Dienstag, 22. Mai 2018

78. WoMo-Fahrt "Ligurien"

vom 9. Mai bis 22. Mai 2018 
von Innsbruck-San Bernardino-Ceriale-Imperia-Latte-Monaco-Celle Ligure-Bellinzona-Comer See-Malojerpass-Innsbruck - 1623km Wohnmobil und 229km Vespa
Kleiner Nachtrag zur letzten Reise. Erst kürzlich haben wir uns darüber unterhalten, dass wir mit unserem lieben Nasenbären noch nie Strafe bezahlt haben. Seit über acht Jahren nicht! Gut, im niederländischen Roermond haben wir mal ein fettes Strafmandat wegen unverschämten Falschparkens ausgefasst. Aus Kostengründen haben wir das damals nicht bezahlt und es ist auch nie eine Aufforderung dafür bei uns eingelangt. Aber jetzt hat es uns „erwischt“, kurz vor Garmisch sind wir – im dichten Reiseverkehr mitschwimmend – mit 65 km/h durch eine 50er-Zone gefahren. Zack – Front-Radar – das Bild zeigt eindeutig einen voll konzentrierten Gernot am Steuer, da brauchen wir nicht lang herum jammern. Mit 25 Euro zeigten sich die Bayern bei der Strafbemessung ja geradezu gnädig – in der Schweiz kostet so ein Vergehen locker 250 Franken, Scherz ohne! Wir haben die Strafe noch am selben Tag bezahlt – Bayern ist schließlich nicht Roermond.
So und jetzt starten wir unsere 78. Fahrt mit unserem geliebten Schneckchen:

Mittwoch, 9. Mai 2018
Unsere diesjährige Wohnmobil-Saison beginnt nun langsam richtig Fahrt aufzunehmen, zum ersten Mal fahren wir nämlich so richtig weg. Unsere liebe Ilse ist ja Lehrerin von Beruf(ung) und dieser Job beinhaltet hat leider auch, dass man sich  – ob man nun will oder nicht – großzügigen Ferien-Regeln zu unterwerfen hat. Ist ja nur wegen der Kinder! Und so hat Ilse 14 unterrichtfreie Tage vor sich, man könnte es auch Urlaub nennen. Sind aber die Pfingst-Ferien. Wurscht – für uns Wohnmobilisten sind solche freien Tage natürlich ein Segen und so haben wir schon eine ganze Zeit lang unsere Fahrt geplant.
Gestartet sind wir natürlich wie immer in Innsbruck, Ilse hatte noch Unterricht bis 13 Uhr 15 – auf die Sekunde pünktlich wurde sie von Gernot direkt vor dem Schultor abgeholt. Unsere Schnecke war schon vollgetankt, die Vespa am Motorradträger sicher vertäut – es konnte losgehen.
Wir werden uns an die Ligurische Küste verfügen, ein paar lässige Touren mit der Vespa unternehmen und unter anderem in Monaco vorbeischauen. So ist der Grob-Plan. Als erstes gehen wir in Zirl beim SPAR noch schnell einkaufen – eh nur einen Italienischen Salat und frische Semmeln, den Rest haben wir schon längst im WoMo gebunkert und einiges davon ist – Dank unseres Stromanschlusses in der Garage – schön vorgekühlt. Aber der Wurst-Salat wird unser Abendessen sein, denn wir nächtigen heute auf einem Stellplatz.
Von Zirl aus cruisen wir locker zum Arlbergtunnel, es gibt keinen nennenswerten Verkehr. Das Wetter ist bewölkt, kurz vor der Rheintal-Autobahn kommen wir sogar in richtig starken Regen, aber noch weit vor Feldkirch ist wieder alles trocken.
Die Schweiz heißt uns völlig unbeteiligt willkommen, wir haben nicht einmal so etwas Ähnliches wie einen Zöllner ausmachen können.
Wir nehmen die Autobahn in Richtung Chur, unser heutiges Etappenziel ist der San Bernardino-Tunnel. Der liegt schon ziemlich hoch, am Weg dorthin muss sich unser Häuschen zwar ein bisschen anstrengen, wir schwimmen aber ganz normal im Verkehr mit. Nach dem Tunnel befindet sich ein großer Stellplatz, da dürfen WoMo, LKW und Wohnwägen gratis (!) stehen, für Schweizer Verhältnisse ist das nachgerade eine Sensation. Und es kommt noch besser – es sind sogar Toiletten vorhanden und auch die sind kostenlos. Einen Kiosk gäbe es auch – er hat sogar noch offen, als wir gegen 18 Uhr am Parkplatz ankommen. Aber er vermag uns in mehrerlei Hinsicht nicht zu locken, die strammen Preise allein haben uns schon abgeschreckt.
Wir parken uns neben dem einzigen dort stehenden WoMo ein – im Laufe der Nacht sollten noch 12 andere WoMos und zwei Wohnwagen-Gespanne dazukommen. Von den LKW und Sattelschleppern ganz zu schweigen. Wobei – erwähnenswert wären vielleicht noch zwei Auto-Transporter – den die hatten jeweils 11 (!)  Smart aufgelegt. So viele Autos auf einem LKW haben wir auch noch nie gesehen.
Wir haben uns dann den köstlichen Italienischen Salat einverleibt und sind anschließend eine große Runde im Dorf San Bernardino spazieren gegangen. Also ohne Übertreibung – hier ist tatsächlich die Zeit stehen geblieben. Da ist seit 60 Jahren kein Hotel renoviert, kein Schild erneuert und keine Aufschrift nachgemalt worden. Man könnte jederzeit ein – sagen wir – Wilderer-Drama aus den späten 1950er-Jahren drehen – und man müsste an der Kulisse ÜBERHAUPT nichts ändern. Allenfalls ein oder zwei Satelliten-Schüsseln abmontieren. Wir kennen solche Ortsbilder noch aus unserer frühesten Kindheit, so hat es 1965 in St. Jodok, in der Leutasch oder in Gries am Brenner auch ausgesehen. Ilse hat eh ein paar Fotos gemacht, da kriegt man einen ganz guten Eindruck von diesem Ort. Bei unserem Rundgang war – bis auf eine müde Pizzeria – jedes Hotel und jedes Geschäft geschlossen, hier ist höchstens im Winter ein bisschen was los, der berühmte Bär steppt aber ganz woanders. Weil in den Schaukästen der Restaurants die Speisekarten hängen, machen wir uns einen Spaß und lesen die Preise. Die sind aber gar nicht so lustig und liegen – über den Daumen gepeilt – beim Doppelten von uns daheim. Und wir sind ja schon ein Hochpreis-Land. Wurscht – es zwingt einen ja niemanden, in der Schweiz essen zu gehen.
Wir konsumieren dann aber doch auch etwas – wenn gleich nur ein Eis in der nahegelegenen Tankstelle. Das kostet schlanke 2,90 Schweizer Franken. Es werden dankenswerterweise auch unsere Euro genommen – 2,90 bitte. Unser Euro-Münzgeld nimmt die Kassiererin nicht, dafür gibt sie uns auf den 5-Euro-Schein 2,10 Franken zurück. Gratulation – gleich zwei Mal beim neuen Schweizer Volkssport „Tun-wir-einfach-so-als-wäre-der-Franken-gleich-viel-wert-wie-der-Euro“ mitgeschnitten! Das ist schon ganz schön dreist, das läuft jetzt schon seit Jahren und da werden unglaubliche Summen ganz einfach so eingesteckt. Praktisch überall wird der Euro mit dem Franken 1:1 umgerechnet – wenn einmal eine Ausnahme gemacht wird, dann weisen riesige Schilder darauf hin. Uns kann es ja eh wurscht sein – aber ganz ehrlich gesagt: Dass da beinahe ALLE so dreist bei diesem Wechselbetrug mitmachen, das macht uns die Schweiz nicht unbedingt sympathischer.
Nach einem lässigen Pasch auf über 1.600 Metern Seehöhe haben wir uns dann zur Nachtruhe begeben. Es wird heute Nacht kalt werden, die Heizung haben wir dennoch ausgeschalten. Dafür schlafen wir heute wieder einmal gemeinsam im Alkoven-Bett – so eng aneinander-gekuschelt werden wir die Nacht garantiert schadlos überstehen.

Donnerstag, 10 Mai 2018 
Was war das für eine feine Nacht am Parkplatz beim San Bernardino-Tunnel! Es war wie erwartet ziemlich kalt, in der Früh hatte es draußen gerade einmal 5 Grad – im Inneren wenigstens das Doppelte. Die tapfere Ilse hat sich dann aufopfernd aus den warmen Decken geschält und die Heizung aufgedreht, ein Viertelstunde später hat sich dann Gernot bei bereits wohligen 21 Grad an den Frühstückstisch gesetzt. Der Kaffee weckte unsere noch müden Lebensgeister und die Katzenwäsche mit eiskaltem Wasser in der öffentlichen Toilette machte uns dann endgültig munter. Und so sind wir schon kurz nach 7 Uhr früh in Richtung Ligurische Küste aufgebrochen. Ach ja - wieder einmal hat Gernot vor dem Wegfahren vergessen, unsere brave Trittstufe einzupacken. Zum Glück sind wir nicht drübergefahren - Ilse hat das Missgeschick heute einmal fotografiert.
Wir haben uns in Ceriale einen Campingplatz ausgespäht – Ceriale ist gut 360 Kilometer weit weg – eine lockere Tagesetappe also. Die ersten beiden Stunden der Fahrt waren ein Traum, wir waren zum Teil völlig alleine auf der Autobahn unterwegs und bis Lugano führte der Weg durch echt lässige Gegenden, durch Wälder und Schluchten, einfach herrlich.

Zwischendurch wurden wir von einer Rocker-Partie auf ihren schweren Harleys überholt, Gernot hat das Chapter schon lange im Rückspiegel gesehen, weil sie natürlich in Formation gefahren sind. Ist irgendwie immer wieder lässig, ein Anklang an alte Easy-Rider-Zeiten, wir haben auf unseren Reisen schon oft Gruppen von Bandidos oder Hells Angels gesehen. Wie eh jeder wahrscheinlich. In der Nähe von Mailand war dann urplötzlich Schluss mit Lustig, denn da sind wir in einen der grausamsten Staus unserer Wohnmobilisten-Karriere geraten. Es war ein Stau der allerschlimmsten Sorte – also 20 Meter fahren, zwei Minuten stehen, 35 Meter fahren, drei Minuten stehen. 0 Meter fahren, fünf Minuten stehen. Ein Alptraum – zwei (!!) volle Stunden lang, vielleicht sogar zweieinhalb. Und danach waren wir keine zehn Kilometer weiter gekommen. Nervtötend! Das Ganze noch dazu ohne jeden Unfall und ohne jede Baustelle! Einfach Verkehrsüberlastung – zu viele wollten in die gleiche Richtung, wir eh auch. 

Es gibt nicht viel Schöneres, als nach einem langen Stau wieder freie Fahrt zu haben und so war es natürlich auch diesmal. Allerdings wurden wir in der Nähe von Genua noch einmal in unserem Vorwärtskommen gebremst – diesmal sind wir mit einer guten dreiviertel Stunde Stop-and-go noch halbwegs glimpflich davongekommen. Bei Alessandria sind wir dann auf die für unser Tagesziel „richtigen“ Autostrada gewechselt und diese A10 von Genua nach Ventimiglia ist eine unglaublich aufwändig errichtete Autobahn. Gernot hat eh spaßhalber gemeint, er wäre gerne dabei gewesen, wie das erste Mal ein Architekt den Plan dieser Autobahn vorgelegt hat. Denn da führt kaum einmal ein Meter Straße über normalen Untergrund bzw. Boden – man fährt praktisch nur über Brücken, Viadukte, Talübergänge und durch unzählige Tunnels. Es werden sicher über 50 gewesen sein. Und das auf wenig mehr als 100 Kilometer.
Kurz nach 15 Uhr sind wir dann endlich in Ceriale abgekommen, für die 340 Kilometer vom San Bernardino-Tunnel bis hier her haben wir mehr als acht Stunden lang gebraucht – Stau sei Dank. Den Campingplatz haben wir dann auf Anhieb gefunden, kein Wunder, wir waren vor acht Jahren schon einmal hier. Der Platz hat sich sehr gut weiterentwickelt, es gibt jetzt auch ein Restaurant, damals haben wir gar nichts zu essen bekommen. Der Swimming-Pool ist auch schon eingelassen und die sanitären Anlagen sind in Top-Zustand. Wir buchen uns gleich einmal für drei Nächte ein – was uns sehr gefällt ist, dass wir auf die Frage, wo wir uns hinstellen dürfen, nur eine ausladende Handbewegung ernten: „Where ever you want.“ Wir brauchen nicht lange herum suchen und stellen uns auf einen perfekten Platz in der Nähe des großen Waschhauses. Wir sind gerade beim Abladen der Vespa, da hören wir vertraute Klänge: „Ja, was machen denn die Innsbrucker da?“ werden wir von einer Frau angesprochen. Wir kennen sie zwar nicht, aber sie begrüßt uns wie Best-Friends. Passt schon, wir freuen uns eh auch immer, wenn wir wo Tiroler stehen sehen. Die Dame jammert ein wenig übers Wetter und hofft sehr, dass wir etwas Sonnenschein mitgebracht haben. Also wenn die Sonne in unseren Herzen auch gilt, dann kann sich die gute Frau gleich einmal vorsorglich eincremen.
Schnell sind wir am Platz eingerichtet – ausnahmsweise müssen wir unseren Nasenbären noch einmal um 180 Grad wenden, damit wir nicht Tür an Tür mit den Nachbarn stehen – Gernot hatte in seiner Euphorie über den schönen Stellplatz nicht darauf geachtet. Wir stecken den Strom an, stellen Faltstühle und den Tisch auf – um in den Camping-Modus zu wechseln brauchen wir längst keine fünf Minuten mehr. Nach der anstrengenden Anfahrt zischen wir erst mal ein kaltes Bierchen (Gernot) und einen süß gespritzten Weißwein (Ilse). Dann spielen wir uns einen ersten Pasch aus und danach gehen wir zum Pool hinauf, Ilse würde gerne eine Runde schwimmen. Tatsächlich wirft sich die Tapfere ins Wasser, obwohl dieses die Temperatur von kaltem Leitungswasser hat – 20 Grad wenn’s viel ist. Ilse schwimmt ganze vier Längen im 20 Meter Pool und ist danach so kalt wie ein tiefgefrorenes Fischstäbchen. Aber die Sonne wärmt sie dann doch recht rasch wieder auf und wir relaxen noch eine ganze Zeit gemütlich auf den Liegen. 

