Donnerstag, 31. Oktober 2019

INDIEN - Tag 9, Varanasi

Donnerstag, 31. Oktober 2019
Heute ist Buchungs-Action angesagt, so was kann sich ziehen. Wir stehen um ca. 8 Uhr auf und gehen - surprise, surprise - herrlich warm duschen. Laut schimpfen ist nicht unsere Art, aber es wirkt!Ilse hat uns gestern spätabends noch den perfekten Flug herausgesucht: Abflug Varanasi um 13  Uhr 40 nach Hyderabad, dort 70 Minuten später Weiterflug mit einer anderen Maschine der gleichen Fluglinie nach Goa, Ankunft dort um 18 Uhr 30. Das Ganze für wohlfeile 18.528 RP - umgerechnet 234 Euro. Das geht, schließlich ist frische Luft unbezahlbar. Wir gehen zum Reisebüro runter und zeigen dem Besitzer den Screenshot mit dem Angebot. Nach einem „No Problem“ seinerseits lassen wir ihm unsere Pässe da und verabschieden uns für eine halbe Stunde zum Frühstück ins gegenüberliegende Hotel. Dort bestellen wir „Eggs double fried“ und trinken einen Schwarztee. Guter Start. Zurück im Reisebüro zieht sich das Buchungsprozedere erwartungsgemäß endlos hin, aber nach guten zwei Stunden halten wir die Ticketbestätigung in unseren nassgeschwitzten Patschhändchen. Hurra - Goa, wir kommen! 

Zwischendurch war Gernot kurz im Zimmer, gerade rechtzeitig, um unsere saubere Wäsche zu übernehmen. Die haben wir gestern noch dem Dobi-Wallah gegeben, wie die Wäscher in Indien genannt werden. Für den ganzen Berg an Schmutzwäsche haben wir faire 750 RP bezahlt, die Frage des Wallahs „No Bakschisch, Sir?“ hat Gernot formlos mit einem 100er beantwortet. Übrigens - kurios aber wahr - gerechnet wird hier nur nach „Stück“, also kostet z.B. eine lange Hose genau gleich viel wie ein Paar Schlupfsöckchen. Ach ja, noch ein kleiner Nachtrag zum Bezahlen der Flugtickets, da hat uns nämlich der Vermittler 28 RP nachgelassen, einfach so. Obwohl sie Gernot schon abgezählt hatte. „18.500 Rupees is enough, Sir!“ Schon wieder ein ungefragter Preisnachlass, auch wenn es nur eine Kleinigkeit war. Aber für 28 RP muss ein Fahrradrikscha-Wallah bei brütender Hitze ein paar Kilometer weit mühsam treten. Nur so zum Vergleich. Jedenfalls begrüßt Gernot den Reisebüro-Wallah jetzt immer mit einem „Namaste Mister Helpfull-Man“ und der freut sich jedes Mal breit grinsend darüber … Für das erfolgreiche Buchen müssen wir uns belohnen und gehen zu den Ghats runter. Wir haben unsere Bluetooth-Box eingepackt und suchen uns einen Platz etwas abseits des größten Touristen-Gewimmels. Bis hier her ist den allermeisten Commission-Wallahs der Weg zu weit, das weiß Gernot aus eigener, langjähriger Erfahrung. 
Wir verbinden unsere Box mit dem Handy und bald darauf dröhnt Max Raabe und sein Palastorchester über den Ganges, Ilse singt die Texte lauthals mit. Völliger Wahnsinn natürlich, aber manchmal kann man den allgegenwärtigen Wahnsinn hier nur so ertragen. Indem man eben selber wahnsinnig handelt. Geil! Wir haben eh ein Video davon gemacht. Da haben sie geschaut, die Inder. „Amalie geht mit ‚nem Gummikavalier ins Bad“, das war hier mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit noch nie zu hören. Natürlich sind dann gleich ein paar junge Inder aufgetaucht und haben der Reihe nach Selfies mit uns gemacht. Über Ilses gespielt forsches „Each foto 500 Rupees“ waren sie zuerst irritiert, haben dann aber über den Gag gelacht. Dann sind noch ein paar Jungs gekommen und wieder haben wir in die Handys gegrinst oder depperte Grimassen gemacht … Später haben wir dann eine alte Frau gesehen, die zuerst sich und danach ihren offenbar einzigen Sari im dreckigen Ganges-Wasser gewaschen hat. Dass sie sich dazu nackt machen musste, störte sie nicht, in Varanasi haben wir derartige Szenen schon öfter gesehen. Sonst ist öffentliche Nacktheit ein absolutes Tabu in Indien. 

Wir sind dann aus der schwülen Hitze geflüchtet und am Weg ins „Kesharis“ ist Ilse böse mit dem Fuß umgeknickt. Sie hat eines der vielen Löcher im Asphalt übersehen, weil sie abgelenkt war. Abgelenkt deshalb, weil ihr Gernot gerade die Bedeutung des Hindi-Wortes „Shanti“ erklärt hat. Und das heißt ausgerechnet „gemütlich, langsam“. Mit dem wehen Fuß hat es die Arme dann gerade noch ins „Kesharis“ geschafft und den Kellner dort um „Crushed Ice“ gefragt. Der nette Bursche bedauerte, so etwas gäbe es hier leider nicht. Er brachte uns die bestellten Cokes und dann sahen wir ihn in der Eistruhe herumkratzen. Tatsächlich schabte er mit einem Eiskugelformer ein Schüsselchen voll Eis von den Wänden ab, begleitet von bösen Blicken und ungeduldigen Fragen seines Chefs. Das Eis hat der Bursche dann Ilse direkt in den Socken geschüttet und verschaffte ihr damit augen-blicklich Linderung ihres wehen Knöchels. Wirklich aufmerksam und empathisch dieser junge Kellner, der einzige „dienstbare Geist“ in Varanasi bis jetzt, der sich um uns bemüht hat. Danke vielmals und unschwer zu erraten, dass sich diese Hilfsbereitschaft für ihn auch finanziell ausgezahlt hat. Aber deswegen hat er es garantiert nicht gemacht, da sind wir uns sicher. Im Hotel haben wir uns dann niedergelegt und vom irrsinnigen Verkehr in einen unruhigen Schlaf dröhnen und hupen lassen. Um 17 Uhr sind wir dann wieder aus den Decken gekrochen, die brauchen wir, weil die Klimaanlage intelligenterweise direkt neben dem Bett angebracht ist und punktgenau auf unsere Körper zielt. Wir haben Hunger und verfügen uns natürlich wieder ins „Kesharis“, sicher ist sicher. Ilse wagt sich über ein „Kesharis Dosa“, eine Art gefüllte Flade mit drei Schüsselchen verschiedener Saucen dazu. Gernot war weniger experimentierfreudig und hat sich erneut ein „Dal Makhani“ einverleibt. Danach wieder eine köstliche Lassi - ein rundum gelungenes und sehr schmackhaftes Essen. Leider haben wir nicht den Kellner von heute Nachmittag gehabt, er hat sich eh beeilt uns „zu kriegen“, aber ein Kollege von ihm war schneller. So musste er sich mit einem dankbaren Lächeln unsererseits zufriedengeben.
Am Weg zum Hotel konnten es die Rikscha-Wallahs natürlich nicht fassen, dass Western-Touris zu Fuß gehen. Aber das „You need Taxi, Sir?“ „Very cheap price, Sir“ oder das fast schon verzweifelte „Indian price, Sir!“ geht uns links rein und recht raus. Nicht so die Ansage eines etwas fixeren Wallahs, denn der köderte uns mit einem „Why not driving just for fun, Sir?“ Und er köderte uns erfolgreich. Wir mögen es eh, einfach so mit der Rikscha herumzufahren und für eine halbe Stunde lang Teil des Hup-Wahnsinns hier zu sein. Unser Fahrer war ein total lustiger Kerl, erzählte aber auch von den Problemen seiner Heimatstadt. Als wir durch ein Moslemviertel kamen, meinte er, kein Hindu werde hier als Bewohner geduldet, aber Moslems könnten überall ohne Probleme unter Hindus wohnen. „They everywhere want have the full power and control!“ Na ja - was sollen wir dazu für eine Meinung haben? Unser Fahrer war Hindu, wir kennen die Situation vor Ort nicht und sämtliche Religionen gehen uns in Wirklichkeit sowieso am Allerwertesten vorbei. Schließlich sagte ihm Gernot seinen Lieblingsspruch zu diesem Thema, der kommt von Frank Zappa und lautet schlicht und einfach: „All religions are wrong!“ und er legte noch ein: „Not God has made the men,  men has made God!“ Da hat der Fahrer vor Freude und Begeisterung in die Hände geklatscht, weil das genau seine Meinung war. „We all are God“, lachte er und bald danach wäre er vor Lachen beinahe aus seiner Auto-Rikscha gekippt. Denn Gernot hat ihm spontan einen Zweizeiler gereimt: „Shiva is good and so is Allah - but best of all is Rikscha-Wallah!“   Er hatte Tränen in den Augen und es war wirklich eine Gaudi mit ihm. Nachdem die vorher vereinbarten 200 RP verfahren waren, hat uns der immer noch lachende Wallah zum Ausgangspunkt der Fahrt zurückgebracht - wir waren sicher eine gute dreiviertel Stunde lang unterwegs und es war Spaß pur. Diese Begegnung mit diesem herzlichen Fahrer und auch der hilfsbereite Kellner im „Kesharis“ haben uns letztendlich doch wieder ein wenig mit Varanasi versöhnt. Es ist eben nie alles nur schlecht ....

