Freitag, 19. Oktober 2018

Saisonende 2018


Freitag, 19. Oktober 2018
Am 27. August sind wir von unserer 86. WoMo-Reise zurückgekommen und wollten eigentlich ein paar Tage später schon wieder losfahren. Schließlich hatte Ilse noch gute zwei Wochen Schulferien und Ende August verfügen wir uns gerne an den Gardasee oder sonst wohin ins Warme. Es ist aber anders gekommen … 
Gernots Verlag ist nämlich ziemlich nervös geworden, denn sie hätten sein zweites Buch gerne bereits in der ersten September-Woche zum Korrektur lesen am Tisch gehabt. Aber Gernot hatte mit dem Schreiben noch nicht einmal angefangen (!), das hat die Damen und Herren beim Haymon-Verlag ziemlich fassungslos gemacht. Also musste unser treues WoMo vorerst in seiner Garage bleiben und Gernot hat sich jeden Tag hinter seinen Laptop geklemmt und Kapitel für Kapitel in die Tasten geklopft. Das hätte er zwar auf jedem Campingplatz auch tun können, aber beim Campen ist die Ablenkung dann doch ziemlich groß und für kreatives Arbeiten ist Ruhe fast schon eine Grundvoraussetzung. Dann hat in der ersten September-Woche auch für Ilse wieder der Arbeitsalltag begonnen, wegfahren konnten wir ab da also nur mehr an den Wochenenden. 
Gernot hat dann sein Buch in gerade einmal 18 Tagen fertig geschrieben, glaubt man dem Verlag, dann ist es wieder sehr lesenswert geworden. Glaubt man Ilse und Gernot, dann sowieso 😊. In zahlreichen Anekdoten erinnert sich Gernot an sein Aufwachsen im Innsbrucker Stadtteil Reichenau, das Buch trägt den (leicht provokanten) Titel „Ich war ein Reichenauer Rattler“. Es wird Anfang November auf den Markt kommen, die Buchpräsentation ist auch schon fixiert – am 14. November wird Gernot aus seinem zweiten Buch vorlesen. Natürlich in der „Wagnerschen“ in der Innsbrucker Museumstraße 4.
So – das Buch ist also rechtzeitig fertig geworden und damit wären wir wieder bereit für die eine oder andere Fahrt gewesen, vor allem aber für unser traditionelles „Abcampen“, welches wir bevorzugt am Kesselberg bei Luis und Gitti absolvieren. Doch dann hat ein junger Bursche in einem aufgemotzten Audi Quattro unsere Pläne durcheinandergebracht. Der Grundwehrdiener hat sich den Luxus erlaubt, auf der Autobahn unaufmerksam unterwegs zu sein und ist bei der Abfahrt Innsbruck-Mitte brutal heftig auf Ilses Ford Fiesta aufgefahren. So heftig, dass es den kleinen Fiesta noch auf die vor Ilse stehende BMW-Limousine geschoben hat. Durch den Aufprall ist die arme Ilse ziemlich schwer verletzt worden – Halswirbel-Distorsion, Schleudertrauma, Gehirnerschütterung, Wirbelsäulenprellung und dazu noch diverse Kleinigkeiten wie Abschürfungen vom Gurt oder Prellungen der Unterarme. Ilse konnte noch selber die Polizei anrufen und auch Gernot, der sich sofort auf die Vespa geschwungen hat und zur Unglücksstelle gerast ist. Bei Gernots Ankunft bei der Autobahnausfahrt Innsbruck-Mitte war die Rettung noch gar nicht angekommen, der Unfall hatte für umfangreiche Staus gesorgt, da gab es nur schwer ein Durchkommen. Doch dann hat alles gut geklappt, Ilse ist ins Krankenhaus gebracht worden, Gernot ist der Rettung mit der Vespa nachgefahren. Nach den ersten Untersuchungen wurden die oben angeführten Verletzungen festgestellt, prinzipiell ist Ilse ja eh noch halbwegs glimpflich davongekommen. Das hätte auch viel schlimmer ausgehen können, herzlichen Dank an dieser Stelle dem Heer an Schutzengeln, die Ilse an diesem Tag begleitet haben. Ein paar Tage später hat dann ein Spezialist nach einer MRT-Untersuchung eine schwere Folgeverletzung des Unfalls diagnostiziert – bei Ilse hat sich die Bandscheibe eines Halswirbels selbständig gemacht und muss unbedingt in ihre frühere Position zurücktherapiert werden. Und so begann für die arme Ilse ein Behandlungsmarathon mit Massagen, Lymphdrainagen, Akupunktur und sonstigen Wiederherstellungs-Maßnahmen. Ganze vier Wochen lang und so lange hat er auch der Krankenstand Ilses gedauert. Da ist das Thema WoMo-Reisen bzw. „Abcampen“ plötzlich ganz weit nach hinten gerutscht. 
Dann ist noch dazugekommen, dass unser braver Ford Fiesta zum Totalschaden erklärt worden ist. Ilse hatte den kleinen Flitzer im Jahr 2004 neu gekauft und wir sind damit beinahe 200.000 Kilometer weit gefahren. Das „Kärrchen“ war uns immer treu, kein einziges Mal ist es uns irgendwo liegengeblieben oder so und der Motor hat auch zum Schluss noch geschnurrt wie ein Kätzchen. Aber jetzt war er ein Fall für die Schrottpresse, die Versicherung hat den Restwert unseres Autos trocken mit „1 Euro“ bewertet. Insgeheim hoffen wir ja, dass unser Fiesta irgendwie „weiterlebt“, denn außer den (zugegeben massiven) Blechschäden ist er tip-top beisammen, vielleicht findet sich ja jemand, der sich die Reparatur antut. Ein Mechaniker-Lehrling vielleicht – deshalb haben wir den Ford der Firma Krünes in Mieders geschenkt. Dort hat Ilse das hübsche Auto vor 14 Jahren gekauft und dort wartet es jetzt auf einen Interessenten – der Kreis schließt sich also.
Wir haben uns dann natürlich schnell ein anderes Auto kaufen müssen, denn Ilses Arbeitsplatz ist 20 Kilometer entfernt. Dank der großzügigen Unterstützung von Ilses Schwester Sigrid haben wir beim Autokauf nicht so auf den Preis schauen müssen und haben schließlich bei einem Skoda Fabia zugeschlagen. Der ist vier Jahre alt, hat erst 36.000 Kilometer am Tacho – für uns fühlt sich der weiße Vier-Türer an, als säßen wir in einem Neuwagen. Danke Sigrid.
Tja – und so ist also Woche für Woche vergangen, ohne dass wir noch einmal mit dem WoMo ausgerückt wären. Und am Freitag haben wir unseren lieben Nasenbären schließlich in den Winterschlaf geschickt. Vorher haben wir natürlich alles ausgeräumt, sind mit dem WoMo noch einmal zum Waschplatz gefahren und haben zuletzt vollgetankt. 
Damit geht eine ganz besondere WoMo-Saison zu Ende, denn es wird die letzte gewesen sein, in der wir an irgendwelche Termine gebunden sein werden. Ab der ersten Juli-Woche 2019 tritt die liebe Ilse in den verdienten Ruhestand über und auch Gernot wird höchstwahrscheinlich nicht mehr als Journalist und Redakteur tätig sein. Stattdessen wird er „nur“ mehr Bücher schreiben, der Verlag würde gerne jedes Jahr zwei weitere Werke Gernots veröffentlichen. Gut so – Ideen gibt es dafür jede Menge, das dritte Buch Gernots nimmt immer konkretere Formen an und wird im kommenden Frühjahr auf den Markt kommen. Aber das ist schon wieder Zukunftsmusik, jetzt wird erst mal „Ich war ein Reichenauer Rattler“ präsentiert.
Zusammengefasst haben wir heuer wieder unheimlich schöne Reisen gemacht, auch wenn sie in diesem Jahr nicht immer ohne Probleme verlaufen sind. So haben wir gleich zwei Reifenschäden hintereinander gehabt und auch die Lichtleiste vom Motorrad-Aufleger hat es uns zwei Mal heruntergerissen. Und dann ist noch der schwere Unfall Ilses dazugekommen, auch wenn der mit dem WoMo natürlich nix zu tun gehabt hat. Aber – auch wenn heuer nicht alles rund gelaufen ist – es war wieder superlässig mit unserem Nasenbären unterwegs zu sein und wir freuen uns jetzt schon auf das Frühjahr. Wir sind für das kommende Jahr derartig voller Pläne, dass wir über uns selber lachen müssen – Kostprobe gefällig? Nun ja – Albanien, Montenegro, Griechenland, natürlich Italien, Deutschland und Holland, dazu die Inseln Korsika und Sardinien und ziemlich sicher viele Wochen nach Indien (!). Letzteres aber mit dem Flugzeug – ganz wahnsinnig sind wir noch nicht geworden …  




