vom 4. Mai bis 23. Mai 2022
Innsbruck-Haßfurt-Bad Salzuflen-Hamburg-Harlingen-Hulsberg-Fürth-Innsbruck 2.660 km
Wir freuen uns schon seit Tagen derartig aufs Wegfahren, dass Gernot am Tag
der Abfahrt bereits um 3:00 Uhr aufsteht. Schnell ist ein Kaffee gekocht und
dann klettert auch Ilse aus den warmen Federn. Unser Häuschen ist bereits mit
allem Notwendigen bestückt, die Vespa aufgeladen, es fehlen nur noch unsere
Notebooks und die Lebensmittel aus dem Kühlschrank. Tatsächlich schaffen wir
es, um exakt 4:19 Uhr aus unserer Garage abzufahren, draußen ist es natürlich
noch stockdunkel. Haßfurt ist gut 450 km von Innsbruck entfernt, wir werden
praktisch den ganzen Weg auf Autobahnen bleiben. Das frühe Wegfahren hat den
Vorteil, dass es bei den Einreisekontrollen nach Deutschland keinerlei Stau
gibt, untertags wartet man schon mal eine halbe Stunde lang aufs Durchwinken. Das Fahren strengt Gernot eigentlich überhaupt nicht an, alles wie früher. Das
erste kurze Füße-vertreten gönnen wir uns erst nach knapp zwei Stunden, da sind
wir schon an München vorbei. Wir kommen gut voran, einmal stoppt uns ein Unfall
eine gute Viertelstunde lang - ein BMW-Fahrer hatte sein einstmals schönes Fahrzeug
an den Leitschienen zwanglos kaltverformt. Wir fahren dann ein Rasthaus an,
Gernot holt sich einen Kaffee-to-go und mit einer Topfengolatsche von gestern
ist das zweite Frühstück perfekt.
Dermaßen gestärkt gehen wir die letzten 150
km an und 10:30 Uhr fahren wir bei den „Naturfreunden Haßfurt“ vor. Platzwart
Klaus begrüßt uns herzlich, weist uns den Platz zu und wir laden als erstes die
Vespa ab. Das funktioniert erwartungsgemäß klaglos, dafür lässt sich heute der
Strom etwas länger bitten. Er schafft es nämlich nicht bis ins WoMo, an der
Kabeltrommel bleibt er hängen. „Da muss irgendwo im Inneren ein Hauptschalter
sein“, gibt uns Klaus einen wertvollen Tipp und fügt noch an: „Vielleicht im großen
Kasten.“ Genau so war es dann auch, der so genannte FI-Schalter hatte sich
ausgeschalten - das Problem konnte also mittels Einschaltens binnen Sekunden
gelöst werden.
Gernot ruft dann seine Tante Heidi an, teilt unsere Ankunft mit und zack -
sind wir schon zum Mittagessen eingeladen. Wir fahren mit der Vespa in die
Stadt rüber und sitzen bald darauf vor einem Teller mit köstlicher
Spargelcreme-Suppe. Danach noch Schinken mit Spiegeleiern, herrlich. Onkel Rudi
kommt auch vorbei, später noch Michaels Frau Petra und Sohn Felix. Allzu lange
bleiben wir nach dem Essen aber nicht mehr sitzen, Gernot spürt natürlich ein
wenig die lange Fahrt und das frühe Aufstehen, in Kombination mit einem
aufkommenden Fress-Koma sind das viele gute Gründe für einen Aufbruch. Am
Campingplatz angekommen legen wir uns augenblicklich nieder und schlafen durch
bis 17:30 Uhr. Schon eine Stunde später kommen wie angekündigt Katja und Rainer
zu uns und wir gehen nebenan ins Gasthaus „Meehäusle“ sehr gut und reichlich
essen. Später sitzen wir noch zu viert bei uns im WoMo auf einen gemütlichen
Absacker beisammen, ehe die beiden heimfahren. Wahrscheinlich sind wir danach
keine zehn Minuten lang mehr wach gewesen, die wunderbare Ruhe hier hat uns
blitzartig einschlafen lassen.
Die Nacht war wunderbar, der Platz hier am Main ist wirklich zu empfehlen.
Ilse hat um ca. 6:45 Uhr die Heizung aufgedreht, bei 15 Grad im Inneren unseres
Häuschens möchte man lieber nicht frühstücken. Um 8 Uhr sind wir dann aufgestanden,
bei molligen 24 Grad. Wir trinken in aller Ruhe Kaffee, Onkel Rudi wird uns
erst um 11:30 Uhr abholen, wir haben also so etwas wie Tagesfreizeit 😊. Gernot nutzt die Zeit
um unseren Blog zu aktualisieren und nach einer kleinen, aber feinen Rast steht
schon Rudi vor unserem WoMo. Wir fahren zuerst zu ALDI, Rudi hat ein paar
Einkäufe zu erledigen und bei der Gelegenheit nimmt sich Ilse ein Fläschchen
Wein und Knabber-Nüsse mit. Danach geht es ein paar Kilometer in den Ort Zeil
am Main, dort verfügen wir uns in ein traditionelles, bayrisches
Bräu-Wirtshaus. Wir speisen hervorragend, trinken wunderbares Bier und haben
eine wirklich gute Zeit in diesem Biergarten.
Rudi bringt
uns dann zum Campingplatz zurück, wir setzen uns noch zusammen, Ilse kocht uns
einen guten Kaffee. Danach muss Rudi weiter, morgen sind wir bei ihm und seiner
Ilse in Obertheres zum Mittagessen geladen. Kaum ist Rudi weg, stellen sich
zwei Bully-Fahrer neben uns, die mit unfassbar schön restaurierten Fahrzeugen
unterwegs sind. Später erfahren wir, dass der 1962er Bully ein Wertgutachten
über 75.000 Euro aufweisen kann - so hat er auch ausgeschaut. Lustig war dann
Gernots (absichtlich laut) zu Ilse gesprochener Gag: „Wenn man solche Bullys
halbwegs ordentlich herrichten würde, dann schauen die richtig gut aus.“ Damit
war der Kontakt zu den beiden Fahrern hergestellt und wir haben in der Folge
richtig Spaß miteinander gehabt. So erzählte uns der Fahrer mit dem Erfurter
Kennzeichen, dass ihn eine ältere Dame mal nach dem Baujahr seines Bullys
gefragt habe. Auf seine Antwort „1962“ meinte sie anerkennend: „Also für das
Alter schaut er ja noch richtig gut aus.“ Im Gegensatz zu Gernot, hatte die
Dame ihren Spruch allerdings vollkommen ernst gemeint 😉. Wir haben und dann irgendwann für eine kleine Ruhung niedergelegt, später
haben wir uns noch eine kleine Jause zubereitet und endlich den ersten Pasch
gemacht. Irgendwann sind dann die beiden Bully-Fahrer an unserem Fenster
aufgetaucht, sie hatten ein wichtiges Utensil für ihre Mini-Privatparty in
Gotha oder Erfurt liegen gelassen. Wir konnten zufällig aushelfen, die beiden
haben sich sehr darüber gefreut. Worum es sich bei dem Utensil handelte? Nun,
so manches, was am Campingplatz bei den Naturfreunden in Haßfurt passiert,
bleibt auch am Campingplatz der Naturfreunde in Haßfurt.
Unsere Tage hier in Haßfurt sind geprägt von Essenseinladungen, aber
natürlich sind wir dafür sehr empfänglich. Heute werden wir zuerst bei Rudi und
Ilse verwöhnt, sie wohnen in Obertheres, das ist knappe sechs Kilometer von
unserem Campingplatz entfernt. Den Vormittag lassen wir gemütlich angehen,
Gernot hämmert ein bisschen was von unserem Blog ins Notebook, Ilse kümmert
sich um die Aufrechterhaltung der Ordnung in unserem Haus auf Rädern. Wir
sitzen dann noch gute eineinhalb Stunden lang in unseren Stühlen in der Sonne
und genießen den schönen Tag. Dann starten wir zeitgerecht die Vespa und fahren
die paar Kilometer nach Obertheres rüber. Gernot bemerkt sofort, dass der Tacho
unseres roten Renners nicht mehr funktioniert, interessanterweise werden die Kilometer
nach wie vor gezählt. Wurscht, das lassen wir uns bei Gelegenheit richten, ganz
so wichtig ist das nicht. Wir werden von Ilse und Rudi herzlich begrüßt und zum gedeckten Tisch
geführt. Es gibt köstlich gegrilltes Hendl, mit Kartoffelklößen, Rotkraut und
unendlich viel Sauce. Dazu Bier direkt aus Oberheres - rundum ein Festmahl!
Gernot kriegt mit Wein und Pralinen noch ein verspätetes Geburtstagsgeschenk
zum 60er, schön ist das. Wir trinken dann auf der Terrasse noch einen guten
Kaffee und Töchterchen Katja schaut vorbei. Sie ist am Weg zu ihrem Pferd und
wir sagen spontan unseren Besuch an. Ilse kriegt den Weg erklärt und nach einer
guten halben Stunde brechen wir dann auf. Wir fahren zuerst zurück nach Haßfurt
und dann in ein Nachbardorf, wo sich das Gestüt befindet. Ganz auf Anhieb
finden wir den Weg nicht, aber im zweiten Anlauf passt es dann - das Auto von
Katja sieht Ilse dann schon von Weitem. Katja hat ihr Pferd bereits
abgesattelt, schade, denn Gernot hätte Ilse gerne einmal reiten gesehen. Sie
war ja in ihrer Kindheit und Jugend eine begeisterte Pferdesportlerin und ist
auch Turniere geritten. Der fehlende Sattel stört Ilse aber gar nicht
besonders, mit Hilfe eines Stockerls schwingt sie sich locker auf den Rücken
des schön gescheckten Indianer-Pferdes. Zwar reitet sie nur wenige Meter weit,
findet dann aber instinktiv und souverän den Retourgang des braven Hafer-Mopeds
und steigt dann locker ab. Das wars, zugegeben ein eher kurzes Vergnügen - aber
immerhin ist Ilse damit nach über 40 (!) Jahren endlich mal wieder auf einem
Pferd gesessen.