Im Hotel haben wir dann noch unseren Mr. Helpfull-Man vom Reisebüro gefragt, ob er uns morgen ein Taxi zum Flughafen bestellen könne. „No Problem Sir, 1.000 Rupees“. Nun, wir sind um 600 RP hergefahren und haben dabei schon das Doppelte des für Inder ortüblichen Preises bezahlt. Wurscht - wir haben eh noch die Visitenkarte unseres „Herbringers“. Den rufen wir dann an, er freut sich und erinnert sich sofort. „No Problem Sir, tomorrow 9 o’clock, Hotel Deva Inn I know. Good night, Sir!“ Ja eh super, wäre das auch erledigt. Ilse packt dann noch all unsere Habe zusammen, geht sich wieder wunderbar aus. Dann legen wir uns nieder, natürlich nicht, ohne uns den Wecker gestellt zu haben. Ist wohl auch schon ein paar Monate her, dass wir das zuletzt getan haben, das sind so die Vorteile eines Pensionistenlebens …

Mittwoch, 30. Oktober 2019

INDIEN - Tag 8, Varanasi


Mittwoch, 30. Oktober 2019
Wir sind schon weit vor 8 Uhr früh auf den Beinen, keiner von uns hat länger als eine Stunde am Stück geschlafen. Wurscht, kann man schon mal aushalten, aber es geht doch an die Substanz. Die eiskalte Dusche macht uns schön munter und wir brechen zur Mission „Change the Hotel“ auf. Wir gehen zu Fuß den guten Kilometer zur Godowlia-Crossing. An diesem Top-Spot von Varanasi befinden sich gleich mehrere große Hotels, die ziemlich modern wirken. Wir haben aber eh keine großen Ansprüche - Bett, Klimaanlage, heiße Dusche, wen geht ein Fenster. Wir werden dann gleich fündig und buchen uns für zwei Nächte im Hotel „Deva Inn“ ein. Das liegt 20 Meter von der Godowlia-Kreuzung entfernt und das Zimmer ist völlig in Ordnung. Großes Bett, Klimaanlage, schönes Badezimmer und sogar ein Fernseher. Letzteren bräuchten wir nun wirklich nicht, aber die indischen Soap-Operas sind schon sehr lustig auch. Das Zimmer kostet 4.115 RP die Nacht, also über 50 Euro, wurscht - das sind wir uns wert. Wir sagen uns in zwei Stunden an, wir wollen noch frühstücken gehen und danach holen wir noch unser Gepäck vom „Baba Guesthaus“. Passt. Genau gegenüber vom „Deva Inn“ befindet sich ein 5-Sterne-Hotel und wir dürfen auch als Nicht-Hausgäste in den Speisesaal gehen. Wir bestellen „Toast, Butter, Jam“ und zweimal Schwarzen Tee, der Kellner bedauert, dass ihnen leider der Toaster kaputt geworden sei. No Problem, dann halt nur das Weißbrot. Hat dann auch gut geschmeckt und der Tee war wirklich ausgezeichnet. 
Gestärkt sind wir dann zum „Baba Guesthouse“ gegangen und haben ausgecheckt. Gernot hat dann die 1.200 RP auf den Tresen gelegt, die hat der Hausherr dann aber nicht angenommen. Weil wir nicht zufrieden waren. Was nicht einmal stimmt, denn wir waren schon in weit ärgeren Absteigen in Indien, unsere Ansprüche sind nicht so hoch und für 1.200 RP war das eh o.k. Es hat uns nur das mit dem Schuhverbot gestört - also eigentlich kein Grund für einen 100 Prozent Preisnachlass. Wurscht, soll so sein - aber Gernot ist plötzlich ein Spruch von Oscar Wilde in den Sinn gekommen: „Die unerträglichste Form der Eitelkeit ist die Bescheidenheit“… Mit einem „Namaste“ haben wir Baba (er nennt bzw. heißt vielleicht wirklich so) und seinem Guesthouse den Rücken gekehrt und sind durch die engen Gassen zur breiten Straße marschiert. Hier im ganz alten Teil von Varanasi liegt der Dreck besonders hoch, es stinkt erbärmlich nach Exkrementen und die Luft ist voll von Insekten aller Art. Dazu passt wie die Faust aufs Auge der Name eines relativ modernen Restaurants: „The dirty Chai-Shop“. Wahrscheinlich kann man den ganzen Dreck hier nur mehr mit Sarkasmus ertragen … 
Wir steigen dann mit unserem Gepäck auf eine Fahrradrikscha, eine Alternative haben wir nicht. Gut, wir könnten zu Fuß gehen. Aber dann würde der Rikscha-Wallah nichts verdienen und mit uns verdient er immerhin gut. Denn wir zahlen ihm für die kurze Schinderei 100 RP, ein Inder würde keine 5 geben. So haben wir alle etwas davon. Im Hotel „Deva Inn“ begrüßt uns der Manager wie langjährige Bekannte und nachdem die Anmelde-Prozedur erledigt ist, reduziert er den Preis freudestrahlend auf 4.000 RP. Aber Hallo - das zweite „Geldgeschenk“ innerhalb einer halben Stunde? Auch o.k … Wir bestellen noch schnell zwei Flaschen Wasser (vor allem zum Zähneputzen) und richten uns ein wenig ein. Der große Fernseher funktioniert nicht, wurscht. Aber die Klimaanlage funktioniert auch nicht und das ist uns nicht wurscht. Also muss Gernot zur Rezeption runter gehen und als ihn dort ein Hotelboy sieht, erschrickt er direkt. Der Grund - er hat die zwei Flaschen Wasser vergessen, der Auftrag war offenbar zu kompliziert. Es kommt dann gleich ein anderer Hausdiener, offenbar der AC-Experte. Tatsächlich bringt er den Air-Cooler zum Laufen und jetzt ist es so laut herinnen, dass man kaum mehr das andauernde Hupkonzert vor dem Fenster hört. Weil wir schon einen Techniker im Raum haben, soll er uns doch bitte den Fernseher in Gang bringen. „No Problem, Sir“ meint er und auch wie er nach 20 Minuten schon den dritten Receiver aus irgendeinem Zimmer holt meint er „No Problem, Sir“. Dann tut sich plötzlich wirklich was und ein Ladebalken erscheint. „Now we make a quick new start, only a few minutes, Sir“ meinte der Boy selbstzufrieden und weg war er. Vier Stunden später, wir hatten den Fernseher schon längst vergessen, stand der Ladebalken übrigens immer noch bei „0 % Loading“. Über so etwas können wir natürlich nur lachen, Indien halt. Weniger lustig war, dass auch nach der x-ten Intervention kein warmes Wasser aus der Dusche kommen