Montag, 27. Juni 2022

113. WoMo-Fahrt "Vespa Days in Pörtschach am Wörthersee"

vom 13. Juni bis 26. Juni 2022 
Innsbruck-Klagenfurt-Innsbruck  
Schneckchen 670 km
Vespa 688 km !!!

Montag, 13. Juni 2022
Eine Woche lang durfte unsere Schnecke ruhen, aber jetzt geht’s wieder auf große Fahrt. Sagen wir, auf eine relativ große Fahrt. Unser heutiges Ziel ist Klagenfurt in Kärnten, schon lange haben wir uns direkt am Wörthersee einen Platz reservieren lassen. (Kleines Witzchen nebenbei: Der Wörthersee ist nicht die Steigerung von Buchstabensuppe 😊). Ab Mittwoch werden in Pörtschach am Wörthersee die so genannten „Vespa Days Pörtschach“ veranstaltet und wir nehmen zum ersten Mal an einem derartigen Treffen teil. Insgesamt stehen vier Ausfahrten am Programm, die weiteste davon wird uns bis nach Italien führen, wir haben uns für alle Touren angemeldet. Aber das ist noch Zukunftsmusik, jetzt fahren wir erstmal nach Kärnten. Nach einem schnellen Frühstück sind wir gegen 5 Uhr in unsere Wohnmobil-Garage gefahren, heute haben wir außer Milch und ein paar anderen Kleinigkeiten überhaupt nichts mehr einladen müssen, Ilse hat gestern abends noch den Pasch und die Laptops rübergebracht, die Vespa steht ja eh schon seit vorgestern auf ihrem Motorradträger. 









So sind wir um exakt 5 Uhr 18 in Innsbruck abgefahren, ein sehr guter Zeitpunkt. Denn da hat der Frühverkehr noch nicht angefangen und auch LKW sind nur vereinzelt unterwegs. Wir fahren bis Wörgl auf der Autobahn, danach geht’s über das Brixental nach Kitzbühel und anschließend den Pass Thurn hinauf. Ab Kitzbühel sind wir beinahe alleine auf der Straße unterwegs, eh klar, wer fährt schon um 6 Uhr 30 in Richtung Mittersill bzw. nach Osttirol. Wir werden insgesamt keine dreimal überholt, aus der Gegenrichtung kommen die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange daher, fast alle mit Kennzeichen aus Lienz oder Zell am See. Typischer Pendlerverkehr also. Am Pass Thurn bleiben wir ein paar Minuten lang stehen, es bläst ein ordentlicher Wind und der lässt uns die 11 Grad Außentemperatur noch kälter empfinden. Wurscht, Heizung an und runter nach Mittersill, anschließend zack rauf zum Felbertauern-Tunnel. Die Passstraße ist nicht allzu steil, trotzdem müssen wir zwei, drei Mal in den dritten Gang zurückschalten, um unsere Schnecke nicht zu sehr zu quälen. Egal, wir haben es ja nicht eilig. 









Unglaublich aber wahr – erst kurz vor dem Felbertauern-Tunnel erblicken wir das erste Fahrzeug hinter uns, mit so wenig Verkehr sind wir beide noch nie nach Osttirol gefahren und wir waren schon unzählige Male auf dieser Strecke unterwegs. Fein. Nach dem Felbertauern-Tunnel haben wir wieder eine kurze Rast gemacht, jetzt ist es schon um 2 Grad wärmer als am Pass Thurn 😊. Bei der Durchquerung von Lienz müssen wir nur einmal kurz an einer Ampel halten, sonst ist freie Fahrt angesagt. Das gilt auch für die Strecke durch das Drautal, aber trotz des mäßigen Verkehrs sind wir dann doch sehr froh, als wir endlich zur schön ausgebauten Schnellstraße kommen. Denn die alte Bundesstraße im Drautal ist in einem teilweise erbärmlichen Zustand und an zahlreichen Stellen für den heutigen Verkehr viel zu schmal. Wenn dir da ein Sattelzug mit einem 80er entgegenkommt, dann musst du dich ganz an den rechten Straßenrand drücken, damit es zu keiner Kollision kommt. Und dann fehlt oft noch das Bankett am rechten Rand oder es ist abgebrochen … Jedenfalls sind wir unbeschadet zur Ausbaustrecke gekommen und haben dann bald einmal eine Rast bei einem Supermarkt eingelegt.   
Den kennen wir schon, da könnte man gut jausnen. Wir kauften uns aber nur frisches Brot, Wurst und Käse sind bereits an Bord. Nach der feinen Pause haben wir unseren Weg fortgesetzt und ab jetzt geht’s weit gemütlicher dahin. Denn noch vor Spittal an der Drau sind wir auf die Autobahn aufgefahren und auf der bleiben wir jetzt bis Klagenfurt. Das sind keine 80 Kilometer mehr und dementsprechend sind wir knapp vor 11 Uhr am Campingplatz „Strandbad Wörthersee“ eingelangt. 
Trotz unserer verfrühten Ankunft dürfen wir schon einchecken, solch ein Entgegenkommen schätzen wir sehr. Sonst hätten wir uns nämlich drei Stunden Wartezeit um die Ohren schlagen müssen. So sind wir schon lange vor der Mittagszeit gemütlich vor unserem WoMo gesessen, voll im Camping-Modus. 









Da war die Vespa längst abgeladen, Stühle und Tische aufgestellt, sowie der Strom angesteckt. Wir sind dann gleich einmal einfach so sitzen geblieben und haben zwei Stunden lang genau gar nichts gemacht. Mal in Ruhe ankommen. Ein kurzer Regenschauer hat uns dann ins Innere unseres Wohnmobils gezwungen, wir haben den Guss mit einem Pasch überbrückt. Danach ein kurzes Schläfchen und schon war es Zeit fürs Abendessen. Wir werden heute nicht mehr ausfahren, aber zum Glück gibt es am Platz ein Restaurant. Das kennen wir schon von einem früheren Besuch, denn hier am Campingplatz haben wir seinerzeit Nadja und Christian auf ihre erste Weltreise verabschiedet. 2013 war das. Ehrlich gesagt, das Lokal hat sich noch einmal positiver entwickelt, es werden mittlerweile Pizza und Burger angeboten, auch eine richtige Cocktail-Karte gibt es. Super. Wir essen Cevapcici mit Pommes (Gernot), sowie ein Frankfurter Würstel, ebenfalls mit Pommes für Ilse. Dazu offenes Hirter-Bier, insgesamt eine runde Sache. Wir bleiben ja eine gute Woche lang hier und das war garantiert nicht das letzte Mal, dass wir am Patz einkehrt sind. Ilse hat sich danach noch einen Campari Orange gegönnt, dann wurde es aber Zeit, ins WoMo zu kommen. Denn es steht das Fußballspiel Österreich gegen Dänemark an, das wollen wir nicht versäumen. Machen wir es kurz und schmerzlos, zur Pause führten die Dänen bereits verdient mit 2:0 und wir haben und die zweite Hälfte sogar erspart. Stattdessen sind wir lieber schlafen gegangen. Versäumt haben wir übrigens nix, es ist bei der 2:0 Niederlage Österreichs geblieben …










Dienstag, 14. Juni 2022

Schon heute, am ersten vollen Tag dieser Reise, folgt ein richtiger Höhepunkt – wir haben uns auf einem richtigen „Fress-Schiff“ eingebucht. Gernot ist ja ein großer Freund dieser segensreichen Einrichtung, um 10 Uhr geht’s los. Wir werden jeder ein umfangreiches Frühstück serviert bekommen und an Bord eines großen Schiffes über den Wörthersee cruisen. Zur Anlegestelle können wir zu Fuß hingehen, es ist nur ein schwacher Kilometer bis dorthin. Selbstredend sind wir überpünktlich da und noch vor dem Einchecken gibt es eine freudige Überraschung – wir werden an Bord des Dampfschiffes (!) „Thalia“ gehen, ein uralter Passagier-Dampfer, der Ende der 1990er Jahre aufwändig restauriert worden ist. 










Das Boarding zieht sich dann ein bisserl, eh klar, schließlich wollen mit uns gut und gern 200 andere Personen mitfahren. Im Unterdeck des wunderschönen Schiffes sind bereits die Frühstückstische gedeckt und am Platz mit dem Kärtchen „Herr Zimmermann“ lassen wir uns nieder. Noch vor der Abfahrt genießen wir unseren ersten Kaffee und delektieren uns am „Kapitäns-Frühstück“ für Gernot und dem „Bella Italia Frühstück“ für Ilse. Ein Träumchen. Der salonartige Raum ist in dunklem Holz getäfelt, alles ist mit schwerem Samt überzogen, an Bord des mondänen Orient-Express schaut es auch nicht viel anders aus. 











Wir befinden uns nahe der Wasserlinie, 20 cm tiefer und wir könnten keines der Klappfenster öffnen. Das ist aber eh nicht nötig, denn schließlich ist noch früher Vormittag. Später werden wir uns dann aber schon auf eines der Oberdecks verfügen, die Fahrt dauert ja fast vier Stunden lang. Wir haben unser umfangreiches Frühstück ausgiebig genossen, zwischendurch haben wir auf den anderen Decks immer mal wieder nach einem freien Plätzchen Ausschau gehalten. Noch nix zu machen, aber spätestens in Velden werden sich die Reihen hier lichten, Ilse weiß das. Und so ist es natürlich auch gekommen, in Velden sind unzählige Leute ausgestiegen und wir eroberten einen Platz auf dem obersten Deck, das schön von einer Plane abgedeckt ist. Das ist auch notwendig, denn inzwischen ist es Mittag geworden und die Juni-Sonne kann schon was … Die Fahrt über den türkisblauen Wörthersee kann man eigentlich nur mit einem Wort beschreiben – wunderschön. Wir sind in Pörtschach vorbeigekommen, haben unter anderem Halt in Krumpendorf, Maria Wörth, Velden und Reifnitz gemacht, haben beinahe die ganze Fahrt über den Turm am Pyramiden-Kogel im Blick gehabt und konnten uns an den unzähligen Pracht-Villen und sonstigen erfüllten Wohnträumen kaum sattsehen. 

Hier ließe es sich wirklich schön leben, vorausgesetzt natürlich, dass das Konto entsprechend gefüllt ist. Denn viel teurere Immobilien als hier wird es in Österreich kaum mehr wo geben … So schön die Rundreise über den Wörthersee mit dem Dampf-Fress-Schiff „Thalia“ auch gewesen ist, als ausgesprochene Landratten waren wir schon irgendwie froh, als wir gegen 14 Uhr in Klagenfurt unsere Füße wieder auf festen Boden setzten. Am Weg zurück zum Campingplatz schwankten wir beide noch leicht, was aber nichts mit dem kleinen Bierchen bzw. dem Achterl Rotwein zu tun hatte, die wir uns an Bord gegönnt hatten. Am Platz haben wir uns dann hinter dem WoMo in den Schatten verfügt und erstmal die Beine ausgestreckt. Später hat Ilse dann mit Polier-Creme, Feuchttüchern und Wattestäbchen (!!) unsere Vespa aufgehübscht – unsere rote Prinzessin soll sich schließlich dieser Tage von ihrer schönsten Seite zeigen dürfen. 

