vom 30. Mai bis 3. Juni 2018
von Innsbruck-an den Kochelsee-Innsbruck - 166km
Mittwoch,
30. Mai 2018
Sehr
oft entstehen unsere WoMo Reisen völlig spontan, da wird gar nichts geplant,
manchmal wissen wir beim Losfahren am Morgen nicht, wo wir abends übernachten
werden. Bei dieser Fahrt zum Campingplatz Kesselberg am Kochelsee war das
anders, denn der Termin ist bereits seit vielen Wochen festgestanden. Kein
Wunder, denn insgesamt reisen vier Paare – samt Kindern und Hund – aus Tirol
an, da geht spontan natürlich nichts mehr. Grund für unser Treffen – das „Int.
Pasch-Turnier“. Uns alle eint die Leidenschaft fürs dieses Würfelspiel und so
werden in den kommenden Tagen die Würfel nur so klappern. Am Ende darf sich
dann die Siegerin oder der Sieger über den Wanderpokal freuen und auf nette Fotos
mit dem dazu gehörenden Krönchen.
Für
eines der Paare und seine zwei Kinder haben wir einen Wohnwagen angemietet,
zufällig den größten und schönsten, den Luis und Gitti im Angebot haben. Vor
diesem Miet-Wohnwagen ist genug Platz für unser WoMo, den VW-Camper von Babsi
und die Zelte von Mirjam, Simon und ihre beiden Kinder. Auch für Nadja und
Christian steht Platz für ein Zelt zur Verfügung und den einen oder anderen PKW
kriegen wir hier auch noch unter.
Wir
haben sozusagen die Vorhut übernommen und sind schon am Mittwoch zum Kesselberg
hinausgefahren. Von wegen Platznahme und so, nicht dass es sich ein anderer
Camper bei unserem „Refugio“ gemütlich macht. Ilse musste am Mittwoch noch
arbeiten, also hat Gernot das WoMo am späten Vormittag aus der Garage geholt
und ist gegen Mittag nach Zirl gefahren. Einen ordentlichen Vorrat an Bier und
anderen Getränken hatten wir schon tags zuvor ins WoMo geräumt – Lebensmittel
brauchen wir an diesem Wochenende keine, wir werden uns ausschließlich im
platzeigenen Restaurant verwöhnen lassen.
Punkt
13 Uhr 15 läuteten die Schulglocken in Zirl dann das verlängerte Wochenende ein
und unsere Fahrt konnte beginnen. Zuerst mussten wir uns noch beim Bankomaten
in Zirl frisches Geld rausdrücken – zack – der erste Münz-Fund! Das hübsche
1-Cent-Stück konnte Ilse wachen Augen nicht entkommen, aber bei dieser Reise
werden wir wohl keinen Rekord an Münzgeldfunden aufstellen. Ohne zu weit
vorgreifen zu wollen, aber das Stück Münzgeld von Zirl ist sogar das einzige
geblieben, das wir an diesem Wochenende gefunden haben.
Heute
hat sich unsere liebe Schnecke am Zirlerberg ziemlich schwer getan, es war ihr
sehr schnell zu anstrengend, die Außentemperatur von gut 30 Grad und die extrem
steile Auffahrt brachten unsere liebe Schnecke an seine Grenze. So sind war
halt beim Rasthaus ein paar Minuten lang stehen geblieben und danach ohne
Probleme die letzten zwei Kilometer der Bergstrecke hinauf gezuckelt. Ab
Leithen ist soundso wieder freie Fahrt angesagt und es bremsen uns nur mehr die
diversen Geschwindigkeitsbegrenzungen. In Krün sind wir dann kurz zum ALDI
abgebogen und haben uns noch ein Fläschchen Wein, sowie ein paar Süßigkeiten
mitgenommen.
Am
Campingplatz Kesselberg werden wir herzlich von Gitti und Luis begrüßt und wir
fahren unseren dicken Nasenbären zum Stellplatz runter. Normalerweise brauchen wir
fürs Abstellen unseres WoMo keine zehn Sekunden, heute mussten wir allerdings
ein paar Mal reversieren, bis wir exakt eingeparkt waren. Schließlich soll hier
ab morgen eine Art „Wagenburg“ entstehen und da müssen alle dafür notwendigen
Komponenten wohldurchdacht sein.
