Mittwoch, 10. Mai 2023

Reperaturen und TÜV Geschichten

Reparatur- und TÜV Geschichten 2023
Es ist jedes Jahr das Gleiche – Anfang Mai stehen die TÜV-Überprüfungen an. Für den Skoda müssen wir zwar erst im Juni das „Pickerl“ machen, aber Vespa und Wohnmobil sind dran. Und heuer kommen noch ein paar Reparaturen extra dazu, zum einen die heftig deformierte Lichtleiste unseres Motorradträgers und beim Gasherd müssen die Drehregler wieder in volle Funktion gebracht werden. Ach ja, das große Fenster im WoMo könnte auch eine professionelle Abdichtung gebrauchen, obwohl Ilse mit dem Gaffa-Band eh gute Arbeit geleistet hat.

Am Montag, dem 8. Mai sind wir es dann angegangen und zur Firma „Web-Camping“ nach Wiesing runtergefahren. Das sind keine 40 Kilometer und wir waren über die Autobahn rasch da. Meister Hans ist gleichzeitig mit uns angekommen und hat sich gleich an die Arbeit gemacht. Hans Ascher ist wirklich ein Fachmann, das sieht man an allem, was er tut. Als erstes säuberte und justierte er die Drehregler unseres Gasherdes so, dass sie wieder anstandslos funktionieren. Das war uns echt ein Anliegen, denn die Dinger haben zeitweise eine Art Eigenleben entwickelt und das will man bei einem Gerät, das mit einem Explosivstoff betrieben wird, nun wirklich nicht haben. Jetzt folgt uns der Herd wieder aufs Wort und genauso solls sein. Als nächstes hat sich Hans unser großes Panorama-Fenster vorgenommen, entfernte zuerst säuberlich das Klebeband und füllte dann den entstandenen Leerraum hinter den Gummis mit einem Dichtungsmittel auf. Das sollte jetzt wieder eine Zeit lang halten. Und zuletzt reparierte er uns noch das Insektengitter in einer unserer Dachluken. Das war aus seiner Führungsschiene geraten und mit sehr viel Geschick brachte es Hans an seinen ursprünglichen Platz zurück. Sehr fein und wir konnten auch hier das von Ilse angebrachte Gaffa-Band entfernen. Übrigens hat sich Hans sehr über die Wildschwein-Salami gefreut, die wir ihm aus der Toskana mitgebracht haben. Er isst eigentlich kaum Fleisch, weil ihm die Massentierhaltung ein Dorn im Auge ist. Bei einem Wildschwein hofft er aber, „dass es der Jäger möglichst schonend erschossen hat“. So kann man das auch sehen. Wir haben dann etwas mehr als 100 Euro für die Reparaturen bezahlt und sind sehr zufrieden damit.

Bei der Rückfahrt sind wir dann gleich zur Firma „Batkowski“ hingefahren, Meister Robert soll sich mal den Schaden am Motorradträger anschauen und uns einen möglichst zeitnahen Termin für die Reparatur geben. Dort angekommen, inspiziert Robert Batkowski die marode Lichtleiste von allen Seiten, legt sich auch darunter und murmelt dann, mehr zu sich selber: „Da brauch ich einen Seitenschneider für die Kabelbinder.“ Dann lässt er Gernot das WoMo rückwärts vor seine Werkstatt fahren und zu unserer Überraschung beginnt er sofort mit der Reparatur. Damit hätten wir echt nicht gerechnet. Es war dann wirklich faszinierend dabei zuzuschauen, mit welch großem Geschick Robert die Rückleuchte ausgebaut, die Lichtleiste abmontiert, und dann mit Zangen, Zwingen und mit Hebelwirkung wieder in ihre Form zurückgebogen hat. Und natürlich mit sehr viel Körperkraft, die ist aber zum Glück beim ehemaligen Weltmeister im Naturbahnrodeln immer noch reichlich vorhanden😊.  Jetzt sieht man den ehemaligen Schaden nur mehr dann, wenn man weiß, wo er sich genau befunden hat. Großartig. Außerdem hat er die Lichtleiste noch um gut drei Zentimeter nach hinten versetzt, die exakt passenden, metallenen Abstandhalter hat er kurzerhand auf seiner Werkbank angefertigt. Jetzt kriegen wir die Vespa noch leichter auf ihren Träger, weil sie nirgends mehr hängen bleiben kann. Wunderbar, das haben wir uns schon lange gewünscht. Übrigens, auch bei der Firma Batkowski haben wir weniger bezahlt als angenommen,  denn angesichts des Schadens hätten wir mit dem Doppelten gerechnet. Richtiggehend happy haben wir dann unsere Schnecke in ihre Garage zurückgefahren, jetzt ist sie wieder hübsch wie zuvor, der Knautsch am Heck war ja wirklich hässlich.