Es werden ja schließlich viele Fotos von ihr gemacht werden …😊. Jetzt glänzt unser Roller wieder wie am ersten Tag, wobei – man sieht der Vespa natürlich schon an, dass sie viel gefahren wird und auch, dass sie einmal schwer umgestürzt ist. Aber so ist das im Leben, man darf schon zeigen, dass man so manchen Sturm überstanden hat, ist bei uns Menschen ja auch nicht anders. Nach der Polieraktion haben wir noch einen Pasch im Freien geklopft, danach hat sich Ilse als Pizza-Botin engagiert und uns zwei durchaus gute Teigfladen aus dem Restaurant besorgt. Gegen die Gelsen am Platz wehren wir uns erfolgreich mit gleich drei verschiedenen Kampfstoffen – Tiroler Nussöl, unserem Spezial-Fluid mit allerlei ätherischen Kräuterölen und einem Insektenspray, der aus afrikanischen Chrysanthemen hergestellt wird. Diese Kombi ist selbst den abgehärtesten Moskitos zu viel, bis auf ein paar „Pflicht-Stiche“, die wir abkriegten, bevor wir die Mittel einsetzten, blieben wir weitgehend unbehelligt.

Mittwoch, 15. Juni 2022

Unsere digitale Uhr im WoMo, die auch die Innen- und Außentemperatur anzeigt, hat leider ein Eigenleben entwickelt 😊. Obwohl sie funkferngesteuert ist, zeigt sie die Uhrzeit plötzlich 10 Stunden im Voraus an. Wenigstens auf die Sekunde genau. Das Problemchen hatten wir schon einmal in Holland, da waren es aber nur 4 Stunden. Zudem hat sich die Anzeige der Außentemperatur verabschiedet, also bringen wir das in Ordnung. Dazu müssen wir die Batterie im Funksender erneuern, die haben wir zum Glück eh an Bord. Danach den Sender wieder mit Kabelbindern an der WoMo-Leiter befestigen und nach zig erfolglosen Versuchen klappt auch die Übertragung der Temperatur wieder. Und hätte Gernot nicht zielsicher einmal einen falschen Kabelbinder durchtrennt, wären wir noch schneller fertig gewesen. First world problems … 

Heute starten also die diesjährigen „Vespa Days“ in Pörtschach, wir sind schon richtig aufgeregt. Aber bis zur ersten Ausfahrt dauert es noch, also gehen wir den Tag ganz gemütlich an. Nach einem guten Frühstück, Ilse hat uns frische Brötchen geholt, bringt Gernot ein wenig unseren Blog aufs Neueste und nach Mittag stärken wir uns noch mit Kaffee nebst Topfengolatschen – herrlich! Anschließend noch eine feine Rast im Schatten unseres Wohnmobils und zeitgerecht geht es dann rüber nach Pörtschach. Das werden so 12 oder 13 Kilometer sein. Je näher wir zum Sammelpunkt kommen, desto häufiger prägen Vespas das Verkehrsgeschehen, gerne auch in kleinen Rudeln und stets unüberseh- und natürlich auch unüberhörbar.

Am Monte-Carlo-Platz in Pörtschach gehen wir als erstes zum Info-Stand der „Vespa Days“ und holen unsere Starter-Pakete ab. Alles ist bestens organisiert hier, das merken wir vom ersten Moment an. Wir haben ja alle drei Tage gebucht und kriegen einen Stoff-Rucksack-Beutel mit unseren Goodies ausgehändigt. Da ist ein T-Shirt mit „Vespa Days“ Aufdruck dabei, die Gutscheine für Essen und Getränke bei den Ausfahrten, ein Halstuch, eine schöne, silbern glänzende Vespa als Schlüsselanhänger, ein großer „Vespa-Days“ Magnet-Button für unsere rote Prinzessin, ein Fächer, nutzvolle Straßenkarten für Motorrad-Touren hier in der Gegend – und, last but not least, jeweils ein Los für die Vespa-Verlosung am Samstag. Der Hauptpreis, eine orange-rote 125er Vespa Primavera steht schon am Monte-Carlo-Patz, ihr Wert ist immerhin 5.300 Euro. Mal schauen, wem von uns Vespisti am Ende das Glück hold sein wird. Nach einem kühlen Drink in einem der unzähligen Straßen-Cafes begeben uns dann zum Sammelpunkt der ersten Ausfahrt. Der ist am Marktplatz, ein großer Teil davon ist für uns Vespa-Fahrer reserviert. 










Es sind schon sehr viele Roller vor Ort versammelt, wir können uns an den vielen lässigen Vespas kaum sattsehen. Inzwischen sind wir uns vollkommen einig, dass es eine gute Idee war, auch mal an so einer Veranstaltung teilzunehmen. Wir sind ja sonst überhaupt keine Vereins-Meier oder so, aber das hier ist was anderes. Es verbindet uns mit den anderen die Leidenschaft, mit einer Vespa durch die Gegend zu cruisen. Mehr brauchts gar nicht, das spüren wir sofort. Da kommt man sofort mit jedem und jeder ins Gespräch, alle wirken vollkommen tiefenentspannt, da ist kein einziger „Stinkstiefel“ dabei. 
Von Mario, dem Cheforganisator der Veranstaltung, werden wir dann begrüßt und mit wenigen Worten setzt er die Regeln für eine Ausfahrt fest: „Wir fahren bitte versetzt nebeneinander, wir schauen auf unseren Vordermann und ein bisserl auch in den Rückspiegel. Und ganz wichtig – wir überholen nicht!! Das kommt nicht gut an.“ Das wars.

Wir starten dann alle unsere Vespas, es werden wohl deutlich über 100 Roller bei dieser ersten Ausfahrt dabei sein. Es geht ein paar Kilometer nach Velden rüber, dort ist ein Foto-Shooting geplant. Was uns sofort auffällt, die Ausfahrt ist penibel vorbereitet, der ganze Tross wird von mehr als 10 Guides (und Guidinnen?) begleitet, sie tragen gelbe Warnwesten und sind die einzigen, die überholen dürfen.   
Sie „sperren“ auf ihren Vespas jeden Querverkehr und jede Zufahrt zu einem Kreisverkehr, so sind wir immer in einem dichten Pulk unterwegs, mit keinem anderen Fahrzeug dazwischen. Wir haben von Anfang an keinerlei Probleme in einem so großen „Chapter“ zu fahren, die ganze Fahrt über kommt es nicht annähernd zu einer kritischen Situation. Manche Vespas sind uralt, aus den frühen 1960er Jahren und älter, die qualmen teilweise wie alte Dampflokomotiven. Dann gibt es die auffrisierten Modelle, die ziehen ab wie ein Super-Sportwagen und machen einen Radau wie ein startender Düsenjäger. Jede und jeder hat seinen Roller individualisiert, da wird man nie und nimmer zwei gleiche Vespas finden. Wahrscheinlich nicht einmal dann, wenn über 1.000 Roller irgendwo versammelt wären
😊. Zum Glück hat Ilse unzählige Fotos von den Vespas gemacht, beschreiben lässt sich das nämlich schwer. In Velden angekommen dürfen wir durch die Fußgängerzone fahren und nehmen vor dem berühmten „Schlosshotel am Wörthersee“ Aufstellung. 

Vor dem Hotel parken stilecht ein edler Rolls Royce, ein ausgewachsener Bentley und ein schnittiger Porsche – doch tja, von den vielen Vespas haben sie blitzartig ihren Glanz eingebüßt. Denn am verblüffendsten für uns ist die Reaktion der Leute, wenn wir als Vespa-Horde daherkommen. Alle (!!) freuen sich, die meisten winken, fotografieren und filmen, auch von den Balkonen aus. Die Kinder am Straßenrand klatschen vor Freude in die Hände und werden dafür mit einem Hupkonzert belohnt. Es winken sogar die Autofahrer aus ihren Fenstern, die bei Querstraßen oder in Kreisverkehren von uns aufgehalten werden. Und sogar vor dem noblen „Schlosshotel am Wörthersee“, wo wir die auf der Terrasse sitzenden und teuren Kaffee trinkenden Gäste ordentlich eingenebelt hatten, schimpften die nicht, sondern zückten freudestrahlend ihre Handys und Fotoapparate. Das passiert dir mit einer  Harley Davidson nicht. Garantiert nicht! Und das ist auch ein Kult-Motorrad. Aber – nur eine Vespa ist eine Vespa, das ist uns heute so richtig bewusst geworden. Jetzt taugt uns unser roter Renner gleich noch viel mehr. Nein, Spaß – mehr geht ja schon gar nicht mehr … Nach einem Gruppenfoto sind wir dann wieder in Formation zurück nach Pörtschach gecruist und dort ans Ufer des Wörthersees gefahren.











Dort parkten wir auf der Uferpromenade unsere Vespas und wieder haben sich alle nur gefreut. Für einen unserer Gutscheine haben wir dann schnell einen schönen Longdrink in der Hand gehabt, irgendwas mit Prosecco und vielen Beeren. Aber köstlich. Für die musikalische Unterhaltung sorgte ein sehr ambitionierter Saxophonspieler, der einen Klassiker nach dem anderen aus seinem Instrument ertönen ließ. Und das äußerst cool und wirklich gut. Trotz des lauen Abends und der tollen Stimmung hat Gernot dann unvermittelt zum Aufbruch gedrängt. 

