Dann meldet sich ein dezentes Hüngerchen, also verfügen uns danach ins Restaurant. Eigentlich wollen wir uns etwas To-Go mitnehmen, dann entscheiden wir uns aber doch für die Restaurant-Variante. Ilse gönnt sich ein Hühnerschnitzel mit Pommes, Gernot lässt sich die frittierten Meeresfrüchte kommen. Beides hat erwartungsgemäß und gut geschmeckt, vor allem war das Essen reichlich. Danach haben wir uns zurück in unser geliebtes Häuschen begeben und den Tag fein ausklingen lassen.
Wir haben direkte Nachbarn mit einer Katze und dieses Tier verdient eine Erwähnung. Sie ist dreifärbig, eine so genannte „Glückskatze“ und sie ist den ganzen Tag über nie angeleint. Vom Charakter her ist sie ziemlich außergewöhnlich, denn sie lässt zum Beispiel Vögel vollkommen in Ruhe. Die vielen Amseln und Spatzen hier scheinen das zu wissen, denn sie tanzen der Katze buchstäblich vor der Nase herum – jedenfalls kein eineinhalb Meter weit entfernt. Die Nacht verbringt die schöne Katze im Freien und auch wenn die Besitzer weggehen, bleibt sie allein beim Wohnwagen zurück. Auf uns reagiert sie nicht im Geringsten, obwohl wir sie begrüßen und anlocken – ja sogar als wir das Säckchen mit den Knuspertaschen klappern lassen, schaut sie nicht einmal zu uns herüber. Auch nicht heimlich, wir sind ihr so wurscht, wie man als Mensch einer Katze nur wurscht sein kann. Passt schon! Aber wir würden zu gerne wissen, wie man so ein Camper-Leben einer Katze angewöhnen kann, ob es da bestimmte Tricks gibt oder so. Aber die Besitzer sprechen nur Italienisch und so weit reichen unsere Sprachkenntnisse leider nicht. In der Nacht war die Katze übrigens deutlich zu hören – entweder ist sie rollig oder sie hat eine andere Katze „bedroht“. Die Töne, die sie dabei von sich gegeben hat, waren jedenfalls sehr unheimlich.
Wir sind an diesem ersten Abend an der Ligurischen Küste schon kurz nach 22 Uhr in unsere Betten gekrochen und es hat nur Minuten gedauert, bis wir beide tief und fest geschlafen haben.
Freitag, 11. März 2018
Die erste Nacht am Campingplatz „Baciccia“ in Ceriale war wirklich sehr angenehm, es ist auch nicht wirklich kalt geworden. Und das, obwohl wir die ganze Nacht ein Alkoven-Fenster und eine der Dachluken geöffnet hatten. Man merkt halt schon deutlich dass mediterrane Klima. Als wir den Kaffee genießen, ist es noch nicht einmal 8 Uhr und wir sehen, dass uns heute vom Wetter her ein schöner Tag erwartet. Noch ist es für eine Ausfahrt mit der Vespa etwas zu frisch, also warten wir noch ein wenig ab. Dank des Wegfalles der Roaming-Gebühren schauen wir uns in den heimischen Gazetten um und freuen uns schon jetzt darauf, dass unser FC Wacker Innsbruck heute Abend das Entscheidungsspiel um den Meistertitel austrägt. Gegen den SV Ried, wir werden dann versuchen, via Radio-Life-Stream dabei zu sein.
Gegen 10 Uhr ist es dann so warm geworden, dass wir unseren roten Roller anwerfen und losfahren. Wir biegen auf der Hauptstraße nach links ab und cruisen einfach der Küstenstraße entlang. Wir kommen dabei durch viele kleinere Orte, biegen immer wieder einmal auf Nebenstraßen ab und lassen uns einfach so dahintreiben. Teilweise erinnert uns die Straßenführung an die legendäre Amalfi-Küste, oft folgen gleich mehrere S-Kurven aufeinander. Es ist ein derartiger Traum, mit der Vespa über solch kurvenreiche Straßen zu fahren, es möchten einem glatt die Worte dafür ausgehen. Natürlich bleiben wir hie und da stehen und schauen einfach nur so aufs Meer hinaus bzw. aufs Meer hinab. Das Wetter ist absolut perfekt für eine Ausfahrt – es hat wahrscheinlich nicht einmal 25 Grad, wir haben jedenfalls nie zu heiß, obwohl wir unsere Lederjacken anhaben.

In Noli machen wir dann einen kurzen Break – ein Käffchen wäre super. Nun, das ist in Italien natürlich kein Problem, also steuern wir eine Strand-Bar an der Promenade an. Die haben auch einen netten Gastgarten mit Meerblick und noch vor dem Hinsetzen findet Gernot die erste Münze. Wir sammeln ja verlorenes Metall-Geld (einen 5er Schein haben wir auch schon gefunden) und freuen uns über jedes Cent-Stück. Diesmal war es eine 1-Cent-Münze – völlig wurscht – sie ist uns genau so viel wert wie ein 2-Euro-Stück. Gernot hat vor Reiseantritt übrigens Spaß halber gemeint, als Minimal-Anforderung an diese Fahrt wären 3 Münzfunde und 3 Vespa-Modelle (natürlich ausschließlich in rot) angemessen. Wir werden noch sehen. Jetzt steht es jedenfalls 1:1, denn ein Modell eines roten Rollers haben wir schon an einer Autobahn-Tankstelle gefunden, eine Kühlschrank-Magnet-Vespa für schlanke 3 Euro.
Der Kaffee in Noli war super, auch die Spezial-Croissants, die wir uns dazu gegönnt haben. Allerdings sollte Gernot mittlerweile gelernt haben, dass man in Italien möglichst keinen „Caffe“ bestellen sollte, wenn man einen Kaffeedurst hat. Denn unter einem „Caffe“ versteht man hierzulande einen Espresso und auch vier Tassen dieses herrlichen Getränkes würden wohl kaum keinen Fingerhut füllen. Es ist nicht einmal ein einziger, richtiger Schluck – es werden nur Lippen, Gaumen und Rachen ein wenig benetzt. Aber sogar dieser Anklang an Kaffee lässt das Herz höher schlagen – besser geht nicht. Aber bitte mehr davon! Nächstes Mal bestellen wir wieder Cafe Cappuccino oder einen Cafe Latte, dann haben wir mehr von dem unbeschreiblichen Genuss italienischer Barrista-Kunst.
Nach dem Kaffee-Break haben wir unsere lässige Fahrt fortgesetzt. Meistens sind wir die Küstenstraße entlang gefahren und immer wieder entweder nach links oder rechts abgebogen. Es war dann schon ziemlich genau Mittag, als wir in der Stadt Spotorno angekommen sind. Beim Durchfahren konnten wir schnell eine Fußgängerzone ausmachen und parkten unser Moped direkt davor ein. Übrigens sind wir nicht die ersten Österreicher, die sich hierher verirrt haben – eine gewisse Margaritha von Österreich war im 17. Jahrhundert auch schon mal da. So wird es zumindest auf einer Art Triumpf-Bogen kund getan, der sich nahe am Meer befindet. Die Habsburger waren in Europa echt überall, wie es scheint …

Wir spazierten durch den historischen Ortskern und hielten unsere Augen nach roten Vespa-Modellen offen. Lange mussten wir nicht suchen, schon am allerersten „verdächtigen“ Shop haben wir dann zwei Mal zugeschlagen: eine weitere Magnet-Vespa, diesmal mit dem Schriftzug „Finale Ligure“ am Sattel und ein schönes, detailreiches Modell einer 200er, das wir (hoffentlich) noch nicht haben. Lustig war der Verkäufer, Gernot hat ihn zuerst für einen Inder gehalten, er war aber aus Bangladesch und Gernot meinte: „From Dakka?“ Da war der Junge derart gerührt, dass ihm sofort die Tränen in die Augen gestiegen sind. Die bloße Erwähnung seiner Heimatstadt packte ihn so richtig an und als wir bezahlt hatten meine er: „Please wait!“ und verschwand noch einmal in seinem Geschäft. Schnell war er wieder da, überreichte uns einen Kühlschrank-Magneten in Form einer Rotweinflasche, verpackt in einem netten Säckchen. „Gift for you!“ strahlte er übers ganze Gesicht, was für ein netter Bursche. Wir haben uns jedenfalls sehr gefreut und es ist das allererste Geschenk, das wir je in einem Souvenir-Ramschladen bekommen haben. 
Wir haben dann unsere Jagd nach Vespa-Modellen fortgesetzt und keine zehn Minuten hatten wir zwei weitere Treffer gelandet. Eine rote Vespa mit integrierter Schneekugel und eine rote Vespa mit zwei Eulen (!!) als Passagiere. Und dann erspähte Ilse von Weitem ein großes Badehandtuch, bedruckt mit vielen Vespas, darunter eine rote, das gilt auch. Das war es aber dann für heute, wir haben dann gar nicht weiter gesucht, denn wir wären wohl noch öfters fündig geworden. Aber wir wollen es nicht übertreiben, morgen ist auch noch ein Tag und übermorgen und …

Beim Herumspazieren ist Ilse dann ein verführerischer Duft in die Nase gestiegen – eindeutig Pizza, eventuell eine „Aglio e Olio“ Variante. Irgendwie war der Platz aber viel zu laut, denn in der Nähe wurde gerade ein Haus renoviert und die ätzenden Geräusche von Pressluft-Hämmern und Schlagbohr-Maschinen sind durchaus verzichtbare Beilagen zu einem gemütlichen Essen. Wir haben uns dann entschieden, lieber die 20 Kilometer zu unserem Campingplatz zurückzufahren. Dort haben wir noch Parmesan und Salami im Kühlschrank oder wir holen uns für 7,50 Euro eine Pizza aus dem Restaurant.
Es ist dann aber eh anders gekommen, denn bei der Durchfahrt von Finale Ligure hat Ilse aus dem Augenwinkel einen großen Markt erspäht. Zwar waren die gerade beim Zusammenpacken, aber wir haben trotzdem zweimal zugeschlagen. Zum einen bekam Gernot einen neuen Gürtel, denn intelligenterweise hat er sich keinen von daheim mitgenommen. Nach ein wenig Herumsuchen wurden wir dann fündig und jetzt komplettiert ein wunderschönes rotes Modell Gernots Sammlung an ledernen Leibriemen. Zur grünen Jean schlägt er sich vielleicht ein wenig, aber zur gelben Hose und vor allem zu Gernots roten (!) Lederschuhen (er nennt sie „Meine Papst-Schuhe“) passt er ausgezeichnet. Den zweiten Zuschlag bei unserer Runde über den Markt hat dann noch der Hendl-Griller erhalten und wir sind mit mehr als einem halben Kilo knuspriger Hühnerschenkelchen in Richtung Campingplatz abgerauscht. 
Dort haben wir uns dann über das noch warme Essen hergemacht und sind beide völlig satt geworden – und das für gerade einmal 5 Euro! Köstlich. Nach einem feinen Verdauungspasch sind wir dann noch einmal mit dem Roller losgefahren, wir könnten vom nahe gelegenen LIDL-Markt ein paar Kleinigkeiten brauchen. Vorerst sind wir aber noch mit der Vespa herumgefahren und wieder ziemlich weit herumgekommen. Auch diese Fahrt war extrem lässig, mit der wendigen Vespa sind wir „King of the Road“, ob Verkehr herrscht oder nicht kann uns dabei vollkommen egal sein. Dann überholen wir halt – zu 99 Prozent wird uns immer und sofort aufmerksam Platz gemacht, das restliche eine Prozent schaut halt grad nicht in den Rückspiegel. 
Bei der Rückfahrt schauen wir dann beim LIDL vorbei und Joghurts, Schoko-Pudding, Chips und eine Tube Zahnpasta dürfen mit uns kommen.
Am Campingplatz angekommen hat es Ilse noch einmal zum Pool hinaufgetrieben und sie hat sich tatsächlich wieder ins Eiswasser gewagt und ist brav ihre Längen geschwommen. Gernot hat sie dabei durch seine Anwesenheit zumindest moralisch unterstützt, selber würde er bei solchen Temperaturen nicht einmal eine müde Zehe ins Wasser hängen. Am Nachmittag haben wir uns dann wieder einen lässigen Pasch-Fight geliefert, bis 19 Uhr konnten wir gemütlich im Freien sitzen. Dann ist die Temperatur unter die 20 Grad-Marke gesunken und wir haben uns ins Innere unserer lieben Schnecke verfügt. Wir haben uns dann die Musik-Anlage aufgebaut – das Wacker-Match wird auf Life-Radio übertragen und wir werden es streamen. Als haben wir unsere Activ-Power-Boxen an den Strom angeschlossen, mit dem Handy verbunden und konnten in allerbester Qualität das Spiel verfolgen. Der Moderator Rainer Dierkes sorgte für eine authentische Live-Stimmung und wir fieberten mit. Am Ende siegten die Innsbrucker verdient mit 3:1 und sind damit nicht nur fix in Österreichs höchste Spielklasse aufgestiegen sondern sind noch dazu vorzeitig Meister geworden. Jetzt stehen noch drei Spiele an – das Saison-Finale am 25. Mai werden wir uns am Tivoli live anschauen – Nadja und Christian kommen auch mit
Derart euphorisiert – Gernot geht ja seit den späten 1960er Jahren regelmäßig „Wacker schauen“ – haben wir noch einen Feier-Trunk zu uns genommen und sind dann ins Bett gegangen, da wird es 23 Uhr gewesen sein. Übrigens sind wir heute fast genau 100 Kilometer mit der Vespa unterwegs gewesen, morgen könnten es ohne Weiteres noch einmal so viele werden – wir hätten jedenfalls nix dagegen. Das Wetter müsste halt mitspielen, es sieht aber eh ganz gut aus …

