von Innsbruck über Verona nach Lido die Jesolo und Caorle - 898km
Freitag, 28. April 2017
Alle
Zeichen stehen auf Aufbruch, denn am Montag ist 1. Mai, der ist in Österreich
Staatsfeiertag und das deshalb ergibt sich ein langes Wochenende. Und lange
Wochenenden sind für uns gleichbedeutend mit einer kurzen WoMo-Reise, also
fahren wir weg.
Wir
werden uns an die Adriaküste verfügen, an die ganz, ganz oben, genauer nach
Jesolo. Für Ilse ist Jesolo eine Terra Incognita, Gernot war schon drei Mal
hier, das letzte Mal mit Nadja, vor gut 25 Jahren. Es
war geplant, Ilse wie immer mit voll bepacktem WoMo direkt von der Schule
abzuholen und bruchlos in den Urlaub zu fahren. Aber schon früh am Morgen war
der schöne Plan Makulatur, denn es schneite derart stark, wie es in diesem
Winter noch nie in Innsbruck geschneit hat. Die Flocken erreichten nahezu die Größe
von Taschentüchern, ein Wahnsinn. Tja – und zwischen uns und Jesolo liegt mit
dem Brenner ein Alpenpass, also musste die Abfahrt vorerst verschoben werden.
Den
ganzen Vormittag über meldete der Verkehrsfunk chaotische Zustände am Brenner,
denn reihenweise liegen gebliebene LKW sorgten für gehörige Verspätungen. Dann
sind noch einige Unfälle dazugekommen und stundenlang war überhaupt totaler
Stau angesagt. Dem noch nicht genug, ist auf die Brenner-Bundesstraße auch noch
ein gewaltiges Schneebrett abgegangen, also war auch die Alternativroute
unpassierbar. Und es schneite und schneite und schneite.
Gegen
14 Uhr ist dann Ilse von der Schule gekommen, inzwischen hatten die fleißigen
Räumungstrupps bereits ganze Arbeit geleistet und die Brenner-Autobahn wurde im
Verkehrsfunk als schneefrei und Salz-nass beschrieben.
Wir
warteten dann noch eine Stunde lang ab und als es in Innsbruck nicht mehr
schneite, entschieden wir uns zur Abfahrt.
Unsere
Vespa haben wir wohlweislich schon gestern auf den Motorradträger geladen, also
mussten wir nur noch Getränke, frische Kleidung, einige Lebensmittel und unsere
Notebooks einladen und schon starteten wir los.
Wir
sind bei derartigen Bedingungen eigentlich noch nie mit dem WoMo losgefahren,
überall am Rand der Brenner-Autobahn lag der weggeräumte Schnee in großen
Häufen und immer wieder schneite es leicht. Aber die Autobahn auf den Brenner
war vollkommen schneefrei, sonst wären wir mit unseren (wenngleich fast neuen)
Sommerreifen das Risiko einer Überfahrt nie eingegangen.
Am
Brennerpass selbst wehte dann noch ein kleiner, wenngleich unergiebiger
Schneesturm, doch schon wenige Kilometer nach der Grenze zu Italien war von
Winter keine Spur mehr zu sehen.
Wir
rollten gemütlich nach Sterzing hinunter, wo wir auf einem Überkopf-Wegweiser
lesen mussten: „6 km Stau von Klausen bis Bozen Nord“ Nun ja, eigentlich
wurscht, wie haben ja keine Termine – trotzdem ist Stau immer blöd.
Und
es wurde noch blöder, denn bevor wir überhaupt beim Stau angekommen waren,
hatte sich dieser laut Informationstafeln bereits auf 10 km erhöht und
letztendlich wird er wohl mehr als 15 km lang gewesen sein. Nervtötendes
Stop-and-Go, insgesamt hat der Scheiß gut und gern eineinhalb Stunden Zeit
gekostet. Wegen einer Fahrbahnverengung auf eine Spur! Eigentlich ein Wahnsinn,
wenn man sieht, wie extrem ausgelastet die Autobahnen überall sind, vor allem,
wenn sie nur zweispurig gebaut sind. Ein kleines Malheur und der ganze Verkehr
bricht sofort zusammen. Aber wir haben diesbezüglich eh ziemliches Glück und
stehen fast nie in langen Verkehrsstaus. Jetzt sind wir allerdings, wenn man
die Unfälle am Idro-See dazurechnet, gleich zwei Mal hintereinander schwer
bedient worden, Danke, es reicht dann mal wieder…
Das
Schönste an einem Stau ist immer sein Ende und das freie Fahren danach. Ein
Traum. Wir sind gleich 200 Kilometer am Stück gefahren und in der Nähe vom
Gardasee haben wir dann eine „Area servizio“, also eine Raststätte angesteuert.
