Sonntag, 17. Juni 2018

81. WoMo-Fahrt "Auf a Hendl mal zwei"

vom 16. bis 17. Juni 2018 
von Innsbruck zu Gitti & Luis und zurück - 153 km
Vorbemerkung:
Nach der Wien-Reise vergangene Woche sind wir mit unserem waidwunden WoMo gar nicht bis Innsbruck zurückgefahren, sondern haben unseren geliebten Nasenbären bei der Fa. Fuchs in Itter stehen lassen. Mechaniker-Profi Karli hat uns Kreuz-Gelenke aufgetrieben, die werden eingebaut und gleichzeitig muss der beschädigte Motorrad-Träger bzw. dessen Leuchten-Schiene repariert werden.
Das hat wieder wunderbar funktioniert, am Freitag durften wir Schneckchen wieder vom Onkel Doktor abholen. Die Reparatur hat natürlich wieder ziemlich viele Euros gekostet – denn: Kieselsteine nehmen sie nicht, wie Ilse so gerne zu sagen pflegt. Aber wir wollen uns noch möglichst lang an unserem WoMo erfreuen, da muss man halt auch das eine oder andere erneuern. Oder eben eine Beschädigung reparieren. Allerdings war der „Unfall“ von Gernot in Wien so ziemlich das einzige Aua, das wir unserem Wohnmobil bislang angetan haben. Und das möcht‘ bitteschön auch so bleiben. 
 
So – und jetzt machen wir uns auf zu unserer 81. Fahrt – eh nur hinaus zum Kochelsee.

Samstag, 16. Juni 201
Noch gestern haben wir beim Luis telefonisch unsere Essens-Wünsche für den Grillabend durchgegeben, man muss ja vorbestellen. Diesmal verzichtet Gernot übrigens zum ersten Mal auf eine Haxe, er wird wie Ilse ein Hendl essen.
Voller Vorfreude auf eine Nacht in unserem WoMo packen wir um ca. 8Uhr 30 unseren Pasch ein, mehr brauchen wir heute gar nicht mitnehmen. Kleidung ist noch im WoMo, Getränke auch – die haben wir schon gestern vorgekühlt. Schnell sind in der Garage die Nummerntafeln am WoMo montiert und wir machen uns auf den Weg zu Gitti und Luis.
Das Wetter ist schön und den Vorhersagen nach wird das auch am Kochelsee so sein. Den Zirlerberg erklimmt unser treues Häuschen heute ganz locker, wir müssen nicht nur nicht stehen bleiben, auch die Temperaturanzeige klettert nur unmerklich nach oben. Der Verkehr ist o.k., wir werden nirgendwo aufgehalten. In Scharnitz wird jetzt wohl bald der Umfahrungstunnel eröffnet werden, wahrscheinlich im September oder so. Dann spart man sich die Ortsdurchfahrt, obwohl so richtig gestaut hat es sich hier ohnehin nie.
In Krün bleiben wir bei ALDI kurz stehen, schnell ein Fläschchen Wein und ein paar Kartoffelchips kaufen. Übrigens hätten wir uns die Chips sparen können, denn sie haben sich später als richtiggehend ungenießbar herausgestellt. Ist uns auch selten passiert – aber das nur nebenbei.
Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrtzeit treffen wir am Campingplatz Kesselberg ein, werden wie immer herzlich begrüßt und stellen uns neben die Wohnwägen von Elisabetta und ihrem Sohn. Der ist mit seiner frisch angetrauten Ehefrau hier und gemeinsam werden sie Luis und Gitti bei der Arbeit unterstützen. Vor allem in der Küche, dann kann sich Luis wieder mehr um die Campinggäste kümmern. Das geht ihm nämlich ab, sagt er. Zwar steht ihm die Küchenschürze nicht schlecht, aber ein Chef muss halt auch am Platz präsent sein, hunderte Camper haben schließlich tausende Fragen und das eine oder andere Problemchen…
Schnell sind wir im Camping-Modus, wieder einmal müssen wir nicht die Kabeltrommel ausrollen, denn unser Ersatzkabel langt bis zum Stromkasten. Allerdings müssen wir die letzten Dezimeter mit einer unserer Dreifach-Steckdosen überwinden, aber dafür haben wir sie ja. Dann haben wir bei Gitti einen Wohnwagen bestellt, denn wir werden Mitte Juli mit unseren lieben Freunden Barbara und Markus zwei feine Tage hier verbringen. Natürlich werden ihre beiden Buben Felix und Julius auch mit dabei sein. Der Aufenthalt hier ist unser Hochzeitsgeschenk, denn Barbara und Markus habe erst Anfang Mai geheiratet. Und sie wissen nicht, wo es für die zwei Tage hingeht, nur dass es nicht allzu weit von Innsbruck entfernt ist und sie Bettzeug sowie Badesachen mitnehmen sollen. Bei der Reservierung des Wohnwagens haben wir richtig Glück gehabt, denn alle sieben Miet-Wohnwägen sind für Wochen vollkommen ausgebucht. 
Alle? „Na ja, die Nummer 4 wäre noch frei, aber der ist leider nicht groß genug für vier Personen“, bedauerte Gitti. Wir haben uns die „Nummer 4“ trotzdem angeschaut – und er passt perfekt. Zwar wäre der zweite Schlafplatz für zwei Erwachsene wirklich zu klein, aber für den 5-jährigen Felix und seinen 3-jährigen Bruder Julius ist das immer noch ein King-Size-Doppelbett. Passt – den Wohnwagen Nummer 4 nehmen wir und den Stellplatz direkt gegenüber lassen wir uns gleich für unseren Nasenbären reservieren.
Es ist dann noch nicht einmal 11 Uhr 30, da sitzen wir schon im Gastgarten und essen zu Mittag. Gernot kommt einmal mehr nicht am Seelachs in der Kartoffelpanade vorbei und Ilse lässt sich wieder Weißwürste kommen. Diesmal passt die Wurst-Bestellung auch für bayrische Verhältnisse, denn schließlich ist es noch nicht Mittag. Das Essen war wie gewohnt sehr gut, die haben es einfach drauf da draußen am Kesselberg.
Wir verfügen uns dann zurück auf unseren Platz und machen einen feinen Pasch im Schatten. Es hat zwar nur ca. 23 Grad, aber in der Sonne wird es natürlich schnell viel zu warm. Nach einer spannenden Partie legen wir uns dann ein wenig nieder und schlafen bis gut und gern 16 Uhr. Dann gehen wir einen Kaffee trinken und treffen dabei Ramona und ihren Partner. Sie haben natürlich ihr drei Wochen altes Baby dabei, einen ganz süßen Buben. Luis und Gitti sind jetzt also stolze Großeltern geworden und wir freuen uns mit ihnen. Nach einer netten Plauderei mit den Jung-Eltern sind wir zuerst eine Runde zum See runter gegangen und danach haben wir einen weiteren Pasch auf den Teller geklopft. Das dauert immer so seine eineinhalb Stunden und kaum waren wir mit unserem Spiel fertig, war schon Zeit für das Abendessen. Wir haben heute im Gastgarten Platz genommen und nach nicht einmal drei Minuten Wartezeit standen schon die Getränke und zwei knusprig gebratene Hendln am Tisch. Das Essen war ein einziger Gaumenjubel, wer weiß, ob es überhaupt irgendwo anders ein derart gutes Grillhuhn gibt. Noch dazu um 8 Euro (!) inklusive Kartoffelsalat und einem sehr schmackhaften, gemischten Krautsalat. Einfach nur top! Dementsprechend satt und zufrieden haben wir uns dann im WoMo noch das eine oder andere Getränk gegönnt und einen sehr gemütlichen Abend verbracht.
 Plötzlich meint Ilse: „Mei, schau dir bitte das an!“ Wow! Der Kochelsee hat uns heute einen wirklich wunderbaren Sonnenuntergang zum Geschenk gemacht. Zuerst verfärbte sich der Himmel von Zartrosa bis rot, gleich darauf leuchteten der See und die ganze Umgebung in einem unglaublich intensiven Grellorange, traumhaft! Dann sind in dieses Meer aus Orange noch zwei Kanuten mitten hinein-gepaddelt, entsprechend spektakulär schauen auch die Bilder aus. Und wie er es bei derartigen Naturspektakeln gerne macht, ist Gernot beim Anblick des Sonnenuntergangs einmal mehr der blöde Spruch „Für das haben’s a Geld!“ ausgekommen …
Nach einem Gute-Nacht-Pasch sind wir dann unter unsere Decken geschlüpft – das wird eine feine Nacht abgeben, regnen sollte es auch nicht. 
  

