Freitag, 29. Juli 2016

54. WoMo-Fahrt "kurz mal an den Gardasee"

27. Juli bis 29. Juli 2016 
Innsbruck-Arcotal-Gardasee-Peschiera-Manerba-Sirmione-Innsbruck;  646km

Mittwoch, 27. Juli 2016
       
Wenn man in Innsbruck lebt, hat das so einige Vorteile. Zum einen ist die Alpenstadt ein wunderbarer Platz zum leben, zum anderen ist es die Lage der Stadt selbst. Keine 30 Kilometer nach Deutschland, gerade mal 35 Kilometer nach Italien und weniger als 100 Kilometer in die Schweiz. Man könnte ohne weiteres – zahlreiche Innsbrucker tun das auch – ab und zu nach Venedig auf ein romantisches Abendessen fahren. Oder kurz mal an den Gardasee – der bei uns auch das Meer der Tiroler genannt wird. Gesagt – getan.
Um dem alljährlichen Urlaubsreise-Wahnwitz zu entgehen, sind wir am Mittwoch kurz nach 6 Uhr früh losgefahren, sozusagen klassisch antizyklisch. Schnell waren wir über den Brenner-Pass hinweg, bei kaum nennenswertem Verkehr. Die LKW-Dichte ist irrsinnig, manchmal reihen sich 15, 20 Stück der schweren Brummer direkt aneinander. Dann geben wir unserem Schneckchen kurz die Sporen, beschleunigen auf die erlaubten 110 km/h und schnupfen die ganze Reihe auf einmal weg. Sonst gondeln wir lieber mit knapp unter 90 km/h dahin, dann zeigt sich unser Nasenbär am wenigsten durstig.
  
In Südtirol haben wir an einer Raststätte kurz Halt gemacht, Beine vertreten und ein wenig rasten. Dabei ist uns im Tankstellen-Shop ein hübsches, kleines und feuerrotes Vespa-Modell begegnet und weil wir rote Vespa-Modelle sammeln, durfte sie mit uns mitkommen.
Wir haben uns für heute überhaupt kein Ziel gesetzt, mal schauen, wo es uns hinverschlägt. Das Wetter ist ideal, nicht zu heiß und kein Regen.
Bei Trient (Trento) verlassen wir die Autobahn und ärgern uns (schon wieder!) dass die Sperre der Ausfahrt „Trento Centro“ immer noch gesperrt ist, diese Sperre aber nicht angezeigt wird. Also müssen wir die nächste Ausfahrt nehmen und einige Kilometer zurückfahren. Ziemlich wurscht in Wahrheit, denn wir haben ja schließlich keine Termine und müssen nirgendwo irgendwann ankommen.
Wir werden den Gardasee übers Arcotal anfahren, diese Strecke ist weit weniger langweilig. Zuerst geht es ein paar Kilometer steil bergauf und danach wieder runter ins Tal. Landschaftlich ist diese Gegend sehr schön, die Berge ragen steil und spektakulär hinauf, es wundert wenig, dass Arco ein Zentrum des Kletter-Sports ist. Wir schauen kurz bei einem Campingplatz vorbei und sehen, dass er voll auf Kletter-Publikum setzt – nirgendwo vorher haben wir beim Campen eine Kletterwand extra für Kinder gesehen.
Nach einem kleinen Päuschen sind wir Richtung Torbole abgebogen, das liegt sozusagen auf der linken Seeseite, wenn man nach Süden fährt. Der Verkehr ist hier natürlich um einiges stärker, man sieht fast ausschließlich ausländische Auto-Kennzeichen. Trotzdem ist die Fahrt den Gardasee entlang völlig relaxed, hie und da bleiben wir kurz stehen und schauen uns ein paar Campingplätze an, irgendeiner wird uns dann schon zusagen.
 
Am frühen Nachmittag kommen wir dann am berühmten (vor allem bei Eltern mit Kindern) Garda-Land vorbei, einem riesigen Vergnügungspark. Unmittelbar danach biegen wir von der Hauptstraße ab und steuern den Campingplatz „Gasparina“ an. Der sagt uns auf Anhieb zu und wir buchen uns für eine Nacht ein. Besonders der Swimming-Pool und das große Restaurant mit seiner umfangreichen Speisekarte haben uns überzeugt, man gönnt sich ja sonst kaum was…
Schnell war unser Platz bezogen, keine 10 Minuten später sind wir schon in unseren Camping-Stühlen gesessen und haben einen kühlen Drink genossen. Die Temperatur war mit 34 Grad schön zu ertragen, noch dazu lag unser Platz vollständig im Schatten.
Natürlich machten wir im Lauf des Nachmittages einen feinen Pasch, etwas später haben wir denn dem großzügigen Pool einen Besuch abgestattet. Herrlich erfrischt sind wir danach zurück zu unserem Häuschen und haben uns ein wenig niedergelegt.
Nach dem Aufwachen hat sich dann unmissverständlich der Hunger gemeldet und wir sind die 200 Meter ins Restaurant rüber. Ausnahmsweise hat Gernot diesmal Mineralwasser getrunken, denn die 4,50 Euro für 0,4 L Bier wirkten dann doch etwas abschreckend. Noch dazu, wo bei einem Essen schnell mal zwei, drei Bier und damit mehr als 13 Euro weg sind. Wäre ziemlich deppert, weil im WoMo genügend eisgekühltes Bier wartet, für 0,49 Euro die 0,5 Liter. Auch wenn wir nicht auf jeden Cent schauen müssen, rausschmeißen müssen wir unser Geld auch wieder nicht.
Das Essen war wie erhofft ausgezeichnet, Ilse hat sich ein halbes Huhn mit Pommes genehmigt, Gernot ist mit seiner Pizza Capriciosa ebenfalls vollkommen zufriedengestellt worden. Auch die Bedienung war ausgenommen freundlich, schnell und professionell – ein Campingplatz-Restaurant, das man mit ruhigem Gewissen weiterempfehlen kann.
 