Aber nur, um uns ein wenig die Beine zu vertreten, denn sehr schnell waren wir
wieder draußen auf der Autostrada, der halbvergammelte Tankstellen-Shop lockte
uns nicht – nicht mal für einen schnellen Kaffee, der in Italien auch an den
abgefucktesten Orten vorzüglich schmeckt.
Die
Gegend hier rund um den Gardasee ist wirklich wunderschön, wir genießen jeden
Kilometer und rollen mit gemächlichen 85 km/h dahin. Wir sind beide ganz
erstaunt, wie sehr das Licht eine Landschaft verändern kann. Wir sind beide
noch nie zuvor an einem frühen Abend durch Südtirol in Richtung Süden gefahren
und plötzlich sehen wir Burgen, Berge und Dörfer von der Abendsonne angestrahlt
und das lässt sie völlig anders wirken als sonst. Es sind plötzlich Täler
zu sehen, die wir sonst noch nie
wahrgenommen haben, weil sie sich im Schatten nicht so abzeichneten, wie in der
tiefstehenden Sonne. Wirklich faszinierend.
Mittlerweile
haben wir beschlossen, heute noch bis mindestens Verona zu fahren und uns
danach einen Rastplatz zu suchen.
In
Verona ist dann wunderschön die Sonne untergegangen und etwa 30 Kilometer
später haben wir dann eine Autobahn-Raststätte angefahren. Die war schon sehr
schwer belegt, gerade ein mickriges Plätzchen war noch frei – genau das
richtige für uns.
Wir
sind dann gleich auf der Suche nach Brot in den Tankstellen-Shop gegangen und
haben dort ordentlich zugeschlagen. Zuerst haben wir uns Weißbrot, ein schönes
Stück Parmesan und eine herrlich duftende Salami gekauft und beim Ausgang sind
uns noch zwei Souvenirs in den Einkaufskorb gehüpft. Zwei wunderhübsche rote
Vespa-Modelle – einmal als Schlüsselanhänger und einmal als
Kühlschrank-Magnet-Vespa mit einem winkenden Pärchen drauf. Super – wir sammeln
ja Vespa-Modelle und so haben wir mit diesem Touristen-Kitsch eine große Freude
zum kleinen Preis.
Später
haben wir dann im WoMo noch den Pasch ausgepackt und eine spannende Partie auf
den Teller geklopft. Die Temperatur wird heute Nacht wahrscheinlich unter die
10 Grad Marke fallen, wurscht – wir haben unsere treue Heizung und außerdem
Decken genug für eine halbe Kompanie.
Gegen
Mitternacht sind wir dann zu Bett gegangen – übrigens sehr frohen Mutes, denn
kein LKW mit Kühlaggregat war in unserer Nähe geparkt.
Samstag, 29. April 2017
Eine
gute Stunde vor dem Aufstehen schaltet die beste Ilse von allen die Heizung auf
Höchststufe und als wir dann beim Kaffee am Tisch sitzen, genießen wir unser
Frühstück schon bei mehr als 20 Grad. Draußen sind die Temperaturen einstellig,
das ändert sich aber mit der Sonne rasch – heute wird ein schöner Tag.
Die
Morgentoilette auf einer Autobahnraststätte kann manchmal ein kleiner
Spießrutenlauf sein – beim ersten Versuch ist Gernot gar nicht erst in die Nähe
eines Topfes gekommen, denn gerade eben hatte sich eine Busladung voller
Menschen zum gemeinschaftlichen Stoffwechsel eingefunden. Da will man sich nur
ungern in die lange Warteschlange einreihen, also lieber später noch einmal
probieren.