Samstag, 12. Mai 2018 
Eigentlich wissen wir schon beim Aufstehen, dass das heute eher ein Schlunz-Tag werden wird. Das Wetter zeigt sich nicht von der allerbesten Seite, zwar kein Regen, aber es könnte jederzeit dazu kommen. Also frühstücken wir in aller Ruhe und kümmern uns dann ein wenig um unseren Blog.
Ilse ist dann mit unseren Nachbarn ins Gespräch gekommen, die mit der außergewöhnlichen Katze. Nun dieses Tier ist wirklich sehr außergewöhnlich, denn sie gehört NICHT den beiden Campern, sondern ist eine Streuner-Katze, die sich halt füttern lässt. Während des ganzen Aufenthaltes der beiden weicht ihnen die Katze nicht von der Seite, also das ist schon etwas ganz Eigenes. Uns ignoriert sie nach wie vor völlig, wahrscheinlich hat sie noch nicht einmal auch nur in unsere Richtung geschaut.
Gegen Mittag hat sich dann das Wetter so weit stabilisiert, dass wir einen Ausritt mit unserem roten Pferdchen wagen konnten. Zuerst sind wir einfach auf der Hauptstraße nach rechts abgebogen und drauf los gefahren. Ein Traum wieder einmal – wir haben uns einfach treiben lassen und sind der Ligurischen Küste entlanggefahren, das Meer fast immer im Blickfeld. So sind wir bis Alassio gekommen, dann hatten wir vorerst genug vom ziellosen Herumfahren und sind ins Zentrum von Ceriale zurückgeblattelt. Dort haben wir zuerst unser Moped aufgetankt, das ist ja auch immer ein besonderer Thrill in Italien. Denn meistens gehen keine vier Liter in den Tank und damit fallen schon einmal die Tankautomaten weg. Also müssen wir immer Ausschau nach einer Tankstelle mit Bedienung halten und die sind in Italien so rar gesät wie Eisstadien am Nordpol. Aber wir hatten Glück – das Kassenhäuschen war tatsächlich besetzt und der Mann trug sogar Dienstkleidung! Allerdings freuten wir uns zu früh, denn er war zwar Tankwart, aber nicht fürs Kassieren zuständig, wenn er nicht selbst betankte. Und fürs Betanken war er irgendwie auch nicht zuständig. Doch Ilses flehentlichem Blick konnte er nicht widerstehen, also fütterten wir den Tankautomaten mit einem 10er, tankten für 6,02 Euro und er gab uns großherzig 4 Euro zurück. Immer so ein Theater beim Tanken.
Wir sind anschließend eine große Runde durch Ceriale gewandert, viel gibt der Ort aber nicht her. Eigentlich hatten wir ein kleines Hüngerchen, doch keines der zahlreichen Angebote mochte uns wirklich locken. Also setzten wir uns wieder auf unseren Roller und fuhren zum Campingplatz zurück. Vorher machten wir noch Halt beim „Mercato“, der nur ein paar hundert Meter von unserem Platz entfernt ist. Wir werden uns ein paar Sachen besorgen, jeden Tag wollen wir auch nicht ins Restaurant gehen. Als allererstes finden wir ein wunderschönes Modell einer roten Vespa, aufgepeppt mit einer Union-Jack-Flagge. Für 7,50, das ist in Ordnung. Dann kaufen wir uns noch die so liebgewonnenen Tortellini, heute mit Schinkenfüllung. Dazu natürlich Butter, einen Salat nehmen wir uns auch noch mit, ebenso Tomätchen und ein paar Joghurts. Das wird wieder ein feines Essen geben!
Mit unserer Beute sind wir zum WoMo zurück und haben erst mal einen lässigen Pasch gemacht. Die Vögel zwitschern, es ist angenehm warm, wir haben eine richtig feine Zeit. Am Nachmittag gönnen wir uns ein kleines Schläfchen und nach dem Aufwachen verfestigt sich immer mehr die Gewissheit, dass wir heute doch keine Lust mehr haben zu kochen. Also gehen wir die paar Meter ins Restaurant hinauf, Ilse lässt sich einen Toast mit Schinken und Gemüse schmecken und Gernot verdrückt eine Pizza Diabolo. Beides war wieder sehr gut und günstig – die eineinhalb Liter Flasche „Aqua Minerale senza Gas“ kostete nur bemerkenswerte 1,50 Euro.
Satt sind wir zum WoMo zurückgeschlurft – wir haben neuen Nachbarn bekommen – Oberösterreicher, also sind wir jetzt eine richtige Ösi-Ecke. Aber eh nicht lange, morgen fahren wir wieder weiter. Ilse hat dann die Rechnung bezahlt, brave 57 Euro für drei Tage und sie ist gleich noch mit einem kleinen Geschenk verabschiedet worden – einem hübschen Korkenzieher.
Nach einem Gute-Nacht-Päschchen haben wir uns dann zur Ruhe begeben, das wird deutlich vor Mitternacht gewesen sein.

Sonntag, 13. Mai 2018
Die letzte Nacht in Ceriale war wieder sehr angenehm, hier ist es wirklich ruhig. Dabei haben wie Camper-Nachbarn, die mit einem VW-Bus und zwei kleinen Kindern unterwegs sind. Aber die Kleinen sind sehr brav, am ehesten verbreitet noch die Mutter ein wenig Stress. Später kommt sie dann zu Ilse und übergibt uns eine angebrochene Packung Toastbrot und einen beinahe vollen Liter H-Milch. Sie brechen heute zu einer Mittelmeer-Kreuzfahrt auf und da können sie die Sachen nicht brauchen. Wahrscheinlich hat sie der – in ihren Augen traurige – Anblick unseres alten Nasenbären so karitativ werden lassen … 
Wir lassen den Tag ganz gemütlich angehen und frühstücken in aller Ruhe. Dann bereiten wir die Abfahrt vor, das geht uns wie immer locker von der Hand, auch die Vespa lässt sich nicht lange bitten und rollt beinahe alleine auf ihren Träger. Dann noch schnell unter die Dusche und Tschüss du schöner Campingplatz „Bacicca“, vielleicht sehen wir uns ja noch ein drittes Mal.
Diesmal vergessen wir unser liebe Staffl nicht denn wir haben beide ein wachsames Auge auf sie ;-) 






Wir haben es heute überhaupt nicht weit, zu unseren Tagesziel Imperia sind es nur wenig mehr als 40 Kilometer. Wieder geht nahezu die ganze Fahrt der schönen Ligurischen Küste entlang, das Wetter ist ideal zum Reisen. Wir sind diesen Weg vor acht Jahren schon einmal gefahren und immer wieder werden Erinnerungen daran wach. So zum Beispiel die Durchfahrt durch die Innenstadt von Imperia – schnurgerade durch die alten Bürgerhäuser hindurch, vielleicht dreieinhalb Meter breit. Ein lässiger Anblick.
Unser Campingplatz „Eucalyptus“ befindet sich nur ein paar Meter vor dem Ortsende Imperias und wir kriegen dort ein schönes Plätzchen zugewiesen bzw. können es uns selber aussuchen. Die Platzwahl übernimmt meistens Ilse, sie hat das bessere Auge für einen feinen Stellplatz. Das verwirrt unseren Campingplatz-Betreiber ein wenig, denn er wundert sich, dass Gernot beim WoMo zurückbleibt. Ilse entscheidet sich dann schnell und unkompliziert, Gernot wird zum Stellplatz gelotst und wir laden als erstes natürlich unsere Vespa ab. Dabei kommt uns entgegen, dass hinter unserer Parzelle die Straße steil ansteigt und diese Schräge nutzen wir aus – der Roller kann völlig mühelos abgeladen werden.

Dann richten wir uns am Platz ein – wir stehen unter Bäumen, die gerade voll blühen. Das sorgt für einen Dauerregen an winzigen Blüten, sofort ist alles davon übersät. Auch unsere Häupter, also fassen wir unsere Schildkappen aus. Weiter stört uns der Blütenregen aber nicht, so ist es halt. Auch wenn wir jetzt schon wissen, dass es uns die kleinen Blüten beim Wegfahren vom Dach über die Luken ins Innere unseres WoMos wehen wird – das kennen wir bereits.
Das Wetter ist schön und mit gut 20 Grad angenehm mild, also knattern wir mit der Vespa los. Wir wollen Imperia einen kleinen Besuch abstatten, mal schauen, was da so los ist. Wir finden sogleich einen großen Markt und wandern brav alle Stände ab. Es wird aber gar nichts angeboten, was unser Interesse wecken könnte, allenfalls ein Buch über Vespas – es ist auf Italienisch, kostet 4 Euro, am Retourweg werden wir es mitnehmen. Einen Verkaufswagen mit warmen Speisen suchen wir vergebens, Parmesan und Salami hätten wir zwar kaufen können, wir haben aber noch beides im WoMo-Kühlschrank.
Wir verlassen dann den Markt – das Vespa-Buch haben wir schlicht und ergreifend vergessen – und gehen zum Moped zurück. Am Weg dorthin erspähen wir eine hell glänzende Münze am Boden, Gernot hebt sie auf und meint: „Ich hab sie zuerst gesehen.“ Worauf Ilse trocken antwortet: „Ja, aber du hast nicht genau genug geschaut“ und übergibt Gernot gleich zwei weitere Münzen, die in unmittelbarer Nähe der ersten am Boden gelegen sind. Ein Dreifach-Münz-Fund, geil. Und es wurde fünf Minuten später gleich noch besser, denn da hat Gernot zwischen zwei parkenden Autos gleich das nächste 2-Cent-Stück liegen gesehen und selbstverständlich nicht liegen gelassen. Mittlerweile steht es übrigens im Match Münzgeld-Funde gegen rote Vespa-Modelle 5:10 für die Vespas. Wir werden diesbezüglich ein wenig auf die Bremse steigen müssen, denn wir könnten jeden Tag gleich mehrere Vespa-Modelle kaufen. Uns geht ja dhein schön langsam der Platz dafür aus. Aber gegen das Auffinden von verlorenem Metall-Geld haben wir nichts einzuwenden, so viel Platz haben wir allemal …
Wir sind dann mit der Vespa ans Meer runtergefahren, genauer gesagt zur Anlagestelle der Super-Yachten. Unglaublich, was da für Luxus-Boote vor Anker liegen. Wir haben direkt an der Mole ein kleines Päuschen gemacht und Ilse hat derweil die einzelnen Yachten gegoogelt. Siehe da – jedes einzelne der Boote – es waren fünf oder sechs – kann man mieten. Allerdings zu Preisen, die einem buchstäblich den Atem rauben. So kostet zum Beispiel die Yacht „Andiamo“ – an die 60 Meter lang und mit 12 Mann Personal an Bord – unfassbare 400.000 Euro die Woche. Und es haben in den Suiten, VIP-Rooms und anderen Luxus-Kajüten gerade einmal 12 Personen Platz. DAS muss man sich auch erst einmal leisten können/wollen. Auch die anderen Yachten liegen alle in dieser Preisklasse, den einzigen Ausreißer nach unten lieferte die „Aranxia II“, die geht um 185.000 Euro die Woche her. Dafür schaut sie eher aus wie ein Kriegsschiff ohne Waffen, als eine Luxus-Yacht. Für uns wäre das sowieso nix, soviel Geld könnten (und werden!) wir gar nicht haben.
Wir sind dann ins WoMo zurück und haben uns ein lässiges Match am Pasch-Ring geliefert. Nach einem gepflegten Nachmittags-Schläfchen sind wir noch einmal aufgebrochen und ein paar Kilometer weit herumspaziert und auch ans Meer hinunter gegangen. Der Himmel ist längst dicht bewölkt und die pechschwarzen Wolken bestätigen die angekündigte Schlechtwetter-Front. Die Eisheiligen also, haben sie uns auch hier an der Ligurischen Küste erwischt.
 