Montag, 27. August 2018

86. WoMo-Fahrt "Freudvolle Arbeit am Kesselberg"

vom 25. August bis 27. August 2018 
von Innsbruck-Kochelsee-Innsbruck -  150 km
Samstag, 25. August 2018
Die paar Tage seit unserer letzten Fahrt hat Gernot genutzt, um sein Buch-Projekt voranzubringen. Schaut gut aus, es wird jedenfalls pünktlich fertig werden. Für das Buch hat Gernot mehrere Personen interviewt, die darin zu Wort kommen werden. Diese mit dem Datenrecorder aufgenommenen Gespräche müssen abgehört und stichwortartig niedergeschrieben werden – diese Aufgabe muss man aber nicht zwangsweise in den eigenen vier Wänden machen. Außerdem war Samstag – Samstag ist Grilltag am Campingplatz Kesselberg, also nichts wie raus zum Kochelsee.
Für den einen Tag haben wir uns nur ein wenig Kleidung und ein paar Getränke eingepackt, wir werden uns – wie immer bei Luis und Gitti – rundum verwöhnen lassen. So war es dann auch, eine knappe Stunde nach unserem Aufbruch aus Innsbruck und keine fünf Minuten nach unserer Ankunft am Kochelsee, sind wir schon am Mittagstisch gesessen. Wir wollen nur eine Kleinigkeit essen, quasi als Vorbereitung für die zu erwartende Völlerei am Abend. Also hat sich Ilse ein Rührei mit Schinken kommen lassen und Gernot kasteite sich vorbildlich mit einem Seelachs in der knusprigen Kartoffelpanade samt Kartoffelsalat. Eine runde Sache, auch das Bier und die Weißweinschorle haben voll entsprochen.
Am Platz ist relativ wenig los, die seit Tagen angekündigten Schlechtwetter-Prognosen haben Wirkung gezeigt. Und tatsächlich hat es dann bereits am Nachmittag zu regnen begonnen, die Temperatur sank schnell auf unter 14 Grad. Schönen Gruß an die mutigen Zeltler. Mit einem Pasch und einem feinen Schläfchen überbückten wir dann die Zeit bis zum Abendessen – gearbeitet hat Gernot vorerst noch nichts. Wir haben nämlich beschlossen, dass wir noch einen Tag hier anhängen und erst am Montag heimfahren. Also hat er noch Zeit genug dafür.
Beim Abendessen hat es diesmal doch glatt eine kleine Enttäuschung gegeben, denn Ilses Knusper-Hendl war leider nur teilweise knusprig. Aus unerfindlichen Gründen war ausgerechnet ihr Hendl nicht völlig durchgebraten, es war auf der Brustseite maximal rosarot und am Knochen überhaupt noch blutig. Luis war aufrichtig entsetzt und hat sofort – so unauffällig wie möglich natürlich – bei den Hendln der anderen Gäste nachkontrolliert. Doch bei allen war das Fleisch schön weiß und die Haut herrlich knusprig. Ein Teil von Ilses Hendl muss irgendwie zu wenig Hitze abbekommen haben, anders können wir uns das nicht erklären. Ilse ist aber trotzdem satt geworden und Luis hat sich das halbgare Hendl natürlich nicht bezahlen lassen. Übrigens war Gernots Haxe wieder einmal eine der besten aller Zeiten und beinahe wäre nur der blanke Knochen übriggeblieben. Aber eine Haxe lässt sich nur in den seltensten Fällen vollständig verputzen, es sind aber eh nur drei, vier Bissen zurückgegangen. Das geht. 
Im Wohnmobil haben wir dann noch einen Pasch gemacht und wie wir später schlafen gegangen sind, hat heftiger Regen gegen die Fenster und auf das Dach getrommelt. Was für eine herrliche Nachtmusik in einem trockenen und wohlig warmen Häuschen.

Sonntag, 26. August 2018
In den frühen Morgenstunden hat dann der Dauerregen aufgehört, er hat die Temperatur aber auf unter 10 Grad sinken lassen. Gernot hat sich dann selbstlos als erster aus den warmen Decken geschält und die Heizung angeworfen. Mit Gebläse, damit es schneller warm wird. Bald war dann auch Ilse auf und wir sind frühstücken gegangen. Das war wie immer ein guter Start in den Tag, auch wenn heute jeder von uns nur eine Semmel gegessen hat.
Gernot ist dann zuerst ins WoMo zurück und prallte beim Eintritt beinahe zurück. Wir hatten die Heizung nicht abgeschaltet und während des Frühstücks hat sich unser Häuschen auf beinahe 29 Grad erwärmt. Jetzt aber schnell alle Fenster aufgerissen, draußen hatte es noch keine 18 Grad und so hat das mit dem Luftaustausch auch gut geklappt. An die 30 Grad im Inneren, das hatten wir in den letzten Wochen wirklich zur Genüge, das brauchen wir heuer nicht mehr. Und selbstverursacht schon gar nicht.
Gernot hat dann seinen Laptop angestöpselt und in den folgenden Stunden die Interviews abgehört. Ein Riesenvorteil ist, dass man beim Abhören der Aufnahmen die Geschwindigkeit regeln kann und so hat sich Gernot alles doppelt so schnell vorspielen lassen. Das geht nach einer kurzen Eingewöhnungsphase völlig problemlos und spart natürlich enorm viel Zeit. Exakt die Hälfte natürlich – sehr lässig.
Zwischendurch hat sich ein neu angekommenes Ehepaar aus Holland mit ihrem VW-Bus neben unser Womo gestellt. Und zwar in einem derartig knappen Abstand, dass man das nur als dreist bezeichnen kann. Ilse hätte nicht einmal ihr Fenster ganz aufmachen können, das sagt alles. Und das auf einem maximal halbvollen Campingplatz. Wirklich deppert und es ist auch verwunderlich, dass diese Deppen ausgerechnet Holländer gewesen sind. Das sind ja sonst die angenehmsten und perfektesten Camper schlechthin. Die waren wahrscheinlich die berühmte Ausnahme von der Regel. Zum Glück ist dann zufällig Luis angeradelt gekommen und so haben wir die Holländer nicht selber auf ihre – nennen wir es großzügig Unachtsamkeit – aufmerksam machen müssen. Sie haben sich dann natürlich sofort woanders hingestellt.
Ach ja – Platzkater Gustl hat uns auch besucht, von den Knuspertaschen war er heute nicht gerade begeistert, wahrscheinlich war er schon satt. Ein paar der Leckerlis hat er natürlich trotzdem verputzt und sich auch ausgiebig streicheln lassen. 
Gegen 13 Uhr hat Gernot dann seine Arbeit unterbrochen und wir sind Mittagessen gegangen. Ilse hat sich mit drei „Reiberdatschi“ und zwei Spiegeleiern zufriedengegeben, Gernot konnte und wollte dem Tafelspitz in der Meerrettich-Sauce nicht widerstehen – ein wunderbares Gericht, Gernot liebt ja scharfen Kren und in der Sauce war eine ganze Menge davon verbaut. Zum Essen haben wir uns in den Gastgarten setzen können, die Mittagssonne hat das ohne Weiteres ermöglicht. Im Gegenteil – wenn die Sonne einmal ein paar Minuten lang durchgehend geschienen hat, dann ist es sofort wieder unangenehm warm geworden – ist halt doch noch August.
Im Wohnmobil hat sich Gernot dann wieder die Kopfhörer aufgesetzt und Interviews abgehört, Ilse hat sich derweil als Kampf-Löscherin betätigt. Bei ihren schulrelevanten Daten, sie hat ja gerade mal noch 300 Tage bis zur Pension abzudienen, da darf man schon ein wenig aufräumen. Es reist sich bekanntlich leichter mit weniger Gepäck, auch wenn Ilses digitales Schulgepäck genau null Gramm wiegt. Wie Gernot dann für heute mit seiner Arbeit fertig war, konnte auch Ilse stolz verkünden: „421 Elemente gelöscht!“ 
Zur Belohnung sind wir dann essen gegangen, sonst war’s das mit unserem dezenten Übergewicht. Dagegen muss man vorgehen, also bestellten wir uns beide ein Wiener Schnitzel mit Pommes, Ilse wählte die Kinder-Variante. Aber nicht wegen der Figur, sondern wegen dem Platz. Denn nach dem Essen sollte noch ein Eis in Ilse Platz haben, Gernot hat sich stattdessen zwei eiskalte Flaschen Bier mitgenommen. Selbstredend haben wir auch diesen Tag mit einem lockeren Päschchen ausklingen lassen und gegen 23 Uhr sind wir dann schlafen gegangen. Mittlerweile war ein extrem starker Wind aufgekommen, die Böen erreichten mit Sicherheit 80 km/h und mehr, unser Häuschen wurde die ganze Nacht lang wild durchgebeutelt. Und damit auch wir – Schiff Ahoi!