Wir
sind dann als allererstes ins Restaurant am Platz gegangen und haben
erwartungsgemäß gut gespeist. Elisabetta, die gute Küchenfee und fleißige
Allzweck-Kraft am Platz, ist schon wieder im Dienst – auch sie wird die
kommenden Monate durcharbeiten und keinen einzigen Tag frei haben. Sie freut
sich sehr über uns und wir umarmen uns herzlich.
Im
weiteren Verlauf des Tages haben wir natürlich einen Aufwärm-Pasch gemacht,
sozusagen als Training für unser Turnier. Das Wetter ist – ganz entgegen der
Prognosen – eigentlich ziemlich schön, die meiste Zeit über scheint die Sonne
und es hat an die 28 Grad. Ach ja – bei der Herfahrt hat plötzlich die Öllampe
unserer Schnecke aufgeleuchtet – ein absolutes Alarmsignal! Aber das war beim
Runterfahren vom Kesselberg, zum Campingplatz waren es noch zwei Kilometer, die
Lampe ist nur dreimal kurz aufgeflammt. also sind wir nicht stehen geblieben.
Das wäre auch schwer möglich gewesen, denn abwärts hat der Kesselberg praktisch
keinerlei Ausweiche anzubieten. Wurscht – wir sind schadlos bis zu unserem
Abstellplatz gekommen und haben sogleich einen ganzen Liter Motoröl
nachgegossen. Sorry liebes Schneckchen, das sollte echt nicht passieren, dass
du mit einem grellroten Warnlicht um Öl betteln musst. Wir werden in Zukunft
wieder bei jedem Tanken auch den Ölstand messen!
Später
hat uns dann der Luis den Schlüssel vom Wohnwagen gebracht, denn wir wollen im
Eisschrank ein paar Bier einkühlen. Luis gibt uns dann gleich eine kleine Einweisung,
zur Ausstattung des großen Wohnwagens gehört auch ein Fernseher. Der wird aber
keinen Sattelitenempfang haben, oder? „Ja freilich“, meint Luis „Ich hab alle
unsere sieben Wohnwägen an eine SAT-Anlage angeschlossen.“ Gernot ist darüber
derart begeistert, dass er den lieben Luis buchstäblich abbusselt. Nicht dass
Gernot über Nacht ein TV-Junkie geworden wäre – aber heute und am Samstag
spielt die österreichische Fußball-Nationalmannschaft. Und wenn es irgendwie
geht, dann schauen wir uns solche Partien natürlich an. Heute geht’s in
Innsbruck (ausgerechnet!) gegen Russland und am Samstag steht in Klagenfurt das
Duell gegen den großen Nachbarn Deutschland auf dem Programm. Beides sind
Freundschaftsspiele, es geht als eigentlich um nichts. Hatten wir noch vor
einer Stunde ein wenig gejammert, dass wir beide Spiele versäumen würden,
änderte das SAT-TV natürlich alles. Wobei – auf die erste Euphorie folgte ein
kleiner Dämpfer – denn das heutige Spiel gegen die Russen wird nur im ORF
übertragen und der ist nicht zu empfangen weil verschlüsselt. Nicht so tragisch
– das Match gegen Deutschland zeigt auch das ZDF und diesen Kanal kriegen wir
natürlich glasklar rein. Mega-geil! Damit steht das Samstag-Abend-Programm
bereits fest, da kann kommen was will.
Kurz
vor Anpfiff des Spiels gegen Russland versucht Ilse einen Internet Live-Stream
aufzutreiben. Ihr Handy-Provider hat eigentlich versprochen, dass man seit
Neuestem auch im Ausland die ORF-TV-Thek nutzen könne. Und tatsächlich – es
funktioniert und wir schauen uns das Match am Laptop an. Leider ist die
Verbindung maximal grindig, der Stream reißt immer wieder ab, im Prinzip sehen
wir gar nichts. Außer das 1:0 der Österreicher, genau in diesen paar Sekunden
hatten wir ein Bild. Dass das Tor ausgerechnet vom Tiroler Alessandro Schöpf
geschossen wurde, freut uns zusätzlich. Wir schalten dann bald einmal den
Computer ab, ein ruckelnder Stream ist ziemlich nervig. Später erfahren wir
dann, dass das Spiel mit einem 1:0 der Österreicher geendet hat, haben wir also
ausgerechnet die spielentscheidende Szene gesehen. Passt!