Beim Wegfahren vom Reitstall dann eine freudige Überraschung - der
Tachometer hat seinen Dienst wieder aufgenommen und zeigt brav die
Geschwindigkeit an. Passt - solche Starallüren kann man einer roten Prinzessin schon
mal durchgehen lassen. Am Campingplatz genießen wir dann zwei schöne Stunden in
unseren Stühlen und sitzen einfach nur so in der warmen Sonne. Pünktlich kommt
dann Tante Heidi in ihrem kleinen, roten Flitzer angefahren und chauffiert uns
„Zum Türken“, wie sie, des Besitzers wegen, ihr Lieblingsrestaurant nennt. Wir
kennen den „Türken“, der von allen Charly genannt wird, schon aus dem Vorjahr
und haben ihn in allerbester Erinnerung. Und auch heute werden wir
erwartungsgemäß vollkommen zufriedengestellt, das Essen ist wieder hervorragend
und das Bier natürlich auch. Wie überall in Bayern. Beinahe schon unnötig zu
sagen, dass wir auch heute von Tante Heidi zum Essen eingeladen worden sind. Wir waren leider nicht schnell genug, denn eigentlich wollten wir die Rechnung
übernehmen. Wurscht, es gibt Schlimmeres. Langsam füllt sich dann unser Tisch
mit Freunden und Bekannten von Heidi, sie haben beim „Türken“ ja zweimal (!!)
die Woche ihren Stammtisch. Wir unterhalten uns dann mit den älteren Herr- und
Damschaften noch eine ganze Weile lang, dann brechen wir auf. Wie im Vorjahr
werden wir auch heuer zu Fuß zum Campingplatz zurück gehen, die etwas mehr als
einen Kilometer lange Strecke traut sich Gernot locker zu. So ist es dann auch
gekommen, gemütlich sind wir zu unserem WoMo spaziert und nach einem lässigen
Pasch haben wir uns in die Waagrechte begeben. Schön war es heute wieder und so
schön wird es auch weitergehen.
Feine Nacht, allerdings hat es am Morgen im WoMo herinnen nur 12 Grad. Die
Temperatur verdoppelt sich dann dank unserer treuen Heizung in einer knappen
halben Stunde und wir frühstücken. Gestern haben wir bei Platzwart Klaus zum
ersten Mal Brötchen bestellt und - Sensation eigentlich - er liefert uns das
Gewünschte direkt ans WoMo. Also sagen wir besser, er hätte es geliefert. Aber
Klaus dachte, wir schlafen noch, also hat er die Brötchen auf unsere Vespa
gelegt. Fein. Wir sind um 12 Uhr bei Heidi zum Essen geladen, aber schon gegen
halb 11 klingelt das Handy und Heidi meint: „Ihr könnt gerne auch früher
kommen.“ Das tun wir dann auch und um 11:30 Uhr schreiten wir zu Tisch und
genießen einen phantastischen Nudelauflauf. Anschließend ist wieder Lachen,
Quatschen und Co. angesagt, aber bald einmal verabschieden wir uns.
Wir wollen
eine kleine Fahrt mit der Vespa machen, am Abend treffen wir uns ohnehin erneut
„Beim Türken“. Wir cruisen gemütlich in den Ort Königsberg und dort verfügen
wir uns auf den Schlossberg. In der schönen Anlage beim Schloss sitzen wir dann
eine ganze Weile lang völlig allein in einem Park und genießen die Ruhe, die
durch das Gezwitscher der Vögel aufgewertet wird. Man hätte im Restaurant
sicher auch einen Kaffee trinken können, wir wollten aber lieber mal für uns
sein. Nach einer wirklich erholsamen Zeit sind wir dann zum Campingplatz
zurück, viel Gelegenheit zum Relaxen bleibt uns nicht, um 17:15 Uhr sind wir
schon wieder verabredet.
Nach dem Guten-Morgen-Kaffee und den letzten Aufbruch-Handlungen sagen wir
dem Campingplatz der „Naturfreunde Haßfurt“ ade und fahren um exakt 8:41 Uhr
ab. Nach dem Tanken (über 2,00 Euro je Liter ☹) verfügen wir uns auf
die Autobahn, der wir nun über 350 Kilometer bis Bad Salzuflen folgen werden.
Die Fahrt verläuft völlig problemlos, kein Stau oder Ähnliches und das Lenken
unseres WoMo bereitet Gernot keinerlei Schwierigkeiten. Gut so! Nach weniger
als 5 Stunden treffen wir dann beim Haus von Ingrid und Hans ein, dort werden
wir schon freudig erwartet. Hans ist dann so nett und parkt sein großes WoMo
um, damit wir auf der gepflasterten Fläche möglichst eben stehen können. Ingrid
kocht uns einen Kaffee und wir genießen selbst gemachten Kuchen dazu. Mit viel
Quatschen und Lachen verbringen wir einen sehr relaxten Nachmittag, abends wird
dann der Grill angefeuert. Ingrid ist die Grillmeisterin und bald schon türmen
sich Würstchen, Spießchen und marinierte Hühnchenfilets auf unseren Tellern.
Dazu Salate, Saucen, Brot etc., ein rundum perfektes Grill-Menü. Später wird
dann noch der Formel 1 Grand Prix aus Miami übertragen, durch die
Zeitverschiebung starten das Rennen erst gegen 21 Uhr. Den Anfang schauen wir
uns noch an, dann überwältigt uns doch die Müdigkeit und wir ziehen uns in
unsere Privatgemächer zurück. Wir sind sehr gut in Bad Salzuflen angekommen,
morgen werden wir von unseren Freunden nach Hameln zum Sightseeing geführt. Auf
die Rattenfänger-Stadt sind wir schon sehr gespannt.
Montag, 9. Mai 2022
Wir sind relativ früh wach und Ilse bereitet noch vor 8 Uhr den Kaffee zu.
Später kommt dann Ingrid vom Fitness-Studio (um die Zeit!!) und gemeinsam mit
Hans frühstücken wir ausgiebig auf ihrer überdachten Terrasse. Das Wetter ist
wunderbar und nach einer ausgiebigen Säuberung fahren wir ab in Richtung
Hameln. Dazu nehmen wir den großen Golf der beiden, wir hätten aber auch mit
Ingrids neuem BMW-Cabrio fahren können 😊. Aber das
Geburtstagsgeschenk von Hans bleibt in der Garage, für „oben ohne“ ist es noch
nicht Sommer genug. Auf dem Weg nach Hameln fahren wir einige Umwege, Hans
zeigt uns unter anderem den Platz, den sie jahrelang direkt an der Weser
gemietet hatten. Sie hatten ja ein Motorboot und da braucht es einen
vernünftigen Anlegeplatz. Aber diese Zeiten sind vorbei, heute sind sie - wie
wir - überzeugte Wohnmobilisten und Motorradfahrer, alles zusammen geht nicht. In
Hameln haben wir das Auto dann mitten im Zentrum in einem Parkhaus abgestellt
und erkundeten zu Fuß die Altstadt. Gernot freute sich schon seit gestern auf
eine kleine Skulptur des Rattenfängers, die Auswahl würde ja riesig sein.
Denkste! Ohne vorgreifen zu wollen:
Wir haben nicht ein einziges Souvenir
gefunden, das den Rattenfänger von Hameln zeigt! Keine Schneekugel, kein
Kühlschrank-Magnet, keine nebbiche Skulptur aus Gips, Plastik oder Metall.
Nichts, Nada, Niente, Nothing. Lediglich mäßig hübsche „Brotmäuse“ haben sich
finden lassen, sie blieben aber in Hameln. Bücher hätte man kaufen können und
auf einer Postkarte haben wir den Rattenfänger ebenfalls gesehen - wenn auch
mit Kindern im Schlepptau. Wurscht, Hameln ist trotzdem ein recht ansehnliches
Städtchen, dessen mittelalterliche Architektur noch gut erkennbar ist. Und das
berühmte Glockenspiel am Hauptplatz haben wir uns auch angeschaut - quasi erste
Reihe fußfrei vom Gastgarten einer Konditorei aus. Und weil sich im Rahmen
dieses Glockenspieles auch plötzlich eine Tür in der Kirchenmauer öffnet und
der Flöte spielende Rattenfänger mitsamt Rattengefolge auftaucht, haben wir die
berühmte Märchenfigur also doch noch gesehen. Noch dazu in Action 😊.
