Dienstag, 18. Juli 2017

67. WoMo-Fahrt "Bäderreise oder Zappanale and friends""

vom 7. Juli bis 18. Juli 2017
von Innsbruck-Kochelsee-Bad Hersfeld-Bad Salzuflen-Bad Doberan und über Berlin zurück nach Innsbruck
2189 km 
     

Vorbemerkung:
Die großen Sommerferien stehen unmittelbar bevor, wir werden in den kommenden neun Wochen wieder viel mit unserem geliebten Schneckchen unterwegs sein. Dass wir das überhaupt noch tun können, verdanken wir dem Werkstätten-Leiter Karli vom Autohaus Fuchs in Itter, denn er hat unser angeschlagenes WoMo wieder so richtig auf Vordermann gebracht. Und wir verdanken es Ilses Schwester Sigrid, die formlos die Rechnung für die Reparatur übernommen hat – einfach so! Damit haben wir echt nicht gerechnet und das entlastet unser Budget natürlich erheblich. Sehr fein!
Jetzt ist der morsch gewordene Holzboden in unserem Häuschen wieder heile, die gesamte Elektrik der Beleuchtung wurde neu verkabelt, einige marode gewordene Schläuche im Kühlsystem sind getauscht und zuletzt wurden noch Wasserpumpe und Zahnriemen ausgewechselt. Ganz abgesehen von den vielen Kleinigkeiten, die Karli wieder in Ordnung gebracht hat. Ach ja, einen neuen Radio-CD-Player haben wir auch einbauen lassen – ebenfalls ein Geschenk von Sigrid zu Ilses Geburtstag. Damit können wir auch über USB-Stick Musik hören, sehr lässig.
„Jetzt ist euer Wohnmobil wieder wie neu“, scherzte Karli bei der Übergabe und tatsächlich – der mit Hochdruck gereinigte Motor unserer Schnecke präsentiert sich nun sauber wie bei einem Neuwagen. Da hat der Karli ganze Arbeit geleistet und obwohl die Rechnung fast 4.000 Euro ausgemacht hat, ist er uns mit dem Preis noch sehr entgegengekommen. Übrigens – Karli ist 55 Jahre alt und seit 40 Jahren beim Autohaus Fuchs beschäftigt – das nennt man echte Firmentreue. Und es spricht für die Mechaniker-Qualitäten von Karli, wir werden jedenfalls nie wieder jemand anderen an unser WoMo ranlassen. Ganz großes Ehrenwort!
So – und jetzt kann’s losgehen – unserer 67. Reise mit dem Wohnmobil steht nichts mehr im Wege.

Freitag, 7. Juli 2017
Bereits am Tag vorher haben wir unsere Schnecke reisefertig gemacht und mit der Vespa am Träger wartete sie auf uns in ihrer Garage. Eigentlich war geplant, dass erst am Samstag losfahren werden, aber es ist dann (natürlich!) anders gekommen.
Der Plan schaut so aus, dass wir als erstes nach Bad Salzuflen fahren werden und unsere Freunden Ingrid und Hans den schon lange versprochenen Besuch abstatten. Da freuen wir uns schon sehr drauf. Danach geht’s weiter nach Bad Doberan (Mecklenburg Vorpommern) zur „Zappanale“, einem Festival zu Ehren des legendären Frank Zappa. Für dieses Festival haben wir uns als Journalist bzw. Fotografin akkreditieren lassen, Gernot wird über die „Zappanale“ für den ORF einen Bericht schreiben. Dann zurück nach Hause, denn am 20. Juli haben wir beide einen Termin in Innsbruck. So ist der Plan.
Am Freitag haben uns dann die Reise-Hummeln derart zugesetzt, dass wir spontan entschieden haben, unsere Reise am Campingplatz Kesselberg zu starten, bei Luis und Gitti waren wir heuer noch nicht zu Gast (sieht man von unserem „Privat-Besuch“ mit dem PKW ab).
Gernot hat also Ilse wie gehabt direkt von der Schule abgeholt und wir sind gemütlich an den Kochelsee hinaus gegondelt. Vorher haben wir noch in Krün bei Aldi ein paar Kleinigkeiten eingekauft, Milch, Wein und Süßigkeiten.
Am Kesselberg angekommen, stellen wir uns nach der herzlichen Begrüßung wieder an die „Rue de Dusch“ und gehen dann sofort ins Platz-Restaurant essen. Küchenperle Elisabetha ist zurzeit nur bedingt einsatzbereit, sie hat einen bösen Fahrrad-Unfall gehabt, ist aber zum Glück  wieder auf dem Weg der Besserung. So muss halt momentan der Luis kochen, der kann das aber auch sehr gut. Wir essen Rührei mit Schinken (Ilse) und einen Schweizer Wurstsalat. Beides gut wie erwartet.
Nach dem Essen haben wir uns einen feinen Pasch ausgespielt und die ersten Urlaubsstunden so richtig genossen. Viel ist nicht los am Platz, wir können dem Schatten folgen und unseren Tisch platzieren, wo wir wollen. Fein. Das Wetter ist angenehm, es hat unter 30 Grad, später zieht es immer mehr zu.
Schon am frühen Abend gehen wir wieder ins Restaurant rauf, Gernot lässt sich diesmal den Fisch in der Kartoffelpanade schmecken und Ilse gönnt sich einen Salat mit Putenstreifen. Hervorragend. Übrigens hängt Gernots gereimte „Ode an die Haxe“ jetzt in der Gaststube und Luis wird immer wieder mal darauf angesprochen. Sehr erfreulich!
Nach dem Essen sind wir ein bisschen zum See runter spaziert, inzwischen schaut es ganz danach aus, als ob es heute noch ein Gewitter geben könnte. Schwäne und Enten haben sich keine blicken lassen, der See ist übrigens gar nicht so kalt wie erwartet, auch wenn wir nur unsere Füße darin baden.
Nach einem Gute-Nacht-Päschchen haben wir uns dann ins Häuschen zurückgezogen und sind bald einmal schlafen gegangen. In der Nacht sind wir dann von einem extrem heftigen Gewitter geweckt worden, vor allem der mitgelieferte Sturm war gigantisch. Gehagelt hat es zwar nicht, aber wir haben jede Sekunde damit gerechnet, denn die Tropfen sind immer schwerer und schwerer geworden, der Lärm war enorm. Irgendwann haben wir dann trotzdem weiterschlafen können, man gewöhnt sich an alles.