Denn auch wenn wir das Wetter hier nicht kennen, DAS schaut gar nicht gut aus. Wir sind dann so schnell als möglich nach Klagenfurt zum Campingplatz zurückgefahren und wenn wir nur zwei Minuten später losgefahren wären, hätte es uns voll eingeweicht. So erlebten wir das Gewitter in der trockenen Sicherheit unseres Häuschens und genossen einen kühlen Dink. Völlig geplättet von den heutigen Eindrücken mussten wir das Erlebte erst Mal ein bisschen sacken lassen. Niemals hätten wir erwartet, dass uns das Vespa-Fahren in großer Gesellschaft einen derartigen Spaß macht. Und niemals hätten wir mit der Reaktion der Menschen auf uns Vespisti gerechnet. Das war wirklich überwältigend und mit Sicherheit sind wir noch nie zuvor in unserem Leben so oft fotografiert oder gefilmt worden. Für unsere Verhältnisse sind wir dann relativ spät zum Abendessen aufgebrochen, natürlich wieder ins Restaurant am Patz. Erneut sind wir mit dem Berner-Würstel für Ilse und dem Wiener Schnitzel für Gernot bestens abgefüttert worden und das Personal hier ist ohnehin der Hammer. Heute ist zum Beispiel der Koch hinter seinem Herd „hervorgeschossen“ und hat unseren Tisch abgeräumt. Weil er gerade ein paar Sekunden lang nichts zu tun hatte und die beiden Service-Kräfte beschäftigt waren. Das sieht man nicht alle Tage und auch wegen dem Personal kommen wir gerne auch die nächsten Tage hier her. Wir haben nämlich vor, noch bis mindestens Mittwoch hierzubleiben, vielleicht fahren wir gar nicht nach Italien, wie das irgendwann mal geplant war. Es ist so schön in Kärnten, es gibt noch so viel zu sehen und wenn wir schon mal hier sind … Heute ist es zum Verlängern schon zu spät, aber morgen machen wir das. Sollte kein Problem sein, nach dem Feiertag und dem verlängerten Wochenende entspannt sich die Platzsituation sicher zusehends. Momentan sind nämlich sogar sämtliche Not-Plätze belegt und auch vor unserem Waschhaus lagert eine Familie mit Kindern und Hund auf einem schmalen Stück Wiese. Auch während des Essens sehen wir immer wieder Camper, die enttäuscht wegfahren müssen. Aber wie gesagt, ab Montag wird’s anders ausschauen, noch ist ja nicht Hochsaison …

Donnerstag, 16. Juni 2022

Was war das für ein lässiger Tag gestern und wie toll wird erst der heutige Tag werden, wo doch die erste richtige Ausfahrt am Programm steht! Voll der Vorfreude starten wir in den Tag und machen am Vormittag außer einem Pasch gar nichts. So mögen wir das auch, Action gibt es heute noch genug. Mit einem Käsebrot stärken wir uns für die Ausfahrt, später kriegen wir dann eh einen Imbiss serviert. Das Wetter gefällt uns eigentlich gar nicht und wie wir gegen 13 Uhr am Sammelpunkt in Pörtschach ankommen, ziehen sich die dunklen Wolken über uns bedrohlich zusammen. Zuerst wird die Ausfahrt um eine halbe Stunde verschoben, danach noch einmal, aber gegen 14 Uhr 20 muss Mario die geplante Tour zum Längsee schweren Herzens absagen. „Es tut uns leid, aber entlang unserer Route werden schwere Unwetter mit Sturm und Hagel gemeldet, so macht das keinen Sinn. Wir wollen Spaß haben und das ist leider nicht lustig.“ Recht hat er, für die Absage der Fahrt kriegt er noch einen kräftigen Applaus, das sagt viel über die Vernunft der Teilnehmer aus. Wurscht – machen wir halt morgen gleich zwei Ausfahrten, wie Mario unter dem Jubel der Vespisti verkündet. Fein, wir freuen uns drauf und die beiden Touren an einem Tag packen wir locker. 

Wie wir unsere Vespa für die Retourfahrt nach Klagenfurt starten, hören wir das erste Donnergrollen – jetzt aber nichts wie los! Schnell fallen die ersten Tropfen, wir sind aber noch unbesorgt, weil wir ja notfalls Regenkleidung mit an Bord haben. Sogar mit wasserdichten Hosen (!). Dann wird der Regen heftiger, der „Notfall“ tritt ein und wir fahren bei einem Supermarkt zu, um uns umzuziehen. Das ist rasch erledigt und im strömenden Regen fahren wir weiter. Der Himmel ist mittlerweile pechschwarz und wir befinden uns plötzlich mitten in einem schweren Gewitter. Bei solchen Bedingungen waren wir noch nie mit der Vespa unterwegs, das ist schon ein bisserl Neuland und entsprechend tricky. Aber es lässt sich noch durchaus sicher fahren und als es zu hageln (!!) beginnt, lachen wir sogar über das laute „Tock, Tock“, wenn die Hagelkörner auf unsere Helme treffen. Mit pitschnasser Regenkleidung, und auf einer vor Nässe nur so triefenden Vespa, erreichen wir trockenen Fußes unseren Campingplatz – keine 5 Minuten später sitzen wir dann schon in unserem Camper-Outfit im WoMo am Tisch und freuen uns, dass wir vorsorglich unsere Dachluken geschlossen hatten. Nicht so unser Nachbar, leider. Denn dessen große Dachklappe steht sperrangelweit offen und es wird ihm wohl literweise Wasser ins Innere geschüttet haben. Auch seine Markise schaut nicht gut aus – er hat sie nicht abgespannt und so hat sich der Sturm ordentlich mit dem Teil gespielt. Wir haben uns den kleinen wettertechnischen Weltuntergang am Platz in Ruhe angeschaut und im ersten „Trocken-Fensterchen“ sind wir ins Restaurant hinauf gepilgert. Heute essen wir beide etwas Gebackenes – Ilse ein Kinder-Wiener, Gernot das Cordon Bleu. Hat wieder hervorragend gepasst und später sind wir noch mit dem Chef hier ins Gespräch gekommen. Er hat sich sehr über das Lob von uns gefreut und auch darüber, dass sich Gernot für die stets lässige Musik hier bedankt hat. Es wird nämlich hauptsächlich gepflegter Soul-, Funk- oder edler Motown-Sound gespielt, auch den guten alten Carlos Santana haben wir schon gehört. Schön gesättigt haben wir uns im WoMo noch kühle Gute-Nacht-Drinks gegönnt und einen weiteren feinen Abend miteinander verbracht. Morgen gibt’s eine Doppel-Ausfahrt, wir freuen uns schon ganz narrisch drauf!

Freitag, 17. Juni 2022
Wir haben uns für heute tatsächlich den Wecker gestellt, das haben wir im WoMo wahrlich noch nicht oft getan. Aber – wir sollten noch vor 9 Uhr vom Platz wegkommen. Natürlich waren wir schon vor dem Läuten des Weckers auf, bald duftete es wunderbar nach Kaffee. Danach noch schnell unter die Dusche und rauf auf die Vespa. Unterwegs tanken wir unseren Roller noch randvoll und wie wir in Pörtschach ankommen, sind schon unzählige Vespisti vor Ort. Wir starten pünktlich im 9 Uhr 45 mit der ersten Ausfahrt, sie wird uns zum Längsee bringen. Es sind heute noch viel mehr Vespas dabei als am ersten Tag, da wird auf 200 nicht viel fehlen. Die Tour ist wieder unbeschreiblich schön, wir fahren von Pörtschach über Moosburg und den Ulrichsberg nach Sagrad und St. Donath, kurz darauf sehen wir schon von Weitem die unvergleichlich schöne Burg Hochosterwitz. Was für ein majestätischer Anblick! Zwischendurch bleiben wir zweimal stehen um uns zu sammeln, aber eigentlich sind wir eh immer schön gemeinsam unterwegs. 


Das ist vor allem der perfekten Organisation zu verdanken, die es durch geschickte Positionierung bei den Zufahrten verunmöglicht, dass sich ein anderes Fahrzeug in unseren Pulk schmuggeln kann. Und wie gestern wird uns von den Passanten ununterbrochen zugewunken, wir sehen am Straßenrand nur fröhliche und strahlende Gesichter, es ist einfach nur herrlich. So kommen wir hundertfach fotografiert zum Strandbad am Längsee, wo wieder ein ganzer Parkplatz für uns reserviert ist. Vor Ort ist schon das warme Buffet aufgebaut und es sind ausreichend Bierbänke und Tische hergerichtet. Wir lassen uns nieder und Ilse holt uns gleich einmal was zu trinken, mit unseren Gutscheinen geht das ruck zuck. Das verhält sich bei der Essensausgabe natürlich etwas anders, bis jede und jeder seine zwei Stück Backhendl und den Kartoffelsalat auf dem Teller hat, kann sich das hinziehen. Immerhin sind wir sicher über 250 Personen und wir sehen von unserem Platz aus, wie die Warteschlange der Hungrigen immer länger wird. Und entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten reihen wir uns (vornehmlich natürlich die stets opferbereite Ilse) nicht in die Schlange ein, sondern nehmen unser Essen tatsächlich als Allerletzte (!!) entgegen. Natürlich hat das die brave Ilse erledigt, Gernot durfte derweil an einem Tisch auf der schattigen Terrasse Platz nehmen. Das Essen war erstaunlich gut, der Kartoffelsalat sogar hervorragend. Wieder sind wir zwanglos mit einer netten Vespista ins Gespräch gekommen, mit ihrem deutschen Kennzeihen war sie uns eh schon aufgefallen. Gut gestärkt haben wir uns im Schatten einer Badekabine noch ein wenig ausgeruht und dann hieß es wieder: „Vespisti, an die Geräte!“

In einer gewaltigen Wolke aus Lärm und Abgasen sind wir wieder nach Pörtschach zurückgefahren und ab da war dann eine gute Stunde Zeit bis zur zweiten Ausfahrt. Die erste Fahrt war übrigens 75 Kilometer lang, die zweite wird mit 60 Kilometer etwas kürzer sein. Wir nutzten die Pause für einen Zwischenstopp in einem Cafe, Ilse gönnte sich ein eiskaltes Bitter Lemon, Gernot gar einen Eiskaffee. Dann, nach kurzer Fahrerbesprechung, starteten alle Vespisti, ebenso ungeduldig wie gleichzeitig, ihre Roller und am Marktplatz hörte niemand mehr ein Vögelchen zwitschern 😊. Wir sind jetzt noch mehr Vespas als am Vormittag, viele haben ja nur diese eine Ausfahrt gebucht. Wir fahren via Moosburg und Feldkirchen nach St. Urban am Urbansee, dort sammeln wir uns zusammen. Nach einer kurzen Pause geht es dann steil hinauf zur Simonhöhe, die Fahrt über die sich windende Straße ist ein einziger Hochgenuss. Längst sind wir mit dem Cruisen im Pulk vertraut und es macht einfach nur großen Spaß. Auf der Simonhöhe ist schon eine gute Jause hergerichtet und wir delektierten uns an köstlich belegten Bauernbroten. Spaßhalber sind wir dann die langen Reihen der Vespas abgeschritten und haben die Roller durchgezählt.


