Donnerstag, 29. September 2022

115. WoMo-Fahrt "Italien, Kroatien, Italien - vom Wetter umgeleitet"

vom 9. bis 28. September 2022 
Innsbruck-Sistiana-Savudrija-Fazana/Pula-Venedig-Innsbruck  
1.223 km und Vespa 543km

Freitag, 9. September 2022
Seit unserer Rückkehr aus Wien und der Steiermark sind gerade einmal 10 Tage vergangen, schon sind wir wieder auf Achse. Wieder einmal sind wir in unserer Reiseplanung gedanklich in halb Europa herumgefahren – Venedig, Cote Azur, Holland, Schweiz, der Lago Piano in Oberitalien, ja sogar Elba, Korsika oder Sardinien schienen uns lohnende Ziele zu sein. Es ist wie immer anders gekommen und am Mittwoch haben wir aus heiterem Himmel entschieden, nach Kroatien zu fahren. Da waren wir erst einmal und auch damals sind wir lediglich auf die Insel Krk gefahren, haben vom Land und von der Küste also kaum was gesehen. Schnell hat Ilse die in Frage kommenden Campingplätze herausgesucht, es ist ja bereits „ACSI-Zeit“, wir werden also kaum wo mehr als 20 oder 22 Euro pro Übernachtung bezahlen. Fein. Am Abreisetag sind wir früh genug aus den Betten gekommen, die Vespa steht schon seit gestern auf ihrem Träger und alles Notwendige ist bereits im WoMo verstaut. 
Und so verlassen wir unsere Garage um exakt 5 Uhr 01, draußen ist es noch stockdunkel. Gemütlich gondeln wir die Inntalautobahn dahin, es sind noch kaum LKW unterwegs. In Wörgl fahren wir eine Abfahrt früher von der A12 herunter, weil es bei Wörgl Ost eine Baustelle gibt, bei der die Ausfahrt nicht ganz ungefährlich ist. Um diese Uhrzeit ist bei der Durchfahrt von Wörgl mit keinen Staus zu rechnen, untertags geht es hier nur im Stopp-and-Go Modus. Und wie wir Stunden später in den Nachrichten gehört haben, hat sich ausgerechnet um diese Zeit bei der Ausfahrt Wörgl Ost ein schwerer Unfall ereignet, lange Verzögerungen waren die Folge. Also Glück gehabt. So sind wir locker übers Brixental nach Kitzbühel gekommen, von dort über den Pass Thurn drüber nach Mittersill, danach war der Felbertauern-Tunnel dran. Das Ganze ohne jede Verzögerung, auch in Lienz sind wir nur zum Stehen gekommen, weil wir im Bahnhofskiosk etwas zu kaufen hatten. Bis jetzt sind wir jeden Meter unserer Strecke schon zigmal gefahren, aber ab Oberdrauburg wartet eine „Terra incognita“ auf uns, also unbekanntes Gebiet. Es geht auf die Gailtalhöhe hinauf, danach wieder runter und gleich danach baut sich der Plöckenpass vor uns auf. Den kennen wir auch nur aus den Verkehrsnachrichten, wenn er wieder einmal gesperrt ist – wegen Schnee oder einem Unfall. 
Beide Bergstraßen sind wunderbar zu befahren, am Plöckenpass beeindrucken uns zum Beispiel Tunnels, die in scharfen Haarnadelkurven geführt werden. Kennen wir so nur aus der Schweiz. Es herrscht praktisch kein Verkehr, nur sehr vereinzelt kommen uns Fahrzeuge entgegen, selber werden wir nur von dem einen oder anderen Motorrad überholt. So kommen wir relaxed nach Tolmezzo, jetzt sind wir also in Italien. Grenzkontrolle entfällt, der Beamte winkt uns gelangweilt durch. 
 Wir durchfahren einen Ort mit dem lustig klingenden Namen „Tischlbong“, später googelt Ilse, dass es sich bei diesem Dörfchen um eine Sprachinsel handelt, in der ein seltener deutscher Dialekt gesprochen wird, die Sprache wird „Tischlbongerisch“ genannt 😊Gleich einmal hinter Tischlbong verfügen wir uns dann auf die Autobahn, der werden wir jetzt bis knapp vor unserem Ziel folgen. Dieses Ziel nennt sich Sistiana und ist ein Ort nahe der Stadt Triest. Wir passieren Udine, kommen super voran, aber plötzlich beginnt sich der Himmel mehr und mehr zu verdunkeln. Bald einmal sehen wir in der Ferne Blitze aufleuchten und weil wir mit über 90 km/h dahinfahren, kommen wir dem Gewitter rasch näher. Keine fünf Kilometer vor dem Ziel beginnt es dann zu regnen und Ilse meint noch, wir sollen doch bei der nächsten Raststation zufahren, die kommt in 1.000 Metern. Gernot winkt lässig ab „Wegen den fünf Kilometern bleiben wir nicht mehr stehen“ und fährt unbeirrt weiter. Tja, was sollen wir sagen – ein Fehler und beinahe ein sehr bitterer Fehler. Denn genau in dem Moment, als wir auf die Ausfahrt „Sistiana“ abbiegen, geht rundum uns die Welt unter. Keiner von uns hat jemals einen derartigen Starkregen erlebt, wir haben keine 5 Meter (!!) weit gesehen. Das Schlimmste aber war, dass wir nicht stehen bleiben konnten, denn das wäre auf einer Autobahnausfahrt ein irres Risiko gewesen. Also schalteten wir die Alarmblinkanlage ein und fuhren ohne Sicht (!) auf gut Glück weiter. Im letzten Moment erkannten wir dann die Abzweigung nach Sistiana, aber nur deshalb, weil das Schild leuchtend gelb war. Denn alles war in undurchdringliches Grau gehüllt und der Scheibenwischer schaffte es auch auf höchster Stufe nicht, das Wasser wegzubringen. Dann prasselten schon die ersten Hagelkörner auf unsere arme Schnecke nieder, sie waren etwa so groß wie Kirschkerne. Ein Alptraum. Auf der Bundesstraße kamen uns dann reihenweise richtige Sturzbäche entgegen, teils mehr als 20,30 Zentimeter tief. Wir könnten jederzeit Aquaplaning kriegen, mit einem WoMo natürlich ein Wahnsinn. Von einer Baustelle schwemmte es Dreck auf die Straße und wir spritzen die schlammige Masse meterweit in die Gegend. Es blitzte, donnerte und schüttete unentwegt, aber wir hatten es ja nicht mehr weit. Natürlich übersah Gernot in der Gischt das Zufahrts-Schild zum Campingplatz, aber glücklicherweise gab es gleich danach einen Parkplatz zum Umkehren. Gernot wendete also unser WoMo – in dem Moment schlug ein Blitz neben uns ein, keine 10 Meter entfernt. Der Knall war gigantisch und es folgte sogleich ein weiterer Einschlag in unmittelbarer Nähe. Na servas, jetzt sind wir aber wirklich mittendrin in einem Unwetter. Im strömenden Regen und unter Blitzen und Donnergrollen sind wir schließlich unbeschadet an der Rezeption des Campingplatzes „Village Mare Pineta“ eingelangt. Puh, geschafft. Wir erlebten dann das schnellste Check-in aller Zeiten, denn die, vermutlich noch von den Blitzeinschlägen geschockte, Mitarbeiterin überreichte Ilse sofort einen Stapel an Informationen, checkte nur kurz die ACSI Karte und meinte, wir sollten uns irgendwo einen Platz suchen und Ciao! Das wars und es hat keine fünf Minuten lang gedauert. Ähnlich schnell hat sich auch das Unwetter verzogen, denn wir waren noch nicht einmal am Platz eingerichtet, als es schon zu regnen aufgehört hat. Wir haben uns dann aber einen besseren Platz gesucht und Ilse ist in der Nähe des Waschhauses fündig geworden. Blitzartig wechselten wir in den Camping-Modus und freuten uns sehr, dass wir diese Anfahrt glimpflich überstanden haben. Glück gehört halt auch dazu … Keine Viertelstunde nach unserer turbulenten Ankunft konnten wir schon unsere Vespa abladen, da hat bereits wieder die Sonne geschienen. Wir spülten uns den Schrecken mit einem kühlen Drink hinunter, bereiteten uns eine feine Jause zu, danach machten wir natürlich noch einen Pasch. Später haben sich an diesem Abend noch zwei recht heftige Gewitter über uns entladen, dann war aber Schluss mit Regen und wir verbrachten eine feine und ruhige Nacht.









