Innsbruck-Mondsee-Altaussee-Lebring-Wien/Klosterneuburg-Wien/Floridsdorf-Mondsee-Innsbruck
WoMo 1308km
Vespa 124km
Samstag,
17. August 2019
Unsere
alljährliche Österreichrundfahrt steht an und wir freuen uns schon seit Tagen
drauf. Unser erstes Ziel auf dieser Tour ist das wunderschöne Altaussee, nomen
est omen am Altausseersee gelegen. Da haben unsere lieben Freunde Barbara und
Michael ein Haus, Töchterchen Hannah ist natürlich mit von der Partie. Von
Innsbruck nach Altaussee werden es keine 300 Kilometer sein, wir werden aber
trotzdem unterwegs übernachten. Denn wenn wir abends wegfahren, dann entgehen
wir den Staus des Urlauberreiseverkehr und auch bei der Grenzkontrolle in
Kufstein werden wir wahrscheinlich nicht ewig lang warten müssen.
So
ist es dann auch gekommen - schon vormittags haben wir die Vespa auf den Träger
geladen und Getränke in unser WoMo geladen. Zwischendurch haben wir unseren
beiden Lieblingsbauernläden einen Besuch abgestattet und für unsere Freunde ein
paar Spezialitäten aus Tirol eingekauft. Speck, Wurst, Rinder-Schinken,
Schnaps, Käse usw. Daheim haben wir es dann gemütlich Abend werden lassen und
kurz nach 18 Uhr 30 sind wir schließlich aufgebrochen.
Mit
unserer Reiseplanung sind wir genau richtig gelegen, es herrschte über die
gesamte Strecke kein nennenswerter Verkehr, in Kufstein mussten wir bei der
Einreisekontrolle nach Deutschland nicht einmal stehen bleiben, sondern wurden
durchgewunken. In der Nähe vom Chiemsee sind wir dann das erste Mal kurz
stehengeblieben - Beine vertreten. Nach nicht einmal drei Minuten Pause waren
wir dann wieder am Highway unterwegs und sind bis zum Rasthaus in Mondsee
durchgefahren - Ankunftszeit war dann ziemlich genau 21 Uhr. Beim Rasthaus
haben wir uns dann einen feschen Platz für die Übernachtung gesucht und direkt neben
dem ÖAMTC sind wir fündig geworden. Unser Schlafplatz ist taghell erleuchtet,
das stört aber nicht, weil wir unser WoMo eh verdunkeln können. Vorerst haben
wir aber noch einen Pasch gemacht und uns kalte Gute-Nacht-Getränke gegönnt.
Niedergelegt haben wir uns dann gegen 23 Uhr, es ist eigentlich erstaunlich
ruhig hier, schließlich stehen wir auf einem Autobahnparkplatz und die Fahrbahn
ist keine 50 Meter weit weg. Aber es dringt nur wenig Verkehrslärm zu uns durch
- das passt!
Es
war noch nicht einmal 6 Uhr, da ist Gernot schon voll fit aus seinem Bett
geklettert und wollte gleich einmal frische Brötchen holen gehen. Das Rasthaus
öffnet aber erst um 6 Uhr 30. Wurscht. Ilse hat uns einen Kaffee gemacht und
Gernot hat das Frühstücksgebäck halt aus der Tankstelle geholt. Rund um uns
schälten sich nach und nach die anderen Übernachter und Übernachterinnen aus
ihren PKW, die Armen haben mit Sicherheit nicht so bequem geschlafen wie wir.
Das sieht man auch an den Dehnungsübungen, mit deren Hilfe sie ihre Gestelle
wieder auf Vordermann (bzw. Vorderfrau) bringen.
Nach
dem Kaffee sind wir dann bis zur Ausfahrt Mondsee zurückgefahren und über St.
Gilgen, Bad Ischl, Bad Goisern und zuletzt über den Pötschenpass nach Altaussee
gefahren. Schon unterwegs haben wir ausgemacht, dass wir diesmal die Vespa gar
nicht abladen werden. Zum einen sagt der Wetterbericht für die kommenden Tage
viel unbeständiges Wetter und Regen voraus, zum anderen werden wir natürlich so
viel als möglich mit unseren lieben Freunden zusammen sein, da wollen wir für eine
Vespatour keine Zeit davon abzwacken.
Wir kommen
ziemlich genau um 9 Uhr in Altaussee an, fahren bis zum Haus von Michael und
Barbara durch und parken uns vorübergehend ein. So können wir aber auf keinen
Fall stehen bleiben, unser WoMo steht so schief, wie es noch nie gestanden ist.
Fast schaut es so aus, als könnte unser dicker Nasenbär buchstäblich umkippen -
na, das wär was …! Aber wir werden später sowieso umparken, noch steht das Auto
unserer Freunde auf dem Platz, wo wir dann halbwegs eben abstellen können.
Barbara
ist als einzige auf, bzw. ist sie als einzige durch unsere Ankunft
wachgeworden. Wir umarmen uns herzlich, gleich darauf kommt auch Töchterchen
Hannah aus ihrem Zimmer. Sie fällt uns um den Hals und sagt später den
unvergleichlich schönen Satz: „Ich hab euch so lieb, ihr seid für mich wie
meine Großeltern!“ Das hat gesessen, wir müssen vor Rührung beide mit den
Tränen kämpfen … Dann kommt auch der Hausherr Michael die Treppen herunter und
wir bauen auf der Terrasse ein fulminantes Frühstück auf. Mit allem Drum und
Dran, wir haben als Gastgeschenke jede Menge Köstlichkeiten beim Tuxer-Bauer
eingekauft und jetzt türmen sich neben Brot und Gebäck auch Liptauer- und
Kren-Aufstrich, Marmelade, Honig und köstlicher Rinder-Schinken auf dem Tisch.
Wir schmausen ausgiebig und genießen das immer wärmer werdende Wetter.
Heute
ist Badetag angesagt und wir schließen uns natürlich an. Der See liegt ja quasi
vor der Haustür und wir gehen mit unseren Badesachen und ein paar Getränken zum
Ufer runter. Michael holt seine Plätte aus dem Bootshaus, das typische
Altausseer-Boot war die letzten beiden Jahre sozusagen auf dem Trockendock,
mittlerweile ist es endlich restauriert. Und es ist mit einem neuen
Elektro-Motor ausgestattet, selbstredend mit dem stärksten, den es in dieser
Kategorie zu kaufen gibt. Viel fehlt nicht und man könnte bei
Höchstgeschwindigkeit einen Wasserskifahrer nachziehen …
Wir
steigen in die Plätte ein, werden von Kapitän Michi strategisch an Bord verteilt
und los geht’s. Aus einer geilen Bluetooth-Box dröhnt in voller Lautstärke
Richard Wagners „Tannhäuser“ und die Musik ist weit über den See zu hören. Was
für ein Auftritt, wir ziehen alle Blicke der Badegäste auf uns.
Wir
suchen uns dann einen freien Platz am Ufer, vom Wasser aus ist das kein
Problem. Schnell ist unser „Lager“ aufgebaut und noch schneller ist Baderatte
Hannah im Wasser. Da will Gernot nicht nachstehen und schmeißt sich ebenfalls
in den recht frischen Altausseersee. Herrlich - es ist schon ein Weilchen her,
dass Gernot in einem derart kalten See geschwommen ist, aber heute hat es mal
wieder gepasst. Und es hat richtig Spaß gemacht.
Kurz
nach Mittag sind wir dann wieder in die Plätte gestiegen und sind zur Seewiese
rüber geschippert. Beim neu errichteten Gasthaus von Didi Mateschitz (der Red
Bull Besitzer) war, vom See aus, kein freies Plätzchen auszumachen, also sind
wir zu einem etwas kleineren Gasthaus weitergefahren. Dort ist zufällig gerade
ein Tisch frei geworden und wir haben eine Kleinigkeit gegessen und getrunken.
Danach sind wir wieder zu unserem Badeplatz zurück, sind noch lange fein in der Sonne gelegen und haben die mitgebrachten Biere und Limonaden ausgetrunken.
Danach sind wir wieder zu unserem Badeplatz zurück, sind noch lange fein in der Sonne gelegen und haben die mitgebrachten Biere und Limonaden ausgetrunken.
Wie
das Wetter dann etwas zugezogen hat, sind wir mit dem Boot wieder nach
Altaussee gefahren, wieder begleitet von den schweren Klängen Richard Wagners.
Ilse, Barbara und Hannah wurden daheim abgesetzt, Michael und Gernot sind
einkaufen gegangen. Gernot wird heute kochen, Barbara wünscht sich ein
Bio-Hendl. Im Supermarkt ist dann kein Bio-Hendl zu kriegen, also kaufen wir
einen ganzen Haufen Hühnerfilets und Hühnerschenkel, das werden wir dann schön
zusammenbrutzeln. Michi kommt dann nicht an den frischen Eierschwammerln vorbei
und packt ein gutes Kilogramm davon ein. Also gibt es noch ein fesches
Pilzrahm-Gulasch dazu, wenngleich einmal ohne Rahm, weil Barbara eine
Milch-Unverträglichkeit hat. Also kriegt sie dann eine eigene Sauce… Daheim
haben sich dann Gernot und Michi ans Kochen gemacht und keine eineinhalb
Stunden und vier Bier später war das Essen fertig. Es hat allen gemundet, auch
wenn Hannah nur die blanken Nudeln gegessen hat. Aber die waren zumindest vom
Tuxer-Bauern ...
Schön
satt sind wir anschließend auf der Terrasse zusammengesessen und haben den
schönen Tag zur Nacht werden lassen. Traditionellerweise haben sich dann Michi
und Gernot der zielgerichteten Alkoholvernichtung hingegeben, so was kann sich
hinziehen. Das wussten Barbara, Hannah und Ilse, als sie die Männer gegen 22
Uhr alleine auf der Terrasse zurückließen. Und so war es dann auch - Michael
und Gernot hatten sich einiges zu erzählen und wie sie dann ca. 25 Biere später
endlich ins Bett gegangen sind, zeigte die Uhr die schöne Zahl 4:46. Das wissen
wir von Ilse, denn durch Gernots Heimkehr ins Wohnmobil ist sie kurz
wachgeworden …
Montag,
19. August 2019
Trotz
der Mini-Eskapade von gestern ist Gernot erstaunlich fit und wie er um 9 Uhr 30
zum Frühstückstisch wackelt, schläft sogar Hannah noch. Eigentlich müsste es
heute laut Wetterbericht regnen, es schaut aber ganz anders aus. Die Sonne
scheint und es sind kaum Wolken zu sehen. Wir beschließen einen ausgiebigen
Seespaziergang, zum Mateschitz-Gasthaus sind es knapp fünf Kilometer und da
wollen wir hin. Michael wird uns nicht begleiten, er muss zwei weitere Gäste
abholen und kommt dann mit der Plätte nach.