Nachdem dann endlich alle profanen Dinge eines Starts in einen guten Tag erledigt waren, fuhren wir in Richtung Jesolo weiter. Der Verkehr ist äußerst mäßig, an einem Samstag-Vormittag spielt sich auf Italiens Autobahnen selten etwas Gröberes ab.
So
sind wir problemlos nach Jesolo gekommen und nach einem unwesentlichen Umweg
haben wir den ins Auge gefassten Campingplatz „Park dei Dogi“ gefunden. Zack
die Anmeldung, Zack die Vespa vom Träger geholt, Zack den Strom angestöpselt,
Zack Stühle und Tisch rausgestellt und Zack, schon waren wir wieder in unserem
so geliebten Camper-Modus. Einer unserer unmittelbaren Nachbarn ist Italiener
und er hat die größte Freude mit unserer Vespa. Kein Wunder, er hat auch eine
rote 125er Vespa zu Hause stehen, wie er uns stolz erzählt. Weiter kommen wir
nicht mit ihm ins Gespräch, unser Italienisch ist leider endlich und seine Lust
auf Kommunikation mit Händen und Füßen ist es offenbar auch.
Lange
halten wir uns aber ohnehin nicht am Campingplatz auf, Lederjacken an, Helme
auf und raus mit uns auf die Straße.
Schon
bei einer ersten Rundfahrt durch Jesolo Lido muss Gernot erkennen, dass er hier
gar nichts mehr erkennt. Der Ort hat sich derart verwandelt, dass nicht ein
einziges Detail Erinnerungen an die vergangenen Besuche weckt. Ein
hochtouristischer Platz war Jesolo zwar schon immer, aber in den letzten 25
Jahren ist wohl kein Stein mehr auf dem anderen geblieben. Wurscht – so ist
Jesolo halt auch für Gernot – wenn auch unerwartet – Neuland.
In
Jesolo befindet sich die längste Einkaufsmeile Europas, es werden wohl eher
viele Meilen sein. Wir haben nicht nachgeschaut, aber ein paar Kilometer lang
sind wir sicher ununterbrochen an allen Arten von Geschäften, an Eisdielen,
Pizzerien, Restaurants, Cafe, Bars, Spielzeugläden und so weiter vorbeigefahren. Viel ist zwar noch nicht
los, aber irgendwie ist mit heutigem Tag der Starschuss in die diesjährige
Sommersaison gefallen, denn das lange Wochenende in Österreich und Deutschland
macht sich für den Tourismus natürlich bemerkbar. Im Hochsommer ist hier die
sprichwörtliche Hölle los, man kann wahrscheinlich keinen Schritt selbständig gehen,
muss sich von der Masse schieben lassen. Aber wie gesagt, noch ist alles
relativ relaxed, so mancher Betrieb hat überhaupt noch geschlossen.
Wir
blatteln dann mit der Vespa bis nach Cavallino rüber, das ist über 20 Kilometer
von Jesolo entfernt. Es hat an die 20 Grad, die Sonne scheint ohne Pause vom
Himmel und man kann den Sommer direkt schon riechen. Die Fahrt über kleine
Nebenstraßen ist wunderbar, immer mal wieder sehen wir das Meer, bis es wieder
hinter Pinienwäldern verschwindet – ein Traum.
Nach
gut eineinhalb Stunden fahren wir wieder nach Jesolo Lido zurück, stellen
irgendwo in der Mitte der Einkaufsstraße unseren Roller ab und machen uns zu
Fuß auf den Weg, um irgendwo etwas zu essen. Viele Restaurants sind trotz
Betrieb vollkommen leer, in anderen ist ein einzelner Tisch besetzt – das wirkt
nicht besonders einladend. Dann kommen wir aber an einem brechend vollen Lokal
vorbei, treten ein und kriegen so ziemlich den allerletzten Tisch. Allem
Anschein nach sind wir die einzigen Ausländer, denn es wird nur italienisch
gesprochen. Das Restaurant ist eigentlich richtig nobel, das Essen – wir haben
uns mit Spaghetti Carbonara (Ilse) und einer Pizza zufrieden gegeben –
ausgezeichnet und die Rechnung mit unter 25 Euro relativ günstig. Fein!
