vom 9. bis 28. September 2022
Innsbruck-Sistiana-Savudrija-Fazana/Pula-Venedig-Innsbruck
1.223 km und Vespa 543km
Seit unserer Rückkehr aus Wien und der Steiermark sind gerade einmal 10
Tage vergangen, schon sind wir wieder auf Achse. Wieder einmal sind wir in
unserer Reiseplanung gedanklich in halb Europa herumgefahren – Venedig, Cote
Azur, Holland, Schweiz, der Lago Piano in Oberitalien, ja sogar Elba, Korsika
oder Sardinien schienen uns lohnende Ziele zu sein. Es ist wie immer anders
gekommen und am Mittwoch haben wir aus heiterem Himmel entschieden, nach
Kroatien zu fahren. Da waren wir erst einmal und auch damals sind wir lediglich
auf die Insel Krk gefahren, haben vom Land und von der Küste also kaum was
gesehen. Schnell hat Ilse die in Frage kommenden Campingplätze herausgesucht,
es ist ja bereits „ACSI-Zeit“, wir werden also kaum wo mehr als 20 oder 22 Euro
pro Übernachtung bezahlen. Fein. Am Abreisetag sind wir früh genug aus den Betten gekommen, die Vespa steht
schon seit gestern auf ihrem Träger und alles Notwendige ist bereits im WoMo
verstaut.
Und so verlassen wir unsere Garage um exakt 5 Uhr 01, draußen ist es
noch stockdunkel. Gemütlich gondeln wir die Inntalautobahn dahin, es sind noch
kaum LKW unterwegs. In Wörgl fahren wir eine Abfahrt früher von der A12
herunter, weil es bei Wörgl Ost eine Baustelle gibt, bei der die Ausfahrt nicht
ganz ungefährlich ist. Um diese Uhrzeit ist bei der Durchfahrt von Wörgl mit
keinen Staus zu rechnen, untertags geht es hier nur im Stopp-and-Go Modus. Und
wie wir Stunden später in den Nachrichten gehört haben, hat sich ausgerechnet
um diese Zeit bei der Ausfahrt Wörgl Ost ein schwerer Unfall ereignet, lange
Verzögerungen waren die Folge. Also Glück gehabt. So sind wir locker übers
Brixental nach Kitzbühel gekommen, von dort über den Pass Thurn drüber nach
Mittersill, danach war der Felbertauern-Tunnel dran. Das Ganze ohne jede
Verzögerung, auch in Lienz sind wir nur zum Stehen gekommen, weil wir im
Bahnhofskiosk etwas zu kaufen hatten. Bis jetzt sind wir jeden Meter unserer Strecke schon zigmal gefahren, aber
ab Oberdrauburg wartet eine „Terra incognita“ auf uns, also unbekanntes Gebiet.
Es geht auf die Gailtalhöhe hinauf, danach wieder runter und gleich danach baut
sich der Plöckenpass vor uns auf. Den kennen wir auch nur aus den
Verkehrsnachrichten, wenn er wieder einmal gesperrt ist – wegen Schnee oder
einem Unfall.
Beide Bergstraßen sind wunderbar zu befahren, am Plöckenpass
beeindrucken uns zum Beispiel Tunnels, die in scharfen Haarnadelkurven geführt
werden. Kennen wir so nur aus der Schweiz. Es herrscht praktisch kein Verkehr,
nur sehr vereinzelt kommen uns Fahrzeuge entgegen, selber werden wir nur von
dem einen oder anderen Motorrad überholt. So kommen wir relaxed nach Tolmezzo,
jetzt sind wir also in Italien. Grenzkontrolle entfällt, der Beamte winkt uns gelangweilt
durch.
Wir durchfahren einen Ort mit dem lustig klingenden Namen „Tischlbong“,
später googelt Ilse, dass es sich bei diesem Dörfchen um eine Sprachinsel
handelt, in der ein seltener deutscher Dialekt gesprochen wird, die Sprache
wird „Tischlbongerisch“ genannt 😊. Gleich einmal hinter Tischlbong verfügen wir uns dann auf die Autobahn, der werden wir jetzt bis knapp vor unserem Ziel folgen. Dieses Ziel nennt sich
Sistiana und ist ein Ort nahe der Stadt Triest. Wir passieren Udine, kommen
super voran, aber plötzlich beginnt sich der Himmel mehr und mehr zu
verdunkeln. Bald einmal sehen wir in der Ferne Blitze aufleuchten und weil wir
mit über 90 km/h dahinfahren, kommen wir dem Gewitter rasch näher. Keine fünf
Kilometer vor dem Ziel beginnt es dann zu regnen und Ilse meint noch, wir
sollen doch bei der nächsten Raststation zufahren, die kommt in 1.000 Metern.
Gernot winkt lässig ab „Wegen den fünf Kilometern bleiben wir nicht mehr
stehen“ und fährt unbeirrt weiter. Tja, was sollen wir sagen – ein Fehler und
beinahe ein sehr bitterer Fehler. Denn genau in dem Moment, als wir auf die
Ausfahrt „Sistiana“ abbiegen, geht rundum uns die Welt unter. Keiner von uns
hat jemals einen derartigen Starkregen erlebt, wir haben keine 5 Meter (!!)
weit gesehen. Das Schlimmste aber war, dass wir nicht stehen bleiben konnten,
denn das wäre auf einer Autobahnausfahrt ein irres Risiko gewesen. Also
schalteten wir die Alarmblinkanlage ein und fuhren ohne Sicht (!) auf gut Glück
weiter. Im letzten Moment erkannten wir dann die Abzweigung nach Sistiana, aber
nur deshalb, weil das Schild leuchtend gelb war. Denn alles war in
undurchdringliches Grau gehüllt und der Scheibenwischer schaffte es auch auf
höchster Stufe nicht, das Wasser wegzubringen. Dann prasselten schon die ersten
Hagelkörner auf unsere arme Schnecke nieder, sie waren etwa so groß wie
Kirschkerne. Ein Alptraum. Auf der Bundesstraße kamen uns dann reihenweise
richtige Sturzbäche entgegen, teils mehr als 20,30 Zentimeter tief. Wir könnten
jederzeit Aquaplaning kriegen, mit einem WoMo natürlich ein Wahnsinn. Von einer
Baustelle schwemmte es Dreck auf die Straße und wir spritzen die schlammige
Masse meterweit in die Gegend. Es blitzte, donnerte und schüttete unentwegt,
aber wir hatten es ja nicht mehr weit. Natürlich übersah Gernot in der Gischt das
Zufahrts-Schild zum Campingplatz, aber glücklicherweise gab es gleich danach
einen Parkplatz zum Umkehren. Gernot wendete also unser WoMo – in dem Moment
schlug ein Blitz neben uns ein, keine 10 Meter entfernt. Der Knall war
gigantisch und es folgte sogleich ein weiterer Einschlag in unmittelbarer Nähe.
Na servas, jetzt sind wir aber wirklich mittendrin in einem Unwetter. Im
strömenden Regen und unter Blitzen und Donnergrollen sind wir schließlich
unbeschadet an der Rezeption des Campingplatzes „Village Mare Pineta“ eingelangt.
Puh, geschafft. Wir erlebten dann das schnellste Check-in aller Zeiten, denn
die, vermutlich noch von den Blitzeinschlägen geschockte, Mitarbeiterin
überreichte Ilse sofort einen Stapel an Informationen, checkte nur kurz die
ACSI Karte und meinte, wir sollten uns irgendwo einen Platz suchen und Ciao!
Das wars und es hat keine fünf Minuten lang gedauert. Ähnlich schnell hat sich
auch das Unwetter verzogen, denn wir waren noch nicht einmal am Platz
eingerichtet, als es schon zu regnen aufgehört hat. Wir haben uns dann aber
einen besseren Platz gesucht und Ilse ist in der Nähe des Waschhauses fündig
geworden. Blitzartig wechselten wir in den Camping-Modus und freuten uns sehr,
dass wir diese Anfahrt glimpflich überstanden haben. Glück gehört halt auch dazu
… Keine Viertelstunde nach unserer turbulenten Ankunft konnten wir schon
unsere Vespa abladen, da hat bereits wieder die Sonne geschienen. Wir spülten
uns den Schrecken mit einem kühlen Drink hinunter, bereiteten uns eine feine
Jause zu, danach machten wir natürlich noch einen Pasch. Später haben sich an diesem Abend noch zwei recht heftige Gewitter über uns
entladen, dann war aber Schluss mit Regen und wir verbrachten eine feine und
ruhige Nacht.
Samstag, 10. September 2022
Schon kurz vor 8 Uhr sind wir beim Kaffee gesessen und weil sich das Wetter
von seiner schönsten Seite zeigte, sind wir bereits um 9 Uhr mit unserer treuen
Vespa vom Platz abgefahren. Wir werden nach Triest rüber cruisen, das ist gut
15 Kilometer weit entfernt. Die Strecke führt fast immer dem Meer entlang und
wieder einmal erstaunt uns die Unvernunft der italienischen Autofahrer. Muss
nicht gegendert werden, denn es handelt sich bei den Deppen ausschließlich um
Männer. Fahren wir, wie erlaubt, einen 50er, drehen sie alle durch. Fahren wir
60 statt der vorgeschrieben 50, drehen sie alle durch. Selbst wenn wir über 70
bei einem 50er fahren, MÜSSEN sie uns mit einem 80er überholen. Eine Vespa ist
kleiner als mein Fiat Uno, also muss sie weg. Völlig egal, dass wir sie bei
nächster Gelegenheit zurücküberholen, etwa bei einem kleinen Stau. Es bringt
diese Raserei nicht eine Sekunde Zeitgewinn, es dient nur der Befriedigung von
Minderwertigkeitskomplexen. Anders lässt sich das nicht erklären. Einmal
näherten wir uns mit einem 60er einem Kreisverkehr, da wurden wir unmittelbar
vorher von einem italienischen BMW-Fahrer überholt, der dann direkt vor uns von
etwa 90 auf 30 km/h vollbremsen musste, damit er noch die Kurve kriegte. So
viel Risiko, soviel dümmste Fremdgefährdung für rein gar nichts - das kann wohl
nur mehr ein Psychologe oder besser ein Psychiater erklären. Normal ist das
jedenfalls nicht. Trotz der Macho-Idioten in ihren Autos erreichen wir Triest unbeschadet,
parken uns an der Hafenpromenade ein und machen einen ausgiebigen Spaziergang
durch die Stadt. Triest hat einen ganz eigenen Charme, ist nicht schön, aber
auch nicht hässlich. Vieles erinnert noch an die Zeiten, als das hier noch eine
österreichische Stadt war, etwa ein Hotel Maria Theresia oder ein Hotel Greif.