Anschließens sind wir papp-satt eine große Runde über den Platz gegangen und sind auch die paar Meter zum „Meer der Tiroler“ runter. Schon am Abend war klar, dass es heute wohl ein Gewitter geben könnte. Und tatsächlich – so gegen 23 Uhr ist für eine gute Viertelstunde die Welt am Platz untergegangen. Heftigster Regen prasselte gegen die Fenster und auf das Dach unseres WoMo’s, die Temperatur fiel binnen Minuten auf unter 19 Grad. Auch fein.
So schnell wie das Gewitter gekommen war, ist es dann auch wieder abgezogen und noch einen Vorteil hat der starke Regen gehabt: den Zikaden dürften die Beinchen nass geworden sein, denn zum ersten Mal an diesem Tag waren sie nicht mehr zu hören. Aber nicht mal eine ganze Heerschar der manchmal nervenden Insekten hätte verhindern können, dass wir bald nach Mitternacht in einen schönen Schlaf gefallen sind.

Donnerstag, 28 Juli 2016
  
Die Nacht war wunderbar erholsam, gegen Morgen ist es dann so frisch geworden im WoMo, dass wir uns zudecken mussten. Vielleicht haben wir deshalb so lang geschlafen, denn dass wir erst knapp vor 9 Uhr aufwachen, passiert äußerst selten.
Nach einem feinen Frühstück mit Kaffee und Marmorkuchen haben wir in aller Ruhe geduscht und haben unser Schneckchen routiniert wieder reisefertig gemacht. Dabei mussten wir unsere Kabeltrommel zeitaufwändig reinigen, denn der Starkregen von gestern hat sie über und über mit Schlamm vollgespritzt. Das arme Ding hat ausgesehen, als wäre es in eine Mure geraten. Also die ganzen 50 Meter abrollen und Stück für Stück mit der Sprühflasche und einem Lappen in den Urzustand zurückbringen. Jetzt glänzt sie wieder wie neu und ist auch mal wieder perfekt aufgerollt.
Danach noch schnell die Rechnung bezahlt (relativ unschlanke 41,20 Euro) und dann wieder raus ins pulsierende Leben rund um den Gardasee.
Der Camping-Platz „Gasparina“ liegt in Peschiera, also schon ziemlich am Südende des Gardasees. Also sind wir zuerst ganz ans Südende gefahren und dann sind wir weiter auf die andere Seeseite. Da kennen wir uns schon richtig gut aus, waren wir doch schon öfters hier.
Wir sind ein wenig herumgegondelt und haben wieder Camping-Plätze goutiert, einige kennen wir ja schon. Das hat dann aber leider ein plötzliches und unerwartetes Ende gefunden – denn Schneckchen hat auf einmal begonnen zu kränkeln – und zwar so richtig.
Es war beim Herunterschalten vom dritten in den zweiten Gang, als uns ein furchtbares Geräusch erschreckte. Es klang wie das Kreischen einer Horde weiblicher Teenager, denen ein halbnackter Justin Bieber über den Weg läuft – also echt ätzend. Gleichzeitig die Erkenntnis – das ist was Ernstes.
Zuerst befürchteten wir ein Motor-Problem – ein Alptraum natürlich. Aber wir merkten schnell, dass die Maschine einwandfrei funktioniert – also konnte es sich nur um die Kupplung handeln. Das bestätigte sich dann schnell, das furchtbare Kreischen war nur beim Schalten zu hören, vor allem beim Schalten in einen niederen Gang. Zwar rutschte die Kupplung (noch) nicht durch, auch nicht in den hohen Gängen. Aber dass wir dringend – sehr dringend – in eine Werkstatt müssen, war auch uns Laien klar. Wenigstens „nur“ die Kupplung, trösteten wir uns gegenseitig – das ist ein klassisches Verschleißteil, das darf kaputt werden, unser Nasenbär hat seine 185.700 Kilometer weg – so ist es halt. Wir waren uns natürlich sofort einig, dass wir unser Häuschen nur zu den Mechanikern unseres Vertrauens bringen werden, sprich zum Krünes nach Mieders im Tiroler Stubaital. Das sind Vollprofis, die haben unser Schneckchen schon des Öfteren unterm Schraubenschlüssel gehabt, die kennen es in- und auswendig.
Aber nach Mieders sind es gut 300 Kilometer, das konnte ja noch was werden mit unserem waidwunden WoMo.
Vorerst wollten wir aber noch einen schönen Tag am Gardasee verbringen, morgen ist schließlich auch noch ein Tag und Erholung tut sicher auch unserem Schneckchen gut. Also sind wir über die Schnellstraße nach Sirmione rüber – schonender haben wir unser WoMo wahrscheinlich noch nie gefahren und es hat ihm spürbar gut getan.
  Jedenfalls sind wir ohne Probleme in Sirmione angekommen und sind zielstrebig zum Camping „Tiglio“ gefahren, denn kennen wir, da waren wir vor ein paar Jahren schon mal. Es war gerade Mittagszeit, trotzdem war die Rezeption besetzt, wenngleich nur mit einem jungen Burschen. Der war offensichtlich sehr froh, dass wir uns selber einen Platz suchten, er meinte noch, wir sollten den 84er nehmen, dann hätten wir nette, deutsche Nachbarn. Nun – diese Nachbarn hätten sogar die Boatengs sein können und der Platz wäre für uns trotzdem unannehmbar gewesen. Stand er doch ohne einen Hauch Schatten in der prallen Sonne und bei 35 Grad ist pralle Sonne eine wahrlich pralle Sonne. Da hat das es dann um Mitternacht noch 30 Grad im Inneren und erholsamen Schlaf können wir uns aufmalen. Schnell noch den netten deutschen Leider-Nicht-Nachbarn freundlich zugenickt und weiter einen Platz suchen. Schnell wurden wir gleich mehrfach fündig und schließlich rollten wir auf einen wunderbaren Schattenplatz, unweit des Sanitär-Hauses. So mögen wir das!
  