Der
Weg rund um den See ist wirklich schön, allenfalls wird der Spaziergang von
undisziplinierten Radfahrern gestört, die auch trotz Fahrverbot einen unnötigen
Stress machen. Wurscht, muss man halt hinnehmen. Aber vorne und hinten je einen
Platten wird man ihnen ja noch wünschen dürfen …
Weil
wir schon um 11 Uhr 30 beim Gasthaus „Seewiese“ ankommen, kriegen wir einen
ausreichend großen Tisch und lassen uns kalte Getränke kommen. Pünktlich um 12
Uhr hören wir dann schon von Weitem die Ouvertüre von „Tannhäuser“ herannahen,
Michi kommt! Er hat Kathrin mit, sie stellt sich selber als „Katzi“ vor und ist
eine ORF-Kollegin. Katzi ist mit ihrem Partner Thomas unterwegs, einem
pensionierten Reitlehrer. Das freut natürlich Pferdenärrin Ilse und die beiden
haben Gesprächsthemen genug. Wir sitzen lange zusammen, genießen das wunderbare
Wetter und das gute Essen und haben eine richtig feine Zeit. Sehr nett ist dann
noch, dass Thomas beim Bezahlen formlos die Rechnung für alle übernimmt, eine
großzügige Geste.
Alle
zusammen fahren wir dann mit der Plätte zurück nach Altaussee - Katzi und
Thomas gehen in ihr Design-Hotel (349,- Euro die Nacht, wenigstens inklusive
Frühstück), wir fünf lassen uns auf der Terrasse nieder. Wir trinken noch eine
Kleinigkeit und legen uns dann ein bisschen nieder. Nach dem kleinen Schläfchen
haben wir dann einen ersten Pasch gemacht und danach haben wir uns wieder den
anderen gesellt. Abends haben wir dann nur ein paar Nudeln mit Pesto gegessen,
aber keiner von uns war wirklich hungrig.
Später
haben wir dann tatsächlich ferngeschaut, wahrscheinlich eine Premiere, denn wir
können uns an keinen Fernsehabend hier erinnern. Aber es stand
„Liebesgeschichten und Heiratssachen“ am Programm, noch dazu die letzte Staffel
mit der leider verstorbenen Elisabeth T. Spira. Die Sendung war wie erwartet
unterhaltsam, später ist dann noch das Sommergespräch mit Norbert Hofer am
Programm gestanden. Der FPÖ-Typ kommt aber derart süßlich über den Bildschirm,
dass man davon Zahnweh bekommen könnte. Also drehen wir den Fernseher ab,
genehmigen uns noch einen Gute-Nacht-Drink und ziehen uns in die Privatgemächer
zurück. Was für ein lässiger Tag wieder einmal …
Dienstag, 20. August 2019
Geweckt
werden wir heute vom lauten Brüllen einer Kuh, auf das wir uns vorerst keinen
Reim machen können. Nach dem Aufstehen sehen wir dann, dass gerade ein
elektrischer Zaun aufgestellt wird und dazu muss man folgendes wissen: Direkt
neben seinem Haus besitzt Michael noch ein bescheidenes Grundstück von nicht
einmal 3.000 m² Größe und auf dieser Wiese wird ab heute eine komplette
Kuh-Familie sozusagen „zwischengelagert“ - Stier, Mutterkuh und Stierkälbchen. Der Bulle,
er heißt Valentin und ist über 800 Kilogramm schwer, durfte nicht mit
auf die Alm, weil es dort oben schon einen dominanten Stier gibt. Mutterkuh
Sally durfte wegen der Niederkunft von Baby-Vance nicht auf die Alm rauf und so
dürfen die drei nun im Tal den Sommer verbringen. Es ist unglaublich schön, die
Tiere bei ihrem Familienleben zu beobachten, den ganzen Tag könnte man damit
verbringen. Das ist auch für uns Tiroler ein völlig ungewohnter Anblick, denn
wir können uns nicht erinnern, jemals eine ganze Kuh-Familie auf einer Weide gesehen
zu haben. Noch dazu alleine, ohne Herde. Es ist sehr berührend zu sehen, mit
welcher Zärtlichkeit der mächtige Valentin mit seiner Sally umgeht und wie
gefühlvoll er sein Kälbchen umsorgt. Wenn er zum Beispiel aus dem bereitgestellten
Wassertank trinken will, dann muss er dazu mit dem Maul zuerst eine Klappe
runterdrücken, damit das Wasser in einen Behälter fließt. Und wenn er dann
fertiggetrunken hat, lässt er danach den Behälter ein weiteres Mal volllaufen,
weil sein Kälbchen diese Technik noch nicht beherrscht. Sehr süß! Den ganzen
Tag über massiert Valentin seine Sally immer wieder mit seiner Zunge, oft mehr
als eine Viertelstunde lang. Ein wirklich wunderschöner Anblick und es ist
eigentlich eine Schande, dass es unseren Nutztieren verunmöglicht wird, ein
derart harmonisches Familienleben zu führen. Da könnte man glatt zum Vegetarier
werden …
Wir
frühstücken aber dennoch Wurst und Rinderschinken und registrieren erfreut das
wieder sehr schöne Wetter. Das nutzen Ilse und Barbara gleich aus und streichen
den neuen Zaun mit grüner Farbe. Dazu muss jedes Zaunelement ausgehängt werden
und so stehen die beiden fleißigen Frauen bald ungeschützt dem gigantischen
Stier gegenüber. Getrennt nur von einem dünnen Elektrozaun, der auf den 800 kg
Bullen in etwa so abschreckend wirkt, wie für unsereins eine lästige Stubenfliege.
Valentin kommt auch ganz nahe heran, um ja nichts von Ilses und Barbaras
Malarbeiten zu versäumen. Da kann frau durchaus ein mulmiges Gefühl bekommen,
aber Valentin ist nur neugierig und ansonsten sehr brav. Gott sei Dank!
Nach
den Malerarbeiten haben sich Barbara, Hannah und Ilse zum Flohmarkt aufgemacht.
Kommendes Wochenende findet in Altaussee der legendäre Kirtag statt und Hannah
ist aus ihrem Dirndl herausgewachsen. Also muss ein neues her, denn
selbstredend geht man nur in Tracht bzw. im Dirndl auf dieses Fest. Wie nicht
anders zu erwarten war, ist die Auswahl an Kinder-Dirndln ziemlich groß und
bald einmal ist die richtige Kombination aus Kleid, Schürze und Blüschen
zusammengesucht. Dass das Dirndl Hannah nicht auf Anhieb wie angegossen passt
ist kein Problem, Ilse ist dankenswerterweise eine versierte Schneiderin und
daheim hat sie dann alles in die perfekte Passform umgeändert. Jetzt schaut
Hannah noch süßer und lieber aus, als sie das ohnehin schon tut …
Abends
sind dann der bekannte Tiroler Publizist und PR-Unternehmer Peter und seine
Partnerin Katharina gekommen, Kathi moderiert unter anderem Polit-Talks für den
ORF. Bald darauf haben Katzi und ihr Thomas die nette Runde komplettiert und
wir haben uns sehr gut unterhalten. Zwischendurch haben wir das aufkeimende
Hüngerchen mit den Resten der Hühner-Pfanne niedergekämpft und insgesamt einen
wunderbaren Abend verbracht. Ins Bett sind wir wahrscheinlich erst um
Mitternacht gekommen, aber keiner von uns hat auf die Uhr geschaut. Wozu auch
…?
Mittwoch,
21. August 2019
Schon
in der Nacht hat es derart stark geregnet, dass wir beide davon wachgeworden
sind. Wurscht, wir liegen ja im Trockenen. Die Kuhfamilie ist die ganze Nacht
über im freien geblieben und wir haben sie deutlich schnauben gehört, wenn sie
knapp neben unserem WoMo gegrast haben. In der Früh hat es immer noch wie aus
Kübeln gegossen und wir haben erst einmal in Ruhe gefrühstückt.
Barbara
und Hannah haben sich dann später am Vormittag, kaum dass es zu regnen
aufgehört hat, zu einem Seespaziergang aufgemacht. Das ist nichts für uns, das
Wetter erscheint zu unsicher, da machen wir lieber einen Pasch. So war es dann
auch und keine halbe Stunde nach dem Aufbruch der mutigen Wanderinnen hat es
wieder zu regnen begonnen. Da sitzt man lieber gemütlich in der warmen Stube
beim Paschen. Und warm ist es tatsächlich sprichwörtlich, denn Michi hat die
elektrische Fußbodenheizung aktiviert - mitten im Hochsommer. Aber es ist durch
den Dauerregen wirklich ein wenig frisch geworden und man muss ja nicht unnötig
vor sich hin zittern …
Barbara
und Hannah sind dann erwartungsgemäß bald einmal heimgekehrt. Sie sind nicht
allzu weit gekommen und haben sich vor dem Wetterunbill in ein Gasthaus gerettet.
Dort haben sie sich eine feine Zeit gemacht und danach sind sie halbwegs
trockenen Fußes nach Hause zurückspaziert. Wir sind zuerst noch ein bisschen in
der Stube zusammengesessen, später haben wir uns dann auf eine kleine Siesta in
unser WoMo zurückgezogen.
Aber
nicht für lange, denn Michi und Gernot machen sich dann erneut zum Einkaufen
auf, heute Abend wird wieder gekocht. Es wird Schweins-Medaillons in
Gorgonzola-Rahmsauce geben, für Barbara natürlich ohne Rahm. Als Beilage haben
wir uns für Reis mit Erbsen entschieden. Das Einkaufen ist wieder einmal reines
Kabarett, Gernot und Michi haben einen Mordsspass dabei. Bei der Rückfahrt
horchen wir dann volle Lautstärke „Rare Earth“ und „The Temptations“, Funkmusik
vom Feinsten also. Lustig war dann noch, dass wir kurz vor Michis Haus
angehalten worden sind. Altaussee hat ja nur eine sehr begrenzte Anzahl von
Parkplätzen und die waren bereits alle voll. Michi ist also stehengeblieben,
hat sich mit einem „Kennst mich nicht? Ich bin der Meschten-Müchi“ vorgestellt und
durfte natürlich weiterfahren. Keine 30 Meter weiter die nächste Anhaltung,
wieder musste Michi durch Nennung seines Hausnamens das Wiener Kennzeichen am
Auto rechtfertigen. Dabei dröhnte fortwährend „Ball of Cunfusion“ aus den
Lautsprechern und Michi sagte nach der zweiten Kontrolle den schönen Satz: „Ja
hören denn die Deppen nicht schon am Sound, dass ich hier daheim bin …?“. Michis
Hausname lautet übrigens korrekt „Mörth“ - dass man das als „Meschten“
ausspricht zeigt, wozu Dialekt im Stande ist. Da wundert einen das „Müchi“ für
Michael deutlich weniger …
Später
kocht dann Gernot das Eingekaufte zu einem guten Essen zusammen, das Lob dafür
ist wieder einmal kaum auszuhalten. Unglaublich eigentlich, man alles ertragen
muss, nur weil man gut kochen kann … Mittlerweile haben Peter und Kathi unsere
Runde komplettiert und bei gutem Essen und guten Gesprächen verbringen wir noch
einen lässigen Abend. Peter und Kathi brechen dann auf, Barbara, Hannah und
Ilse spielen ein paar Partien Uno. Michael ist ganz vertieft in seine
zweibändige und insgesamt über 2.500 (!!) Seiten starke Biographie über Hitler.
Zwischendurch blickt Michi einmal auf und meint lapidar: „“Irgendwie kommt mir
vor, dass bei allen Biographien über Hitler stets ein etwas negativer Unterton
mitschwingt …“ Diese Art von zynischem Humor darf er sich in unserer Runde
locker leisten, sonst müsste man mit solchen „Scherzen“ wohl eher vorsichtig
sein …
Irgendwann
brennen aber auch Michi die Augen, er legt den Hitler zur Seite und auch für
uns ist das das Startsignal zum Rückzug in unser Häuschen. Schön ist es hier in
Altaussee, wir fühlen uns rundum wohl.
