Sonntag, 28. August 2016

58. WoMo-Fahrt "Die originale Tulpenvase"

Innsbruck-Roermond-Innsbruck
22.8. bis 28.8.2016 - 1582km

Montag, 22. August 2016
Es gibt Wohnmobil-Fahrten, die derart spontan entstehen, dass wir uns über uns selber wundern müssen. Aber das passt natürlich so. Ausgangspunkt unserer Fahrt nach Holland war eine Frage von Ilse: „Wo kriegen wir denn für die Sigrid eine schöne Tulpen-Vase her?“ Sigrid ist Ilses Schwester und hat Geburtstag. Gernot antwortete ohne lange nachzudenken: „Sicher in Holland. Da kommen schließlich auch die Tulpen her.“ Wir mussten beide über diesen Vorschlag lachen und begannen gleichzeitig unsere Reise nach Holland zu planen. 
Ausnahmsweise haben wir unser WoMo diesmal gar nicht aus seiner Garage abholen müssen, denn wir haben es seit unserer Fahrt in die Schweiz noch gar nicht gegen unseren kleinen Ford Fiesta ausgetauscht. Wir mussten nur ein paar frische Kleidungsstücke einpacken, Getränke kaufen und letztendlich noch unsere Vespa auf den Motorrad-Träger hieven. Dann noch schnell dem Bankomaten ein bisschen Geld rausgemolken, vollgetankt und um ca. 15 Uhr ab auf die Autobahn.
Als Ziel haben wir uns die holländische Stadt Roermond auserkoren, da waren wir schon einmal mit Nadja und Christian. Damals haben wir nur wenig von der Stadt gesehen, diesmal wollen wir uns auch die Gegend rundherum etwas genauer anschauen. 
Nach Roermond sind es von Innsbruck aus ca. 800 Kilometer, der Weg führte uns erst über den Fernpass nach Reutte und von dort auf die deutsche Autobahn. Den Weg kennen wir mehr als gut, wird wohl das achte oder neunte Mal sein, dass wir heute nach Holland fahren.
Ohne nennenswerten Verkehr und ohne jeden Stau sind wir gut vorangekommen, meistens sind wir mit knapp über 80 km/h im LKW Verkehr mitgeschwommen. Wenn die Dichte der Brummis dann mal wieder eine zu hohe war – zack – einmal kurz aufs Gaspedal gedrückt, in kaum 25 Sekunden auf 110 km/h beschleunigt und schon haben wir die ganze Elefanten-Herde hinter uns gelassen. Bis zum nächsten Konvoi halt…
Wie üblich haben wir alle eineinhalb Stunden eine kleine Pause eingelegt, Füße vertreten und so. Mittlerweile kennen wir wahrscheinlich jede Autobahn-Raststätte und jeden zweiten Parkplatz auf dieser Strecke.
Bei einbrechender Dunkelheit bemerkten wir, dass wir offenbar anderen Autofahrern ziemlich in die Rückspiegel hineinblenden, ein paar Mal haben sich welche mit der Warnblinkanlage beschwert. Wir sind aber natürlich nicht mit dem Aufblend-Licht unterwegs, es ist nur so, dass unsere Vespa mit ihren gut 110 Kilo das WoMo hinten etwas niederdrückt und wir deshalb vorne ein klein wenig in den Himmel hinauf leuchten. Zwar gibt es – theoretisch – einen Regler, mit dem man so etwas ausgleichen könnte, aber wie gesagt, nur theoretisch. Praktisch hat dieser Drehregler nie funktioniert, beim ÖAMTC hat uns der WoMo Fachmann erklärt, dieses Teil sei beim Fiat Ducato meist schon bei der Auslieferung unbrauchbar, das Ding sei viel zu kompliziert konstruiert. Wie auch immer – es tut uns leid, wenn wir andere Autofahrer damit ein bisschen nerven, aber wir können wohl nicht dagegen tun.
Nach etwas über 500 Kilometern Fahrt wird bei unserem WoMo ein Tankstopp fällig, also steuerten wir die nächstgelegene Zapfsäule an. Zwar wäre es meistens um einige Euro billiger, wenn wir fürs Tanken kurz die Autobahn verlassen würden, aber fast immer siegt die Bequemlichkeit. Heute waren wir über die Preise an der Tankstelle sehr überrascht, richtiggehend verdutzt sogar. Denn die ausgepreisten 1,089 Euro für den Liter Diesel mochten wir erst gar nicht glauben, auf anderen Tankstellen lag der Preis durchwegs bei 1,30 Euro. Glück gehabt, denn sogar auf der Diskont-Tankstelle in Innsbruck haben wir heute Nachmittag um 0,005 Euro je Liter mehr bezahlt.
Nach dem Tankstopp sind wir noch gut 100 Kilometer weitergefahren und haben uns dann am Rasthaus Mosel eingeparkt. Für heute reicht’s, außerdem bringt es nichts, wenn wir mitten in der Nacht in Roermond ankommen.
Schnell noch ein Gute-Nacht-Bierchen, dann Katzenwäsche am Waschbecken und ab in die Betten. Wir stehen direkt neben der Tankstelle auf dem PKW-Parkplatz, kein LKW weit und breit, nur aus der Ferne wummern leise die Aggregate der Kühl-Transporter vor sich hin.
Coffee to go und Selfiestick

Dienstag, 23. August 2016
Wir haben eine ruhige Nacht verbracht und sind gegen 8 Uhr aus unseren Betten gekrochen. Ein guter Kaffee hat uns schnell auf die Füße geholfen und nach einer bescheidenen Morgentoilette haben wir uns dann wieder auf den Weg Richtung Niederlande gemacht.
Roermond 
Roermond liegt ja nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und weil wir schon gestern den Großteil der 800 Kilometer-Fahrt hinter uns gebracht haben, sind wir gegen 11 Uhr am Campingplatz eingetroffen. Der liegt sehr zentrumsnah direkt an der Maas, ein schöner Platz. 
Wir checkten ein und suchten uns einen Platz auf der großen Wiese. Schatten war nicht viel zu finden, jedes noch so kleine Bäumchen hatte bereits einen Nutzer. Wurscht – wir stellten uns ganz in die Nähe des Stromverteilers, zum Sanitär-Haus hatten wir es auch nicht weit. Wobei – Sanitärhaus ist etwas übertrieben, es waren lediglich einige WCs und Duschen in Containern eingebaut. Aber alles sauber und gepflegt, das ist auch während unseres Aufenthaltes stets so geblieben. Zwar gibt es am Platz auch ein großes und relativ modernes Wasch-Haus, das ist uns Bequemlingen zu weit entfernt, an die 200 Meter werden es wohl sein...
Schnell war auch die Vespa vom Träger geholt und schon in der ersten Stunde unseres Aufenthaltes machten wir eine kleine Ausfahrt. Zuerst einmal nach Roermond rüber, in die Innenstadt. Lustigerweise ist ausgerechnet heute Jahrestag unseres Strafmandates, das wir vor zwei Jahren hier ausgefasst haben. Wir haben uns damals die Freiheit genommen, die 97,50 Euro nicht zu bezahlen, vor allem deshalb, weil das billiger kommt. Und die Holländer haben auch nie versucht, die Summe einzutreiben, also haben wir es dabei bleiben lassen. Wahrscheinlich verjährt das Knöllchen genau heute, kann uns aber wurscht sein, wir sind ja eh nicht mit dem WoMo unterwegs.
Roermond ist eine nette, kleine Stadt mit einer Fußgängerzone, in der stets mächtig Betrieb ist. Eine der Hauptattraktionen der Stadt sind seine riesigen Outlet-Center, die von kaufwilligen, ja geradezu kaufwütigen Menschenmassen regelrecht gestürmt werden. Nix für uns, Danke – wir brauchen nichts…
Nach dem Kurzbesuch in Roermond sind wir zuerst zum Platz zurückgefahren haben ein kleines Päuschen gemacht und sind dann anschließend mit unserem Roller wieder ins Umland von Roermond hinausgeritten. Es ist immer wieder herrlich, kreuz und quer durch die Landschaft zu cruisen, kleine Dörfer zu durchfahren und immer wieder spontan auf kleine und winzige Sträßchen und Wege abzubiegen. Immer wieder gehen wir auf Feldwegen verloren, immer wieder finden wir den Weg zurück auf größere Straßen, unsere beiden Landkarten leisten gute Dienste.
Nach ein paar Stunden Fahrt hatten wir dann genug – irgendwo sind wir dann auf eine autobahnartige Schnellstraße aufgefahren und mit einem guten Hunderter die Strecke nach Roermond in wenigen Minuten zurückgebrettert.
Am Platz sind wir dann als erstes unter die Dusche, dann war ein wenig Siesta angesagt, natürlich haben wir später auch noch einen Pasch gemacht – Urlaub, wie wir ihn mögen.
Vario mobil = nein danke!
In unmittelbarer Nähe zu uns steht ein Wohnmobil, das in etwa so groß ist wie ein ausgewachsener Reisebus. In der riesigen Heckgarage transportiert der Besitzer nicht nur eine fette Harley Davidson, sondern auch ein ordentliches Schlauchboot mit Außenbord-Motor. Und natürlich ein E-Bike, falls der gute Mann mal kacken gehen muss… Das WoMo hat sicher jenseits der 200.000 Euro gekostet, ohne Harley und Boot, versteht sich. Uns freut es immer zu sehen, wenn es Menschen finanziell gut geht, das gilt natürlich auch für diesen Camper. Der grüßt uns immer ausnehmend freundlich, zu anderen Campern ist er unterkühlter. Ilse meint, unser altes WoMo und unsere kleine Vespa erinnern den Mann vielleicht daran, dass er auch einmal klein angefangen hat… Jedenfalls ist er nicht unsympathisch und wir haben auch nicht den Eindruck, dass er seinen Besitz zu sehr zur Schau stellt – seine tolle Habe lässt sich halt schlecht verstecken. Übrigens ist er alleine unterwegs, auch wenn er immer zwei Stühle bzw. zwei Liegen aufstellt…
Zum Abendessen auszugehen sparen wir uns – wir sind zu lasch dafür und jausnen lieber ein weiteres Mal Salami, Parmesan und Brot. Morgen kaufen wir uns dann was ein, mal sehen.