Montag, 27. August 2018 
Der heftige Sturm hat die ganze Nacht lang angehalten, Gernot konnte unmöglich das Fenster im Alkoven offenlassen. Dabei schließen wir es nicht einmal, wenn es draußen extrem kalt ist. Aber der Wind war derart stark, dass er Gernots Bettdecke verweht hat und das geht natürlich gar nicht.
Nach dem Aufstehen war die Innentemperatur schnell auf angenehme 22 Grad aufgeheizt und wir sind zum Frühstückstisch geschritten. Danach hat Gernot die letzten paar Gespräche abgehört und Ilse hat erneut ihr Schularchiv aufgeräumt. Dann noch ein schneller Pasch und schon war Zeit zum Mittagessen. Heute hat die Tageskarte gewechselt und Gernot hat die selbstgemachten Original bayrischen „Fleischpflanzerl“ mit Bratkartoffel bestellt und Ilse gönnte sich Bratkartoffel ohne „Fleischpflanzerl“, dafür mit zwei Spiegeleiern. Wieder hat alles wunderbar gut geschmeckt und wir loben hiermit die ausgezeichnete Küche am Kesselberg gern zum wiederholten Male. Nach dem Essen haben wir in Ruhe alles zusammengeräumt, viel war ja nicht zu tun. Ach ja – eine leere Gasflasche haben wir gegen eine volle eingetauscht, dann brauchen wir deshalb nicht extra nach Hall fahren. Ganz davon abgesehen ist das Gas beim Luis heraußen sogar billiger als bei uns daheim.
Nach herzlichen Verabschiedungen haben wir uns dann nach Innsbruck aufgemacht und sind ohne nennenswerte Zwischenfälle dort angekommen. Schnell war das WoMo ausgeräumt – jetzt darf es wieder ein paar Tage lang rasten. Kommendes Wochenende fahren wir vielleicht noch einmal weg, bleiben dabei aber wahrscheinlich bei uns in Tirol. Es wäre dies die letzte Fahrt in Ilses allerletzten Schulferien, ab nächstem Juli gibt es nur mehr Urlaub. Nur mehr Urlaub – das klingt verdammt gut in unseren Ohren …





 

Sonntag, 19. August 2018

85. WoMo-Fahrt "zu Besuch bei Lieben Freunden - Österreich-Tour 2018"

vom 9. August bis 18. August 2018 
von Innsbruck-Ebensee/Traunsee-Grundlsee-Altaussee-Wien-Weidling-Innsbruck -  1185 km
Vespa:  140 km
Donnerstag, 9. August 2018
Den Abreisetag zu unserer diesjährigen „Österreich-Rundfahrt“ lassen wir ganz gemütlich angehen und starten mit einem guten Kaffee in den Morgen. Zusammengepackt ist alles, wir müssen nur ein paar Taschen ins Auto tragen und fahren dann zu unserer WoMo-Garage. Dort haben wir bereits gestern die Vespa deponiert und nachdem sie aufgeladen und festgezurrt war, sind wir abgefahren.
Eigentlich sind wir zwei Tage zu früh gestartet, denn mit unseren Freunden Barbara und Michael haben wir erst am Samstag ausgemacht. Wir werden sie in Altaussee besuchen und ein paar feine Tage mit ihnen verbringen. Aber heute ist erst Donnerstag. Natürlich hätten wir auch am Samstag früh losfahren können, aber wir sind nun mal leidenschaftliche Camper und wollen so viel als möglich unterwegs sein.
Heute fahren wir nicht den üblichen Weg über die Autobahn, sondern über das so genannte „Kleine deutsche Eck“ - also über Lofer. Das ist um einiges weniger langweilig, als es die altbekannte Autobahn ist, diese Strecke sind wir nun wirklich schon zu oft gefahren. Also biegen wir bei Wörgl auf die Bundesstraße ab, dieser Weg ist sogar um einige Kilometer kürzer.
Bei Itter tanken wir, eine gute Wahl, so billig haben wir den Sprit den ganzen Tag lang nirgendwo mehr gesehen. Obwohl – billig sind 1,192 Euro auch wieder nicht, aber überall anders hätten wir an die 1,3 Euro je Liter abgelegt. Was wiederum im Vergleich mit Italien und der Schweiz ziemlich günstig ist. Wurscht.
Der Verkehr ist angenehm mäßig, nur bei der Einfahrt nach St. Johann werden wir kurz in unserem Vorwärtskommen eingebremst. Aber mehr als fünf Minuten hat uns das auch nicht gekostet. Beim ehemaligen Grenzübergang zu Deutschland wird überhaupt nicht kontrolliert, später sehen wir dann am Walserberg kilometerlange Autokolonnen wegen der Grenzkontrollen im Stau stehen. Schon etwas absurd das Ganze … Uns betrifft das wie gesagt nicht, ohne Probleme fahren wir auf die A 10 Tauernautobahn auf und wechseln nach wenigen Kilometern bei Anif auf die Bundesstraße. Unser Ziel ist ein WoMo-Stellplatz am Traunsee, genauer in Ebensee. 

Der ist keine 70 Kilometer mehr entfernt, in spätestens eineinhalb Stunden werden wir dort sein. Dachten wir. Denn ziemlich genau am Ortsende von Hof sind wir unvermutet in einen Stau geraten. Bald war klar, dass da keine Baustelle oder so den Verkehr aufhält, denn es rührte sich gar nichts. Und weil auch kein Auto aus der Gegenrichtung kam, konnte es sich nur um einen Unfall handeln. Diese Gewissheit hatten wir dann nach einer guten Stunde, denn so lange dauerte es, bis die Unfallstelle wieder passierbar gemacht worden ist. Was genau geschehen ist wissen wir nicht, wir sind keine Gaffer und haben deshalb nur den wartenden Rettungshubschrauber gesehen. Aber natürlich haben sich zahlreiche andere Autofahrer beinahe die Hälse verrenkt, um ja die Notärzte bei ihrer Arbeit zu sehen oder vielleicht gar einen Blick auf das Unfallopfer werfen zu können. Immer wieder ekelhaft.
  
So sind wir mit einiger Verspätung in Ebensee angekommen, eh egal, wir haben es ja nicht eilig. Obwohl – Glück war schon auch dabei, denn wir haben doch tatsächlich den allerallerletzten Stellplatz ergattert. Beim genauen Einparken ist dann der sonst so fahrsicheren Ilse ein kleines Missgeschick passiert, sie ist etwas zu heftig an der Grasböschung angestoßen und es hat uns schon wieder die Lichtleiste vom Motorradträger heruntergerissen. Wenn auch mit weit weniger Beschädigung als in Wien, denn es sind keine Kabel abgerissen. Nur eine der Halterungen hat sich „verabschiedet“, das wird sich aber ohne große Schwierigkeiten reparieren lassen. Vorerst sichert Ilse die Lichtleiste mit einer Expander-Feder, wenn die Vespa draufsteht wird das dann sowieso mit den Spanngurten fixiert. Alles kein Drama.
Für den Platz zahlen wir 15 Euro am Parkautomaten, dafür dürfen wir bis morgen 14 Uhr stehen bleiben. Das passt.
Das Wetter ist wunderschön, es wird gut 33 Grad haben. Nach den letzten Hitze-Wochen kommt uns diese Temperatur eh einigermaßen angenehm vor. Wir starten unser Moped und fahren ohne bestimmtes Ziel los. Bald einmal folgen wir den Hinweisschildern nach Gmunden das keine 15 Kilometer weit entfernt liegt. Zwischendurch machen wir einen kleinen Stopp in Traunkirchen, eine auf einem Felsen erbaute Kirche liefert uns ein schönes Fotomotiv.

In Gmunden fahren wir zuerst die Seepromenade entlang und parken uns dann im Zentrum ein. Für einen längeren Spaziergang ist es uns aber eindeutig zu heiß, also sorgen wir bald einmal für kühlenden Fahrtwind. Auch bei der Retourfahrt biegen wir wieder nach Traunkirchen ab und setzen uns dort in den Gastgarten eines schönen Hotels. Wir essen eine Kleinigkeit (Suppe mit Kalbs-Leberknödel für Ilse und einen Toast mit Salat für Gernot) und auch der Flüssigkeitshaushalt muss nachjustiert werden – wir machen das mit je einem halben Liter Apfelsaft gespritzt. Das labt und wir sind fit für die restlichen paar Kilometer.
Am Stellplatz haben wir es uns dann im Freien gemütlich gemacht und im Schatten unseres Nasenbären einen Pasch geklopft. Die Hitze hat sich im Laufe des Nachmittags bis auf 35 Grad hinaufgearbeitet, wir haben das locker ausgehalten. Neben dem Stellplatz, der direkt an die große Liegewiese des Traunsees liegt, gäbe es zwar ein kleines Restaurant, wir sind aber heute mit einer kleinen Jause zufrieden. Vorsorglich haben wir Salami und Parmesan eingepackt und es hat uns erwartungsgemäß gut gemundet.
Später ist dann ein recht heftiger Wind aufgekommen und mit Sonnenuntergang hat er sich zu einem regelrechten Sturm entwickelt. Wir sind zum Seeufer runtergegangen und haben uns dort vom Sturm durchbeuteln lassen. Herrlich! Gernot hat es sogar die Wasserflasche aus der Hand gerissen. Was für eine wunderbare Erfrischung nach diesem heißen Tag.
Viele Haxen haben wir an diesem Tag dann der Welt nicht mehr ausgerissen und die angenehmen Temperaturen haben uns wunderbar einschlafen lassen.