Gleich am nächsten Tag hatten wir den TÜV-Termin beim „Vespa-Center Kroneder“ in Innsbruck. Das ist wahrscheinlich keine drei Kilometer von uns daheim entfernt, darum ist Gernot auch trotz regennasser Fahrbahn hingefahren. Genau vor dem Geschäft wollte dann Gernot links zufahren, dabei sind ihm – vermutlich auf einem Ölfleck – beide Reifen der Vespa gleichzeitig weggerutscht. Das hat sich nicht dann leider mehr korrigieren lassen und Gernot hat sich zum allerersten Mal mit der Vespa „hingelegt“. Zwar hat sich der Unfall nur bei sehr geringer Geschwindigkeit ereignet, trotzdem hat Gernot voll mit der linken Körperseite und vor allem mit dem Kopf voll am Asphalt aufgeschlagen. Ohne Helm würde er diese Zeilen wohl nicht mehr schreiben können. Nach einer Schrecksekunde hat Gernot dann unser armes Moped hochgewuchtet und vor der Firma Kroneder eingeparkt. Die Vespa hat übrigens kaum etwas abgekriegt, am vorderen Kotflügel ist ein Stück Lack abgeplatzt und die linke Chromleiste des Frontschildes hat ein paar Kratzer. Passt, man darf ruhig sehen, dass unsere Wespe gefahren wird und schon einiges mitgemacht hat. Jetzt hat sie sich halt das erste Mal hinlegen müssen, nach fast 20.000 Kilometern. Jedenfalls hat Gernot dann gleich ein großes Service für unsere Principessa Rossa bestellt, nach dem Schrecken darf sie gern ein wenig verhätschelt werden. Am Nachmittag können wir sie dann schon wieder heimholen. Den TÜV hat unser rotes Pferdchen dann anstandslos bestanden und über den Extra-Ölwechsel, den neuen Ölfilter und die frische Zündkerze hat sie sich sehr gefreut. Das hat sie Gernot bei der Heimfahrt gleich deutlich spüren lassen😊.

Wieder nur einen Tag später folgte dann noch die aufregendste TÜV-Überprüfung jeden Jahres – die unserer braven Schnecke. Denn mittlerweile ist unser Häuschen über 33 Jahre alt, da kann natürlich immer was sein (und es ist auch leider fast immer was 😊). Gernot fährt heute alleine los, sollte unser WoMo in Itter unten bleiben müssen, dann wird ihn Ilse mit Sigrids Auto abholen. So ist der Plan. Wir haben den Termin bei der Firma Fuchs um 7 Uhr 30, also fährt Gernot kurz nach 6 Uhr in Innsbruck los, es sind ja keine 70 Kilometer bis Itter. Es schüttet wie aus Kübeln, die Sichtweite beträgt kaum 50 Meter – wurscht, es gibt eh nix zu sehen. Nur hie und da taucht aus der Gischt die Silhouette eines LKW auf, wenn er unter 80 km/h fährt, wird er überholt. Sonst reiht sich Gernot lieber hinter den Brummis ein, bei jederzeit drohendem Aquaplaning muss man nicht mit über 100 unterwegs sein. So kommt er pünktlich in Itter an und wird von Werkstatt-Leiter und WoMo-Koryphäe Karli herzlich begrüßt. Während Gernot im Verkaufsraum des Autohauses einen Kaffee genießt, machen sich Karli und Markus an die Arbeit. Schon eine knappe dreiviertel Stunde später liegt das Ergebnis vor – alles soweit in Ordnung. Aber natürlich muss wieder etwas getauscht werden, diesmal Teile beim Antrieb. Klassische Verschleißteile, die aber erst bestellt werden müssen. Und eine Motorwäsche wird uns auch empfohlen, also werden wir das natürlich machen lassen. Als Termin dafür wird der 13. Juni ausgemacht, da sind wir schon von unserer Kärnten- und Wienreise zurück. 