Wir sind dabei auf die Zahl 208 (!) gekommen, später haben wir noch zwei weitere Vespas gesehen, eine liegengebliebene und die eines Helfers, das war kurz vor der Simonhöhe. Bei den zwei Opfern sind wir übrigens schon nicht mehr im Pulk vorbeigefahren, denn wir haben uns schon vor der geplanten Abfahrt „aus dem Staub gemacht“. Alleine sind die wunderbaren Bergstraßen noch einmal genussvoller, denn so können wir in jeder Kurve unser eigenes Tempo fahren. Aber das hat nichts damit zu tun, dass uns der Spaß am gemeinsamen Fahren abhandengekommen ist. Gar nicht. Aber es gibt eben manchmal ein „sowohl als auch“ … Außerdem haben wir heute noch etwas vor, wir kriegen nämlich Besuch am Campingplatz, Jasmin und ihr Partner kommen vorbei. Ilse kennt Jasmin schon viele Jahre lang, seit Ilses Mutter zum ersten Mal auf Kur in Althofen war. Da war Jasmin 16 Jahre alt und Lehrling im Service. Heute, 33 Jahre später, ist sie dort die Chefin und der Kontakt zu Ilse, die später selber oft zur Kur in Althofen war, ist nie abgerissen. 
Heute sehen sie sich also nach vielen, vielen Jahren wieder und auf die Minute pünktlich kommt Jasmin mit ihrem Michael am Campingplatz an. Wir haben so viel Platz neben unserem WoMo, dass der ausgewachsene BMW X5 der beiden locker unterkommt und wir machen es uns am Tisch gemütlich. Jasmin und Michi haben eine gigantische Kärntner Jause mitgebracht und unser Campingtisch biegt sich förmlich unter den vielen Köstlichkeiten. Da gibt es kalte Wiener Schnitzelchen und Schweinebraten, Speck, Wurst, Schinken, verschiedene Aufstriche, frisch gerissenen Kren und natürlich wunderbares Kärntner Bauernbrot. Was für ein Genuss, Danke liebe Jasmin und Danke lieber Michael für dieses großzügige Mitbringsel. Wir konnten wenigstens kühle Getränke aus unserem treuen Eiskasten beisteuern und es ist ein wirklich schöner Abend geworden. Wir haben uns wunderbar unterhalten, es kannten sich ja nur Ilse und Jasmin. Aber Michael ist ein unkomplizierter und lässiger Typ und wie er Gernot von seinem schweren Motorradunfall samt bleibender Knieschäden erzählt hat, war dieser wieder einmal froh, mit einem läppischen Herzinfarkt und vier Bypässen davongekommen zu sein. Es war wirklich schade, als Jasmin und Michael dann wieder aufbrechen mussten, aber die beiden sind noch berufstätig und können nicht ewig aufbleiben. Aber wir werden uns sicher wieder einmal treffen, das haben wir uns beim Abschied schon versprochen. 
Wir haben dann nur mehr den Tisch abgeräumt und freuen uns, dass wir uns von den Resten der Kärntner Jause noch mindestens zwei Tage lang ernähren können. Kein Problem, alles ist im Kühlschrank noch länger haltbar, als erstes werden wir uns morgen die Schnitzelchen einverleiben 😊. 

Samstag, 18. Juni 2022
Erster Gedanke nach dem Aufwachen bei uns beiden – Juhu, heute steht die Königsetappe an, es geht nach Tarvis. Das liegt immerhin schon in Italien, aber wie sagte Club-Chef Mario so treffend bei der Fahrerbesprechung: „Wo sonst sollen wir als Vespisti hinfahren wollen, wenn nicht nach Italien.“ Und sei es nur nach Tarvis, wenige Kilometer nach der Grenze zu Österreich. Aber es wird die längste aller Touren bei den diesjährigen „Vespa Days“ sein, hin und retour stehen ca. 125 Kilometer auf dem Programm. Treffpunkt ist um 10 Uhr 30 am Marktpatz in Pörtschach, natürlich sind wir wieder überpünktlich vor Ort.      
Heute sind wir in Rekordzahl versammelt, denn es sind bei dieser Ausfahrt auch eine ganze Menge Vespisti aus Italien mit dabei. So an die 250 Vespas werden es schließlich gewesen sein, heute haben wir aber nicht nachgezählt. Wir warteten dann noch am Platz ab, bis der Bahnschranken gleich in der Nähe garantiert offen sein würde und kurz nach 11 Uhr knatterten wir los. Wie schon die Tage zuvor war wieder alles wunderbar organisiert, nur einmal gelang es einem Deppen von Porschefahrer, sich riskant in unseren Pulk hinein zu quetschen. Aber weil er offenbar nur ein Halb-Depp war, erkannte er rasch seinen unsympathischen Exotenstatus und schlich sich bei nächster Gelegenheit in einer Nebenstraße von dannen. Ab da waren wir wieder in einem reinen Vespa-Pulk unterwegs und es hat wieder unheimlich viel Spaß gemacht. Heute führte uns die Tour unter anderem an den Faaker See und nach Drobollach. Zwischendurch haben wir uns natürlich auch wieder einmal gesammelt, es könnte ja den einen oder anderen Nachzügler geben und keiner soll zurückbleiben. Obwohl als letztes Fahrzeug sowieso ein so genannter „Besenwagen“ unseren Tross abschließt, mit einem Mechaniker an Bord, der sich um die Problemfälle kümmert. Eine Sanitäterin ist übrigens auch mit uns im Pulk unterwegs, falls wer ein Pflaster braucht oder so. Wir sind diesmal übrigens in einem reinen Wohngebiet stehen geblieben, den Anrainern sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als plötzlich 250 Vespas in ihrer Wohnstraße auftauchten. Aber auch hier haben sich alle nur über die Überraschung gefreut, haben gelacht, gescherzt und ihre Kinder vors Haus geholt. Nach ein paar Minuten Pause haben wir den freundlichen Leuten noch ein vielstimmiges Hupkonzert und eine bläuliche Wolke aus Abgasen hinterlassen, sie haben uns fröhlich nachgewinkt.


Die Fahrt hat uns schließlich via Arnoldstein zur Grenze gebracht und wir sind ohne Kontrolle in einem Zug drübergefahren. Von da sind es nur noch wenige Kilometer nach Tarvis und dort wurden wir schon mit einem riesigen Transparent empfangen, das quer über die Hauptstraße gespannt war. Wieder waren im Schatten ausreichend Bierbänke aufgestellt und ein Alleinunterhalter performte gekonnt einen italienischen Gassenhauer nach dem anderen. Die Abgabe der Verpflegung war nur eine Frage von Minuten, jeder holte sich seinen Teller mit italienischen Köstlichkeiten und das Getränk dazu, an den Bons war das Personal nur mäßig interessiert, ohne Kontrolle geht’s natürlich schneller … 












Wir haben eine wirklich feine Zeit in Tarvis verbracht, aber es war uns vorher schon klar, dass wir auch heute wieder alleine zurückfahren werden. Auch weil wir einen anderen Weg nehmen wollen, denn die Strecke über Pörtschach wäre ein Umweg, den wir mittlerweile schon oft genug gefahren sind. Heute hat sich unser vorzeitiges Vertschüssen etwas komplizierter gestaltet, wir waren nämlich am Parkplatz „eingesperrt“. Aber zum Glück von der Vespa eines Guides, wie wir an der zurückgelassenen Warnweste erkennen konnten. Sonst hätten wir nicht wegfahren können, denn bei 250 Vespas brauchst du nicht anfangen, nach einem Besitzer fragen. So konnte Ilse zielstrebig zum Tisch der Guides gehen und schnell räumte einer der Männer die Vespa zur Seite. Jetzt hielt uns nichts mehr auf und wir fuhren auf herrlichen Straßen im schönsten Sommerwetter zurück nach Klagenfurt. Wir haben zum Schluss den Weg über das Südufer des Wörthersees genommen und sind schließlich nach einer unbeschreiblich lässigen Fahrt am Campingplatz angekommen.

Zugegeben ein wenig erschöpft, aber die „Vespa Days“ in Pörtschach waren diesen Einsatz allemal wert. Insgesamt sind wir bei unseren Ausfahrten auf exakt 403 Kilometer gekommen und jeder einzelne davon war ein Hochgenuss, sogar die Fahrt im Hagelunwetter. Mehr kann man sich von so einer Veranstaltung nicht erwarten – echt nicht! Und sie ist ja noch gar nicht vorbei, denn heute Abend wird um 22 Uhr die Vespa verlost und natürlich werden wir am Monte-Carlo-Platz mit dabei sein. Die Zeit bis dahin verbringen wir mit Ausruhen und einem Pasch, später verdrücken wir den Rest der Schnitzel und den Schweinebraten. Herrlich. Morgen machen wir uns aus dem Speck eine fulminante Eierspeise und übermorgen gibt es aus den Resten des Schweinebratens eine Rahmpfanne mit Champignons und frischen Nudeln. So lange hält das locker und schließlich betreibt die liebe Ilse eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „Resteverwertung ist beste Verwertung“. Da muss man seinen knapp 2.000 Mitgliedern schon ein Vorbild sein. Kurz vor 21 Uhr machen wir uns dann auf den Weg nach Pörtschach, da ist gerade die Sonne untergegangen. 

Vor Ort stellen wir uns strategisch günstig auf, diesmal kann uns keiner einsperren. Am Monte-Carlo-Platz ist schon die volle Party im Gange, wir nehmen aber vorerst nur kurz Platz und spazieren lieber, vom Sound der legendären „YMCA“ begleitet, zum Ufer des Wörthersees runter. Dort, wo wir am Mittwoch noch mit unserer Vespa und hundert anderen Rollern gestanden sind, haben wir uns heute ein Eis gegönnt. Das war ebenso gut wie teuer, obwohl hier am Ufer des Wörthersees natürlich gar nichts „nicht teuer“ ist. Aber das nur nebenbei, man muss ja nichts konsumieren. Wir sind dann zum Monte-Carlo-Platz zurückspaziert, Ilse hat sich erneut geopfert und Gernot ein kleines Bierchen organisiert. Wir haben den halblustigen Scherzen des mäßig begabten Moderators geduldig zugehört und uns sehnlich auf die Verlosung der Vespa gefreut. Machen wir es kurz – das ganze Prozedere der Verlosung hat sich bis schließlich knapp nach 23 Uhr hingezogen, wir haben erwartungsgemäß leider nicht gewonnen. Passt schon, deswegen sind wir nicht hergefahren.










Bei der Bekanntgabe der Nummer des Siegerloses sind wir schon abfahrbereit auf unserer Vespa gesessen, Helme auf und Handschuhe an und wie der Moderator als erste Ziffer die „5“ nannte, starteten wir unser Moped, unsere Losnummern waren 130 und 145.

Die Fahrt in der Dunkelheit war für uns sehr ungewohnt, wir sind sonst ausschließlich bei Tageslicht unterwegs. Deswegen erkannten wir erst heute die Strahlkraft unseres Fernlichtes, es hat uns den Weg nach Klagenfurt problemlos ausgeleuchtet. Lautlos wie zwei nepalesische Schleichkatzen sind wir dann am Campingplatz zu unserem WoMo gefahren, die Vespa hat dabei nur ganz leise geblubbert und niemanden geweckt. Die waren nämlich eh noch alle wach, denn irgendwo wurde laut gefeiert und fröhliches Lachen war weit über den Platz zu hören. Passt gut, bis Mitternacht ist das allemal okay, noch dazu an einem Samstagabend … Bei einem kühlen Drink sind wir noch fein zusammengesessen und haben die vergangen „Vespa Days“ kurz Revue passieren lassen. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen, auch wenn wir gar keine großen Erwartungen gehabt haben. Aber wir waren wirklich überrascht von uns selber, wieviel Spaß uns das alles hier gemacht hat. Und wir sind uns ziemlich sicher, dass wir nicht zum letzten Mal bei so etwas dabei waren. Vielleicht sogar wieder bei den „Vespa Days 2023“ in Pörtschach. Wahrscheinlich haben wir nächstes Jahr im Mai eh nix besseres vor ...