Samstag, 8. Juli 2017
Als wir gegen acht Uhr aufstehen, tröpfelt es immer noch leicht. Nach schneller Morgentoilette gehen wir frühstücken, das hat Tradition bei Luis und Gitti. Danach noch ausgiebig unter die Dusche, den Strom abgesteckt – Tschüss Gitti, Servus Luis – und weg waren wir.
Wir fahren heute mal einfach in Richtung Bad Salzuflen, ca. 500 Kilometer wollen wir abspulen.
Die erste halbe Stunde fahren wir auf der Bundesstraße, ab Murnau sind wir dann auf der Autobahn unterwegs. Der Verkehr ist in unsere Richtung äußerst mäßig, in Richtung Süden schaut das anders aus, da rollt schon eine ordentliche Reisewelle. Wir kommen ohne jede Behinderung voran, Staus sehen wir nur auf der Gegenseite.
Bei der Stadtdurchfahrt Münchens haben wir dann jenes Glück, das man halt hie und da braucht, denn bei der Einfahrt in einen Tunnel hätte Gernot beinahe das Ende eines Mini-Staus übersehen. Aber eben nur fast! Unser Häuschen ist bei der anschließenden Vollbremsung nicht ins Rutschen gekommen und gerade noch rechtzeitig stehen geblieben. Na, das wäre ja was gewesen! Noch Minuten später lag der Puls von Gernot bei 200 Schlägen in der Minute und der Schweißausbruch hatte nicht einmal am Rande mit der Hitze zu tun…
Die weitere Fahrt ist dann ohne jede Aufregung weitergegangen, wir haben immer wieder mal Pausen gemacht und uns die Beine vertreten, zwischendurch waren wir irgendwo bei einem Rasthaus und Gernot hat sich ein Burger-Menü – na ja, sagen wir – „schmecken“ lassen. Aber es sättigte…
Etwa 50 Kilometer vor Kassel hatten wir dann unser Tagespensum erreicht, da wird es so gegen 17 Uhr gewesen sein. Bei Kirchheim wollten wir uns dann bei einem Rastplatz für die Nacht einparken, aber er sagte uns überhaupt nicht zu und war außerdem schon sehr überfüllt. Also sind wir von der Autobahn abgefahren, wird sich wohl bei Aldi, Lidl, McDonalds und Co. ein Plätzchen für die Nacht finden lassen. Doch schon von der Autobahnausfahrt aus erspähten wir einen Parkplatz, auf dem viele freie Plätze zu erkennen waren. Die Zufahrt war zwar etwas kompliziert, dafür war der Parkplatz des Kirchheimer Schwimmbades ein echter Volltreffer. Keine zehn PKW standen auf dem von Bäumen gesäumten Platz, hier hätten locker noch zehn Wohnmobile parken können. Wir quetschten uns ganz in die hinterste Ecke, übrigens schon wieder direkt neben eine Skateboard-Rampe, das dritte Mal schon!
Schnell hatten wir Stühle und Tisch aufgestellt und verbrachten einen feinen Abend. Wir haben einen Pasch gemacht, später hat uns Ilse eines unserer Fertig-Spaghetti-Gerichte zubereitet. Zwar ist die Kombination getrocknete Spiral-Nudeln mit Bolognese-Sauce nur ein kulinarischer Kompromiss, aber es füllt den Magen und gilt als warme Mahlzeit. Unser spitzenmäßiger Parmesan hat das Fast-Food zusätzlich aufgewertet – hie und da ist so ein Essen schon o.k. – wir gehen ja auch manchmal zu McDonalds…
Nach dem Essen und ein paar kühlen Gute-Nacht-Drinks haben wir uns dann zur Ruhe begeben. Dass wir überhaupt Ruhe gefunden haben, grenzt schon fast an ein Wunder – immerhin ist die Autobahn irrsinnig nahe – Gernot schätzt die Entfernung auf 5,5 Meter Luftlinie, Ilse auf knapp 4 (!). Aber wie gesagt – wir haben geschlafen wie die Babys. Übrigens sind wir die ganze Nacht über völlig alleine am Parkplatz gestanden und sind von niemandem behelligt worden. Danke an die Stadt Kirchheim, wir haben euch sehr gastfreundlich empfunden.

Sonntag, 9. Juli 2017
Heute ist unser sechster Hochzeitstag, das kann also nur ein ganz besonders guter Tag werden. Gernot ist schon sehr früh auf und macht sich bereits kurz vor halb sieben Uhr auf, um Brötchen zu holen. Die Tankstelle ist nur ein paar hundert Meter entfernt, Ilse kocht derweil Kaffee.
Nach dem guten Frühstück brechen wir auf, zu Ingrid und Hans sind es knapp über 240 Kilometer. Am Sonntag herrscht hier heroben relativ wenig Verkehr und wir kommen sehr gut voran. Zwischendurch kündigt Ilse in Bad Salzuflen per WhatsApp unsere baldige Ankunft an, wir werden schon freudig erwartet.
Gegen 10 Uhr 30 treffen wir dann bei unseren Freunden Hans und Ingrid an und parken uns direkt vor ihrem Haus ein. Eigentlich müsste es korrekt „vor ihren Häusern“ heißen, denn zum Besitz der beiden gehören mehrere Gebäude – es gibt sogar zwei verschiedene Adressen. Nach herzlichen Umarmungen schalten wir schnell in den Camper-Modus – also Strom anstecken und Vespa vom Träger holen.
  
Danach kocht uns Ingrid einen sehr guten Kaffee und etwas später schauen wir uns den Formel 1 Grand Prix von Österreich an – zumindest den Start. Sie haben es total fein hier in Bad Salzuflen, auch wenn sie nicht allzu oft daheim sind. Denn jetzt sind beide in der verdienten Pension und werden wohl noch mehr mit dem WoMo unterwegs sein. Camper halt – wie wir – auch deshalb verstehen wir uns so gut.
Wir gehen dann kurz in unser Häuschen zurück, Gernot muss den Strom ausnützen und ein wenig am Blog arbeiten, denn von selber schreibt der sich leider nicht. Das Wetter ist sehr schön, es ist fast schon zu warm im WoMo, aber die knapp 30 Grad lassen sich aushalten, vor allem wenn für ein wenig Durchzug gesorgt ist.
Kurz nach Ende des Autorennens sind wir dann fein im Garten zusammengesessen, Ingrid und Hans haben eine lässige Laube gebaut, ideal zum gemütlichen Sitzen.
Lange haben wir uns aber dort nicht aufgehalten, denn eine kurze Besichtigung der Altstadt von Bad Salzuflen stand auf dem Programm. Wir sind mit dem Golf der beiden die paar Kilometer ins Zentrum rüber gefahren und haben uns zu Fuß auf den Weg gemacht. Bad Salzuflen präsentiert sich uns als wirklich nettes Städtchen – das Kuren mit Salz steht hier ganz hoch im Kurs. Überall sind große Anlagen errichtet worden, die fast wie ein Korallenriff ausschauen und an deren Außenseite die Sole herabtropft. Davor sind Sitzbänke angebracht, damit man die salzhaltige Luft einatmen kann. Viele Menschen tun das auch, zur Heilung, Linderung, Vorbeugung – oder einfach nur so. Jedenfalls haben wir so etwas noch nie gesehen und es ist schon etwas ganz Besonders.
    