Donnerstag,
22. August 2019
Der
gestrige Dauerregen hat sich verzogen, schon zum Frühstück scheint die Sonne.
Fein. Michi und Gernot haben spontan einen neuen „Running Gag“ kreiert und
ahmen unentwegt Luis Trenker nach. Später schauen wir uns die Monologe des
legendären Südtiroler Bergfexen auf Youtube an und kommen aus dem Lachen nicht
mehr heraus. Barbara, Hannah und Ilse finden das nicht ganz so lustig, die
kleine Hannah fragt in ihrer direkten Art: „Sagts einmal, seid ihr schon am
Vormittag besoffen?“ Das nicht, aber wir sind voll gut drauf. Die Frauen gehen
dann zur Reitstunde und die in diesen Dingen sehr versierte Ilse hat ein paar
gute Tipps auf Lager. Und siehe da, es funktioniert alles bestens.
Nach
dem Reiten gönnen wir uns alle gemeinsam ein ausgiebiges zweites Frühstück.
Dann beschließen wir, dass das Wetter eindeutig zum geplanten Grillen am See
geeignet ist. Also brechen Michi und Gernot erneut zum Supermarkt auf, diesmal
fahren sie aber nicht zum BILLA nach Bad Aussee, für einen Griller reicht der
örtliche Nahversorger. Schnell sind Würstel, Salami, Brot, Maiskolben etc.
eingekauft und wir bringen die Beute ins Haus.
Dort warten wir dann noch auf zwei mit Hannah befreundete Kinder und wie Resi und Max dann von ihrer Mama angeliefert geworden sind, spazierten wir schwer bepackt zum Seeufer hinunter. Michi holt die Plätte aus dem Bootshaus und - erraten - begleitet von „Tannhäuser“ kommt er wenige Minuten später angefahren. Mit Vollgas geht es über den herrlichen Altaussersee und bei einem idealen Platz legen wir an. Kaum zu glauben, aber trotz dem gestrigen Dauerregen finden die Kinder ausreichend trockenes Brennholz für ein hübsches Feuerchen, zur Vorsicht hat sich Michi von daheim noch ein paar fesche Scheiter Holz mitgenommen. Schnell ist eine Grillstelle aus großen Steinen aufgeschichtet und bald einmal züngeln die Flammen lustig in den Himmel. Die Kinder toben derweil im Wasser, Resi und Max sind 9 und 11 Jahre alt und ausgesprochen wohlerzogen. Obwohl beide Kinder waschechte Wiener Großstadt-Kids sind, bewegen sie sich wie selbstverständlich in der Natur, vor allem Max zeigt außergewöhnliches Bewegungstalent. Später erfahren wir dann nebenbei, dass er seit Jahren die israelische Kampfsportart „Krav Magna“ trainiert, also wundern uns nicht mehr, mit welcher Geschicklichkeit er beim Holzsuchen in der steilen Böschung herumtunt ...
Dort warten wir dann noch auf zwei mit Hannah befreundete Kinder und wie Resi und Max dann von ihrer Mama angeliefert geworden sind, spazierten wir schwer bepackt zum Seeufer hinunter. Michi holt die Plätte aus dem Bootshaus und - erraten - begleitet von „Tannhäuser“ kommt er wenige Minuten später angefahren. Mit Vollgas geht es über den herrlichen Altaussersee und bei einem idealen Platz legen wir an. Kaum zu glauben, aber trotz dem gestrigen Dauerregen finden die Kinder ausreichend trockenes Brennholz für ein hübsches Feuerchen, zur Vorsicht hat sich Michi von daheim noch ein paar fesche Scheiter Holz mitgenommen. Schnell ist eine Grillstelle aus großen Steinen aufgeschichtet und bald einmal züngeln die Flammen lustig in den Himmel. Die Kinder toben derweil im Wasser, Resi und Max sind 9 und 11 Jahre alt und ausgesprochen wohlerzogen. Obwohl beide Kinder waschechte Wiener Großstadt-Kids sind, bewegen sie sich wie selbstverständlich in der Natur, vor allem Max zeigt außergewöhnliches Bewegungstalent. Später erfahren wir dann nebenbei, dass er seit Jahren die israelische Kampfsportart „Krav Magna“ trainiert, also wundern uns nicht mehr, mit welcher Geschicklichkeit er beim Holzsuchen in der steilen Böschung herumtunt ...
Bald
ist die Glut heiß genug, dass wir unsere Würsteln auflegen können und nur kurze
Zeit später sind sie schön durchgegrillt. Herrlich - dazu trinken wir Bier und
Softdrinks, ein wunderbares Essen an einem wunderbaren Ort. Wir bleiben noch
lange gemütlich sitzen, füttern die Enten und lassen uns das Brot direkt aus
der Hand fressen. So lange, bis kein Brot mehr da ist und außerdem verschwindet
die Sonne ziemlich rasch hinter einer immer dichter werdenden Wolkendecke. Schnell
packen wir alles zusammen und fahren mit der Plätte zurück. Wie wir lässig
neben dem rund um den See führenden Fußweg vorbeigondeln, werden wir natürlich
von allen Spaziergängern beobachtet. Da diese Blicke - sagen wir mal so -
manchmal nicht ganz ohne Neid zu sein scheinen, kommt Michi ein schöner Satz
aus: „Genau für diese Blicke lebe ich …“ Unter Lachen und noch mehr Lachen
kommen wir zur Ausstiegstelle zurück, inzwischen hat es leicht zu tröpfeln
begonnen. Wir kommen aber verhältnismäßig trocken zum Haus zurück, Resi und Max
sind auch noch mit von der Partie. Vor dem Haus begegnen wir noch einer
Filmcrew, Michis Bleibe wird in den nächsten Tagen als Kulisse für einen Krimi
verwendet.
Wir
setzen uns auf die untere Terrasse, trinken Wein und Bier, die Kinder toben
derweil im Haus herum. Dann kommt die Mama von Resi und Max, auch sie heißt
Katharina. Sie ist erfolgreiche Konzertpianistin und wohnt mit Mann und Kindern
unterm Jahr ebenfalls in Wien. Schon nach ein paar Minuten taut Katharina nach
und nach immer mehr auf und schließlich haben wir es richtig lustig. Als sie
hört, dass Gernot Bücher schreibt, ist sie wirklich interessiert daran und
natürlich bekommt sie ein signiertes Exemplar von „Eine Million Kilometer durch
Innsbruck“ geschenkt. Obwohl sie es bezahlen wollte. Wenn ihr Gernots Stil
gefällt, dann kann sie sich ja die beiden anderen Bücher via Wagnerische nach
Wien kommen lassen.
Wir
verbringen eine sehr nette Zeit auf der Terrasse, blödeln was das Zeug hält und
trinken nicht wenig. Völlig wurscht, keiner von uns ist auch nur annähernd
betrunken. Gut drauf halt und das ist auch gut so. Zum Abendessen machen wir
uns schnell ein paar Nudeln, Hannah isst ja sowieso nichts anderes. Nicht
weiter tragisch, denn in der Schulkantine isst sie brav alles, was auf den
Tisch kommt. Nach dem Essen spielen Ilse, Barbara und Hannah noch ein paar
Partien Uno, Michi und Gernot lesen. So geht ein schöner, dichter Tag angenehm
fein zu Ende, es wird noch nicht einmal 22 Uhr gewesen sein, wie wir uns in
unser Schneckenhäuschen verzogen haben. Dort haben wir uns noch einen
Gute-Nacht-Pasch ausgespielt und danach endgültig die Segel für heute
gestrichen.
Freitag,
23. August 2019
Michi
fährt heute nach Wien zum Rammstein-Konzert. Das löst gleich beim Frühstück den
ersten großen Lacher des Tages aus, denn Gernot meint, Michi solle sich doch
für das Konzert in seine Altausseer-Tracht schmeißen. Und nach ein paar
Minuten, nachdem die Show losgegangen ist, soll er seine Nachbarn fragen: „Wo
bleibt denn der Andreas. Und die neue Band von ihm ist schon ziemlich hart
unterwegs …“ Und er soll sich ein Transparent malen: „Andreas Gabalier du geile
Sau!“ Oder noch besser: „Ich kann zwar kein Kind von dir kriegen, aber lass es
uns wenigstens versuchen!“ Was haben wir gelacht …
Nachdem
Barbara und Hannah vom Reiten zurückgekommen sind, haben wir uns ein zweites,
ausführliches Frühstück gegönnt. Dann war eh schon Zeit, Michael zum Bahnhof
nach Bad Aussee zu bringen. Das haben Barbara und Hannah erledigt, wir zwei
haben derweil einen Pasch im Freien gemacht. Interessiert beobachtet von
Familie Rindvieh, den Bullen hat Gernot keine zwei Meter hinter sich schnauben
gehört. Aber Angst braucht man vor Valentin keine haben, solange man seine
Familie nicht bedrängt. Übrigens hat Gernot dann den Fehler gemacht und Sally
und Valentin mit ein wenig Brot gefüttert. Wie sehr die Tiere darauf abfahren,
merkten wir dann in den darauffolgenden Stunden. Denn da ist Sally immer wieder
einmal direkt an den Gartenzaun gekommen und hat lautstark nach Brot gebrüllt.
Auch Valentin bettelte auf diese Weise und so hallte alle halbe Stunde lang
lautes Kuhgebrüll über die Terrasse.
Eigentlich
wäre heute ein Trip auf den Dachstein geplant gewesen, vor allem Barbara wäre
sehr gerne mit uns hinaufgefahren. Aber leider ist das Wetter heute absolut
ungeeignet dafür, denn statt des herrlichen Rundblickes über das Ausseer-Land
würden wir keine fünf Meter weit sehen und in eine graue Wolkenwand starren.
Also verschieben wir den Besuch des Dachsteins auf 2020, da wird er sicher auch
noch da sein.
Dem
wechselhaften Wetter trotzen wir erfolgreich mit einem ausgiebigen
Nachmittagsschläfchen, das wir bis nach 17 Uhr ausdehnen. Dann lässt uns der
Hunger nicht mehr länger ruhen und wir gesellen uns wieder zu Hannah und
Barbara. Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen essen. Ilse hat unbändige Lust
auf ein Wiener Schnitzel, das wird sich machen lassen. Wir spazieren die knapp
500 Meter zum „Schneider Wirt“ und werden nicht enttäuscht. Ilse und Barbara
gönnen sich das Schnitzel in der Kürbiskern-Panade, Gernot verdrückt ein großes
und sehr gutes Cordon Bleu. Hannah unterbricht ihre Nudel-Phase mit einem Käse-Toast,
vorher hat sie sich noch eine Frittaten-Suppe kommen lassen. Als Nachtisch hat
sie dann noch gemeinsam mit Ilse Eis-Palatschinken verdrückt. Ein rundum
gelungener Gasthaus-Besuch und weil wir diesmal schnell genug waren, konnten
wir Hannah und Barbara zum Essen einladen.