Freitag, 10. August 2018
Am Morgen wurden wir mal ausnahmsweise nicht von einer strahlenden Sonne geweckt, die versteckte sich lieber hinter einer dicken Wolkendecke. Auch fein. Nach dem Gute-Morgen-Kaffe haben wir dann in aller Ruhe unser Abreise-Programm durchgezogen, haben noch die Klokassette ausgeleert und sind vom Stellplatz abgefahren. Da wird es noch nicht einmal 10 Uhr 30 gewesen sein.

Nach einem kleinen Abstecher nach Bad Ischl sind wir dann zuerst nach Bad Goisern gefahren und haben uns bei einem Supermarkt ein paar Kleinigkeiten eingekauft. Danach sind wir über den ziemlich steilen Pötschenpass nach Bad Aussee gekommen und von dort in Richtung Grundlsee weitergefahren. Ilse hat dort einen Campingplatz für uns ausgesucht, denn wir sind ja erst für morgen in Altaussee avisiert.

Der Campingplatz „An der Traun beim Staud’n-Wirt“ ist ziemlich klein, es gibt aber noch ein hübsches Plätzchen für uns. Blitzartig sind wir eingerichtet und unmittelbar danach sitzen wir schon am Wirtshaustisch im Freien. Wir essen vorzüglich und auch das einheimische „Loser-Bier“ ist sehr gut. Heute kann Gernot zum Mittagessen ohne weiteres ein Bierchen trinken, denn die Vespa bleibt heute auf ihrem Träger.
Nach einem ausgedehnten Nachmittagsschläfchen haben wir uns dann natürlich wieder ein Pasch-Duell geliefert – inzwischen hat es draußen zu regnen begonnen und wir genießen die frische Luft in vollen Zügen. Es ist angenehm ruhig hier am Platz, keiner der ca. zehn Camper produziert irgendwelchen unnötigen Lärm und so ist nur das Plätschern der noch sehr jungen Traun zu hören. Wunderbar.
Abends macht sich Ilse dann noch ein fesches Brötchen, Gernot fastet ausnahmsweise einmal bzw. sorgt mit dem einen oder anderen Bier für ausreichende Kalorienzufuhr. Nach einem Gute-Nacht-Pasch haben wir uns dann niedergelegt und sind zum zweiten Mal hintereinander ohne zu Schwitzen eingeschlafen.

Samstag, 11. August 2018
Heute geht’s nach Altaussee und schon vor 10 Uhr sind wir am Weg dorthin. Es sind ja nur wenige Kilometer, wahrscheinlich nicht einmal 10. Am großen Parkplatz laden wir die Vespa ab, denn bei Michaels Haus ist es uns zu eng. Gernot fährt dann mit dem Roller die paar Hundert Meter zum Haus rüber und kündigt unsere Ankunft an. Michael pennt tatsächlich noch, Barbara ist mit Töchterchen Hannah beim Reiten – aber zum Glück ist Barbaras Schwester Eva zugegen. So müssen wir wenigstens nicht den Michi aufwecken. Der für uns perfekte Parkplatz ist frei, schnell ist Ilse darüber informiert und keine zehn Minuten später stehen wir schon schön da, ausnahmsweise mal wieder auf unseren gelben Auffahrtskeilen.
Nach der herzlichen Begrüßung setzen wir uns auf die Terrasse und genießen das feine Wetter und das wunderbare Panorama. Was für ein herrlicher Platz. Wir sehen bis hinein ins Dachsteinmassiv, hinter uns thront der Loser und uns gegenüber reckt sich die berühmt-berüchtigte Trisselwand beinahe senkrecht in die Höhe. Diese Berglandschaft beeindruckt sogar uns Tiroler. Heute wird in Altaussee das Spektakel „Berge in Flammen“ veranstaltet, mit einigen attraktiven Höhepunkten. Wir sind sehr gespannt, denn von Michis Terrasse aus haben wir einen schönen Blick auf das ganze Szenario Altaussees.
Zum Mittagessen kochen uns Barbara und Ilse wunderbare Wurst-Nudeln und wir sitzen danach gemütlich bei kalten Drinks zusammen. Barbara ist dann aufgebrochen – sie fährt nach Salzburg und holt dort ihre Freundin Sabine ab, die mit dem Flugzeug aus Berlin ankommt. 
Michael präsentiert uns unterdessen sein Lieblingsspielzeug – eine Drohne. Das Ding ist wirklich eine Sensation – es kann 5 Kilometer weit und 500 Meter hoch fliegen. Und liefert dabei Video-Aufnahmen in 4 K Qualität, auf denen nicht der allerkleinste „Wackler“ zu erkennen ist. Beeindruckend. Heute Abend will Michael mit seiner Drohne das Feuerwerk aufnehmen und möglichst nahe an die explodierenden Raketen heranfliegen. Na das wird was werden …
Barbara ist dann mit Sabine angekommen und auch sonst hat sich Michaels Terrasse mit immer mehr Bekannten und Freunden gefüllt, es werden wohl mehr als ein Dutzend Leute gewesen sein.
Die Show „Berge in Flammen“ startete dann unvermittelt mit einer Kunstflug-Darbietung eines wagemutigen Piloten, der eine gute Viertelstunde lang seine Loopings, Rollen und Sturzflüge zeigte. Mit zunehmender Dunkelheit wurden dann entlang des Seeufers Fackeln entzündet und auf dem Loser waren Bergfeuer zu sehen. Dann wurde die Trisselwand mit Bengalischen Lichtern sehr schön in rote Farbe getaucht und Paragleiter mit Leuchtfackeln schwebten durch die Nacht. Lässig! Als Höhepunkt wurde dann das Feuerwerk gezündet und Michi ist mit seiner Drohne mitten hinein geflogen. Passiert ist nichts und das Video davon ist wirklich spektakulär.
Den weiteren Abend haben wir dann mit Lachen, Scherzen und Quatschen verbracht, als Abendessen hatten die fleißigen Frauen ein kaltes Buffet angerichtet. Nach und nach haben sich dann die Gäste verabschiedet und letzten Endes hat die Nachtkälte auch Michael und Gernot in ihre weit wärmeren Behausungen gezwungen. Da hatte es draußen keine 14 Grad mehr und die Uhr zeigte 3 Uhr morgens.


Sonntag, 12. August 2018 
Trotz des späten Schlafengehens war Gernot vor der lieben Ilse auf den Beinen, da war es noch nicht einmal 10 Uhr. Schnell kochte Ilse einen guten Kaffee und gleich danach noch eine weitere Kanne. Gemeinsam haben wir dann im Freien gefrühstückt, wobei – Michael konnte nicht mit dabei sein. Er hat sich derart brutal das Genick „verrissen“, dass er nicht aus dem Bett kommt. Ilse hat ihn dann gleich einmal mit unserem Fluid behandelt und ihm eines unserer Seidentücher um den Hals gebunden.

Das Wetter ist wunderschön und wir beschließen, einen Ausflug mit der Vespa zu machen. Über Bad Aussee kommen wir zum wirklich extrem steilen Koppenpass, dessen größte Steigung 23 Prozent beträgt. Aber die Passstraße ist ausgenommen schön und jede einzelne Kurve ist ein Hochgenuss. So kommen wir nach Hallstatt, einen Ort, den wir eigentlich nicht mehr so schnell besuchen wollten. Aber wir wollen unserem Freund Markus ein Geschenk mitbringen, als Dank dafür, dass er während unserer Abwesenheit die Balkonblumen gießt. Und wir kennen in Hallstatt ein Geschäft, die sehr nette Dekorations-Sachen im Angebot hat. Bevor wir uns ins Gewühl werfen, schauen wir noch einen Sprung beim Haus von Matthi vorbei. Wir wissen zwar, dass er nicht da ist, aber sein Vater Michael urlaubt gerade hier und wir wollen wenigstens Hallo sagen. Aber er ist nicht zu Hause.

Hallstatt ist dann wie erwartet einfach nur furchtbar und es bestätigen sich einmal mehr alle unsere Vorurteile. Gut 70 Prozent der Touristen sind Chinesen, vielleicht sogar noch mehr. Überall sind chinesische Schriftzeichen zu sehen, etwa beim Supermarkt oder auf Hinweistafeln, dass Hallstatt kein Museum ist. Man hört nämlich von Touristen, die bis in die Häuser der Einheimischen vordringen um authentische Bilder der autochthonen Bevölkerung zu schießen. Gerne auch beim Frühstück am Küchentisch. Wahnsinn das Ganze!
Zum Glück liegt das von uns angesteuerte Geschäft auf den ersten hundert Metern in der Fußgängerzone, wir müssen den chinesischen Wahnsinn (und auch den unfassbaren Dreck!) von Hallstatt nicht allzu lange ertragen. Erwartungsgemäß werden wir rasch fündig und mit einem sehr hübschen und lustigen Blechvogel (mit Hut!) und einer langen Eisenstange verlassen wir den Deko-Laden. Uns selber haben wir übrigens ein lustiges Huhn im luftigen Federkleid gekauft und auch für Sigrid haben wir einen schrägen Gartenzwerg einpacken lassen. Jetzt aber nichts wie weg aus Hallstatt, das uns einmal so sehr gefallen hat. So sehr, dass wir hier sogar geheiratet haben. Also die Verantwortlichen von Hallstatt müssen sich ganz schnell etwas überlegen. Ganz schnell …
Wir nehmen vorerst den gleichen Weg zurück, aber unmittelbar vor dem Koppen-Pass lockt uns das Gasthaus „Koppenrast“. Gernot kennt es schon und hat es in sehr guter Erinnerung. Das Lokal ist bestens besucht, im großen Gastgarten ist gar kein Platz mehr frei. Wurscht, es ist eh nicht so heiß heute und bei knapp 30 Grad hält man es auch im Inneren leicht aus. Wir bestellen uns ein Kinder-Wiener für Ilse und einen Schweinsbraten für Gernot. Das Essen war dann einmalig gut, die positiven Bewertungen von Falstaff und Co. verwundern nicht.
Bestens gestärkt haben wir dann wieder den Koppen-Pass in Angriff genommen und unsere Vespa hat sich hervorragend geschlagen. Wir sind ja vor drei Jahren schon einmal mit unserem Moped über diesen Pass drüber gefahren, damals haben wir es bis an die Grenze seiner Leistungskraft gebracht und sind keine 10 km/h mehr gefahren. Heute sind wir mit einem knappen 40er die Steigung hochgesprintet, das Kupplungs-Doping hat sich wirklich rentiert.