Mittwoch, 24. August 2016
Die Nacht war wieder sehr fein, heute zeigt sich das Wetter von seiner schönsten Seite, schon am Morgen ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Also war schon nach dem Kaffee klar, dass wir wieder eine Ausfahrt machen werden.
Gesagt – getan, bald nach 9 Uhr waren wir schon wieder unterwegs, diesmal sind wir vom Campingplatz einfach in eine andere Richtung abgebogen. Es würde zu sehr ins Detail gehen, welche Orte, Örtchen, Weiler und Weilerchen wir durchfahren haben, es war einfach wieder total lässig, Auf dem Moped ist man ja völlig unabhängig, kann sich auf die schmalsten Pfade wagen, mit dem WoMo wäre das undenkbar. Zwischendurch müssen wir unsere Vespa auftanken, die Tankwarte grinsen immer, weil gerade einmal vier Literchen in den Tank passen.
DFG in Holland
Zu Mittag sind wir dann wieder zum Platz zurückgefahren, wir sind ja nie weiter als 20 Kilometer von Roermond weg. Ein richtiges Mittagessen haben wir ausfallen lassen, stattdessen haben wir ein bisschen was gejausnet, in der Hitze ist man ja nie so wirklich hungrig.
Nach der obligaten Siesta sind wir wieder auf unseren Roller gestiegen und haben rund um Roermond weitere Kilometer abgespult, einfach ein Traum.
Später am Nachmittag sind wir dann wieder in die Innenstadt von Roermond gefahren, dort haben wir gestern schon einen JUMBO Supermarkt entdeckt. Viel haben wir nicht eingekauft, ein paar Bratwürste, kleine Tomätchen und Brot. Die Würste haben wir uns dann später im WoMo abgebraten, ein sehr gutes Abendessen.
Danach haben wir wieder einmal einen Pasch geklopft und unter Scherzen, Lachen und Blödeln ist es dann Mitternacht geworden. In die Betten – zack und weg. Wie immer…

Donnerstag, 25. August 2016
Gestern noch haben wir unseren Sonnenschutz am WoMo angebracht, denn vom frühen Nachmittag an uns brennt die Sonne ganz ordentlich vors Häuschen. Viel bringt die Markise nicht, aber am Vormittag bis gegen Mittag sitzen wir jetzt fein im Schatten.
wir machen immer und überall eine gute Figur
Nach dem Frühstück hält es uns wieder nicht lange am Platz und wir rauschen erneut ins Umland von Roermond hinein. Mit unserer wendigen Vespa fühlen wir uns wie Queen und King of the Road und genießen den Fahrspaß in vollen Zügen.
Zu Mittag fahren wir Richtung Roermond zurück und statten einem der Outlet-Center einen Besuch ab. Uns locken aber nicht Versace, Swarovski oder Nike, sondern schlicht und ergreifend das große, gelbe M für McDonalds. Direkt vor dem Fastfood-Tempel stellen wir unser Moped ab und werden abgefüttert, wie man sich das erwarten darf. Im Gegensatz zu Liechtenstein wird auch keiner unserer Burger vergessen und auch die Rechnung für unser Essen beträgt nicht einmal die Hälfte dessen, was wir vor ein paar Tagen im Fürstentum bezahlt haben.
Gesättigt schwingen wir uns wieder auf unser treues Pferdchen und reiten erneut aus. Wir können vom Herumfahren kaum genug kriegen, wir kommen mit der Vespa in Gegenden, wo wir sonst niemals hingekommen wären. Wirklich lässig. Auch das Wetter spielt voll mit, es ist wolkenlos, aber nicht brutal heiß, auch wenn manche Thermometer bis 35 Grad anzeigen. Aber der ständige Fahrtwind lässt uns das spielend leicht ertragen.
Am späten Nachmittag fahren wir dann wieder auf unseren Campingplatz, der sich mittlerweile – es geht ja aufs Wochenende zu – mehr und mehr zu füllen beginnt. Noch ist Platz genug und wir haben uns ohnehin so hingestellt, dass wir ungestört campen können.
Später treibt und der Hunger noch einmal nach Roermond, hinein, mit ein, zwei Burgern muss man schließlich nicht über den ganzen Tag kommen. Wir stellen unser Moped direkt am Rande der Fußgängerzone ab und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant. Auf unserer ganzen Runde hat uns aber keines der Lokale wirklich angesprochen, also landen wir am Ende in einem Pizza/Kebab Laden. Eine sehr gute Wahl übrigens – der Wirt und das Personal (Türken?) waren sehr nett und freundlich, das Essen (Kebab-Teller und Döner) wirklich gut und das Cola und das Bier eiskalt. Was will man mehr?
Obwohl vielleicht notwendig, verzichten wir auf einen Verdauungs-Spaziergang, heute waren wir bereits genug unterwegs. Ach ja – eine Tulpen-Vase für Sigrid ist uns auch noch nicht unter die Augen gekommen, auch wenn wir schon ein wenig danach Ausschau gehalten haben. Aber das wird schon noch werden…
Am Campingplatz haben wir dann noch einen Spätabend-Pasch im Freien gemacht, die letzten Würfe absolvierten wir in nahezu völliger Dunkelheit. Auch heute sind die zahlreichen Fliegen wieder ziemlich lästig, aber da kann man nix machen. Wenigsten Fliegen und keine Moskitos oder Wespen, trösten wir uns mit der Fliegen-Klatsche in der Hand…