Zurück
im Haus sind wir dann noch lange gemeinsam mit Barbara auf der Terrasse
gesessen, zwischendurch hat sich auch Hannah zu Ilse gekuschelt. Morgen fahren
wir weiter - und so wunderschön es hier in Altaussee auch ist, wir freuen uns
darauf. Wir sind halt unverbesserliche Nomaden und es zieht uns ganz einfach
weiter …
Samstag,
24. August 2019
Wir
stehen relativ früh auf und nach dem gemeinsamen Frühstück machen wir uns zur
Abfahrt bereit, da ist es noch nicht einmal 9 Uhr. Viel gibt es ja eh nicht zu
erledigen, wir haben ja nicht einmal die Vespa von ihrem Träger genommen. Also
müssen wir nur alles an seinen Platz räumen, die
Führerhaus-Fensterverdunkelungen abnehmen und den Strom abstecken. Dann noch
von den Auffahrtsböcken runterfahren - fertig. Wir verabschieden uns herzlich
von Barbara und Hannah und so wie es ausschaut, werden wir im Zuge unserer
Rückkehr aus Indien eine Nacht bei ihnen in Wien verbringen. Das wird dann ca.
in der ersten Februarwoche 2020 sein. Dann geht die Fahrt los, als erstes gilt
es, aus der verzwickten Hauseinfahrt herauszukommen. Wir sind heuer das dritte
Mal hier und bei den zwei vorherigen Ausfahrten hat Gernot stets den grün
lackierten Maschendrahtzaun des Nachbarn gestreift - das beweisen unzweifelhaft
die grünen Farbspuren an unserer sonst so schön weißen Stoßstange. Heute geht
es sich um das berühmte Frauenhaar aus und ohne Fremdzaunkontakt tuckern wir
zuerst nach Bad Aussee rüber, wir müssen Diesel nachschütten. Wir können es
anschließend kaum glauben, aber wir registrieren mit 8,82 Litern auf 100
Kilometern den geringsten Verbrauch aller Zeiten. Wir waren so verblüfft, dass
wir x-mal nachgerechnet haben. Der extrem niedrige Verbrauch hat sicher damit
zu tun, dass wir seit dem letzten Tanken viel auf Bundesstraßen unterwegs
waren, zudem sind wir bei der Herfahrt kaum einmal schneller als 85 km/h
gefahren. Unter 10 Litern waren wir schon oft, aber unter 9 Litern noch nie.
Sehr lässig, allerdings wird das ein wohl ein einmaliger Ausreißer nach unten
gewesen sein. Wurscht …
Unser heutiges Ziel ist Lebring, dafür müssen wir das Bundesland Steiermark gar nicht verlassen. In Lebring wohnt Gernots Jugendfreund Ralfi, dem im Buch „Ich war ein Reichenauer Rattler“ ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Ralfi ist vor ein paar Jahren gemeinsam mit seiner Frau Silvia von Innsbruck hierhergezogen, seine Tochter Raphaela lebte schon länger in der Nähe von Lebring.
Unser heutiges Ziel ist Lebring, dafür müssen wir das Bundesland Steiermark gar nicht verlassen. In Lebring wohnt Gernots Jugendfreund Ralfi, dem im Buch „Ich war ein Reichenauer Rattler“ ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Ralfi ist vor ein paar Jahren gemeinsam mit seiner Frau Silvia von Innsbruck hierhergezogen, seine Tochter Raphaela lebte schon länger in der Nähe von Lebring.
Wir
kommen bestens voran, wir haben uns bei Ralfi um ca. 13 Uhr angekündigt, also
haben wir jede Menge Zeit. Die nutzen wir gleich für einen Abstecher zur
riesigen Skiflugschanze Kulm in Bad Mitterndorf. Übrigens ist Bad Mitterndorf
auch jener Ort, an dem Conchita Wurst alias Tom Neuwirth aufgewachsen ist.
Den/die sehen wir leider nicht, aber die Flugschanze müssen wir uns natürlich
anschauen. Wir fahren auf den riesigen Parkplatz, stellen unser WoMo ab und
gehen die paar hundert Meter zum Auslauf der gigantischen Anlage. Unfassbar,
dass sich jemand traut, hier auf Skiern herunterzuspringen. Viele der mutigen
Sportler sind noch halbe Kinder, wo die den Mut dafür hernehmen, bleibt uns
unbegreiflich. Gernot absolviert dann auch seinen ersten 200 Meter-Flug und
auch wenn man seinem Gesicht die unglaublichen Anstrengungen dieser Leistung
deutlich ansieht - so schlimm wars gar nicht …
Nach
dem lässigen Break am Kulm sind wir dann noch ein paar Kilometer auf der
Bundesstraße dahingegondelt und dann auf die Autobahn in Richtung Graz
gefahren. Es ist kein nennenswerter Verkehr unterwegs und auch als wir bei der
Mautstation für den 9 Kilometer langen Gleinalm-Tunnel anhalten mussten, hatten
wir nur ein Auto vor uns in der Spur. Das geht.
Von
Graz nach Lebring sind es dann nur mehr wenige Kilometer, Lebring hat sogar
eine eigene Abfahrt. Das Haus von Ralfi finden wir dann trotz genauer Adresse
und Navi nicht - kein Wunder, Gernot hatte die Information, dass sich Ralfi
hier ein Bauernhaus gekauft hat. Und die Adresse passte halt nicht auf eines
der Bauernhäuser in der Straße. Also kurzes Telefonat mit Ralfi „I steh direkt
vor meinem Haus auf der Straße“ und keine Minute später sind wir uns schon in
den Armen gelegen. Gernot und Ralfi waren als Heranwachsende drei, vier Jahre
lang beinahe unzertrennlich und haben unendlich viele Jugendblödheiten
begangen. Worüber man sich Jahrzehnte später natürlich trefflich unterhalten
kann. Wir haben überlegt, wann wir uns das letzte Mal gesehen haben - es muss
ca. 2007 gewesen sein, denn Ralfi hat Gernot einmal in Igls besucht, wo Ilse
damals gewohnt hat. Sicher ist, in den letzten 38 Jahren haben wir uns keine
fünf Mal getroffen, unserer Freundschaft hat das aber nichts anhaben können.
Ralfi
und seiner Silvia geht’s gut - falsch - es geht ihnen ausgesprochen sehr gut.
Sie haben sich ein 130 m² großes Reihenhaus mit Garten und zwei überdachten
Parkplätzen gekauft, zu einem Preis, für den man in Innsbruck keine 50 m²
Wohnung kaufen könnte. Silvia ist mit ihren 64 Jahren schon in Pension, Ralfi
hat sich für ein lukratives Vorruhestands-Modell entschieden und vertreibt als
Ein-Personen-Unternehmen hocheffiziente Industrie-Reinigungsmittel. Er hat
gerade einmal zwei (!!) Kunden, aber die sind so groß und bedeutend, dass er
kommod davon leben kann, ohne sich einen Haxen auszureißen.
Wir
stellen unser Wohnmobil vor dem Gartentor ab und stecken den Strom an. Die
Vespa laden wir wieder nicht ab, wir kommen hier sowieso nicht zum Fahren.
Außerdem hat Gernot schon um 14 Uhr sein erstes Bier in der Hand und man
braucht wahrlich kein Prophet zu sein um zu wissen, dass das nicht sein letzter
Hopfen-Smoothie für heute gewesen sein wird …
Und
so war es dann auch. Ralfi und Gernot hatten sich unendlich viel zu erzählen,
die Stunden sind nur so verflogen. So ist es dann Zeit zum Abendessen geworden,
Ralfi hat in einer großen Pfanne am offenen Feuer eine hervorragende Pasta
„Pastorella“ zubereitet. Nach und nach sind immer mehr Gäste gekommen, Ralfi
und Barbara betreiben sozusagen ein permanentes „Open House“ und es kommen
jeden Tag eine Menge Leute. Auf einen Kaffee (selbstgemachter Kuchen wird
mitgebracht), auf einen Plausch, auf ein Bier oder einen G’spritzen und zum
Essen. So wie heute.
Insgesamt sind wir sicher über 10 Personen gewesen, nach der Pasta ist der Alkohol in Strömen geflossen und unsere Runde ist immer lustiger geworden. Wir haben Witze und humorige Anekdoten erzählt, die Steirer haben teilweise gebrüllt vor Lachen. Auch noch weit nach Mitternacht, Ralfis und Silvias Nachbarn scheinen diesbezüglich schon sehr abgehärtet zu sein, denn nach etwas mehr Ruhe hat niemand verlangt. Zwischendurch hat Gernot ein paar Kapitel aus seinem Buch vorgelesen und dafür natürlich viel Lob geerntet. Schon wieder - hört das denn gar nicht mehr auf … Scherz beiseite, selbstverständlich freut positive Kritik jeden Autor, warum sollte das bei Gernot anders sein.
Insgesamt sind wir sicher über 10 Personen gewesen, nach der Pasta ist der Alkohol in Strömen geflossen und unsere Runde ist immer lustiger geworden. Wir haben Witze und humorige Anekdoten erzählt, die Steirer haben teilweise gebrüllt vor Lachen. Auch noch weit nach Mitternacht, Ralfis und Silvias Nachbarn scheinen diesbezüglich schon sehr abgehärtet zu sein, denn nach etwas mehr Ruhe hat niemand verlangt. Zwischendurch hat Gernot ein paar Kapitel aus seinem Buch vorgelesen und dafür natürlich viel Lob geerntet. Schon wieder - hört das denn gar nicht mehr auf … Scherz beiseite, selbstverständlich freut positive Kritik jeden Autor, warum sollte das bei Gernot anders sein.
Nach
und nach haben sich die Gäste dann verabschiedet, übrigens ist jeder von ihnen
mit dem Auto heimgefahren und bis auf eine Ausnahme waren alle ordentlich
bedient, wie man so sagt. Aber - das sei in dieser Gegend Normalität, es werde
de facto nie kontrolliert und die Einstellung der Eingeborenen lautet sowieso
„Warum soll i net saufen? Mei Auto braucht ja auch einen Sprit zum Fahren“. Ja,
ja - sehr lustig unsere besoffenen Autofahrer - bis es halt kracht … Aber uns kann
das ziemlich wurscht sein, wir sind keine Verkehrspolizisten und wollen auch
gar nicht groß die Moralkeule schwingen. Es wird schon jede/r wissen, was
er/sie tut …
Ab 2
Uhr nachts sind dann Gernot und Silvia als letzter Rest der Partypartie auf der
Terrasse verblieben und weil das Wetter so schön war (von den heftigen
Gewittern wurden wir lediglich ganz leicht gestreift) und das Bier bzw. der
Wein so gut geschmeckt hat, sind sie noch bis nach 4 Uhr früh sitzen geblieben.
Dafür war dann das Einschlafen kein Problem mehr, denn keine Minute nach dem
Niederlegen ist nicht nur im WoMo das Licht ausgegangen …
Sonntag,
25. August 2019
Auch
wenn Gernot gestern ziemlich tief und vor allem ziemlich oft in die Bierdose
geschaut hat, ist er beim Aufstehen erstaunlich fit, immerhin ist es gerade Mal
9 Uhr 30. A propos Bierdose: Ralfi hat in seinem Garten einen feschen Bier-
bzw. Limonadendose-Zerquetscher hängen. Damit lassen sich Aludosen ohne Mühe
auf die Größe eines etwas dickeren Bierdeckels zusammendrücken. So ein Ding
müssen wir unbedingt auch haben, Gernot sucht eh schon länger danach. Ilse hat
dann gleich beim Frühstück den Wunsch in die Tat umgesetzt und keine fünf
Minuten später war der „Tin-Cane-Crusher“ online bestellt und für 15 Euro 90
gekauft. Geil! Ein guter Tag beginnt manchmal mit einem sinnvollen Einkauf.
