vom 21. August bis 23. August 2023
Innsbruck-Wackersberg-Innsbruck
211 km
Montag, 21. August 2023
Wahrscheinlich hat noch kein Blogeintrag einer unserer Reisen mit einer
kleinen Vorbemerkung zur nachfolgenden Reise begonnen. Also eine Premiere. Denn
wir sind schon längst mit den Vorbereitungen unserer großen Italienreise
beschäftigt, die wird uns ganz in den Süden bringen, bis nach Apulien. Und sie
wird mehrere Wochen lang dauern, da bedarf es schon ein kleines bisschen an Planung.
So hat Ilse bereits einige in Frage kommende Campingplätze ausbaldowert und wir
haben auch ein paar Sehenswürdigkeiten auf unserer to-do-Liste vermerkt. Und
was gibt es für eine Camperin und einen Camper Schöneres, als auf die Frage
nach der Dauer einer Reise mit einem „Keine Ahnung, aber sicher über einen
Monat lang“ zu antworten 😊. Aber jetzt zu unserer 122. Reise, die uns ins schöne Oberbayern führen
wird. Vor einiger Zeit ist Gernot bei einer seiner Vespa-Solo-Touren in Bad
Tölz vorbeigekommen, das ist sozusagen am Weg zum Campingplatz Kesselberg
gelegen, wo er unsere Freunde Gitti und Luis besucht hat. Und kurz nach Bad Tölz
hat Gernot dann einen schönen See passiert und das Hinweisschild auf einen
Campingplatz hat ihn von der Bundesstraße abbiegen lassen. Es war gerade
Mittagszeit am „Campingplatz Demmelhof“ am Stallauer Weiher, aber zufällig hat
die Chefin des Platzes gerade vor einem Gebäude ein Fahrrad gereinigt. Nach
einem kurzen Smalltalk wusste Gernot immerhin, dass man hier auch fischen kann,
die Tageslizenz kann man sich direkt vor Ort ausstellen lassen. Mehr
Information war nicht nötig, denn seit Gernot die Fischereiprüfung gemacht hat,
ist er immer auf der Suche nach geeigneten Gewässern samt zugehörigem
Campingplatz. Und so verfestigte sich rasch die Idee, mit unseren Freunden
Barbara und Markus, sowie natürlich mit ihren beiden Buben, ein Wochenende hier
zu verbringen. Wobei, der Begriff „Wochenende“ eher für zwei Tage steht, Markus
und Barbara sind selbständig, die Buben haben noch Sommerferien und wir sind
sowieso nicht mehr beruflich eingespannt. Und so haben wir schon vor zwei
Wochen unsere Plätze für Montag und Dienstag reserviert. Am „Campingplatz
Demmelhof“ dürfen wir ab 14 Uhr einchecken, also holen wir gegen Mittag unseren
dicken Nasenbären aus seiner kuscheligen Garage. Schnell noch tanken, dann
verfügen wir uns formlos auf die Autobahn A12. Der folgen wir gute 35 Kilometer
lang, ehe wir in Wiesing abfahren. Dort statten wir einem Supermarkt einen
schnellen Besuch ab und besorgen uns zwei Fleischkäsesemmeln, die sollten uns
über den Tag bringen, denn das platzeigene Restaurant öffnet erst um 17 Uhr.
Von Wiesing schrauben wir uns die paar steilen Kurven nach Eben rauf und fahren
dann den ganzen Achensee entlang. Der Verkehr ist sehr überschaubar, wir werden
nirgendwo aufgehalten.
Gegen 15 Uhr kommen dann unsere Freunde an, Markus
und Barbara haben sich ein so genanntes „Fässchen“ gemietet, die beiden Buben schlafen
die kommenden zwei Nächte in einem spektakulären Baum-Zelt. Später kommen sie
alle zu uns auf den Platz und wir zischen kalte Getränke. Der leidenschaftliche
Fischer Julius ist völlig geplättet von den großen Fischen, die sich keine 30
Meter von uns entfernt, knapp unter der Wasseroberfläche tummeln. Der kundige
Bub identifiziert die bis zu einem halben Meter großen Fische sofort als Störe
und kann den morgigen Tag kaum erwarten. Als er ein wenig näher ans Wasser
tritt, schreckt er eine recht große Schlange auf, die sich auf den Steinen
gesonnt hat. „Ist nur eine Ringelnatter“, so der einzige Kommentar von Julius.
