Sonntag, 18. Juni 2017

66. WoMo-Fahrt "Comosee die Zweite"

vom 14. Juni bis 18. Juni 2017
von Innsbruck-Stampa-Civate-Lago di Piano-Lugano-San Bernardino-Chur-Feldkirch-Innsbruck
823km mit dem Wohnmobil und Vespa rosso war auch dabei.

Mittwoch, 14. Juni 2017
Die segensreiche Einrichtung von Fronleichnam hat uns ein langes Wochenende beschert – Freitag ist Fenstertag. Also fahren wir weg – und es geht schon wieder nach Italien – geil!
Bereits am Vortag haben wir wichtige Vorbereitungshandlungen getätigt, etwa frische Wäsche, Getränke und ein paar wenige Lebensmittel im WoMo verstaut.
Übrigens ist auch dieses Mal wieder jener Marmorkuchen mit dabei, der uns schon bei unserer Ligurien-Reise begleitet hat. Ja, echt – immer noch der Gleiche! Mindestens noch ein Drittel davon. Der Kuchen schmeckt frisch wie am ersten Tag, kein Wunder, er enthält mehr verschiedene „E“ wie ein durchschnittlicher Schüleraufsatz. Das Ding besteht zu 35 Prozent aus Zucker und zu 37 Prozent aus Fett, der Rest sind Emulgatoren, Stabilisatoren und Konservierungsstoffe. Ein kleines Stück zum Morgen-Kaffee verleiht Energie bis in den frühen Nachmittag hinein, das ganze Stück ist wahrscheinlich ähnlich energieeffizient wie Flugbenzin. Aber der Kuchen schaut eigentlich immer noch ganz gut aus…
Zurück zum Tag der Abfahrt – Ilse hat am Mittwoch noch bis 16 Uhr Schule, dann wird sie von Gernot abgeholt – der ist mit dem WoMo samt aufgepflanzter Vespa pünktlich zur Stelle. Schnell noch beim SPAR-Markt in Zirl ein paar 0,5 Liter Wässerchens gekauft – und dann sind wir schon wieder in unserem so geliebten Camper-Modus.
Unser Ziel ist der Comersee – da waren wir schon vor ein paar Wochen, diesmal ist der südliche Teil dran. Aber so weit werden wir heute gar nicht kommen, denn wir beabsichtigen, im schweizerischen Stampa zu nächtigen. Diesen Stellplatz kennen wir schon und wenn was frei ist, dann bleiben wir eben dort über Nacht stehen.
Wir haben uns eine Zwei-Monats-Vignette für die österreichische Autobahn geleistet und fahren gemütlich bis Landeck und dann durch den Tunnel bis fast nach Prutz. Dort kaufen wir uns in einem Supermarkt eine schöne Portion „Italienscher Salat“ und ein paar Semmeln.
Nach einem kurzen Tankstopp in Pfunds fahren wir in die Schweiz – die Grenze passieren wir ohne Stehenbleiben, auch diesmal müssen wir unsere Pässe nicht herzeigen. Das wäre heute auch einigermaßen schwierig gewesen, denn die Pässe liegen zu Hause – wir haben sie schlicht und einfach vergessen. Wurscht – wir haben unsere Personalausweise mit, das sollte auch genügen.
Durch das wirklich wunderschöne Engadin sind wir dann bei sehr mäßigem Verkehr problemlos nach St. Moritz gekommen, der Nobel-Ort liegt ziemlich verlassen da, die Hochsaison hier spielt sich zu einer anderen Zeit ab.
Danach geht es wieder den irrwitzigen Maloja-Pass hinunter, Kehre um Kehre. Ilse schaut nach rechts in den Abgrund und wenn kein Gegenverkehr in Sicht ist, dann kann Gernot in den Haarnadelkurven weit ausholen und unser Schneckchen droht nicht aufzusitzen. Aber es geht wieder alles gut.
Keine 20 Kilometer später kommen wir dann nach Stampa – der Stellplatz ist völlig leer, auch die Tankstelle hat schon zugesperrt. Das macht natürlich gar nichts, wir stellen uns hin – zahlen können wir morgen auch.
Wir machen uns mit dem „Italienischen Salat“ und ein paar mitgebrachten, gekochten Eiern ein feines Abendessen und danach spielen wir uns noch einen hochalpinen Pasch aus.