Sonntag, 19. Juni 2022

Nach all den Tagen voller Aktivitäten und mit viel Vespa-fahren, brauchen wir den heutigen Tag dringend zur Regeneration. Das Wetter ist schön, nach dem Kaffee setzt sich Gernot vor das WoMo und schreibt unseren Blog weiter. Übrigens hat unsere Uhr wieder vollumfänglich ihren Dienst aufgenommen, jetzt stimmen alle Daten, sogar der Kalender- und der Wochentag. Vielleicht ist das kleine Ührchen ein bisschen nervös geworden, weil wir uns gestern im Netz nach einem Ersatz umgeschaut haben …😊











Absolut eine Erwähnung wert ist die Amsel-Familie, die sich regelmäßig vor unserem WoMo tummelt und deren Nest sich in der Hecke neben uns befindet. Zum ersten Mal überhaupt sehen bzw. erkennen wir junge Amseln, auch wenn sie sich in der Größe nicht von ihren Eltern unterscheiden. Man erkennt sie aber an den gefleckten Federn und natürlich daran, dass sie gefüttert werden. In unserem Fall ist für die Fütterung übrigens ausschließlich das Männchen zuständig, mehrmals am Tag sehen wir ihn mit einem Wurm im Schnabel zum Nest fliegen. Die Jungvögel sind ungewöhnlich zutraulich, gestern ist einer zu Gernot hin gehüpft und hat mit dem Schnabel in seine Sandale gepickt, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Daraufhin hat Gernot zu ihm gesagt: „Ja schau, du bist ja ein Männchen, man sieht ja schon die schwarzen Federn herauskommen.“ Und der Vogel hat sich dann eine ganze Zeit lang über diese Federn streicheln lassen, ohne Angst und ohne Stress. Sogar am Kopf und unter dem Schnabel hat er sich von Gernot kraulen lassen, dann widmete sich das Vögelchen wieder den Brotkrumen am Boden. Sehr süß. Den weitesten Weg des Tages hat heute Ilse absolviert, sie ist immerhin in den Shop hinaufgepilgert und hat uns Eier und Gebäck besorgt. Es ist erneut Resteverwertung angesagt und mit dem Kärntner Speck werden wir uns ein fulminantes Essen fabrizieren. Es wird am Nachmittag zwar ziemlich heiß am Platz, aber wir haben rund um unser Wohnmobil immer Schatten, man muss halt ein bisserl „wandern“. 











Und so liegen wir hinter unserem WoMo in dessen Schatten und genießen das süße Nichtstun. Doch sogar bei diesem Nichtstun kommt es dann unvermutet zu einer gefährlichen Situation, denn Gernot kippt mit seiner Liege um. Er hatte sich etwas zu weit nach hinten gesetzt, sich niedergelegt und zack – knallte er schon mit dem Rücken auf den Boden. Mit voller Wucht! Und die Rückenlehnen unserer Stühle bestehen nur aus einem netzartigen Stoff, also konnte keine Polsterung den Sturz abfedern. Aber Gernot hat wirklich sagenhaftes Glück gehabt, denn der Fleck Boden, auf den er knallte, war eben wie das Putting-Green eines Golfplatzes. Gleich daneben, und eigentlich fast überall auf unserem Platz, ragen Steine aus dem Boden, teilweise drei Zentimeter hoch und auch mehr. Nicht auszudenken, wenn Gernot die Liege nur ein klein wenig woanders platziert hätte. So schnell kanns manchmal gehen … Im Laufe des Tages sind heute immer mehr Camper abgereist, inzwischen ist der Platz nur mehr zur Hälfte gefüllt. Maximal. Wobei wir das hier in unserer geschützten Ecke gar nicht so mitkriegen, wir sehen es halt, wenn wir zum Waschhaus gehen. 

Es wird dann Abend und Ilse macht uns mit Eiern, Speck und Kärntner Würsteln ein sehr delikates Essen, mehr brauchts oft gar nicht. Das weitere Abendprogramm steht inzwischen auch schon fest – aus Kanada wird der Formel 1 Grand Prix übertragen und wir werden via ORF Live Stream mit dabei sein. Ab 20 Uhr war es dann so weit und wir bekamen ein, über weite Strecken mäßig spannendes, Rennen serviert, der aufregende Schlussteil entschädigte uns dann aber doch noch. Wieder hat Max Verstappen gewonnen, aber das nur nebenbei … So ist ein sehr entspannter Tag zu Ende gegangen, morgen werden wir wieder etwas unternehmen, auch das prognostizierte Wetter spricht für eine Ausfahrt.

Montag, 20. Juni 2022

Schon der frühe Morgen begrüßt uns mit wolkenlosem Himmel und wir genießen unseren Frühstückskaffee im Freien. Es wird ein heißer Tag werden, auch 35 Grad sind heute möglich. Mal schauen. Nach dem Duschen spielen wir uns einen Pasch aus und danach holt uns Ilse frische Brötchen aus dem Shop. So stärken wir uns für die Ausfahrt und kurz nach Mittag starten wir unser feuerrotes Spaßmobil. Im Prinzip fahren wir ohne großes Ziel los, vielleicht verschlägt es uns ja zum Pyramidenkogel, das ist eine der größten Touristenattraktionen hier am Wörthersee. 

Und so ist es dann auch gekommen, über Viktring sind wir über sehr, sehr lässige Straßen nach Keutschach und zum Keutschacher See gefahren, die meiste Zeit über hatten wir den Turm am Pyramidenkogel im Blickfeld. Natürlich konnten wir ihm schließlich nicht mehr widerstehen und sind die kilometerlange, steile Straße hinaufgefahren, bis wir schließlich vor dem größten Aussichtsturm der Welt standen, der aus Holz erbaut worden ist. Dieses Bauwerk ist schon sehr beeindruckend, mit seinen 100 Metern Höhe und der futuristischen Form gibt er einiges her. An der Kassa waren wir zuerst ein wenig enttäuscht, weil wir der falschen Meinung waren, der Preis für die Liftfahrt hinauf zur Aussichtsterrasse wäre in der „Wörthersee Card“ inbegriffen. Ist er aber nur bei der „Kärnten Card“ 😊. Aber immerhin bekamen wir eine Ermäßigung und so sind wir für 12 statt für 15 Euro pro Nase mit dem Panoramalift in die Höhe geschwebt. Sehr lässig. Allein schon die Fahrt mit dem Lift war ein Erlebnis, das aber durch die unfassbare Aussicht auf der Panoramaterrasse noch weit übertroffen wurde.


Man kann rundherum um den Turm gehen und sieht so in alle Richtungen. Der türkisblaue Wörthersee ist ein fast schon surreal schöner Anblick und wohin der Blick auch reicht, wird der Horizont von hohen und noch höheren Bergen gebildet. Was für eine schöne Gegend, was für ein Privileg, in einem so wunderschönen Land wie Österreich zu leben. Da wird selbst für uns Traveller das große Fernweh ziemlich klein, warum sollten wir uns in einen Flieger quetschen, wenn es sich vor unserer Haustür so wunderbar Urlaub machen lässt. Wobei – und das wird uns auch immer klarer: Für uns sind unsere WoMo-Reisen keine Urlaube, für uns ist das unser Leben! So soll es sein und wir genießen jeden Augenblick unseres Nomaden-Lebens in vollen Zügen. 


Nachdem wir uns an den Schönheiten der Gegen sattgesehen hatten, brachte uns der Expresslift in wenigen Sekunden wieder auf festen Boden. Auf der Terrasse in gut 80 Metern Höhe kühlte uns eben noch ein relativ starkes Lüftchen, hier herunten werden wir von drückender Schwüle empfangen. Wir statten dem Restaurant vor Ort einen schnellen Besuch ab und bringen mit Cola und gespritztem Apfelsaft unsere Flüssigkeitshaushalte wieder ins Gleichgewicht. 

Danach aber nix wie rauf auf die Vespa und runter vom Pyramidenkogel. Schön wars hier heroben und es ist tatsächlich ein „Muss“, diesen Ort und dieses einzigartige Bauwerk besucht zu haben. Bei einem lockeren 60er kühlt uns der Fahrtwind so fein ab, dass wir die knapp 35 Grad nur spüren, wenn wir stehenbleiben. Nach dem Ort Schiefling haben wir uns am Weg nach Ludmannsdorf tatsächlich verfahren, denn wir sind in St. Egyd schlicht und ergreifend falsch abgebogen. Weil an einer Kreuzung plötzlich keine Hinweisschilder mehr zu sehen waren, war die Chance eben 1:1, dass wir die falsche Richtung nehmen. Und diese Chance haben wir sofort genutzt 😊. Aber der Umweg war durchaus lustvoll, denn er führte uns immerhin bei einer Werkstatt vorbei, die sich auf das Schrauben an Vespas spezialisiert hat. Und so konnten wir beim Rundgang durch das Shop einige sehr lässige Vespas bewundern, darunter auch Exemplare aus den 1960er Jahren. Eigentlich haben wir, zumindest mit einem Auge, nach einem neuen Helm für Ilse Ausschau gehalten. Aber dies hier war nur eine reine Werkstatt, wir finden sicher woanders einen neuen, hübschen Kopfschutz für Ilse.Natürlich haben wir dann den Weg nach Ludmannsdorf ohne Probleme gefunden, bei der schon erwähnten 1:1 Chance war das eine leichte Übung. Weil sich bei uns beiden mittlerweile ein dezentes Hungergefühl bemerkbar gemacht hat, sind wir einen SPAR Markt angefahren und haben uns dort zwei Wurstsemmeln geholt. 


