Samstag, 31. August 2019

95. WoMo-Fahrt "Statt in die Toskana oder nach Pisa, Steiermark, Wien und Visa"

17. August bis 31. August 2019
Innsbruck-Mondsee-Altaussee-Lebring-Wien/Klosterneuburg-Wien/Floridsdorf-Mondsee-Innsbruck
WoMo 1308km
Vespa 124km

Samstag, 17. August 2019
Unsere alljährliche Österreichrundfahrt steht an und wir freuen uns schon seit Tagen drauf. Unser erstes Ziel auf dieser Tour ist das wunderschöne Altaussee, nomen est omen am Altausseersee gelegen. Da haben unsere lieben Freunde Barbara und Michael ein Haus, Töchterchen Hannah ist natürlich mit von der Partie. Von Innsbruck nach Altaussee werden es keine 300 Kilometer sein, wir werden aber trotzdem unterwegs übernachten. Denn wenn wir abends wegfahren, dann entgehen wir den Staus des Urlauberreiseverkehr und auch bei der Grenzkontrolle in Kufstein werden wir wahrscheinlich nicht ewig lang warten müssen.

So ist es dann auch gekommen - schon vormittags haben wir die Vespa auf den Träger geladen und Getränke in unser WoMo geladen. Zwischendurch haben wir unseren beiden Lieblingsbauernläden einen Besuch abgestattet und für unsere Freunde ein paar Spezialitäten aus Tirol eingekauft. Speck, Wurst, Rinder-Schinken, Schnaps, Käse usw. Daheim haben wir es dann gemütlich Abend werden lassen und kurz nach 18 Uhr 30 sind wir schließlich aufgebrochen.
Mit unserer Reiseplanung sind wir genau richtig gelegen, es herrschte über die gesamte Strecke kein nennenswerter Verkehr, in Kufstein mussten wir bei der Einreisekontrolle nach Deutschland nicht einmal stehen bleiben, sondern wurden durchgewunken. In der Nähe vom Chiemsee sind wir dann das erste Mal kurz stehengeblieben - Beine vertreten. Nach nicht einmal drei Minuten Pause waren wir dann wieder am Highway unterwegs und sind bis zum Rasthaus in Mondsee durchgefahren - Ankunftszeit war dann ziemlich genau 21 Uhr. Beim Rasthaus haben wir uns dann einen feschen Platz für die Übernachtung gesucht und direkt neben dem ÖAMTC sind wir fündig geworden. Unser Schlafplatz ist taghell erleuchtet, das stört aber nicht, weil wir unser WoMo eh verdunkeln können. Vorerst haben wir aber noch einen Pasch gemacht und uns kalte Gute-Nacht-Getränke gegönnt. Niedergelegt haben wir uns dann gegen 23 Uhr, es ist eigentlich erstaunlich ruhig hier, schließlich stehen wir auf einem Autobahnparkplatz und die Fahrbahn ist keine 50 Meter weit weg. Aber es dringt nur wenig Verkehrslärm zu uns durch - das passt!

Sonntag, 18. August 2019
Es war noch nicht einmal 6 Uhr, da ist Gernot schon voll fit aus seinem Bett geklettert und wollte gleich einmal frische Brötchen holen gehen. Das Rasthaus öffnet aber erst um 6 Uhr 30. Wurscht. Ilse hat uns einen Kaffee gemacht und Gernot hat das Frühstücksgebäck halt aus der Tankstelle geholt. Rund um uns schälten sich nach und nach die anderen Übernachter und Übernachterinnen aus ihren PKW, die Armen haben mit Sicherheit nicht so bequem geschlafen wie wir. Das sieht man auch an den Dehnungsübungen, mit deren Hilfe sie ihre Gestelle wieder auf Vordermann (bzw. Vorderfrau) bringen.
Nach dem Kaffee sind wir dann bis zur Ausfahrt Mondsee zurückgefahren und über St. Gilgen, Bad Ischl, Bad Goisern und zuletzt über den Pötschenpass nach Altaussee gefahren. Schon unterwegs haben wir ausgemacht, dass wir diesmal die Vespa gar nicht abladen werden. Zum einen sagt der Wetterbericht für die kommenden Tage viel unbeständiges Wetter und Regen voraus, zum anderen werden wir natürlich so viel als möglich mit unseren lieben Freunden zusammen sein, da wollen wir für eine Vespatour keine Zeit davon abzwacken.
Wir kommen ziemlich genau um 9 Uhr in Altaussee an, fahren bis zum Haus von Michael und Barbara durch und parken uns vorübergehend ein. So können wir aber auf keinen Fall stehen bleiben, unser WoMo steht so schief, wie es noch nie gestanden ist. Fast schaut es so aus, als könnte unser dicker Nasenbär buchstäblich umkippen - na, das wär was …! Aber wir werden später sowieso umparken, noch steht das Auto unserer Freunde auf dem Platz, wo wir dann halbwegs eben abstellen können.
Barbara ist als einzige auf, bzw. ist sie als einzige durch unsere Ankunft wachgeworden. Wir umarmen uns herzlich, gleich darauf kommt auch Töchterchen Hannah aus ihrem Zimmer. Sie fällt uns um den Hals und sagt später den unvergleichlich schönen Satz: „Ich hab euch so lieb, ihr seid für mich wie meine Großeltern!“ Das hat gesessen, wir müssen vor Rührung beide mit den Tränen kämpfen … Dann kommt auch der Hausherr Michael die Treppen herunter und wir bauen auf der Terrasse ein fulminantes Frühstück auf. Mit allem Drum und Dran, wir haben als Gastgeschenke jede Menge Köstlichkeiten beim Tuxer-Bauer eingekauft und jetzt türmen sich neben Brot und Gebäck auch Liptauer- und Kren-Aufstrich, Marmelade, Honig und köstlicher Rinder-Schinken auf dem Tisch. Wir schmausen ausgiebig und genießen das immer wärmer werdende Wetter.
Heute ist Badetag angesagt und wir schließen uns natürlich an. Der See liegt ja quasi vor der Haustür und wir gehen mit unseren Badesachen und ein paar Getränken zum Ufer runter. Michael holt seine Plätte aus dem Bootshaus, das typische Altausseer-Boot war die letzten beiden Jahre sozusagen auf dem Trockendock, mittlerweile ist es endlich restauriert. Und es ist mit einem neuen Elektro-Motor ausgestattet, selbstredend mit dem stärksten, den es in dieser Kategorie zu kaufen gibt. Viel fehlt nicht und man könnte bei Höchstgeschwindigkeit einen Wasserskifahrer nachziehen …
Wir steigen in die Plätte ein, werden von Kapitän Michi strategisch an Bord verteilt und los geht’s. Aus einer geilen Bluetooth-Box dröhnt in voller Lautstärke Richard Wagners „Tannhäuser“ und die Musik ist weit über den See zu hören. Was für ein Auftritt, wir ziehen alle Blicke der Badegäste auf uns.
Wir suchen uns dann einen freien Platz am Ufer, vom Wasser aus ist das kein Problem. Schnell ist unser „Lager“ aufgebaut und noch schneller ist Baderatte Hannah im Wasser. Da will Gernot nicht nachstehen und schmeißt sich ebenfalls in den recht frischen Altausseersee. Herrlich - es ist schon ein Weilchen her, dass Gernot in einem derart kalten See geschwommen ist, aber heute hat es mal wieder gepasst. Und es hat richtig Spaß gemacht.
Kurz nach Mittag sind wir dann wieder in die Plätte gestiegen und sind zur Seewiese rüber geschippert. Beim neu errichteten Gasthaus von Didi Mateschitz (der Red Bull Besitzer) war, vom See aus, kein freies Plätzchen auszumachen, also sind wir zu einem etwas kleineren Gasthaus weitergefahren. Dort ist zufällig gerade ein Tisch frei geworden und wir haben eine Kleinigkeit gegessen und getrunken.
 

Danach sind wir wieder zu unserem Badeplatz zurück, sind noch lange fein in der Sonne gelegen und haben die mitgebrachten Biere und Limonaden ausgetrunken.
Wie das Wetter dann etwas zugezogen hat, sind wir mit dem Boot wieder nach Altaussee gefahren, wieder begleitet von den schweren Klängen Richard Wagners. Ilse, Barbara und Hannah wurden daheim abgesetzt, Michael und Gernot sind einkaufen gegangen. Gernot wird heute kochen, Barbara wünscht sich ein Bio-Hendl. Im Supermarkt ist dann kein Bio-Hendl zu kriegen, also kaufen wir einen ganzen Haufen Hühnerfilets und Hühnerschenkel, das werden wir dann schön zusammenbrutzeln. Michi kommt dann nicht an den frischen Eierschwammerln vorbei und packt ein gutes Kilogramm davon ein. Also gibt es noch ein fesches Pilzrahm-Gulasch dazu, wenngleich einmal ohne Rahm, weil Barbara eine Milch-Unverträglichkeit hat. Also kriegt sie dann eine eigene Sauce… Daheim haben sich dann Gernot und Michi ans Kochen gemacht und keine eineinhalb Stunden und vier Bier später war das Essen fertig. Es hat allen gemundet, auch wenn Hannah nur die blanken Nudeln gegessen hat. Aber die waren zumindest vom Tuxer-Bauern ...
Schön satt sind wir anschließend auf der Terrasse zusammengesessen und haben den schönen Tag zur Nacht werden lassen. Traditionellerweise haben sich dann Michi und Gernot der zielgerichteten Alkoholvernichtung hingegeben, so was kann sich hinziehen. Das wussten Barbara, Hannah und Ilse, als sie die Männer gegen 22 Uhr alleine auf der Terrasse zurückließen. Und so war es dann auch - Michael und Gernot hatten sich einiges zu erzählen und wie sie dann ca. 25 Biere später endlich ins Bett gegangen sind, zeigte die Uhr die schöne Zahl 4:46. Das wissen wir von Ilse, denn durch Gernots Heimkehr ins Wohnmobil ist sie kurz wachgeworden …