wollte. Also für 50 Euro die Nacht muss das drin sein, da wollen wir gar nicht drüber diskutieren. Das hat nix mit Warmduscher-Mentalität zu tun, anders kriegen wir den Dreck der Stadt nicht von uns runter. Gernot hat dann richtiggehend laut werden und buchstäblich auf den Tisch hauen müssen, bis sich endlich einer der Wallahs aufgemacht und den richtigen Schalter umgelegt hat. Manchmal können die einen echt narrisch machen hier … Wir sind dann nach einem kleinen Schläfchen zu den Ghats aufgebrochen und haben uns wieder mit einer Fahrradrikscha hinfahren lassen. Wieder hat es einen 100er für den Wallah gegeben und auch er hat den Schein gut fünf Mal geküsst und an seine Stirn geführt. Wir gehen beim Haupt-Ghat zum Ganges runter und auf den Stufen dorthin wird Gernot von einem Geschäftemacher derart heftig am Arm zurückgerissen, dass er einen blauen Fleck davongetragen hat. Also Handgreiflichkeiten dieser Art sind völlig neu, das wäre noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen. Der Mann hat sogar mit der linken Hand zugepackt, eine größere Demütigung und Respektlosigkeit ist in Indien nicht mehr möglich. Was wohl in diese Wallahs gefahren ist? Wir wissen es nicht, jedenfalls wird wohl bald einmal einer dieser „Zupacker“ mit verbogenen Fingern wimmernd im Dreck liegen. Wir müssen schnellstens von hier weg. Ende der 1990er Jahre hat Gernot in seinem Indien-Reisetagebuch den Satz geschrieben: „Wenn man das so sagen kann, dann ist Varanasi - nach Innsbruck - meine Lieblingsstadt“. Das ist schon brutal, wie sehr sich diese Stadt in nur wenigen Jahren verändert hat … Eh wurscht - wir haben zum Glück alle Möglichkeiten und werden von hier abhauen. 
Wir gehen dann die Ghats entlang in Richtung Assi-Ghat, es ist drückend schwül und wir schwitzen aus allen Poren. Obwohl es wolkenlos ist, können wir direkt in die Sonne schauen, die Luftverschmutzung ist so extrem wie in Delhi. Wir können dann gar nicht bis zu den „Burning Ghats“ marschieren, weil riesige Sandanschwemmungen den Weg unpassierbar machen. Schade, einmal wären wir schon gerne die ganzen Ghats entlangmarschiert, vor 12 Jahren haben wir das jeden Tag gemacht. Wurscht, passt eh irgendwie zum Gesamteindruck von Varanasi, dass diese Sandberge einfach so am Weg liegengelassen bzw. halbherzig weggespritzt werden. Ist ja eh nur die wichtigste Touristenattraktion hier ... A propos Touristen - dabei handelt es sich fast ausschließlich im Inder, Westerners sieht man nur ganz vereinzelt. So etwa im Restaurant „Kesharis“. Da war Gernot noch bei jedem seiner Besuche, auch mit Nadja natürlich. Damals war sie noch keine 11 Jahre alt und hat - vor allem zu Beginn der Reise - jegliches indische Essen strikt verweigert, nur Pommes Frites, gekochte Kartoffel und Bananen gegessen … Wir kehren also im „Kesharis“ ein, Ilse kriegt einen „Veg. Fried Rice“ und Gernot ein „Veg. Chowmin“. Dazu Coke. Das Essen war gut, zum Abschluss hat sich Gernot dann noch ein „Plain Lassi“ kommen lassen. Diese Art von Joghurtgetränk ist einmalig gut und in Varanasi gibt es angeblich das beste Lassi überhaupt in ganz Indien. Damit auch mal was Positives über Varanasi gesagt ist. Wir gehen dann ins Hotel zurück - natürlich wieder kein Warmwasser. Also muss Gernot wieder bellen, denn höflich geht hier gar nix. Servicegedanke Null, Respekt dem europäischen Touristen gegenüber ebenfalls Null. So betreten die Hausdiener selbstverständlich - auch mal zu dritt - mit ihren dreckigen Schuhen unseren Wohnraum, in dem wir barfuß gehen, um ihn wenigstens halbwegs sauber zu halten. Niemals würden sie mit Schuhen den Wohnraum eines Landsmannes betreten. Ein kluger Inder hat uns einmal erklärt, der indische „Otto Normalverbraucher“ kann mit uns deswegen nix anfangen, weil wir außerhalb des Kastensystems stehen. Andererseits bewundern und beneiden sie uns, weil wir in ihren Augen unendlich reich sind. Sie lassen sich auch gerne mit uns fotografieren, um mit ihren ausländischen „Freunden“ prahlen zu können. Aber in Wirklichkeit, so der kluge Mann, sind wir für den einfachen Inder so eine Art „Cockroaches with money“, also „Kakerlaken mit Geld“. Tja - und so werden wir immer wieder mal behandelt hier. Also muss man halt das arrogante Arschloch heraushängen lassen, denn das kennen sie von ihren eigenen Landsleuten, den „Upper Class Indians“. Da gibt’s dann statt Schimpfen gleich einmal ein paar Ohrfeigen oder Fußtritte. Und dann klappts auch mit dem Warmwasser … Nach dem Duschen legen wir uns hin und werden eher bewusstlos, als dass wir einschlafen. Zwischendurch werden wir von einer Horde Affen aus dem Schlaf gerissen, die unsere Klimaanlage als Sprungbrett verwendet. Ilse hat eh ein lässiges Bild von einem der Affen gemacht, er war offensichtlich sehr überrascht, dass jemand im Zimmer ist … Im gleichen Gebäude unseres Hotels befindet sich ein winziges Reisebüro, das auch Flüge vermittelt. Wir fragen dann gleich den Besitzer, ob er uns einen Flug checken könne, er meint nur „Sure“. Passt, wir kündigen uns für morgen an. Im Zimmer überlegen wir dann, wohin uns unser Indien-Trip jetzt führen wird. Eigentlich wollten wir nach Darjeeling rauf, aber das läuft uns nicht weg. Wir brauchen in jedem Fall frische Luft, schließlich sind wir Tiroler und so einer Drecksbrühe einfach nicht gewachsen. Man schaue sich einfach das Foto von Delhi an - alles gesagt. So etwas schlägt sich nicht nur aufs Gemüt, sondern zunehmend auch auf die Gesundheit, Ilse hustet bereits wie eine Kettenraucherin … 