Wir kommen dann an einem Lokal vorbei, das sehr verführerisch im tiefsten Schatten und am Ufer eines kleinen Bächleins liegt. Dort trinken wir eine Kleinigkeit und haben eine wirklich feine Zeit. Danach geht’s wieder zurück zum Haus und bald einmal sitzen wir wieder unter der Laube zusammen. So soll Urlaub sein – völlig ohne Stress.
Später hat dann Grillmeister Hans das Kommando übernommen und schon kurz darauf hat es herrlich nach Würstchen, Fleisch und Spießen geduftet. Dazu Brot und sehr guten Kartoffelsalat – ein wunderbares Essen. Hans trinkt praktisch keinen Alkohol mehr, es gibt nur mehr alkoholfreies Bier im Haus. Obwohl – richtige Antialkoholiker sind die beiden auch nicht geworden. Immerhin kann Gernot Hans zu einem Bierchen aus dem WoMo-Kühlschrank überreden.
So sind wir dann stundenlang zusammengesessen, haben uns sehr nett unterhalten und uns von unseren Familien und Urlaubsreisen erzählt. Das Wetter ist wunderbar, die Fledermäuse flattern durch den Garten – ein echt lässiger Abend.
Es war schon fast Mitternacht, als wir in unser WoMo zurückkehrten, die Zeitspanne bis zum Einschlafen hätte man wohl in Sekunden messen können.

Montag, 10. Juli 2017
Gleich nach dem Aufstehen sind wir ins Haus von Hans und Ingrid gegangen und haben uns fein geduscht. Es regnet in Strömen, also ziehen wir uns vorerst in unser Häuschen zurück und machen einen lässigen Pasch.
Noch am Vormittag kommt dann Hans zu uns raus und meldet ein Schönwetterfenster, es wird bald nicht mehr regnen. Tatsächlich – schon eine Viertelstunde später lockerten sich die Wolken und die Sonne blinzelte durch. Schnell waren auch die Straßen getrocknet und wir starteten unsere Vespa für eine kleine Ausfahrt. Unser Ziel – Bielefeld. Eine Stadt, die es einer eigenartigen Verschwörungstheorie nach gar nicht gibt. Also das müssen wir uns selber anschauen…
  
Nach Bielefeld sind es vielleicht 20 Kilometer und wir kommen bestens voran. Keine halbe Stunde nach unserer Abfahrt parken wir am Rande der Altstadt ein und machen uns zu Fuß auf Erkundungstour.
Ehrlich gesagt – Bielefeld gibt nicht besonders viel her. Aber immerhin haben wir Postkarten gekauft, damit wir Nadja beweisen können, dass es Bielefeld doch gibt. Obwohl – einen leisen Verdacht hatten wir ohnehin. Denn immerhin haben wir uns vor ein paar Jahren im Berliner Olympiastadion das Fußballspiel Hertha BSC gegen Arminia Bielefeld angeschaut…
Ach ja – einen Hauch von Bielefelder Humor haben wir auch noch abgekriegt: Als Ilse beim Postkartenkauf fragte, wo sie denn Briefmarken bekommen könne, zählte die nette Verkäuferin auf: „Beim Postamt oder beim Fremdenverkehrsbüro vielleicht.“ Und nach einer kleinen, kunstvollen Pause fügte sie noch an: „Oder bei mir.“ Was haben wir gelacht…
Bei der Rückfahrt nach Bad Salzuflen hat uns ein großes, gelbes „M“ Lust auf einen Burger gemacht und wir sind mal wieder beim „Schachtel-Wirt“ eingekehrt. Der Cheeseburger für 1 Euro, das geht.
Im WoMo haben wir uns dann für ein Mini-Schläfchen hingelegt, dann sind wir mit unseren Freunden zum Sightseeing aufgebrochen. Unser erstes Ziel war das so genannte „Hermanns-Denkmal“, eine monumentale Statue von Arminius, dem Cheruskerfürsten. Die Figur allein ist fast 27 Meter hoch, das ganze Denkmal ragt gar 54 Meter in den Himmel. Schon beeindruckend – bei ihrer Errichtung im Jahr 1875 war die Figur die größte Statue der westlichen Welt (dann kam die Freiheitsstatue) und ist heute noch die höchste Deutschlands.
Wir sind ausgiebig um das Denkmal herumspaziert und haben uns noch weitere in der näheren Umgebung angeschaut – z.B. eines von Bismark, der stammt ja aus Bad Salzuflen. Wie auch Hindenburg, aber das nur nebenbei.

  
Nach dem „Hermanns-Denkmal“ haben uns Hans und Ingrid zu einer weiteren Attraktion in ihrer Umgebung geführt, nämlich zu den so genannten „Extern-Steinen“. Dabei handelt es sich um eine markante Sandstein-Felsformation, die man echt gesehen haben muss. An einem der Felsen ist ein Relief in den Stein geschnitten worden, es zeigt die Abnahme Jesu vom Kreuz und ist vor 1.000 Jahren (!) entstanden. Sehr lässig. Überhaupt ist das hier ein besonderer Platz und nicht umsonst hat er eine spezielle kulturgeschichtliche Bedeutung. Wir haben jedenfalls viele Fotos gemacht und eine feine Zeit dort verbracht.
     

