Dienstag, 7. November 2023

Kilometerleistung von unserem Schneckchen / Vespa












2007          3.362 km      Leihmobil
2008          3.465 km      Leihmobil
2009          4.729 km      Leihmobil
2010          7.398 km
2011        12.621 km
2012          4.865 km
2013          4.857 km
2014          8.448 km
2015          7.926 km       Vespa      864 km
2016          8.241 km       Vespa      350 km
2017        11.135 km       Vespa   1.438 km
2018          8.074 km       Vespa      902 km
2019          4.900 km       Vespa      582 km
2020             973 km                                     CORONA !!! 
2021          5.494 km       Vespa      539 km   CORONA !!! 
2022          7.159 km       Vespa   1.480 km
2023          8.271 km       Vespa   2.843 km         
            
Gesamtkilometerleistung Stand November 2023 - Wohnmobil: 111.918 km 
                                                                                Vespa:             8.998 km
 
 
 

Dienstag, 31. Oktober 2023

123. WoMo-Fahrt "Einmal den italienischen Stiefel bis ganz hinunter, das hält uns, das WoMo und die Vespa munter."

vom 30. August bis 15. Oktober 2023
Innsbruck-Mantua-San Marino-Giulianova-Manfredonia-Matera-Agropoli/Foca-Manfredonia-Viesta-Giulianova-San Marino-Sirmione-Padhenge sul Garda-Innsbruck
2.885 km und Vespa 994 km
Mittwoch, 30. August 2023
Schon lange sind wir voller Vorfreude auf unsere große Italien-Reise, die uns bis runter nach Apulien führen wird. Wie meistens fahren wir ohne konkrete Pläne weg, Ilse hat sich halt ein paar Campingplätze notiert, die in Frage kommen könnten. Und unsere erste Station steht auch schon fest – wir werden in Mantua auf einem Stellplatz übernachten. Den Beginn der Reise haben wir ein paar Tage nach hinten verlegt, weil uns die gemeldeten Temperaturen von 38 und mehr Grad doch abschreckten. Aber heute war es soweit und wie immer wollten wir möglichst früh von Innsbruck wegkommen, vor allem um dem LKW-Wahnsinn am Brenner zu entgehen. Und so ist es dann auch gekommen, diesmal war Ilse die extreme Frühaufsteherin und nach einem guten Kaffee sind wir um exakt 3 Uhr 25 (!!) abgefahren 😊. Natürlich war weit und breit kein LKW zu sehen und völlig relaxed gondelten wir unserem Tagesziel Mantua entgegen. Das werden knapp über 300 Kilometer sein, mehr wollen wir an einem Tag auch nicht fahren. Wir haben es ja nicht mehr eilig …
Langsam und wunderschön ist es dann immer mehr Tag geworden, natürlich sind wir bei einigen Raststationen auf einen kleinen Break zugefahren und haben gleich mehrmals einen fantastischen Kaffee genossen. So sind wir nach einer entspannten Fahrt noch vor 8 Uhr früh am Stellplatz „Area di Sosta Sparafacile“ in Mantua angekommen. Hier läuft alles ohne Personal ab, man zieht sich ein Ticket aus dem Automaten, der aufgedruckten QR-Code öffnet einem dann das Waschhaus. Theoretisch zumindest. In der Praxis sind wir auch nach dutzenden Versuchen nicht hineingekommen, das ist natürlich schon ärgerlich. Es gibt zwar eine Ruf-Taste, aber selbstverständlich meldete sich am anderen Ende niemand. Willkommen in Bella Italia 😊. Ein freundlicher Italiener zeigte uns dann, mit welch akrobatischen Verrenkungen der QR-Code vom Automaten erkannt wird und endlich konnten wir unsere Morgentoilette beginnen. Gerne hätten wir danach noch ein kleines Schläfchen gemacht, aber ausgerechnet heute früh wurde am Platz der Rasen gemäht und zwei megalaute Traktoren, ein nerviger Laubbläser und eine schrille Motorsense verunmöglichten dieses Unterfangen bereits im Ansatz. Auch egal, davon lassen wir uns die Urlaubsstimmung nicht vermiesen, also fuhren wir mit der Vespa nach Mantua hinein. Der Weg in die historische Altstadt hat sich ganz leicht finden lassen und direkt an der Fußgängerzone parkten wir uns ein. Okay, wir haben schon schönere Städte besucht, aber wir wollen nicht ungerecht sein. Ein bisschen was gibt Mantua eh her, zum Beispiel einen Vespa-Magneten und ein Bild mit der Silhouette der Stadt. Passt. Natürlich sind wir noch zur Hinrichtungsstätte des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer gepilgert, der hier am 20. Februar 1810 erschossen worden ist. Haben wir das also auch gesehen. Danach zurück zum Stellplatz, die multiplen Lärmlinge sind weg, also ruhen wir vorerst ein wenig nach und machen anschließend einen ersten Pasch. So ist es 17 Uhr geworden und der Hunger treibt uns erneut in die Altstadt von Mantua hinüber. Wir hätten es aber wissen können, kurz nach 17 Uhr gibt es in Italien Essen höchstens im Supermarkt, eventuell würde man zu einem Kaffee ein kleines Dolci bekommen. Uns war aber mehr nach etwas Handfestem, also haben wir uns nach einer anderen Möglichkeit umgeschaut und sind – wieder einmal – auf einen Kebap-Laden gestoßen. Hier wurden wir erwartungsgemäß ordentlich abgefüllt, der pakistanische Chef war ausnehmend freundlich, allerdings hätte uns eine Portion auch zu zweit genügt. Da gibt es aber durchaus Schlimmeres. Unseren Spaziergang durch die Stadt haben wir dann bei einem netten Kaffeehaus unter den Lauben erneut unterbrochen und einen italienischen Cafe genossen. Übrigens kam der von Julius Meinl und serviert wurde das köstliche Gebräu mit goldenen (!) Löffelchen. Anschließend sind wir zum Stellplatz zurück und haben uns bis zum Einbruch der Dunkelheit ein Match am Pasch-Teller geliefert. Auf das Duschen verzichten wir übrigens beide, denn das Sanitärgebäude wurde schlicht und ergreifend den ganzen Tag über nicht gereinigt. Das erkennen wir an einem dreckigen Paar Socken und diversen, vergessenen Shampoo-Flaschen in den Dusch-Kabinen. Die scheißen sich hier rein gar nichts, Geld kassieren ja, Service nein, Danke. Kostet ja nur …
Donnerstag, 31. August 2023
Um auch mal etwas Positives über den Platz zu vermelden – die Nacht war kühl und angenehm ruhig. Eigentlich wollten wir mindestens zwei Tage lang hierbleiben, weil wir das Umland von Mantua noch ein wenig mit der Vespa erkunden wollten. Aber dieser Stellplatz ist uns zu dreckig, also fahren wir heute schon weiter. Schnell ist das WoMo auf Fahrbetrieb umgestellt und auch das Bezahlen des Übernachtungstarifes funktioniert klaglos. Bei der Ausfahrt dann ein richtiger Schock – da befindet sich ein derart tiefes Loch im Asphalt, dass es uns das WoMo brutal wie noch niemals zuvor durchgebeutelt hat. Sogar die Vespa hat es auf ihrem Träger verschoben, so etwas haben wir noch nie erlebt. Viel hätte nicht mehr gefehlt und es hätte unsere brave Schnecke entzweigerissen. Solche Halsabschneider, nur ja keine Investition in die Infrastruktur, was kümmern uns zahlende Kunden! Wenn der gröbste Zorn verraucht ist, dann kriegen die eine ordentliche Rezession verpasst – Rache muss man schließlich kalt genießen. Auf der Tankstelle gegenüber rückten wir einigermaßen die Vespa zurecht, füllten unserer Schnecke frischen Diesel in den Bauch und machten uns zu unserem heutigen Etappenziel auf – dem wunderschönen San Marino. Den Weg dorthin nahmen wir der Einfachheit halber über die Autobahn und mit einigen freudvollen Kaffeepausen brauchten wir für die gut 250 Kilometer genau vier Stunden. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Den anvisierten Campingplatz „San Marino Vacanzie“ kennen wir schon, auf unserer Rückreise von Sizilien waren wir 2015 schon einmal hier. Das Einchecken funktioniert klaglos, wir suchen uns einen wunderbar schattigen Platz und genießen nach dem Aufstellen unseres WoMo die herrlich heiße Dusche. Ein Traum, wir sind bestens angekommen. Mit der Vespa fahren wir heute gar nicht weg, stattdessen sitzen wir einfach nur entspannt vor dem Wohnmobil und spielen uns natürlich auch einen Pasch aus. So ist es dann ganz gemütlich Abend geworden, den Tisch im Restaurant haben wir schon am Nachmittag reserviert und wir schreiten pünktlich zum Essen. Die Küche ist immer noch so gut, wie wir sie aus 2015 in bester Erinnerung hatten. Für Ilse hat es „Tagliatelle al Ragu“ gegeben, Gernot hat sich eine „Pizza Frutti die Mare“ kommen lassen. Beide Gerichte waren wirklich gut, aber das Beste kommt oft zum Schluss. Und dieses „Beste“ hat einerseits aus wunderbaren, kleinen Küchlein bestanden und andererseits wurden gleich zwei Flaschen Likör gereicht – einmal ein Limoncello und einmal ein Kaffee-Likör, jeweils 0,25 Liter. Mindestens! Die Flaschen waren, ebenso wie die Gläser, außen vereist, einfach nur wunderbar. Obwohl wir nicht alles ausgetrunken haben, waren wir dennoch einigermaßen angeheitert, als wir zum WoMo zurückschlurften. Das passiert uns in Italien sonst nie, bei den Preisen für Alkohol ist das aber auch kein Wunder. Aber hey – wir sind ja gar nicht in Italien, sondern im „Zwergstaat“ San Marino, der ältesten Republik der Welt! Viel haben wir an diesem Abend dann freilich nicht mehr gemacht, nach dem Duschen sind wir müde in die Betten gefallen und die herrliche Ruhe am Platz hat uns blitzartig einschlafen lassen.
Freitag, 1. September 2023
Heute ist Herbstanfang, wir werden ihm aber fernbleiben 😊. Bis nach 8 Uhr 30 haben wir wunderbar geschlafen, der Platz hier ist wirklich super. Nach dem Kaffee montieren wir uns eines der roten Sonnensegel, das funktioniert klaglos und schattet nun endgültig den ganzen Stellplatz ab. Wir einigen uns schnell darauf, dass wir heute einen Nichtstun-Tag einlegen werden, die Vespa bleibt also erneut den ganzen Tag unter ihrer hübschen Plane. Ein wenig beunruhigen uns gleich mehrere Riesen-Zecken, die Plagegeister sollen ja nicht ganz ungefährlich sein. Aber – so viel sei vorweggenommen – wir wurden nicht gestochen. Na wenigstens etwas 😊. Wir haben dann auch gleich Besuch von zwei Platzkatzen gekriegt, die beiden schwarzen Stubentiger haben sich sehr über das Futter gefreut, welches wir stets auf Reisen mitführen. Damit es keinen unnötigen Streit gibt, haben wir die Leckerlis auf zwei Schüsselchen aufgeteilt. 

Ilse ist dann im Pool eine Runde schwimmen gegangen, Gernot ist für Chlorwasser nicht ganz so empfänglich. Etwas später mussten wir dann noch mitanhören, wie sich ein Camper oberhalb von uns einen ziemlichen Schaden an seinem WoMo eingefangen hat. Er dürfte gegen eine betonierte, kleine Säule gefahren sein, das hässliche Geräusch ist uns jedenfalls buchstäblich durch Mark und Bein gegangen. Ins Restaurant gehen wir heute gar nicht, stattdessen geben wir uns mit einer guten Jause zufrieden. Camping vom Feinsten, ganz so, wie wir das lieben. Mit einem lässigen Pasch haben wir den Tag ausklingen lassen und so wie es ausschaut, werden wir noch länger hierbleiben, als eigentlich geplant war. Aber was sind schon Pläne …?
 
Samstag, 2. September 2023
Wieder haben wir eine feine ruhige Nacht gehabt und den Tag haben wir wie immer mit einem Kaffee begonnen, heute zusätzlich die beiden schwarzen Kätzchen abgefüttert. Danach sind wir mit der Vespa die vierspurige Hauptstraße hinuntergefahren, da gibt es ein größeres Einkaufszentrum und wir brauchen ein paar Sachen. Dann sind wir endlich nach San Marino selbst hochgefahren, sozusagen ins historische Zentrum. Ilse wusste schon vom Stadtplan her, dass wir den Parkplatz Nummer 6 nehmen werden und so ist es natürlich auch gekommen. Der ist deswegen ideal, weil sich Gernot so nicht die steilen Straßen hochquälen muss. Von unserem letzten Besuch her wussten wir noch, dass es hier in San Marino besonders viele Waffengeschäfte gibt, aber mindestens ebenso viele Läden haben Spielzeugautos im Angebot. Und gleich beim Betrachten des ersten Schaufensters sind uns beiden die Augen übergegangen, denn sie hatten eine riesige, rote Vespa zu verkaufen, noch dazu genau unser Modell, wenn auch in der 50ccm Ausgabe. Ein absoluter Traum, so eine Vespa suchen wir schon seit Jahren. Wir sind so begeistert, dass wir gar nicht auf den Preis schauen, eh wurscht irgendwie, das Teil darf sowieso mitkommen. Aber auf den längeren Spaziergang nehmen wir sie natürlich nicht mit, das erledigen wir dann am Weg zurück.
 
Die Aussicht von hier heroben ist wunderbar, wir sehen bis Rimini hinunter, das Meer schillert türkisblau zu uns herauf. Es ist auch nicht zu heiß und es sind eigentlich gar nicht so viele Leute unterwegs, von Gedränge jedenfalls keine Spur. Zwischendurch bleiben wir eine Zeitlang in einem kleinen Park sitzen und freuen uns über den feinen Wind. Kurz vor Mittag verfügen wir uns auf den Hauptlatz, wo die alltägliche Wachhablöse vor dem Regierungssitz stattfindet. Wir nehmen frech auf ein paar Stühlen Platz, die für die morgigen Festivitäten des Nationalfeiertags bereits hergerichtet sind und harren der Dinge. Es passierte aber nichts Großartiges, erwähnenswert ist höchstens eine Polizeistreife, die vor der Wachablöse direkt vor uns eingeparkt hat. Die beiden Beamten grüßten uns höflich, jaja, alten Menschen gebührt der entsprechende Respekt 😊. Und durchaus Respekt einflößend war dann auch noch ein flüchtiger Blick ins Innere des Polizeiautos, denn da steckte zwischen den Vordersitzen eine ausgewachsene Maschinenpistole. Ilse hat dann noch ein paar Bilder von den Wachsoldaten gemacht, von denen eine sogar eine Wachsoldatin war. 
Wir haben danach unseren Spaziergang durch San Marino fortgesetzt, aber unsere Gedanken waren längst schon bei der roten Riesen-Vespa. Vorher haben wir uns noch ein hübsches Bild von San Marino für unsere Schlafzimmer-Galerie gekauft, aber dann nix wie rein mit uns in den Spielzeugladen. 
Wir haben sogar Glück gehabt, denn die Vespa war ein Einzelstück und sie war mit ihren 58 Euro auch nicht unerschwinglich teuer. Da haben wir für einzelne Modelle sogar schon mehr Geld ausgegeben – in jedem Fall ist diese „Principessa Rossa“ im Maßstab 1:6 (!!) nun das allergrößte Stück unserer umfangreichen Sammlung. Wir sind dann zu unserer Vespa im Maßstab 1:1 zurückspaziert und wir wussten schon, dass sich unmittelbar daneben ein kleiner Kiosk befindet. Dort haben wir uns einen feinen Schattenplatz gesucht und zwei fantastische Tassen Kaffee genossen. Dazu noch für jeden ein Schinken-Käse-Toast und gegen den Durst einen Red Bull und eine Cola. Ein wirklich gelungener Break, noch dazu um kleines Geld. Anschließend sind wir in einem Zug zum Campingplatz zurück-gecruist und haben ein wenig geruht. Natürlich sind später unsere beiden Platzkatzen vorbeigekommen – nicht umsonst, wir haben heute extra Nachschub eingekauft. Die beiden süßen Stubentiger scheinen ununterbrochen hungrig zu sein, und sie sind auch überhaupt nicht heikel. Heute haben sie, nach den Knuspertaschen, gleich noch den Rest von Ilse Toast vernichtet. Auch das Brot, nicht nur die Schinken-Käse-Füllung. Wir selber haben uns noch mit Salami und Parmesan abgefüttert und nach einem Pasch war es das dann für heute. Morgen fahren wir wieder aus, einen Grob-Plan für unsere Tour hat Ilse bereits ausgearbeitet.
Sonntag, 3. September 2023
Heute ist Nationalfeiertag in San Marino, die Republik ist im Jahr 331 (!!) gegründet worden. Wir werden uns das aber nicht anschauen, es ist mit einem ordentlichen Menschenauflauf zu rechnen und Massen vermeiden wir, wenn möglich. Nach dem Kaffee und einem kleinen Snack für „unsere“ Katzen (wir haben zur Vorsicht eine 800 Gramm Packung gekauft), wundern wir uns über ungewöhnlichen Lärm. Zuerst glauben wir noch, dass sich drei, vier Super-Sportwagen ein Privatrennen auf der Straße ins Zentrum liefern, aber bald einmal checken wir, dass sich in unmittelbarer Nähe zum Campingplatz eine Rennstrecke befindet, das Röhren der Motoren und das permanente Quietschen der Reifen dringt uns durch Mark und Bein. Na super. Wurscht, wir sind eh bald weg, also starten wir die Vespa und fahren in Richtung San Leo los. Der Ort liegt gute 25 Kilometer von unserem Campingplatz entfernt und die Fahrt ist richtig lässig. Auch deshalb, weil kaum Verkehr herrscht und wir keinen italienischen Kamikaze-Piloten im Weg sind. Über San Leo thront eine alte Burg, die früher vom Vatikan als Gefängnis genutzt worden ist. Es schaut nicht so aus, dass eine legale Straße zur Burg führt, als betrachten wir sie nur aus der Ferne. 
Dafür hat der Ort selber zwei beeindruckende Kirchen zu bieten, die eine stammt aus dem 9. Jahrhundert, die andere ist 200 Jahre jünger. In die ganz alte Kirche können wir hineingehen, in der zweiten findet gerade ein Gottesdienst statt und da haben Touristen selbstverständlich draußen zu bleiben. Immerhin darf Ilse einen kurzen Blick ins Innere werfen, Gernot begnügt sich damit, dass er die Gläubigen im Chor singen hört. Der Gründer und Namensgeber des Ortes, Bischof Leo, starb hier im Jahre 360 und auch der Heilige Franz von Assisi hat eine Zeitlang in San Leo gewohnt. 
Wir spazieren noch ein schönes Stück durch die schmalen Gässchen des Ortes, der heute übrigens ein Treffpunkt von Oldtimer-Motorradfahrern ist. Gut 20 Moped-artige Moto Guzzi aus den frühen 1950er Jahren peppen das Ortsbild ordentlich auf, stolz stehen die Besitzer neben ihren alten Schätzen und lassen sich bereitwillig fotografieren. Wir setzen uns dann vor eines der vielen Kaffeehäuser und trinken erneut einen unglaublich guten Kaffee – wie immer einen „Espresso Doppio“ für Gernot und einen „Cafe Americana“ für Ilse. Die Kunst des Kaffee-Zubereitens ist mit Sicherheit eine der herausragendsten Kultur-Leistungen dieses Landes, an jeder Autobahnraststätte schmeckt der Kaffee besser, als in jedem Hauben Restaurant oder in jedem sonstigen Gourmet-Tempel auf der Welt. Und das zu Preisen, die wir als Innsbrucker oft gar nicht glauben können, den „normalen“ Espresso gibt es in der Regel um 1 Euro, auf der Autobahn kostet er vielleicht um 20, 30 Cent mehr …
Weit haben wir es danach nicht bis zu unserer Vespa, denn wie üblich haben wir direkt am Ort des Geschehens geparkt. Zuerst sind wir überhaupt direkt am Hauptplatz gestanden, aber da waren schon die ersten drei Moto Guzzi Moped als Vorhut vor Ort und wir wollten die Gruppenbilder nicht stören. Vom großen Treffen wussten wir zu dem Zeitpunkt ja noch gar nichts. Wir werden übrigens nicht den gleichen Weg zurückfahren, sondern San Marino quasi umrunden. Dieser Weg führt uns zuerst nach Fiorentina und Monte Maggio, unterwegs legen wir bei einer großen Kirche eine feine Rast ein. Wir sind komplett alleine und lassen uns den frischen Wind um die Nasen wehen. Es ist traumhaft schön hier, wir genießen die Ruhe und amüsieren uns über eine große Zikade, die beim Landungsversuch auf einem glatten Steinboden heillos ins Rutschen gerät und meterweit darüber hinausschießt 😊
Zuletzt sind wir noch nach Monte Giardiono gekommen, von dort führt dann die Straße nach San Marino-Stadt hinein. Nach äußerst freudvollen 64 Kilometern Rundfahrt haben wir uns dann vor unserem WoMo eingeparkt und wollten eigentlich ein wenig ruhen. Aber leider waren die Rally-Fahrer immer noch im Einsatz, zusätzlich nervte der extrem laute Platzsprecher. Das ist natürlich neben einem Campingplatz ein absolutes No-Go und das wussten wir vorher nicht. Sonst wären wir garantiert nicht hierhergekommen, wir sind ja nicht wahnsinnig. Das hat mit Erholung rein gar nichts mehr zu tun und das wird dem „Camping Vacanzie“ natürlich schaden. Was wir bedauern, denn sonst ist es wirklich lässig hier. Aber eine Rennstrecke vor der Tür – Nein Danke! Nach einer kleinen aber feinen Jause haben wir versucht mit dem Klappern unserer Pasch-Würfel gegen den Motorlärm anzukämpfen, aber gegen 600 PS starke, aufgemotzte Boliden waren wir natürlich von vornherein chancenlos. Der Irrsinn hat dann erst nach 19 Uhr aufgehört und augenblicklich ist am Platz wunderbare Ruhe eingekehrt. Wie kann man nur eine Rennstrecke neben einem Campingplatz genehmigen – wir wissen es nicht …
Montag, 4. September 2023
Die Nacht war sehr angenehm und nach dem Kaffee spielten wir uns einen Pasch aus. Heute steht ein Besuch von Rimini auf dem Programm, das Wetter ist wunderbar, schön sonnig und nicht zu heiß. Heute biegen wir beim Verlassen des Campingplatzes nach rechts ab, laut Ilse müssten wir auch über diese Straße zur Hauptstraße kommen. Der Weg ist schmal, der Asphalt schlecht und das Sträßchen zieht sich kurvenreich und teilweise extrem steil nach unten. Für unser Wohnmobil wäre diese Abkürzung definitiv nicht geeignet, aber mit der Vespa ist das natürlich kein Problem. Nach einigen Kilometern kommen wir dann, wie von Ilse vorhergesagt, auf die zweispurige Hauptstraße und jetzt geht’s gleich ordentlich dahin. Bald einmal sind wir aus San Marino draußen und jetzt beginnen die nervigen 10 Kilometer bis Rimini. Nervig deshalb, weil es nach jedem Kilometer eine Ampel gibt und wir bei ausnahmslos allen (!) Ampeln rot haben. Eh wurscht irgendwie, weil wir sowieso bei jedem Halt in der Pole-Position stehen, aber dass es eine derartig unkluge Ampelschaltung gibt, ist schon verwunderlich. Irgendwann tauchen dann die ersten Häuser Riminis am Horizont auf, wir folgen den Schildern „Centro“ bzw. „Al Mare“ und finden uns bald einmal mitten in der Tourismus-Hochburg Rimini. Wir parken unser Moped und spazieren in Richtung Meer hinunter. Unglaublich eigentlich, aber am weitläufigen Strand herrscht vollkommen tote Hose, nirgendwo sind Badegäste zu sehen, praktisch alle Restaurants sind bereits geschlossen und von denen gibt es wohl an die hundert Stück. Unfassbar, denn erst zwei Wochen liegt der Saisonhöhepunkt „Ferragosta“ zurück und jetzt ist es hier mit der Saison vorbei. Und das bei dem traumhaften Wetter. Wir spazieren die einzelnen Strandabschnitte entlang, stets auf der Suche nach dem Lokal „Basilico“, wo wir im Jahr 2015 so gut gegessen hatten, Sowas vergessen wir nie 😊. Irgendwann wird uns die Hatscherei zu viel und wir schauen bei Google-Maps nach, wie weit wir noch von unserem Ziel entfernt sind. Mmhh – eh nur 800 Meter. Trotzdem kehren wir um, gehen zur Vespa zurück und suchen uns einen Parkplatz, der näher am „Basilico“ liegt. Tatsächlich hat „unser“ Restaurant als so ziemlich einziger Betrieb hier geöffnet, das freut uns sehr. 
 
Allerdings sind wir die einzigen Gäste, was uns aber nicht stört, auch weil wir von der vierköpfigen, ausnahmslos weiblichen, Belegschaft sehr freundlich begrüßt werden. Schnell wird unser Tisch gedeckt, Ilse bestellt sich einen Burger und Gernot, wie vor acht Jahren, die frittierten Meeresfrüchte. Das Gewünschte kommt dann knapp 20 Minuten später zu Tisch und wir sind erneut sehr zufrieden mit dem Essen. Und auch mit dem Preis, denn bei 50 Euro inklusive Espresso und schönem Trinkgeld fühlen wir uns nicht ausgenommen. Schön, dass die hier die Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis bewahrt haben, wir kommen sicher noch einmal her, sollten wir wieder mal in Rimini landen. Nach dem vorzüglichen Essen spazieren wir zum Meer hinunter, das sich heute von seiner eher raueren Seite zeigt. Überall wehen die roten Warn-Flaggen und im ganzen Bereich, den wir überblicken können, befinden sich gerademal zwei tapfere Frauen im Wasser. Platz wäre hier für zehntausende Badelustige, noch stehen auch die Liegestühle und Sonnenschirme bereit, schön in Reih und Glied. Genutzt werden sie nicht, wenn sich in ganz Rimini 30 Sonnenanbeter finden, dann ist das viel. 
Wir spazieren dann zur Vespa zurück und bevor wir abfahren wandern wir noch ausgiebig die Hauptstraße entlang. Natürlich schauen wir in jedes Souvenir-Geschäft, aber wir lassen alle Vespa-Magneten hängen – Rimini haben wir schon in unserer Sammlung. Zurück bei der Vespa freuen wir uns dann noch über einen Münzfund, das 1-Cent-Stück liegt keinen Meter vom Vorderreifen unseres Rollers auf der Straße, es muss also gerade erst verloren worden sein. Denn dass wir das vorher übersehen haben, ist nachgerade denkunmöglich 😊. Am Retourweg nach San Marino stehen wir erwartungsgemäß wieder bei jeder einzelnen roten Ampel, kommen aber irgendwann natürlich trotzdem zum Campingplatz zurück, insgesamt waren wir 48 Kilometer weit unterwegs. Die 25 Grad Außentemperatur lassen uns ein erholsames Schläfchen bis zum Abend genießen und nach einem finalen Pasch lassen wir die Lichter im WoMo ausgehen. Natürlich haben wir auch wieder unsere zwei schwarzen Platzkatzen ausreichend mit Futter versorgt, sie haben ja schon sehnsüchtig auf unsere Rückkehr gewartet. Heute sind sie übrigens in ihrer Ungeduld bereits bis auf die obere Stufe unserer Staffel „vorgedrungen“, lange dauert es nicht mehr und wir haben die beiden Halb-Streuner im WoMo herinnen. Stört uns aber nicht wirklich, wir mögen es eh, wenn wir von Katzen gemocht werden …
 