Sonntag, 17. Juni 2018
Wunderbar geschlafen, beide sind wir gleichzeitig um kurz nach 8 Uhr wach. Nach Erledigung der Morgentoilette haben wir uns ins Restaurant begeben und dort wie immer gut gefrühstückt. Besonders die knusprigen Semmeln haben es uns angetan, die sind stets ein Genuss. Übrigens sind es Hand-Semmeln, bei Gebäck geht der jahrzehntelang als Bäcker tätige Luis keinerlei Kompromisse ein. 
Am Retourweg zum WoMo ist Gernot dann vom Platzkater Gustl regelrecht  „abgepasst“ und standesgemäß begrüßt worden – natürlich hat es für das schöne Tier eine Extraportion Katzenfutter abgegeben. Das haben wir immer mit dabei, sogar Hunde-Leckerlis führen wir im WoMo mit.
Den Rest des Vormittags haben wir mit einem Pasch vertrödelt und kurz nach 11 Uhr haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht. Bei der Verabschiedung haben wir noch mit Luis ausgemacht, dass wir selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder gemeinsam nach Südtirol zum Törggelen fahren werden. Das wird dann Mitte Oktober sein, wir checken wie immer die Buchung und wir alle freuen uns schon wieder sehr darauf. 
Am Kesselberg sind uns dann eine ganze Menge prachtvoller Oldtimer entgegengekommen, solche Ausfahrten sieht man in dieser Gegend öfters. Heute waren es ganz besonders exklusive Autos, mehrere Flügeltür-Mercedes, ein alter Ferrari, ein fetter Bentley und als Höhepunkt eine AC Cobra – für diese Karre wurden schon über eine Million Euro bezahlt! Sehr schön.
Völlig problemlos sind wir dann nach Innsbruck zurückgekommen, der Verkehr war zwar ziemlich stark, aber es hat sich nirgends gestaut. Daheim haben wir dann unser WoMo vorerst daheim abgestellt, denn es wird eine weitere Modifikation unseres Häuschens geben. Nichts Dramatisches diesmal, aber wir werden uns in nächster Zeit eine ca. 5 mm dicke Holzplatte zusätzlich auf unseren Boden legen, um den Original-Holzboden ein wenig zu entlasten. Und dafür muss natürlich alles genauestens abgemessen werden, Ilse macht das. Und unser lieber Nachbar Helmut, der Mann von Kerstin, unterstützt sie dabei, er wird uns die Platte – ein Finn-Kombi-Dingsbums – richtig zuschneiden.
Damit geht eine weitere, lässige Fahrt mit unserer liebgewonnenen Schnecke zu Ende, jetzt ist erst mal drei Wochen Rasten angesagt. Denn Gernot muss zwischendurch auch einmal was arbeiten, die Sommerferien für Ilse beginnen erst Anfang Juli und außerdem ist Fußball-Weltmeisterschaft. Da bleiben wir ausnahmsweise einmal sogar freiwillig zu Hause …  
 







Samstag, 9. Juni 2018

80. WoMo-Fahrt "Sonderauftrag Wien"

vom 7. Juni bis 9. Juni 2018 
von Innsbruck nach Wien-Floridsdorf und zurück - 1091 km

Donnerstag, 7. Juni 2018
Bei dieser kleinen Jubiläumsfahrt, unserer 80. Reise mit dem Wohnmobil, wird die liebe Ilse gar nicht mit dabei sein. Es wird dies auch keine Campingtour in dem Sinn sein, sondern Gernot fährt mit Nadja und Christian nach Wien, weil die beiden dort auf die amerikanische Botschaft müssen. Zwecks Visa und dafür ist ein persönliches Interview Voraussetzung. Dort dürfen sie dann einige interessante Fragen beantworten, so in der Art von: „Beabsichtigen Sie, in den USA einen Terroranschlag zu verüben?“ „Haben Sie schon einmal den Islamischen Staat finanziell unterstützt? oder „Haben Sie schon einmal internationalen Menschenhandel betrieben?“ Ob da jemals wer mit Ja geantwortet hat …? Wurscht – den Fragen müssen sich die beiden stellen und weil Gernot eh nix lieber tut als mit dem WoMo wegzufahren, hat er sich als Taxi nach Wien angeboten. Ilse muss als Lehrerin ihre Pflicht erfüllen, also kann sie diesmal leider nicht mitfahren. 
In Wien werden wir uns dann beim Haus von Elle einparken, mittlerweile kann man ja direkt in der Garteneinfahrt das WoMo abstellen. Und Elle hat für einige Freunde gleich zehn (!) Bücher von Gernot bestellt, die werden gleich frei Haus nach Wien geliefert.
Kurz vor 9 Uhr hat Gernot das WoMo aufgeweckt und vorerst noch ein paar Getränke und andere Kleinigkeiten eingekauft. Dann wurde der brave Nasenbär randvoll getankt und nach einem zweiten Frühstück bei Nadja und Christian sind wir um ca. 10 Uhr in Innsbruck abgefahren. Der Weg führt heute ausschließlich über die Autobahn, es liegen gut und gern 520 Kilometer vor uns. Das Wetter ist perfekt für eine lange Fahrt und auch der Verkehr hält sich in Grenzen. A propos – an der Grenze zu Deutschland ist es heute sehr flott gegangen, wenn wir fünf Minuten Zeit verloren haben, dann war das schon viel.
Auch übers so genannte „Deutsche Eck“ sind wir recht gut drüber gekommen, durch zwei kleine „Knäutschens“ mussten wir uns zwar mühen, den einzigen nennenswerten Stau hatten wir dann am Walserberg, direkt vor der österreichischen Grenze. Baustelle. Aber auch hier haben wir höchstens 20 Minuten Zeit eingebüßt – völlig wurscht – wir haben es ja nicht eilig.
In Mondsee haben wir dann an der Autobahn-Raststätte unsere Mittagspause eingelegt und sehr gut gegessen. Vor allem das gigantische Salat-Buffet ist hervorzuheben, denn das hat wahrlich alle Stückerln gespielt – bis hin zu Thunfisch-Filets, gebackenen Champignons (natürlich mit Sauce Tartar) und gebratenen Speckwürfeln. Christian hat sich als Hauptgang Penne al Funghi kommen lassen, übrigens für bescheidene 16,30 Euro. Dagegen waren Gernots Spaghetti Bolognese mit 8,75 nachgerade eine Okkasion – insgesamt hat die Rechnung übrigens 55,55 Euro ausgemacht – Schnapszahl!
Sehr gesättigt haben wir dann unseren Weg nach Wien fortgesetzt, ab Linz ist die A 1 dann schön dreispurig, was erheblich weniger Fahrstress bedeutet. Ein paar Mal sind wir bei einem Rastplatz stehen geblieben und haben uns die Beine vertreten, selbstredend hat Gernot bei einem dieser Stopps wieder einmal eine Münze gefunden. Ein schwer ramponiertes 1-Cent-Stück, über das offenbar entweder ein Kfz mit Ketten oder mit Spikes drübergefahren ist. Christian hat zuerst überhaupt angezweifelt, ob das überhaupt als Münzfund durchgeht – na als was denn sonst, bitteschön? Wir haben uns dann aber darauf geeinigt, dass das Geldstück in jedem Fall KEIN gültiges Zahlungsmittel mehr ist.
Irgendwann einmal haben wir dann Gernots Handy mit dem Autoradio verbunden und die letzten hundert Kilometer haben wir via Stream glasharten Techno ins WoMo gelassen. Sehr lässig – wir haben echt einen Hammer-Sound produziert, Nadja hat trotzdem eine gepflegte Mütze Schlaf nachgeholt.
Wie ungefähr geplant sind wir deutlich vor 18 Uhr in Wien eingetroffen und Gernot wusste, von der Autobahnabfahrt sind es keine fünf Minuten mehr bis zu Elles Haus. Aber – wenn man die falsche Abfahrt „erwischt“, dann ist ein Riesen-Umweg über den Gürtel fällig – und genau so ist es gekommen. Ohne Ilse als Navigator ist Gernot völlig aufgeschmissen und so sind wir eine Ausfahrt zu früh raus. Und das im 18 Uhr Abend-Verkehr, die Ehrenrunde durch Wien hat uns eine fesche dreiviertel Stunde Zeit gekostet. Eh nicht weiter tragisch.