Inzwischen war es früher Abend geworden und wir hatten ja schon gestern in einem Brauerei-Gasthof einen Tisch reserviert. Also sind wir die paar Kilometer nach Detmold gefahren, wir waren hungrig wie die Wölfe. Kurzresümee des wunderbaren Abends: das Essen war hervorragend, das Bier sehr, sehr gut und die Bedienung erstklassig. Die Rechnung für unser Gelage war dann mit 72 Euro derart niedrig, dass da was nicht stimmen konnte. Und siehe da, das nette Fräulein hatte die Tischnummern verwechselt, unsere tatsächliche Rechnung hat knapp über 120 Euro ausgemacht. Das wäre für die Kellnerin ein teures Missgeschick gewesen, aber zum Glück hat sie es mit ehrlichen Gästen zu tun gehabt.
Proppenvoll sind wir zum Auto zurückgerollt und nach Bad Salzuflen gefahren. Dort fanden wir dann an unserem WoMo einen Zettel von Jens. Jens ist der Neffe von Hans und wohnt im selben Haus. Er handelt mit CDs und Gernot hat ihn gestern nach Zappa Titeln gefragt. Am Zettel stand, wir können jederzeit bei ihm anläuten, also hat Gernot das gleich getan. Schon fünf Minuten später kam Gernot dann mit einem breiten Grinsen ins WoMo zurück, mit 4 supergeilen Doppel-CDs von Frank Zappa, jede davon um wohlfeile 15 Euro. So ein Glück, ausgerechnet im Haus von Hans finden sich Zappa-CDs, wer hätte das gedacht. Jedenfalls hat Gernot eine Riesenfreude und später kommt dann Jens nochmal ans WoMo-Fenster und reicht seine Visitenkarte herein. Seine Webseite: www.jr-cds.de sei hiermit ausdrücklich empfohlen – der Mann kennt sich bei Musik aus.
Danach war aber wirklich Zeit zum ins Bett gehen und das taten wir dann auch. Was für ein ausgefüllter Tag – übrigens sind wir beinahe 10.000 Schritte gegangen heute, auch nicht schlecht…
  

Dienstag, 11. Juli 2017
Gegen 9 Uhr sind wir bereits frisch geduscht in der Küche unserer lieben Freunde gesessen und haben sehr gut gefrühstückt. Danach noch mal kurz ins Häuschen und schon sind wir wieder aufgebrochen.
    
Heute führen uns Hans und Ingrid zur Wasserstraßen-Kreuzung der Weser mit dem Mittellandkanal. Dafür müssen wir zuerst nach Minden, wir fahren eine gute halbe Stunde dorthin. Für uns Tiroler ist so eine Wasser-Kreuzung natürlich eine Sehenswürdigkeit, so etwas kennen wir höchstens aus dem Fernsehen.
Wir sind eine ganze Zeitlang neben dem Mittellandkanal entlang spaziert und danach haben wir uns noch ein Hebewerk angeschaut, das ganz in der Nähe liegt. Bei dieser „Schacht-Schleuse“ überwinden die Schiffe den 13 Meter hohen Niveauunterschied vom künstlich angelegten Mittellandkanal zur Weser. Ganze Frachtschiffe passen in die Schleuse und Hans hat uns allen den Eintritt spendiert, damit wir näher am Geschehen waren. Sehr interessant zu sehen, mit welcher Leichtigkeit und Geschwindigkeit das Wasser jede Last hebt, wir sind keine zwei Meter entfernt gestanden und haben nur gestaunt. 
  
Später ist dann noch ein großes Ausflugsschiff in die Schleuse gefahren, voll mit aufgeregt schnatternden Schulkindern. Die sind dann aber mit ihren Riesenboot „Helena“ nur einmal auf- und abgefahren, das Hebewerk Richtung Weser durften sie nicht verlassen, die Strompolizei versperrte den Weg. Warum? Keine Ahnung, wir haben gar nicht nach dem Grund dafür gefragt.
 
Stattdessen sind wir ins Zentrum von Minden gefahren, Hans und Ingrid kennen da ein nettes Lokal am Ufer der Weser. Dort haben wir dann mit Currywurst, Frikadellen und Pommes einen typisch deutschen Imbiss zu uns genommen – alles hat erwartungsgemäß gut geschmeckt.
Bei der Heimfahrt sind wir dann noch an der weithin sichtbaren „Porta Westfalica“ vorbeigekommen – ein ähnlich monumentales Denkmal wie der „Hermann“, wenngleich ohne Hermann obenauf. Wir sparten uns aber den Weg dorthin, steinerne Denkmäler hatten wir vorerst genug gesehen.
Unterwegs kaufte Ingrid noch eine Riesenpackung Vanilleeis und daheim in Bad Salzuflen gab es dann wunderbaren Eiskaffee. Wir saßen gemütlich in der Laube zusammen, der einsetzende Regen stört uns gar nicht, das angekündigte, schwere Gewitter zog haarscharf am Haus vorbei.
Später hat dann Ingrid noch eine feine Jause serviert, so richtig hungrig waren wir aber alle nicht mehr. Für eine Packung Manner-Schnitten hat es dann aber doch noch gereicht, wir haben ja immer einen schönen Vorrat davon mit.
Übrigens hat Ingrid begonnen, uns ein Bild einer roten Vespa zu malen. Sie ist ja eine sehr talentierte Künstlerin, im Haus hängen viele, total lässige Bilder von ihr. Wir sind schon ganz gespannt, wie das Vespa-Gemälde ausschauen wird.
Vielleicht war es schon nach Mitternacht, als wir uns unseren Betten überlassen haben, sofort sind wir beide eingeschlafen. Morgens geht’s wieder weiter, wir freuen uns drauf.