Gernot kündigt dann Ilse seine baldige Rückkehr an, doch schon fünf Minuten später klingelt sein Telefon – Ilse ist dran: „Auf der Autobahn hat es bei Jenbach einen schweren Unfall gegeben, alles steht. Auch auf der Ausweichroute über die Bundesstraße.“  Super – und gleichzeitig ziemlich egal. Gernot fährt dann natürlich nicht in Wörgl auf die Autobahn, sondern auf der Bundesstraße bis Kundl durch. Von dort dann rüber nach Breitenbach und rechts dem Inn entlang bis Jenbach. Anschließend nach Schwaz und Terfens, alles auf der kleinen Landesstraße und alles im strömenden Regen. Übrigens verfährt sich Gernot gleich zweimal, weil er im Starkregen die Hinweisschilder einfach zu spät sieht. Weils eh schon wurscht ist, biegt Gernot dann in Terfens nach Gnadenwald ab und genießt es sehr, diese Strecke zum ersten Mal mit dem WoMo zu fahren. Letztes Jahr ist er gleich mehrmals mit der Vespa durch Gnadenwald gecruist, mit dem WoMo ist die teils sehr steile Strecke eine doch etwas größere Herausforderung. Aber natürlich keine, die sich nicht bewältigen ließe. Und so ist Gernot schließlich zwar reichlich verspätet, dafür aber ohne nervigen Autobahn-Stau nach Hause gekommen. Denn dieses kilometerlange Stopp-and-Go mag unser Häuschen gar nicht. Auf Gernots Route hat es dagegen überhaupt keinen Verkehr gegeben und er war die meiste Zeit völlig allein unterwegs. Manchmal hat er von seiner Strecke aus einen schnellen Blick auf die Inntalautobahn erhaschen können, die war in Richtung Innsbruck zu einem einzigen Parkplatz mutiert, die Zeitverzögerung soll mehr als eineinhalb Stunden betragen haben. Vor allem auch deswegen, weil es im Stau dann noch zu einem Auffahrunfall bei Wattens gekommen ist.

Zusammengefasst sind wir von der Diagnose unseres Schneckchens relativ beruhigt, auch wenn wir wahrscheinlich wieder mehr als einen Tausender ablegen werden. Zwei neue Hinterreifen braucht unser WoMo nämlich auch noch. Kriegst sie natürlich, selbstredend nur die besten, denn gutes Schuhwerk ist unerlässlich …😊.

 

 