Relativ
früh sind wir dann unter unsere Decken geschlüpft – die kommenden Tage werden
ziemlich dicht und anstrengend werden, da darf man ruhig ein wenig vor-ruhen.
Donnerstag,
31. Mai 2018
Nach
einer feinen Nacht sind wir gegen 8 Uhr aufgestanden, draußen ist es gar nicht
kalt, wir messen über 15 Grad. Wie üblich gehen wir ins Restaurant frühstücken
und sind danach schön gestärkt für den Tag. Heute werden nach und nach die
Teilnehmer des „Int. Pasch-Turniers“ eintreffen, schon früh am Vormittag werden
eifrig Telefonate geführt. Als erstes rollen dann Mirjam und Simon auf unseren
Platz. Sie haben nicht nur den kleinen Leo dabei, sondern natürlich auch seine
7-jährige Schwester Hannah. Die wiederum hat ihre beste Freundin Alex
mitgenommen – sind wir also schon sieben. Schnell sind die zwei Zelte aufgebaut
und weil die Mittagsstunde schon vorbei ist, zischen die Männer ihr erstes
Bierchen. Die Kinder sind dann sofort mit der Luftmatratze zum Kochelsee
hinuntergelaufen und waren für Stunden nicht mehr aus dem eiskalten Wasser
herauszukriegen. Wie wir später von Luis erfahren, ist der Kochelsee erst vor
ein paar Tagen zum kältesten See Bayerns „gekürt“ worden – er soll gerade
einmal 16 Grad aufweisen. Dementsprechend waren die Kinder danach kalt wie
Eislutscher …
Dann
ist Babsi mit ihrem VW-Bus eingetroffen – mit im Gepäck hatte sie ihre Hündin
Issi, sowie Nadja und Christian. Babsi ist noch gar nicht lange Camperin, wir
bemerken aber sofort, dass sie es wirklich ernst meint. Sie hat ihren Bus mit
so ziemlich allem ausgestattet, was man fürs perfekte Campen braucht –
Waschtisch(!) mit fließendem Wasser inklusive. Und natürlich hat sie sich auch
ein sattes Vorzelt angeschafft, erst kürzlich. Deswegen ist das allererste
Aufstellen des Zeltes auch ziemlich tricky, letztendlich steht es aber in
seiner ganzen beeindruckenden Größe da. Nadja und Christian haben selber gar
keine Zelte mitgenommen, sie werden auf einem großen Luftbett schlafen –
entweder im Vorzelt von Babsi oder im noch viel größeren Vorzelt des
angemieteten Wohnwagens. Und wenn es – wider jegliche Erwartung – zu kalt
werden sollte, können sie immer noch bei uns im WoMo Unterschlupf finden.
Als
letzte in der Runde sind dann Stefan und Jasmin angetanzt gekommen, auch sie
haben ihre beiden Kinder dabei, den 6-jährigen Liam und den 3-jährigen Noah.
Für sie haben wir den Wohnwagen bestellt und sie sind wirklich überrascht von
dessen lässiger Ausstattung. Schnell haben sie es sich in ihrem
Wochenend-Domizil eingerichtet und alle gemeinsam schreiten wir zum Mittagessen.
Jetzt sind wir insgesamt 14 Personen, trotzdem finden wir einen Platz für uns
alle. Es ist schon erstaunlich, wie es Elisabetta und Luis schaffen, in der
winzigen Küche für so viele Leute zu kochen. Das Restaurant ist bestens
besucht, es werden mehr als dreißig hungrige Gäste da sein. Und trotzdem wartet
niemand länger als 15 bis 20 Minuten lang auf sein Essen – wie gesagt:
Erstaunlich! Wir schlagen voll zu und bestellen die Speisekarte rauf und
runter. Allen hat es gut geschmeckt, auch die Kinder haben brav gegessen. A
propos brav: nicht dass wir deshalb irgendwelche Befürchtungen gehabt hätten,
aber das Verhalten der fünf Kinder ist schon sehr lässig. Da gibt es kein
Streiten, Plärren, Herum-Jammern oder sonst irgendwie „lästig sein“. Auch wenn
wir jetzt schon wieder vorgreifen – das ist das ganze Wochenende lang so
geblieben. Nie hat eines der Kinder herumgeplärrt oder geweint, gehört haben
wir stets nur die Kinder der anderen Camper. „Unsere“ fünf Kids waren wirklich
gut drauf und relaxed – nur Liam hat einmal kurz gejammert. Aber bitteschön
nicht ohne Grund. Echt nicht! Babsi wollte sich den Buben schwungvoll und
dynamisch auf die Schultern nehmen – bedauerlicherweise im Inneren des
Wohnwagens. Also hat sie den Kopf von Liam formlos in die Decke des Wohnwagens
gerammt, dass er dabei nicht vor Freude gejauchzt hat dürfte nachvollziehbar
sein. Aber er hat mehr aus Ärger geweint, denn logischerweise haben alle
Anwesenden – als sie sicher sein konnten, dass Liam nix passiert ist – über die
Ungeschicktheit von Babsi lachen müssen. Und da hat er sich halt zusätzlich
verspottet gefühlt. Drei Minuten später hat er dann schon selber über die
Aktion lachen können und alles war wieder gut.