Hans und Ingrid kennen
von ihren zahlreichen Besuchen eine Besonderheit Hamelns, denn unweit der
Altstadt gibt es ein nur über eine Fußgängerbrücke erreichbares Areal, auf dem
sich ausschließlich Gastro-Betriebe befinden. Gernot hat dieses Areal sofort „Fress-Insel“
getauft und frohen Mutes überquerten wir die Brücke mit der riesigen goldenen
Ratte obenauf. Wir steuerten ein Lokal an, indem Hans und Ingrid immer gut
gegessen haben. Aber offenbar nie an einem Montag. Denn es hatte geschlossen,
also nahmen wir auf der Terrasse des Nachbarlokales Platz. Die Speisekarte
offenbarte wenig Verführerisches, Burgers sind nicht so ganz unseres. Dann war
auch noch Ilses Essenswunsch „leider nicht mehr verfügbar“, also begnügten wir
uns mit Getränken. Ingrid und Hans gönnten sich Kaffee und Kuchen, anschließend
sind wir zurück zum Parkhaus spaziert. Die Fahrt zurück nach Bald Salzuflen ist
dann weit zügiger verlaufen, auch wenn wir unterwegs bei einer Flussfähre Halt
gemacht haben. Die ist wirklich eine Attraktion, normalerweise funktioniert die
Fähre ohne (!) Antrieb und wird nur durch die Strömung des Wassers bewegt.
Heute war etwas zu wenig Wasserdruck da, also hat der Fährmann zum Ablegen und
Anlanden einen Behelfsmotor zugeschaltet.
Danach sind wir dann zum Haus unserer
Freunde zurück, Hans und Gernot haben im Garten die Beine lang gemacht, während
Ingrid uns Ilse noch Einkäufe zu erledigen hatten. Dafür ist dann doch noch der
BMW zum Einsatz gekommen und ohne Verdeck sind die beiden losgeflitzt. Bald
darauf ist dann Jens, der Neffe von Hans, in den Garten gekommen. Jens handelt
mit CDs und Gernot hat ihn natürlich sofort nach Musik von Frank Zappa gefragt.
Glücklicherweise hat Jens erst kürzlich eine ganze Sammlung an Zappa CDs
aufgekauft - Gernot hätte 40 (!!) oder mehr davon kaufen können. Zwar hat er eh
die meisten der CDs auf Vinyl, die lassen sich aber im WoMo schlecht abspielen.
Lange Rede, kurzer Sinn - Gernot hat ordentlich zugeschlagen und um 90 Euro
insgesamt 8 CDs, darunter 7 Bootlegs, gekauft. Nice Price und Jens war auch
sehr zufrieden. So geht Handeln. Nach der Rückkehr von Ilse und Ingrid wurden dann die Vorbereitungen für
eine zweite Grill-Session gestartet, Jens war auch mit dabei. Schnell duftete
es wieder nach allerhand gegrillten Köstlichkeiten und das eine oder andere
Kaltgetränk ist auch seiner Bestimmung zugeführt worden. Es war neuerlich ein
äußerst gelungener Abend und es ist wirklich schade, dass wir morgen schon
wieder abreisen müssen. Der Tag, der uns in Haßfurt „abgezwickt“ worden ist,
fehlt jetzt doch schmerzlich. Denn unsere Freunde Hans und Ingrid hätten noch
einiges mit uns vorgehabt. Das nächste Mal nehmen wir uns mehr Zeit. Garantiert
- versprochen! Wir sind dann relativ früh schlafen gegangen, morgen geht’s nach Hamburg.
Hummel Hummel!
Zum Abschied haben wir mit Ingrid und Hans noch ausgiebig auf der Terrasse
gefrühstückt und nach der Morgentoilette haben wir uns kurz vor 10 Uhr auf den
Weg nach Hamburg gemacht. Schön war es wieder bei unseren Freunden in Bad Salzuflen,
wenn auch viel zu kurz. Aber wir werden uns sicher bald einmal wieder begegnen
- hier, in Innsbruck oder auf irgendeinem Campingplatz. Nach Hamburg sind es
etwas mehr als 250 Kilometer, eine lockere Etappe also. Noch dazu fahren wir
den ganzen Weg ausschließlich auf der Autobahn. Auf halber Strecke bleiben wir
bei einem Rasthaus stehen und stärken uns mit einem zweiten Frühstück. Auch die
weitere Fahrt verläuft problemlos und ohne jeden Stau, schnell noch durch den
eindrucksvollen Elb-Tunnel und zack - schon sind wir in der Hansestadt Hamburg
angelangt. Da war es ziemlich genau 13:30 Uhr - Mittagspause am Campingplatz
Buchholz.
Wir haben schon seit Wochen unseren Platz dort reserviert und
tatsächlich - an der Glastür der Rezeption ein Aushang: Zimmermann Platz 21.
Super, perfekt, so mögen wir das. Hier Deutschland, hier Ordnung 😊. Schnell ist die Vespa
abgeladen, schnell der Strom angesteckt, sowie Stühle und Tisch aufgestellt.
Nach einem feinen Drink im Freien genießen wir, dass wir wieder selber unseren
Tagesablauf bestimmen können - und gehen erstmal eine Runde schlafen 😊 Wahrscheinlich hat uns
dann der Hunger geweckt, schließlich haben wir heute erst gefrühstückt, wenn
auch zweimal.
Wir scherzen ja schon seit Wochen, dass wir in jedem Fall als
erstes der Restaurant-Kette „Schweinske“ einen Besuch abstatten werden, eine
der Filialen ist gerademal einen Kilometer von unserem Campingplatz entfernt.
Also auf zu „Schweinske“! Wir gehen zu Fuß hin, denn erstens hat Gernot schon
ein Bier getrunken und es wird garantiert (mindestens 😊) ein weiteres folgen und
zweitens regnet es. Zwar nicht in Strömen, aber zu nass für die Vespa. Bei
„Schweinske“ werden wir erwartungsgemäß hervorragend abgefüllt, in Erinnerung
geblieben ist uns zusätzlich die wirklich nette Kellnerin. Am Retourweg hat es
dann ordentlich geregnet, aber mit Schirm kein Problem. Im WoMo angekommen
haben wir zuerst die Heizung aktiviert und uns dann noch ein heißes Match am
Paschring geliefert. Morgen geht’s in die Stadt rein, das Wetter sollte passen.
Erster Gedanke von uns beiden direkt nach dem Aufwachen: Wir haben heute
keinen Termin 😊. Wir hätten zwar gern
unseren in Hamburg lebenden Freund Andreas getroffen, aber der ist mit dem
E-Bike (und mit dem Zug) in England unterwegs. Also gehen wir den Tag ganz
gemütlich an, holen uns die noch gestern wohlweislich vorbestellten Brötchen ab
und genießen ein feines Frühstück. Das Wetter ist für eine Ausfahrt noch zu
unbeständig und vor allem zu kühl, also spielen wir uns eine Partie mit den
Würfeln aus. Kurz nach Mittag präsentiert sich dann das Wetter freundlich genug
und wir fahren in Richtung Landungsbrücken. Dank unserem lebenden
Navigationssystem Ilse verfahren wir uns keinmal und nach einer Ehrenrunde über
den Fischmarkt (das aus dem TV bekannte Lokal „Schellfisch-Posten“ haben wir
auch gesehen), parken wir uns direkt bei den Landungsbrücken ein. Hier hat sich
in den letzten Jahren einiges verändert, aus Gründen des Hochwasserschutzes
sind die ehemaligen Plattformen quasi noch einmal überbaut worden. Jetzt
flaniert man sozusagen im zweiten Stock, man kann die von früher bekannten Wege
direkt am Wasser aber auch noch begehen. Und das tun wir dann auch und finden
uns schließlich in einem Restaurant wieder. Das Wetter erlaubt uns in der Sonne
zu sitzen und wir stillen unser aufkommendes Hüngerchen mit Kaffee und Kuchen,
Ilse nimmt statt dem Kuchen einen Bananen-Split.
Danach hatten wir für heute
genug Elbe, Schiffe, Möwen und Touristen gesehen, also fuhren wir zum
Campingplatz zurück. Am Weg dorthin sind wir dann noch bei einem REWE-Markt
stehen geblieben, wir brauchen ein paar Kleinigkeiten. Und siehe da - während
der Wartezeit hat Gernot einen Münzfund gemacht, das schon ziemlich
mitgenommene 1-Cent Stück ist genau neben der Vespa gelegen. Es kommt noch
besser, denn Ilse ist sogar mit zwei Fundmünzen aus dem REWE gekommen, passiert
auch nicht alle Tage 😊. Nach einer feinen Rast haben wir uns dann im Netz nach
einer Essens-Gelegenheit in unserer Nähe umgesehen und keine 300 Meter entfernt
logiert das Restaurant „Dubrovnik“. Juhu - Balkan-Küche, das mögen wir. Das
Lokal öffnet um 17 Uhr, keine halbe Stunde später haben wir schon dort Platz
genommen. Das Essen war sagenhaft gut und hat unseren kühnsten Erwartungen
entsprochen. Und die Portionen waren riesig, da war ja der köstliche
Sliwowitz-Marillen Schnaps zur Rechnung beinahe schon eine therapeutische
Notwendigkeit.