Sonntag, 7. Mai 2023

119. WoMo-Fahrt "Petri Heil am Kochelsee"

vom 5. bis 7. Mai 2023
Innsbruck-Kesselberg-Innsbruck
145km
Freitag, 5. Mai 2023
Heute geht’s wieder auf Achse, wir werden ein Wochenende am Kochelsee verbringen. Gemeinsam mit unseren lieben Freunden Barbara und Markus, sowie ihren Kindern Felix und Julius. Die Familie kommt aber erst morgen, denn beide Buben haben noch Fußballspiele zu absolvieren. Eigentlich ist ja Julius „schuld“ an diesem Camping-Wochenende. Scherz, aber er ist ein so begeisterter Fischer, dass Gernot sogar extra wegen ihm die Fischer-Prüfung gemacht hat. Damit sie gemeinsam angeln gehen können, denn Julius ist für eine Lizenz noch zu jung. Sonst ist in seiner Familie niemand angel-affin und der Fischer-Opa von Julius ist leider nicht mehr so gut auf den Beinen. Und weil man am Kochelsee fischen kann und noch dazu Campingplatz-Betreiber Luis die Tageskarten verkauft, hat sich ein Angelausflug zum Kesselberg geradezu aufgedrängt. Wir fahren natürlich schon am Freitag los, so können wir die Lage checken, eventuell kann Gernot schon mal probehalber die Angel auswerfen und außerdem sind zwei Übernachtungen im WoMo mehr als eine😊Wir kommen am Abreisetag noch vor 10 Uhr aus unserer Wohnmobil-Garage raus und fahren als erstes zur Tankstelle. Wir müssen ziemlich dringend tanken, denn bei unserer Rückfahrt aus der Toskana hat schon kurz nach dem Brenner die Tank-Warnlampe zu leuchten begonnen. Tatsächlich rinnen satte 57 Liter in den 60-Liter-Tank, weit wären wir also nicht mehr gekommen. Den Tankstopp nutzen wir für eine Grob-Reinigung unserer Schnecke – in den vier Wochen Toskana hat sich eine Unmenge an Blütenstaub auf und an unserem WoMo angesammelt und so mancher Vogel hat zwanglos seine Stoffwechselprodukte hinterlassen. Dazu all die Insekten, die unserem Nasenbären leider in die Quere gekommen sind – das Abspritzen war also echt notwendig. Danach konnte es losgehen und wir fuhren in Richtung Kochelsee ab. 
Am Rastplatz Zirlerberg sind wir heute mal wieder stehen geblieben, denn ein Betonmischwagen hat uns nicht unser eigenes Tempo fahren lassen und im 1. Gang tun wir unserem WoMo diese Steigung nicht an. Nach fünf Minuten ist es dann schon weitergegangen und problemlos sind wir über diese Bergprüfung gekommen. Im M-Preis in Seefeld haben wir uns Brot, Wurst und Käse gekauft, zwei Fleischkäsesemmeln haben wir uns auch gleich mitgenommen. Für etwas Abwechslung sorgte dann ein lässiger Autokorso, insgesamt sind uns an die 15 Lamborghinis entgegengekommen, die gesamte Produktpalette von Diabolo bis Aventador und in allen Farben. Geil. Lustig war dann noch, dass mitten unter den Super-Sportwägen auch ein Porsche Cayenne Turbo GT mitgefahren ist. Zwar hat der auch seine 600 PS, wenn nicht mehr, aber gegen die brüllenden Lamborghini-Flundern hat das plumpe Ding vollkommen deplatziert und lächerlich ausgeschaut. Genau das brauchst – dass du mit deiner 200.000 Euro Karre mickrig wirkst😊
Noch vor Mittag sind wir dann beim Campingpatz „Kesselberg“ am Kochelsee angekommen und registrierten erfreut, dass Luis die komplette Einfahrt pflastern hat lassen. Fesch! Er begrüßt uns dann gleich herzlich und lässt uns schnell die aktuellen News zukommen: Die arme Gitti ist nach ihrer Corona-Erkrankung nun schon viele Wochen lang außer Gefecht, Küchenperle Elisabetta wird heuer nicht kommen, dafür ist ihr Sohn Patik wieder mit von der Partie. Und Sohn Bene arbeitet jetzt hauptberuflich am Campingplatz. Nach dieser Kurz-Info geht Luis wieder zu seinem Brotbackofen, wo die Vintschgerln gleich fertig sein werden. Wir suchen uns einen Platz und stellen uns gegenüber der Miet-Fässchen auf, eines davon ist ja für unsere Freunde reserviert. 
Heute hat Ilse unser WoMo allein abgestellt, denn Gernot hat sich noch ein wenig mit Luis verplaudert. Wir stehen so gut, dass wir nicht auf unsere Böcke auffahren müssen – nur den Strom anstecken und schon sind wir im Camping-Modus. 
Gernot erkundigt sich dann gleich wegen der Fischer-Tageslizenz für morgen und zu seiner großen Freude erfährt er, dass Bene praktisch jeden Tag im See angelt. Super, jetzt werden wir erfahren, wo es am besten geht und welchen Köder man verwenden sollte. Gernot begleitet dann Bene gleich an den See und schaut ihm ein bisschen beim Angeln zu. Kann wirklich nicht schaden, denn Gernot hat zwar früher öfter gefischt, aber dieses „früher“ ist gut und gerne 40 Jahre lang her. Aber, immerhin kennt sich Gernot mit den ganzen Angel-Utensilien bestens aus, hat er doch seine kaufmännische Lehre in einem Großhandel für Fischerei-Zubehör absolviert. Und bei den Ruten, Angeln, Keschern und Ködern hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum etwas geändert.   
Während Gernot Bene beim Fischen zuschaut, geht Ilse eine große Runde über den Platz. Der hat sich in letzter Zeit ordentlich verändert – er ist jetzt vollständig parzelliert, jeder Stellplatz hat eine eigene Nummer und Luis hat zahlreiche Sat-Schüsseln aufgestellt. Am Platz und im Uferbereich sind weitere Bäume gefällt worden und man hat nun, von fast jedem Stellplatz aus, einen freien Blick auf den Kochelsee. Schön. 
