
Dienstag,
31. Juli 2018
Erst
gegen 8 Uhr 30 klettern wir aus unseren Betten. Die Nacht war wunderbar
erfrischend, hier am Kochelsee sinkt die Temperatur in der Nacht fast immer in
Richtung 15 Grad, da lässt es sich fein durchschlafen. Wir gehen wie üblich ins
Restaurant frühstücken und entscheiden uns dann, möglichst bald abzufahren.
Auch wenn wir bleiben könnten solange wir wollen. Aber wir wollen der ärgsten
Tageshitze ausweichen. Offenbar ist die europaweite Hitzewelle jetzt endgültig
bis zu uns nach Hause, am heutigen Abend wird Innsbruck mit exakt 36,0 Grad der
Hitze-Pol Österreichs gewesen sein. Der gnadenlosen Sonne kommen wir also auch
daheim nicht aus – was soll’s – schließlich haben wir Hochsommer. Passt schon.
Normalerweise
ist über die Heimfahrt vom Kesselberg nach Innsbruck nicht wirklich etwas zu
berichten. Die nicht einmal 70 Kilometer sind wir schon so oft gefahren, da
findet unser WoMo den Weg echt schon fast von alleine. Lediglich der Zirlerberg
ist immer eine kleine Herausforderung für unser Häuschen und vor allem für die Bremsen.
Und so sind wir heute mal ausnahmsweise wieder beim Rasthaus stehen geblieben,
weil sich die Bremsen bereits olfaktorisch bemerkbar gemacht haben. Nach einer
guten Viertelstunde sind wir dann weitergefahren und haben wenig später
unglaubliches Glück gehabt. In der Gegenrichtung hatte ein PKW eine Panne und
ist mitten in der stärksten Steigung stehen geblieben. Natürlich hat sich
dahinter sofort ein Stau gebildet, bergauf in der Kurve zu überholen ist keine
Kleinigkeit. Und so konnte Gernot diesmal nicht schon vor den beiden letzten
Kurven die Bremsen endlich auslassen und unser WoMo laufen lassen, denn es war
jederzeit mit einem Fahrzeug auf unserer Spur zu rechnen. Und deshalb hatten
wir statt dem üblichen 100er höchstens einen 50er drauf, als völlig
unvermittelt ein bergwärts stehender PKW aus der Kolonne ausscherte um zu
wenden. Das Manöver ist sich aber nicht unter einmal ausgegangen und so ist er
plötzlich quer auf der Straße gestanden, direkt vor unserer Motorhaube. Was für
ein kompletter Volltrottel, noch dazu ein Innsbrucker! Genau wegen solcher
hirnlosen Idioten passieren die schwersten Unfälle, erst vor ein paar Wochen
hat es genau an dieser Stelle und wegen genau so einem Idioten-Manöver einen
Toten gegeben. Wir haben ja kein ABS, also müssen wir bei einer Vollbremsung
aufpassen, dass wir nicht ins Rutschen kommen. Es ist sich wirklich um das
berühmte Frauenhaar ausgegangen. Mit dem üblichen 100er wäre der Mann mit
Sicherheit nur mehr eine formlose Masse und wir wahrscheinlich auch. Und wenn
wir diesmal nicht die Bremsen beim Rasthaus auskühlen hätten lassen, dann wäre
sich das Bremsmanöver auch bei einem 50er nicht mehr ausgegangen. Wow, war das
knapp. Übrigens ist der Depp dann schnurstracks nach Innsbruck zurückgefahren,
wir haben ihn die ganze Zeit über in Sichtweite gehabt. Ilse hat ihn bei seiner
Irrsinns-Aktion eh fotografiert und wir wollten ihn eigentlich anzeigen. Aber
das war uns dann die Mühe nicht wert.
Und
wir hätten dann beinahe noch einen Unfall gehabt, wieder wegen einer kompletten
Idioten-Aktion. Unmittelbar nach dem Bergisel-Tunnel ist eine Baustelle mit
Fahrbahnwechsel eingerichtet und dieser Spurwechsel geht praktisch im
90-Grad-Winkel weg. Deshalb ist schon im ganzen Tunnel eine 40er-Beschränkung
angeschrieben. Und was macht der Fahrer eines Volvo-Kombi? Er überholt uns
ausgerechnet im 90-Grad-Knick mit über 60 km/h, die Breite seiner Fahrspur
beträgt dort 2,10 Meter. Dass wir uns bei dieser völligen Dummheit nicht
gestreift haben ist ohne weiteres der Kategorie Wunder zuzurechnen. Das waren
höchstens noch Millimeter, Gernot hat eh schon den Kopf eingezogen, in
Erwartung des unvermeidlichen Crashs. Auf unser Hupen hat uns der Fahrer noch
lässig den Mittelfinger aus dem Seitenfenster gestreckt. Und er ist wie wir bei
der Ausfahrt Mitte abgefahren und hat uns dort noch einige Sekunden lang
absichtlich aufgehalten und wieder den Finger gezeigt. Dann ist er mit
quietschenden Reifen abgefahren. Zu seinem Glück – denn wäre er auch noch
ausgestiegen, dann hätte er sich von Gernot unter Garantie nicht nur ein paar
Nettigkeiten anhören können. Denn wer derartig heftig am Watschen-Baum rüttelt,
der darf sich nicht wundern, wenn ab und zu eine reife Frucht für ihn abfällt …
Wir
waren dann ziemlich froh und erleichtert, wie wir unser treues Wohnmobil unbeschadet
in seiner Garage abstellten. Ausgerechnet auf den allerletzten Kilometern und
schon in Tirol hatten wir die gefährlichsten Momente auf dieser über 2.200
Kilometer langen Reise. Aber unsere 84. WoMo-Fahrt wird uns nicht wegen dieser
beiden Volltrottel in Erinnerung bleiben und auch nicht wegen der teilweise
unmenschlichen Hitze. Wir erinnern uns lieber an die schönen Stunden in der
freien Natur, das Zusammensein mit unseren lieben Freunden Ingrid und Hans, die
nahezu unbeschreiblich lässigen Touren mit unserer Vespa, an schöne
Campingplätze, an gutes Essen und und und.
Jetzt
hat sich unser Häuschen eine kleine Pause verdient und auch wir rasten ein
wenig. Es gibt aber ohnehin einiges zu tun, Gernot sollte die letzten
Interviews für sein zweites Buch machen, das ja im November erscheinen wird.
Aber allzu lange werden wir auf unser so geliebtes Nomadenleben nicht
verzichten müssen, denn schon um den 10. August herum geht’s wieder auf Achse.
Unsere alljährliche Österreich-Tournee steht an und wird uns ins Salzkammergut
und in die Bundeshauptstadt Wien führen. Vorfreude, ick hör dir trappsen …