Montag, 19. August 2019
Trotz der Mini-Eskapade von gestern ist Gernot erstaunlich fit und wie er um 9 Uhr 30 zum Frühstückstisch wackelt, schläft sogar Hannah noch. Eigentlich müsste es heute laut Wetterbericht regnen, es schaut aber ganz anders aus. Die Sonne scheint und es sind kaum Wolken zu sehen. Wir beschließen einen ausgiebigen Seespaziergang, zum Mateschitz-Gasthaus sind es knapp fünf Kilometer und da wollen wir hin. Michael wird uns nicht begleiten, er muss zwei weitere Gäste abholen und kommt dann mit der Plätte nach.
Der Weg rund um den See ist wirklich schön, allenfalls wird der Spaziergang von undisziplinierten Radfahrern gestört, die auch trotz Fahrverbot einen unnötigen Stress machen. Wurscht, muss man halt hinnehmen. Aber vorne und hinten je einen Platten wird man ihnen ja noch wünschen dürfen …
Weil wir schon um 11 Uhr 30 beim Gasthaus „Seewiese“ ankommen, kriegen wir einen ausreichend großen Tisch und lassen uns kalte Getränke kommen. Pünktlich um 12 Uhr hören wir dann schon von Weitem die Ouvertüre von „Tannhäuser“ herannahen, Michi kommt! Er hat Kathrin mit, sie stellt sich selber als „Katzi“ vor und ist eine ORF-Kollegin. Katzi ist mit ihrem Partner Thomas unterwegs, einem pensionierten Reitlehrer. Das freut natürlich Pferdenärrin Ilse und die beiden haben Gesprächsthemen genug. Wir sitzen lange zusammen, genießen das wunderbare Wetter und das gute Essen und haben eine richtig feine Zeit. Sehr nett ist dann noch, dass Thomas beim Bezahlen formlos die Rechnung für alle übernimmt, eine großzügige Geste.
Alle zusammen fahren wir dann mit der Plätte zurück nach Altaussee - Katzi und Thomas gehen in ihr Design-Hotel (349,- Euro die Nacht, wenigstens inklusive Frühstück), wir fünf lassen uns auf der Terrasse nieder. Wir trinken noch eine Kleinigkeit und legen uns dann ein bisschen nieder. Nach dem kleinen Schläfchen haben wir dann einen ersten Pasch gemacht und danach haben wir uns wieder den anderen gesellt. Abends haben wir dann nur ein paar Nudeln mit Pesto gegessen, aber keiner von uns war wirklich hungrig.
Später haben wir dann tatsächlich ferngeschaut, wahrscheinlich eine Premiere, denn wir können uns an keinen Fernsehabend hier erinnern. Aber es stand „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ am Programm, noch dazu die letzte Staffel mit der leider verstorbenen Elisabeth T. Spira. Die Sendung war wie erwartet unterhaltsam, später ist dann noch das Sommergespräch mit Norbert Hofer am Programm gestanden. Der FPÖ-Typ kommt aber derart süßlich über den Bildschirm, dass man davon Zahnweh bekommen könnte. Also drehen wir den Fernseher ab, genehmigen uns noch einen Gute-Nacht-Drink und ziehen uns in die Privatgemächer zurück. Was für ein lässiger Tag wieder einmal …

Dienstag, 20. August 2019
Geweckt werden wir heute vom lauten Brüllen einer Kuh, auf das wir uns vorerst keinen Reim machen können. Nach dem Aufstehen sehen wir dann, dass gerade ein elektrischer Zaun aufgestellt wird und dazu muss man folgendes wissen: Direkt neben seinem Haus besitzt Michael noch ein bescheidenes Grundstück von nicht einmal 3.000 m² Größe und auf dieser Wiese wird ab heute eine komplette Kuh-Familie sozusagen „zwischengelagert“ - Stier, Mutterkuh und Stierkälbchen. Der Bulle, er heißt Valentin und ist über 800 Kilogramm schwer, durfte nicht mit auf die Alm, weil es dort oben schon einen dominanten Stier gibt. Mutterkuh Sally durfte wegen der Niederkunft von Baby-Vance nicht auf die Alm rauf und so dürfen die drei nun im Tal den Sommer verbringen. Es ist unglaublich schön, die Tiere bei ihrem Familienleben zu beobachten, den ganzen Tag könnte man damit verbringen. Das ist auch für uns Tiroler ein völlig ungewohnter Anblick, denn wir können uns nicht erinnern, jemals eine ganze Kuh-Familie auf einer Weide gesehen zu haben. Noch dazu alleine, ohne Herde. Es ist sehr berührend zu sehen, mit welcher Zärtlichkeit der mächtige Valentin mit seiner Sally umgeht und wie gefühlvoll er sein Kälbchen umsorgt. Wenn er zum Beispiel aus dem bereitgestellten Wassertank trinken will, dann muss er dazu mit dem Maul zuerst eine Klappe runterdrücken, damit das Wasser in einen Behälter fließt. Und wenn er dann fertiggetrunken hat, lässt er danach den Behälter ein weiteres Mal volllaufen, weil sein Kälbchen diese Technik noch nicht beherrscht. Sehr süß! Den ganzen Tag über massiert Valentin seine Sally immer wieder mit seiner Zunge, oft mehr als eine Viertelstunde lang. Ein wirklich wunderschöner Anblick und es ist eigentlich eine Schande, dass es unseren Nutztieren verunmöglicht wird, ein derart harmonisches Familienleben zu führen. Da könnte man glatt zum Vegetarier werden …
Wir frühstücken aber dennoch Wurst und Rinderschinken und registrieren erfreut das wieder sehr schöne Wetter. Das nutzen Ilse und Barbara gleich aus und streichen den neuen Zaun mit grüner Farbe. Dazu muss jedes Zaunelement ausgehängt werden und so stehen die beiden fleißigen Frauen bald ungeschützt dem gigantischen Stier gegenüber. Getrennt nur von einem dünnen Elektrozaun, der auf den 800 kg Bullen in etwa so abschreckend wirkt, wie für unsereins eine lästige Stubenfliege. Valentin kommt auch ganz nahe heran, um ja nichts von Ilses und Barbaras Malarbeiten zu versäumen. Da kann frau durchaus ein mulmiges Gefühl bekommen, aber Valentin ist nur neugierig und ansonsten sehr brav. Gott sei Dank!
Nach den Malerarbeiten haben sich Barbara, Hannah und Ilse zum Flohmarkt aufgemacht. Kommendes Wochenende findet in Altaussee der legendäre Kirtag statt und Hannah ist aus ihrem Dirndl herausgewachsen. Also muss ein neues her, denn selbstredend geht man nur in Tracht bzw. im Dirndl auf dieses Fest. Wie nicht anders zu erwarten war, ist die Auswahl an Kinder-Dirndln ziemlich groß und bald einmal ist die richtige Kombination aus Kleid, Schürze und Blüschen zusammengesucht. Dass das Dirndl Hannah nicht auf Anhieb wie angegossen passt ist kein Problem, Ilse ist dankenswerterweise eine versierte Schneiderin und daheim hat sie dann alles in die perfekte Passform umgeändert. Jetzt schaut Hannah noch süßer und lieber aus, als sie das ohnehin schon tut …
Abends sind dann der bekannte Tiroler Publizist und PR-Unternehmer Peter und seine Partnerin Katharina gekommen, Kathi moderiert unter anderem Polit-Talks für den ORF. Bald darauf haben Katzi und ihr Thomas die nette Runde komplettiert und wir haben uns sehr gut unterhalten. Zwischendurch haben wir das aufkeimende Hüngerchen mit den Resten der Hühner-Pfanne niedergekämpft und insgesamt einen wunderbaren Abend verbracht. Ins Bett sind wir wahrscheinlich erst um Mitternacht gekommen, aber keiner von uns hat auf die Uhr geschaut. Wozu auch …?
Mittwoch, 21. August 2019
Schon in der Nacht hat es derart stark geregnet, dass wir beide davon wachgeworden sind. Wurscht, wir liegen ja im Trockenen. Die Kuhfamilie ist die ganze Nacht über im freien geblieben und wir haben sie deutlich schnauben gehört, wenn sie knapp neben unserem WoMo gegrast haben. In der Früh hat es immer noch wie aus Kübeln gegossen und wir haben erst einmal in Ruhe gefrühstückt.
Barbara und Hannah haben sich dann später am Vormittag, kaum dass es zu regnen aufgehört hat, zu einem Seespaziergang aufgemacht. Das ist nichts für uns, das Wetter erscheint zu unsicher, da machen wir lieber einen Pasch. So war es dann auch und keine halbe Stunde nach dem Aufbruch der mutigen Wanderinnen hat es wieder zu regnen begonnen. Da sitzt man lieber gemütlich in der warmen Stube beim Paschen. Und warm ist es tatsächlich sprichwörtlich, denn Michi hat die elektrische Fußbodenheizung aktiviert - mitten im Hochsommer. Aber es ist durch den Dauerregen wirklich ein wenig frisch geworden und man muss ja nicht unnötig vor sich hin zittern …
Barbara und Hannah sind dann erwartungsgemäß bald einmal heimgekehrt. Sie sind nicht allzu weit gekommen und haben sich vor dem Wetterunbill in ein Gasthaus gerettet. Dort haben sie sich eine feine Zeit gemacht und danach sind sie halbwegs trockenen Fußes nach Hause zurückspaziert. Wir sind zuerst noch ein bisschen in der Stube zusammengesessen, später haben wir uns dann auf eine kleine Siesta in unser WoMo zurückgezogen.
Aber nicht für lange, denn Michi und Gernot machen sich dann erneut zum Einkaufen auf, heute Abend wird wieder gekocht. Es wird Schweins-Medaillons in Gorgonzola-Rahmsauce geben, für Barbara natürlich ohne Rahm. Als Beilage haben wir uns für Reis mit Erbsen entschieden. Das Einkaufen ist wieder einmal reines Kabarett, Gernot und Michi haben einen Mordsspass dabei. Bei der Rückfahrt horchen wir dann volle Lautstärke „Rare Earth“ und „The Temptations“, Funkmusik vom Feinsten also. Lustig war dann noch, dass wir kurz vor Michis Haus angehalten worden sind. Altaussee hat ja nur eine sehr begrenzte Anzahl von Parkplätzen und die waren bereits alle voll. Michi ist also stehengeblieben, hat sich mit einem „Kennst mich nicht? Ich bin der Meschten-Müchi“ vorgestellt und durfte natürlich weiterfahren. Keine 30 Meter weiter die nächste Anhaltung, wieder musste Michi durch Nennung seines Hausnamens das Wiener Kennzeichen am Auto rechtfertigen. Dabei dröhnte fortwährend „Ball of Cunfusion“ aus den Lautsprechern und Michi sagte nach der zweiten Kontrolle den schönen Satz: „Ja hören denn die Deppen nicht schon am Sound, dass ich hier daheim bin …?“. Michis Hausname lautet übrigens korrekt „Mörth“ - dass man das als „Meschten“ ausspricht zeigt, wozu Dialekt im Stande ist. Da wundert einen das „Müchi“ für Michael deutlich weniger …
Später kocht dann Gernot das Eingekaufte zu einem guten Essen zusammen, das Lob dafür ist wieder einmal kaum auszuhalten. Unglaublich eigentlich, man alles ertragen muss, nur weil man gut kochen kann … Mittlerweile haben Peter und Kathi unsere Runde komplettiert und bei gutem Essen und guten Gesprächen verbringen wir noch einen lässigen Abend. Peter und Kathi brechen dann auf, Barbara, Hannah und Ilse spielen ein paar Partien Uno. Michael ist ganz vertieft in seine zweibändige und insgesamt über 2.500 (!!) Seiten starke Biographie über Hitler. Zwischendurch blickt Michi einmal auf und meint lapidar: „“Irgendwie kommt mir vor, dass bei allen Biographien über Hitler stets ein etwas negativer Unterton mitschwingt …“ Diese Art von zynischem Humor darf er sich in unserer Runde locker leisten, sonst müsste man mit solchen „Scherzen“ wohl eher vorsichtig sein …
Irgendwann brennen aber auch Michi die Augen, er legt den Hitler zur Seite und auch für uns ist das das Startsignal zum Rückzug in unser Häuschen. Schön ist es hier in Altaussee, wir fühlen uns rundum wohl.

