Vill-Innsbruck-Zirl-Kesselberg-Innsbruck - 158km
Freitag, 23. September
2016
Als
wir vor zwei Wochen nach unserer 60. WoMo-Reise unser treues Häuschen zurück in
seine Garage brachten, hätte das ohne weiteres die letzte Fahrt für heuer sein
können. Hätte! Denn das Wetter versprach an diesem Wochenende so schön zu
werden, dass wir Schneckchen noch einmal ans Tageslicht beförderten.
Ilse
hatte am Freitag noch bis 13:15 Unterricht zu halten, also ist sie von Gernot
mit dem reisefertigen WoMo direkt vom Schulhaus abgeholt worden. Unser Ziel war
klar – noch einmal zum Kesselberg, noch einmal raus zu Gitti und Luis an den
Kochelsee. Wir haben auch ein kleines Geschenk mit – Gernot hat ja bereits
angekündigt, dass er einmal eine „Ode an die Haxe“ schreiben würde, um die
außergewöhnliche Grill-Kunst von Luis entsprechend zu würdigen. Im Laufe der
vergangenen Woche hat Gernot seine Ankündigung in die Tat umgesetzt, wir haben
die „Ode an die Haxe“ ausgedruckt und gerahmt, sie hängt jetzt in der
Grillhütte vom Luis.
...wenn ihr riechen könntet hmmmmmm |
Ode an
die Haxe
Entschuldige,
Du liebes Schwein,
aber man
musste Dich erschießen.
Denn
lebend, ich hoffe Du siehst das ein,
kann ich
Dich nicht genießen.
Ich mag
fast jedes Teil von Dir,
am
wenigsten noch die Flachsen.
Und am
allerbesten schmecken mir,
Deine
knusprig gegrillten Haxen.
Stundenlang
wirst Du gebraten
und um
die eigene Achse gedreht.
Nur dann
kannst Du so gut geraten,
dass mir
Hören und Sehen vergeht.
Natürlich
braucht es auch einen Meister,
der Dich
gekonnt grillt, aber auch schonend.
Am
Kesselberg gibt’s den, Luis Perkmann heißt er,
ein
Besuch dort ist wirklich lohnend.
So gut
wie der Luis grillt wirklich keiner,
das
braucht man selber gar nicht probieren.
Und nach
dem Essen fragt sich mancher einer:
Wie lang
muss man dafür trainieren?
Und
liegst Du Haxe vor mir auf dem Teller,
mit
Deinen knusprig gebratenen Schwarten,
dann
schlägt mein Gourmet-Herz höher und schneller
und ich
will nicht mehr länger warten.
Es
klingt fast wie eine Explosion,
wenn ich
Deine Schwarte durchtrenne,
für mich
ist dieser krachende Ton,
einer
der schönsten, den ich kenne.
Und
sofort erfüllst Du den ganzen Raum,
mit
Deinem so herrlichen Duft.
Deine
Röst-Aromen sind wirklich ein Traum
und
liegen noch lang in der Luft.
Kaum hab
ich den ersten Bissen im Mund,
nimmt
Dein Geschmack mich voll in Beschlag.
Und das
ist sicherlich auch der Grund,
warum
ich Dich Haxe so mag.
Dein
Fleisch, liebe Haxe, ist derart zart,
das
lässt sich nur ganz schwer beschreiben.
Das
fiele sogar dem Herrn Goethe hart,
darum
lass ich es besser bleiben.
Haxe, Du
bist kalorienreich,
das weiß
jeder, der auf Dich steht.
Und
deshalb sag ich es lieber gleich:
Du
eignest Dich nicht als Diät.
Dich
Haxe genießen, ist ein Gedicht
doch Du
bist Alptraum für jeden Veganer.
Es isst
Dich auch der Vegetarier nicht
und
schon gar nicht der Mohammedaner.
Die
wissen wohl nicht, was ihnen entgeht,
aber zum
Genuss kann man niemanden zwingen.
Und wer
sich als Hauptmahlzeit Schwarzwurzeln brät,
lässt
sich nie eine Schweins-Haxe bringen.