Dienstag, 5. September 2023
Dass wir heute nicht allzu viel unternehmen werden, war uns schon nach dem Aufstehen klar. Im Vergleich zu gestern ist es um einiges kühler geworden, trotzdem sind die knapp 25 Grad natürlich fein auszuhalten. Unsere Platzkatzen warten bereits auf der Staffel auf unser Erwachen, natürlich nicht umsonst. Nach dem Kaffee geben wir uns erneut unserem Lieblingsspiel hin, danach starten wir die Vespa und fahren – heute mit Jacken – nach Fiorentino hinunter zum Supermarkt. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten und am Retourweg entscheiden wir spontan, dass wir noch einmal ins historische Zentrum von San Marino hinauffahren. Es ist uns nach einem guten Kaffee und mittlerweile haben wir ja unser „Stamm-Cafe“ dort oben. Heute setzen wir uns direkt in die Sonne, ein guter Beweis dafür, wie sehr es im Vergleich zu den letzten Tagen abgekühlt hat. Ilse bestellt sich einen Hotdog und Gernot lässt sich den Schinken-Käse-Toast bringen. Ein bisschen was kriegt auch der riesige, wollig flauschige Haushund Mikaela davon ab, sehr süß, wie extrem vorsichtig er Gernot die gereichten Happen aus der Hand nimmt. Nach einem kleinen Spaziergang durch San Marino – inzwischen steht eine neue, große rote Vespa in der Auslage des Spielzeuggeschäftes – glühen wir zum Campingplatz zurück. Durch eine mittlerweile eingerichtete Baustelle können wir allerdings nicht auf dem gewohnten Weg zum Platz einbiegen, aber Ilse hat den Stadtplan derart genau im Kopf, dass sie Gernot via Hospital und einige Nebenstraßen perfekt zum Campingplatz lotst. Unglaublich eigentlich, sie braucht dazu nicht einmal Google-Maps, ihr fotografisches Gedächtnis reicht vollkommen.
Nach einem erholsamen Nachmittags-Schläfchen begeben wir uns ins Restaurant und völlern wieder ausgezeichnet. Wahrscheinlich ist das „Garden-Restaurant“ eines der besten überhaupt auf jenen Campingplätzen, die wir bereits besucht haben. Und das sind immerhin mehr als 200! Heute gönnt sich Ilse ein Schnitzel mit Pommes, Gernot schlägt erneut bei den gegrillten Meeresfrüchten zu, heute zusätzlich mit gegrilltem Gemüse. Einmalig. Zum Abschluss gönnt er sich noch einen doppelten Espresso, gleich danach noch einen. Den wollte uns die nette und redselige Kellnerin zuerst gar nicht bringen, zwei „Doppio“ seien nicht gesund, Gernot möge doch wenigstens einen entkoffeinierten Espresso bestellen. Lachend beharrte Gernot aber auf die echte Koffein-Spritze und noch mehr lachen wir, als erneut eine Flasche mit eisgekühltem Limoncello als Gruß des Hauses gebracht wird, wieder begleitet von einem halben Dutzend der kleinen Küchlein. Heute vernichten wir den Zitronen-Likör bis auf den letzten Tropfen und sind danach mehr als nur ein bisschen angeheitert. Völlig wurscht natürlich, hie und da darf man Alkohol auch mal spüren, dazu ist er ja irgendwie da. Überraschend war dann noch, als der bestens gelaunte Chef unsere Rechnung von 53,40 Euro formlos und lachend auf 50 Euro abgerundet hat – Trinkgeld in dieser Höhe bekommen wir nur ganz selten 😊. Das wird heute eventuell unser letzter Tag hier in San Marino gewesen sein, allerdings haben wir die Vespa noch nicht aufgeladen und auch sonst noch keine Vorbereitungshandlungen zu einer Abfahrt gemacht. Schauen wir mal, dann sehen wir eh …
Mittwoch, 6. September 2023
Leicht geplättet vom gestrigen „Limoncello-Missbrauch“ stehen wir auf und wissen sofort, dass wir noch einen weiteren Tag am „Camping San Marino Vacanze“ dranhängen werden. Allerdings mit möglichst wenig Aktivität. Wie bereits vermutet, sind „unsere“ beiden schwarzen Katzen bereits so zutraulich geworden, dass sich die mutigere der beiden bereits ins Wohnmobil hereinwagt. Dort frisst sie das von Ilse angebotene Futter, aber natürlich fühlt sie sich draußen wohler. Nach einem gepflegten Pasch werfen wir dann unser rotes Spaßmobil an und fahren erneut nach Fiorentina runter. Denn heute wird mal wieder gekocht. Also steuern wir zielsicher den Supermarkt an und kaufen die Zutaten für unser „Einser-Menü“, also Schalotten, Panna, Paprika, Faschiertes und frische Nudeln. Mit der Beute geht’s dann ruck-zuck zurück zum Campingplatz, wo wir inzwischen neue Nachbarn bekommen haben. Die haben zwei besonders nervige Dackel mit im Gepäck, also schottet sich Gernot beim Kochen insofern vom Dauergebelle ab, in dem er Frank Zappas Musik auf die volle Lautstärke aufdreht. Das Essen ist wie immer in knappen 20 Minuten servierfähig und es ist wieder sehr gut geworden. Ilse hat sich dann zu einem Besuch des Schwimmbades entschieden, natürlich bewehrt mit ihrer leuchtend gelben Badehaube. Ist schließlich Pflicht hier. Am Swimmingpool trifft sie dann auf unsere Nachbarin mit den zwei Dackeln, die leider keine Badehaube mit dabei hat. Also muss sie sich eine an der Bade-Rezeption ausleihen, wobei sie mit einigem Entsetzen feststellen muss: „Die sind ja alle gebraucht!“ Wir vermerken das unter der Rubrik „Karma“ und können uns ein schadensfrohes Lächeln nicht verkneifen. 
Später laden wir dann unser Moped auf und Ilse geht unseren Aufenthalt hier bezahlen. Obwohl wir erst am frühen Nachmittag gegessen haben, zieht es uns abends noch einmal ins Restaurant hinauf. Ilse gibt sich mit einer Pizza zufrieden und Gernot bestellt sich Spieße mit gegrillten Garnelen. Lustig war, als Ilse ihren Campari-Orange mit den Worten: „Dove Campari?“ als zu schwach reklamierte. Da brachte die Kellnerin sofort die Campari-Pulle und Ilse durfte sich selber nachschenken. Kostenlos natürlich. Übrigens haben wir heute keinen Gratis-Limoncello gekriegt (wahrscheinlich schlicht und ergreifend vergessen), haben das aber auch nicht reklamiert. Denn sonst kommen wir morgen wieder nicht vom Platz weg und irgendwann sollten wir schon weiterziehen 😊.
Donnerstag, 7. September 2023
Juhu, es geht wieder weiter! So schön es hier – mit Ausnahme des Autorenn-Wahnsinns – auch war, wir freuen uns sehr auf einen Tapetenwechsel. Bedingt durch das frühe Aufstehen kommen wir zeitig vom Campingplatz weg, es war gerade mal 9 Uhr 03 als wir den Ausfahrtsschranken passierten. Allzu weit haben wir es heute nicht, unser Ziel ist die Stadt Giulianova, die wird knapp 240 Kilometer entfernt sein. Auf Giulianova sind wir gekommen, weil unsere liebe Kathi aus Haßfurt dort einen Freund hat, den sie eben erst besuchte. Und sie hat uns einen Besuch der Stadt sehr ans Herz gelegt, wir sollten auch bei ihrem Freund Liberato vorbeischauen, er würde ich auf uns freuen. Mal schauen – wir kennen den Mann ja überhaupt nicht. Über die Fahrt nach Giulianova gibt es wenig zu berichten, der Weg führte uns die ganze Zeit über die Autobahn. Natürlich sind wir wieder bei nahezu jedem Rasthaus stehen geblieben, der Verlockung eines Espresso bzw. Doppio können wir nur sehr schwer widerstehen – und müssen das zum Glück auch nicht. Bei einem dieser Zwischenstopps entdecken wir doch tatsächlich das Modell einer Vespa, das wir noch gar nicht haben. Es handelt sich dabei ausgerechnet um eine wunderschöne Vespa 200 Rally – genau dieses Fabrikat hatte dereinst Gernots Vater und mit diesem Roller sind die beiden 1974 von Innsbruck nach Haßfurt gefahren. Das sind über 500 Kilometer – Gernot tut bei der Erinnerung an diese Tour heute noch der verlängerte Rücken weh 😊.
Kurz nach 13 Uhr sind wir dann in Giulianova angekommen und der von Ilse ausbaldowerte „Camping Stork Family Village“ macht auf den ersten Blick keinen schlechten Eindruck auf uns. Ilse wird dann gleich in ein Golfwagerl verfrachtet und sucht uns einen Platz aus. Sehr erfreulich – hier kann man einen hundefreien Stellplatz kriegen und so einen nehmen wir uns natürlich. Schnell sind wir eingerichtet und lassen die Vespa von ihrem Träger. Wir wollen in die nahe Stadt rüber, mal schauen, was die hergibt. Und wir müssen uns was zum Essen besorgen, denn hier muss man sozusagen einen Slot fürs Abendessen vorbuchen, eine Stunde hätte man dann Zeit zum Futtern, bevor die nächsten Hungrigen kommen. Das ist eher nix für uns, so einteilen lassen wir uns nur sehr ungern.
Weit haben wir es nicht bis Giulianova, ein paar Kilometer vielleicht. Wir fahren aber gar nicht ins Zentrum hinein, sondern verfügen uns lieber zum Meer hinunter. Die Strandpromenade unterscheidet sich dann wenig von jeder Strandpromenade an der Adria – rechts das Meer und die Restaurants, links der Hauptstraße die Hotels und dazwischen Geschäfte und Cafes. Unser erster Besuch eines Cafes am Strand ist schon nach Sekunden vorbei, wir werden vom anwesenden Personal nicht begrüßt, ja nicht einmal ignoriert. Dann halt nicht. Wir finden dann aber doch ein gut besuchtes Kaffeehaus mit Eisdiele, setzen uns in den Gastgarten und lassen uns einen „Doppio“ und einen „Americana“ bringen, das ist ein Espresso, den man sich mit dem beigegeben heißen Wasser nach Belieben selber strecken kann. Herrlich! Auch wenn unsere große Italien-Reise im Prinzip gerade mal begonnen hat, so wissen wir jetzt schon, wie sehr uns der fantastische italienische Kaffee daheim abgehen wird. Nach diesem ausgesprochen feinen Break fahren wir zum Campingplatz zurück, einen Besuch des Zentrums von Giulianova verschieben wir auf morgen. Eine Einkaufsmöglichkeit werden wir schon noch am Rückweg finden, ansonsten gibt es am Campingplatz einen kleinen Supermarkt, die werden ja wohl irgendwas im Angebot haben. Es ist dann aber anders gekommen, denn keine hundert Meter vor der Abzweigung zu unserem Platz, sehen wir aus den Augenwinkeln einen großen Verkaufswagen, der Geruch nach frisch gebratenen Hendln liegt köstlich in der Luft. So ein Glück, sofort fahren wir zu und kaufen uns zwei halbe Hendln, dazu lässt sich Ilse ein Brot, belegt mit knusprigem Schweinebraten, einpacken. Wunderbar, kaum vor unserem WoMo angekommen packen wir die heiße Ware aus und genießen ein fantastisches Essen um kleines Geld. Eine Mahlzeit im Restaurant hier hätte uns wohl das Drei- bis Vierfache gekostet und wäre wahrscheinlich nicht einmal derart gut gewesen. Das aufkommende Fresskoma wollten wir dann in ein feines Schläfchen verwandeln, aber leider stehen wir in unmittelbarer Nähe zum Swimmingpool. Und dort hat ein aufgeputschter Discjockey das Kommando und der brüllt andauernd motivierende Parolen in sein Mikrophon, bevor er wieder harte Bässe und eher primitive Ballermann-Musik aus den Boxen wummern lässt. Urlaubsvergnügen für viele – muss man hinnehmen. Mehr als über den Disco-Wahnsinn wundern wir uns über andauernd bellende Hunde, wo wir uns doch in einer Haustier-freien Zone eingebucht haben. Aber das Hundeverbot gilt offenbar nur für Camper und nicht für die Mieter der zahlreichen Ferienhäuschens, neben denen wir und befinden. „Family Village“ – wir hätten es wissen müssen. Also spazieren wir ein wenig zum nahen Meer hinunter, der Strand gibt aber so gar nichts her, es ist auch niemand im Wasser. Später statten wir noch dem Mini-Market am Platz einen Besuch ab, Ilse hätte gern ein Fläschchen Wein. Das kaufen wir auch, beim Bezahlen funktionieren nicht nur unsere sogenannten Cash-Armbänder nicht, es irritiert uns auch ein unfassbarer unhöflicher und arroganter Mitarbeiter. Na servas, also hier werden wir nicht alt, wir bereiten uns innerlich schon mal auf die morgige Abfahrt vor. Und tja, was sollen wir sagen – es ist dann alles noch viel schlimmer geworden, als wir befürchtet hatten. Denn irgendwann nach (!!) 21 Uhr 30 hallte plötzlich aus dem Nichts elendig laute Musik über den Platz, da hatten wir uns gerade hingelegt. Zuerst konnten wir die ultra-primitiven Darbietungen gar nicht zuordnen, was soll den bitte dieses Gejaule von offensichtlichen Nichts-Könnern. Bis uns klar wurde, dass das uns hier ein Karaoke-Abend aufs Ohr gedrückt wurde. Südländische Lebensfreude, ausgedrückt durch furchtbar lautes und furchtbar schlechtes Möchtegern-Singen. Ilse ist sich dann beschweren gegangen, aber außer völligem Unverständnis für unser Ruhebedürfnis (ist schließlich Urlaub!) hat sie nur erfahren, dass dieser Wahnsinn noch bis Mitternacht dauern wird. Es ist dann sogar halb 1 Uhr früh geworden und bis dann endlich die letzten Feierwütigen lauthals in ihren Unterkünften verschwunden waren, war es weit nach 1 Uhr. Super. Ruhe herrschte danach immer noch nicht, denn jetzt übernahmen wieder die Hunde das Kommando, deren Bellen ja im Bumm-Bumm des Karaoke-Wahnsinns nicht zu hören gewesen war. So einen Campingplatz haben wir auch noch nie erlebt, aber es gibt halt für alles das erste Mal. Jedenfalls ist klar, dass wir morgen zeitig aufbrechen und dieser Lärm-Hölle den Rücken kehren werden. Und auf eine entsprechende Rezension dürfen sich die Betreiber auch schon freuen, nicht dass noch jemand auf diesen Platz hereinfällt. Das hier ist nur etwas für vollkommen schmerzbefreite Krawall-Junkies und zu dieser Menschengattung gehören wir nicht. Schluss jetzt damit, irgendwann nach 2 Uhr morgens werden wir dann eh vor Erschöpfung und halb taub weggepennt sein, genau das brauchst im Urlaub … 
Freitag, 8. September 2023 
Nach einer ziemlich kurzen Nacht sind wir schon knapp nach 8 Uhr aufgestanden, der Kaffee hat uns dann schnell auf die Beine geholfen. Unser erster Gedanke heute: Nix wie weg hier! Ilse hat gestern noch nach Campingplätzen recherchiert, wir werden heute schon in Apulien übernachten. Wie üblich sind wir mit den Reisevorbereitungen zügig fertig und checken aus. Eigentlich wollten wir an der Rezeption noch ordentlich unseren Frust ablassen, aber Zorn verraucht schnell und so hat Ilse dem Personal nur formlos unsere Cash-Armbänder hingeworfen und unseren Abgang verkündet. Und ausnahmsweise hat sie sich heute einmal vorgedrängt, was den Wartenden natürlich nicht so gefallen hat. Aber unser Check-out war nur eine Frage von Sekunden, bezahlt haben wir ja eh im Voraus. Das hinderte einen in seiner Männer-Ehre gekränkten Italiener aber nicht, die liebe Ilse für ihr resolutes Vordrängen als „Hündin“ zu beleidigen. Das heißt, er hat versucht, sie als „Hündin“ zu beleidigen. Aber, was stört es die österreichische Eiche, wenn sich ein kleinwüchsiger italienischer Kläffer an ihr reibt und sein Haxerl hebt? Uns beide hat der nutzlose, Zornausbruch des Mini-Machos nämlich nur amüsiert, na wenigstens haben wir es am Schluss hier noch einmal lustig gehabt 😊.
Das Ziel unserer heutigen Fahrt liegt in der Nähe der Stadt Manfredonia, der Campingplatz befindet sich direkt am Meer. Der Weg dorthin führt wieder ausschließlich über die Autobahn und beträgt weniger als 300 Kilometer, eine lockere Tagestappe also. Wir kommen sehr gut voran, kaufen dem Personal mehrerer Autobahnraststätten bereitwillig ihre Kaffees ab und freuen uns über den geringen Verkehr. Überhaupt fällt uns bald einmal auf, dass kaum LKW unterwegs sind – weder in den Süden hinunter, noch aus dem Süden herauf. Wir erklären uns das damit, dass der Süden Italiens einerseits weit ärmer als der Norden ist und daher weniger Konsumgüter dorthin geliefert werden. Und andererseits ist Süditalien nicht gerade für seine Produktivität berühmt, das heißt, es werden dort viel weniger Dinge hergestellt, die transportiert werden müssen. Die Autobahn führt immer wieder direkt am Meer entlang und wir genießen den Anblick des azurblauen Wassers, das bis zum Horizont reicht. Ein heftiger Kontrast zur Autobahn selbst, die – je weiter wir in den Süden kommen – immer mehr zu einer Müllhalde wird. Denn in jeder der Not-Buchten entlang der Strecke, wo im Norden manchmal LKW-Fahrer ihre Standzeiten absitzen, türmt sich der Müll. Meistens in schwarze Säcken, Schachteln oder Kisten verpackt, oft auch einfach so hingeschmissen. Das ist schon sehr befremdlich, das kennen wir sonst in Europa eigentlich nicht, zumindest nicht von dort, wo wir schon überall unterwegs waren. Es ist diesen Umweltfrevlern offenbar völlig wurscht, dass sie ihre schöne Landschaft derart verschandeln, aber irgendwie passt das eh zur ausgeprägt egoistischen Mentalität vieler Italiener, die wir in großen Teilen als Io-Io-Io-Gesellschaft wahrnehmen. Egal, wir müssen hier ja nicht leben, zum Glück, wie wir heute mehrmals feststellen.
Nach einer durchwegs relaxten Fahrt fahren wir nach knapp unter vier Stunden bei Foggia von der Autobahn ab und freuen uns beim Bezahlen der Maut über einen doppelten Münzfund im Wert von immerhin 1,20 Euro. Das sind fast 10 Prozent der Mautkosten, aber über zwei 5-Cent-Münzen hätten wir uns genauso gefreut. Von Foggia aus ist es nicht mehr allzu weit zu unserem Tagesziel und um 13 Uhr 30 treffen wir am Campingplatz „Lido Salpi“ ein. Die Anmeldung ist angenehm unkompliziert und ein Mitarbeiter leitet uns in jenen Bereich des Platzes, wo wir uns abstellen können. Der ganze Platz ist dicht mit Bäumen bewachsen und Gernot kurvt in bewährter „Kippstangen-Technik“ durch die Schattenspender. Wie immer machen wir kein großes Trara um unseren Stellplatz, wenn wir das Gefühl haben, halbwegs gerade zu stehen, passt das. Wir laden die Vespa ab, bringen die Fensterverdunkelungen an, stecken den Strom an, holen Stühle und Tisch heraus und keine Viertelstunde später sitzen wir schon da und belohnen uns mit kalten Drinks. Da sind andere Camper noch nicht mal auf ihre Böcke aufgefahren, aber das nur nebenbei. Der Platz ist uns eigentlich auf Anhieb sympathisch, auch wenn uns die einfachen sanitären Einrichtungen sehr an Indien erinnern. Genau so würden Toiletten und Duschen nämlich auch auf einem Campingplatz in Indien ausschauen. Aber sie sind sauber, für warmes Duschwasser muss man halt eine Münze einwerfen, die entsprechenden Jetons kauft Ilse an der Rezeption. Dort gibt es auch einige Lebensmittel, Duschsachen und Toilettenpapier zu kaufen und die Preise kann man wirklich nur als sensationell niedrig bezeichnen. Denn wo hat man schon auf einem Campingplatz Barilla-Nudeln für 1,50 Euro oder eine 3er-Packung Thunfisch in Olivenöl für 3,40 Euro gesehen? Soll uns recht sein. Eine kleine Bar und ein großes Restaurant stehen auch zur Verfügung, wir werden uns aber heute mit einer Jause zufriedengeben, Salami und Parmesan harren im Kühlschrank noch ihrer Nutzung. Zum Meer schauen wir natürlich auch noch runter, der Strand liegt ja direkt am Campingplatz und man könnte Liegestühle und einen Sonnenschirm mieten. Das werden wir mit Sicherheit nicht tun, wir sind keine Sonnenanbeter. Das Meer ist zwar offensichtlich sauber, aber um darin zu schwimmen, müsste man einen Wall aus angeschwemmten Algen überwinden, also ist kaum anzunehmen, dass wir das tun werden. Wurscht, der schöne Anblick der Wellen und der Blick ins ca. zehn Kilometer entfernte Manfredonia entschädigen uns mehr als reichlich. Nach einem Pasch vertilgen wir dann am frühen Abend unsere Vorräte, dann legen wir uns bald einmal nieder, denn wir haben von gestern noch einiges an Schlaf nachzuholen. Wir sind sehr gut hier angekommen und es ist jetzt schon klar, dass wir einige Tage lang hierbleiben werden.
Samstag, 9. September 2023 
Wir haben eine wunderbar ruhige Nacht gehabt, was für ein Unterschied zu gestern. Schon bei unserer Ankunft hier ist uns aufgefallen, dass sehr viele Wohnmobile aus den Niederlanden zu sehen sind, denn die Camper-Organisation „NKC“ veranstaltet dieser Tage ein großes Treffen am „Lido Salpi“. Und wie wir aus langjähriger Erfahrung wissen, sind die Niederländer meistens die perfekten Camper, so ist es auch zu erklären, dass nach 22 Uhr hier nur noch die Zikaden zu hören sind. Und natürlich der eine oder andere Hund, eh klar. Den Vormittag verbringen wir mit Relaxen und spielen uns dann einen Pasch aus. Das Wetter ist wunderbar und trotz strahlendem Sonnenschein lassen sich die Temperaturen leicht aushalten. Wir werfen dann gegen Mittag unser feuerrotes Spaßmobil an und fahren als erstes in die Stadt Manfredonia hinüber. Dort angekommen, cruisen wir zuerst durch die Hauptstraße und biegen dann zur Strandpromenade ab. Die Stadt ist nicht übertrieben touristisch, also reiht sich hier nicht Hotel an Hotel. Wir bleiben in der Nähe des Hafens kurz stehen, trinken einen Schluck Wasser – die nahegelegene Bar ist von einer Hochzeitsgesellschaft okkupiert, also müssen wir den erhofften Kaffeegenuss auf später verschieben. 
Wir halten uns danach an die Wegweiser in Richtung Monte Sant‘Angelo und wie der Name des Ortes schon sagt, geht es jetzt auf einen Berg hinauf. Und wie! Kehre um Kehre schrauben wir uns auf über 800 Meter Seehöhe, mit der Vespa ist diese Strecke der absolute Traum. Umgekehrt sind wir als Vespisti natürlich der Alptraum für die allzeit vollgasfreudigen italienischen Autofahrer. Denn die können zwar in den engen Haarnadeln immer zu uns aufschließen, aber auf den folgenden, kurzen Geraden kommen sie nicht und nicht an der Vespa vorbei. Wir lassen aber absichtlich niemanden passieren, denn dann werden wir beim Einordnen in der Regel schwer geschnitten und das ist uns zu gefährlich. Und außerdem – was kümmert es uns, wenn ein Möchtegern-Ferraristi mit seinem Fiat Panda um drei Minuten später zum Mittagstisch seiner Mama kommt 😊? Übrigens, morgen oder übermorgen wird hier ein Radrennen stattfinden, das zeigen uns nicht nur die Trainingsfahrten der vielen, schwer keuchenden Pedalritter, sondern auch die zahlreichen Helfer, die gerade Werbetransparente entlang der Strecke aufhängen. Für uns ist es immer wieder aufs Neue faszinierend, dass Radrennfahrer die brutalen Qualen ihrer Leidenschaft als pure Lust empfinden. Auch wenn während des Hochstrampelns in ihren Gesichtern keinerlei Freude zu sehen ist … Aber bitteschön, jeder wie er will, wir sind diesbezüglich maximal tolerant 😊. Wir kommen dann sehr entspannt in Monte Sant‘Angelo an, kein Wunder, gearbeitet hat ja nur unser braves Moped. Was uns hier sofort ins Auge sticht, im Ort befinden sich zahlreiche Gebäudekomplexe, die offenbar nur aus Ferienwohnsitzen bestehen. Aber nahezu alle Appartements sind unbewohnt, auf keinem der Balkone sind Menschen zu sehen und überall sind die Jalousien heruntergelassen. Wir cruisen durchs Ortszentrum und landen schließlich sozusagen am „Top of the mountain“, der von einer verfallenen Burg dominiert wird. Die Ruine könnte man gegen Entgelt besichtigen, sie gibt aber schon von außen derart wenig her, dass wir uns das Eintrittsgeld sparen. Das geben wir lieber in einem kleinen Cafe aus, welches, schon von Weitem ersichtlich, mit einem Illy-Kaffee-Schild wirbt. Überhaupt ist das hier offenbar eine Illy-Gegend, denn überall stößt man auf diese berühmte Kaffee-Marke, die übrigens auch der erklärte Lieblingskaffee von Nadja ist. Im kleinen Kaffeehaus gibt es gerade mal zwei Tische und der angeschlossene Balkon ist einer der winzigsten, den wir je gesehen haben. Das dürfte bei seinen 20 cm nicht sonderlich übertrieben sein. Der Kaffee, serviert vom ausgesprochen freundlichen Chef, ist natürlich wieder einmal unbeschreiblich gut, wir gönnen uns auch zwei „Cornetti con Crema“ dazu, also gefüllte Kipferln. Wobei man sich die warme Füllung aussuchen kann, mehrere Sorten stehen zur Auswahl. Ein Gaumenjubel der Sonderklasse und obwohl sich Gernot gleich noch einen zweiten „Doppio“ bestellt hat, bezahlten wir für alles zusammen weniger als 10 Euro.
Wunderbar gestärkt sind wir zuerst noch ein wenig herumspaziert und haben danach unser inzwischen ausgeschnauftes Moped von der Kette gelassen. Zum Glück hat Ilse mal wieder den Straßenplan von hier im Kopf gespeichert und so fahren wir nicht den gleichen Weg zurück. Stattdessen geht es nach San Giovanni Rotondo, einem der berühmtesten Wallfahrtsstätten von ganz Italien. Denn der ganze Ort ist dem heiligen Padre Pio gewidmet, einem Mann, der im frühen 20. Jahrhundert von sich reden gemacht hat. Nicht immer im Guten, das sei nebenbei vermerkt. Denn dieser „Heilige“ präsentierte irgendwann an seinen Händen und Füßen die Wundmale Christi, um seinen Ruhm zu mehren. Damalige kircheninterne Untersuchungen kamen allerdings zum Schluss, dass sich der „heilige“ Mann diese Wundmale mit ätzenden Chemikalien selber zugefügt haben soll. Das hinderte Pater Pio aber nicht, sich weiterhin verehren zu lassen, bis es ihm 1924 endgültig verboten worden ist, auch das Pilgern seiner Anhänger zu ihm wurde untersagt. Trotzdem war es Papst Johannes Paul II. nicht zu blöd, den „heiligen“ Pater Pio 1999 selig und drei Jahre später sogar heilig zu sprechen. Schließlich pilgerten, und pilgern nach wie vor, alljährlich tausende Pilger nach San Giovanni Rotondo und sorgen damit für stetig sprudelnde Einnahmen. Wie sagten schon die alten Römer dereinst so treffend – „pecunia non olet“, also „Geld stinkt nicht“. Schon komische Vögel, diese Katholiken …
Die Fahrt nach San Giovanni Rotondo führt uns über kleine Straßen durch den Nationalpark Gargano, eine einzigartige Landschaft ist das hier. Die sanften Hügel der Gegend ziehen sich bis über 1.050 Meter Seehöhe hinauf, es wohnen nur eine Handvoll Menschen hier, manchmal sieht man ein paar Kühe grasen. Übrigens wird auch in dieser abgeschiedenen Gegend jede Möglichkeit genutzt, die Straßenränder und Parkbuchten als Müllabladestelle zu missbrauchen. Einmal kommen wir an einem Platz vorbei, wo dutzende Bierflaschen einfach so in die Landschaft geschmissen worden sind. Klar, in Italien ist ja Flaschenpfand unbekannt, also weg damit …
Kurve um Kurve nähern wir uns dann dem Wallfahrtsort, den wir uns natürlich näher anschauen müssen. Zuerst finden wir die große Kirche gar nicht 😊 und landen stattdessen bei einem großen Sanatorium das den Namen des seltsamen Heiligen trägt. Aber immerhin liegt das Krankenhaus inmitten eines großzügigen Parks und wir nutzen das für einen feinen Break. Herrlich ist der Ausblick in die Gegend, wir sehen bis zum tief unter uns liegenden Meer hinunter. Übrigens ist das Areal natürlich mit einem ehernen Zaun und einem Schranken für Unbefugte abgesperrt, aber mit der schlanken Vespa sind wir locker daran vorbeigekommen, auch weil sich das große Tor zufällig für einen Krankenwagen geöffnet hat. Nach der Pause sind wir dann zur Wallfahrtskirche rübergefahren, waren ja nur ein paar hundert Meter. Wir sind an zahlreichen Souvenir- und Devotionalienständen vorbeigekommen, wo der bärtige Pater von Kaffeetassen, Schlüsselanhängern, Tellern, Geschirrtüchern usw. herunterlachte. Wir parken genau vor dem Eingang der Kirche und schauen uns das Gotteshaus auch von innen an. In Erinnerung geblieben ist uns ein großes, eingezäuntes Areal, wo die Menschen ihre auf Zetteln formulierten Wünsche einwarfen, natürlich begleitet von Geldscheinen. Die unzähligen 5er, 10er, 20er, 50er gaben ein durchaus buntes Bild ab – die Menge der Scheine war erstaunlich. Und wohl auch der Sinn des Ganzen. Die Kirche selbst ist ein eher schmuckloser Neubau aus dem späten 20. Jahrhundert, erst im Jahre 2004 wurde sie neu geweiht. Pater Pio ist natürlich allgegenwertig, wen würde es wundern 😊. Betende Menschen sieht man vergleichsweise wenige, es dominieren eindeutig die Touristen, die in großen Gruppen durch die Kirche geschleust werden. Es herrscht also eher keine sakrale Stimmung hier herinnen, sondern eine geschäftige, und das im doppelten Wortsinn. Eine Gelddruckmaschine halt. Wir haben uns dann auf den Rückweg gemacht und nach der raschen Durchfahrt des Zentrums von San Giovanni Rotondo sind wir bald einmal zur Bundesstraße gekommen und die hat uns dann in einer gut 15 Kilometer langen, schnurgeraden Straße nach Manfredonia zurückgebracht. Auf der Straße herrschte durchgehend eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 km/h, wir fuhren durchschnittlich einen 70er und wurden trotzdem ununterbrochen mit 100 km/h und auch mehr überholt. Aber das hatten wir schon … 
Etwas außerhalb von Manfredonia verfügten wir uns dann auf eine kostenlose Autostrada und nach exakt 103 Kilometern lustvollem Cruisen beendeten wir unsere Rundfahrt vor unserem WoMo. Jetzt erst mal die Beine ausstrecken und die lässige Tour ein wenig sacken lassen. Für den Abend haben wir im Restaurant bereits einen Tisch reserviert, das ist Pflicht hier am „Lido Salpi“. Die Zeit bis zum Essen haben wir uns mit einem kleinen Schläfchen und einem Pasch verkürzt, aber um punkt 19 Uhr sind wir zu Tisch geschritten. Sofort fällt uns die perfekte Bedienung auf, wir werden von einem sehr kompetenten Kellner zu unserem Platz geführt – übrigens sitzen wir in der „Österreich-Ecke“, gleich auf zwei Nebentischen befinden sich Landsleute. Passt. 
Wir bestellen uns beide eine Pizza, obwohl die umfangreiche Speisekarte um einiges mehr hergeben würde. Aber wir bleiben eh noch ein paar Tage hier, da können uns also noch ausgiebig durch das vielfältige Angebot durchkosten. Wir kommen dann mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch, sie kommen aus Klagenfurt und betreiben dort ein kleines Restaurant im Universitäts-Viertel. Ilse verblüfft die beiden dann mit der Frage: „In der Nähe der Apotheke?“ Volltreffer, denn ihr Lokal befindet sich genau gegenüber. Wir waren ja erst im Mai dort und können uns auch an den Namen des Lokals erinnern, wir haben es nämlich zuerst für ein griechisches Restaurant gehalten, dabei kochen sie italienisch. Jedenfalls sind die beiden Camper sympathische Leute und offenbar leidenschaftliche Gastronomen, der Mann gibt uns einen kleinen Exkurs über die richtige Zubereitung eines Pizzateiges. Spätestens jetzt wissen wir, warum wir uns das noch nie angetan haben, denn das würden wir soundso nicht hinkriegen. Interessant war dann noch, als Gernot fragte, ob sie aufgrund der Energiepreise auch die Preise erhöht haben und der Mann antwortete: „Natürlich, die Gasrechnung war schließlich um 700 Euro höher als im Vorjahr.“ Schnelle Kopfrechnung 700 dividiert durch 12 ergibt weniger als 60 Euro im Monat, also bei zwei Schließtagen keine 3 Euro Mehrkosten am Tag. Da muss man natürlich sofort die Preise hochfahren, um nicht pleite zu gehen. Oder anders formuliert: Die Erhöhung der Energiekosten ist ein verdammt gutes Geschäft für die Gastronomen
😊. Nach dem Essen haben wir uns an der Bar noch einen Kaffee gegönnt. Bezahlt wird hier übrigens nicht beim Kellner, der bringt lediglich die Rechnung, die dann an der Bar erledigt wird. Deshalb hat Gernot dem fleißigen Kellner einen 5er zugesteckt, über den sich der Mann außerordentlich gefreut hat. Scheint also nicht üblich zu sein – eigentlich eh klar, mit den je 2 Euro Coperto ist ja das Trinkgeld bereits abgegolten. 
Ach ja – weil wir gestern ein wenig gespottet haben über die indische Anmutung der sanitären Anlagen – heute hat Ilse ein weiters Waschhaus entdeckt. Das befindet sich keine 50 Meter vom Restaurant entfernt und spielt alle Stückerln. Groß, relativ modern und aus jeder Dusche sprudelt kostenlos heißes Wasser, Ende nie. Auch die Waschbecken liefern Warmwasser, warum man bei den „primitiven“ Waschhäusern fürs Duschen zahlen muss, ist uns unerklärlich. Aber wir müssen nicht alles wissen. In jedem Fall aber ist der „Lido Salpi“ ein echt lässiger Campingplatz und man darf nicht vergessen, dass wir pro Tag nur 15 Euro bezahlen, inklusive Strom und allem, Kurtaxe gibt es überhaupt keine. Und dazu das vorzügliche Restaurant, Ilse hat uns den perfekten Campingplatz ausgesucht.
 