Freitag, 26. August 2016
Nach einer guten Nacht haben wir einen mindestens so guten Kaffee zu uns genommen. Dann sind wir am Vormittag an den Lap-Tops gesessen und haben ein wenig an unserem Blog und den Fotos gearbeitet, Ilse war zudem ein bisserl im Internet unterwegs.
Dann war wieder Vespa-Time und wir sind zum gefühlten fünfzehnten Mal ins Umland von Roermont hinausgefahren. Bald einmal haben wir uns auf der Autobahn wiedergefunden – auf einer richtigen. Das ist natürlich nur was für den Notfall, unser Mopedchen geht allerhöchstens 95 km/h, da fühlen wir uns nicht wirklich wohl. Also sind wir nach gut 12 Kilometer die nächstbeste Ausfahrt raus, das war Montfort. Nettes Städtchen prinzipiell, es war uns aber nicht besonders nach Sightseeing, also weiter. Wieder sind wir herrlich verloren gegangen, haben uns auf Mini-Sträßchen wiedergefunden und als wir genug Moped-Spaß gehabt haben, sind wir dem erstbesten Schild Richtung Roermond gefolgt. Ein Traum – der Wind chillt herrlich, die 35 Grad spüren wir höchstens an Kreuzungen.
die Türme von Roermond
Wir kehren zum Campingplatz zurück, parken unsere brave Vespa und schmeißen uns unter die Dusche.
In unmittelbarer Nachbarschaft haben wir eine Art mobile Frittenbude, mit Bänken, Tischen, Sonnenschirmen und allem Drum-und-dran. Die hat zwar nur am Wochenende offen – aber hey, wir haben Freitag und das gilt auch in Holland als Wochenende! Die Frittenbude hat natürlich auch noch ganz andere Sachen zu bieten als Fritten– Hot Dogs, Bratwurst und Burgers etwa. Vor allem auch mega-riesige Cevapcici, die hier Frikadell XXXXL heißen und im Prinzip ein fast schon grotesk langes Würstchen aus ca. 400 Gramm Hackfleisch sind – ungelogen. Dazu Unmengen Zwiebel, Ketchup, Majo, die volle Dröhnung! Ein Wahnsinn – und dazu nimmt sich Gernot auch noch eine Riesenportion Pommes – o.k., er hat ja bei der Bestellung dieses Frikadellen-Ungetüms noch nichts von dessen wahrer Dimension ahnen können. Ilse gibt sich mit Pommes allein zufrieden – gute Wahl. Gernot teilt seine Hackfleisch-Überdosis dann noch ein bisschen mit Paula, einem netten Hund, der mit seinen Frauchens und Herrrchens unter dem Nebentisch Platz genommen hat.
Pappsatt rollen wir an unseren Platz zurück und machen erst mal ein  kleines Verdauungsschläfchen.
Später fängt es dann rund um uns an, richtig laut zu werden – eine Runde erlebnishungriger Damen hat sich in ihren Zelten angesiedelt und sie sind unüberseh- und vor allem unüberhörbar voll auf Party gebürstet. Sofort fließt der Hugo in Strömen, man hat zu wenige freie Hände für das ununterbrochen gereichte Bier, die Witze werden von Minute zu Minute derber und die allgemeine Lautstärke steigt indirekt proportional zur rasant schwindenden Nüchternheit. Damenabend halt – voll o.k. Einmal muss Ilse ein bisschen knurren, weil eine der Feierwütigen fünf Meter neben uns ihren PKW gestartet hat – sie fürchtete, sonst nicht die Luftmatratze mittels Batteriestrom aufblasen zu können. Passt – für die zwei Minuten wollen wir ein Auge zudrücken, denn ansonsten ist das Laufenlassen eines Motors am Campingplatz ein absolutes No-go, sollte eigentlich jedem denkenden Menschen klar sein.
Jedenfalls störte uns die Damenrunde – alles späte Mädchen zwischen 45 und baldiger Rente – relativ wenig, ihrem fortgeschrittenen Alter angemessen sind sie allesamt Dank Hitze, Hugo und Holsteiner Pilsener recht rasch in Morpheus Armen gelegen.
So wie auch wir – wahrscheinlich war es noch gar nicht Mitternacht, als wir die letzten Lichter im WoMo ausknipsten.
Samstag, 27. August 2016
Heute ist unser letzter Tag in Holland, es wird also wirklich Zeit, dass wir unsere Mission erfüllen. Es gilt, eine originale, holländische Tulpen-Vase für Sigrid zu kaufen – das wird doch wohl zu machen sein.
Für unseren Beutezug stärken wir uns vorerst mit einem gepflegten Kaffee, danach brechen wir nach Roermond auf.
Den Weg in die kleine Stadt findet unsere Vespa mittlerweile fast schon alleine, bereits nach zehn Minuten parken wir uns nahe der Fußgängerzone ein. Nach ein paar wenig erfolgreichen Angriffen in verdächtige erscheinenden Geschäften, kriegen wir von einer Einheimischen den Geheimtipp zugeraunt, dass es am Bahnhof einen Blumenladen geben würde. Und wie wir aus lebenslanger Erfahrung wissen, lassen sich in Blumenläden mitunter auch Blumenvasen finden – also auf zum Bahnhof. Und tatsächlich haben die dort im Blumenladen derart viele Vasen lagernd, dass sie geradezu gezwungen sind, diese zu verkaufen. Das ist unsere Chance – wir wählen behutsam und sorgfältig aus, wägen die unterschiedlichen Modelle gegeneinander ab und schlagen schließlich ebenso überraschend wie glashart zu. Schnell werden wir mit der freundlichen Verkäuferin handelseins und eine originale, holländische Tulpen-Vase – ganz in zeitlos elegantem, durchsichtigem Glas gehalten – wechselt den Besitzer. Und sie wechselt von den Niederlanden nach Österreich, möglicherweise war ihr rascher Auslands-Transfer bei ihrer Entstehung noch gar nicht eingeplant. Wurscht – wir haben das Geburtstagsgeschenk für Sigrid – Mission erledigt.
Mit unserer filigranen Ware fahren wir bewusst vorsichtig zum Campingplatz zurück und gönnen uns ob unseres Kauf-Erfolges erst mal eine kleine Pause. Wir haben übrigens nicht nur die Tulpen-Vase gekauft, sondern auch noch ein paar Kleinigkeiten für die Rückfahrt – Milch zum Beispiel und einen Marmor-Kuchen. Wir gönnen uns ein kleines Käffchen und sind dann bereit für den Aufbruch.
Die Pseudo-Vollgas-Party-Party-Truppe nebenan ist auch schon zum Großteil aus ihren mittlerweile völlig überhitzten Zelten gekrochen – im Gegensatz zu einem traditionellen Junggesellen-Abschied wird der vielfach vorhandene Brand aber nicht mit Bier, sondern mit Mineralwasser und Kopfwehtabletten bekämpft.
Jedenfalls ist das Lachen deutlich leiser und seltener geworden, etwas später restaurieren sich alle und machen sich in die Stadt auf.
Auch wir werden aktiv, packen alles zusammen, hieven unser Moped auf seinen Träger, zahlen die Rechnung und machen uns sprichwörtlich vom Acker.
Noch vor 16 Uhr sind wir vom Platz weg und jetzt heißt es für uns und unser Häuschen Kilometer machen, denn Innsbruck liegt fast punktgenau 800 Kilometer entfernt.
flinke Regen und Hagel war angesagt
Normalerweise lässt sich über eine lange Autobahnfahrt wenig Interessantes berichten, heute ist das anders. In der Nähe von Kerpen geraten wir in das heftigste Unwetter, dem wir mit unserer Schnecke je ausgesetzt waren. Bald wurde der sintflutartige Regen von Hagel abgelöst, die Hagelkörner waren mindestens so groß wie reife Kirschen – mindestens. Natürlich war die einzige Unterführung in unserer Nähe sofort besetzt, der Verkehr ist augenblicklich stillgestanden. Der Lärm im Fahrzeuginneren war gleichzeitig gigantisch und erschreckend, unsere drei Plexiglas-Dachhauben mussten sich einem echtem Härtetest unterziehen. Schnell war die Fahrbahn von unzähligen Hagel-Schlossen übersät, die Dinger sind einen halben Meter und höher wieder aufgesprungen. Schon geil auch! Und geil vor allem auch deshalb, weil uns nix passiert ist. Also – fast nix. Denn tatsächlich hat uns der Hagel eine Gummileiste vom Alkhoven aus ihrer Führungsschiene heraus gehämmert, wir haben es erst bemerkt, als das Ding vom Fahrtwind gegen das Blech gepeitscht wurde. Kein Problem für uns – Mechaniker-Fachkraft Ilse ist mittels Hochbett-Leiter zum Alkhoven hochgeklettert und hat die Gummileiste wieder dorthin befördert, wo sie gefälligst hin gehört.
Reparatur beendet, es kann weitergehen
So rund um Mitternacht sind wir dann nahe Ulm auf einen Rastplatz gefahren und haben uns für ein paar Stunden hingelegt. Innsbruck ist nur mehr knapp 300 Kilometer entfernt, nicht einmal 300.

Sonntag, 28. August 2016
Wir haben es nicht eilig, vielleicht sind wir deshalb erst gegen halb 9 aufgestanden. Nach einem wunderbaren Kaffee sind wir dann wieder zurück auf die Autobahn – bald werden wir daheim sein.
Skyline in Reutte
Das „bald“ hat sich dann leider als Wunschgedanke entpuppt – schon einige Kilometer vor dem Füssener Tunnel war Schluss mit Lustig – Blockabfertigung. Der Stau hat sich dann bruchlos über Reutte bis hin zum Fernpass durchgezogen, erst ab dem Holzleiten-Sattel hatten wir wieder freie Fahrt. Wir werden wohl an die zwei Stunden Zeit verloren haben – aber wir sind ja nicht auf der Flucht, sondern auf der Fahrt. Auch wenn die Fahrt sich manchmal durchaus ziehen kann.
Jedenfalls sind wir gut in Innsbruck angekommen – schon auf der Herfahrt haben wir neue Reisepläne geschmiedet. Wann es weitergeht? Nur so viel sei verraten – wir holen nicht mal unsere Vespa vom Motorradträger…











Samstag, 20. August 2016

57. WoMo-Fahrt "von Appenzell zu Wilhelm Tell"

Innsbruck-Schweiz Rundreise-Innsbruck
18.o8. bis 20.o8.2016 - 882km
Willi Telli

Donnerstag, 18. August 2016
Also heuer haben wir die sprichwörtlichen Hummeln im Hintern – wir brechen heute zu unserer neunten WoMo-Fahrt in diesem Jahr auf. Der Weg wird uns wieder in die schöne Schweiz führen – diesmal haben wir sogar ernsthaft vor, Geld auszugeben. Deshalb kommt auch unser Vorrat an Schweizer Kleingeld mit auf die Reise.
Wir sind wieder einmal so ungeduldig und Camping-geil, dass wir schon am Nachmittag losfahren. Gemütlich geht’s das Tiroler Oberland hinauf und ohne Verkehr kommen wir gut voran. Weil das Wetter schön ist, ersparen wir uns die Maut für den Arlberg-Tunnel und fahren über die Passstraße. Das schafft unsere Schnecke locker, wir müssen erwartungsgemäß nicht stehen bleiben.
Gegen 19 Uhr kommen wir am Autobahn-Rastplatz in Hohenems an, den kennen wir ja bereits und wir stellen uns in eine der Parkbuchten. Nach einem feinen Pasch legen wir uns dann nieder und verbringen eine ruhige Nacht – zum Glück haben wir keinen Kühl-LKW in der Nähe stehen, denn das kann ziemlich nervig sein…