Mittwoch, 12. Juli 2017
Es ist noch nicht einmal 6 Uhr früh, da sind wir schon voll fit und auf den Beinen. Wir trinken gemütlich Kaffee, draußen regnet es in Strömen. Hätten wir die Vespa vielleicht doch besser gestern bereits aufgelegt. Wurscht, nützt nichts.
Kurz vor 7 Uhr hört es plötzlich auf zu regnen, unser Startsignal! Wir holen die Vespa aus der Garage, fahren mit dem WoMo zwei Meter zurück und beginnen aufzuladen. Und schon gießt es wieder wie aus Kübeln und wir werden ordentlich eingeweicht. Nach ein paar Minuten ist unser Roller dann festgezurrt und abgedeckt, also können wir zum Duschen schreiten. Das ist dann auch bald erledigt und noch lange vor 8 Uhr müssen wir unsere lieben Gastgeber aus ihrem Schlaf wecken. Wir verabschieden uns herzlich voneinander und Ingrid schenkt uns das Vespa-Bild, an dem sie bis nach 1 Uhr morgens gearbeitet hat. Das Bild ist ein richtiges Kunstwerk, Ingrid hat den Charakter einer Vespa voll getroffen – ihr Werk wird selbstverständlich einen Ehrenplatz bei uns daheim bekommen. Danke Ingrid!
Dann aber los – schnell noch eine Fuhre Diesel in den Schneckchen-Tank gekippt und ab mit uns auf die Autobahn. Bad Doberan und die Zappanale warten!
Von Bad Salzuflen nach Bad Doberan sind es über 420 Kilometer, 405 davon sind Autobahn. Das klingt vorerst nicht besonders viel, eine nette Tagestour. Aber es hat während der ganzen Fahrt über nicht eine Sekunde lang nicht geregnet, meistens prasselte das Wasser sintflutartig auf uns ein. Die Sichtweite lag oft nur bei 100 Metern, sehr anstrengend das Ganze. Immer wieder einmal sind wir bei einem Parkplatz oder einem Rasthaus stehen geblieben, sicher alle 70, 80 Kilometer. Wir brauchten einfach kleine Erholungspausen, bei einer diesen Pausen haben wir uns von einem „Burger-King“ abfüttern lassen, war o.k.
Dann – nach mehr als sieben Stunden, sehen wir in der Gischt und im Nebel endlich die Ausfahrt „Bad Doberan“ – und 15 Kilometer später das Schild: „Bad Doberan – Welcome in Zappa-Town“. Ist das geil!
Bevor wir zum Gelände des Zappa-Festes fahren, kriegt Lidl von uns noch ein paar Euros, wir nehmen uns im Tausch dafür Brot, Butter, Joghurts und Milch mit. Dann aber nix wie rauf zur Zappanale.
Schon die Zufahrt zum Festivalgelände gleicht einer Rally-Strecke, NACH einer Sonderprüfung. Allradantrieb wäre nicht übel, aber wir balancieren unsere Schnecke auch so durch die unzähligen, wassergefüllten Schlaglöcher und weichen den tiefen, morastigen Reifenspuren aus. Dann gibt es kurze Aufregung, weil mit unseren Akkreditierungen etwas nicht stimmt, die haben nämlich nur Gernot auf der Presse-Liste stehen, nicht aber Meisterfotografin Ilse. Mit einem Telefonat lässt sich das klären und weil Ilse eben nicht auf der Liste steht, müssen wir nur einmal den Unkostenbeitrag von 25 Euro bezahlen. Wurscht – ist ja nicht unser Schaden, Hauptsache wir haben unsere geilen Backstage-Armbänder.

Überhaupt ist das Organisationsteam hier von Professionalität weit entfernt, so haben sie mit völligem Unverständnis darauf reagiert, dass Gernot nach Strom fragte. Schließlich will der Laptop, auf dem die Story über die Zappanale geschrieben werden wird, mit Elektrizität gefüttert werden. Oder haben die geglaubt, wir schicken den Text mit der Brieftaube nach Wien? Zwar hat uns der „Platzverantwortliche“ (so hat er sich uns vorgestellt) versprochen, sich um Strom für uns zu kümmern, letzten Endes hat er uns aber lediglich einen kleinen, roten Kabelbinder in die Hand gedrückt: „Das Ding nützt euch natürlich gar nichts, denn da kommt kein Strom raus“, klärte uns Karl launig über die begrenzten Einsatzmöglichkeiten eines Kabelbinders auf. „Aber da unten findet ihr neben den Abstellplätzen ein paar Stromkästen, da steckt ihr an und das rote Plastikteilchen bindet ihr um euer Kabel. Daran erkenne ich, wem ich elektrischen Strom genehmigt habe, die anderen werden am Abend abgesteckt.“ Unnötig zu sagen, dass sämtliche Steckdosen massiv überbelegt waren, die zahllosen roten Kabelbinder bildeten einen hübschen farblichen Kontrast zu den schwarzen Stromkabeln. Ilse hat dann wieder einmal die Situation gerettet, ist zu einer netten Familie hingegangen, die mit ihrem Wohnwagen am Strom-Tropf angehängt waren. Wir durften unseren Stecker sogleich in ihre Kabeltrommel einstöpseln, das ist natürlich sehr fein gewesen. Wir konnten uns dann gleich revanchieren, denn als unsere Nachbarn zum Essen gefahren sind, haben wir mit Zähnen und Klauen den Parkplatz für ihren Pick-up verteidigt, auf dem sich hintereinander gleich mehrere Camper aufstellen wollten.
Später hat es dann endlich ein wenig aufgehört zu regnen und wir sind eine Runde über den Festival-Platz gegangen. Also – wenn sich das Wetter nicht radikal bessert, dann wir das hier eine Schlammschlacht wie seinerzeit in Woodstock. Man wird sehen. Ilse macht ein paar Bilder von den Plakaten aller „Zappanalen“, heuer ist ja die 28. Auflage dieses einzigartigen Festes.
Dann aber nix wie heim ins WoMo – rund um uns ist überall Zappa-Musik zu hören, unser direkter Nachbar ist überhaupt ein Sound-Freak, seine fette Anlage lässt uns die Bässe sogar körperlich spüren – sehr cool!
Dann erleidet Ilse einen schweren Schock – wir haben einen Wassereintritt. Der totale Alptraum. Diesmal nässt es bei der Dachluke des Alkovens herein, nicht die Welt, aber die Scheiß-Klappe ist undicht, soviel steht fest. Ilse dichtet die Luke mit einem Nylonsack und Isolierband ab, daheim in Innsbruck wird dann dem Leck mit dem bereits bestens erprobtem „Water-Stopp“ der Kampf angesagt. Darum sieht Gernot das auch ein wenig lockerer, denn Ilse wird auch diese Stelle dicht kriegen und während dieser Reise behelfen wir uns halt mit der provisorischen Abdeckung.
Nach einem Gute-Nacht-Pasch sind wir dann in die Heia gegangen, Bad Doberan, du hast uns wieder. Zum fünften Mal übrigens.