Den Nachmittag leiteten wir mit einem Pasch ein, dann eine kleine Jause mit wunderbarer Salami, die wir schon am Vortag in einem Piu-Supermarkt (übrigens sehr empfehlenswert, weil besonders preisgünstig) gekauft hatten. Dazu Parmesan, ein paar Tomätchen, Schwarzbrot – herrlich.
Dann hat sich Gernot ein wenig niedergelegt und Ilse ist zum See hinunter, der direkt an den Camping-Platz grenzt. Einen Gang ins lauwarme Wasser hat sich Ilse dann geschenkt, denn der See war schon von einer eineinhalb Meter langen Wasserschlange besetzt, da will man sich nicht unnötig aufdrängen. Schon gar nicht Ilse.
Später sind wir dann ins platzeigene Restaurant gegangen – und wieder haben wir ausgesprochen gut gegessen und sind wieder absolut perfekt bedient worden. Ilse hat sich ein Naturschnitzel in Weißwein-Sauce kommen lassen und Gernot hat überhaupt doppelt zugeschlagen: zuerst Spaghetti al Ragu und danach Pizza Frutti die Mare mit extra Sardellen obenauf. Jedes Essen ein Gaumenjubel und auch Ilses Nachspeise – Zitronen-Eis serviert in der echten Schale – war ein Genuss. 
Dafür waren die insgesamt 35,56 durchaus angemessen, auch wenn wir uns die unüblich unrunde Summe nicht wirklich erklären konnten – Italien halt.
Sehr zufrieden sind wir dann ins WoMo zurück, haben noch einen gepflegten Pasch geklopft und es wird sicher nach Mitternacht gewesen sein, als wir das letzte Licht im WoMo ausknipsten.

Freitag, 29. Juli 2016 
 
Der Tag beginnt wie immer mit einem sauguten Kaffee und heute beginnt er auch mit der Sorge um unser lädiertes Schneckchen. Schließlich muss sich unser WoMo mit seiner defekten Kupplung bis ins Stubaital schleppen und da liegt auch der Brenner-Pass dazwischen. Da werden wir es so zärtlich wie möglich hinauf prügeln müssen, damit wir nicht irgendwo hängenbleiben und auf den ÖAMTC/ADAC angewiesen sind. Was eh nicht so tragisch wäre, aber trotzdem…
Nach dem Bezahlen der Rechnung sind wir dann schnurstracks auf die Schnellstraße gefahren und ebenso schnurstracks nach wenigen Minuten in einen kilometerlangen Stau geraten. Für die fertige Kupplung natürlich eine Extra-Herausforderung – Stop-and-Go ist das Schlimmste. Zeitweise waren die Geräusche echt besorgniserregend, aber Gernot hat schnell gelernt, möglichst ohne Motorbremse auszukommen, müssen halt die „normalen“ Bremsen etwas mehr schuften.
Kurz vor Erreichen der Autobahn haben wir unser Häuschen vollgetankt und konnten erfreut den niedrigsten Verbrauchswert aller Zeiten feststellen – sensationelle 9,35 Liter auf 100 Kilometer, das ist fast nicht zu glauben. Weniger geht echt nimmer, obwohl – würden wir auf der Autobahn höchstens 75 bis 80 km/h fahren, könnten wir den Verbrauch vielleicht noch weiter nach unten drücken, aber wir sind ja nicht auf Rekorde aus.
Auf der Autobahn Richtung Brenner war dann durchwegs freie Fahrt angesagt, trotz regem bis starkem Verkehr hat es sich nirgendwo gestaut. Unterwegs haben wir eine kleine Kaffee-Pause gemacht, kleines zweites Frühstück zu uns genommen.
Dann weiter und ab Sterzing ist es dann richtig ernst geworden – es wartete der Brenner-Pass mit seiner über zehn Kilometer langen steten Steigung.
Machen wir es kurz – unser Schneckchen hat sich wahrlich tapfer geschlagen und uns ohne zu Mucken ins Stubaital gefahren, wo die Mechaniker schon auf uns gewartet haben. Bei der Probefahrt bestätigte Profi-Schrauber Daniel dann sofort Gernots Erst-Prognose: Kupplung muss getauscht werden, nützt nix. Wird einen runden Tausender kosten – schockt uns wenig, wir haben insgeheim mit dem Doppelten gerechnet.

Irgendwie war es ein komisches Gefühl, als wir unsere Schnecke in Mieders ausräumten und stehen lassen mussten, beinahe so, als hätte man einen guten, alten Bekannten für eine Operation ins Krankenhaus gefahren. Und irgendwie ist ja auch tatsächlich so – Schneckchen ist beim Onkel Doktor und am Mittwoch ist alles wieder gut – Heile, heile Gänschen – oder so ähnlich….