Elle hat uns dann schon erwartet und das Gartentor geöffnet – Gernot hat aber sofort gesehen: Das wird kein leichtes Stück Arbeit, in diese schmale Einfahrt „einzufädeln“. Noch dazu ist die Straße zum Reversieren eigentlich zu eng und darüber hinaus gibt es über den Gehsteig hinauf keinerlei Abschrägung. Also hat Gernot wie der Böse am Lenkrad gekurbelt und die arme Kupplung malträtiert – mittlerweile warteten zu beiden Seiten Linienbusse! Und wie es in solchen Situationen halt manchmal passiert, hat Gernot einmal zu wenig aufgepasst und ist beim Vorwärtsfahren mit dem Motorradträger beim Gartentor-Pfosten hängen geblieben. Eh nur ganz knapp, vielleicht zwei, drei Zentimeter – aber das hat leider genügt um die ganze Lichtleiste mitsamt der Nummerntafel vom Träger herunterzureißen. Na servas! Das massive Ding ist zu Boden gekracht und auf einer Seite sind alle Kabel der Beleuchtung abgerissen. Sofort war uns klar, mit dem Schaden können wir nicht nach Innsbruck zurückfahren, das muss noch hier in Wien repariert werden. Gernot hat sich dann über den ersten Schock hinweggetröstet, dass der Schaden eigentlich ein KAU ist, also der Kleinste Anzunehmende Unfall. Diese Reparatur sollte eigentlich jeder Mechaniker bewerkstelligen können und morgen ist erst Freitag – das kriegen wir locker hin.
Wir haben uns dann gar nicht länger den Abend verderben lassen und nachdem Elle eh eine Werkstätte in unmittelbarer Nähe kennt, wird sich sicher alles in Wohlgefallen auflösen. So sind wir also gemütlich bei Elle im Garten gesessen, haben uns vom Lieferservice Berge von Essen ins Haus liefern lassen und das eine oder andere Kaltgetränk zu uns genommen. Gernot hat den Schaden inzwischen Ilse gebeichtet und sie hat den Vorschlag gemacht, doch vorerst den ÖAMTC anzurufen, vielleicht könne man das Ding behelfsmäßig mit Kabelbindern fixieren oder so. Das haben wir schon einmal so gehandhabt, denn in Monte Carlo ist uns seinerzeit dasselbe passiert, damals hat Gernot beim Ausparken das Ausscheren des WoMo unterschätzt. Gut, morgen also ÖAMTC und der soll uns dann sagen, was wir machen sollen.
Sehr relaxed haben wir dann alle gemeinsam dem schönen Tag beim zu Ende gehen zugeschaut und es wird wohl erst kurz nach 22 Uhr gewesen sein, als uns die Müdigkeit ins WoMo hat gehen lassen. Dort haben wir uns noch einen kleinen Schlummertrunk genehmigt und dann unsere Häupter gebettet.
Gernot ist heute zum wiederholten Male klar geworden: Eine WoMo Reise ohne Ilse ist zwar theoretisch möglich, aber praktisch sinnlos. Ilse hat unsere Zweit-Wohnung auf Rädern vollkommen im Griff, sie würde jedes einzelne unserer Dinge auch im Dunkeln finden und hat für jedes Problem eine Lösung. Mit Ilse an Bord hätten wir uns auch nicht verfahren und wer weiß, ob es mit ihr überhaupt zur Beschädigung unseres treuen Nasenbären gekommen wäre. Sie fehlt auch so an allen Ecken und Enden – das wird jetzt dann hoffentlich für lange, lange Zeit das letzte Mal sein, dass Gernot ohne seine Ilse mit dem WoMo ausgerückt ist. 


Freitag, 8. Juni 2018
Heute haben Nadja und Christian ihren Interview-Termin bei der US-Botschaft, der ist um 9 Uhr angesetzt, dementsprechend früh sind wir aus den Federn. Schon um 6 Uhr 30 macht Gernot Kaffee – ein schwieriges Unterfangen, weil er z.B. nicht einmal weiß, mit welcher Technik man die große Kaffeedose aus dem Kästchen winden muss. Auch die Kaffeefilter müssen erst aufwendig gesucht werden, sie verstecken sich in einer kleinen Plastiktüte ganz am Rand des Kästchens, für Gernot völlig unsichtbar. Wenigstens findet er unsere Kaffeetassen, aber die sind nun wirklich nicht zu übersehen. Ach ja – wo war noch mal der Wasserkocher und wo ist das dazugehörige Wasser? Ach ja – in Innsbruck. Gut, nehmen wir halt zwei kleine Fläschchen Vöslauer stilles Mineralwasser, wird auch nicht schaden. Der Kaffee ist dann übrigens erstaunlich gut geworden und hat uns bestens in den Tag starten lassen.
Plötzlich – um exakt 7 Uhr 01 (!!) – läutet Gernots Telefon und Karli ist dran. Karli ist der Werkstätten-Meister vom Autohaus Fuchs in Itter und er überbringt die frohe Kunde, dass er die vor Wochen bestellten Kreuzgelenke für unsere Schnecke geliefert bekommen hat. Na ist das ein Zufall! Da kann er dann gleich unseren Motorradträger wieder auf Vordermann bringen. Wir machen aus, dass wir unser WoMo am Samstagabend bei ihm abstellen und er wird kommende Woche die Reparatur durchführen. Also das fügt sich ja alles echt super.
Nach dem Kaffee rufen sich Nadja und Christian ein Taxi, mit öffentlichen Verkehrsmitteln müssten sie dreimal umsteigen und für derartige Expeditionen ist ihnen der Termin zu wichtig. Gernot hat dann den ÖAMTC angerufen, sie schicken gerne jemanden vorbei, dauert halt ein bisschen. Wurscht – Gernot hat ja keine Termine.
Viel früher als angekündigt hat sich dann ein ÖAMTC-Mitarbeiter telefonisch angemeldet und fünf Minuten später ist er mit seinem gelben Einsatzfahrzeug vorgefahren. Allein schon wie der Mann den Schaden begutachtet hat zeigte, dass er ein echter Auskenner ist. „Das kriege ich hin, nur die abgerissenen Kabel für die Beleuchtung machen mir ein bisserl Sorgen, da werden wir löten müssen.“ Und so war es dann auch – nachdem endlich alle verrosteten Schrauben gelöst waren, hat der Mann alle losen Kabel miteinander verlötet und den Beleuchtungskörper wieder zusammengesetzt. „Die Leiste befestigen wir mit Kabelbindern, das sollte bis Tirol halten“, meinte er dann und machte sich an die Arbeit. Das Ergebnis befriedigte ihn aber nicht vollständig, denn er befürchtete, bei einem richtigen „Rumpler“ könnten die Plastikdinger „flöten gehen“. Also schnipp-schnapp die Kabelbinder durchgeschnitten und nach einer anderen Lösung gesucht. Der ÖAMTC-Mann – er heißt übrigens Michael Gruber und soll hier ausdrücklich mit Namen erwähnt sein – hat dann die Original-Halterungen der Beleuchtungs-Schiene abgebaut, die Metallteile mit einem Hammer in die richtiges Fasson geklopft und danach wieder am Träger montiert. Voll professionell, besser kriegt das keine Werkstatt hin, ein echter Fachmann! Zwar musste die Schiene wegen der ausgerissenen Halterungen um ein paar Zentimeter nach rechts verschoben werden, aber das fällt nicht einmal richtig auf. Natürlich wird Karli das Ganze noch einmal abmontieren und neue Befestigungen drauf schweißen müssen, aber für die Rückfahrt ist das perfekt gemacht. Ach ja – das Standlicht rechts mag partout nicht mehr leuchten, was aber nicht weiter tragisch ist, weil ja am Wohnmobil selbst alle Lichter funktionieren. Und die Blinker, die Nummerntafelbeleuchtung und das Bremslicht sind in Ordnung, also kein Problem. Noch dazu, wo wir bis Innsbruck gerademal durch einen einzigen Tunnel fahren müssen, durch den bei der Stadt Salzburg. Jedenfalls hat sich Gernot riesig gefreut, dass unser Nasenbär wieder halbwegs heile ist und hat sich beim Pannenhelfer mit einem Exemplar seines Buches bedankt. Und mit einem feschen Trinkgeld natürlich, denn in einer Werkstätte wären für diese Arbeit gleich einmal 200 Euro weg gewesen. Und wer weiß, ob die das überhaupt so wunderbar hingekriegt hätten, wie der Herr Gruber vom ÖAMTC in Floridsdorf … 
Sehr beruhigt ob der Wiederherstellung unseres WoMo hat sich Gernot dann ein wenig über unseren Blog hergemacht und sich etwas später noch ein zweites Frühstück gegönnt. Danach hat er sich genüsslich unter Elles Regenwald-Dusche gestellt und sich aus allen Richtungen Wasser über den Körper rinnen lassen. Sehr lässig. Noch lässiger wäre wahrscheinlich ein Vollbad im direkt daneben stehenden Whirl-Pool, das Ding haben wir ja bereits vergangenes Jahr ausprobiert. Aber ohne Ilse? Die riesige Badewanne ist einfach zu groß für einen allein, noch dazu müsste sich Gernot die vielen Schalter erst erklären lassen. Aber das Duschen war eh schon super genug.
Am frühen Nachmittag ist dann Nadja aus der Stadt zurückgekommen, Christian hat sich nach dem Interview noch mit seinem Bruder getroffen. Auf der Botschaft hat alles gepasst, sie werden das US-Visum bekommen. Beinhart aber wahr – die Amis haben den beiden zwar die Pässe zwecks Visaeintrag abgenommen – Bestätigung dafür hat es aber keine gegeben. Auch auf Nachfrage nicht. So sind Nadja und Christian unerwartet ohne Reisedokumente dagestanden und wir müssen bei der Heimfahrt durch Deutschland. Nun ja, diesen illegalen Grenzübertritt gönnen wir uns ganz einfach, was soll da schon groß herauskommen? Grenzkontrolle hin oder her. Obwohl – bei der Herfahrt hat uns in Kufstein der deutsche Grenzer auch angehalten. Er wollte aber nur wissen, woher wir kommen und wohin wir fahren. Papiere hat er keine sehen wollen …
Später ist auch Christian wieder zu uns gestoßen, mit einem reichhaltigen Frühstück im Rucksack. Also haben wir erneut den Wasserkocher angeworfen und uns einen guten Kaffee gebrüht. Danach haben wir uns einen lässigen Fight am Paschring geliefert, ein Match zu dritt ist immer etwas Besonderes. Später hat sich dann Nadja in der Stadt mit einer Freundin getroffen und Gernot ist mit Elle sehr gemütlich auf der Terrasse (bzw. auf einer der Terrassen!) gesessen. Wir mussten auf Arbeiter warten, denn bei Elles neu errichtetem Gewächshaus gibt es ein Problem mit einer Pumpe. Pünktlich sind die zwei Männer dann gekommen und nachdem die Arbeit professionell erledigt war, sind wir mit dem Partie-Führer ins Gespräch gekommen. Er stammt ursprünglich aus der Wallachei und im Prinzip arbeitet er an jedem einzelnen Tag: „Montag bis Freitag für die Firma, Samstag und Sonntag für den eigene Sack“, hat uns der fleißige Mann wissen lassen. Dann hat er uns noch ausführlich in die uns fremde Welt der unterschiedlichen Scharfschützengewehre eingeführt und stolz gemeint: „Ich habe daheim ein Gewehr mit Zielfernrohr, damit kann ich bei einem Menschen aus 500 Metern Entfernung die Augenfarbe erkennen!“ O.k. – wenn er es dafür verwendet … Aber immerhin ist er froh um die österreichischen Waffengesetze, denn „sonst hätten wir hier Zustände wie in Amerika“. 
Unter Lachen und Scherzen ist es dann Abend geworden, eigentlich hätten wir uns etwas Gutes kochen wollen. Lammkoteletts mit Couscous sind mal kurz im Raum gestanden, letztendlich sind wir aber allesamt zu lasch gewesen, um uns zum Supermarkt aufzumachen. Wurscht – wir haben eh sämtliche Kühlschränke gut mit Lebensmitteln gefüllt und darüber hinaus hat ja bekanntlich jedes Bier den Nährwert von zwei Semmeln. Eben. Und nach zehn, zwölf Semmeln ist auch der hungrigste Mensch über das Gröbste hinweg …
Schon relativ früh haben wir uns dann ins WoMo zurückgezogen und sind dort noch eine ganze Zeit lang zusammengesessen. Morgen geht’s wieder retour nach Innsbruck – hoffentlich kommen wir mit dem WoMo unbeschadet aus der höllisch engen Ausfahrt heraus. 
Kurz bevor wir dann eingeschlafen sind, ist dann noch ein kurzer, heftiger Regenguss niedergegangen. So hat es genau zum richtigen Zeitpunkt ein wenig abgekühlt, denn noch um 22 Uhr haben wir mehr als 25 Grad gemessen.