Dazu kalte Getränke und auf einem schattigen Parkplatz ganz in der Nähe haben wir uns dann ein feines Päuschen gegönnt. Herrlich. Und genauso herrlich ist es danach weitergegangen, die kleinen Verbindungsstraßen zwischen den einzelnen Ortschaften sind einfach nur ein Traum. Es herrscht auch kaum Verkehr, zeitweise haben wir das Gefühl, komplett alleine unterwegs zu sein. Das Wetter zeigt sich von seiner allerschönsten Seite, die Hitze spüren wir kaum. Aber am Horizont tauchen jetzt vermehrt gigantische Wolkentürme auf, das könnte heute Abend zu ordentlichen Gewittern führen. Wir werden sehen. Vorerst sind wir noch mit unserem Roller am Weg und der führt uns über Köttmansdorf und Viktring wieder zum Campingplatz zurück. Das war heute eine wirklich wunderschöne Runde und immerhin sind wir über 80 Kilometer weit gefahren. Und das Schönste ist – es gibt hier in unmittelbarer Umgebung noch unzählige solcher Touren zu entdecken und zu erleben. Kein Wunder also, dass wir heute noch einmal verlängert haben. Diesmal übrigens ohne einen Abreisetag festzulegen 😊Am Campingplatz haben wir uns als erstes in unsere Stühle gefläzt und die Beine lang gemacht. Es ist drückend heiß, dass sich das bald einmal heftig entladen wird, ist inzwischen klar. Auch die Wetter-Apps kündigen schwere Gewitter an. Wir haben heute eh nichts mehr vor, wir werden auch nicht ins Restaurant gehen. Stattdessen vertilgen wir mit einer Topfengolatsche und einem Croissant die Reste unseres Gebäcks, darüber hinaus liefert uns das eine oder andere Kaltgetränk die notwendigen Kalorien zur Aufrechterhaltung unserer vegetativen Systeme. Danach hat es dann endlich das erwartete Gewitter gegeben, endlich deshalb, weil wir dringend eine Abkühlung gebraucht haben. 












Und damit ist es dann schnell gegangen, der heftige Regen hat die Temperatur draußen von 32 Grad auf unter 20 Grad rasseln lassen, herinnen kühlte es immerhin auf 26 Grad ab – das reicht für einen erholsamen Schlaf. Die schweren Gewitter sind übrigens haarscharf an unserem Campingplatz vorbeigezogen, wir haben lediglich Starkregen abgekriegt. Aber an vielen anderen Orten in Kärnten hat es schwere Hagelschäden gegeben und St. Paul im Lavanttal ist überhaupt überschwemmt worden. Die Hagelgeschoße waren teilweise so groß wie Golfbälle, nicht auszudenken, wenn solche Dinger unserem Wohnmobil zu nahe kommen würden …

 

Dienstag, 21. Juni 2022
Heute hat die beste aller Ilsen Geburtstag. Und wieder einmal feiert sie ihn im Wohnmobil, das ist ihr wohl das allerliebste Geschenk. Wir starten in den Tag mit einem süßen Frühstück, Gernot hat sogar noch eine von Ilses Lieblings-Naschereien im Shop am Platz ausfindig machen können. Überhaupt ist der „Supermarkt“ hier sehr gut ausgestattet, so klein er auch ist, so viel hat er zu bieten. Aber das nur nebenbei. Wir zögern unser Frühstück lustvoll hinaus, dann ist es uns schließlich warm und wettersicher genug, dass wir eine Ausfahrt mit der Vespa wagen können. Um ca. 11 Uhr starten wir los, heute geht’s zuerst in die Innenstadt von Klagenfurt. Die ist nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt und wir parken uns unmittelbar vor dem Wahrzeichen der Stadt, dem Klagenfurter Lindwurm, ein. 

Der berühmte, Wasser speiende Drache ist schon im Jahr 1600 errichtet worden, der dazugehörige Herkules einige Jahre später. Wir machen natürlich Selfies vor dem Lindwurm, danach verfügen wir uns auf einen ausgedehnten Spaziergang durch die Klagenfurter Altstadt. Ziemlich genau um die Mittagszeit kommen wir dann an einem Restaurant mit Gastgarten vorbei, der schön abgeschattet ist und durch den ein feines Lüftchen weht. Wir sind im „Don Camillo“ gelandet, wenig überraschend handelt es sich dabei um ein italienisches Restaurant. Die Speisekarte kommt in Form einer Tageszeitung daher, eine nette Idee. Wir speisen nicht nur gut, sondern sogar hervorragend. Ilse wählt das „Carpaccio“, dazu nimmt sie sich auf Empfehlung der Kellnerin ein Pizzabrot mit Parmesan. Gernot entscheidet sich für „Misto fritto“ und bekommt eine Riesenportion frittierter Meeresfrüchte serviert. Als Beilage gibt es „Polenta Pommes“, herrlich frittierter Polenta, eine Zuspeise vom Allerfeinsten und so etwas hat noch keiner von uns je auf dem Teller gehabt. Das Restaurant „Don Camillo“ in Klagenfurt ist also absolut zu empfehlen und für ein Innenstadt-Lokal war es auch überhaupt nicht teuer. 

Übrigens, recht kurios war die Bestellung eines Herren am Nebentisch, denn er orderte für sich eine „Pizza Hawaii“, aber – ohne Ananas (!?). Unter Pizza-Liebhabern ist diese Variante ohnehin eine eher diskussionswürdige und Gernot belustigte dann noch die Kellnerin mit dem Spruch: „Immer, wenn jemand eine Pizza Hawaii bestellt, stirbt irgendwo ein Neapolitaner.“ Aber ganz so tragisch wird es dann doch nicht sein …😊Nach dem wunderbaren Essen sind wir noch ein wenig durch die Stadt flaniert und Gernot hat für Ilse ein außergewöhnliches Geburtstag-Billett gefunden: Eine Karte, bei der sich beim Öffnen eine Vespa entfaltet, mit einem glücklichen Pärchen drauf. Na, das passt doch hervorragend zu uns beiden, auch wenn die Vespa nicht rot ist. Wir kommen dann wieder zum Lindwurm zurück und damit zu unserem Roller. Wir fahren aus der Stadt raus und über Lendorf verfügen wir uns nach Krumpendorf. 









Dort kennt Ilse seit Jahrzehnten ein mehr oder weniger „geheimes“ Badeplatzerl, einer der ganz, ganz wenigen öffentlichen Zugänge zum Wörthersee, der von jeder und jedem genutzt werden darf. Zwar ist der Seezugang höchstens 15 Meter breit, aber es steht eine Bank als Sitzgelegenheit da und wie wir ankommen, steigen gerade zwei einheimische Frauen aus dem Wasser. Wir haben unsere Badekleidung leider nicht eingepackt, deshalb fahren wir ohne Abkühlung zum Campingplatz zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum sind wir bei unserem Schneckchen angekommen, da fängt es an zu tröpfeln und bald einmal zieht ein ordentliches Gewitter mit Starkregen über den Platz. Wir verziehen uns ins trockene Innere unseres gemütlichen Häuschens und machen, begleitet von Blitz und Donner, einen Pasch. Nebenher essen wir noch eine Kleinigkeit, den eigentlich geplanten Gang ins Restaurant ersparen wir uns aber – das Mittagessen beim „Don Camillo“ hat ja echt ordentlich was hergegeben. So lassen wir es in aller Ruhe Abend werden und ab jetzt ist die Stechmücken-Abwehr unsere einzige Beschäftigung. Später sitzen wir dann noch lange bei kühlen Drinks zusammen und freuen uns, dass wir ein so lässiges und privilegiertes Leben führen dürfen.









Mittwoch, 22. Juni 2022
Nach dem Frühstück warten wir noch ein wenig auf mehr Sonne und Wärme, bevor wir gegen 11 Uhr in Richtung Velden aufbrechen. Dort wird gerade ein Treffen von Supersportwägen veranstaltet und das wollen wir uns natürlich anschauen. Es werden knapp über 20 Kilometer dorthin sein und bei einem 70er wird es ziemlich frisch auf der Vespa. Trotzdem fahren wir ohne Jacken, ein bisschen Abkühlung schadet nicht, denn es wird heute sowieso wieder über 30 Grad warm werden. In Velden cruisen wir als erstes durch den Ort, natürlich auch wieder runter zum „Schlosshotel am Wörthersee“, wo wir vor ein paar Tagen bei den „Vespa Days“ geparkt hatten. Heute dominieren aber nicht die kultigen Roller aus Pontedera das Geschehen, sondern Sportwägen der oberen Spitzenklasse. Wir sehen Lamborghinis, Ferraris, Porsches und so weiter, einer der Höhepunkte war sicher ein McLaren Mercedes SLR, der vor einem Geschäft zum Verkauf angeboten worden ist. Interessiert? Nun, hier die Eckdaten: Der silberfarbene Wagen mit den spektakulären Flügeltüren ist Baujahr 2007 und hat etwas mehr als 30.000 Kilometer auf dem Tacho. Trotzdem kostet dieses 15 Jahre alte Fahrzeug immer noch 379.000 Euro – für Einheimische. Für Ausländer ist der SLR bereits um 299.000 Euro zu haben, weil die Luxussteuer entfällt. Übrigens hat die 12-Zylinder-Karre weit über 600 PS, der Verbrauch wird wohl an die 25 Liter je 100 Kilometer liegen. Als Innsbrucker kennen wir diesen seltenen Edel-Boliden gut, denn ein einheimischer Unternehmer fährt einen solchen. Nebenbei bemerkt, hat er Gernot vor Jahren im Rahmen eines Interviews gefragt, ob er denn einmal eine Runde mit dem SLR drehen möchte. Gernot hat dankend abgelehnt, denn auch wenn er sich selbst als durchaus guten Autofahrer sieht, mit einem 660 PS Geschoß traut er sich nicht wirklich zu fahren … 

Wir sind dann eine große Runde durch Velden spaziert, immer wieder röhrten Sportwägen an uns vorbei, herrlich. Bei einem kleinen Laden haben wir uns dann noch Feuerzeuge gekauft, vor allem deshalb, weil sie so sagenhaft billig waren. Vor allem für einen Ort wie Velden. Aber 0,50 Euro pro Feuerzeug ist wirklich eine Mezzie und wir haben uns gleich mit vier Stück eingedeckt. Danach aber nix wie rauf auf die Vespa und schon beim Ausparken unseres Rollers erspähte Gernot einen pechschwarzen Lamborghini daherkommen. Es ist uns dann gelungen, uns direkt hinter dem brüllenden 12-Zylinder einzuordnen und so fuhren wir standesgemäß aus Velden raus. Äußerst erstaunlich war dann noch, dass wir mit der Vespa ziemlich gut mit dem Lambo mithalten konnten, Ilse hat eh ein Video davon gemacht. Wenn er zwischendurch mal Vollgas gegeben hat und der Wagen wie ein wilder Stier aufbrüllte, hat auch Gernot bei unserem kleinen Mopedchen den Gashahn aufgedreht und der Lamborghini konnte uns nicht davongefahren. Okay, wir reden hier von der Beschleunigung von 40 auf vielleicht 60 km/h, aber es erstaunte uns trotzdem. Leider ist der schwarze Supersportwagen bald darauf auf die Autobahn abgebogen und der kurze Spaß war damit für uns vorbei. Am Heimweg sind wir dann noch bei einem HOFER-Markt stehen geblieben und Ilse hat uns ein paar Leckereien besorgt, darunter die hitzeempfindlichen Schweden-Bomben. Damit mussten wir dann rasch nach Hause, womit das Schwimmen an Ilses Geheim-Plätzchen in Krumpendorf erneut ausgefallen ist. Wurscht, der Platz läuft uns eh nicht weg und wir bleiben noch ein paar Tage hier, das wird also schon noch mal klappen. Wir haben uns dann vor unser WoMo gesetzt, bis uns leichter Regen ins Haus-Innere vertrieben hat. Später, inzwischen hatte es wieder aufgeklart, sind wir wieder ins Restaurant am Platz gegangen und haben uns mit „Frankfurter Würstel“ und „Wiener Schnitzel“ erwartungsgemäß fein abfüllen lassen. Viel haben wir an diesem Tag dann nicht mehr unternommen – wir sind bis zum nächsten Regenschauer vor dem WoMo gesessen und haben den lauen Abend genossen. Von schweren Gewittern sind wir zum Glück erneut verschont geblieben, aber die ganze Nacht über hat es immer wieder geregnet, teilweise sogar ziemlich stark. Geschlafen haben wir aber trotzdem wie die Babys …