Satt
schlurfen wir zu unserem roten Flitzer zurück und finden unterwegs bei einem
Spielwarengeschäft ein wunderbares Original-Modell einer Vespa Primavera –
maßstabgetreu, sehr detailreich ausgeführt, feuerrot und mit weißer Sitzbank.
Geil – noch dazu mit 14 Euro durchaus wohlfeil, also bereichert das hübsche
Spielzeug unsere Sammlung.
Zurück
am Campingplatz haben wir eine kleine Siesta gemacht und dann hat es uns schon
wieder auf die Straße hinausgezogen. Weil wir noch gar nicht richtig am Meer
waren, sind wir einfach mal nach dem Verlassen des Campingplatzes links
abgebogen und nach zwei, drei Kilometern direkt zum Wasser gefahren. Für unsere
Vespa hat es sogar einen eigenen Motorradabstellplatz direkt am Strand gegeben
– beinahe verschüchtert ist unser Rollerchen dann dagestanden, zwischen einer
martialischen Harley Davidson und einer fetten BMW Touring-Maschine…
Der Strand selbst war nahezu völlig menschenleer, ein paar Spaziergänger waren mit ihren Hunden unterwegs, der eine oder andere Strandwanderer war zu sehen und ein kleines Mädchen, das mutterseelenallein ihre Sandkuchen produzierte, wozu sie sich vom nahen Strandcafe laufend Wasser in ihren winzigen Gießkännchen liefern hat lassen. Sehr süß.
Bei
besagtem Strandcafe haben wir uns dann niedergelassen, es hatte eben erst
aufgesperrt, sogar die Stühle und Tische waren noch mit Stahlkabeln
zusammengebunden, um sie gegen Diebstahl oder Wegwehen zu sichern. Wir haben
einen fantastischen Kaffee getrunken – für 1 Euro je Tasse. In der Sonne
sitzend lässt sich der Sommer schon sehr gut spüren, auch wenn die Temperatur
nur mit Ach und Krach die 20er Marke erreicht hat. Jedenfalls zeigen sich die
ersten Mutigen bereits in T-Shirts und die eine oder andere Sonnenanbeterin
wagte sich schon in den Bikini.
Wir
haben das friedliche Strandidyll dann noch eine ganze Zeit lang genossen und
eine sehr feine Zeit gehabt. Gernot hat sich später noch ein kleines Bierchen
gegönnt, was wiederum Ilse dazu verleitete, das volle Glas für kreative
Experimental-Fotografie zu nutzen. Mit einem netten Ergebnis, wie man sieht.
Es
wird schon nach 18 Uhr gewesen sein, als wir zum Campingplatz zurückfuhren.
Nach einem gemütlichen Pasch jausneten wir dann noch ein paar Fleischlaibchen,
denn hungrig soll niemand ins Bett gehen müssen.
Als
wir dann gegen Mitternacht das Licht löschten, genossen wir die herrliche Ruhe
rund um uns, obwohl der Campingplatz fast völlig besetzt ist – also mit weit
über hundert WoMos. Aber den allermeisten Campern ist Ruhe im Urlaub sehr
wichtig und die Nachtruhe fast schon heilig. Gut so!
Sonntag, 30. April 2017
Wieder
haben wir schon beim Aufstehen gesehen, dass es einen wunderschönen Tag geben
wird. Nach einem feinen Frühstück haben wir dann den Temperaturen noch ein
wenig Zeit zum ansteigen gegeben und um 11 Uhr wurde dann unsere Vespa
gestartet – raus ins Land. Wir haben heute sogar ein Ziel, wir werden nach
Caorle fahren, neben Jesolo, Cavallino und Bibione einer der berühmtesten
Tourismus-Hotspots hier an der oberen Adria. Da waren wir beide noch nie, als
nix wie hin.