Samstag, 9. Juni 2018
Nach einer wirklich feinen Nacht sind wir schon recht früh auf den Beinen und machen uns ein fulminantes Frühstück mit allem Drum und Dran. Christian hat sich sogar eine ganze Dose „Baked Beans“ einverleibt, dafür haben wir extra den Gasherd angeworfen. Der Tisch hat sich ja förmlich gebogen vor lauter Leckereien, das Brot, der Schinken, der Käse, die verschiedenen Aufstriche, die diversen Antipasti, der Juice usw. haben gerade noch Platz gelassen für die Kaffeekanne, die Milch und unsere drei Tässchen.
Derartig gestärkt haben wir dann gegen 10 Uhr Vormittag mit einem Pasch begonnen – allerdings ist uns dann die Zeit zu knapp geworden und wir mussten das Spiel abbrechen. Denn jetzt galt es, unser WoMo wieder auf Fahrtbetrieb umzustellen –  ein Vorgang, der Ilse und Gernot meist in wenigen Minuten und wie von selbst von der Hand geht. Aber Ilse ist 500 Kilometer weit entfernt und so hat Gernot die Alleinverantwortung. Es hat aber alles bestens geklappt, Christian hat sich gleich einmal das gesamte Schmutz-Geschirr geschnappt, damit war eine der Hauptaufgaben schon einmal erledigt. Danach haben wir systematisch alles dort hin geräumt, wo es (ungefähr) hingehört und als letztes noch den Strom abgesteckt. Christian hat dann die sehr hohe Gehsteigkante mit Holzstücken abgeschrägt und das Abenteuer Ausfahrt aus der Einfahrt konnte beginnen
Es war dann blitzschnell vorbei, den Gernot ist einfach kerzengerade auf die Straße gefahren – keine zwei Zentimeter am linken Torpfosten vorbei. Aber letztendlich hätte auch ein Zentimeter Abstand genügt. Gut, das Schlimmste war also ausgestanden und Schneckchen ist unversehrt geblieben.
Weil sich bei uns allen mittlerweile ein ordentlicher Hunger gemeldet hat, sind wir auf die paar Kilometer zur Höhenstraße hinauf gefahren und haben uns dort beim beliebten Ausflugs-Gasthaus „Häuserl am Stoan“ eingeparkt. Der Gastgarten war ziemlich gut besucht, die gutbürgerliche Küche des Gasthauses ist seit Jahrzehnten weitum bekannt. Dementsprechend gut haben wir dann auch gegessen – Elle wusste schon bei der Herfahrt, dass sie einen Schweinsbraten essen würde, Christian und Nadja haben sich unisono das Steirer-Schnitzel (mit Kürbiskern-Panade und Kernöl) bestellt und Gernot hat sich für das Rindswangerl-Gulasch mit Serviettenknödel entschieden. Und wie immer waren wir Tiroler über die Preise in Wiener Gasthäusern verblüfft, daheim zahlen wir für Vergleichbares gut und gern 50 Prozent mehr. Mindestens.
Bestens gestärkt sind wir dann die paar Kilometer zum Sieverer Friedhof gefahren und haben dort unseren lieben Freund Wolfgang besucht. Das ist immer ein ganz besonders schwerer Gang, denn es vergeht kein Tag, an dem wir Wolfi nicht schmerzlich vermissen. Nützt nix – wir werden ohne ihn weiterleben müssen, auch wenn uns das so überhaupt nicht passt. Scheiß Tod!
Nach dem Friedhof haben wir dann Elle zurück nach Floridsdorf gefahren und dort beim Merkur-Markt „ausgesetzt“ – sie hat noch Einkäufe zu erledigen und wird dann mit dem Bus heimfahren. Für uns drei hat dann die Heimfahrt begonnen – wir sind letzten Endes noch früher aus Wien weggekommen, als wir gestern noch gehofft hatten, ziemlich genau um 15 Uhr.
Das Wetter war zum Fahren ideal, meistens hat die Sonne geschienen, aber es ist nie zu warm geworden. Immer wieder sind wir bei Rasthäusern oder auf Parkplätzen kurz stehen geblieben und haben uns ein paar Minuten lang die Beine vertreten. Irgendwo in Oberösterreich haben wir dann einem Kaffee-Automaten eine Chance gegeben und uns Heißgetränke rausgedrückt. Nadja und Christian haben sich versehentlich beim XL-Automaten angestellt und sich für 2,20 Euro einen halben Liter picksüßen Kakao eingehandelt. Gernot hat zwar für seinen Cappuccino nur 1,30 bezahlt, dafür hat er vergessen die „Kein Zucker“ Taste zu drücken. Dementsprechend war der Kaffee nahezu ungenießbar, in jedem Fall aber viel zu süß. Wurscht – Kaffee ist trotzdem Kaffee oder so …
Der Verkehr war die ganze Fahrt über völlig problemlos, an einem späten Samstag-Nachmittag fahren keine Massen in Richtung Westen. Einzig die Grenzkontrolle am Walserberg könnte für eine Verzögerung sorgen, wir werden sehen. Kurz vor Salzburg ist Gernot dann noch zur Autobahn-Raststätte Kasern zugefahren, der immer noch vorhandene Automatenkaffee-Geschmack musste mit richtigem Kaffee verdrängt werden. Und Tatsächlich – der doppelte Espresso war ein Hochgenuss, auch Nadja und Christian haben sich ein feines Käffchen gegönnt. Gernot hat dann die liebe Ilse angerufen, zwecks Abholung in Itter. Vorbehaltlich eventueller Staus an der Grenze sollten wir um 21 Uhr beim Autohaus Fuchs eintreffen. Aber Ilses Recherchen haben ergeben, dass es sich am Walserberg heute nicht stauen soll, also treffen wir uns um 21 Uhr. Passt.
Wunderbar – bei der Grenzkontrolle „stauten“ sich ganz sechs (!) Fahrzeuge vor uns, die dadurch entstandene Verzögerung hat vielleicht 20 Sekunden betragen – das geht. Immerhin sind wir hier schon eine Stunde und länger gestanden. Die weitere Fahrt über das Deutsche Eck war ebenfalls entspannt und vom Verkehr her erträglich und wir sind stets mit unserem Wunschtempo (90 und ein paar Zerquetschte) weitergekommen. Beim Chiemsee haben wir dann noch einmal kurz gerastet und sind anschließend bis nach Itter durchgefahren. Nadja hat dann lachen müssen, denn um exakt 21:00:09 sind wir beim Autohaus Fuchs angekommen, die Voraussage von Gernot war also ziemlich genau. Natürlich hat die treue Ilse schon auf uns gewartet und schnell waren Rucksäcke, Taschen, Lebensmittel, der Pasch, die Notebooks und die Schmutzwäsche umgeladen. Gernot hat es sich dann nicht nehmen lassen, auch die letzten 70 Kilometer nach Innsbruck selber zu fahren, mit dem Skoda Yeti von Sigrid ist das immer wieder ein besonderes Vergnügen für ihn. Klar, 160 Pferdchen hat man(n) nicht jeden Tag unterm Hintern, so viele PS haben ja unser Nasenbär, unser Ford Fiesta und unsere Vespa nicht einmal zusammengerechnet!
Ab Wattens hat es dann derart heftig zu regnen begonnen, dass wir die Geschwindigkeit auf unter 60 km/h reduzieren mussten und immer wieder hat der schwere Wagen Aquaplaning bekommen und ist gefährlich „aufgeschwommen“. Aber es ist alles gut gegangen und Gernots gewagte Prognose: „In Innsbruck werdet ihr euer Gepäck im Trockenen ausladen“ ist dann glatt eingetroffen – keine 500 Meter von Nadjas und Christians Wohnung entfernt  hat es plötzlich aufgehört zu regnen. Schön – genau so schön wie die ganze 80. WoMo Fahrt. Auch wenn es diesmal ein kleines Aua für unser Schneckchen gegeben hat, auch wenn die liebe Ilse in jeder Sekunde gefehlt hat – es war eine lässige Fahrt. Wir haben unsere liebe Freundin Elle getroffen, wir haben unseren Wolfi besucht und wir haben die ganze Zeit über bestens gegessen und getrunken. Und – last but not least haben Nadja und Christian ihre Visa für die Staaten bekommen – um es in Englisch zu formulieren: Mission accomplished –Mission erfüllt, der „Sonderauftrag Wien“ ist erledigt.