Freitag, 19. August 2016
Gut geschlafen und gut gefrühstückt – so starten wir in den neuen Tag. Mal schauen, wo es uns heute hin verschlägt, wir haben nur ungefähre Ziele. Das WoMo ist schnell reisefertig gemacht, an einer Raststätte müssen wir ja nur den Spanngurt lösen, mit dem wir zur Vorsicht unsere Türgriffe miteinander verbinden.
Die Grenze zur Schweiz liegt nur ein paar Kilometer entfernt, heute werden wir überhaupt nicht kontrolliert, der Grenzer winkt uns lässig durch. Auch o.k. 
Wir haben keine Autobahn-Vignette für die Schweiz, es gibt ja nur Jahreskarten und das rentiert sich für uns nicht. Also geht’s über Bundes- und Landesstraßen dahin, so sieht man auch viel mehr von der Gegend. Und Gegend haben sie genug, die Eidgenossen und wunderschöne Gegend noch dazu.
Bis Appenzell sind wir einige Kilometer lang unfreiwillige Teilnehmer eines Konvois von historischen Militär-Fahrzeugen. Was es nicht alles gibt! Immer wieder interessant, welche Hobbies Menschen haben können. Jedenfalls sind die lauten und übel stinkenden Klapperkisten ein echtes Verkehrshindernis, denn mehr als 30 km/h kriegen sie auf der ansteigenden Straße nach Appenzell nicht auf den Tacho. Irgendwann sind sie dann doch anders als wir abgebogen und wir konnten wieder unser normales Tempo fahren. Ist auch für den Motor besser.
Die Gegend um Appenzell erfüllt in jedem Moment sämtliche Klischees der Schweiz –  putzige Häuschen, Milchkühe überall und viele hohe Berge. Wir warten eigentlich nur darauf, dass Heidi und der Ziegen-Peter ums Eck springen. Schön haben sie es hier.
Wir fahren weiter bis Frauenfeld, biegen dann von der Bundesstraße ab und lassen uns über kleine Landesstraßen ein wenig durch die Gegend treiben. Auf einem Parkplatz neben der Straße bleiben wir dann irgendwann stehen und machen uns mit Fleisch-Laibchen, Eiern und Parmeggiano eine gute Jause. Dazu noch Kaffee und Kuchen, derart gestärkt geht’s dann wieder weiter.
Wir fahren kreuz und quer durch die Schweizer Kantone St. Gallen, Appenzell und Schwyz, genießen die wunderschöne Landschaft und das gute Wetter und haben einen feinen Tag. Und wir machen sogar einen unfreiwilligen Abstecher nach Deutschland. In Rhein am Stein war das, da sind wir mit unserem doch relativ großen Nasenbären etwas zu nah ins Stadtzentrum gekommen, wollten nach einer Brücke umdrehen und – zack – Willkommen in der Bundesrepublik Deutschland. Ebenso zack haben wir quasi am Stand gewendet und sind wieder in die Schweiz zurückgefahren – keiner hat’s gesehen…
2,10m pro Seite, aber dann war da der Sihlsee
Am späten Nachmittag haben wir dann beschlossen, heute keinen Platz zum freien Stehen zu suchen – gibt’s eh fast nicht – sondern einen Camping-Platz anzufahren. Der hat sich dann nahe dem Kloster Einsiedeln befunden, schon allein der Name „Der gruene Aff“ hat es uns angetan. 
Der Campingplatz liegt direkt am Sihlsee, über den eine schmale Brücke führt. Die bietet gerade genug Platz für zwei Fahrzeuge, breiter als 2,30 Meter darf man nicht sein. Sind wir auch nicht, trotzdem mussten wir an einem normalen Mercedes PKW schon ziemlich genau vorbeizielen.
Der „Gruene Aff“ ist ein echt lässiger Platz und seine Sanitär-Anlagen schlagen alles, was wir bis jetzt auf Campingplätzen gesehen haben. Funkelnagelneu, die Waschtische aus dunklem Marmor, jede Dusch-Kabine ein eigenes Bade-Zimmer mit Waschtisch, Riesen-Spiegel und Sitzgelegenheit – einfach ein Traum. Das würde man sich natürlich überall so wünschen, aber in Wirklichkeit sind wir zufrieden, wenn alles sauber und ordentlich ist. Aber so edel – das ist schon auch schön. Das Duschen kostet je 1 Franken, sind wir also unsere ersten beiden Münzen bereits losgeworden.
da Gruene Aff
Unser Stellplatz liegt auf einer der vielen Terrassen, schnell haben wir Tisch und Stühle aufgestellt und sind eingerichtet. Der Stecker von unserem Stromkabel ist für die Schweiz nicht der richtige, der Chef des Platzes weiß das natürlich und ist gleich mit einem Ersatzkabel zur Stelle – No Problem. Als wir uns dafür bedanken und ihm noch Komplimente für das wunderschöne Wasch-Haus machen, wird er ganz verlegen und rot wie ein Schul-Bub. Aber er freut sich sehr über das Lob. 
Wir verbringen einen feinen Abend vor unserem WoMo, später gehen wir noch eine ordentliche Runde spazieren zum Sihl-See hinunter. Dort ist eine kleine Surf-Bar aufgebaut, ein Holz-Schuppen mit Plastik-Planen. Diesem bescheidenen Umfeld trotzend, werden für die Dose Red Bull unbescheidene 5,50 genommen, für 0,33 L Bier ebenfalls 5,50. Natürlich Franken/Euro 1:1 – wegen der Einfachheit… Wir verzichten gerne. Die Preise in der Schweiz – auch für die Konsumation – sind sagenhaft. Zwar haben wir nicht wirklich Speisekarten studiert, aber heute ist uns am Campingplatz-Restaurant das Tagesangebot aufgefallen: Schweins Cordon-Bleu mit Rösti zu 29.80 Franken – ohne Salat. Schon saftig die Preise, das ist über den Daumen das Doppelte, was wir in Tirol zahlen. Und bei uns ist Essen gehen auch teuer, etwa im Vergleich zu Wien. Da kriegt man das Cordon Bleu mit Pommes und Salat fast überall um unter 10 Euro. Jedenfalls ist in der Schweiz bei einem normalen Essen schnell mal ein 80er weg, frage nicht, was das in gehobenen Restaurants kostet. Kann uns aber eigentlich egal sein…
Wir haben uns im WoMo ein Instant-Gericht zubereitet, Spaghetti Bolognese aus dem Päckchen. Dazu frisch geriebenen Parmesan – durchaus genießbar. Und eine Platz-Katze haben wir uns auch schon angefüttert, eine schöne, große Tigerin. Überhaupt gibt es jede Menge Katzen und Hunde hier, denn viele Dauer-Camper haben ihre Haustiere mit. 
Nach einem feinen Pasch spazieren wir noch zum Spaß zum Camping-Market runter und amüsieren uns über die Preise. Aber 3,40 Franken für das Packerl Knorr-Suppe und 5,50 für die Packung Chips sind wirklich lachhaft. Nur so zum Beispiel…
Zurück im Wohnmobil haben wir dann den Abend gemütlich ausklingen lassen, vor Mitternacht schon haben wir dann unsere Häupter gebettet.
 
Samstag, 20. August 2016
Die Nacht beim „Gruene Aff“ war eine feine und ruhige, schön ausgeschlafen sind wir gegen 9 Uhr aufgestanden. Ilses guter Kaffee hat uns perfekt in den Tag starten lassen und nach Bezahlen der 30,20 Franken/Euro für die Nacht sind wir losgefahren.
Am Weg nach Oberiberg ist uns am Wegrand ein Schild aufgefallen, auf dem „Bravo Wendy, Super!“ zu lesen stand. Da wir nur eine berühmte Schweizerin namens Wendy kennen, könnte es sich dabei um die Skifahrerin Wendy Holdener handeln. Und tatsächlich – keine zwei Minuten später fahren wir an einer Firma Holdener vorbei, das wird wohl kein Zufall sein.
Oberiberg macht seinem Namen alle Ehre – wenn in der Schweiz etwas Berg heißt, dann ist das auch meistens ein richtiger Berg. Die Gegend ist wildromantisch, im Winter sicher ein Paradies für Skifahrer und Snowboarder. Uns werden dann irgendwann die Straßen doch etwas zu hochalpin und wir fahren in Richtung Einsiedeln zurück. Unser WoMo braucht frischen Diesel zu trinken, also steuern wir eine Tankstelle an. Sprit ist teuer in der Schweiz, mit rund 1,40 Euro je Liter ist zu rechnen, manchmal noch etwas mehr. Wir tanken an einer COOP Tankstelle, im Lauf des Tages sehen wir dann, dass wir gut gewählt haben, denn billiger als hier gab es den Diesel nirgends. Trotzdem bezahlten wir 65,20 Franken und weil wir mit Karte zahlten, wurde der Preis automatisch in Euro umgerechnet – exakt 62,27. So viel zum Thema 1:1 Umrechnung, da wird sehr viel Geld extra mitgeschnitten, von allen und von jedem und scheinbar völlig legal. Schweiz halt…
        