Was uns auffällt, es gibt keine Souvenir-Läden – wahrscheinlich ist Triest kein
Touristenmagnet. Dafür steuern wir ein Handy-Geschäft an und das hat natürlich
einen Grund: Gernots Handy funktioniert nicht mehr. Allerdings ist es nicht auf
der Reise kaputt gegangen, es hat sich schon am Abreisetag in Innsbruck nicht
mehr laden lassen. Vielleicht ist der Akku defekt und man kann ihn tauschen
lassen. Konnte man hier leider nicht, aber immerhin wissen wir jetzt auch
offiziell, dass sich das Handy nicht mehr laden lässt 😊. Wurscht, es findet sich
schon eine Lösung. Ilse hat eh schon lange darauf gedrängt, dass sich Gernot
endlich ein neues Handy kaufen solle. Aber – das Ding ist erst fünf oder sechs
Jahre alt, hat immer klaglos seinen Dienst getan, also warum ein neues kaufen? Aber
jetzt scheint der Zeitpunkt gekommen. Aber natürlich kaufen wir uns erst nach
unserer Rückkehr ein anderes Telefon, außer man kann das alte noch richten. Wir
werden sehen. Jedenfalls kriegen die wichtigsten Kontakte Gernots noch schnell
die Info, dass er ab sofort nur mehr über Ilse erreichbar ist – damit ist das
Thema Handy vorerst erledigt. Der Stadtspaziergang hat uns hungrig gemacht und wir halten Ausschau nach
einer Gelegenheit für einen kleinen Snack. Ein Kebap wäre jetzt genau das
Richtige. Leider drängt sich kein türkisches Restaurant in unser Blickfeld,
auch egal, am Retourweg gibt es reihenweise Einkehrmöglichkeiten, wir werden
nicht allzu lange darben müssen. Und dann sind wir kaum 200 Meter auf unserer
Vespa unterwegs gewesen – zack, sind wir schon an einem Kebap-Laden
vorbeigekommen. Wir parkten selbstredend direkt vor dem einzigen freien Tisch
ein und bestellten uns zwei große Kebap-Teller mit Allem und Brot. Wie jedes
Mal „Beim Türken“ sind wir sehr gut abgefüttert worden, bis jetzt haben wir
noch nie einen Besuch in einem Kebap-Laden bereut. Egal wo. Am Weg zurück zum Campingplatz sind wir dann beim berühmten Schloss
„Miramare“ zugefahren. Vor allem, weil das immer eine Art Sehnsuchtsort für
Ilses Mutter war. Unmittelbar vor dem Schranken zu den gebührenpflichtigen
Parkplätzen haben wir unseren Roller abgestellt und sind zu Fuß in Richtung
Schloss gewandert. Mit uns wanderten hunderte andere Besucher – um hunderte
Wanderer zu viel für uns. Menschenmassen mögen wir nicht, das war übrigens
schon vor der Pandemie so. Also haben wir uns einen feinen Platz gesucht und
uns den Eingangsbereich des „Miramare“ von Weitem angesehen. Eine
Besichtigungstour hätten wir ohnehin nicht gemacht, also gaben wir uns mit
einer Teil-Ansicht des historischen Gemäuers zufrieden. Schloss Miramare –
Check! Wir sind zurück nach Sistiana gecruist, dort aber gar nicht zum
Campingplatz gefahren, sondern weiter ins Nachbardörfchen Duino. Dort sind wir
eine ganze Zeitlang am Hafen gesessen und haben ins Meer geschaut. Herrlich. Am
Retourweg zum Wohnmobil haben wir noch bei einem „Conad“ Supermarkt Halt
gemacht, ein paar Kleinigkeiten braucht man immer, im heutigen Fall waren das
Salami, Oliven, Schafskäse und Joghurts. Dann aber endgültig zurück zur
Schnecke, wo wir uns später eine herzhafte Jause gegönnt haben. Vorher sind wir
noch eine große Runde über den Platz spaziert, haben von „unserer“ Steilküste
aus aufs Meer hinaus- bzw. hinuntergeschaut und uns einfach des Lebens gefreut.
Es gibt hier auch einen ziemlich großen Swimmingpool, der direkt am Restaurant
liegt. Wer weiß, vielleicht schwimmt Ilse mal ein paar Längen darin, je nach
dem, wie lange wir noch hierbleiben und natürlich vorausgesetzt, dass sie Lust
dazu hat. Auf Gernot üben chlorbehandelte Wässer nur geringen Reiz aus, da muss
es schon sehr heiß sein … Mit den Einkäufen haben wir uns abends noch ein sehr gutes Abendessen
zubereitet und nach einem Pasch haben wir den Tag für uns enden lassen.
Schon bei unserer ersten Fahrt nach Triest ist uns ein riesiges Gebäude auf
einem Berg aufgefallen. Offenbar aus Beton gefertigt, zuerst dachten wir an ein
Hotel oder so. Dann aber erkannten wir ein großes Kreuz auf dem Dach des großen
Kastens und die Internetrecherche ergab, dass es sich dabei um die
Wallfahrtskirche „Monte Criso“ handelt. Das müssen wir uns natürlich anschauen.
Vorerst haben wir es aber ein bisserl wärmer werden lassen und nach einem
Vormittags-Pasch starteten wir los. Die Fahrt nach „Monte Criso“, es werden
keine 15 Kilometer gewesen sein, war schon das halbe Vergnügen, aber die Kirche
übertraf dann noch unsere Erwartungen. In glänzend weißem Beton gehalten reckt
sich das Gotteshaus kühn und weit in den Himmel, als wir sie betraten, wurde
gerade eine Messe abgehalten. Wir fühlten uns fast ein wenig wie Spanner, haben
aber dann doch einige Zeit dem Orgelspiel und dem Gesang des Pfarrers und der
Gläubigen zugehört. Wir durchquerten die große Kirche und standen danach auf
einer schönen Terrasse, die einen wunderbaren Blick auf das Meer und die
Umgebung bot.
Wirklich ein Traum, wir sind lange beieinander da oben gestanden
und haben nur still geschaut. Danach sind wir zur Vespa zurück spaziert, die
wir selbstredend direkt vor der Wallfahrtskirche geparkt hatten. „Monte Criso“
war wirklich einen Besuch wert, die moderne Kirche hat einen ganz besonderen
Reiz. Unser nächstes Ziel führte uns dann wieder nach Triest hinein, denn Ilse
hat gestern noch die Adresse eines Samsung-Reparatur-Shops erhalten, also
schauen wir mal, wo der umgeht. Wir fahren diesmal anders nach Triest hinein,
das Navi am Handy leistet perfekte Dienste und Dank Ilse und Google finden wir
den Shop auf Anhieb.
Er hat am Sonntag natürlich geschlossen, aber jetzt wissen
wir zumindest, wo er sich befindet. Also ist die Mission „Gernots Handy“ für
heute erledigt und wir fahren in Richtung Campingplatz zurück. Noch in der Nähe
des Handyshops kommen wir am Fußballstadion „Nero Rocco“ vorbei und bleiben
kurz stehen. Steil ragen die Tribünen des Stadions in die Höhe, aber der
Fußball-Club von Triest teilt leider das Schicksal unseres FC Wacker Innsbruck
– er grundelt in der 5. (!!) italienischen Liga herum. Immerhin erfahren wir
von der Verehrung eines Fans, dem eine ganze Kurve gewidmet ist. Dieser Stefano
Furlan wurde vor einigen Jahren von Polizisten bei einem Fan-Tumult getötet,
wie wir aus dem Netz erfahren haben. Für Tickets für die „Curva Stefano Furlan“
gibt es sogar eine eigene Kassa, aber viel ist in diesem Stadion leider nicht
mehr los.
Bald einmal fanden wir uns im Zentrum von Triest wieder und ab da kennt
sich Ilse schon aus, als hätte sie früher mal hier gewohnt 😊. Wir legen am Hafen eine
kleine Pause ein, beim Parken der Vespa müssen wir dann beide lachen. Denn
Gernot hat ein fesches Plätzchen direkt bei den Schiffen gefunden, noch dazu im
Schatten eines Containers gelegen.
Auf Ilses Warnungen betreffend Halte- und
Parkverbot meinte Gernot nur: „Ich seh da nirgends ein Verbot.“ Nun, er parkte
unseren Roller exakt vor dem Verbotsschild, so was kann man schon mal
übersehen. Jedenfalls hat Ilse ein Foto davon gemacht, denn so frech parken wir
wirklich selten. Obwohl man unseren Erfahrungen nach mit einer Vespa in Italien
fast alles – und mit einer roten Vespa gar alles machen darf. Aber das stimmt
so natürlich auch nicht. Wurscht, wir sind wie immer ungestraft geblieben und
das ist auch gut so 😊.Weil uns ein kleines Hüngerchen zu plagen beginnt, halten wir Ausschau nach
einem Restaurant – kein großes Kunststück, wir kommen schließlich alle paar
Meter an einem vorbei. Es spricht uns aber vorerst keines richtig an, no
Problem natürlich. Wir fahren ja am Heimweg eh kilometerlang der Meerpromenade
entlang und auch hier reiht sich Kiosk an Kiosk und Restaurant an Restaurant. An
einem Sonntag ist der Zulauf zum Meer natürlich entsprechend groß und so ist so
ziemlich jeder der unzähligen Parkplätze besetzt. Aber für eine schlanke Vespa
findet sich immer irgendwo ein Plätzchen und so ist es natürlich auch gekommen.
Ziemlich regelkonform halten wir in der Nähe eines Kiosks und gleich mehrere
freie Tische laden zum Verweilen ein.
Wir bestellen uns kühle Drinks, sowie
einen Hot-Dog für Ilse und einen Hamburger für Gernot. Das Zubereiten des
Essens dauert ein wenig, dafür bekommen wir dann ein außergewöhnlich gutes Mahl
serviert. Gernots Burger war wirklich gigantisch, das Trumm ohne Besteck zu
essen, war allein schon eine Herausforderung für sich 😊. Ilses Hotdog ist
bereits aufgeschnitten in einem Brötchen dahergekommen und beide Essen haben
hervorragend geschmeckt. Solche Zufallstreffer freuen uns immer ganz besonders,
denn an einen schlichten Kiosk haben wir keine großen Erwartungen, was das
Essen betrifft. Wenn es dann so überraschend gut ist wie hier, freut uns das
natürlich doppelt. Sehr gut abgefüllt haben wir uns dann von unserem braven Roller zum WoMo
zurück zerren lassen und sind fast blitzartig in ein ausgedehntes Fresskoma
gefallen. Später, da war es schon Abend, haben wir uns dann noch einen guten
Kaffee gegönnt und nach einem Pasch war dann Schluss für heute. Morgen steht
ein weiteres Kapitel der Mission „Gernots Handy“ auf dem Programm, aber das
werden wir ja wohl noch hinkriegen.