Also ist die Rechnung recht einfach: Frische Luft plus Ruhe plus Sonne, Strand und Meer ist - GOA! Ilse ackert sich tapfer durch die Unzahl an Flugverbindungen nach Goa, es gibt wirklich viele Angebote. Mal schauen, was uns der Wallah morgen checken kann. Jedenfalls sind wir schon voller Vorfreude auf den kleinsten Bundesstaat Indiens, wenn alles klappt, dann sind wir übermorgen schon dort.  Viel haben wir heute dann nicht mehr auf die Reihe gebracht, Gernot ist später noch einmal rausgegangen und hat für Ilse Chips und Cola besorgt. Vielleicht kriegt sie ja damit ein wenig Ordnung in ihren immer noch beleidigten Stoffwechsel …

Dienstag, 29. Oktober 2019

INDIEN - Tag 7, Delhi - Varanasi


Dienstag, 29. Oktober 2019
Diese völlig sinnbefreite Knallerei zu Diwali kann einem echt den letzten Nerv rauben, man kennt das ja eh von uns daheim, wenn Silvester gefeiert wird. So haben wir auch in dieser Nacht kaum einmal länger als eine Stunde durchschlafen können, weil es immer wieder extrem laut geknallt hat. Eh wurscht eigentlich, aber auf Dauer ist das natürlich nicht so gut …Wir stehen dann gegen 8 Uhr auf und lassen uns vom Roomservice Tee aufs Zimmer bringen, Ilse hat von gestern noch zwei Scheiben Toast gebunkert. Es geht ihr wieder zu 99 Prozent gut, das ist schon mal die beste Nachricht des Tages. Unsere Taschen hat die Brave gestern schon tipp-top eingeräumt, wir sind also bereit. Zum ersten Mal rufen wir uns heute ein Uber-Taxi, die Bestellung klappt ausgezeichnet, sowohl Automarke (Suzuki) mit Kennzeichen, als auch Name und Foto des Fahrers werden angezeigt und die Fahrt kostet gerade einmal 235 RP. Der Fahrer sollte laut Uber in 5 Minuten bei unserem Hotel vorfahren, gebraucht hat er letztendlich viereinhalb Minuten. Na schau! Wir haben einen sehr besonnenen Fahrer erwischt, der seine Karre in aller Ruhe durch den Irrsinnsverkehr Delhis bis zum Flughafen fährt. Dort bringt er uns zum Terminal 3 und wir gehen schnurstracks zum Vistara-Schalter. Das Einchecken ist sofort erledigt, die nette Dame überredet Gernot, er solle doch seine Tasche aufgeben, das wäre ja viel bequemer. Recht hat sie. Der Security-Check verläuft nicht ganz problemlos, dem scharfen Auge des Gesetzes ist ein Feuerzeug nicht entgangen, das Ilse in ihrer Bauchtasche „schmuggeln“ wollte. Jetzt wollte es der strenge Kontrolleur natürlich genau wissen und wir mussten einiges auspacken. Kein Problem, alles in Ordnung und wir wurden durchgewunken. In der großen Halle sticht uns dann das gelbe „M“ ins Auge und Gernot nimmt schon mal Platz. Er bestellt sich zwei Fisch-Macs, das ebenfalls bestellte Coca-Cola kriegt er nicht, weil es Softdrinks nur in Verbindung mit einem Menü gibt. Das verstehe einer, aber - Indien! Also muss es ein Eistee tun, passt auch. Ilse geht sich derweil eine Tafel Milka (!!) Schokolade und ein Mars kaufen, über den Irrsinnspreis dieser Süßigkeiten wollen wir lieber den Mantel des Schweigens breiten, Nur so viel: Würde ein Verkäufer in Österreich diese Summe für die zwei Sweets verlangen, könnte man wohl die Marktaufsicht kommen lassen …Nach dem Break bei McDonalds - Ilse hat zur Vorsicht nichts gegessen - haben wir uns einen Platz gesucht, um uns die Wartezeit mit einem feschen Pasch zu vertreiben. 
Wir wurden schnell fündig und wir sind nicht einmal ganz mit dem Spiel fertig geworden, da war auch schon Zeit fürs Boarding. Der Flug nach Varanasi dauert ja nicht einmal eineinhalb Stunden und hätte nicht ein verwöhnter fünfjähriger Scheißer die ganze Zeit über sinnlos geplärrt und geschrien (er wollte offenbar ein Spiel haben, das nicht mit an Bord war), dann wäre es ein feiner Flug gewesen. Aber so ist es halt manchmal, lässt sich schon aushalten. Der Flughafen in Varanasi ist immer noch so groß bzw. klein wie der in Innsbruck, wir sind eine Gangway hinuntergeschritten und dann übers Rollfeld ins Gebäude marschiert. Dort hatten wir dann Glück bei der Gepäcksausgabe-Lotterie, unsere beiden Köfferchen sind unter den Top-10 dahergekommen.