Laut
Google Maps liegt Caorle ca. 40 Kilometer entfernt, aber Google rechnet dabei
den Weg über die Schnellstraße. Navigations-Expertin Ilse hat aber auf der
Landkarte einen Weg entdeckt, der deutlich kürzer sein sollte. Tatsächlich
bestätigte das dann sogleich die überaus freundliche Dame an der Rezeption und
wir fuhren los.
Der
Weg nach Caorle führte uns auf eine traumhafte, winzig kleine Straße, die sich
sehr kurvenreich und dem Meer entlang dahin schlängelte. Die ganze Straße war
erhöht gebaut, fast wie bei einem künstlichen Damm und das gewährte und
wunderbare Ausblicke in die umliegende Gegend. Noch dazu herrschte kaum
Verkehr, wir hätten 80 km/h und schneller fahren können. Aber wir sind
absichtlich nur mit 50 unterwegs gewesen, um dieses lässige Sträßchen möglichst
lange genießen zu können. Solche Super-Touren erleben wir erst, seit wir die
Vespa haben, denn derartige Fahrten hätten wir mit unseren Fahrrädern wohl
nicht unternommen, dazu haben Kondition und Lust nie gereicht.
Glockenturm von Caorle |
Die
letzten paar Kilometer nach Caorle absolvierten wir dann auf der Schnellstraße,
die um diese Jahreszeit ihren Namen noch verdient, denn bei über 90 km/h flog
uns die Stadt an der Adria geradezu entgegen. Diese Verbindungsstraße zwischen
den berühmten Badeorten kennen wir aber auch völlig anders, nämlich als
riesigen Parkplatz. Vor ein paar Jahren haben wir bei einem Venedig-Aufenthalt
spontan beschlossen, vor der Heimreise noch für ein, zwei Tage in Jesolo
vorbeizuschauen. Diese Idee hatten aber leider auch gefühlte dreihundert
Millionen Italiener, die ebenfalls an die obere Adria fahren wollten – wir
hatten schlicht übersehen, dass wir an einem Samstag-Vormittag unterwegs waren.
Damals haben wir nach über einer Stunde Stop-and-Go Verkehr und ca. 20
Kilometer vor Jesolo aufgegeben, sind einfach nach links auf die Autobahn
gefahren und haben uns zwei Stunden später zu Füßen der Drei Zinnen inmitten
der wildromantischen Dolomiten wiedergefunden.
Aber
heute war die Schnellstraße phasenweise völlig leer, allenfalls war hie und da
ein Trupp grellbunt gekleideter Hobby-Rennradfahrer unterwegs. So sind wir
problemlos in Caorle eingetroffen, haben aus Versehen eine Ehrenrunde um den
Hafen gedreht und dann unser Moped mitten im Zentrum abgestellt.
Caorle
macht uns einen unerwartet netten Eindruck, quietsch-bunt ist hier eindeutig
die Lieblingsfarbe, was der Stadt einen sehr fröhlichen Anstrich verleiht.
Orange, blau, rot oder grün leuchten die Fassaden der Häuser und bilden damit
einen tollen Kontrast zu den alten, steinernen Kultur- und Sakralbauten. Sehr
lässig.
Wir wandern ausgiebig durch die hübschen Straßen und Gässchen, zwischendurch kaufen wir uns für wenige Euros drei weitere Vespa-Modelle und zum Spaß schicken wir an uns selbst eine Postkarte, die eine rote Vespa zeigt.
Dann
fahren wir kilometerweit die Hauptstraße am Meer entlang, an der ebenfalls
nahezu keinerlei Verkehr herrscht. Hier, in der begehrten ersten Reihe, zeigt
Caorle sein weniger hübsches Gesicht, denn eine Hotel-Betonburg nach der
anderen reckt sich in den azurblauen Himmel. Das wäre nix für uns, obwohl jeder
von uns auch schon so Urlaub gemacht hat. Deshalb wissen wir ja auch, dass das
nichts für uns ist – simple Logik.
Wir
steuern dann die allerallerletzte Bar am Strand an, trinken einen
phantastischen Cappuccino und genießen den ebenso phantastischem Blick aufs
Meer.