Den weiteren Nachmittag verbringen wir dann fein in der Sonne sitzend vor unserem WoMo und genießen die Fleischkäsesemmeln. Später kommt dann Bene vom Fischen zurück, ohne Beute. Mal schauen, ob Gernot und Julius morgen mehr Glück haben. Kurz nach 18 Uhr gehen wir ins Restaurant hinauf und essen beide ein gutes Wiener Schnitzel. Gernot registriert erfreut, dass mit der Forelle und dem Seesaibling gleich zwei Fische auf der Karte stehen, das wird morgen vor allem den großen Fischliebhaber Julius jubeln lassen. Zurück im WoMo hat uns dann Platzkater Gustl besucht. Nach dem obligaten Verzehr eines Schüsselchen voller Katzen-Knusper-Mix hat sich Gustl formlos auf Ilses Bett zusammengerollt und ist gleich eingeschlafen. Er hat sich auch von den Geräuschen unseres Würfelspiels nicht stören lassen und wurde nicht einmal panisch, als wir wegen des einsetzenden Regens die WoMo-Tür schließen mussten. Gustl ist nämlich irgendwann und irgendwo eingesperrt worden, seitdem hasst er geschlossene Türen. Aber heute hat er nur kurz den Kopf gehoben und sich versichert, dass eh zwei Fenster offenstehen, durch die er jederzeit abhauen könnte. Also hat er weitergepennt. Eine gute Stunde später ist er dann aufgestanden, hat sich kurz gestreckt und ist dann via Ilses Schoß formlos aus dem Fenster gesprungen. Und weg war er. 
Kurz darauf ist unser WoMo unvermittelt von zwei heftigen Windstößen getroffen worden, es hat gewackelt wie ein Lämmchen-Schweif. „Das ist ein Vor-Wind“, wussten wir beide gleichzeitig und kurz darauf zuckten schon die ersten Blitze vom Himmel. Das Gewitter wurde immer heftiger und irgendwann meinte Gernot: „Es blitzt in jeder einzelnen Sekunde, das ist auch selten.“ Doch was dann folgte, haben wir beide noch nie erlebt. Denn wie wir auf dem Wetter-Radar sehen konnten, sind wir von gleich zwei riesigen Gewitterzellen in die Zange genommen worden und jetzt blitzte es aus allen Richtungen und das dreimal (!!) pro Sekunde. Dazu trommelte extremer Starkregen derart heftig auf unser WoMo-Dach, dass wir uns unmöglich unterhalten konnten. Und obwohl es in den folgenden 20 Minuten ununterbrochen donnerte, konnten wir das im WoMo nicht hören. Ein Wahnsinn – und trotzdem fühlten wir uns sicher wie in Abrahams Schoß. Das Wissen um die physikalischen Vorteile eines Faradayschen Käfigs und die vollkommene Dichtheit unserer Schnecke haben uns das Naturschauspiel sogar genießen lassen. Aber Zeltler hätten wir an diesem Abend nicht sein wollen 😊. So schnell, wie das Unwetter gekommen ist, so schnell war es dann auch weder weg. Aber diese halbe Stunde war echt ein Erlebnis, das wir nicht so schnell vergessen werden. Was uns auch noch gefreut hat – die Temperatur ist während und durch das Gewitter nicht ins Bodenlose gestürzt, sondern bei knapp 15 Grad hängengeblieben.
Samstag, 6. Mai 2023
Das Wetter schaut am Morgen gut aus und wir messen eine Außentemperatur von erträglichen 11 Grad. Der Campingplatz „Kesselberg“ war immer der einzige Platz, wo wir jedes Mal ins Restaurant frühstücken gegangen sind. Aber seit sich Luis eine hypermoderne Espresso-Maschine angeschafft hat, ist uns der Kaffee zu stark geworden. Zwar hat er eh einmal angeboten, für uns seinen alten Filter-Automaten zu reaktivieren, aber das ist uns irgendwie zu viel Extrawurst. Und es ist vor allem nicht notwendig, weil wir uns viel lieber den von daheim gewohnten Kaffee zubereiten, noch dazu, wo wir jetzt diese fesche Kaffeemaschine mit an Bord haben. Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheits-Tier. Heute gibt es zum Kaffee noch zwei Topfengolatschen dazu, ein mehr als vollwertiges Frühstück für uns. Ach ja, letztes Jahr haben wir ja einigermaßen verwundert registriert, dass Luis den Preis für ein Frühstücksei auf 2,50 Euro hinaufgesetzt hat. Als wir ihn heute darauf angesprochen haben, war er ganz zerknirscht: „Das war ein Fehler, es hätte 1,50 heißen müssen. Wir haben es erst ein paar Tage später bemerkt und sofort korrigiert.“ Wie gesagt, es sind nicht die Preise, warum wir nicht mehr ins Restaurant frühstücken gehen. Aber wenn uns der Kaffee Magenschmerzen verursacht, dann geht das halt nicht. Später am Vormittag geht sich Gernot die Fischer-Tageskarte holen. Die kostet nur 13 Euro und sie wird ihm von Gitti ausgehändigt. Die macht heute ihre ersten Versuche, wieder in den Arbeitsalltag zurückzufinden, obwohl die Ansteckung mit dem Virus schon monatelang zurückliegt. Scheiß-Corona! Übrigens ist auch der Luis noch nicht voll fit, das spürt er vor allem dann, wenn er mit dem Fahrrad unterwegs ist. Was haben wir für ein Glück, dass wir bislang von Corona verschont geblieben sind. Wir sind längst die einzigen in unserem gesamten Bekannten- und Verwandtenkreis, die noch nicht krank geworden sind. Auch Ilses Ärztin kennt niemanden (!!) mehr, der das Virus noch nicht gehabt hat. Möge das auch bitte so bleiben. Was auf jeden Fall bleiben wird – der tägliche Besuch von Gustl. Heute springt er gleich laut maunzend und mit Anlauf ins WoMo, frisst dankbar vom Knusper-Mix und legt sich unmittelbar danach zum Schlafen nieder. Passt – unser WoMo ist auch Gustls WoMo. Wobei, so großzügig wäre Gustl wahrscheinlich nicht, viel eher würde er sich wundern, was wir in seinem WoMo zu suchen haben😊