Am
Nachmittag haben wir dann die Pasch-Teller ausgepackt und uns die ersten
Partien ausgespielt. Wir werden im Modus „Jeder gegen Jeden“ spielen und weil
wir sechs Wettkämpfer sind, haben wir je fünf Matches auszutragen. Und danach
noch die Finals – da kommt einiges auf und zu. Denn schließlich dauert jeder
einzelne Pasch an die eineinhalb Stunden, mit den üblichen kleinen Pausen sogar
zwei. Das ergibt eine Netto-Spielzeit von guten 12 Stunden, ein richtig fettes
Programm also.
Zwischendurch
sind wir immer wieder einmal zum See runtergegangen – bei einem dieser
„Ausflüge“ hat Simon der armen Nadja unaufgefordert ins Wasser geholfen. Man
könnte auch sagen, er hat sie gnadenlos ins eiskalte Nass geworfen. Dabei hat
Nadja ihre Sonnenbrille verloren – eh nur eine Ray Ban für schlanke 200 Euro.
Das Ding ist untergegangen wie ein Stein und hat sich nicht mehr herauf-tauchen
lassen.
Am
Abend haben wir uns dann wieder alle gemeinsam ins Restaurant begeben und
wieder hervorragend gegessen. Danach haben wir es uns innerhalb unserer
„Wagenburg“ bequem gemacht und das eine oder andere Bier seiner ureigensten
Bestimmung übergeben. So ist es unter Scherzen und Lachen Mitternacht geworden
– die Kinder sind übrigens allesamt freiwillig und von selber in ihre Betten
bzw. Schlafsäcke gekrochen, sogar der kleine Leo hat sich mit einem breiten
Grinsen im Gesicht niederlegen lassen.
Am
wenigsten Spaß hat eindeutig die Hündin Issi. Babsi hat das schöne Tier aus
einer Tötungsstation gerettet und Issi ist schwerstens traumatisiert. Sie hat
furchtbare Angst vor allen Menschen und traut sich das ganze Wochenende nicht aus
dem Bus heraus. Wenn Babsi mit ihr Gassi geht und Issi zwangsweise an uns
vorbeigehen muss, dann hat sie die lange Rute so unter den Bauch geklemmt, dass
die Schwanzspitze ihre Brust berührt. Armes Vieh! Aber sie ist sehr brav und
bellt nur, wenn sie erschrickt. Und das passiert eh praktisch nie, weil sie ja
immer im Bus sitzt.
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"...aber ich höre und sehe euch alle" |
Freitag,
1. Juni 2018
In
der Nacht hat es ein paar Mal geregnet, aber am Morgen ist schön die Sonne
aufgegangen. Gernot ist um exakt 7 Uhr 10 in Richtung Sanitärhaus geschlurft,
da sind ihm am Weg dorthin bereits Hannah und Alex entgegengekommen. Die beiden
Mädchen waren schon voll auf einer Expedition und haben den nahen Wald und das
Bachbett nach brauchbarem Holz für ihre Schnitzarbeiten abgesucht. „Und, wie
war eure erste Nacht im Zelt?“ fragte Gernot und die beiden meinten unisono:
„Lässig – und es war sicher nicht die letzte Nacht.“ Ein wahres Wort. Nach und
nach sind dann alle anderen aus ihren Betten und Schlafsäcken gekrochen und wir
sind gemeinsam frühstücken gegangen. Ein sehr guter Start in den heutigen
Großkampf-Tag. Wir wollen nach Möglichkeit drei Matches absolvieren, das heißt
sechs Stunden lang würfeln. Dann hätten wir den Großteil der Partien
ausgespielt und morgen dann um so mehr Zeit, uns in aller Ruhe das Fußballmatch
Österreich gegen Deutschland anzuschauen.