Wir kommen aber noch trockenen Fußes und Hauptes am Campingplatz an und widmen uns erneut unserem Lieblings-Spiel. Direkt daran anschließend – da wird es schon locker 21 Uhr gewesen sein, kochen wir uns dann das Abendessen.
Dazu müssen wir lediglich einen Topf mit Salz-Wasser aufstellen und unser kleines Pfännchen für die braune Butter. Gernot reibt inzwischen eine Riesen-Portion Parmesan auf und mix die Salat-Marinade zusammen. Die Tortellini müssen gerade einmal 1(!) Minute im kochenden Wasser baden und schon sind sie servierfertig. Ein aufwändiges Essen schaut also anders aus. Noch dazu sind diese Italienischen Teigwaren immer wieder auf’s Neue ein Genuss, egal ob Tortelloni, Tortellini, Ravioli, Quadrati oder wie immer sie auch genannt werden. Das Angebot an diesen Spezialitäten ist in Italien derart reichhaltig, so alt können wir gar nicht werden, dass wir die noch allen kennenlernen. Jedenfalls hätten wir nicht das geringste Problem, zwei, drei Mal die Woche diese Pasta-Variationen zu essen, die anderen Tage kann man in Italien ja eh Spaghetti oder Pizza genießen. 
Nach dem Essen ist die liebe Ilse dann noch aufopfernd das Geschirr abwaschen gegangen, vor allem das Pfännchen mit den Butterresten wehrt sich am nächsten Tag meist sehr erfolgreich einer gründlichen Reinigung. Leider steht bei den Geschirr-Abwasch-Becken kein warmes Wasser zur Verfügung, wahrscheinlich aus Kostengründen. Also müssen wir dem Camping „Eucalyptus“ in Imperia einen dicken Minus-Punkt geben, denn bei 30 Euro Tagesgebühr darf man warmes Wasser erwarten. Bei den Waschbecken im Sanitär-Haus gibt es übrigens auch nur kaltes Wasser und die Dusche gibt gerade mal lauwarmes Wasser her. Das ist alles nicht ganz so lässig. Allerdings kompensiert der Platz diesen etwas nachlässigen Service mit seiner außergewöhnlichen Schönheit. Er ist weit mehr ein wunderschön angelegter Park, als ein Campingplatz. Und ein Park war das früher wohl auch, das beweist das große, Schloss-artige Herrscherhaus, das von einem Chirurgen bewohnt wird (so steht es zumindest am Tür-Schild). Der ursprüngliche Campingplatz lag etwas unterhalb des heutigen, die alte und längst verwitterte Zufahrt ist immer noch zu sehen. Sympathisch macht uns den Platz auch die Tatsache, dass er von zahlreichen Katzen bewohnt wird, wir zählen mindestens fünf. Aber sie sind alle relativ scheu und machen einen großen Bogen um alle Camper. Ein richtig lässiger Platz also – aber wie gesagt, an einer etwas großzügiger Ausgabe von warmem – noch besser heißem –  Wasser darf hier ruhig noch gearbeitet werden.
Später hat dann Regen eingesetzt und wie wir um ca. 23 Uhr ins Bett gegangen sind, hat es teilweise geschüttet wie aus Kübeln. Die Wettervorhersage für morgen sieht so richtig „Eisheiligen-mäßig“ aus, mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent wird es den ganzen Tag über Regen geben. Wurscht – bleiben wir halt einmal einen Tag lang herinnen, wir müssen eh ein bisserl rasten auch …




Montag, 14. Mai 2018
Leider hat die Wettervorhersage gestimmt – es regnet schon in aller Früh in Strömen. Besser gesagt regnet es immer noch. Wir beschließen natürlich sofort, dass wir bei so einem Wetter nicht rausgehen. Zum Glück ist unser WoMo so geräumig, dass wir uns nicht auf die Zehen treten, wenn wir einmal einen Tag im Inneren verbringen. So sitzt halt jeder von uns an „seinem“ Tisch und wir arbeiten ein wenig mit unseren Note-Books. Ilse hat bereits unzählige Bilder von unserer Ligurien-Reise gemacht, die wollen auch alle für unseren Blog geordnet werden. Und Gernot hat sowieso immer irgendwas zu tippen.
Natürlich machen wir auch heute den einen oder anderen Pasch – über diesen Zeitvertreib sind wir besonders froh. Denn das ist schon etwas Besonderes, wenn man wie wir ein Spiel hat, das niemals langweilig wird. Die Regeln für unseren Pasch haben wir im Laufe der Jahre so verändert, dass ein Spiel bis zum allerletzten Wurf spannend bleibt und so ein Pasch dauert immerhin beinahe eineinhalb Stunden. Hier auf die Regeln näher einzugehen würde zu weit gehen, Nadja hat sich einmal die Mühe gemacht, das gesamte Regelwerk des „Zimmermann’schen Besserer-Wurf-Pasch“ aufzuschreiben – es sind etliche (!) Seiten geworden. Und es sind schon wieder einige ganz neue Regeln dazugekommen.
Am frühen Nachmittag hat es dann ein ganz wenig aufgeklart bzw. hat es kurzfristig aufgehört zu regnen. Dieses Wetter-Fensterchen haben wir ausgenützt und sind zum nahegelegenen „Simply-Mercato“ rübergegangen. Der Supermarkt liegt keine 500 Meter weit von uns entfernt, dieses Risiko gehen wir ein. Eigentlich wollen wir nur ein bisschen schauen, dann schlagen wir aber doch ordentlich zu. Mit Nutella, Milka-Waffeln, einer Portion Tortellini, Erdbeeren, Brot etc. treten wir schließlich den Rückzug an – da hat es draußen schon wieder heftig zu regnen begonnen. Wir schaffen es aber eh noch halbwegs trocken zurück ins Wohnmobil und machen uns eine feine Jause mit Parmesan und Salami.
Übrigens haben wir neue, direkte Nachbarn bekommen, ein Paar aus Salzburg Land. Die sind gar nicht freiwillig hier, denn eigentlich wollten sie nach Barcelona fahren. Aber ihr VW-Camper hat leider Mucken gemacht und dringend nach einem neuen Katalysator verlangt. Der muss von der örtlichen Fachwerkstätte aber erst importiert werden, also sitzen die Salzburger jetzt fest. Aber schon bald werden sie weiterreisen können, wenn auch – wie uns der Mann mit nicht gespieltem Bedauern mitteilte – um 1.000 Euro ärmer.
Später spielen wir uns dann noch einen weiteren Pasch aus und bald einmal lassen wir den Tag zu Ende gehen. So richtiges Nichtstun kann manchmal auch ein wenig schläfrig machen – in Wirklichkeit sind wir ja heute überhaupt nicht auf Touren gekommen. Das passt aber auch ganz gut. Immerhin hat sich Ilse noch aufraffen können und die Rechnung für unseren Aufenthalt bezahlt. Erfreulicherweise haben wir unerwartet Rabatt bekommen – ganz 25 Prozent, es sei noch Nebensaison. Fein und ein herzliches Danke an den Herrn Betreiber, wir hätten anstandslos auch den vollen Tarif bezahlt.
Morgen geht’s wieder weiter, wir werden nach Latte fahren, das ist ein Vorort von Ventimiglia, schon ganz nah an der französischen Grenze.
   
Dienstag, 15. Mai 2018 
Der Regen hat im Laufe der Nacht endlich aufgehört und als wir kurz nach 7 Uhr aufstehen ist es mit 10,5 Grad zwar relativ kalt draußen, aber der Himmel zeigt sich beinahe wolkenlos. Heute krabbelt ausnahmsweise einmal Gernot zuerst aus den warmen Decken, um die Temperatur im Wohnmobil von 15 auf 22 Grad hinauf zu befördern. Das dauert vielleicht 20 Minuten lang und dann ist es wohlig warm und Ilse macht uns einen gewohnt guten Frühstücks-Kaffee.
Für ungute Stimmung am Platz sorgt dann plötzlich ein anderer Camper, der offensichtlich am Abfahren ist. Er startet seinen laut nagelnden Diesel-Kastenwagen, macht aber keinerlei Anstalten loszufahren. Stattdessen säubert er in aller Ruhe das Cockpit seiner Karre und wir sitzen mit der Kaffeetasse in der Hand in seinen Abgasen. Gernot fragt dann leicht genervt: „Sie wollen jetzt aber nicht den Motor warm laufen lassen?“ Worauf der ca. 65-jährige Typ aus Karlsruhe locker meint: „Ich mach was ich will, regen Sie sich nicht auf.“ Ja so ein Scheiß-Kerl! Natürlich gilt es als eines der absolutesten Tabus auf einem Campingplatz, den Motor seines WoMo laufen zu lassen. Noch dazu um 7 Uhr 30 in der Früh. Jeder Volltrottel weiß das, also kann das nur eine Provokation sein. Nun – man muss sich ja nicht alles gefallen lassen, also kommt es zwischen Gernot und dem Deutschen zum heftigen Austausch von deftigen Verbalinjurien, die wir hier nicht wiedergeben können – vielleicht lesen ja auch Minderjährige mit. Gernot hat dann den Mann mit Wasser aus der Plastikflasche bespritzt, übrigens war jeder Schuss ein absoluter Volltreffer. Und das auf die Entfernung! Schließlich wäre die Situation beinahe noch eskaliert, denn nach der unfreiwilligen Wasserdusche ist der Mann plötzlich mit einem Pfefferspray bewaffnet auf Gernot losgestürmt. Doch kaum stand der aggressive Mann Gernot gegenüber, da musste er erkennen, mit einer Größe von 1,65 und einem Gewicht von 60 Kilo sollte man sich mit einem ausgewachsenen Gernot besser nicht anlegen, es sei denn, man hätte bessere Argumente in der Hand, als einen lächerlichen Pfefferspray. Gernot musste sich also nur noch ein wenig „aufblasen“ und seine „Waffen“ zeigen und der Deutsche kehrte augenblicklich und am Absatz um. Seine Frau entschuldigte sich dann gleich mehrfach bei uns für ihren Mann, der ging mit hängenden Schultern zu seinem Scheiß-Kastenwagen zurück, startete ihn und fuhr in der allerersten Sekunde los. Und da soll noch einer sagen, einem alten Pferd kann man keine neuen Tricks beibringen.
Nach der kleinen Aufregung haben wir dann gemütlich fertig gefrühstückt und danach unser Moped aufgeladen. Wieder absolut kein Problem, keine zehn Minuten später ist unser roter Renner fest vertäut. Danach noch schnell unter die Dusche, den Strom abgesteckt und dann Ciao „Camping Eucalyptus“.
Unser heutiges Tagesziel ist der Ort Latte, der ist etwas über 60 Kilometer entfernt. Wenn alles gut geht, sollten wir in etwas mehr als einer Stunde dort sein, auch wenn wir den ganzen Weg über die Bundesstraße fahren. Vorerst kommen wir sehr gut voran, das Wetter ist herrlich und wir fahren immer dem tiefblauen Meer entlang. Dann – kurz vor der Ortschaft San Stefano kommen wir in einen Stau – und eineinhalb Stunden lang nicht mehr hinaus. Wieder dieses ungute Stop-und-Go – 12 Kilometer in 90 Minuten. Eigentlich macht uns dieser Stau eh nichts aus, aber man fragt sich schon, wie denn all die arbeitenden Leute hier eineinhalb Stunden Zeitverlust managen. Als wir dann endlich wieder freie Fahrt haben, wechseln wir sofort auf die Autobahn, denn unser Navi zeigt uns einen ordentlichen Stau durch San Remo an – Danke, wir sind heute bereits genug herumgestanden.
Die Autostrada bringt uns dann nach 31 Kilometern Fahrt und 5,40 Euro Mautgebühr nach Ventimiglia. Kurz vorher kehren wir noch in einer Autobahnraststätte ein und trinken einen fantastischen Kaffee, Gernot gönnt sich ein „Brioche con Crema“ dazu und beim Gehen nehmen wir uns noch eine große Stange Salami mit. Danach sind es dann keine zehn Kilometer mehr bis zu unserer Autobahnabfahrt, von dort finden wir sofort und ohne Umwege den Weg zu unserem Campingplatz „Por la Mar“ in Latte. Wir checken ein und können noch unter einigen Stellplätzen wählen. Nächste Woche ist hier wegen des bevorstehenden Formel 1 Grand Prix‘ in Monaco alles ausgebucht, da würde man nicht mal mehr für eine Hängematte einen Platz kriegen. Wir nehmen ohne langes Herum-suchen einen Platz in der Nähe einer kleinen Toilette, das große Waschhaus liegt auch nicht weit entfernt. Schnell die Vespa vom Träger geholt und den Strom angesteckt – danach ist erst mal eine kurze Erholung von der doch ziemlich anstrengenden Herfahrt angesagt.
Zumindest für Gernot, denn Ilse hat vorerst noch eine ganze Weile mit dem „Blüten-Wahnsinn“ vom Campingplatz „Eucalyptus“ zu kämpfen. Die wollen nämlich unbedingt über die Dachluken ins Innere unseres WoMos gelangen, Ilse hat das eh schon während der Fahrt durch das Verschließen der Luken mit dem Sichtschutz verhindert, aber der muss auch irgendwann wieder geöffnet werden. Und so befördert die brave Ilse – auf der Trittstufe stehend und mit Besen und Kehrschaufel bewaffnet – tausende Blütchen ins Freie. Wo sie gefälligst auch hingehören. Aber daheim müssen wir da dringend noch einmal mit dem Staubsauger drüber, denn sonst begegnen uns diese Erinnerungen an Imperia noch monatelang.
Nach einem kurzen Break haben wir dann unseren Roller gestartet und sind ein wenig in der Gegend herumgefahren. Das Wetter ist ideal zum Cruisen, einfach nur herrlich. Heute haben wir aber bald einmal genug und fahren zum Campingplatz zurück. Keine 100 Meter davor befindet sich ein großer Supermarkt, sehr praktisch. Wir werden heute abends richtig kochen, also kaufen wir uns Kartoffel, Zwiebel und wunderbares Carpaccio-Fleisch, das wirklich hauchdünn geschnitten ist. Das wird ein Fest-Essen geben.
Den Nachmittag verbringen wir dann gemütlich am Platz, Gernot genehmigt sich sogar ein ausgedehntes Schläfchen. Danach geht’s ans Kochen, Ilse kümmert sich um die Bratkartoffeln und Gernot mariniert derweil das Fleisch. Das ist in derartig feine Scheiben geschnitten, dass man praktisch hindurchsehen kann. Sehr geil! Später wird das Carpaccio dann in unserer Grillpfanne kurz und scharf angebraten, mit den knusprigen Bratkartoffeln ergibt das ein Camper-Menü der Extraklasse. Ohne Übertreibung – besser haben wir in unserem WoMo noch selten gegessen. Und das alles ohne besonders großen Aufwand und gekostet hat uns das Essen keine 7 Euro.
Heute gibt es beim Geschirr-Abwaschen übrigens keinerlei Probleme, das Wasser hier am Camping „Por la Mar“ ist beim Spülbecken derart heiß, dass Ilse mehrmals zurückdrehen muss um sich nicht zu verbrühen. So ist Abwaschen natürlich einfach, mit kaltem Wasser ist es ungleich schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich.
Mit einem lässigen Pasch lassen wir den ersten Tag hier in Latte zu Ende gehen – wir sind bestens angekommen und es ist wirklich schön hier. In der Nacht tobt dann ein ziemlich schweres Gewitter über den Platz – Gernot hat es wieder einmal komplett verschlafen.