Wieder haben wir wunderbar geschlafen, schön ist es hier in Sistiana. Wir
haben inzwischen beschlossen, dass wir den gestern ausbaldowerten Handy-Shop in
Triest heute nicht anfahren werden. Gernot meint, dass wir am ehesten in einer
Art „Media-Markt“ einen Ersatz-Akku für sein Handy kriegen könnten. Schnell hat
dann Ilse herausgefunden, dass es in Monfalcone ein großes Einkaufzentrum gibt,
das liegt ca. 10 Kilometer von uns entfernt. Nach einem Pasch brechen wir auf,
da wird es knapp Mittag gewesen sein. In Monfalcone finden wir das große
Einkaufszentrum natürlich auf Anhieb und wie erwartet, gibt es hier einen
großen Elektronik-Laden. Ein überaus netter und absolut perfekt Englisch
sprechender Mitarbeiter erklärte uns, dass sie leider nur Handy reparieren
würden, die bei ihnen gekauft wurden. Tja… Er ist aber so kundenfreundlich, dass
er uns die Adresse eines Repair-Shops heraussucht und auf einen Zettel
schreibt. Gleich fahren wir zum Geschäft hin, es hat aber noch bis 16 Uhr 30
geschlossen – weil Montag und so. Völlig egal, wir nutzen die Zeit und fahren
ins gut 20 Kilometer entfernte Grado. Da wollten wir heuer übrigens schon
einmal hin, denn wir haben im Juni kurz mal angedacht, Ilses Geburtstag hier zu
feiern. Wir sind damals aus Bequemlichkeit lieber in Klagenfurt geblieben, aber
heute steht Grado am Programm. So geht’s manchmal. Wir wollen mal wieder nicht
ungerecht sein, aber viel gibt Grado nicht her. Es mag ja mal ein mondäner
Ferienort gewesen sein, davon ist wenig bis nichts übriggeblieben. Sagen wir
besser, für uns nicht. Wir haben trotzdem einen mehr als ausgedehnten Spaziergang
durch die Fußgängerzone gemacht. In der Nachsaison ist das ein nettes Wandern
durch enge Gassen, im Juli oder August schieben sich hier aber den ganzen Tag
über schwitzende Massen an den Geschäften und Restaurants vorbei. Bei bis zu 40
Grad Temperatur eine Alptraumvorstellung. Da haben wir es heute natürlich viel
feiner und können auch mal ein paar hundert Meter in der prallen Sonne dem Meer
entlangflanieren. Irgendwann macht sich dann ein Grummeln in unseren Mägen
bemerkbar und wir steuern ein Lokal an.
Mehr durch Glück landen wir in einem
Restaurant, dass nur von Italienern frequentiert wird. Das ist immer ein gutes
Zeichen und dementsprechend sind wir mit dem Essen sehr zufrieden – Ilse kriegt
ein „Scaloppine al Marsala-Sauce“ serviert, Gernot gönnt sich exquisite
„Spaghetti Vongole“. Am Retourweg nach Falcone bleiben wir nach der Überquerung
des Flusses Isonzo bei einer Unterführung stehen und machen ein feines
Päuschen. Hier haben im 1. Weltkrieg die berühmt-berüchtigten Isonzo-Schlachten
stattgefunden, bei der sich Italiener, Österreicher und Deutsche jahrelang
erbittert bekämpften. Mit über einer Million (!!) Toten gelten die
Isonzo-Schlachten als die verlustreichsten des 1. Weltkrieges. Furchtbar, das
kann und mag man sich einfach nicht vorstellen, auch wenn heute ganz in unserer
Näher der Ukraine-Russland Krieg tobt. Aber, dass eine Million Soldaten bei
einer Schlacht hingemetzelt werden, das wird hoffentlich nie wieder passieren.
Die trüben Gedanken verfliegen zum Glück wieder schnell, kaum dass wir die
Helme aufgesetzt haben. Problemlos finden wir in Monfalcone zum Handy-Shop, er
hat früher als erwartet geöffnet. Leider kann er unser Handy nicht reparieren,
er gibt uns aber die Adresse eines offiziellen Samsung-Partners. Die würden das
hinkriegen, versichert er uns. Dieser Partner befindet sich allerdings in
Cormans in Friaul, gut 20 Kilometer von hier entfernt. Vom Campingplatz aus
werden es um 10 Kilometer mehr sein – passt, da fahren wir morgen hin. Wenn es
nix wird ist es auch egal, dann haben wir wenigstens eine lässige Vespa-Tour
gemacht. Denn schon eine erste Nachschau auf Google-Maps zeigt uns eine sehr
kurvenreiche Strecke 😊. Nach unserer Rückkehr am Campingplatz haben wir uns gemütlich in unsere
Stühle gesetzt, einen feinen Pasch geklopft und später noch eine
Salami-Parmesan Jause zu uns genommen. Ein lässiger Tag geht zu Ende, die
Mission „Gernots Handy“ ist noch unerledigt, aber das sehen wir relaxed. Denn
wenn sich das Telefon nicht mehr reparieren lässt, dann gibt es halt nach
dieser Fahrt ein neues. Lieber wäre Gernot natürlich, er können sein gewohntes
Handy noch jahrelang behalten, denn, wie sagt der Engländer: You cannot learn
an old pony new tricks.“ Eben.
Es wird heute wieder ein wunderschöner Tag werden, das sehen wir gleich
nach dem Aufstehen. Schon beim Morgenkaffee freuen wir uns auf die Fahrt nach
Cormans zum Handyshop. Der Weg führt offenbar über kleine, ganz kleine und noch
kleinere Straßen, das wird mit der Vespa das reinste Vergnügen werden. Heute
brechen wir entgegen unserer sonstigen Gewohnheit sehr früh auf, immerhin haben
wir einen Auftrag. Und so hat es um kurz nach 9 Uhr draußen noch keine 18 Grad,
als wir mit unserem roten Flitzer losstarten. Aber wir haben beide unsere Lederjacken
und Handschuhe an, außerdem wird es eh mit jeder Stunde spürbar wärmer. Der Trip nach Cormans hat unsere eh schon großen Erwartungen weit
übertroffen. Auf den gut 30 Kilometern durchfuhren wir hunderte Kurven,
Doppelkurven und Haarnadeln, es ist auf und ab gegangen, meistens waren wir
komplett alleine auf den Straßen unterwegs. Ein einziger Traum! Wir kommen
zuerst nach Jaminiano, danach nach Sagrado, dazwischen passieren wir
verschlafene Dörfer und namenlose Weiler. Schließlich tauchen die ersten Wegweiser
nach Cormans auf, die Stadt hat übrigens auch einen starken Österreich-Bezug.
Denn hier befand sich während der Isonzo-Schlachten das Heerlager der
Monarchie. Kaiser Franz Joseph wird hier immer noch verehrt und sein Geburtstag
wird jedes Jahr groß gefeiert. Wie in Bad Ischl im Salzkammergut. Uns kann der
alte Kaiser allerdings wurscht sein, uns interessiert in Cormans heute vorerst
nur der Samsung-Shop. Wieder finden wir Dank Ilses Navi-Lesekunst den Shop ohne
Probleme und parken uns unmittelbar davor ein. Beim Betreten des kleinen Ladens
haben wir das Thema Handy-Reparatur eigentlich schon abgeschlossen, denn es
empfängt uns ausgesprochene Kahlheit.
Da gibt es keine Schaukästen mit Handys
oder Akkus, gerademal drei verschieden Covers waren ausgestellt. Und drei, vier
Werbebanner von Samsung verhüllten notdürftig die leeren Wände. Wo wollen die
den Akku für Gernots Telefon gelagert haben? Wo ist hier eine Werkstatt? Wir
wurden von einer sehr freundlichen jungen Dame empfangen, sie leuchtete mit
einer UV-Lampe kurz durchs Rücken-Cover des desolaten Handys. Danach ging sie mit
dem Handy in einen Nebenraum. Nach zwei Minuten kam sie zurück, nahm die
SIM-Karte aus Gernots Handy, klebte diese auf einen Auftragsschein und meinte,
die Reparatur würde 39 Euro kosten. Dann ließ sie sich noch Ilses Handynummer
geben und sagte in gutem Englisch: „Das dauert jetzt ca. eine Stunde, ich melde
ich per SMS.“ Da waren wir baff – also, wenn das hinhaut, das wäre ja
obersupergeil. Natürlich warteten wir nicht vor Ort, sondern erkundeten die nähere
Umgebung. Schon bei der Herfahrt ist uns eine große Kirche auf einem Hügel
aufgefallen. Da gibt es doch garantiert eine Straße dorthin …
Logisch gab es
die und wir folgten der teilweise extrem steilen Straße hinauf auf den Monte
Quarin. Dort stellten wir unser Moped auf dem großen Parkplatz ab und waren
gleich erstaunt, dass es hier gleich mehrere Stellplätze für Wohnmobile gibt.
Mit extra Hinweisen, Stromanschluss, sowie Wasser Ver- und Entsorgung. Noch
erstaunter waren wir, als wir checkten, dass das hier alles kostenlos (!!) ist.
Gleich schauten wir in den Rezessionen des Platzes nach und tatsächlich – die
Beurteilungen sind ausschließlich positiv und überall wird auf das
Gratis-Parken verwiesen. Also, wir sind ja in den letzten 15 Jahren viel mit
dem WoMo in Europa herumgekommen, aber einen Gratis-Stellplatz mit Strom- und
Wasserversorgung – das ist uns noch nirgendwo begegnet. Chapeau Cormans! Den
steilen Aufstieg zur Wallfahrtskirche sparen wir uns, stattdessen setzten wir
uns auf eine der vielen Bänke und genießen den Ausblick in die Gegend. Wir sind
ja doch gut 200 Meter oberhalb der Stadt und sehen kilometerweit in die Gegend.
Lange dauert die feine Siesta dann aber nicht, denn exakt 35 Minuten nach
Verlassen des Handy-Shops bekommt Ilse die Nachricht, dass das Handy
abholbereit sei. Das gibt’s doch nicht? Doch – im Geschäft kriegt Gernot sein
geliebtes Handy wieder ausgehändigt, es ist bereits zu 40 Prozent geladen 😊. Es war gar nicht der
Akku kaputt, sondern eine Zuleitung von der Anschlussbuchse zum Mainboard. Das
defekte Teil haben wir auch eingepackt bekommen und zur Vorsicht gönnte Gernot
seinem Handy noch ein Original Samsung Aufladekabel. Für alles zusammen
bezahlten wir 59 Euro, den Betrag haben wir dann gleich auf einen 70er
aufgerundet – Super Service ist uns ein gutes Trinkgeld wert. Die beiden Damen
im Laden waren direkt geschockt über die 11 Euro und nahmen das Geld erst nach
einigem Zögern an. Das Zauberwort Gernots lautete schließlich: „Cappuccini per
tutti.“ Damit ist übrigens eine absolute Empfehlung für „Elletro Piu“ in
Cormans ausgesprochen, falls wer in dieser Gegend ein Samsung-Handy-Problem hat
– nix wie hin, da wird einem geholfen. Mit einer so erfolgreichen und
schnörkellosen Lösung des Handy-Problems hätten wir nie gerechnet, noch dazu in
dieser kurzen Zeit und um den niedrigen Preis. Sehr happy verließen wir den
Shop und machten uns auf den Heimweg nach Sistiana. Erneut erlebten wir dabei
mit unserer Vespa Fahrspaß pur und auch diesmal hatten wir kaum einmal ein
Fahrzeug vor oder hinter uns. Wir sind noch kurz nach Monfalcone abgebogen und
haben dort bei einem „Conad“ noch Proviant eingekauft. Man könnte es durchaus auch
„Reiseproviant“ nennen, denn morgen geht’s wieder auf Achse. Wir haben uns dann am Platz einen weiteren, sehr feinen Abend gemacht,
später hat die stets vorsichtige Ilse noch die Autobahnvignette für Slowenien
gecheckt. Kostet für ein Monat gar nicht schlanke 30 Euro, aber das ist es uns
natürlich wert. Denn wir durchqueren Slowenien zwar nur, aber die italienische
und slowenische Autobahn gehen quasi ineinander über und wer weiß, ob wir nicht
vielleicht die letzte Abfahrt übersehen oder so. Vorsicht ist die Mutter der
Geldstrafen-Vermeidung. Denn ohne Vignette auf der Autobahn, das kann bis zu
800 Euro kosten und das kann keiner wollen. Wie immer vor einem Fahrtag sind
wir schon freudig aufgeregt – Kroatien, wir kommen!