Samstag, 10. September 2022 
Schon kurz vor 8 Uhr sind wir beim Kaffee gesessen und weil sich das Wetter von seiner schönsten Seite zeigte, sind wir bereits um 9 Uhr mit unserer treuen Vespa vom Platz abgefahren. Wir werden nach Triest rüber cruisen, das ist gut 15 Kilometer weit entfernt. Die Strecke führt fast immer dem Meer entlang und wieder einmal erstaunt uns die Unvernunft der italienischen Autofahrer. Muss nicht gegendert werden, denn es handelt sich bei den Deppen ausschließlich um Männer. Fahren wir, wie erlaubt, einen 50er, drehen sie alle durch. Fahren wir 60 statt der vorgeschrieben 50, drehen sie alle durch. Selbst wenn wir über 70 bei einem 50er fahren, MÜSSEN sie uns mit einem 80er überholen. Eine Vespa ist kleiner als mein Fiat Uno, also muss sie weg. Völlig egal, dass wir sie bei nächster Gelegenheit zurücküberholen, etwa bei einem kleinen Stau. Es bringt diese Raserei nicht eine Sekunde Zeitgewinn, es dient nur der Befriedigung von Minderwertigkeitskomplexen. Anders lässt sich das nicht erklären. Einmal näherten wir uns mit einem 60er einem Kreisverkehr, da wurden wir unmittelbar vorher von einem italienischen BMW-Fahrer überholt, der dann direkt vor uns von etwa 90 auf 30 km/h vollbremsen musste, damit er noch die Kurve kriegte. So viel Risiko, soviel dümmste Fremdgefährdung für rein gar nichts - das kann wohl nur mehr ein Psychologe oder besser ein Psychiater erklären. Normal ist das jedenfalls nicht. Trotz der Macho-Idioten in ihren Autos erreichen wir Triest unbeschadet, parken uns an der Hafenpromenade ein und machen einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt. Triest hat einen ganz eigenen Charme, ist nicht schön, aber auch nicht hässlich. Vieles erinnert noch an die Zeiten, als das hier noch eine österreichische Stadt war, etwa ein Hotel Maria Theresia oder ein Hotel Greif. Was uns auffällt, es gibt keine Souvenir-Läden – wahrscheinlich ist Triest kein Touristenmagnet. Dafür steuern wir ein Handy-Geschäft an und das hat natürlich einen Grund: Gernots Handy funktioniert nicht mehr. Allerdings ist es nicht auf der Reise kaputt gegangen, es hat sich schon am Abreisetag in Innsbruck nicht mehr laden lassen. Vielleicht ist der Akku defekt und man kann ihn tauschen lassen. Konnte man hier leider nicht, aber immerhin wissen wir jetzt auch offiziell, dass sich das Handy nicht mehr laden lässt 😊. Wurscht, es findet sich schon eine Lösung. Ilse hat eh schon lange darauf gedrängt, dass sich Gernot endlich ein neues Handy kaufen solle. Aber – das Ding ist erst fünf oder sechs Jahre alt, hat immer klaglos seinen Dienst getan, also warum ein neues kaufen? Aber jetzt scheint der Zeitpunkt gekommen. Aber natürlich kaufen wir uns erst nach unserer Rückkehr ein anderes Telefon, außer man kann das alte noch richten. Wir werden sehen. Jedenfalls kriegen die wichtigsten Kontakte Gernots noch schnell die Info, dass er ab sofort nur mehr über Ilse erreichbar ist – damit ist das Thema Handy vorerst erledigt. Der Stadtspaziergang hat uns hungrig gemacht und wir halten Ausschau nach einer Gelegenheit für einen kleinen Snack. Ein Kebap wäre jetzt genau das Richtige. Leider drängt sich kein türkisches Restaurant in unser Blickfeld, auch egal, am Retourweg gibt es reihenweise Einkehrmöglichkeiten, wir werden nicht allzu lange darben müssen. Und dann sind wir kaum 200 Meter auf unserer Vespa unterwegs gewesen – zack, sind wir schon an einem Kebap-Laden vorbeigekommen. Wir parkten selbstredend direkt vor dem einzigen freien Tisch ein und bestellten uns zwei große Kebap-Teller mit Allem und Brot. Wie jedes Mal „Beim Türken“ sind wir sehr gut abgefüttert worden, bis jetzt haben wir noch nie einen Besuch in einem Kebap-Laden bereut. Egal wo. Am Weg zurück zum Campingplatz sind wir dann beim berühmten Schloss „Miramare“ zugefahren. Vor allem, weil das immer eine Art Sehnsuchtsort für Ilses Mutter war. Unmittelbar vor dem Schranken zu den gebührenpflichtigen Parkplätzen haben wir unseren Roller abgestellt und sind zu Fuß in Richtung Schloss gewandert. Mit uns wanderten hunderte andere Besucher – um hunderte Wanderer zu viel für uns. Menschenmassen mögen wir nicht, das war übrigens schon vor der Pandemie so. Also haben wir uns einen feinen Platz gesucht und uns den Eingangsbereich des „Miramare“ von Weitem angesehen. Eine Besichtigungstour hätten wir ohnehin nicht gemacht, also gaben wir uns mit einer Teil-Ansicht des historischen Gemäuers zufrieden. Schloss Miramare – Check! Wir sind zurück nach Sistiana gecruist, dort aber gar nicht zum Campingplatz gefahren, sondern weiter ins Nachbardörfchen Duino. Dort sind wir eine ganze Zeitlang am Hafen gesessen und haben ins Meer geschaut. Herrlich. Am Retourweg zum Wohnmobil haben wir noch bei einem „Conad“ Supermarkt Halt gemacht, ein paar Kleinigkeiten braucht man immer, im heutigen Fall waren das Salami, Oliven, Schafskäse und Joghurts. Dann aber endgültig zurück zur Schnecke, wo wir uns später eine herzhafte Jause gegönnt haben. Vorher sind wir noch eine große Runde über den Platz spaziert, haben von „unserer“ Steilküste aus aufs Meer hinaus- bzw. hinuntergeschaut und uns einfach des Lebens gefreut. Es gibt hier auch einen ziemlich großen Swimmingpool, der direkt am Restaurant liegt. Wer weiß, vielleicht schwimmt Ilse mal ein paar Längen darin, je nach dem, wie lange wir noch hierbleiben und natürlich vorausgesetzt, dass sie Lust dazu hat. Auf Gernot üben chlorbehandelte Wässer nur geringen Reiz aus, da muss es schon sehr heiß sein … Mit den Einkäufen haben wir uns abends noch ein sehr gutes Abendessen zubereitet und nach einem Pasch haben wir den Tag für uns enden lassen.


Sonntag, 11. September 2022 
Schon bei unserer ersten Fahrt nach Triest ist uns ein riesiges Gebäude auf einem Berg aufgefallen. Offenbar aus Beton gefertigt, zuerst dachten wir an ein Hotel oder so. Dann aber erkannten wir ein großes Kreuz auf dem Dach des großen Kastens und die Internetrecherche ergab, dass es sich dabei um die Wallfahrtskirche „Monte Criso“ handelt. Das müssen wir uns natürlich anschauen. Vorerst haben wir es aber ein bisserl wärmer werden lassen und nach einem Vormittags-Pasch starteten wir los. Die Fahrt nach „Monte Criso“, es werden keine 15 Kilometer gewesen sein, war schon das halbe Vergnügen, aber die Kirche übertraf dann noch unsere Erwartungen. In glänzend weißem Beton gehalten reckt sich das Gotteshaus kühn und weit in den Himmel, als wir sie betraten, wurde gerade eine Messe abgehalten. Wir fühlten uns fast ein wenig wie Spanner, haben aber dann doch einige Zeit dem Orgelspiel und dem Gesang des Pfarrers und der Gläubigen zugehört. Wir durchquerten die große Kirche und standen danach auf einer schönen Terrasse, die einen wunderbaren Blick auf das Meer und die Umgebung bot. 
Wirklich ein Traum, wir sind lange beieinander da oben gestanden und haben nur still geschaut. Danach sind wir zur Vespa zurück spaziert, die wir selbstredend direkt vor der Wallfahrtskirche geparkt hatten. „Monte Criso“ war wirklich einen Besuch wert, die moderne Kirche hat einen ganz besonderen Reiz. Unser nächstes Ziel führte uns dann wieder nach Triest hinein, denn Ilse hat gestern noch die Adresse eines Samsung-Reparatur-Shops erhalten, also schauen wir mal, wo der umgeht. Wir fahren diesmal anders nach Triest hinein, das Navi am Handy leistet perfekte Dienste und Dank Ilse und Google finden wir den Shop auf Anhieb. 
Er hat am Sonntag natürlich geschlossen, aber jetzt wissen wir zumindest, wo er sich befindet. Also ist die Mission „Gernots Handy“ für heute erledigt und wir fahren in Richtung Campingplatz zurück. Noch in der Nähe des Handyshops kommen wir am Fußballstadion „Nero Rocco“ vorbei und bleiben kurz stehen. Steil ragen die Tribünen des Stadions in die Höhe, aber der Fußball-Club von Triest teilt leider das Schicksal unseres FC Wacker Innsbruck – er grundelt in der 5. (!!) italienischen Liga herum. Immerhin erfahren wir von der Verehrung eines Fans, dem eine ganze Kurve gewidmet ist. Dieser Stefano Furlan wurde vor einigen Jahren von Polizisten bei einem Fan-Tumult getötet, wie wir aus dem Netz erfahren haben. Für Tickets für die „Curva Stefano Furlan“ gibt es sogar eine eigene Kassa, aber viel ist in diesem Stadion leider nicht mehr los. 
Bald einmal fanden wir uns im Zentrum von Triest wieder und ab da kennt sich Ilse schon aus, als hätte sie früher mal hier gewohnt 😊. Wir legen am Hafen eine kleine Pause ein, beim Parken der Vespa müssen wir dann beide lachen. Denn Gernot hat ein fesches Plätzchen direkt bei den Schiffen gefunden, noch dazu im Schatten eines Containers gelegen. 
Auf Ilses Warnungen betreffend Halte- und Parkverbot meinte Gernot nur: „Ich seh da nirgends ein Verbot.“ Nun, er parkte unseren Roller exakt vor dem Verbotsschild, so was kann man schon mal übersehen. Jedenfalls hat Ilse ein Foto davon gemacht, denn so frech parken wir wirklich selten. Obwohl man unseren Erfahrungen nach mit einer Vespa in Italien fast alles – und mit einer roten Vespa gar alles machen darf. Aber das stimmt so natürlich auch nicht. Wurscht, wir sind wie immer ungestraft geblieben und das ist auch gut so
😊.Weil uns ein kleines Hüngerchen zu plagen beginnt, halten wir Ausschau nach einem Restaurant – kein großes Kunststück, wir kommen schließlich alle paar Meter an einem vorbei. Es spricht uns aber vorerst keines richtig an, no Problem natürlich. Wir fahren ja am Heimweg eh kilometerlang der Meerpromenade entlang und auch hier reiht sich Kiosk an Kiosk und Restaurant an Restaurant. An einem Sonntag ist der Zulauf zum Meer natürlich entsprechend groß und so ist so ziemlich jeder der unzähligen Parkplätze besetzt. Aber für eine schlanke Vespa findet sich immer irgendwo ein Plätzchen und so ist es natürlich auch gekommen. Ziemlich regelkonform halten wir in der Nähe eines Kiosks und gleich mehrere freie Tische laden zum Verweilen ein. 
Wir bestellen uns kühle Drinks, sowie einen Hot-Dog für Ilse und einen Hamburger für Gernot. Das Zubereiten des Essens dauert ein wenig, dafür bekommen wir dann ein außergewöhnlich gutes Mahl serviert. Gernots Burger war wirklich gigantisch, das Trumm ohne Besteck zu essen, war allein schon eine Herausforderung für sich 😊. Ilses Hotdog ist bereits aufgeschnitten in einem Brötchen dahergekommen und beide Essen haben hervorragend geschmeckt. Solche Zufallstreffer freuen uns immer ganz besonders, denn an einen schlichten Kiosk haben wir keine großen Erwartungen, was das Essen betrifft. Wenn es dann so überraschend gut ist wie hier, freut uns das natürlich doppelt. Sehr gut abgefüllt haben wir uns dann von unserem braven Roller zum WoMo zurück zerren lassen und sind fast blitzartig in ein ausgedehntes Fresskoma gefallen. Später, da war es schon Abend, haben wir uns dann noch einen guten Kaffee gegönnt und nach einem Pasch war dann Schluss für heute. Morgen steht ein weiteres Kapitel der Mission „Gernots Handy“ auf dem Programm, aber das werden wir ja wohl noch hinkriegen.