   Dann nahmen wir uns den erstbesten Taxler, der uns für 600 RP in die Nähe unseres Hotels führen würde. Ganz hin kann er nicht fahren, durch die engen Gassen dort kommt höchstens ein Moped. Bei der Ausfahrt vom Flughafenareal musste unser Taxler dann 50 RP Parkgebühr zahlen, die er mit einer Selbstverständlichkeit von uns verlangte. O.K., kein Problem, kriegt er halt am Ziel nur noch 550 RP. „No, no - 600 RP plus 50RP Parking-Fee, Sir. This is normal in Varanasi!“ Gernot hat ihn dann höflich gefragt, ob er ein bisserl deppert sei, also war die Geschichte erledigt und der Wallah hat den 50er selber gezahlt. Im Stadtzentrum hat er uns bei der Godowlia-Crossing aussteigen lassen und mit einem „only 6 or 7 minutes to walk“ verabschiedet. Es hat dann sicher länger als 20 Minuten gedauert, die ganze Zeit über hatten wir natürlich irgendwelche Commission-Wallahs an uns hängen. Ilse hat uns dann via Google-Maps den Weg gewiesen und schließlich standen wir ziemlich erschöpft vor dem „Baba Guesthouse“. Der letzte uns begleitende Wallah wollte dann tatsächlich Bakschisch fürs Neben-uns-Herlaufen - netter Versuch …Wir kriegten dann unser Zimmer gezeigt und sind entsetzt zurückgeprallt. Ein fensterloser Raum, ca. 6 qm² groß und ohne eigenes Badezimmer. Ehrlich wahr - wäre das eine Gefängniszelle, dann würde sogar Amnesty International aufhorchen. Wir sind zu alt für so einen Scheiß, also verlangten wir nach dem besten verfügbaren Raum. Jetzt haben wir wenigsten 9 m², immerhin ein Fenster und ein eigenes Bad. Dass die Dusche kalt daherkommt - geschenkt - bei 1.200 RP die Nacht passt das schon. Wir richten uns schnell ein bisschen ein und wollen dann ins hoteleigene Rooftop-Restaurant essen gehen. Wir treten ein, schaut ganz gut aus, aber da kommt schon ein Kellner und meint, wir müssten unsere Schuhe ausziehen. Dabei haben wir eh beide unsere Hauspatschen an, mit denen wir nur duschen, aber nie nach draußen gehen. Das Beste - die Kellner tragen selbstredend ihre Schlapfen, mit denen sie auch auf die Terrasse hinausgehen, aber die Gäste sollen barfuß laufen? Das haben wir auch noch nie erlebt, also verabschieden wir uns grußlos. Es ist uns klar, dass wir schnellstmöglich das Hotel wechseln werden, hier gefällt es uns nicht und die Hausregeln sind uns zu eigenartig. Also latschen wir zu den Ghats runter und von dort zum Hotel „Alka“. Das kennen wir, da waren wir schon 2007, aber wegen Diwali waren sie ausgebucht. Wir kriegen aber leider immer noch kein Zimmer, obwohl sie auf Booking.com mehrere freie anbieten. Na ja, eh wurscht, in Varanasi gibt es hunderte Hotels, wir finden schon was. Aber wenn wir schon hier sind, dann wollen wir wenigstens eine Kleinigkeit essen. Wir bestellen einen „Veg. Fried Rice“ für Ilse und ein „Veg. Pulao“ - ebenfalls eine Gemüsereisspeise - für Gernot, dazu je ein eiskaltes Coke. Nach 15 Minuten meint der Kellner, es würde noch ein wenig dauern - no Problem, wir haben es nicht eilig. Nach weiteren ca. 20 Minuten Wartezeit meint Gernot dann launig: „The Fried-Rice is comming from Lucknow“, das ist eine Stadt, ca. 200 Kilometer entfernt. Nein, nein - lachte der Kellner, aber der Boy, den er zum Markt geschickt hat wegen dem Gemüse, sei leider noch nicht zurück … Ist das zu fassen, in einem angeblichen 5-Sterne Hotel, wo die Nacht in einem guten Zimmer 100 (!!) Euro und mehr kostet? Wir bezahlen unsere Getränke und gehen. Also kein Abendessen, ist vielleicht eh besser so. Wir wandern den guten Kilometer zum „Baba Guesthouse“ zurück und kommen dabei am Haupt-Ghat vorbei, wo allabendlich in einer Zeremonie der “Holy Mother Ganga“, also dem Heiligen Fluss, gehuldigt wird. Geschätzte 3.000 Menschen drängen sich auf den Stufen, fast ausschließlich Inder. Wir kommen fast nicht durch die dichtgedrängte Menschenmasse durch und brauchen für 20 Meter mindestens 5 Minuten. Wir kennen diese Zeremonie auch schon von damals, da war aber mehr „Action“ auf der Bühne, heute werden Räucherstäbchen angezündet, Glocken geschlagen und aus den Lautsprechern tönt übersteuerter Hindu-Sound. Im Prinzip nix anderes wie bei uns daheim ein Tiroler Abend, auf religiös halt. Überhaupt sind wir schockiert, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die „Holy Men“ hier inzwischen prostituieren. Wir sehen einen Saddhu, der von Western-Touristen (wahrscheinlich Deutsche) mit gezückten Handys umringt ist. Und auf den Befehl „Make a angry face, Baba“ folgt der „Heilige Mann“ sofort, macht „Grrrr“ und streckt die Zunge raus. Das nachfolgende „Now dance Baba“ hören wir nur mehr, anschauen können wir uns die „Heilige Nutte“ nicht mehr … Dabei haben wir noch vor einigen Jahren einen gehörigen Respekt vor Babas und Saddhus gehabt, vor allem die so genannten „Black-Saddhus“, eine Art böse Zauberer, waren für uns Westerners hochinteressant. Obwohl uns natürlich schon damals klar war - Alles nur Show, Lug und Trug, genau wie die angebliche „Holy Mother Ganga“. Wer bitteschön würde seine Mama derart verdrecken und versiffen lassen, wie es die Inder mit dem ach so heiligen Ganges tun. Eine größere Drecksbrühe gibt es wohl kaum wo - weltweit. So - genug jetzt der Kritik, aber wie sich diese heilige Stadt in wenigen Jahren zum Schlechten gewandelt hat, ist schon erschütternd. Wir waren auch noch nie zuvor an einem derart dreckigen Ort. Gut, sauber war Varanasi auch damals nicht, Gernot war das erste Mal vor gut 25 Jahren hier. Aber jetzt ist das nur mehr eine Müllhalde, eine Stadt, die wir so rasch als möglich verlassen werden, ja unbedingt verlassen müssen. Schon wegen unserer Gesundheit. Wir biegen dann vom Flussufer zu unserem Guesthouse ab und quälen uns die vielen Stufen zum Eingang hoch. 
Dort nehmen wir am Boden Platz und beobachten fasziniert das sprichwörtliche Affentheater, das sich vor unseren Augen abspielt. Auf einem Bambusgerüst, das um einen alten Tempel aufgebaut ist, vergnügen sich zahlreiche Affen, vom mächtigen Alpha-Mann, über die heranwachsenden Halbstarken, bis hin zu den Affen-Mamas mit ihren süßen Babys, die sich am mütterlichen Bauch festkrallen. Die Kletterfähigkeit der Tiere und ihre unfassbare Sprungkraft ist unfassbar, die springen aus dem Stand locker über drei Meter weit, manche auch über vier Meter! Diese halbe Stunde war mit Sicherheit der Höhepunkt für uns am heutigen Tag. Dann sind zwei Hunde die Treppen hochgekommen und zielgerichtet auf uns zugesteuert. Sie haben uns ausgiebig beschnüffelt und uns als Aufforderung zum Streicheln mit ihren Schnauzen angestupst. Blöd werden wir sein, so ein Varanasi-Hund hat mehr Einwohner als Zürich, die dürfen sie alle selber behalten. Gernot hat spaßhalber gemeint, durch das ausführliche Schnüffeln wollten die Hunde nur schauen, wie lange wir noch zu leben haben und ob man vielleicht schon ein Stück von uns abbeißen könnte. Denn - und jetzt ohne Scherz - in Varanasi sind die Hunde an den Geschmack von Menschenfleisch gewöhnt, weil viele der verbrannten Leichen nur angekokelt in den Ganges geschmissen werden. Denn einen Menschen vollständig nur mit Holz zu Asche werden zu lassen, ist fast unmöglich. Und ärmere Leute können sich vom teuren Holz auch nicht Riesenmengen kaufen, also bleibt viel von den sterblichen Überresten übrig. Diese Leichenteile holen sich die Hunde dann raus und - Mahlzeit … Im Guesthouse treffen wir dann auf den Besitzer, er fragt uns, wie es uns gefalle bei ihm. Wir sagen ihm, dass uns das Schuhverbot stört, wo doch die Kellner sehr wohl Schuhe tragen würden. Gernot fragt ihn dann noch, ob er jemals in einem Restaurant gewesen wäre, wo er die Schuhe ausziehen haben müssen, Da meint er: „No Sir, but this ist my house and this are my rules!“ Alles klar und deshalb antworteten wir: „Tommorow we laeve.“ Ganz einfach. Wir gehen dann in unser winziges Zimmer und legen uns nieder. Der Ventilator schaufelt die über 30 Grad warme Luft von einer Ecke des Raumes in die andere und macht dabei das Geräusch eines startenden Helikopters (Zitat Ilse). An einen erholsamen Schlaf ist aber ohnehin nicht einmal zu denken, im Sekundentakt explodieren Böller und Raketen, teilweise direkt unter unserem Fenster. Auch noch nach 4 Uhr früh - Happay Diwali! 