Und
so ist es dann auch gekommen, den ganzen langen Tag über haben am Platz die
Paschwürfel geklappert. Natürlich sind wir auch heute immer wieder einmal ans
Seeufer runter gegangen, so es das Wetter zugelassen hat. Denn immer wieder
einmal hat es für ein paar Minuten geregnet, nicht weiter tragisch. Wir haben
in der Zwischenzeit die Plane an unserem WoMo angebracht und darunter haben
zwei Tische Platz. Unsere Plane hält übrigens auch allerstärkstem Regen Stand,
das hat uns dieses Wochenende bewiesen. Denn teilweise hat es wie aus Kübeln
geschüttet, auch mal eine ganze Stunde lang und länger. Und unsere Plane ist an
der Unterseite nicht einmal feucht geworden – sehr lässig.
Auch
heute sind wir wieder gemeinsam essen gegangen, jetzt sind wir sogar 15
Personen. Denn Mark, der Freund von Babsi, ist am frühen Nachmittag per Zug
nachgekommen – Stefan hat ihn vom Bahnhof eines Nachbarortes abgeholt. Wieder
haben wir de facto sämtliche Gerichte der Speisekarte am Tisch gehabt, Ilse hat
sich sogar Weißwürste bestellt. Fast schon ein Sakrileg in Bayern, denn
Weißwürste sollten nie die Mittagsglocken läuten hören.
Später haben wir dann
am Platz unser Pasch-Turnier fortgesetzt – die letzte Partie des Tages
lieferten sich Stefan und Christian, da war es schon knapp nach Mitternacht.
Und genau in diesem Spiel hat sich einmal mehr gezeigt, warum wir das Paschen
so lieben: Denn mit dem allerallerletzten Wurf hat Stefan die ganze Partie
gedreht – sein lauter Triumphschrei war über den ganzen Platz zu hören. Man hat
es uns nachgesehen...
Leidlich
müde sind wir dann um 00:30 zu Bett geschritten und allesamt binnen Minuten
eingeschlafen.
Samstag,
2. Juni 2018
Anscheinend
brauchen Pasch-Turnier-Teilnehmer nicht viel Schlaf, denn schon um 7 Uhr 30
waren wir alle auf den Beinen. Selbstverständlich starteten wir mit einem guten
Frühstück im Restaurant in den neuen Tag, der sich von Beginn an von seiner
schönsten Seite zeigte. Zeitweise war überhaupt keine Wolke am Himmel zu sehen
und die Temperatur ist rasch angestiegen.
Wir
haben unser Turnier fortgesetzt, die Kinder haben gespielt, geschnitzt oder im
See gebadet – herrlich.
Wir
sechs Spieler – Ilse, Nadja, Christian, Babsi, Stefan und Gernot – haben es
dann im Laufe des Tages geschafft, alle unsere Spiele durchzubringen. Obwohl es
noch eine kleine Verkomplizierung gegeben hat, denn Stefan ist mit seiner
Familie am späten Nachmittag abgereist. Das war so ausgemacht, aber vor allem
die Kinder wären gerne noch geblieben. Aber Stefan und Jasmin haben noch andere
Pläne. Schade – auch deshalb, weil wir jetzt nicht mehr die „Miss Campingplatz“
bei uns wohnen haben. So hat Gernot spaßhalber Jasmin genannt – denn die
Partnerin von Stefan ist wirklich eine sehr attraktive Frau. Ilse hat sich
daran ergötzt, wie unsere Nachbarn – eine reine Herrenrunde – manchmal alle
gleichzeitig Jasmin angestarrt haben. Vor allem dann, wenn sie mit den Kindern
getanzt oder Räder geschlagen hat. Jasmin hat eine afrikanische Mutter und
einen einheimischen Vater (übrigens einer der bekanntesten Kabarettisten
hierzulande) und so verleiht ihr der dunkle Teint zusätzlich etwas Exotisches.
Lustigerweise sind die beiden Kinder Liam und Noah vom Aussehen her total
unterschiedlich – Liam ist sehr hellhäutig, beinahe schon schneeweiß und Noah
ist sogar noch eine Spur dunkler als seine Mutter.