In Bad Aussee angekommen hatten wir noch nicht genug vom Fahrspaß und sind in Richtung Grundlsee abgebogen. Zwar haben wir vorgestern hier übernachtet, am See selber waren wir aber nicht. Es ist nicht sonderlich weit dorthin und schon nach wenigen Kilometern lag der Grundlsee vor uns. Eine wirklich fantastische Umgebung ist das hier, das ganze Ausseerland ist ein einziges landschaftliches Juwel. Ein See ist schöner als der andere, egal ob Wolfgangsee, Hallstättersee, Altausseersee, Traunsee oder eben der Grundlsee. Traumhaft.

Überall entlang des Sees liegen die Menschen in der Wiese, es werden Tausende sein. Natürlich ist die gesamte Seestraße links und rechts ein einziger Parkplatz, mit Parkautomaten alle 100 Meter. Uns kann das wurscht sein, wir blatteln mit einem feinen 50er den See entlang, bis wir an sein Ende und kurz danach zu einem Fahrverbotschild kommen. Von hier könnten wir jetzt noch zum sagenumwobenen Toplitzsee wandern, man geht ca. 20 Minuten lang dort hin. Aber das sparen wir uns, vielleicht fahren wir dieser Tage noch mit unseren Freunden hin, wir haben eh schon darüber geredet.
Wir sind dann nach Altaussee zurückgefahren und haben auf der Terrasse gemütlich die Beine ausgestreckt. Die eventuelle Zubereitung des Abendessens hat sich auch elegant erledigt, wir werden uns ins Gasthaus „Zum Hirschen“ verfügen, Michi hat uns dort für 19 Uhr einen Tisch reserviert.
Und so sind wir dann alle gemeinsam – Barbara, Eva, Sabine, Ilse, Hannah, Michael und Gernot – die paar Hundert Meter zum „Hirschen“ gegangen und haben dort ausgezeichnet getafelt. Michael hat dann großzügig die Rechnung dafür übernommen.


Heute gibt es nach Einbruch der Dunkelheit schon wieder etwas Spektakuläres zu beobachten, wenn auch nichts von Menschen inszeniertes. Wie jedes Jahr im August zieht auch heuer wieder der erkaltete Meteoriten-Schweif durch die Perseiden und es sind zahlreiche Sternschnuppen zu erwarten. Rechtzeitig haben es sich dann alle mit Decken und Pölstern auf der Terrasse gemütlich gemacht, natürlich auch die kleine Hannah. Und wir sind wahrlich nicht enttäuscht worden, alle paar Minuten hallte ein entzücktes „Ahhh!“ oder „Ohhh!“ über die Terrasse, die meisten davon mehrstimmig. Es waren ziemlich viele Sternschnuppen zu sehen und im Gegensatz zu Wien im Vorjahr, hat diesmal auch Ilse mehrere davon erblicken können. In Erinnerung bleibt uns sicher eine richtig fette Sternschnuppe, die gleißend hell quer über den ganzen Himmel raste. So eine helle Sternschnuppe hatte keiner von uns je vorher gesehen und damit hat sich das In-den-Sternehimmel-starren auch wirklich gelohnt.
Michael ist übrigens mittlerweile wieder bewegungsfähig, Ilse hat ihm heute noch eine Finalgon-Salbung verpasst und deren Feuerchen hat die Verspannung in seinem Genick fast gänzlich gelöst. Dafür ist die arme Barbara eher schlecht beisammen, sie kriegt einen Schnupfen nicht und nicht weiter. Wird schon werden …

Montag, 13. August 2018
Wir starten alle gemeinsam mit einem fulminanten Frühstück in den neuen Tag, der Tisch biegt sich beinahe unter den vielen Köstlichkeiten. Barbara und Michael haben seit ein paar Tagen eine Gast-Katze, die wohl direkt im Nebenhaus ihr Zuhause hat. Der kleine rote Kater ist ein zuckersüßes Exemplar seiner Spezies, lässt sich gerne und laut schnurrend hochnehmen und zeigt sich sehr dankbar über das Futter, das ihm Ilse in unser Katzen-Schüsselchen leert. Michi und Barbara sind – im Gegensatz zu Tochter Hannah natürlich – gar nicht begeistert über den kleinen Streuner. Aber als Gernot den beiden hoch und heilig versichert, dass eine Streuner-Katze wie diese NIEMALS ins Haus sch…..n würde, darf der niedliche Kater zumindest auf der Terrasse bleiben.

Zu Mittag kocht uns Eva, die ja in Rom ihren Lebensmittelpunkt hat, ein wunderbares Gemüse-Risotto, mit allem was der Kühlschrank hergegeben hat. Phantastisch! Der riesige Topf ist bis auf den letzten Krümel leergegessen worden, das hätten wir uns beim Servieren auch nicht vorstellen können. Man hat wirklich gemerkt, dass Eva in Italien wohnt, so ein Risotto zu kochen muss echt gelernt sein.
Nach dem Essen ist bekanntlich vor dem Essen und für das heutige Abendmahl wird Gernot sorgen. Also ist er gemeinsam mit Michael aufgebrochen, um im benachbarten Bad Aussee einzukaufen. Über lustvolle Umwege – Michael kennt als Eingeborener natürlich jeden noch so kleinen Feldweg – sind wir dann beim BILLA gelandet und haben eingekauft. Es wird heute indisch gekocht, also wandern die Zutaten dafür in den Einkaufswagen. Als Fleisch gönnen wir uns Schweine-Filets und mit einer mittelscharfen Curry-Mischung, Kurkuma-Pulver, Kardamon und Kreuzkümmel finden sich auch die notwendigen Gewürze. Dann noch die Sachen für den „Vegetable-Fried-Rice“ ausgesucht und keine Viertelstunde später waren wir bereits auf dem Heimweg. Natürlich sind wir auch diesmal nicht die kürzeste Strecke gefahren und die ganze Fahrt über haben wir lässigen Sound gehört – darunter seit Jahren mal wieder das unvergleichliche „Smiling Faces“ von Rare Earth. Sehr geil.
Übrigens hat während der Fahrt bei Gernot eine Frau angerufen, sie ist Mitarbeit des Verlages, bei dem das zweite Buch erscheinen wird. Wie weit er denn schon mit dem Buch sei und ob man es bereits Korrektur lesen könne? Nun ja – Gernot hat mit seinem zweiten Buch noch gar nicht angefangen, da war die junge Dame etwas irritiert. Aber keine Sorge – das Buch wird bis spätestens in der dritten September-Woche fertig geschrieben sein, erscheinen tut es ja eh erst Anfang November. No Problem, bloß keine Panik.
Wie wir beim Haus in Altaussee angekommen sind, hatten sich sämtliche Damen bereits zum Altausseersee hinunter begeben, ist ja nur ein kleiner Fußmarsch bis dorthin, etwas mehr als ein Kilometer. Michael und Gernot haben dann nach kurzer Beratung einstimmig beschlossen, dass ihnen das Wasser des Sees heute eindeutig zu nass ist und man sich besser von innen nässen sollte, um sich auf das spätere Kochen mental einzuschwören. Das haben sie dann mit ein paar kalten Bier auch erfolgreich bewerkstelligen können und natürlich hat Michael erneut seine Drohne ausgepackt. Heute hat er sich den Spaß gemacht und ist zum Seeufer hinunter geflogen, mal schauen, wo unsere ganzen Mädels liegen. Bald einmal hatten wir sie am Ufer entdeckt und Ilse, Hannah, Barbara, Sabine und Eva winkten in die Kamera, echt lässig. Unmittelbar danach hat Michael seine Drohne in einem Zug auf 500 Meter Höhe steigen lassen und uns einen wunderbaren Ausblick auf den See und seine Umgebung geliefert. Traumhaft. Übrigens – wenn der Akku schwächelt oder man für dieses Mal genug hat, drückt man auf einen „Heimkehr-Knopf“ und die Drohne fliegt ohne weiteres Zutun zum Ausgangspunkt zurück. Schon sehr beeindruckend und mit gerade mal 800 Euro ist so ein Spielzeug auch keineswegs unleistbar. Aber für uns wäre das trotzdem nichts, so Technik-affin sind wir nicht.