Donnerstag, 13. Juli bis Sonntag, 16. Juli 2017
Am Donnerstag hat auf der Zappanale noch keine Band gespielt, wir haben den Tag damit verbracht, uns von unserem bisherigen Urlaub zu erholen. Wir sind ein paar Mal in den Backstage-Bereich gegangen und haben uns auch die Foto-Akkreditierung für Ilse gecheckt.
Später sind wir dann mit dem Moped nach Bad Doberan gefahren und haben dort ein paar Sachen eingekauft, unter anderem ein ganzes Hendl vom Markt – das hat dann ein wunderbares Essen gegeben.
Später haben wir dann natürlich noch einen Pasch gemacht – und gegen Mitternacht sind wir reichlich müde ins Bett gegangen.
So, ab jetzt möchten wir die Tage in Bad Doberan ein wenig zusammenfassen, denn wir haben schlichtweg keine Zeit gehabt, an unserem Blog zu arbeiten.
Am besten wir bringen hier den Bericht mit hinein, den Gernot für ORF Online geschrieben hat. Dann kann man sich ein gutes Bild über die Zappanale machen – bitteschön:
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Zappanale 2017
Zappa plays Zappa

Zum bereits 28. Mal wurde am vergangenen Wochenende in Bad Doberan ein Festival zu Ehren des Rockmusikers und Komponisten Frank Zappa abgehalten. Heuer war Zappas Sohn Dweezil Stargast der „Zappanale“ und das überaus zappaphile Publikum erwartete sich ein musikalisches Feuerwerk der Sonderklasse. Das konnte Dweezil zwar nicht einmal im Ansatz liefern, seine Fans waren aber trotzdem keinesfalls enttäuscht. Zwei österreichische Formationen waren ebenfalls in Bad Doberan mit dabei und beide verblüfften mit außergewöhnlichen Performances.

Bad Doberan liegt in Mecklenburg-Vorpommern und um gleich mit einem weitverbreiteten Vorurteil aufzuräumen: im ehemaligen Ostdeutschland ist es schon schön auch. Bad Doberan ist bekannt für seine Galopp-Rennbahn und das Münster ist wahrscheinlich tatsächlich sehenswürdig. Doch einmal im Jahr wird die kleine Stadt zur „Zappa Town“ und steht dann eine gute Woche lang ganz im Zeichen des 1993 verstorbenen Rockmusikers Frank Zappa.
Die erste „Zappanale“ wurde 1990 veranstaltet, die Idee dazu hatte der Fernsehtechniker Wolfhard Kutz. Der unheilbare Zappa-Fan „Kutzi“ hat das kleine Fest im Lauf der Jahre zu einem echten Festival weiterentwickelt und in dieser Zeit viele hundert Musikgruppen unter Vertrag genommen. Auch in diesem Jahr hat „Kutzi“ wieder 16 Bands verpflichtet, die auf zwei Bühnen drei Tage lang Frank Zappas Musik wiederaufleben lassen würden. So war zumindest der Plan.

Zappa lässt auf sich warten

Zappa-Fans sind ein sehr dankbares Publikum, aber auch das denkbar kritischste. Wahrscheinlich besitzt jeder Besucher der „Zappanale“ wenigstens ein paar Dutzend Schallplatten oder CDs von Frank Zappa, dessen gesamtes Opus aktuell 108 Alben umfasst. Und so kommt es, dass jeder Fan jeden Gitarrenriff kennt, jedes Drum-Solo und jedes einzelne Wort der oftmals obskuren Texte. Trotzdem werden die einzelnen Bands nicht nur daran gemessen, wie perfekt sie die Nummern von Zappa nachspielen, immerhin lautet das Mantra jedes Zappa-Fans: „Music is the best“ und da darf es schon mal etwas von  außerhalb des Zappa-Universums sein. „King Crimson“ waren schließlich auch schon mal hier.
Dieses Jahr dauerte es aber wirklich sehr lange, bis die Fans die ersten von Zappa komponierten Tonfolgen freudig wiedererkennen und bejubeln durften – es war am Freitag um exakt 21:35, als die UK-Band „The Untouchables“ ihre Versionen von „Montana“ und „Muffin Man“ intonierten. Da kam erstmals richtig Freude auf und der kalte Ostseewind ward rasch vergessen. Überhaupt das Wetter – am Mittwoch war Land unter angesagt, es regnete den ganzen Tag in Strömen, das Festival stand auf der Kippe. Doch dann blieb das Wetter brav, Freitag und Samstag malträtierte kein Tropfen Regen die gut 1.500 Camper.

Alte Weggefährten

Den Hauptact am Freitagabend gaben „Paul Greens Rock Acadamy“, die Band wurde unterstützt von Ike Willis und Denny Walley, die beide einst mit Frank Zappa gespielt hatten. Willis und Walley haben es immer noch drauf, mit Nummern wie „Why does it hurt when I pee“ oder „Keep it greasy“ lässt sich ein Zappanale-Publikum leicht gewinnen. Das Performance-Stück „It can’t happend here“ lässt erahnen, wie fassungslos mancher Plattenkäufer gewesen sein muss, als er diese abstruse Nummer vor mehr als 50 Jahren zum ersten Mal hörte. Auf der Zappanale sangen viele die eigentlich ziemlich schwierige Nummer Ton für Ton mit, Paul Greens Band arbeitete perfekt. Auch das nachfolgende „Status Back Baby“ präsentierte sich ganz nah am Original, die noch sehr jugendlichen Sängerinnen der „Rock Academy“ hätten wahrscheinlich auch Frank Zappa selbst ganz gut gefallen. Also, von der Performance her natürlich.

Zappa kommt!

Der Samstag auf der Zappanale stand ganz im Zeichen von Dweezil, dem Sohn. Auch schon 49 Jahre alt, ist dem US-Amerikaner die Gitarre quasi in die Wiege gelegt worden, denn Vater Frank notierte in der Geburtsurkunde unter Religionszugehörigkeit: „Musiker“. Mit 13 durfte Dweezil in der Band seines Vaters als Gitarrist debütieren, seine Auftritte als 15-jähriger sind auf den Alben „Them or us“ und „You can’t do this on Stage anymore“ veröffentlicht.
Dweezil dürfte eigentlich gar nicht unter seinem Nachnamen Zappa auftreten, die Anwälte von zweien seiner Geschwister verbieten ihm das. Es geht natürlich um Kohle, Namensrechte und so. Die Familie Zappa ist inzwischen heillos zerstritten, das vergiftete Klima brachte Dweezil bei der Pressekonferenz in Bad Doberan mit einem einzigen Satz über seine Mutter Gail auf den wunden Punkt: „Der Grund warum ich hier bin  - sie ist nicht hier.“ Klar – eine Mama kann schon mal ein wenig stressen, aber – Gail Zappa verstarb im Oktober 2015. So viel zur irrwitzigen Familiensituation der Zappas. Frank hätte vielleicht einen ätzenden Song darüber gemacht, die Fans nervt das Gezerre um das Erbe mittlerweile nur noch, auch auf der Zappanale wollte niemand etwas davon hören.
Dweezil versprach seinen Fans für den Abend ein Konzert in epischer Länge, er werde mit seiner Band 30 Zappa-Titel aus allen Dekaden spielen: „Let us have fun!“ Das wollten die Fans zu hören kriegen.