Mittwoch, 16. Mai 2018 
Ganz am Morgen ist der Platz noch nass vom Gewitter, aber schon am frühen Vormittag hat die Sonne alles weggetrocknet. Das Wetter schaut wunderbar gut aus, wir werden einen schönen Tag kriegen. Natürlich wird zuerst einmal in aller Ruhe gefrühstückt, wir haben es nie eilig. Dann aber nichts wir raus auf die Straße, sogar unsere Vespa scheint schon ganz ungeduldig zu sein.

Heute werden wir Monte Carlo einen Besuch abstatten, aber natürlich fahren wir nicht einfach so über die Bundesstraße hin, das wäre uns zu langweilig.
Bei einer Weggabelung lockt uns das Hinweisschild nach Gorbio, das liegt beinahe 1.000 Meter hoch über dem Meer, da wollen wir hin. Wir lassen uns dann vom Navi auf einen Weg führen, den wir besser nicht genommen hätten. Denn die Straße wird plötzlich immer schmaler und steiler, bald einmal ist unser kleines 11 PS Rollerchen mit seiner Leistungsfähigkeit beinahe am Ende. Aber eben nur beinahe – auch wenn die Geschwindigkeit bisweilen auf unter 20 km/h sinkt. Immer noch besser als schieben. Natürlich ist die Straße schon ein lässiges Abenteuer auch, aber wir wollen uns besser nicht ausmalen, was zum Beispiel bei einem Reifenschaden passieren würde … Mitten in der Pampa, wir könnten ja nicht einmal genau sagen, wo wir umgehen. Doch auch diesmal bleiben alle Reifen heil und nach einer sehr aufregenden dreiviertel Stunde erreichen wir Gorbio. In diesem winzigen Dörfchen scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein, es erinnert uns an das Italien vergangener Tage. Aber – es gibt immerhin einen Kreisverkehr (!), der windet sich am winzigen Dorfplatz rund um einen einzelnen, mittelgroßen Baum. Sehr süß
Den Weg zurück zur Bundesstraße nehmen wir über die „normale“ Straße, die ist zwar auch extrem kurvenreich, dafür aber ungleich besser ausgebaut. Hier könnten wir auch mit unserem dicken Nasenbären fahren, aber mit der wendigen Vespa machen die unzähligen Doppelkurven und Haarnadeln ungleich mehr Spaß. Nach 12 oder 14 Kilometern supergeiler Fahrt – wir hatten nie ein anderes Fahrzeug vor oder hinter uns – sind wir zur Bundesstraße zurückgekommen und in Richtung Menton gefahren. Dort befindet sich der Grenzübergang zu Frankreich, der Grenzer hat uns zwar streng gemustert, dann aber mit einer lässigen Handbewegung und ohne Passkontrolle einreisen lassen.
Mit der Vespa tangieren uns eventuelle Staus nicht einmal mehr peripher, manchmal rauschen wir mit einem feschen 50er an den Kolonnen vorbei. So kommen wir natürlich ganz rasch nach Monaco hinein, es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass wir zuletzt hier im Fürstentum waren. Erster Eindruck: es wird gebaut, gebaut und noch einmal gebaut – ein Foto von Monaco ohne riesige Kräne ist ein Ding der Unmöglichkeit. Übrigens – falls wer überlegt, hier herzuziehen – 25 Quadratmeter große Appartements sind schon ab 1,6 Millionen Euro zu haben – ohne Balkon. Für die dickere Brieftasche hätten wir eine 3-Zimmerwohnung (fette 80 qm + Balkon + 2 Tiefgaragenplätze) ausgemacht – für schlanke 5,6 Millionen Euro. Wie gesagt, falls wer Lust hat …
Der Formel 1 Grand Prix steht unmittelbar bevor, die Tribünen sind alle längst aufgebaut und Teile der Rennstrecke (etwa die Löw-Kurve) sind bereits gesperrt. Bei der Einfahrt nach Monte Carlo sind wir übrigens standesgemäß eskortiert worden – vor uns ein schwarzer Ferrari, hinter uns ein roter. Die Polizei zeigt sehr auffällig ihre Präsenz, die Beamten stehen praktisch an jeder Straßenecke, meistens zu viert oder zu fünft. Kann uns wurscht sein, wir halten uns im Normalfall eh immer an alle Regeln.
Wir parken uns dann oberhalb der Start-Ziel-Geraden ein und machen uns zu Fuß auf den Weg. Noch ist gar nicht so viel los, tausende Touristen sind aber sowieso immer unterwegs hier. Wir schlendern runter zur Startaufstellung und während uns Ilse bei einem Automaten ein Cola rausdrückt, findet Gernot eine schöne 2-Cent-Münze. Noch dazu keine zehn Meter von der Ziellinie entfernt, sie liegt schon auf der Rennstrecke! Und wieder schaut er nicht genauer nach, denn als er Ilse stolz die Fundstelle zeigt, meint sie: „Und diese hier hast übersehen?“ Tatsächlich – keine 50 Zentimeter neben der ersten ist noch eine 1-Cent-Münze gelegen. Und das offenbar schon ziemlich lange, das zeigte unzweifelhaft ihr Zustand. Wurscht – jetzt haben wir schon 7 (!) Stück verlorenes Münzgeld gefunden – in der Battle gegen die Vespa-Modelle steht es somit nur mehr 7:10 für die Vespas.
Eigentlich hätten wir einen kleinen Hunger, das Angebot lockt uns aber nicht. Gar nicht mal wegen der Preise, auch wenn die hier natürlich noch höher sind, als anderswo. Aber 15 Euro für eine Pizza Margerita oder 16,50 Euro für Spaghetti Bolognese könnten wir uns durchaus leisten, aber so hungrig sind wir gar nicht. Ilse schaut dann noch bei einem Sandwich-Laden vorbei – die haben tatsächlich ein Brötchen gefüllt mit Würstel und Pommes Frites (!!) im Angebot – dieser Anblick allein hat Ilse blitzartig satt gemacht. Wir werden dann daheim wunderbaren Parmesan und köstlichste Salami essen, da brauchen wir in Monte Carlo keinerlei kulinarische Extravaganzen zu riskieren.
Wir gehen dann eine riesige Runde durch Monaco, besuchen die Rascasse-Kurve und schreiten am Hafen die zahllosen Yachten entlang. Für mittelgroße Schiffe fallen hier im Fürstentum lächerliche 15.000 Euro Liegegebühr an – pro Tag! Übrigens eine der größten Motor-Yachten, die „Global“ des Besitzers des FC Fullham, könnte man auch mieten – kostet allerdings 940.000 Euro die Woche, ohne Trinkgeld.
 
Später statten wir bei unserem Rundgang sogar dem berühmten Schwimmbad einen Besuch ab und blicken von oben auf braungebrannte Playboys und ihre Bikini-Schönheiten herab. Dann fotografieren wir noch die Ziellinie des Kurses und spazieren anschließend zur Vespa zurück. Natürlich wollen wir noch die gesamte Rennstrecke mit dem Roller abfahren, aber schon nach der Auffahrt zum Casino ist damit Schluss – zum berühmten Tunnel kommen wir heuer gar nicht hin. Völlig wurscht, wir sind die ganze Strecke schon einmal zu Fuß abgegangen, als wir vor ein paar Jahren hier waren. Damals haben wir ja mit unserem WoMo beim Ausparken eine mit Fliesen verkleidete Säule der „International School of Monaco“ beschädigt. Spaßhalber wollten wir schauen, ob das schon repariert wurde – und siehe da – sämtliche Verkleidungen von den Säulen sind mittlerweile entfernt worden, die sind jetzt rundum betoniert, da kann also kein WoMo mehr richtigen Schaden anrichten.
 
  
Leidlich erschöpft sind wir dann nach Latte zurückgebrettert, wir sind heute – bis jetzt – weit über 12.000 Schritte weit marschiert – Ilse mit ihren kleinen Füßen hat sogar mehr als 15.000 zu verzeichnen. Beinahe ein neuer Rekord!
Bevor wir zum Campingplatz eingebogen sind, haben wir noch einmal dem Supermarkt einen Besuch abgestattet – wir brauchen eh nur ein paar Kleinigkeiten. Und so sind wir mit Rasierschaum, einer kleinen Butter und Tomaten zum WoMo zurück, erst mal kräftig ausspannen.
Später haben wir uns dann eine fulminante Jause mit Käse, Salami, Tomaten und wunderbarem Cabata-Brot fabriziert und uns danach einen spannenden Fight am Paschring geliefert.
Das war heute ein außergewöhnlich dichter Tag – so ist es nun mal: Manchmal hängen wir den ganzen lieben Tag lang faul herum, am nächsten Tag fahren wir 100 km mit der Vespa und gehen an die 10 km zu Fuß. Geil! Den heutigen Tag lassen wir ganz fein im Inneren des WoMo ausklingen, bei 19 Grad muss man nicht zwangsweise im Freien vor sich hin zittern. Nach einem Gute-Nacht-Pasch haben wir dann die Lichter ausgeschalten und uns zur Ruhe begeben, da wird es wohl schon 23 Uhr gewesen sein.
Ach ja – kurz vor Geschäftsschluss sind wir dann noch einmal zum Supermarkt gegangen – wir haben vergessen Milch zu kaufen. Und bei der Gelegenheit haben wir gleich noch einen Riesenbeutel Kartoffelchips mitgenommen – sonst besteht die Gefahr, dass wir unser Gewicht halten könnten! Am Hinweg hat Gernot dann mitten am Gehsteig schon wieder eine Münze gefunden – damit haben die Münzfunde gegenüber den Vespa-Modellen einen weiteren Punkt aufholen können und es steht nur mehr 8:10. Und – heute ist es diesbezüglich zu einer ganz besonderen Kuriosität gekommen. Nach dem ersten Besuch im „Super-Mercato“ am Nachmittag hat Gernot den Vespa-Schlüssel aus dem hinteren Hosensack geholt, dort waren auch die beiden Fundmünzen aus Monaco verstaut. Und so ist eine der Münzen zu Boden gefallen, Ilse hat das aus dem Augenwinkel gesehen und gemeint: „Schau, die hat genau in dem Moment jemand verloren, ich hab die Münze noch fallen gesehen!“ Dieser „jemand“ war Gernot, er hätte den Verlust gar nicht bemerkt. Wir haben also die ein und dieselbe Münze gleich zwei Mal an einem Tag gefunden – einmal Gernot und einmal Ilse! Das muss uns auch erst jemand nachmachen …
Donnerstag, 17. Mai 2018
Nach dem Aufstehen und dem Frühstück setzen wir uns an unsere Note-Books und „arbeiten“ ein wenig. Ilse hat zahlreiche Fotos in den PC zu laden und Gernot hält unseren Blog am Laufenden. Wir sitzen beide im WoMo – zuerst ist es draußen noch etwas zu frisch, gleich darauf würden wir in der prallen Sonne sitzen, auch nicht fein. Aber im Inneren geht es perfekt, später fahren wir dann soundso mit der Vespa weg.
Dieses „später“ war dann gegen Mittag – wir sind die paar Kilometer nach Ventimiglia rüber gefahren und haben dort einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Dabei ist uns auch wieder ein schönes Vespa-Modell untergekommen – Münze hat sich hingegen vorerst keine finden lassen. Wurscht – wir suchen ja nicht aktiv danach, sie springen uns sozusagen von selbst in die Augen.
Das Wetter zieht dann immer mehr zu und wir machen uns auf den Rückweg. Vorher gehen wir noch zum Super-Markt einkaufen – wir werden heute abends wieder kochen. Und erneut kommen wir nicht am hauchdünn geschnittenen Carpaccio-Fleisch vorbei, wir wollen uns damit ein Geschnetzeltes vom Feinsten machen. Also wandern noch Soja-Sauce, Sahne und Zwiebel in den Einkaufskorb und einen frischen Salat nehmen wir uns auch mit. Dann kaufen wir uns noch die so ziemlich teuersten Nudeln im Geschäft – dünne Bandnudeln, viermal so teuer wie ein Packung von Barilla. Aber das sind wir uns allemal wert, beim Essen sparen wir prinzipiell nicht – daheim kaufen wir überhaupt einen Großteil unserer Nahrungsmittel (Fleisch, Würste, Eier, Butter, Käse, Brot, Kartoffeln, Nudeln, Aufstriche,  etc.) direkt von den Bauern. Wir nehmen uns im Super-Markt dann noch eine unfassbar riesige Tüte Chips mit, sie allein füllt schon zur Gänze unseren Einkaufs-Stoffsack. Wurscht, wir haben es ja nicht weit. Zum Glück muss man sagen, denn als wir das Geschäft verlassen, hat doch tatsächlich ein ordentlicher Regen eingesetzt, unser Moped ist schon ziemlich eingenässt – klugerweise hat Gernot seinen Helm draußen hängen lassen. Wir fahren also durch den strömenden Regen zurück zum WoMo, das war mit ziemlicher Sicherheit unsere allererste Regenfahrt mit der Vespa. Sie hat sich aber tapfer geschlagen …
Schnell waren wir und unser feuerrotes Spaßmobil wieder trockengelegt und wir verschnauften erst mal bei einem feschen Pasch. Vorher hat Gernot die dünn geschnittenen Fleisch-Scheiben in Streifen geschnitten und mit Olivenöl und allen im WoMo verfügbaren Gewürzen mariniert. Das darf jetzt bis zum Kochen schön vor sich hin suppen.
Das Kochen selbst war dann quasi ein Freispiel und in wenigen Minuten erledigt. Das Fleisch einmal kurz anbraten, dann mit der Sahne aufgießen, vorher noch einen kräftigen Schluck Rindssuppe dazu geben. Dann alles ein wenig köcheln und einreduzieren lassen, gerade so lange, bis die Bandnudeln fertig gekocht waren. Dazwischen ist sich noch schnell das Anmachen eines Salates ausgegangen – insgesamt war das ein Essen, das unsere Geschmacks-Knospen jubeln hat lassen. Vielleicht sogar das beste Essen, das wir uns im WoMo je selber gemacht haben. Und es hat keine 10 Euro gekostet, obwohl wir nur ausgenommen hochwertige Zutaten verwendet haben. Ilse hat eh scherzhalber gemeint, wir sollten einmal eine WoMo-Rezeptsammlung anlegen. Vielleicht machen wir das, aber es ist halt so, dass wir oft erst beim Einkaufen selbst wissen, was uns heute sozusagen „ansieht“, also was an verführerischen Zutaten verfügbar ist. Aber jetzt haben wir echt schon ein paar Mal so richtig gut gekocht in unserem Häuschen, das macht uns wirklich Spaß – und im WoMo schmeckt es uns ohnehin doppelt so gut. Gut zu wissen, denn ab Juli kommendem Jahres werden wir oft wochenlang ununterbrochen unterwegs sein und dementsprechend uns oft das Essen selbst zubereiten.
Jedenfalls waren wir nach dem Essen sprichwörtlich papp-satt, dabei haben wir gar nicht alles aufgegessen. Das gibt dann morgen noch einen feinen Nachschlag. Nach einem Gute-Nacht-Pasch und ein bisschen Zeitunglesen via Gratis-WLAN sind wir dann zu Bett – draußen ist beinahe kein Geräusch zu hören, nur von weit entfernt hören wir eine Kolonie von Fröschen quaken.
 