Mittwoch, 14. September 2022
Weit haben wir es heute ja nicht, es sind nicht einmal 100 Kilometer bis zu
unserem Ziel Savudrija in Kroatien. Der Ort befindet sich sozusagen ganz oben
im Norden von Istrien. Um ziemlich genau 10 Uhr kommen wir vom Campingplatz in
Sistiana weg und verfügen uns sofort auf die Autobahn. Der Verkehr ist
gigantisch, praktisch zwei der drei Spuren sind permanent von LKW belegt. Wahnsinn,
da braucht man gar nicht erst anfangen zu überholen, also gondeln wir im
Windschatten der Brummis mit knapp über 80 km/h dahin. Bald haben wir Triest
hinter uns und schließlich kommen wir nach der Stadt Mugglia zur slowenischen
Grenze. Immer noch auf der Autobahn, gut, dass wir unsere digitale Vignette
haben. Vor dem Grenzübergang endet die Autobahn, die Einreise verläuft völlig
problemlos und ohne Stopp. Nicht so auf der Gegenseite, hier staut es sich böse
und kilometerweit – gut und gern jedes zweite Fahrzeug ist ein Wohnmobil oder
ein Wohnwagengespann. Urlauber-Rückreiseverkehr also und das an einem Mittwoch.
Es wird dann wohl keinen Tag ohne Stau hier geben und das Chaos an einem
Wochenende wollen wir uns lieber gar nicht vorstellen … Wir ziehen mit einem
guten 80er an der Blechlawine vorbei und keine eineinhalb Stunden nach unserem
Aufbruch fahren wir gegen 11 Uhr 30 beim Campingplatz „Bi Village“ in Savudrija
vor. Der Platz ist ziemlich groß und liegt direkt am Meer. Weil unsere ACSI
Vorteilskarte erst ab 15. September gilt, müssen wir uns morgen ein zweites Mal
anmelden, wurscht natürlich. Dafür dürfen wir unseren Platz Nummer 400 behalten
und der liegt ziemlich gut, sozusagen in der zweiten Reihe – wir haben
Meerblick und das Rauschen der Wellen übertönt meist sogar das Gezwitscher der
Vögel.
Allerdings ist der Stellplatz ausgesprochen in Schieflage, das können
wir aber mit unseren neuen, gigantischen Auffahrblöcken perfekt ausgleichen.
Die sind eigentlich für einen Unimog gedacht, wir verwenden sie hauptsächlich
als Rampenverlängerung beim Vespa-Aufladen. Mit ihren 22 Zentimetern
Niveauausgleich sind die Böcke nicht nur äußerst nützlich, sondern auch ein
echter Hingucker, wie wir dieser Tage immer wieder mal feststellten 😊. Wir stellen uns absichtlich
mit der Schnauze unserer Schnecke in den starken Wind, später tun es uns andere
Camper gleich und parken ihre Fahrzeuge um. Wir laden die Vespa ab und nach
einer kleinen Verschnaufpause machen wir eine erste Ausfahrt. Zuerst müssen wir
Geld wechseln, ein selten gewordener Vorgang, aber Kroatien führt den Euro erst
im kommenden Jahr ein. Wir erledigen das am ATM Automaten, der sich direkt bei
der Rezeption befindet. Gleich bemerken wir, dass bei dieser Art der
Geldbehebung ordentlich Spesen anfallen. Mal schauen, ob sich das irgendwo auch
günstiger machen lässt, vorerst sollten wir mit den gezogenen 2.200 Kuna (am
ATM 315 Euro) aber eh das Auslangen finden. Wir fahren mit der Vespa eine kleine Runde durch die Nachbarorte und
schauen uns in der Gegend ein wenig um. Schön ist des hier. Zurück am
Campingplatz vergnügten wir uns mit einem Pasch und als sich der Hunger meldete
starteten wir mit dem Moped los. Google meldet uns in direkter Nähe zum
Campingplatz gleich mehrere Lokale und Pizza-Läden, wir haben aber eh schon ein
Grill-Restaurant ins Auge gefasst. Das ist erstens das nächstgelegene und
zweitens das mit den besten Bewertungen. Wir finden das „Corta Grill“ dann erst
im zweiten Anlauf, obwohl es nur 400 Meter (!!) vom Campingplatz entfernt
liegt. Aber wir wussten nicht, dass wir auch direkt über den Platz hinkommen
und sind halt den Weg außen herum gefahren. Im Lokal haben wir uns auf die
Terrasse gesetzt, wir waren noch etwas früh dran, die Belegschaft war gerade
selbst am Essen. Trotzdem wurden wir rasch und freundlich bedient und das
Dargebrachte war ausgezeichnet. Typische Balkanküche, ganz wie wir das mögen
und wie wir das daheim vermissen.
Denn wirklich gute Cevapcici, ein richtiges
Schaschlik oder eine Original Pljeskavica wird man in Innsbruck leider
vergeblich suchen. Das „Corta Grill“ füllte sich dann immer mehr und erst am
nächsten Tag erfuhren wir, dass das heute der Saisonabschlusstag hier war. Aha,
deswegen war für Ilse kein Fanta verfügbar 😊. Völlig egal, das
einheimische Bier war auch sehr gut und nach einer kleinen Verdauungsrunde mit
der Vespa sind wir zum WoMo zurückgefahren. Dort haben wir uns zum Meer runter
gesetzt und einfach so in die Wellen geschaut. Der Wind zersauste unsere Haare
und es war einfach nur herrlich. Ein bisschen sorgen wir uns um unser Moped,
denn starker Wind oder gar ein Sturm sind ihre Todfeinde. Aber wir haben sie so
geschickt im Windschatten eines Wohnwagens geparkt, dass sich nicht einmal ihre
Abdeckplane richtig bewegt. Doch leider – am späten Abend haben die
Wohnwagen-Camper überraschend zusammengepackt und sind abgefahren. Damit ist
unsere Vespa schutzlos im starken Wind gestanden. Aber sie bewegte sich auch
bei starken Böen um keinen Millimeter, also siegte mal wieder die
Bequemlichkeit und wir parkten unseren Roller nicht um. Ein Fehler! Nein,
unsere Principessa Rossa ist nicht etwa umgestürzt, aber wir sind beide
mehrmals in der Nacht wachgeworden, aus Sorge um unseren treuen Roller. Wie
gesagt, passiert ist nix, aber morgen verbringt sie die stürmische Nacht sicher
vertäut am Motorradträger. Versprochen!
Donnerstag, 15. September 2022
Wir gehen den neuen Tag sehr relaxed an, nach dem Kaffee ändern wir unsere
Anmeldung hier auf den ACSI Tarif, ab jetzt bezahlen wir nur mehr 16 Euro pro
Tag. Wir machen dann gleich einen ausgedehnten Spaziergang über den Platz, setzen
uns oft auf eine der Bänke und schauen einfach so in die Wellen. Nach einem
Pasch gönnen wir uns einen kleinen Imbiss mit Salami und Parmesan, danach legen
wir uns auf ein ausgedehntes Schläfchen nieder. Herrlich, dieses dolce far
niente! Wie es dann Essenszeit geworden ist, wollten wir zuerst wieder ins
„Corta Grill“ gehen, aber das hatte ja gestern seinen letzten Tag. Also gehen
wir 200 Meter weiter in die „Pizzeria Andi“, einem typischen Touristen-Lokal.
Wir bestellen uns beide Gegrilltes und werden gut abgefüttert. Das lokale Bier
war auch wieder sehr gut, insgesamt eine runde Sache. Billig essen kann man
hier in Istrien offenbar nirgendwo, aber das passt schon, ist halt eine sehr
touristische Region. Pro Essen werden jedenfalls an die 50 Euro für uns beide
fällig, eh wie bei uns daheim. Wir spazieren zum WoMo zurück, insgesamt kommen wir heute auf 5.800
Schritte, das ist nicht nichts, noch dazu für einen so genannten Schlunz-Tag.
Am Abend erfreut uns dann noch ein besonders schöner Sonnenuntergang, aber mit
dem ungetrübten Sommerwetter dürfte es jetzt bis Samstag vorbei sein. Sagt
Ilses Wetter-App und das Ding ist erstaunlich genau bei seinen Prognosen. Wir
werden sehen. Und wie versprochen, laden wir die Vespa auf ihren Träger, heute
wollen wir ohne Sorge um unseren braven Roller einschlafen …
Freitag, 16. September 2022
Die Nacht war geprägt von starken Regenfällen und sturmartigen Windböen.
Unser WoMo wurde manchmal richtig durchgeschüttelt und es schwankte im Sturm,
als befänden wir uns auf hoher See. Aber mit der aufgehenden Sonne verzog sich
das Unwetter zusehends und schon am Vormittag konnten wir mit der Vespa
ausfahren. Wir düsten zuerst die paar Kilometer nach Umag rüber und parkten
dort frech direkt vor den ersten Marktständen an der Ufer-Promenade. Das Wetter
ist ideal für einen ausgedehnten Stadtbummel und wir schauen uns in der
Innenstadt von Umag um. Natürlich halten wir unsere Augen vor allem bei den
Souvenir-Läden offen, um ja keine rote Vespa zu übersehen.
