Donnerstag, 21. Mai 2020

Und plötzlich war alles anders …

Die WoMo Saison 2020 steht vor der Tür!
Und plötzlich war alles anders …
Nach unserer Rückkehr aus Indien Mitte Dezember verlebten wir ein gemütliches Weihnachtsfest, einen feinen Jahreswechsel und freuten uns schon sehr auf die WoMo-Saison 2020. Es wird unsere erste „volle“ WoMo Saison sein, keiner von uns hat mehr berufliche Termine. Zumindest keine, die ein dauerhaftes Reisen verhindern. Dann erhielten wir im Februar einen ebenso unerwarteten, wie auch unerfreulichen Anruf von unserem WoMo-Garagen Vermieter. Kurz, aber leider nicht schmerzlos, erklärte er uns, er habe das Gebäude verkauft, wir müssen mit unserem Nasenbären leider ausziehen - „Schönen Tag noch“. Das war natürlich ein Schock, schließlich hatten wir es uns in der Garage längst gemütlich gemacht, sogar ein sehr hübsches Regal haben wir angeschafft und rundum mit einem selbst genähten Staubschutz versehen. Jetzt musste alles weg - aber wohin? 

Dann hatte Ilse DIE Idee …  Nur ein paar hundert Meter von uns daheim befindet sich ein Seniorenwohnheim und schon vor Monaten ist Ilse beim Spazierengehen das riesige Einfahrtstor zur Tiefgarage aufgefallen. Mehr als vier Meter hoch, da könnten wir doch mit unserem Schneckchen … Ilse „inspizierte“ daraufhin die Garage und traute ihren Augen nicht - auf einem der vielen Parkplätze stand ein Wohnmobil! Die werden doch nicht Plätze vermieten? Doch, taten sie. Und blitzartig verhandelte Ilse einen Vertrag für unseren dicken Nasenbären aus, auch den Platz bekamen wir sofort zugewiesen. Der war aber nur suboptimal, weil Säulen die Zufahrt komplizierten (und eine Reparatur des linken Außenspiegels notwendig machen wird ). Doch schließlich erfuhren wir, dass das andere WoMo eh nur über den Winter hiersteht, wir können dann ab Mai dessen Platz übernehmen. JUHU!!! Was für ein Glück - jetzt steht unser geliebtes Schneckchen sogar in einer beheizten (!!) Garage und unter zahlreichen Videokameras. Und das Ganze für weniger als 100 Euro pro Monat. Zwar ist das ein wenig mehr als wir bis jetzt bezahlt haben, aber der Platz ist das allemal wert. Jetzt könnten wir ohne Weiteres zu Fuß zum WoMo spazieren, sind ja nur ein paar hundert Meter dorthin. Schöner geht’s wirklich nimmer, wir sind sehr, sehr froh darüber. Die „alte“ Garage war dann - zack-zack-zack - schnell ausgeräumt. Unsere Reifen lagern wir in Zukunft bei einer Reifenfirma, den Felgenbaum haben wir verschenkt. Ebenso unser Regal mit dem hübschen Vorhang rundherum - das haben wir kurzerhand hinten aufs WoMo geschnallt und unseren Freunden Barbara und Markus frei Haus geliefert. Aktion Garagenwechsel erfolgreich absolviert - wir haben uns mit dem neuen Standort wieder verbessert, das war bis jetzt jedes Mal so. Aber jetzt brauchen wir bitteschön so bald keinen Wechsel mehr. Danke!
Dann durchkreuzte etwas unsere Pläne, womit wir nie gerechnet hätten: ein Virus namens Corona. Schon seit Jänner verfolgten wir ständig die Entwicklung der Covid 19 Pandemie und spätestens mit dem brutal heftigen Ausbruch in der Lombardei war uns klar, ab jetzt wird alles anders. Zwar sind bei uns in Tirol die Urlauber noch bis Mitte März fröhlich feiernd in die Apres-Ski-Bars gepilgert, auch wenn keine 400 km entfernt bereits jeden Tag dutzende neue Todesfälle gemeldet wurden. Wir hatten uns schon mit 25. Februar in die freiwillige Quarantäne begeben und unterbrachen diese nur, um Nadja und Christian vom Flughafen in München abzuholen. Sie hatten ihre beinahe zwei Jahre (!!) lang dauernde Kanada-USA-Mittel- und Südamerika-Reise beendet - exakt zum richtigen Zeitpunkt. Genau an dem Tag, an dem sie aus Brasilien in Richtung Europa abhoben, wurde in Rio der erste Corona-Infizierte gemeldet.