Sonntag, 3. Juni 2018

79. WoMo-Fahrt „Alea iacta est“ am Kesselberg"

vom 30. Mai bis 3. Juni 2018 
von Innsbruck-an den Kochelsee-Innsbruck - 166km
Mittwoch, 30. Mai 2018
Sehr oft entstehen unsere WoMo Reisen völlig spontan, da wird gar nichts geplant, manchmal wissen wir beim Losfahren am Morgen nicht, wo wir abends übernachten werden. Bei dieser Fahrt zum Campingplatz Kesselberg am Kochelsee war das anders, denn der Termin ist bereits seit vielen Wochen festgestanden. Kein Wunder, denn insgesamt reisen vier Paare – samt Kindern und Hund – aus Tirol an, da geht spontan natürlich nichts mehr. Grund für unser Treffen – das „Int. Pasch-Turnier“. Uns alle eint die Leidenschaft fürs dieses Würfelspiel und so werden in den kommenden Tagen die Würfel nur so klappern. Am Ende darf sich dann die Siegerin oder der Sieger über den Wanderpokal freuen und auf nette Fotos mit dem dazu gehörenden Krönchen.
Für eines der Paare und seine zwei Kinder haben wir einen Wohnwagen angemietet, zufällig den größten und schönsten, den Luis und Gitti im Angebot haben. Vor diesem Miet-Wohnwagen ist genug Platz für unser WoMo, den VW-Camper von Babsi und die Zelte von Mirjam, Simon und ihre beiden Kinder. Auch für Nadja und Christian steht Platz für ein Zelt zur Verfügung und den einen oder anderen PKW kriegen wir hier auch noch unter.
Wir haben sozusagen die Vorhut übernommen und sind schon am Mittwoch zum Kesselberg hinausgefahren. Von wegen Platznahme und so, nicht dass es sich ein anderer Camper bei unserem „Refugio“ gemütlich macht. Ilse musste am Mittwoch noch arbeiten, also hat Gernot das WoMo am späten Vormittag aus der Garage geholt und ist gegen Mittag nach Zirl gefahren. Einen ordentlichen Vorrat an Bier und anderen Getränken hatten wir schon tags zuvor ins WoMo geräumt – Lebensmittel brauchen wir an diesem Wochenende keine, wir werden uns ausschließlich im platzeigenen Restaurant verwöhnen lassen. 
Punkt 13 Uhr 15 läuteten die Schulglocken in Zirl dann das verlängerte Wochenende ein und unsere Fahrt konnte beginnen. Zuerst mussten wir uns noch beim Bankomaten in Zirl frisches Geld rausdrücken – zack – der erste Münz-Fund! Das hübsche 1-Cent-Stück konnte Ilse wachen Augen nicht entkommen, aber bei dieser Reise werden wir wohl keinen Rekord an Münzgeldfunden aufstellen. Ohne zu weit vorgreifen zu wollen, aber das Stück Münzgeld von Zirl ist sogar das einzige geblieben, das wir an diesem Wochenende gefunden haben. 
Heute hat sich unsere liebe Schnecke am Zirlerberg ziemlich schwer getan, es war ihr sehr schnell zu anstrengend, die Außentemperatur von gut 30 Grad und die extrem steile Auffahrt brachten unsere liebe Schnecke an seine Grenze. So sind war halt beim Rasthaus ein paar Minuten lang stehen geblieben und danach ohne Probleme die letzten zwei Kilometer der Bergstrecke hinauf gezuckelt. Ab Leithen ist soundso wieder freie Fahrt angesagt und es bremsen uns nur mehr die diversen Geschwindigkeitsbegrenzungen. In Krün sind wir dann kurz zum ALDI abgebogen und haben uns noch ein Fläschchen Wein, sowie ein paar Süßigkeiten mitgenommen.
Am Campingplatz Kesselberg werden wir herzlich von Gitti und Luis begrüßt und wir fahren unseren dicken Nasenbären zum Stellplatz runter. Normalerweise brauchen wir fürs Abstellen unseres WoMo keine zehn Sekunden, heute mussten wir allerdings ein paar Mal reversieren, bis wir exakt eingeparkt waren. Schließlich soll hier ab morgen eine Art „Wagenburg“ entstehen und da müssen alle dafür notwendigen Komponenten wohldurchdacht sein. 
Wir sind dann als allererstes ins Restaurant am Platz gegangen und haben erwartungsgemäß gut gespeist. Elisabetta, die gute Küchenfee und fleißige Allzweck-Kraft am Platz, ist schon wieder im Dienst – auch sie wird die kommenden Monate durcharbeiten und keinen einzigen Tag frei haben. Sie freut sich sehr über uns und wir umarmen uns herzlich.
Im weiteren Verlauf des Tages haben wir natürlich einen Aufwärm-Pasch gemacht, sozusagen als Training für unser Turnier. Das Wetter ist – ganz entgegen der Prognosen – eigentlich ziemlich schön, die meiste Zeit über scheint die Sonne und es hat an die 28 Grad. Ach ja – bei der Herfahrt hat plötzlich die Öllampe unserer Schnecke aufgeleuchtet – ein absolutes Alarmsignal! Aber das war beim Runterfahren vom Kesselberg, zum Campingplatz waren es noch zwei Kilometer, die Lampe ist nur dreimal kurz aufgeflammt. also sind wir nicht stehen geblieben. Das wäre auch schwer möglich gewesen, denn abwärts hat der Kesselberg praktisch keinerlei Ausweiche anzubieten. Wurscht – wir sind schadlos bis zu unserem Abstellplatz gekommen und haben sogleich einen ganzen Liter Motoröl nachgegossen. Sorry liebes Schneckchen, das sollte echt nicht passieren, dass du mit einem grellroten Warnlicht um Öl betteln musst. Wir werden in Zukunft wieder bei jedem Tanken auch den Ölstand messen!
Später hat uns dann der Luis den Schlüssel vom Wohnwagen gebracht, denn wir wollen im Eisschrank ein paar Bier einkühlen. Luis gibt uns dann gleich eine kleine Einweisung, zur Ausstattung des großen Wohnwagens gehört auch ein Fernseher. Der wird aber keinen Sattelitenempfang haben, oder? „Ja freilich“, meint Luis „Ich hab alle unsere sieben Wohnwägen an eine SAT-Anlage angeschlossen.“ Gernot ist darüber derart begeistert, dass er den lieben Luis buchstäblich abbusselt. Nicht dass Gernot über Nacht ein TV-Junkie geworden wäre – aber heute und am Samstag spielt die österreichische Fußball-Nationalmannschaft. Und wenn es irgendwie geht, dann schauen wir uns solche Partien natürlich an. Heute geht’s in Innsbruck (ausgerechnet!) gegen Russland und am Samstag steht in Klagenfurt das Duell gegen den großen Nachbarn Deutschland auf dem Programm. Beides sind Freundschaftsspiele, es geht als eigentlich um nichts. Hatten wir noch vor einer Stunde ein wenig gejammert, dass wir beide Spiele versäumen würden, änderte das SAT-TV natürlich alles. Wobei – auf die erste Euphorie folgte ein kleiner Dämpfer – denn das heutige Spiel gegen die Russen wird nur im ORF übertragen und der ist nicht zu empfangen weil verschlüsselt. Nicht so tragisch – das Match gegen Deutschland zeigt auch das ZDF und diesen Kanal kriegen wir natürlich glasklar rein. Mega-geil! Damit steht das Samstag-Abend-Programm bereits fest, da kann kommen was will.
Kurz vor Anpfiff des Spiels gegen Russland versucht Ilse einen Internet Live-Stream aufzutreiben. Ihr Handy-Provider hat eigentlich versprochen, dass man seit Neuestem auch im Ausland die ORF-TV-Thek nutzen könne. Und tatsächlich – es funktioniert und wir schauen uns das Match am Laptop an. Leider ist die Verbindung maximal grindig, der Stream reißt immer wieder ab, im Prinzip sehen wir gar nichts. Außer das 1:0 der Österreicher, genau in diesen paar Sekunden hatten wir ein Bild. Dass das Tor ausgerechnet vom Tiroler Alessandro Schöpf geschossen wurde, freut uns zusätzlich. Wir schalten dann bald einmal den Computer ab, ein ruckelnder Stream ist ziemlich nervig. Später erfahren wir dann, dass das Spiel mit einem 1:0 der Österreicher geendet hat, haben wir also ausgerechnet die spielentscheidende Szene gesehen. Passt!
Relativ früh sind wir dann unter unsere Decken geschlüpft – die kommenden Tage werden ziemlich dicht und anstrengend werden, da darf man ruhig ein wenig vor-ruhen.