Gleich zwei Bands aus Österreich

Österreich ist auf der Zappanale traditionell gut vertreten, noch heute erzählen sich die Zappa-Fans von den legendären Performances eines Wickerl Adam und seiner Band „Sex without Nails bros.“. Heuer war das Alpenland mit „Polka Streng“ und „Studio Dan“ vor Ort und beide Formationen vermochten auf ihre Art und Weise zu überzeugen. „Polka Streng“ traten – um es mit Bandleader Franz Maurers Worten auszudrücken – den Beweis an, dass „die Böhmische Polka bekanntlich die Wurzel jeglicher Rockmusik darstellt und auch Frank Zappa ein großer Förderer der Polka-Musik gewesen sei“. Wie auch immer – die Fans lauschten ehrfürchtig den teils schrägen Klängen und freuten sich, dass mitunter Fragmente von „Love of my Life“, „Jewish Princess“ oder „Catholic Girls“ identifizierbar waren. Die Lyrics saßen jedenfalls perfekt und die Musik Zappas ist halt nun mal ziemlich kompliziert.
Als geradezu herausragend darf hingegen der Auftritt der Wiener Formation „Studio Dan“ rund um Bandleader Daniel Riegler bezeichnet werden, denn die haben das werte Publikum gleich zu Beginn und ansatzlos mit Kompositionen von Edgar Varese und Karlheinz Stockhausen niedergeknüppelt. Mit Streichinstrumenten, Fagotten, Posaunen, Schlagwerken und Gongs. Zum Aufwärmen, sozusagen. Dann wurde – vielleicht sogar eine Weltpremiere – Frank Zappas legendäres „Konzert für Fahrrad, Speiche und Pumpe“ nachgespielt, mit dem der 23-jährige Zappa 1963 seinen ersten TV-Auftritt in der Steve-Allen-Show hatte. Die Zappanale hatte damit ihren ersten „Zappa-Moment“ und es sollten gleich zwei weitere folgen. Denn als „Studio Dan“ die Orchester-Stücke „Bebop Tango“ und „20 small Cigarres“ performten, quittierte das Publikum die Darbietung mit Standing Ovations. Dass die Band am Sonntagnachmittag gleich noch einen Auftritt auf der großen Bühne haben wird, wurde mit großer Vorfreude registriert.

Zappa plays Zappa

Am Abend dann der große Auftritt des großen Sohnes. Er wolle nicht wie sein Vater werden, sagte Dweezil in der Pressekonferenz am Nachmittag – diese Befürchtung bräuchte er aber gar nicht zu haben, zumindest was das Musikalische anbelangt. Denn schon bei den ersten Takten seiner Band ist klar – da ist kein Musiker dabei, den Frank in eine seiner vielen Formationen aufgenommen hätte. Auch seinen Sohn Dweezil nicht, obwohl der eine durchaus brauchbare Rock-Gitarre spielt. Aber gut Gitarre spielen hat Frank selber können. Dweezil ist vor allem dann besonders gut, wenn er sich an den Gitarren-Solis seines Vaters orientieren kann – man hört förmlich heraus, dass er sie seit mehr als 40 Jahren übt. Besonders beim wunderschön melodischen „Watermelon in Easter Hay“ vom „Joes Garage“ Album störte diese Perfektion beinahe schon. Da hat jede einzelne Note auf den Punkt genau gesessen und sogar die winzig kleinen Fehlerchen und Unsauberkeiten im Spiel seines Vaters hat Dweezil 1:1 übernommen. Aber er interpretierte das eine oder andere Gitarren-Solo Franks auch auf seine eigene Art und dabei kann er ähnlich schnell wie Joe Satriani werden, schneller sogar als Papa Frank. Aber es fehlte die Show, es fehlte der Humor, es fehlt das ganze absurde Dada-Dings, das das ganze Schaffen des Genies Frank Zappas immer begleitet hat.
Die Songlist von Dweezils Auftritt überspannte das ganze Schaffen Frank Zappas und reicht von „Who are the Brain Police“ über „How could I be such a fool?“ bis hin zum unverzichtbaren „Montana“. Nahezu alle Stücke sind mit langen Gitarren-Solis ausgestattet, sehr praktisch für Dweezil und seine musikalisch leider ziemlich limitierte Band. Besonders brutal war das beim Gastauftritt von Ike Willis zu sehen und zu hören, denn seine Version von „Cosmic Debris“ war für viele Fans der Höhepunkt der Show – ließ aber gleichzeitig ehemalige Zappa-Musiker wie Ray White, Napoleon Murphy Brock oder Robert Martin schmerzlich vermissen. Der Begeisterung der Fans tat das aber keinen Abbruch, sie akklamierten jede Nummer ausgiebig und feierten eine dreistündige Zappa-Party vom Feinsten. Dafür sind sie hergekommen und sie sind an diesem Abend von Dweezil Zappa aufrichtig und fair bedient worden. Dass Zappa die Bühne ohne eine Zugabe verlassen hat, störte niemanden – er hatte mehr als drei Stunden lang gespielt und die Temperatur war mittlerweile auf unter 13 Grad gesunken – da ist der wärmende Schlafsack gerade recht gekommen.

„Studio Dan“ begeistern erneut

Regen bringt Segen – dieser Spruch gilt definitiv nicht für ein Rock-Festival. Aber – es war Sonntag, auch schon wurscht also.
Die Veranstalter haben die Zappanale dieses Jahr recht locker ausklingen lassen, richtiges Hörvergnügen versprachen nur die abendliche „Good Bye Session“ mit Ike Willis und die österreichischen „Studio Dan“ am Nachmittag. Und die haben es dann zappamäßig so richtig  krachen lassen. Mit 13 Musikern  spielten sie hochkomplexe Zappa-Kompositionen wie „G-Spot Tornado“, „Let’s make the water turn black“ oder auch „Eric Dolphy Memorial Barbecue“, ein Stück, das praktisch nie aufgeführt wird, einfach weil es so verdammt schwer zu spielen ist. Die paar hundert verbliebenen hartgesottenen Zappa-Fans glaubten es ja überhaupt nicht mehr und  manche von ihnen raunten sich gegenseitig das höchste Lob zu, das für Bands auf der Zappanale zu vergeben ist: „Das ist echter Zappa!“ „Studio Dan“ zeigten sich auch selbstbewusst genug, eigene Nummern zu spielen und mit der schönen Zugabe „Happy Together“ haben sie dann noch den Sinn und Zweck des Festivals schön auf den Punkt gebracht.
Im kommenden Jahr sollen übrigens wieder mehr ehemalige Zappa-Musiker nach Bad Doberan kommen, der Zappanale wird diese Form der Authentizität sicher nicht schaden. Für die Fans waren die drei Tage auch in diesem Jahr sowieso wieder großartig – viele von ihnen haben die Zappanale 29 bereits vorgebucht, es hat sogar einen eigenen Stand dafür gegeben.