Tja - und dann folgten die Wochen der Quarantäne, mit strengen Verhaltensregeln, Ausgangsverboten, sozialer Isolierung und und und. Wir haben Nadja und Christian wochenlang nicht gesehen, obwohl sie ganz in der Nähe wohnen. Nur manchmal haben wir uns auf offener Straße getroffen, bei einer Schule, wo wir den notwendigen Abstand halten konnten. Scheiß-Zeit. An ein Wegfahren mit dem WoMo war nicht einmal zu denken, wir durften ja wochenlang unsere Stadt nicht verlassen. Es hagelte heftige Strafen für Leute, die verbotenerweise in der Nachbargemeinde einkaufen waren. Auch wenn der Supermarkt nur ein paar hundert Meter „über der Grenze“ lag. Ein echter Wahnsinn, das alles. Das Denunzieren feierte fröhliche Urstände, einmal wurden wir von der Polizei kontrolliert, als wir zu viert in der Wohnanlage von Nadja und Christian im Freien zusammengesessen sind. Ein Nachbar hatte uns vernadert. Das war am Ostersamstag - die Polizisten sahen aber sofort, dass wir die geforderten Abstände einhielten und wünschten uns nur freundlich einen schönen Tag. Was für verrückte Zeiten, wo man mit 500 Euro bestraft werden könnte, weil man sich mit seinen Kindern trifft und sich fröhlich unterhält. Bei uns ist dann noch dazugekommen, dass sich die strengen Ausgangsbeschränkungen sehr negativ auf Gernots aktuelles Buchprojekt ausgewirkt haben. Zwar reden wir nicht gerne über ungelegte Eier, aber nachdem der Verlag eh schon kräftig Werbung für das neue Buch macht, sei verraten, dass Gernot ganz Innsbruck zu Fuß erkunden will - und zwar jede einzelne Straße. Das sind gut 650 Straßen, Gassen, Wege oder Plätze, insgesamt über 360 Kilometer. Eine Strecke von Innsbruck bis nach Venedig.
Das Projekt ist dann - sämtlichen Corona-Regeln zum Trotz - super angelaufen, schnell waren die ersten 100 Straßen abgehakt. Alles unter ziemlichen Schmerzen, denn von Beginn an machte Gernots linke Wade Probleme. Manchmal war der Muskel so „beleidigt“, dass Gernot eine halbe Minute lang stehen bleiben musste. Dann ging es wieder für ein paar hundert Meter weiter. Sehr mühsam das Ganze. Ilse war stets mit dabei, hat Gernot teilweise mit dem Auto begleitet, um Doppelbegehungen tunlichst zu vermeiden. Viele Straßen ist Ilse auch selber mitgegangen und sie hat dabei unzählige Bilder gemacht. Doch dann - es war bei Straße Nummer 112 in der Innsbrucker Roßau, war plötzlich Schluss mit Lustig, aus und vorbei. Schon nach 300 Metern konnte Gernot keinen Schritt mehr gehen und musste unter brutalen Schmerzen abbrechen. So - und jetzt muss ein Arzt her. Wir wollen jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber Gernot hat leider keinen Dauer-Muskelkater, sondern PAVK - die Periphere Arterien Verschluss Krankheit. Der Volksmund kennt das als „Schaufenster-Krankheit“ - weil die Betroffenen nach wenigen Schritten vor Schmerzen stehen bleiben müssen. Deshalb gehen sie gerne in Innenstädten spazieren, weil beim Schaufensterschauen das häufige Stehenbleiben nicht so auffällt … Im Prinzip ist PAVK kein sehr exklusives Leiden, jeder Vierte ab 70 Jahren und jeder Zehnte ab 55 ist davon betroffen. Auch wenn die Krankheit unheilbar ist, gibt es doch verschiedene Therapiemöglichkeiten. Wir starten das Ganze vorerst mit einem Medikament, eine Arterien-erweiterung mittels eines Ballons bzw. die Legung eines Bypasses wären die operativen Alternativen. Das will Gernots Arzt aber nicht und Gernot schon gar nicht. Das Medikament schlägt zum Glück sehr gut an, Gernot kann schon wieder einige hundert Meter weit gehen und kommt jeden Tag auf gut und gern 4.000 Schritte. Richtig weite Strecken über mehrere Kilometer wird es aber nicht mehr spielen, das ist jetzt halt so und wird sich auch durch Jammern nicht mehr ändern.
Das Buch wird aber trotzdem vollendet, Gernot wird halt nicht alle Straßen zu Fuß gehen können. Aber die meisten werden wohl trotzdem zu bewältigen sein. Die langen Straßen werden wir halt mit unserer roten Vespa abfahren. Das Buch „lebt“ ja eh nicht nur vom Wandern, sondern vor allem von Gernots Erinnerungen und Anekdoten. Und der Titel „Ich bin dann mal nicht weg“ passt schließlich immer noch. So, genug jetzt von Garagen-Wahnsinn, Corona und PAVK. Widmen wir uns lieber den schönen Dingen des Lebens, so zum Beispiel dem WoMo-Reisen. Durch die bewundernswerte Disziplin der allermeisten Österreicherinnen und Österreicher sanken die Neuinfektionen mit dem Corona-Virus auf ein derart niedriges Niveau, dass - nach wochenlangen Restriktionen - zuerst der Handel und endlich auch die Gastronomie sowie die Hotellerie wieder aufsperren durften. Und damit auch die Campingplätze. Unserer 99. WoMo Reise stand also nichts mehr im Wege und auch ein Ziel war schnell gefunden. WoMo-Saison 2020 - wir kommen!