Freitag, 18. Mai 2018 
Heute ist unser letzter Tag hier in Latte und heute ist großer Markt in Ventimiglia angesagt. Damit steht unser vorläufiges Programm natürlich schon fest – wir lieben Märkte, also nichts wie hin mit uns.
Es ist noch ziemlich frisch, als wir kurz nach 9 Uhr losgeblattelt sind, aber – so viel erkennen auch wir meteorologischen Laien – es wird heute warm werden, denn kein noch so kleines Wölkchen ist am Himmel zu sehen.
Selbstverständlich parken wir unsere Vespa direkt vor dem ersten Marktstand ein. Wir sind noch nicht einmal vom Roller abgestiegen – zack – ein weiterer Münz-Fund. Zwar ist das 1-Cent Stück völlig verdreckt und schon ziemlich vom Zahn der Zeit angenagt, aber Münze ist Münze.
Der Wochenmarkt von Ventimiglia gibt dann alles her, was wir uns erwartet haben. Die Anzahl der Stände liegt weit jenseits der Hundert – und im Laufe des Vormittags schlagen wir ordentlich zu. Mal schauen, ob wir noch alles zusammenkriegen: Also, da wäre einmal eine wunderschöne, rotkarierte Einkaufstasche. Genau solche Taschen verwenden wir schon seit ewigen Zeiten, sie halten meistens zehn Jahre oder länger. Dann hat sich Ilse ein sehr hübsches, kleines Koch-Töpfchen gegönnt, genau die richtige Größe, um darin eine Portion Kakao oder Tee zuzubereiten. Beim gleichen Händler haben wir dann gleich noch einmal zugelangt – Ilse hat ein faltbares Flaschen-Aufbewahrungs-Dingsbums mit vielen flexiblen Fächern entdeckt – das könnten wir durchaus brauchen, wenn es passt. Und später im WoMo hat sich dann herausgestellt, es ist absolut perfekt für uns. Und das für gerademal einen einzigen Euro! Dann haben wir noch riesige Wäsche-Klammern gefunden – die schrill-bunten, überdimensionalen Dinger brauchen wir zum Festklammern unseres Indien-Tuches am WoMo-Eingang. Das hängen wir immer dann auf, wenn es richtig heiß ist draußen – das schützt ein wenig den Innenraum und auf den Eisschrank muss die Sonne schließlich auch nicht ungeschützt hinknallen. Bei unserem Rundgang entdecken wir dann noch zwei hübsche Untersetzer, bislang haben wir die heißen Töpfe eher unelegant auf Schneidbrettern oder Geschirrtüchern auf dem Tisch abgestellt. Aber da das Auge bekanntlich auch mitisst, darf ein bisschen Dekor nicht fehlen, jetzt lachen uns gelbe Zitronen und rote Erdbeeren an. Ilse kauft uns dann noch ein handliches Küchen-Sieb, damit lassen sich unsere geliebten Ravioli oder Tortellini praktisch aus dem Kochwasser herausfischen.
Und dann folgte noch der Höhepunkt unserer spontanen Einkaufstour – zwei T-Shirts. Natürlich nicht irgendwelche Leibchen, sondern welche mit jeweils einer roten Vespa drauf. Die Motive unterscheiden sich aber, komplett im Partnerlook wollen wir schließlich auch wieder nicht unterwegs sein. Übrigens mussten wir den lustlosen Verkäufer direkt zu seinem Geschäft zwingen – zuerst verneinte er nämlich, T-Shirts auch in XL lagernd zu haben. Er war einfach zu faul zum Nachschauen. Aber Ilse hat nicht nachgelassen, also ist er seufzend in seinen Lieferwagen geklettert und hat uns das gewünschte Shirt in XL verkauft. Wohlfeil für je 10 Euro und wirklich sehr hübsch.
Von all dem Herum-Latschen mussten wir uns dann ein wenig ausrasten und haben uns direkt neben dem Markt in ein Cafe gesetzt. Die beiden wunderbaren Capuccini haben uns wieder neue Kraft gegeben und wir haben gestärkt unseren Rundgang fortgesetzt. Zwischendurch haben wir von einer deutschen Touristen-Gruppe einen lustigen Gesprächs-Fetzen aufgeschnappt. Eine der Damen war offenbar gerade mit dem Zählen der Gruppe beschäftigt und meinte etwas sorgenvoll: „Die zwei Gabis fehlen noch!“ Hoffentlich sind die beiden Gabis wieder von selber aufgetaucht, eine Suche in dieser Menschenmenge stellen wir uns etwas mühsam vor.
Sehenswert war auch eine riesige Dogge, die ihrem Besitzer völlig gebannt beim Eis essen zugeschaut hat. Bei jedem Löffel Eis, den der Mann zu seinem Mund führte, hat der Hund pantomimisch mitgegessen, ohne wirklich zu betteln – sehr herzig. Ilse hat bei einem Schnappschuss eh seine Zunge „erwischt“, mit der er sich erwartungsfroh die Schnauze leckte. Später ist dann ja doch noch eine knusprige Hohlhippe für das brave „Hündchen“ abgefallen.
Schließlich waren wir uns sicher, jeden einzelnen Stand zumindest zweimal abgegangen zu sein, also schlurften wir zur Vespa zurück.
Am Campingplatz war dann Relaxen angesagt, viele Haxen werden wir der Welt heute nicht mehr ausreißen. Später sind wir dann mit einem unserer Platz-Nachbarn ins Gespräch gekommen. Der steht schon seit gestern mit seinem Jeep und einem ausgewachsenen Wohnwagen da, er hat auch schön Tisch und Stühle aufgestellt (mit Tischdecke und Blumenstock!), dazu einen Sonnenschirm und hoch über der ganzen Szenerie weht eine riesige Ferrari-Flagge am Teleskop-Fahnenmast. Aber er ist offenbar alleine unterwegs, also hat ihn Ilse gefragt, wann denn seine Familie oder Freunde nachkommen würden. Gar nicht, meinte er, dieses Jahr sei er alleine da. Er komme jedes Jahr zum Grand Prix von Monaco hierher. Interessanterweise schaut er sich das Rennen aber gar nicht mehr vor Ort an, sondern hier am Campingplatz im Fernsehen. Dafür gibt er sich das ganze Rundherum, er sagt, bei keinem Formel 1 Rennen komme man in der Woche vor dem Start so nah an alles heran. Das haben wir bei unserem Monaco Besuch auch gesehen, wir sind ja praktisch einfach so durch die Boxengasse spaziert und haben direkt auf der Ziellinie Selfies gemacht. Unser Nachbar schaut sich auch die zahlreichen Rennen an, die vor dem eigentlichen Grand Prix hier stattfinden. Das sei alles kostenlos, man dürfe sich frei auf die Tribünen setzen. Dabei geht es ihm gar nicht ums Geld, arm scheint er wirklich nicht zu sein. Aber er betont, gute Karten kosten an die 500 Euro und dafür ist ihm der ganze Stress am Renntag zu groß. Jedenfalls ist der Typ ein netter Kerl, er wird wohl beinahe in unserem Alter sein und jammert ein wenig, dass er gestern etwas zu tief ins Glas geschaut habe. Einer seiner gestrigen Sauf-Kumpels ist uns eh schon aufgefallen – auch ein Alleinreisender, mit einem großen WoMo, im Anhänger eine ausgewachsene Harley Davidson. Hinten am Motorradhänger ziert ein Bild der besonderen Art die Plane: Es ist eine nackte Frau von hinten zu sehen, die in High-Heels, Strümpfen und weit gespreizten Beinen auf einem Tisch sitzt. Ihr gegenüber steht ein angekleideter Mann und eine Sprechblase lässt ihn sagen: „Verdammt, wieder nichts gekocht!“ Auch o.k. – so weiß man wenigstens schon von Weitem, welch Geistes Kind der Fahrer dieses WoMo-Gespannes ist und wie es um sein Frauenbild bestellt ist. Wenig verwunderlich, dass der Mann so ganz alleine und vor allem so ganz ohne Frau unterwegs ist …
Etwas später – unser netter Nachbar hatte sich bereits in seinen Wohnwagen zurückgezogen, ist dann der Harley-Fahrer aufgetaucht – hoffnungsvoll „bewaffnet“ mit ein paar Flaschen Alkoholika und zwei Begleitern. Doch alles Klopfen, Pumpern und flehentliches Bitten um Einlass fruchteten nicht – die Tür blieb beinhart zu und schließlich zogen die Feierwütigen wieder ab.
Wir haben uns dann als Abendessen das Geschnetzelte von gestern noch einmal aufgewärmt, es hat heute beinahe noch besser geschmeckt. Dazu gab es Parmesan und Salami, eine Mahlzeit ganz nach unserem Geschmack. Natürlich haben wir später dann noch einmal einen Pasch auf den Teller geklopft und nebenbei einem wunderbaren Tag beim Zu-Ende-gehen zugeschaut. Morgen geht unsere Fahrt wieder weiter, den Campingplatz hier in Latte werden wir in guter Erinnerung behalten. 
Ach ja – ein kleiner Nachtrag nach von gestern. Neben uns steht ein WoMo aus Frankreich und die haben einen kleinen, durchaus netten Hund bei sich. Aber leider nicht immer, denn als sie gestern am frühen Nachmittag weggegangen sind, blieb das Hündchen alleine zurück. Das hat ihm so gar nicht gefallen und es hat – ungelogen ununterbrochen – zweieinhalb Stunden lang gebellt. Trotzdem hat uns das nicht gestört, auch irgendwie verwunderlich, aber so richtig lärmempfindlich sind wir halt nicht. Uns hat mehr der kleine Hund leidgetan – aber wie seine Besitzer dann zurückgekommen sind, war eh alles wieder in bester Ordnung.
 