Sonntag, 24. Juli 2016

53. WoMo-Fahrt "ohne Rappen durch die Schweiz"

21. Juli bis 24. Juli 2016 
Innsbruck-St.Moritz-Malojapass-Julierpass-Chur-Bodensee-Kochelsee-Innsbruck; 751km

Donnerstag, 21. Juli 2016
Unsere 53. Reise mit dem WoMo ist ausnahmsweise einmal unter einem Motto gestanden: „Ohne Franken und ohne Rappen durch die Schweiz“. Wir wollten dem Hochpreiseland Schweiz mit eingepackten Lebensmitteln und Getränken ein Schnippchen schlagen.
Am Vortag haben wir uns für eine Viertelstunde in unsere umfangreiche Kleingeldsammlung gestürzt und eine Unmenge von fremden Münzen auf Schweizer Geld durchsucht. Und siehe da – im Lauf der Jahre haben sich exakt 20,40 Franken angesammelt, in allen möglichen Münzeinheiten vom winzigen 10 Rappen-Stück bis hin zur schweren 5 Franken-Münze. Überraschung dabei – weil eine 5-Franken Münze einen eigenartigen Klang hatte, haben wir sie genauer unter die Lupe genommen. Das Teil stammt aus dem Jahr 1932, ist aus Silber und hat unter Sammlern einen Wert von bis zu 19 Euro. Also wurde sie nicht mit in die Schweiz genommen, sondern wanderte zurück in die Sammel-Kiste.
Unser WoMo hatten wir schon am Vortag aus seiner Garage geholt, mit dem Notwendigsten bestückt und am frühen Vormittag sind wir dann aufgebrochen.
Schnell waren die knapp 90 Kilometer bis ins „Obere Gericht“ absolviert und in Prutz sind wir auf eine kurze Jause in einen Lebensmittel-Markt eingekehrt. Wir haben sehr guten Käse-Leberkäse gegessen und beim Zahlen hat Ilse mal wieder gezeigt, dass auch in Österreich Preise oft Verhandlungssache sind: denn Ilses Coca-Cola Flasche zierte ein Portrait des österreichischen Fußballers David Alaba. Mit dem Hinweis, die Europameisterschaft sei längst vorbei und die Sonder-Edition sozusagen obsolet, reklamierte Ilse den Preis der 0,5 Liter Flasche und bekam tatsächlich exakt 0,27 Euro Nachlass. Wie sagt der Fischer: „Kleine Fischerl, gute Fischerl“ – Kleinvieh macht auch Mist.
Von Prutz aus sind es noch gute zehn Kilometer ins Engadin und bald standen wir vor dem eidgenössischen Grenzbalken. Der Grenzbeamte war von ausnehmender Höflichkeit, erkundigte sich nach unseren Reisezielen, gab uns freundlich noch den einen oder anderen Tipp (die Ilse teilweise als falsch erkannte, aber mit einem Schweizer Grenzbeamten diskutiert man nicht unnotwendigerweise) und zeigte sich dann noch generös, als er uns ein paar Dosen Bier „durchgehen“ hat lassen. Man darf pro Person nur 5 Liter Bier in die Schweiz einführen, wir hatten eine Lage mit 24 Stück 0,5 Liter Dosen dabei, dazu noch ein paar einzelne Dosen extra. Er wünschte uns einen schönen Aufenthalt und hoffte, dass das Wetter halten möge.
Der Weg durchs Engadin ist auch für uns Tiroler immer wieder eindrucksvoll, dem jungen Inn entlang fuhren wir zuerst nach Zernez. Von dort ist es nicht mehr weit nach St. Moritz und dass der mondäne Ort immer näher rückte, konnte man leicht am stetig steigenden Aufkommen von Bentleys, Rolls Royce und diversen Super-Sportwägen leicht erkennen.
Wir machten in St. Moritz nicht Halt, wir hätten auch gar keine Möglichkeit gefunden, unser Schneckchen irgendwo abzustellen. Also weiter nach Maloj.
Unterwegs machten wir einen kurzen Zwischenstopp am Silser See nahe Silvaplana. Einfach traumhaft – der tiefblaue Alpensee und im Hintergrund die Gipfel von Piz Balu und Piz Bernina, die über 4.000 Meter in die Höhe ragen.
Dann ging es den spektakulären Maloja-Pass hinunter, diese Straße ist einfach unglaublich. Da wurde tatsächlich eine Route in eine faktisch senkrechte Felswand hineingeschnitten, die zahlreichen Haarnadelkurven sind eine echte Herausforderung für die Lenkraddreher, für Wohnmobilisten ohne Servolenkung ist körperliche Schwerarbeit gefordert – 14 Kehren auf 4 Kilometer.
Im kleinen Ort Viscosoprana verflacht dann das Gelände zusehends und wir legten ein kleines Verschnauf-Päuschen ein, für uns und unsere Schnecke. Dann sahen wir, dass wir eigentlich ganz knapp an der Grenze zu Italien waren, der Como-See war nur ein paar Dutzend Kilometer entfernt. Da aber Italien diesmal nicht unser Ziel war, kehrten wir um und jagten unser WoMo den brutal steilen Maloja-Pass hinauf. Wir strapazierten unser 26 Jahre altes Häuschen bis an den Rand seiner Leistungsfähigkeit, aber keineswegs darüber hinaus – wir mussten nicht einmal stehen bleiben.
In Maloja angekommen führte uns der nächste Weg über den JulierPass und dort durfte sich unser WoMo einen neuen persönlichen Rekord ans Blechkleid heften – nie ist es bislang höher hinaufgekommen. Die Passhöhe liegt auf exakt 2.284 Meter und auf den letzten paar hundert Metern zeigte die Temperaturanzeige bedenkliche Werte an. 
Aber Schneckchen hat brav durchgehalten, am Parkplatz Julier-Pass blubberte es dann ein wenig und über den Überlauf hat unser WoMo dann doch noch ein bisschen genässt. Aber höchsten so viel wie ein mittelgroßer Yorkshire-Terrier Lackerl macht, wir mussten nicht mal Wasser nachfüllen.
Wir nützten die Abkühl-Pause unseres WoMos für einen kleinen Spaziergang und ergötzten uns dabei an den äußerst mäßig getarnten militärischen Befestigungsanlagen einerseits und über die Preise eines Kiosks andererseits. Aber 16 Euro für eine Bratwurst mit ca. 15 Stück Pommes sind einfach amüsant, vor allem dann, wenn man nicht darauf angewiesen ist. Übrigens sind zwar die Preise alle in Schweizer Franken angeschrieben, zahlt man in Euro, wird dieser mit 1:1 umgerechnet. Wahrscheinlich der Einfachheit halber…
Unsere nächstes Ziel war Chur, Hauptstadt des Kantons Graubünden. Lang haben wir uns aber nicht aufgehalten, denn auch hier gibt es de facto kaum eine Möglichkeit, ein WoMo auch nur für eine halbe Stunde legal irgendwo abzustellen. Wie wird das heute Nacht werden und wie wollen wir, ohne einen Rappen oder einen Franken auszugeben, einen Schlafplatz finden? 
Bei einem Campingplatz in Chur fragten wir an, ob wir denn am Parkplatz davor übernachten dürften. „Sehr gerne“, lautete die Antwort – allerdings würde der Platz 15 Franken plus 3 Franken für den Strom und plus zwei Mal Kurtaxe kosten – also deutlich über 20 Euro. Für einen gammeligen Asphalt-Platz. Nein Danke und Tschüss.
Die nächste Stunde verbrachten wir mit der Suche nach einem kostenlosen Stellplatz – wir wurden nicht und nicht fündig und plötzlich waren wir in Liechtenstein. Vielleicht war hier was zu finden. Aber ganz Liechtenstein ist ja in Wahrheit kaum größer als der Parkplatz eines durchschnittlichen Einkaufszentrums (o.k. – das ist übertrieben), dementsprechend sind Abstellplätze rar gesät, kostenlos geht überhaupt nix.
Dann erfreute uns aber ein Hinweisschild ins österreichische Feldkirch – keine 30 Kilometer entfernt. Na dann – nix wie hin, in Österreich findet sich immer irgendwo ein legales Plätzchen für die Nacht, notfalls muss man halt auf eine „Ruhepause zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ verweisen.
Wir sind dann kurzerhand auf die Autobahn-Raststätte Hohenems gefahren, die kennen wir bereits. Dort haben wir uns eingeparkt und uns für die Nacht eingerichtet. Ilse hat dann noch ein fesches, kurzes Telefonat mit ihrer Schwester Sigrid geführt – das hat dann weniger fesche 20 Euro gekostet, weil Ilses Handy noch in der Schweiz eingeloggt war und die Gesprächsminute schlanke 1,99 Euro kostet…
Natürlich haben wir dann noch einen Spät-Abend Pasch geklopft und uns anschließend von den laufenden Motoren der Kühl-Lkw in den Schlaf brummen lassen.