Montag, 12. September 2022 
Wieder haben wir wunderbar geschlafen, schön ist es hier in Sistiana. Wir haben inzwischen beschlossen, dass wir den gestern ausbaldowerten Handy-Shop in Triest heute nicht anfahren werden. Gernot meint, dass wir am ehesten in einer Art „Media-Markt“ einen Ersatz-Akku für sein Handy kriegen könnten. Schnell hat dann Ilse herausgefunden, dass es in Monfalcone ein großes Einkaufzentrum gibt, das liegt ca. 10 Kilometer von uns entfernt. Nach einem Pasch brechen wir auf, da wird es knapp Mittag gewesen sein. In Monfalcone finden wir das große Einkaufszentrum natürlich auf Anhieb und wie erwartet, gibt es hier einen großen Elektronik-Laden. Ein überaus netter und absolut perfekt Englisch sprechender Mitarbeiter erklärte uns, dass sie leider nur Handy reparieren würden, die bei ihnen gekauft wurden. Tja… Er ist aber so kundenfreundlich, dass er uns die Adresse eines Repair-Shops heraussucht und auf einen Zettel schreibt. Gleich fahren wir zum Geschäft hin, es hat aber noch bis 16 Uhr 30 geschlossen – weil Montag und so. Völlig egal, wir nutzen die Zeit und fahren ins gut 20 Kilometer entfernte Grado. Da wollten wir heuer übrigens schon einmal hin, denn wir haben im Juni kurz mal angedacht, Ilses Geburtstag hier zu feiern. Wir sind damals aus Bequemlichkeit lieber in Klagenfurt geblieben, aber heute steht Grado am Programm. So geht’s manchmal. Wir wollen mal wieder nicht ungerecht sein, aber viel gibt Grado nicht her. Es mag ja mal ein mondäner Ferienort gewesen sein, davon ist wenig bis nichts übriggeblieben. Sagen wir besser, für uns nicht. Wir haben trotzdem einen mehr als ausgedehnten Spaziergang durch die Fußgängerzone gemacht. In der Nachsaison ist das ein nettes Wandern durch enge Gassen, im Juli oder August schieben sich hier aber den ganzen Tag über schwitzende Massen an den Geschäften und Restaurants vorbei. Bei bis zu 40 Grad Temperatur eine Alptraumvorstellung. Da haben wir es heute natürlich viel feiner und können auch mal ein paar hundert Meter in der prallen Sonne dem Meer entlangflanieren. Irgendwann macht sich dann ein Grummeln in unseren Mägen bemerkbar und wir steuern ein Lokal an.












Mehr durch Glück landen wir in einem Restaurant, dass nur von Italienern frequentiert wird. Das ist immer ein gutes Zeichen und dementsprechend sind wir mit dem Essen sehr zufrieden – Ilse kriegt ein „Scaloppine al Marsala-Sauce“ serviert, Gernot gönnt sich exquisite „Spaghetti Vongole“. Am Retourweg nach Falcone bleiben wir nach der Überquerung des Flusses Isonzo bei einer Unterführung stehen und machen ein feines Päuschen. Hier haben im 1. Weltkrieg die berühmt-berüchtigten Isonzo-Schlachten stattgefunden, bei der sich Italiener, Österreicher und Deutsche jahrelang erbittert bekämpften. Mit über einer Million (!!) Toten gelten die Isonzo-Schlachten als die verlustreichsten des 1. Weltkrieges. Furchtbar, das kann und mag man sich einfach nicht vorstellen, auch wenn heute ganz in unserer Näher der Ukraine-Russland Krieg tobt. Aber, dass eine Million Soldaten bei einer Schlacht hingemetzelt werden, das wird hoffentlich nie wieder passieren. Die trüben Gedanken verfliegen zum Glück wieder schnell, kaum dass wir die Helme aufgesetzt haben. Problemlos finden wir in Monfalcone zum Handy-Shop, er hat früher als erwartet geöffnet. Leider kann er unser Handy nicht reparieren, er gibt uns aber die Adresse eines offiziellen Samsung-Partners. Die würden das hinkriegen, versichert er uns. Dieser Partner befindet sich allerdings in Cormans in Friaul, gut 20 Kilometer von hier entfernt. Vom Campingplatz aus werden es um 10 Kilometer mehr sein – passt, da fahren wir morgen hin. Wenn es nix wird ist es auch egal, dann haben wir wenigstens eine lässige Vespa-Tour gemacht. Denn schon eine erste Nachschau auf Google-Maps zeigt uns eine sehr kurvenreiche Strecke 😊Nach unserer Rückkehr am Campingplatz haben wir uns gemütlich in unsere Stühle gesetzt, einen feinen Pasch geklopft und später noch eine Salami-Parmesan Jause zu uns genommen. Ein lässiger Tag geht zu Ende, die Mission „Gernots Handy“ ist noch unerledigt, aber das sehen wir relaxed. Denn wenn sich das Telefon nicht mehr reparieren lässt, dann gibt es halt nach dieser Fahrt ein neues. Lieber wäre Gernot natürlich, er können sein gewohntes Handy noch jahrelang behalten, denn, wie sagt der Engländer: You cannot learn an old pony new tricks.“ Eben.
Dienstag, 13. September 2022 
Es wird heute wieder ein wunderschöner Tag werden, das sehen wir gleich nach dem Aufstehen. Schon beim Morgenkaffee freuen wir uns auf die Fahrt nach Cormans zum Handyshop. Der Weg führt offenbar über kleine, ganz kleine und noch kleinere Straßen, das wird mit der Vespa das reinste Vergnügen werden. Heute brechen wir entgegen unserer sonstigen Gewohnheit sehr früh auf, immerhin haben wir einen Auftrag. Und so hat es um kurz nach 9 Uhr draußen noch keine 18 Grad, als wir mit unserem roten Flitzer losstarten. Aber wir haben beide unsere Lederjacken und Handschuhe an, außerdem wird es eh mit jeder Stunde spürbar wärmer. Der Trip nach Cormans hat unsere eh schon großen Erwartungen weit übertroffen. Auf den gut 30 Kilometern durchfuhren wir hunderte Kurven, Doppelkurven und Haarnadeln, es ist auf und ab gegangen, meistens waren wir komplett alleine auf den Straßen unterwegs. Ein einziger Traum! Wir kommen zuerst nach Jaminiano, danach nach Sagrado, dazwischen passieren wir verschlafene Dörfer und namenlose Weiler. Schließlich tauchen die ersten Wegweiser nach Cormans auf, die Stadt hat übrigens auch einen starken Österreich-Bezug. Denn hier befand sich während der Isonzo-Schlachten das Heerlager der Monarchie. Kaiser Franz Joseph wird hier immer noch verehrt und sein Geburtstag wird jedes Jahr groß gefeiert. Wie in Bad Ischl im Salzkammergut. Uns kann der alte Kaiser allerdings wurscht sein, uns interessiert in Cormans heute vorerst nur der Samsung-Shop. Wieder finden wir Dank Ilses Navi-Lesekunst den Shop ohne Probleme und parken uns unmittelbar davor ein. Beim Betreten des kleinen Ladens haben wir das Thema Handy-Reparatur eigentlich schon abgeschlossen, denn es empfängt uns ausgesprochene Kahlheit.    
Da gibt es keine Schaukästen mit Handys oder Akkus, gerademal drei verschieden Covers waren ausgestellt. Und drei, vier Werbebanner von Samsung verhüllten notdürftig die leeren Wände. Wo wollen die den Akku für Gernots Telefon gelagert haben? Wo ist hier eine Werkstatt? Wir wurden von einer sehr freundlichen jungen Dame empfangen, sie leuchtete mit einer UV-Lampe kurz durchs Rücken-Cover des desolaten Handys. Danach ging sie mit dem Handy in einen Nebenraum. Nach zwei Minuten kam sie zurück, nahm die SIM-Karte aus Gernots Handy, klebte diese auf einen Auftragsschein und meinte, die Reparatur würde 39 Euro kosten. Dann ließ sie sich noch Ilses Handynummer geben und sagte in gutem Englisch: „Das dauert jetzt ca. eine Stunde, ich melde ich per SMS.“ Da waren wir baff – also, wenn das hinhaut, das wäre ja obersupergeil. 
Natürlich warteten wir nicht vor Ort, sondern erkundeten die nähere Umgebung. Schon bei der Herfahrt ist uns eine große Kirche auf einem Hügel aufgefallen. Da gibt es doch garantiert eine Straße dorthin …
Logisch gab es die und wir folgten der teilweise extrem steilen Straße hinauf auf den Monte Quarin. Dort stellten wir unser Moped auf dem großen Parkplatz ab und waren gleich erstaunt, dass es hier gleich mehrere Stellplätze für Wohnmobile gibt. Mit extra Hinweisen, Stromanschluss, sowie Wasser Ver- und Entsorgung. Noch erstaunter waren wir, als wir checkten, dass das hier alles kostenlos (!!) ist. Gleich schauten wir in den Rezessionen des Platzes nach und tatsächlich – die Beurteilungen sind ausschließlich positiv und überall wird auf das Gratis-Parken verwiesen. Also, wir sind ja in den letzten 15 Jahren viel mit dem WoMo in Europa herumgekommen, aber einen Gratis-Stellplatz mit Strom- und Wasserversorgung – das ist uns noch nirgendwo begegnet. Chapeau Cormans! Den steilen Aufstieg zur Wallfahrtskirche sparen wir uns, stattdessen setzten wir uns auf eine der vielen Bänke und genießen den Ausblick in die Gegend. Wir sind ja doch gut 200 Meter oberhalb der Stadt und sehen kilometerweit in die Gegend. Lange dauert die feine Siesta dann aber nicht, denn exakt 35 Minuten nach Verlassen des Handy-Shops bekommt Ilse die Nachricht, dass das Handy abholbereit sei. Das gibt’s doch nicht? Doch – im Geschäft kriegt Gernot sein geliebtes Handy wieder ausgehändigt, es ist bereits zu 40 Prozent geladen 😊. Es war gar nicht der Akku kaputt, sondern eine Zuleitung von der Anschlussbuchse zum Mainboard. Das defekte Teil haben wir auch eingepackt bekommen und zur Vorsicht gönnte Gernot seinem Handy noch ein Original Samsung Aufladekabel. Für alles zusammen bezahlten wir 59 Euro, den Betrag haben wir dann gleich auf einen 70er aufgerundet – Super Service ist uns ein gutes Trinkgeld wert. Die beiden Damen im Laden waren direkt geschockt über die 11 Euro und nahmen das Geld erst nach einigem Zögern an. Das Zauberwort Gernots lautete schließlich: „Cappuccini per tutti.“ Damit ist übrigens eine absolute Empfehlung für „Elletro Piu“ in Cormans ausgesprochen, falls wer in dieser Gegend ein Samsung-Handy-Problem hat – nix wie hin, da wird einem geholfen. Mit einer so erfolgreichen und schnörkellosen Lösung des Handy-Problems hätten wir nie gerechnet, noch dazu in dieser kurzen Zeit und um den niedrigen Preis. Sehr happy verließen wir den Shop und machten uns auf den Heimweg nach Sistiana. Erneut erlebten wir dabei mit unserer Vespa Fahrspaß pur und auch diesmal hatten wir kaum einmal ein Fahrzeug vor oder hinter uns. Wir sind noch kurz nach Monfalcone abgebogen und haben dort bei einem „Conad“ noch Proviant eingekauft. Man könnte es durchaus auch „Reiseproviant“ nennen, denn morgen geht’s wieder auf Achse. Wir haben uns dann am Platz einen weiteren, sehr feinen Abend gemacht, später hat die stets vorsichtige Ilse noch die Autobahnvignette für Slowenien gecheckt. Kostet für ein Monat gar nicht schlanke 30 Euro, aber das ist es uns natürlich wert. Denn wir durchqueren Slowenien zwar nur, aber die italienische und slowenische Autobahn gehen quasi ineinander über und wer weiß, ob wir nicht vielleicht die letzte Abfahrt übersehen oder so. Vorsicht ist die Mutter der Geldstrafen-Vermeidung. Denn ohne Vignette auf der Autobahn, das kann bis zu 800 Euro kosten und das kann keiner wollen. Wie immer vor einem Fahrtag sind wir schon freudig aufgeregt – Kroatien, wir kommen!