Donnerstag, 22. August 2019
Der gestrige Dauerregen hat sich verzogen, schon zum Frühstück scheint die Sonne. Fein. Michi und Gernot haben spontan einen neuen „Running Gag“ kreiert und ahmen unentwegt Luis Trenker nach. Später schauen wir uns die Monologe des legendären Südtiroler Bergfexen auf Youtube an und kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Barbara, Hannah und Ilse finden das nicht ganz so lustig, die kleine Hannah fragt in ihrer direkten Art: „Sagts einmal, seid ihr schon am Vormittag besoffen?“ Das nicht, aber wir sind voll gut drauf. Die Frauen gehen dann zur Reitstunde und die in diesen Dingen sehr versierte Ilse hat ein paar gute Tipps auf Lager. Und siehe da, es funktioniert alles bestens.
Nach dem Reiten gönnen wir uns alle gemeinsam ein ausgiebiges zweites Frühstück. Dann beschließen wir, dass das Wetter eindeutig zum geplanten Grillen am See geeignet ist. Also brechen Michi und Gernot erneut zum Supermarkt auf, diesmal fahren sie aber nicht zum BILLA nach Bad Aussee, für einen Griller reicht der örtliche Nahversorger. Schnell sind Würstel, Salami, Brot, Maiskolben etc. eingekauft und wir bringen die Beute ins Haus. 

Dort warten wir dann noch auf zwei mit Hannah befreundete Kinder und wie Resi und Max dann von ihrer Mama angeliefert geworden sind, spazierten wir schwer bepackt zum Seeufer hinunter. Michi holt die Plätte aus dem Bootshaus und - erraten - begleitet von „Tannhäuser“ kommt er wenige Minuten später angefahren. Mit Vollgas geht es über den herrlichen Altaussersee und bei einem idealen Platz legen wir an. Kaum zu glauben, aber trotz dem gestrigen Dauerregen finden die Kinder ausreichend trockenes Brennholz für ein hübsches Feuerchen, zur Vorsicht hat sich Michi von daheim noch ein paar fesche Scheiter Holz mitgenommen. Schnell ist eine Grillstelle aus großen Steinen aufgeschichtet und bald einmal züngeln die Flammen lustig in den Himmel. Die Kinder toben derweil im Wasser, Resi und Max sind 9 und 11 Jahre alt und ausgesprochen wohlerzogen. Obwohl beide Kinder waschechte Wiener Großstadt-Kids sind, bewegen sie sich wie selbstverständlich in der Natur, vor allem Max zeigt außergewöhnliches Bewegungstalent. Später erfahren wir dann nebenbei, dass er seit Jahren die israelische Kampfsportart „Krav Magna“ trainiert, also wundern uns nicht mehr, mit welcher Geschicklichkeit er beim Holzsuchen in der steilen Böschung herumtunt ...
Bald ist die Glut heiß genug, dass wir unsere Würsteln auflegen können und nur kurze Zeit später sind sie schön durchgegrillt. Herrlich - dazu trinken wir Bier und Softdrinks, ein wunderbares Essen an einem wunderbaren Ort. Wir bleiben noch lange gemütlich sitzen, füttern die Enten und lassen uns das Brot direkt aus der Hand fressen. So lange, bis kein Brot mehr da ist und außerdem verschwindet die Sonne ziemlich rasch hinter einer immer dichter werdenden Wolkendecke. Schnell packen wir alles zusammen und fahren mit der Plätte zurück. Wie wir lässig neben dem rund um den See führenden Fußweg vorbeigondeln, werden wir natürlich von allen Spaziergängern beobachtet. Da diese Blicke - sagen wir mal so - manchmal nicht ganz ohne Neid zu sein scheinen, kommt Michi ein schöner Satz aus: „Genau für diese Blicke lebe ich …“ Unter Lachen und noch mehr Lachen kommen wir zur Ausstiegstelle zurück, inzwischen hat es leicht zu tröpfeln begonnen. Wir kommen aber verhältnismäßig trocken zum Haus zurück, Resi und Max sind auch noch mit von der Partie. Vor dem Haus begegnen wir noch einer Filmcrew, Michis Bleibe wird in den nächsten Tagen als Kulisse für einen Krimi verwendet. 
Wir setzen uns auf die untere Terrasse, trinken Wein und Bier, die Kinder toben derweil im Haus herum. Dann kommt die Mama von Resi und Max, auch sie heißt Katharina. Sie ist erfolgreiche Konzertpianistin und wohnt mit Mann und Kindern unterm Jahr ebenfalls in Wien. Schon nach ein paar Minuten taut Katharina nach und nach immer mehr auf und schließlich haben wir es richtig lustig. Als sie hört, dass Gernot Bücher schreibt, ist sie wirklich interessiert daran und natürlich bekommt sie ein signiertes Exemplar von „Eine Million Kilometer durch Innsbruck“ geschenkt. Obwohl sie es bezahlen wollte. Wenn ihr Gernots Stil gefällt, dann kann sie sich ja die beiden anderen Bücher via Wagnerische nach Wien kommen lassen.
Wir verbringen eine sehr nette Zeit auf der Terrasse, blödeln was das Zeug hält und trinken nicht wenig. Völlig wurscht, keiner von uns ist auch nur annähernd betrunken. Gut drauf halt und das ist auch gut so. Zum Abendessen machen wir uns schnell ein paar Nudeln, Hannah isst ja sowieso nichts anderes. Nicht weiter tragisch, denn in der Schulkantine isst sie brav alles, was auf den Tisch kommt. Nach dem Essen spielen Ilse, Barbara und Hannah noch ein paar Partien Uno, Michi und Gernot lesen. So geht ein schöner, dichter Tag angenehm fein zu Ende, es wird noch nicht einmal 22 Uhr gewesen sein, wie wir uns in unser Schneckenhäuschen verzogen haben. Dort haben wir uns noch einen Gute-Nacht-Pasch ausgespielt und danach endgültig die Segel für heute gestrichen.

Freitag, 23. August 2019
Michi fährt heute nach Wien zum Rammstein-Konzert. Das löst gleich beim Frühstück den ersten großen Lacher des Tages aus, denn Gernot meint, Michi solle sich doch für das Konzert in seine Altausseer-Tracht schmeißen. Und nach ein paar Minuten, nachdem die Show losgegangen ist, soll er seine Nachbarn fragen: „Wo bleibt denn der Andreas. Und die neue Band von ihm ist schon ziemlich hart unterwegs …“ Und er soll sich ein Transparent malen: „Andreas Gabalier du geile Sau!“ Oder noch besser: „Ich kann zwar kein Kind von dir kriegen, aber lass es uns wenigstens versuchen!“ Was haben wir gelacht …
Nachdem Barbara und Hannah vom Reiten zurückgekommen sind, haben wir uns ein zweites, ausführliches Frühstück gegönnt. Dann war eh schon Zeit, Michael zum Bahnhof nach Bad Aussee zu bringen. Das haben Barbara und Hannah erledigt, wir zwei haben derweil einen Pasch im Freien gemacht. Interessiert beobachtet von Familie Rindvieh, den Bullen hat Gernot keine zwei Meter hinter sich schnauben gehört. Aber Angst braucht man vor Valentin keine haben, solange man seine Familie nicht bedrängt. Übrigens hat Gernot dann den Fehler gemacht und Sally und Valentin mit ein wenig Brot gefüttert. Wie sehr die Tiere darauf abfahren, merkten wir dann in den darauffolgenden Stunden. Denn da ist Sally immer wieder einmal direkt an den Gartenzaun gekommen und hat lautstark nach Brot gebrüllt. Auch Valentin bettelte auf diese Weise und so hallte alle halbe Stunde lang lautes Kuhgebrüll über die Terrasse.
Eigentlich wäre heute ein Trip auf den Dachstein geplant gewesen, vor allem Barbara wäre sehr gerne mit uns hinaufgefahren. Aber leider ist das Wetter heute absolut ungeeignet dafür, denn statt des herrlichen Rundblickes über das Ausseer-Land würden wir keine fünf Meter weit sehen und in eine graue Wolkenwand starren. Also verschieben wir den Besuch des Dachsteins auf 2020, da wird er sicher auch noch da sein.
Dem wechselhaften Wetter trotzen wir erfolgreich mit einem ausgiebigen Nachmittagsschläfchen, das wir bis nach 17 Uhr ausdehnen. Dann lässt uns der Hunger nicht mehr länger ruhen und wir gesellen uns wieder zu Hannah und Barbara. Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen essen. Ilse hat unbändige Lust auf ein Wiener Schnitzel, das wird sich machen lassen. Wir spazieren die knapp 500 Meter zum „Schneider Wirt“ und werden nicht enttäuscht. Ilse und Barbara gönnen sich das Schnitzel in der Kürbiskern-Panade, Gernot verdrückt ein großes und sehr gutes Cordon Bleu. Hannah unterbricht ihre Nudel-Phase mit einem Käse-Toast, vorher hat sie sich noch eine Frittaten-Suppe kommen lassen. Als Nachtisch hat sie dann noch gemeinsam mit Ilse Eis-Palatschinken verdrückt. Ein rundum gelungener Gasthaus-Besuch und weil wir diesmal schnell genug waren, konnten wir Hannah und Barbara zum Essen einladen. 
Zurück im Haus sind wir dann noch lange gemeinsam mit Barbara auf der Terrasse gesessen, zwischendurch hat sich auch Hannah zu Ilse gekuschelt. Morgen fahren wir weiter - und so wunderschön es hier in Altaussee auch ist, wir freuen uns darauf. Wir sind halt unverbesserliche Nomaden und es zieht uns ganz einfach weiter …
Samstag, 24. August 2019
Wir stehen relativ früh auf und nach dem gemeinsamen Frühstück machen wir uns zur Abfahrt bereit, da ist es noch nicht einmal 9 Uhr. Viel gibt es ja eh nicht zu erledigen, wir haben ja nicht einmal die Vespa von ihrem Träger genommen. Also müssen wir nur alles an seinen Platz räumen, die Führerhaus-Fensterverdunkelungen abnehmen und den Strom abstecken. Dann noch von den Auffahrtsböcken runterfahren - fertig. Wir verabschieden uns herzlich von Barbara und Hannah und so wie es ausschaut, werden wir im Zuge unserer Rückkehr aus Indien eine Nacht bei ihnen in Wien verbringen. Das wird dann ca. in der ersten Februarwoche 2020 sein. Dann geht die Fahrt los, als erstes gilt es, aus der verzwickten Hauseinfahrt herauszukommen. Wir sind heuer das dritte Mal hier und bei den zwei vorherigen Ausfahrten hat Gernot stets den grün lackierten Maschendrahtzaun des Nachbarn gestreift - das beweisen unzweifelhaft die grünen Farbspuren an unserer sonst so schön weißen Stoßstange. Heute geht es sich um das berühmte Frauenhaar aus und ohne Fremdzaunkontakt tuckern wir zuerst nach Bad Aussee rüber, wir müssen Diesel nachschütten. Wir können es anschließend kaum glauben, aber wir registrieren mit 8,82 Litern auf 100 Kilometern den geringsten Verbrauch aller Zeiten. Wir waren so verblüfft, dass wir x-mal nachgerechnet haben. Der extrem niedrige Verbrauch hat sicher damit zu tun, dass wir seit dem letzten Tanken viel auf Bundesstraßen unterwegs waren, zudem sind wir bei der Herfahrt kaum einmal schneller als 85 km/h gefahren. Unter 10 Litern waren wir schon oft, aber unter 9 Litern noch nie. Sehr lässig, allerdings wird das ein wohl ein einmaliger Ausreißer nach unten gewesen sein. Wurscht …