Lange dauert es dann
aber eh nicht und wir kaufen uns einen hübschen Kühlschrank-Magneten mit einem
Bild von Umag samt roter Vespa. Check. Wir latschen dann zur Uferpromenade
zurück, auch dort reiht sich Souvenirstand an Souvenirstand. Bei einem davon
lassen wir uns für Gernot ein T-Shirt mit Vespa-Aufdruck anfertigen. Der
Verkäufer hat einige Sujets mit roten Vespas im Angebot und auch die Farbe des
T-Shirts kann sich Gernot aus einer großen Auswahl aussuchen. Es dauert dann
keine Viertelstunde und wir können uns das knallgelbe Leiberl mit roter Vespa
abholen. Noch dazu um einen sehr guten Preis, ungerechnet 12 Euro ist es uns
allemal wert. Schon in Sichtweite unserer Vespa, sie ist mittlerweile fast
schon umringt von anderen Frech-Parker-Mopeds, trinken wir noch in einem Cafe
zwei gute Cappuccini, danach brechen wir auf. Gleich einmal steuern wir einen
„Konzum“ Supermarkt an, wir wollen in den nächsten Tagen auch mal selber
kochen, also brauchen wir die Zutaten. Mit unserer reichen Beute – Nudeln,
Hühnerfleisch, Kochsahne, Zwiebel, Champignons, etc. glühen wir zum WoMo zurück
und verstauen erstmal die Lebensmittel. Vom Fahrspaß haben wir aber noch nicht
genug, zudem soll ab ca. 13 Uhr Regen kommen. Also Zeit genug und wir fahren
ohne Ziel los. Zuerst schauen wir uns den Ort Savudrija ein wenig näher an und
im Zuge unseres Herumfahrens kommen wir bei einem Restaurant „Santa Barbara“
vorbei. Im Vorbeifahren bleibt uns nicht der offene Grill vor dem Lokal
verborgen, in dem sich ein ausgewachsenes Spanferkel dreht. Ein herrlicher
Anblick, das schaut ja schon fast fertig aus. Wir bleiben stehen und fragen
nach – ab 14 Uhr wird serviert. Lachend sagen wir uns sofort um Punkt 14 Uhr
an.
Das sind keine drei Stunden mehr, die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit
einer lässigen Vespa-Runde. Wir haben uns einfach treiben lassen, sind mal hier
abgebogen und mal da. Auf den kleinen Nebenstraßen gibt es fast keinen Verkehr
mehr und wir können mit einem gemütlichen 50er von Ort zu Ort fahren. Wir
kommen an gigantischen, noch in Bau befindlichen, Ferienwohnungs-Komplexen
vorbei, bald entsteht hier ein Dorf für sich. Gleich in der Nähe ragt das
riesige „Kempinski“ Hotel in die Höhe, viel los ist hier auch nicht mehr. Wir
fahren im Areal des Hotels zu einem lässigen Aussichtspunkt uns haben dort
freie Sicht auf die slowenischen Badeorte Piran und Portoroz. Und ganz im
Hintergrund sehen wir sowohl das Schloss Miramar, als auch die Kirche am „Monte
Criso“. Drei Länder auf einen Blick, geil! Wir sind dann zu unserem WoMo zurückgefahren, die letzte verbliebene Zeit
bis zum Essen haben wir mit einem Pasch überbrückt.
Danach nix wir rauf aufs Moped
und rüber ins „Santa Barbara“. Das Spanferkel wurde bereits serviert und auch
wir bekamen jeder ein halbes Kilo (!) davon ab. Mit Pommes und jeder Menge roher
Zwiebel. Was für ein unglaublicher Genuss, was für eine Völlerei. Eigentlich
hätten wir für dieses Essen reservieren müssen, denn andere Gäste sind leider
leer ausgegangen. Aber unser Interesse am Vormittag und unser angesagtes Kommen
ist zum Glück als Reservierung gewertet worden. Weniger Glück hatte die süße
Hauskatze, denn sie ist just in jenem Moment aufgetaucht, als die Reste unseres
Festmahls abserviert wurden. Wir hätten sie gerne ein wenig mitnaschen lassen …
Sehr satt sind wir dann zum Campingplatz getuckert, haben uns dort zur Ruhe
begeben und auf den angekündigten Regen gewartet. Der ist dann gegen Abend eingetroffen, aber wir hätten heute sowieso nichts
mehr am Programm stehen gehabt. So haben wir noch einen Pasch gemacht und uns
danach vom Regen in den Schlaf trommeln lassen …
Der heutige Tag ist mal ausnahmsweise wirklich schnell zusammengefasst und
beginnt mit den Worten Regen, Regen, Regen. Also bleiben wir im Häuschen
sitzen, faulenzen vor uns hin, machen einen Pasch und frisieren ein wenig
unseren Blog. Den Nachmittag verschlafen wir und am Abend nutzen wir eine kurze
Regenpause und gehen die paar hundert Meter zur „Pizzeria Andi“ hinauf. Die
Terrasse im Freien ist derart von mannigfaltigem Grünzeug überwachsen, dass man
tatsächlich Platz nehmen kann, obwohl es den ganzen Tag über geregnet hat. Wir
sind heute beide experimentierfreudig und bestellen Unbekanntes – Ilse
„Cevapcici in Salzbutter“ und Gernot „Ravioli in Gorgonzola-Sauce“.
Wieder
waren beide Mahlzeiten ausgezeichnet, also essen kann man unserer Erfahrung
nach bei „Andi“ sehr gut. Dazu ist das Service sehr professionell, die wissen
hier genau, wie es geht. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal her. Am Campingplatz haben wir uns später erneut einen wunderschönen
Sonnenuntergang am Meer angeschaut, davon kann man nie genug kriegen. Als Alpenbewohner
schon gar nicht …
Sonntag, 18. September 2022
Das eher trübe Wetter scheint sich verzogen zu haben, zum Frühstück begrüßt
uns jedenfalls strahlender Sonnenschein. Klar, dass wir mit der Vespa ausfahren
werden, aber vorerst ist es uns noch zu frisch. Zum Frühstück haben wir
überhaupt die Heizung laufen lassen und wir geben der Außentemperatur gerne die
Zeit, noch nach oben zu klettern. Das ist dann gegen Mittag der Fall und wir
düsen los. Als erstes fahren wir rüber zum Restaurant „Santa Barbara“,
vielleicht haben die ja wieder … Haben sie! Das Spanferkel sieht ja jetzt schon
extrem knusprig aus und schnell reservieren wir uns zwei Portionen für 14 Uhr.
Yes!! Wir sind dann ein paar Kilometer nach dem Restaurant nach rechts
abgebogen und einfach auf gut Glück in die Landschaft hineingefahren. Herrlich.
Nach vielen lustvollen Kilometern sind wir wieder auf die Hauptstraße gekommen
und der sind wir dann bis Novigrad gefolgt.
In der Innenstadt haben wir – neben
anderen Rollern – auf einem Gehsteig geparkt und uns die Stadt näher
angeschaut. Schön ist es hier, es gäbe auch einiges Historisches zu bestaunen,
etwa eine alte Kirche, die hoch über der Altstadt thront. Wir begnügen uns mit
den Mühen der Ebene und freuen uns über eine Magnet-Vespa mit Novigrad-Schriftzug.
Noch mehr freuen wir uns, als wir an einem Geschäft vorbeikommen, das
Außergewöhnliches anzubieten hat. Nämlich kleine Wanduhren-Kunstwerke, die aus
Vinyl-Schallplatten gefertigt sind. Sofort schauen wir, ob sie auch eine LP von
Zappa im Angebot haben – und tatsächlich, eine echt lässige Uhr mit dem
Portrait von Frank Zappa hängt an der Wand. Aber nicht mehr lange, denn für 26
Euro nehmen wir sie auf der Stelle mit. Schnell kontrolliert die nette
Verkäuferin noch die Funktionstüchtigkeit der Uhr – passt. Der Zahlvorgang mit
Bankomat-Karte dauert dann noch ca. dreimal so lange wie der Kauf selbst 😊, aber trotzdem verlassen
wir total happy den Laden. Damit hätten wir nie gerechnet! Super, die Uhr
bekommt daheim natürlich einen Ehrenplatz … Wir sind dann noch bis zum Hafen
spaziert und nach einer kleinen Rast bis zur Vespa geschlendert. Dann aber nix
wie raus auf die Hauptstraße, das Spanferkel wartet. Recht flott und in einem
Zug sind wir zum „Santa Barbara“ hingeglüht, das Verteilen des Spanferkels war
schon in vollem Gange. Als „Reservierer“ haben wir aber natürlich problemlos
unsere je 500 Gramm Knusper-Schwein abgekriegt – ein wunderbares Essen. Die
süße Katze war auch wieder anwesend, wurde aber von anderen Gästen schon
bestens versorgt. Wir sind aber auch ohne Kätzchen mit unserem Essen fertig
geworden, letztendlich ist wieder kein Futzerl Fleisch übriggeblieben. Danach
hatten wir gerade noch die Energie zum Campingplatz zurückzufahren, nur um dort
in einen langen Fresskoma-Schlaf zu fallen. Schön ist so ein Camper-Dasein. Gegen 18 Uhr haben wir uns dann aufgerafft, wenigstens noch zur großen
Kreuzung vorzufahren und dort ein Eis zu essen. Jeden Tag fahren wir daran vorbei,
heute fahren wir also hin. Wir kriegen beide ein sehr gutes Eis verpasst, Ilse
nimmt den Bananen-Split, Gernot kommt als Schoko-Liebhaber natürlich nicht an
einem Stracciatella-Eisbecher vorbei. Danach hat Ilse an der Rezeption unseren
Aufenthalt hier bezahlt, morgen geht’s weiter. Sofort nach der Ankunft beim
WoMo haben wir die Vespa auf ihren Träger verfrachtet, damit ist das
Aufbruch-Programm eröffnet und gleichzeitig schon halb abgeschlossen 😊. Später sind wir noch
ein letztes Mal eine große Runde über den Platz spaziert und haben uns wieder
den traumhaften Sonnenuntergang angeschaut. Schön war es hier in Savudrija, wir
werden den Platz, den Ort und die ganze Umgebung in guter Erinnerung behalten.
Und das phantastische Essen – an das denken wir sicher auch noch oft zurück …
Montag, 19. September 2022
Los geht’s wieder – aber erst nach einem gemütlichen Frühstück. Danach wird
das WoMo reisefertig gemacht, das meiste davon erledigt Ilse mit souveräner
Routine. Wahrscheinlich brauchen wir für das Zusammenräumen kaum mehr als eine
Viertelstunde, da ist das Abstecken des Stromkabels bereits inbegriffen. Und so
kommen wir zeitig vom Platz weg, um 9 Uhr 26, um ganz genau zu sein😊. Zuerst fahren wir abseits der Hauptstraße nach Umag, beim SPAR-Markt gilt
es noch ein paar Einkäufe zu machen. Danach geht es weiter in Richtung Süden,
unser heutiges Ziel ist Fazana, das liegt neben der Stadt Pula. Der Weg dorthin
führt über eine stark befahrene Bundesstraße und wir schwimmen problemlos im
Verkehr mit. Natürlich bleiben wir zwischendurch mal stehen, auch wenn es nicht
wirklich weit ist heute. Aber wir haben es nicht eilig und so kommen wir völlig
entspannt um 12:30 Uhr (Ilse führt exakte Aufzeichnungen😊) am „Camping Bi Village“
in Fazana an. Schnell erkennen wir die gigantischen Ausmaße dieses
Campingplatzes, vor allem dann, als sich Ilse zu Fuß auf den Weg macht, einen
guten Stellplatz für uns zu finden. Sie ist fast eine halbe Stunde (!) lang
aus, aber dann kommt sie grinsend zurück und Gernot weiß – paaaast! Rasch sind
wir angemeldet und wir beziehen unseren Platz Nummer 582. Schon an der
Platznummer sieht man die Dimension dieses Campingplatzes, später findet Ilse
heraus, dass das „Bi Village“ über 1.116 Stellplätze verfügt, dazu kommen noch
unzählige Miet-Zelte, Mobile-Homes, Bungalows, Villen und Seevillen. Ein
Wahnsinn, in der Hochsaison muss hier die Hölle los sein. Jetzt ist es
natürlich unvergleichlich ruhiger, wir hören nur das Zwitschern der Vögel und
hie und da fliegt ein Flugzeug über uns hinweg. A propos Vögel – schon in den
ersten Minuten unseres Aufenthaltes landen Ringeltauben, Raben, Elstern und
Eichelhäher vor unserem WoMo. Das mögen wir. Nach einem Pasch und einer kleinen Ruhung sind wir dann mit der Vespa nach
Fazana rübergefahren und sind dort solange in der Altstadt spazieren gegangen,
bis uns der Hunger in ein Restaurant gezwungen hat. Wir Opfer! Im „Korti“ haben
wir hervorragend gegessen und bei einem kalten Bier aufs Meer hinausgeschaut.