Wir schleppten unsere gefüllten Bäuche zurück zum WoMo und
spielten uns zur Verdauung einen Pasch aus. Dann die schlimme Nachricht: Ilses
Schwester Sigrid hat das Corona-Virus erwischt. Mit ziemlichen Symptomen, aber
noch hält es sich sozusagen im Rahmen. Möge das so bleiben! Mit der Sorge um
Sigrid und auch in Sorge um ihren Mann Erich gehen wir schlafen. Draußen geht
ein Gewitter nieder und es prasselt derart der Regen auf unser Häuschen nieder,
wie wir das noch selten erlebt haben. Der extreme Starkregen endet dann
innerhalb von zwei Sekunden, ganz so, als hätte jemand den Hahn zugedreht …
Obwohl wir heute schon recht früh wach waren, haben wir am Vormittag außer
Kaffee trinken und einen Pasch ausspielen nichts gemacht. Aber das ist ja auch
voll o.k. Das Wetter zeigt sich dann freundlich genug, sodass wir einen Ausflug
wagen können und wir fahren mit der Vespa zum Zoo „Hagenbeck“ hinüber. Da waren
wir vor Jahren schon einmal und wir haben den Tiergarten in guter Erinnerung.
Schnell findet sich ein Parkplatz für unseren Roller und für 26 Euro pro Nase
entern wir den Zoo. In den folgenden Stunden sind wir beinahe alle Gehege
abmarschiert und haben einen sehr relaxten Nachmittag verbracht. Zwischendurch
haben wir uns mit Currywurst und Pommes für weitere Kilometer fit gemacht und
bei der Fütterung der Seelöwen waren wir dann auch live mit dabei. Später sind
wir dann in eines der Restaurants auf einen Cappuccino eingekehrt, das Wetter
hat uns im Freien sitzen lassen. Obwohl - es ist regentechnisch ziemlich knapp
hergegangen heute, Gernot hat sogar einmal ein paar Tropfen gespürt. Es ist
aber trocken geblieben und als wir dann endlich genug Tiere gesehen, gehört und
gerochen hatten, sind wir mit der Vespa zurück zum Campingplatz gefahren. Schön
wars wieder bei „Hagenbeck“, der Zoo ist wirklich empfehlenswert. Später haben
wir im WoMo noch eine kleine Nachtjause zu uns genommen, von den vielen
Kilometer Fußmarsch heute waren wir dann doch so geplättet, dass wir sehr bald
liegen gegangen sind.
Heute ist Freitag der 13., wir sind aber beide nicht abergläubisch. Aber
ist nicht allein schon die Erwähnung „nicht abergläubisch“ zu sein, auch eine
Form von Aberglauben? Mit solchen Fragen beschäftigen wir uns beim Aufstehen
nicht, Gernot geht stattdessen die Brötchen holen und Ilse kocht uns den
Kaffee. So starten wir gut in den Tag, der der letzte in Hamburg sein wird. Für
dieses Mal, denn wir kommen sicher wieder her. Schließlich steht der Besuch
eines Fußballspiels des FC St. Pauli nach wie vor unerledigt auf Gernots
„To-do-Liste“ und heuer ist es sich nicht ausgegangen. Im Fan-Shop waren wir aber
zumindest, auch wenn wir nichts gekauft haben. Nach dem Frühstück hat Gernot
dann noch etwas nachgeruht, Ilse ist derweil zum „REWE“ einkaufen gegangen, der
befindet sich gleich neben dem Restaurant „Dubrovnik“. Nach einer feinen
Mittags-Jause haben wir uns ein wenig flachgelegt, man muss ja nicht jeden Tag
der Welt einen Haxen ausreißen. Doch gleich nach dem Munterwerden haben wir
einen Energieanfall genutzt und ruck-zuck die Vespa aufgeladen. Hat mit Vor-
und Rückwärtsfahren keine 10 Minuten lang gedauert und schon war die
Hauptarbeit unseres morgigen Abfahrt-Programms erledigt. Anschließend hat Ilse
noch gleich unseren Aufenthalt hier bezahlt, billig wars nicht, 39 Euro sind
pro Tag fällig. Doch das wussten wir natürlich schon vorher, von da her ist das
keine böse Überraschung. Aber so teuer stehen wir eher selten …
Am letzten Abend in Hamburg wollen wir noch einmal gut essen gehen und unser Weg führt uns natürlich ins „Dubrovnik“. Die Speisekarte hat noch einiges zu bieten und wir dinieren wieder hervorragend. Gernots „Balkan-Leber“ war wirklich ein Gedicht, butterzart auf den Punkt gebraten. Auch Ilse war mit ihrem „Hühnergschnetzelten“ bestens bedient und wir haben die Zeit im „Dubrovnik“ sehr genossen. Sollten wir wieder einmal den Campingplatz „Buchholz“ anfahren, dann wissen wir heute schon, wo wir auf jeden Fall essen gehen werden: „Schweinske“ und „Dubrovnik“ 😊. Im WoMo sind wir dann gar nicht mehr lange wach geblieben und haben das Fresskoma gleich als Einschlafhilfe genützt. Morgen geht’s wieder weiter, seit relativ kurzer Zeit wissen wir auch unser Ziel. Wir fahren nach Holland und unsere erste Station in den Niederlanden wird Harlingen sein. Endlich mal wieder!
Am letzten Abend in Hamburg wollen wir noch einmal gut essen gehen und unser Weg führt uns natürlich ins „Dubrovnik“. Die Speisekarte hat noch einiges zu bieten und wir dinieren wieder hervorragend. Gernots „Balkan-Leber“ war wirklich ein Gedicht, butterzart auf den Punkt gebraten. Auch Ilse war mit ihrem „Hühnergschnetzelten“ bestens bedient und wir haben die Zeit im „Dubrovnik“ sehr genossen. Sollten wir wieder einmal den Campingplatz „Buchholz“ anfahren, dann wissen wir heute schon, wo wir auf jeden Fall essen gehen werden: „Schweinske“ und „Dubrovnik“ 😊. Im WoMo sind wir dann gar nicht mehr lange wach geblieben und haben das Fresskoma gleich als Einschlafhilfe genützt. Morgen geht’s wieder weiter, seit relativ kurzer Zeit wissen wir auch unser Ziel. Wir fahren nach Holland und unsere erste Station in den Niederlanden wird Harlingen sein. Endlich mal wieder!
Samstag, 14. Mai 2022
Bedingt durch das frühe Schlafengehen, sind wir schon um 7:30 Uhr
putzmunter und um 7:58 Uhr bricht Ilse auf, unsere Brötchen zu holen. Nach
einem schnellen Frühstück sind wir um exakt 8:36 vom Hof gerollt und nach einer
schnellen Tankung haben wir uns auf die nahe gelegene Autobahn verfügt. Und auf
Autobahnen bleiben wir auch die kommenden 395 Kilometer, ehe wir in Harlingen
wieder abfahren. Mit dem Verkehr haben wir die ganze Reise über richtig Glück,
es staut sich zwar gelegentlich auf der Gegenfahrbahn, wir werden höchstens
durch diverse Baustellen ein wenig eingebremst. Aber sonst geht es immer mit
knapp über 80 km/h dahin, LKW sind an einem Samstag auch deutlich weniger
unterwegs, was das Fahren für uns noch weniger stressig macht.
Immer wieder mal
bleiben wir für ein paar Minuten lang stehen und vertreten uns die Beine, so
lassen sich auch einige hundert Kilometer bewältigen. In der Nähe von Bremen
geraten wir dann unvermittelt in einen großen Bienenschwarm, wahrscheinlich der
Flug einer Königin. Leider zerschellten die armen Immen zu Dutzenden an unserem
WoMo, da konnten wir natürlich nur entsetzt zuschauen und mit dem
Scheibenwischer rasch für halbwegs klare Sicht sorgen. Später sahen wir, dass
unser Häuschen über und über mit Bienen-Leichen bedeckt war, Alkoven,
Motorhaube, Kühlergrill, Scheinwerfer, Nummerntafel, alles voll - furchtbar! Gegen
14:20 Uhr sind wir dann beim Campingplatz „De Zeehove“ in Harlingen
vorgefahren, hier waren wir sicher schon mehr als ein halbes dutzend Mal zu
Gast. Die Eincheck-Formalitäten verlaufen klaglos und schon beziehen wir für
die nächsten vier Tage den Platz Nummer 207.
Schnell ist die Vespa abgeladen
und Ilse nützt die Waschmaschine und den Trockner am Platz aus und vergrößert
so unsere Auswahlmöglichkeit bei T-Shirts und Hosen. Brav! Etwas später haben
wir dann das schöne Wetter ausgenützt und sind mit dem Moped nach Harlingen
rüber-gefahren. Nach einem kleinen Stadtspaziergang und einem Münzfund 😊 sind wir noch in den
Supermarkt „Jumbo“ gegangen, ein paar Kleinigkeiten brauchen wir schließlich
immer (zum Beispiel Schoko-Pudding und 15 Packungen Chips). Mit der Beute im
Köfferchen sind wir anschließend zum WoMo zurück und wie es dann Essenszeit
geworden ist, haben wir uns ins platzeigene Restaurant verfügt. Dort haben wir
sehr gut gegessen, sowohl die „Lauchsuppe“ von Ilse, als auch Gernots
„Bitter-Ballen“ (12 Stück, so groß wie Tischtennis-Bälle!) mit Pommes
schmeckten vorzüglich. Und die Riesenportion „Bitter-Ballen“ wurde mit nur 4
Euro berechnet, das ist wirklich günstig. In unserem Häuschen auf vier Rädern
haben wir uns dann noch das eine oder andere Kaltgetränk genehmigt und mit dem
Gefühl, sehr gut in den Niederlanden angekommen zu sein, sind wir dann recht
zeitig schlafen gegangen.