Nach dem Tanken sind wir nach Schwyz weitergefahren und von dort zum Vierwaldstätter-See. Immer wieder sind uns am Straßenrand Plakate aufgefallen, die auf die unterschiedlichsten Schieß-Turniere aufmerksam machten. Keine Frage – jetzt waren in jener Gegend, wo Friedrich Schiller seinen Wilhelm Tell dereinst die Armbrust in die Hand gedrückt hat. Und immer öfter sahen wir auch Hinweise auf den legendären Rütli-Schwur, der die Eidgenossenschaft hat entstehen lassen – sogar den Rütli-Schwur-Platz haben wir gesehen, der liegt genau gegenüber der Tells-Platte.  
Wir sind dann den Vierwaldstätter-See entlanggefahren und etwas später durfte Schneckchen mal wieder zeigen, dass es auf seine alten Tage noch zur richtigen Bergziege geworden ist, denn es ging rauf auf exakt 2.046 Meter zum Oberalp-Pass. Dort steht – schon deutlich über der Baumgrenze – doch tatsächlich ein richtiger Leuchtturm, wie er auch in Büsum oder Husum stehen könnte. Obwohl wir sogar in den dazugehörigen Schauraum gehen, erschließt sich uns der Sinn des Leuchtturmes nicht ausreichend, aber immerhin bekommen wir auf Schautafeln mitgeteilt, dass nur ein paar Meter entfernt der Rhein entspringt. Schön, wissen wir das nun also auch… 
Am Oberalp-Pass ist es neblig und so kühl, dass wir zum spazieren gehen unsere Jacken überstreifen müssen. Aber lange bleiben wir ohnehin nicht und nach einer feinen Kaffee-Jause fahren wir wieder in Richtung Zivilisation weiter.
Camper finden überall ein Plätzchen
Wir nehmen dann noch einen lässigen Umweg durch die Rhein-Schlucht, die sich ihren Namen redlich verdient hat. Spektakulär windet sich der Weg durch die Felsen hindurch, einige Tunnels sind offenbar vor langer Zeit von Hand mit Hammer und Meißel durch den Stein getrieben worden. In jedem Fall eine atemberaubende Fahrt, bei starkem Verkehr wäre es vielleicht etwas stressig und anstrengend gewesen, wir waren aber zum Glück fast immer alleine auf der Straße unterwegs. 
Matterhornbahn auf über 2000m
Von der Rhein-Schlucht ist es dann nicht mehr weit nach Chur, den weiteren Weg kennen wir bereits, er wird uns über Vaduz zurück nach Österreich führen. 
In Triessen hat sich dann Gernot spontan von einem McDonalds Schild zum Einkehren verführen lassen, den Besuch hätten wir uns allerdings ersparen können. Das Essen war selbst für McDonalds-Verhältnisse nur sehr mäßig, beim Bezahlen wurden unsere Euro Münzen abgelehnt, also musste die Kredit-Karte herhalten. Dann hat die belämmerte Angestellte auch noch Gernots Burger vergessen (muss man bei fünf, sechs Kunden auch erst zusammenbringen), also rauschten wir nur halb gesättigt wieder ab. Davor hat sich Gernot noch die 4,50 (!!) Franken für den Doppel-Cheese-Burger bar zurückgeben lassen, jetzt kommen wir also – die 2 Franken fürs Duschen im „Gruene Aff“ abgezogen – mit 2,5 Franken mehr in unserer Münzsammlung nach Hause…
In Österreich sind wir dann sofort rauf auf die Autobahn, die knapp 160 Kilometer nach Innsbruck sind wir ruck-zuck in zwei Stunden durchgefahren. Heute haben wir uns den Arlberg-Tunnel gegönnt, unsere Schnecke hat seine tägliche Bergprüfung bereits hinter sich, darf’s ruhig auch mal gemütlicher angehen.
Der kurze Trip in die Schweiz hat uns einmal mehr gezeigt, welch wunderschönes Land unser Nachbarstaat ist. Noch kennen wir nur einige Gegenden etwas genauer, es gibt also noch viel zu entdecken. Aber heuer nicht mehr, das behalten wir uns für später auf.
    

Wo unsere nächste Reise hingeht? Ilses Schwester Sigrid hat dieser Tage Geburtstag und Ilse möchte ihr gerne eine schöne Blumenvase kaufen, eine speziell für Tulpen. Und so stellt sie Gernot die harmlos klingende Frage: „Du, wo kriegen wir denn eine schöne Tulpen-Vase für Sigrid her?“ Und Gernot hat da so eine Idee…

Mittwoch, 17. August 2016

56. WoMo-Fahrt "Freunde besuchen in Bayern"

Innsbruck-Kesselberg-Oberammergau-Innsbruck
13.o8. bis 17.o8.2016 - 224km

Samstag, 13. August 2016
Nach erfolgreicher Reparatur der Kupplung und einem anschließenden Tages-Ausflug nach Kolbermoor war wieder richtiges Campen angesagt. Ursprünglich war geplant, dass wir am Sonntag nach Bayern aufbrechen, um dort unsere Freunde Ingrid und Hans zu treffen. Aber schon am Samstagvormittag wurde unser Reisefieber von Stunde zu Stunde größer und schließlich saßen wir plötzlich im WoMo und fuhren den Zirlerberg Richtung Deutschland hinauf.
Unser Ziel war der Campingplatz Kesselberg und eines der Hauptargumente für unsere Wahl war, dass es Samstag am Kesselberg immer einen Grillabend gibt – die Vorstellung eines knusprigen Hendls und einer gegrillten Schweins-Haxe wirkte auf uns unwiderstehlich.
Und so fuhren wir am frühen Nachmittag bei Luis und Gitti am Campingplatz vor – und zum ersten Mal gab es wegen hoffnungsloser Überfüllung keinen Stellplatz für uns. Na ja – theoretisch zumindest, denn für die Zimmermanns gibt’s dort draußen immer einen Platz. Und sei es – wie diesmal – der Parkplatz direkt am Sanitär-Haus. Zwar ohne Strom, aber das spielt für einen Tag natürlich keine Rolle. Zudem mussten wir für unseren Aufenthalt nichts bezahlen, das Stehen am Parkplatz ist bei Gitti und Luis gratis. Auch super.
Gustl, die Platzkatze
Schnell waren Tisch und Stühle am Rasen nebenan aufgestellt und wir konnten einen ersten Pasch auf den Filzteller klopfen. 
Zwischendurch hat uns der schöne Platz-Kater Gustl seinen Antrittsbesuch abgestattet, hat wie selbstverständlich das Innere unseres WoMos ausführlich begutachtet und offenbar befunden, dass man auf unseren Betten sehr bequem liegen kann. No Problem – für Katzen sind wir gern ein offenes Haus und auch Leckerlis haben wir für die lieben Fellnasen immer dabei.
So verbrachten wir einen sehr feinen Nachmittag und nach einem kurzen Schläfchen schritten wir gegen 19 Uhr zur Tafel. Das Essen war wieder einmal unbeschreiblich gut, das Grillen hat der Luis echt voll drauf, das haben wir noch nirgends annähernd so gut erlebt. Voll satt sind wir dann die vielleicht zwanzig Schritte zum WoMo zurück, haben noch einen Pasch ausgespielt und sind dann müde in unsere Betten gefallen.