Donnerstag, 23. Juni 2022

Wahrscheinlich wird das heute wieder einmal ein Tag, der hauptsächlich von süßem Nichtstun geprägt sein wird. Nach dem Guten-Morgen-Kaffee hat sich Gernot unserem Blog gewidmet, das dauert immer so seine Zeit. Später hat dann Ilse angefangen, alle Cartoons des Künstlers Martin Perscheid, die Gernot auf seinem Handy gespeichert hat, in den Laptop zu übertragen und zu katalogisieren. Und da reden wir von knapp 2.000 (!!) Zeichnungen, insgesamt gibt es von Perscheid, der leider vor zwei Jahren gestorben ist, an die 5.000 Cartoons. Dieses Umspeichern der Cartoons ist notwendig, weil wir unserem Freund Michael daraus ein Buch machen werden, das wir ihm anlässlich unseres Besuches in Altaussee Mitte August als Gastgeschenk überreichen wollen. Und vom Handy aus kann Ilse dieses Buch nicht anfertigen, also muss sie jeden einzelnen Cartoon umspeichern, zuschneiden und katalogisieren. Eine Heidenarbeit und es ist fast als Wahnsinn zu bezeichnen, dass Ilse das ganze Unterfangen auf einmal (!!) durchführen will. Und wird! Begonnen hat sie mit der mühevollen Arbeit um ca. 9 Uhr 30, gegen 15 Uhr 30 konnte sie von Gernot wenigstens zu einer Mini-Pause überredet werden. Aber so ist die liebe Ilse – wenn es etwas zu tun gibt, dann zieht sie das durch. Punkt. Ilses Beschäftigung mit den Cartoons hat sich dann bis nach 17 Uhr (!) hingezogen, aber dann hatte sie es endlich geschafft. Chapeau. 

Zwischendurch ist es zu einem blöden Vorfall gekommen, denn der eher beschränkt wirkende Rasenmähermann vom Platz ist mit seinem großen Gefährt an unser WoMo gestoßen. Ziemlich ordentlich, wir waren beide gerade im Inneren. Davor hat der Dümmling noch unseren Tisch zur Seite geräumt, damit er so knapp als möglich an unser WoMo heranmähen kann. Eine Frechheit natürlich und auch ein Tabu. Niemand hat die Habe eines anderen Campers anzugreifen, geschweige denn umzuplatzieren. Aber wie gesagt, der erste Eindruck, dass es sich bei dem Mann um einen richtigen Depp handelt, stellte sich als richtig raus. Passiert ist unserem WoMo dem ersten Anschein nichts und das ist die Hauptsache. Wir haben später noch einen Pasch gemacht und als Abendessen dienten uns die noch im Kühlschrank gelagerten Schinken- und Käsevorräte. Das war wieder mal „Dolce far niente“ vom Feinsten, auch wenn wir ganz schön an unseren Computern gewerkt haben. Vor allem Ilse – sie wird heute ziemlich sicher von Perscheid-Comics träumen …

Freitag, 24. Juni 2022

Gestern noch haben wir uns nur wenige Meter von unserem WoMo wegbewegt, das wird heute unter Garantie anders sein. Nach dem Kaffee kommt plötzlich der Chef hier mit einem Golfwagerl angefahren, im Schlepptau hat er den Rasenmähermann mit der verbesserungsfähigen Zielgenauigkeit. Natürlich, um den Vorfall von gestern zu besprechen, Ilse hatte sich an der Rezeption darüber beschwert. (vor allem, falls es doch zu einer Beschädigung gekommen sein sollte). Nun, zu besprechen gab es da nicht viel, wir verlangten nur, dass man dem speziellen Mitarbeiter klar macht, dass er seine Finger von den Utensilien der Camper lassen soll. Das ist ein Tabu und das bleibt ein Tabu. Und besser zielen möge er in Zukunft, am besten wäre natürlich, er würde mit seinen Mäharbeiten bis zur Abreise der Camper warten. Damit ist die Geschichte für uns erledigt, schönen Tag noch. Wir haben dann Sigrid und Erich zu ihrem Hochzeitstag gratuliert, Gernot hat sogar ein kleines Ständchen auf seiner Mundharmonika gespielt. Ein ganz kleines. Trotzdem haben sich die beiden sehr darüber gefreut. Wir haben dann im WoMo noch ein Brötchen gegessen und um ziemlich genau zu Mittag sind wir mit der Vespa losgefahren. 

Wieder sind wir das nördliche Ufer des Wörthersees bis Pörtschach entlanggefahren, kurz danach geht es rechts hinauf zum Forstsee. Der Weg dorthin ist erneut ein einziger Genuss, es herrscht kaum Verkehr und wir fahren bewusst nur mit einem 50er dahin, so haben wir länger was davon 😊. Zum Forstsee selbst kommen wir dann gar nicht, denn erstens sehen wir nur einen Fußweg zum See abzweigen und zweitens haben wir gar nicht nach einer Zufahrt gesucht. Ilse würde nämlich sowieso keinen Fuß in eine Wiese oder so setzen, denn erst kürzlich ist ausgerechnet hier am Forstsee ein Kind von einer Hornviper gebissen worden. Das ist die giftigste Schlange überhaupt, die in Österreich heimisch ist. Na super. Eine Äskulapnatter haben wir schon oberhalb des Millstätter Sees gesehen, auf das Zusammentreffen mit Giftschlangen würden wir gerne verzichten. Also bleiben wir auf unserer Vespa sitzen und fahren weiter, so kommen wir zum Seissersee. Aber auch hier lässt sich auf die Schnelle keine Zufahrt finden, doch Ilse sieht den Seissersee zumindest im Vorbeifahren. Eh Schön. Uns ist ja gar nicht nach einer Pause, wir sind so fasziniert vom Fahren mit unserem Roller, dass wir stundenlang so dahincruisen könnten. Trotzdem, hin und wieder müssen die alten Knochen ein wenig ausrasten und wir tun das bei einem schönen Aussichtsplatz in Kanzelhofen. 

Unter uns liegt wunderschön der türkisblaue Wörthersee und wir sehen auch unser nächstes Ziel von oben – Velden. Das sind nur wenige Kilometer bis dorthin, dementsprechend parken wir bald einmal mitten im Zentrum und mitten im Geschehen. Heute ist die Dichte an Supersportwägen noch einmal größer und aus allen Ecken Veldens röhren und brüllen die Motoren der PS-starken Boliden. Noch nie haben wir auf der Straße irgendwo einen McLaren Sportwagen gesehen, hier sind mehr als zehn davon versammelt. Darunter ein Sondermodell, ein McLaren Elva für schlanke 1,7 Millionen Euro. Aber hauptsächlich dominieren Lamborghinis, Ferraris und Porsches das Geschehen, es sind jeweils dutzende Modelle dieser Nobelmarken vertreten. Doch wir sehen natürlich auch Aston Martins, Bentleys und den einen oder anderen Mercedes. So wie jenen SLR, der sich doch tatsächlich ein Strafmandat eingehandelt hat. Die 20 Euro werden dem Besitzer des über 600.000 Euro teuren Luxusautos sicher eine Lehre fürs Leben sein … Wir sind gemütlich zum „Schlosshotel“ hinunter spaziert, dort fahren schließlich alle Autos in einem Corso vorbei, manche immer wieder. 

Vor dem Hotel werden wir zufällig Zeuge, wie ein McLaren Fahrer aus der Schweiz lässig nach einem Parkplatz fragte. Die Antwort des livrierten Angestellten war dann alternativlos: „Wenn Sie keinen Parkplatz reserviert haben, dann gibt es hier auch keinen Parkplatz für Sie.“ Bamm, enttäuscht musste das Pärchen abziehen und sich sonst irgendwo einen Platz suchen. Wahrlich kein Kinderspiel in Velden … Auch heute ist für uns dann irgendwann der Punkt gekommen, wo wir einfach genug vom Supersportwagen-Wahnsinn hatten. Wir spazierten zur Vespa zurück und hinter einem feschen Audi R8 fegten wir die Straße am Nordufer zurück in Richtung Klagenfurt. Kurz vor Pörtschach sind wir dann bei einem BILLA zugefahren, Ilse hat hier schon vor Tagen im Vorbeifahren einen Hendl-Grill-Wagen entdeckt. Wir nehmen uns auf Reisen öfter mal wo ein Hendl mit, das ist ein perfektes Essen für uns Camper und wir sind noch nie enttäuscht worden. Zwei halbe Hühner dürfen mitkommen, wir verpacken sie nahezu luftdicht und sie passen natürlich locker in unser Heckköfferchen. 

In Krumpendorf fahren wir dann zum öffentlichen Seezugang hin, heute ist sogar die Bank unbesetzt. Ilse hat die Badesachen mit und genießt bald darauf das 24 Grad warme Wasser des Wörthersees. Gernot bleibt lieber trocken und macht dafür Bilder seiner Badenixe Ilse. Plötzlich eine Überraschung – blubb, blubb, blubb, blubb – kamen vier Froschmänner neben Ilse auf der Wasseroberfläche zum Vorschein. Es handelte sich dabei um Taucher der Berufsfeuerwehr, die spontane Rettung arglos schwimmender Ilsen gehörte zum Glück nicht zur Übungsannahme. Beim Herausgehen aus dem Wasser ist Ilse dann noch hautnah von einem großen Fisch begleitet worden, sie hätte ihn locker mit den Händen angreifen können … Herrlich erfrisch wurde die liebe Ilse dann zum Campingplatz zurückkutschiert und ein lässiger Ausflug endete vor dem WoMo. Jetzt war erstmal ein kleines Päuschen angesagt, später duellierten wir uns mit einem Pasch und noch später machten wir uns über das immer noch lauwarme Hendl her. Immer wieder ein Hochgenuss, manchmal bleibt für den nächsten Tag noch was übrig. Heute fitzelten wir jedes Knöchelchen blank ab, als Beilage diente uns das Brot von gestern. Herrlich. Noch bevor die Moskitos und sämtliche andere Stechmücken lästig werden konnten, setzte zum Glück Regen ein. Der hat dann auch rasch die Temperatur fallen lassen und nach einem feinen Abend im Inneren unseres Häuschens haben wir die Lichter ausgehen lassen.