Dann
fegen wir die vielleicht 25 Kilometer nach Jesolo zurück und erfreuen uns ein
weiteres Mal an der kleinen Straße, die fast wieder nur uns alleine gehört.
Dabei kommen wir an einer ziemlich kuriosen Fähre vorbei, die eigentlich eine
Art transportable Brücke ist. Aber man kommt dadurch ans andere Fluss-Ufer, was
in unserem Fall 50 Cent gekostet hätte. Wir sparen uns den Spaß, vor allem
natürlich deswegen, weil wir nicht wissen, was wir an der anderen Seite eines
Flusses tun sollten, dessen Namen wir nicht mal kennen.
ländliche Idylle - ein Schnäppchen |
Als
wir am Campingplatz ankommen, gilt noch die Siesta von 12 bis 15 Uhr, also
müssen wir unsere Vespa bis zum WoMo schieben. Voll o.k., außerdem sind es ja
nur ein paar Meter, sonst hätten wir sie halt derweil am Eingang stehen lassen.
Wir
schließen uns gleich vollinhaltlich der allgemeinen Ruhe an, später arbeiten
wir beide ein wenig an unseren Notebooks. Dann ist wieder ein Pasch fällig und
als es dann Abend wird, essen wir die letzten Fleischlaibchen und delektieren
uns an der Salami und dem Parmesan von der Autobahn-Raststätte. Mit kühlen
Drinks schwänzen wir uns das gute Mahl runter und nach einem Gute-Nacht-Pasch
kriechen wir unter unsere Decken. Es wird die Temperatur heute wieder unter die
10-Grad Marke fallen, uns kann’s wieder wurscht sein…
Montag, 1. Mai 2017
Der
1. Mai ist der Tag der Arbeit, also tun wir vorerst einmal gar nix. Stimmt
natürlich nicht, denn wir fahren heute Vormittag ab und da gibt es immer
einiges zu erledigen. Vorerst aber wird fein gefrühstückt, wir haben uns wieder
einen Marmor-Gugelhupf eingepackt und ein paar Stücke davon liefern uns die
nötige Energie für einen perfekten Start in den Tag.
Hauptarbeit
ist immer das Aufladen unserer Vespa, aber seit wir, mittels raffinierter
Adaptierung eines der Auffahrtsböcke, den Winkel unserer Rampe verändert haben,
flutscht das Rollerchen nur so auf seinen Platz. Weil es eben nicht mehr an der
Stoßstangen-Kante hängen bleibt und wir unser 108 kg schweres Moped nicht mehr
an seinem Popo hochheben müssen. Sehr fein und wieder einmal hat Ilse ein
Problem genial gelöst. Ja, ja – die Frau Werkslehrerin hat’s schon drauf…
Wir
gehen dann noch in aller Ruhe duschen, stecken abschließend den Strom ab und
machen uns auf den Weg in Richtung Innsbruck. Vorerst führt uns dieser Weg aber
nicht einmal aus dem Campingplatz hinaus, denn klugerweise ist direkt bei der
schmalen Ausfahrt die Entsorgungsstation untergebracht. Drei WoMo stehen schon
brav in der Reihe und jeder Camper weiß, wie lange das Ablassen des
Brauchwassers und das Entleeren der Klo-Kassetten dauern kann… Nix für uns,
Ilse geht sich rasch die Genehmigung dafür holen, dass wir sozusagen gegen die
Einbahn das Gelände verlassen dürfen und – zack – weg sind wir.
Zuerst
geht es gut 30 Kilometer über die Schnellstraße, unterwegs zur Autobahn tanken
wir unsere Schnecke voll – satte 70,00 Euro rinnen in den Tank. Der Verbrauch
liegt diesmal bei knapp über 10 Litern je 100 Kilometern (48,4 Liter für 464
Kilometer), ist wohl auch ein wenig dem Stau bei Bozen Nord geschuldet.
Trotzdem sind wir mit dem Dieselverbrauch unseres WoMos sehr zufrieden,
immerhin hat es beinahe drei Tonnen Gewicht durch die Gegend zu zerren.