Montag, 28. Oktober 2019

INDIEN - Tag 6, Delhi



Montag, 28. Oktober 2019
Unser letzter voller Tag in Indiens Hauptstadt. Ilse hat eine beschissene Nacht hinter sich, leider in des Wortes ursprünglichster Bedeutung. Sie ist stundenlang nicht von der Kloschüssel weggekommen und hatte dabei stets einen Plastikeimer vor sich stehen, weil sie ununterbrochen speiben hat müssen. Das geht an die Substanz. Gernot ist da vergleichsweise viel, viel besser weggekommen, seine Darmverstimmung hat sich im Laufe der Nacht endgültig in Luft aufgelöst - wie heißt es so „schön“ unter Indienreisenden? „Nur der Mutige furzt!“ Gernot ist also vom Brechdurchfall verschont geblieben, topfit ist er aber auch nicht …
So ist es auch kein Wunder, dass wir erst um 11 Uhr 30 (!!) aufgewacht sind. Das hat auch damit zu tun, dass es in unserem Zimmer auch tagsüber fast völlig dunkel ist - obwohl wir ein Fenster haben. Aber das führt nur in einen Lichtschacht und der ist am oberen Ende abgedeckt. Das wiederum hat den Vorteil, dass wir trotz geöffnetem Fenster kaum einmal ein Insekt im Zimmer haben, keine fünf Stück in den letzten 5 Tagen. Gernot geht dann mal runter in die Rezeption und bezahlt unseren um zwei Tage verlängerten Aufenthalt hier im „All iz well“ Hotel. Das ist schnell erledigt, kostet exakt 4.000 RP und Gernot wird endlich seine so ziemlich letzten 2000 RP Geldscheine los. Die kann nämlich kaum einmal jemand wechseln, wahrscheinlich gibt es viele Millionen Inder, die so einen Schein überhaupt noch nie in der Hand gehabt haben. Dabei reden wir von umgerechnet knapp 25 Euro …  Beim Bezahlen der Hotelrechnung kommt es dann noch zu einem Mini-Eklat. Der Hotel-Wallah fragt Gernot nach unserem nächsten Ziel, weil er das in sein Buch eintragen muss. Und mitten in dieses Gespräch platzt ein (skandinavischer?) Tourist und stellt dem Manager eine vollkommen belanglose Frage. Da ist Gernot kurz ausgeflippt, hat den vielleicht 30-jährigen gefragt, ob er nicht ganz normal ist und warum er sich herausnimmt, einfach ein Gespräch zu unterbrechen. „Haben dir das deine Eltern nicht gelernt? Wenn zwei Erwachsene reden, dann hast du als Kind Pause. Und jetzt schleich dich du arroganter Lümmel oder du wirst mich kennenlernen!“ Bamm Oida - das hat gesessen, wäre er ein Hund, so wäre er mit eingezogenem Schwanz abgezogen. So hat er nur mit eingezogenem, jedoch hochrotem Kopf schnell das Weite gesucht … So geht’s ja echt nicht. Nach der Bezahlung ist Gernot eine gute halbe Stunde lang im Main Bazar herumspaziert. Dabei hat er den Shop von Sascha tunlichst umgangen, denn wir haben inzwischen beschlossen, dass wir uns sein Geschenk gar nicht abholen werden. Vielleicht wird ihm dadurch bewusst, was für eine depperte Idee es ist, zwei Flugzeugreisenden zwei Kilo Süßigkeiten mit auf den Weg zu geben. Noch dazu bei stets über 30 Grad Temperatur … 
Im Hotel dann die freudige Erkenntnis - Ilse ist tatsächlich wieder auf dem Damm und das sogar um eine Spur mehr als nur halbwegs. Zwar ist sie noch sehr schwach, aber den Brechdurchfall hat sie eindeutig hinter sich. Und sie ist schon wieder hochaktiv, während Gernot noch eine Mütze voll Schlaf nimmt, stellt Ilse gleich mehrere Blogbeiträge online, die sie vorher mit den jeweiligen Bildern bestückt hat. Dann - es wird wohl schon nach 16 Uhr gewesen sein - sind wir dann beide noch einmal raus ins pralle Leben. Ilse würde sich eventuell über einen nackten Toast wagen, vor allem, wenn sie ihn, wie daheim den Zwieback, in einen Tee tunken könnte. Sollte sich eigentlich finden lassen …
Wir biegen bei der „New Delhi Railway Station“ einfach nach links ab, da waren wir noch nie. Da kommt es dann gleich zum zweiten Eklat des Tages, denn ein besonders unsympathischer und aufdringlicher Commission-Wallah kann es nicht fassen, dass wir ihn ignorieren und es sogar wagen, uns weiter zu unterhalten. Da packt er doch tatsächlich Gernot am Arm, ja er reißt ihn beinahe herum. Na, mehr hat er nicht gebraucht. Gernot hat ihm nach einem aggressiv vorgetragenen „Don’t touch me or I touch you!“ sofort Schläge angedroht und das mit erhobener Faust bekräftigt. Da ist er blass geworden, der schön braune Inder. Gernot hat sich völlig zurecht empört, NIEMALS würde es dieser Arsch wagen, einen Inder am Arm zu packen, nur weil er irgendein Scheiß-Geschäft machen will. Da würde er sofort am Boden liegen und noch ein paar Tritte obenauf kassieren. Noch bis in die 1980er (!!) Jahre hinein war es Indern erlaubt, einem Kastenlosen die Hand abzuhacken, falls der ihn berühren sollte. Das nur zum Verständnis, um welchen Tabubruch es sich bei so einer unstatthaften Berührung handelt. Jedenfalls hat Gernot dem Lümmel noch ein paar Nettigkeiten auf seinen weiteren Lebensweg mitgegeben und eines ist sicher: DER greift unseren Gernot garantiert nicht mehr an …Erlebnisse wie diese können uns aber nicht die Laune verderben, bereits Sekunden nach dem Streit ist Gernot wieder völlig relaxed und wir spazieren weiter. 
Wir kommen an einem Fruchtsaft-Stand vorbei und weil der junge Verkäufer nett ausschaut, bestellt sich Gernot einen Ananas-Saft. Wie er dann sieht, dass der junge Bursche das staubige Glas zwecks Reinigung in einen Behälter mit Wasser taucht, hätte er die Bestellung vernünftigerweise abbrechen müssen. Aber - no risk no fun“ und außerdem sind wir eh gegen Hepatitis geimpft. Der Ananassaft ist dann übrigens dunkelrosarot dahergekommen, entweder eine indische Spezialananas oder eine Mischung mit Granatäpfeln, die er auch im Angebot gehabt hat. Wurscht - der Saft war köstlich und man wird sich ja nicht gleich bei jeder Gelegenheit Cholera aufreißen.
Beim Spaziergang kommen wir auch an einer uralten Vespa vorbei, also das Ding wäre bei jeder Vespa-Parade der absolute Top-Star. Überhaupt sind hier einige Vespas unterwegs, zum Teil Originale, auch wenn es sich bei den meisten Rollern um gnadenlose Fälschungen handelt. Das hören wir natürlich sofort am Motorengeräusch, denn das kann man schlecht fälschen … Auch zwei leuchtendrote 125er haben wir schon gesehen, beide wunderschön und ohne einen einzigen Kratzer. Wir sehen dann eine nette Szene, als sich ein Straßenköter und eine Katze begegnen. Der Hund macht der Katze gegenüber sofort eine Unterwürfigkeitsgeste, was diese mit hocherhobenem Schwanz quittiert. Dann streifen sie dicht aneinander vorbei und die Katze lässt den Hund noch kurz an ihrem Hinterteil schnüffeln. Wirklich süß. Weniger süß ist der Anblick eines toten Hundes, der am Gehsteig liegt und mit drei Doppelseiten einer Zeitung abgedeckt ist. Ein paar Schritte weiter liegt ein Mann in der Gosse, das schaut gar nicht gut aus, besoffen war der eher nicht. Das sehen wir an den besorgten Minen der Herumstehenden, uns geht so etwas jedenfalls nichts an und wir gehen weiter.Wir biegen dann in eine kleine Seitengasse ein, die sollte uns eigentlich zurück in den Main Bazar bringen. Ilse wagt sich über ein eiskaltes Coca-Cola, Gernot trinkt einen Red Bull. Beide bekommen wir einen Strohhalm, den der Wallah zuvor notdürftig abstaubt. Also heikel sollte man hier besser nicht sein. Übrigens muss Gernot mit seinen 1,86 Metern Größe stets auf der Hut sein, nicht in herunterhängende Stromkabel zu geraten. Manchmal müssen wir direkt lachen, wenn wieder einmal ein Kabel mit zwei unisolierten Enden direkt vor Gernots Gesicht auftaucht. 
Eine dieser „Kabelfallen“ haben wir eh fotografiert, die hätte sogar der lieben Ilse gefährlich werden können … Wir sind dann wieder im Main Bazar gelandet und haben uns ins Hotel verfügt. Gernot hat sich noch ein wenig niedergelegt, Ilse hat für heute schon genug gepennt. Gegen 20 Uhr gehen wir dann noch einmal hinüber ins „Exotic“ Restaurant, schließlich hat Ilse ihren Tee mit Toast noch nicht gekriegt. Wir bestellen also Schwarztee, vier Scheiben Toastbrot und dazu zweimal die „Double-fried eggs“. Gernot trinkt schon wieder einen Red Bull, na ja, davonfliegen wird er uns schon nicht.
Nach dem Ultra-Spät-Frühstück gehen wir noch eine kleine Runde durch den Main Bazar, es knallt immer noch hie und da, obwohl Divali eigentlich schon vorbei ist. Also vorbei sein sollte oder so. Denn auch wenn wir schon viele Inder nach dem genauen Zeitraum des Festes gefragt haben, bekamen wir die unterschiedlichsten Antworten. Was solls - morgen sind wir eh von hier weg. Im Hotel packt Ilse dann unsere gesamte Habe in die Köfferchen und Taschen, Gernot schreibt derweil an unserem Blog. Morgen gegen 10 Uhr werden wir uns ein Taxi zum Flughafen rufen und wir versuchen das zum ersten Mal mit Uber. Mal schauen, wie das funktioniert. Der Preis für die Fahrt wird übrigens von Tag zu Tag billiger - zurzeit steht er bei 216 RP, das ist nicht einmal die Hälfte vom billigsten Taxipreis. Kein Wunder, dass Uber erfolgreich ist, wobei …
 