Gegen 16 Uhr 30 hat sich Gernot dann in die Küche begeben, wie schon im Vorjahr hat auch heuer wieder Michael den Beikoch gegeben. Die Zubereitung des indischen Essens war dann nicht besonders aufwändig, am ehesten noch die ganzen Schneidarbeiten. Aber dann kocht sich so ein Gericht praktisch von selber, umrühren muss man halt immer wieder mal. Der Gemüsereis mit Cashew-Nüssen war dann auch keine große Hexerei und bald einmal sind wir alle gemeinsam am großen Tisch gesessen. Das Essen hat allen sehr gut geschmeckt, Gernot ist dafür viel und wortreich gelobt worden. Tja, das wird er aushalten müssen …



Später hat dann Sabine gefragt, wo sie denn das erste Buch Gernots bekommen könne. Nun ja – dafür musste er nur ins WoMo hinaus gehen, ein Exemplar haben wir noch mitgehabt. Sabine hat sich sehr darüber gefreut und nun kommt schon das zweite Buch von Gernot nach Berlin. Später hat Gernot dann noch zwei, drei Kapitel aus seinem Buch vorgelesen, eine kleine Privat-Lesung sozusagen. Und sogar – die Erwachsenen gegenüber grundsätzlich äußerst skeptische Hannah – hat aufmerksam und amüsiert zugehört. Das freut den Autor natürlich …






Schon beim Abendessen hat übrigens ein heftiges Gewitter eingesetzt und es hätte ohne Weiteres zu hageln beginnen können. Davon sind wir aber verschont geblieben und wie wir gegen 22 Uhr 30 ins WoMo gegangen sind, waren wir trotz der höchstens zehn Meter heilfroh um unsere Regenjacken, die Ilse klugerweise hergerichtet hatte. Beim WoMo wurden wir bereits von der roten Streuner-Katze erwartet, die uns sofort und dankbar ins Innere folgte. Leider haben wir kein Fresschen mehr für sie, Gernot hat doch heute tatsächlich vergessen welches einzukaufen. Sie jammerte deswegen aber nicht, sondern hat es sich – nach einem ausführlichen Rundgang durch unser gesamtes Häuschen – zu Ilses Füßen im Bett bequem gemacht. Und dort ist sie laut schnurrend eingeschlafen, bis sie Ilse um exakt 4 Uhr 10 raus gelassen hat. Was für ein niedliches Tier …

Dienstag, 14. August 2018
Schon der erste Blick in den Himmel sagt uns – heute wird ein ziemlicher Faulenzer-Tag werden. Wobei, ein bisschen was ist immer zu tun, also kocht Ilse gleich einmal zwei Kannen Kaffee hintereinander für das Gemeinschaftsfrühstück. Danach klemmt sich Gernot hinter seinen Laptop und bringt unseren Blog auf Vordermann. Ilse ist derweil mit Eva, Barbara und Sabine nach Bad Aussee rüber gefahren – vielleicht ließe sich ja etwas shoppen. Und tatsächlich hat Ilse in Bad Aussee ein rotes Vespa-Modell gefunden, schon wieder eine Sparkassa. Sie schickt ein Foto, Gernot ist nicht sicher, ob wir dieses Modell nicht schon haben – wurscht. Es ist billig und falls wir es schon haben, wird sich schon jemand finden, der sich über die hübsche Vespa freut.
Zu Mittag kocht uns Eva Original Spaghetti Carbonara, Gernot schaut sich so nebenbei das genaue Rezept dafür ab. Das Essen war einfach köstlich, absolut hervorragend. Und wie es oft so ist, sind die besten Sachen auch am Einfachsten zu machen. 
Danach hat sich Gernot wieder dem Blog gewidmet, die Frauen sind zu einer See-Umrundung aufgebrochen. Alle außer Ilse, denn die hat lieber ein gepflegtes Nachmittags-Schläfchen gemacht. Übrigens schaut immer wieder einmal der kleine Kater vorbei, sein Schwesterchen ist immer in der Nähe. Wir haben eh schon Katzenfutter nachgekauft, hier in Altaussee wird es uns jedenfalls nicht mehr ausgehen.
Später sind wir dann wieder alle gemeinsam auf der Terrasse gesessen und haben uns bestens unterhalten. Dann war eh schon Zeit für das Abendessen – der Einfachheit halber sind wir noch einmal zum „Hirschen“ gegangen. Eigentlich wäre eine Fahrt auf den Loser zum dortigen Aussichts-Gasthaus geplant gewesen, das Wetter hat aber nicht mitgespielt. Nicht weiter tragisch – wieder haben wir alle sehr gut gegessen und wieder sind wir eingeladen worden – diesmal von Eva. Grazie mille!

Danach sind wir wieder auf die Terrasse und haben den feinen, gemütlichen Tag ebenso fein und gemütlich zu Ende gehen lassen. Morgen geht’s wieder weiter – Vienna calling






Mittwoch, 15. August 2018
Nach dem Aufstehen gegen 8 Uhr haben wir uns als erstes mit einem guten Frühstück gestärkt und uns danach in unser Aufbruchprogramm gestürzt. Natürlich nicht gestürzt, wir haben es ja nie eilig. Als letztes haben wir wie immer unsere Vespa aufgeladen, danach sind wir noch einmal fein duschen gegangen.
Der Abschied war dann wieder ein wenig sentimental – aber diesmal müssen wir wenigstens nicht lange auf ein Wiedersehen mit Barbara und Michael warten. Denn heuer lösen sie endlich ihr Hochzeits-Geschenk ein und fahren Ende Oktober mit uns zum Törggelen nach Südtirol. Das wird was werden! Vielleicht sogar mit Hannah, mal sehen. Und Eva und Sabine werden wir sicher auch wieder einmal begegnen, sei es hier in Altaussee, in Rom, in Berlin oder bei uns daheim in Innsbruck.
Ziemlich genau um 11 Uhr sind wir dann losgefahren, übrigens hat Gernot bei der verzwickten Ausfahrt schon wieder leicht den Zaun gegenüber touchiert. Wirklich nur leicht, aber jetzt wissen wir zumindest, woher die grüne Farbe stammt, die seit etwa einem Jahr die Ecke unserer vorderen Stoßstange „ziert“. Jetzt ist halt noch ein klein wenig mehr Farbe drauf …
Wie wir schon ein schönes Stück des ziemlich steilen Pötschenpasses bewältigt hatten, streifte Gernot plötzlich ein Blitz der Erkenntnis: Die Vespa-Plane! Die haben wir in Altaussee vergessen, sie hängt einsam am Zaun auf der Terrasse, dort hat sie Gernot zum Trocknen aufgehängt. Als wir nach unseren Handys griffen sahen wir, dass wir beide schon mehrere Anrufe versäumt hatte. Die vergessene Plane ist bereits aufgefallen und Barbara war dann so nett, dass sie uns das Teil nachlieferte. Mit dem WoMo ist es ja um einiges nerviger, sich durch das enge Dorfzentrum von Altaussee zu quälen. Keine Viertelstunde kam Barbara dann angefahren, Sabine ist auch mitgekommen. Und sie haben noch Gernots Lesebrille mit im Gepäck gehabt. Die ist nämlich auch irgendwo im Haus liegen geblieben. Nach herzlichen Umarmungen verabschiedeten wir uns endgültig und setzten unsere Fahrt über den Pötschenpass fort.  

Über Bad Aussee und Bad Goisern sind wir dann ein paar Kilometer nach Gmunden auf die Autobahn gekommen, der Verkehr hat uns kein einziges Mal aufgehalten. Heute ist ja Feiertag, also fahren nahezu keine LKW, das ist schon sehr angenehm. Die Sonne strahlte die ganze Zeit vom Himmel, das Hoch Kevin hat sich also zurückgemeldet. Wurscht – so heiß wie in den letzten Wochen sollte es nicht werden und 32 Grad sind echt kein Problem.
Auf einer Raststätte finden wir eine CD mit alten Italo-Hits, das Cover der hübschen Blechdose zeigt eine Frau auf einer roten Vespa. Klar nehmen wir sie mit und legen gleich die CD ein. So gondeln wir mit „24.000 Baci“ und Dean Martins „That’s Amore“ Wien entgegen. Zwischendurch bleiben wir – wie immer – alle 70, 80 Kilometer stehen und vertreten uns die Beine. Eine sehr angenehme Fahrt.
Seit ein paar Tagen darf man auf zwei Autobahnabschnitten in Österreich 140 km/h fahren und beide Strecken passieren wir. Uns wären aber zum Glück keine Raser aufgefallen, die inklusive Mess-Toleranz durchaus auch mit knapp 160 vorbeiblatteln könnten. Ziemlich sinnlos das Ganze – unserer Meinung nach – vor allem die Umwelt wird sich bedanken. Wobei – da müssen wir mit unserer 10-Liter-Diesel-Ruß-Schleuder ganz ruhig sein …


Ohne Probleme sind wir dann zu Elles Haus nach Wien gekommen. Wir entscheiden, dass wir uns nicht rückwärts in die immer noch zu enge Einfahrt einparken, stattdessen stellen wir uns die 100 Meter weiter auf den öffentlichen Parkplatz. Da sind wir jetzt auch schon beinahe Stammgäste. Schnell laden wir die Vespa ab und setzten uns dann zu Elle in den Garten. Schön hat sie es hier in Floridsdorf und ihr Haus und vor allem ihr Garten wird immer noch schöner. Im Swimming-Pool ist sie auch schon geschwommen, zurzeit ist aber das Wasser abgelassen – das Ding muss noch gründlich gereinigt werden.
Das Abendessen liefert uns dann wie immer die „Pizze Ria“ ins Haus und wie üblich schmeckt alles hervorragend. Elles Mann Stephan ist übrigens nicht da, er ist auf Verwandten-Besuch in Marokko. 
Allzu lange bleiben wir dann aber gar nicht mehr sitzen und verfügen uns gegen 21 Uhr in unser Wohnmobil. Natürlich können wir einem heißen Match am Pasch-Teller nicht widerstehen und leidlich müde fallen wir anschließend in unsere Betten.

