Montag, 4. November 2019

INDIEN - Tag 13, Colva




Montag, 4. November 2019
Gernot hat die extreme Luftverschmutzung von Delhi und Varanasi noch immer nicht überwunden und hustet in dern Nacht stundenlang (!!!) vor sich hin. Ilse hustet zwar nicht, aber eigentlich könnte sie gleich auf die Toilette ziehen, so sehr quält sie der andauernde Durchfall. So kanns nicht weitergehen, das wird hoffentlich bald besser werden. Wir starten mit dem Besuch von Geldautomaten in den Tag und ziehen uns gleich einmal 30.000 RP raus. Denn wer weiß, ob das in Agonda auch so problemlos funktioniert. Danach steuern wir das Postamt an und kaufen uns Briefmarken. Wir werden dabei von einer unfassbar überheblichen und arroganten Postbeamtin bedient, die uns mit angewidertem Gesicht die 20 Marken zu je 20 RP hinwirft. Gernot „rächt“ sich dann insofern, dass er mit einer 2.000 RP-Note bezahlt. Logischerweise kann die dicke Wachtel diesen Schein nicht wechseln, das sind schließlich gut 25 Euro. Also darf Gernot den schönen Satz „A Post-Office in India ist not able to change 2.000 Rupees?“ sagen und die arrogante Dame ist plötzlich ganz kleinlaut und schämt sich sogar ein bisschen. Herrlich, wie einfach es manchmal ist, Überheblichkeit zu kontern … 
Dann fahren wir rüber nach Benaulim frühstücken, das Lokal hat wieder offen und wir geben uns die volle Kombi. Danach sticht uns - vor allem Gernot - der Hafer und wir fahren nach Margao rüber. Dort gibt es eine sehr große Brücke mit gleich mehreren Kurven und auf der herrscht immer ein Irrsinns-Verkehr. Wir haben unsere GoPro mit, Ilse filmt und Gernot schaltet in den absoluten Kampfmodus. Er überholt unter ständigem Hupen wie ein Irrer, Gegenverkehr wird ignoriert bzw. zum Ausweichen gezwungen. Wir überholen alles vor uns und auch wenn die Videobilder anderes zeigen, geht Gernot dabei ein durchaus überschaubares Risiko ein. Ganz davon abgesehen, dass ständiges Überholen ein probates Mittel ist, den Verkehr hier halbwegs gefahrlos zu überlegen. Daher auch Gernots Motto: „Wer überholt überlebt, wer überholt wird stirbt.“ Denn beim Einordnen nach einem erfolgreichen, aber auch missglückten Überholvorgang, ist man schnell einmal im Weg und wird zur Seite geräumt. Oft genug gesehen … Might is right - der Stärkere hat Vorrang. Und weil man als Mopedlenker zu den Schwächeren gehört, ist ständiges Überholen quasi eine Lebensversicherung. Ein Widerspruch in sich? Nein - indische Verkehrsregeln … Wir drehen dann ein paar hundert Meter hinter der Brücke um und geben uns den Wahnsinn auch in der anderen Richtung. Gernot jubelt vor Vergnügen, auch wenn er zugeben muss: Sein eigener Sozius möchte er lieber nicht sein. Aber Ilse hat keine besondere Angst, sie weiß schon, wie der Hase hier läuft. Allerdings - einmal hat Gernot einen der zahlreichen „Speedbreaker“ übersehen und ist in voller Fahrt über den „Holperer“ drüber gefetzt. Ilse wäre dabei fast vom Rollersitz geschleudert worden. Aber eben nur fast, die Fahrt ist zu zweit weiter gegangen ...
In Colva sind wir dann noch einmal in jene Apotheke gegangen, in der wir schon vorgestern für Gernot einen Hustensaft gekauft haben. Denn da haben wir - quasi als Zugabe - zwei Hustenzuckerln bekommen und die wirken zumindest halbwegs. Also kaufen wir uns gleich 20 Stück davon, jedes hat 2 RP gekostet. Wir haben uns dann zum Nachmittagsschläfchen niedergelegt und wie wir wieder aufgewacht sind, war es draußen schon fast dunkel. Wir sind zum Strand runter und haben uns köstlich über jene Inder amüsiert, die sich - an einem Riesen-Fallschirm hängend - von Motorbooten in die Luft ziehen lassen. Auch cruisen ein paar Inder mit Jet-Skis herum - immer ganz nah am Ufer natürlich, damit sie in den Facebook- und Instagram-Videos nur ja gut zu erkennen sind. Typische Angeber, gleich wie überall auf der Welt. 


Wir gehen ein paar Hundert Meter den Strand entlang und bei einem Restaurant werden wir Zeugen, wie wenig entwickelt das Umweltbewusstsein der allermeisten Inder entwickelt ist: Von zwei, drei Strandliegen macht sich gerade ein halbes Dutzend Einheimischer auf den Weg, ihren ganze Müll werfen sie ganz einfach in den Sand, das kümmert die überhaupt nicht. Unglaublich, wir haben sogar ein Foto davon gemacht. Echte Schweine, vor allem die so genannten Upper-Class-Indians. Dann ist eh schon wieder Essenszeit und wir kehren in unser Stammlokal hier, dem „Praia da Colva“ ein. Wir bestellen wieder hervorragendes Essen und als und der Kellner fragt, wo wir herkommen, antwortet Gernot logischerweise mit „Austria“. Dass darauffolgende „Oh, Australia!“ quittiert Gernot routiniert mit: „No, Austria. No Kanguroos, but Adolf Hitler. We are neighbours from Germany, we speak also German. But with dialekt, you know - same same but different.“ Da sagt vom Nachbartisch eine Frau: „Das haben Sie jetzt aber schön erklärt!“ Das Paar - sie heißt Karin und er Rolf - sind älter als wir und verbringen das halbe Jahr in Goa. Wir setzen uns dann zusammen und verbringen einen netten Abend mit netten Gesprächen zusammen. Dann ist aber Schluss für heute, wir müssen noch unser Moped zurückgeben - Mister Roque freut sich über keinerlei Beschädigungen und bezahlt uns anstandslos unsere Kaution zurück. Im Hotel hustet sich Gernot dann erneut in einen unruhigen Schlaf und Ilse pendelt zwischen Bett und Toilette hin und her. 

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