Wir
frühstücken in aller Ruhe, irgendwann einmal steht Ralfi auf, geht in die Küche
und holt etwas aus einer Schublade. Zurück am Frühstückstisch legt er Gernot
mit einem lässigen „Da, das schenk ich dir“ ein Messer hin. Aber nicht
irgendein Messer, sondern ein traumhaftes Teil mit Damaszener-Klinge, also
x-Mal gefaltet und gehärtet. Ein schöneres Messer haben wir kaum vorher je
gesehen und jetzt gehört es Gernot. Danke Ralfi, das Ding gibt er garantiert
nie wieder aus der Hand.
Im
Laufe des Vormittags bemerken wir, dass unsere Gasflasche leer ist. Kein
Problem natürlich, wir haben ja stets eine volle Ersatzflasche an Bord, gute
Vorbereitung ist alles. Schnell ist der Anschluss gewechselt, allerdings kommt
kein Gas beim Herd an. Hmmmh, sie wird doch nicht leer sein? Natürlich nicht -
Gernot war allerdings so klug, die volle Flasche NICHT aufzudrehen … Jetzt
passt alles und Ilse hat später nachgeschaut, wann wir die Gasflasche zuletzt
getauscht haben. Siehe da, es war auf den Tag genau vor einem Jahr. Fein, dass
sich Ilse solche Sachen notiert, das erleichtert uns natürlich die Planung.
Weil wir grad beim Nachfüllen waren, haben wir gleich noch Wasser getankt,
Ralfis Gartenschlauch war locker lang genug dafür. Jetzt sind wir wieder bestens
gerüstet und das ohne nennenswerten Aufwand.
Pünktlich
zu Mittag sind wir zu Ralfis und Silvias Lieblingswirten gegangen, zu Fuß, das
Gasthaus liegt nur ein paar Hundert Meter entfernt. Dort haben wir
ausgezeichnet getafelt und getrunken, mittlerweile waren wir zu sechst, denn
auch Tochter Raphaela und ihr zukünftiger Mann (ein lässiger Bursche) sind
vorbeigekommen. Das Gasthaus wird vom Chef persönlich geführt und er bediente
uns auch. Der Mann besitzt mehr als 120 (!!!) Wohnungen, dennoch arbeitet er
gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern ganz normal weiter. Im Laufe des
Mittagessens zeigte sich auch, wie sehr Ralfi hier schon integriert ist. Denn
als ihn der Wirt fragte, ob er Ralfi noch ein Bier bringen solle, da antwortete
der gespielt aggressiv: „Was fragst denn so deppert?“ Wenn das kein Beweis für
perfekte Integration ist …
Übrigens
- wir müssen ja eh schon nicht mehr erwähnen, dass wir schon wieder zum Essen
eingeladen worden sind. Danke Ralfi, Danke Silvia. Aber wenigstens haben wir
uns ein bisschen revanchieren können, denn wir haben den beiden Exil-Tirolern
eine ganze Menge Schmankerln aus der Heimat mitgebracht: Speck, Käse, Wurst,
Marmelade, Schnaps, Honig etc. Das volle kulinarische Programm, natürlich nur
beste Ware von unseren bevorzugten Bauern.
Nach
dem Essen sind wir zurück zum Haus und haben ein wenig Siesta gehalten. Aber eh
nicht für lange, denn bald einmal ist Raphaela mit ihren beiden Hunden auf ein
Käffchen vorbeigekommen. Die Hunde haben uns wie alte Bekannte gegrüßt, vor allem
Macho, ein zweijähriger Mops, konnte sich vor lauter Begeisterung gar nicht
mehr einkriegen. Die Hundedame, ein „Schnudel“ (Mischung aus Schnauzer und
Pudel, die werden tatsächlich so genannt), war etwas reservierter, an uns
hochgesprungen ist sie aber trotzdem. Wurscht, wir mögen Hunde. Und Hunde mögen
Wurscht, bevorzugt in Form von Beinschinken, wie er uns als Jause serviert
worden ist. Da sind die Augen von Macho noch größer geworden, süßer und
unwiderstehlicher zu betteln als ein Mops vermag sowieso kein Hund. Also ist
immer wieder ein Stück Schinken oder Wurst „versehentlich“ unter den Tisch
gefallen …
Nach dem Essen haben wir uns dann wieder unseren Lieblingsbeschäftigungen hingegeben
- viel Quatschen, viel Trinken und noch viel mehr Lachen. So ist es schließlich
22 Uhr geworden und wir haben uns ins WoMo verabschiedet. Dort haben wir noch
einen letzten Pasch in der Steiermark geklopft, morgen geht’s nach Wien.
Bundeshauptstadt, wir kommen …!
Montag,
26. August 2019
Geweckt
werden wir von Ralfi, der kurz nach 8 Uhr 30 mit seinem aufgemotzten
Amarok-Pickup neben uns einparkt. Er ist eben von einem Kundentermin
zurückgekommen und begrüßt uns mit den schönen Worten: „Habe soeben 1.000 Euro
verdient, das war gleichzeitig auch mein letzter Termin in dieser Woche!“ Zur
Erinnerung: Heute ist Montag. Haben wir schon erwähnt, dass es Ralfi gut geht?
Wir
bekommen noch ein fulminantes Frühstück serviert, weichgekochte Eier inklusive.
Dann stellen wir uns noch für ein Gruppen-Selfie vor unserem WoMo zusammen,
umarmen uns herzlich und lange, Silvia meint zum Abschied in ihrer typisch
trockenen Art: „Ihr seid wirklich jederzeit herzlich willkommen bei uns, wenn’s
nicht einmal im Monat ist!“ Nebenbei bemerkt - Ralfi hat unsere Aufkleber, die
den Bart von Frank Zappa darstellen, mit den Worten „Wozu habt‘s ihr denn
Abziehbilder von Quallen auf eurem WoMo?“ kommentiert. No Comment …
Dann
machen wir uns auf den Weg, bis nach Wien fahren wir nur auf der Autobahn, es
sind etwas über 220 Kilometer dorthin. Wir kommen super voran, der Verkehr
bremst uns nirgends ein. Eigentlich wollten wir direkt zu Elle nach Floridsorf
fahren, aber unterwegs haben wir beschlossen, dass wir jetzt erst einmal Urlaub
vom Urlaub brauchen. Die letzten Tage waren schön, sehr schön sogar, aber sie
waren auch ziemlich anstrengend. Nicht nur wegen dem Alkohol, aber natürlich
schon auch deshalb. Also brauchen wir jetzt ein wenig Ruhe und die hoffen wir
auf dem Campingplatz „Donaupark“ in Klosterneuburg zu finden. Den Platz kennen
wir, hier waren wir mindestens schon einmal, damals hat uns Wolfgang mit seinem
neuen Motorroller besucht. Das wird drei, vier Jahre her sein - Wolfgang ist
leider mittlerweile verstorben, der Besuch seines Grabes ist eh einer der
Programmpunkte für uns in den nächsten Tagen.
Vorerst
steht aber „Dolce far niente“ auf dem Programm, das süße Nichtstun ist uns eh
schwer abgegangen. Wir kriegen einen feinen Platz bzw. suchen wir uns einen
feinen Platz aus mehreren Möglichkeiten aus. Schnell ist die brave Vespa vom
Träger gelassen, sie ist ja schon beinahe festgewachsen dort hinten. Zum Thema
Motorradträger - also eines steht fest, das Ding müssen wir wirklich bald
reparieren lassen, zum Glück haben wir eh schon einen Termin bei der Firma
Batkowski in Innsbruck vereinbart. Dass wir mit dem desolaten Träger (bzw. mit
der kaputten Lichtleiste des Trägers) überhaupt noch fahren können, ist ohnehin
nur der praktischen Geschicklichkeit von Ilse zu verdanken. Sie hat das Teil
wenigstens so mit Spannfedern und Gurten fixiert, dass es eigentlich nicht
herabfallen kann und sämtliche Kabel für die Heckbeleuchtung abgerissen würden.
Aber das ist auf Dauer natürlich kein Zustand …
Wir
verbringen einen sehr angenehmen, weil ereignislosen Nachmittag und vertreiben
uns die Zeit natürlich mit einem Pasch. Das Wetter ist schön, es ist sehr warm
bis heiß, aber wärmer als 32 Grad wird es nicht. Das geht.
Pünktlich
um 18 Uhr pilgern wir ins platzeigene Restaurant, das haben wir noch in guter
Erinnerung. Wir essen herrlich ungesunde Speisen, Gernot gibt sich die
„Cevapcici mit Pommes und Zwiebelsenf“, Ilse sucht sich „Gebackene Hühnerteile
auf Salat“ aus. Das Essen ist genau wie erwartet und mitsamt den Getränken
zahlen wir keine 24 Euro. Das folgende Abendprogramm ergibt sich dann sozusagen
eh von selber: Verdauungsspaziergang über den Platz, Duschen, Paschen, Schlafen
gehen. Sicher schon vor 22 Uhr pennen wir weg, die letzten paar Tage haben wirklich
ihre Spuren hinterlassen …
Dienstag,
27. August 2019
Heute
ist für uns so eine Art „Großkampftag“, denn es gilt, unsere Visa für Indien zu
beantragen. Wer schon einmal mit diesem Land konfrontiert war, der weiß, wie
unfassbar bürokratisch Indien ist. Das könnte also durchaus nicht unkompliziert
bzw. friktionsfrei ablaufen. Wir werden sehen. Als erstes rufen wir Ilses
Schwester Sigrid an. Sie wird heute 66 Jahre alt und passend dazu lassen wir
Udo Jürgens mit dem entsprechenden Lied gratulieren. Sigrid ist gerade am Weg
auf eine Alm, trotzdem freut sie sich über unseren musikalischen Geburtstagsgruß.
Nach
dem Anruf und einem feinen Kaffeefrühstück werfen wir unsere Vespa an und
glühen nach Wien hinüber. Bis zur Botschaft bzw. bis zur Visa-Abgabestelle sind
es gut 20 Kilometer, die Hälfte der Strecke führt über den berühmt-berüchtigten
Wiener Gürtel. Eine vier- bis fünfspurige Straße mitten durch die Stadt. Mit
der Vespa sind wir natürlich unglaublich privilegiert und schlängeln uns durch
den Irrsinnsverkehr. Bei jeder roten Ampel quetschen wir uns in die
Pole-Position und zack - sind wir schon via Ring in der Hegelstraße angekommen.
Unnötig zu erwähnen, dass wir unseren Roller exakt vor der Eingangstür parken.
Mit dem Auto wäre diese Fahrt ein unendliches Stopp-and-Go geworden und die
Parkplatzsuche hätte uns wohl an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht.
Mit der Vespa war es eine lässige Spazierfahrt. Schon geil.