Manchmal müssen wir uns direkt zwicken um festzustellen, dass wir das alles
nicht nur träumen, sondern dass das unser Leben ist. Hand in Hand spazieren wir zur Vespa zurück und tuckern zu unserem WoMo.
Dort haben wir uns mit einem Pasch und kalten Drinks noch einen schönen Abend
gehabt und freuen uns, dass wir so gut hier angekommen sind.
Dienstag, 20. September 2022
Die Nacht war derart ruhig, dass Ilse am Morgen gemeint hat, das sei fast
schon ein wenig unheimlich gewesen. Und das, obwohl sich viele feierwütige
Jugendliche auf dem Gelände befinden. Aber bei uns hört man nur ganz aus der
Ferne schwere Bässe wummern, die Disco bzw. die Abfüllanlage befindet sich weit
weg😊. Nach dem Kaffee und
einer ausgiebigen Morgentoilette haben wir mit einem Pasch die Zeit zum
Erreichen der Ausfahrts-Wärme überbrückt. Kurz vor Mittag war es dann so weit
und wir haben unser erstes Tagesziel angesteuert – die Kirche der heiligen
Foschka.
Das soll ein besonderer Kraftplatz sein, also nix wie hin. Die Fahrt
allein war schon ein Hochgenuss, von so engen und kurvenreichen Straßen werden
wir wohl nie genug kriegen. Die Kirche selbst hat dann wirklich was hergegeben,
der Bau ist aus dem 11. und 12. Jahrhundert und das Gemäuer ist erstaunlich gut
erhalten. Von irgendwelchen Kräften spüren wir vorerst nichts, aber immerhin
findet Gernot eine goldglänzende 20 Lipa Münze, also das Fünftel eines Kuna.
Nett. Die antike Kirche selbst war leider geschlossen, aber Ilse hat durch die
offenen Fenster schöne Bilder vom Inneren gemacht. Lange sind wir dann nicht
mehr an diesem Ort verblieben, mit der Stadt Bale hatten wir aber schon unser
nächstes Ziel im Auge. Wieder war der Straßenverlauf ganz nach unserem
Geschmack und in Bale stellten wir unseren Roller unmittelbar beim Eingang zur
Fußgängerzone ab. Es gibt hier einen großen Dom und die mittelalterliche
Altstadt ist gut in die Jetztzeit herübergerettet worden. Auch wenn sich viele
Besucher in den engen Gassen tummeln, ist es irgendwie doch nicht touristisch
und deshalb allein schon sympathisch.
Wir kommen an einer schlafenden dreifärbigen
Glückskatze vorbei und ein paar Meter danach werden wir von zwei kleinen Hunden
fast umgerannt, die voller Übermut aus einem der Steinhäuser ins Freie
springen. Die Katze schläft trotz der fröhlich herumtollenden kläffenden
Hündchen weiter, dafür heult aus dem dritten Stock eines Hauses herzzerreißend
ein weiteres Hündchen, weil es gerne mitspielen würde. Ganz normaler Alltag und
gerade deshalb wunderbar zu beobachten und zu erleben. Der Ausflug nach Bale
hat sich für uns wirklich gelohnt, jetzt fahren wir noch die paar Kilometer ins
berühmte Rovinj rüber. Da wird das mit dem Tourismus gleich anders ausschauen.
Zuerst tanken wir kurz vor dem Zentrum noch unsere Vespa voll, dann fahren wir
in Richtung Altstadt. Dort parken wir ausnahmsweise einmal vollkommen legal auf
einem Motorrad-Streifen und erkunden danach zu Fuß die Gassen des alten Rovinj.
Wir finden wieder einen Vespa-Magneten, diesmal mit Rovinj Aufschrift. Eine
Badehose für Gernot mit aufgedruckten Mini-Vespas lassen wir im Geschäft zurück,
sie ist erstens zu weiß und zweitens mit über 33 Euro zu teuer für ein Gimmick.
Bald einmal bemerken wir, dass es uns hier zu turbulent ist, es sind ganz
einfach zu viele Leute unterwegs. Wir eh auch, deshalb nehmen wir uns
freiwillig aus dem Programm und nach einer feinen Rast am Hafen fahren wir zum
Campingplatz nach Fazana zurück. Das war heute eine lockere 60 Kilometer Runde
und wieder war jeder einzelne davon ein Glücksmoment für sich. Unterwegs waren
wir dann noch bei einem LIDL einkaufen, mit Salami, Parmesan und Brot waren die
Zutaten fürs Abendessen schnell besorgt. Der Ausflug hat uns müde gemacht, nach der Jause und einem Pasch sind wir
heute recht zeitig schlafen gegangen. Morgen werden wir uns Pula etwas näher
anschauen, es sind ins Zentrum gerade mal 10 Kilometer. Das geht.
Mittwoch, 21. September 2022
Wieder haben wir eine sehr ruhige Nacht verbracht, auch wenn die Camper
neben uns einen nervigen Kleinhund mitführen. Sein Kläffen dringt einem durch
Mark und Bein, er bellt aber immer nur dann, wenn sein Herrchen bzw. sein
Frauchen besucht werden. Dann fühlt er sich offenbar zu unbeachtet und kläfft
sich in den Mittelpunkt zurück. Seine Besitzer stört das nicht weiter, nur hie
und da ist ein leises „Basta“ zu hören. Das klingt aber mehr nach einem
flehentlichen Bitten als nach einem Befehl. Wurscht eigentlich, aber beim
Nachmittagsschläfchen stört dieser Kläffer schon sehr. Muss man halt hinnehmen. Das Wetter verspricht heute erneut sehr schön zu werden, allerdings spürt
man mit jedem Tag mehr den kommenden Herbst. Wir haben in der Früh Temperaturen
unter 10 Grad, am Tag wird es aber über 20 Grad warm. Darauf warten wir und
gegen 12 Uhr 30 brechen wir nach Pula auf. Noch vor dem Zentrum wird uns
bewusst, in welch einer antiken Stadt wir uns befinden, denn wir kommen an
einem Amphitheater aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. vorbei. Wir stellen unseren
Roller erneut legal am Rand der Fußgängerzone ab und steuern als erstes die
große Markthalle an. Sie ist 1903 im Stil der Wiener Sezession errichtet worden
und Märkte aller Art sind für uns immer interessant. Nun ja, diese hier hat
nicht viel hergegeben, nur den teils üblen Fischgestank haben wir noch lange in
unseren Nasen gehabt. Sonst hätten wir kaum etwas kaufen können, von einem
richtigen Markt war wenig bis gar nix zu sehen. Aber auch das muss man gesehen
haben und eine vollkommene Enttäuschung war der Besuch der Markthalle von Pula
auch wieder nicht – immerhin hat Gernot schon beim Eintritt ein hübsches 10
Lipa Geldstück gefunden. Wir sind dann durch den erhalten gebliebenen
Segierbogen in die Altstadt gegangen, der antike Triumphbogen aus dem Jahr 31
vor Chr. erinnert an den Sieg Oktavians über Marcus Antonius und Kleopatra.
Wissen wir das also auch. Langsam ist dann ein Hungergefühl hochgekommen, noch
dazu bei uns beiden gleichzeitig. Dem musste natürlich rasch entgegengewirkt
werden und in Form einer Pizzeria ist uns das passende Heilmittel gerade recht
gekommen. Unter den unzähligen Essensmöglichkeiten hier in Pula haben wir eine
glückliche Wahl getroffen, denn es waren sowohl beide Pizzen als auch die
Bedienung wirklich erstklassig. Und hätten wir den Namen des Lokals im
Gedächtnis behalten, dann würden wir eine echte Empfehlung dafür aussprechen … Wir sind anschließend als Verdauungsspaziergang noch eine große Runde dem
Hafen entlang gelatscht, Gernot hat noch schnell zwei Münzfunde hintereinander
getätigt und danach sind wir zum Campingplatz zurückgefahren. Dort haben wir in
unseren Stühlen die warme Sonne genossen, man kann das ohne weiteres auch ohne
Schatten riskieren. Nachsaison halt. Nach einer feinen Siesta haben wir noch
einen Gute-Nacht-Pasch geklopft und sind dann leidlich müde ins Bett gefallen.
Ein schöner Tag war das heute wieder, morgen wird es nicht anders sein. Aber
mit weit weniger Aktivität, das ist zumindest der Plan.
Donnerstag, 22. September 2022
Wir haben heute für uns einen Ruhetag ausgerufen, die Vespa wird ebenfalls
frei haben. Auch zum Essen gehen wir nicht aus, Ilse kocht uns später eine
„Carbonara“. Das Wetter ist wunderbar, wir können den ganzen Tag lang in der
Sonne sitzen. Zwischendurch machen wir einen ausgiebigen Spaziergang über den
Platz, seine Ausmaße sind wirklich gewaltig. Den Hauptteil des Tages verbringen
wir mit Schlafen und vor allem mit Paschen. Schön, dass wir ein Spiel haben,
das uns niemals langweilig wird. Der Höhepunkt unseres Schlunz-Tages waren die
Spaghetti Carbonara, die Ilse zubereitet hat. Gernot richtete derweil zwei
Salate an – mit Essig und Öl für Ilse, er selber schnitt sich noch Oliven,
Tomaten und Schafskäse mit hinein. Das Essen war einfach nur Klasse, auch im
Wohnmobil lassen sich richtige Schmankerln zubereiten – wenn man es denn kann.