Sonntag, 15. Mai 2022
Gleich nach dem Aufwachen opferte sich Gernot freiwillig, die Brötchen im
Restaurant abzuholen. Das sind immerhin an die 200 Meter Fußmarsch 😊. Bei seiner Rückkehr
duftete es im WoMo schon phantastisch nach Kaffee und der neue Tag konnte
beginnen. Zuerst hatte Gernot ein wenig unseren Blog zu frisieren, Ilse nutze
die Zeit um noch eine Partie Wäsche zu waschen. Zu Mittag stärkten wir uns mit
Schinken, Käse, Radieschen und Brot für eine Vespa-Ausfahrt, die wir um 12:30
Uhr starteten. Als erstes mussten wir Benzin nachgießen, schon in Amrum, keine
10 Kilometer von Harlingen entfernt, erledigten wir das an einer
Selfservice-Tankstelle. Unser Weg führte uns dann in den kleinen Ort Makkum,
der liegt direkt am Ijssel-Meer. Wie wir seit kurzem wissen, ist das
Ijssel-Meer gar kein richtiges Meer, sondern ein riesiger Binnensee, gefüllt
mit Süßwasser.
Es gibt in Makkum einen blütenweißen Strand, es ist wenig los,
wir hätten ein Sonnenbad nehmen können. Dafür sind wir aber nicht vorbereitet,
in der Unterwäsche wollen wir uns dann auch nicht präsentieren - wir haben ja
nicht einmal ein Handtuch mit. So bleiben wir ein bisschen sitzen, schauen aufs
Wasser und genießen den Augenblick. Beim Gehen bewundert Gernot dann noch ein
paar Mopedfahrer, die mit ihren wunderschönen Zündapp und Kreidler-Maschinen
eine Ausfahrt gemacht haben. Wir spazieren zur Vespa zurück und fahren
anschließend dem Damm entlang in Richtung Harlingen. Unterwegs rasten wir bei
einem Bankerl und genießen die Ruhe rundherum, lediglich die Vögel singen und
die Schafe am Damm blöken zu uns herüber. Extrem lästig sind hingegen die
unzähligen Mücken- und andere Insektenschwärme. Vor allem entlang des Dammes
gerät man immer wieder Mal in regelrechte Mücken-Wolken, ekelhaft.
Das kann
aber unsere Genussfahrt nicht nachhaltig trüben und mit halt eingezogenem Kopf
blatteln wir zum Campingplatz zurück. Jetzt erstmal ausrasten und einen Pasch
im Freien machen. So mögen wir das! Gegen 17 Uhr haben uns dann unsere Körper
eindeutige Signale in Richtung Nahrungsaufnahme gesendet und weil man so etwas
nicht dauerhaft ignorieren sollte, sind wir mit dem Moped ins Zentrum von
Harlingen gefahren. Dort sind wir bei der obligaten Innenstadt-Runde an der
„Pizzeria Roma“ vorbeigekommen. Die kennen wir schon von mehreren Besuchen,
einer der beiden Tische im Freien war noch unbesetzt - aber nicht mehr lange 😊. Erwartungsgemäß haben
wir wieder sehr gut gegessen, Ilse suchte sich „Spaghetti con Pollo“ aus und
Gernot wagte sich seit ewigen Zeiten mal wieder über eine „Pizza Calzone“.
Mit
einem kleinen Heineken spülten wir unsere Mahlzeiten runter und hätte die
Kellnerin nicht beflissentlich Ilses Zahlungswunsch ignoriert, wäre es ein
rundum perfektes Essen gewesen. Diese unnötige Warterei auf die Rechnung und
danach noch aufs Wechselgeld ärgert uns jedes Mal, manchmal dauert dieses
Ärgernis eine Viertelstunde und länger …
Im Wohnmobil haben wir uns dann tatsächlich noch eine Runde Pasch
ausgespielt und sind danach leidlich müde ins Bett gefallen. Schön ist es hier
in Harlingen, wir werden sogar noch einen Tag anhängen.
Montag, 16. Mai 2022
Die Nächte hier sind wunderbar ruhig, wie immer eigentlich. Ilse hat
nachgeschaut, wir waren 2007 zum ersten Mal hier, da ist der heutige Chef noch
am Arm seines Vaters mit dem Segway über den Platz transportiert worden …😊. Heuer wird das unser
siebenter oder gar achter Besuch hier am „De Zeehove“ sein, wahrscheinlich wird
es uns irgendwann wieder auf diesen netten Platz verschlagen. Nach dem
Aufstehen hat Ilse die vielen Fotos sortiert, die sie bislang schon geschossen
hat. Es sind hunderte! Gernot bringt unseren Blog ein wenig auf Vordermann und
danach gönnen wir uns noch eine Runde Würfeln. Dann ist es uns warm genug und
wir brechen zu einer größeren Rundfahrt auf. Wir lassen uns durch die Gegend
treiben, fahren viel direkt am Damm entlang, biegen aber immer wieder in kleine
und kleinste Dörfer ab. So kommen wir unter anderem nach Sexbierum und
Tzuwarum, manch anderen, oft auch namenlosen, Weiler haben wir natürlich auch
durchquert. Das ziellose Herumcruisen mit der Vespa gehört zu unseren liebsten
Freizeitbeschäftigungen und bei dem niedrigen Benzinverbrauch unseres Mopeds
haben wir auch kein schlechtes Gewissen deswegen. Sagen wir besser, kein
besonders schlechtes. Irgendwann taucht dann ein Hinweisschild nach Harlingen
auf, dem folgen wir und sozusagen unter Polizeischutz (fuhr die letzten 500
Meter vor uns) kommen wir zum Fährhafen. Dort gibt es einen Bankomaten und wir
brauchen frisches Geld. Gestern haben wir keinen Geldautomaten gefunden, also
hat sich Ilse per Google klug gemacht. Frisch mit Barem ausgestattet fahren wir
näher ans Stadtzentrum heran und flanieren dann durch die Straßen. Heute nicht
ziellos, Ilse könnte durchaus eine neue Tasche gebrauchen, die vorherigen (man
beachte die Mehrzahl 😊) Taschen hat sie sich auch in diesem Geschäft in
Harlingen gekauft. Tatsächlich wird Ilse bald einmal fündig und als auch Gernot
die Multifunktionalität der Tasche lobte, war der Handel perfekt. Hat keine 10
Minuten lang gedauert, die braune Ledertasche wird übrigens aus den Häuten von
Kühen aus der Lebensmittelindustrie gefertigt und ausgerechnet in Indien (!)
zusammengenäht. So lehrte uns ein Etikett im Inneren. Den Kühen wird’s wurscht
sein … Nach einer großen Spazierrunde sind wir dann noch zu einem „Albert
Heijn“ Supermarkt gefahren, der sich quasi direkt im Schatten des Leuchtturmes
von Harlingen befindet. Danach zurück zum Campingplatz und nach einer guten
Jause haben wir uns - natürlich nach einem Pasch - ein wenig ausgeruht. So ist
es dann gemütlich Abend geworden und nach einer weiteren, kleinen Jause mit
Brot, Schinken und Käse sind dann bald einmal die Lichter im WoMo ausgegangen.
Dienstag, 17. Mai 2022
Nach dem Frühstückskaffee geht Ilse vor zur Rezeption, um unseren
Aufenthalt hier zu verlängern. Wir werden also erst am Donnerstag abfahren, da
soll es laut Wetterbericht regnen. Wo wir genau hinfahren wissen wir noch
nicht, auf jeden Fall in Richtung Süden, langsam aber sicher der Heimat
entgegen. Noch sind wir aber in Harlingen und nach einem Pasch richten wir uns
für eine fesche Ausfahrt her. In gut 12 Kilometer Entfernung gibt es eine
Schleuse, direkt am Anfang der gigantischen Damm-Straße, die ins Meer
hineingebaut worden ist. Da sind wir schon öfter drübergefahren, wenn wir von
hier in Richtung Amsterdam unterwegs waren. Heute benutzen wir gar nicht die
Schnellstraße, sondern halten uns lieber auf einem kleinen Fahrweg daneben.
Dann sind wir endlich an der Schleuse angekommen, aber wie schon in Haßfurt
erlebt - eine Schleuse ohne Schiff gibt nicht viel her.
Dafür erlebten wir die
schlimmsten Mückenschwärme unseres Lebens. Zu Tausenden schwirrten sie um uns
herum, allein das Surren in den Ohren war der blanke Horror. Wir flüchteten
natürlich sofort aus den dunklen Wolken, aber abschütteln ließen sich die
Insekten natürlich nicht. Beim Moped angekommen, hat uns dann ein Mann erklärt,
dass das mit den Mücken normal sei, früher hätte es noch weit größere Schwärme
gegeben. Aber - und das ist natürlich das Wichtigste - diese Mücken sind nicht
an unsrem Blut interessiert, sie stechen also nicht. Aber sie sind unendlich
lästig, auch beim Fahren geraten wir immer wieder mal in einen dichten Schwarm
dieser Insekten. Aber so ist es halt, in Schweden oder Norwegen soll es ja auch
immer wieder schlimme Plagen mit Mückenschwärmen geben. So hört man. Zurück in Harlingen verfügten wir uns gleich in den „Jumbo“ Supermarkt.