Mittwoch, 14. September 2022 
Weit haben wir es heute ja nicht, es sind nicht einmal 100 Kilometer bis zu unserem Ziel Savudrija in Kroatien. Der Ort befindet sich sozusagen ganz oben im Norden von Istrien. Um ziemlich genau 10 Uhr kommen wir vom Campingplatz in Sistiana weg und verfügen uns sofort auf die Autobahn. Der Verkehr ist gigantisch, praktisch zwei der drei Spuren sind permanent von LKW belegt. Wahnsinn, da braucht man gar nicht erst anfangen zu überholen, also gondeln wir im Windschatten der Brummis mit knapp über 80 km/h dahin. Bald haben wir Triest hinter uns und schließlich kommen wir nach der Stadt Mugglia zur slowenischen Grenze. Immer noch auf der Autobahn, gut, dass wir unsere digitale Vignette haben. Vor dem Grenzübergang endet die Autobahn, die Einreise verläuft völlig problemlos und ohne Stopp. Nicht so auf der Gegenseite, hier staut es sich böse und kilometerweit – gut und gern jedes zweite Fahrzeug ist ein Wohnmobil oder ein Wohnwagengespann. Urlauber-Rückreiseverkehr also und das an einem Mittwoch. Es wird dann wohl keinen Tag ohne Stau hier geben und das Chaos an einem Wochenende wollen wir uns lieber gar nicht vorstellen … Wir ziehen mit einem guten 80er an der Blechlawine vorbei und keine eineinhalb Stunden nach unserem Aufbruch fahren wir gegen 11 Uhr 30 beim Campingplatz „Bi Village“ in Savudrija vor. Der Platz ist ziemlich groß und liegt direkt am Meer. Weil unsere ACSI Vorteilskarte erst ab 15. September gilt, müssen wir uns morgen ein zweites Mal anmelden, wurscht natürlich. Dafür dürfen wir unseren Platz Nummer 400 behalten und der liegt ziemlich gut, sozusagen in der zweiten Reihe – wir haben Meerblick und das Rauschen der Wellen übertönt meist sogar das Gezwitscher der Vögel.
Allerdings ist der Stellplatz ausgesprochen in Schieflage, das können wir aber mit unseren neuen, gigantischen Auffahrblöcken perfekt ausgleichen. Die sind eigentlich für einen Unimog gedacht, wir verwenden sie hauptsächlich als Rampenverlängerung beim Vespa-Aufladen. Mit ihren 22 Zentimetern Niveauausgleich sind die Böcke nicht nur äußerst nützlich, sondern auch ein echter Hingucker, wie wir dieser Tage immer wieder mal feststellten
😊. Wir stellen uns absichtlich mit der Schnauze unserer Schnecke in den starken Wind, später tun es uns andere Camper gleich und parken ihre Fahrzeuge um. Wir laden die Vespa ab und nach einer kleinen Verschnaufpause machen wir eine erste Ausfahrt. Zuerst müssen wir Geld wechseln, ein selten gewordener Vorgang, aber Kroatien führt den Euro erst im kommenden Jahr ein. Wir erledigen das am ATM Automaten, der sich direkt bei der Rezeption befindet. Gleich bemerken wir, dass bei dieser Art der Geldbehebung ordentlich Spesen anfallen. Mal schauen, ob sich das irgendwo auch günstiger machen lässt, vorerst sollten wir mit den gezogenen 2.200 Kuna (am ATM 315 Euro) aber eh das Auslangen finden. Wir fahren mit der Vespa eine kleine Runde durch die Nachbarorte und schauen uns in der Gegend ein wenig um. Schön ist des hier. Zurück am Campingplatz vergnügten wir uns mit einem Pasch und als sich der Hunger meldete starteten wir mit dem Moped los. Google meldet uns in direkter Nähe zum Campingplatz gleich mehrere Lokale und Pizza-Läden, wir haben aber eh schon ein Grill-Restaurant ins Auge gefasst. Das ist erstens das nächstgelegene und zweitens das mit den besten Bewertungen. Wir finden das „Corta Grill“ dann erst im zweiten Anlauf, obwohl es nur 400 Meter (!!) vom Campingplatz entfernt liegt. Aber wir wussten nicht, dass wir auch direkt über den Platz hinkommen und sind halt den Weg außen herum gefahren. Im Lokal haben wir uns auf die Terrasse gesetzt, wir waren noch etwas früh dran, die Belegschaft war gerade selbst am Essen. Trotzdem wurden wir rasch und freundlich bedient und das Dargebrachte war ausgezeichnet. Typische Balkanküche, ganz wie wir das mögen und wie wir das daheim vermissen. 
Denn wirklich gute Cevapcici, ein richtiges Schaschlik oder eine Original Pljeskavica wird man in Innsbruck leider vergeblich suchen. Das „Corta Grill“ füllte sich dann immer mehr und erst am nächsten Tag erfuhren wir, dass das heute der Saisonabschlusstag hier war. Aha, deswegen war für Ilse kein Fanta verfügbar 😊. Völlig egal, das einheimische Bier war auch sehr gut und nach einer kleinen Verdauungsrunde mit der Vespa sind wir zum WoMo zurückgefahren. Dort haben wir uns zum Meer runter gesetzt und einfach so in die Wellen geschaut. Der Wind zersauste unsere Haare und es war einfach nur herrlich. Ein bisschen sorgen wir uns um unser Moped, denn starker Wind oder gar ein Sturm sind ihre Todfeinde. Aber wir haben sie so geschickt im Windschatten eines Wohnwagens geparkt, dass sich nicht einmal ihre Abdeckplane richtig bewegt. Doch leider – am späten Abend haben die Wohnwagen-Camper überraschend zusammengepackt und sind abgefahren. Damit ist unsere Vespa schutzlos im starken Wind gestanden. Aber sie bewegte sich auch bei starken Böen um keinen Millimeter, also siegte mal wieder die Bequemlichkeit und wir parkten unseren Roller nicht um. Ein Fehler! Nein, unsere Principessa Rossa ist nicht etwa umgestürzt, aber wir sind beide mehrmals in der Nacht wachgeworden, aus Sorge um unseren treuen Roller. Wie gesagt, passiert ist nix, aber morgen verbringt sie die stürmische Nacht sicher vertäut am Motorradträger. Versprochen!









Donnerstag, 15. September 2022 
Wir gehen den neuen Tag sehr relaxed an, nach dem Kaffee ändern wir unsere Anmeldung hier auf den ACSI Tarif, ab jetzt bezahlen wir nur mehr 16 Euro pro Tag. Wir machen dann gleich einen ausgedehnten Spaziergang über den Platz, setzen uns oft auf eine der Bänke und schauen einfach so in die Wellen. Nach einem Pasch gönnen wir uns einen kleinen Imbiss mit Salami und Parmesan, danach legen wir uns auf ein ausgedehntes Schläfchen nieder. Herrlich, dieses dolce far niente! Wie es dann Essenszeit geworden ist, wollten wir zuerst wieder ins „Corta Grill“ gehen, aber das hatte ja gestern seinen letzten Tag. Also gehen wir 200 Meter weiter in die „Pizzeria Andi“, einem typischen Touristen-Lokal. Wir bestellen uns beide Gegrilltes und werden gut abgefüttert. Das lokale Bier war auch wieder sehr gut, insgesamt eine runde Sache. Billig essen kann man hier in Istrien offenbar nirgendwo, aber das passt schon, ist halt eine sehr touristische Region. Pro Essen werden jedenfalls an die 50 Euro für uns beide fällig, eh wie bei uns daheim. Wir spazieren zum WoMo zurück, insgesamt kommen wir heute auf 5.800 Schritte, das ist nicht nichts, noch dazu für einen so genannten Schlunz-Tag. Am Abend erfreut uns dann noch ein besonders schöner Sonnenuntergang, aber mit dem ungetrübten Sommerwetter dürfte es jetzt bis Samstag vorbei sein. Sagt Ilses Wetter-App und das Ding ist erstaunlich genau bei seinen Prognosen. Wir werden sehen. Und wie versprochen, laden wir die Vespa auf ihren Träger, heute wollen wir ohne Sorge um unseren braven Roller einschlafen …
Freitag, 16. September 2022 
Die Nacht war geprägt von starken Regenfällen und sturmartigen Windböen. Unser WoMo wurde manchmal richtig durchgeschüttelt und es schwankte im Sturm, als befänden wir uns auf hoher See. Aber mit der aufgehenden Sonne verzog sich das Unwetter zusehends und schon am Vormittag konnten wir mit der Vespa ausfahren. Wir düsten zuerst die paar Kilometer nach Umag rüber und parkten dort frech direkt vor den ersten Marktständen an der Ufer-Promenade. Das Wetter ist ideal für einen ausgedehnten Stadtbummel und wir schauen uns in der Innenstadt von Umag um. Natürlich halten wir unsere Augen vor allem bei den Souvenir-Läden offen, um ja keine rote Vespa zu übersehen. 