Schon vor Mitternacht sind wir dann schlafen gegangen, das wird eine feine, frische Nacht heute werden.
 

Donnerstag, 15. Juni 2017

Heute ist so etwas wie ein Feiertag, ein Jubeltag für alle seit Jahren tarifgeschädigten Telefonbenutzer – die Roaming-Gebühren sind Geschichte, zumindest innerhalb der EU. Wir haben es dann im Laufe des Tages ausprobiert und es funktioniert klaglos, sehr lässig.
Nach dem Frühstück bezahlen wir für die Nacht am Stellplatz und fahren dann in Richtung Italien los. Schnell ist die Grenze passiert und über die Landstraße rollen wir an den Comersee.
Heute nehmen wir uns sozusagen den linken Teil des Sees vor und fahren bis Civate hinunter. Das Navi am Handy leistet und perfekte Dienste und wir finden den – eigentlich ziemlich versteckt gelegenen –  Campingplatz „Due Laghi“ auf Anhieb. Die Zufahrt zum Platz ist allerdings die engste aller Zeiten, keine 10 cm mehr links und rechts trennen unser Schneckchen vor den bösen Mauern. Geschafft!
Wir mieten uns vorerst für einen Nacht ein und suchen uns einen Platz. Schnell ist alles hergerichtet und wir machen mit unserem Moped einen ersten Ausflug in die Umgebung.
Das Wetter ist ideal dafür, keine Wolke am Himmel, dennoch nicht brutal heiß. Herrlich.
Nachdem wir vorerst genug herumgecruist sind, fuhren wir zum „Due Laghi“ zurück, um ein wenig Siesta zu halten. Das wurde uns aber vorerst nicht ermöglicht, denn mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sorgte der Campingplatzbetreiber für eine extrem laute Kulisse: Rasenmähen mit einem überdimensional großen Traktor, danach Heckenschneiden mit einer ultralauten Motorsense und abschließend wurde dann der ganzen Schnitt mit dem Laubbläser gleichmäßig verteilt. Ein echter Anschlag auf unsere Gehörgänge – jede Unterhaltung am Tisch unmöglich, Ilse hat letztlich sogar intervenieren müssen. Dann war aber zum Glück bald einmal Ruhe, so gehört sich das schließlich auch. Nix gegen Gartenarbeit mit technischen Hilfsmitteln, aber nicht zwei Stunden am Stück…
Mit unserer Platzwahl haben wir Glück gehabt, denn neben uns steht ein Wohnwagen aus Fürstenfeldbruck. Der gehört einem Pärchen, beide so Mitte dreißig und eine Freundin haben sie auch mit dabei.
Wir sind dann bald einmal miteinander ins Gespräch gekommen und keine fünf Minuten später sind wir schon zusammengesessen. Das war so gegen 15 Uhr. Tja – und um 22 Uhr sind wir immer noch um unseren roten Tisch gesessen und haben gequatscht und gequatscht. Julia, Tobias und Lisa haben sehr viel Interessantes zu erzählen gehabt – allein schon die Berufe der drei, 3D-Drucker-Spezialistin, Journalist und Flüchtlingshelferin boten jede Menge Gesprächsstoff.
Bis und dann die Gelsen verjagt haben. Wir sind von unseren deutschen Nachbarn zwar bereits vorgewarnt gewesen, aber so etwas haben wir noch nie erlebt. Die dichten Schwärme von Stechmücken waren sogar im Dunkeln auszumachen, sofort hatte man zehn, fünfzehn Stück dieser Plagegeister auf der Haut. Ilse sind die gierigen Blutsauger andauernd hinter die Brille geflogen, ein Alptraum natürlich. Zwar haben wir Dank Einreibung mit unserem Geheim-Fluid in Kombination mit Tiroler Nussöl keinen einzigen Stich abgekriegt, aber wir mussten trotzdem fluchtartig ins Innere unseres Häuschens wechseln.
