INDIEN - Tag 20, Colva
Montag, 11. November 2019
Heute ist Faschingsbeginn, aber um das mal so auszudrücken: Das tangiert
uns hier nicht einmal peripher. Wir gehen frühstücken, natürlich wieder ins
„Praya da Colva“ und lassen uns wie jeden Tag Cappuccino, Fried Eggs on Toast
und Orangenjuice bringen.
Danach haben wir Lust auf eine größere Ausfahrt mit dem Moped und fahren
zuerst nach Margao rüber. Von dort biegen wir diesmal einfach nach links ab,
kommen am großen Fußballstadion vorbei und glühen dann ziellos in der Gegend
herum. Wir kommen dabei bis Molem, das ist schon fast 40 Kilometer von Colva
entfernt. Es ist einfach herrlich einfach so herumzufahren, noch dazu ist der
Verkehr nirgendwo extrem stark.
Bei einem Mini-Chai-Shop bleiben wir dann stehen und kaufen uns zwei
unverschämt kalte Pepsi. Die Strohhalme dafür muss sich die Verkäuferin an
einem anderen Stand besorgen, aber Hauptsache wir kriegen welche. Denn am
Straßenrand sollte man aus den durchwegs verstaubten Flaschen nicht unbedingt ohne
einen „Straw“ trinken.

Wir sind dann heute für unsere Verhältnisse weit genug von Colva weg, also
fahren wir zurück. Die meiste Zeit über fahren wir auf dem Highway NH 14, was
aber nicht heißt, dass man das mit einer Autobahn bei uns vergleichen kann. So
könnte Gernot ohne Probleme über alle Fahrspuren wechseln und kilometerweit als
Geisterfahrer unterwegs sein, das kümmert hier niemanden. Und viele Auto- und
Motorradfahrer tun das auch, etwa wenn sie irgendwo zufahren müssen.
Selbstredend tummeln sich auch auf der „Autobahn“ Kühe, Hunde, Wasserbüffel und
Fußgänger - alles ganz normal.
Wir kommen wieder einmal unbeschadet in Colva an und legen uns ein bisschen
nieder. Aber nicht für lange, denn der Nachbarhund bellt wieder ununterbrochen.
Gernot geht dann wieder einmal zur Rezeption runter, man möge doch endlich für
etwas Ruhe sorgen. Denn das gibt’s ja wohl nicht, dass das Gebell nur uns
stört. Aber den Weg hätte er sich sparen können, denn leider seien sie
machtlos. Wurscht - stehen wir halt auf und fahren zum Benaulim Beach rüber.
Dort gönnen wir uns Coca-Cola und Bier und genießen den Blick aufs Meer. Heute
kommen die Wellen recht ordentlich daher, die größten werden gut zwei Meter
hoch gewesen sein.
Dann fahren wir zurück nach Colva, unterwegs melken wir einem Bankomaten
10.000 RP heraus. In Colva verfügen wir uns dann ins „Kentuckee“ Restaurant und
genießen zu zweit eine Portion „Fish and Chips“. Hat gut geschmeckt und uns
Kraft genug für eine zweite Runde mit dem Moped gegeben. Wir biegen diesmal in
Benaulim einfach nach links ab und genießen wieder einmal jeden Meter der
geilen Fahrt. Abends gehen wir dann traditionell ins „Praya da Colva“ und essen wieder
ganz ausgezeichnet. Ilse hat schon gestern unter den vielen ausgestellten Flaschen
Alkohol auch eine mit Campari entdeckt, also schlägt sie gleich doppelt zu. Das
beschert uns dann mit über 2.000 RP die höchste Rechnung bisher, trotzdem der
Campari-Orange noch deutlich billiger als in Österreich war. Wurscht - wir
müssen ja wirklich nicht jeder Rupie mehrfach umdrehen …Übrigens ist beim Abendessen einer dieser gigantischen Flughunde
vorbeigesegelt, also das sind wirklich extrem beeindruckende Fledermäuse -
dieses Tier heute hat weit über einen Meter Flügelspannweite gehabt. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang haben wir für heute genug und
gehen ins Hotel „Vailankanni“ zurück. Schon um 21 Uhr 30 liegen wir in unseren
Betten, das viele Moped-fahren hat uns müde gemacht. Doch der Hund lässt
nebenan lässt uns nicht einschlafen, also geht Gernot wieder zur Rezeption
runter. Und weil ihn der Hund wirklich verrückt macht, setzt Gernot eine
verrückte Aktion. Nachdem der Hotel-Chef wieder einmal bedauert hat, nichts
gegen den Hund tun zu können, geht Gernot ins Zimmer und kommt dann mit seinem
großen Messer zur Rezeptio zurück.
Dort holt er es aus der Lederscheide und
sagt: „So, Sie zeigen mir jetzt, wo dieser Hund genau wohnt und ich steche ihn
augenblicklich ab!“ Bamm - das hat gesessen! Alle sind sofort leichenblass
geworden, aber siehe da: Plötzlich war der Manager bereit, mit den Nachbarn zu
reden. Man muss hier in Indien einfach durchdrehen und herumschreien, dann
erreicht man etwas. Mit Freundlichkeit und auf Verständnis hoffend kommt man in
diesem Land als Tourist keinen Meter weit - man wird höchstens ausgelacht. Und
tatsächlich haben die depperten Nachbarn ihren Scheiß-Hund ins Haus geholt und
es war Ruhe. Nach tagelangem Bitten und Flehen hat es dafür Gernots Auftritt
als ausgeflippter Messermann gebraucht. Das ist soooo typisch! Aber - jetzt war
Rache für die tagelange Störung angesagt und Gernot hat unsere Bluetooth-Box
vom Balkon aus genau auf das Wohnzimmer der Hundehalter gerichtet. Dann hat er
auf youtube russischen Death-Metal herausgesucht, das ist wirklich mit Abstand
die kränkste Art von „Musik“, die wir je gehört haben.
Das erträgt ein halbwegs
normaler Mensch keine 20 Sekunden lang, also genau das Richtige für uns! Aber,
leider reißt die Verbindung andauernd ab, also haben wir die schrägste Zappa-CD
eingelegt, die wir mithaben und volle Lautstärke aufgedreht. Und unsere kleine
Box kann wirklich was, die haben in ihrem Wohnzimmer unter Garantie das eigene
Wort nicht mehr verstanden. Rache ist süß, da brauchen wir gar nicht lange
herumreden. Übrigens ist dann um Punkt 23:01 der Hotelmanager vor der Tür
gestanden, nun wäre Nachtruhe angesagt und wir möchten die Musik bitte etwas leiser
drehen. Nachtruhe? Wir wussten gar nicht, dass man dieses Wort in Indien
überhaupt kennt. Aber - wir haben unser Ziel sowieso erreicht, die Nachbarn
sitzen samt ihrem Drecksköter hinter verschlossenen Türen und Fenstern, die
Zappa-Musik wird ihnen noch lange in den Ohren geklingelt haben und den Hund
hören wir nur mehr wie aus weiter Ferne erbärmlich jaulen.
Aber trotz diesem kleinen Rachetriumph werden wir morgen das Zimmer
wechseln, man kann ja seine berechtigten Beschwerden nicht jedes Mal mit dem
gezückten Messer untermauern …









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