Beim
Betreten der Visa-Abgabestelle dann ein leichter Schock, es sind fünf Personen
vor uns an der Reihe, davon vier junge Inderinnen. Zumindest von der Optik her,
denn der Sprache nach sind alle Vier eindeutig Wienerinnen. Der erste
Antragssteller braucht gut eine halbe Stunde lang, also rechnen wir mit guten
zwei Stunden Wartezeit. Dann aber eine Überraschung, denn die erste indisch-stämmige
junge Frau muss die Frage, ob sie sich denn schon die
Unbedenklichkeitsbescheinigung der indischen Botschaft eingeholt hat, mit Nein
beantworten. Und siehe da - auch ihre drei Freundinnen haben diesen Wisch
nicht, also ziehen sie in Richtung Botschaft ab. Jetzt sind schon wir dran, aber
wir haben leider unsere Passfotos in der falschen Größe machen lassen. Zwar
waren wir dafür extra beim Fotografen, aber das nützt nix. Wir bekommen von der
netten Dame den Tipp, die Passfotos in einem Geschäft in der Nähe machen zu
lassen, die Adresse wäre Opernring 1. Schade, mit den richtigen Bildern wären
wir schon wieder bei der Tür draußen. Also hetzen wir zum Fotografen rüber, im
Hinterkopf haben wir natürlich die vier Inderinnen. Wir müssen unbedingt VOR
ihnen bei der Antragstelle ankommen. Der Fotograf hat dann zum Glück gerade
keinen Kunden, wir kommen also sofort dran. Der Mann ist eindeutig ein
Witzbold, der Schmäh rennt gut, aber fotografieren kann er auch. Keine sieben
Minuten später sind wir schon wieder aus seinem kleinen Laden mit der prominenten
Adresse draußen und beinahe im Laufschritt kehren wir in die Hegelstraße
zurück. Jetzt war nur ein einziger Kunde vor uns dran, allerdings hat der Inder
seinen Antrag nicht (wie eigentlich vorgeschrieben) zuerst wie Internet
eingereicht, also muss er Punkt für Punkt ausgefüllt werden. Das dauert dann
deutlich über eine halbe Stunde lang, trotzdem saßen wir bald einmal mit einem
breiten Grinsen im Gesicht da. Denn wir hatten noch keine fünf Minuten lang
gewartet, da öffnete sich die Eingangstür und obwohl Ilse mit dem Rücken zur
Tür saß, wusste sie allein schon durch Gernots fröhlichem Lächeln, wer da
gerade bei der Tür hereingeschnauft gekommen ist. Richtig - die vier
österreichischen Inderinnen. So ein Glück, ein bisserl länger Schmäh führen mit
dem lustigen Fotografen und wir hätten die paar Lacher mit über zwei Stunden
Wartezeit büßen müssen. So ist es dann schnell gegangen, sozusagen zack, zack,
zack. Zwar musste Ilse eine Art „Strafgebühr“ von 6 Euro zahlen (weil sie ihren
im Pass stehenden zweiten Vornamen nicht im Antrag vermerkt hat), aber als
Ausgleich dürfen wir unsere Visa bereits morgen Nachmittag abholen. Weil wir
aus Tirol angereist sind. Übrigens kosteten die Visa für uns beide deutlich
über 200 Euro, also mehr als 16.000 Rupees. Das sind gut und gerne 5
Monatslöhne eines überdurchschnittlich verdienenden indischen Kellners. Aber
das nur nebenbei.
Mit
dem Abgeben der Anträge war die wichtigste Arbeit des Tages erfüllt und wir
sind mit der Vespa noch näher an den Stephansplatz herangefahren.
Dann haben wir einen ausgiebigen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht und dabei für Nadja jene Stofftasche gekauft, die wir ihr eigentlich schon vor zwei Jahren mitbringen wollten. Die mit dem wunderbaren Aufdruck „Meine Leute waren in Wien und alles was sie mir mitgebracht haben, ist dieser Scheiß-Beutel!“ Das trifft genau den Humor von Nadja. Im gleichen Souvenirgeschäft haben wir uns auch noch ein kleines Pillendöschen geleistet, denn es zeigt auf seinem Deckel den Stephansdom, das Riesenrad und tatsächlich eine hübsche, rote Vespa. Also darf es in unsere Sammlung mitkommen.
Dann haben wir einen ausgiebigen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht und dabei für Nadja jene Stofftasche gekauft, die wir ihr eigentlich schon vor zwei Jahren mitbringen wollten. Die mit dem wunderbaren Aufdruck „Meine Leute waren in Wien und alles was sie mir mitgebracht haben, ist dieser Scheiß-Beutel!“ Das trifft genau den Humor von Nadja. Im gleichen Souvenirgeschäft haben wir uns auch noch ein kleines Pillendöschen geleistet, denn es zeigt auf seinem Deckel den Stephansdom, das Riesenrad und tatsächlich eine hübsche, rote Vespa. Also darf es in unsere Sammlung mitkommen.
Dann
ist wirklich Essenszeit, unsere Mägen hängen ja praktisch schon durch. Wir sind
durchaus bereit, auch in einer „Touristen-Falle“ einzukehren, aber sämtliche
Lokale haben in ihren Schanigärten keinen (!!) einzigen Gast sitzen. Einmal
nehmen wir trotzdem im Gastgarten vor einem italienischen Lokal Platz, der
vollkommen degenerierte Kellner grinst uns allerdings lediglich an. Zwar
mehrmals und durchaus nicht unfreundlich, aber die knappen zehn Meter bis zu
unserem Tisch tut er sich nicht an. Ist das zu fassen? Als wir dann nach ein
paar Minuten gehen, sagt ihm Gernot zum Abschied: „Danke für die perfekte
Bedienung“ und was soll man sagen - der Volltrottel von Kellner freut sich aufrichtig
über das Lob …
Bei
unserer Suche nach einem Gasthaus MIT Bedienung fallen uns plötzlich ziemlich
schwer bewaffnete Polizisten auf, sie stehen mit ihren Maschinenpistolen an
einer Straßenecke. Sieht nach Bewachung irgendeiner Botschaft oder so aus, aber
wir sehen keine. Doch dann dämmert es uns, denn die beiden Polizisten stehen
gegenüber von einem jüdischen Kaffeehaus. So weit sind wir also schon gekommen,
dass Juden in Wien ihren Kaffee nur unter den Augen schwerbewaffneter
Polizisten genießen können …
Dann
werden wir auf unserer „Expedition Bröselteppich“ doch noch fündig und kehren
in ein typisch österreichisches Wirtshaus ein. Schnell sind zwei Wiener
Schnitzel bestellt - aus Schwein für Gernot und aus Original Kalbfleisch für
Ilse. Beides hat ausgezeichnet gemundet und auch das Bier bzw. der G’spritzte
waren schwer in Ordnung. Typisch war dann wieder die völlig unnötige Warterei
auf die Rechnung, wir mussten gleich dreimal darum bitten. Also irgendwann
werden wir wirklich aufstehen und gehen, höchstens eine Visitenkarte liegen
lassen, damit uns die Rechnung geschickt werden kann. Heute waren wir eh noch
geduldig genug, das nicht zu tun, aber natürlich haben wir das Trinkgeld
gestrichen. Die Rechnung war mit 38,50 Euro eh hoch genug …
Der
anschließende Verdauungsspaziergang führte uns dann unter anderem hinter den
Stephansdom, dort befindet sich die Dombuchhandlung. Gernots Verleger Markus
von der Wagnerischen und natürlich Gernot selbst, würden es sehr gern sehen,
dass „Eine Million Kilometer durch Innsbruck“ hier in der Auslage liegt.
Taxi-Anekdoten sind schließlich überregional interessant und in unserem Fall
kommt noch eines dazu: Unmittelbar neben der Dombuchhandlung befindet sich eine
Filiale der „TYROLIA“ Buchhandlung und Gernots Verleger hat dort 30 Jahre lang
gearbeitet, ist sogar bis in den Vorstand des Unternehmens aufgestiegen. Und
allein schon deshalb wäre es für Markus eine schöne Genugtuung, wenn ein Buch
aus seinem „Wagner’schen“ Verlag hier zu haben wäre. Wir sind also in die
Dombuchhandlung reingegangen, leider war der Geschäftsführer nicht anwesend.
Aber wir haben Gernots Visitenkarte dagelassen und werden uns mit dem Chef in
Verbindung setzen. Und weil wir eine Buchhandlung nur sehr schwer ohne ein
neues Buch verlassen können, haben wir gleich ein Geburtstaggeschenk für Hannah
gekauft. „333 Witze für Erstleser“ ist genau das Richtige für die bald
Neunjährige, denn nun kann sie Gernot Witze erzählen, bislang ist das ja nur
umgekehrt gelaufen.
Nach
dem Buchkauf sind wir zur Vespa zurückspaziert und haben uns wieder in den
Wahnsinnsverkehr des Wiener Gürtels geworfen. Man muss an dieser Stelle den
Wiener Autofahrern ein Kompliment machen. Denn es ist wirklich unglaublich, mit
welcher Disziplin hier gefahren wird, das gibt es keine plötzlichen
Spurwechsel, wer eine längere Strecke vor sich hat nimmt die mittleren Spuren,
die Abbieger ordnen sich rechtzeitig links bzw. rechts ein. Und das alles mit
knapp unter 60 km/h. Respekt - wir haben keine einzige gefährliche Situation erlebt
und wir haben die Kolonnen andauernd links bzw. rechts überholt.
So
sind wir problemlos nach Klosterneuburg gekommen und haben uns im dortigen
OBI-Markt Sanitärflüssigkeit für unsere WoMo-Toilette besorgt. Bei der Ausfahrt
vom OBI-Parkplatz waren wir dann einen Augenblick lang unaufmerksam und schon
waren wir auf einer Schnellstraße „gefangen“. Es handelt sich dabei um die
Umfahrungsstraße von Klosterneuburg, die haben wir vorher noch gar nicht
bemerkt. Jetzt lernten wir ein paar Kilometer der Straße kennen, denn erst bei
Kierling befand sich die nächste Ausfahrt. Völlig egal, wir haben alle Zeit der
Welt, da kommt es auf ein paar Kilometer Umweg nicht an. Noch dazu, wo
Vespa-fahren derartig lässig ist.
Am
Campingplatz sind wir als Erstes unter die (kalte) Dusche gesprungen, dann
haben wir vor dem WoMo die Beine langgemacht. Etwas später haben wir uns dann
in den Schatten gegenüber von unserem Stellplatz gestellt und einen Pasch
gemacht. Das ist und bleibt unsere Lieblingsbeschäftigung, dieses Spiel kann uns
wohl nie langweilig werden, aber dafür haben wir mit unserem ausgeklügelten
Regelwerk eh selber gesorgt …
Mitten
im Spiel meinte Ilse dann plötzlich: „Also, das ist doch der Stefan!“ Stefan
ist der Sohn unseres Schwagers Erich und es ist ein lustiger Zufall, dass wir
uns hier getroffen haben. Noch dazu steht der VW-Bus von Stefan und Silvia
keine 20 Meter von uns entfernt, er ist uns mit seinem Innsbrucker Kennzeichen
eh schon gestern aufgefallen. Aber wir wussten nicht, dass Stefan und Silvia
jetzt auch Camper sind. Sie haben ihre Fahrräder mit und machen damit jeden Tag
ausgiebige Touren in die Umgebung. Nach einer kurzen Unterhaltung haben sich
die beiden dann wieder verabschiedet, wir werden sie in den nächsten Tagen aber
sicher wieder treffen, geht ja gar nicht anders.