Dort waren bereits alle Insektengitter an den Fenstern heruntergelassen und zwei elektrische Moskito-Vertreiber sorgten für eine insektenfreie Umgebung. Wir spielten uns noch einen Pasch aus und von der Ferne hörten wir dem Gewitterdonner zu. Zu uns hat sich aber die ganze Nacht über kein einziges Tröpfchen Regen verirrt…

Freitag, 16. Juni 2017
Wir fahren wieder weiter – vorher stärken wir uns mit einem kräftigen Kaffee. Danach haben wir routiniert das Abreiseprogramm absolviert, die Vespa bockte wieder gar nicht, sehr fein. Dann tschüss den netten deutschen Nachbarn und weg waren wir.
Die Ab- und Zufahrt des „Due Laghi“ ist wirklich kriminell schmal und unser Schneckchen ist wahrlich nicht überdimensional breit. Aber bei unserer Durchfahrt hätte sich sogar eine untergewichtige Spitzmaus eng an die Mauer drücken müssen…
Kurz nach dem Losfahren sind wir an einer Unfallstelle vorbeigekommen, da hat es vorher einen kurzen Stau gegeben. Vor allem wegen der Gaffer natürlich. Die haben sich so ihre Hälse nach den beiden Wracks gereckt, dass sie sogar die Warnfackeln überfahren haben, die brennend auf der Fahrbahn gelegen sind. Zu sehen war dann ein Kleintransporter, der von einem auf die Autobahn auffahrenden Sattelschlepper böse gerammt wurde. Wozu man von so einem Unfall ein Handyfoto schießen muss, wird uns nie begreiflich werden.
Kilometer um Kilometer fahren wir dann bei herrlichstem Wetter dahin, immer am Ufer des tiefblauen Comersees entlang. Was für eine lässige Fahrt. Wir passieren eine ganze Reihe kleiner Dörfchen und kommen dann in jene Gegend, an der sich mit George Clooney, Silvio Berlusconi (schon wieder der!) oder dem Tesla-Gründer Musk viele Prominente angesiedelt haben. Obwohl Ilse immer wieder mal nach einem Zwillings-Kinderwagen Ausschau gehalten hat, ist uns Clooney nicht unter die Augen gekommen. Wir hätten ihm beim Vorbeifahren ohnehin nur zuwinken können…
Was in Italien immer ein wenig nervt, ist die weit verbreitete Undiszipliniertheit der einheimischen Autofahrer. Hält man sich - so wie wir das eigentlich immer tun - an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, dann wird das oft als reine Provokation angesehen. Wenn wir z.B. den erlaubten 60er fahren, dann kommt sicher ein Depp daher und überholt uns mit höchstem Risiko. Auch wenn wir eh in der Kolonne fahren und der Typ uns dann die nächste Viertelstunde direkt im Rückspiegel hat. So hat uns etwa ein Fiat Panda überholt, am Steuer ein 70-jähriger Glatzkopf. Trotz Gegenverkehr, völlig sinnlos. Aber natürlich hat er uns beim Vorbeifahren noch den Mittelfinger rausgestreckt, soviel Zeit muss sein. Schließlich haben wir es gewagt, den Herrn Prinzen am schnellstmöglichen Fortkommen zu hindern. Wir sind dann die nächsten 10 Kilometer direkt hinter ihm und seiner Klapperkiste her gefahren, er hat also sein Leben für nichts riskiert. Wie gesagt, ziemlich deppert. Aber solche Rowdys vermögen uns nicht eine schöne Fahrt zu trüben, sie sollen nur mal kurz erwähnt werden. Jedenfalls lassen wir uns niemals von ungeduldigen Dränglern dazu verleiten, schneller als erlaubt zu fahren - wir sammeln statt Strafzetteln lieber "Grinse-Gesichter", Grüne Ziffern oder "Klatschhände" an den digitalen Geschwindigkeits-Überprüfungs-Tafeln.

Manchmal waren vor den engen Ortsdurchfahrten Ampeln angebracht, denn immer wieder einmal verengte sich die Straße in den historischen Dörfern auf knappe drei Meter, da kommen gerade mal zwei Touren-Motorräder aneinander vorbei.
Nach hunderten Kurven wartete dann noch eine Bergprüfung auf unser braves WoMo, denn über einige Serpentinen führte uns eine steil ansteigende Straße zu unserem Tagesziel – dem Örtchen St. Pietro am malerischen Lago Piano.