Gernot wird heute endlich mal wieder kochen, mal schauen, was der Markt
hergibt. Natürlich (fast) alles und so wandern Hackfleisch-bällchen,
Champignons, Zwiebel, „Kokroom“ (=Kochsahne) und als Beilage frische,
handgemachte Spaghetti in den Einkaufskorb. Dazu ein kleiner Salat, Radieschen
waren leider aus. Am Campingplatz sind wir dann wieder unserem Lieblingsspiel
nachgegangen und nach einer kleinen Ruhung hat Gernot begonnen, die gekauften
Zutaten zu verkochen. Zugegeben, viel ist da ja nicht dabei, aber das Ergebnis
war wirklich sehr gut. Vor allem die Nudeln waren unglaublich delikat, aber
auch das gebratene Hackfleisch und die Pilzrahm-Sauce haben geschmeckt.
Übrigens, wie Gernot den Wok mit dem Essen auf den Tisch gewuchtet hatte,
meinte Ilse: „Super, da essen wir morgen noch einmal davon“. 20 Minten später
war kein Krümelchen an Essen mehr übrig, auch der Salat war restlos
aufgefuttert. Passt - wie sollten wir denn auch sonst unser dezentes
Übergewicht halten ...? Pappsatt sind wir dann in unseren Stühlen gelegen und haben es dunkel
werden lassen. Ein Telefonat mit daheim hat ergeben, dass es Sigrid und Erich
mit ihrer Corona-Krankheit langsam besser geht, schon morgen wird für Sigrid
die Quarantäne vorbei sein. Erich muss noch zwei Tage länger „brav“ bleiben,
was dem hochaktiven 87-jährigen extrem schwerfällt. Geht er halt im Hausgang
auf und ab, wie ein eingesperrter Zoo-Tiger … Scheiß Virus.
Wie so oft in unseren Urlauben, lösen sich hochaktive Tage mit sogenannten
„Schlunz-Tagen“ ab. Und heute ist genau so ein Tag, an dem wir nichts vorhaben
und höchstwahrscheinlich kaum etwas tun werden. Klar, Kaffee am Morgen gibt’s
wie üblich und nach dem Zurechtrücken des Blogs würfeln wir eine Runde. Aber
wir bewegen uns heute nicht vom Campingplatz weg, das wissen wir schon bald.
Nach einem ausgedehnten Nachmittagsschläfchen laden wir die Vespa auf ihren
Träger, morgen geht’s schließlich weiter. Abends statten wir dann dem
platzeigenen Restaurant einen weiteren Besuch ab und essen an einem Tisch im
Freien. Und wir essen hervorragend, Ilses Hühnchen in der Erdnuss-Sauce war
unglaublich gut, ebenso wie die „Gebackenen Muscheln“, die Gernot gewählt hat.
Das Niveau der Küche hier ist wirklich enorm gestiegen, obwohl es sich schon
seinerzeit gut hier essen hat lassen. Aber so gut wie wir heute gespeist haben,
das ist für ein Campingplatz-Restaurant schon außergewöhnlich. Sehr zufrieden
haben wir dann noch einen ausgedehnten Verdauungs-Spaziergang über den gesamten
Patz gemacht. Der ist in den letzten Jahren noch um einiges größer geworden,
unter anderem ist ein weiters Waschhaus dazugekommen. Müde vom Nichtstun und mit vollen Bäuchen sind wir heute bald einmal in die
Waagrechte gewechselt - morgen steht ein Fahrtag an.
Bevor es auf die Autobahn geht, fahren wir noch zum „Jumbo“ ein paar
Einkäufe erledigen. Um exakt 9:17 Uhr starten wir dann unsere heutige Tour, sie
wird uns zum Campingplatz „t’Hemelke“ bringen, da waren wir schon einmal. Der
Platz liegt knapp an der deutschen Grenze bei Valkenburg, die Umgebung haben
wir damals mit dem Roller ausgiebig erkundet. Die Fahrt dorthin verläuft entspannt und bis auf die Ballungszentren hält
sich auch der Verkehr in Grenzen. Wir schwimmen halt mit den unzähligen LKW
mit, die in beide Richtungen fast den gesamten rechten Fahrstreifen belegen.
Und die sich natürlich ununterbrochen sogenannte „Elefanten-Rennen“ liefern,
bei denen wir oft unfreiwillig mittendrin sind. Aber wenn es uns zu bunt wird -
zack auf 115 km/h beschleunigen und schon liegt wieder eine zu groß gewordene
Horde an Brummis hinter uns. Irgendwann fällt Gernot auf, dass es im WoMo
abnormal warm wird. Ein Blick aufs Thermometer zeigt 32 Grad. Wo kommt denn
plötzlich diese Hitze her? Es wird doch nicht was mit dem WoMo …? Nein, nein,
schnell war Entwarnung angesagt. Es war schlicht und einfach so warm draußen,
was für ein Unterschied zu Harlingen. Später haben wir sogar den Höchstwert von
35,1 Grad gemessen, aber mit offenen Fenstern hat sich das leicht aushalten
lassen. Da haben wir schon weit Schlimmeres erlebt, in Sizilien zum Beispiel -
da war es noch um 7 Grad wärmer herinnen … So kommen wir also gut voran und
wenn wir uns nicht verfahren hätten, wären wir noch vor 14 Uhr beim „t’Hemelke“
angekommen. So war es halt 14:10 Uhr. Wir durften uns den Platz frei wählen und
stellten uns exakt dorthin, wo wir vor drei Jahren schon standen. Ist aber auch
der beste Platz 😊.
Wir waren ja dank Ilses
Wetter-App auf ein Gewitter gefasst, aber was folgte, hat uns dann doch
überrascht. Denn plötzlich fegte ein heftiger, dunkelgelber Sandsturm über den
Platz, das haben wir auch noch nicht erlebt. Und vor allem nicht damit
gerechnet. Später erfuhren wir, dass es in der Gegend seit Wochen nicht mehr
geregnet hat und der heftige Sturm die trockene Erde der Felder in Sandwolken
verwandelte. Nach dem Sandsturm folgte ein astreines Gewitter - mit Starkregen,
Blitz und Donner, sowie mit Wind aus allen Richtungen gleichzeitig. Und das
ganze Spektakel startete ungefähr zwei Minuten, nachdem wir den Strom
angesteckt hatten … So konnten wir uns das Naturschauspiel aus der Sicherheit
unseres Häuschens anschauen, kein Tröpfchen gelangte ins Innere. Weil es am
Platz kein Restaurant gibt, begnügen wir uns mit einer kalten Platte. Danach
kurz ruhen und anschließend noch ein flotter Pasch. Das wars dann für heute,
mehr war auch nicht geplant. „t’Hemelke“ ist eine reine Durchzugs-Station,
morgen wechseln wir nach Deutschland rüber. Einen Plan haben wir immerhin
schon, wohin es gehen wird. Mal schauen …
Das Gewitter von gestern zeigt vermutlich Nachwehen - erstens haben wir
keinen Strom mehr und zweitens hat sich unsere funkgesteuerte (!) Uhr um 4
Stunden nach vorne verstellt. Einfach so. Der Strom ist am ganzen Platz
ausgefallen, das zeigen uns die händeringenden Diskussionen ratloser Mit-Camper
rund um uns. No Problem - Ilse kocht unseren Kaffee halt Old-School-mäßig am
Gasherd. Bei unserer Abfahrt um 10:00 Uhr scheint die Sonne und auf geht’s in
Richtung Weiterstadt. Dort hat uns Ilse einen Platz ausgesucht, er liegt
entlang unserer Heimfahrt-Strecke. Allzu weit haben wir es nicht, gerademal 270
Kilometer gilt es abzuspulen. Fast alles über die Autobahn. Der Verkehr zeigt sich
die ganze Fahrt über störungsfrei, wir können immer unser Tempo fahren. Einmal
werden wir von einer Rocker-Gang auf ihren dröhnenden Harleys überholt.
Endlich! Das erste Chapter auf dieser Reise, die verwegen aussehenden Biker
haben die Kutten des Clubs „Pegasus aus Bedburg“ getragen. So sind wir entspannt und um ziemlich genau 14 Uhr am Campingplatz in
Weiterstadt angekommen. Dort standen wir allerdings vor verschlossenen Toren,
denn die gönnen sich hier eine Mittagspause bis 15 Uhr. Schön. Für sie. Uns hat
das weniger getaugt, auch dass im Minuten-Abstand große Passagierflugzeuge über
unsere Köpfe donnerten schreckte uns ab. Kein Wunder, der Platz liegt ja direkt
neben der Startbahn West des Frankfurter Flughafens. Danke, das war es mit
Weiterstadt, wir ziehen eine Stadt weiter. Natürlich nur ein Dorf weiter, sagen
wir ein paar Dörfer. Dort fanden wir uns bei einem Campingplatz in Mörfelden wieder,
der ebenfalls seine Schranken geschlossen hatte. Und die blieben auch
geschlossen, denn hier muss man sich einen Tag vor der Ankunft verbindlich
anmelden. Das wussten wir nicht und in die Zeit zurückreisen können wir nicht.
Also auch hier - Tschüss und Danke für nichts. Doch zum Glück sind in
Deutschland Campingplätze kein rares Gut und schnell hatte Ilse eine weitere
Alternative für uns ausbaldowert. Die lag noch weiter südlich und zwar in
Fürth. Dort waren wir noch nie, Fürth liegt in der Nähe von Heppenheim und das
kennen wir immerhin als Geburtsort des Formel 1 Weltmeisters Sebastian Vettel.
