Freitag, 25. August 2023

122. WoMo-Fahrt "Am Stallauer Weiher in Oberbayern - ernsthaftes Fischen und fröhliches Feiern"

vom 21. August bis 23. August 2023
Innsbruck-Wackersberg-Innsbruck
211 km 
Montag, 21. August 2023
Wahrscheinlich hat noch kein Blogeintrag einer unserer Reisen mit einer kleinen Vorbemerkung zur nachfolgenden Reise begonnen. Also eine Premiere. Denn wir sind schon längst mit den Vorbereitungen unserer großen Italienreise beschäftigt, die wird uns ganz in den Süden bringen, bis nach Apulien. Und sie wird mehrere Wochen lang dauern, da bedarf es schon ein kleines bisschen an Planung. So hat Ilse bereits einige in Frage kommende Campingplätze ausbaldowert und wir haben auch ein paar Sehenswürdigkeiten auf unserer to-do-Liste vermerkt. Und was gibt es für eine Camperin und einen Camper Schöneres, als auf die Frage nach der Dauer einer Reise mit einem „Keine Ahnung, aber sicher über einen Monat lang“ zu antworten 😊Aber jetzt zu unserer 122. Reise, die uns ins schöne Oberbayern führen wird. Vor einiger Zeit ist Gernot bei einer seiner Vespa-Solo-Touren in Bad Tölz vorbeigekommen, das ist sozusagen am Weg zum Campingplatz Kesselberg gelegen, wo er unsere Freunde Gitti und Luis besucht hat. Und kurz nach Bad Tölz hat Gernot dann einen schönen See passiert und das Hinweisschild auf einen Campingplatz hat ihn von der Bundesstraße abbiegen lassen. Es war gerade Mittagszeit am „Campingplatz Demmelhof“ am Stallauer Weiher, aber zufällig hat die Chefin des Platzes gerade vor einem Gebäude ein Fahrrad gereinigt. Nach einem kurzen Smalltalk wusste Gernot immerhin, dass man hier auch fischen kann, die Tageslizenz kann man sich direkt vor Ort ausstellen lassen. Mehr Information war nicht nötig, denn seit Gernot die Fischereiprüfung gemacht hat, ist er immer auf der Suche nach geeigneten Gewässern samt zugehörigem Campingplatz. Und so verfestigte sich rasch die Idee, mit unseren Freunden Barbara und Markus, sowie natürlich mit ihren beiden Buben, ein Wochenende hier zu verbringen. Wobei, der Begriff „Wochenende“ eher für zwei Tage steht, Markus und Barbara sind selbständig, die Buben haben noch Sommerferien und wir sind sowieso nicht mehr beruflich eingespannt. Und so haben wir schon vor zwei Wochen unsere Plätze für Montag und Dienstag reserviert. Am „Campingplatz Demmelhof“ dürfen wir ab 14 Uhr einchecken, also holen wir gegen Mittag unseren dicken Nasenbären aus seiner kuscheligen Garage. Schnell noch tanken, dann verfügen wir uns formlos auf die Autobahn A12. Der folgen wir gute 35 Kilometer lang, ehe wir in Wiesing abfahren. Dort statten wir einem Supermarkt einen schnellen Besuch ab und besorgen uns zwei Fleischkäsesemmeln, die sollten uns über den Tag bringen, denn das platzeigene Restaurant öffnet erst um 17 Uhr. Von Wiesing schrauben wir uns die paar steilen Kurven nach Eben rauf und fahren dann den ganzen Achensee entlang. Der Verkehr ist sehr überschaubar, wir werden nirgendwo aufgehalten. 

Am schönen Sylvensteiner See machen wir einen kleinen Break und einverleiben uns das erste Semmelchen. Danach geht es sehr gemütlich über die Bundesstraße nach Bad Tölz und von hier sind es keine 10 Kilometer mehr bis zum Campingplatz, den wir um exakt 14 Uhr 00 erreichen – perfektes Timing also. Es ist brütend heiß, jetzt haben wir bald 14 Tage lang ununterbrochen Temperaturen über 30 Grad, also wäre wirklich mal wieder eine Abkühlung gefragt – aber sag das dem Wetter … Die Anmeldung zieht sich ein bisschen, denn mit uns checken gleich mehrere andere Camper ein. Aber nach einer knappen halben Stunde haben wir unseren Platz, er ist überraschend groß und liegt direkt am Ufer des Stallauer Weihers. Schnell sind wir im Campingmodus, sitzen im Freien und trotzen tapfer der Hitze. 