Gernot geht sich dann die Fischer-Tageslizenz für morgen holen, mit 18 Euro ist
sie teurer als am Kochelsee. Dafür gibt der Stallauer Weiher aber ordentlich
was her, sein Fischbesatz reicht von Hechten, Stören, Karpfen und Barschen bis
hin zu Welsen, Forellen und diversen Weißfischen. Na das wird ja was werden …
Gegen 18 Uhr 30 machen wir uns ins Restaurant auf und ergattern zum Glück
den allerletzten Tisch. Gleich darauf stoßen dann schon unsere Freunde zu uns
und in der Folge speisen und trinken wir ausgezeichnet. Irgendwann kommt dann
der sehr sympathische Campingplatz-Betreiber Sepp Demmel an unseren Tisch, denn
wir haben unser Stromkabel an einer falschen Säule angesteckt. Das Umstecken
erledigt dann Ilse im Alleingang, was einfacher klingt, als es war. Denn nun
genügte nicht mehr unser kurzes Stromkabel, die arme Ilse musste also die große
Kabeltrommel zum Einsatz bringen, eine Arbeit, die sie noch nie zuvor gemacht
hat. Und das in fast schon völliger Dunkelheit und unter Zuhilfenahme einer
kleinen Taschenlampe. Aber – fast unnötig zu erwähnen, hat sie diese Aufgabe
mit Bravour erledigt und unser Kühlschrank kühlte wieder brav vor sich hin.
Eigentlich würde das Restaurant um 20 Uhr schließen, aber es ist schon deutlich
nach 21 Uhr, als wir uns sehr gesättigt in unsere jeweiligen Refugien
verabschieden. Julius wird morgen zeitig in der Früh zu uns kommen, denn hier
darf man von eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang bis eineinhalb Stunden nach
Sonnenuntergang fischen. Naja, um 5 Uhr wird der Bub ja hoffentlich nicht
aufkreuzen …😊. Wir sind dann noch eine
ganze Zeit lang vor unserer Schnecke gesessen und freuten uns über den schönen
Platz, die Ruhe und dass die Temperaturen langsam erträglich wurden.
Dienstag, 22. August 2023
Das mit der angesprochenen Ruhe ist natürlich relativ, denn die nahe
Bundesstraße ist schon deutlich am Platz zu hören. Aber Markus hat
diesbezüglich schon gestern den klugen Satz gesagt: „Der Straßenlärm stört uns
nicht, denn ohne diese Bundesstraße wären wir ja auch nicht hergekommen.“ Wahre
Worte. Und so haben wir eine feine Nacht verbracht, die Frühtemperatur lag bei
gerade mal 16 Grad, das ist natürlich wunderbar. Gernot ist schon vor 6 Uhr
wach und sieht dann um exakt 6 Uhr 15 Julius daherkommen. Er ist mit gleich
vier Angelruten „bewaffnet“, trägt einen großen Rucksack und einen feschen Kescher.
Seine „Totköder“ hat er noch gestern abends bei uns im Kühlschrank deponiert,
immerhin ein ca. 300 Gramm schweres Lachs-Filet und einen ausgewachsenen,
ganzen (!!) Bachsaibling. Na servas. Vor dem Fischen trinkt Gernot noch einen
guten Kaffee und Julius wird mit einem Kakao und einer Semmel für den Tag
gestärkt.