Sonntag, 14. August 2016 
Wunderbar ausgeruht sind wir gegen 9 Uhr zu Gitti und Luis frühstücken gegangen und danach haben wir die Fahrt zu unserem heutigen Etappen-Ziel angetreten. Das war wirklich nicht weit entfernt vom Kochelsee – gerade mal knapp über 30 Kilometer.
Entsprechend schnell sind wir dann in Saulgrub angekommen und nach einem unwesentlichen Verfahrer rollten wir am Campingplatz der Naturfreunde ein. 
Sofort sahen wir das Wohnmobil von Hans und Ingrid und parkten uns unmittelbar daneben ein. Hans begrüßte uns freudig, Ingrid ist untertags auf Kur in Oberammergau und wird sich erst gegen Abend zu uns gesellen können. Mittlerweile sind beide in Pension und dementsprechend viel mit ihrem WoMo unterwegs. Sie haben einen ziemlich neuen Fiat Ducato Carado (drei, vier Jahre alt), top ausgestattet und über sechs Meter lang. Am Anhänger führen sie meistens ihr BMW-Motorrad mit (oder zwei), auch diesmal. Hans ist ein leidenschaftlicher BMW-Motorrad-Fahrer, hat mehrere Exemplare davon angemeldet und ist auch ein begnadeter Schrauber. Es können wohl nur wenige Leute von sich behaupten, dass sie ein BMW-Motorrad vom Rahmen weg selbständig aufbauen können. Hans kann das und er hat sich sogar ein kleines Geschäft daraus gemacht, indem er gebrauchte BMW’s ankauft, in alle verwertbaren Teile zerlegt und diese (teilweise sehr begehrten) Ersatzteile über Ebay unter die Leute bringt.
Der Platz in Saulgrub liegt ausgesprochen schön, direkt an einem Wald und wen halbstündliches Hupen des direkt daran vorbeifahrenden Nahverkehrszuges nicht stört, der kann hier einen herrlich entspannten Urlaub genießen. 
Der Wirt des Naturfreunde-Hauses und damit des Campingplatzes, ist ein Unikum für sich – wohl an die 60 Jahre alt, wallendes, graues Langhaar und gebürtiger Österreicher aus der Steiermark. Reinhold heißt der gute Mann, er hat mal für den Österreichischen Rundfunk Volksmusik-Sendungen produziert und macht aus seiner Leidenschaft für diese Art der Musik keinen Hehl. Manchmal dröhnen die „Hits“ des „Stoankogler Trios“ lautstark über den Platz, aber immer nur für wenige Sekunden. Dann hat die resolute Wirtin ihren Reini wieder voll unter Kontrolle…
Weitgehend unter Kontrolle hat sie auch das Regiment in ihrer Küche, so hat uns Hans berichtet. Also sind wir zu Mittag erstmals die paar Schritte rübergegangen und haben uns Rindergulasch mit Nudeln, sowie Weißwurst schmecken lassen. Zwar war das Rindergulasch niemals nicht ein Rindsgulasch (sondern ein Rinder-Geschnetzeltes), gemundet hat es trotzdem. Und bei den Weißwürsten kann den Bayern ohnehin niemand etwas vormachen, weltweit nicht.
Nach dem Essen haben wir einen feinen Verdauungs-Pasch gemacht und uns gut mit Hans unterhalten. Er war mit seiner Ingrid gerade erst wochenlang in Kanada unterwegs, dementsprechend viel Interessantes hat er zu erzählen. So zum Beispiel, dass Begegnungen mit Bären keine Ausnahmen, sondern faktisch alltäglich sind.
Übrigens hat uns heute das Abladen unserer Vespa vom Motorrad-Träger besonders gefuchst, wäre uns Hans nicht sofort hilfreich zur Hand gegangen, hätte es sogar einen Absturz unseres Mopeds geben können. Ein Alptraum natürlich. Also so deppert haben wir uns noch nie vorher angestellt, nicht einmal bei den allerersten Versuchen.
Jedenfalls ist alles gut gegangen und wir konnten zu einer ersten Ausfahrt aufbrechen.
Das Wetter ist gut und wir fahren die paar Kilometer nach Bad Kohlgrub rüber, einfach so zum Spaß. Dort schauen wir uns aus Neugier den Camping-Platz an, er sagt uns aber überhaupt nicht zu, hier würden wir nicht stehen bleiben wollen.
Wir kurven noch ein wenig in der Gegend herum und fahren dann zum Naturfreunde-Haus nach Saulgrub zurück. Sofort sind wir wieder im Gespräch mit Hans, später kommt dann Ingrid von der Kuranstalt zu uns. Sie hat jetzt auch endlich ihre Pension bewilligt bekommen, jetzt werden die beiden wohl noch mehr auf Achse sein.
Mit einem Bierchen (für die Männer) und einem alkoholfreien Hugo (für die Damen) überbrücken wir die Zeit, bis sich der Hunger meldet. Das passierte so gegen 18 Uhr 30 und wir bezogen Position auf der eben erst errichteten Terrasse des Naturfreunde-Hauses. Die Speisekarte verzeichnet lediglich drei Hauptgerichte, brauchen wir also nicht lange auszuwählen. Das Dargebrachte ist dann durchaus genießbar, das Bier ist eiskalt und bayrisch, was will man mehr. Hans und Ingrid zeigen sich dann noch sehr großzügig, als sie die gesamte Rechnung übernehmen – sozusagen zur Feier von Ingrids Übertritt in den Pensions-Status. Danke dafür nochmals an dieser Stelle, in drei Jahren ist dann Ilse dran...
Später sind wir dann noch bis nach 21 Uhr gemütlich zusammengesessen, bis uns die abendliche Kühle ins Innere unserer Wohnmobile nötigte. Vor allem die enorme Luftfeuchtigkeit war uns unangenehm, Tisch und Stühle tropften regelrecht.
Bald einmal löschten wir die Lichter in unserem WoMo und wäre der Zug mit seinem (schon auch ein wenig nervenden) Hupen nicht gewesen, wir hätten eine traumhafte Nacht verbracht. So war sie „nur“ herrlich…

Montag, 15. August 2016
Das Erwachen in kühler Bergluft ist immer wieder wunderbar, heute war es sogar so frisch, dass wir für eine Stunde die Heizung aufdrehen mussten – 15 Grad im Inneren sind uns dann doch etwas zu kühl für T-Shirts und kurze Hosen. Ilse kochte wie immer einmaligen Kaffee und wir ließen den Tag gemütlich angehen. Die Sonne zeigte sich dann immer häufiger und bald einmal kletterte die Temperatur auf über 20 Grad. Das war für uns das Startsignal zu einer kleinen Ausfahrt mit unserem Roller.
Von Ingrid, die am Vormittag mit dem E-Bike von Oberammergau nach Saulgrub angeradelt gekommen ist (sie muss ja in der Kuranstalt übernachten), bekamen wir den Tipp, eine besonders schöne und hohe Brücke mit fantastischer Aussicht zu besuchen – allerdings haben wir die Wegbeschreibung schon eine Minute später vergessen…
Nach dem Verlassen des Campingplatzes sind wir einfach ziellos nach rechts abgebogen und losgefahren. Die Fahrt über die wenig befahrene Landstraße war eindrucksvoll und der Fahrtwind fühlte sich angenehm kühl auf der Haut an, ganz besonders jenseits von 80 km/h.
Bald einmal kamen wir nach Oberammergau und weil wir noch nie im Ort selber gewesen sind, steuerten wir das Zentrum an. Direkt vor der Kirche stellten wir unsere Vespa ab und gingen eine gute Stunde lang spazieren. Oberammergau ist ein Tourismus-Topspot – entsprechend hoch sind auch die Preise. So wurde unter anderem eine „Pizza mit Ruccola“ als „Mittags-Angebot“ um nur 14 Euro 20 ausgelobt, wir verzichteten gerne.
Oberammergau ist berühmt für seine zahlreichen Holz-Schnitzer, entsprechend breitgefächert ist das diesbezügliche Angebot. Sogar eine fesche, aus Holz geschnitzte Harley-Davidson – geschätzte 10 kg schwer und 800 Euro teuer – hätten wir kaufen können. Und natürlich 10.000 Heilige und unzählige Jesus-Figuren, wahlweise mit oder ohne Kreuz. Der Phantasie der Schnitzkünstler hier scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein, wir haben z.B. einen aus Holz herausgearbeiteten Büromenschen gesehen, der konzentriert an seinem Holz-Notebook mitsamt Holz-Maus arbeitete…
Gekauft haben wir gar nichts – wobei, eine Vespa aus Holz hätten wir gerne gefunden. Aber leider nein. Wurscht natürlich, wir sind ja nicht zum Shoppen hierher gefahren.
die Burgeria in Saulgrub
Nach einem weitläufigen Rundgang sind wir dann zu unserem Rollerchen gelatscht und die gut 12 Kilometer nach Saulgrub zurückgefahren. Direkt an der Auffahrt zu unserem Stellplatz ist Ilse schon gestern ein kleiner Imbiss-Laden ins Auge gestochen und weil sich ein kleines Hüngerchen bemerkbar machte, sind wir dort eingekehrt. Der freundliche und sehr nette Verkäufer hatte einige Burger im Angebot, auch Hot-Dogs und Bratwurst. Gernot wagte sich über die Burger-Platte mit Pommes und Salat, Ilse hat sich einen Crispy-Chicken Burger kommen lassen. Beide Essen haben unsere Erwartungen übertroffen, auch vom Preis her. Danach sind wir beim Zahlen noch mit dem Verkäufer ins Plaudern gekommen. Wir hätten ihn für einen Iraker oder so gehalten, er kommt aber aus dem indischen Punjab. Tatsächlich hätten wir das erkennen müssen, denn eigentlich hat er typisch indisch ausgesehen. Aber was heißt das schon? Jedenfalls hat er einen bemerkenswerten Satz gesagt: „Hier in Deutschland gibt es auch viele arme Menschen. Aber im Gegensatz zu Indien erkennt man sie nicht.“ Da hat er wohl recht…
Nach dem üppigen Mahl sind wir zum Campingplatz zurück und haben zuerst einen feinen Pasch und anschließend eine kleine Siesta hingelegt. Natürlich haben wir uns immer wieder mit Ingrid und Hans unterhalten und verbrachten einen sehr entspannten Nachmittag.
Am frühen Abend sind wir dann wieder die paar Meter zum Naturfreunde-Haus rüber und haben der Speisekarte erneut alles abverlangt – heute gab es sogar Bratkartoffel, Ilse hat sie sich mit Spiegeleiern kommen lassen.
Anschließend sind wir noch bis in den späten Abend hinein zusammengesessen und haben uns wunderbar unterhalten. Ingrid und Hans sind wirklich total nett, dass wir uns mit anderen Campern so eng anfreunden ist eigentlich die totale Ausnahme – den beiden geht es umgekehrt übrigens genauso. Spätestens kommendes Jahr werden wir Hans und Ingrid in Bad Salzufflen besuchen – zu Ostern wahrscheinlich.
Unter Lachen und Scherzen ist es dann wieder so spät geworden, dass es der zunehmenden Feuchte und Nässe ein Leichtes war, uns ins Innere unserer WoMos zurückzutreiben. Bald darauf sind wir dann in unsere Kuschelbetten gekrochen und haben einen feinen Urlaubstag angenehm ausklingen lassen.