Gegen 15 Uhr kommen dann unsere Freunde an, Markus und Barbara haben sich ein so genanntes „Fässchen“ gemietet, die beiden Buben schlafen die kommenden zwei Nächte in einem spektakulären Baum-Zelt. Später kommen sie alle zu uns auf den Platz und wir zischen kalte Getränke. Der leidenschaftliche Fischer Julius ist völlig geplättet von den großen Fischen, die sich keine 30 Meter von uns entfernt, knapp unter der Wasseroberfläche tummeln. Der kundige Bub identifiziert die bis zu einem halben Meter großen Fische sofort als Störe und kann den morgigen Tag kaum erwarten. Als er ein wenig näher ans Wasser tritt, schreckt er eine recht große Schlange auf, die sich auf den Steinen gesonnt hat. „Ist nur eine Ringelnatter“, so der einzige Kommentar von Julius. Gernot geht sich dann die Fischer-Tageslizenz für morgen holen, mit 18 Euro ist sie teurer als am Kochelsee. Dafür gibt der Stallauer Weiher aber ordentlich was her, sein Fischbesatz reicht von Hechten, Stören, Karpfen und Barschen bis hin zu Welsen, Forellen und diversen Weißfischen. Na das wird ja was werden …
Gegen 18 Uhr 30 machen wir uns ins Restaurant auf und ergattern zum Glück den allerletzten Tisch. Gleich darauf stoßen dann schon unsere Freunde zu uns und in der Folge speisen und trinken wir ausgezeichnet. Irgendwann kommt dann der sehr sympathische Campingplatz-Betreiber Sepp Demmel an unseren Tisch, denn wir haben unser Stromkabel an einer falschen Säule angesteckt. Das Umstecken erledigt dann Ilse im Alleingang, was einfacher klingt, als es war. Denn nun genügte nicht mehr unser kurzes Stromkabel, die arme Ilse musste also die große Kabeltrommel zum Einsatz bringen, eine Arbeit, die sie noch nie zuvor gemacht hat. Und das in fast schon völliger Dunkelheit und unter Zuhilfenahme einer kleinen Taschenlampe. Aber – fast unnötig zu erwähnen, hat sie diese Aufgabe mit Bravour erledigt und unser Kühlschrank kühlte wieder brav vor sich hin. Eigentlich würde das Restaurant um 20 Uhr schließen, aber es ist schon deutlich nach 21 Uhr, als wir uns sehr gesättigt in unsere jeweiligen Refugien verabschieden. Julius wird morgen zeitig in der Früh zu uns kommen, denn hier darf man von eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang bis eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang fischen. Naja, um 5 Uhr wird der Bub ja hoffentlich nicht aufkreuzen …😊. Wir sind dann noch eine ganze Zeit lang vor unserer Schnecke gesessen und freuten uns über den schönen Platz, die Ruhe und dass die Temperaturen langsam erträglich wurden.

Dienstag, 22. August 2023
Das mit der angesprochenen Ruhe ist natürlich relativ, denn die nahe Bundesstraße ist schon deutlich am Platz zu hören. Aber Markus hat diesbezüglich schon gestern den klugen Satz gesagt: „Der Straßenlärm stört uns nicht, denn ohne diese Bundesstraße wären wir ja auch nicht hergekommen.“ Wahre Worte. Und so haben wir eine feine Nacht verbracht, die Frühtemperatur lag bei gerade mal 16 Grad, das ist natürlich wunderbar. Gernot ist schon vor 6 Uhr wach und sieht dann um exakt 6 Uhr 15 Julius daherkommen. Er ist mit gleich vier Angelruten „bewaffnet“, trägt einen großen Rucksack und einen feschen Kescher. Seine „Totköder“ hat er noch gestern abends bei uns im Kühlschrank deponiert, immerhin ein ca. 300 Gramm schweres Lachs-Filet und einen ausgewachsenen, ganzen (!!) Bachsaibling. Na servas. Vor dem Fischen trinkt Gernot noch einen guten Kaffee und Julius wird mit einem Kakao und einer Semmel für den Tag gestärkt.