Sonntag, 10. September 2023
Wir haben sehr gut geruht, auch wenn gestern abends von einem benachbarten Campingplatz ziemlich laute Disco-Musik zu hören war. Dafür kann unser „Lido Salpi“ natürlich nichts und um Mitternacht war eh Schluss. Das lässt sich an einem Samstag schon mal hinnehmen, noch dazu wurden eh Rock and Roll und italienische Schmonzetten geboten, weit besser als diese wummernden Bässe bei reiner Techno-Musik oder gar sinnbefreites Karaoke. 
Schon beim Kaffeefrühstück sind wir uns sicher, dass wir heute nicht ausfahren werden, es steht ausschließlich Relaxen am Programm. Noch am Vormittag bekommen wir eine neue Nachbarin, die Holländerin Annemarie ist Teil des großen „NKC“-Treffens. Die 73-jährige ist uns auf Anhieb sympathisch und wir kommen sofort ins Gespräch mit ihr. Jetzt wissen wir zum Beispiel, dass sich die „NKC“-Gruppe auf einer wahren Monster-Reise befindet, die viele Wochen lang dauert und sie noch nach Griechenland führen wird. Annemarie ist Alleinreisende, früher war sie gemeinsam mit ihrem Mann unterwegs, der während einer Radtour auf dramatische Weise verunglückt und an den Spätfolgen des Unfalls verstorben ist. Sinngemäß meint Annemarie im Gespräch, dass sie glaubten, noch so viel Zeit zu haben, doch „dann war es auf einen Schlag vorbei“. Wie wahr, man soll wirklich nie etwas „“auf später“ verschieben, weil man echt nicht wissen kann, welche Tragödien das Schicksal noch bereithält im Leben. „Carpe diem“ – Genieße den Tag, das ist auch eines unserer Mottos. Ach ja, Annemarie kann beim Abstellen ihres Wohnmobils auf Auffahrtshilfen verzichten, sie hat sich elektrische Stahlstützen einbauen lassen, die auf Knopfdruck ausfahren und das Fahrzeug in die perfekte Lage bringen. „Doch das war sehr, sehr teuer“, meint sie lachend, als Single-Frau bleibt ihr aber nichts anderes übrig. An ihrem WoMo hat sie einen Kleber mit einem grünen Apfel angebracht, darin die Worte „Granny on Tour“. Wie freuen uns sehr, dass sich die „Oma auf Reisen“ zufällig neben uns eingeparkt hat. Natürlich machen wir am späten Vormittag einen Pasch, später genehmigen wir uns eine Jause mit Schinken und Käse. Sofort wollen einige Wespen mitessen und die gelbschwarzen Stechlinge werden sehr schnell mehr. Zuerst wehren wir uns noch dagegen, zwei der Biester müssen sogar dran glauben, aber bald einmal geben wir auf – es sind einfach zu viele. Schließlich lockt Ilse die lästigen Wespen mit einem Blatt Schinken von uns weg und diese Taktik geht voll auf. Am Höhepunkt der Fressattacke balgen sich gut 15 Wespen um die Beute, die restlos vertilgt wird. Übrigens – die zwei bereits toten Artgenossen sind ebenfalls ratzeputz aufgefressen worden. Na servas …
Am Nachmittag sind Ilse und Annemarie dann ein wenig zum Meer runter spaziert, Gernot hat sich lieber ein wenig niedergelegt. Und dann hat er gleich bis in den frühen Abend hinein durchgeschlafen. Pünktlich um 19 Uhr sind wir dann ins Restaurant gepilgert und haben erneut sehr gut gegessen. Ilse hat sich „Pollo con Limone e Patate fritte“ bringen lassen, also Hühnchen in der Zitronen-Sauce. Gernot hat schon gestern Abend gewusst, dass er sich heute den „Schwertfisch mit Pommes“ schmecken lassen wird – den hatte gestern die Klagenfurterin vom Nebentisch auf dem Teller. Und das Fischfilet hat genauso gut gemundet, wie es ausgesehen hat. Auch Ilse war mit ihrem Zitronen-Hühnerschnitzel äußerst zufrieden, wir haben also wieder ausgezeichnet gespeist. Und erneut wollen wir das perfekte Service erwähnen, heute wurde der einheimische Kellner von einem Kollegen unterstützt, der ohne Zweifel aus Indien stammt. Dafür haben wir natürlich ein gutes Auge und es hat sich auch bestätigt. Er ist schon als Teenager von Bangalore hierher ausgewandert, seinen kleinen Bruder hat er damals mitgenommen, der arbeitet übrigens in der Küche. Nach dem Essen genehmigten wir uns wieder einen Kaffee an der Bar und gingen schließlich vollkommen satt und zufrieden zu unserer Schnecke zurück. Ausnahmsweise zeigt sich Ilse heute ein wenig angeheitert, das wird doch nichts mit dem halben Liter Rotwein zu tun haben, den sie sich zum Essen gegönnt hat 😊?
Montag, 11. September 2023 
Wir haben eine wunderbar ruhige Nacht verbracht und es ist auch angenehm kühl gewesen. Untertags herrschen hier jeden Tag Temperaturen von 35 Grad und mehr, wenngleich die Wetter-App immer bis zu 38 Grad voraussagt. Aber das gilt für die Stadt Manfredonia, hier am Platz sind wir schön abgeschattet und das nahe Meer lässt uns die Hitze nicht so spüren.
Gleich am Morgen gibt es ein wenig Aufregung, denn plötzlich haben wir keinen Strom mehr. Sofort stellt Ilse unseren Kühlschrank auf Gasbetrieb um und Gernot versucht, die Ursache für den Power-Cut zu eruieren. Das war dann aber gar nicht notwendig, denn die Betreiber haben den Stromausfall auch sofort bemerkt und sogleich behoben. Grazie mille. 
Nach dem Guten-Morgen-Kaffee haben wir uns am Paschteller ein heißes Match geliefert und anschließend sind wir mit der Vespa der steigenden Hitze am Platz entfleucht. Die Tour führte uns in die kleine Stadt Zapponeta, die wird etwas über 20 Kilometer entfernt sein. Der Fahrtwind kühlt uns fein ab, inzwischen halten wir uns auch nicht mehr an die permanente 50 km/h Beschränkung und cruisen meistens mit 75 km/h dahin. Dass wir trotzdem andauernd überholt werden, wen würde es wundern. Zumindest niemanden, der mal irgendwo in Italien mit der Vespa unterwegs war. Gernot hat das irgendwann einmal so formuliert: „Ein italienischer Autofahrer ist nicht so schnell unterwegs wie er darf, sondern wie es geht.“ Heute kommt noch eine weitere Erkenntnis dazu: „In Italien ist ein guter Autofahrer vor allem ein schneller Autofahrer.“ Darum holen auch Panda-, Fiat 500- oder Fiat Uno-Fahrer alles aus ihren 40 – 50 PS Geschoßen heraus 😊. Wurscht, wir sind trotzdem gut in Zapponeta angekommen, haben dort frischen Sprit nachgegossen und sind durch die halbverschlafene Stadt gecruist. Ohne werten zu wollen, Zapponeta ist ein reines Straßendorf, wir hätten bei der Durchfahrt auch keine einladende Kaffee-Bar oder so gefunden. Ein, zwei kleine Alimentari und ein Gemüseladen, das wars dann auch schon mit den Attraktivitäten. Allerdings wird gerade eine Art Vergnügungspark aufgebaut, vielleicht steppt ja dieser Tage doch noch der Bär hier, aber leider werden wir da nicht dabei sein. Wir passieren die Schlafstadt und fahren vorerst in Richtung Süden weiter, es sollte bald einmal ein weiterer Ort auftauchen. Den haben wir dann aber gar nicht erreicht, denn die schnurgerade Strecke ist uns irgendwann zu langweilig geworden, also drehten wir mitten auf der Straße um. 
Bei der neuerlichen Durchfahrt von Zapponeta haben wir genauestens auf die Chance eines Kaffee-Breaks geachtet, mussten aber schließlich einsehen, dass es ein sinnloses Unterfangen war. Egal, am Weg hierher sind wir eh an zahlreichen Campingplätzen und Urlauber-Ressorts vorbeigekommen, das kriegen wir sicher irgendwo ein Käffchen. Denkste! Insgesamt werden wir wohl fünf- oder sechsmal von der Hauptstraße abgebogen, erfolglos. Einmal waren wir knapp dran, das Restaurant eines ansonsten ziemlich verwaisten Campingplatzes war geöffnet, die große Espressomaschine blubberte verheißungsvoll vor sich hin. Aber – trotz geduldigem Warten und mehrmaligem Rufen hat sich kein Personal blicken lassen und nach einer Viertelstunde sind wir entkoffeiniert weitergefahren. Auch sonst keine Chance auf eine Bohne, entweder waren die Schranken geschlossen oder – wie bei einem riesigen Touristen-Komplex – die Saison bereits offiziell beendet. Vor allem bei dem erwähnten großen Ressort hat und das schon gewundert, denn hier würden tatsächlich hunderte Ferienwohnungen in zahlreichen Gebäuden zur Verfügung stehen. Aber die Saison dauert in dieser Gegend offenbar maximal von Mitte Juni bis Ende August – in diesen zweieinhalb Monaten machen die das Geschäft fürs ganze Jahr. Ob das Personal hier auch mit zweieinhalb Monatslöhnen übers Jahr kommt, eher nicht, würden wir mal annehmen. Jedenfalls sind auch alle weiteren Versuche einen Kaffee zu kriegen gescheitert, also haben wir entschieden, zum „Lido Salpi“ zurückzukehren. Einen Kaffee können wir uns schließlich auch selber machen, noch dazu haben wir noch einen schmackhaften Marmorkuchen im Talon bzw. im Küchenkästchen. Durch das ständige Abbiegen von der Hauptstraße zu den Campingplätzen und Ressorts ist uns aufgefallen, dass wir bereits zum dritten Mal dieselbe Radfahrerin überholt haben. Diese meist schwerstens bepackten Radler haben immer unsere größte Bewunderung, noch dazu wenn sie, wie diese tapferere Frau, ohne elektrische Unterstützung unterwegs sind. Und siehe da – auf der Zufahrt zu unserem Campingplatz überholten wir die Rad-Touristin ein viertes Mal, sie wird also auch am „Lido Salpi“ übernachten. Und dann sucht sie sich einen Platz ganz in unserer Nähe, wo sie routiniert ihr kleines Zelt aufstellt. Durch ihre Unterhaltung mit einem Mitarbeiter erkennt Gernot, dass sie Englisch mit deutschem Akzent spricht – und weil wir schon die Kaffeemaschine angeworfen haben, laden wir die junge Frau auf eine kleine Jause ein. 
Sie sagt sofort zu und so haben wir Andrea aus der Schweiz kennengelernt. Sie hat bereits eine (für unsere Verhältnisse
😊) unfassbare Tour hinter sich – von Luzern über Südtirol, Osttirol, Slowenien, Triest, Istrien, Kroatien, Albanien und schließlich mit der Fähre nach Bari. Wirklich unglaublich. Dabei schaut sie völlig frisch aus, ist überhaupt nicht abgekämpft oder verschwitzt – ein Wahnsinn die Andrea. Sie liebt diese Art zu reisen, mit dem Auto geht ihr alles zu schnell, zu Fuß zu langsam. Also mit dem Rad, übrigens ein Rad aus Stahl, wegen der Haltbarkeit. Und sie freut sich über das Glück, dass sie auf den vielen, vielen Kilometern noch nicht einmal einen platten Reifen flicken musste. Das sei speziell auf den teils räudigen Straßen Albaniens echt ein Wunder. Wir unterhalten uns sicher zwei Stunden lang prächtig mit der extrem sportlichen Schweizerin und erfahren dabei auch ihre weiteren Pläne – es geht von hier nach Ancona und danach noch an den Comersee, wo sie sich mit ihrem Bruder treffen wird. Chapeau und ganz, ganz großen Respekt für deine Tour, liebe Andrea aus Luzern. Wir hätten Andrea sehr gern auf ein Abendessen eingeladen, aber sie hatte schon für den heutigen Tag eingekauft und wollte nichts verkommen lassen. So sind wir halt allein ins Restaurant gepilgert und haben uns wieder fantastisch abfüttern lassen. Viel berichtenswertes haben wir dann heute nicht mehr unternommen, ein paar kühle Drinks noch und dann bald einmal ab in die Heia-Bettchen.
 
Dienstag, 12. September 2023
Waren wir gestern einigermaßen aktiv unterwegs, so ist das heute ganz anders. Den ganzen Tag über bewegen wir uns kaum vom Wohnmobil weg, mit Ausnahme des Duschens und dem Gang ins Restaurant zum Abendessen. Wir haben uns insgesamt drei Mal einen Pasch ausgespielt, die dauern zusammen schon allein viereinhalb Stunden. Das Nachmittagsschläfchen noch dazugerechnet, dann ist ein Tag bald einmal ausgefüllt 😊. Ach ja, die Rechnung für unseren Aufenthalt hat Ilse auch noch beglichen – glatte 15 Euro pro Tag, ohne Kurtaxe oder sonstige Extras. Sehr fein. Morgen geht’s wieder auf Achse, wir freuen uns schon sehr drauf. Obwohl wir jetzt schon wissen, dass uns vor allem das fantastische Restaurant hier sehr abgehen wird, denn so bald werden wir wohl nicht mehr derart gut speisen können. Obwohl – man weiß es nicht … Oh – einen richtigen Höhepunkt hat dieser Tag aber dann doch noch für uns bereitgehalten, denn am Abend ist das EM-Qualifikationsspiel Schweden gegen Österreich auf dem Programm gestanden. Wir haben das Match über Gernots Handy auf den Laptop gestreamt und uns sehr, sehr über den 3:1 Sieg unserer rot-weiß-roten Kicker gefreut. Jetzt ist Österreich zu 99,99 Prozent für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland qualifiziert, was für ein toller Erfolg!
Mittwoch, 13. September 2023
Wieder eine wunderbare Nacht gehabt, wir haben herrlich durchgeschlafen. Heute fahren wir wieder weiter, natürlich in Richtung Süden. Die Vespa ist schon seit gestern aufgeladen, der Rest des Aufbruch-Programmes geht uns wie immer leicht von der Hand. Wir haben es überhaupt nicht eilig, deshalb kommen wir erst um halb 11 Uhr vom Campingplatz „Lido Salpi“ weg. Wir wissen jetzt schon, dass uns vor allem das spitzenmäßige Restaurant hier abgehen wird, aber wir können und wollen schließlich nicht wochenlang bleiben. Aber ziemlich sicher werden wir in Zukunft noch einmal hierherkommen, denn es hat einfach alles gepasst. 
Bei der Weiterfahrt kommen wir als erstes natürlich wieder durch Zapponeta, die Stadt gibt immer noch nicht viel her
😊. Das Fahren auf der Bundesstraße ist sehr entspannend, mit unserem dicken Nasenbären bleiben wir auch weitgehend von gefährlichen Überholmanövern verschont, denn wir sind nicht so leicht an den Straßenrand zu drängen, wie mit der Vespa. Wir halten uns vorerst in Richtung Bari und die Großstadt fliegt uns nur so entgegen. Wir haben für die heutige Etappe gar kein richtiges Ziel, eventuell fahren wir nach Matera. Aber unterwegs gibt es einen vielversprechenden Campingplatz direkt am Meer, den wollen wir uns zumindest näher anschauen. Nach knapp 80 Kilometern Fahrt treffen wir dort ein und werden von der Chefin freundlich begrüßt. Der Platz schaut auf den ersten Blick gut aus, aber die heurige Saison liegt hier offenbar in ihren letzten Zügen. Im Prinzip ist der Campingplatz völlig leer, gemeinsam mit einem französischen Camper wären wir die einzigen Gäste gewesen. Nicht, dass wir uns nach Massen sehnen würden, aber so ganz ohne Leute ist das auch wieder nix für uns. Zudem ist das im Internet vielgepriesene Restaurant auch schon geschlossen, also machen wir heute etwas, was wir wohl noch nie vorher gemacht haben: Wir fahren nicht zu. Sonst nehmen wir uns fast immer den erstbesten Platz, notfalls bleiben wir halt nur für einen Tag, siehe Giulianova. Aber heute verabschieden wir uns mit einem freundlichen „Ciao“ und kehren um. Also doch nach Matera, Ilse hat uns schon einen Campingplatz ausgesucht, es sind keine 100 Kilometer mehr bis dorthin. Entgegen unserer Befürchtungen müssen wir uns nicht durch den städtischen Moloch Bari durchquälen, wir umfahren die Metropole elegant und komplett auf der Autobahn. Sehr fein. Danach verfügen wir uns auf die SS 96, das ist quasi eine Autobahn, wenn auch ohne Maut. Soll uns auch recht sein. Diese Staatsstraße führt beinahe kerzengerade durch die Landschaft, die Luft ist fast immer von Rauch geschwängert. Denn überall brennen die Felder und die Flammen reichen immer wieder bis zu den Leitschienen der Autobahn heran. Nur dann kommt die Feuerwehr zum Einsatz, die zahllosen Feuer auf den Feldern scheinen hingegen völlig normal zu sein. 
Wie auch die Müllentsorgung auf der Autobahn. Hier ist es noch viel schlimmer als anderswo, jeder verfügbarer Platz entlang der Strecke wird für die illegale Müllablagerung genutzt, wir kommen an Tonnen von Abfall vorbei. Einmal sehen wir einen Audi-Fahrer bei einer der Nothaltebuchten zufahren, der Anzugträger steigt aus, wartet ein wenig den Verkehr ab und im Rückspiegel sehen wir, wie er zwei schwarze Müllsäcke einfach so aus dem Auto wirft. Nun glauben wir nicht, dass die Leute im Süden Italiens kein Umweltbewusstsein haben – es ist ihnen halt ganz einfach wurscht. Und weil es eh alle machen, machen halt alle mit. Schon verstörend das Ganze, Ilse meint halb im Scherz, hier wäre doch das ideale Betätigungsfeld für die so genannte „Letzte Generation“. Als Touristen können wir jedenfalls nur den Kopf über diesen Müll- und Brandfrevel schütteln und es wundert uns nicht mehr, dass die Süditaliener auch innerhalb Italiens einen derart schlechten Ruf genießen.
Wir kommen dann nach Matera, insgesamt waren wir heute keine 180 Kilometer weit unterwegs, deshalb treffen wir schon um 13 Uhr 15 beim „Campingplatz Autokart Dromo“ ein. Dieser Stellplatz heißt natürlich nicht zufällig so, denn eigentlich war das hier einmal eine ausgewachsene Kart-Rennbahn, die nach ihrer Auflassung für Campingzwecke umfunktioniert worden ist. Bei unserer Ankunft warten bereits einige Wohnmobile auf die Anmeldung und wir stellen uns an. Der erste Eindruck des Platzes gefällt uns überhaupt nicht, wir sehen keinen einzigen freien Schattenplatz und das geht bei über 35 Grad natürlich gar nicht. Es lassen sich aber auf die Schnelle keine anderen Campingplätze in erreichbarer Nähe ergoogeln, also warten wir vorerst mal ab. Nach einer halben Stunde kommt dann der Chef auf seinem Roller angefahren und wie wir mit unserer Anmeldung an der Reihe sind, zeigt er uns einen Stellplatz direkt neben der ehemaligen Rennstrecke. Na gut, da herunten gibt es tatsächlich schöne Schattenplätze, das konnten wir von oben nicht sehen. Der Chef spricht ein äußerst selbstbewusstes Deutsch, wir verstehen davon gut ein Drittel, aber das reicht für die notwendigen Informationen. Und obwohl wir uns innerlich bereits auf die Abfahrt hier vorbereitet hatten (wäre schon das zweite Mal heute gewesen 😊), buchen wir uns vorerst für zwei Tage ein. Wir fahren also zu, parken uns direkt neben rot-weiß-roten Curbs ein, laden die Vespa ab und rasten uns erstmal ein wenig aus. Übrigens haben wir mit unserem Platz ziemliches Glück gehabt, denn die nachfolgenden Camper müssen ihre Busse, Wohnwägen oder WoMos in der prallen Hitze parken. Gut, die meisten haben eh eine Klimaanlage an Bord, aber trotzdem wäre das nichts für uns, wohl nicht einmal im Notfall.
Nach einer kurzen Rast entscheiden wir uns, heute noch nach Matera hineinzufahren, die Stadt liegt ja keine fünf Kilometer vom Campingplatz entfernt. Denn natürlich wollen wir die weltberühmten Sassi mit eigenen Augen sehen. Bei diesen Sassi handelt es sich um so genannte Höhlenbehausungen und sie gelten als eine der größten Sehenswürdigkeiten von ganz Süditalien. Wir brauchen dann eigentlich nur den Hinweisschildern zu den Sassi folgen, durchqueren locker die ganze Innenstadt von Matera, mit der Vespa haben wir soundso das ideale Verkehrsmittel dafür. Deshalb wird sich auch niemand wundern, dass wir uns kaum 100 Meter von den ersten „Höhlenwohnungen“ einparken. Heute wird unser Moped mal wieder an die Kette gelegt – sicher ist sicher. Wir brauchen also nur wenige Schritte gehen und haben dann schon einen guten Ausblick auf die Sassi. Deren Geschichte ist natürlich interessant, die ersten Höhlen wurden schon in der Jungsteinzeit ins relativ weiche Tuff- und Sandgestein gehauen. Es gibt tausende dieser Höhlen und die meisten davon sind miteinander verbunden. 
Wie es sich vor vielen hundert Jahren in solch primitiven Behausungen gelebt hat, wollen wir uns lieber nicht vorstellen. Dazu ein paar Zahlen: In den 1940er Jahren lebten bis zu 30.000 Menschen hier, die hygienischen Bedingungen kann man nur als katastrophal bezeichnen. Irgendwann wurde durch illegale Baumaßnahmen derart ins Abwassersystem eingegriffen, dass das Schmutzwasser nicht mehr abfließen konnte und die Höhlenstadt zur Kloake verkommen ist. Logische Folge davon waren dann gleich eine ganze Reihe von Infektionskrankheiten wie Typhus, Cholera oder Malaria und 1944 hat die Kindersterblichkeit in den Sassi unfassbare 44 Prozent betragen. Also wurden die Bewohner Anfang der 1950er Jahre zwangsweise in moderne Wohnungen abgesiedelt, aber noch heute leben gut 2.000 Menschen in diesen Häusern. Wenngleich unter weit besseren hygienischen Bedingungen, aber – so ehrlich und auch zynisch muss man sein – hier würden wir nicht mal tot über einem Zaun hängen wollen. Seit 1986 stehen die verbliebenen Sassi übrigens unter Denkmalsschutz, heute könnte man die eine oder andere Höhlenbehausung auch von der Stadtverwaltung in Matera pachten. Das werden wir nicht tun 😊, wir spazieren lieber in der Innenstadt von Matera herum und gönnen uns immer wieder – sozusagen aus verschiedenen Blickwinkeln – ein typisch touristisches Sightseeing auf die Sassi. Übrigens ist es auch hier so, dass jede Art von Müll – Plastikflaschen, Blechdosen oder auch volle Müllsäcke, einfach in die Landschaft geworfen werden, Denkmalschutz hin oder her. Wir latschen die ganze Altstadt ab, freuen uns über eine Magnet-Vespa mit Matera-Schriftzug und wollten eigentlich irgendwo eine Kleinigkeit essen. Tatsächlich finden wir aber kein einladendes Restaurant, also trinken wir lediglich ein eiskaltes Cola in einem der vielen Straßencafes. Später kaufen wir uns dann noch einen schönen Laib Brot und gehen dann zu unserem Moped zurück. 
Das hat brav auf uns gewartet und wir fahren zuerst gar nicht zum Campingplatz zurück, sondern suchen uns einen weiteren Aussichtspunkt auf die Sassi, der weiter im Süden der Stadt liegt. Von hier aus haben wir dann noch aus einer anderen Perspektive einen guten Überblick über die gesamten Höhlen, die man übrigens auch in einer speziellen Führung besichtigen könnte. Das haben wir natürlich ausgelassen, wir sind noch nie irgendwo mit einem Fremdenführer unterwegs gewesen. Stattdessen sind wir zum Campingplatz zurückgefahren, haben uns dort zuerst von den über 5.000 Schritten erholt, die wir in Matera absolvierten und machten uns dann mit der verbliebenen Salami und dem Rest vom Parmesan eine schmackhafte Jause. Es muss also nicht immer ein Restaurant sein, wahre Bescheidenheit offenbart sich manchmal eben auch im Verzicht 😊. Das viele Herumlatschen in Matera hat uns dann recht schnell bettmüde werden lassen, wir machen noch einen feschen Pasch und legen uns dann bald einmal nieder. Da wird es wohl noch nicht einmal 22 Uhr gewesen sein – aber da gibt es weit Schlimmeres…
Donnerstag, 14. September 2023
Speziell bei unserer Ankunft gestern Mittag, ist es uns hier eher sehr heiß vorgekommen, zumindest im Vergleich zu Manfredonia. Klar, Matera liegt ja auch nicht am Meer, das macht viel aus. Trotzdem haben wir eine sehr feine Nacht verbracht, es war wunderbar ruhig und am Morgen hat es gerade mal 20 Grad draußen. Schon am frühen Vormittag stehen wir im Vollschatten, also trinken wir den Kaffee im Freien und machen dann gleich einen Pasch. Danach gehen wir duschen, die Brausen sind hier zwar eher einfach gehalten, aber es ist alles schön sauber und warmes Wasser ist auch ausreichend vorhanden. Gesäubert und erfrischt fahren wir gegen Mittag mit der Vespa los, unser Ziel ist die Stadt Gravina di Puglio, die ist knapp 30 Kilometer von hier entfernt. Kaum haben wir Matera hinter uns gelassen, sind wir fast das einzige Fahrzeug auf der Straße. Wir cruisen kilometerweit an verbrannten Feldern vorbei, die vorherrschende Farbe ist eindeutig schwarz. Immer wieder warnen Verkehrsschilder vor Wildschweinen, also betätigt Gernot immer wieder mal prophylaktisch unsere Hupe, vor allem dann, wenn Sträucher oder Gebüsche direkt an die Straße heranreichen. In Indien hat Gernot bereits einmal ein Schwein überfahren, damals mit der 11-jährigen Nadja am Sozius. Nur durch eine gute Laune der Natur sind wir dabei nicht zu Sturz gekommen – ein überfahrenes Schwein pro Leben reicht …😊. Wir sehen dann Gravina di Puglio schon von Weitem und in der Stadt angekommen, halten wir uns zuerst an die Hinweisschilder in Richtung Centro, später wechseln wir zu den Wegweisern ins „Centro Historico“. So kommen wir zur alten Steinbrücke und parken uns direkt davor ein. Ilse hat bei ihrer Internetrecherche herausgefunden, dass diese Brücke in einem James-Bond-Film eine Rolle gespielt hat, Daniel Craig ist hier einem Mordanschlag nur knapp entkommen. Unsere Vespa steht genau an dem Platz, wo bei den Dreharbeiten die Kamera gestanden ist und wir lassen die Atmosphäre auf uns wirken. 