Obwohl
Stefan noch gar nicht alle seine Partien gespielt hatte – als zweifacher Vater
hat er natürlich noch andere Verpflichtungen gehabt – störte das den Ablauf des
Turniers nicht, denn Mark ist einfach für ihn eingesprungen. Damit ist Mark
übrigens erst der 15. Mensch auf diesem Planeten, der die Zimmermann’sche
Variante des Paschens, den so genannten „Besseren Wurf“, beherrscht. Und er hat
das höchst komplizierte Regelwerk perfekt intus, da hat ihn Babsi so richtig
gut ausgebildet. Jedenfalls gewinnt Mark alle seine Partien, genützt hat es ihm
aber leider dennoch nichts – aber dazu später.
Heute
ist wie jeden Samstag das große Grillen am Kesselberg angesagt, wir haben schon
gestern unsere Hendln und Schweins-Haxen vorbestellt. Das wird wieder eine
Völlerei abgeben! Deshalb essen wir zu Mittag nur eine Kleinigkeit, Gernot etwa
gibt sich mit einer Riesenportion Spaghetti zufrieden, andere essen überhaupt
nur ein Wiener-Schnitzel mit Pommes und Salat …
Den
Nachmittag haben wir noch entweder die letzten Würfe für heute gemacht oder
sind fein im Schatten gesessen. Die Sonne kann schon ganz ordentlich heiß
werden, eh klar, wir haben immerhin Juni. Das weitere Programm hat sich dann
ohnehin von selber ergeben, um 18 Uhr beginnt die Übertragung des
Fußballspieles im ZDF. Gernot hat am Nachmittag noch mit Luis herumgeblödelt,
er möge doch den deutschen Campinggästen mitteilen, dass ZDF heute nicht für
„Zweites Deutsches Fernsehen“, sondern für die „Zerstörung Deutscher
Fußballträume“ stehen würde. Mal sehen …
Vorerst
gab es aber nicht viel zu sehen, den ausgerechnet um 17 Uhr 30 ist über
Klagenfurt ein extremes Gewitter mit Hagel niedergegangen, an einen Spielbeginn
um 18 Uhr war nicht einmal zu denken. Weil wir das zu Mittag noch nicht wissen
konnten, haben wir auf eine Tischreservierung im Restaurant verzichtet. Und so
sind Ilse, Nadja und Babsi um 18 Uhr 30 zur Grillhütte vom Luis gepilgert und
mit den köstlichen Mahlzeiten zum Wohnwagen zurückgekehrt. Die Haxen waren
vielleicht die allerbesten, die wir je gegessen haben, jeder Biss ein absoluter
Hochgenuss. Auch das riesige Hendl hat phantastisch ausgesehen und geschmeckt –
und das für 8 (!) Euro, inklusive Kraut und Kartoffelsalat. Das sind schon
einzigartige Preise. Da darf es nicht verwundern, dass wir schon öfters nur von
Samstag auf Sonntag zum Kesselberg gefahren sind – eben wegen dem Grillabend.
Mittlerweile
fegt ein veritables Gewitter über den Platz, der Regen prasselt derartig heftig
auf das Dach des Wohnwagens, dass wir den Fernseher überhaupt nicht mehr hören.
Aber wir sind sowieso mit dem Genießen der knusprigen Haxen und Hendl
beschäftigt, da kann uns auch ein Gewitter nicht stören. Zumal wir absolut im
Trockenen sitzen.
Nach
dem fulminanten Essen haben wir uns dann wieder dem Fußballspiel gewidmet,
dessen Austragung zwischenzeitlich kurz vor der Absage gestanden ist. Aber es
geschah das beinahe schon nicht mehr Erwartete – um exakt 19 Uhr 45 wurde das
Match angepfiffen. Um es kurz zu machen – Deutschland ist sehr schnell mit 0:1
in Führung gegangen und eigentlich hat alles nach einem sicheren Sieg der
Gastmannschaft ausgeschaut. Eigentlich – denn mehr und mehr haben die
Österreicher das Kommando übernommen und zeitweise so richtig guten Fußball
gezeigt. Und unglaublich aber wahr – nach einem Super-Volley-Tor von
Hinteregger und eines weiteren Treffers unseres Tiroler Landmannes Schöpf haben
die Österreicher die Partie auf 2:1 gedreht und diese Führung bis zum Schluss
nicht mehr abgegeben. Geil – der erste österreichische Sieg gegen den großen
Bruder Deutschland seit 32 (!!) Jahren. Außer Ilse und Gernot hat also noch
keiner der Anwesenden einen Fußball-Triumph Österreichs über Deutschland
erlebt, das ist schon etwas ganz Besonderes. Entsprechend gut haben uns danach
natürlich die Gute-Nacht-Bierchen geschmeckt und jeder von uns ist wohl mit
einem zufriedenen Grinsen im Gesicht schlafen gegangen.