Unser heutiges Ziel ist Lebring, dafür müssen wir das Bundesland Steiermark gar nicht verlassen. In Lebring wohnt Gernots Jugendfreund Ralfi, dem im Buch „Ich war ein Reichenauer Rattler“ ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Ralfi ist vor ein paar Jahren gemeinsam mit seiner Frau Silvia von Innsbruck hierhergezogen, seine Tochter Raphaela lebte schon länger in der Nähe von Lebring.
Wir kommen bestens voran, wir haben uns bei Ralfi um ca. 13 Uhr angekündigt, also haben wir jede Menge Zeit. Die nutzen wir gleich für einen Abstecher zur riesigen Skiflugschanze Kulm in Bad Mitterndorf. Übrigens ist Bad Mitterndorf auch jener Ort, an dem Conchita Wurst alias Tom Neuwirth aufgewachsen ist. Den/die sehen wir leider nicht, aber die Flugschanze müssen wir uns natürlich anschauen. Wir fahren auf den riesigen Parkplatz, stellen unser WoMo ab und gehen die paar hundert Meter zum Auslauf der gigantischen Anlage. Unfassbar, dass sich jemand traut, hier auf Skiern herunterzuspringen. Viele der mutigen Sportler sind noch halbe Kinder, wo die den Mut dafür hernehmen, bleibt uns unbegreiflich. Gernot absolviert dann auch seinen ersten 200 Meter-Flug und auch wenn man seinem Gesicht die unglaublichen Anstrengungen dieser Leistung deutlich ansieht - so schlimm wars gar nicht …
Nach dem lässigen Break am Kulm sind wir dann noch ein paar Kilometer auf der Bundesstraße dahingegondelt und dann auf die Autobahn in Richtung Graz gefahren. Es ist kein nennenswerter Verkehr unterwegs und auch als wir bei der Mautstation für den 9 Kilometer langen Gleinalm-Tunnel anhalten mussten, hatten wir nur ein Auto vor uns in der Spur. Das geht.
Von Graz nach Lebring sind es dann nur mehr wenige Kilometer, Lebring hat sogar eine eigene Abfahrt. Das Haus von Ralfi finden wir dann trotz genauer Adresse und Navi nicht - kein Wunder, Gernot hatte die Information, dass sich Ralfi hier ein Bauernhaus gekauft hat. Und die Adresse passte halt nicht auf eines der Bauernhäuser in der Straße. Also kurzes Telefonat mit Ralfi „I steh direkt vor meinem Haus auf der Straße“ und keine Minute später sind wir uns schon in den Armen gelegen. Gernot und Ralfi waren als Heranwachsende drei, vier Jahre lang beinahe unzertrennlich und haben unendlich viele Jugendblödheiten begangen. Worüber man sich Jahrzehnte später natürlich trefflich unterhalten kann. Wir haben überlegt, wann wir uns das letzte Mal gesehen haben - es muss ca. 2007 gewesen sein, denn Ralfi hat Gernot einmal in Igls besucht, wo Ilse damals gewohnt hat. Sicher ist, in den letzten 38 Jahren haben wir uns keine fünf Mal getroffen, unserer Freundschaft hat das aber nichts anhaben können.
Ralfi und seiner Silvia geht’s gut - falsch - es geht ihnen ausgesprochen sehr gut. Sie haben sich ein 130 m² großes Reihenhaus mit Garten und zwei überdachten Parkplätzen gekauft, zu einem Preis, für den man in Innsbruck keine 50 m² Wohnung kaufen könnte. Silvia ist mit ihren 64 Jahren schon in Pension, Ralfi hat sich für ein lukratives Vorruhestands-Modell entschieden und vertreibt als Ein-Personen-Unternehmen hocheffiziente Industrie-Reinigungsmittel. Er hat gerade einmal zwei (!!) Kunden, aber die sind so groß und bedeutend, dass er kommod davon leben kann, ohne sich einen Haxen auszureißen. 
Wir stellen unser Wohnmobil vor dem Gartentor ab und stecken den Strom an. Die Vespa laden wir wieder nicht ab, wir kommen hier sowieso nicht zum Fahren. Außerdem hat Gernot schon um 14 Uhr sein erstes Bier in der Hand und man braucht wahrlich kein Prophet zu sein um zu wissen, dass das nicht sein letzter Hopfen-Smoothie für heute gewesen sein wird …

Und so war es dann auch. Ralfi und Gernot hatten sich unendlich viel zu erzählen, die Stunden sind nur so verflogen. So ist es dann Zeit zum Abendessen geworden, Ralfi hat in einer großen Pfanne am offenen Feuer eine hervorragende Pasta „Pastorella“ zubereitet. Nach und nach sind immer mehr Gäste gekommen, Ralfi und Barbara betreiben sozusagen ein permanentes „Open House“ und es kommen jeden Tag eine Menge Leute. Auf einen Kaffee (selbstgemachter Kuchen wird mitgebracht), auf einen Plausch, auf ein Bier oder einen G’spritzen und zum Essen. So wie heute. 