Und Ilse kanns, da braucht man gar nix hineingeheimnissen 😊. Ach ja – wir haben
unsere Temperaturanzeige im WoMo wieder hingekriegt. Seit ein paar Tagen zeigt
die ja keine Außentemperatur mehr an, das wäre aber schon sehr praktisch. Also
hat Ilse den Sender dafür ein wenig umplatziert und jetzt funktioniert das Ding
wieder. Chapeau! Später haben wir uns dann mittels Mobilem Hotspot und Notebook das
Fußballmatch Frankreich gegen Österreich angeschaut, zumindest die 1.
Spielhälfte. Nach 45 Minuten ist unser Team aber schon mit 0:2 zurückgelegen,
also haben wir Daten gespart und uns am nächsten Tag vergewissert, dass wir eh
mit diesem Ergebnis verloren haben. Es war das übrigens das 103. Länderspiels
von Marko Arnautovic, er ist jetzt Österreichs Rekord-Teamspieler. Wenigstens
ein positiver Aspekt diese Fußballabends … Trotzdem verbringen wir natürlich
eine feine Zeit zusammen und fein sind auch die Temperaturen herinnen. Während
wir um 22 Uhr draußen nur noch 11 Grad messen, zeigt unser Thermometer im WoMo
22,8 Grad. Danke Heizung, so lässt es sich aushalten.
Freitag, 23. September 2022
Gestern haben wir bekanntlich einen Ruhetag eingelegt, dass muss aber noch
lange nicht heißen, dass wir uns heute vor Aktivitäten zerreißen müssen. Aber
wir müssen zumindest zum Einkaufen fahren. Denn das Restaurant am Platz sagt
uns nicht zu, wir geben ihm nicht einmal eine Chance. Und der „Supermarkt“ am
Platz ist derart unverschämt teuer, dass wir die Preise anfangs gar nicht
glauben konnten. Da bist du für ein Glas Fertig-Sugo, eine Packung Spaghetti
und ein Sackerl Parmesan schnell einen 10er los, die Chips kosten alle jenseits
der 3 Euro. Danke nein. Also warten wir lieber auf ein bisschen mehr Wärme und
fahren dann nach Pula rüber, da gibt es einen großen SPAR Markt. Gegen Mittag
ist es dann so weit und wir decken uns in Pula mit reichlich Lebensmittel ein.
Wir kaufen uns Milch, Marmelade und Spinat für Omeletten, Tortellini und
Butter, sowie zwei Packungen Würstel und Kartoffelpüree. Und dann kommen wir
natürlich nicht an der warmen Theke vorbei, ohne uns ein ganzes Brathendl zu
kaufen. Das vernichten wir dann sofort nach unserer Rückkehr am Campingplatz und
es war der erwartete Hochgenuss. Nach dem Aufräumen und Abwaschen haben wir
geruht bis zum ausgeruht sein und später genossen wir noch gemeinsam die
letzten Sonnenstrahlen bis zum Sonnenuntergang. Auch heute haben wir zum
Abschluss des Tages noch einen Pasch gemacht und uns über die mehr als 22 Grad
Innentemperatur gefreut. Draußen hat es nur noch 9 Grad.
Samstag, 24. September 2022
Es ist heute eine Spur wärmer als gestern, draußen messen wir um 7 Uhr 12
Grad, herinnen immerhin noch 16,2. Aber um die Zeit sind wir eh noch nicht
aufgestanden. Als uns Ilse um 8 Uhr 30 den Kaffee kochte, da war es im WoMo
bereits 24,8 Grad warm. Danke Heizung. Noch am Vormittag sind wir mit der Vespa
ins Zentrum nach Fazana gefahren. Am Hafen haben wir abgestellt und sind eine
schöne Runde spazieren gegangen.
Bei einem Souvenirshop hat uns Ilse ein
schönes Bild von Fazana für unsere Schlafzimmer-Galerie daheim gekauft und
später haben wir uns bei einer Bäckerei noch Krapfen, Vanille-Teilchen und ein
süßes Salzstangerl mitgenommen. Am Retourweg sind wir dann noch bei „Plodina“
stehen geblieben, einem großen Supermarkt. Dort haben wir ordentlich
zugeschlagen und uns gleich für mehrere Mahlzeiten mit Lebensmitteln
eingedeckt. Verhungern werden wir jedenfalls so schnell nicht … gegen Mittag waren wir dann wieder am Campingplatz zurück, keine halbe
Stunde später hat es dann schon angefangen zu tröpfeln. Das ist dann in einen
Dauerregen übergegangen und wir waren einmal mehr sehr froh, dass wir ein Spiel
haben, das uns immer unterhalten wird und uns wunderbar die Zeit vertreibt. Und
so haben wir denn trüben Nachmittag sozusagen „verpascht“, zwischendurch haben
wir mit Salami und Parmesan fantastisch gejausnet. Beim Zu-Bett-Gehen hat der Regen immer noch recht stark auf unser Häuschen
eingetrommelt – das lässt uns das Gefühl der Geborgenheit immer besonders
intensiv erleben …
Sonntag, 25. September 2022
Obwohl es die ganze Nacht über geregnet hat, ist es am Morgen überraschend
warm draußen – 19 Grad. Wir brauchen nicht mal die Heizung anwerfen, denn am
Frühstückstisch messen wir noch 3 Grad mehr. Nach dem Kaffee richtet Ilse nach
und nach schon mal unser WoMo für die morgige Abfahrt her und Gernot schleppt
die ziemlich schwer gewordene Klokassette zur Entsorgung. Check! Nach einer
erholsamen Siesta sind wir zur Rezeption spaziert und haben unseren Aufenthalt
bezahlt. Schön war es hier, allerdings wäre uns der Platz in der Hauptsaison
viel zu groß. Vom Wetter her war uns bald einmal klar, dass wir heute keine Ausfahrt mehr
machen werden, es ist einfach zu unbeständig. Also laden wir den Roller auf und
Ilse belohnt uns für diesen Kraftakt mit fulminanten Palatschinken. Die haben
wir im WoMo auch noch nie gemacht und es hat wunderbar funktioniert. Ilse hat
die Omeletten mit Marmelade gegessen, für Gernot gab es Spinat dazu. Eines
seiner Leibgerichte – erstklassig! Nach einem Verdauungs-Pasch haben wir uns
dann via Livestream und Mobile-Hotspot das Fußballmatch Österreich gegen
Kroatien angeschaut. Schwamm drüber – Österreich hat 1:3 verloren, insgesamt
eine matte Partie. Morgen geht es wieder auf die Piste, unser Ziel wird die Insel Krk sein. Da
waren wir schon einmal, diesmal wollen wir die große Insel auch mit der Vespa
erkunden. Natürlich ist die Vorfreude groß, wie immer vor einem Ortswechsel.
Montag, 26. September 2022
Wieder werden wir vom neuen Tag mit Regen begrüßt, aber es tröpfelt
eigentlich nur so vor sich hin. Die Luft ist wieder angenehm warm, für einen
Fahrtag ist das ideal. Beim Frühstück checkt Ilse dann routinemäßig das Wetter
in Krk für die nächsten Tage – das schaut aber nicht gut aus. Besser gesagt,
das schaut überhaupt nicht gut aus. Das ziemlich verlässige Wetter-Radar zeigt
uns schwere Niederschläge in der Gegend, die Regenwahrscheinlichkeit liegt
tagelang bei runden 100 Prozent. Das ist natürlich nicht ganz so super, aber
ganz super ist, dass uns das wurscht sein kann. Dann halt diesmal kein Krk, ein
Blick auf die Satellitenkarte zeigt uns schönes Wetter in Venedig, also haben
wir unser Reiseziel innerhalb von Minuten diametral umgedreht. Geil! Das lieben
wir an unserem Nomaden-Dasein. Dass wir wirklich und jederzeit dorthin fahren
können, wo wir hinfahren wollen. Das ist die Erfüllung eines unseres
Lebenstraumes, dass wir in der Pension unendlich viel Zeit haben, unserem
liebsten Hobby nachzugehen. Also Venedig! Eh lässig, im Herbst waren wir noch nicht dort. Wir kommen
kurz nach 9 Uhr vom Platz in Fazana weg und verfügen uns schon nach wenigen
Kilometern auf die Autobahn. Die ist in Kroatien gebührenpflichtig, abgerechnet
wird wie in Italien. Und für Slowenien haben wir noch eine gültige Vignette.
Ach ja, vor der Auffahrt auf die Autobahn haben wir dem „Plodina“ noch einen
Besuch abgestattet. Wir haben nämlich noch einige Kuna und die gilt es
auszugeben. Also rechnen wir im Kopf mit, kaufen Croissants, Milch und zwei 6er
Packungen Bier, danach haben wir noch 22 Kuna übrig, keine 3 Euro. Das passt.
Und auch dieses Restgeld ist uns nicht mehr lange geblieben, denn auf einer
Autobahn-Raststätte haben wir 19,99 Kuna gegen einen Red Bull eingetauscht. Die
letzten beiden Kuna wandern dann daheim in die Fremdgeld-Kassette, ist das also
auch erledigt. Die 9 Euro für die kroatische Autobahn zahlen wir mit Karte und nach einem
kurzen Intermezzo über die Bundesstraße kommen wir zur slowenischen Grenze.
Bei
unserer Herfahrt hat es sich hier gewaltig gestaut, heute sind wir sehr gut
durchgekommen. Nur kurz vor dem Grenzübertritt ist es zu Stockungen gekommen,
da war der Grenzbalken aber schon in Sichtweite. Für EU-Bürger gibt es eine
eigene Spur und zack, waren wir schon in Slowenien. Aber nicht für lange, denn
schnell tauchten die ersten Hinweisschilder nach Triest auf. Schön staufrei
sind wir also durch Slowenien durchgegondelt und ohne von der Autobahn abfahren
zu müssen, haben wir unseren Weg nach Venedig eingeschlagen. Die Lagunenstadt
ist von Triest nur knapp 160 Kilometer weit entfernt, eine lockere Etappe also.
Wir kommen sehr gut voran, der LKW-Verkehr ist mäßig, hie und da müssen wir
halt eine ganze Horde Brummis überholen, das übliche Prozedere unter der Woche.
So kommen wir locker nach Mestre, das liegt ein paar Kilometer vor Venedig und
ist mit der Stadt durch eine lange Brücke verbunden. In Mestre hat uns Ilse
heute früh noch einen Campingplatz reserviert, wir werden also schon erwartet.
Vorher gibt es beim Bezahlen der Maut noch eine nette Überraschung. Wir haben
uns bei der Mautstation eigentlich falsch eingereiht, weil wir bei einem
Bezahlautomaten gelandet sind. Normalerweise bevorzugen wir die Bargeld-Spur
mit „Zahlhand“-Piktogramm, also eine Kabine, besetzt mit einem echten Menschen.
Aber heute musste Gernot wie gesagt am Automaten zahlen und siehe da – mit 1,30
Euro machte er den bislang größten Münzfund auf dieser Reise 😊. Das wärmt das Herz und
bester Laune sind wir in Mestre angekommen. Der Campingplatz nennt sich
„Venezia“ und für sehr günstige 20 Euro je Nacht beziehen wir unser Refugio. Neben
uns steht nur ein Zelt, also haben wir Platz genug, die Vespa abzuladen. Das
machen wir sogleich und zack – befinden wir uns schon wieder im Camper-Modus.