Sonntag, 27. Oktober 2019

INDIEN - Tag 5, Delhi

Sonntag, 27. Oktober 2019
Heute haben wir nichts zu erledigen, wir wollen uns eventuell ein bisschen herumfahren lassen. Ilse hat wahrscheinlich gestern irgendetwas Falsches erwischt, schon in der Nacht ist sie von Durchfall geplagt worden. Die Arme …Wir gehen die paar Meter zum „Exotic“ rüber und dort in den 2. Stock hinauf. Wir haben wieder einen Platz mit freiem Blick auf den Main Bazar unter uns. Gernot gönnt sich Kaffee, Toast, Butter, Jam und dazu „Two eggs double-fried“. Und weil er gerade Lust hat, gönnt er sich noch einen eiskalten Red-Bull, mit Strohhalm hat er das Getränk auch noch nie vorher konsumiert. Ilse trinkt nur einen Tee und knabbert lustlos an einer Toastscheibe mit Honig herum.

Danach suchen wir uns einen halbwegs seriös ausschauenden Rikschah-Wallah und bald einmal werden wir fündig. Schon nach wenigen Sekunden wissen wir, dass wir mit Kishore einen Volltreffer gelandet haben. 

Denn als wir uns als erstes zur Hanuman-Statue bringen lassen, erklärt uns der überaus freundliche Endvierziger alles dazu, auch dass sie 108 Feet hoch ist. Die Statue ist natürlich beeindruckend, aber die neu errichtete Autobahn ist ganz knapp an das Monument herangerückt, es musste sogar extra eine kleine Kurve in den Streckenverlauf eingebaut werde. In den Tempel gehen wir nicht hinein, das lockt uns eher weniger, wir sind nun wirklich nicht sonderlich an religiösen Dingen interessiert. 

Als nächstes zeigt uns Kishore, wo hier in Delhi die Affen leben. Wir werden in einen ziemlich großen Wald gebracht, durch den eine links und rechts von Mauern begrenzte Straße führt. In zahlreichen Kurven schlängelt sich das nette Sträßchen durch den Wald, wir hätten es niemals für möglich gehalten, dass sich einen Steinwurf vom lärmenden Pahar Ganj eine derartige Oase der Ruhe befindet. Und dann sehen wir sie schon, eine ganze Horde Affen lässt sich füttern und bereitwillig fotografieren. Es sind Paviane und das Alpha-Männchen ist unglaublich beeindruckend und strotzt vor Kraft und Selbstbewusstsein. Wir haben großen Respekt vor diesen Tieren, denn wenn die narrisch werden, nützt auch kein Wegrennen mehr. 
Weiter geht die Fahrt zum Lakhsmi-Tempel, wir fotografieren das Gebäude aber ebenfalls nur von außen. Bei der Gelegenheit kaufen wir uns gleich zwei Postkarten-Hefte, insgesamt 20 Stück. Sobald wir irgendwo ein Postamt sehen, gibt’s auch die notwendigen Briefmarken dazu. Unser Fahrer Kishore fährt uns dann ins Regierungsviertel von New Delhi und erklärt uns jedes wichtige Gebäude. Wir bleiben kurz beim Präsidenten-Palast stehen - interessanterweise dürfen Ausländer das Gelände betreten, Inder nicht (?!). Es stehen auch Schilder herum, auf denen „No honking“ steht, also „Nicht hupen“. Was für eine Unverschämtheit eigentlich! Jeder Einwohner hier wird von Lärm geplagt, aber der Herr Präsident und die Herren und Damen Minister wollen ihre Ruhe haben. Mahatma Gandhi schau herunter, das haben die aus deinem „All people are equal“ gemacht. …

Wir kommen natürlich zum „India Gate“, in den Wänden des monumentalen Denkmals sind die Namen von 70.000 Indern eingraviert, die in den beiden Weltkriegen gefallen sind. Ilse geht ein paar Meter aufs Gelände, natürlich muss sie vorher einen Security-Check machen. Übrigens an einem „Women only“ Eingang. Als sie nach ein paar Minuten wieder raus will, sieht sie, dass sie dafür einen Riesenumweg machen muss, denn der Ausgang befindet sich ganz wo anders. Aber Ilse wäre nicht Ilse, würde sie sich nicht eine Ausnahme herausverhandeln und so darf sie als einzige wieder durch den Eingang rausgehen.