Sehr schön. Weniger schön sind die Zu- und Abfahrt zu dieser Brücke, denn sie führt über große, völlig glatt-geschliffene Bachsteine, da suchte sich unser Moped seinen eigenen Weg, Gernot ist dabei mehr Passagier als Lenker. Schließlich nehmen wir der Einfachheit halber gleich den Gehsteig als Fahrbahn, sind eh grad keine Fußgänger am Weg. 
Weil sich mittlerweile ein kleiner Hunger bemerkbar gemacht hat, fahren wir in die Stadt runter und suchen uns einen Abstellplatz bei einem Park, den wir schon bei der Herfahrt gesehen haben. Vor allem die dort bereitstehenden Tische, Stühle und Sonnenschirme sind uns nicht verborgen geblieben. Vorher müssen wir uns noch durch einen kleinen Stau quälen, es ist gerade Schulschluss und – genau wie bei uns daheim – holen viele Eltern ihre Kinder ab, natürlich jedes einzelne davon genau vor dem Schultor. Doch schließlich kriegen wir ein Plätzchen für unsere Vespa und kehren in den Gastgarten eines Restaurants in. Bald einmal kommt eine freundliche Kellnerin, fragt, ob wir auch was essen wollen. Ja, gerne, wir bestellen gleich zwei Cola und die Speisekarte. Tja, was sollen wir sagen – die Kellnerin haben wir nicht mehr gesehen, unsere Getränke wollten auch nicht und nicht zum Tisch kommen. Also sind wir nach einer Viertelstunde aufgestanden und gegangen. Wie wir beobachtet haben, war das Personal nicht mit dem Bedienen von Gästen beschäftigt, sondern mit dem mehrmaligen Umparken ihrer Fahrzeuge, damit diese ja direkt vor dem Lokal und schön im Schatten stehen. Wurscht, suchen wir uns halt was anderes. In der Fußgängerzone von Gravina di Puglia sind wir dann mit einem schattigen Gastgarten fündig geworden und haben uns dort ein kleines Mittagessen gegönnt. Sowohl der Burger von Ilse, als auch die Pasta von Gernot waren okay, zum Kaffee danach gönnten wir uns noch zwei sehr gute Dolci. Sozusagen als Zugabe sind wir dann noch Zeugen einer Hochzeit geworden, der hochmotivierte Profi-Fotograf holte alles aus dem Brautpaar und den Gästen heraus – sehr amüsant, dieses gekünstelte Posieren zu beobachten. 
Als Verdauungsspaziergang sind wir dann noch ein schönes Stück durch die Innenstadt von Gravina di Puglio flaniert und schließlich wieder bei unserer Vespa gelandet. Die 30 Kilometer zurück nach Matera waren in weniger als einer halben Stunde absolviert und wir suchten uns dann gleich zielstrebig eine Einkaufsmöglichkeit. Schließlich tauchte ein Euro-Spin auf und gegenüber parkten wir uns ein. Wir besorgten uns ein paar Kleinigkeiten, unter anderem auch Katzenfutter. Es gibt hier nämlich Platzkatzen, auch wenn die sich noch nicht wirklich angenähert haben. Aber wenn sie die Knuspertaschen rascheln und klappern hören, werden sie schon daherkommen. Wie wir dann die Vespa auf ihren Träger hieven, werden wir dabei aufmerksam von einer Katze beobachtet, die es sich auf dem Armaturenbrett eines Wohnmobils bequem gemacht hat. 
Sie verfolgt jede unserer Bewegungen aufmerksam durch die Windschutzscheibe des WoMo und scheint völlig relaxet auf ihre Besitzer zu warten. Tatsächlich kommt das Paar dann bald einmal angeradelt und wir staunen nicht schlecht, dass die noch zwei Katzen mit an Bord haben. So haben wir die Meranerin Christine und ihren Salzburger Partner Peter kennengelernt. In der Folge haben wir uns dann gut mit den beiden unterhalten. Mit den drei Katzen sind sie schon seit Jahren unterwegs, die Stubentiger verlassen übrigens das WoMo nie. Spazieren gehen sie auf den Schultern ihrer Besitzer, Tragetücher haben die beiden auch dabei. Sehr nett. Früher haben sie die Katzen auch schon mit auf Reisen genommen, damals noch nicht im WoMo, sondern in Ferienwohnungen. Doch die Katzen sind dann immer voller Dreck und Staub unter den Betten hervorgekommen, also haben sie das Mieten von Ferienwohnungen aufgegeben und sich stattdessen einen ausgewachsenen Camper gekauft. Die Katzen einfach zu Hause bei Bekannten zu lassen ist auch keine Option, da werden die sensiblen Tiere sofort depressiv. Also kommen sie im WoMo mit und vertragen sich recht gut miteinander, jede hat ihr Refugium. Wir haben uns dann irgendwann ins Innere unseres Häuschens zurückgezogen, vorher haben wir noch die streunende Platzkatze gefüttert. Morgen geht’s wieder auf die Piste, wir werden sozusagen quer über den Stiefel fahren, Ilse hat uns etwas unterhalb von Neapel bereits einen Campingplatz ausgesucht.
 
Freitag, 15. September 2023
Wieder haben wir eine sehr angenehme Nacht hier verbracht und nach dem Kaffee räumen wir die letzten Sachen zusammen. Dann gehen wir uns noch in aller Ruhe duschen, bezahlen die Rechnung und kommen um exakt 9 Uhr 45 vom Campingplatz weg. Zuerst ist die Straßen noch schön ausgebaut, einen guten Teil davon sind wir ja gestern schon gefahren. Doch bald einmal werden die Wege immer schmaler und sie befinden sich in einem teilweise wirklich erbärmlichen Zustand. Manchmal ist es direkt lebensgefährlich, etwa wenn auf unserer Seite der Asphalt meterweit komplett aufgeplatzt ist und wir böse von einer großen Bruchstelle in der Straßendecke in den Gegenverkehr geschleudert werden. Gernot muss das Lenkrad derart fest in Händen halten, dass es fast schon wehtut. Es geht rauf und runter, zum Teil mit 20 Prozent Steigung bzw. Gefälle. Eine wahrhaftige Achterbahn, wir sehnen uns innig eine Autobahn herbei. Schließlich kommen wir endlich zu einer recht gut ausgebauten, vierspurigen Straße, die man – bei Nachsicht aller Taxen – auch als Autostrada bezeichnen könnte. Bei der ersten Gelegenheit bleiben wir stehen, wir brauchen jetzt dringend eine Pause. Unser WoMo übrigens auch und zur Vorsicht gießen wir unserer Schnecke gleich einen ganzen Liter Öl in den Bauch. Uns selbst gönnen wir im Tankstellen-Buffett einen wunderbaren Kaffee, danach sind wir wieder fit für die Straße. 
Die wird dann von vierspurig wieder zu einer kleinen Landesstraße, zum Glück sagt uns Google-Maps, dass wir eh bald einmal wieder auf eine Autobahn kommen. Gernot wundert sich dann, dass uns ein VW-Bus über viele Kilometer folgt und dabei jede Gelegenheit verstreichen lässt, uns zu überholen. Das wäre sich x-mal locker ausgegangen, aber lieber bleibt der Bus hinter uns. Dann überholt er uns doch noch mit viel Gehupe und erst da sehen wir, dass er ein Innsbrucker Kennzeichen hat. Netter Zufall. Dann endlich, bei Potenza wechseln wir wieder auf eine Autostrada und die führt uns jetzt ganz nah an unser Tagesziel heran. Natürlich steuern wir gleich wieder das erstbeste Rasthaus an und stärken uns erneut mit einem Espresso bzw. einem Doppio. Jetzt haben wir es nicht mehr allzu weit und nach guten vier Stunden Fahrzeit kommen wir dann gut in Foce an, vier Stunden für nicht einmal 180 Kilometer. Den anvisierten Campingplatz „La Foce dei Tramondi“ finden wir dann natürlich und Dank Ilse auf Anhieb. Während uns die brave Ilse einen Platz checken geht, bleibt Gernot sozusagen als Wachorgan beim WoMo zurück und versucht sich, erfolglos, mit einer schönen, schwarz-weißen Platzkatze anzufreunden. Leider ist sie zu schüchtern, noch 😊. Nach einer Viertelstunde kommt dann Ilse wieder zurück, sie hat einen für uns absolut perfekten Stellplatz gefunden. Er liegt voll im Schatten, das Waschhaus ist in gut erreichbarer Nähe, auch zum Restaurant und zum Meer sind es nur wenige Schritte. Das Beste aber – wir stehen direkt neben dem VW-Bus mit Innsbrucker Kennzeichen, der uns vor zwei Stunden hupend überholt hat und lernen sogleich Daniel und Madeleine kennen. Ein äußerst sympathisches Paar, beide Ende 30 und Camper aus Leidenschaft. Ihre schwarze Hündin Lotti hat uns auch schon halbwegs als Freunde akzeptiert, zumindest bellt sie bei unserem Anblick kaum mehr. Noch sympathischer werden uns die beiden dann, als wir draufkommen, dass Madeleine eines von Gernots Büchern gekauft und gelesen hat – jaja, er ist halt mittlerweile weltberühmt in Innsbruck 😊
Wir werden in den nächsten Tag sicher noch viel mit den beiden quatschen, vorerst aber müssen wir hier ankommen. Also wird die Vespa abgeladen, der Strom angestöpselt, und und und. Später gehen wir zum Meer hinunter, da gibt es sogar einen kleinen Swimmingpool. Wobei, der ist wirklich sehr klein, mit einem einzigen Tempo ist er auch schon durchschwommen. Aber Pool ist Pool. Ein paar Österreicher campen auch hier, mit zwei Steirern sind wir gleich in ein nettes Gespräch gekommen. Stehen würden wir hier aber nicht wollen, auch wenn uns Chef Fernando auch einen Platz mit Meeresblick angeboten hätte. Das wäre uns zu eng, zu laut und zu baumlos hier, wir sind mit unserem Stellplatz sehr zufrieden. Übrigens haben wir hier ein eigenes Waschbecken am Platz, das ist nicht unpraktisch. Am frühen Abend sind wir dann ins Restaurant gegangen. Patrone Fernando hat gemeint, sie würden hier nur einfache, lokale Kost anbieten, aber das Essen hat uns dann sehr gut geschmeckt. Ilse hat sich eine Art „Pasta-Mischmach“ aus verschiedenen Nudeln bringen lassen, Gernot wagte sich über die „Spaghetti Vongole“. Weil sich Ilse zum Essen zwei fesche Gläser Rotwein gegönnt hat, ist der eigentlich geplante Gute-Nacht-Pasch ausgefallen – sozusagen wegen Bodennebel 😊. Also haben wir halt noch eine ganze Zeit lang gequatscht und gelacht, ehe wir die Lichter im WoMo ausgemacht haben.
Samstag, 16. September 2023
Gestern abends ist noch einmal Fernando vorbeigekommen, hat unsere Ausweise fotografiert und das Platzschild gebracht. Ordnung muss sein. Wir erwachen nach einer ausgesprochen ruhigen Nacht bei erfrischenden 17 Grad – herrlich. Der Kaffee hilft uns dann schnell auf die Beine und später spielen wir uns einen Pasch aus. Übrigens findet direkt unter unseren Augen und Ohren gerade eine Militärübung statt. Mit vielen Soldaten in Motorbooten, das Alter der in martialische Camouflage-Drilliche gewandeten Kämpfer lässt darauf schließen, dass es sich offenbar um eine Reservisten-Übung handelt. Denn das ist keiner unter 40 Jahre alt. Nachdem wir die Szenerie für ein paar Minuten beobachtet hatten, sind wir zur Überzeugung gekommen: „Vom italienischen Heer braucht sich niemand wirklich fürchten.“ 😊. Am Nachmittag sind wir dann das erste Mal mit der Vespa ausgefahren, wir müssen ein paar Sachen einkaufen. Zuerst tanken wir das Moped auf, danach suchen wir uns einen Alimentari. Bei einem kleinen, nein winzigen SPAR werden wir fündig, das Geschäftchen gibt aber wirklich kaum etwas her. Aber immerhin kaufen wir Knoblauch, Milch und eine Flasche Campari. Danach fahren wir zuerst noch ein wenig dem Meer entlang, aber schließlich halten wir uns in Richtung Carpaccio und am Weg dorthin kommen wir dann wieder bei dem richtig großen Euro-Spin vorbei. Da gibt es alles und sogar noch mehr zu kaufen und wir decken uns mit Salami, Parmesan, Brot usw. ordentlich ein. Mit der Beute im Köfferchen sind wir dann zum WoMo zurückgefahren, erstmal den Campari und den Orangen-Juice schön einkühlen und dann ein wenig rasten. Das Programm für heute Abend steht auch schon fest, wir werden uns im Restaurant eine Pizza-To-go holen und die dann gemeinsam mit unseren Innsbrucker Nachbarn genießen. So ist es dann natürlich auch gekommen, die allzeit opferbereite Ilse hat unsere Teigfladen abgeholt, bestellt hatten wir sie schon am späten Nachmittag, mit einem exakten Zeitfenster. Übrigens haben die Pizzen 12,50 Euro gekostet – beide zusammen!! Die Margerita gibt es hier für schlanke 5 Euro und auch Gernots Capricciosa war mit 7,50 extrem günstig. Auch Madeleine und Daniel haben sich je eine Pizza gegönnt und anschließend sind wir stundenlang zusammengesessen. Den Verlockungen von Gerstensaft und eisgekühlten Campari-Orange haben wir bereitwillig nachgegeben, wen würde es auch wundern? Wir haben einander aus unseren Leben und natürlich aus unseren Camper-Leben erzählt, dabei haben wir beinahe so etwas wie eine Seelenverwandtschaft mit den beiden entdeckt. Und das trotz des doch recht großen Altersunterschiedes, wir könnten schließlich ihre Eltern sein 😊. Ein wirklich toller Abend, mit sehr, sehr netten Menschen und es wird niemanden wundern, dass wir bis lange nach Mitternacht zusammengesessen sind.

Sonntag, 17. September 2023
Geweckt wurden wir heute Morgen von erbitterten „Feuergefechten“ der militärischen Clown-Truppe. Da wurden hunderte Platzpatronen geopfert, viel herumgeschrien und die Außenbordmotoren der Boote bis an deren Leistungsgrenze aufgedreht. Naja, muss man hinnehmen und immerhin gab es auch unfreiwillig komische Szenen, zum Beispiel wenn eine Platzpatrone lediglich mit einem laschen „Blubb“ explodiert ist. Wurscht, wirklich gestört haben uns die Soldaten-Darsteller auch wieder nicht, 
 ein bisserl lästig halt das Ganze.
 
Leider sind unsere Innsbrucker Nachbarn heute schon aufgebrochen, schade, denn wir hätten sicher noch viel Spaß miteinander gehabt. Ciao Madeleine, Daniel und Lotti und allzeit gute Fahrt. Wir werden uns sicher mal daheim über den Weg laufen, wo sie doch eh in der Altstadt wohnen und wir dort oft spazieren gehen. Nach einem Pasch haben wir uns dann ein wenig niedergelegt und das darauffolgende Mittagsschläfchen verdiente seinen Namen schon gar nicht mehr, weil wir erst um 16 Uhr 30 wieder aufgestanden sind. Eigentlich waren wir noch gar nicht völlig ausgeschlafen, es hat uns mehr der Hunger geweckt. Also machte sich Gernot ans Zubereiten unseres „Einser-Menüs“ – Nudelpfanne mit Faschiertem und Paprika. Immer wieder ausgezeichnet, wir werden uns davon wohl nicht so schnell sattessen. Viel haben wir an diesem Tag dann nicht mehr unternommen, die Vespa durfte heute mal wieder unter ihrer Plane bleiben. Mittlerweile sind wir schon von den Platzkatzen „entdeckt“ worden, man beachte die Mehrzahl. Es sind nämlich mindestens vier Stück und auch die beiden Haushunde kommen regelmäßig vorbei. Das sorgt natürlich stets für Aufregung unter den vielen, angeleinten Hunden hier, die „ihr“ Revier lautstark verteidigen. Aber das dürfte mehr der Neid sein, weil die beiden Platz-Hunde frei herumlaufen dürfen. Uns stören sie eh nicht und zum Glück haben wir keinen kläffenden Hund direkt neben uns. Da stört uns eher noch das Brummen des Stromgenerators im Soldaten-Camp gegenüber. Obwohl, es ist eh relativ weit weg, aber wir hören es trotzdem. Der Generator versorgt vor allem den großen Lichtmasten, der die Zelte der Kriegsspieler in gleißendes Licht taucht. Ein Grund mehr, warum wir lieber nicht direkt am Meeresufer stehen möchten …
 
Montag, 18. September 2023
Heute wurden wir vorerst von keinen „Feuergefechten“ geweckt, darum sind wir erst nach 8 Uhr 30 aufgestanden. Die weiße Platzkatze wartet schon ungeduldig auf Futter, sie hat es offenbar dringend nötig, denn sie sieht einigermaßen räudig aus. Bald einmal gesellt sich eine zweite Katze zu uns, sie ist ungleich besser beieinander, ebenfalls weiß, wenn auch mit ein paar rostroten Flecken. Wir teilen das Futter natürlich auf zwei Schüsselchen auf, damit es zu keinen Streitereien kommt. Um 10 Uhr 30 starten wir zu einer Vespa-Runde, die uns in die Stadt Agropoli führen wird. Um den nervigen Vespa-Jägern auf der Bundesstraße zu entgehen, fahren wir die 20 Kilometer nach Agropoli auf kleinen Sträßchen und immer dem Meer entlang. Wir kommen gut voran, es gibt kaum nennenswerten Verkehr und bald schon passieren wir die Stadtgrenze. Wir fahren selbstredend bis 5 Meter an die Fußgängerzone heran und weil einige Roller abgesperrt sind, machen wir das auch und legen die Vespa mal wieder an die Kette. Zuerst erkundigen wir das nicht unhübsche Städtchen zu Fuß. Vormittag ist hier nicht viel los, Agropoli ist auch nicht besonders touristisch, vielleicht sind wir sogar die einzigen „Auswärtigen“, die durch die Stadt flanieren.
Im Gastgarten eines Kaffeehauses mit dem klingenden Namen „Herkules“ lassen wir uns dann nieder und genießen einen fantastischen Kaffee. Was für ein Genuss ist das, immer wieder aufs Neue. Gestärkt setzen wir unsere Runde durch Agropoli fort, landen schließlich wieder bei der Vespa und fahren den Schildern nach, die uns ins historische Zentrum bringen. Das liegt auf einer kleinen Anhöhe und hat immerhin eine Burg anzubieten. Wir parken uns ein und werden gleich von einem Camper-Paar aus Augsburg um Hilfe gebeten. Die kennen sich einerseits nicht mit dem Parkautomaten aus und haben andererseits auch kein passendes Kleingeld. Zumindest mit dem Wechseln eines 5-Euro-Scheines können wir behilflich sein, mit dem Bedienen des Automaten müssen sie sich aber selber abplagen – mit der Vespa bezahlen wir nämlich nie irgendwo fürs Parken, also kennen wir uns mit den Automaten auch nicht aus. Wir latschen dann durch einen Park zur Burg hinauf, aber die kostenpflichtige Besichtigung der, auf hübsch geschminkten, Ruine sparen wir uns. Stattdessen fahren wir mit dem Moped auch in diesem Teil der Stadt bis an die Fahrverbotsschilder heran und genießen von hier heroben den fantastischen Ausblick auf die Bucht von Agropoli und das tiefblaue Meer. 
Wir bleiben sicher eine halbe Stunde lang auf einem netten Mäuerchen sitzen und lassen ganz einfach die Seele baumeln. Anschließend an diesen lässigen Break suchen wir nach einer Einkaufsmöglichkeit und landen bei einem ausgewachsenen Euro-Spin. Tortellini, Brot, Milch und Tomaten dürfen, neben anderen Kleinigkeiten, mitkommen und wir machen uns wieder auf den Rückweg. Erneut nehmen wir dafür die kleinen Straßen, lieber verfahren wir uns ein-, zweimal, als dass wir einem verhinderten Rennfahrer im Weg stehen. Am Platz machen wir uns zuerst eine Jause mit Salami, Tomaten und Co., bevor wir uns ein wenig niederlegen. Inzwischen kennen wir den Hausbrauch hier, also reservieren wir zeitgerecht einen Platz fürs Abendessen. Wie am ersten Tag lassen wir uns dann ab 19 Uhr Gegrilltes Gemüse und Seafood-Pasta schmecken. Bei der Rückkehr zum WoMo wartet bereits die weiße Katze auf uns, sie hat es sich auf Gernots Stuhl bequem gemacht. Natürlich haben wir sie brav abgefüttert und später sind wir noch bis nach 22 Uhr vor unserer Schnecke gesessen und haben den milden Abend genossen.
Dienstag, 19. September 2023
Heute haben uns wieder die Kriegsspielereien geweckt und diesmal war es extrem nervig. Denn heute stand eine Gefechtsübung am Programm, bei der die Kommandos des hochmotivierten Einsatzleiters über einen extrem lauten Funk ausgegeben wurde. Man kann sich ja eh vorstellen, wie laut die einzelnen Anweisungen sein müssen, dass sie von den Soldaten in ihren Booten gehört werden. Denn die PS-starken Außenbordmotoren laufen natürlich auf der höchstmöglichen Stufe – eh klar, bei einer Rennfahrer-Nation. Trotzdem amüsieren wir uns über das ständige Gebrüll von „Echo, Bravo, Falco, Avanti“ etc., das ist ja wirklich lächerlich. Natürlich fällt der Funk immer wieder aus und aus den Kommandos wird dann ein erbärmliches Gestammel. Aber, das muss man den „Grande Bambini“ lassen – sie sind hartnäckig in ihrem Tun, das „Gefecht“ dauert den ganzen Tag über. Wir wissen das, weil wir heute nicht groß mit der Vespa ausgefahren sind. Es macht uns kaum mehr einen Spaß, weil es einfach zu gefährlich ist. Immer wieder werden wir trotz Gegenverkehrs mit dem doppelten der erlaubten Geschwindigkeit überholt und danach werden wir meist brutal geschnitten und/oder an den äußersten Straßenrand gedrängt. Das kann auf Dauer nicht immer gut ausgehen, den AutofahrerInnen ist es vollkommen egal, dass sie permanent unsere Leben gefährden. Und sollte es wirklich mal zu einem Unfall kommen, dann werden höchstwahrscheinlich wir Ausländer daran Schuld haben. Weil wir überhaupt da sind. Der sympathische Daniel aus Innsbruck hat zum Thema „Irre Autofahrer“ übrigens den schönen atz gesagt: „Mei, schau – die haben ja nur das Rasen, sonst haben die ja nix!“ Wir sehen das eh auch so und die Polizei offenbar auch, denn vor einer Radarkontrolle fürchtet sich niemand – vor allem, weil neben jeden Blitzer per Gesetz eine große Tafel davor warnen muss. Damit nur ja kein Raser gestraft wird … 
Weil wir um die Bedeutung einer Siesta wissen, legen wir uns zu Mittag für zwei Stunden nieder, weil nämlich auch das Militär um die Bedeutung einer Siesta weiß 😊. Diese zwei Stunden waren reiner Balsam für unsere geschundenen Ohren, danach plärrte wieder der Lautsprecher des Funkers. Wurscht, um dem Lärm zu entkommen und auch weil wir gestern unsere letzte Salami aufgegessen haben, fahren wir dann die drei, vier Kilometer zum Euro-Spin. Danach glühen wir noch in den kleinen Ort Capaccio rüber, dort gibt es einen der wenigen Bankomaten in der Gegend und wir brauche ein bisschen frisches Geld. Dann aber nix wie zurück zum Campingplatz, dort gehen wir gleich die paar Schritte zum Restaurant rüber, mal schauen, was es heute zum Essen gibt. Denn es stehen jeden Tag andere Menüs auf der Tafel, heute jubeln wir – vor allem Ilse – über das verlockende Angebot einer „Spaghetti Carbonara“. Das wird ein Festessen werden und wir können es kaum erwarten, dass es endlich 19 Uhr wird. Extrem pünktlich tanzen wir dann an und schon kurze Zeit später kommt das ersehnte Essen an den Tisch. Gernot stürzt sich mit Hochgenuss auf seine Portion, der armen Ilse bleibt jedoch schon der allererste Bissen buchstäblich im Hals stecken. Denn leider werden hier die „Spaghetti Carbonara“ mit Pecorino angerichtet, also mit Schafskäse. Und dieser würzige Käse ist für Ilse wie ein Alptraum, auch weil sie sich so auf die Pasta gefreut hat. Es handelte sich bei der Verwendung von Pecorino allerdings nicht um einen Küchenfehler, denn in Süditalien gehört der Schafskäse zum Original-Rezept einer „Carbonara“. Kann man wissen, muss man aber nicht. Jetzt wissen wir es. Kaum zu glauben, aber für die wirklich bedauernswerte Ilse ist es an diesem Abend noch schlimmer geworden. Denn als sie der Kellnerin sagt, dass sie die Pecorino-Pasta unmöglich essen kann, servierte die nette Frau als Ersatz ein eiskalte Fisch-Lasagne. Ilse ist Fisch eh nur im „Notfall“ und dann kriegt die Arme ausgerechnet dieses Essen, das selbst für Gernot ungenießbar war. Und Gernot ist eigentlich sonst alles, Insekten vielleicht ausgenommen. So musste sich Ilse heute mit zwei Gläsern Rotwein und einem Espresso zufriedengeben. Übrigens, beim Bezahlen standen weder Ilses „Carbonara“ auf der Rechnung, noch die Fisch-Lasagne und auch auf die beiden Espressi wurden wir eingeladen. So bezahlten wir nur 15 Euro und die Kellnerin durfte sich über ein 5-Euro Trinkgeld freuen. Später hat sich Ilse dann im WoMo noch ein Brot gemacht, sie musste also nicht hungrig schlafen gehen, das fehlte noch … Morgen wird die Vespa ganz unangetastet bleiben, erstens wegen dem, eh schon mehrmals erwähnten, schwindenden Spaß an einer Tour und zweitens schaut das Wetter ausnahmsweise nicht besonders gut aus. Es wird doch nicht gar zu regnen anfangen? Es wäre das allererste Mal bei dieser Reise und wir sind immerhin schon drei Wochen lang unterwegs.
Mittwoch, 20. September 2023 
Gut, dass wir gestern bereits einen so genannten „Schlunz-Tag“ ausgerufen haben, denn sonst wären wir heute vom Wetter enttäuscht gewesen. Es tröpfelt nämlich vom frühen Morgen an immer wieder mal, wir müssen sogar herinnen paschen. Aber da fallen uns viele schlimmeren Dinge ein. Die italienische Soldateska trotzt vorbildhaft dem nassen Wetter, allerdings halten sie auch heute wieder eine gut zweistündige Mittags-Siesta ein. Wie im richtigen Krieg 😊. Unsere inzwischen wahrscheinlich zu verwöhnten Platzkatzen verweigern plötzlich das gereichte Nassfutter. Haben wir eh mehr aus Versehen gekauft, wir wollten eigentlich diese Knuspertaschen haben. Aber die Verpackung hat uns getäuscht. Nun ja, wenn sie wirklich Hunger gehabt hätten, wären sie mit den saftigen Stückchen von Ente, Fisch oder Rind sehr zufrieden gewesen. So haben sie halt enttäuscht herumgemaunzt, dafür haben sich die beiden Platz-Hunde am Futter erfreut – mit einem einzigen „Schlabber“ waren die Schüsselchen leer. Den trüben Tag erhellten wir uns mit zwei, drei Partien am Paschteller, später haben wir uns eine feine Jause mit Salami, Parmesan, Oliven, Tomaten und Brot gemacht. Einen Besuch des Restaurants lassen wir heute ausfallen, Ilse ist immer noch von gestern „traumatisiert“ 😊. Und der gestrige Reinfall hat darüber hinaus noch weitere Konsequenzen, denn – eigentlich unglaublich, aber wahr – wir werden morgen wieder den ganzen Stiefel Italiens überqueren und erneut den „Campingplatz Lido Salpi“ bei Manfredonia ansteuern. Nicht allein deshalb, weil es sich dort so lässig campen lässt, ausschlaggebend für diese eher einmalige Entscheidung ist das hervorragende Restaurant dort. Das wollen wir ein weiteres Mal genießen, zudem lassen sich in der Gegend noch freudvolle Vespa-Touren unternehmen. Sonst gibt es vom heutigen Tag nicht allzu viel zu vermelden, ach ja – als Ilse heute von unnötig lärmenden Kindern aus dem Mittagsschlaf gerissen worden ist, musste sie sich – ebenfalls lautstark – Ruhe erbeten. Aber Ilse hat natürlich nicht die Kinder angeknurrt, sondern die Erwachsenen, die untätig dem sinnlosen Brüllen der Kids zugeschaut haben. Also bitte, ein wenig Rücksicht auf Erholungssuchende darf auf einem Campingplatz durchaus erwartet werden. Und siehe da, augenblicklich kehrte eine sozial verträgliche Lärmreduzierung ein und wir konnten unsere Siesta fortsetzen. Ist ja schließlich eh eine Art italienisches Kulturgut 😊.
Entgegen unserer sonstigen Gepflogenheiten haben wir heute die Vespa noch nicht aufgeladen, der ständig wiederkehrende Nieselregen hat das nicht zugelassen. Wurscht, morgen in der Früh werden wir schon ein kleines Schönwetter-Fensterchen dafür finden, das Aufladen ist ja in wenigen Minuten erledigt. Später bezahlt dann Ilse noch die Rechnung für unseren Aufenthalt und dann gehen wir relativ früh schlafen. Manfredonia, morgen sehen wir uns wieder.
Donnerstag, 21. September 2023
Schon um 5 Uhr 30 sind wir wach geworden, denn ein Gewitter zieht von Neapel herüber, begleitet von vielen Blitzen und heftigem Donner. Nach dem Schließen sämtlicher Dachluken schlafen wir dann weiter, bis uns die spaßige Neigungsgruppe Militär mit ihren gebrüllten Parolen „Proba, proba – uno, due, tre, Echo, Bravo, Falco“ endgültige aufstehen lässt. Wir reisen heute eh ab, also nerven uns die plärrenden Lautsprecherdurchsagen nicht mehr. Der Kaffee hilft uns zusätzlich auf die Beine und danach lässt uns eine kurze Regenpause die Vespa aufladen. Bezahlt haben wir schon gestern, also müssen wir nur noch unser Identifikations-Schild an der Rezeption abgeben und um exakt 9 Uhr 50 fahren wir ab. Zusammengefasst war das eh ein lässiger Aufenthalt hier, auch wenn uns die Militärübung um viel Ruhe gebracht hat. Der Platz selbst ist wirklich ideal, das Restaurant (mit Abstrichen) durchaus brauchbar und der Chef ausgesprochen nett. Unsere Fahrt beginnt heute mit einigen Kilometern auf der Bundesstraße, ehe wir bei Battipaglia auf die Autostrada wechseln. Das Gewitter hat sich längst verzogen und wir spulen locker unsere Tagestappe ab, die heute eh nur knapp 250 Kilometer beträgt. 
Natürlich greifen wir gleich mehrmals gezielt Autobahnraststätten an und genehmigen uns so manchen Espresso. Erst kurz vor Manfredonia fahren wir von der Autobahn ab und bei Zapponeta schließt sich der Kreis unserer Runde durch Süditalien. Es fühlt sich fast ein wenig wie Heimkommen an, als wir gegen 14 Uhr am „Camping Lido Salpi“ eintreffen. Wir stellen uns fast auf denselben Platz wie bei unserem ersten Aufenthalt hier und spulen unser Ankunftsprozedere ab. Das ist nach einer Viertelstunde erledigt und wir pilgern sofort zum Restaurant hinauf, um einen Platz für heute Abend zu reservieren. Den Nachmittag verbringen wir mit einem Schläfchen in herrlicher Ruhe, später machen wir natürlich einen Pasch und um 18:59:58 betreten wir frohen Mutes das Restaurant. Wie erwartet werden wir erneut perfekt bedient und vollkommen zufriedenstellend abgefüttert, Ilse wieder mit ihren geliebten „Pollo al Limone“ und Gernot mit köstlichen Meeresfrüchten namens „Fritto Misto“. Dazu Pommes, Wein und Bier – herrlich. Am späteren Abend machen wir uns mittels Handy-Hotspot eine stabile Internetverbindung und schauen live dem LASK zu, wie er gegen Liverpool daheim mit 1:3 verliert. War nicht anders zu erwarten. Auch der zweite in der Europa-League vertretene österreichische Klub erlitt eine Heimniederlage – Sturm Graz muss sich gegen Sporting Lissabon mit 1:2 geschlagen geben. Aber das nur der Vollständigkeit halber. Morgen fahren wir mit der Vespa aus, die Vorfreude ist entsprechend groß.
Freitag, 22. September 2023
Durch die wunderbare Ruhe hier, haben wir heute bis nach 8 Uhr durchgeschlafen. Unglaublich, wie sehr uns die Militärübung vor unseren Nasen und Ohren nicht abgeht 😊. Gemeinsam latschen wir ins etwas weiter entfernte, dafür aber topmoderne Waschhaus, gleich anschließend reservieren wir unsere Plätze fürs heutige Abendessen. Bei dieser Gelegenheit kaufen wir uns im kleinen Shop ein paar Sachen, Milch, Joghurt, Brot und eine 3er-Packung Thunfisch. Ilse war dann so nett und hat für Gernot ein paar Sachen gewaschen, vor allem seine geliebten, kurzen Hosen. Zwischendurch haben wir uns natürlich den üblichen Vormittags-Pasch ausgespielt und kurz nach Mittag sind wir dann mit der Vespa losgedüst. Wir werden wieder jene Runde fahren, die wir schon bei unserem ersten Aufenthalt hier so genossen haben, aber diesmal in umgekehrter Reihenfolge. Also zuerst hinauf nach San Giovanni di Rotondo. Das Wetter ist wunderbar, vielleicht sogar ein bisschen zu heiß, aber mit 37/38 Grad muss man um diese Zeit in Apulien schon rechnen. Auf der elend langen Geraden hinauf nach San Giovanni die Rotondo zeigen uns die italienischen Rennfahrer mal wieder, was sie so draufhaben. Wir werden mit einem Tempo überholt, wie man es auf österreichischen Autobahnen besser nicht wagen sollte – und das bei einer durchgehenden Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 km/h. Ist uns natürlich längst wurscht, die Straße ist eh breit genug und hier gibt es wenigstens kilometerlang keine Kurve, also werden die verhinderten Formel-1-Piloten zumindest von keinem Gegenverkehr überrascht. Kurz vor unserem Etappenziel meldet dann die Tankuhr der Vespa akuten Spritmangel, aber leider akzeptiert der Tankautomat unsere Karten nicht. Das ist übrigens das erste Mal seit langem, früher haben wir mit unseren Bankomat- bzw. Kreditkarten viel öfter Probleme gehabt. Kein großes Problem, San Giovanni di Rotondo ist nicht gerade ein Kuhdorf, eine Tankstelle wird sich mit Sicherheit finden lassen. So ist es natürlich auch gekommen und bei einer Agip im Stadtzentrum funktioniert das Tanken klaglos. Selbstredend besichtigen wir die Kirche des seltsamen Pater Pio kein zweites Mal, das wäre ja wirklich lachhaft. Stattdessen kämpfen wir uns aus dem Verkehrsgewühl der Stadt heraus und fahren in Richtung Monte San Angelo weiter. Ab jetzt sind wir fast alleine auf der Straße unterwegs, trotzdem kommt es zu einer sehr gefährlichen Situation, als uns ein Kastenwagen trotz Gegenverkehr überholt. Natürlich bricht der Fahrer den Überholvorgang nicht ab, das wäre wohl gegen seine Ehre als Rennfahrer gewesen. Stattdessen drängt er uns rücksichtslos an den Straßenrand, da waren keine 10 Zentimeter mehr Platz und wir wären schwer verunfallt. Für nichts und wieder nichts. So ein Irrsinns-Manöver erlebt man in Österreich, der Schweiz, in Frankreich oder Deutschland praktisch nie, hier in Italien gehört das zum völlig normalen Alltag. Nur mehr zum Kopfschütteln das Ganze und man muss wirklich jede Sekunde voll auf der Hut sein. 
 