Da war es erst kurz nach 14 Uhr. Heute werden wir nicht mehr ausfahren, Venedig
steht dann morgen auf dem Programm.
Wir verbringen einen relaxten Nachmittag
vor unserem WoMo, später gehen wir die paar Schritte zum platzeigenen
Restaurant hinüber. Das Wetter lässt uns ohne Weiteres im Freien sitzen und wir
speisen überraschend gut. Und mit 30 Euro inklusive Bier und Wein auch
überraschend günstig. Da war es in Kroatien jedes einzelne Mal teurer, aber das
nur nebenbei. Später am Abend hat dann unser Zeltnachbar für allgemeine
Verstörung gesorgt. Der Franzose ist mit Frau und Kind unterwegs und er ist aus
irgendeinem Grund völlig ausgeflippt. Unglaublich, wie er mit Frau und Kind
geschrien hat, voll aggressiv und unbeherrscht. Uns war beiden mulmig, denn
wenn er handgreiflich auch noch geworden wäre, dann hätten wir einschreiten
müssen. Und das wäre bei einem aggressiven Mittdreißiger auch nicht ohne
gewesen. Jedenfalls ist ihm dann irgendwann der Hass und die Kraft ausgegangen,
aber eine gute Stunde lang wird das Theater schon gedauert haben. Genau so
jemand brauchst als Nachbar … Naja, zumindest verzieht der sich wieder, falls
wir nicht eh schon vorher wieder weg sind …
Dienstag, 27. September 2022
Es ist ganz schön kühl am Morgen, aber auch das Wetter ist schön. Wir
lassen es wie immer erst mal ein wenig wärmer werden, ehe wir nach 11 Uhr die
Vespa starten. Nach einem unbedeutenden Verfahrer finden wir dann die ewig
lange Brücke nach Venedig. Wir halten uns mal wieder an die
Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 km/h, fahren sogar einen knappen 80er. Aber
– wen würde es wundern, ein italienischer Autofahrer MUSS eine Vespa überholen
– wenn wir bei 70 einen 100er fahren würden, dann werden wir halt mit 110 km/h
überholt. Das liegt in den Genen, aber das haben wir eh schon öfter
angesprochen. Aber es ist doch immer wieder erstaunlich, kontrolliert wird in
Italien jedenfalls äußerst sparsam, sonst würden die sich das nicht trauen.
Diesmal hat uns sogar die meiste Zeit ein Linienbus (!) bedrängt und obwohl
Gernot bis auf 90 km/h beschleunigte, fuhr der Bus mit keinen 10 Metern Abstand
hinter uns her. Alles Verrückte! Trotzdem sind wir unbeschadet in Venedig angekommen und haben uns – wieder
einmal – sehr frech und natürlich gratis auf einem Bezahl-Parkplatz abgestellt.
Zwar mussten wir ein bisserl suchen, aber dann hat Ilse eine theoretische
Möglichkeit zum dreisten Parken entdeckt, die wir sofort in die Praxis
umgesetzt haben. Wir befinden uns in relativer Nähe zum Bahnhof, von dieser
Seite her haben wir Venedig noch nicht erkundet. Ilse würde gerne eine
bestimmte Kirche besuchen, die aber bisher jedes Mal geschlossen war. Heute
soll das anders sein und wir machen uns auf die Suche.
Dabei taucht ein schon
bekanntes Problem auf – in den engen und verwinkelten Gassen von Venedig
funktioniert Google-Maps nicht zu hundert Prozent und leider liegt man schon
bei nur 90 Prozent Genauigkeit oft ein paar Dutzend Meter daneben. Und so
drehen wir uns auf der Suche nach der Kirche „St. Pantalon“ die ersten 3.000
Schritte buchstäblich im Kreis. Auf einem Platz, den wir bereits zum dritten
Mal überquert hatten 😊, machten wir dann eine kleine Rast und danach wanderten
wir in nur wenigen Schritten zur heiß ersehnten „Chieva St. Pantaleon“. Wir
waren also schon ein paar Mal knapp dran, aber knapp vorbei ist halt auch
daneben. Wurscht eigentlich, denn der (Um-) Weg war eh umsonst, denn die Kirche
war auch heute geschlossen. Schade, sie beherbergt nämlich eines der größten
Deckengemälde der Welt, unglaubliche 400 Quadratmeter misst das Bild. Das
hätten wir uns wirklich gerne angeschaut, aber jammern nützt nix, vor allem
öffnet es im Regelfall keine Kirchentüren. Aber für den langen Irrweg hierher
wurden wir doch noch ein wenig entschädigt. Gernot machte nämlich direkt neben
der Kirche einen Münzfund, ein vermeintliches 1-Cent-Stück. Später stellte sich
das Geldstück als thailändische Münze heraus, ein 5-Satang-Stück, also ein Zwanzigstel
eines Baht (=0,027 Euro). Also relativ sehr wertlos eigentlich, aber nicht für
uns. Wir freuen uns sehr über diesen seltenen Fund, oft liegen thailändische
Münzen nämlich nicht auf europäischen Straßen herum 😊. Gleich nach dem
Münzfund haben wir uns in eine kleine Bäckerei verfügt und uns dort mit zwei
herrlichen Cappuccini und buchstäblich süßen „Dolci“ verwöhnt. Einmalig! Was
uns auffällt, die Kanäle Venedigs sind sehr gut mit Wasser gefüllt, teilweise
zu gut. So können wir mehrmals bestimmte Wege nicht gehen, weil sie schon
leicht überschwemmt sind. Am großen Kanal beim Bahnhof, wir befinden uns gerade
gegenüber, fetzt dann plötzlich ein Rettungs-Boot mit Highspeed und lautem
Lalüü daher und pflügt sich seinen Weg durch die zahlreichen Boote und Schiffe.
Wir sehen einen Gondoliere, der sein Gefährt äußerst geschickt quer gegen die
daherkommenden Wellen manövriert. Chapeau, ein wahrer Könner. Sonst wäre die
einsame Passagierin an Bord wohl in hohem Bogen im Wasser gelandet. Die vom
Rettungs-Boot verursachte Welle schlug dann heftig gegen die Kaimauern und
spritzte teilweise weit darüber hinaus. So landete ein ordentlicher Schwall der
schmutzig-braunen Brühe im Gastgarten eines Restaurants, die blütenweißen
Schuhe einer der Besucherinnen waren dann nicht mehr ganz so hübsch anzusehen. Ein
typisches Venedig-Schicksal 😊. Wir sind dann langsam
in Richtung Moped zurückgewandert, unterwegs haben wir an einem Zeitungskiosk
noch ein lässiges Modell einer Vespa gefunden. Ein feuerrote, mittelgroße 125er
Primavera mit braunem Sattel – die haben wir noch nicht, geil! Zurück am
Parkplatz freuten wir uns erstens, dass unsere Vespa nicht abgeschleppt worden
ist zweitens, dass sich gleich noch ein Roller zu uns gesellt hat. Mit einer
Vespa kannst du in Italien nicht frech genug parken, behindern darf man halt
niemanden, dann passt das. So zumindest unsere Erfahrung. Wir fahren über die lange Verbindungsbrücke zurück nach Mestre, dort
bleiben wir noch bei einem LIDL Markt stehen, weil wir noch ein paar
Kleinigkeiten einkaufen müssen. Köstliches Olivenbrot zum Beispiel. Zurück beim
WoMo freuen wir uns, dass der aggressive Nachbar wie erhofft abgereist ist und
machen dann einen Pasch im Freien. Die anschließende Jause mit Salami, Parmesan,
Oliven, Schafskäse, Tomaten, etc. verleiht uns dann locker so viel Energie,
dass wir gleich die Vespa auf den Träger bugsieren. Wir reisen nämlich morgen
ab, unsere Pläne haben sich heute erneut geändert. Denn eigentlich wollten wir
von hier aus noch ein paar Tage am Gardasee anhängen. Doch das Wetter in den
kommenden Tagen lässt das nicht zu und nur im WoMo herumsitzen bringt’s ja auch
nicht wirklich. Also werden wir morgen direkt nach Innsbruck fahren, aber
sozusagen nur zum Wäschewechseln. Denn am Wochenende haben Luis und Gitti ihr
Saisonfinale am Kesselberg. Und heuer waren wir noch nie mit dem WoMo bei
unserer „Home-Base“, nur Gernot ist bei seinen Vespa-Touren im Juli zweimal am
Kochelsee vorbeigekommen. Also haben wir uns bei unseren Freunden telefonisch
angesagt und für den kommenden Grill-Samstag gleich Hendl und Haxe für uns
vorbestellt 😊. Am Kesselberg ist es
uns auch wurscht, wenn es regnet, wir werden sogar die Vespa daheimlassen.
Vorerst sind wir aber noch in Mestre, wo uns an unserem letzten Abend ein recht
heftiges Gewitter überrascht. Was sind wir wieder mal froh, dass unser roter
Roller schon sicher am Heckträger vertäut ist …
Heimreisetag! Wie immer freuen wir uns auf die Couch daheim, am letzten Tag
einer WoMo Reise wirken die heimischen vier Wände stets wie ein
überdimensionaler Magnet auf uns. So wie es uns immer wieder von daheim
wegzieht, so zieht es uns auch immer wieder nach Hause zurück. Wie die Zugvögel
…😊 Nach dem Frühstück machen wir unser WoMo fit für die Abfahrt, das dauert
kaum 20 Minuten lang, das meiste davon erledigt Ilse, während (!) sie den
Kaffee kocht. Es werden von Mestre nicht ganz 400 Kilometer bis Innsbruck sein,
99,9 Prozent davon auf der Autobahn. Ein entspannter Fahrtag steht also bevor –
und auch wenn wir vorgreifen, es ist auch eine völlig stressfreie Fahrt
geworden. Zwar herrschte auf der gesamten Strecke starker Verkehr, aber gestaut
hat es sich erst ein paar Kilometer vor dem Brennerpass – wegen Bauarbeiten im
Grenztunnel. Und auch das hat uns nur eine Viertelstunde gekostet. Sonst sind
wir schön mit einem 85er zwischen den unzähligen LKW mitgeschwommen, nur selten
mussten wir mal ein Rudel überholen. Natürlich sind wir immer wieder Mal stehen
geblieben, kleines Päuschen an einer Raststätte. Es wird wohl von Verona bis
zum Brenner keinen Rastplatz geben, auf den wir nicht schon mindestens fünfmal
zugefahren sind …😊 So sind wir nach etwas
weniger als sechs Stunden Fahrt in Innsbruck eingetroffen und mit dem Abladen
der Vespa und dem Abstellen unseres Schneckchens in seiner Garage setzten wir
den Schlusspunkt unter unsere 115. WoMo Reise. Bei der wir übrigens 1.223
Kilometer mit dem Wohnmobil und immerhin 543 Kilometer mit der Vespa unterwegs
waren.