Insgesamt sind wir sicher über 10 Personen gewesen, nach der Pasta ist der Alkohol in Strömen geflossen und unsere Runde ist immer lustiger geworden. Wir haben Witze und humorige Anekdoten erzählt, die Steirer haben teilweise gebrüllt vor Lachen. Auch noch weit nach Mitternacht, Ralfis und Silvias Nachbarn scheinen diesbezüglich schon sehr abgehärtet zu sein, denn nach etwas mehr Ruhe hat niemand verlangt. Zwischendurch hat Gernot ein paar Kapitel aus seinem Buch vorgelesen und dafür natürlich viel Lob geerntet. Schon wieder - hört das denn gar nicht mehr auf … Scherz beiseite, selbstverständlich freut positive Kritik jeden Autor, warum sollte das bei Gernot anders sein.
Nach und nach haben sich die Gäste dann verabschiedet, übrigens ist jeder von ihnen mit dem Auto heimgefahren und bis auf eine Ausnahme waren alle ordentlich bedient, wie man so sagt. Aber - das sei in dieser Gegend Normalität, es werde de facto nie kontrolliert und die Einstellung der Eingeborenen lautet sowieso „Warum soll i net saufen? Mei Auto braucht ja auch einen Sprit zum Fahren“. Ja, ja - sehr lustig unsere besoffenen Autofahrer - bis es halt kracht … Aber uns kann das ziemlich wurscht sein, wir sind keine Verkehrspolizisten und wollen auch gar nicht groß die Moralkeule schwingen. Es wird schon jede/r wissen, was er/sie tut …
Ab 2 Uhr nachts sind dann Gernot und Silvia als letzter Rest der Partypartie auf der Terrasse verblieben und weil das Wetter so schön war (von den heftigen Gewittern wurden wir lediglich ganz leicht gestreift) und das Bier bzw. der Wein so gut geschmeckt hat, sind sie noch bis nach 4 Uhr früh sitzen geblieben. Dafür war dann das Einschlafen kein Problem mehr, denn keine Minute nach dem Niederlegen ist nicht nur im WoMo das Licht ausgegangen …
Sonntag, 25. August 2019
Auch wenn Gernot gestern ziemlich tief und vor allem ziemlich oft in die Bierdose geschaut hat, ist er beim Aufstehen erstaunlich fit, immerhin ist es gerade Mal 9 Uhr 30. A propos Bierdose: Ralfi hat in seinem Garten einen feschen Bier- bzw. Limonadendose-Zerquetscher hängen. Damit lassen sich Aludosen ohne Mühe auf die Größe eines etwas dickeren Bierdeckels zusammendrücken. So ein Ding müssen wir unbedingt auch haben, Gernot sucht eh schon länger danach. Ilse hat dann gleich beim Frühstück den Wunsch in die Tat umgesetzt und keine fünf Minuten später war der „Tin-Cane-Crusher“ online bestellt und für 15 Euro 90 gekauft. Geil! Ein guter Tag beginnt manchmal mit einem sinnvollen Einkauf.
Wir frühstücken in aller Ruhe, irgendwann einmal steht Ralfi auf, geht in die Küche und holt etwas aus einer Schublade. Zurück am Frühstückstisch legt er Gernot mit einem lässigen „Da, das schenk ich dir“ ein Messer hin. Aber nicht irgendein Messer, sondern ein traumhaftes Teil mit Damaszener-Klinge, also x-Mal gefaltet und gehärtet. Ein schöneres Messer haben wir kaum vorher je gesehen und jetzt gehört es Gernot. Danke Ralfi, das Ding gibt er garantiert nie wieder aus der Hand.
Im Laufe des Vormittags bemerken wir, dass unsere Gasflasche leer ist. Kein Problem natürlich, wir haben ja stets eine volle Ersatzflasche an Bord, gute Vorbereitung ist alles. Schnell ist der Anschluss gewechselt, allerdings kommt kein Gas beim Herd an. Hmmmh, sie wird doch nicht leer sein? Natürlich nicht - Gernot war allerdings so klug, die volle Flasche NICHT aufzudrehen … Jetzt passt alles und Ilse hat später nachgeschaut, wann wir die Gasflasche zuletzt getauscht haben. Siehe da, es war auf den Tag genau vor einem Jahr. Fein, dass sich Ilse solche Sachen notiert, das erleichtert uns natürlich die Planung. Weil wir grad beim Nachfüllen waren, haben wir gleich noch Wasser getankt, Ralfis Gartenschlauch war locker lang genug dafür. Jetzt sind wir wieder bestens gerüstet und das ohne nennenswerten Aufwand.
Pünktlich zu Mittag sind wir zu Ralfis und Silvias Lieblingswirten gegangen, zu Fuß, das Gasthaus liegt nur ein paar Hundert Meter entfernt. Dort haben wir ausgezeichnet getafelt und getrunken, mittlerweile waren wir zu sechst, denn auch Tochter Raphaela und ihr zukünftiger Mann (ein lässiger Bursche) sind vorbeigekommen. Das Gasthaus wird vom Chef persönlich geführt und er bediente uns auch. Der Mann besitzt mehr als 120 (!!!) Wohnungen, dennoch arbeitet er gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern ganz normal weiter. Im Laufe des Mittagessens zeigte sich auch, wie sehr Ralfi hier schon integriert ist. Denn als ihn der Wirt fragte, ob er Ralfi noch ein Bier bringen solle, da antwortete der gespielt aggressiv: „Was fragst denn so deppert?“ Wenn das kein Beweis für perfekte Integration ist …
Übrigens - wir müssen ja eh schon nicht mehr erwähnen, dass wir schon wieder zum Essen eingeladen worden sind. Danke Ralfi, Danke Silvia. Aber wenigstens haben wir uns ein bisschen revanchieren können, denn wir haben den beiden Exil-Tirolern eine ganze Menge Schmankerln aus der Heimat mitgebracht: Speck, Käse, Wurst, Marmelade, Schnaps, Honig etc. Das volle kulinarische Programm, natürlich nur beste Ware von unseren bevorzugten Bauern.
Nach dem Essen sind wir zurück zum Haus und haben ein wenig Siesta gehalten. Aber eh nicht für lange, denn bald einmal ist Raphaela mit ihren beiden Hunden auf ein Käffchen vorbeigekommen. Die Hunde haben uns wie alte Bekannte gegrüßt, vor allem Macho, ein zweijähriger Mops, konnte sich vor lauter Begeisterung gar nicht mehr einkriegen. Die Hundedame, ein „Schnudel“ (Mischung aus Schnauzer und Pudel, die werden tatsächlich so genannt), war etwas reservierter, an uns hochgesprungen ist sie aber trotzdem. Wurscht, wir mögen Hunde. Und Hunde mögen Wurscht, bevorzugt in Form von Beinschinken, wie er uns als Jause serviert worden ist. Da sind die Augen von Macho noch größer geworden, süßer und unwiderstehlicher zu betteln als ein Mops vermag sowieso kein Hund. Also ist immer wieder ein Stück Schinken oder Wurst „versehentlich“ unter den Tisch gefallen …
Nach dem Essen haben wir uns dann wieder unseren Lieblingsbeschäftigungen hingegeben - viel Quatschen, viel Trinken und noch viel mehr Lachen. So ist es schließlich 22 Uhr geworden und wir haben uns ins WoMo verabschiedet. Dort haben wir noch einen letzten Pasch in der Steiermark geklopft, morgen geht’s nach Wien. Bundeshauptstadt, wir kommen …!
Montag, 26. August 2019
Geweckt werden wir von Ralfi, der kurz nach 8 Uhr 30 mit seinem aufgemotzten Amarok-Pickup neben uns einparkt. Er ist eben von einem Kundentermin zurückgekommen und begrüßt uns mit den schönen Worten: „Habe soeben 1.000 Euro verdient, das war gleichzeitig auch mein letzter Termin in dieser Woche!“ Zur Erinnerung: Heute ist Montag. Haben wir schon erwähnt, dass es Ralfi gut geht?
Wir bekommen noch ein fulminantes Frühstück serviert, weichgekochte Eier inklusive. Dann stellen wir uns noch für ein Gruppen-Selfie vor unserem WoMo zusammen, umarmen uns herzlich und lange, Silvia meint zum Abschied in ihrer typisch trockenen Art: „Ihr seid wirklich jederzeit herzlich willkommen bei uns, wenn’s nicht einmal im Monat ist!“ Nebenbei bemerkt - Ralfi hat unsere Aufkleber, die den Bart von Frank Zappa darstellen, mit den Worten „Wozu habt‘s ihr denn Abziehbilder von Quallen auf eurem WoMo?“ kommentiert. No Comment …
Dann machen wir uns auf den Weg, bis nach Wien fahren wir nur auf der Autobahn, es sind etwas über 220 Kilometer dorthin. Wir kommen super voran, der Verkehr bremst uns nirgends ein. Eigentlich wollten wir direkt zu Elle nach Floridsorf fahren, aber unterwegs haben wir beschlossen, dass wir jetzt erst einmal Urlaub vom Urlaub brauchen. Die letzten Tage waren schön, sehr schön sogar, aber sie waren auch ziemlich anstrengend. Nicht nur wegen dem Alkohol, aber natürlich schon auch deshalb. Also brauchen wir jetzt ein wenig Ruhe und die hoffen wir auf dem Campingplatz „Donaupark“ in Klosterneuburg zu finden. Den Platz kennen wir, hier waren wir mindestens schon einmal, damals hat uns Wolfgang mit seinem neuen Motorroller besucht. Das wird drei, vier Jahre her sein - Wolfgang ist leider mittlerweile verstorben, der Besuch seines Grabes ist eh einer der Programmpunkte für uns in den nächsten Tagen.
Vorerst steht aber „Dolce far niente“ auf dem Programm, das süße Nichtstun ist uns eh schwer abgegangen. Wir kriegen einen feinen Platz bzw. suchen wir uns einen feinen Platz aus mehreren Möglichkeiten aus. Schnell ist die brave Vespa vom Träger gelassen, sie ist ja schon beinahe festgewachsen dort hinten. Zum Thema Motorradträger - also eines steht fest, das Ding müssen wir wirklich bald reparieren lassen, zum Glück haben wir eh schon einen Termin bei der Firma Batkowski in Innsbruck vereinbart. Dass wir mit dem desolaten Träger (bzw. mit der kaputten Lichtleiste des Trägers) überhaupt noch fahren können, ist ohnehin nur der praktischen Geschicklichkeit von Ilse zu verdanken. Sie hat das Teil wenigstens so mit Spannfedern und Gurten fixiert, dass es eigentlich nicht herabfallen kann und sämtliche Kabel für die Heckbeleuchtung abgerissen würden. Aber das ist auf Dauer natürlich kein Zustand …
Wir verbringen einen sehr angenehmen, weil ereignislosen Nachmittag und vertreiben uns die Zeit natürlich mit einem Pasch. Das Wetter ist schön, es ist sehr warm bis heiß, aber wärmer als 32 Grad wird es nicht. Das geht.
Pünktlich um 18 Uhr pilgern wir ins platzeigene Restaurant, das haben wir noch in guter Erinnerung. Wir essen herrlich ungesunde Speisen, Gernot gibt sich die „Cevapcici mit Pommes und Zwiebelsenf“, Ilse sucht sich „Gebackene Hühnerteile auf Salat“ aus. Das Essen ist genau wie erwartet und mitsamt den Getränken zahlen wir keine 24 Euro. Das folgende Abendprogramm ergibt sich dann sozusagen eh von selber: Verdauungsspaziergang über den Platz, Duschen, Paschen, Schlafen gehen. Sicher schon vor 22 Uhr pennen wir weg, die letzten paar Tage haben wirklich ihre Spuren hinterlassen …
Dienstag, 27. August 2019
Heute ist für uns so eine Art „Großkampftag“, denn es gilt, unsere Visa für Indien zu beantragen. Wer schon einmal mit diesem Land konfrontiert war, der weiß, wie unfassbar bürokratisch Indien ist. Das könnte also durchaus nicht unkompliziert bzw. friktionsfrei ablaufen. Wir werden sehen. Als erstes rufen wir Ilses Schwester Sigrid an. Sie wird heute 66 Jahre alt und passend dazu lassen wir Udo Jürgens mit dem entsprechenden Lied gratulieren. Sigrid ist gerade am Weg auf eine Alm, trotzdem freut sie sich über unseren musikalischen Geburtstagsgruß.
Nach dem Anruf und einem feinen Kaffeefrühstück werfen wir unsere Vespa an und glühen nach Wien hinüber. Bis zur Botschaft bzw. bis zur Visa-Abgabestelle sind es gut 20 Kilometer, die Hälfte der Strecke führt über den berühmt-berüchtigten Wiener Gürtel. Eine vier- bis fünfspurige Straße mitten durch die Stadt. Mit der Vespa sind wir natürlich unglaublich privilegiert und schlängeln uns durch den Irrsinnsverkehr. Bei jeder roten Ampel quetschen wir uns in die Pole-Position und zack - sind wir schon via Ring in der Hegelstraße angekommen. Unnötig zu erwähnen, dass wir unseren Roller exakt vor der Eingangstür parken. Mit dem Auto wäre diese Fahrt ein unendliches Stopp-and-Go geworden und die Parkplatzsuche hätte uns wohl an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht. Mit der Vespa war es eine lässige Spazierfahrt. Schon geil.
Beim Betreten der Visa-Abgabestelle dann ein leichter Schock, es sind fünf Personen vor uns an der Reihe, davon vier junge Inderinnen. Zumindest von der Optik her, denn der Sprache nach sind alle Vier eindeutig Wienerinnen. Der erste Antragssteller braucht gut eine halbe Stunde lang, also rechnen wir mit guten zwei Stunden Wartezeit. Dann aber eine Überraschung, denn die erste indisch-stämmige junge Frau muss die Frage, ob sie sich denn schon die Unbedenklichkeitsbescheinigung der indischen Botschaft eingeholt hat, mit Nein beantworten. Und siehe da - auch ihre drei Freundinnen haben diesen Wisch nicht, also ziehen sie in Richtung Botschaft ab. Jetzt sind schon wir dran, aber wir haben leider unsere Passfotos in der falschen Größe machen lassen. Zwar waren wir dafür extra beim Fotografen, aber das nützt nix. Wir bekommen von der netten Dame den Tipp, die Passfotos in einem Geschäft in der Nähe machen zu lassen, die Adresse wäre Opernring 1. Schade, mit den richtigen Bildern wären wir schon wieder bei der Tür draußen. Also hetzen wir zum Fotografen rüber, im Hinterkopf haben wir natürlich die vier Inderinnen. Wir müssen unbedingt VOR ihnen bei der Antragstelle ankommen. Der Fotograf hat dann zum Glück gerade keinen Kunden, wir kommen also sofort dran. Der Mann ist eindeutig ein Witzbold, der Schmäh rennt gut, aber fotografieren kann er auch. Keine sieben Minuten später sind wir schon wieder aus seinem kleinen Laden mit der prominenten Adresse draußen und beinahe im Laufschritt kehren wir in die Hegelstraße zurück. Jetzt war nur ein einziger Kunde vor uns dran, allerdings hat der Inder seinen Antrag nicht (wie eigentlich vorgeschrieben) zuerst wie Internet eingereicht, also muss er Punkt für Punkt ausgefüllt werden. Das dauert dann deutlich über eine halbe Stunde lang, trotzdem saßen wir bald einmal mit einem breiten Grinsen im Gesicht da. Denn wir hatten noch keine fünf Minuten lang gewartet, da öffnete sich die Eingangstür und obwohl Ilse mit dem Rücken zur Tür saß, wusste sie allein schon durch Gernots fröhlichem Lächeln, wer da gerade bei der Tür hereingeschnauft gekommen ist. Richtig - die vier österreichischen Inderinnen. So ein Glück, ein bisserl länger Schmäh führen mit dem lustigen Fotografen und wir hätten die paar Lacher mit über zwei Stunden Wartezeit büßen müssen. So ist es dann schnell gegangen, sozusagen zack, zack, zack. Zwar musste Ilse eine Art „Strafgebühr“ von 6 Euro zahlen (weil sie ihren im Pass stehenden zweiten Vornamen nicht im Antrag vermerkt hat), aber als Ausgleich dürfen wir unsere Visa bereits morgen Nachmittag abholen. Weil wir aus Tirol angereist sind. Übrigens kosteten die Visa für uns beide deutlich über 200 Euro, also mehr als 16.000 Rupees. Das sind gut und gerne 5 Monatslöhne eines überdurchschnittlich verdienenden indischen Kellners. Aber das nur nebenbei.
Mit dem Abgeben der Anträge war die wichtigste Arbeit des Tages erfüllt und wir sind mit der Vespa noch näher an den Stephansplatz herangefahren. 