Freitag, 22. Juli 2016 
Dass wir mitten unter vielen LKW eine angenehme Nacht verbracht haben mag unglaubwürdig klingen, hat aber in erster Linie mit unserer Einstellung zu tun. Natürlich rechnen wir auf einer Autobahn-Raststätte nicht mit himmlischer Ruhe, das wäre blödsinnig. Umso mehr erfreute uns am Morgen der vielstimmige Chor der Singvögel, die sich sehr ins Zeug legen mussten, um gegen den Lärm der Austobahn anzuträllern. Man kann die Dinge tatsächlich positiv sehen…
Nach einem feinen Käffchen haben wir uns dann wieder in Richtung Schweiz aufgemacht um unsere Reise fortzusetzen. Bei Altach sind wir über die Grenze gefahren, diesmal ganz ohne Kontrollen. Über Kriessern sind wir dann nach Altenrhein gekommen und haben uns dort einen Camping-Platz angeschaut, der in der Nähe des Flughafens liegt. So schön der Platz auch war, für einen ausgedehnten Urlaub in der Schweiz ist unser Geldbeutel nicht dick genug. Vor allem das Essen würde hier voll aufs Budget schlagen, man muss mit mehr als den doppelten Kosten rechnen als hierzulande, unter 25 Euro ist kein Hauptgericht zu bekommen.
So gesehen waren wir direkt erleichtert, als wir bei Höchst wieder auf österreichisches Hoheitsgebiet gelangten. Wir haben unser Reisemotto einhalten können und sind ohne Geld auszugeben zwei Tage lang durch sie Schweiz gefahren. Auch eine Leistung, wenn auch eine Leistung mit einem kräftigen Augenzwinkern…
Der Weg in Vorarlbergs Hauptstadt Bregenz war ein Kilometer langer Stop-and-Go Wahnwitz und wir waren wirklich froh, als wir endlich auf die Autobahn Richtung Deutschland fahren konnten. Inzwischen hatten wir spontan beschlossen, unserem Lieblings-Campingplatz Kesselberg am Kochelsee einen weiteren Besuch abzustatten.
Nach gut und gern 200 Kilometern Fahrt sind wir dann bei Luis und Gitti angekommen, wurden wie immer mit Umarmungen begrüßt und richteten uns für das kommende Wochenende häuslich ein.
Am Abend sind wir dann ins Camping-Restaurant sehr gut essen gegangen – schließlich lautet das Motto dieser Reise nicht „ohne Euro durch Bayern“.
Nach dem fulminanten Abendschmaus schnell noch ein feines Päschchen und danach ab in die Betten. Zack und weg.