Weit hatten wir es nicht, vielleicht 60 Kilometer und dann standen wir vor den
Schranken des „Nibelungen-Camping“. Und diesmal blieben sie nicht geschlossen
und schon wenige Minuten später bezogen wir unseren Platz. Schnell war die
Vespa vom Träger geholt und bevor wir uns überhaupt niedersetzten, sind wir
schon losgefahren. Zwar nur zum ALDI, der ganz in der Nähe liegt, aber die Eile
war geboten. Es brauten sich über uns nämlich bedrohliche Wolkenformationen
zusammen, die sich jederzeit mit Starkregen entladen könnten. Rasch sind die
Einkäufe erledigt gewesen, doch inzwischen hatte Regen eingesetzt und unsere
rote Prinzessin war leicht damit benetzt. Das mag sie gar nicht und schnell
haben wir sie beim WoMo unter ihre schützende Plane verstaut.
Wir haben diese
Gegend hier nicht umsonst für einen Stopp ausgewählt, denn Ilse beobachtet
schon seit Tagen intensiv ihre Wetter-App. Es drohen nämlich schwere Gewitter
in Deutschland, in den Medien ist bereits jetzt von bevorstehenden Katastrophen
die Rede. Wir befinden uns laut Wetter-App genau zwischen zwei großen
Gewitter-Fronten mit zahlreichen giftigen Zellen und sollten eigentlich davon
verschont werden. Gegend Abend wird es dann draußen richtiggehend unheimlich,
denn alles ist plötzlich in ein grellgelbes Licht getaucht, die Wolken leuchten
orange. Und die andere Hälfte des Himmels ist von tiefschwarzen Wolken besetzt,
die Schnittstelle der beiden Wolkenfelder befindet sich exakt über uns. Gernot
meinte „Bei den Wetterverhältnissen würde man in Tirol sofort in den Keller
gehen“, weil gelbe Wolken fast immer Hagel bedeuten. Aber hier kennen wir das
Wetter nicht und tatsächlich waren die paar Tropfen Regen vor dem ALDI-Markt
der einzige Niederschlag für heute. Aber rund um uns ist quasi die Welt
untergegangen, an mehreren Orten Deutschlands wüteten sogar Tornados und
sorgten für zahlreiche Verletzte und schwere Sachschäden. Unter anderem in
Lippstadt, ganz in der Nähe unserer Freunde Ingrid und Hans. Die sind aber zum
Glück verschont geblieben, wenige Kilometer weiter hat der Sturm buchstäblich
Wohnwägen zerrissen und es sind ganze Dächer durch die Gegend geflogen.
Wahnsinn!
Samstag, 21. Mai 2022
Noch vor 9 Uhr sitzen wir beim Kaffee und lassen den Tag gemütlich angehen.
Wir werden eine Runde mit der Vespa fahren, so es das Wetter zulässt. Vorerst
ist es uns noch zu frisch und zu bedeckt, aber das sollte sich geben. Also
würfeln wir uns ein Match aus und um ziemlich genau 12 Uhr starten wir los. Da
zeigt der Himmel endlich genügend blaue Flecken und die Temperatur liegt knapp über
20 Grad. Das lässt den Fahrtwind bei 80 km/h + zwar ziemlich frisch werden, wir
sind aber gut angezogen. Wir steuern den „Siegfried-Brunnen“ in Grasellenbach an,
hier und rund um Fürth ist sowieso alles irgendwie mit den „Nibelungen“
verwoben. An einem Gasthaus „Hagen“ sind wir schon vorbei-gekommen, ein Cafe
„Krimhild“ gibt’s auch und irgendwo wird sicher irgendwie auch „Gernot“
abgefeiert werden. Der kommt ja auch im Nibelungen-Lied vor. Der sagenumwobene
„Siegfried-Brunnen“ wäre dann leider nur über einen weiten und vor allem stark
ansteigenden Fußweg zu erreichen gewesen, da gibt es für Gernot verlockendere
Ziele. Später sahen wir dann auf Bildern, dass wir vom „Siegfried-Brunnen“
möglicherweise enttäuscht gewesen wären, denn viel gibt der nicht her. Aber der
Legende nach soll Siegfried hier von Hagen getötet worden sein, nachdem
Krimhild die verwundbare Stelle an Siegfrieds Körper auf dessen Kleidung
gekennzeichnet hat. Oder so. Ach ja, es gibt in der Gegend hier noch mehrere
„Siegfried-Brunnen“ und an jedem von ihnen soll Hagen sein grausames Werk an
Siegfried ausgeführt haben. Der Arme muss also ziemlich oft erdolcht worden
sein. Na ja, vom Kreuz Christi gibt es ja auch tonnenweise Holzsplitter … Von
Grasellenbach aus biegen wir dann einfach wieder einmal irgendwo in der
Landschaft rechts ab und cruisen mit einem 40er, 50er dahin. Das Wetter ist
inzwischen angenehm warm und auch in den schattigen Bereichen frösteln wir
nicht mehr.
Wir durchfahren wunderbare, kurvige Straßen und Sträßchen, es
herrscht fast überhaupt kein Verkehr und es ist einfach nur herrlich. So landen
wir dann irgendwann in Lindenfels und bewundern die mächtige Burg vom
Dorfzentrum aus. Der Weg hinauf zum alten Gemäuer erscheint uns wenig lohnend,
außerdem haben wir Hunger. Nun, da wird sich doch wohl was finden lassen.
Zuerst sind es aber ein 20 und ein 10-Cent Stück, die sich finden lassen, damit
haben sich die Münzfunde auf dieser Reise auf 8 erhöht. Auch nicht schlecht.
Und keine 100 Meter weiter findet sich dann ein indisches Restaurant. Damit
haben wir natürlich überhaupt nicht gerechnet, Gernot hatte eher einen
Schweinebraten oder ein Schnitzel im Kopf. Der indische Kellner begrüßte uns
freundlich und in der folgenden Stunde tafelten wir unglaublich gut.
Wahrscheinlich haben wir noch nie außerhalb Indiens so gutes indisches Essen serviert
bekommen.
Jede einzelne Komponente des Essens war ein Traum, seien es die
knusprigen Karfiol-Pakoras, der unfassbar körnige Basmati-Reis, das
Mango-Chutney, die Minz-Creme, das Knoblauch-Naan oder die beiden Hauptgerichte
mit Huhn. Ein Festmahl. Noch dazu war der Kellner wirklich sehr sympathisch,
wahrscheinlich ist er sogar einer der Chefs hier. Jedenfalls zeigte er sich
sehr erfreut, dass wir Indien gut kennen und wir unterhielten uns noch eine
ganze Zeit lang. Das ist auch so etwas Schönes am Reisen - dass du nie weißt,
was als nächstes kommt. Meistens ist es was Erfreuliches, was Schönes, was
Nettes. So wie dieses indische Restaurant in Lindenfels, womit wir das „Golden
India“ herzlichst weiterempfehlen. Ach ja, leicht getrübt wurde das Diner von einem
heftigen und andauernden Niesanfall Gernots, der während des Essens den ganzen
Vorrat an Taschentücher verbraucht hat. Und das waren fast zwei ganze Packungen
… Woher der Anfall gekommen ist? Keine Ahnung, aber irgendetwas wollte Gernots
Immunsystem partout nicht in seinen Körper reinlassen. Gut so, auch wenn es
natürlich lästig ist. Bevor wir, nach einer Verdauungs-Runde mit dem Moped -
zum Campingplatz zurück sind, haben wir beim „ALDI“ noch Wein und Milch
eingekauft, danach war Siesta angesagt. Das Essen vom Inder hat uns für heute
fast ausreichend mit Energie versorgt, abends legten wir aber zur Vorsicht noch
eine kleine Nachtjause nach. Gernots Niesanfall hat sich dann sogar noch bis in
den späten Nachmittag hineingezogen, auch wenn die Attacken immer spärlicher
geworden sind. Schließlich hat ihm Ilse noch eine Brausetablette mit extra viel
Vitamin C verpasst und bald war das lästige Niesen nur noch eine lästige
Erinnerung.
Nach dem Kaffee am Morgen haben wir dann brav die Öffnung der Rezeption um
9 Uhr abgewartet und Ilse verlängerte unseren Aufenthalt hier um einen weiteren
Tag. Zwar wäre ein Sonntag ein guter Fahrtag, denn ohne LKW läufts
erfahrungsgemäß weit stressfreier. Aber es gefällt uns wirklich gut hier, das
Wetter wird auch schön bleiben, also was solls? Nach dem üblichen Warten auf wärmeres Wetter sind wir dann um 12:20 Uhr los,
wir haben sogar ein Ziel. In Birkenau, etwa 10 Kilometer von uns entfernt, soll
es die weltweit größte Ansammlung von Sonnenuhren geben, das schauen wir uns
an. Die Fahrt dorthin ist wieder das halbe Vergnügen, in diesem Fall sogar das
ganze Vergnügen. Denn bei einer ersten Durchfahrt von Birkenau sehen wir keine
einzige (!) Sonnenuhr, dabei sollten es insgesamt 201 Stück sein. Bei genauerem
Hinschauen entdecken wir dann aber schon die eine oder andere Sonnenuhr, einmal
sogar auf vier Häusern nebeneinander. Wird natürlich stimmen mit den 201
Sonnenuhren, aber sorry - eine Attraktion war das für uns nicht. Da sind die
wunderbaren Straßen rundum Birkenau schon eine ganz andere Attraktion für uns
und wieder geben wir uns hemmungslos dem Durchfahren der unzähligen Kurven,
Kehren, Steigungen und Gefälle mit unserem Roller hin. Schließlich haben wir
Fahrspaß genug gehabt, jetzt brauchen wir bald einmal einen gemütlichen
Gasthof. Den finden wir dann kurz vor Fürth, auf der sehr gut gefüllten
Terrasse einer Pizzeria kriegen wir den letzten Tisch im Schatten. Ein volles
Lokal ist immer ein gutes Zeichen und dementsprechend speisen wir hervorragend.