Doch ich
will weiter Dein Liebhaber sein,
werde
die Lust auf Dich niemals verlieren.
Danke
noch mal, Du liebes Schwein,
leider
kann ich mich nicht revanchieren.
Unsere
Lieblings-Campingplatz-Betreiber haben sich über unser Mitbringsel gefreut, das
ist die Hauptsache.
Kaum
hatten wir uns am Campingplatz häuslich eingerichtet, mussten wir schon wieder
umparken, denn ausgerechnet unser Platz war reserviert. Kein Problem, wir
mussten ja nur das Stromkabel abstecken, die Fenster schließen und ein paar Mal
reversieren.
An
diesem Wochenende sind wir wieder mal direkt zum See runter gefahren, sonst
stehen wir lieber in der Nähe des Sanitärhauses, das erspart uns weite Wege.
Gleich
einmal nach unserer Ankunft haben wir einen gemütlichen Pasch gemacht und uns
danach ein wenig niedergelegt. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint, von
Sommerhitze ist aber natürlich nichts mehr zu spüren – ist ja auch schon
Herbst.
Am
Abend sind wir dann essen gegangen, Ilse ist an den Schinkennudeln nicht vorbeigekommen, Gernot hat sich ein
Cordon Bleu einverleibt. Beides sehr gut. Übrigens wird es morgen nicht – wie
am Samstag üblich – Hendl und Haxe geben, Luis hat die Grillsaison für dieses
Jahr beendet, es sind einfach zu wenige Gäste am Platz. Wurscht – die
Speisekarte gibt auch sonst noch genug her.
Nach
einem kleinen Verdauungsspaziergang über den Platz sind wir dann ins Häuschen
zurück, haben gequatscht, Musik gehört und natürlich später noch einen Pasch
ausgespielt. Die Nacht verspricht einigermaßen frisch zu werden, im Radio reden
sie von ca. 8 Grad Frühtemperatur. Uns kann’s egal sein, mit unserer Heizung
sind wir auf der sicheren Seite.
Samstag, 24. September
2016
Tatsächlich
ist die Temperatur in der Nacht auf 8 Grad abgesackt, wenigstens 8 Grad Plus.
Gleich nach dem ersten Aufwachen hat Ilse die Heizung aufgedreht und binnen
kürzester Zeit hatten wir im Schneckchen mollige 23 Grad. Fein!
Draußen
ist es total neblig, man sieht keine 50 Meter, trotzdem lässt sich schon
erahnen, dass das auch heute ein schöner Tag werden wird. Frühstück nehmen wir
immer im Restaurant zu uns und danach sind wir erst mal zurück ins warme
Häuschen.
Im
Lauf des Vormittags haben sich dann auch die letzten Nebelschwaden verzogen und
die Sonne strahlte ungetrübt vom Himmel. Das nutzten wir für einen kleinen
Spaziergang – wir haben ein wenig den Kletterern zugeschaut und sind mindestens
800 Meter zu Fuß gegangen. Chapeau!
Nach
einem Vormittags-Pasch haben wir uns dann wieder ins Restaurant verfügt, Ilse
hat sich Bratkartoffeln mit Spiegeleiern bestellt und Gernot hat dem Seelachs in
der Kartoffel-Panade den Vorzug gegeben. Wieder ausgezeichnet – doch beim
Servieren merkten wir überdeutlich, dass vor allem Luis endgültig urlaubsreif
ist – denn er legte Ilse das Besteck gleich doppelt auf. Aber Gitti und Luis
haben es für heuer bald geschafft, knapp drei Wochen noch und dann können die
beiden wieder eine Zeit lang durchschnaufen.
Den
Nachmittag verbrachten wir gemütlich im WoMo, wir haben Radio gehört, gespielt
und uns dann wie üblich ein wenig niedergelegt. Campen darf ruhig auch einmal
erholsam sein, man muss der Welt nicht jeden Tag mit Gewalt einen Haxen
ausreißen, wie man so sagt…
Dann
war eh schon wieder Zeit zum Abendessen – heute ist der Luis der Küchenchef,
quasi der „Maestro della Cucina“, denn Köchin Elisabetta hat bereits die
Heimreise in Richtung Polen angetreten. Gernot hat sich die Menüwahl heute
einfach gemacht und auch am Abend den Seelachs gegessen, Ilse hat sich mit
einer Currywurst zufrieden gegeben.