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Der Text ist von der ORF-Redaktion (erwartungsgemäß) um einiges gekürzt worden und bereits am 17. Juli Vormittag war der Bericht online gestellt. Gernot hat alles noch am Sonntagabend geschrieben und samt der von Ilse gemachten Fotos nach Wien gemailt. Die Abschaffung der Roaming-Gebühren ist wahrlich ein echter Segen.
Sonst gibt’s von der Zappanale nichts Aufregendes zu berichten, wir waren bis auf Sonntag (da hat‘s geregnet) jeden Tag mit der Vespa in Bad Doberan, haben Zappa-Postkarten verschickt, uns das Zappa-Denkmal angeschaut und ein kleines Bildchen von der Dampfeisenbahn Molli haben wir auch gekauft. Wir haben einen netten Australier namens Stuart und seine Frau Lynn kennengelernt, sie waren zufällig unsere unmittelbaren Nachbarn. Ein Spruch von Stuart bleibt uns sicher in Erinnerung: „The sence of life ist to have fun! So let us go to the party, to have much more fun!“
So war es dann auch, wir waren insgesamt stundenlang auf dem Fest, haben tolle und weniger tolle Zappa-Musik gehört und es war alles in allem wieder ein großartiges Fest. Vielleicht waren wir ja nicht zum letzten Mal da.
Am Sonntag kurz vor Mitternacht waren wir aber froh, dass die Zappanale vorbei ist, denn anstrengend war das Fest natürlich auch. Am Samstag hat der Schrittzähler von Gernot einen neuen Rekord angezeigt, mehr als 10 Kilometer sind da zusammengekommen. Dabei hat Gernot sein Handy gar nicht andauernd eingesteckt gehabt.
Morgen geht’s wieder heimwärts – und so gerne wir wegfahren, so gerne kommen wir auch wieder nach Hause in unser schönes Innsbruck.

Montag, 17. Juli 2017 
Wir sind beide ziemlich früh wach, das Wetter verspricht schön zu werden. Das Zusammenräumen dauert heute ein wenig länger, weil unser WoMo von Blütenblättern übersät ist, da muss der Besen her. Dann ist aber alles an seinem Platz, die Vespa aufgeladen und die leeren Bierflaschen in einem Nylonsack verstaut. Tschüss Zappanale – lässig war es wieder.
Zuerst hat Ilse in Bad Doberan noch die Flaschen zurückgegeben und Gernot hat derweil unser Schneckchen aufgetankt. Dann nichts wie los – keine Viertelstunde später waren wir auf der Autobahn, es warteten gut 1.000 Kilometer Heimfahrt auf uns. Diese lange Strecke werden und vor allem wollen wir heute aber natürlich nicht schaffen.
Wir kommen eigentlich ganz gut voran, bis in der Nähe von Berlin herrscht kaum Verkehr, dann wird er deutlich stärker. Immer wieder machen wir kleine Rastpausen, zwischendurch schlagen wir uns mit Hamburgern die Mägen voll.
Irgendwann geraten wir dann in einen Stau, der eine gute dreiviertel Stunde Zeit kostet. Grund war ein schwerer Unfall. 500 Meter weiter der nächste Unfall und keine 300 Meter danach schon wieder einer. Der letzte Crash war erst wenige Minuten vorher passiert, ein BMW-Kombi steckte im rechten Winkel in der Leitschiene, die Unfallstelle war noch gar nicht abgesichert. Aber hinter uns war schon das Blaulicht der Polizei zu sehen, als eines der letzten Fahrzeuge sind wir noch durchgekommen.
Sonst sind wir von Staus verschont geblieben, obwohl der Verkehr wirklich brutal stark ist. Aber es durfte ab dem Nachmittag auch der Pannenstreifen befahren werden und vierspurig ging es dann gerade noch flüssig dahin. Wahnsinn eigentlich – eine zweispurige Autobahn wie früher ist in weiten Teilen Deutschlands undenkbar geworden…
Nach gut 600 Kilometern Fahrt haben wir uns dann bei Pegnitz auf einen Rastplatz gestellt und es für heute gut sein lassen. Noch eine kleine Jause, ein feiner Pasch und ein kühles Bierchen – das hat einen feinen Ausklang eines doch recht anstrengenden Tages ergeben.

Dienstag, 18. Juli 2017
Die Nacht war erstaunlich ruhig, wir haben super geschlafen. Gernot ist noch vor 5 Uhr früh wachgeworden und hat gleich mal Brötchen im Rasthaus gekauft. Wir haben dann aber gar nicht am Platz gefrühstückt, sondern sind bald einmal los – wir bleiben dann unterwegs irgendwo stehen.
Unser Schlafplatz war ziemlich genau 100 Kilometer von München entfernt und die erste Stunde lang ist es flott dahingegangen. Dann wurde der Frühverkehr immer stärker und wir sind auf einen Parkplatz gefahren, um zu frühstücken.
Gestärkt haben wir uns dann wieder tapfer ins Verkehrsgewühl geworfen und irgendwann war schließlich auch München passiert. Wir haben spontan entschlossen, statt auf der langweiligen Autobahn zu fahren, die Strecke über Tegernsee und Achensee zu nehmen und sind vor dem Irschenberg abgefahren.
Den Weg über den Achensee sind wir schon mehrmals gefahren, er ist immer wieder lässig. Das Wetter war schön, die Straßen trocken und wir hatten keinerlei Zeitdruck. Herrlich.
Und so sind wir dann relativ entspannt in Innsbruck angekommen – es war noch nicht einmal Mittag. Zusammengefasst war diese Reise wieder mal eine der allerbesten aller Zeiten, aber das schreiben wir ohnehin über praktisch alle unserer WoMo-Touren.
In ein paar Tagen geht’s dann wieder weiter, die Pläne für unsere 68. WoMo-Reise konkretisieren sich langsam. Wir starten in der Schweiz, so viel steht bereits fest. Alles andere ergibt sich dann eh irgendwie…