Noch lang vor 7 Uhr brechen die beiden dann zum Seeufer auf, den
Platz hat Gernot bereits gestern ausgesucht. So stehen die beiden Petri-Jünger
nun auf einem kleinen Holzpodest im See und gehen ihrer Leidenschaft nach. Der
Platz ist leider nur suboptimal, weil sich beim Auswerfen der Angel immer
wieder mal die Schnur in einem Baum verfängt. Zwar gelingt es meistens, die
Hänger wieder zu lösen, aber halt nur meistens. Einiges an Equipment verbleibt
in den Ästen, mit dem ganzen dort befindlichen Angelzeugs könnte man ja fast
schon einen kleinen Laden aufmachen 😊. Dann, nach einer
knappen halben Stunde, kommt der große Augenblick: Gernot fängt den ersten
Fisch. Zwar handelt es sich nur um ein 11 Zentimeter großes Fischlein, das
Experte Julius sofort als Buntbarsch identifiziert hat, noch bevor das Tier
überhaupt an Land war. Leider ist dann der Haken derart tief im Rachen des Barsches
gesteckt, dass er sich nicht mehr schadlos hat lösen lassen. Und weil das armen
Fischlein dadurch stark geblutet hat, mussten wir es erlösen. Das hat dann
Julius mit dem Totschläger erledigt und der Buntbarsch diente ihm fortan als
Köder, mit dem er einen Hecht oder gar einen Wels überlisten wollte. Der Fang
war natürlich der ultimative Motivations-Schub, immer wieder warfen die beiden
die Angel aus und wechselten laufend die Köder. Zwischendurch ist dann Ilse die
paar hundert Meter zur Angelstelle gepilgert und hat Gernot einen heißen Kaffee
in der Plastikflasche gebracht, sowie ein Handtuch und eine Küchenrolle zum
Händeabwischen. Sie hat dann am nicht genutzten Fischer-Stuhl von Gernot Platz
genommen und ein bisschen zugeschaut.
Auch Barbara, Markus und Felix haben
immer wieder mal vorbeigeschaut, wie es den beiden Petri-Jüngern wohl so
ergeht. Nun, es hat Julius und Gernot wirklich großen Spaß gemacht und das ist
schon mal die Hauptsache. Irgendwann hat dann leider die Sonne das kleine
Plateau erreicht und das war für Gernot das Zeichen für den Aufbruch – in
praller Hitze macht das Fischen keinen Spaß mehr. Da wird es ziemlich genau
Mittag gewesen sein. Julius war aber dermaßen aufs Fischen fokussiert, dass ihm
die Hitze nichts ausgemacht hat, also durfte er mit Erlaubnis seiner Eltern am
See bleiben. Übrigens hat er erst gestern am Nachmittag bewiesen, was für ein
exzellenter Schwimmer er mit seinen neun Jahren bereits ist. Weil er sich mit
seinem Bruder um die Luftmatratze gestritten hat, überließ er halt Felix das
Plastikteil und ist in aller Ruhe zu seinem Baum-Zelt geschwommen – eine
Strecke von gut und gern 500 Metern. Chapeau – es gibt also keinen Grund, warum
man ihn nicht weiterfischen lassen sollte. Es hat eh immer wieder wer bei ihm
vorbeigeschaut, allein Gernot hat den Buben dreimal „besucht“ um zu schauen, ob
eh alles passt – Barbara und Markus waren natürlich noch öfter bei ihm. Und so
hat der unermüdliche Julius bis weit in den Nachmittag hinein gefischt – und
tatsächlich keinen einzigen Fisch herausgeholt. Das hat ihn aber nicht im
Geringsten gestört: „Ich habe eh total viele Zupfer und Bisse gehabt, ein
richtig großer Brocken war auch dabei, Aber fangen hat sich noch keiner
lassen.“ Noch keiner. Denn Julius hat sofort angekündigt, nach dem Abendessen
erneut die Angel auszuwerfen. So geht echte Leidenschaft. Und Markus hat
wirklich recht, wenn er behauptet, dass es wohl nur sehr, sehr wenige
Neunjährige geben dürfte, die sich mit dem Fischen derart gut auskennen wie
sein Bub. Wir haben den brütend heißen Nachmittag vor unserem WoMo verbracht,
mit der Sprühflasche in der Hand und dem Ventilator auf uns gerichtet. Der
leistet gute Dienste, ohne den ständigen Wind wäre es schier unerträglich
gewesen. Und ohne Sonnenschutz auch. Den hat Ilse, während Gernot noch beim
Fischen war, in Eigenregie am WoMo angebracht, nur bei der großen Markise war
der zufällig vorbeikommende große Markus eine große Hilfe. Jetzt haben wir
ausreichend Schatten und weil manchmal ein feines Lüftchen vom See her weht,
haben wir die heißesten Stunden des Tages schadlos überstanden. Um nicht wie gestern den allerletzten Tisch zu kriegen, sind wir heute
schon um 16 Uhr 59 im Restaurant angetanzt, unsere Freunde sind dann eine halbe
Stunde später gekommen. Wir sind dann gleich mehrmals mit den Platz-Betreibern
Silvia und Sepp ins Gespräch gekommen, die beiden sind wirklich besonders nett.