Zwischendurch machen wir am Straßenrand eine kleine Pause, auch weil sich eine Leitschiene als bequeme Sitzgelegenheit anbietet. Dass wir vor einem privaten Grundstück stehen, gefällt den Wachhunden natürlich gar nicht und sie drehen fast durch deswegen. Das Haus ist leer, das sehen wir am Eingangstor, das von außen mit einer Kette verschlossen ist. Gernot meint spaßhalber, wir könnten unser Vespa-Schloss opfern, das Tor damit endgültig verriegeln und den Besitzern eine unliebsame Überraschung bereiten. Denn ohne eine hydraulische Schere ist die Vespa-Kette wohl nicht zu knacken. War wie gesagt nur als Scherz gedacht, aber die Idiotie der italienischen Autofahrer schreit nachgerade nach Vergeltung. Aber was können diese Hausbesitzer dafür? Nichts – deshalb verspotten wir nur noch ein wenig die tobenden Hunde, die sich ob dieser Provokation natürlich noch mehr aufregen. Aber nach zehn Minuten sind wir dann eh wieder weg und bald einmal geht es die ansteigende Straße nach Monte San Angelo hinauf. Den Ort erreichen wir dann ohne Probleme und wir stellen unser Moped wieder auf den gleichen Platz. Heute ist fast gar nichts los hier heroben, soll uns auch recht sein. Zielstrebig machen wir uns auf den Weg zu dem kleinen Illy-Kaffeehaus und genießen dort erneut einen fantastischen Espresso bzw. einen nicht weniger wohlschmeckenden Americana. Hier ist alles mit „Illy“ gebrandet – natürlich der Kaffee, die Servietten, die Werbeplakate, die Tassen, die Untertassen, die Wanduhr, die vielen Kaffeedosen und sogar die Kaffeelöffelchen. Das wäre doch ein nettes Mitbringsel für Nadja, denn Illy ist ihre Lieblingsmarke, erst kürzlich hat sie sich bei Amazon – auf Ilses Anraten – gleich zehn Dosen davon bestellt. Natürlich versuchen wir erst gar nicht, so einen Illy-Kaffeelöffel zu stehlen, das tut man nicht, ist außerdem schlecht fürs Karma. Also fragt Gernot den ehrwürdigen Signore Patrone nach dem Preis eines dieser Löffel – der versteht erst gar nicht, was wir wollen, aber dann winkt er lachend ab und schenkt ihn uns. Wir lachen auch, geben etwas über 2 Euro Trinkgeld und alle sind zufrieden. Nach dem feinen Break machen wir uns dann auf den Rückweg, umfahren heute das Zentrum von Monte San Angelo und nehmen die unzähligen Haarnadeln in Angriff. Immer wieder bleiben wir kurz stehen und lassen ungeduldige Autos vorbei, hier wollen wir echt nicht von der Straße gedrängt werden. Und so kommen wir ohne weitere Probleme zum Campingplatz „Lido Salpi“ zurück, nach exakt 101 Kilometer. Unsere erste Runde war um zwei Kilometer länger, da sind wir aber auch zuerst durch die Stadt Manfredonia gefahren. In unseren bequemen Campingstühlen erholen wir unsere Rücken von der Fahrt und werden dann wieder einmal Zeuge, wie einfallsreich der liebe Gott doch seinen Tiergarten gestaltet hat. Den menschlichen Tiergarten, wohlgemerkt. Durch ein hässliches Geräusch aufmerksam geworden, sehen wir einen Mann, der die Matte vor seinem Wohnmobil doch tatsächlich mit einem Laubbläser (!!) sauber macht. Auf einem Campingplatz. Der Deutsche lässt sich viel Zeit, seine Matte akribisch von jeder Nadel der Bäume zu reinigen, Blätter gibt’s hier ja gar nicht. Das haben wir noch nie zuvor gesehen, es gibt also wirklich nichts, was es nicht gibt. Da geht einem wirklich der Schmäh aus, man stelle sich vor, wenn das jeder macht. Da könnte man ja gleich auf eine Autobahnraststätte ziehen, da wäre es wohl erheblich ruhiger …
Der weitere Verlauf dieses späten Nachmittages und frühen Abend war dann quasi vorprogrammiert – kleines Schläfchen, Pasch und danach fantastisch essen gehen. In der Nacht hat es dann ein paar Tropfen geregnet, auch für morgen schaut das Wetter nicht besonders gut aus. Wir werden sehen …
 
Samstag, 23. September 2023
Es ist kühl geworden, am Morgen messen wir 16 Grad. Kein Problem natürlich, wir könnten ja die Heizung anwerfen. Was wir aber nicht tun. Um 7 Uhr 30 sind wir ausgeschlafen und merken natürlich sofort, dass sich die Stromzufuhr wieder einmal verabschiedet hat. Zuerst warten wir auf das bewährte Service-Team, die lassen sich aber nicht gleich blicken. Am Stromverteiler scheint alles in Ordnung, auch im WoMo herinnen hat sich keine Sicherung verabschiedet. Weil in den beiden Wohnmobilen vor uns die deutschen Camper bereits beim Frühstück sitzen, geht Gernot zu ihnen hin, grüßt höflich und fragt, ob bei ihnen der Strom fließen würde. Die Antwort des Mannes verblüfft dann einigermaßen, denn er antwortet kauend und mit vollem Mund: „Weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht!“ Das nennen wir mal gelebte Solidarität unter Campern. Auf Gernots Einwand, das müsse man aber schon wissen, Strom im WoMo sei ja so etwas wie existenziell auf einem Campingplatz, meint der dicke „Wonneproppen“ gelangweilt: „Ich muss gar nix, ich hab Urlaub.“ Ist das zu fassen? Was für ein präpotenter Arsch, was für ein arroganter Typ. Übrigens ist er das Paradebeispiel eines „hässlichen Deutschen“ im doppelten Wortsinn, denn der Mann ist innen und außen hässlich, mit seiner großen Wampe und seiner ekelig verschwitzten Halbglatze. Kann man nix machen, solche überheblichen Deppen trifft man immer wieder mal und es sind natürlich nicht immer Deutsche. Na hoffentlich brauchen die nicht mal selbst Hilfe …
Ilse hat dann unseren Kaffee halt mit Hilfe des Gasherdes gebrüht und das Problem mit dem Strom löste sich dann kurze Zeit später auch ohne unser Zutun – ein Mitarbeiter des Campingplatzes tauschte eine Sicherung und die Elektronen flossen wieder brav in unser Häuschen. Wahrscheinlich waren sogar die „hilfsbereiten“ Deutschen die Auslöser des Stromausfalls, schließlich hatten sie zwei Kaffeemaschinen und einen Toaster in Betrieb und die Kapazitäten eines Stromverteilers auf einem Campingplatz sind nun mal endlich, vor allem in Süditalien. 
Am Vormittag hat es dann wieder zu regnen begonnen und später zog ein mittelstarkes Gewitter mit heftigen Sturmböen über den Platz. Spätestens da war uns klar, dass wir unfreiwillig einen Faulenzer-Tag einlegen müssen. Völlig egal, unser WoMo ist zum Glück groß genug dafür, da kann so schnell kein Lagerkoller aufkommen. Wir haben ja unseren Pasch und heute haben wir die Würfel stundenlang rollen lassen. Den Gang ins Restaurant lassen wir auch ausfallen, wir haben noch Tortellini in der Hinterhand und Gernot hat uns dann abends daraus ein schmackhaftes Menü zusammengekocht. Um 22 Uhr 15 sind wir dann noch beide das Geschirr spülen gegangen, von der Uhrzeit her war das wahrscheinlich sogar ein neuer Rekord 😊.