Dienstag, 16. August 2016
Heute geht’s wieder weiter, wenngleich nicht weit. Es sind ja höchstens 30 Kilometer zum Kochelsee, wo wir heute unsere Freunde Manu und Herwig erwarten.
Das Wetter zeigt sich am Morgen noch etwas störrisch, schließlich siegt aber doch die Sonne immer häufiger über das dichte Wolkenmeer.
Nach dem obligatorischen Guten-Morgen-Kaffee wollen wir die Rechnung bezahlen und müssen – leicht geschockt – erkennen, dass das Naturfreunde-Haus am Dienstag erst ab 16 Uhr geöffnet wird. An sich kein Problem, Hans bleibt ja noch da, wir wissen Daumen mal Pi was wir zu zahlen haben, also könnten wir auch Hans das Geld geben. Aber der Stromkasten ist verschlossen, wie sollen wir da unser Kabel abstecken? Die Lösung: Gernot macht einen Versuch als Schlangenmensch, windet seinen Arm von unten durch die Kabelführung und zieht den Stecker aus der Dose – er braucht dazu keine 45 Versuche. Aber es gelingt, allerdings hat sich Gernot dabei seinen rechten Unterarm einigermaßen bedient, der große blaue Fleck und die deftige Beule schmerzen noch Tage später. Und ein wenig schmerzt auch, dass die Akrobatik-Nummer völlig unnötig war, denn die Besitzer sind eh im Haus und um 10 Uhr bezahlen wir ganz normal unsere Rechnung…
DFG am Weg zum Kesselberg
Wir verabschieden uns herzlich von Ingrid und Hans, drücken uns fest und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den beiden sympathischen Camper-Freunden. Dann startet Ilse unser WoMo, Gernot wird mit der Vespa fahren. Erstens weil‘s Spaß macht und zweitens ersparen wir uns so das Auf- und Abladen.
Die paar Kilometer zum Kochelsee rüber verlaufen völlig problemlos, es ist wenig Verkehr und wir kommen bestens voran. Obwohl wir nicht aufeinander warten und auch nicht hintereinander herfahren, ist Gernot höchstens eine Minute schneller am Kesselberg angekommen, auf Landstraßen ist die Vespa nicht flotter als unser WoMo.
Schnell haben wir unseren Platz gefunden, heute brauchen wir ja einen extra großen, weil Manu und Herwig mit Auto und Zelt anreisen. Besser gesagt, anreisen sollten. Denn bald stellt sich heraus, die beiden werden erst morgen in Niederösterreich losfahren, sie haben noch zu viel in ihrem Garten zu tun. Das kennen wir, auch wir sollten spätestens am Donnerstag wieder zu Hause sein, denn sonst verdursten unsere Balkon-Blumen.
Dann taucht ein weiteres Problemchen auf, ein deutsches Paar mit ihrem Wohnwagen beansprucht unseren Platz, sie hätten ihn eine halbe Stunde zuvor beim Luis persönlich reserviert. Das stimmt – tatsächlich war Luis bei unserer Ankunft gerade einkaufen und Gitti hat von der Reservierung nicht gewusst. So kann’s halt manchmal gehen. Luis hat dann die Situation souverän gerettet, indem er den beiden Deutschen einen anderen, angeblich viel schöneren, Platz wortreich schmackhaft gemacht hat. Danke Luis – wir waren nämlich schon voll eingerichtet, haben über 30 Meter Kabel ausgerollt und sind ausnahmsweise einmal auf die Böcke gefahren, Tisch und Stühle waren natürlich auch schon  aufgestellt. Ein Umzug wäre wirklich lästig gewesen.
Wir verbrachten einen sehr angenehmen Tag am Kesselberg und ergötzten uns wieder einmal ausgiebig am Geschehen rund um unser WoMo. Schnell bemerkten wir, dass heute etwas ganz Besonderes in der Luft liegen musste, denn wir hörten derartig viele dämliche Aussagen, dass wir begannen, sie zu notieren. Hier ein kleiner Auszug:
Das deutsche Paar mit dem Wohnwagen, erkannte uns zuerst als Italiener, weil wir das I für Innsbruck an unserem österreichischen Nummernschild tragen. Dann meinte der Mann, als er seinen Fehler erkannte (und sich wahrscheinlich über das gute Deutsch der „Italiener“ wunderte): „Ach, Sie kommen aus Österreich, ja dann sind Sie ja auch (!!) Ausländer!“ Das war möglicherweise ein unfreiwillig gewährter Einblick in die Seele eines „Preußen“, der sich gerade im tiefsten Bayern aufhält.
Direkt neben uns bezog gerade eine Familie ihren Zeltplatz, Luis stand dabei. Die Frau der „Camper-Profis“ versuchte den Lauf der Sonne auszubaldowern, um den Schatten der Bäume bestmöglich zu  berechnen und für sich nutzen zu können. Deshalb stellte sie an Luis die geniale Frage: „Und die Bäume bleiben hier den ganzen Tag so stehen?“ Na Bumm! Antwort von Luis, der sich über sowas scheinbar gar nicht mehr sonderlich wundert: „Ja, ja – die Bäume bleiben da.“
Später ist eine Mutter mit ihrem vierjährigen Mädchen an unserem Platz vorbeigekommen. Wir hatten unser Moped wegen dem zu erwarteten Gewitterregen mit einer Plane abgedeckt und das Mädchen fragte seine Mama: „Warum ist bei dem Motorrad ein Tuch drüber?“ Und Mami antwortete zu unserer Belustigung mit dem wunderschönen Satz: „Damit es nicht wegrollt.“ Kein Drehbuchautor einer Komödie würde es wagen, derartiges zu formulieren, zu unglaubwürdig wäre so eine Antwort. Später fragte dann noch eine Camperin, was es denn mit dem „Halsgrad“ auf sich habe, der heute im Tagesangebot auf der Speisekarte stand. Luis erklärte ihr, dabei handle es sich um Nacken-Steaks, Halsgrad sei der bayrische Ausdruck dafür. Doch die Dame wollte noch mehr Infos, deshalb ihre Frage: „Und von welchem Fisch sind diese Steaks?“ Luis blieb wieder sachlich, ich hätte an seiner Stelle wohl mit „vom oberbayrischen Schweins-Fisch“ geantwortet.
Ach ja – was uns noch aufgefallen ist: Am Camping-Platz treffen wir seit zwei, drei Jahren immer wieder einen Vater, der mit seiner jetzt 11-jährigen Tochter bei jedem Wetter zeltet. Die beiden lassen sich nie etwas abgehen, sie gehen Frühstücken, Mittag- und Abendessen. Der Vater wird so Mitte dreißig sein, hat lange Haare, trägt ein Piratentuch und ist offenbar ein großer Anhänger der Heavy-Metal-Gruppe Motörhead, denn er lässt sich ausschließlich in ihren martialischen Fan-T-Shirts blicken. Und eben dieser durchaus sympathische Mann hat die Angewohnheit, im Rahmen des Frühstück sein erstes großes Bier zu trinken, meist so gegen 9 Uhr, oft nimmt er noch ein Paar Weißwürste dazu. Also wir würden meinen, in Hamburg, Kiel oder Buxtehude sollte ein Vater mit seiner minderjährigen Tochter besser nicht eine halbe Bier zum Frühstück nehmen, er könnte bald einmal Besuch vom Jugendamt bekommen. In Bayern ist das normal, vollkommen landestypisch – das Bier gilt hier offenbar nicht als alkoholisches Getränk, sondern ist mehr ein Lebensmittel. Sogar in Polizei-Inspektionen ist – wie wir aus gewöhnlich grün uniformierten Kreisen erfragt haben – ein kühles Weißbier zur Vormittags-Jause nicht unüblich. Andere Länder, andere Sitten.
Der Tag neigte sich für uns langsam zu Ende und wir ließen ihn mit einem sehr guten Abendessen würdig ausklingen. Ilse genoss ein köstliches Szegediner-Gulasch und Gernot probierte einen Fisch in der Kartoffel-Panade – äußerst empfehlenswert, wird wohl sein neuestes Lieblings-Gericht am Kesselberg werden (von der knusprigen Haxe natürlich abgesehen…)
Später hat sich dann leider herausgestellt, dass Manu und Herwig nicht zum Kesselberg kommen werden. Weil wir schon am Donnerstag nach Hause fahren müssen, um unsere Blumen zu gießen, verschieben wir unser Treffen auf ein anderes Mal – die beiden werden stattdessen nach Kroatien reisen. Kein Problem – Niederösterreich ist ja wirklich nicht unerreichbar, wir werden uns also wiedersehen.
Nach einem Spätabend-Pasch ist dann noch ein gewaltiger Starkregen über uns niedergegangen, begleitet von ein wenig Blitz und Donner. Gut, dass wir unsere Vespa vorsorglich abgedeckt hatten, so konnte sie uns wenigstens nicht wegrollen…
 