Samstag, 25. Juni 2022

Unser letzter voller Tag am Wörthersee begrüßt uns mit wolkenlosem Himmel. Was wird das heute wieder für ein Traumtag werden – mit dem Wetter haben wir in den vergangenen zwei Wochen wirklich Glück gehabt. Nach dem Kaffee beginnt Ilse schon einmal zwanglos mit den ersten Abreise-Vorbereitungen, da wird die Wäsche sortiert, der Kühlschrank aufgeräumt und unsere Vorräte gecheckt. Später geht sie dann rauf zur Rezeption und bezahlt die Rechnung für unseren Aufenthalt. Nach dem üblichen Vormittagspasch stärken wir uns noch mit einem kleinen Imbiss und danach lassen wir es losgehen. Unsere heute Vespa-Tour startet mit der Fahrt nach Viktring, dort biegen wir in Richtung Loiblpass ab. Erneut herrscht nur wenig Verkehr, die Menschen liegen wahrscheinlich an einem der zahlreichen Seen hier oder in einem Freibad. Wir passieren die Orte Maria Rain und Feistritz im Rosental und unterwegs kommen wir auch an der Abzweigung zum Bärental vorbei. Das ganze Tal war im Privatbesitz von Jörg Haider, der unweit von hier mit dem Auto tödlich verunglückt ist. Wir sind heute eh an der Unfallstelle vorbeigefahren – war das früher noch eine riesige Ansammlung von Kerzen, kitschigen Bildchen und anderen Memorabilien, so ist das heute auf ein halbwegs erträgliches Maß zurückgestutzt und erinnert halt an einen Landeshauptmann, der leider rechts vom Weg abgekommen ist …

Wir kommen dann nach Maria Elend und St. Jakob im Rosental, es scheint ganz so, als würden die lässigen Straßen und Sträßchen hier kein Ende nehmen. Und dabei gibt es noch so viel zu entdecken, sehr tolle Aussichten sind das. 

Zwischendurch machen wir eine kleine Pause an einem der vielen Parkplätze neben der Straße. Die zahlreichen Plastikflaschen im überfüllten Mülleimer knistern, zischen und knacken in der brütenden Hitze vor sich hin und bilden so einen interessanten akustischen Kontrast zum vielstimmigen Konzert der Singvögel. Mal was anderes … Unsere Vespa-Runde führt uns schließlich nach Rosegg und von da ist es nur noch ein Katzensprung nach Velden. Natürlich geben wir uns noch einmal dem Boliden-Irrsinn, wann sieht man schon so viele Super-Sportwagen auf einem Haufen. 

Wir parken unsere „principessa rossa“ der Einfachheit halber im tiefen Schatten der Apotheke, einen Steinwurf vom „Schlosshotel“ entfernt. Die Apotheke hat heute Ruhetag, also nehmen wie niemand einen Platz weg. Dann lassen wir uns wieder über die unzähligen Luxus-Sportwagen staunen, heute sind auch einige US-Cars vertreten. Und wir sehen einen Mercedes, der über und über mit Holz-Intarsien (!!) belegt ist. Insgesamt hat der Besitzer in mehr als 5.800 Arbeitsstunden 37 Holzsorten dazu verwendet, exakt 7.757 Intarsien-Teilchen herzustellen. Damit ist der Mercedes nun vollständig belegt und das Ganze wurde mit Klarlack versiegelt. Auch die Felgen. Der Wagen steht übrigens zum Verkauf, 150.000 Euro würde der Besitzer gerne dafür haben wollen. Die Käuferschicht wird aber wahrscheinlich sehr überschaubar sein … Wieder röhrt es aus allen Ecken und Enden von Velden, immer wieder lassen die Fahrer ihre Monster-Motoren aufjaulen. Und das wird durchaus auch von der Polizei toleriert, wie wir selber gesehen haben. Beim zu schnell beschleunigen würden die Beamten sicher eingreifen, aber das Hochdrehen der Motoren im Leerlauf lassen sie durchgehen. Zum Glück, denn das klingt schon extrem lässig.Schließlich sind wir dann wieder rauf auf unseren eigenen Boliden – pardon, auf unsere Bolidin. Es reichte uns, wir hatten nun jeden Wagen zwei, dreimal gesehen – das glaubten wir aber nur. 









Denn wir waren kaum 200 Meter weit mit der Vespa gekommen, da begegnete uns doch tatsächlich ein Bugatti Veyron, weit über 1.000 PS stark, weit über 400 km/h schnell! Eines der aller teuersten Autos überhaupt, unter zwei Millionen Euro geht da gar nix. Natürlich brauchten wir von dem Wahnsinnsgerät Bilder, also ist Gernot kurzerhand vor dem Bugatti auf die linke Straßenseite zugefahren und Ilse konnte den Veyron schön ablichten. Sind geile Bilder geworden und damit ist auch ein Wunsch Gernots in Erfüllung gegangen – denn einen Bugatti Veyron oder einen Bugatti Chiron wollte er schon sehen. Übrigens, überholt haben wir schon einmal einen Veyron – auf der Brenner-Autobahn war das, mit 105 km/h und mit unserem alten WoMo …😊Erneut haben wir uns dann wieder ein stylisches Windschatten-Fahrzeug gesucht, diesmal durfte uns ein Porsche Targa aus Velden herausführen. Der ist uns dann sogar bis nach Pörtschach erhalten geblieben, dort ist er dann zum Discounter HOFER abgefahren. Kein Wunder, bei den Spritpreisen heißt es sparen … 😊Vor dem WoMo haben wir uns erstmal eine kleine Ruhepause gegönnt, danach waren wir fit genug, die Vespa auf ihren Träger zu hieven. Ist völlig glatt gelaufen, keine zehn Minuten und unser Roller war fix vertäut. Später sind wir dann ein letztes Mal ins Restaurant am Platz essen gegangen. Wie erwartet, sind wir mit unseren Würsteln wieder sehr zufrieden gewesen und auch das Personal hat erneut bewiesen, warum wir hier so gerne eingekehrt sind. Morgen geht’s wieder nach Hause und wie immer freuen wir uns sehr darauf. Es ist das Mantra unserer Camper-Zufriedenheit – dass wir wahnsinnig gerne wegfahren, dass wir wahnsinnig gerne irgendwo campen und dass wir ebenso wahnsinnig gerne wieder heimfahren. Besser geht’s nicht, schöner geht’s nicht …

Sonntag, 26. Juni 2022
Gestern noch ist uns klar geworden, dass wir noch nie 13 Tage am Stück auf einem Campingplatz gestanden sind. Rekord also. Dabei war das gar nicht geplant, denn eigentlich wollten wir Ilses Geburtstag an der italienischen Adria feiern. Es ist anders gekommen, vor allem, weil es hier rund um den Wörthersee so wunderschön ist. Weil das Wetter so schön und weil die Hitze erträglich war. Weil unser Stellplatz perfekt war, weil das Restaurant so gutes Essen zu bieten hatte und weil das gesamte Personal so nett war. Irgendwann wollten wir dann innerhalb Kärntens noch den Campingplatz wechseln, das haben wir aber auch sein lassen. Was wir längst gelernt haben – Pläne sind bei uns meistens nur relativ unkonkrete Vorhaben. Wir fixieren uns selten auf irgendwas, nur den ersten Campingplatz reservieren wir vor. So ist wenigstens die ungefähre Richtung festgelegt 😊. Wir entscheiden dann vor Ort, wie und wohin es weitergeht. Wenn überhaupt, denn manchmal bleiben wir einfach stehen. Und sei es auch 13 Tage lang, so wie diesmal.

Nach dem Kaffee erledigen wir die letzten Abreise-Vorkehrungen, das bedeutet vor allem Arbeit für Ilse. Gernot bleibt eigentlich nur das Abstecken des Stroms und diverse Handlanger-Tätigkeiten. Das Stromkabel war diesmal übrigens fast vollständig von seiner Trommel abgerollt und der mehrfache Starkregen hat dem Ding ordentlich zugesetzt. Das wieder sauber zu kriegen war nicht ganz so einfach, aber zum Glück führen wir eine ganze Reihe an Putzfetzen mit. Auch unsere Reifen und Felgendeckel strotzen vor Dreck, den der Regen hinterlassen hat. Wurscht, das machen wir in Innsbruck sauber. Hier fahren wir nur zur Entsorgungsstation, damit wir, damit Ilse!!, nicht wieder unsere Klokassette quer über den Platz schleifen muss. Vor der Abfahrt um kurz vor 9 Uhr bleiben wir noch bei der Rezeption stehen und Gernot kauft uns im Shop Wurst, Käse, Semmeln und Topfengolatschen für die Heimreise. Dann müssen wir noch tanken, mit 2.034 Euro kriegen wir einen Preis, der wenigstens leicht unter dem Durchschnitt liegt, wie wir im Laufe des Tages sahen. Mehr positives gibt es über diese Spritpreise nicht zu sagen, das WoMo Fahren ist doppelt so teuer geworden und wird durch Jammern nicht billiger. Geht ja allen anderen auch so … 

Die ganze Heimfahrt über hat es nirgendwo eine Verkehrsverzögerung gegeben, auf der Kärntner Autobahn waren zwar sehr viele Fahrzeuge unterwegs, hauptsächlich nach Salzburg bzw. nach Deutschland. Wie erwartet waren wir dann nach der Abfahrt bei Spittal an der Drau fast alleine unterwegs und sind keine fünfmal überholt worden. Auch durch den nicht ausgebauten Teil des Drautals sind wir anstandslos durchgekommen, die meiste Zeit war kein Fahrzeug im Rückspiegel zu sehen. In Lienz haben wir noch eine kleine Kaffee- und Wurstsemmel-Pause eingelegt, danach ging es über die Passstraßen Felbertauern und Pass Thurn zurück nach Tirol. Auch die restlichen 130 Kilometer zurück nach Innsbruck sind entspannt verlaufen und knapp nach 14 Uhr 30 haben wir unsere brave Schnecke auf ihren Garagenplatz geparkt. Und so ist unsere 113. WoMo Reise zu Ende gegangen, sie war wieder eine der lässigsten Reisen aller Zeiten. Wie schon so viele zuvor.  Ach ja – das wird eine der ganz wenigen WoMo Reisen gewesen sein, bei der wir mit der Vespa mehr unterwegs waren, als mit dem Wohnmobil. Das Duell endete schließlich knapp aber doch mit 687,5 km zu 670,0 km FÜR die Vespa! Bei diesen Spritpreisen ist das auch irgendwie eine Form von Sparen 😊.