Samstag 23. Juli und Sonntag 24. Juli 2016
Ausnahmsweise wollen wir die Beschreibung des Wochenendes am Kesselberg kurz halten, denn unsere Hauptbeschäftigung war vornehmend das Relaxen. Unterbrochen wurde unser „Dolce far niente“ lediglich vom allsamstäglichen Grillabend am Kesselberg, bei dem Luis unbeschreiblich köstliche Grill-Hähnchen und knusprige Schweine-Haxen zubereitet. Ein kulinarischer Frontalangriff auf die Geschmacksnerven, der in vollkommener satter Zufriedenheit mündet. Immer wieder ein Höhepunkt. Erwähnenswert ist höchstens noch die selten dämliche Frage eines unserer Tischnachbarn: „Sind das ganze oder halbe Haxen?“ Gernot hat sich die bereits vorformulierte Antwort: „Natürlich halbe Haxen, denn als Halb-Moselm darf ich aus religiösen Gründen keine ganzen Schweine-Haxen essen“, dann gerade noch verkneifen können…
Abends ist dann noch ein mittelschweres Gewitter niedergegangen, was uns aber nur mäßig tangiert hat, wir sind ja keine Zeltler…
Am Sonntag haben wir dann nach einem gepflegten Frühstück bei Luis und Gitti wieder alles zusammengepackt und haben uns Richtung Innsbruck aufgemacht.

„Ohne Rappen und ohne Franken durch die Schweiz“ – Mission tadellos erfüllt, die 20,40 Franken wandern zurück in die Fremdwährungs-Kiste und dürfen weiter vor sich hin schlummern…


















Dienstag, 12. Juli 2016

52. WoMo-Fahrt "5. Hochzeitstag in Hallstatt"

8. Juli bis 12. Juli 2016
Innsbruck-Mondsee-Hallstatt-Innsbruck; 557km

Freitag, 8. Juli 2016
Sommerferien! Ilse hat gestern ihren letzten Arbeitstag in diesem Schuljahr absolviert und hat jetzt fesche neun Wochen Zeit, sich zu erholen.
Normalerweise fahren wir traditionell schon am letzten Schultag mit unserem WoMo in den Urlaub, in den vergangenen Jahren immer direkt vom Schulhaus weg. Aber heuer hatten wir aber beide am Freitag noch Termine. Am Abend haben wir dann unser Schneckchen aus seinem riesigen Holzhäuschen geholt und für die kommenden Tage eingeräumt. Dann haben wir noch unsere Vespa auf den Motorradträger gewuchtet – fertig. 
Um den Urlauber-Reiseströmen in Richtung Süden zu entgehen, sind wir dann gegen 21 Uhr 30 in Innsbruck aufgebrochen, unser Ziel ist die Raststation Mondsee an der A1 in Oberösterreich. Wir sind tadellos vorangekommen, die Grenzkontrolle in Kufstein haben wir – mehr zufällig – umfahren, weil wir kurz bei der Autobahnraststätte stehen geblieben sind. 
Ohne eine Sekunde Stau sind wir dann in Mondsee angekommen, da wird es knapp nach Mitternacht gewesen sein. Gleich danach haben wir uns niedergelegt und feinen Schlaf gefunden, auch ein heftiges Gewitter hat uns nicht wirklich stören können.
 


Samstag, 9. Juli 2016  
Heute ist unser Hochzeitstag, vor fünf Jahren haben wir uns in Hallstatt das Ja-Wort gegeben, deshalb ist dieser malerische Ort im Salzkammergut auch unser Ziel.
Nach einem Guten-Morgen-Kaffee sind wir dann die vielleicht 65 Kilometer nach Hallstatt angegangen und knapp eineinhalb Stunden später haben wir uns am dortigen Campingplatz für die kommenden drei Tage eingebucht. Der Platz hat sich ziemlich verändert, es gibt zahlreiche neue Stellplätze und wo vor fünf Jahren noch grüne Wiese war, ist heute ein großer Parkplatz für Tages-Gäste eingerichtet. Sonst ist alles gleich geblieben – die bescheidenen, wenngleich stets sauberen Sanitäranlagen ebenso, wie der eher mürrische Campingplatz-Betreiber. Von seinem schwarzen Humor gab er uns gleich eine Kostprobe, als er von Bergwanderen verlangte, sie mögen doch bitte im Voraus bezahlen, denn nicht alle würden aus den Bergen auch wieder heil zurückkommen…
Schnell haben wir unser WoMo für den mehrtägigen Aufenthalt hergerichtet und dann unsere Vespa vom Träger gelassen. Das schöne Wetter lässt eine Ausfahrt zu, also los. Heute ist hier in der Gegend beinahe Ausnahmezustand, es wird eine „Mountainbike-Challenge“ ausgefahren, mit unfassbaren 4.000 Teilnehmern. Dementsprechend ist Betrieb auch auf der Bundesstraße, denn ein kleines Stück dürfen die Biker über Asphalt brettern, bevor es wieder auf die verschlammten Bergstrecken geht. Unglaublich, wie dreckig sich Menschen machen können und trotzdem sichtlich Spaß daran haben – jedem das seine.
Nach ein paar Kilometern Fahrt sind wir dann in den Nachbarort Obertraun gekommen und haben dort ein paar Einkäufe gemacht, hauptsächlich Zutaten für Spaghetti Bolognese und ein paar Süßigkeiten. Vorher waren wir schon in einem Lebensmittelgeschäft in Hallstatt, aber da waren die Preise so hoch, wie die Qualität niedrig (das Faschierte schillerte in mehreren Farben).
Anschließend sind wir zum Campingplatz zurück, haben einen Pasch gemacht und uns anschließend noch ein klein wenig niedergelegt.
Gegen 18 Uhr hat uns dann der Hunger aufbrechen lassen und wir sind zu Fuß den knappen Kilometer ins Zentrum von Hallstatt gegangen. Im „Bräuhaus Lobisser“ haben wir vor fünf Jahren unser Hochzeits-Essen gehabt. also sind wir auch heute hier eingekehrt.
Das einzig Positive an diesem Besuch gleich vorweg: wir haben den letzten Tisch im Gastgarten ergattern können. Sonst gäbe es nur wirklich Negatives zu berichten und nachdem jammern nicht unsere bevorzugte Art ist, nur ein paar Stichworte: Essen mäßig, Bestellung auf Österreichisch unmöglich, sämtliche Kellner sind Deutsche oder Osteuropäer. Also kein „Weißer Spritzer süß“, sondern „Weißwein Schorle“. Richtig ärgerlich und unappetitlich war dann das Essverhalten der unzähligen chinesischen Gäste zu beobachten, das man nur als ekelhaft bezeichnen kann. Würde man als Einheimischer derart „grausig fressen“ (was nicht schmeckt, wird wie selbstverständlich auf den Boden geschmissen), jeder Wirt würde einen hochkant rausschmeißen. Zu Recht! Aber den zahlungskräftigen Chinesen macht man in Hallstatt den Kotau, Geld stinkt bekanntlich nicht. Jedenfalls ist Hallstatt kein Platz mehr für „normale“ Touristen, kein Urlauber aus dem Westen kann sich hier noch wohlfühlen, eine derart brutale touristische Prostitution haben wir noch nirgendwo erlebt. Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wird das nur schwer glauben können. So ist uns etwa beim Spazierengehen eine junge Chinesin entgegengekommen, hat ihr Getränk ausgetrunken und die Plastikflasche wie selbstverständlich in hohem Bogen über den Zaun in einen Garten geworfen. Zum Schämen – Hallstatt nennt sich Weltkulturerbe und ist heute nichts mehr anderes als eine ekelhafte Müllhalde, an der ein paar Einheimische kräftig verdienen. Für uns steht fest – nie wieder Hallstatt.
Nach dem Essen sind wir zum Matthias und seiner Familie gegangen, die schräg gegenüber vom Campingplatz ein Haus haben. Matthi ist ein langjähriger Best-Friend von Gernot und auch der Grund, warum wir uns hier haben trauen lassen. Zufällig war auch Alex aus Innsbruck zu Besuch, den haben wir auch schon länger nicht gesehen. Es ist dann ein netter Abend geworden, mit viel Wein, Bier und Quatschen – es war schon nach Mitternacht, als wir die paar Meter zu unserem WoMo zurückschlurften. In die Betten, Zack und weg!