Noch lang vor 7 Uhr brechen die beiden dann zum Seeufer auf, den Platz hat Gernot bereits gestern ausgesucht. So stehen die beiden Petri-Jünger nun auf einem kleinen Holzpodest im See und gehen ihrer Leidenschaft nach. Der Platz ist leider nur suboptimal, weil sich beim Auswerfen der Angel immer wieder mal die Schnur in einem Baum verfängt. Zwar gelingt es meistens, die Hänger wieder zu lösen, aber halt nur meistens. Einiges an Equipment verbleibt in den Ästen, mit dem ganzen dort befindlichen Angelzeugs könnte man ja fast schon einen kleinen Laden aufmachen
😊. Dann, nach einer knappen halben Stunde, kommt der große Augenblick: Gernot fängt den ersten Fisch. Zwar handelt es sich nur um ein 11 Zentimeter großes Fischlein, das Experte Julius sofort als Buntbarsch identifiziert hat, noch bevor das Tier überhaupt an Land war. Leider ist dann der Haken derart tief im Rachen des Barsches gesteckt, dass er sich nicht mehr schadlos hat lösen lassen. Und weil das armen Fischlein dadurch stark geblutet hat, mussten wir es erlösen. Das hat dann Julius mit dem Totschläger erledigt und der Buntbarsch diente ihm fortan als Köder, mit dem er einen Hecht oder gar einen Wels überlisten wollte. Der Fang war natürlich der ultimative Motivations-Schub, immer wieder warfen die beiden die Angel aus und wechselten laufend die Köder. Zwischendurch ist dann Ilse die paar hundert Meter zur Angelstelle gepilgert und hat Gernot einen heißen Kaffee in der Plastikflasche gebracht, sowie ein Handtuch und eine Küchenrolle zum Händeabwischen. Sie hat dann am nicht genutzten Fischer-Stuhl von Gernot Platz genommen und ein bisschen zugeschaut. 
Auch Barbara, Markus und Felix haben immer wieder mal vorbeigeschaut, wie es den beiden Petri-Jüngern wohl so ergeht. Nun, es hat Julius und Gernot wirklich großen Spaß gemacht und das ist schon mal die Hauptsache. Irgendwann hat dann leider die Sonne das kleine Plateau erreicht und das war für Gernot das Zeichen für den Aufbruch – in praller Hitze macht das Fischen keinen Spaß mehr. Da wird es ziemlich genau Mittag gewesen sein. Julius war aber dermaßen aufs Fischen fokussiert, dass ihm die Hitze nichts ausgemacht hat, also durfte er mit Erlaubnis seiner Eltern am See bleiben. Übrigens hat er erst gestern am Nachmittag bewiesen, was für ein exzellenter Schwimmer er mit seinen neun Jahren bereits ist. Weil er sich mit seinem Bruder um die Luftmatratze gestritten hat, überließ er halt Felix das Plastikteil und ist in aller Ruhe zu seinem Baum-Zelt geschwommen – eine Strecke von gut und gern 500 Metern. Chapeau – es gibt also keinen Grund, warum man ihn nicht weiterfischen lassen sollte. Es hat eh immer wieder wer bei ihm vorbeigeschaut, allein Gernot hat den Buben dreimal „besucht“ um zu schauen, ob eh alles passt – Barbara und Markus waren natürlich noch öfter bei ihm. Und so hat der unermüdliche Julius bis weit in den Nachmittag hinein gefischt – und tatsächlich keinen einzigen Fisch herausgeholt. Das hat ihn aber nicht im Geringsten gestört: „Ich habe eh total viele Zupfer und Bisse gehabt, ein richtig großer Brocken war auch dabei, Aber fangen hat sich noch keiner lassen.