Der Campingplatz „Ranocchio“ liegt direkt am See und kurz nach Mittag war die Rezeption unbesetzt. Kein Problem – schon zwei Minuten später wurden wir vom Campingplatz-Betreiber begrüßt und er meinte locker, wir sollen uns einfach einen der vielen freien Plätze aussuchen, das mit der Anmeldung erledigen wir dann nach 14 Uhr. Ciao! Super – so unkompliziert ist es uns am liebsten.
Das mit dem Platz war gar nicht so einfach, vielleicht wegen der großen Auswahl… Unseren ersten Stellplatz haben wir gleich wieder verlassen, weil ein unangenehmer Kloaken-Geruch zu riechen war. Also sind wir den ganzen Platz zu Fuß abgegangen und haben dann einen guten Platz für unser WoMo gefunden. In unmittelbarer Nähe zum Waschhaus mit seiner Kaltwasser-Außendusche. Das ist bei der Hitze nicht ganz unwichtig, denn immerhin messen wir heute fast 34 Grad.
Wir richten uns am Platz ein und dann relaxen wir erst mal eine feine Stunde lang in unseren Faltstühlen und vergnügen uns am vielstimmigen Chor der Vögelchen.
Danach aber los – wir starten unsere Vespa und nach der Erledigung der Anmeldung geht’s ab mit uns auf die Landstraße. Dort herrscht kein übermäßig starker Verkehr und zwischendurch können wir unserem roten Flitzer ein wenig die Sporen geben. Bei über 80 km/h chillt der Fahrtwind wirklich angenehm und wir genießen jeden Kilometer.
Wieder einmal führt uns eine Vespa-Fahrt durch einen Tunnel – und als wir nach drei Minuten wieder ans Tageslicht kommen, sind wir richtig schön abgekühlt. Wir sind mittlerweile schon am Luganer See angekommen und nach ein paar Kurven sehen wir dann das Schild: „Staatsgrenze 8 km“. In die Schweiz wollen wir aber gar nicht, also kehren wir um und glühen die gut 15 Kilometer zum Campingplatz zurück.
Vorher gehen wir noch in einen großen Supermarkt einkaufen – beim Eintritt sorgt die Klimaanlage für eine Gänsehaut…
Wir brauchen ein paar Sachen, also wandern Tortellini, Butter, Milch, Salat und Joghurt in unsere zu Einkaufstaschen umfunktionierten Helme. Und wir gönnen uns wieder einmal „Profiteroles“, jene zur Süßigkeit gewordene Versuchung, der wir eh immer wieder mal widerstehen können. Aber eben nicht immer. 
Am Platz war dann eine kleine Siesta angesagt und wir genossen die Ruhe rund um uns. Manchmal war es für eine ganze Zeit über richtig still, auch sonst hörte man höchstens einmal jemanden lachen oder ein Auto kroch im Schritttempo vorbei. Echt fein hier.
Lange haben wir uns dann aber nicht mehr am Platz aufgehalten, wir sind noch mal raus mit der Vespa. Zuerst vier kleine Literchen in den Tank unseres Mopeds gegossen und dann wieder in Richtung Luganer See. Der liegt ja nur wenige Kilometer von unserem Campingplatz entfernt und wir trinken einen Cappuccino in einem Strand-Cafe. Dass der Kaffee wieder unglaublich gut war, brauchen wir gar nicht mehr hinzuzufügen, das ist wohl überall in Italien so.
Nach der feinen Kaffee-Pause sind wir dann wieder vor der Tageshitze zu unserem schattigen Campingplatz zurückgeflüchtet, vorher haben wir noch bei einem Zeitungsgeschäft geschaut, ob es nicht vielleicht eine Magnet-Vespa anzubieten hätte. Leider nix – zwar gab es einige Motive als Kühlschrankmagneten – aber keine rote Vespa. Wurscht, wird sich schon noch was finden.
Bei der Durchfahrt von Porlezzo sahen wir dann vorbereitete Fahrverbots-Schilder und angekündigte Straßensperren – oha, das sieht ganz danach aus, als würde hier morgen ein Wochen-Markt stattfinden. Na, das werden wir herauskriegen!
Am Platz führte uns der erste Weg unter die Dusche – dann war ein gepflegtes Päschchen angesagt. Praktisch alle anderen Plätze rund um unser WoMo sind unbesetzt und so können wir hemmungslos dem besten Schatten folgen, ohne auf Nachbarn Rücksicht nehmen zu müssen. Sehr fein.