Lange dauert es dann aber eh nicht und wir kaufen uns einen hübschen Kühlschrank-Magneten mit einem Bild von Umag samt roter Vespa. Check. Wir latschen dann zur Uferpromenade zurück, auch dort reiht sich Souvenirstand an Souvenirstand. Bei einem davon lassen wir uns für Gernot ein T-Shirt mit Vespa-Aufdruck anfertigen. Der Verkäufer hat einige Sujets mit roten Vespas im Angebot und auch die Farbe des T-Shirts kann sich Gernot aus einer großen Auswahl aussuchen. Es dauert dann keine Viertelstunde und wir können uns das knallgelbe Leiberl mit roter Vespa abholen. Noch dazu um einen sehr guten Preis, ungerechnet 12 Euro ist es uns allemal wert. Schon in Sichtweite unserer Vespa, sie ist mittlerweile fast schon umringt von anderen Frech-Parker-Mopeds, trinken wir noch in einem Cafe zwei gute Cappuccini, danach brechen wir auf. Gleich einmal steuern wir einen „Konzum“ Supermarkt an, wir wollen in den nächsten Tagen auch mal selber kochen, also brauchen wir die Zutaten. Mit unserer reichen Beute – Nudeln, Hühnerfleisch, Kochsahne, Zwiebel, Champignons, etc. glühen wir zum WoMo zurück und verstauen erstmal die Lebensmittel. Vom Fahrspaß haben wir aber noch nicht genug, zudem soll ab ca. 13 Uhr Regen kommen. Also Zeit genug und wir fahren ohne Ziel los. Zuerst schauen wir uns den Ort Savudrija ein wenig näher an und im Zuge unseres Herumfahrens kommen wir bei einem Restaurant „Santa Barbara“ vorbei. Im Vorbeifahren bleibt uns nicht der offene Grill vor dem Lokal verborgen, in dem sich ein ausgewachsenes Spanferkel dreht. Ein herrlicher Anblick, das schaut ja schon fast fertig aus. Wir bleiben stehen und fragen nach – ab 14 Uhr wird serviert. Lachend sagen wir uns sofort um Punkt 14 Uhr an. 
Das sind keine drei Stunden mehr, die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit einer lässigen Vespa-Runde. Wir haben uns einfach treiben lassen, sind mal hier abgebogen und mal da. Auf den kleinen Nebenstraßen gibt es fast keinen Verkehr mehr und wir können mit einem gemütlichen 50er von Ort zu Ort fahren. Wir kommen an gigantischen, noch in Bau befindlichen, Ferienwohnungs-Komplexen vorbei, bald entsteht hier ein Dorf für sich. Gleich in der Nähe ragt das riesige „Kempinski“ Hotel in die Höhe, viel los ist hier auch nicht mehr. Wir fahren im Areal des Hotels zu einem lässigen Aussichtspunkt uns haben dort freie Sicht auf die slowenischen Badeorte Piran und Portoroz. Und ganz im Hintergrund sehen wir sowohl das Schloss Miramar, als auch die Kirche am „Monte Criso“. Drei Länder auf einen Blick, geil! Wir sind dann zu unserem WoMo zurückgefahren, die letzte verbliebene Zeit bis zum Essen haben wir mit einem Pasch überbrückt.
Danach nix wir rauf aufs Moped und rüber ins „Santa Barbara“. Das Spanferkel wurde bereits serviert und auch wir bekamen jeder ein halbes Kilo (!) davon ab. Mit Pommes und jeder Menge roher Zwiebel. Was für ein unglaublicher Genuss, was für eine Völlerei. Eigentlich hätten wir für dieses Essen reservieren müssen, denn andere Gäste sind leider leer ausgegangen. Aber unser Interesse am Vormittag und unser angesagtes Kommen ist zum Glück als Reservierung gewertet worden. Weniger Glück hatte die süße Hauskatze, denn sie ist just in jenem Moment aufgetaucht, als die Reste unseres Festmahls abserviert wurden. Wir hätten sie gerne ein wenig mitnaschen lassen … Sehr satt sind wir dann zum Campingplatz getuckert, haben uns dort zur Ruhe begeben und auf den angekündigten Regen gewartet. Der ist dann gegen Abend eingetroffen, aber wir hätten heute sowieso nichts mehr am Programm stehen gehabt. So haben wir noch einen Pasch gemacht und uns danach vom Regen in den Schlaf trommeln lassen …
Samstag, 17. September 2022 
Der heutige Tag ist mal ausnahmsweise wirklich schnell zusammengefasst und beginnt mit den Worten Regen, Regen, Regen. Also bleiben wir im Häuschen sitzen, faulenzen vor uns hin, machen einen Pasch und frisieren ein wenig unseren Blog. Den Nachmittag verschlafen wir und am Abend nutzen wir eine kurze Regenpause und gehen die paar hundert Meter zur „Pizzeria Andi“ hinauf. Die Terrasse im Freien ist derart von mannigfaltigem Grünzeug überwachsen, dass man tatsächlich Platz nehmen kann, obwohl es den ganzen Tag über geregnet hat. Wir sind heute beide experimentierfreudig und bestellen Unbekanntes – Ilse „Cevapcici in Salzbutter“ und Gernot „Ravioli in Gorgonzola-Sauce“. 
Wieder waren beide Mahlzeiten ausgezeichnet, also essen kann man unserer Erfahrung nach bei „Andi“ sehr gut. Dazu ist das Service sehr professionell, die wissen hier genau, wie es geht. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal her. Am Campingplatz haben wir uns später erneut einen wunderschönen Sonnenuntergang am Meer angeschaut, davon kann man nie genug kriegen. Als Alpenbewohner schon gar nicht …
Sonntag, 18. September 2022 
Das eher trübe Wetter scheint sich verzogen zu haben, zum Frühstück begrüßt uns jedenfalls strahlender Sonnenschein. Klar, dass wir mit der Vespa ausfahren werden, aber vorerst ist es uns noch zu frisch. Zum Frühstück haben wir überhaupt die Heizung laufen lassen und wir geben der Außentemperatur gerne die Zeit, noch nach oben zu klettern. Das ist dann gegen Mittag der Fall und wir düsen los. Als erstes fahren wir rüber zum Restaurant „Santa Barbara“, vielleicht haben die ja wieder … Haben sie! Das Spanferkel sieht ja jetzt schon extrem knusprig aus und schnell reservieren wir uns zwei Portionen für 14 Uhr. Yes!! Wir sind dann ein paar Kilometer nach dem Restaurant nach rechts abgebogen und einfach auf gut Glück in die Landschaft hineingefahren. Herrlich. Nach vielen lustvollen Kilometern sind wir wieder auf die Hauptstraße gekommen und der sind wir dann bis Novigrad gefolgt. 
In der Innenstadt haben wir – neben anderen Rollern – auf einem Gehsteig geparkt und uns die Stadt näher angeschaut. Schön ist es hier, es gäbe auch einiges Historisches zu bestaunen, etwa eine alte Kirche, die hoch über der Altstadt thront. Wir begnügen uns mit den Mühen der Ebene und freuen uns über eine Magnet-Vespa mit Novigrad-Schriftzug. Noch mehr freuen wir uns, als wir an einem Geschäft vorbeikommen, das Außergewöhnliches anzubieten hat. Nämlich kleine Wanduhren-Kunstwerke, die aus Vinyl-Schallplatten gefertigt sind. Sofort schauen wir, ob sie auch eine LP von Zappa im Angebot haben – und tatsächlich, eine echt lässige Uhr mit dem Portrait von Frank Zappa hängt an der Wand. Aber nicht mehr lange, denn für 26 Euro nehmen wir sie auf der Stelle mit. Schnell kontrolliert die nette Verkäuferin noch die Funktionstüchtigkeit der Uhr – passt. Der Zahlvorgang mit Bankomat-Karte dauert dann noch ca. dreimal so lange wie der Kauf selbst 😊, aber trotzdem verlassen wir total happy den Laden. Damit hätten wir nie gerechnet! Super, die Uhr bekommt daheim natürlich einen Ehrenplatz … Wir sind dann noch bis zum Hafen spaziert und nach einer kleinen Rast bis zur Vespa geschlendert. Dann aber nix wie raus auf die Hauptstraße, das Spanferkel wartet. Recht flott und in einem Zug sind wir zum „Santa Barbara“ hingeglüht, das Verteilen des Spanferkels war schon in vollem Gange. Als „Reservierer“ haben wir aber natürlich problemlos unsere je 500 Gramm Knusper-Schwein abgekriegt – ein wunderbares Essen. Die süße Katze war auch wieder anwesend, wurde aber von anderen Gästen schon bestens versorgt. Wir sind aber auch ohne Kätzchen mit unserem Essen fertig geworden, letztendlich ist wieder kein Futzerl Fleisch übriggeblieben. Danach hatten wir gerade noch die Energie zum Campingplatz zurückzufahren, nur um dort in einen langen Fresskoma-Schlaf zu fallen. Schön ist so ein Camper-Dasein. Gegen 18 Uhr haben wir uns dann aufgerafft, wenigstens noch zur großen Kreuzung vorzufahren und dort ein Eis zu essen. Jeden Tag fahren wir daran vorbei, heute fahren wir also hin. 
Wir kriegen beide ein sehr gutes Eis verpasst, Ilse nimmt den Bananen-Split, Gernot kommt als Schoko-Liebhaber natürlich nicht an einem Stracciatella-Eisbecher vorbei. Danach hat Ilse an der Rezeption unseren Aufenthalt hier bezahlt, morgen geht’s weiter. Sofort nach der Ankunft beim WoMo haben wir die Vespa auf ihren Träger verfrachtet, damit ist das Aufbruch-Programm eröffnet und gleichzeitig schon halb abgeschlossen 😊. Später sind wir noch ein letztes Mal eine große Runde über den Platz spaziert und haben uns wieder den traumhaften Sonnenuntergang angeschaut. Schön war es hier in Savudrija, wir werden den Platz, den Ort und die ganze Umgebung in guter Erinnerung behalten. Und das phantastische Essen – an das denken wir sicher auch noch oft zurück …












Montag, 19. September 2022 
Los geht’s wieder – aber erst nach einem gemütlichen Frühstück. Danach wird das WoMo reisefertig gemacht, das meiste davon erledigt Ilse mit souveräner Routine. Wahrscheinlich brauchen wir für das Zusammenräumen kaum mehr als eine Viertelstunde, da ist das Abstecken des Stromkabels bereits inbegriffen. Und so kommen wir zeitig vom Platz weg, um 9 Uhr 26, um ganz genau zu sein😊Zuerst fahren wir abseits der Hauptstraße nach Umag, beim SPAR-Markt gilt es noch ein paar Einkäufe zu machen. Danach geht es weiter in Richtung Süden, unser heutiges Ziel ist Fazana, das liegt neben der Stadt Pula. Der Weg dorthin führt über eine stark befahrene Bundesstraße und wir schwimmen problemlos im Verkehr mit. Natürlich bleiben wir zwischendurch mal stehen, auch wenn es nicht wirklich weit ist heute. Aber wir haben es nicht eilig und so kommen wir völlig entspannt um 12:30 Uhr (Ilse führt exakte Aufzeichnungen😊) am „Camping Bi Village“ in Fazana an. Schnell erkennen wir die gigantischen Ausmaße dieses Campingplatzes, vor allem dann, als sich Ilse zu Fuß auf den Weg macht, einen guten Stellplatz für uns zu finden. Sie ist fast eine halbe Stunde (!) lang aus, aber dann kommt sie grinsend zurück und Gernot weiß – paaaast! Rasch sind wir angemeldet und wir beziehen unseren Platz Nummer 582. Schon an der Platznummer sieht man die Dimension dieses Campingplatzes, später findet Ilse heraus, dass das „Bi Village“ über 1.116 Stellplätze verfügt, dazu kommen noch unzählige Miet-Zelte, Mobile-Homes, Bungalows, Villen und Seevillen. Ein Wahnsinn, in der Hochsaison muss hier die Hölle los sein. Jetzt ist es natürlich unvergleichlich ruhiger, wir hören nur das Zwitschern der Vögel und hie und da fliegt ein Flugzeug über uns hinweg. A propos Vögel – schon in den ersten Minuten unseres Aufenthaltes landen Ringeltauben, Raben, Elstern und Eichelhäher vor unserem WoMo. Das mögen wir. Nach einem Pasch und einer kleinen Ruhung sind wir dann mit der Vespa nach Fazana rübergefahren und sind dort solange in der Altstadt spazieren gegangen, bis uns der Hunger in ein Restaurant gezwungen hat. Wir Opfer! Im „Korti“ haben wir hervorragend gegessen und bei einem kalten Bier aufs Meer hinausgeschaut. Manchmal müssen wir uns direkt zwicken um festzustellen, dass wir das alles nicht nur träumen, sondern dass das unser Leben ist. Hand in Hand spazieren wir zur Vespa zurück und tuckern zu unserem WoMo. Dort haben wir uns mit einem Pasch und kalten Drinks noch einen schönen Abend gehabt und freuen uns, dass wir so gut hier angekommen sind.