Donnerstag, 16. August 2018
Sozusagen als Morgensport geht Gernot in der Früh Brötchen holen. Aber natürlich joggt er nicht bis zur Bäckerei, sondern schwingt sich für den Kilometer auf die Vespa. Ilse hat inzwischen Kaffee gekocht und wir genießen unser Frühstück im tiefen Schatten neben Elles Haus. Das wird heute wieder ein heißer Tag, mit bis zu 35 Grad wird gerechnet. 
Nach dem Frühstück gehen wir rüber ins WoMo, Elle möchte noch eine Runde schlafen. No Problem – wir setzen uns die Helme auf und glühen mit der Vespa in die Innenstadt. Wir haben sogar ein konkretes Ziel, im Herbst werden Barbara und Michael eine Party in der „Summer-Stage“ schmeißen und da sind wir mit dabei. Nun wollen wir uns die Örtlichkeit anschauen und wo man da eventuell mit dem WoMo parken könnte. Denn vielleicht fahren wir ja mit unserem Häuschen nach Wien, dann bräuchten wir uns auch um keinen Schlafplatz kümmern. Obwohl wir eh schon von Elle eingeladen worden sind, sie hat ja ein Gästezimmer in ihrem Haus.
Die „Summer-Stage“ haben wir dank Google-Maps problemlos gefunden und parken können wir hier in der Gegend relativ leicht. Damit war das Pflicht-Programm erledigt und wir fuhren in den 1. Bezirk – Sightseeing. Unser Moped parkten wir in der Nähe der Freyung, direkt vor dem Sitz des Verfassungs-Gerichtshofs. Wir waren noch keine 100 Meter weit spaziert, da lockte uns schon eine Galerie mit kleinen Bildchen in der Auslage. Für unsere eigene Galerie im Schlafzimmer nehmen wir uns ja gerne kleine Bilder von Orten mit, an die wir gerne zurückerinnert werden wollen. Und von Wien haben wir noch gar keins. Hatten wir noch gar keins – denn jetzt bereichert ein nettes Kleinod unsere Sammlung. Es zeigt den stilisierten Stephansdom und ist aus Tortenpapier (!) gefertigt. Sehr hübsch und wir haben uns gleich noch den passenden Rahmen dafür mitgenommen.

Ein paar hundert Meter weiter sind wir dann schon zum Stephans-Platz gekommen, wenn man so will, das Herz von Wien. Immer wieder schön für uns, auch wenn wir den Dom seit 50 und mehr Jahren kennen. Aber die Umgebung ändert sich natürlich. Trotzdem gibt es das große Auto-Modell-Geschäft immer noch, vielleicht haben die ja rote Vespas auch im Angebot. Haben sie, aber die die haben, die haben wir auch. Und beinahe hätten wir noch einen Sensations-Fund gemacht: In der Eisenbahn-Abteilung haben wir bei den Figürchen gleich drei verschiedene winzige Vespas gefunden, alle mit einem Fahrer drauf. Sehr detailgenau und keine zwei Zentimeter groß. Aber leider waren die Vespas grau, blau und grün – keine rote dabei. Schnüff …
Gleich neben dem „Steffl“ gibt es eine Aida-Konditorei, da waren wir auch schon oft zu Gast. So auch heute – und wie immer waren die Mehlspeisen (Himbeer-Bombe für Ilse und eine Esterhazy-Schnitte für Gernot) ausgezeichnet. Dafür war das Glas von Gernot derartig schmutzig, dass er das Cola lieber aus der Flasche getrunken hat. Wurscht. Bei einem Souvenir-Stand haben wir dann noch eine lustige Tasche gesehen. Sie war aus Plastik, über und über mit typischen Wien-Motiven bedruckt und sie zierte der Spruch: „Meine Leute waren in Wien und alles was sie mir mitgebracht haben ist diese Scheiß-Tasche!“ Wäre genau das richtige für Nadjas Humor 
Danach sind wir über den Graben zu unserer Vespa zurück, inzwischen ist die Sonne schon unangenehm heiß. Zumindest mitten in der Stadt. Wir haben aber eh andere Pläne, also glühen wir nach Floridsdorf zurück. Dort stellen wir unser WoMo auf Fahrt-Betrieb um, packen die liebe Elle ein und fahren los.
Ilse hat erst dieser Tage erfahren, dass es in Wien einen so genannten „Böhmischen Prater“ gibt. Der ist viel kleiner als der berühmte Vergnügungspark „Wiener Prater“, hat aber einen unvergleichlichen Charme und ist vor allem für Kinder ideal. Das wollen wir uns anschauen.

Der „Böhmische Prater“ liegt irgendwo am anderen Ende der Stadt Wien, an die 20 Kilometer weit entfernt, wir müssen sogar mehrere verschiedene Autobahnen nehmen. Mit dem Verkehr haben wir Glück, zwar sind irrsinnig viele Fahrzeuge unterwegs, es staut sich aber nirgends. Am Laaerberg angekommen suchen wir uns direkt beim Eingang zum „Böhmischen Prater“ einen Parkplatz und finden sogleich einen feinen Schattenplatz für unser Häuschen. Als Tiroler sind wir dann ganz überrascht, dass er nichts kostet. Das hat sich bei uns mittlerweile fast gänzlich aufgehört – Parkraumbewirtschaftung heißt das Zauberwort.
Wir schlendern die ganzen Fahrgeschäfte entlang, viele davon sind in Würde gealtert und erinnern uns an frühere Zeiten. Auf dem einen oder anderen Karussell sind wir vielleicht in unserer Kindheit noch selber gefahren, heute sind das Antiquitäten. Eh fast wie wir …
Heutzutage sind wir aber nicht mehr mit Rutschbahnen, Schiffs-Schaukeln, Ringelspielen oder Weiße-Hai-Achterbahn zu begeistern, wohl aber mit einem guten Essen aus einer traditionellen Wiener Gasthaus-Küche. Und deshalb nehmen wir im schattigen Gastgarten eines typischen Wiener Bier-Lokals nieder und lassen uns kulinarisch verwöhnen. Elle macht das mit einer üppigen Krautsuppe, Gernot freut sich über ein Paar Grillwürsteln mit Kraut und Kartoffel und Ilse isst ein ausgezeichnetes Frankfurter Würstel. Dazu Budweiser Bier und einen gespritzten Apfelsaft – mehr braucht’s gar nicht.
Nach einem Verdauungsspaziergang sind wir dann zum WoMo zurück, übrigens hatten wir aus Versehen keine der Türen abgeschlossen. Aber in Wien gibt’s zum Glück jede Menge ehrliche Gauner …
Am Retourweg sind wir dann noch bei einem „Fressnapf“ stehen geblieben und Elle hat sich Unmengen an Katzenstreu auf Vorrat gekauft. Sie hat ja selber kein Auto und mit den Öffis ist das natürlich eine echte Plagerei. Aber jetzt hat sie über 100 Kilo (!) daheim, das reicht für eine Zeitlang. Und die süße Katze „Mizzi“ freut sich auch sehr darüber, wie immer, wenn ihr Elle etwas mitbringt
Am Abend sind wir dann wieder gemütlich bei Elle im Garten gesessen, Gernot hat sogar ein bisschen beim Rasen-Gießen geholfen. Dafür hat er dann beim Duschen im Bad ein Klein-Venedig verursacht, denn er hatte vergessen, eine der beiden Türen der Kabine zu schließen. Bestens … Gegessen haben wir heute Abend natürlich nichts mehr, man muss es echt nicht übertreiben. Dafür sind wir heute ziemlich früh Schlafen gegangen – natürlich nicht ohne einen Gute-Nacht-Pasch. Morgen fahren wir wieder weiter – es geht nach Hause. Sicher nicht direkt und in einem Zug, aber von Wien wollen wir morgen Abend weg sein.