Dann haben wir einen ausgiebigen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht und dabei für Nadja jene Stofftasche gekauft, die wir ihr eigentlich schon vor zwei Jahren mitbringen wollten. Die mit dem wunderbaren Aufdruck „Meine Leute waren in Wien und alles was sie mir mitgebracht haben, ist dieser Scheiß-Beutel!“ Das trifft genau den Humor von Nadja. Im gleichen Souvenirgeschäft haben wir uns auch noch ein kleines Pillendöschen geleistet, denn es zeigt auf seinem Deckel den Stephansdom, das Riesenrad und tatsächlich eine hübsche, rote Vespa. Also darf es in unsere Sammlung mitkommen.
Dann ist wirklich Essenszeit, unsere Mägen hängen ja praktisch schon durch. Wir sind durchaus bereit, auch in einer „Touristen-Falle“ einzukehren, aber sämtliche Lokale haben in ihren Schanigärten keinen (!!) einzigen Gast sitzen. Einmal nehmen wir trotzdem im Gastgarten vor einem italienischen Lokal Platz, der vollkommen degenerierte Kellner grinst uns allerdings lediglich an. Zwar mehrmals und durchaus nicht unfreundlich, aber die knappen zehn Meter bis zu unserem Tisch tut er sich nicht an. Ist das zu fassen? Als wir dann nach ein paar Minuten gehen, sagt ihm Gernot zum Abschied: „Danke für die perfekte Bedienung“ und was soll man sagen - der Volltrottel von Kellner freut sich aufrichtig über das Lob …
Bei unserer Suche nach einem Gasthaus MIT Bedienung fallen uns plötzlich ziemlich schwer bewaffnete Polizisten auf, sie stehen mit ihren Maschinenpistolen an einer Straßenecke. Sieht nach Bewachung irgendeiner Botschaft oder so aus, aber wir sehen keine. Doch dann dämmert es uns, denn die beiden Polizisten stehen gegenüber von einem jüdischen Kaffeehaus. So weit sind wir also schon gekommen, dass Juden in Wien ihren Kaffee nur unter den Augen schwerbewaffneter Polizisten genießen können …
Dann werden wir auf unserer „Expedition Bröselteppich“ doch noch fündig und kehren in ein typisch österreichisches Wirtshaus ein. Schnell sind zwei Wiener Schnitzel bestellt - aus Schwein für Gernot und aus Original Kalbfleisch für Ilse. Beides hat ausgezeichnet gemundet und auch das Bier bzw. der G’spritzte waren schwer in Ordnung. Typisch war dann wieder die völlig unnötige Warterei auf die Rechnung, wir mussten gleich dreimal darum bitten. Also irgendwann werden wir wirklich aufstehen und gehen, höchstens eine Visitenkarte liegen lassen, damit uns die Rechnung geschickt werden kann. Heute waren wir eh noch geduldig genug, das nicht zu tun, aber natürlich haben wir das Trinkgeld gestrichen. Die Rechnung war mit 38,50 Euro eh hoch genug …
Der anschließende Verdauungsspaziergang führte uns dann unter anderem hinter den Stephansdom, dort befindet sich die Dombuchhandlung. Gernots Verleger Markus von der Wagnerischen und natürlich Gernot selbst, würden es sehr gern sehen, dass „Eine Million Kilometer durch Innsbruck“ hier in der Auslage liegt. Taxi-Anekdoten sind schließlich überregional interessant und in unserem Fall kommt noch eines dazu: Unmittelbar neben der Dombuchhandlung befindet sich eine Filiale der „TYROLIA“ Buchhandlung und Gernots Verleger hat dort 30 Jahre lang gearbeitet, ist sogar bis in den Vorstand des Unternehmens aufgestiegen. Und allein schon deshalb wäre es für Markus eine schöne Genugtuung, wenn ein Buch aus seinem „Wagner’schen“ Verlag hier zu haben wäre. Wir sind also in die Dombuchhandlung reingegangen, leider war der Geschäftsführer nicht anwesend. Aber wir haben Gernots Visitenkarte dagelassen und werden uns mit dem Chef in Verbindung setzen. Und weil wir eine Buchhandlung nur sehr schwer ohne ein neues Buch verlassen können, haben wir gleich ein Geburtstaggeschenk für Hannah gekauft. „333 Witze für Erstleser“ ist genau das Richtige für die bald Neunjährige, denn nun kann sie Gernot Witze erzählen, bislang ist das ja nur umgekehrt gelaufen.
Nach dem Buchkauf sind wir zur Vespa zurückspaziert und haben uns wieder in den Wahnsinnsverkehr des Wiener Gürtels geworfen. Man muss an dieser Stelle den Wiener Autofahrern ein Kompliment machen. Denn es ist wirklich unglaublich, mit welcher Disziplin hier gefahren wird, das gibt es keine plötzlichen Spurwechsel, wer eine längere Strecke vor sich hat nimmt die mittleren Spuren, die Abbieger ordnen sich rechtzeitig links bzw. rechts ein. Und das alles mit knapp unter 60 km/h. Respekt - wir haben keine einzige gefährliche Situation erlebt und wir haben die Kolonnen andauernd links bzw. rechts überholt.
So sind wir problemlos nach Klosterneuburg gekommen und haben uns im dortigen OBI-Markt Sanitärflüssigkeit für unsere WoMo-Toilette besorgt. Bei der Ausfahrt vom OBI-Parkplatz waren wir dann einen Augenblick lang unaufmerksam und schon waren wir auf einer Schnellstraße „gefangen“. Es handelt sich dabei um die Umfahrungsstraße von Klosterneuburg, die haben wir vorher noch gar nicht bemerkt. Jetzt lernten wir ein paar Kilometer der Straße kennen, denn erst bei Kierling befand sich die nächste Ausfahrt. Völlig egal, wir haben alle Zeit der Welt, da kommt es auf ein paar Kilometer Umweg nicht an. Noch dazu, wo Vespa-fahren derartig lässig ist.
Am Campingplatz sind wir als Erstes unter die (kalte) Dusche gesprungen, dann haben wir vor dem WoMo die Beine langgemacht. Etwas später haben wir uns dann in den Schatten gegenüber von unserem Stellplatz gestellt und einen Pasch gemacht. Das ist und bleibt unsere Lieblingsbeschäftigung, dieses Spiel kann uns wohl nie langweilig werden, aber dafür haben wir mit unserem ausgeklügelten Regelwerk eh selber gesorgt …
Mitten im Spiel meinte Ilse dann plötzlich: „Also, das ist doch der Stefan!“ Stefan ist der Sohn unseres Schwagers Erich und es ist ein lustiger Zufall, dass wir uns hier getroffen haben. Noch dazu steht der VW-Bus von Stefan und Silvia keine 20 Meter von uns entfernt, er ist uns mit seinem Innsbrucker Kennzeichen eh schon gestern aufgefallen. Aber wir wussten nicht, dass Stefan und Silvia jetzt auch Camper sind. Sie haben ihre Fahrräder mit und machen damit jeden Tag ausgiebige Touren in die Umgebung. Nach einer kurzen Unterhaltung haben sich die beiden dann wieder verabschiedet, wir werden sie in den nächsten Tagen aber sicher wieder treffen, geht ja gar nicht anders.
Das Abendessen haben wir wieder am Platz eingenommen, Gernot ist seinem so geliebten ungesunden Essen treu geblieben, heute hat es „Faschierte Laibchen mit Pommes Frites und Zwiebelsenf“ gegeben. Ilse hat sich mit einem Frankfurter Würstel zufriedengegeben, mitsamt den Getränken haben wir übrigens gerade mal 22 Euro abgelegt.
Im Wohnmobil hat sich dann herausgestellt, dass Gernot noch genau ein sauberes T-Shirt im Kasten hat. Sonst packen wir immer zu viel Kleidung ein, diesmal haben wir (bzw. hat Gernot) halt zu knapp kalkuliert. Aber die beste Ilse von allen hat sich kurzerhand die Tube mit Waschmittel gegriffen und hat am Waschbecken des Sanitätshauses drei T-Shirts durchgedrückt und zusätzlich Gernots gelbe Lieblings-Shorts. Zwar würde es am Platz eine Waschmaschine und einen Trockner geben, aber für die Gebühr von zwei Mal vier Euro bekommt man beim Primark mindestens drei neue T-Shirts, wahrscheinlich sogar vier. Pervers natürlich, aber leider die Wahrheit. Jetzt hängen die handgewaschenen Kleidungsstücke blitzsauber auf unserer Wäscheaufhänge und das Trocknen übernimmt der warme Sommerwind gratis.
Wir sind dann noch lange gemütlich vor unserem WoMo gesessen und haben eine feine Zeit gehabt. Irgendwann hat uns dann die Dunkelheit und die aufkommende Kühle des Spätabends ins Innere übersiedeln lassen. Morgen geht’s wieder rein nach Wien in die Hegelstraße. Hoffentlich passt mit unseren Visa alles …