Das
Abendessen haben wir wieder am Platz eingenommen, Gernot ist seinem so
geliebten ungesunden Essen treu geblieben, heute hat es „Faschierte Laibchen
mit Pommes Frites und Zwiebelsenf“ gegeben. Ilse hat sich mit einem Frankfurter
Würstel zufriedengegeben, mitsamt den Getränken haben wir übrigens gerade mal
22 Euro abgelegt.
Im
Wohnmobil hat sich dann herausgestellt, dass Gernot noch genau ein sauberes
T-Shirt im Kasten hat. Sonst packen wir immer zu viel Kleidung ein, diesmal
haben wir (bzw. hat Gernot) halt zu knapp kalkuliert. Aber die beste Ilse von
allen hat sich kurzerhand die Tube mit Waschmittel gegriffen und hat am
Waschbecken des Sanitätshauses drei T-Shirts durchgedrückt und zusätzlich
Gernots gelbe Lieblings-Shorts. Zwar würde es am Platz eine Waschmaschine und
einen Trockner geben, aber für die Gebühr von zwei Mal vier Euro bekommt man
beim Primark mindestens drei neue T-Shirts, wahrscheinlich sogar vier. Pervers
natürlich, aber leider die Wahrheit. Jetzt hängen die handgewaschenen
Kleidungsstücke blitzsauber auf unserer Wäscheaufhänge und das Trocknen
übernimmt der warme Sommerwind gratis.
Wir
sind dann noch lange gemütlich vor unserem WoMo gesessen und haben eine feine
Zeit gehabt. Irgendwann hat uns dann die Dunkelheit und die aufkommende Kühle
des Spätabends ins Innere übersiedeln lassen. Morgen geht’s wieder rein nach
Wien in die Hegelstraße. Hoffentlich passt mit unseren Visa alles …
Mittwoch,
28. August 2019
Wir
haben wunderbar geschlafen und sind schon am Morgen voller Tatendrang. Nach dem
Frühstückskaffee haben wir unseren treuen Roller angeworfen und sind zum
SPAR-Supermarkt rüber gedüst. Wir brauchen ein paar Sachen, RAI in der Tube zum
Beispiel, aber auch Vandal-Insektenschutz-Plättchen, Milch, Schoko-Pudding etc.
Und für Hannah die Geschenkverpackung für ihr Buch und eine Glückwunschkarte.
Dann haben wir noch der Apotheke einen Besuch abstatten müssen, denn Ilse ist
böse von Insektenstichen gezeichnet. Dagegen muss vorgegangen werden und mit
der sehr effektiven Fenistil-Salbe ist das letztlich auch gelungen.
Bei
der Rückfahrt haben wir noch einen Abstecher zur Ablegestelle der Rollfähre
gemacht. Die kleine Fähre führt zu einer ebenfalls kleinen Ansiedlung, die den
schönen Namen Tuttendörfel trägt. Da wollte Elle letztes Jahr schon mit uns
hinfahren, aber es ist dann doch nicht dazu gekommen. Irgendwann werden wir
sicher mal „rüber rollen“, heute schauen wir uns nur die Szenerie an.
Zurück
am Campingplatz setzen wir uns dann in den kargen Schatten vor unser WoMo und
lassen es gemütlich Nachmittag werden. Die Visa können nur im Zeitraum von 16
bis 17 Uhr abgeholt werden und natürlich sind wir überpünktlich in der Wiener
Innenstadt angekommen. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir eine unfassbar
lange „grüne Welle“ am Gürtel erwischt haben. Gernot hat mitgezählt - über die
ersten 12 (!!) Ampeln sind wir bei grün drüber gekommen, dann hat uns das erste
Rotlicht eingebremst. Danach sind wir gleich wieder bei fünf grünen Ampeln
hintereinander drübergefahren und schon waren wir am Ziel. Aber nicht in der
Hegelstraße, denn wir haben vorher noch etwas zu erledigen. Also fahren wir in
die Apollostraße, denn hier betreibt Barbara ihre Rechtsanwalts-Kanzlei. Dort
geben wir das Geschenk für Hannah ab, denn sie hat Ende Jänner Geburtstag und
da sind wir ja noch in Indien. Barbara war noch mit einem Klienten beschäftigt,
aber bald einmal hatte sie ein paar Minuten Zeit für uns. Noch einmal haben wir
uns für die erste Februarwoche in Wien angekündigt, dann musste Barbara wieder
an die Arbeit.
Die
Zeit bis zur Visa-Büroöffnung um 16 Uhr haben wir im „Cafe Schwarzenberg“
verbracht, übrigens mussten wir uns schon wieder über einen Kellner ärgern.
Denn obwohl wir beim Servieren unserer Getränke ausdrücklich um die Rechnung
gebeten haben, ist der Typ natürlich nicht damit aufgetaucht. Obwohl wir ihm
gesagt haben, dass wir gleich zu einem Termin müssen. Also musste Ilse ins
Lokal hineingehen um zu zahlen. Was sich diese Typen dabei denken? Nichts
wahrscheinlich, die Gäste sind ihnen schlicht wurscht. Wir finden auch nicht,
dass wir diesbezüglich zu empfindlich sind. Es ist nur so, dass die
Servicequalität im heimischen Gastgewerbe brutal nachgelassen hat. In etwa in
dem Ausmaß, wie die Preise für die Konsumation gestiegen sind. Denn ein Cola
und ein Bitterlemon (dass der Depp von Kellner übrigens mit einem Tonic-Water
verwechselt hatte und umtauschen musste) für satte 7 Euro sind mehr als nur
unkeusch …
Unsere
Laune besserte sich dann aber ganz rasch wieder. Um 15 Uhr 53 läuteten wir an
der Tür, wurden überraschend eingelassen und noch vor (!!) 16 Uhr waren wir mit
unseren frisch in die Reisepässe eingeklebten Indien-Visa wieder bei der Tür
draußen. Das ist echt schnell gegangen, wir haben eine halbe bis ganze Stunde
Wartezeit eingerechnet. Jetzt steht unserer fieberhaft erwarteten Indienreise
nichts mehr entgegen und die Vorfreude auf diesen Drei-Monate-Trip steigt mit
jedem Tag.
Am Weg retour nach Klosterneuburg sind wir dann an einer Ampel hinter drei
Mini-Autos zu stehen gekommen. So was haben wir auch noch nie gesehen, hat
ausgeschaut, als würden drei Clowns aus einem Zirkus eine Werbefahrt
unternehmen. Die bunten Mini-Karren waren nicht größer als jene „Seifenkisten“,
die wir dereinst als Kinder gebastelt hatten. Aber sie waren eindeutig lauter
und haben einen Lärm gemacht wie Formel-Boliden. Was es nicht alles gibt …?
Am
Campingplatz hat Ilse dann unseren Aufenthalt hier bezahlt, an Hand der
Rechnung sehen wir, dass dieser Platz dem ÖAMTC gehört. Und so fällt für uns
als Club-Mitglieder noch ein hübscher Rabatt ab, fein. Nicht die Welt, aber
jeder Cent zählt - oder wie der Tiroler sagt: „Jede Laus beißt …“
Abends
sind wir, einfallslos wie wir halt manchmal sein können, zum dritten Mal ins
campingplatzeigene Gasthaus gegangen. Eigentlich wollten wir in jenem
Chinesischen Restaurant essen, wo wir damals mit dem Wolfi waren. Aber die
knapp 350 Meter dorthin waren uns zu weit. Und so haben wir der Speisekarte die
letzten Küchengeheimnisse herausgerissen - ein Grillkotelett mit Pommes und
Knoblauchbutter für Gernot, sowie einen Schinken-Käse-Toast für Ilse.
Das Kotelett ist tatsächlich inklusive Spiegelei an den Tisch gekommen und weil Ilse Spiegeleier um eine Spur lieber mag, hat ihr Toast eine Aufwertung gekriegt. Wieder hat alles geschmeckt wie erwartet, aber nach drei Besuchen hintereinander haben wir die Speisekarte jetzt endgültig durch. Passt!
Das Kotelett ist tatsächlich inklusive Spiegelei an den Tisch gekommen und weil Ilse Spiegeleier um eine Spur lieber mag, hat ihr Toast eine Aufwertung gekriegt. Wieder hat alles geschmeckt wie erwartet, aber nach drei Besuchen hintereinander haben wir die Speisekarte jetzt endgültig durch. Passt!
Unseren
letzten Abend am Campingplatz „Donaupark“ verbringen wir mit gemütlichem Sitzen
vor unserem Häuschen und mit einem Spätabend-Pasch - wie könnte es bei uns auch
anders sein …
Bald
einmal nach dem Frühstück machen wir unser WoMo reisefertig, fahren aber danach
nicht ab. Wir starten die Vespa und blatteln die paar Kilometer nach Weidling
rüber, wo unser Freund Tom mit seiner Familie wohnt. Wir haben uns telefonisch
angekündigt und pünktlich um 10 Uhr 30 stehen wir auf der Matte. Die beiden
Kinder sind bei der Oma, aber wir kommen gerade noch rechtzeitig, um Petra
gleichzeitig zu begrüßen und zu verabschieden, sie muss zu einem Casting für
einen Werbespot.
Der
leidenschaftliche Barista Tom brüht uns einen wirklich guten Kaffee und erzählt
uns, dass seine Karriere als Radio-Moderator zu Ende geht. Dem größten
österreichischen Sender ist Tom zu alt geworden - mit 40 Jahren! Jetzt „darf“
er noch bis Ende des kommenden Jahres moderieren, dann heißt es nach 16 Jahren:
„Tschüss Ö3, Tschüss Tom, Baba und foi ned …!“ Aber Tom ist nicht allzu traurig
bzw. hat er den Schock bereits gut überwunden. Er erzählt uns lachend, dass er
soeben erfolgreich als Schauspieler gecastet worden ist und er in der Slowakei
eine Rolle in einer beliebten Soap-Opera bekommen hat. Außerdem hat er jetzt
schon einige Nebenjobs, als Sprecher für Werbespots etc. ist Tom sehr gefragt,
seine Stimme zählt zu den besten und bekanntesten in ganz Österreich. Der wird
seinen Weg schon weitergehen, wir brauchen uns um ihn ganz sicher keine Sorgen
machen.
Leider
können wir nicht lange bleiben, Tom hat Termine und wir auch, schließlich
sollten wir um 12 Uhr den Campingplatz verlassen. Obwohl Ilse gestern schon ein
bisserl Aufschub herausverhandelt hat. Unser WoMo steht ja praktisch schon
fahrbereit da, also müssen wir nur die Vespa aufladen. Das geht wieder
reibungslos, aber die Lichtleiste am Motorradträger quält uns bzw. natürlich
Ilse. Denn sollte sie bei der Fixierung der Lichtleiste nur einen kleinen
Fehler machen, dann würde das Teil zu Boden krachen und dabei sämtliche Kabel
abreißen. Ein Alptraum natürlich! Das kann so nicht weitergehen, wir werden da wirklich
eine richtige Lösung brauchen. Pünktlich um 12 Uhr fahren wir ab, übrigens wäre
eigentlich geplant gewesen, dass Gernot mit dem Roller zu Elles Haus
vorausfährt, aber dann kamen wir zur Einsicht, dass wir ja sowieso keine
Vespa-Tour mehr hier unternehmen. Viel lieber werden wir im Garten sitzen und
mit Elle quatschen und blödeln, was das Zeug hält.
In
Floridsdorf angekommen, wollten wir uns wie immer auf den kleinen Parkplatz des
Skater-Parks stellen, der keine 50 Meter von Elles Haus entfernt ist. Aber
keine 20 Meter neben Elle war tatsächlich ein so genannter „Laternen-Parkplatz“
an der Straße frei. Zum ersten Mal überhaupt, fein. Schnell sind wir abgestellt
und nach der herzlichen Begrüßung setzten wir uns alle in den Schatten. Es ist
sehr warm, so an die 33 Grad wird es schon haben. Aber im Schatten des großen
Baumes lässt es sich leicht aushalten, zur Not könnte man ja in den jetzt
endgültig renovierten und mit glasklarem Wasser gefüllten Swimming-Pool
springen. Das lockt Gernot nicht besonders, Ilse hängt wenigstens kurz ihre
Füße ins kühle Nass.