Freitag, 17. August 2018
Schön ruhig ist es hier neben dem Skater-Park, auch wenn schon um 6 Uhr früh (!) die ersten Burschen aufgetaucht sind. Das waren ausnahmsweise ziemliche Deppen, denn sie haben aus purem Übermut ein für die Kleinsten bereitstehendes Bobby-Car zerstört. Sonst sind die Burschen hier alle sehr nett und höflich, die meisten grüßen uns sogar, wenn sie an unserem WoMo vorbeigehen.
Richtig sind wir erst gegen 9 Uhr aufgestanden und dann gleich zu Elle rüber um zu frühstücken. Eigentlich wäre heute ein Ausflug zum nahe gelegenen Bisamberg geplant gewesen, dort wollten wir in einem Ort mit dem schönen Namen Tuttendörfl essen gehen. Aber um es kurz zu machen – wir waren allesamt zu lasch dafür und haben uns lieber wieder hingelegt.
Wir haben dann tatsächlich bis in den Nachmittag hinein gedöst, jetzt wurde es aber wirklich langsam Zeit für unseren Aufbruch. Als erstes wurde das WoMo wieder auf Reise-Modus umgeräumt, das dauert keine zehn Minuten lang. Danach haben wir unseren roten Roller aufgeladen und sind anschließend zu Elle rüber um zu duschen. Herrlich und diesmal mit akribisch geschlossenen Türen, Ilse persönlich hat das überwacht. Erst danach haben wir Elle geweckt, sie hätte wohl überhaupt durchgeschlafen. Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass die liebe Elle schon den 67er hinter sich hat und auch die Hitze der vergangenen Wochen hat sie – wie jeden anderen in Wien auch – ziemlich hergenommen. 
So sind wir noch bei kühlen Safteln zusammengesessen und nach 16 Uhr sind wir dann aufgebrochen. Vorerst fahren wir keine 20 Kilometer, wir werden noch unseren Freunden Petra und Thomas einen Kurz-Besuch abstatten. Die wohnen in Weidling und keine halbe Stunde nach unserer Abfahrt parken wir vor ihrem Haus ein. Thomas ist noch gar nicht von der Arbeit nach Hause gekommen, dafür treffen wie neben Petra und den beiden Kindern auch Petras Vater. Den kennen wir von der Hochzeit und wir unterhalten uns sehr gut mit ihm. Dann kommt der liebe „Tamaschi“ und als leidenschaftlicher Barrista kocht er uns wunderbaren Kaffee. Wir haben eine feine Zeit auf ihrer Terrasse und freuen uns für Petra, die in den nächsten Tagen ihre erste CD präsentiert. Sie schenkt uns ein Exemplar und natürlich schreibt sie uns eine Widmung drauf. Wer weiß, vielleicht hat Petra mit ihrer Musik Erfolg, das Zeug dazu hätte sie alle Mal. Also aufpassen, wenn das nächste Mal ein Song von „Ben Sky“ – so ihr Künstlername – zu hören ist.
Nach vielen herzlichen Umarmungen sind wir dann aufgebrochen, wir wollen möglichst wenig in der Dunkelheit fahren. Denn mit der Vespa hinten drauf blenden wir anderen Autofahrern in die Rückspiegel und auch wenn das nicht sonderlich tragisch ist, ist es uns doch unangenehm. 
Wir nehmen nicht den Weg über Klosterneuburg und Wien auf die Autobahn, sondern wir werden wie letztes Jahr erst in Tulln auf die Autobahn auffahren. Mittlerweile hat sich ein dezenter Hunger gemeldet, kein Wunder, heute haben wir noch nichts gegessen. Also halten wir Ausschau nach einem einladenden Land-Gasthaus und fahren vorerst an vielen davon vorbei. Entweder sind sie völlig leer oder überhaupt geschlossen. Einmal fahren wir zu einem Gasthaus „Römerstuben“ zu, da scheint seit der Römerzeit nicht renoviert worden zu sein. Es hat offen – Essen gibt es aber nur bis 15 Uhr. Danke, dass unten an der Straße groß mit dem aktuellen Tagesangebot um Gäste geworben wird … Aber wirklich einladend war die Bude eh nicht.

Doch in Muckendorf erspähen wir im Vorbeifahren eine offene Wirtshaus-Tür, noch dazu steht der Koch beim Eingang. Sofort fahren wir rechts ran und keine zwei Minuten später sitzen wir schon im Gastgarten vom „Wolf in der Au“. Die umfangreiche Speisekarte zaubert uns gleich ein Lächeln ins Gesicht und wir werden vom Wirt selber bedient. Ilse bestellt sich ausgelöste, panierte Hühnerkeulen mit Pommes und Salat, Gernot kommt einmal mehr dem Wiener Schnitzel nicht aus, ebenfalls mit Pommes und Salat, dazu noch eine Portion Sauce Tartar, weil’s eh schon wurscht ist. Das Essen wurde uns sage und schreibe in weniger als einer Viertelstunde an den Tisch gebracht. Chapeau! Die Pommes wurden in netten, kleinen Fritteusen serviert und auch das zum Salat gereichte Kernöl wurde in einer außergewöhnlichen Flasche gebracht. Das Beste war aber das Essen selber – es war das beste Essen auf unserer gesamten Fahrt. Und wir haben eigentlich überall gut bzw. sogar sehr gut gegessen. Aber der “Wolf in der Au“ war der allerbeste. Und inklusive Trinkgeld haben wir keine 30 Euro dafür bezahlt, das nur nebenbei. Da wundert es nicht, dass das Gasthaus im Netz teilweise hymnische Kritiken einheimst. Wir schließen uns dem Lobgesang vollinhaltlich an und sollten wir mal wieder in der Gegend sein: „Wolf in der Au“, die Zimmermanns kommen garantiert zum Essen …
Nach diesem Frontalangriff auf Geschmacksnerven und Belohnungszentrum sind wir die paar Kilometer nach Tulln gefahren und dann über die Autobahn bis nach St. Pölten. Dort sind wir dann auf die A1 abgebogen, die fahren wir jetzt bis an ihr Ende bei Salzburg. Weit werden wir heute aber nicht mehr kommen, es ist schon stockdunkel und aus besagten Gründen fahren wir nicht gerne bei Nacht. Ohne Vespa übrigens auch nicht, es ist eine Seltenheit, dass wir bei Dunkelheit unterwegs sind.
Schließlich bleiben wir am Rasthaus „Kemmelbach“ stehen und finden einen lässigen Platz für die Nacht. Direkt neben uns zeltet (!) ein Paar direkt neben den Fahrzeugen am Kopfsteinpflaster, so etwas haben wir auch noch auf einer Autobahn-Raststätte gesehen. Übrigens – am nächsten Morgen war das Paar weg, ihr Auto weg, ihr Gepäck weg – nur das Zelt stand noch mutterseelenallein da und dazu zwei gammelige Auflagen. Auch eine Art der Müllentsorgung …

Samstag, 18. August 2018
Die vorausschauende Ilse hat uns gestern Nacht bereits einen Kaffee vorgekocht, so konnten wir sofort nach dem Aufwachen frühstücken. Da war es noch nicht einmal 6 Uhr 30. Danach nichts wie rauf auf die Autobahn und Kilometer fressen. Samstags sind kaum mehr LKW am Weg, wir haben die rechte Spur für uns alleine, fahren aber trotzdem mit einem feschen 100er dahin. Wir wollen möglichst früh zum Nadelöhr am Walserberg kommen, die Grenzkontrollen sorgen da ja für einen künstlichen Stau und heute ist eine der größten Rückreise-Wellen der Saison angesagt. Dem müssen wir auskommen.
So war es dann zum Glück auch – Punkt 9 Uhr waren wir am Walserberg, haben dort die unverschämte „Abkürzung“ über das Rasthaus genommen und insgesamt keine fünf Minuten Zeit verloren. Sehr gut. Da wird es sich heute noch ordentlich stauen und die armen Urlaubs-Rückkehrer werden von der Sonne geröstet werden. Tja – wie heißt es so schön: Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Auch bei der Retourfahrt haben wir den Weg über das „Kleine deutsche Eck“ genommen und sind die ganze Zeit gemütlich und ohne Stress im mäßig starken Verkehr mitgeschwommen.

Noch deutlich vor Mittag haben wir uns dann vor unserer Wohnung eingeparkt und damit hat unsere 85. WoMo Reise ihr Ende gefunden. Ach ja – die von Ilse in Bad Aussee gekaufte rote Vespa-Sparkassa haben wir noch nicht in unserer Sammlung gehabt. Zwar hat Gernot nicht ganz unrecht gehabt, als ihm das hübsche Modell sehr bekannt vorgekommen ist. Wir haben das Ding schon in einer deutlich kleineren Ausführung und jetzt halt den großen Bruder dazu gefunden.
So, jetzt wird es einige Zeit bis zur nächsten Ausfahrt dauern, denn Gernot muss dringend sein Buch schreiben und Ilse wird sich wohl oder übel auf ihr – bitteschön allerletztes!! – Schuljahr vorbreiten müssen. Aber wegfahren tun wir auf jeden Fall noch einmal, so ist zumindest der Grob-Plan …