Sonntag,
3. Juni 2018
Erster
Gedanke beim Aufwachen: 2:1 gegen Deutschland, geil! Über Nacht haben wir
übrigens unerbetenen Tier-Besuch bekommen. Das beweist der über unser ganzes
Refugio verstreute Inhalt des einst prallvollen Müllsackes. Gustl, du Sauviech!
Aber wir sprechen den schönen Platz-Kater dann sogleich wieder frei von jeder
Schuld, denn Luis sagt uns, dass die Sauerei nicht der Gustl, sondern ein Fuchs
angerichtet hat. Der würde dem Platz regelmäßig Besuche abstatten und dann ist
kein Mist-Sack vor ihm sicher. Uns war das eh wurscht, denn die stets
opferbereite Nadja hatte die Unordnung schon beseitigt, bevor wir anderen den
Sauhaufen überhaupt gesehen hatten.
Nach
dem Frühstück haben dann die drei letzten Spiele des Turniers begonnen – die
Finals. Es hat sich ergeben, dass Nadja und Gernot um den 1. Platz spielen, ein
familieninternes Duell auf höchster Stufe also. Der Sieg beim Turnier bedeutet
nicht nur den Empfang von Wanderpokal und Krönchen, sondern auch zwei Geschenke
nach Wahl. Es hat ja jeder Teilnahme eine verpackte Überraschung mitgebracht
und für den Sieger fallen gleich zwei davon ab. In der Vorrunde ist Gernot von
seiner Tochter nachgerade vernichtet worden und hatte die größte Niederlage
aller Teilnehmer eingefahren, Aber – im Finale zählt’s und Gernot ist die
perfekte Revanche gelungen.
Von Beginn an hat er Nadja keine Chance gelassen
und ist schließlich als Turniersieger vom Tisch aufgestanden. Juhu – Pokal und
Krönchen! Gernot hat sich aufrichtig gefreut und schnell waren die Sieger-Fotos
geschossen und via WhatsApp in die virtuelle Welt verschickt. Auch die beiden
Geschenke haben Gernots Herz höher schlagen lassen, denn da waren mit einer
Edelschokolade, dem Gutschein für ein Verwöhn-Frühstück, einer süßen
Kinder-Zeichnung (Liam?) oder einem 10-Euro-Geldschein (!!) viele
Überraschungen dabei. Gernot hat das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht
gekriegt.
Und,
unglaublich aber wahr – das wunderbare Hochgefühl Gernots sollte dann gleich
noch eine weitere Steigerung erfahren. Denn plötzlich läutet das Telefon und
unser guter Freund Jörg ist dran. Der befindet sich grad auf einem Flohmarkt
und hat dort einen Mann getroffen, der seit 45 Jahren Autogramme sammelt. Und
unter seinen über 80.000 Autogrammen finden sich auch zwei von Frank Zappa! Ob
die echt sind? Nun – der ca. 65-jährige Mann liefert Jörg eine plausible
Geschichte: Er habe von einem Freund erfahren, dass dieser auf ein
Zappa-Konzert nach Budapest fahren würde. Also hat er mit seiner Kamera ein Zappa-Poster
fotografiert, das Bild entwickeln lassen und seinem Freund nach Ungarn
mitgegeben. Der habe dann tatsächlich ein Autogramm von Frank bekommen – „From
F. Zappa“. Also wenn die Geschichte nicht wahr ist, dann ist sie zumindest gut
erfunden. Gernot genügt alleine schon die vage Hoffnung auf die Authentizität
des Autogrammes und so schlägt er für 50 Euro zu. Wie geil ist das denn? Das
wird ein Highlight in Gernots umfangreicher Zappa-Sammlung – ob echt oder nicht
wird sich sowieso niemals klären lassen. Dazu hat Frank seine Unterschriften
immer zu sehr abgewandelt, da würde wohl jeder noch so profilierte Graphologe
w.o. geben müssen.