Samstag, 19. Mai 2018
Wir reisen heute ab und wir haben uns zum Ziel gesetzt, möglichst früh hier vom Campingplatz „Lor de Mar“ wegzukommen. Das Wetter präsentiert sich nahezu wolkenlos und es ist noch nicht einmal 8 Uhr, als wir schon gemütlich unseren Kaffee genießen. Danach starten wir unser „Aufbruch-Programm“, das geht uns wieder ganz locker von der Hand, das Aufladen der Vespa ist uns schon lange keine richtige Mühe mehr – Routine halt. Dementsprechend sind wir nach nicht einmal einer halben Stunde reisefertig – jetzt noch schnell frische Luft in die Klo-Kassette lassen und ganz zuletzt gehen wir uns noch in aller Ruhe duschen. Tschüss – „Lor de Mar“, vielleicht kommen wir mal wieder her.
Unser heutiges Etappenziel ist das Städtchen Celle Ligure und das ist nicht einmal 150 Kilometer weit entfernt. Wenn wir es darauf anlegen würden, dann könnten wir ohne weiteres auch in einem Zug nach Innsbruck zurückfahren – aber warum sollten wir das tun? Wir haben noch jede Menge Zeit, Ilses „unterrichtsfreie Zeit“ dauert noch bis inklusive Dienstag. Also gondeln wir gemütlich die Küste entlang und genießen die lässige Fahrt. Jetzt im Mai ist hier noch nicht die Hölle los,  nicht einmal im Bereich der engen Orts-Durchfahrten staut es sich wirklich. Aber in der Hochsaison stehen die Autos wohl Stoßstange an Auspuff und das wahrscheinlich überall an der ganzen Ligurischen Küste.
Es wird um die Mittagszeit gewesen sein, als wir am Campingplatz „Columbus“ eingetrudelt sind. Der befindet sich ein paar Kilometer von Celle Ligure entfernt, vom Meer ist er nur durch die Bundesstraße getrennt. Der „Columbus“ ist kein kleiner Campingplatz, er ist ein winziger Campingplatz! Ehrlich – jeder durchschnittliche Supermarkt-Parkplatz kann mit größeren Dimensionen aufwarten. Aber wir merken sofort – auch dieser Platz hat was, also buchen wir uns für eine Nacht ein. Insgesamt verfügt der „Columbus“ über gerade einmal drei (!) Stellplätze, einer ist schon besetzt, der andere reserviert. So hatten wir wenigstens keine Probleme mit der Platzwahl und parkten unseren Nasenbären ein. Der Platz wird offensichtlich im Familienverbund geführt, Mama, Oma, Söhne, Enkel – alles da. Und mit der Größe des Platzes waren wir eingangs vielleicht etwas ungerecht – immerhin verfügt der „Columbus“ in seinem „ersten Stock“ noch über einen Platz für ein paar Zelte. Und es gibt eine richtige Bar hier, die auch von Leuten von außerhalb besucht wird und offenbar guten Kaffee anbietet.
Nachdem wir unser WoMo auf Camping-Modus getrimmt hatten, also nach etwa drei, vier Minuten, sind wir über die Straße zum Meeresufer rüber gegangen. Von dort konnten wir sehen, dass sowohl Celle Ligure als auch Savona viel zu weit entfernt liegen, als dass wir gemütlich zu Fuß hingehen könnten. Betonung liegt auf gemütlich. Denn natürlich schaffen wir einen eineinhalb Stunden langen Fußmarsch locker, in Monte Carlo sind wir ja auch 15.000 Schritte gelatscht. Aber warum wandern, wenn wir ein Spaßmobil im Gepäck haben? Zwar haben wir die Vespa noch nie wegen einer einzigen Ausfahrt ab- und danach wieder aufgeladen – aber da uns das mühelos von der Hand geht … Und schon war unser roter Roller vom Träger geholt und wir starteten unsere Ausfahrt.
Nach Savona sind es vielleicht sieben, acht Kilometer, für die Strecke brauchten wir trotz relativ starkem Verkehr kaum zehn Minuten lang. Im Prinzip überholen wir ununterbrochen, fast immer im Pulk mit anderen Rollern oder Motorrädern. Natürlich stellen wir uns an jeder Ampel in die Pole-Position, die Autofahrer lassen meistens eh schon freiwillig drei, vier Meter Platz vor der Haltelinie, damit sich nur ja alle Einspurigen reindrängen können. Sehr lässig!
   
In Savona parken wir uns in der Innenstadt ein und flanieren durch die Fußgängerzone. Es hat vielleicht 25 Grad, die Sonne strahlt, ein traumhaftes Wetter zum Spazierengehen und zum ausgiebigen Sightseeing.
Bei einem Music-Store sieht Ilse in der Auslage die Ausgabe eines US-Rock-Magazins mit Frank Zappa am Cover. „Wer Zappa schon in der Auslage präsentiert, der hat auch Zappa-Musik im Angebot“, lautete die Schlussfolgerung Ilses – Gernot zeigte sich eher skeptisch. Bitteschön, was sollte dieser kleine Laden schon an Zappa-Musik zu bieten haben? Vor allem solche, die Gernot nicht eh schon daheim hat (immerhin stapeln sich gut 200 LP’s und über 50 CD’s von Frank Zappa in unseren Regalen)? Die Antwort lieferte dann der kleine Laden – es fanden sich doch tatsächlich zwei CD’s von Zappa, beide aus einer Serie und beides „Best of“ Alben. Und mit jeweils nur 11,60 Euro sehr günstig für Bootlegs. Cool – damit hat Gernot nicht gerechnet und dann sind solche Funde natürlich gleich doppelt so lässig. Gleich darauf haben wir dann noch einmal zugeschlagen und unsere Sammlung an Vespa-Modellen um zwei sehr schöne rote Magnet-Roller erweitert. Jetzt müssen wir dringend mal wieder den aktuellen Stand im Match Münzgeld-Funde gegen Vespa-Modelle eruieren, man verliert ja beinahe schon den Überblick
Von der Altstadt Savonas sind wir dann die paar Hundert Meter zum Hafen runter geschlendert. Wir haben ja schon beim Herfahren das gigantische Kreuzfahrtschiff gesehen, das hier vor Anker liegt. Die Ausmaße so eines Schiffes sind ja unglaublich, für uns ausgewiesene Landratten sogar unfassbar. Wenn man wie wir keine 30 Meter davon entfernt steht, wird einem die Größe der „Costa Diadema“ noch einmal deutlicher vor Augen geführt und man mag sich kaum vorstellen, dass dieses Ding mit 40 km/h durch die Meere pflügen kann.
Natürlich sind wir auch bei Savonas berühmtem Turm vorbeigekommen, dem Torre Leon Pancaldo. Der hat unsere Aufmerksam deshalb erregt, weil auf seiner Spitze die österreichische Flagge weht. Haben wir geglaubt, denn rot-weiß-rot steht nun mal für Österreich. Hat aber nix mit der Alpenrepublik zu tun, soviel konnten wir durch eine schnelle Google-Recherche eruieren. Soweit wir das in der Schnelle mitgekriegt haben, handelt es sich wohl um eine historische Marine-Flagge – der Turm ist trotzdem schön.
Vom vielen Herumwandern hungrig geworden, ließen wir uns bereitwillig von einem „Kebab House“ Schild anlocken. Schon ein kurzer Blick ins Innere des Lokals hat uns Platz nehmen lassen, waren doch schöne, bunte Bilder des Speisen-Angebotes aufgehängt. Ohne lange zu überlegen bestellten wir beide den großen „Kebab-Teller“ mit sozusagen Allem. Und zwei Cola. Keine zehn Minuten wurde uns beiden je ein Teller auf den Tisch gewuchtet, auf der sich so ziemlich alles fand, was die Küche aufzubieten hatte. Darunter allein drei (!) verschiedene Sorten Reis, ein sehr großer gemischter Salat und natürlich ein mittleres Gebirge aus Kebab-Fleisch. Dazu warmes „Butter Naan“, wie wir es aus Indien kennen, Sauce Tartar und eine ungemein scharfe Chili-Paste. Wirklich sehr, sehr gut das Ganze und der „Master Kebab“, so seine offizielle Bezeichnung, hat pro Person gerade einmal 8 Euro gekostet. Das kann man gelten lassen und wir haben uns selber wieder einmal den Beweis erbracht, dass wir von Kebab-Läden – völlig egal wo – noch nie wirklich enttäuscht worden sind. Mögen muss man es halt …
  
Nach dem opulenten Mahl sind wir zurück zu unserem Roller gelatscht und erst einmal zum Campingplatz zurückgefahren. Dort hat es uns aber nicht lange gehalten und nach einer kleinen Rast sind wir auf der Bundesstraße in die andere Richtung abgebogen – rüber nach Celle Ligure. Das liegt deutlich näher als Savona und wir wollen uns den Ort ein wenig näher anschauen. Wir parken unseren Roller unmittelbar im „Historischen Zentrum“ ein und machen uns zu Fuß auf Erkundungstour. Leicht möglich, dass wir hier eine Magnet-Vespa mit „Celle Ligure“ Schriftzug ergattern könnten. Und es dauert nur bis zum allerersten Souvenir-Shop und wir werden fündig. Gernot nimmt sich die rote Vespa von der Magnet-Tafel und will die drei Euro dafür im Laden bezahlen. Aber der Besitzer hat gerade anderes zu tun – er liegt auf einem Teppich und betet. Schau – jetzt wissen wir zumindest in welcher Richtung Mekka liegt. Trotz unseres ausgeprägten Unverständnisses für religiöse Riten haben wir Respekt davor und so warten wir ab. Der Mann – dem Aussehen nach aus der „Gegend“ Indien/Pakistan/Bangladesch – lässt sich in seinem Gebet nicht stören und so dauert es beinahe eine Viertelstunde (!), bis wir unsere drei Euro losgeworden sind. Übrigens – ein deutsches Paar ist nach einer halben Minute wieder aus dem Laden abgerauscht, als sie den Mann am Boden liegen/knien gesehen haben. Die sammeln aber wahrscheinlich keine roten Vespa-Modelle …
Etwas später haben wir dann noch eine zweite Magnet-Vespa gefunden, diesmal mit roten Kussmündern und einem „Kisses from Celle Ligure“ drauf. Somit waren für uns hier keine weiteren Höhepunkte zu erwarten und wir sind zum „Columbus“ zurückgefahren. Nach einem feschen Pasch haben wir uns dann zur Bar rüber begeben, die gut 15 Meter von der Kühlerhaube unseres Nasenbären entfernt ist. Wir setzten uns an einen Tisch im Freien und haben uns die Kaffee-Karte bringen lassen. Guckst Du – da waren aber sehr viele verschieden Kaffee-Varianten aufgelistet. Ilse bestellte sich einen „Americano“, da weiß man wenigstens, dass so etwas wie ein „Verlängerter“ daherkommt. Gernot zeigte sich weit experimentierfreudiger und hat einen Kaffee ausgewählt, dessen Namen wir unmittelbar nach der Bestellung bereits wieder vergessen haben – aber irgendwas mit „Alcoholico“ und es war mit 4 Euro der allerteuerste Kaffee auf der Karte.
 
Die Chefin ist über Gernots Bestellung beinahe erschrocken – jedenfalls hat sie sofort ihren Sohn zu Hilfe gerufen. Der entschuldigte sich zuerst einmal für sein Aussehen, er hatte offenbar körperlich gearbeitet und meinte beinahe schon schuldbewusst, dass er sich zuerst einmal waschen müsse. Als das erledigt war, zauberte er Gernot einen fulminanten Kaffee ins übergroße Glas, aus Sahne, geschäumter Schoko-Milch, Crushed-Ice, Baileys und brutal starkem Espresso. Darauf ein Häubchen aus Schlagsahne mit Kakaopulver und als Tüpfelchen auf dem I noch ein paar zerstoßene Kaffee-Bohnen obenauf. Wow – wirklich ein Genuss und der Bursche hat sich echt über Gernots Lob gefreut und zufrieden und stolz registriert, dass Ilse sein „Kunstwerk“ fotografiert hat.
Wir sind noch eine ganze Weile bei der Bar sitzen geblieben und danach haben wir uns noch einmal zum Meer hinaus begeben. Hauptgrund ist das Internet, am Platz haben wir keinen Empfang. Ilse hätte noch gerne ein paar nähere Infos für die morgige Fahrt, also ob es sich wo stauen könnte oder so. Und so werden wir noch Zeuge der Ausfahrt der riesigen „Costa Diadema“ – direkt vor uns kommt es sogar zur optischen Täuschung eines „Zusammenstoßes“ des Kreuzfahrtschiffes mit einer einfahrenden Fähre – Ilse hat für diesen „Kuss der Schiffe“ genau im richtigen Moment auf den Auslöser ihrer Kamera gedrückt.
Danach haben wir im WoMo noch eine Kleinigkeit gegessen, Parmesan, Salami und Brot haben wir ja noch an Bord. Selbstredend haben wir den Tag nicht ohne einen Pasch zu Ende gehen lassen – aber dann sind wir bald einmal zu Bett gegangen. Wir wollen morgen möglichst früh raus, mal schauen. Müssen tun wir jedenfalls gar nix.