Sonntag, 24. September 2023
In drei Monaten ist Weihnachten und um einen alten Kalauer zu bemühen: Wir werden auch heuer nicht hingehen. Das Wetter ist unschön, es regnet und es ist empfindlich kühl geworden, Ilse meint, es sei jetzt Herbst geworden. Am Vormitttag gibt es ein paar Wohnmobile weiter eine ziemliche Aufregung, weil ein englisches Paar in einen heftigen Streit gerät. Die Großfamilie ist uns eh schon negativ aufgefallen, weil sie sich ausgesprochen rücksichtslos verhalten. So ist der vielleicht 14-jährige Sohn gestern mit einem extrem lauten Cross-Moped mehrmals über den Platz gerast, in vollem Tempo und sicher schneller als 60 km/h. Auf einem Campingplatz! So gesehen ist der Streit um einiges weniger laut gewesen, aber das immer wieder gebrüllte „Get out of my home“ der Frau war über den ganzen Platz zu hören. Sehr peinlich. 
Die Auseinandersetzung endete dann damit, dass zuerst der Mann in einem PKW den Platz verließ und danach die Frau das gesamte Gewand des Mannes im Freien auf einen Haufen warf. Und das bei strömenden Regen. Na servas, Gesindel gibt’s … 
Am späteren Vormittag statten wir der Bar einen kurzen Besuch ab, ergattern die beiden letzten Kipferln und reservieren uns einen Platz fürs Abendessen. Zu Mittag einverleibten wir uns dann die beiden „Cornetti“ mit einem Kaffee, eine herrliche Zwischenmahlzeit. In einer kurzen Regenpause haben wir uns am Strand ein wenig die Beine vertreten. Das herbstliche Regenwetter hat natürlich auch seine schönen Seiten, so ist jetzt die Stadt Manfredonia glasklar und ohne Schleier zu sehen, hoch oben in Monte San Angelo ließen sich sogar die einzelnen Fenster der Häuser zählen. Das tun wir nicht, stattdessen machen wir einen Pasch und später widmet sich Gernot mal wieder unserem Blog. Das dauert dann bis zum Abendessen, heute gönnt sich Gernot den Schwertfisch und Ilse ist mit einer Pizza zufrieden. Unnötig zu sagen, dass wieder alles perfekt gepasst hat. Ach ja – der Haufen mit der Kleidung des englischen Vertriebenen liegt immer noch im strömenden Regen, Gernot schätzt, dass die Frau den Mann spätestens morgen wieder in die Arme nehmen wird. Denn, wie das Leben uns gelehrt hat: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ …
Montag, 25. September 2023
Der Regen hat sich verzogen, gestört hat uns das schlechte Wetter aber nicht wirklich. Wir werden morgen wieder weiterfahren, also wird das zum wiederholten Male eine Schlunz-Tag. Inzwischen haben wir uns zwei süße Platzkatzen herangefüttert. Sie sind zwar sehr scheu, aber gleichzeitig natürlich dankbar für die willkommene Zwischenmahlzeit. Übrigens, Ilse hat heute einen Nachbarn angewiesen, dass er seinen Hund anleinen möge, „wegen unserer Katzen“. Da war der Mann natürlich verblüfft: „Und sie lassen ihre Tiere einfach so herumlaufen? Donnerwetter!“ Ilse bejahte seine Frage, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, seine Katzen auf einem Campingplatz frei herumlaufen zu lassen. Der Mann hat der stets überzeugenden Ilse den Schmäh sofort abgenommen und war wirklich sprachlos. Und wir auch 😊. Damit wir nicht als schlechte Katzenbesitzer dastehen, sind wir dann gleich zum Shop raufspaziert – es ist uns nämlich das Katzenfutter ausgegangen, heute kriegen die beiden Streuner halt Thunfisch aus der Dose zu fressen. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns dann gleich fürs Abendessen angemeldet, es wird das letzte Mal sein. Denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir den „Lido Salpi“ bei dieser Reise noch ein drittes Mal ansteuern werden. Obwohl, was weiß man schon im Vorhinein 😊? Den Tag haben wir dann sehr relaxet verbracht, zwischendurch schön geruht und später hat Ilse dann noch unseren Aufenthalt hier beglichen. Das Essen war dann noch einmal ein Höhepunkt des Tages, aber das ist ja eh schon keine Überraschung mehr. Ilse konnte einmal mehr dem „Pollo di Limone“ widerstehen, musste sie zum Glück auch nicht. Und Gernot hat sich einmal mehr den Seafood-Teller kommen lassen, wieder eines der besten Fisch-Menüs aller Zeiten. Jaja, die Qualität des Restaurants hier wird uns mit Sicherheit abgehen, wir müssten schon sehr viel Glück haben, auf unserer weiteren Reise noch einmal derart gut bedient und verköstigt zu werden. Im Halbdunkel haben wir dann schließlich noch die Vespa aufgeladen, kein Problem, notfalls bräuchten wir wahrscheinlich überhaupt kein Licht dafür …
Dienstag, 26. September 2023  
Neues Ziel ruft – Vieste, wir kommen. Das wird heute mit Sicherheit die kürzeste Etappe unserer Reise, es liegen gerademal 80 Kilometer Fahrt vor uns. Durch die teils heftigen Regenfälle der letzten Tage ist unser armes Schneckchen ziemlich dreckig geworden, also spritzen wir sie bei der Wasserentnahmestelle ein bisschen ab. Das wäre auf Campingplätzen ins Deutschland oder Holland undenkbar, aber – hey, wir sind in Süditalien, das scheißt niemand etwas wegen der Umwelt. Und es ist ja auch nicht so, dass wir eine Motorwäsche durchführen, wir spritzen nur die Reifen und Felgen ab, auch die Windschutzscheibe kriegt ein paar Schwall Wasser verpasst. Dann fahren wir ab, da war es ziemlich genau 10 Uhr. Wir gondeln gemütlich nach Manfredonia hinüber und etwas außerhalb der Stadt fahren wir bei einem großen Einkaufszentrum zu. Als erstes statten wir der Apotheke einen Besuch ab, Gernot gehen nämlich zusehends die Haare aus. Mit beginnender Glatze hat das jedenfalls nichts zu tun, denn außer ein paar kahlen Stellen ist Gernots Haar weiterhin stark und dicht. Wir haben den Grund für diesen so genannten „kreisrunden Haarausfall“ längst gegoogelt, wahrscheinlich hat das mit einem Antibiotikum zu tun, das Gernot kurz vor dem Urlaub eingenommen hat. Zumindest steht Haarausfall auf der Liste der Nebenwirkungen dieses Medikamentes (Augmentin). Aber, die Recherche hat zudem ergeben, dass auch Vitaminmangel eine Ursache für unerklärlichen Haarausfall darstellt und genau deswegen sind wir heute in dieser Apotheke. Weil wir den Namen kennen, entscheiden wir uns für Vitaminpillen von „Supradyn“, das sind sämtliche Vitamine enthalten, aber auch Eisen, Zink, Magnesium und so Zeugs. Das kann nie schaden. Danach entern wir den Supermarkt, kaufen uns ein paar Lebensmittel und natürlich ordentlich Katzenfutter. Wer weiß, wie viele hungrige Katzen am nächsten Campingplatz auf uns warten 😊
Nach dem Einkauf fahren wir auf einer gut ausgebauten Bundesstraße in Richtung Vieste, die Straße führt dann durch mehrere Tunnels. In einer Steigung haben wir dann uns und dem Wohnmobil eine kleine Verschnaufpause gegönnt und sind auf einen Parkplatz neben der Straße zugefahren. Wir befinden uns mitten im ausgewiesenen Naturschutzgebiet Gargano, trotzdem sehen wir entsetzt, dass auch hier jede Möglichkeit genützt wird, illegal Müll zu entsorgen. Und es werden tatsächlich auch ganze Couchbänke und anderer Hausrat ganz einfach in die Landschaft geschmissen, ganz abgesehen von den zahllosen schwarzen Müllsäcken und dutzenden Glas- und Plastikflaschen. Wahnsinn eigentlich, auch für süditalienische Verhältnisse. Aber, das geht uns nichts an, das ist deren Sache – und es scheint ihnen offensichtlich völlig wurscht zu sein. Trotzdem fahren wir irgendwie betrübt weiter. Irgendwann meldet sich dann unser Navi und meint, wir hätten 200 Meter zuvor links abbiegen müssen. Okay, wenn das Navi meint … Wir drehen also um und eigentlich merken wir bald einmal, dass wir hier mit einem dicken Nasenbären nichts verloren haben. Die Straße wird immer steiler und schmaler, allerdings ist sie offensichtlich auch für LKW ausgelegt, das verrät uns der Baumschnitt. Wir fahren also weiter, ganz davon abgesehen hätten wir auch nirgendwo umdrehen können. Der Weg führt uns dann auf eine Art Alm hinauf, die Kühe schauen uns ganz verwundert nach und scheinen sich zu denken: „Was machen denn die da?“ Das denken wir uns auch und schließlich steigt die Straße derart an, dass wir in den ersten Gang zurückschalten müssen. So tuckern wir im Schritttempo dahin, aber schließlich verkündigt Ilse, dass wir nach zwei Kilometern wieder auf eine größere Straße kommen sollten. 
Und so war es dann auch, selten haben wir eine „normale“ Landesstraße so herbeigesehnt. Auf den folgenden Kilometern waren wir dann fast immer völlig alleine unterwegs, ganz selten überholten wir ein paar Radfahrer. Der Weg führte uns bergauf und bergab durch einen schönen Wald – manchmal war die Straße völlig neu asphaltiert, dann wieder bestand sie nur aus einer Aneinanderreihung von Schlaglöchern. Zum Glück konnte Gernot in einem wilden Zick-Zack-Kurz den meisten von ihnen ausweichen, aber immer wieder wurde unser armes Häuschen böse durchgeschüttelt. Wir trösten uns damit, dass unser WoMo gebürtige Italienerin ist und eh auch für solche Straßen ausgelegt ist. Aber auf Dauer wäre das nichts, unsere Schnecke ist schließlich mit ihren knapp 34 Jahren bereits eine ältere Dame. Ach ja, ob wir hier überhaupt richtig sind, wissen wir gar nicht, denn es gibt in diesem dicht bewaldeten Gebiet keinen Handy-Empfang. Aber Ilse meint, es müsste eigentlich passen und wenn Ilse das meint, dann wird es auch passen. Dann sehen wir ein Hinweisschild zu einem Tourismus-Ressort, das sich „Chanti-Lodge“ nennt. Da sagt Ilse lachend: „Spätestens da haben wir wieder ein Netz, wirst sehen.“ Genauso war es dann auch und Google-Maps bestätigte dann gleich unseren gewählten Weg, wir waren bis wenige Kilometer an unser Tagesziel Vieste herangekommen. Fein. 
Um ca. 12 Uhr 30 rollen wir dann beim „Camping Molinella Village Vacanze“ vor und kriegen vom altehrwürdigen Chef einen schönen Stellplatz zugewiesen. Der Platz und überhaupt das ganze Ambiente sind uns auf Anhieb sympathisch – gut möglich, dass wir hier länger bleiben werden. Beim Anstecken des Stroms legen wir gleich eine doppelte Slapstick-Nummer hin. Zuerst geht Gernot mit der Kabeltrommel in der Hand zum ziemlich genau 50 Meter entfernten Stromkasten hin – super, denn die Trommel muss beim WoMo bleiben und dort angesteckt werden. Also wieder retour und das Ganze noch einmal. Und der zweite Teil der unfreiwilligen Komik-Einlage war, dass wir etwas später bemerkten, dass sich einen (!) Meter neben unserem WoMo eh auch ein Stromkasten befunden hätte. Da mussten wir dann wirklich herzhaft über uns selber lachen
😊. Wir kommen dann schnell mit unseren Nachbarn ins Gespräch, sogar noch vor dem Abladen der Vespa. Wir plaudern mit Campern aus Wien, Steyr uns Pfaffenhausen, wir sind eindeutig in einer deutsch-österreichischen Ecke angesiedelt worden. Passt. So erfahren wir gleich, dass es hier am Platz nur ein kleines Cafe gibt, das Restaurant befindet sich aber eh nur 200 Meter entfernt. Und es sei sehr gut und relativ günstig. Das hört man natürlich gerne. Bei einem ausgiebigen Spaziergang erkunden wir dann gleich die Umgebung, gehen natürlich auch an den sehr gepflegten Strand hinunter und genießen den schönen Ausblick auf die nur drei, vier Kilometer entfernte Stadt Vieste. Wir nehmen dann in der hübschen Strandbar Platz, dort bestellen wir uns Kaffee und für jeden ein Piadine. Einmal mit Schinken für Ilse, Gernot wagt sich über die Version mit Thunfisch. Die Snacks waren durchaus genießbar, ein Fertigprodukt halt, aber das wussten wir natürlich schon vorher. Nach einem feinen Nachmittagsschläfchen und einem Pasch haben wir dann einstimmig beschlossen, dass wir heute nicht mehr kochen werden. Und so haben wir uns mit einer Schokoladensemmel (Gernot) und einer Packung Lachgummi (Ilse) zufriedengegeben. Schön ist es hier, ruhig ist es hier, nette Nachbarn haben wir hier – wir sind also mehr als nur gut in Vieste angekommen.
Mittwoch, 27. September 2023 
Nach einer sehr feinen und angenehmen kühlen Nacht, haben wir uns mit einem guten Kaffee die heutigen Lebensgeister eingehaucht. Die heiße Dusche hat uns dann endgültig fit für den Tag gemacht und noch am Vormittag sind wir mit der Vespa losgefahren. Wir wollen uns die Stadt Vieste näher anschauen und auch die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort abchecken. Weit haben wir es ja nicht dorthin und schon nach wenigen Kilometern stellen wir uns direkt an der historischen Altstadt ab. Vieste ist ziemlich touristisch, das sehen wir gleich an den Preisen der Restaurants. Gleich beim allerersten Souvenir-Shop kaufen wir uns ein nettes Bildchen von Vieste, danach machen wir einen kleinen Rundgang durch die Altstadt. Wir überwinden zahlreiche Treppen, es geht fast immer auf und ab, ziemlich anstrengend das Ganze. So kommen wir dann auch zum Dom von Vieste, um ihn zu besichtige, hätten wir eine weitere, elendslange Treppe bezwingen müssen, das war aber sogar Ilse zu anstrengend. Dem Dom wird’s wurscht gewesen sein 😊
Wir kommen dann wieder in den modernen Teil der Stadt und neben einer der Hauptstraßen nehmen wir vor einem Kaffeehaus Platz. Bei der eher mürrischen Kellnerin bestellen wir uns einen Espresso Doppio und für Ilse eine Portion Schwarztee. Eigentlich wollten wir uns noch zwei resche Cornetti dazu gönnen, aber die waren leider ausverkauft. Die Vitrine, in der einige dieser Cornetti zum Verkauf bereitlagen und die wir von außen gut sehen konnten, wird wohl eine Fata Morgana gewesen sein. Wurscht natürlich, wenn auch ein wenig verwunderlich. Dafür kriegten wir zu unserer Bestellung zwei kleine, aber sehr gute Dolci serviert und die fanden sich dann auch nicht auf der Rechnung. Passt. Nach der Einkehr suchte Ilse dann per Google-Maps nach einem Supermarkt und siehe da: ein „Conad“ befand sich keine 200 Meter entfernt. Der eher sehr kleine Laden hat dann aber nicht viel hergegeben, er hat zum Beispiel gar kein Gemüse im Angebot gehabt. Und auch kein Faschiertes. Dafür aber Pattys für Burger und da haben wir dann zugeschlagen. Das ist uns sogar lieber als eine Portion Faschiertes, denn das sind meistens 400 oder 500 Gramm und das ist uns eigentlich zu viel. Aber die vorgeformten und gewürzten Pattys haben gemeinsam nur 160 Gramm gewogen, das ist für uns ideal. Ein paar Flaschen Bier durften dann auch noch mitkommen und bei der Heimfahrt sind wird dann noch bei einem Gemüseladen vorbeigekommen. Dort suchten wir uns einen schönen, gelben Paprika aus, der kostete – bei 10 Prozent Skonto – 55 Cent. Ilse gab dem freundlichen Verkäufer eine 1-Euro-Münze, der Mann gab ihr 50 Cent zurück, also Doppel-Skonto. Passt und wenn wir noch einmal Gemüse brauchen sollten, dann wissen wir, wo wir es kaufen werden. Dann sind wir endgültig zum Platz zurückgefahren und obwohl Vieste nur drei, vier Kilometer weit weg ist, haben wir es mit dem „Sightseeing con Vespa“ auf immerhin 19 Kilometer gebracht. 
Nach einem Pasch hat sich dann Gernot ans Kochen gemacht, heute mal ein wenig früher. Schnell waren die Zutaten zusammengebrutzelt, übrigens eignen sich die Burger-Pattys hervorragend für unser 1er-Menü. Nach dem ausgezeichneten Essen – so viel Raum für Eigenlob muss sein – hat uns das damit verbundene Fresskoma in einen tiefen  Verdauungsschlaf fallen lassen. Der dauerte bis 19 Uhr 30, draußen war es schon dunkel. Wir sind runter an den Strand spaziert, der fast schon volle Mond hat uns ausreichend Licht gespendet und wir waren einmal mehr überwältigt vom herrlichen Blick auf die beleuchtete Stadt Vieste. Der große Leuchtturm warf immer wieder sein grelles Licht auf uns, einfach nur wunderschön. Wir sind noch lange einfach so und Hand-in-Hand dagestanden und waren wieder einmal sehr, sehr dankbar, dass uns das Schicksal ein derart schönes Leben beschert hat. Daheim im WoMo haben wir uns dann noch einen Spätabend-Pasch ausgespielt und nebenbei besorgt die Nachrichten über ein schweres Erdbeben bei Neapel (4,6) verfolgt. Das war bis Rom hinauf zu spüren, passiert ist aber zum Glück nichts, das ist schon mal die Hauptsache.
Donnerstag, 28. September 2023
Schön ruhig ist es hier am „Camping Molinella Village Vacanze“, lediglich ein einzelner Vogel sorgte mit seinem seltsamen Balz(?)-Ruf für ein Geräusch. Zwar hört man ab und zu Hunde bellen, aber die befinden sich außerhalb des Campingplatzes, stören also nicht wirklich. Wunderbar ausgeschlafen sind wir schon kurz nach 7 Uhr 30 (!!) aufgestanden und haben in aller Ruhe unseren Kaffee genossen. Das Wetter ist herrlich, kaum eine Wolke ist am Himmel zu sehen und es wird auch heute nur knapp über 30 Grad warm. Den Vormittag verbringen wir mit Relaxen, wir machen einen Pasch und später gönnen wir uns eine feine Jause mit Salami und Parmesan. Derart gestärkt werfen wir dann gegen 13 Uhr unseren Roller an und als erstes erkunden wir eine kleine Straße, die außerhalb unseres Campingplatzes direkt am Meer entlangführt. 
Die haben wir gestern schon „entdeckt“, als wir auf der Suche nach dem großen Waschhaus waren. Wir duschen nämlich bislang ganz in der Nähe unseres WoMo und sind dort meistens ganz allein. Das liegt daran, dass an den Türen der Duschkabinen der Hinweis angebracht ist, dass es hier erst ab dem späten Nachmittag Warmwasser geben soll. Nun, die stets experimentierfreudige Ilse hat gleich herausgefunden, dass dem nicht so ist – schon in aller Früh sprudelt schön heißes Wasser aus den Duschköpfen, lediglich die Waschbecken bieten nur kaltes Wasser. Zum Zähne putzen reicht uns das, Hauptsache es ist alles schön sauber hier, aber da können wir wirklich nicht klagen. Wir begeben uns also auf die kleine Straße, müssen aber bald einmal feststellen, dass die leider nirgendwo hinführt, so schön sie auch ist. Also kehren wir um, bleiben bei einem Parkplatz noch mal kurz stehen und schauen einfach so aufs weite Meer hinaus. Hätten wir das Fernglas eingepackt, dann könnten wir übrigens bis zum kroatischen Istrien rüber schauen. Nach der kleinen Pause begeben wir uns dann auf die Hauptstraße – unser heutiges Ziel ist die kleine Stadt Peschici, von der uns unser lieber Freund Markus vorgeschwärmt hat. Die ist ca. 25 Kilometer entfernt und die Fahrt dorthin ist einfach nur wunderbar. Es reiht sich Kurve an Kurve, es geht rauf und runter, immer wieder fahren wir dem Meer entlang, oft ein-, zweihundert Meter oberhalb. Schon vor dem Wegfahren hat Gernot beschlossen, dass wir uns heute nicht von ungeduldigen Vollgas-Piloten jagen lassen werden. Taucht einer hinter uns auf, dann fahren wir sofort rechts ran und lassen uns gefahrlos überholen. Und was sollen wir sagen? Es war kein einziges Mal notwendig, es herrscht hier nämlich überhaupt kein Verkehr. So können wir ungestört jede einzelne Kurve genießen und wir durchfahren hunderte davon. Wenn es einmal eine Gerade gegeben hat, dann war diese keine 200 Meter lang, da lacht das Vespisti-Herz. So sind wir völlig entspannt in Peschici eingetroffen und wie üblich parken wir direkt im Zentrum. Heute müssen wir sogar ein bisschen frech sein und kurz an einem Baugitter vorbei gegen eine Einbahn fahren, aber eh nur ein paar dutzend Meter – wie schon oft erwähnt: Mit einer Vespa darf man sich in Italien alles erlauben und mit einer roten Vespa gar alles 😊. Die Stadt ist wirklich sehenswert, die Altstadt ist weitgehend erhalten geblieben und hier darf auch kein Auto mehr fahren. So bewundern wir die uralten Häuser und schlendern fein durch die engen Gassen bis zu einer historischen Burg, von der wir einen herrlichen Blick aufs Meer haben. Übrigens nach allen Seiten hin, mal liegt das tiefblaue Wasser links unter uns, manchmal rechts. Ein Traum. Es sind nur wenige Leute unterwegs, übrigens sehen wir nur Italiener. In der Hochsaison schieben sich hier sicher die Massen durch die engen Gassen und bei 40 Grad ist das dann sicher nicht mehr so chillig wie heute. 
Jetzt wäre ein Käffchen genau das Richtige und schon vor einer halben Stunde sind wir an einer kleinen Osteria vorbeigekommen. Die finden wir natürlich wieder, aber irgendwie sagt sie uns nicht zu. Zwar wäre ein Tisch frei gewesen, aber alle Gäste hier sind beim Essen und wir haben keinen Hunger. Und nur wegen zwei Espressi wollen wir den Tisch nicht blockieren, dafür sind wir von Kindheit an zu sehr touristisch geprägt. Also spazieren wir aus der Altstadt raus in Richtung Vespa und kurz vorher nehmen wir im Gastgarten eines Kaffeehauses Platz. Ein ausgesprochen netter und redefreudiger Kellner brachte uns dann einen „Cafe Americana“ für Ilse, Gernot ist natürlich erneut nicht an einem „Espresso Doppio“ vorbeigekommen. Einfach nur phantastisch. Danach schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt und beim einzig geöffneten Souvenirgeschäft finden wir doch tatsächlich einen roten Vespa-Kühlschrankmagneten mit Peschici-Aufdruck. Da lacht das Sammlerherz. Dann aber nix wie rauf auf die Vespa und raus aus der Stadt. Doch schon wenige hundert Meter außerhalb von Peschici lockt uns ein Hinweisschild zu einer Kirche, die den schönen Namen Santa Maria di Loretto trägt. Dort stellen wir die Vespa im Schatten des Gotteshauses ab und verbringen völlig alleine eine gute halbe Stunde lang eine wunderbare Rast. Das sind immer die schönsten Momente, wenn wir ganz für uns sein können, wenn wir ungestört den Blick auf ein Gebäude oder in eine Landschaft genießen können. 
Im Hochsommer undenkbar, in der Nachsaison normal, wir sind uns des Privilegs unseres Pensionisten-Daseins stets bewusst. Nach diesem feinen Break sind wir dann wieder zum Campingplatz zurückgefahren und wieder sind wir nie überholt worden. Zwar war einmal ein Fahrzeug hinter uns und Gernot wollte sogleich rechts ranfahren, aber dann ist der Kastenwagen abgebogen. Brav. Kurz vor unserem Campingplatz haben wir dann unseren Augen kaum getraut, denn wir sind in eine massive Verkehrskontrolle geraten. Mitten im Ort waren gleich mehrere Carabinieri versammelt und haben einige Fahrzeuge aufgehalten. Und für die Kontrollierten wird das ein teurer Spaß gewesen sein, denn innerorts sind hier nur 50 km/h erlaubt und ein „richtiger“ Italiener fährt hier natürlich so schnell wie es geht, also mindestens einen 80er. Solche Kontrollen würden wir uns viel öfter wünschen. Ach ja, wir wurden übrigens nur freundlich weitergewinkt, denn wie üblich haben wir uns ans geforderte Tempolimit gehalten, heute waren wir überhaupt nur mit 40 km/h unterwegs. So sind wir schließlich bei unserem WoMo angekommen und haben die lässige Fahrt und die Stadtbesichtigung erst einmal ein wenig sacken lassen. Am Abend sind wir dann zum ersten Mal ins Restaurant gegangen, das zum Campingplatz gehört und sich ebenfalls „Molinella“ nennt. Wir haben auf der Terrasse Platz genommen und sind von einem absolut perfekten Kellner bedient worden. Das mögen wir 😊. Die Speisekarte gibt ordentlich was her, also lässt sich Ilse ein fein geschnittenes Rinderfilet mit massig Rucola bringen, Gernot gönnt sich mal wieder die frittierten Meeresfrüchte. Dazu Wein und Bier, als Nachspeise ist dann für Ilse noch ein Limonen-Eis zu Tisch gekommen. Ein wunderbares Essen, das mit seinen 70 Euro zwar nicht unbedingt billig, aber durchaus angemessen war. Immerhin haben wir noch ein schönes Trinkgeld dagelassen, perfekte Bedienung schätzen wir. Wirklich pappsatt sind wir dann zurück zu unserem Häuschen spaziert und haben uns dort bald einmal zur Ruhe begeben. Was war das heute wieder für ein lässiger Tag und wir sind guten Mutes, dass wir das über den morgigen Tag auch sagen werden. Geil!
Freitag, 29. September 2023
Das war wieder eine wunderbar ruhige Nacht, es gefällt uns hier mit jedem Tag noch besser. Schön langsam merken wir den Herbst, denn in der Früh hat es nur um die 18 Grad, aber natürlich sorgen diese Temperauren für einen erholsamen Schlaf. Nach dem Frühstück machen wir den obligaten Vormittags-Pasch und relaxen danach gemütlich vor uns hin. Als es uns dann warm genug ist, fahren wir nach Vieste rüber, denn wir müssen dringend frisches Benzin in unser Moped füllen. Bei der Gelegenheit wollten wir dann gleich ein paar Sachen einkaufen, aber zu unserer Verwunderung waren alle Geschäfte geschlossen. Also fahren wir zum öffentlichen Strand hinunter, da ist uns schon ein Kunstwerk aufgefallen, das wollen wir uns aus der Nähe anschauen. Es handelt sich dabei um überdimensionale Arme, die sozusagen aus dem Boden wachsen. Mit den Händen formen diese Skulpturen verschiedene Motive, das schaut wirklich nicht schlecht aus und ist wahrscheinlich einzigartig. Einen Hinweis auf den/die Künstlerin finden wir nicht, vielleicht googeln wir das später noch genauer nach. Wir machen natürlich einige Bilder von den Kunstwerken und beobachten auch den einen oder anderen Schwimmer, der sich hier, mitten in der Stadt, in die Fluten wagt. 
Dann machen wir uns zu Fuß auf die Suche nach einem Imbiss oder einem Restaurant, es ist längst nach Mittag und da kann Nahrung keineswegs schaden. Schon nach 200 Metern lockt uns ein Kebap-Laden, der sich „Istanbul“ nennt. Für diese Form des Fastfoods sind wir immer zu haben, also gehen wir hin. Aber nicht hinein, denn dieser Laden ist uns schon auf den ersten Blick irgendwie zu gammelig. Das ist wirklich selten, denn mit Sauberkeit haben wir bei Kebap-Lokalen eigentlich noch nie Probleme gehabt. Auch dass sich überhaupt keine Gäste in dem kleinen Restaurant befinden schreckt uns ab, denn das ist selten ein gutes Zeichen. Wurscht, Vieste ist kein kulinarisches Brachland, wir finden schon was anderes. Tatsächlich sind aber die meisten Restaurants geschlossen, es ist halt schon Saisonende und die Einheimischen werden schon wissen, wo es was zu essen gibt. Wir wissen das nicht, also spazieren wir gemütlich zur Vespa zurück und bleiben vor der Weiterfahrt noch im Park mit den Hände-Skulpturen sitzen. 
Danach beschließen wir, dass wir „unserem“ Straßen-Cafe noch einen Kurzbesuch abstatten werden, ein Espresso und ein Schwarztee, dazu vielleicht ein Croissant oder ein Dolci, das würde uns über den größten Hunger-Ast drüber retten. Aber nix da – auch in diesem stets stark frequentierten Lokal sind die Rollläden heruntergelassen, nix mit Tee und Kaffee also. Komisch, vielleicht wird heute irgendein lokaler Feiertag begangen – wir wissen es nicht. Allerdings werden wir nicht an Hunger und Durst sterben müssen, denn im WoMo warten sowohl Kaffee, als auch ein Marmorkuchen auf uns, das wird uns laben. Also zurück zum Campingplatz, erstmal ein bisschen ausstrecken und danach eine feine Kaffeejause genießen. Gegen 17 Uhr brechen wir aber noch einmal auf, denn auf der Hauptstraße kommen wir täglich an einem „Super-Mercato“ vorbei und wie wir uns heute schon versichert haben, wird er am späten Nachmittag wieder aufsperren. Wir sind die einzigen Kunden, kaufen wenigstens ein paar relativ günstige Flaschen Bier ein, Brot und eine kleine Salami dürfen uns auch nach draußen begleiten. Allerdings wollten wir auch die Zutaten für unser Einser-Menü besorgen. Es gibt zum Glück noch zwei weitere Einkaufsmöglichkeiten hier und beide greifen wir nacheinander an. Allerdings machen uns die Supermärkte nicht glücklich, jeweils zwei Drittel der Regale sind leer, auch hier ist die Saison vorbei und es wird nur mehr abverkauft. So müssen die Läden in der ehemaligen DDR ausgeschaut haben
😊. Zwar finden wir noch einen einzelnen Liter Milch, aber der wird schon morgen ablaufen, also bleibt er im Geschäft zurück. Ein paar Konserven hätten wir kaufen können, aber die Preise für den angebotenen Thunfisch waren jenseitig und lagen gut um das Doppelte über den von „normalen“ Supermärkten. Danke, wir müssen ja nichts zwangsweise in jede Touristen-Falle tappen. Mittlerweile ist es fast stockdunkel geworden, die Dämmerung setzt hier ziemlich schlagartig ein und wir schauen, dass wir rasch zum Campingplatz zurückkommen. Schon vor einer halben Stunde sind wir einem großen Wohnmobil mit Innsbruck-Land Kennzeichen begegnet und Gernot meinte scherzhaft, dass die sicher auf unseren Platz zufahren. Und tatsächlich – das WoMo mit der IL-Nummer steht direkt neben uns. Natürlich kommen wir gleich mit dem Paar ins Gespräch – sie sind noch älter als wir 😊. Leider sind sie mit ihrem Platz so gar nicht zufrieden, er ist ihnen zu klein, sie hätten gerne einen mit Meerblick gehabt. Aber die sind erstens noch kleiner und zweitens ausgebucht. Tja, da kann man nix machen, das muss man hinnehmen. Wir lassen es dann in aller Ruhe 19 Uhr werden und wandern dann die zwei-, dreihundert Meter zum Restaurant hinüber, heute gehen wir den Strand entlang. Wir speisen wieder ausgezeichnet, heute genehmigen wir uns beide eine Pizza, Gernot hat sich als Vorspeise noch marinierte Anchovis auf Rucola gegönnt – der absolute Traum. Auch die Pizzen waren hervorragend, vom Doppio bzw. dem Limonensorbet als Nachtisch brauchen wir gar nicht reden. Bei der Kontrolle der Rechnung haben wir dann bemerkt, dass der Espresso nicht den Weg auf den Bon gefunden hat, also reklamierten wir zur Verblüffung der Kellnerin und zahlten nach. Das hat die gute Frau ziemlich sprachlos gemacht, aber wir sind nun mal ehrliche Gauner 😊. Wir haben uns danach noch fein vors WoMo gesetzt und das eine oder andere Kaltgetränk zu uns genommen. Für morgen haben wir noch kleine Pläne, leicht möglich, dass wir gar nichts unternehmen. Oder das volle Programm, wie gesagt, wir wissen es noch nicht. Und das ist – neben vielem anderen – wohl das Schönste an unserer Art des Campings …
Samstag, 30. September 2023
Gleich nach dem Frühstückskaffee fällt die wichtigste Entscheidung – wir rufen einen Schlunztag aus. Das lieben wir. Denn das bedeutet: Paschen, paschen, paschen, dazwischen ruhen und gut essen. Passt. Unsere Tiroler Nachbarn sind ziemlich gefrustet schon um 8 Uhr 10 abgefahren, möge es ihnen woanders besser gefallen. Ilse hat dann wieder einen ausgiebigen Strandspaziergang unternommen und tolle Fotos gemacht, Gernot hat sich derweil lieber hingelegt. Eine sehr angenehme Besonderheit auf diesem Campingplatz ist, dass regelmäßig ein lokaler Obst- und Gemüsehändler mit seinem Klein-LKW vorbeikommt, heute hat ihm Ilse einen wunderschönen Paprika, eine große Knolle Knoblauch und einige Zwiebel abgekauft. Übrigens nicht irgendwelche Zwiebel, sondern eine Sorte, die sich Tropea nennt. Die kennen wir von daheim überhaupt nicht, sie lassen sich am besten als Schalotten beschreiben, aber in der Form einer übergroßen Kiwi-Frucht. Für alles zusammen hat Ilse genau 2 Euro abgelegt, das ist ein sehr fairer Preis. Das sind schon mal die ersten Zutaten für unser Einser-Menü, das morgen auf dem Programm steht. Also unterbrechen wir für eine knappe Stunde unser selbstauferlegtes „Dolce far niente“ und fahren mit der Vespa zum Euro-Spin nach Vieste rüber, um die restlichen Zutaten einzukaufen. Schnell sind Bier, frische Nudeln, Joghurts und Brot zusammengekauft – auch heute entscheiden wir uns, statt dem üblichen Faschierten doch lieber wieder Burger-Pattys mitzunehmen. Die haben sich bei der Premiere sehr bewährt. Zurück am Platz haben wir uns dann auf die Terrasse der kleinen Bar gesetzt und einen fantastischen Espresso Doppio und einen Campari-Orange für Ilse genossen. Übrigens scheint die Kombination von Campari und Orangensaft in dieser Gegend relativ unbekannt zu sein, zumindest muss Ilse ihren Lieblings-Drink immer näher erklären. Und wir haben geglaubt, Campari-Orange sei typisch italienisch … 
Als Nachtmahl geben wir uns heute mit einer fulminanten Jause zufrieden, die kleine, gestern im Supermarkt gekaufte Salami ist außergewöhnlich gut, dabei hat sie gerade mal 3 Euro irgendwas gekostet. So geht ein Tag zu Ende, der zwar wenig ereignisreich, dafür aber voll erholsam war. Vielleicht unternehmen wir morgen wieder eine größere Ausfahrt mit der Vespa, vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen …

 

 

 


Sonntag, 1. Oktober 2023
Heute ist uns aufgefallen, dass wir einen neuen Rekord aufgestellt haben – das ist jetzt unsere allerlängste WoMo-Reise überhaupt. Bislang hatte ja die Reise nach Sizilien im Jahr 2015 mit ihrer vierwöchigen Dauer diese Spitzenposition inne, aber nun wird sie von unserer 123. Fahrt abgelöst, da wir ja nun schon den 34. Tag lang unterwegs sind. Geil – und es ist ja noch lange kein Ende in Sicht, wir haben es nämlich überhaupt nicht eilig nach Hause zu kommen. Obwohl es da auch sehr schön ist, aber das ist eine ganz andere Geschichte 😊.
Noch während in der Früh unser braver Kaffee-Vollautomat vor sich hin blubbert, geht Ilse rüber zum kleinen Bistro und kommt mit zwei fangfrischen Cornettos zurück. Es waren die beiden letzten uns derart gut, dass wir sie wohl künftig vorbestellen werden. Bald schon kommen wir überein, dass unser Moped den heutigen Tag unter seiner Plane verschlafen darf, Kampf-Relaxen ist angesagt. Wir kommen dann mit einem Paar aus Süddeutschland ins Gespräch, vor allem deshalb, weil sie eine wunderschöne 300er Vespa mit dabeihaben. Die hat – wenn man die Spiegel abmontiert – in der Heckgarage Platz, trotz ihrer gut 170 Kilo. Sie ist weiß und der Besitzer hat ein paar nette Extras angebracht, zum Beispiel LED-Laufblinker, das haben wir auch noch nie gesehen. Und der Roller hat sowohl einen Seiten- als auch einen Hauptständer, letzteren haben wir schon öfter vermisst, aber damit könnten wir sie mit unserem Rampensystem leider nicht aufladen. Ilse hat dann wieder alleine einen kleinen Strandspaziergang unternommen und später haben wir erneut dem Bistro wohlschmeckenden Kaffee abgekauft. Als Gernot einen zweiten Espresso Doppio bestellte, war die Dame an der Bar etwas skeptisch ob der großen Menge an Koffein. Aber Gernot radebrechte in seinem Mini-Italienisch den schönen Satz: „Forse no bene per Cora mia, ma molto bene per mio Felicita.“ Also in etwa: „Vielleicht nicht gut für mein Herz, aber sehr gut für mein Glücklichsein.“ Da musste die Frau herzlich lachen und reichte den zweiten doppelten Espresso rüber. Natürlich haben wir auch heute wieder den einen oder anderen Pasch auf den Teller geklopft und wie es dann unter Scherzen und Lachen Essenszeit geworden ist, hat Gernot den Kochlöffel geschwungen. Schnell waren Tropea-Zwiebel, Paprika und das Patty-Fleisch zusammengekocht, schnell noch mit Weißwein ablöschen, Panna dazu und zuletzt die 2 Minuten lang gekochten Nudeln daruntermischen. Herrlich, wie gut, dass uns das auch beim x-ten Mal immer noch so schmeckt, zu Hause haben wir dieses Menü übrigens noch nie gekocht, das ist und bleibt unsere Parade-Mahlzeit im Wohnmobil. Satt und zufrieden haben wir dann gerade noch die Kraft für einen Gute-Nacht-Pasch gehabt und ein paar kühle Drinks haben uns darüber hinaus die nötige Bettschwere geliefert. Camping vom Feinsten! Morgen wird wieder die Vespa zum Einsatz kommen, sogar ein ungefähres Ziel haben wir schon. Aber jetzt gehen wir erstmal schlafen …

Montag, 2. Oktober 2023
Was ist das für ein wunderbar ruhiger Campingplatz hier, nur ab und zu lässt uns der Ruf eines Vogels oder das Bellen eines weit entfernten Hundes wissen, dass wir nicht alleine auf der Welt sind. Übrigens dürfte heute so etwas wie der große Abreisetag sein, denn im 5-Minuten-Takt verlassen die Wohnmobilisten nach und nach den Platz. Nach dem Frühstück starten wir unser Moped, der erste Weg führt uns ins Zentrum von Vieste, weil wir frisches Bargeld brauchen. Ilse hat schon im Netz herausgefunden, dass es beim Postamt einen Geldautomaten gibt, das wissen aber natürlich auch die Einwohner von Vieste. Und weil gerade Zahltag war, staut es sich ein wenig vor dem Bankomaten, aber einen derartigen Stau nehmen wir normalerweise gerne hin. Heute nicht, lieber gehen wir ums Eck in unser „Stamm-Kaffeehaus“ und stärken uns für den heutigen Tag. Heute gibt es kein Dolci gratis dazu, scheint also eher eine Frage der Tagesform dieses Lokals zu sein. Nach dem kleinen Break gehen wir wieder die paar Schritte zum Postamt rüber, die Warteschlange ist deutlich kleiner geworden, aber vier, fünf Leute warten immer noch. Wurscht, wir haben es ja nicht eilig. Schließlich spuckt der stark beanspruchte Blechtrottel auch für uns Geld aus und wir können die geplante Ausfahrt richtig antreten. Es geht dem Meer entlang in Richtung Süden, nach dem Stadtzentrum folgt eine lange Camping-, Flanier- und Campingmeile – hier reiht sich ein Hotel, ein Restaurant und ein Campingplatz an den anderen. In der Hochsaison ist hier garantiert die Hölle los, aber heute cruisen wir mit einem lockeren 50er dahin. Danach geht es hügelig weiter, immer wieder rauf und runter. Es sind aber nur wenige Fahrzeuge unterwegs, also kommen wir gut voran. Immer wieder einmal bleiben wir stehen, weniger wegen der Erholung, sondern viel mehr wegen den herrlichen Aussichten auf die Umgebung und das tiefblaue Meer. 
Etwas außerhalb von Vieste bleiben wir bei einer wunderbaren Felsformation stehen, die einen großen Bogen bildet, wo das Meer darunter durchfließt. Das muss natürlich fotografiert werden und die Bilder sind einfach nur phantastisch. Unser eigentliches Ziel ist aber der Ort Pugnochiuso, hier haben unsere Freunde Barbara und Markus mit ihren beiden Buben Urlaub gemacht – wir wollen mal schauen, warum sie von diesem Ort so schwärmen. Bald einmal lässt uns dann ein Hinweisschild von der Hauptstraße nach Pugnochiuso abbiegen und nach wenigen Kilometern kommen wir an besagtem Ressort vorbei. Auch hier ist bereits die vielzitierte „Tote Hose“ angesagt, wir sehen ca. 15 Golf-Wagerln, die herrenlos ihrer Benutzung harren, dutzende leerstehende Bungalows und gefühlt tausend Satelliten-Schüsseln. Ohne darüber überhaupt geredet zu haben wissen wir – hier würden wir nicht mal als Abziehbild irgendwo angeklebt sein wollen, solche Hotel-Moloche sind nix für uns. Aber – jeder wie er meint und für unsere Freunde wird es sicher passen. Hier, im geschützten Rahmen mit vielen Animateuren, Hüpfburgen oder Trampolinanlagen können sie die Kinder untertags auch mal eine Zeit lang unbeaufsichtigt lassen und das ist ja schon mal nicht nichts im Urlaub
😊. Wir bleiben übrigens nicht einmal stehen, der Anblick der gigantischen Bespaßungs-Industrie-Anlage genügt uns schon beim Vorbeifahren. 
Und dann wäre es mit dem Fahren fast schon wieder vorbei gewesen, denn im Ort Pugnochusio selbst sind wir in einer Rechtskurve wirklich böse ausgerutscht. Zum Glück hat Gernot noch im letzten Moment den Sand am Asphalt gesehen, war also schon sturzbereit und konnte die Vespa gerade noch abfangen. Und das, obwohl sowohl das Vorder- als auch das Hinterrad einen guten Meter nach links wegrutschte, Ilse wäre beinahe von ihrem Sitz geflogen. Puh – das war so richtig knapp, Danke liebes Karma, Danke! Mit etwas Herzklopfen haben wir unsere an sich lässige Tour fortgesetzt, nach wie vor waren wir fast ausschließlich alleine auf der Straße unterwegs. Nur bei einer kleinen aber feinen Pause sind zwei PKW vorbeigekommen, selbstredend im Formel 1 Rennmodus. Was für Deppen, immer wieder verwunderlich. Irgendwann sind wir dann wieder zur Hauptverbindung zurückgekommen und sind auf der sehr gut ausgebauten Straße nach Vieste zurückgefahren. Jetzt war wieder deutlich mehr los, aber auf der kurvigen Straße genügte ein lockerer 70er, um die PKW hinter uns zu halten. Geradeaus geht Vollgas natürlich leichter, in den engen Kurven geht den italienischen Kampfpiloten hingegen schnell das Talent aus
😊
In Vieste angekommen sind wir zielstrebig zum Euro-Spin hingefahren und haben uns ordentlich mit Wasser, Bier, Salami und Brot eingedeckt. Danach aber nix wie zurück zum Campingplatz, wo wir nach 57 Kilometer Fahrt unsere heutige Tour beendeten. Gernot hat sich danach ein wenig hingelegt, Ilse ist erneut zum Meer hinunterspaziert. Anschließend ein schneller Pasch und dann ist es eh schon Zeit fürs Abendessen geworden. Heute hat sich Ilse mal zur Abwechslung ein Wiener Schnitzel (!) bestellt und war sehr zufrieden mit dessen Interpretation, um das mal so auszudrücken 😊. Gernot hingegen war deutlich weniger experimentierfreudig, bei einer Pizza Capricciosa geht in Italien selten bis nie etwas schief. Sogar die extra bestellten Anchovis haben dem Weg auf die Pizza gefunden, Chapeau! Haben wir erst dieser Tage beim Abendessen einen wunderschönen Vollmond bewundern können, so war heute von unserem treuen Trabanten gar nichts zu sehen. Das können wir uns allerdings nicht richtig erklären, denn eigentlich war der Himmel klar. Auch andere Touristen haben sich schon auf den Mond gefreut, aber ihre Kameras haben natürlich auch sie umsonst hergerichtet. Wurscht, in den Streik wird er schon nicht getreten sein und seinen Absturz hätten wir garantiert in der Zeitung gelesen. Oh, wait … 😊. Übrigens, wir haben schon ausgemacht, dass wir auch morgen wieder hierher zum Essen kommen, man gönnt sich ja eh so wenig. Aber – die haben morgen einen Ruhetag und wie uns der Kellner versicherte, ist das der erste freie Tag für ihn seit über drei Monaten. Da kann niemand was dagegen haben, wir schon gar nicht.