Dienstag, 20. September 2022 
Die Nacht war derart ruhig, dass Ilse am Morgen gemeint hat, das sei fast schon ein wenig unheimlich gewesen. Und das, obwohl sich viele feierwütige Jugendliche auf dem Gelände befinden. Aber bei uns hört man nur ganz aus der Ferne schwere Bässe wummern, die Disco bzw. die Abfüllanlage befindet sich weit weg😊. Nach dem Kaffee und einer ausgiebigen Morgentoilette haben wir mit einem Pasch die Zeit zum Erreichen der Ausfahrts-Wärme überbrückt. Kurz vor Mittag war es dann so weit und wir haben unser erstes Tagesziel angesteuert – die Kirche der heiligen Foschka.
Das soll ein besonderer Kraftplatz sein, also nix wie hin. Die Fahrt allein war schon ein Hochgenuss, von so engen und kurvenreichen Straßen werden wir wohl nie genug kriegen. Die Kirche selbst hat dann wirklich was hergegeben, der Bau ist aus dem 11. und 12. Jahrhundert und das Gemäuer ist erstaunlich gut erhalten. Von irgendwelchen Kräften spüren wir vorerst nichts, aber immerhin findet Gernot eine goldglänzende 20 Lipa Münze, also das Fünftel eines Kuna. Nett. Die antike Kirche selbst war leider geschlossen, aber Ilse hat durch die offenen Fenster schöne Bilder vom Inneren gemacht. Lange sind wir dann nicht mehr an diesem Ort verblieben, mit der Stadt Bale hatten wir aber schon unser nächstes Ziel im Auge. Wieder war der Straßenverlauf ganz nach unserem Geschmack und in Bale stellten wir unseren Roller unmittelbar beim Eingang zur Fußgängerzone ab. Es gibt hier einen großen Dom und die mittelalterliche Altstadt ist gut in die Jetztzeit herübergerettet worden. Auch wenn sich viele Besucher in den engen Gassen tummeln, ist es irgendwie doch nicht touristisch und deshalb allein schon sympathisch. 
Wir kommen an einer schlafenden dreifärbigen Glückskatze vorbei und ein paar Meter danach werden wir von zwei kleinen Hunden fast umgerannt, die voller Übermut aus einem der Steinhäuser ins Freie springen. Die Katze schläft trotz der fröhlich herumtollenden kläffenden Hündchen weiter, dafür heult aus dem dritten Stock eines Hauses herzzerreißend ein weiteres Hündchen, weil es gerne mitspielen würde. Ganz normaler Alltag und gerade deshalb wunderbar zu beobachten und zu erleben. Der Ausflug nach Bale hat sich für uns wirklich gelohnt, jetzt fahren wir noch die paar Kilometer ins berühmte Rovinj rüber. Da wird das mit dem Tourismus gleich anders ausschauen. Zuerst tanken wir kurz vor dem Zentrum noch unsere Vespa voll, dann fahren wir in Richtung Altstadt. Dort parken wir ausnahmsweise einmal vollkommen legal auf einem Motorrad-Streifen und erkunden danach zu Fuß die Gassen des alten Rovinj. Wir finden wieder einen Vespa-Magneten, diesmal mit Rovinj Aufschrift. Eine Badehose für Gernot mit aufgedruckten Mini-Vespas lassen wir im Geschäft zurück, sie ist erstens zu weiß und zweitens mit über 33 Euro zu teuer für ein Gimmick. Bald einmal bemerken wir, dass es uns hier zu turbulent ist, es sind ganz einfach zu viele Leute unterwegs. Wir eh auch, deshalb nehmen wir uns freiwillig aus dem Programm und nach einer feinen Rast am Hafen fahren wir zum Campingplatz nach Fazana zurück. Das war heute eine lockere 60 Kilometer Runde und wieder war jeder einzelne davon ein Glücksmoment für sich. Unterwegs waren wir dann noch bei einem LIDL einkaufen, mit Salami, Parmesan und Brot waren die Zutaten fürs Abendessen schnell besorgt. 
Der Ausflug hat uns müde gemacht, nach der Jause und einem Pasch sind wir heute recht zeitig schlafen gegangen. Morgen werden wir uns Pula etwas näher anschauen, es sind ins Zentrum gerade mal 10 Kilometer. Das geht.
Mittwoch, 21. September 2022 
Wieder haben wir eine sehr ruhige Nacht verbracht, auch wenn die Camper neben uns einen nervigen Kleinhund mitführen. Sein Kläffen dringt einem durch Mark und Bein, er bellt aber immer nur dann, wenn sein Herrchen bzw. sein Frauchen besucht werden. Dann fühlt er sich offenbar zu unbeachtet und kläfft sich in den Mittelpunkt zurück. Seine Besitzer stört das nicht weiter, nur hie und da ist ein leises „Basta“ zu hören. Das klingt aber mehr nach einem flehentlichen Bitten als nach einem Befehl. Wurscht eigentlich, aber beim Nachmittagsschläfchen stört dieser Kläffer schon sehr. Muss man halt hinnehmen. Das Wetter verspricht heute erneut sehr schön zu werden, allerdings spürt man mit jedem Tag mehr den kommenden Herbst. Wir haben in der Früh Temperaturen unter 10 Grad, am Tag wird es aber über 20 Grad warm. Darauf warten wir und gegen 12 Uhr 30 brechen wir nach Pula auf. Noch vor dem Zentrum wird uns bewusst, in welch einer antiken Stadt wir uns befinden, denn wir kommen an einem Amphitheater aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. vorbei. Wir stellen unseren Roller erneut legal am Rand der Fußgängerzone ab und steuern als erstes die große Markthalle an. Sie ist 1903 im Stil der Wiener Sezession errichtet worden und Märkte aller Art sind für uns immer interessant. Nun ja, diese hier hat nicht viel hergegeben, nur den teils üblen Fischgestank haben wir noch lange in unseren Nasen gehabt. Sonst hätten wir kaum etwas kaufen können, von einem richtigen Markt war wenig bis gar nix zu sehen. Aber auch das muss man gesehen haben und eine vollkommene Enttäuschung war der Besuch der Markthalle von Pula auch wieder nicht – immerhin hat Gernot schon beim Eintritt ein hübsches 10 Lipa Geldstück gefunden. Wir sind dann durch den erhalten gebliebenen Segierbogen in die Altstadt gegangen, der antike Triumphbogen aus dem Jahr 31 vor Chr. erinnert an den Sieg Oktavians über Marcus Antonius und Kleopatra. Wissen wir das also auch. Langsam ist dann ein Hungergefühl hochgekommen, noch dazu bei uns beiden gleichzeitig. Dem musste natürlich rasch entgegengewirkt werden und in Form einer Pizzeria ist uns das passende Heilmittel gerade recht gekommen. Unter den unzähligen Essensmöglichkeiten hier in Pula haben wir eine glückliche Wahl getroffen, denn es waren sowohl beide Pizzen als auch die Bedienung wirklich erstklassig. Und hätten wir den Namen des Lokals im Gedächtnis behalten, dann würden wir eine echte Empfehlung dafür aussprechen … Wir sind anschließend als Verdauungsspaziergang noch eine große Runde dem Hafen entlang gelatscht, Gernot hat noch schnell zwei Münzfunde hintereinander getätigt und danach sind wir zum Campingplatz zurückgefahren. Dort haben wir in unseren Stühlen die warme Sonne genossen, man kann das ohne weiteres auch ohne Schatten riskieren. Nachsaison halt. Nach einer feinen Siesta haben wir noch einen Gute-Nacht-Pasch geklopft und sind dann leidlich müde ins Bett gefallen. Ein schöner Tag war das heute wieder, morgen wird es nicht anders sein. Aber mit weit weniger Aktivität, das ist zumindest der Plan.
Donnerstag, 22. September 2022 
Wir haben heute für uns einen Ruhetag ausgerufen, die Vespa wird ebenfalls frei haben. Auch zum Essen gehen wir nicht aus, Ilse kocht uns später eine „Carbonara“. Das Wetter ist wunderbar, wir können den ganzen Tag lang in der Sonne sitzen. Zwischendurch machen wir einen ausgiebigen Spaziergang über den Platz, seine Ausmaße sind wirklich gewaltig. Den Hauptteil des Tages verbringen wir mit Schlafen und vor allem mit Paschen. Schön, dass wir ein Spiel haben, das uns niemals langweilig wird. Der Höhepunkt unseres Schlunz-Tages waren die Spaghetti Carbonara, die Ilse zubereitet hat. Gernot richtete derweil zwei Salate an – mit Essig und Öl für Ilse, er selber schnitt sich noch Oliven, Tomaten und Schafskäse mit hinein. Das Essen war einfach nur Klasse, auch im Wohnmobil lassen sich richtige Schmankerln zubereiten – wenn man es denn kann. Und Ilse kanns, da braucht man gar nix hineingeheimnissen 😊. Ach ja – wir haben unsere Temperaturanzeige im WoMo wieder hingekriegt. Seit ein paar Tagen zeigt die ja keine Außentemperatur mehr an, das wäre aber schon sehr praktisch. Also hat Ilse den Sender dafür ein wenig umplatziert und jetzt funktioniert das Ding wieder. Chapeau! Später haben wir uns dann mittels Mobilem Hotspot und Notebook das Fußballmatch Frankreich gegen Österreich angeschaut, zumindest die 1. Spielhälfte. Nach 45 Minuten ist unser Team aber schon mit 0:2 zurückgelegen, also haben wir Daten gespart und uns am nächsten Tag vergewissert, dass wir eh mit diesem Ergebnis verloren haben. Es war das übrigens das 103. Länderspiels von Marko Arnautovic, er ist jetzt Österreichs Rekord-Teamspieler. Wenigstens ein positiver Aspekt diese Fußballabends … Trotzdem verbringen wir natürlich eine feine Zeit zusammen und fein sind auch die Temperaturen herinnen. Während wir um 22 Uhr draußen nur noch 11 Grad messen, zeigt unser Thermometer im WoMo 22,8 Grad. Danke Heizung, so lässt es sich aushalten.