Sonntag, 20. Mai 2018
Nach einer feinen Nacht – zeitweise hat es ganz schön starken Wind gegeben – sind wir zeitig wie gewünscht aufgewacht. Nach dem Kaffee haben wir alle Sachen auf ihren angestammten Platz geräumt und zuletzt die Vespa aufgeladen. Und schon wieder ist unser Roller beinahe von selber raufgeflutscht, was haben wir uns früher oft damit geplagt …
Schnell noch ein herzhaftes „Ciao Tutti!“ in Richtung Bar gerufen und schon waren wir weg. Als erstes sollten wir tanken und natürlich stellt dieses Vorhaben gleich das erste Ärgernis des Tages dar. Denn schon wieder wird keine unserer Karten vom Tankautomaten akzeptiert – man muss wirklich aufpassen, dass man seinen Tank hier in Italien nie gefährlich leer fährt. Denn sonst bleibt man trocken liegen, Tankstellen mit Bedienung sind in Italien eine echte Rarität. Also müssen wir wieder einmal in den sauren Apfel beißen und auf der Autobahn volltanken – der Liter Diesel kostet uns hier um 15 Cent mehr als an der Bundesstraße, macht bei 50 Litern immerhin 7.50 Euro. Eh irgendwie wurscht, trotzdem immer wieder ärgerlich.
Der Verkehr ist den ganzen Tag über maximal mäßig, auch in der Gegend rund um Mailand staut es sich nie. Beim Herfahren sind wir hier auf der Gegenfahrbahn nur im Schritttempo weitergekommen, heute glühen wir mit einem feschen 90er an Mailand vorbei.
Wir kommen dann zu einem Autobahnkreuz, von wo aus wir in Richtung Brenner abbiegen könnten. Der ist aber noch weit über 400 Kilometer weit entfernt und das werden wir uns nicht antun. Wir haben eh schon beschlossen, dass wir wieder durch die Schweiz und via San Bernardino-Tunnel heimfahren und wieder am großen Stellplatz dort übernachten werden. So war der Plan und der Plan war prinzipiell gut.
Dann aber ein kleiner Schock und ein kurzer Moment der Ratlosigkeit, denn kurz vor Bellinzona war auf den Hinweisschildern „San Bernardino“ plötzlich durchgestrichen. Tunnel gesperrt! Und nun? Wurscht, dachten wir, weichen wir halt über den St. Gotthard-Tunnel aus, da sind wir eh noch nie durchgefahren. Um es kurz zu machen – wir sind auch diesmal nicht durch den Gotthard-Tunnel gefahren, denn wir gerieten in den größten Stau, den es in der Schweiz seit 20 Jahren (!) gegeben hat. Das haben wir am nächsten Tag im Internet nachgelesen – insgesamt erreichte der Stau eine Länge von 18 Kilometer.
Wir haben – rückblickend muss man sagen: zum Glück! – nach eineinhalb Stunden Wartezeit und 4,5 Kilometer Stau aufgegeben und sind bei der Ausfahrt Airola abgefahren. So haben wir uns einige Stunden nerv-tötende Warterei erspart, aber das konnten wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wissen. Also haben wir uns bei der Rückfahrt nach Bellinzona nur darüber geärgert, dass die Hinweise auf die Tunnel-Sperre nicht schon früher angebracht wurden, wir hätten locker über den Comer-See ausweichen können. Stattdessen fanden wir uns um 15 Uhr am Autobahnparkplatz von Bellinzona wieder und hatten über vier Stunden und beinahe 180 sinnlose Kilometer vergeudet. Aber schnell beruhigten wir uns wieder und machten das Beste aus unserer Situation – also erst einmal einen Pasch. Ilse hat dann einen patroulierenden Polizei-Wagen angehalten und nach dem Grund für die Tunnel-Sperre am San Bernardino gefragt. Scheiße – da ist gestern mitten im Tunnel ein Reisebus ausgebrannt, na servas! Aber zum Glück ist nur Sachschaden passiert, der dafür aber reichlich – der Tunnel bleibt noch tagelang gesperrt.
Später sind wir noch in den großen Markt am Rastplatz rüber und haben uns umgeschaut, ob wir mit unseren 2,60 Schweizer Franken irgendetwas kaufen können. Wir haben ja 2,10 SFR als „Wechselgeld“ in der Tankstelle am San Bernardino rausgekriegt, als sich Gernot unbedingt ein Eis eingebildet hat. Und ein 50erl haben wir noch im Auto gehabt. Also – um 2,60 SFR hat es sich in der Schweiz relativ schnell ausgeshoppt, aber ein Baguette ist sich gerade noch ausgegangen.  
Wir haben uns dann ein feines Abendessen gegönnt – wohlweislich hatten wir noch bei einem „Autogrill“-Rasthaus in Italien aufgeschnittene Salami und Schinken gekauft. Dazu Parmesan und einen kühlen Drink, mehr brauchen wir nicht. Sehr früh sind wir dann zu Bett gegangen, sicher noch vor 22 Uhr. Wir wollen morgen wirklich ganz früh raus, sobald es hell wird. Das wäre perfekt.

Montag, 21. Mai 2018 
Die Nacht in „Bellinzona Sud“ war die ruhigste Nacht, die wir je an einer Autobahn-Raststätte verbracht haben. Wegen des Doppel-Feiertages zu Pfingsten hat natürlich kein Spediteur einen Kühl-LKW losgeschickt und so brummte nirgendwo eine Klimaanlage. Mit Einsetzen des Morgengrauens waren überhaupt nur mehr die Singvögel zu hören, die übertönten sogar die Geräusche der einzelnen, vorbeirauschenden Autos. Wie erhofft sind wir sehr früh aufgestanden und schon kurz nach 5 Uhr sind wir zu unserer letzten Etappe dieser WoMo-Reise aufgebrochen.
Bis Lugano hinunter hat es immer wieder leicht geregnet, die ganze Fahrt über waren wir praktisch völlig allein auf der Autobahn unterwegs. Kurz nach 7 Uhr sind wir dann spontan bei einer Cafeteria stehen geblieben, Gernot hat aus dem Augenwinkel gesehen, dass sie schon gut besucht war. Und keine fünf Minuten später war Ilse schon wieder im WoMo zurück, samt einem Sackerl mit herrlich duftenden Marmelade-Croissants. Die Cafe-Bar war ausschließlich von Männern besucht und die Verkäuferin hat Ilse gleich bevorzugt drangenommen, wahrscheinlich damit die Arbeiter wieder unter sich bleiben können und nicht unnötig vom bevorstehenden Tagwerk abgelenkt werden …
Zeitweise hat es so früh am Morgen noch hie und da richtigen Nebel gegeben, bald einmal setzte sich aber immer mehr die Sonne durch. Auch der Verkehr nahm mit jeder Minute des Tages spürbar zu, auch wenn er immer noch sehr mäßig war. Natürlich haben wir auch diesmal die italienischen Autofahrer völlig zur Verzweiflung gebracht, wenn wir – vor allem in den zahlreichen Tunnels – die Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten haben. Also, plus 10, 15 Prozent, versteht sich. Mehr Provokation ist für die Dummköpfe unter den Autofahrern nahezu undenkbar und immer wieder sind wir in den Tunnels riskant überholt worden – auch mal mit einem guten 100er statt der erlaubten 50 km/h. Prinzipiell sind uns solche Trottel natürlich wurscht, jeder muss selber wissen, was er tut. Aber wenn solche Manöver für uns zur Gefahr werden hört sich der Spaß auf und manchmal würden wir uns für diese Deppen echt eine Polizeikontrolle wünschen.
Im Bereich des Comer-Sees sind uns dann dutzende Marktfahrer mit ihren Klein-LKW entgegengekommen, den für sie bereits hergerichteten Marktplatz in Porlezzo passierten wir schon vor geraumer Zeit. Teilweise waren die Marktstandler in ethnisch strikt getrennten Gruppen unterwegs – also zehn LKW nur mit Indern am Steuer, dann fünfzehn mit Chinesen und dann wieder zehn mit Italienern. Es werden jedenfalls über 100 Fahrzeuge gewesen sein.



Die Fahrt entlang des Lago di Como war ein einziger Traum. Wir kennen diese Gegend ja sehr gut von unseren Fahrten im Vorjahr, aber da waren wir nie vor 8 Uhr früh unterwegs. So sind wir auch durch Domaso gekommen, wo wir im Vorjahr am Campingplatz „Piccolo“ ein paar wunderbare Tage verbracht hatten. Von Domaso ist es dann nicht mehr allzu weit in die Schweiz und bald einmal überquerten wir die Grenze. Auch hier interessierte sich niemand für die Einreise der Zimmermanns und wir fuhren in einem Zug durch bis an den Fuß des Maloja-Passes.
Da befindet sich ein kleiner Parkplatz und da haben wir mit noch heißem Kaffee und mit den guten Croissants aus Lugano ein zweites Frühstück zu uns genommen. Und tatsächlich hat sich am unbefestigten Boden des Parkplatzes eine weitere Münze finden lassen – ein zwar schon sehr verwittertes, aber eindeutig als solches erkennbares 10 Rappen Stück. Haben wir nun also auch eine „Devise“ unter unseren Münz-Funden.
Nach der kurzen Rast durfte dann unsere Schnecke ihre Qualitäten als Bergziege ausspielen und sich den unfassbar spektakulären Maloja-Pass hinauf quälen. Jedoch – von Qual überhaupt keine Spur – oben im Dorf Maloja angekommen, hatte sich die Nadel unserer (äußerst verlässlichen!) Temperaturanzeige um kein bisschen nach rechts bewegt – wir haben sogar ein Beweisfoto davon angefertigt. Das ist schon sehr lässig, dass wir unserem lieben, alten Häuschen auch extreme Passfahrten zumuten dürfen. Danke!
 
Vom Maloja-Pass bis St. Moritz waren wir wieder praktisch völlig alleine auf der Straße unterwegs – das war für uns eine echte Entschädigung für den Stau-Wahnsinn von gestern am „San Gottardo“. Wir sind diese Strecke nach St. Moritz und dann durch das Engadin bis Prutz schon öfter gefahren, aber so lässig wie heute war es noch nie vorher.
Übrigens hatten wir gut 40 Kilometer lang einen weißen Suzuki-Jeep vor uns. Also nie wirklich vor uns, denn er war natürlich um einiges schneller unterwegs als wir. Aber im Engadin waren gut zehn Baustellen mit Gegenverkehr eingerichtet und an jeder einzelnen Ampel haben wir uns wieder hinter dem weißen Suzuki eingereiht.
Bei Prutz sind wir dann wieder nach Tirol eingereist und ohne nennenswerten Verkehr auf die Inntalautobahn gekommen. Ausnahmsweise haben wir dann beim Rasthaus „Trofana“ bei Imst noch einmal einen kurzen Stopp eingelegt, schließlich sind wir seit dem Maloja-Pass nicht mehr stehen geblieben. Und die kurze Rast hat sich auch insofern rentiert, als Gernot ein 10-Cent-Stück gefunden hat. Wir haben dann die Pause auch genützt, um eine Endwertung des Matches Fund-Münzen gegen Vespa-Modelle vorzunehmen. Vor Beginn unserer 78. WoMo Fahrt hat Gernot ja zum Spaß als „Minimal-Anforderung“ an diese Reise drei gefundene Münzen und drei rote Vespa-Modelle gestellt. Nun – es sind deutlich mehr geworden, sowohl was die gefundenen Münzen, als auch die Vespas betrifft. Der Endstand des Matches lautet – fast schon unglaublich eigentlich – 14 zu 15 zu Gunsten der Vespa-Modelle. Wobei bei den 15 Vespas das Handtuch mit eingerechnet ist und ob das als „Vespa-Modell“ durchgeht, könnte man zumindest diskutieren. Die zwei feschen T-Shirts von Ventimiglia mit den roten Vespas drauf haben wir nämlich auch nicht gezählt. Also ist das Duell in Wirklichkeit unentschieden ausgegangen – 14:14. Damit war beim besten Willen nicht zu rechnen, so viele Münzen haben wir überhaupt noch nie während einer Reise gefunden. Und dabei haben wir noch zwei Stück – ein 10erl und ein 50erl – bei einer Maut-Zahlstelle am Boden liegen lassen. Aber wir haben schon die Erfahrung gemachen, dass die Maut-KassiererInnen diese versehentlich fallen gelassenen Münzen als ihr Trinkgeld ansehen und es zurückfordern, wenn man es aufhebt. Haben wir schon mal mit einem feschen 2-Euro-Stück erlebt, also lassen wir solche Münzen ausnahmsweise liegen.
Vom Rasthaus „Trofana“ nach Innsbruck sind es vielleicht 60 Kilometer und auch auf der allerletzten Etappe unserer heutigen Fahrt sind wir bestens vorangekommen. Daheim in Innsbruck war dann ein perfekter Parkplatz für uns frei, wo wir bequem unser Moped abladen können. Das haben wir dann auch als erstes getan und damit ist unsere 78. WoMo-Reise abgeschlossen.
Zwar haben wir auf dieser Fahrt einige unnötige Stunden in diversen Staus verbracht, aber das ist nicht das, was uns von dieser Reise in Erinnerung bleiben wird. Wir haben wieder einmal wunderbare Tage in wunderbarer Umgebung verbracht, haben wunderbar gegessen, wunderbare Ausfahrten mit unserer Vespa gemacht und einmal mehr ist uns bewusst geworden, dass wir als Camper einer wirklich wunderbaren Leidenschaft verfallen sind. Und das Allerbeste ist – wir sind mitten drin in unserem Camper-Leben, viele Fahrten werden noch folgen, die nächste spätestens in zwei Wochen.