Den
Nachmittag verbringen wir auf der Terrasse, trinken ein paar Bier und genießen
den schönen Tag. Nach einer kleinen Siesta im WoMo sind wir dann zu Elle
zurück, wir hatten eigentlich geplant, uns vom Lieferservice der „Pizza Ria“
verwöhnen zu lassen. Wir haben schon „heimlich“ im Internet die Speisekarte des
Lokals gecheckt und waren uns bezüglich unserer Bestellungen bereits sicher. Es
ist dann aber anders gekommen, denn heute ist ausnahmsweise einmal Elles Mann
Steffan im Haus. Sonst ist er ja meistens in Marokko auf Heimaturlaub oder
anderswo unterwegs. Bald einmal hörten wir es aus der Küche brutzeln und
zischen und es waberten herrliche Düfte zu uns heraus. Steff fabrizierte uns
ausgezeichnete Hühnerkeulen und Hühnerfilets, dazu gab es Brot und einen
fulminanten Tomatensalat. Ein Superessen, Danke Steff.
Wir
haben uns dann noch das eine oder andere Kaltgetränk gegönnt und wie es dann
vom Himmel her immer mehr gegrummelt und wettergeleuchtet hat, sind wir in
unser Häuschen zurück. Und dann ist für eine gute Stunde lang ein echt heftiges
Gewitter über uns niedergegangen, mit Blitz, Donner, Starkregen und Hagel - das
volle Programm. Die Hagelkörner sind zum Glück nicht allzu groß gewesen,
Schaden haben sie jedenfalls keinen angerichtet. Dafür ist die Temperatur
binnen Minuten um gut 15 Grad abgestürzt, für einen erholsamen Schlaf konnte
uns das aber nur recht sein.
Freitag,
30. August 2019
Wie
wir gegen 9 Uhr mit unserem selbstgebrühten Kaffee zu Elle gegangen sind, hatte
die schon längst gefrühstückt. Wurscht - ein zweites Frühstück schadet nicht.
Mittlerweile
ist es bei unseren Elle-Besuchen zur Tradition geworden, dass wir gemeinsam zum
Sieveringer Friedhof hinauffahren. Dort liegt Elles Mama begraben und auch
unser Freund Wolfgang. Bei der Zufahrt zum Friedhof sind wir immer wieder aufs
Neue erstaunt, wie steil das letzte Stück der Straße ist. Viel steilere,
befahrbare Wege wird es in Wien wohl nicht geben.
Am
Friedhof besuchen wir zuerst das Grab von Elles Mutter und entgegen Elles
Befürchtungen zeigt sich die Grabstelle gut gepflegt. Das muss irgendein
Unbekannter erledigt haben, denn Elle hat niemanden damit beauftragt. Eine
wirklich nette Überraschung.
Danach sind wir eine ganze Zeit lang bei Wolfis Grab gestanden, sein plötzlicher Tod vor dreieinhalb Jahren bleibt unbegreiflich. Wir haben ihm dann ein Kerzerl angezündet, denn wie singt schon Wolfis Namensvetter Ambros im „Es lebe der Zentralfriedhof“? „Draußn is kalt und drinn is warm, nur manchmal a bisserl feucht, und wenn ma da drunt liegt freut man sich, wenn‘s Grab-Laterndl leucht!“ Ach, der Wolfi … Gernot hat dann die Idee gehabt, man könnte doch dem Grabstein Wolfgangs schwarze Lederjacke umhängen. Elle hat die Jacke eben erst gewaschen und wollte sie eh Gernot überlassen. Aber sie passt leider nicht. Aber als Grabschmuck wäre sie wirklich zu gebrauchen und das würde auch dem Wolfi sehr gefallen. Mal sehen.
Danach sind wir eine ganze Zeit lang bei Wolfis Grab gestanden, sein plötzlicher Tod vor dreieinhalb Jahren bleibt unbegreiflich. Wir haben ihm dann ein Kerzerl angezündet, denn wie singt schon Wolfis Namensvetter Ambros im „Es lebe der Zentralfriedhof“? „Draußn is kalt und drinn is warm, nur manchmal a bisserl feucht, und wenn ma da drunt liegt freut man sich, wenn‘s Grab-Laterndl leucht!“ Ach, der Wolfi … Gernot hat dann die Idee gehabt, man könnte doch dem Grabstein Wolfgangs schwarze Lederjacke umhängen. Elle hat die Jacke eben erst gewaschen und wollte sie eh Gernot überlassen. Aber sie passt leider nicht. Aber als Grabschmuck wäre sie wirklich zu gebrauchen und das würde auch dem Wolfi sehr gefallen. Mal sehen.
Nach
dem Besuch des Friedhofes sind wir - wie schon mehrmals zuvor - über die
Höhenstraße zum „Häusl am Stoan“ gefahren, einem typischen Wiener Gasthaus.
Weil es noch nicht einmal 11 Uhr 30 war, fanden wir für unseren dicken
Nasenbären einen perfekten Parkplatz und sind zu Tisch geschritten. Trotz der
frühen Zeit ist uns die ganze Speisekarte zur Verfügung gestanden und wir haben
entsprechend zugeschlagen. Elle wusste schon in Floridsdorf, dass sie am
„Schweinsbraten mit Knödel“ nicht vorbeikommen wird, Ilse hat sich ein in
Kürbiskern-Panade heraus gebackenes „Steirer-Schnitzel“ bestellt. Gernot hat
sich mit einem gigantischen „Bauern-Schmaus“ verwöhnen lassen - wieder haben
wir alle wunderbar gut gegessen. Und mit jeweils zwei Getränken pro Person und
mitsamt Ilses Marmeladen-Palatschinken haben wir keine 48 Euro dafür bezahlt.
Danach sind wir - sozusagen als Verdauungs-Spazierfahrt - noch eine fesche
Runde über die Höhenstraße gefahren. Diese Straße wurde in den 1930er Jahren
errichtet und ist über viele Kilometer ausschließlich mit Pflastersteinen ausgelegt.
Ein Wahnsinn natürlich, unser armes WoMo vibriert, klappert und ächzt, ganz so,
als würde es sich jeden Moment in seine Einzelteile auflösen. Vor allem Ilse,
die hinten sitzt, wird durchgeschüttelt, dass es eine Art hat. Zum Glück geht
dann irgendwann das Katzenkopfpflaster doch wieder in glatten Asphalt über und
wir haben für ein paar Momente das Gefühl, dass wir auf Wolken fahren. Die
letzten Kilometer unserer Fahrt sind uns dann sehr vertraut gewesen, denn wir
sind bei unserer Tour ausgerechnet in Klosterneuburg vom Kahlenberg
heruntergekommen.
In
Floridsdorf hat uns Elle dann noch zu einer Filiale von „Fressnapf“ gelotst,
sie möchte einen Vorrat an Katzenstreu einkaufen, sie hat ja kein Auto und mit
den Öffis ist der Transport des schweren Sackes natürlich nur suboptimal. Also
schlägt Elle voll zu, schließlich laden wir 12 Säcke Katzenstreu zu je 8 Kilo
in unser Häuschen. Das wird wieder ein paar Donnerstage lang ausreichen …
Bei
Elles Haus räumen wir die Säcke aus und setzen uns noch einmal kurz auf die
Terrasse. Ein schneller Plausch noch - ach ja, Ilse hat Elle unseren in
Innsbruck bereits auf uns wartenden „Dosen-Zerquetscher“ in derart hellen
Farben gelobt, dass wir gleich noch so ein Ding für Elle bestellt haben. Und um
es nicht zu vergessen, Ilse hat auch Elles „Geburtstagsgeschenk nach Wahl“
eingelöst und sich die Kosten für ihr Visa gewünscht. Elle hat das mit einem
Lachen und einem „Was - eh nur 100 Euro?“ dann gerne übernommen. Danke, liebe
Eleonore!
Dann
war Verabschiedung angesagt und nach langen Umarmungen sind wir abgefahren.
Schnell noch an der Tankstelle Diesel eingefüllt, übrigens ist der Verbrauch
diesmal auf knapp 11 Liter/100 Kilometer gestiegen. Das ist aber auch kein
Wunder, wir sind auf der Autobahn fast immer an die 100 km/h gefahren und das
schlägt sich natürlich im Verbrauch nieder.
Schnell
sind wir auf der Autobahn und bei mäßigem Verkehr gondeln wir der Heimat
entgegen. Den ganzen Weg bis nach Innsbruck werden wir uns aber nicht antun,
die über 500 Kilometer sind uns zu weit. Und so übernachten wir wieder auf der
Raststätte Mondsee, wie schon bei der Herfahrt. Wir kriegen einen noch besseren
Parkplatz (eigentlich sind es sogar zwei) und können, direkt vom WoMo aus, die
Boote und Schiffe sehen, die über den Mondsee fahren.
Unser
heutiges Abendessen ist klassische Resteverwertung, Ilse hat noch ein ganzes
„Steirer-Schnitzel“ von mittags gebunkert, dazu wird auch der letzte Rest der
Streichwurst aufgefuttert. Danach noch einen Schoko-Pudding und das eine oder
andere Kaltgetränk - perfekt.
Schon
relativ früh gehen wir dann zu Bett, wenn möglich möchten wir ganz in der Früh
weiterfahren, denn es steht eines der stärksten Urlauber-Rückreise-Wochenenden
an. Da muss man sich nicht zwangsweise in die zu erwartenden Staus einreihen …
Wie
gewünscht sind wir schon vor 6 Uhr auf den Beinen und Ilses Kaffee vertreibt
die letzte Bettschwere. Noch in der Morgendämmerung brechen wir dann auf, da es
ist noch nicht einmal 6 Uhr 30. Die ersten paar Kilometer fahren wir teilweise
in ziemlich dichtem Frühnebel, aber dann klart es immer mehr auf. Der Verkehr
ist vernachlässigbar und an der Grenze zu Deutschland sind wir positiv
überrascht, denn es sind nur wenige Autos vor uns, als wir zu den Kontrollen
kommen. Wahrscheinlich sind wir nicht einmal stehen geblieben, denn während der
polnische Kleinlaster vor uns rechts ranfahren hat müssen, sagte der Grenzer zu
uns nur „In Ordnung, sie können geradeaus weiterfahren“. Danke sehr, das haben
wir dann auch getan und sind in einem Zug bis zur Raststation Angath
durchgefahren, die liegt schon in Tirol. Dort haben wir uns ein zweites
Kaffee-Frühstück genehmigt und danach sind wir die letzten 65 Kilometer nach
Innsbruck raufgegondelt.
Das
war unsere 95. WoMo Reise und schon wieder war es eine der lässigsten Fahrten
aller Zeiten. Den 100er werden wir heuer übrigens nicht mehr schaffen, aber
zwei, drei Fahrten werden wir wohl noch unternehmen. Aber als erstes werden wir
jetzt den Motorradträger reparieren lassen. Schon am Montag fahren wir unseren
braven Nasenbären zum Onkel Doktor, der Robert Batkowski heißt und in Tirol als
Welt- und Europameister im Naturbahnrodeln bekannt ist. Wir sind guter Dinge,
dass er auch den Motorradträger unseres Wohnmobils weltmeisterlich wiederherstellen
wird. Der kann das!