Nachdem
dann der allerletzte Würfel gefallen ist, hat sich – der Vollständigkeit halber
sei das erwähnt – folgender Endstand ergeben. 1. Gernot, 2. Nadja, 3.
Christian, 4. Babsi, 5. Mark/Stefan und tja – irgendwer muss halt 6. werden, in
diesem Fall die liebe Ilse. Die Gute hat es doch tatsächlich zusammengebracht,
keine einzige (!) Partie zu gewinnen, dabei ist sie sonst eine ziemlich gute
Pascherin, Aber sie hat einfach kein Glück gehabt, in jedem einzelnen Match ist
es knapp hergegangen, sie hätte durchaus auch vier oder fünf Runden gewinnen
können. Tja – was bedeutet noch mal Pech im Spiel? Eben – also freut sich
Gernot gleich doppelt.
Am
Nachmittag haben dann Babsi und Mark ihr Zelt abgebaut und im VW-Bus verstaut.
Nadja und Christian werden mit uns zurückfahren, wir haben im WoMo ja weit mehr
Platz. Vorher hat uns noch ein anderer Camper um Starthilfe gebeten, er hatte
den Kühlschrank am falschen Anschluss angesteckt und sich damit die Batterie
leer gesaugt. Zum Glück hat uns Sigrid dereinst Starterkabel geschenkt, also
musste Babsi nur ihren Bus zum anderen VW-Bus hinfahren und keine zwei Minuten
später war die Sache erledigt. Camper helfen sich selbstverständlich und gerne,
das haben auch wir nie anders erlebt.
Zuletzt
haben auch wir unsere Sachen zusammengepackt, das ist uns wie immer sehr rasch
und locker von der Hand gegangen. Schnell noch die Klo-Kassette geleert, Gitti,
Luis und Elisabetta herzlich zum Abschied umarmt und weg waren wir.
Die
Retourfahrt nach Innsbruck war völlig entspannt, der Verkehr hat sich
ausschließlich in der Gegenrichtung abgespielt. Eh klar – die wollten nach dem
langen Wochenende alle wieder aus dem Süden zurück und wir sind wieder einmal
antizyklisch unterwegs gewesen.
Damit
geht ein überaus lässiges Wochenende zu Ende, das in vielerlei Hinsicht
Höhepunkte gebracht hat. Unvergessen bleibt uns sicher das Verhalten der fünf
Kinder, denn damit hätten wir nie gerechnet. Obwohl es andererseits kein Wunder
ist, denn sowohl Mirjam und Simon, als auch Jasmin und Stefan sind
Super-Eltern. Da gibt es keine Drohungen, kein ständiges Bitten um Ruhe, kein
Ungeduldig-sein, kein Schimpfen, kein Kritisieren, kein Zurechtweisen. Die
Kinder dürfen einfach Kinder sein und sie beschäftigen sich am liebsten mit
sich selber. So hat uns etwa Liam immer zum Lachen gebracht, wenn er sich mal
wieder mit einem lockeren „Wo sind die Mädels?“ nach dem aktuellen Verbleib von
Hannah und Alex erkundigt hat.
Der
Wanderpokal steht mittlerweile bei uns daheim auf einem Ehrenplatz und auch das
Zappa-Autogramm hat sich Gernot sofort bei Jörg abgeholt. Das Autogramm wird
natürlich schön gerahmt und es wird uns für immer an dieses geile Wochenende am
Kesselberg erinnern.
Die
nächste Reise mit dem WoMo wird wieder ein kleines Jubiläum abgeben – es wird die
achtzigste sein und sie führt nach Wien. Da wird die liebe Ilse gar nicht mit
dabei sein, denn sie muss leider arbeiten. Es handelt sich bei dieser Fahrt um
einen „Sonderauftrag“ – Nadja und
Christian brechen jetzt bald zu ihrer einjährigen Reise auf und dafür ist ein
Visum für die USA notwendig. Und das gibt es nur, wenn man sich bei der
Botschaft in Wien einem Interview unterzieht. Das ist auf kommenden Freitag
angesetzt, also brechen wir am Donnerstag nach Wien auf und verbinden den
Pflichttermin mit einem Besuch unserer lieben Freundin Elle. Wir freuen uns
schon sehr drauf!