Dann
sind wir ins WoMo zurück, erst mal das Essen ein wenig sacken lassen. Direkt
neben uns hat sich im Laufe des Abends dann eine Gruppe VW-Bus-Camper formiert,
alles Allrad-Fahrzeuge. Sie haben sich schnell eine Art „Wagenburg“
eingerichtet und dann ist es ziemlich hoch hergegangen – mit Bier, Wein und
Lagerfeuer.
Prinzipiell
haben wir allergrößtes Verständnis für feierwillige Camper, sozialer Lärm stört
uns praktisch nie, lautes Lachen finden wir höchstens ansteckend. Was bei
VW-Bus-Campern aber zum veritablen Alptraum werden kann, sind die Schiebetüren
ihrer Fahrzeuge. Luis hat das mal so auf den Punkt gebracht: „Für mich hört es
sich immer so an, als hätte jeder VW-Bus 50 Schiebetüren.“ Vor allem natürlich
deshalb, weil VW-Bus-Camper die Angewohnheit haben, diese Schiebetüren alle
paar Minuten zu öffnen und unmittelbar danach wieder mit dem bekannten Geräusch
ins Schloss fallen zu lassen. Drei VW-Busse mit 50 Schiebetüren, das ergibt 150
Möglichkeiten, sich dieses ätzende Geräusch unzählige Male am Tag anzuhören.
Und
so war es dann auch – bis knapp vor Mitternacht vergingen nie zehn Minuten, in
denen KEINE Schiebetür zugeworfen wurde – echt nervig. Dazu kommt noch das
Lagerfeuer am Platz – jedes Fahrzeug hier hat Flüssiggas an Bord, da wirkt
heftiger Funkenflug nicht sehr beruhigend. Wie auch immer – kurz vor 24 Uhr ist
Luis dann angeradelt gekommen und hat dem Spuk – höflich aber bestimmt – ein
jähes Ende bereitet. Brav!
So
konnten wir dann endlich unseren Schlaf finden und eine ruhige Nacht
verbringen.
Sonntag, 25. September
2016
Heute
ist es weit weniger neblig als gestern, schon ab 9 Uhr scheint die Sonne vom
Himmel. Wir starten in diesen schönen Tag mit einem Frühstück im Restaurant –
das wird für heuer mit Sicherheit unser letzter Tag am Campingplatz Kesselberg
sein. Wir plaudern ausgiebig mit Gitti und Luis, es ist wie gesagt nicht mehr
allzu viel los am Platz, also haben die beiden ein wenig mehr Zeit, um sich zu
unterhalten.
Später
kommt dann noch die Polizei auf den Platz, sie suchen einen französischen
Camper, der mit seinem WoMo einen Unfall gehabt und Fahrerflucht begangen hat.
Sie finden ihn aber nicht, also ziehen sie unverrichteter Dinge wieder ab.
Wir
verbringen unsere letzten Stunden mit einem Pasch, räumen danach unser Häuschen
zusammen und ziemlich genau um 12 Uhr rauschen wir ab.
Die
Fahrt zurück nach Innsbruck ist reine Routine, wir sind diesen Weg mehr als
dreißig Mal gefahren, da kann uns nichts mehr wirklich überraschen. Der Verkehr
ist vor allem in Richtung Deutschland ziemlich stark, wir haben hingegen
keinerlei Probleme und fahren ohne jeden Stau nach Hause.
Als
wir unser Schneckchen in seiner Garage parken, wissen wir immer noch nicht, ob
das jetzt für heuer die letzte Fahrt gewesen ist. In knapp zwei Wochen ist in
Hard/Vorarlberg ein Konzert, das wir uns anschauen werden. Und wenn das Wetter passt,
dann fahren wir mit dem WoMo raus – mal sehen. Noch schaut der Wetterbericht
relativ gut aus, aber für zwei Wochen im Voraus gibt’s natürlich keine sicheren
Prognosen…