Dann bekämpfen wir erfolgreich ein stetig aufkommendes Hüngerchen, Ilse hat wunderbare Tortellini zubereitet. Zack – in vier Minuten fertig, Gernot hatte gerade mal Zeit den Parmesan zu reiben und den Salat anzumachen. Zusammen mit geschmolzener Butter und grünem Salat war das wieder ein ausgezeichnetes Abendessen – an Ravioli, Tortellini und Quadrati con Carne werden wir auch in Zukunft nicht vorbeikommen, wenn wir in Italien sind.
Und wohl auch nicht an den „Profiteroles“. Obwohl – diesmal haben wir in weiser Voraussicht eh nur eine Mini-Portion dieser Kalorienbomben gekauft. Für jeden ein Stück, Packungsinhalt 125 Gramm, das geht. Aber dieses achtel Kilogramm hat wahrscheinlich mehr Kalorien gehabt, wie ein halbes Spanferkel… Wurscht, es war köstlich und das zählt.
Wir haben es uns nach dem opulenten Mahl in den Stühlen bequem gemacht und dem Tag beim Schlafengehen zugeschaut. Rund um uns flattern die unterschiedlichsten Vögel, Eidechsen huschen uns beinahe über die Badelatschen und vom See her wird mit jeder Minute Dämmerung der vielstimmige Chor der paarungsbereiten Frösche lauter und lauter. Übrigens – der Name unseres Campinglatzes „Ranocchio“ hat sicher etwas mit Fröschen zu tun – Rana heißt jedenfalls Frosch auf Italienisch.
So geht ein wunderbarer Tag zu Ende und es sind genau diese Tage, die uns so gerne Camper sein lassen. Und wir erleben fast nur solche Tage – das ist schon sehr lässig und wir sehen das wirklich als Privileg an.

Samstag, 17. Juni 2017
Schon gestern haben wir uns von der extrem netten Campingplatz-Chefin bestätigen lassen, dass heute Markttag in Porlezzo ist. Also war nach dem Frühstück unser Ziel bereits vorprogrammiert und noch vor 10 Uhr waren wir unterwegs nach Porlezzo.
Der kleine Ort liegt ein paar Kilometer entfernt und natürlich parkten wir unsere Vespa wieder einmal genau vor dem ersten Marktstand ein.
Der Markt ist ziemlich groß – 95 Prozent der Stände preisen Kleidung an. Dann noch zwei, drei Handy-Coverhändler, zwei Anbieter von Küchenutensilien – und ein paar Lebensmittelhändler. Bei denen haben wir dann eingekauft – ein Riesenstück Parmesan, eine fette Stange Salami und ein ganzes, knusprig gegrilltes Hühnchen. Wieder nur für sechs Euro, wieder unbegreiflich.
Beim Hendl-Griller haben sich die Wartenden übrigens Nummern aus einem Automaten (!) ziehen müssen, auf einer digitalen Anzeige verkündete dann eine Zahl, wer als nächstes bedient wird. Das haben wir auch noch nie zuvor bei einem Marktwagen gesehen, aber so tun sich zumindest die notorischen Vordrängler etwas schwerer.
Ilse hatte die Nummer 79 gezogen, bedient wurde gerade Nummer 67, also hat Gernot derweil Brot gekauft. Zwei Stück – zehn Euro. Klingt viel – aber da war zum Einen ein Riesenlaib halbweißes Brot dabei und zum Anderen ein Olivenbrot, das einfach unglaublich war. Mindestens 40 ganze (!), große, grüne Oliven waren auf den knapp 25 Zentimeter des Weckens verteilt – mindestens 40. Am Stand nebenan hätten 40 grüne Oliven, eingelegt in Salzlake, ca. 7 Euro gekostet – so war also das Brot mit seinen 4,99 nachgerade ein Schnäppchen. Jedenfalls wäre das Olivenbrot eine vollständige Mahlzeit für sich allein gewesen – vollkommen ausreichend.
Auch wegen der stetig ansteigenden Hitze haben wir uns dann nicht mehr lange am Markt aufgehalten und sind mit unseren Einkäufen zum Campingplatz zurückgefahren.