Donnerstag, 31. Mai 2018
Nach einer feinen Nacht sind wir gegen 8 Uhr aufgestanden, draußen ist es gar nicht kalt, wir messen über 15 Grad. Wie üblich gehen wir ins Restaurant frühstücken und sind danach schön gestärkt für den Tag. Heute werden nach und nach die Teilnehmer des „Int. Pasch-Turniers“ eintreffen, schon früh am Vormittag werden eifrig Telefonate geführt. Als erstes rollen dann Mirjam und Simon auf unseren Platz. Sie haben nicht nur den kleinen Leo dabei, sondern natürlich auch seine 7-jährige Schwester Hannah. Die wiederum hat ihre beste Freundin Alex mitgenommen – sind wir also schon sieben. Schnell sind die zwei Zelte aufgebaut und weil die Mittagsstunde schon vorbei ist, zischen die Männer ihr erstes Bierchen. Die Kinder sind dann sofort mit der Luftmatratze zum Kochelsee hinuntergelaufen und waren für Stunden nicht mehr aus dem eiskalten Wasser herauszukriegen. Wie wir später von Luis erfahren, ist der Kochelsee erst vor ein paar Tagen zum kältesten See Bayerns „gekürt“ worden – er soll gerade einmal 16 Grad aufweisen. Dementsprechend waren die Kinder danach kalt wie Eislutscher …
Dann ist Babsi mit ihrem VW-Bus eingetroffen – mit im Gepäck hatte sie ihre Hündin Issi, sowie Nadja und Christian. Babsi ist noch gar nicht lange Camperin, wir bemerken aber sofort, dass sie es wirklich ernst meint. Sie hat ihren Bus mit so ziemlich allem ausgestattet, was man fürs perfekte Campen braucht – Waschtisch(!) mit fließendem Wasser inklusive. Und natürlich hat sie sich auch ein sattes Vorzelt angeschafft, erst kürzlich. Deswegen ist das allererste Aufstellen des Zeltes auch ziemlich tricky, letztendlich steht es aber in seiner ganzen beeindruckenden Größe da. Nadja und Christian haben selber gar keine Zelte mitgenommen, sie werden auf einem großen Luftbett schlafen – entweder im Vorzelt von Babsi oder im noch viel größeren Vorzelt des angemieteten Wohnwagens. Und wenn es – wider jegliche Erwartung – zu kalt werden sollte, können sie immer noch bei uns im WoMo Unterschlupf finden.
Als letzte in der Runde sind dann Stefan und Jasmin angetanzt gekommen, auch sie haben ihre beiden Kinder dabei, den 6-jährigen Liam und den 3-jährigen Noah. Für sie haben wir den Wohnwagen bestellt und sie sind wirklich überrascht von dessen lässiger Ausstattung. Schnell haben sie es sich in ihrem Wochenend-Domizil eingerichtet und alle gemeinsam schreiten wir zum Mittagessen. Jetzt sind wir insgesamt 14 Personen, trotzdem finden wir einen Platz für uns alle. Es ist schon erstaunlich, wie es Elisabetta und Luis schaffen, in der winzigen Küche für so viele Leute zu kochen. Das Restaurant ist bestens besucht, es werden mehr als dreißig hungrige Gäste da sein. Und trotzdem wartet niemand länger als 15 bis 20 Minuten lang auf sein Essen – wie gesagt: Erstaunlich! Wir schlagen voll zu und bestellen die Speisekarte rauf und runter. Allen hat es gut geschmeckt, auch die Kinder haben brav gegessen. A propos brav: nicht dass wir deshalb irgendwelche Befürchtungen gehabt hätten, aber das Verhalten der fünf Kinder ist schon sehr lässig. Da gibt es kein Streiten, Plärren, Herum-Jammern oder sonst irgendwie „lästig sein“. Auch wenn wir jetzt schon wieder vorgreifen – das ist das ganze Wochenende lang so geblieben. Nie hat eines der Kinder herumgeplärrt oder geweint, gehört haben wir stets nur die Kinder der anderen Camper. „Unsere“ fünf Kids waren wirklich gut drauf und relaxed – nur Liam hat einmal kurz gejammert. Aber bitteschön nicht ohne Grund. Echt nicht! Babsi wollte sich den Buben schwungvoll und dynamisch auf die Schultern nehmen – bedauerlicherweise im Inneren des Wohnwagens. Also hat sie den Kopf von Liam formlos in die Decke des Wohnwagens gerammt, dass er dabei nicht vor Freude gejauchzt hat dürfte nachvollziehbar sein. Aber er hat mehr aus Ärger geweint, denn logischerweise haben alle Anwesenden – als sie sicher sein konnten, dass Liam nix passiert ist – über die Ungeschicktheit von Babsi lachen müssen. Und da hat er sich halt zusätzlich verspottet gefühlt. Drei Minuten später hat er dann schon selber über die Aktion lachen können und alles war wieder gut.
Am Nachmittag haben wir dann die Pasch-Teller ausgepackt und uns die ersten Partien ausgespielt. Wir werden im Modus „Jeder gegen Jeden“ spielen und weil wir sechs Wettkämpfer sind, haben wir je fünf Matches auszutragen. Und danach noch die Finals – da kommt einiges auf und zu. Denn schließlich dauert jeder einzelne Pasch an die eineinhalb Stunden, mit den üblichen kleinen Pausen sogar zwei. Das ergibt eine Netto-Spielzeit von guten 12 Stunden, ein richtig fettes Programm also.
Zwischendurch sind wir immer wieder einmal zum See runtergegangen – bei einem dieser „Ausflüge“ hat Simon der armen Nadja unaufgefordert ins Wasser geholfen. Man könnte auch sagen, er hat sie gnadenlos ins eiskalte Nass geworfen. Dabei hat Nadja ihre Sonnenbrille verloren – eh nur eine Ray Ban für schlanke 200 Euro. Das Ding ist untergegangen wie ein Stein und hat sich nicht mehr herauf-tauchen lassen.
Am Abend haben wir uns dann wieder alle gemeinsam ins Restaurant begeben und wieder hervorragend gegessen. Danach haben wir es uns innerhalb unserer „Wagenburg“ bequem gemacht und das eine oder andere Bier seiner ureigensten Bestimmung übergeben. So ist es unter Scherzen und Lachen Mitternacht geworden – die Kinder sind übrigens allesamt freiwillig und von selber in ihre Betten bzw. Schlafsäcke gekrochen, sogar der kleine Leo hat sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht niederlegen lassen.
Am wenigsten Spaß hat eindeutig die Hündin Issi. Babsi hat das schöne Tier aus einer Tötungsstation gerettet und Issi ist schwerstens traumatisiert. Sie hat furchtbare Angst vor allen Menschen und traut sich das ganze Wochenende nicht aus dem Bus heraus. Wenn Babsi mit ihr Gassi geht und Issi zwangsweise an uns vorbeigehen muss, dann hat sie die lange Rute so unter den Bauch geklemmt, dass die Schwanzspitze ihre Brust berührt. Armes Vieh! Aber sie ist sehr brav und bellt nur, wenn sie erschrickt. Und das passiert eh praktisch nie, weil sie ja immer im Bus sitzt.
"...aber ich höre und sehe euch alle"
Freitag, 1. Juni 2018 
In der Nacht hat es ein paar Mal geregnet, aber am Morgen ist schön die Sonne aufgegangen. Gernot ist um exakt 7 Uhr 10 in Richtung Sanitärhaus geschlurft, da sind ihm am Weg dorthin bereits Hannah und Alex entgegengekommen. Die beiden Mädchen waren schon voll auf einer Expedition und haben den nahen Wald und das Bachbett nach brauchbarem Holz für ihre Schnitzarbeiten abgesucht. „Und, wie war eure erste Nacht im Zelt?“ fragte Gernot und die beiden meinten unisono: „Lässig – und es war sicher nicht die letzte Nacht.“ Ein wahres Wort. Nach und nach sind dann alle anderen aus ihren Betten und Schlafsäcken gekrochen und wir sind gemeinsam frühstücken gegangen. Ein sehr guter Start in den heutigen Großkampf-Tag. Wir wollen nach Möglichkeit drei Matches absolvieren, das heißt sechs Stunden lang würfeln. Dann hätten wir den Großteil der Partien ausgespielt und morgen dann um so mehr Zeit, uns in aller Ruhe das Fußballmatch Österreich gegen Deutschland anzuschauen.
Und so ist es dann auch gekommen, den ganzen langen Tag über haben am Platz die Paschwürfel geklappert. Natürlich sind wir auch heute immer wieder einmal ans Seeufer runter gegangen, so es das Wetter zugelassen hat. Denn immer wieder einmal hat es für ein paar Minuten geregnet, nicht weiter tragisch. Wir haben in der Zwischenzeit die Plane an unserem WoMo angebracht und darunter haben zwei Tische Platz. Unsere Plane hält übrigens auch allerstärkstem Regen Stand, das hat uns dieses Wochenende bewiesen. Denn teilweise hat es wie aus Kübeln geschüttet, auch mal eine ganze Stunde lang und länger. Und unsere Plane ist an der Unterseite nicht einmal feucht geworden – sehr lässig.
Auch heute sind wir wieder gemeinsam essen gegangen, jetzt sind wir sogar 15 Personen. Denn Mark, der Freund von Babsi, ist am frühen Nachmittag per Zug nachgekommen – Stefan hat ihn vom Bahnhof eines Nachbarortes abgeholt. Wieder haben wir de facto sämtliche Gerichte der Speisekarte am Tisch gehabt, Ilse hat sich sogar Weißwürste bestellt. Fast schon ein Sakrileg in Bayern, denn Weißwürste sollten nie die Mittagsglocken läuten hören.
Später haben wir dann am Platz unser Pasch-Turnier fortgesetzt – die letzte Partie des Tages lieferten sich Stefan und Christian, da war es schon knapp nach Mitternacht. Und genau in diesem Spiel hat sich einmal mehr gezeigt, warum wir das Paschen so lieben: Denn mit dem allerallerletzten Wurf hat Stefan die ganze Partie gedreht – sein lauter Triumphschrei war über den ganzen Platz zu hören. Man hat es uns nachgesehen...
Leidlich müde sind wir dann um 00:30 zu Bett geschritten und allesamt binnen Minuten eingeschlafen.