Dienstag, 3. Oktober 2023
Kurz nach 8 Uhr sind wir aus unseren Betten gekrabbelt und mit einem guten Kaffee starteten wir in den Tag. Wir haben beschlossen, dass das heute unser letzter Tag hier sein wird. Es war wirklich schön, aber es zieht uns weiter und irgendwann müssen wir auch wieder nach Hause kommen. Aber wir haben dafür noch genug Zeit, werden also in keinem Fall hetzen oder so. Heute sind wir nach einem Pasch gegen Mittag aufgebrochen und noch einmal nach Vieste rübergefahren. Dort haben wir einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt gemacht, das ist wirklich ein ziemlich netter Ort hier. 
Danach haben wir ein letztes Mal dem Euro-Spin einen Besuch abgestattet und ein paar Lebensmittel eingekauft. Den Nachmittag haben wir mit Ruhen und einem Pasch verbracht, später sind wir gemeinsam eine große Runde am Strand herumgewandert. Anschließend erledigten wir die ersten Aufbruch-Handlungen, wir haben also die Vespa aufgeladen und frische Luft in die Klokassette gelassen. Für diese Mühen belohnten wir uns mit einem „Americana“ und einem „Doppio“ in der kleinen Platz-Bar, vor dem WoMo haben wir dann am Abend eine gute Jause zu uns genommen. Morgen geht’s weiter, ein Ziel haben wir auch schon – wir geben der Stadt Giulianova eine zweite Chance. Ilse hat uns bereits einen Platz ausgesucht, der liegt keine 300 Meter von jenem Campingplatz entfernt, wo uns vor knapp vier Wochen der Karaoke-Irrsinn verjagt hat. Damit geht es wieder ein Stück der Heimat entgegen, aber wir werden sicher noch eine ganze Zeit lang unterwegs sein. Und das ist auch gut so, wir sind schließlich richtige Wandervögel … 😊.
Mittwoch, 4. Oktober 2023
Es geht wieder zurück auf die Straße und so schön es hier auch war, ist es doch Zeit dafür geworden. Nach dem Frühstück wird unser WoMo routiniert auf Reise getrimmt und schon knapp nach 9 Uhr sind wir vom Platz abgefahren. Wir werden bald einmal tanken müssen und ein paar Kilometer außerhalb von Vieste kriegt unser WoMo eine frische Ladung Diesel verpasst. Es rinnt Kraftstoff für genau 100,00 Euro in den Tank, nicht billig, aber es wirkt. Die für uns relevante Autobahn ist exakt 88 Kilometer weit entfernt und dafür brauchen wir zwei Stunden. Es geht auf und ab, hin und her, manchmal sind die Straßen schmal und kurvig, dazwischen findet sich aber auch immer mal ein besser ausgebautes Stück. 
Immer wieder rasten wir für ein paar Minuten und schließlich gelangen wir auf die ersehnte Autostrada, der wir jetzt bis knapp vor Giulianova folgen werden. Bei der erstbesten Raststation kehren wir natürlich zu und stärkten uns mit gutem Kaffee für die Weiterfahrt. Insgesamt beträgt sie heutige Tagesetappe etwas unter 300 Kilometern, das Gröbste haben wir eh schon hinter uns. Der Verkehr ist mäßig, wir kommen problemlos voran und auch das Wetter ist zum Reisen ideal.
Gute 40 Kilometer vor dem Ziel fahren wir noch einmal bei einer „Area servizio“ zu und gönnen uns eine weitere Koffein-Spritze. Wie wir dann das Buffett verlassen, sehen wir sofort, dass es auf der Autobahn mittlerweile zu einem Voll-Stau gekommen ist. Da muss ein Unfall passiert sein, denn von einer Verkehrsüberlastung war nichts zu bemerken. Ilse googelt dann schnell den Grund des Staus und siehe da – ein paar Kilometer weiter hat es tatsächlich gekracht, die Dauer der Sperre bzw. die Verzögerung wird mit 15 Minuten angegeben. Dann mit 20 Minuten, etwas später mit 30 und schließlich mit einer dreiviertel Stunde. Natürlich fahren wir gar nicht auf die verstaute Autostrada auf, wogegen sich viele andere PKW-, Bus- oder LKW-Fahrer von der Raststätte in die Blechlawine hineinquetschen. Das sparen wir uns, denn ein ewiges Stopp-and-Go schadet nicht nur unseren Nerven, sondern auch unserem betagten Häuschen. Also sitzen wir den Stau aus und zwar in unseren bequemen Campingstühlen. Bald einmal beschließen wir einen Pasch zu machen, was für ein Privileg, dass wir ein jederzeit unterhaltsames Spiel dabeihaben. So eine Partie dauert fast eineinhalb Stunden und ist für uns der beste Zeitvertreib. 
Von unserer Parkposition blicken wir auf ein zweistöckiges Bürogebäude und in einem der Räume steht doch tatsächlich ein schön aufgeputzter Christbaum. Sehr skurril und natürlich wird dieses Kuriosum von Ilse bildlich festgehalten. Fröhlich paschend und eisgekühlte Limonade trinkend freuen wir uns vor allem darüber, dass wir einen derartigen Stau nicht in der größten Sommerhitze aushalten müssen. Noch vor wenigen Wochen hat es hier zu Mittag und am frühen Nachmittag garantiert an die 40 Grad im Schatten gehabt, wenn nicht mehr. Heute sitzen wir völlig relaxet und ohne zu schwitzen vor dem WoMo und haben keinen Hitzekoller zu befürchten. Ziemlich genau mit dem letzten Wurf unserer Partie ist dann langsam Bewegung in die stehende Kolonne gekommen und wie der Verkehr dann wieder so richtig geflossen ist, haben auch wir uns auf den Weg gemacht. Und 37 Kilometer später sind wir dann zum zweiten Mal während dieser Fahrt in Giulianova angekommen, diesmal von der anderen Seite. Den Weg kannten wir ja bereits und so sind wir um ca. 17 Uhr beim „Agri-Camping Garden Beach“ vorgefahren. Die Begrüßung ist dann sehr herzlich verlaufen, der Platz scheint recht neu zu sein und wir durften uns frei einen Platz auswählen. Den fanden wir dann genau zwischen Waschhaus und Restaurant, auch dass unser 10-Meter-Stromkabel für die Verbindung zum Stromkasten auf den Zentimeter genau passt, freut uns. Hier bleiben wir zwei, drei Tage, also laden wir gleich noch die Vespa ab. 
Zum Abendessen haben wir uns auch schon angemeldet und um 19 Uhr schreiten wir zur Tat. Wir sind die einzigen Gäste im Restaurant, überhaupt ist kaum (mehr) etwas los hier. Das Essen ist dann leider nur so lala, Gernots Meeresfrüchte-Teller war erwartungsgemäß ein reines Tiefkühlprodukt, das ginge direkt neben dem Meer wohl auch anders. Ilse hat eine Gemüse-Pasta gegessen, aber auch sie war nur mäßig begeistert. Wurscht, schlecht war es dann auch wieder nicht, aber für 50 Euro hätten wir uns schon mehr erwartet. Leider ist es dann am späteren Abend etwa ärgerlich geworden, denn ausgerechnet der Haushund störte uns durch sein regelmäßiges Bellen. Dabei ist es hier so, dass es für Camper mit Hunden einen eigenen Bereich gibt, damit ihre Fellnasen nicht stören. Das gilt aber nicht für den Haushund, der noch dazu gerne auch ohne Leine herumwuselt. Und das unter ununterbrochenem Bellen – bis Ilse laut und energisch „Basta!“ ruft. Erst dann haben sich die Betreiber des Platzes bemüßigt gefühlt, ihren Kläffer einzufangen. Jedenfalls brauchten wir uns nur kurz anzusehen um zu wissen, dass wir auf diesem Platz nicht bleiben werden. Es ist uns nicht nur der Hund zu laut, sondern auch die Eisenbahn, die ca. 150 Meter von unserem Häuschen entfernt ohne jeden Schallschutz an uns vorbeidonnert. Und das mehrmals die Stunde und die ganze Nacht über. Grundsätzlich können wir mit Bahnlärm gut umgehen, aber das hier ist leider jenseits unserer Schmerzgrenze. Also werden wir morgen weiterfahren, Giulianova bringt uns echt kein Glück 😊.
Donnerstag, 5. Oktober 2023
Wir reisen ab. Die Juniorchefin ist darüber alles andere als erfreut und zeigt sich leider von ihrer unhöflichsten Seite. Sie will nicht akzeptieren, dass wir ihren dauernd bellenden Hund störend finden, da helfen dann keine Argumente. Ehrlich gesagt, es ist uns ziemlich wurscht, wenn die Gute enttäuscht ist, dass sie mit uns kein Geld mehr verdient. Wir schauen in erster Linie auf unser Wohlergehen und denken nicht, dass dies abnormal egoistisch ist. Also Tschüss Campingplatz und auch Tschüss Giulianova – ganz großes Ehrenwort: Ihr beide seht uns nie wieder 😊. Schon gestern sind wir übereingekommen, dass wir wieder nach San Marino fahren werden, den Campingplatz dort mögen wir und das Restaurant ist sowieso eines der allerbesten. Und wir haben auch keine Lärmorgien durch die Rennstrecke mehr zu befürchten, weil dieser Wahnsinn nur einmal im Jahr sattfindet. Die Strecke dorthin beträgt übrigens keine 250 Kilometer und wir werden fast ausschließlich auf der Autobahn unterwegs sein. Eine lockere Etappe also. Die Abfahrt vom Campingplatz in Giulianova erweist sich dann noch als ziemlich tricky, denn unmittelbar nach Verlassen des Platzes sollten wir durch eine Unterführung der Bahntrasse fahren – die misst aber nur 3 Meter Höhe. Und weist zusätzlich eine Ab- bzw. Auffahrt von jeweils 15 Prozent auf. Das riskieren wir mit unseren 2 Meter 97 natürlich nicht, also müssen wir einen guten Kilometer gegen eine Einbahn fahren. Das war möglicherweise nicht einmal illegal, denn das wird wohl öfter mal vorkommen, dass ein WoMo höher ist als 3 Meter. Beim Einbahnschild war eh eine Zusatztafel angebracht, aber so gut können wir auch wieder nicht Italienisch. Jedenfalls ist alles gut gegangen und wie wir uns dann durch die schmale Unterführung durchquetschten, musste natürlich ein Lancia-Fahrer ebenfalls durch. Selbstverständlich ohne unseren Vorrang zu beachten, schließlich waren wir zuerst da. Nachdem die Unterführung gerade mal 5 Meter breit war, zirkelten wir haarscharf Zentimeter um Zentimeter an dem ungeduldigen Deppen vorbei, das war wieder einmal typisch für die Idiotie der meisten Autofahrer hier. Aber heute hat sich Gernot wenigstens elegant rächen können. Unser WoMo ist nach einem Kaltstart immer sehr ruß-freudig und allzeit bereit, seine dunkelschwarzen Abgaswolken loszuwerden. Dazu muss man nur ordentlich Gas geben. Und genau das hat Gernot getan, als sich der Auspuff unserer Schnecke neben dem geöffneten Seitenfenster des Lancia befunden hat. Nach dem kurzen Vollgas-Stoß schoss eine derart schwarze Ruß-Wolke ins Innere des Autos, dass es eine helle Freude war. Für uns wohlgemerkt, der Lancia-Fahrer wird weniger gelacht haben. Rache ist zwar nicht immer süß, aber manchmal tut so was einfach richtig gut. Müssen wir zugeben. Wenige Kilometer nach der erfolgreichen Lancia-Schwärzung sind wir dann auf die Autobahn gekommen und trotz dem Wahnsinns-LKW-Verkehr zuckelten wir störungsfrei in der Blechlawine dahin. Unnötig zu erwähnen, dass wir erneut bei nahezu jeder Autobahnraststätte eingekehrt sind, der Kaffee in Italien ist einfach unwiderstehlich gut. Bei der Ausfahrt Rimini Sud sind wir schließlich von der A14 abgefahren und nachdem wir erneut bei jeder einzelnen roten Ampel stehen bleiben mussten, sind wir doch noch gut am „Camping San Marino Vacanze“ eingetroffen. Schnell waren wir eingecheckt, aber bei der Platzwahl zeigten wir uns heute ausgesprochen selektiv. Zwar hatten wir schnell einen guten Stellplatz und sind sogar schon auf die Böcke aufgefahren. Aber plötzlich war uns dieser Platz nicht mehr gut genug und wir suchten uns auf dem Terrassenplatz eine andere Abstellmöglichkeit, sozusagen einen Stock tiefer. Hier brauchten wir gar nicht die Auffahr-Böcke auspacken, denn wir stehen sehr gerade da, das bemerken wir sofort. Schnell ist die Vespa abgeladen, der Tisch und die Stühle stehen ebenfalls rasch bereit und kaum war der Strom angesteckt, da haben wir schon den ersten Besuch der beiden schwarzen Platzkatzen bekommen. 
Die sind immer als Duo unterwegs und es scheint ganz so, als hätten sie uns schon sehnsüchtig erwartet. Zum Glück haben wir noch ausreichend Futter an Bord und wie wir uns dann eine kleine Zwischendurch-Jause gönnen, essen wir alle vier gemeinsam. Danach ruhen wir uns ein wenig aus und weil wir uns bereits beim Einchecken einen Tisch im „Garden Restaurant“ reserviert haben, brechen wir um 18 Uhr 58 dorthin auf. Wie erwartet werden wir erneut ausgezeichnet bedient und essenstechnisch fantastisch abgefüllt – auch vom gratis gereichten Limoncello ist nicht ein einziger Tropfen übriggeblieben. Wunderbar abgefüllt und mit einem leichten Rausch sind wir dann zum WoMo zurückgewankt, so darfs zwischendurch auch mal wieder sein. Und so wird das auch in den kommenden Tagen sein, denn wir haben es plötzlich überhaupt nicht mehr so eilig, nach Hause zu kommen 😊.
Freitag, 6. Oktober 2023
Schön ruhig ist es hier, obwohl wir einen großen Schäferhund in unmittelbarer Nachbarschaft haben. Aber der ist wohlerzogen und hebt höchstens mal eine Augenbraue, wenn eine der Platzkatzen zu nahe an ihm vorbeistolziert. Übrigens ist er meistens nicht angeleint, bleibt aber trotzdem auf seinem zugewiesenen Platz liegen – alles eine Frage der Erziehung und seine Besitzer haben das offensichtlich gut im Griff. Das wird erneut ein schöner Tag werden, noch vor 10 Uhr klettert die Temperatur auf knapp 21 Grad. Nach dem Frühstück kümmert sich Ilse um unser Frischwasser, das wir im Tank mitführen. Heuer haben wir von den ca. 60 Litern noch kaum etwas verbraucht und nachdem auch das beste Tiroler Wasser durch monatelange Lagerung nicht besser wird, soll es heute abgelassen werden. Dazu bräuchten wir eigentlich nur den Stöpsel im Tank ziehen und das Wasser würde nur so rausplatschen. Aber Ilse wählt den Weg über die Wasserleitungen, ein Durchspülen der Plastikschläuche kann nicht schaden. Unsere brave Pumpe funktioniert klaglos und fröhlich sprudelt das Wasser aus der Leitung. Doch plötzlich hört Gernot ein Plätschern dort, wo es nicht hingehört – tatsächlich haben wir (wieder einmal!) vergessen, den Ablassregler für das Brauchwasser zu schließen. So rinnt das kühle Nass unter unserem WoMo auf den Boden, peinlich. Schnell ist der Drehregler geschlossen und nun ergießt sich der Frischwassertankinhalt direkt in den Brauchwassertank – den werden wir dann vor unserer Abfahrt hier ablassen.  
Gegen Mittag sind wir dann noch einmal ins historische Zentrum von San Marino raufgefahren, haben natürlich wieder ganz oben und auf „unserem“ Parkplatz die Vespa abgestellt und sind dann in „unserem“ Stamm-Cafe eingekehrt. Ilse hat sich einen Hotdog bestellt und Gernot hat wieder einen Schinken-Käse-Toast gegessen. Ein feiner Break und danach sind wir noch ein paar hundert Meter durch die engen Gassen von San Marino spaziert. Wirklich ein sehr pittoresker Ort ist das hier und wir werden mit Sicherheit nicht das letzte Mal durch San Marino spaziert sein. Nach dem feinen Break sind wir schnurstracks nach Fiorentina gefahren und im bereits öfters besuchten Supermarkt haben wir neben Milch und Bier auch eine kleine Salami mitgenommen. Beim WoMo angekommen, sind wir schon von den beiden schwarzen Katzen erwartet worden, auch heute haben sie sich wieder bis auf die Staffel gewagt und das eine oder andere Pfötchen auch in unser WoMo gesteckt. Sehr süß.
Mit einem Pasch überbrückten wir anschließend die Zeit bis zum Abendessen, heute sind wir sogar eine Viertelstunde zu spät gekommen. Das Essen war wieder sehr gut und über den Preis von Ilses Pizza „Marinara“ konnten wir nur der Kopf schütteln – aber 5 Euro sind nun mal unglaublich, vor allem für uns Innsbrucker. Daheim fangen die Preise für Pizza mindestens beim Doppelten an. Heute haben wir übrigens ziemlich lang auf den Gratis-Limoncello warten müssen, schließlich hat die geeiste Flasche aber doch noch zu unserem Tisch gefunden. Bestens gesättigt sind wir danach zu unserem Schneckchen zurückspaziert und haben uns dann bald einmal niedergelegt – Dank Limoncello hat das mit dem Einschlafen mehr als nur gut funktioniert, Zack und weg waren wir. Morgen fahren wir wieder mit der Vespa aus, rund um San Marino gibt es noch einiges zu entdecken. Wir freuen uns schon sehr drauf …
Samstag, 7. Oktober 2023
Der erste Blick aus dem Fenster zeigt uns, dass das wieder ein wunderschöner Tag werden wird. Und der zweite Blick zeigt uns, dass unsere beiden Platzkatzen bereits sehnsüchtig auf unser Aufwachen gewartet haben. Eine sitzt auf der Staffel, die andere hat es sich in einen der Campingstühle gekuschelt. Natürlich füllen wir ihnen sogleich ihre Futterschüsselchen auf, erst danach bereiten wir uns selbst das Frühstück zu – man muss eben Prioritäten setzen 😊. Anschließend nutzen wir aus, dass dieser Tage die Platz-Arbeiter eine große Stehleiter gegenüber von uns stehen haben lassen. Wir müssen nämlich zu unserem WoMo-Dach raufkommen, denn da hat sich im Dachfenster oberhalb Gernots Schlafplatz schon bei unserem ersten Aufenthalt hier ein Olivenzweig verklemmt – und der geht von selbst nicht mehr raus. Mit Hilfe der Leiter war das dann überhaupt kein Problem, der Einsatz war in drei, vier Minuten erledigt. Dann noch ein schneller Vormittagspasch und ziemlich genau zu Mittag sind wir dann mit der Vespa losgefahren. Unser Ziel ist vorerst das Bergdorf Verucchio, das als eines der schönsten in ganz Italien gilt. Es werden vom Campingplatz etwas über 20 Kilometer dorthin sein und über die gut ausgebaute Landesstraße kommen wir rasch voran. Bald schon sehen wir die Silhouette der großen Burg des Dorfes, allerdings finden wir den Weg ins Zentrum erst im zweiten Anlauf. Dafür parken wir dann unmittelbar im Schatten der Burg und gehen die 200 Meter bis zum Eingang hinauf. Besichtigt hätten wir das mittelalterliche Trumm eh nicht, aber den Ausblick von dort oben wollten wir uns schon gönnen. Aber – gerade als wir das Gelände betreten wollten, wurde das große Eisentor von einer Mitarbeiterin geschlossen – Siesta. Passt, Ruhezeiten sind in Italien heilig, also machen wir unser Sightseeing halt von weiter unten, da steht ein uralter Turm und auch von dort bietet sich ein herrlicher Blick in die Umgebung. 
So sehen wir in Richtung Westen zwei Bergdörfer, die sich wagemutig an die Felsen schmiegen – da wollen wir hin. Ilse checkt den Weg schnell auf Google-Maps und schon gasen wir los. Zuerst cruisen wir noch ein bisschen durch das historische Dörfchen Verucchio, auch mal gegen eine Einbahn und mehrmals im Fahrverbot, aber mit einer Vespa darf man schon mal ein wenig frech sein. Schließlich kommen wir doch noch aus dem Dorf raus und über die „Ponte Verucchio“ gelangen wir sozusagen auf die andere Seite des breiten Tales. Unmittelbar danach steigt dann die Straße relativ steil an und bringt uns nach ein paar Kilometer in das kleine Dorf Torriana. Die wenigen Häuser ziehen rasch an uns vorbei, ein nettes Kaffeehaus wäre uns gerade recht, aber hier gibt’s einen Espresso wohl nur in Privathäusern. Also fahren wir aus Torriana raus und gleich danach folgen wir den Hinweisschildern zu einer Burg. 
Die finden wir dann gleich, das Bauwerk befindet sich einem sehr guten Zustand und wir gerade für ein Event vorbereitet – wahrscheinlich eine Hochzeit oder so. Etwas unterhalb des historischen Gemäuers setzen wir uns auf eine Bank, schauen einfach so in die Landschaft und genießen den Rest unseres mitgebrachten Wassers. Auch hier werden unsere Augen vom allgegenwärtigen Müll beleidigt, der einfach in die Gegend geworfen wird. Überall liegen Scherben von zerbrochenen Flaschen herum, unbegreiflich, dass sich niemand die Mühe macht, die zusammenzukehren. Vor allem für Hunde ist das gefährlich, die könnte man hier nirgendwo laufen lassen. Kinder übrigens auch nicht. Nach der Erfrischungspause setzen wir unsere kleine Tour fort, das nächste Ziel ist das Dorf Montebello – nomen est omen, könnte man sagen. Denn dieses „Schönberg“ ist wirklich schön und wir nehmen uns die Zeit, durch die paar Gassen des Ortes zu spazieren. Von Montebello aus haben wir einen wunderbaren Ausblick auf Verucchio und das weiter entfernte San Marino. 
Wir nehmen dann einen anderen Rückweg und über eine sehr kurvenreiche und teilweise stark abfallende Straße kommen wir durch das Dorf Franzolini durch, danach finden wir uns an der großen Landesstraße wieder. Ilse kann sich dann erinnern, dass wir am Weg hinauf nach Verucchio an einer Abzweigung nach San Marino vorbeigekommen sind. Wieder einmal erstaunlich, denn Gernot hat diesen Wegweiser nicht gesehen. Tatsächlich, kurz vor Verucchio geht es dann plötzlich rechts weg und die Entfernung nach San Marino ist mit 12 Kilometer angegeben, also ist dieser Weg noch dazu eine ordentliche Abkürzung. Wir sind dann fast alleine auf dieser kleinen Straße unterwegs, nur hie und da werden wir von einem Motorrad überholt. Und schließlich kennt sich dann auch Gernot wieder aus, denn die letzten Kilometer führen über jene kleine, extrem steile Straße, die wir schon einmal befahren haben und die uns direkt zum Campingplatz zurückführt. Geil! Hier schließt sich dann der Kreis unserer kleinen Rundfahrt, insgesamt waren wir zwar nur 54 Kilometer weit unterwegs, aber es fühlt sich fast so an, als wären wir in einer anderen Welt gewesen. Wir sind dann gar nicht zum WoMo gefahren, sondern haben uns im „Garden Restaurant“ mit einem Espresso gestärkt und gleich für den Abend einen Tisch reserviert. Gestärkt leiteten wir anschließend unser morgiges Aufbruch-Programm ein und hievten die Vespa auf ihren Heckträger. Das hat sich heute mal ausnahmsweise als schwierig erwiesen, weil uns auf dem glatten Asphalt die Auffahrrampe weggerutscht ist und das gleich mehrmals hintereinander. Aber schließlich bequemte sich unser Moped doch noch auf seinen Transport-Platz, wo sie wie immer bombensicher festgezurrt worden ist. 
Pünktlich um 19 Uhr 01 haben wir uns dann auf der Terrasse des Restaurants begeben – das letzte Mal für heuer. Wie immer wurden wir von einer Angestellten zu unserem reservierten Platz geführt, nicht dass wir uns an den falschen Tisch setzen 😊. Das Essen war dann wieder ausgezeichnet, für Ilse hat es „Roastbeef mit Rucola und Parmesanspänen“ gegeben, Gernot hat sich für die köstlichen Garnelenspieße entschieden, ein kulinarischer Genuss der Extraklasse. Übrigens – heute ist der Limoncello-Gruß-des-Hauses nicht verspätet dahergekommen, sondern gar nicht. Wahrscheinlich wegen der Abwechslung. Aber wir haben uns nicht darüber aufgeregt oder gar beschwert, vielleicht hat das Personal gespürt, dass wir heute überhaupt keine Lust auf einen Alkohol-Kick gehabt haben. Morgen verlassen wir diesen schönen Ort und werden den Gardasee ansteuern. Damit nähern wir uns der Heimat erneut kräftig an, schön langsam geht also auch diese Reise ihrem Ende zu. Die Betonung liegt dabei eindeutig auf den Worten „schön“ und „langsam“ … 😊.
 
Sonntag, 8. Oktober 2023
Wie immer an Reisetagen stehen wir früh auf, es gibt ja einiges zu tun. Als erstes kocht uns Ilse den Frühstückskaffee und Gernot füttert die bereits ungeduldig wartenden Katzen. Dann bezahlt Ilse unseren Aufenthalt hier und schließlich lassen wir noch das Brauchwasser ab. Bei der Gelegenheit kriegt unser Häuschen schnell noch eine kleine Grundreinigung, also Windschutzscheibe und so. Es kann also losgehen und bevor wir uns bei Rimini auf die Autostrada verfügen, tanken wir unsere Schnecke randvoll. Hier in San Marino ist der Diesel um gut 30 Cent je Liter billiger, das muss man natürlich ausnutzen. Unser Ziel ist der Gardasee, bis dorthin sind es knapp 300 Kilometer, fast alle davon führen über die Autobahn. Dass am Sonntag keine LKW fahren dürfen ist natürlich ein Segen, denn so kommen wir völlig problemlos voran. Unnötig zu erwähnen, dass wir gleich mehrmals auf Raststätten auf einen Espresso eingekehrt sind. So spulen wir Meile um Meile ab, das Wetter ist zum Fahren ideal, es regnet nicht und im Oktober brennt auch in Italien die Sonne nicht mehr gnadenlos auf uns runter. Trotz einiger Kaffeepausen brauchen wir letztlich weniger als 5 Stunden für die Strecke und das, obwohl wir selten schneller als 85 km/h gefahren sind. Bevor wir auf die Gardasee-Bundesstraße kommen, bezahlen wir bei der Mautstation unseren Obolus für die Autobahnbenützung und Gernot freut sich unbändig über die 2 Euro 50, die er neben dem Kassaautomaten vom Boden aufklauben darf. Das sind immerhin deutlich mehr als 10 Prozent der Mautgebühr, da darf man sich ruhig freuen. Wir fahren dann bei Sirmione von der Bundesstraße ab und buchen uns wenig experimentierfreudig beim „Camping Tiglio“ ein. Da waren wir schon mindestens dreimal zu Gast, aber warum nicht, es hat immer alles gepasst hier. Schnell haben wir dann unseren Stellplatz bezogen und wie wir das schon von vorherigen Aufenthalten kennen, „regnet“ es den ganzen Tag über vertrocknete Blätter von den Bäumen. 
Nach dem Aufstellprogramm hätten wir, quasi als Belohnung, Lust auf einen Kaffee gehabt – aber leider, das Restaurant hat nicht geöffnet. Weil wir aber einen Angestellten sehen, fragen wir nach und siehe da – wir kriegen unseren Kaffee und unseren Tee und genießen auf der fast menschenleeren Terrasse diese Sonderbehandlung. Und der nette Angestellte freut sich über unser großzügiges Trinkgeld
😊. Nach dem obligaten Pasch ist es dann eh schon Zeit fürs Abendessen und wir delektieren uns an einer ausgezeichneten Lasagne für Ilse und nicht weniger guten „Spaghetti al Ragu“ für Gernot. Dazu einen gemischten Salat, eine wirklich runde Sache. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang über den Platz sind wir dann zum Häuschen zurück und haben uns im Freien bei kühlen Drinks die notwendige Bettschwere eingehandelt. Übrigens schwirren auch hier die Baumwanzen in Mannschaftsstärke herum, bei unseren bisherigen Aufenthalten war von den gepanzerten Tierchen noch keines zu sehen. Aber die Dinger stechen und beißen nicht, sie stinken nur im Notfall und sind uns mit ihrem unbeholfenen Flug-Stil nicht mal richtig unsympathisch. Relativ früh gehen wir dann schlafen.