Mittwoch, 17. August 2016
Weil wir Manu und Herwig nicht treffen werden, fahren wir heute schon nach Hause, einen Tag früher als geplant.
Das Wetter ist durchwachsen, stark bewölkt, aber immerhin kein Regen, die Wolken haben momentan einfach kein Wasser mehr bei sich, das haben sie in der Nacht über ganz Oberbayern ausgeleert.
Wir frühstücken wie üblich bei Gitti und Luis, dann packen wir in aller Ruhe unser WoMo zusammen und reisen danach erneut getrennt ab. Gernot will sich den Spaß einer Vespa-Fahrt nach Innsbruck nicht vom trüben Wetter nehmen lassen und tatsächlich kommt er trockenen Fußes daheim an. Und wieder hat er über die ganze Fahrt hinweg keinen nennenswerten Vorsprung gegenüber Ilse herausholen können. Als die Vespa bei Seefeld betankt werden muss (zum Glück finden sich noch drei 1-Euro Münzen in Gernots Geldtasche), genügt dieser sehr kurze Stopp, dass Ilse die Führung übernimmt. Wir treffen uns dann zufällig kurz vorm Zirlerberg, weil Ilses Mickey-Maus-Blase eine kleine Pause notwendig gemacht hat.
Nach dem Zirlerberg trennen sich dann unsere Wege, Gernot kann mangels Vignette nicht die Autobahn benützen, zudem hat Ilse in Zirl noch etwas zu erledigen.
Damit geht ein kleiner Ausflug nach Bayern zu Ende, bei der wir ganz liebe Freunde getroffen und ganz liebe Freunde leider nicht getroffen haben. Die nächste WoMo Reise ist schon fixiert, wir tauschen nicht einmal die Fahrzeuge, unser Ford Fiesta bleibt in seiner Sommer-Residenz geparkt und nach dem Blumengießen geht’s dann wieder weiter. Schweiz halte dich fest – die Zimmermanns stehen mit ihrem treuen Nasenbären schon wieder ante Portas…


Freitag, 12. August 2016

55. WoMo-Fahrt "Reparaturfahrt Kolbermoor"

Innsbruck-Kolbermoor-Innsbruck
12. August 2016 - 249km


Freitag, 12. August 2016 
Wenn man als leidenschaftliche Wohnmobil-Camper mitten in der Saison plötzlich ohne Wohnmobil dasteht, ist das natürlich ein ziemlich hartes Los. So ist es uns ergangen – die Kupplung unseres Schneckchens hat nach über 185.000 Kilometern tadelloser Arbeit urplötzlich und lautstark ihren Dienst quittiert. Steht dem guten Teil auch zu – der Begriff „Verschleißteil“ ist ja nicht zufällig entstanden.
Also mussten wir unser WoMo unmittelbar nach der Rückfahrt aus Südtirol bei unserer Werkstätte im Stubaital abgeben.
Nun ist es ja nicht so, dass der Tausch einer Kupplung für eine Fachwerkstätte ein schwerwiegendes Problem darstellt, ist aber ein wichtiges Teil nicht mehr verfügbar, so sieht das gleich anders aus. Und so war es halt leider auch bei unserem Schneckchen, eine unscheinbar aussehende Rückholfeder war nur sehr schwer aufzutreiben – letztendlich wurde unsere Werkstatt in Polen (!) fündig. Der von leichtem, gegenseitigem Argwohn begleitete Bezahlvorgang und der Post-Transport dauerten dann auch noch ein paar Tage und schließlich waren wir beinahe zwei Wochen lang ohne WoMo. Echt hart.
Umso größer war die Freude, als wir unser geliebtes Wohnmobil wieder von der Werkstatt in Mieders abholen konnten – die Rechnung war mit ca. 1.150 Euro schon weit weniger erfreulich. Na ja – eine durchgebrannte Lampe wurde immerhin auch noch getauscht und unser Motorrad-Träger einer genaueren Prüfung unterzogen. Nützt nix. Jedenfalls hat Schneckchen jetzt Kupplung genug für den Rest seines Lebens – bis dass der Schrotthändler uns dereinst scheidet…
Mit unserem reparierten WoMo haben wir gleich am nächsten Tag, es war Freitag, der 12. August, eine so genannte Reparaturfahrt angetreten. Unser Ziel war der Ort Kolbermoor nahe Rosenheim, ca. 115 Kilometer von Innsbruck entfernt. Dort gibt es die Firma „Schrempf & Lahm“, die sind spezialisiert auf Hymer-Camper und betreiben ein umfangreiches Ersatzteillager. Und wir brauchen für unsere Fenster spezielle Stopper, die verhindern, dass die Scheiben seitlich aus ihrer Führung ausbrechen können. Ein paar dieser Leichtmetall-Teilchen sind im Laufe der Jahre verlustig gegangen, andere bei der bloßen Berührung zerbröselt. Schon wieder ein Verschleißteil also…
Ilse hat schon Tage vorher telefonisch und per Mail Kontakt mit „Schrempf & Lahm“ aufgenommen, Fotos geschickt und – jawohl, die Dinger sind lagernd. Also nix wie hin.
Nach Kolbermoor sind wir wenig einfallsreich über die Inntal-Autobahn gefahren und haben dank unseres Navigationsgerätes namens Ilse die Firma auch auf Anhieb gefunden. Dort wurden wir von einer ausnehmend bemühten Dame äußerst freundlich und kompetent bedient – hiermit soll eine ausdrückliche Empfehlung für „Schrempf & Lahm“ ausgesprochen werden. Weil wir schon da waren, haben wir ein weiteres, klassisches Verschleißteil erworben – die Arretierung unserer WoMo-Tür war ausgeleiert, schon das leichteste Windchen wehte uns die Tür zu. Jetzt kann ein Orkan toben oder auch ein Sturm wüten, die Tür bleibt beinhart offen. Eher hat sich unser „Problem“ ins Gegenteil verkehrt, denn jetzt lässt sich unsere Tür nur noch mit einer speziellen Technik und mit einem gehörigen Kraftaufwand entriegeln, aber das wird sich sicher auch irgendwann wieder verschleißen…
Für unsere acht Fensterstopper (jeweils Männchen und Weibchen) und die zweiteilige Tür-Arretierung bezahlten wir keine 6 Euro – sehr fein.
Nach dem Werkstatt-Besuch war uns gleich klar – zurückbrettern über die Autobahn ist laaaangweilig – also sind wir von Kolbermoor Richtung Tegernsee abgebogen. Die Fahrtroute wählten wir ausschließlich über Bundesstraßen und kleine Landstraßen, ein schöner Test für unsere neue Kupplung. Die funktioniert erwartungsgemäß ausgezeichnet, auf die Firma Krünes in Mieders kann man sich eben verlassen und wir werden das mit Sicherheit auch weiterhin tun.
Der malerisch schöne Tegernsee und der gleichnamige Ort begrüßten uns mit kilometerlangem Stopp-and-Go-Verkehr, keine Überraschung in einer Tourismus-Hochburg. Völlig überraschend hingegen waren für uns die Treibstoffpreise an den Tankstellen in und rund um Tegernsee – fast alle hatten den Diesel mit unter einem Euro im Angebot – Rekord-Tiefpreis 0,971!! An einen derart tiefen Preis in Deutschland können wir uns gar nicht erinnern, das muss jedenfalls schon viele Jahre her sein. Wahrscheinlich haben damals Modern Talking oder Milli Vanilli die Hitparaden angeführt und Gerhard Schröder hat noch am Tor zum Kanzleramt gerüttelt… Direkt schade, dass wir das Angebot wegen unseres zu dreiviertel vollen Tanks nicht nutzen konnten.
Von Tegernsee sind wir dann in Richtung Achensee weitergefahren, der Verkehr wurde spürbar schwächer und zeitweise hatten wir das Gefühl, alleine auf den Straßen unterwegs zu sein.
In Achenkirch sind wir dann bei einem Lebensmittelmarkt kurz eingekehrt – haben uns dort über eine famos unverschämte Verkäuferin kurz geärgert und anschließend im WoMo köstliche Fleischkäse-Semmeln vertilgt.
Derart gestärkt, haben wir dann die letzten Kilometer nach Innsbruck absolviert, ab Wiesing dann wieder über die Autobahn, die Bundesstraßen in Tirol mit den zahlreichen Ortsdurchfahrten kennen wir wirklich schon zur Genüge.

Schon am frühen Nachmitttag waren wir dann wieder zu Hause – aber nicht für lange Zeit. Denn schließlich ist immer noch Hochsaison für WoMo-Camper, also auch Hochsaison für uns. Die nächste Fahrt ist schon geplant, also in groben Zügen zumindest – wie üblich…