Sonntag, 10. Juli 2016
Heute am Abend wird das Finale der Fußball-Europameisterschaft ausgespielt, das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Matthi hat schon vor Tagen einen Tisch im „Gasthaus Mühle“ bestellt, der Wirt dort ist ein absoluter Fußball-Fanatiker, also der ideale Ort für ein kleines „Public Viewing“.
Wir haben den Sonntag sehr gemütlich angehen lassen, Gernot ist mit der Vespa zur Bäckerei gefahren, Ilse hat derweil Kaffee gemacht. Nach dem Frühstück haben wir uns auf unser rotes Mopedchen gesetzt und sind einfach Richtung Steiermark losgefahren. Zuerst galt es den bis zu 23 Prozent steilen Koppen-Pass zu bezwingen, eine Monsteraufgabe für unseren 11PS „starken“ Motorroller. 
Mit letzter Kraft schafften wir es dann doch bis zur Passhöhe und mussten dort eine Abkühl-Pause einlegen. Dann ging’s weiter – zuerst nach Bad Aussee und dann ein paar Kilometer weiter bis zum Altausseer See. Dort haben wir es uns auf einem Bootssteg bequem gemacht, eine Kleinigkeit getrunken und den Tausenden Fischen beim Schwimmen zugeschaut. Sehr entspannend und wirklich lässig.

Dann wieder rauf auf den Roller, wie wir bei Google-Maps gesehen haben, brauchen wir nicht mehr über den Koppen-Pass zurückfahren, sondern wir umrunden sozusagen den Hallstätter-See in einem großen Kreis.
Zwischendurch bleiben wir auf einem Parkplatz stehen, Ilse soll ein paar Fahrübungen machen. Sie macht ja in ein paar Tagen den Motorrad-Führerschein und da will sie nicht ganz ohne Praxis sein. Das Fahren funktioniert auch ganz gut, beim Stehenbleiben unterschätzt Ilse aber die mehr als 100 Kilogramm unserer Vespa, kann das Gewicht nicht halten und – Bumm – liegt sie samt Roller am Boden. Wie durch ein Wunder hat die Vespa gar nix abgekriegt, nur der Bremshebel hat sich verbogen. Ilse hat ein paar blaue Flecken mehr an Armen und Beinen, vor allem ihr kleiner Zeh hat sich ordentlich verfärbt. Aber alles halb so schlimm, das hätte auch böse enden können, der Motor der Vespa wird ja glühend heiß, damit ist Ilse aber zum Glück nicht in Berührung gekommen. Nach dieser Schrecksekunde sind wir nach Hallstatt zurückgekommen und haben uns erst mal ein wenig niedergelegt. Dann einen feinen Pasch gemacht und gegen 18 Uhr sind wir ins Zentrum Hallstatt rüber. Dort haben wir gestern bereits einen Verkaufswagen „entdeckt“ und lassen uns ein halbes Hühnchen (Gernot) und einen Hot-Dog (Ilse) schmecken. Eine gute Unterlage ist heute wichtig, es wird wohl einiges an Alkohol fließen. Das Essen war sehr gut, die türkischen Betreiber des Standes total nett und die Rechnung angenehm niedrig. Dann sind wir rauf zur „Mühle“ und waren dort die ersten Gäste. Der Wirt hat einen großen Flat TV und eine noch viel größere Leinwand für seinen Video-Beamer hergerichtet, das EM Finale Frankreich gegen Portugal konnte also kommen. Der Gastraum füllte sich dann zusehends, am Nebentisch freuten sich ein paar junge Franzosen auf das Spiel, für Stimmung war also gesorgt. Schließlich ist dann noch Matthi gekommen und wir haben einen sehr feinen Abend verbracht. Das Spiel endete mit einem doch überraschenden Sieg für Portugal, das entscheidende Tor zum 1:0 ist ein paar Minuten vor dem Ende gefallen. Kurzer Schlussapplaus, schnell noch unsere letzten Getränke geleert und weg waren wir.
Wieder ist es dann nach Mitternacht geworden, bis wir unsere müden Häupter auf die weichen Pölster betteten und augenblicklich einen feinen Schlaf gefunden haben.