Nach einem entspannenden Pasch haben wir uns dann über das noch lauwarme Hühnchen gemacht und es bis auf die blank genagten Knöchelchen aufgefuttert. Was für ein gutes Essen!
Nur kurz gönnten wir uns anschließend eine Verdauungspause und dann haben wir uns wieder auf unseren Roller geschwungen und sind erneut den Luganer See entlang gefahren, diesmal aber am anderen Ufer dieses herrlich gelegenen Gewässers.
Ein einziger Traum von einer Straße – nahezu verkehrsfrei, über Kilometer keine einzige Gerade, S-Kurve reiht sich an S-Kurve. Dazu ein paar Mini-Tunnels – jede Sekunde purer Fahrspaß! Jetzt ist ja eh schon das WoMo-Fahren unser absolutes Lieblings-Hobby, mit der Vespa ist es nochmal um ein ganzes Stück freudvoller geworden.
Irgendwann sind wir dann in ein kleines Dorf gekommen und am Hauptplatz war die Straße dann abrupt zu Ende. Aus! Finito.
Wir sind aber trotzdem weitergefahren, wenn auch in eine Sackgasse hinein. Diese Gasse hat sich dann als Riesen-Sack entpuppt, denn zuerst führte sie uns einen Hügel hinauf und offenbarte uns wunderbare Ausblicke auf den See und auf die umliegenden Berge. Danach ging es eine ganze Weile auf und ab, bis wir schließlich vor den Toren einer halbprächtigen Villa standen – das Ende der Sackgasse war erreicht. Nach einigen Kilometern.
Wir haben dann ein paar Meter vor der Villa Halt gemacht, uns einfach auf den Boden gesetzt und die herrliche Umgebung genossen. Das mitgeführte Wässerchen mundete wie bester Champagner, mit dem Antritt der Retourfahrt haben wir uns dann viel Zeit gelassen.
Dann aber los und mit großer Vorfreude auf die bevorstehende Fahrt starteten wir wieder unser braves Pferdchen.
Die Rückfahrt war fast noch besser als die Hinfahrt, denn jetzt waren wir absolut alleine unterwegs, wenn uns während dieser Fahrt entlang des Luganer Sees zwei Autos entgegengekommen sind, dann war es das.
Am Platz verbrachten wir dann einen angenehmen Nachmittag, haben sogar ein wenig auf unseren Sonnenliegen-Auflagen geschlafen, wunderbar! Zwischendurch haben wir uns mit einer Kaltwasser-Dusche abgekühlt, so waren die 35 Grad nicht schwer auszuhalten.
Am Abend haben wir uns dann mit Salami, Parmesan und Olivenbrot ein schmackhaftes Essen zubereitet – was für ein Genuss.
Mit einbrechender Dunkelheit schwoll das Froschkonzert dann wieder zum lautstarken Orkan an – der Höllenlärm störte uns aber nicht im Geringsten, wir nahmen ihn lediglich staunend zur Kenntnis. Übrigens, obwohl wir keine zehn Meter vom Seeufer entfernt campen, haben wir keinerlei Probleme mit Stechmücken – was für ein Unterschied zum „Due Laghi“.
Später gesellte sich noch ein Enten-Paar zu uns. Wir füttern die beiden natürlich und sie zeigen sich insofern dankbar, als sie sich zur Verdauung unserer Spenden direkt neben uns hinlegen. Keine zwei Meter von uns entfernt, ein schönes Zeichen von Vertrauen.
So verbringen wir einen superfeinen letzten Abend unseres Kurzurlaubes – wobei, Urlaub ist eigentlich das falsche Wort. Denn Camping ist für uns mehr als nur Urlaub – es ist unser Leben. So schaut’s aus…

Sonntag, 18. Juni 2017
Heute geht’s wieder zurück nach Innsbruck. Wir haben beschlossen, uns für die Heimfahrt die Schweizer Autobahn-Vignette zu leisten. Das wird sich insofern rechnen, weil wir Ende August an den Lago Maggiore fahren werden und da ist die Schweizer Autobahn der ideale Anreiseweg.