Samstag, 2. Juni 2018
Anscheinend brauchen Pasch-Turnier-Teilnehmer nicht viel Schlaf, denn schon um 7 Uhr 30 waren wir alle auf den Beinen. Selbstverständlich starteten wir mit einem guten Frühstück im Restaurant in den neuen Tag, der sich von Beginn an von seiner schönsten Seite zeigte. Zeitweise war überhaupt keine Wolke am Himmel zu sehen und die Temperatur ist rasch angestiegen.
Wir haben unser Turnier fortgesetzt, die Kinder haben gespielt, geschnitzt oder im See gebadet – herrlich.
Wir sechs Spieler – Ilse, Nadja, Christian, Babsi, Stefan und Gernot – haben es dann im Laufe des Tages geschafft, alle unsere Spiele durchzubringen. Obwohl es noch eine kleine Verkomplizierung gegeben hat, denn Stefan ist mit seiner Familie am späten Nachmittag abgereist. Das war so ausgemacht, aber vor allem die Kinder wären gerne noch geblieben. Aber Stefan und Jasmin haben noch andere Pläne. Schade – auch deshalb, weil wir jetzt nicht mehr die „Miss Campingplatz“ bei uns wohnen haben. So hat Gernot spaßhalber Jasmin genannt – denn die Partnerin von Stefan ist wirklich eine sehr attraktive Frau. Ilse hat sich daran ergötzt, wie unsere Nachbarn – eine reine Herrenrunde – manchmal alle gleichzeitig Jasmin angestarrt haben. Vor allem dann, wenn sie mit den Kindern getanzt oder Räder geschlagen hat. Jasmin hat eine afrikanische Mutter und einen einheimischen Vater (übrigens einer der bekanntesten Kabarettisten hierzulande) und so verleiht ihr der dunkle Teint zusätzlich etwas Exotisches. Lustigerweise sind die beiden Kinder Liam und Noah vom Aussehen her total unterschiedlich – Liam ist sehr hellhäutig, beinahe schon schneeweiß und Noah ist sogar noch eine Spur dunkler als seine Mutter.
Obwohl Stefan noch gar nicht alle seine Partien gespielt hatte – als zweifacher Vater hat er natürlich noch andere Verpflichtungen gehabt – störte das den Ablauf des Turniers nicht, denn Mark ist einfach für ihn eingesprungen. Damit ist Mark übrigens erst der 15. Mensch auf diesem Planeten, der die Zimmermann’sche Variante des Paschens, den so genannten „Besseren Wurf“, beherrscht. Und er hat das höchst komplizierte Regelwerk perfekt intus, da hat ihn Babsi so richtig gut ausgebildet. Jedenfalls gewinnt Mark alle seine Partien, genützt hat es ihm aber leider dennoch nichts – aber dazu später.
Heute ist wie jeden Samstag das große Grillen am Kesselberg angesagt, wir haben schon gestern unsere Hendln und Schweins-Haxen vorbestellt. Das wird wieder eine Völlerei abgeben! Deshalb essen wir zu Mittag nur eine Kleinigkeit, Gernot etwa gibt sich mit einer Riesenportion Spaghetti zufrieden, andere essen überhaupt nur ein Wiener-Schnitzel mit Pommes und Salat …
Den Nachmittag haben wir noch entweder die letzten Würfe für heute gemacht oder sind fein im Schatten gesessen. Die Sonne kann schon ganz ordentlich heiß werden, eh klar, wir haben immerhin Juni. Das weitere Programm hat sich dann ohnehin von selber ergeben, um 18 Uhr beginnt die Übertragung des Fußballspieles im ZDF. Gernot hat am Nachmittag noch mit Luis herumgeblödelt, er möge doch den deutschen Campinggästen mitteilen, dass ZDF heute nicht für „Zweites Deutsches Fernsehen“, sondern für die „Zerstörung Deutscher Fußballträume“ stehen würde. Mal sehen …
Vorerst gab es aber nicht viel zu sehen, den ausgerechnet um 17 Uhr 30 ist über Klagenfurt ein extremes Gewitter mit Hagel niedergegangen, an einen Spielbeginn um 18 Uhr war nicht einmal zu denken. Weil wir das zu Mittag noch nicht wissen konnten, haben wir auf eine Tischreservierung im Restaurant verzichtet. Und so sind Ilse, Nadja und Babsi um 18 Uhr 30 zur Grillhütte vom Luis gepilgert und mit den köstlichen Mahlzeiten zum Wohnwagen zurückgekehrt. Die Haxen waren vielleicht die allerbesten, die wir je gegessen haben, jeder Biss ein absoluter Hochgenuss. Auch das riesige Hendl hat phantastisch ausgesehen und geschmeckt – und das für 8 (!) Euro, inklusive Kraut und Kartoffelsalat. Das sind schon einzigartige Preise. Da darf es nicht verwundern, dass wir schon öfters nur von Samstag auf Sonntag zum Kesselberg gefahren sind – eben wegen dem Grillabend.
Mittlerweile fegt ein veritables Gewitter über den Platz, der Regen prasselt derartig heftig auf das Dach des Wohnwagens, dass wir den Fernseher überhaupt nicht mehr hören. Aber wir sind sowieso mit dem Genießen der knusprigen Haxen und Hendl beschäftigt, da kann uns auch ein Gewitter nicht stören. Zumal wir absolut im Trockenen sitzen.
Nach dem fulminanten Essen haben wir uns dann wieder dem Fußballspiel gewidmet, dessen Austragung zwischenzeitlich kurz vor der Absage gestanden ist. Aber es geschah das beinahe schon nicht mehr Erwartete – um exakt 19 Uhr 45 wurde das Match angepfiffen. Um es kurz zu machen – Deutschland ist sehr schnell mit 0:1 in Führung gegangen und eigentlich hat alles nach einem sicheren Sieg der Gastmannschaft ausgeschaut. Eigentlich – denn mehr und mehr haben die Österreicher das Kommando übernommen und zeitweise so richtig guten Fußball gezeigt. Und unglaublich aber wahr – nach einem Super-Volley-Tor von Hinteregger und eines weiteren Treffers unseres Tiroler Landmannes Schöpf haben die Österreicher die Partie auf 2:1 gedreht und diese Führung bis zum Schluss nicht mehr abgegeben. Geil – der erste österreichische Sieg gegen den großen Bruder Deutschland seit 32 (!!) Jahren. Außer Ilse und Gernot hat also noch keiner der Anwesenden einen Fußball-Triumph Österreichs über Deutschland erlebt, das ist schon etwas ganz Besonderes. Entsprechend gut haben uns danach natürlich die Gute-Nacht-Bierchen geschmeckt und jeder von uns ist wohl mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht schlafen gegangen.