Dann
fahren wir auf die Autostrada auf und erst bei Innsbruck werden wir die
Autobahn wieder verlassen. Auch in Italien ist der 1. Mai ein Feiertag, das
bedeutet – Juhu! – keine LKW unterwegs, mit Ausnahme von
Lebensmitteltransportern. So kommen wir super voran, können in Ruhe unser Tempo
fahren, ohne das uns die selbsternannten Könige der Landstraßen von hinten
bedrängen, weil sie ja im ganzen Trentino und in ganz Südtirol nicht überholen
dürfen.
Natürlich
bleiben wir dann bei einer Raststätte stehen, Beine vertreten, eine Runde
spazieren gehen, ein Käffchen genießen und den letzten Marmor-Gugelhupf
verputzen.
Auf
Höhe des Gardasees beginnt sich dann das bis dahin schöne Wetter deutlich
einzutrüben und bald einmal beginnt es leicht zu regnen. Dann ein kleiner
Schock – die Informationstafeln melden uns 8 Kilometer Stau zwischen Bozen Süd
und Bozen Nord, sogar die Zeitverzögerung wird exakt angegeben – sie beträgt 71
Minuten. Nicht schon wieder! Tatsächlich geraten wir dann unmittelbar bei Bozen
Süd in den Stau – diesmal haben wir seine Länge und den dadurch entstandenen
Zeitverlust notiert. Und was sollen wir sagen – die Voraussagen waren
erstaunlich präzise – der Stau zog sich insgesamt über 8,5 Kilometer und wir
waren 68 Minuten lang darin gefangen. Wurscht eigentlich, aber es nervt schon
einigermaßen. Wenigstens ist man in seinem Frust nicht alleine, tausenden
Mit-Stauenden geht es ja nicht anders.
Dann
war wieder freie Fahrt für freie Bürger angesagt und wir rollten gemächlich
Sterzing entgegen. Weil extrem starker Rückreiseverkehr herrschte (95 Prozent
der Fahrzeuge trugen Kennzeichen aus Österreich und Deutschland) erwarteten wir
bei der Mautstelle Sterzing wieder einen Stau, aber schon nach zwei Minuten
hatten wir bezahlt, nur drei Fahrzeuge waren vor uns an der Reihe. Das geht.
Jetzt
galt es nur noch, gut den Brenner hinaufzukommen. Gut bedeutet, dass wir nach
dem Maut-Schranken ungehindert und mit Vollgas zur ersten Steigung kommen, denn
dann zieht unsere unglaublich brave Schnecke die 14 Kilometer bis zum Pass
durchwegs im 5. Gang rauf. Hat wieder super geklappt und das mit der Vespa im
Huckepack – Chapeau du treues Häuschen.
Gleich
nach der Grenze begann es wie aus Kübeln zu schütten, bei Scheißwetter sind wir
weggefahren und bei Scheißwetter kommen wir heim. In Innsbruck angekommen ist
der Regen dann so stark, dass wir gar nicht daran denken können, die Vespa
abzuladen, also bleibt sie vorerst auf ihrem Träger. Wir räumen das
Notwendigste (ein paar Lebensmittel und die Schmutzwäsche) aus und freuen uns
dann schon auf die weiche Couch in unserer gemütlichen Wohnung.
Zusammengefasst
war unser Kurz-Trip an die Adria eine sehr lässige Fahrt, wir haben ausreichend
Sonne getankt und eine sehr feine Zeit in einer noch sehr relaxten Atmosphäre
gehabt. Der Besuch von Jesolo, Cavallino und Caorle bleibt uns in sehr guter
Erinnerung, eine Wiederholung ist definitiv nicht ausgeschlossen. Übrigens sind
wir bei dieser Fahrt mit dem WoMo 898 Kilometer unterwegs gewesen und mit der
Vespa 163 Kilometer.
Knappe
drei Wochen wird es dauern, bis wir wieder mit unserem WoMo ausrücken und wir
haben schon halbkonkrete Vorstellungen, wohin die Reise gehen wird. Vorher muss
unsere Schnecke aber noch durch den TÜV und dabei muss unter anderem auch sein
waidwunder Holz-Fußboden repariert werden. Wird schon werden, wir sind da ganz
entspannt…
Strandimpressionen
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