Wie jedes Mal auf dieser Reise, das Essen war wirklich überall sehr gut. Von
Ilses „Scaloppini al Limone“ ist sogar ein ganzes Schnitzel übriggeblieben, von
Gernots „Spaghetti Carbonara“ hingegen kein Krümelchen. Gestern der
Super-Inder, heute der Spitzen-Italiener.
Den Mega-Deutschen geben wir uns dann
vielleicht morgen …😊. Ach ja, vor der Einkehr beim Italiener haben wir noch
kurz einen Stopp bei einem kleinen Festgelände mit ein paar Buden Halt gemacht.
Mal einfach so schauen. Das war dann rasch erledigt, es war ein Fest der
Rot-Kreuz und Sozialeinrichtungen von Birkenau, wir hätten uns eine Bratwurst
und ein Bier gönnen können. Das Angebot haben wir dann nicht genutzt, dafür hat
Ilse an einem Stand einen Kugelschreiber abstauben können. Der trägt die
Aufschrift des Karnevalvereines „Die Schlaglöcher“ und wird uns noch eine ganze
Zeitlang an Birkenau erinnern. Zurück am Campingplatz haben wir uns dann
erstmal ausgeruht und die Beine ausgestreckt. Dann erinnerten wir uns an den
Formel 1 Grand Prix und nach einigen Anläufen gelang es unserer
Technik-Expertin Ilse, einen Livestream zum Rennen herzustellen. Aus
Bequemlichkeit schauten wir den Grand Prix auf Ilses Handy, wir hätten es auch
auf eines der Notebooks übertragen können. Wurscht, wir haben auch so
mitgekriegt, dass Verstappen das Rennen gewonnen und Leclerc ausgeschieden ist.
Das macht die Weltmeisterschaft der Formel 1 wieder spannend, den Grand Prix
von Monte Carlo am nächsten Wochenende schauen wir uns dann schon daheim an. Später
haben wir uns aus Käse, Schinken, Brot uns Ilses übrig gebliebenen Schnitzel
noch ein leichtes Abendessen genehmigt, von einer Mahlzeit muss man nicht
zwangsweise über den Tag kommen. Das Essen hat uns dann auch gleichzeitig die
Energie geliefert um die Vespa aufzuladen, heute ist sie wie von ganz allein
auf ihren Träger geglitten - ja geradezu geflutscht. Braves Moped. Morgen
geht’s wieder ein Stück der Heimat entgegen und wie immer in diesem Stadium
einer Reise freuen wir uns schon auf daheim. Der aktuelle Plan lautet, dass wir
bis Hohenems in Vorarlberg fahren und dort auf der Autobahn-Raststätte
übernachten. Das haben wir schon mehrmals gemacht, der riesige Platz ist für
einen sogenannten Not-Stopp bestens geeignet und von dort sind es dann nur noch
170 Kilometer nach Innsbruck.
Heute geht es sozusagen auf die Königsetappe in Richtung Heimat, wir werden
schon in Österreich übernachten. Vorerst lassen wir den Tag gemütlich angehen,
trinken unseren Kaffee und freuen uns, dass wir eigentlich alles schon erledigt
haben, was die Abfahrt betrifft. Das Moped ist aufgeladen, der Tisch und die
Stühle verstaut und sogar der Sonnenschutz vom Führerhaus ist bereits
abgenommen. Bleibt uns nur noch, alles Herumliegende auf seinen Platz zu
räumen, den Strom abzustecken und die Klokassette zu entleeren. Das ist dann
alles rasch erledigt und um 9:20 Uhr fahren wir vom „Nibelungen-Camping“ in
Fürth ab. Hier hat es uns gut gefallen, die Gegend ist perfekt geeignet, um mit
der Vespa lustvolle Touren zu unternehmen und wir haben zudem ausgesprochen gut
gegessen. Vielleicht sieht man sich ja wieder einmal … Nach dem notwendigen und
immer noch schmerzhaft teurem Tanken (1,929 Euro je Liter) haben wir uns bei
Heppenheim auf die Autobahn verfügt und von Anfang an sind wir sehr gut
vorangekommen. Das Wetter ist zum Fahren ideal, kein Regen und nicht zu heiß.
Ilse sieht uns dann via Google-Maps zielstrebig auf einen Stau zufahren, bei
Pforzheim. Ein paar dutzend Kilometer vor Pforzheim teilt sich dann wieder
einmal die Autobahn und es gibt plötzlich zwei Möglichkeiten Stuttgart
anzufahren, das auf unserer Strecke liegt. Blitzschnell checkt Ilse die
Situation am Handy und tatsächlich, wenn wir jetzt die Autobahn wechseln,
ersparen wir uns den Stau bei Pforzheim und kommen mit nur 2 (!!) Minuten Umweg
trotzdem nach Stuttgart. Super, dass man mit der heutigen Technik so schnell
umplanen kann, sozusagen in voller Fahrt. Inzwischen ist übrigens auch die
Entscheidung gefallen, dass wir nicht über Hohenems fahren werden. Das wäre ein
wirklich unnötiger Umweg und so attraktiv ist der Rastplatz nun auch wieder
nicht.
Also entscheiden wir uns, beim Rastplatz „Allgäuer Tor“ zu übernachten,
von dort sind es dann morgen auch keine 200 Kilometer mehr bis Innsbruck. Der
Verkehr bleibt den ganzen Tag über mäßig, wieder schwimmen wir mit den LKW mit
und gondeln mit meist 85 km/h dem Allgäu entgegen. Natürlich fahren wir
zwischendurch immer mal wieder ein Rasthaus oder einen Parkplatz an, meistens
vertreten wir uns nur kurz die Beine und bleiben selten länger als 5 Minuten
stehen. Aber das genügt, um wieder problemlos eine Stunde vollkonzentriert
hinter dem Steuer zu sitzen bzw. die Navigation aufrecht zu erhalten. So kommen
wir gemütlich ins Allgäu, freuen uns über eine neue Umfahrung bei Ulm und dann
sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Ziel. Blöderweise wird derzeit
ausgerechnet im Bereich der Autobahnraststätte heftig gebaut und wir sehen die
größte Asphaltiermaschine ever: die bearbeitet die gesamte Breite der
vierspurigen Autobahn plus den Pannenstreifen unter einmal. Wow! Diese Mengen
an Bitumen verursachen natürlich einiges an Gestank, vom Lärm wollen wir gar
nicht reden. Und so sind wir gar nicht unglücklich, dass Gernot die Abfahrt zum
„Allgäuer Tor“ versäumt hat. Wir waren wegen der Baustelle auf der
Gegenfahrbahn unterwegs und hätten zur Abfahrt scharf rechts abbiegen müssen.
Das ist Gernot bei einem 70er dann doch zu schnell gegangen und statt voll
abzubremsen, um die Kurve doch noch zu kriegen, ist er weitergefahren. Wurscht,
war wie gesagt eh suboptimal mit dem ganzen Lärm und so, also suchen wir uns einen
anderen Rastplatz, da kommt sicher gleich noch was. Nun, es sind zwar noch
einige Parkplätze gekommen, aber statt einem Rasthaus sind plötzlich die ersten
Hinweisschilder nach Österreich aufgetaucht, etwa das schöne „Reutte/Tirol“.
Tja - und dann hat Gernot, haben wir, spontan die Entscheidung getroffen, doch
gleich nach Hause zu fahren. Gernot fühlte sich eindeutig fit dafür und die
Verkehrssituation war auch ideal. In den kommenden Tagen wird es hier an der
Grenze beim Füssener Tunnel wieder lange Wartezeiten und Blockabfertigung
geben, heute mussten wir darauf achten, nicht zu schnell zu werden. Dann waren
wir eh schon in Reutte. Gut, also noch einmal knapp über 100 Kilometer bis
Innsbruck. Die haben sich dann problemlos abspulen lasse und unterwegs waren
wir noch mittendrin in einem Naturschauspiel. Im Bereich von Kematen, etwa 12
Kilometer vor Innsbruck, sind aus dem Karwendel-Gebirge heraus plötzlich
schwere Gewitterwolken aufgezogen und schnell prasselte schwerer Regen auf uns
nieder. Da meinte Gernot, vielleicht könne man dem Gewitter ja davonfahren und
beschleunigte auf 95 km/h. Und siehe da: der Regen hörte blitzartig auf. Dann
wieder zurück auf die gewohnten 85 km/h - zack, war der Regen wieder da. Wir
sind also buchstäblich mit dem Gewitter unterwegs gewesen, haben uns mit dem
Regen ein wenig gespielt und schließlich sind wir ihm wieder mit einem knappen
100er davongefahren. Um Punkt 16:30 Uhr sind wir dann bei unserer WoMo-Garage
angekommen, nach 7 Stunden lockerer Fahrt und nach exakt 500 Kilometern. Genau
bei unserer Einfahrt in die Garage hat es dann so richtig heftig gedonnert, das
Gewitter ist also gleichzeitig mit uns in Innsbruck angekommen. Ein schöner
Schlusspunkt unter eine wirklich schöne Wohnmobil-Reise.