Sonntag, 3. Juni 2018
Erster Gedanke beim Aufwachen: 2:1 gegen Deutschland, geil! Über Nacht haben wir übrigens unerbetenen Tier-Besuch bekommen. Das beweist der über unser ganzes Refugio verstreute Inhalt des einst prallvollen Müllsackes. Gustl, du Sauviech! Aber wir sprechen den schönen Platz-Kater dann sogleich wieder frei von jeder Schuld, denn Luis sagt uns, dass die Sauerei nicht der Gustl, sondern ein Fuchs angerichtet hat. Der würde dem Platz regelmäßig Besuche abstatten und dann ist kein Mist-Sack vor ihm sicher. Uns war das eh wurscht, denn die stets opferbereite Nadja hatte die Unordnung schon beseitigt, bevor wir anderen den Sauhaufen überhaupt gesehen hatten.
Nach dem Frühstück haben dann die drei letzten Spiele des Turniers begonnen – die Finals. Es hat sich ergeben, dass Nadja und Gernot um den 1. Platz spielen, ein familieninternes Duell auf höchster Stufe also. Der Sieg beim Turnier bedeutet nicht nur den Empfang von Wanderpokal und Krönchen, sondern auch zwei Geschenke nach Wahl. Es hat ja jeder Teilnahme eine verpackte Überraschung mitgebracht und für den Sieger fallen gleich zwei davon ab. In der Vorrunde ist Gernot von seiner Tochter nachgerade vernichtet worden und hatte die größte Niederlage aller Teilnehmer eingefahren, Aber – im Finale zählt’s und Gernot ist die perfekte Revanche gelungen.
Von Beginn an hat er Nadja keine Chance gelassen und ist schließlich als Turniersieger vom Tisch aufgestanden. Juhu – Pokal und Krönchen! Gernot hat sich aufrichtig gefreut und schnell waren die Sieger-Fotos geschossen und via WhatsApp in die virtuelle Welt verschickt. Auch die beiden Geschenke haben Gernots Herz höher schlagen lassen, denn da waren mit einer Edelschokolade, dem Gutschein für ein Verwöhn-Frühstück, einer süßen Kinder-Zeichnung (Liam?) oder einem 10-Euro-Geldschein (!!) viele Überraschungen dabei. Gernot hat das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht gekriegt.
Und, unglaublich aber wahr – das wunderbare Hochgefühl Gernots sollte dann gleich noch eine weitere Steigerung erfahren. Denn plötzlich läutet das Telefon und unser guter Freund Jörg ist dran. Der befindet sich grad auf einem Flohmarkt und hat dort einen Mann getroffen, der seit 45 Jahren Autogramme sammelt. Und unter seinen über 80.000 Autogrammen finden sich auch zwei von Frank Zappa! Ob die echt sind? Nun – der ca. 65-jährige Mann liefert Jörg eine plausible Geschichte: Er habe von einem Freund erfahren, dass dieser auf ein Zappa-Konzert nach Budapest fahren würde. Also hat er mit seiner Kamera ein Zappa-Poster fotografiert, das Bild entwickeln lassen und seinem Freund nach Ungarn mitgegeben. Der habe dann tatsächlich ein Autogramm von Frank bekommen – „From F. Zappa“. Also wenn die Geschichte nicht wahr ist, dann ist sie zumindest gut erfunden. Gernot genügt alleine schon die vage Hoffnung auf die Authentizität des Autogrammes und so schlägt er für 50 Euro zu. Wie geil ist das denn? Das wird ein Highlight in Gernots umfangreicher Zappa-Sammlung – ob echt oder nicht wird sich sowieso niemals klären lassen. Dazu hat Frank seine Unterschriften immer zu sehr abgewandelt, da würde wohl jeder noch so profilierte Graphologe w.o. geben müssen.
Nachdem dann der allerletzte Würfel gefallen ist, hat sich – der Vollständigkeit halber sei das erwähnt – folgender Endstand ergeben. 1. Gernot, 2. Nadja, 3. Christian, 4. Babsi, 5. Mark/Stefan und tja – irgendwer muss halt 6. werden, in diesem Fall die liebe Ilse. Die Gute hat es doch tatsächlich zusammengebracht, keine einzige (!) Partie zu gewinnen, dabei ist sie sonst eine ziemlich gute Pascherin, Aber sie hat einfach kein Glück gehabt, in jedem einzelnen Match ist es knapp hergegangen, sie hätte durchaus auch vier oder fünf Runden gewinnen können. Tja – was bedeutet noch mal Pech im Spiel? Eben – also freut sich Gernot gleich doppelt.
Am Nachmittag haben dann Babsi und Mark ihr Zelt abgebaut und im VW-Bus verstaut. Nadja und Christian werden mit uns zurückfahren, wir haben im WoMo ja weit mehr Platz. Vorher hat uns noch ein anderer Camper um Starthilfe gebeten, er hatte den Kühlschrank am falschen Anschluss angesteckt und sich damit die Batterie leer gesaugt. Zum Glück hat uns Sigrid dereinst Starterkabel geschenkt, also musste Babsi nur ihren Bus zum anderen VW-Bus hinfahren und keine zwei Minuten später war die Sache erledigt. Camper helfen sich selbstverständlich und gerne, das haben auch wir nie anders erlebt.
Zuletzt haben auch wir unsere Sachen zusammengepackt, das ist uns wie immer sehr rasch und locker von der Hand gegangen. Schnell noch die Klo-Kassette geleert, Gitti, Luis und Elisabetta herzlich zum Abschied umarmt und weg waren wir.
Die Retourfahrt nach Innsbruck war völlig entspannt, der Verkehr hat sich ausschließlich in der Gegenrichtung abgespielt. Eh klar – die wollten nach dem langen Wochenende alle wieder aus dem Süden zurück und wir sind wieder einmal antizyklisch unterwegs gewesen.
Damit geht ein überaus lässiges Wochenende zu Ende, das in vielerlei Hinsicht Höhepunkte gebracht hat. Unvergessen bleibt uns sicher das Verhalten der fünf Kinder, denn damit hätten wir nie gerechnet. Obwohl es andererseits kein Wunder ist, denn sowohl Mirjam und Simon, als auch Jasmin und Stefan sind Super-Eltern. Da gibt es keine Drohungen, kein ständiges Bitten um Ruhe, kein Ungeduldig-sein, kein Schimpfen, kein Kritisieren, kein Zurechtweisen. Die Kinder dürfen einfach Kinder sein und sie beschäftigen sich am liebsten mit sich selber. So hat uns etwa Liam immer zum Lachen gebracht, wenn er sich mal wieder mit einem lockeren „Wo sind die Mädels?“ nach dem aktuellen Verbleib von Hannah und Alex erkundigt hat.
Der Wanderpokal steht mittlerweile bei uns daheim auf einem Ehrenplatz und auch das Zappa-Autogramm hat sich Gernot sofort bei Jörg abgeholt. Das Autogramm wird natürlich schön gerahmt und es wird uns für immer an dieses geile Wochenende am Kesselberg erinnern.
Die nächste Reise mit dem WoMo wird wieder ein kleines Jubiläum abgeben – es wird die achtzigste sein und sie führt nach Wien. Da wird die liebe Ilse gar nicht mit dabei sein, denn sie muss leider arbeiten. Es handelt sich bei dieser Fahrt um einen „Sonderauftrag“ –  Nadja und Christian brechen jetzt bald zu ihrer einjährigen Reise auf und dafür ist ein Visum für die USA notwendig. Und das gibt es nur, wenn man sich bei der Botschaft in Wien einem Interview unterzieht. Das ist auf kommenden Freitag angesetzt, also brechen wir am Donnerstag nach Wien auf und verbinden den Pflichttermin mit einem Besuch unserer lieben Freundin Elle. Wir freuen uns schon sehr drauf!