Freitag, 23. September 2022 
Gestern haben wir bekanntlich einen Ruhetag eingelegt, dass muss aber noch lange nicht heißen, dass wir uns heute vor Aktivitäten zerreißen müssen. Aber wir müssen zumindest zum Einkaufen fahren. Denn das Restaurant am Platz sagt uns nicht zu, wir geben ihm nicht einmal eine Chance. Und der „Supermarkt“ am Platz ist derart unverschämt teuer, dass wir die Preise anfangs gar nicht glauben konnten. Da bist du für ein Glas Fertig-Sugo, eine Packung Spaghetti und ein Sackerl Parmesan schnell einen 10er los, die Chips kosten alle jenseits der 3 Euro. Danke nein. Also warten wir lieber auf ein bisschen mehr Wärme und fahren dann nach Pula rüber, da gibt es einen großen SPAR Markt. Gegen Mittag ist es dann so weit und wir decken uns in Pula mit reichlich Lebensmittel ein. Wir kaufen uns Milch, Marmelade und Spinat für Omeletten, Tortellini und Butter, sowie zwei Packungen Würstel und Kartoffelpüree. Und dann kommen wir natürlich nicht an der warmen Theke vorbei, ohne uns ein ganzes Brathendl zu kaufen. Das vernichten wir dann sofort nach unserer Rückkehr am Campingplatz und es war der erwartete Hochgenuss. Nach dem Aufräumen und Abwaschen haben wir geruht bis zum ausgeruht sein und später genossen wir noch gemeinsam die letzten Sonnenstrahlen bis zum Sonnenuntergang. Auch heute haben wir zum Abschluss des Tages noch einen Pasch gemacht und uns über die mehr als 22 Grad Innentemperatur gefreut. Draußen hat es nur noch 9 Grad.
Samstag, 24. September 2022 
Es ist heute eine Spur wärmer als gestern, draußen messen wir um 7 Uhr 12 Grad, herinnen immerhin noch 16,2. Aber um die Zeit sind wir eh noch nicht aufgestanden. Als uns Ilse um 8 Uhr 30 den Kaffee kochte, da war es im WoMo bereits 24,8 Grad warm. Danke Heizung. Noch am Vormittag sind wir mit der Vespa ins Zentrum nach Fazana gefahren. Am Hafen haben wir abgestellt und sind eine schöne Runde spazieren gegangen. 
Bei einem Souvenirshop hat uns Ilse ein schönes Bild von Fazana für unsere Schlafzimmer-Galerie daheim gekauft und später haben wir uns bei einer Bäckerei noch Krapfen, Vanille-Teilchen und ein süßes Salzstangerl mitgenommen. Am Retourweg sind wir dann noch bei „Plodina“ stehen geblieben, einem großen Supermarkt. Dort haben wir ordentlich zugeschlagen und uns gleich für mehrere Mahlzeiten mit Lebensmitteln eingedeckt. Verhungern werden wir jedenfalls so schnell nicht … gegen Mittag waren wir dann wieder am Campingplatz zurück, keine halbe Stunde später hat es dann schon angefangen zu tröpfeln. Das ist dann in einen Dauerregen übergegangen und wir waren einmal mehr sehr froh, dass wir ein Spiel haben, das uns immer unterhalten wird und uns wunderbar die Zeit vertreibt. Und so haben wir denn trüben Nachmittag sozusagen „verpascht“, zwischendurch haben wir mit Salami und Parmesan fantastisch gejausnet. Beim Zu-Bett-Gehen hat der Regen immer noch recht stark auf unser Häuschen eingetrommelt – das lässt uns das Gefühl der Geborgenheit immer besonders intensiv erleben …

Sonntag, 25. September 2022 
Obwohl es die ganze Nacht über geregnet hat, ist es am Morgen überraschend warm draußen – 19 Grad. Wir brauchen nicht mal die Heizung anwerfen, denn am Frühstückstisch messen wir noch 3 Grad mehr. Nach dem Kaffee richtet Ilse nach und nach schon mal unser WoMo für die morgige Abfahrt her und Gernot schleppt die ziemlich schwer gewordene Klokassette zur Entsorgung. Check! Nach einer erholsamen Siesta sind wir zur Rezeption spaziert und haben unseren Aufenthalt bezahlt. Schön war es hier, allerdings wäre uns der Platz in der Hauptsaison viel zu groß. Vom Wetter her war uns bald einmal klar, dass wir heute keine Ausfahrt mehr machen werden, es ist einfach zu unbeständig. Also laden wir den Roller auf und Ilse belohnt uns für diesen Kraftakt mit fulminanten Palatschinken. Die haben wir im WoMo auch noch nie gemacht und es hat wunderbar funktioniert. Ilse hat die Omeletten mit Marmelade gegessen, für Gernot gab es Spinat dazu. Eines seiner Leibgerichte – erstklassig! Nach einem Verdauungs-Pasch haben wir uns dann via Livestream und Mobile-Hotspot das Fußballmatch Österreich gegen Kroatien angeschaut. Schwamm drüber – Österreich hat 1:3 verloren, insgesamt eine matte Partie. Morgen geht es wieder auf die Piste, unser Ziel wird die Insel Krk sein. Da waren wir schon einmal, diesmal wollen wir die große Insel auch mit der Vespa erkunden. Natürlich ist die Vorfreude groß, wie immer vor einem Ortswechsel.
Montag, 26. September 2022 
Wieder werden wir vom neuen Tag mit Regen begrüßt, aber es tröpfelt eigentlich nur so vor sich hin. Die Luft ist wieder angenehm warm, für einen Fahrtag ist das ideal. Beim Frühstück checkt Ilse dann routinemäßig das Wetter in Krk für die nächsten Tage – das schaut aber nicht gut aus. Besser gesagt, das schaut überhaupt nicht gut aus. Das ziemlich verlässige Wetter-Radar zeigt uns schwere Niederschläge in der Gegend, die Regenwahrscheinlichkeit liegt tagelang bei runden 100 Prozent. Das ist natürlich nicht ganz so super, aber ganz super ist, dass uns das wurscht sein kann. Dann halt diesmal kein Krk, ein Blick auf die Satellitenkarte zeigt uns schönes Wetter in Venedig, also haben wir unser Reiseziel innerhalb von Minuten diametral umgedreht. Geil! Das lieben wir an unserem Nomaden-Dasein. Dass wir wirklich und jederzeit dorthin fahren können, wo wir hinfahren wollen. Das ist die Erfüllung eines unseres Lebenstraumes, dass wir in der Pension unendlich viel Zeit haben, unserem liebsten Hobby nachzugehen. Also Venedig! Eh lässig, im Herbst waren wir noch nicht dort. Wir kommen kurz nach 9 Uhr vom Platz in Fazana weg und verfügen uns schon nach wenigen Kilometern auf die Autobahn. Die ist in Kroatien gebührenpflichtig, abgerechnet wird wie in Italien. Und für Slowenien haben wir noch eine gültige Vignette. Ach ja, vor der Auffahrt auf die Autobahn haben wir dem „Plodina“ noch einen Besuch abgestattet. Wir haben nämlich noch einige Kuna und die gilt es auszugeben. Also rechnen wir im Kopf mit, kaufen Croissants, Milch und zwei 6er Packungen Bier, danach haben wir noch 22 Kuna übrig, keine 3 Euro. Das passt. Und auch dieses Restgeld ist uns nicht mehr lange geblieben, denn auf einer Autobahn-Raststätte haben wir 19,99 Kuna gegen einen Red Bull eingetauscht. Die letzten beiden Kuna wandern dann daheim in die Fremdgeld-Kassette, ist das also auch erledigt. Die 9 Euro für die kroatische Autobahn zahlen wir mit Karte und nach einem kurzen Intermezzo über die Bundesstraße kommen wir zur slowenischen Grenze. 
Bei unserer Herfahrt hat es sich hier gewaltig gestaut, heute sind wir sehr gut durchgekommen. Nur kurz vor dem Grenzübertritt ist es zu Stockungen gekommen, da war der Grenzbalken aber schon in Sichtweite. Für EU-Bürger gibt es eine eigene Spur und zack, waren wir schon in Slowenien. Aber nicht für lange, denn schnell tauchten die ersten Hinweisschilder nach Triest auf. Schön staufrei sind wir also durch Slowenien durchgegondelt und ohne von der Autobahn abfahren zu müssen, haben wir unseren Weg nach Venedig eingeschlagen. Die Lagunenstadt ist von Triest nur knapp 160 Kilometer weit entfernt, eine lockere Etappe also. Wir kommen sehr gut voran, der LKW-Verkehr ist mäßig, hie und da müssen wir halt eine ganze Horde Brummis überholen, das übliche Prozedere unter der Woche. So kommen wir locker nach Mestre, das liegt ein paar Kilometer vor Venedig und ist mit der Stadt durch eine lange Brücke verbunden. In Mestre hat uns Ilse heute früh noch einen Campingplatz reserviert, wir werden also schon erwartet. Vorher gibt es beim Bezahlen der Maut noch eine nette Überraschung. Wir haben uns bei der Mautstation eigentlich falsch eingereiht, weil wir bei einem Bezahlautomaten gelandet sind. Normalerweise bevorzugen wir die Bargeld-Spur mit „Zahlhand“-Piktogramm, also eine Kabine, besetzt mit einem echten Menschen. Aber heute musste Gernot wie gesagt am Automaten zahlen und siehe da – mit 1,30 Euro machte er den bislang größten Münzfund auf dieser Reise 😊. Das wärmt das Herz und bester Laune sind wir in Mestre angekommen. Der Campingplatz nennt sich „Venezia“ und für sehr günstige 20 Euro je Nacht beziehen wir unser Refugio. Neben uns steht nur ein Zelt, also haben wir Platz genug, die Vespa abzuladen. Das machen wir sogleich und zack – befinden wir uns schon wieder im Camper-Modus. Da war es erst kurz nach 14 Uhr. Heute werden wir nicht mehr ausfahren, Venedig steht dann morgen auf dem Programm. 