Kishore führt uns dann zu einer gigantischen Grünfläche, einen richtigen Wald, der sich Lodi-Park nennt. Hier herrscht die totale Ruhe, man hört die Vögel zwitschern und es befinden sich kaum Leute hier herinnen. Wir spazieren ein bisschen herum und Kishore macht uns ein paar Yoga-Übungen vor. Sehr beeindruckend, er ist wirklich in guter Form. Wir bleiben eine gute halbe Stunde lang im Park, dann lässt uns aufkommender Durst zu einem Chai-Shop fahren. 

Wir trinken Limca und Coca-Cola, letzteres kommt in einer netten 250 ML Flasche daher. Danach sind wir von den vielen Eindrücken leicht overdosed und lassen uns zurück zum Main Bazar bringen. Vorher zeigt uns Kishore noch die einzige Stelle Delhis, wo sich Riesenfledermäuse niedergelassen haben. Zu dutzenden hängen die schwarzen Batmans in den Bäumen, so etwas haben wir auch noch nie gesehen. Nach guten drei Stunden Fahrt steigen wir direkt beim Hotel „Metropolis“ aus und chargen Kishore für seine Tour. Natürlich nennt er keinen Preis, als ihm Gernot 1.000 RP in die Hand drückt, ist er mehr als zufrieden damit. Wir tauschen noch unsere Handynummern und vielleicht fahren wir mit ihm oder seinem Sohn (der ein „richtiges“ Taxi besitzt) am Dienstagvormittag zum Flughafen. Das war wirklich eine außergewöhnlich lässige Stadtrundfahrt mit einem sehr, sehr netten Rikschah-Wallah, der alles über seine Stadt weiß und uns das in einer völlig unaufdringlichen Art nähergebracht hat. 
Von den Eindrücken sind wir derart geplättet, dass wir uns bald einmal niederlegen müssen. Vorher gönnen wir uns aber noch jeder eine Portion Röstkartoffel mit Salz - ein Hochgenuss. Die einfachsten Dinge sind wirklich oft die besten. Dann aber nix wie ins Hotel, duschen, Klimaanlage an und ab in die Betten. Nach zwei, drei Stunden Schlaf sind wir dann wieder aufgestanden, Ilse geht es leider immer noch schlechter. Sie hat Durchfall und gleichzeitig kotzt sich die Arme die Seele aus dem Leib. Hoffentlich ist es nur eine typisch indische Magenverstimmung … Trotz ihres maladen Zustandes begleitet sie Gernot hinauf ins „Exotic“ Restaurant, die steilen Stufen kommen ihr vor wie eine Himalaya-Expedition. Ilse ist eigentlich vollkommen fertig, an essen ist nicht einmal zu denken, also bestellt sie sich nur einen Schwarztee. Gernot kommt hingegen schon wieder nicht an den „Dal Makhani with Butter Naan (das ist eigentlich die richtige Schreibweise dieses indischen Fladenbrotes)“ vorbei, diesmal werden sie in einem nicht unhübschen Metall-Eimerchen serviert. 
Und wieder war dieses Linsengericht einfach nur köstlich, Gernot hat alles bis zum letzten Krümel aufgefuttert. Wir sitzen wieder direkt an der Brüstung und geben uns die Stimmung. Heute ist das Fest Diwali an seinem Höhepunkt, es werden ununterbrochen Knallkörper gezündet und bunte Raketen in den Himmel gejagt. Wie bei uns daheim zu Silvester. Und wer kein Geld dafür hat, der knallt wenigstens die Fensterläden auf und zu, Hauptsache, es lärmt ordentlich … Wir müssen dann rasch ins Zimmer zurück, Ilse ist komplett down. Im Zimmer kommt sie dann ewig lang nicht mehr aus der Toilette heraus, Brechdurchfall in Reinkultur. Gernot macht sich langsam echt Sorgen, noch dazu, wo er selber ein heftiges Bauchgrimmen und -zwicken verspürt. Beide dürfen wir keinesfalls krank sein, denn dann haben wir ein echtes Problem. Weil sich bei Gernot immer mehr der Bart zeigt, wird es Zeit, zum Barbier-Wallah zu gehen. 
 Wir haben ja nicht einmal Rasierzeug eingepackt, in Indien hat sich Gernot bei all seinen Reisen noch nie selber rasiert. Gegenüber vom Hotel „Metropolis“ ist bei einem Barbier ein Stuhl frei und Gernot nimmt Platz. In der kommenden dreiviertel Stunde wird Gernot dann nach allen Regeln der indischen Barbier-Kunst behandelt, Gesichtsmassage inklusive. Die führt der Wallah übrigens heutzutage nicht mehr mit seinen Händen und Fingern aus, dafür gibt es jetzt eine handliche Maschine. Sie schaut irgendwie aus wie ein Winkelschleifer, erfüllt aber voll ihren Zweck. Dann kriegt Gernot noch eine Spezialpaste gegen Mitesser ins Gesicht geschmiert und schaut für eine Viertelstunde aus wie ein trauriger Clown. Abschließend noch mindestens drei verschiedene Rasierwässer und Puder ins Gesicht geklatscht - fertig. Die ganze Prozedur war mit 480 (!!!) RP zwar exorbitant teuer, ein Inder würde sich über diesen Preis krummlachen. Aber Gernot ist so glattrasiert wie nie zuvor und das ist allemal 6 Euro wert. Am Retourweg kommt Gernot dann an Saschas Shop vorbei, er ist nicht da, dafür sein Bruder Aziz (den man Aschisch ausspricht). Mit einem strahlenden Lächeln und einem „This gift ist for you an your wife with a Happy Diwali fromm my brother“, will er Gernot zwei gigantische Schachteln mit Keksen und Pralinen überreichen. Das ist wieder typisch Indien! Jetzt weiß Sascha ganz genau, dass wir am Dienstag nach Varanasi fliegen, schließlich war er bei der Buchung erste Reihe fußfrei mit dabei. Und dann schenkt er jedem von uns 1 kg (!!) Süßigkeiten, die beiden riesigen Schachteln allein würden schon eines unserer Köfferchen füllen. Wurscht - schenken wir sie halt weiter. Aber vorher bleiben sie ohnehin noch im Shop, denn Gernot hat sich schnell eine Ausrede einfallen lassen, warum er die Geschenke grad nicht übernehmen kann. Und jetzt nix wie „back to the hotel“. Ilse schläft noch bzw. ist eher bewußtlos und Gernot setzt sich dann an den Computer, um unseren Blog am Laufenden zu halten. 
Das Bauchgrimmen wird dann immer heftiger, doch plötzlich lösen sich gute 2 Kubikmeter Luft aus dem Darm und danach schaut die Welt gleich besser aus. Gernot hat also nix und das mit Ilse wird schon wieder werden. Om Nama Shiva ya. Um 23 Uhr macht Gernot dann das letzte Licht aus, draußen explodieren nach wie vor im Minutentakt die Böller und Raketen. Gute Nacht …