Und vor allem total authentisch. So mussten wir zum Beispiel echt lachen, als
sie uns erzählten, dass die Zulassungsbehörde ihr Wunsch-Kennzeichen abgelehnt
haben. „Weißt eh, SS für Silvia und Sepp hat ihnen überhaupt nicht gepasst“.
Jetzt steht halt die Nummer TÖL-SD 1 am Kennzeichen. Auch sonst sind die beiden
derart sympathisch, dass wir uns alle einig sind, nicht das letzte Mal hier
beim „Demmelhof“ gecampt zu haben. Das Essen war dann wieder wirklich
hervorragend, auch wenn die einzelnen Speisen fast ausschließlich so genannte
Convenience-Produkte sind. Aber das hat weder bei den Flammkuchen, von denen
wir übrigens sämtliche Varianten gegessen haben, noch bei den ausgezeichneten
Pizzen in irgendeiner Weise gestört – ganz im Gegenteil. Die beiden Buben haben
erneut gnadenlos zugeschlagen und sich nach der Hauptspeise noch jeweils einen
ausgewachsenen Apfelstrudel mit Schlag und Vanilleeis kommen lassen. Julius ist
dann wie angekündigt als Erster vom Tisch aufgestanden, hat sich sein bei
unserem WoMo deponiertes Angelzeug geschnappt und ist erneut auf die Jagd
gegangen.
Papa Markus hat ihn dann „erwischt“, wie er im Wasser stehend immer
wieder seine Angel ausgeworfen hat, das Bild im Mondschein ist ein ganz
besonders schönes Foto geworden. Gefangen hat Julius aber auch bei seiner
Night-Session nichts, aber enttäuscht war er trotzdem kein bisschen: „Wir sind
schließlich keine Pfannen-Fischer“ tröstete er sich selbst. So ist dann der
lange ersehnte Angelausflug zu Ende gegangen und Gernot und Julius freuen sich
schon auf ihren nächsten Einsatz an irgendeinem Seeufer. Wir haben dann noch
die diversen Sonnenschutz-Planen abgenommen und verstaut, somit ist schon eine unserer
Aufbruch-Arbeiten erledigt. Schön, nein sehr schön war es hier am Stallauer
Weiher, morgen geht’s wieder zurück nach Innsbruck. Das ist auch sehr schön 😊.
Mittwoch, 23. August 2023
Es wird auch heute wieder ein heißer Tag werden. Nach dem Kaffee räumen wir
schnell das WoMo zusammen, Ilse geht noch den Strom zahlen (8 Euro für die zwei
Tage), wir verabschieden uns noch rasch von unseren Freunden und um 10 Uhr
fahren wir ab. Der Weg zurück nach Innsbruck ist nur knapp über 100 Kilometer
weit und nach etwas mehr als eineinhalb Stunden endet unsere 122. WoMo Fahrt in
unserer Garage. Schön war es am „Demmelhof“ am Stallauer Weiher, wir kommen
wieder, das steht jetzt schon fest.