Schon vor zehn Uhr sind wir aus dem „Ranocchio“ draußen – wir werden den idyllischen Frösche-Platz in guter Erinnerung behalten. Dann machen wir den kleinen Fehler, dass wir die Autobahn-Vignette direkt an der Schweizer Grenze kaufen. Jetzt gibt es ja das Vorurteil, dass die Schweizer nicht gerade für blitzartige Schnelligkeit berühmt sind – aber manchmal ist ein Vorurteil halt auch zutreffend.
Und so dauerte der Kauf des kleinen Abziehbildes fast eine halbe Stunde. Immerhin konnte Gernot während dieser Zeit beobachten, wie die Schweizer Grenzpolizisten einen Audi-Fahrer (offenbar) aus dem Verkehr gezogen haben. Der war aber wirklich dämlich, denn ein knapp 25-jähriger Rumäne, der seinen über und über tätowierten Arm lässig aus dem Fenster einer Luxuslimousine hängen lässt, erregt natürlich die Aufmerksamkeit von Grenzbeamten. Der tiefschwarz lackierte, tiefer gelegte und mit allen Extras ausgestattete Audi A7 Quattro wollte nicht so ganz zum Aussehen des jungen Fahrers passen – also saß er jetzt zusammengesunken auf einem Stühlchen und musste die bohrenden Fragen der Zöllner beantworten.
Endlich hatten wir die Vignette auf der Windschutzscheibe kleben und nach einer Runde durch das berühmte Lugano fuhren wir auf die Autobahn auf. Das Wetter war ideal und wir sind sehr gut vorangekommen.
Verkehr herrschte praktisch keiner, wir sahen Staus nur auf der Gegenseite und bald einmal kämpfte sich unsere Schnecke mühsam die kilometerlange Steigung zum San Bernardino-Tunnel hinauf.


Bei einem Rastplatz haben wir unserem WoMo eine kleine Verschnaufpause gegönnt – da hat es wieder einmal ein wenig genässt, das halbe Literchen Wasser haben wir natürlich sofort wieder aufgefüllt.
Sonst gibt es von der Fahrt durch die Schweiz wenig zu erzählen – die Gegend ist natürlich wunderschön, das sieht man auch dann, wenn man mit einem 90er durchrauscht. Irgendwann sind wir sogar bei einem Heidi-Land vorbeigekommen, wahrscheinlich werden hier – analog zu Disney World – Heidi, der Ziegen-Peter und der Alm-Öhi abgefeiert werden. Also eher nix für uns…
Zwischendurch haben wir an einer Raststätte eine kleine Jause zu uns genommen, mit Kaffee, Salami und Olivenbrot. Dann wieder raus auf den Highway und mit jedem Kilometer sind wir Österreich näher gekommen.
Bei Feldkirch war es dann soweit und ohne jegliche Verkehrsbehinderung sind wir direkt auf die Rheintal-Autobahn aufgefahren. Weil der Arlbergtunnel noch für Monate gesperrt ist, mussten wir die Passstraße nehmen. Mit einem kleinen Päuschen vor dem großen Anstieg hat unser WoMo auch diese Bergprüfung hervorragend bestanden und wir rollten gemächlich nach St. Anton hinunter.
In der Gegenrichtung war ab Ortsmitte St. Anton Schluss mit freier Fahrt, über viele Kilometer war für die armen Autofahrer Stop-and-Go Verkehr angesagt. Der Stau reichte schließlich sogar noch einige Kilometer bis auf die Arlberg-Schnellstraße zurück.
Wir sind hingegen völlig störungsfrei bis nach Innsbruck gekommen und haben unser WoMo gleich in seine Garage gefahren. Schnell noch die Vespa vom Träger geholt, Gernot ist dann mit ihr nach Hause gefahren, Ilse mit unserem treuen Fiesta. Schmutzwäsche usw. holen wir dann morgen oder übermorgen, die wird uns schon nicht davonlaufen.
Sodala – jetzt bleiben wir vorerst mal zu Hause – für mindestens drei Wochen. Schneckchen muss noch mal nach Itter in die Ordination von Chefchirurg Karli und Gernot hat eine ganze Reihe von Aufträgen zu erledigen.
Aber dann – aber dann! Ab 7. Juli beginnen Ilses 9-wöchige Sommerferien und über diese freudvolle Zeit wird an dieser Stelle zu lesen sein.