Montag. 11. Juli 2016
Aufgewacht sind wir kurz vor 8 Uhr früh, aufgeweckt hat uns einer unserer Nachbarn, der den Motor seines WoMos im Stand laufen hat lassen. Nach einigen Minuten ist dann Gernot zu ihm hingegangen und es hat sich herausgestellt, dass der Spanier doch tatsächlich wegen der Klima-Anlage den Wagen gestartet hat. Das muss man sich vorstellen – damit seine fünf Mitreisenden nicht im Inneren des WoMos schwitzen müssen, sollen alle anderen am Platz den Lärm und den Gestank hinnehmen. Wie hirnlos, egoistisch und gefühllos muss man eigentlich sein, um auf eine solche Idee zu kommen? Jedenfalls hat Gernot dem Voll-Trottel ordentlich die Meinung gesagt und schließlich hat der Spanier seine Klapperkiste abgedreht. Keine Hilfe gab es übrigens vom Campingplatz-Betreiber, dem ist das vollkommen egal gewesen. „Der versteht mich eh nicht“, war sein einziger Kommentar. Für uns ist dieses Verhalten ein Grund mehr, nie mehr bei ihm zu campieren, der Mann interessiert sich schlicht einen Scheiß um seine Gäste, der hat ausschließlich seinen Vorteil im Auge. Das macht ihn für uns unsympathisch, auch dass er jeden Tag ab 18 Uhr von seinem Platz abhaut und die Camper sich selber überlässt, taugt uns nicht. Entweder ganz oder gar nicht – Teilzeit-Chefs können uns gestohlen bleiben.
Nach der kurzen Aufregung wegen dem verblödeten Spanier haben wir unser Moped gestartet und sind einfach wieder losgefahren – diesmal halt in die andere Richtung. Nach ein paar Kilometern wählten wir spontan die Abzweigung nach Gosau und sind dorthin gefahren. Die Strecke war die meiste Zeit mäßig steil, leicht zu bewältigen für unsere Vespa. Bald waren wir in Gosau angekommen und bewunderten dort das herrliche Bergpanorama des Dachsteins. Wir sind dann bis zum Gosauer-See weitergefahren, der am Talschluss liegt. Der Ausblick dort ist atemberaubend schön, fast schon kitschig.
Lang haben wir uns aber nicht am See aufgehalten und nach kurzer Rast sind wir zuerst zurück nach Gosau und dann nach Bad Goisern weitergefahren. Von dort sind es noch knapp 10 Kilometer bis Bad Ischl, also nix wie hin in die berühmte Stadt. Das Wetter war sehr schön und mit 33 Grad ordentlich heiß. In Bad Ischl haben wir einen ausgedehnten Stadtbummel gemacht, Gernot war zum ersten Mal hier, Ilse hat der Stadt vor gut 40 Jahren den letzten Besuch abgestattet. Natürlich hat sich alles völlig verändert, die Stadt ist aber in jedem Fall einen Rundgang wert.
Danach sind wir nach Hallstatt zurückgebrettert, heute sollten wir nicht zu lange unterwegs sein, denn für den Abend werden überall in der Region (und übrigens auch in ganz Österreich) schwere Unwetter erwartet.
Am späten Nachmittag hat sich dann Gernot als Koch betätigt und eine ordentliche Portion Spaghetti Bolognese zubereitet – wir hätten wohl fünf, sechs weitere Personen mitessen lassen können. Das Essen war dann sehr gut, wir haben ja auch noch köstlichen Parmesan-Käse dabei und Ilse machte uns einen schmackhaften grünen Salat dazu. 
Und später war es dann soweit, stundenlanger Starkregen und schwere Gewitter haben uns ins Innere unseres Schneckchens gezwungen, die Menschen in ihren Zelten waren in dieser Nacht beileibe nicht zu beneiden. Wir hingegen haben gut geschlafen – wie eigentlich immer.

Dienstag, 12. Juli 2016
Heute reisen wir von Hallstatt ab – unser nächstes Ziel wäre eigentlich Thalham und anschließend der Ossiacher-See gewesen. Wäre – denn schon in den Nachrichten am frühen Morgen hören wir, dass es überall im Land schwere Unwetterschäden zu verzeichnen gibt, zahlreiche Straßen sind gesperrt, auch solche, auf denen wir unsere Fahrt geplant hatten. Zudem ist der Wetterbericht äußerst schlecht, es wird auch in den kommenden Tagen überall im Land regnen, es wird weitere Unwetter geben und ab 2.000 Metern Seehöhe ist mit Schnee (!!) zu rechnen. Also beschließen wir spontan, hier und jetzt unseren Urlaub abzubrechen und nach Innsbruck zurückzufahren. Gesagt – getan – wir bezahlen die knapp 100 Euro für drei Tage Aufenthalt und Tschüss Hallstatt. 
Die knapp 250 Kilometer nach Innsbruck fahren wir einfallslos über die Autobahn – am Weg dorthin sehen wir mancherorts, was die Unwetter gestern angerichtet haben. Da sind wir wirklich gut dran gewesen, denn in Hallstatt hat es zumindest keine Äste von den Bäumen gerissen wie anderswo. Glück gehabt.
Mit einigen Pausen sind wir dann nach knapp vier Stunden daheim angekommen – die nächste Fahrt wird nicht lange auf sich warten lassen. Wir haben da schon so eine Idee…