Wir verbringen einen relaxten Nachmittag vor unserem WoMo, später gehen wir die paar Schritte zum platzeigenen Restaurant hinüber. Das Wetter lässt uns ohne Weiteres im Freien sitzen und wir speisen überraschend gut. Und mit 30 Euro inklusive Bier und Wein auch überraschend günstig. Da war es in Kroatien jedes einzelne Mal teurer, aber das nur nebenbei. Später am Abend hat dann unser Zeltnachbar für allgemeine Verstörung gesorgt. Der Franzose ist mit Frau und Kind unterwegs und er ist aus irgendeinem Grund völlig ausgeflippt. Unglaublich, wie er mit Frau und Kind geschrien hat, voll aggressiv und unbeherrscht. Uns war beiden mulmig, denn wenn er handgreiflich auch noch geworden wäre, dann hätten wir einschreiten müssen. Und das wäre bei einem aggressiven Mittdreißiger auch nicht ohne gewesen. Jedenfalls ist ihm dann irgendwann der Hass und die Kraft ausgegangen, aber eine gute Stunde lang wird das Theater schon gedauert haben. Genau so jemand brauchst als Nachbar … Naja, zumindest verzieht der sich wieder, falls wir nicht eh schon vorher wieder weg sind …












Dienstag, 27. September 2022 
Es ist ganz schön kühl am Morgen, aber auch das Wetter ist schön. Wir lassen es wie immer erst mal ein wenig wärmer werden, ehe wir nach 11 Uhr die Vespa starten. Nach einem unbedeutenden Verfahrer finden wir dann die ewig lange Brücke nach Venedig. Wir halten uns mal wieder an die Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 km/h, fahren sogar einen knappen 80er. Aber – wen würde es wundern, ein italienischer Autofahrer MUSS eine Vespa überholen – wenn wir bei 70 einen 100er fahren würden, dann werden wir halt mit 110 km/h überholt. Das liegt in den Genen, aber das haben wir eh schon öfter angesprochen. Aber es ist doch immer wieder erstaunlich, kontrolliert wird in Italien jedenfalls äußerst sparsam, sonst würden die sich das nicht trauen. Diesmal hat uns sogar die meiste Zeit ein Linienbus (!) bedrängt und obwohl Gernot bis auf 90 km/h beschleunigte, fuhr der Bus mit keinen 10 Metern Abstand hinter uns her. Alles Verrückte! Trotzdem sind wir unbeschadet in Venedig angekommen und haben uns – wieder einmal – sehr frech und natürlich gratis auf einem Bezahl-Parkplatz abgestellt. Zwar mussten wir ein bisserl suchen, aber dann hat Ilse eine theoretische Möglichkeit zum dreisten Parken entdeckt, die wir sofort in die Praxis umgesetzt haben. Wir befinden uns in relativer Nähe zum Bahnhof, von dieser Seite her haben wir Venedig noch nicht erkundet. Ilse würde gerne eine bestimmte Kirche besuchen, die aber bisher jedes Mal geschlossen war. Heute soll das anders sein und wir machen uns auf die Suche. 
Dabei taucht ein schon bekanntes Problem auf – in den engen und verwinkelten Gassen von Venedig funktioniert Google-Maps nicht zu hundert Prozent und leider liegt man schon bei nur 90 Prozent Genauigkeit oft ein paar Dutzend Meter daneben. Und so drehen wir uns auf der Suche nach der Kirche „St. Pantalon“ die ersten 3.000 Schritte buchstäblich im Kreis. Auf einem Platz, den wir bereits zum dritten Mal überquert hatten 😊, machten wir dann eine kleine Rast und danach wanderten wir in nur wenigen Schritten zur heiß ersehnten „Chieva St. Pantaleon“. Wir waren also schon ein paar Mal knapp dran, aber knapp vorbei ist halt auch daneben. Wurscht eigentlich, denn der (Um-) Weg war eh umsonst, denn die Kirche war auch heute geschlossen. Schade, sie beherbergt nämlich eines der größten Deckengemälde der Welt, unglaubliche 400 Quadratmeter misst das Bild. Das hätten wir uns wirklich gerne angeschaut, aber jammern nützt nix, vor allem öffnet es im Regelfall keine Kirchentüren. Aber für den langen Irrweg hierher wurden wir doch noch ein wenig entschädigt. Gernot machte nämlich direkt neben der Kirche einen Münzfund, ein vermeintliches 1-Cent-Stück. Später stellte sich das Geldstück als thailändische Münze heraus, ein 5-Satang-Stück, also ein Zwanzigstel eines Baht (=0,027 Euro). Also relativ sehr wertlos eigentlich, aber nicht für uns. Wir freuen uns sehr über diesen seltenen Fund, oft liegen thailändische Münzen nämlich nicht auf europäischen Straßen herum 😊. Gleich nach dem Münzfund haben wir uns in eine kleine Bäckerei verfügt und uns dort mit zwei herrlichen Cappuccini und buchstäblich süßen „Dolci“ verwöhnt. Einmalig! Was uns auffällt, die Kanäle Venedigs sind sehr gut mit Wasser gefüllt, teilweise zu gut. So können wir mehrmals bestimmte Wege nicht gehen, weil sie schon leicht überschwemmt sind. Am großen Kanal beim Bahnhof, wir befinden uns gerade gegenüber, fetzt dann plötzlich ein Rettungs-Boot mit Highspeed und lautem Lalüü daher und pflügt sich seinen Weg durch die zahlreichen Boote und Schiffe. Wir sehen einen Gondoliere, der sein Gefährt äußerst geschickt quer gegen die daherkommenden Wellen manövriert. Chapeau, ein wahrer Könner. Sonst wäre die einsame Passagierin an Bord wohl in hohem Bogen im Wasser gelandet. Die vom Rettungs-Boot verursachte Welle schlug dann heftig gegen die Kaimauern und spritzte teilweise weit darüber hinaus. So landete ein ordentlicher Schwall der schmutzig-braunen Brühe im Gastgarten eines Restaurants, die blütenweißen Schuhe einer der Besucherinnen waren dann nicht mehr ganz so hübsch anzusehen. Ein typisches Venedig-Schicksal 😊. Wir sind dann langsam in Richtung Moped zurückgewandert, unterwegs haben wir an einem Zeitungskiosk noch ein lässiges Modell einer Vespa gefunden. Ein feuerrote, mittelgroße 125er Primavera mit braunem Sattel – die haben wir noch nicht, geil! Zurück am Parkplatz freuten wir uns erstens, dass unsere Vespa nicht abgeschleppt worden ist zweitens, dass sich gleich noch ein Roller zu uns gesellt hat. Mit einer Vespa kannst du in Italien nicht frech genug parken, behindern darf man halt niemanden, dann passt das. So zumindest unsere Erfahrung. Wir fahren über die lange Verbindungsbrücke zurück nach Mestre, dort bleiben wir noch bei einem LIDL Markt stehen, weil wir noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen müssen. Köstliches Olivenbrot zum Beispiel. Zurück beim WoMo freuen wir uns, dass der aggressive Nachbar wie erhofft abgereist ist und machen dann einen Pasch im Freien. Die anschließende Jause mit Salami, Parmesan, Oliven, Schafskäse, Tomaten, etc. verleiht uns dann locker so viel Energie, dass wir gleich die Vespa auf den Träger bugsieren. Wir reisen nämlich morgen ab, unsere Pläne haben sich heute erneut geändert. Denn eigentlich wollten wir von hier aus noch ein paar Tage am Gardasee anhängen. Doch das Wetter in den kommenden Tagen lässt das nicht zu und nur im WoMo herumsitzen bringt’s ja auch nicht wirklich. Also werden wir morgen direkt nach Innsbruck fahren, aber sozusagen nur zum Wäschewechseln. Denn am Wochenende haben Luis und Gitti ihr Saisonfinale am Kesselberg. Und heuer waren wir noch nie mit dem WoMo bei unserer „Home-Base“, nur Gernot ist bei seinen Vespa-Touren im Juli zweimal am Kochelsee vorbeigekommen. Also haben wir uns bei unseren Freunden telefonisch angesagt und für den kommenden Grill-Samstag gleich Hendl und Haxe für uns vorbestellt 😊. Am Kesselberg ist es uns auch wurscht, wenn es regnet, wir werden sogar die Vespa daheimlassen. Vorerst sind wir aber noch in Mestre, wo uns an unserem letzten Abend ein recht heftiges Gewitter überrascht. Was sind wir wieder mal froh, dass unser roter Roller schon sicher am Heckträger vertäut ist …
Mittwoch, 28. September 2022 
Heimreisetag! Wie immer freuen wir uns auf die Couch daheim, am letzten Tag einer WoMo Reise wirken die heimischen vier Wände stets wie ein überdimensionaler Magnet auf uns. So wie es uns immer wieder von daheim wegzieht, so zieht es uns auch immer wieder nach Hause zurück. Wie die Zugvögel …😊 Nach dem Frühstück machen wir unser WoMo fit für die Abfahrt, das dauert kaum 20 Minuten lang, das meiste davon erledigt Ilse, während (!) sie den Kaffee kocht. Es werden von Mestre nicht ganz 400 Kilometer bis Innsbruck sein, 99,9 Prozent davon auf der Autobahn. Ein entspannter Fahrtag steht also bevor – und auch wenn wir vorgreifen, es ist auch eine völlig stressfreie Fahrt geworden. Zwar herrschte auf der gesamten Strecke starker Verkehr, aber gestaut hat es sich erst ein paar Kilometer vor dem Brennerpass – wegen Bauarbeiten im Grenztunnel. Und auch das hat uns nur eine Viertelstunde gekostet. Sonst sind wir schön mit einem 85er zwischen den unzähligen LKW mitgeschwommen, nur selten mussten wir mal ein Rudel überholen. Natürlich sind wir immer wieder Mal stehen geblieben, kleines Päuschen an einer Raststätte. Es wird wohl von Verona bis zum Brenner keinen Rastplatz geben, auf den wir nicht schon mindestens fünfmal zugefahren sind …😊 So sind wir nach etwas weniger als sechs Stunden Fahrt in Innsbruck eingetroffen und mit dem Abladen der Vespa und dem Abstellen unseres Schneckchens in seiner Garage setzten wir den Schlusspunkt unter unsere 115. WoMo Reise. Bei der wir übrigens 1.223 Kilometer mit dem Wohnmobil und immerhin 543 Kilometer mit der Vespa unterwegs waren.