Montag, 9. Oktober 2023
Dank der frühen Bettruhe sind wir schon um 8 Uhr 30 putzmunter und freuen uns auf einen schönen Tag. Das Wetter schreit geradezu nach einer Ausfahrt und weil auch der Ruf eines Wochenmarktes nicht zu überhören ist, starten wir schon am frühen Vormittag unser Moped. Es geht nach Colombare rüber, das liegt direkt neben Sirmione. Natürlich parken wir die Vespa in unmittelbarer Nähe zum ersten Marktstand und schon bei der ersten Tabak Trafik finden wir einen netten Kühlschrank-Magneten. Der Markt selbst gibt dann nicht viel her, zwar hätten wir massenhaft Kleidung kaufen können, aber Danke – an Gewand haben wir wirklich alles. Was man aber immer brauchen kann – ein ganzes, knusprig gebratenes Hühnchen. Das ist mit seinen 6 Euro 50 fast schon unverschämt günstig, so ist das heutige Essen bereits eingekauft. Dazu nehmen wir uns noch ein paar Brötchen und ein Croissant aus einer Bäckerei mit, danach fahren wir ins „Centro“ von Sirmione. Wie oft wir wohl schon hier waren, zehnmal? Wurscht, es ist immer wieder lässig hier, die Altstadt von Sirmione ist auch nach dem x-ten Besuch immer noch eine Attraktion für sich. Wir stellen uns wie immer auf dem kleinen Motorradparkplatz ab, der liegt keine 200 Meter vom Eingangstor der Stadt entfernt, das geht. Heute wird die Vespa mal wieder an die Kette gelegt, soviel Paranoia darf sein. Obwohl eigentlich schon längst die Nachsaison Einzug gehalten hat, ist erstaunlich viel los, regelrechte Menschenmassen schieben sich durch die engen Gassen – und wir schieben natürlich mit. In einem kleinen Straßen-Cafe genehmigen wir uns einen Pott Schwarztee für Ilse, Gernot schlürft genüsslich einen fantastischen „Espresso Doppio“. Beim Schlendern durch diesen Tourismus-Hotspot halten wir logischerweise stets die Augen nach Vespa-Souvenirs offen und in einem Shop werden wir dann so richtig schön fündig. Wir entdecken die Skulptur einer Vespa samt Fahrer, schon die dritte in unserer umfangreichen Sammlung.
Das Teil schaut wirklich spektakulär aus und war mit seinen 24 Euro auch spektakulär günstig. Im gleichen Geschäft kaufen wir uns dann gleich noch zwei lässige Vespa-T-Shirts, die auch nur je 10 Euro gekostet haben – Nepp schaut definitiv anders aus. Wie wir dann wieder zur Vespa zurücklatschen, sehen wir am Dauer-Parkplatz von Sirmione eine Vielzahl von schwer beschädigten Luxuslimousinen. Vor ein paar Monaten hat es hier am Gardasee eines der heftigsten Hagelunwetter aller Zeiten gegeben und Sirmione war so ziemlich am schwersten betroffen. Da sind sagenhaft teure Mercedes SUV innerhalb von Minuten von einer 150.000 Euro Karre zum 15.000 Euro Schnäppchen mutiert. Alleine jene Schäden, die heute noch zu sehen sind, gehen garantiert in die Millionen, nur auf diesem einen Parkplatz. Auch bei uns am Campingplatz sind sämtliche Wohnwägen der Dauercamper schwerstens beschädigt, da ist bei keinem der Häuschen auch nur eine Scheibe ganz geblieben. Auch an den Außenseiten der Fahrzeuge sind teilweise faustgroße (!!) Dellen zu sehen, die Hagelgeschoße müssen die Größe von Tennisbällen gehabt haben. Und die zahlreichen Videos in den sozialen Medien bestätigen das auch. Unglaublich und auch erschreckend, dass so etwas auch uns passieren könnte und sich unsere arme Schnecke von einer Minute zur anderen in einen Totalschaden verwandelt … Zurück am Platz haben wir uns dann sogleich über das immer noch schön warme Hendl gemacht, wie immer ein köstlicher Genuss. Nach einem Verdauungs-Pasch haben wir dem Shop am Platz einen Besuch abgestattet und kaufen uns Oliven, Tomaten und einen sensationell gut schmeckenden Marmorkuchen. Gegen 18 Uhr lassen wir dem Knusper-Hühnchen dann noch eine feine Jause mit Salami, Parmesan, Oliven, Tomaten usw. folgen, damit ist der Hunger für heute endgültig erledigt. Lange können wir heute nicht mehr im Freien sitzen, denn Horden an Fliegen und Stechmücken verjagen uns ins Innere unseres Häuschens. So neigt sich ein feiner Tag seinem Ende zu, erneut gehen wir relativ zeitig schlafen.
Dienstag, 10. Oktober 2023
Trotz dem frühen Schlafen-gehen pennen wir doch glatt bis fast 10 Uhr durch. Das sind beinahe 12 Stunden, aber ist das nicht vollkommen wurscht? Wir haben nix besonderes vor heute, außer dass wir was einkaufen sollten. Das machen wir dann auch, bei Peschiera hat Ilse schon einen großen „Conad“ Supermarkt ergoogelt, also nichts wie hin mit uns. Heute ist nämlich wieder Selber-kochen angesagt, natürlich unser Standard-Menü. Nach Peschiera sind es keine 10 Kilometer und im Supermarkt sind die Zutaten für das Essen schnell zusammengesucht und gekauft. Am Platz sind wir später zum See runterspaziert und dort mit einem Standup-Paddler ins Gespräch gekommen. Uns hat vor allem interessiert, was es mit den Schilfhütten auf sich hat, die sich in einiger Entfernung vom Ufer im Gardasee befinden. Und für uns schaut es so aus, als würden sich dutzende Enten in der Nähe dieser Hütten im Wasser tummeln. Das bestätigte der nette Deutsche dann auch, er habe sich extra vorsichtig den Schilfhütten angenähert, auf dass er die friedlich vor sich hin dümpelten Enten nicht aufschrecke.  
Ein paar Stunden später hat ihn Ilse beim Abwaschen noch einmal getroffen und da musste der nette Mann seine Schilderung richtigstellen – aber so richtig richtig
😊. Denn die putzigen Schilfhütten sind definitiv nicht als Rückzug für die Enten gedacht, die übrigens gar keine Enten sind. Zumindest keine echten Enten. Die Hütten dienen viel mehr Jägern als Unterschlupf und zur Tarnung, die „friedlich vor sich hindümpelten“ Enten sind aus Plastik, also sprichwörtliche Lockvögel. Der Deutsche entschuldigte sich lachend über seinen Fauxpas, aber er hatte leider seine Brille nicht aufgehabt. Irgendwie ist das ganz schön gemein von den Jägern, aber was verstehen wir schon vom Waidwerk … Dafür verstehen wir was vom Kochen und gegen 17 Uhr 30 hat sich Gernot schließlich an die „Arbeit“ gemacht. Vorsorglich haben wir gestern vom Knusper-Hendl einiges an weißem Fleisch abgezweigt und das ist heute mit Zwiebel, Paprika und Panna zu unserem Lieblings-Camper-Essen zusammengebrutzelt worden. Dazu noch die unschlagbar delikaten, frischen Nudeln – und Ilse hat schließlich noch einen Salat mit Kernöl zubereitet. Herrlich und wie immer ist kein noch so kleines bisschen des Essens übriggeblieben. Mit einem lässigen Pasch haben wir uns dann müde genug fürs Bett gemacht – für morgen haben wir noch keine Pläne, mal schauen, was der Tag bringt.
 
Mittwoch, 11. Oktober 2023
Die Nacht war heute leider schwer getrübt, denn unser unmittelbarer Nachbar hatte die ganze Zeit über die laute Klimaanlage seines Wohnmobils laufen. Und das bei knapp 18 Grad Außentemperatur. Das Ding hat sich alle drei, vier Minuten eingeschalten, brummte und klapperte dann heftig zwei Minuten lang vor sich hin, ehe es wieder stoppte. Und dann das Ganze wieder von vorn, die ganze Nacht lang. Manche Leute sind wirklich vollkommen ignorant ihren Nachbarn gegenüber, auch wenn wir solche Unverschämtheiten nur sehr selten erleben. Am Morgen hat Gernot dann den vermeintlichen Schweizer zur Rede gestellt, er war aber ein nativ Englisch sprechender Brite. Und der Depp zeigte sich völlig verwundert darüber, dass wir seine Klimaanlage als störend empfunden haben. Damit hätte er nie gerechnet, meinte er und es tue im aufrichtig leid. Aber – wir bräuchten nicht mit weiteren Störungen dieser Art rechnen, denn er würde heute ohnehin abreisen. Na, wenigstens etwas. Nach dem Kaffee dann der nächste Aufreger. Einer der Platzarbeiter startete unvermittelt einen riesigen Laubbläser und machte sich daran, die am Boden liegenden Blätter zusammenzufegen. Das muss man sich mal vorstellen. Es liegen hier ja Millionen Blätter herum, wohin will er die denn hinbringen? Noch dazu blies er eine gigantische Staubwolke vor sich her, die sofort zu uns herüberwehte und unser WoMo in trübes Grau hüllte, Ja sag, ist der denn völlig verblödet? 
Ilse hat ihn dann sofort aufgefordert, sein idiotisches Tun einzustellen und Gernot ist gleich zur Rezeption hinaufgegangen, um das zu klären. Aber der Angestellte dort war nicht nur uneinsichtig, sofort bemängelte er, dass Gernot nicht das obligate Plastik-Armbändchen trug. Und der gute Mann meinte, in gar nicht mal so schlechtem Deutsch: „Ohne dieses Band müssen Sie sowieso vom Platz abhauen!“ Ist das zu fassen? Denen geht es hier offenbar echt zu gut, da ist der Begriff „Unverschämtheit“ ja geradezu ein Euphemismus. Aber – über derartige Dreistigkeiten regen wir uns prinzipiell nur sehr kurz auf, stattdessen haben wir in Rekordzeit unsere Sachen zusammengeräumt, die Vespa aufgeladen, anschließend noch fein geduscht und keine halbe Stunde später haben wir den „Campingplatz Tiglio“ ein allerletztes Mal verlassen. Zum Glück gibt es am Gardasee Campingplätze wie anderswo Sand am Meer und nach einem kurzen Telefonat wussten wir, dass wir am „Camping La Ca“ erwartet werden. Da waren wir auch schon drei- oder viermal und dort hat es immer perfekt gepasst. Es sind ja kaum 20 Kilometer bis zum „La Ca“ und dort angekommen, kriegen wir den Platz Nummer 76, auf dem sind wir auch schon mal gestanden. Von hier aus haben wir einen unverbaubaren Blick aufs „Meer der Tiroler“ und schnell sind wir eingerichtet. 
Als erstes gönnen wir uns ein zweites Frühstück, danach legen wir uns gleich nieder, wir haben von der heutigen Nacht noch einiges an Schlaf nachzuholen. Den Nachmittag verbringen wir mit einem feinen Pasch und kurz nach 18 Uhr pilgern wir schon zum Restaurant hinauf. Ilse hat schon bei der Herfahrt angekündigt, dass sie sich wieder die „Scalopine al Vino Bianco“ bestellen wird und so ist es selbstverständlich auch gekommen. Dieses Essen hat sie sich übrigens, das wird schon ein paar Jahre lang her sein, mal drei Tage lang hintereinander gegönnt
😊. Gernot hatte heute Lust auf eine Pizza und ist in der Karte auf die Variante „Lanciafiamme“ gestoßen. Von dieser Pizza haben wir noch nie gehört und eine kurze Überprüfung mit dem Google-Übersetzungs-Tool hat ergeben, dass das Wort „Flammenwerfer“ bedeutet. Na, eh super. Gernot mag scharf ohnehin gerne und diese Pizza war dann auch wirklich ganz nach seinem Geschmack. Das Brennen auf den Lippen und der Zunge hat sich mit einem Bierchen erfolgreich löschen lassen und schon beim obligatorischen Doppio war die Schärfe von Salami, Pfefferoni und Tabasco-Sauce längst verflogen. Ein wunderbares Essen und wir freuen uns, dass wir mit der Entscheidung zum „La Ca“ zu wechseln wieder einmal alles richtig gemacht haben.
Donnerstag, 12. Oktober 2023
Im Vergleich zu gestern haben wir heute gut geschlafen und wäre der blöde Hund unter uns, der jeden Vorbeigehenden anbellt, nicht gewesen, hätten wir sogar sehr gut geschlafen. Da kann man leider nichts dagegen tun, sein Herrchen und sein Frauchen kümmert das ständige Bellen nicht, im Gegenteil – er ist an den Zaun ihres Stellplatzes gebunden, damit er ja jeden Passanten verbellen kann. Nach der Morgentoilette und dem Frühstück brechen wir gegen 10 Uhr 30 auf – in Lonato wird Markt gehalten und da müssen wir natürlich hin. Die Fahrt geht durch eine wunderbare Landschaft, den Ort kennen wir schon von mehreren Besuchen und darum wissen wir auch, dass wir bis zum ersten Marktstand zufahren können. Wir wandern den ganzen Markt entlang, es werden wohl an die hundert Standler versammelt sein. Tatsächlich werden wir fündig und erstehen gleich mal drei schöne, bunte Wäscheklammern, so etwas kann man immer brauchen. Später finden wir dann noch ein hübsches Täschchen für Ilses Handy, damit sie zum Fotografieren nicht immer ihr Telefon aus dem Heckköfferchen kramen muss. Am Hauptplatz stärken wir uns danach mit einem Kännchen Tee und dem unvermeidlichen Doppio, dazu bringt uns die ausgesprochen freundliche Kellnerin zwei köstliche Kipferln, das für Gernot ist mit Pistazien-Creme gefüllt – einmalig. Alles zusammen hat dann gerade mal 6 Euro 30 gekostet, da durfte sich die nette chinesische Angestellte noch über ein schönes Trinkgeld freuen – und wie immer in Italien ist das Personal geradezu verblüfft, wenn es für ihren Service ein Extra-Geld gibt. Jetzt waren wir wirklich schon mehrmals in Lonato, aber jedes Mal war der große Dom verschlossen. Heute nicht und natürlich schauen wir uns das Gotteshaus an. Es ist wirklich beeindruckend, so verfügt es über 13 Seitenaltäre, die allesamt im 17. und 18. Jahrhundert aus Marmor geschaffen worden sind. Ilse darf sich dann gleich noch als Feuerwehrfrau bewähren, denn beim Anzünden einer Kerze hat sich eine Besucherin derart ungeschickt angestellt, dass Ilse das dabei entstehende Feuer austreten musste. Da sieht man mal wieder, wie wertvoll festes Schuhwerk sein kann 😊
Von Lonato sind wir dann direkt nach Desenzano gefahren, denn dort wissen wir von einem Euro-Spin und wenn wir Glück haben, dann führt dieser Laden auch hier jenes Bier, das wir in Süditalien schätzen gelernt haben. Dieses Glück haben wir dann auch und hier am Gardasee kosten die 0,66 Liter Flasche „Best Bräu“ sogar nur 1,06 Euro, ein echtes Schnäppchen also. Wir laden unser Heckköfferchen voll mit dem guten Saft und glühen damit zum „La Ca“ zurück. Dort schnell den Gerstensaft ausgeladen, danach geht es gleich weiter zum nächsten Supermarkt, diesmal zum „Conad“, der sich unweit unseres Campinglatzes befindet. Dazu müssen wir nur durch den Ort Padenghe sul Garda durch und bald einmal waren Tomaten, Käse, Milch, Brot und Oliven zusammengesucht, auch eine Batterie kleiner Mineralwasserflaschen durfte mitkommen. Beim Verlassen des Parkplatzes mussten wir dann mal wieder über uns selber lachen, denn hätten wir im Kreisverkehr beim Campingplatz eine andere Ausfahrt genommen, wären wir schon nach 300 Metern am Ziel gewesen – der Umweg über Padenghe sul Garda hat also mehr als vier Kilometer betragen. Völlig wurscht natürlich, wir fahren ja eh gerne mit der Vespa herum und jetzt kennen wir den Ort selber auch. Am Platz sind wir später zum „Meer der Tiroler“ hinunterspaziert, hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Jetzt steht eine großzügige Promenade zur Verfügung, die auch gut von Spaziergängern, Radfahrern und E-Rollern genutzt wird. Lustig zuzuschauen, wie die Enten auf diese Invasion der Menschen in ihrem Revier reagieren – einerseits ziemlich cool und angstbefreit, andererseits immer lautstark und aufgeregt schnatternd, wenn einer der Aufpasser mal wieder einen Eindringling „entdeckt“ hat. Und das passiert immerhin alle ein, zwei Minuten 😊. Das Wasser des Gardasees hat übrigens immer noch 23 Grad, schwimmen gegangen ist trotzdem keiner von uns.
Am Abend haben wir uns dann eine fulminante Jause zubereitet, der Tisch hat geradezu geächzt angesichts der vielen Köstlichkeiten. Morgen werden wir wieder mit der Vespa losfahren, es lockt ein weiterer Markt, diesmal in Manerba sul Garda. Mal schauen, was der hergibt, die Fahrt dorthin ist aber ohnehin schon das halbe Vergnügen.
Freitag, 13. Oktober 2023
 
Heute ist mal wieder ein Freitag der 13. – da wir aber immer noch nicht abergläubisch geworden sind, ist uns das Datum natürlich ziemlich egal. Das Wetter ist für eine Ausfahrt schön genug, zwar ist es heute ziemlich trüb, aber die Regenwahrscheinlichkeit beträgt laut Prognose 0 Prozent, das geht. Nach dem Frühstückskaffe machen wir uns dann gleich auf den Weg nach Manerba sul Garda, es werden knapp mehr als 10 Kilometer dorthin sein. Der Verkehr hält sich in Grenzen und auf der relativ schmalen Bundesstraße sind wir mit der Vespa nahezu unüberholbar, dafür gibt es einfach zu viele Kreisverkehre. In Manerba sul Garda sind wir heute nicht zum ersten Mal und so verwundert es nur wenig, dass sich Ilse erinnern kann, wo genau der Markt abgehalten wird. Wir parken uns in unmittelbarer Nähe zum ersten Marktstand ein und marschieren los. Es ist erstaunlich viel los, aber die lokalen Märkte rund um den Gardasee sind nun mal ein Publikumsmagnet, das wissen wir seit vielen Jahren. Die meisten Stände haben Bekleidung im Angebot, das ist nichts für uns, mit Ausnahme von Vespa-T-Shirts haben wir auf einem Markt noch nie Gewand gekauft. Dafür finden wir eine hübsche Eieruhr, unsere bisherige ist vor ein paar Wochen daheim abgestürzt und hat sich in ihre Bestandteile zerlegt. Jetzt wird uns eine Eieruhr in Form einer roten Paprika zukünftig melden, wenn die Spaghetti „al dente“ bzw. die Kartoffeln weichgekocht sind. Für unfreiwillige Komik sorgte dann noch ein deutscher Tourist, als er sah, wie Gernot das Klingel-Geräusch der Eieruhr testete. Ganz erstaunt rief er aus: „Oh, die hat ja einen Timer eingebaut!“ Was für eine Überraschung – bei einer Eieruhr. Tja, was soll man da noch antworten, außer: „Da sind Sie etwas ganz Großen auf der Spur …“ Das war es dann aber noch gar nicht mit unseren Einkäufen, denn Ilse hat schließlich noch ein schönes Tuch gefunden, mit dem wir zukünftig im WoMo die Waschbecken-Abdeckung abdecken werden. So etwas fällt zwar in die Rubrik „Dinge die der Mensch nicht braucht“, aber das Tuch ist wirklich hübsch anzusehen 😊. Bei den so genannten „Fress-Ständen“ hätten wir natürlich auch ordentlich zuschlagen können, egal ob Fisch, Käse, Olivenöle, Salamis oder Obst und Gemüse – die Auswahl war gigantisch. Aber wir haben heute sogar die knusprigen Hühnchen auf ihren Spießen hängen gelassen und sind zur Vespa zurückspaziert. Unser nächstes Ziel ist Salo und Ilse hat natürlich gewusst, dass es einen eigenen Weg dorthin gibt, der fast ausschließlich dem See entlangführt. Traumhaft schön. In Salo parken wir uns bei einer Kirche ein und wandern in der Folge eine riesige Runde durch Salo. Zuerst dem See entlang bis zum Dom, das große Gotteshaus ist offen und Ilse geht hinein. Aber bald schon musste sie ihr Sightseeing abbrechen, der Meßner komplimentierte sie hinaus – Siesta. 
Also marschierten wir durch die Hauptstraße der Altstadt zurück, schauen uns in Ruhe die Auslagen an und finden uns schließlich beim Uhrturm von Salo wieder. Diese Gegend kennen wir gut, denn in unmittelbarer Nähe des Turms befindet sich ein kleines Lokal, in das wir schon mehrmals eingekehrt sind. So auch heute, wir kriegen den letzten Tisch und bald schon bringt uns die nette Kellnerin knusprige Schinken-Käse-Toasts und zwei eiskalte Cola-Zitrone. Ein feiner Break, zwischendurch geht Ilse zur nahe gelegenen Bankfiliale und zieht frisches Geld aus dem Automaten. Sonst hätten wir zur Bezahlung der Rechnung singen müssen und das kann wirklich niemand wollen 😊. Nach dieser Pause machen wir uns auf den Heimweg, natürlich wollen wir wieder jene Straße fahren, die dem See entlangführt. Tatsächlich fahren wir gleich zweimal (wenn nicht dreimal) im Kreis, bis wir endlich die richtige Abzweigung nach San Felice finden. Zwischendurch werden wir mal wieder von einem total irren Autofahrer überholt, der in einer 50er Beschränkung mit über 100 km/h und zehn Zentimeter knapp an uns vorbeirast, nur um unmittelbar danach voll auf die Bremse zu steigen und links zuzufahren. Das ist eindeutig etwas Patalogisches, denn normal ist derartiges Verhalten nicht. Mit etwas Pech hätten wir erneut schwer verunfallen, ja sogar tot sein können – und nein, damit übertreiben wir nicht, das ist so! Über San Felice und Manerba sul Garda sind wir dann schließlich doch noch gut in Moninga angekommen. Dort ist uns nach einem Kaffee und gegenüber von einem kleinen Lokal stellen wir unseren Roller ab – der Einfachheit halber am Gehsteig. 
Wir genießen einen fantastischen „Espresso Doppio“ und einen „Americana“, danach fahren wir die letzten paar Kilometer zum „Camping La Ca“ zurück. Insgesamt war unsere heutige Runde 45 Kilometer lang, bei dieser Reise sind wir besonders viel mit der Vespa unterwegs, vielleicht knacken wir sogar die 1.000 (!!) Kilometer Schallmauer. Wir strecken erstmal genüsslich die Beine aus und erholen uns mit einem Pasch von der Ausfahrt. Heute werden wir nicht mehr kochen und auch nicht ins Restaurant essen gehen. Stattdessen besorgt uns Ilse zwei Pizzas To-Go und wir sind sehr zufrieden damit. Später wird dann das EM-Qualifikationsspiel Österreich gegen Belgien übertragen und via Handy Hotspot sind wir live mit dabei. Das Match müssten die Österreicher gar nicht unbedingt gewinnen, denn aus den zwei weiteren Partien braucht die Mannschaft nur mehr 1 Punkt um sich für die EM nächstes Jahr in Deutschland zu qualifizieren. Leider liegt unser Team bald einmal mit 0:3 zurück, Belgien ist, wie zu erwarten war, einfach zu stark. Also klappt Gernot bei diesem Zwischenstand den Laptop zu, warum unnötig Daten vergeuden. Am nächsten Morgen liest er dann in den Medien, dass Österreich noch auf 2:3 herangekommen sind, die haben also noch zwei Tore geschossen, obwohl Gernot nicht dabei zugesehen hat. So was aber auch … 😊.
Samstag, 14. Oktober 2023
Einigermaßen überraschend wird das heute der letzte volle Urlaubstag dieser 123. WoMo Reise. Wobei, wir dementieren ja eh bei jeder Gelegenheit, dass Campen für uns kein Urlaub, sondern längst unser Leben geworden ist 😊. Es wäre nämlich geplant gewesen, dass wir diese Fahrt am Comersee ausklingen lassen werden, unser Lieblings-Campingplatz „Piccolo“ in Domaso hätte noch offen gehabt. Doch leider wird das Wetter in den kommenden Tag mehr als schlecht und es sind Frühtemperaturen im tiefen, einstelligen Bereich zu erwarten. Das tun wir uns lieber nicht an, also werden wir morgen über den Brenner heimfahren, an einem Sonntag sind ja keine LKW unterwegs, also sollte das passen. Unseren letzten Tag am Gardasee lassen wir ganz gemütlich angehen, wir frühstücken in Ruhe, machen selbstredend einen Pasch und faulenzen vor uns hin. Zwischendurch räumen wir immer wieder ein paar Sachen für die morgige Heimfahrt zusammen und später fahren wir noch mit der Vespa zum Conad-Markt rüber. Heute nehmen wir aus dem Kreisverkehr die richtige Ausfahrt und parken uns keine drei Minuten später vor dem großen Supermarkt ein. Wir brauchen zwar selber keine Lebensmittel mehr, aber als Mitbringsel kaufen wir für Nadja und Stefan ein ganzes Sammelsurium an italienischen Köstlichkeiten. Von der Salami über Spaghetti und Parmesan bis hin zu eingelegten Pilzen – das volle Programm. Das war dann eh schon die Hauptarbeit heute, irgendwann laden wir dann noch die Vespa hinten auf, jetzt könnten wir jederzeit abfahren. Das tun wir heute natürlich nicht mehr, viel lieber gehen wir abends noch einmal zum Restaurant hinauf zum finalen Essen. Gernot delektiert sich zum letzten Mal an gebackenen Meeresfrüchten, heute dürfen es Tintenfischringe sein. Ilse kommt natürlich schon wieder nicht an ihre Kalbsschnitzel in Zitronensauce vorbei, warum sollte sie auch? Selbstverständlich beendet Gernot auch diese Mahlzeit nicht, ohne sich einen „Espresso Doppio“ hinter die Binde zu kippen, daheim können wir von einem derartigen Kaffeegenuss leider nur träumen. Erwähnenswert ist noch der neue Pächter des Restaurants, er ist Italiener, heißt Patrick und er packt so richtig mit an, heute gibt er unter anderem den Kellner. Und als Chef kann er auch großzügig sein, deshalb kriegt Ilse – mit der er die letzten Tage immer wieder mal nett gescherzt hat – einen Gratis-Limoncello serviert, sozusagen zum Abschied. Grazie Mille! Nach einem letzten Pasch legen wir uns nieder und jetzt freuen wir uns wirklich schon sehr auf die heimische Couch – so schön das Wegfahren und das Weg-sein auch ist, das Heimkommen gehört zu den allerschönsten Momenten jeder Reise. Wir haben es aber auch wirklich gemütlich daheim …
Sonntag, 15. Oktober 2023
Schon kurz nach 8 Uhr stehen wir auf, der Magnetismus der heimischen Couch wirkt immer stärker. Nach dem Kaffee brauchen wir nur noch die letzten Sachen auf ihren angestammten Platz zu räumen, dann kann es losgehen – abgefahren sind wir um exakt 9 Uhr 18. Es gibt einige Möglichkeiten auf die Brenner-Autobahn zu kommen, wir nehmen heute den Weg über Desenzano. Dort tanken wir unser Häuschen randvoll und verfügen uns sogleich auf den Zubringer zur Autobahn, die uns dann zur A22 bringen wird. Der Verkehr ist lediglich mäßig und wir kommen bestens voran. Natürlich bleiben wir auch an unserem letzten Reisetag immer wieder mal bei einer Raststation stehen und genießen die letzten Espressi. Bis Bozen kommen wir völlig klaglos, aber dann meldet Google-Maps einen massiven Stau am Brenner, der sich minütlich verlängert. Es hat aber kein Unfall diesen Stau ausgelöst, sondern schlicht und ergreifend Verkehrsüberlastung. Wir sind erwartungsgemäß nicht die einzigen, die einen LKW-freien Sonntag als idealen Reisetag angesehen haben, zehntausende Urlauber bzw. Camper hatten dieselbe Idee. Passt schon, von Staus sind wir während dieser Reise eh kaum genervt worden und wenn, dann war ein Unfall daran schuld, wie vor Giulianova. Die prognostizierten knapp zwei Stunden Verzögerung am Brenner wollen wir uns dann nicht antun und bei Brixen fahren wir von der Autobahn ab. Die Bundesstraße verspricht weniger Stau, doch war dies leider ein leeres Versprechen.
Denn wieder haben tausende andere Verkehrsteilnehmer den gleichen Gedankengang gehabt und so zuckelten wir Meter und Meter Tirol entgegen. Endlich am Brenner angekommen, sind wir dann gar nicht auf die mautpflichtige Autobahn aufgefahren, sonst stehen wir an der Mautstation noch einmal eine Stunde. Also sind wir die Bundesstraße bis Innsbruck gefahren, nach dem endlosen Stopp-und-Go haben uns auch die 77 Kurven von Schönberg bis Innsbruck nichts mehr ausgemacht. Trotz dem Mörder-Verkehr sind wir letztendlich gut und immer noch einigermaßen relaxet daheim angekommen – für die etwas über 300 Kilometer haben wir schließlich exakt 6,5 Stunden lang gebraucht. 
Damit geht eine Reise zu Ende, die mit ihren 47 Tagen die längste Wohnmobil-Fahrt bisher war, auch mit der Vespa haben wir mit 994 Kilometer einen neuen Rekord aufgestellt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden wir heuer nicht noch einmal wegfahren, jetzt wird mal wieder für ein paar Monate in festen Gemäuern gewohnt. Heuer haben wir zwar „nur“ sechs WoMo-Reisen unternommen, sind dabei aber so lange unterwegs gewesen, wie noch in keinem Jahr zuvor. Ilse hat von ihrem Mobilfunkanbieter sogar ein Mail bekommen, dass sie das Fairplay-Gebot bei den Roaminggebühren verletzt habe – weil sie in diesem Jahr so viel im Ausland unterwegs war 😊. Aber sie haben wenigstens noch ein Auge zugedrückt und es ist keine Pönale fällig geworden. Mal schauen, wie A1 im kommenden Jahr reagiert, denn da werden wir unter Garantie wieder 100 Tage oder mehr unterwegs sein, auch 150 Tage sind nicht so unwahrscheinlich. Schöne Aussichten sind das und mit diesem motivierenden Gedanken erklären wir die WoMo-Saison 2023 hochoffiziell als beendet. Ach ja – für die Statistik: Mit unserer Schnecke sind wir heuer 8.271 Kilometer gefahren und mit der Vespa satte 2.843 – also zusammen jenseits der 10.000 Kilometer – das wird sich doch toppen lassen …😊.