“ Noch keiner. Denn Julius hat sofort angekündigt, nach dem Abendessen erneut die Angel auszuwerfen. So geht echte Leidenschaft. Und Markus hat wirklich recht, wenn er behauptet, dass es wohl nur sehr, sehr wenige Neunjährige geben dürfte, die sich mit dem Fischen derart gut auskennen wie sein Bub. Wir haben den brütend heißen Nachmittag vor unserem WoMo verbracht, mit der Sprühflasche in der Hand und dem Ventilator auf uns gerichtet. Der leistet gute Dienste, ohne den ständigen Wind wäre es schier unerträglich gewesen. Und ohne Sonnenschutz auch. Den hat Ilse, während Gernot noch beim Fischen war, in Eigenregie am WoMo angebracht, nur bei der großen Markise war der zufällig vorbeikommende große Markus eine große Hilfe. Jetzt haben wir ausreichend Schatten und weil manchmal ein feines Lüftchen vom See her weht, haben wir die heißesten Stunden des Tages schadlos überstanden. Um nicht wie gestern den allerletzten Tisch zu kriegen, sind wir heute schon um 16 Uhr 59 im Restaurant angetanzt, unsere Freunde sind dann eine halbe Stunde später gekommen. Wir sind dann gleich mehrmals mit den Platz-Betreibern Silvia und Sepp ins Gespräch gekommen, die beiden sind wirklich besonders nett. Und vor allem total authentisch. So mussten wir zum Beispiel echt lachen, als sie uns erzählten, dass die Zulassungsbehörde ihr Wunsch-Kennzeichen abgelehnt haben. „Weißt eh, SS für Silvia und Sepp hat ihnen überhaupt nicht gepasst“. Jetzt steht halt die Nummer TÖL-SD 1 am Kennzeichen. Auch sonst sind die beiden derart sympathisch, dass wir uns alle einig sind, nicht das letzte Mal hier beim „Demmelhof“ gecampt zu haben. Das Essen war dann wieder wirklich hervorragend, auch wenn die einzelnen Speisen fast ausschließlich so genannte Convenience-Produkte sind. Aber das hat weder bei den Flammkuchen, von denen wir übrigens sämtliche Varianten gegessen haben, noch bei den ausgezeichneten Pizzen in irgendeiner Weise gestört – ganz im Gegenteil. Die beiden Buben haben erneut gnadenlos zugeschlagen und sich nach der Hauptspeise noch jeweils einen ausgewachsenen Apfelstrudel mit Schlag und Vanilleeis kommen lassen. Julius ist dann wie angekündigt als Erster vom Tisch aufgestanden, hat sich sein bei unserem WoMo deponiertes Angelzeug geschnappt und ist erneut auf die Jagd gegangen. 
Papa Markus hat ihn dann „erwischt“, wie er im Wasser stehend immer wieder seine Angel ausgeworfen hat, das Bild im Mondschein ist ein ganz besonders schönes Foto geworden. Gefangen hat Julius aber auch bei seiner Night-Session nichts, aber enttäuscht war er trotzdem kein bisschen: „Wir sind schließlich keine Pfannen-Fischer“ tröstete er sich selbst. So ist dann der lange ersehnte Angelausflug zu Ende gegangen und Gernot und Julius freuen sich schon auf ihren nächsten Einsatz an irgendeinem Seeufer. Wir haben dann noch die diversen Sonnenschutz-Planen abgenommen und verstaut, somit ist schon eine unserer Aufbruch-Arbeiten erledigt. Schön, nein sehr schön war es hier am Stallauer Weiher, morgen geht’s wieder zurück nach Innsbruck. Das ist auch sehr schön
😊.

Mittwoch, 23. August 2023
Es wird auch heute wieder ein heißer Tag werden. Nach dem Kaffee räumen wir schnell das WoMo zusammen, Ilse geht noch den Strom zahlen (8 Euro für die zwei Tage), wir verabschieden uns noch rasch von unseren Freunden und um 10 Uhr fahren wir ab. Der Weg zurück nach Innsbruck ist nur knapp über 100 Kilometer weit und nach etwas mehr als eineinhalb Stunden endet unsere 122. WoMo Fahrt in unserer Garage. Schön war es am „Demmelhof“ am Stallauer Weiher, wir kommen wieder, das steht jetzt schon fest.