Ilse hat dann nach einem Platz gesucht, an dem wir Gernots Angelausrüstung unterbringen können. Fündig geworden ist sie im Badezimmer-Schränkchen, allerdings ist der Angelkoffer um ein paar Zentimeter zu breit dafür. Also besorgen wir uns einen mit maximal 30 Zentimeter Länge, so was sollte sich finden lassen. 
Um 13 Uhr kommen dann unsere Freunde an und beziehen ihr Fässchen. Das dauert ein bisschen, auch weil nicht alle mithelfen. Denn Julius hat nur schnell sein Angelzeug aus dem Auto geholt und ist sofort mit Gernot zum Ufer des Sees runtergegangen. Und dort sind die beiden auch den ganzen Nachmittag lang geblieben. Julius ist trotz seines jugendlichen Alters ein durchaus versierter Fischer und Gernot kann sich einiges abschauen. Der 9-jährige wechselt mehrmals den Köder, aber irgendwie wollen die Fische heute nicht beißen.
Auch Gernot wirft seine Angel immer wieder vergeblich aus. Aber es macht natürlich großen Spaß, mal wieder zu angeln, der Fang ist beim Fischen nicht das Wichtigste. Das sieht Julius ganz genauso, ein richtiger Fischer ist nie enttäuscht, wenn der Kescher leer bleibt. „Wir sind schließlich keine Pfannen-Fischer“, tröstet Gernot Julius und dem gefällt dieser Spruch außerordentlich gut. Gernot lässt sich dann von Felix ein kaltes Bier aus dem WoMo-Kühlschrank bringen, der Versuchung, die Dose vor der Übergabe heimlich kräftig zu schütteln, widersteht der brave Bub
😊. Ilse hat den Nachmittag weitgehend damit verbracht, sich den Live-Stream der Krönungszeremonie von King Charles anzuschauen, der Arme hat echt lange auf diesen Moment warten müssen. 
Über 70 Jahre, um genau zu sein. Später wechseln Julius und Gernot noch ihren Standort und versuchen von einem der Badestege aus ihr Anglerglück. Aber auch an dieser Stelle haben sie keinen Biss registriert, ja nicht einmal einen Zupfer. Vielleicht hätten sie doch mit dem Boot rausfahren sollen, von Luis hätte sich Gernot eines ausleihen können. Aber er ist noch nie in seinem Leben mit einem Ruderboot in See gestochen und von einem wackeligen Holzboot aus die Angel auszuwerfen stellen wir uns auch einigermaßen tricky vor. Nicht auszudenken, wenn das Schinakel dabei umkippen würde. Das brauchst mit vier Bypässen, einem 9-jährigen Buben und einer Wassertemperatur von 14 Grad echt nicht. Sie bleiben dann noch einige Zeit am Steg sitzen, Ilse und Barbara kommen vorbei und wie es dann um 16 Uhr 30 zu regnen beginnt, packen die beiden ihr Zeugs zusammen. 
Lässig wars trotzdem, und natürlich versichern sich Gernot und Julius gegenseitig, dass das nicht ihr letzter Angelausflug gewesen ist. Pünktlich um 18 Uhr schreiten wir dann zum Abendessen, Luis hat uns den größten Tisch des Lokals reserviert. Ilse und Gernot haben schon vor ein paar Tagen je ein Knusper-Hendl vorbestellt, unsere Freunde wählen ihr Essen aus der Speisekarte. Nach einem schnellen Blick auf das Angebot kündigt dann Julius seine Bestellung so an: „Zuerst die gebratene Forelle mit Salzkartoffeln, danach die Currywurst mit Pommes und dann noch die Eis-Palatschinken mit Sahne!“ Fischen macht scheinbar so richtig hungrig😊. Geworden sind es dann immerhin die Forelle und die Eis-Palatschinken. Das Essen war wie immer am Kesselberg sehr gut und reichlich und wenn der Luis nicht um 20 Uhr zusperren tät, wären wir sicher noch auf ein paar Bier sitzengeblieben, vor allem Markus wäre zu gern dafür bereit gewesen. Wurscht, so haben wir uns halt aus unserem WoMo-Kühlschrank bedient und uns mit Markus und Barbara noch einen feinen Abend gemacht, die Buben lagen da schon brav in ihrem Fässchen. Ach ja – zur Verdauung sind die Eltern mit ihren Buben noch einmal zum See runtergegangen und dabei ist Julius in den eiskalten Kochelsee gestürzt. Er wollte seine Kletterkünste vorführen und zack – ist er samt Schuhen und Anorak im Wasser gelegen. Also wurde er ausgezogen und hat halt mit seinem Bruder in der Unterhose weitergespielt. Bei 14 Grad und mit patschnassen Haaren – Respekt! Um 22 Uhr haben wir uns dann zur Nachtruhe begeben, heute gab es kein Unwetter-Schauspiel zu bewundern. Passt auch.