Mittwoch, 28. August 2019
Wir haben wunderbar geschlafen und sind schon am Morgen voller Tatendrang. Nach dem Frühstückskaffee haben wir unseren treuen Roller angeworfen und sind zum SPAR-Supermarkt rüber gedüst. Wir brauchen ein paar Sachen, RAI in der Tube zum Beispiel, aber auch Vandal-Insektenschutz-Plättchen, Milch, Schoko-Pudding etc. Und für Hannah die Geschenkverpackung für ihr Buch und eine Glückwunschkarte. Dann haben wir noch der Apotheke einen Besuch abstatten müssen, denn Ilse ist böse von Insektenstichen gezeichnet. Dagegen muss vorgegangen werden und mit der sehr effektiven Fenistil-Salbe ist das letztlich auch gelungen.
Bei der Rückfahrt haben wir noch einen Abstecher zur Ablegestelle der Rollfähre gemacht. Die kleine Fähre führt zu einer ebenfalls kleinen Ansiedlung, die den schönen Namen Tuttendörfel trägt. Da wollte Elle letztes Jahr schon mit uns hinfahren, aber es ist dann doch nicht dazu gekommen. Irgendwann werden wir sicher mal „rüber rollen“, heute schauen wir uns nur die Szenerie an.
Zurück am Campingplatz setzen wir uns dann in den kargen Schatten vor unser WoMo und lassen es gemütlich Nachmittag werden. Die Visa können nur im Zeitraum von 16 bis 17 Uhr abgeholt werden und natürlich sind wir überpünktlich in der Wiener Innenstadt angekommen. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir eine unfassbar lange „grüne Welle“ am Gürtel erwischt haben. Gernot hat mitgezählt - über die ersten 12 (!!) Ampeln sind wir bei grün drüber gekommen, dann hat uns das erste Rotlicht eingebremst. Danach sind wir gleich wieder bei fünf grünen Ampeln hintereinander drübergefahren und schon waren wir am Ziel. Aber nicht in der Hegelstraße, denn wir haben vorher noch etwas zu erledigen. Also fahren wir in die Apollostraße, denn hier betreibt Barbara ihre Rechtsanwalts-Kanzlei. Dort geben wir das Geschenk für Hannah ab, denn sie hat Ende Jänner Geburtstag und da sind wir ja noch in Indien. Barbara war noch mit einem Klienten beschäftigt, aber bald einmal hatte sie ein paar Minuten Zeit für uns. Noch einmal haben wir uns für die erste Februarwoche in Wien angekündigt, dann musste Barbara wieder an die Arbeit.
Die Zeit bis zur Visa-Büroöffnung um 16 Uhr haben wir im „Cafe Schwarzenberg“ verbracht, übrigens mussten wir uns schon wieder über einen Kellner ärgern. Denn obwohl wir beim Servieren unserer Getränke ausdrücklich um die Rechnung gebeten haben, ist der Typ natürlich nicht damit aufgetaucht. Obwohl wir ihm gesagt haben, dass wir gleich zu einem Termin müssen. Also musste Ilse ins Lokal hineingehen um zu zahlen. Was sich diese Typen dabei denken? Nichts wahrscheinlich, die Gäste sind ihnen schlicht wurscht. Wir finden auch nicht, dass wir diesbezüglich zu empfindlich sind. Es ist nur so, dass die Servicequalität im heimischen Gastgewerbe brutal nachgelassen hat. In etwa in dem Ausmaß, wie die Preise für die Konsumation gestiegen sind. Denn ein Cola und ein Bitterlemon (dass der Depp von Kellner übrigens mit einem Tonic-Water verwechselt hatte und umtauschen musste) für satte 7 Euro sind mehr als nur unkeusch …
Unsere Laune besserte sich dann aber ganz rasch wieder. Um 15 Uhr 53 läuteten wir an der Tür, wurden überraschend eingelassen und noch vor (!!) 16 Uhr waren wir mit unseren frisch in die Reisepässe eingeklebten Indien-Visa wieder bei der Tür draußen. Das ist echt schnell gegangen, wir haben eine halbe bis ganze Stunde Wartezeit eingerechnet. Jetzt steht unserer fieberhaft erwarteten Indienreise nichts mehr entgegen und die Vorfreude auf diesen Drei-Monate-Trip steigt mit jedem Tag. 


Am Weg retour nach Klosterneuburg sind wir dann an einer Ampel hinter drei Mini-Autos zu stehen gekommen. So was haben wir auch noch nie gesehen, hat ausgeschaut, als würden drei Clowns aus einem Zirkus eine Werbefahrt unternehmen. Die bunten Mini-Karren waren nicht größer als jene „Seifenkisten“, die wir dereinst als Kinder gebastelt hatten. Aber sie waren eindeutig lauter und haben einen Lärm gemacht wie Formel-Boliden. Was es nicht alles gibt …?
Am Campingplatz hat Ilse dann unseren Aufenthalt hier bezahlt, an Hand der Rechnung sehen wir, dass dieser Platz dem ÖAMTC gehört. Und so fällt für uns als Club-Mitglieder noch ein hübscher Rabatt ab, fein. Nicht die Welt, aber jeder Cent zählt - oder wie der Tiroler sagt: „Jede Laus beißt …“
Abends sind wir, einfallslos wie wir halt manchmal sein können, zum dritten Mal ins campingplatzeigene Gasthaus gegangen. Eigentlich wollten wir in jenem Chinesischen Restaurant essen, wo wir damals mit dem Wolfi waren. Aber die knapp 350 Meter dorthin waren uns zu weit. Und so haben wir der Speisekarte die letzten Küchengeheimnisse herausgerissen - ein Grillkotelett mit Pommes und Knoblauchbutter für Gernot, sowie einen Schinken-Käse-Toast für Ilse. 


Das Kotelett ist tatsächlich inklusive Spiegelei an den Tisch gekommen und weil Ilse Spiegeleier um eine Spur lieber mag, hat ihr Toast eine Aufwertung gekriegt. Wieder hat alles geschmeckt wie erwartet, aber nach drei Besuchen hintereinander haben wir die Speisekarte jetzt endgültig durch. Passt!
Unseren letzten Abend am Campingplatz „Donaupark“ verbringen wir mit gemütlichem Sitzen vor unserem Häuschen und mit einem Spätabend-Pasch - wie könnte es bei uns auch anders sein …