Sonntag, 7. Mai 2023
Nach einer wunderbar ruhigen Nacht sind wir schon um 7 Uhr aufgestanden, Markus war auch schon wach. Weil das Restaurant erst ab 8 Uhr Frühstück anbietet, hat Ilse sogleich unseren Filter-Automaten angeworfen und wir haben vor dem WoMo, in der warmen Morgensonne stehend, Kaffee getrunken. Später sind dann noch Barbara und die Kinder dazugekommen und die Kaffeemaschine wurde zum Wasserkocher für Schwarz- bzw. Kamillentee umfunktioniert. Mit unseren Tassen in der Hand lachen und blödeln wir vor uns hin und starten so wunderbar in den Tag. Natürlich ist dann auch gleich wieder Kater Gustl dahergekommen, aber Ilse hat ihm buchstäblich die Tür vor der Nase zugeschlagen. Beim Aufräumen des WoMo wäre uns der Kater nämlich nur im Weg und wir müssten ihn irgendwann „hinausschmeißen“. Das wollen wir aber vermeiden, also lassen wir ihn lieber erst gar nicht hereinkommen. Unsere Freunde werden den heutigen Tag noch am Kochelsee verbringen, sie wollen zu Fuß nach Kochel rübergehen und dort bei einem Italiener Mittag essen. Ihren PKW dürfen sie derweil hier stehen lassen. Wir hingegen packen unsere Siebensachen zusammen, verabschieden uns von unseren Freunden, natürlich auch von Luis, Gitti, Bene und Patik und fahren kurz nach 10 Uhr ab. Die Fahrt nach Innsbruck verläuft ohne besondere Vorkommnisse und so beenden wir dann in unserer WoMo-Garage unsere 119. WoMo-Reise. Die nächste Fahrt wird um vieles länger dauern – statt zwei Tagen werden wir wohl an die drei Wochen lang unterwegs sein. Denn es geht zum Vespa-Treffen nach Pörtschach, der Campingplatz in Klagenfurt ist schon seit Monaten reserviert. Danach steht Wien auf dem Programm, da freuen wir uns auch schon ganz besonders drauf.