Donnerstag, 29. August 2019
Bald einmal nach dem Frühstück machen wir unser WoMo reisefertig, fahren aber danach nicht ab. Wir starten die Vespa und blatteln die paar Kilometer nach Weidling rüber, wo unser Freund Tom mit seiner Familie wohnt. Wir haben uns telefonisch angekündigt und pünktlich um 10 Uhr 30 stehen wir auf der Matte. Die beiden Kinder sind bei der Oma, aber wir kommen gerade noch rechtzeitig, um Petra gleichzeitig zu begrüßen und zu verabschieden, sie muss zu einem Casting für einen Werbespot.
Der leidenschaftliche Barista Tom brüht uns einen wirklich guten Kaffee und erzählt uns, dass seine Karriere als Radio-Moderator zu Ende geht. Dem größten österreichischen Sender ist Tom zu alt geworden - mit 40 Jahren! Jetzt „darf“ er noch bis Ende des kommenden Jahres moderieren, dann heißt es nach 16 Jahren: „Tschüss Ö3, Tschüss Tom, Baba und foi ned …!“ Aber Tom ist nicht allzu traurig bzw. hat er den Schock bereits gut überwunden. Er erzählt uns lachend, dass er soeben erfolgreich als Schauspieler gecastet worden ist und er in der Slowakei eine Rolle in einer beliebten Soap-Opera bekommen hat. Außerdem hat er jetzt schon einige Nebenjobs, als Sprecher für Werbespots etc. ist Tom sehr gefragt, seine Stimme zählt zu den besten und bekanntesten in ganz Österreich. Der wird seinen Weg schon weitergehen, wir brauchen uns um ihn ganz sicher keine Sorgen machen.
Leider können wir nicht lange bleiben, Tom hat Termine und wir auch, schließlich sollten wir um 12 Uhr den Campingplatz verlassen. Obwohl Ilse gestern schon ein bisserl Aufschub herausverhandelt hat. Unser WoMo steht ja praktisch schon fahrbereit da, also müssen wir nur die Vespa aufladen. Das geht wieder reibungslos, aber die Lichtleiste am Motorradträger quält uns bzw. natürlich Ilse. Denn sollte sie bei der Fixierung der Lichtleiste nur einen kleinen Fehler machen, dann würde das Teil zu Boden krachen und dabei sämtliche Kabel abreißen. Ein Alptraum natürlich! Das kann so nicht weitergehen, wir werden da wirklich eine richtige Lösung brauchen. Pünktlich um 12 Uhr fahren wir ab, übrigens wäre eigentlich geplant gewesen, dass Gernot mit dem Roller zu Elles Haus vorausfährt, aber dann kamen wir zur Einsicht, dass wir ja sowieso keine Vespa-Tour mehr hier unternehmen. Viel lieber werden wir im Garten sitzen und mit Elle quatschen und blödeln, was das Zeug hält.
In Floridsdorf angekommen, wollten wir uns wie immer auf den kleinen Parkplatz des Skater-Parks stellen, der keine 50 Meter von Elles Haus entfernt ist. Aber keine 20 Meter neben Elle war tatsächlich ein so genannter „Laternen-Parkplatz“ an der Straße frei. Zum ersten Mal überhaupt, fein. Schnell sind wir abgestellt und nach der herzlichen Begrüßung setzten wir uns alle in den Schatten. Es ist sehr warm, so an die 33 Grad wird es schon haben. Aber im Schatten des großen Baumes lässt es sich leicht aushalten, zur Not könnte man ja in den jetzt endgültig renovierten und mit glasklarem Wasser gefüllten Swimming-Pool springen. Das lockt Gernot nicht besonders, Ilse hängt wenigstens kurz ihre Füße ins kühle Nass.
Den Nachmittag verbringen wir auf der Terrasse, trinken ein paar Bier und genießen den schönen Tag. Nach einer kleinen Siesta im WoMo sind wir dann zu Elle zurück, wir hatten eigentlich geplant, uns vom Lieferservice der „Pizza Ria“ verwöhnen zu lassen. Wir haben schon „heimlich“ im Internet die Speisekarte des Lokals gecheckt und waren uns bezüglich unserer Bestellungen bereits sicher. Es ist dann aber anders gekommen, denn heute ist ausnahmsweise einmal Elles Mann Steffan im Haus. Sonst ist er ja meistens in Marokko auf Heimaturlaub oder anderswo unterwegs. Bald einmal hörten wir es aus der Küche brutzeln und zischen und es waberten herrliche Düfte zu uns heraus. Steff fabrizierte uns ausgezeichnete Hühnerkeulen und Hühnerfilets, dazu gab es Brot und einen fulminanten Tomatensalat. Ein Superessen, Danke Steff.
Wir haben uns dann noch das eine oder andere Kaltgetränk gegönnt und wie es dann vom Himmel her immer mehr gegrummelt und wettergeleuchtet hat, sind wir in unser Häuschen zurück. Und dann ist für eine gute Stunde lang ein echt heftiges Gewitter über uns niedergegangen, mit Blitz, Donner, Starkregen und Hagel - das volle Programm. Die Hagelkörner sind zum Glück nicht allzu groß gewesen, Schaden haben sie jedenfalls keinen angerichtet. Dafür ist die Temperatur binnen Minuten um gut 15 Grad abgestürzt, für einen erholsamen Schlaf konnte uns das aber nur recht sein.
Freitag, 30. August 2019
Wie wir gegen 9 Uhr mit unserem selbstgebrühten Kaffee zu Elle gegangen sind, hatte die schon längst gefrühstückt. Wurscht - ein zweites Frühstück schadet nicht.
Mittlerweile ist es bei unseren Elle-Besuchen zur Tradition geworden, dass wir gemeinsam zum Sieveringer Friedhof hinauffahren. Dort liegt Elles Mama begraben und auch unser Freund Wolfgang. Bei der Zufahrt zum Friedhof sind wir immer wieder aufs Neue erstaunt, wie steil das letzte Stück der Straße ist. Viel steilere, befahrbare Wege wird es in Wien wohl nicht geben.
Am Friedhof besuchen wir zuerst das Grab von Elles Mutter und entgegen Elles Befürchtungen zeigt sich die Grabstelle gut gepflegt. Das muss irgendein Unbekannter erledigt haben, denn Elle hat niemanden damit beauftragt. Eine wirklich nette Überraschung. 


Danach sind wir eine ganze Zeit lang bei Wolfis Grab gestanden, sein plötzlicher Tod vor dreieinhalb Jahren bleibt unbegreiflich. Wir haben ihm dann ein Kerzerl angezündet, denn wie singt schon Wolfis Namensvetter Ambros im „Es lebe der Zentralfriedhof“? „Draußn is kalt und drinn is warm, nur manchmal a bisserl feucht, und wenn ma da drunt liegt freut man sich, wenn‘s Grab-Laterndl leucht!“ Ach, der Wolfi … Gernot hat dann die Idee gehabt, man könnte doch dem Grabstein Wolfgangs schwarze Lederjacke umhängen. Elle hat die Jacke eben erst gewaschen und wollte sie eh Gernot überlassen. Aber sie passt leider nicht. Aber als Grabschmuck wäre sie wirklich zu gebrauchen und das würde auch dem Wolfi sehr gefallen. Mal sehen.
Nach dem Besuch des Friedhofes sind wir - wie schon mehrmals zuvor - über die Höhenstraße zum „Häusl am Stoan“ gefahren, einem typischen Wiener Gasthaus. Weil es noch nicht einmal 11 Uhr 30 war, fanden wir für unseren dicken Nasenbären einen perfekten Parkplatz und sind zu Tisch geschritten. Trotz der frühen Zeit ist uns die ganze Speisekarte zur Verfügung gestanden und wir haben entsprechend zugeschlagen. Elle wusste schon in Floridsdorf, dass sie am „Schweinsbraten mit Knödel“ nicht vorbeikommen wird, Ilse hat sich ein in Kürbiskern-Panade heraus gebackenes „Steirer-Schnitzel“ bestellt. Gernot hat sich mit einem gigantischen „Bauern-Schmaus“ verwöhnen lassen - wieder haben wir alle wunderbar gut gegessen. Und mit jeweils zwei Getränken pro Person und mitsamt Ilses Marmeladen-Palatschinken haben wir keine 48 Euro dafür bezahlt. Danach sind wir - sozusagen als Verdauungs-Spazierfahrt - noch eine fesche Runde über die Höhenstraße gefahren. Diese Straße wurde in den 1930er Jahren errichtet und ist über viele Kilometer ausschließlich mit Pflastersteinen ausgelegt. Ein Wahnsinn natürlich, unser armes WoMo vibriert, klappert und ächzt, ganz so, als würde es sich jeden Moment in seine Einzelteile auflösen. Vor allem Ilse, die hinten sitzt, wird durchgeschüttelt, dass es eine Art hat. Zum Glück geht dann irgendwann das Katzenkopfpflaster doch wieder in glatten Asphalt über und wir haben für ein paar Momente das Gefühl, dass wir auf Wolken fahren. Die letzten Kilometer unserer Fahrt sind uns dann sehr vertraut gewesen, denn wir sind bei unserer Tour ausgerechnet in Klosterneuburg vom Kahlenberg heruntergekommen.
In Floridsdorf hat uns Elle dann noch zu einer Filiale von „Fressnapf“ gelotst, sie möchte einen Vorrat an Katzenstreu einkaufen, sie hat ja kein Auto und mit den Öffis ist der Transport des schweren Sackes natürlich nur suboptimal. Also schlägt Elle voll zu, schließlich laden wir 12 Säcke Katzenstreu zu je 8 Kilo in unser Häuschen. Das wird wieder ein paar Donnerstage lang ausreichen …
Bei Elles Haus räumen wir die Säcke aus und setzen uns noch einmal kurz auf die Terrasse. Ein schneller Plausch noch - ach ja, Ilse hat Elle unseren in Innsbruck bereits auf uns wartenden „Dosen-Zerquetscher“ in derart hellen Farben gelobt, dass wir gleich noch so ein Ding für Elle bestellt haben. Und um es nicht zu vergessen, Ilse hat auch Elles „Geburtstagsgeschenk nach Wahl“ eingelöst und sich die Kosten für ihr Visa gewünscht. Elle hat das mit einem Lachen und einem „Was - eh nur 100 Euro?“ dann gerne übernommen. Danke, liebe Eleonore!
Dann war Verabschiedung angesagt und nach langen Umarmungen sind wir abgefahren. Schnell noch an der Tankstelle Diesel eingefüllt, übrigens ist der Verbrauch diesmal auf knapp 11 Liter/100 Kilometer gestiegen. Das ist aber auch kein Wunder, wir sind auf der Autobahn fast immer an die 100 km/h gefahren und das schlägt sich natürlich im Verbrauch nieder.

Schnell sind wir auf der Autobahn und bei mäßigem Verkehr gondeln wir der Heimat entgegen. Den ganzen Weg bis nach Innsbruck werden wir uns aber nicht antun, die über 500 Kilometer sind uns zu weit. Und so übernachten wir wieder auf der Raststätte Mondsee, wie schon bei der Herfahrt. Wir kriegen einen noch besseren Parkplatz (eigentlich sind es sogar zwei) und können, direkt vom WoMo aus, die Boote und Schiffe sehen, die über den Mondsee fahren.
Unser heutiges Abendessen ist klassische Resteverwertung, Ilse hat noch ein ganzes „Steirer-Schnitzel“ von mittags gebunkert, dazu wird auch der letzte Rest der Streichwurst aufgefuttert. Danach noch einen Schoko-Pudding und das eine oder andere Kaltgetränk - perfekt.
Schon relativ früh gehen wir dann zu Bett, wenn möglich möchten wir ganz in der Früh weiterfahren, denn es steht eines der stärksten Urlauber-Rückreise-Wochenenden an. Da muss man sich nicht zwangsweise in die zu erwartenden Staus einreihen …


Samstag, 31. August 2019
Wie gewünscht sind wir schon vor 6 Uhr auf den Beinen und Ilses Kaffee vertreibt die letzte Bettschwere. Noch in der Morgendämmerung brechen wir dann auf, da es ist noch nicht einmal 6 Uhr 30. Die ersten paar Kilometer fahren wir teilweise in ziemlich dichtem Frühnebel, aber dann klart es immer mehr auf. Der Verkehr ist vernachlässigbar und an der Grenze zu Deutschland sind wir positiv überrascht, denn es sind nur wenige Autos vor uns, als wir zu den Kontrollen kommen. Wahrscheinlich sind wir nicht einmal stehen geblieben, denn während der polnische Kleinlaster vor uns rechts ranfahren hat müssen, sagte der Grenzer zu uns nur „In Ordnung, sie können geradeaus weiterfahren“. Danke sehr, das haben wir dann auch getan und sind in einem Zug bis zur Raststation Angath durchgefahren, die liegt schon in Tirol. Dort haben wir uns ein zweites Kaffee-Frühstück genehmigt und danach sind wir die letzten 65 Kilometer nach Innsbruck raufgegondelt.
Das war unsere 95. WoMo Reise und schon wieder war es eine der lässigsten Fahrten aller Zeiten. Den 100er werden wir heuer übrigens nicht mehr schaffen, aber zwei, drei Fahrten werden wir wohl noch unternehmen. Aber als erstes werden wir jetzt den Motorradträger reparieren lassen. Schon am Montag fahren wir unseren braven Nasenbären zum Onkel Doktor, der Robert Batkowski heißt und in Tirol als Welt- und Europameister im Naturbahnrodeln bekannt ist. Wir sind guter Dinge, dass er auch den Motorradträger unseres Wohnmobils weltmeisterlich wiederherstellen wird. Der kann das!