von Innsbruck-Kochelsee-Bad Hersfeld-Bad Salzuflen-Bad Doberan und über Berlin zurück nach Innsbruck
2189 km
Vorbemerkung:
Die
großen Sommerferien stehen unmittelbar bevor, wir werden in den kommenden neun
Wochen wieder viel mit unserem geliebten Schneckchen unterwegs sein. Dass wir
das überhaupt noch tun können, verdanken wir dem Werkstätten-Leiter Karli vom
Autohaus Fuchs in Itter, denn er hat unser angeschlagenes WoMo wieder so
richtig auf Vordermann gebracht. Und wir verdanken es Ilses Schwester Sigrid,
die formlos die Rechnung für die Reparatur übernommen hat – einfach so! Damit
haben wir echt nicht gerechnet und das entlastet unser Budget natürlich
erheblich. Sehr fein!
Jetzt
ist der morsch gewordene Holzboden in unserem Häuschen wieder heile, die
gesamte Elektrik der Beleuchtung wurde neu verkabelt, einige marode gewordene
Schläuche im Kühlsystem sind getauscht und zuletzt wurden noch Wasserpumpe und
Zahnriemen ausgewechselt. Ganz abgesehen von den vielen Kleinigkeiten, die
Karli wieder in Ordnung gebracht hat. Ach ja, einen neuen Radio-CD-Player haben
wir auch einbauen lassen – ebenfalls ein Geschenk von Sigrid zu Ilses
Geburtstag. Damit können wir auch über USB-Stick Musik hören, sehr lässig.
„Jetzt
ist euer Wohnmobil wieder wie neu“, scherzte Karli bei der Übergabe und
tatsächlich – der mit Hochdruck gereinigte Motor unserer Schnecke präsentiert
sich nun sauber wie bei einem Neuwagen. Da hat der Karli ganze Arbeit geleistet
und obwohl die Rechnung fast 4.000 Euro ausgemacht hat, ist er uns mit dem
Preis noch sehr entgegengekommen. Übrigens – Karli ist 55 Jahre alt und seit 40
Jahren beim Autohaus Fuchs beschäftigt – das nennt man echte Firmentreue. Und
es spricht für die Mechaniker-Qualitäten von Karli, wir werden jedenfalls nie
wieder jemand anderen an unser WoMo ranlassen. Ganz großes Ehrenwort!
So
– und jetzt kann’s losgehen – unserer 67. Reise mit dem Wohnmobil steht nichts
mehr im Wege.
Freitag,
7. Juli 2017
Bereits
am Tag vorher haben wir unsere Schnecke reisefertig gemacht und mit der Vespa
am Träger wartete sie auf uns in ihrer Garage. Eigentlich war geplant, dass
erst am Samstag losfahren werden, aber es ist dann (natürlich!) anders
gekommen.
Der
Plan schaut so aus, dass wir als erstes nach Bad Salzuflen fahren werden und
unsere Freunden Ingrid und Hans den schon lange versprochenen Besuch abstatten.
Da freuen wir uns schon sehr drauf. Danach geht’s weiter nach Bad Doberan
(Mecklenburg Vorpommern) zur „Zappanale“, einem Festival zu Ehren des
legendären Frank Zappa. Für dieses Festival haben wir uns als Journalist bzw.
Fotografin akkreditieren lassen, Gernot wird über die „Zappanale“ für den ORF
einen Bericht schreiben. Dann zurück nach Hause, denn am 20. Juli haben wir
beide einen Termin in Innsbruck. So ist der Plan.
Am
Freitag haben uns dann die Reise-Hummeln derart zugesetzt, dass wir spontan
entschieden haben, unsere Reise am Campingplatz Kesselberg zu starten, bei Luis
und Gitti waren wir heuer noch nicht zu Gast (sieht man von unserem
„Privat-Besuch“ mit dem PKW ab).
Gernot
hat also Ilse wie gehabt direkt von der Schule abgeholt und wir sind gemütlich
an den Kochelsee hinaus gegondelt. Vorher haben wir noch in Krün bei Aldi ein
paar Kleinigkeiten eingekauft, Milch, Wein und Süßigkeiten.
Am
Kesselberg angekommen, stellen wir uns nach der herzlichen Begrüßung wieder an
die „Rue de Dusch“ und gehen dann sofort ins Platz-Restaurant essen.
Küchenperle Elisabetha ist zurzeit nur bedingt einsatzbereit, sie hat einen
bösen Fahrrad-Unfall gehabt, ist aber zum Glück
wieder auf dem Weg der Besserung. So muss halt momentan der Luis kochen,
der kann das aber auch sehr gut. Wir essen Rührei mit Schinken (Ilse) und einen
Schweizer Wurstsalat. Beides gut wie erwartet.
Nach
dem Essen haben wir uns einen feinen Pasch ausgespielt und die ersten
Urlaubsstunden so richtig genossen. Viel ist nicht los am Platz, wir können dem
Schatten folgen und unseren Tisch platzieren, wo wir wollen. Fein. Das Wetter
ist angenehm, es hat unter 30 Grad, später zieht es immer mehr zu.
Schon
am frühen Abend gehen wir wieder ins Restaurant rauf, Gernot lässt sich diesmal
den Fisch in der Kartoffelpanade schmecken und Ilse gönnt sich einen Salat mit
Putenstreifen. Hervorragend. Übrigens hängt Gernots gereimte „Ode an die Haxe“
jetzt in der Gaststube und Luis wird immer wieder mal darauf angesprochen. Sehr
erfreulich!
Nach
dem Essen sind wir ein bisschen zum See runter spaziert, inzwischen schaut es
ganz danach aus, als ob es heute noch ein Gewitter geben könnte. Schwäne und Enten
haben sich keine blicken lassen, der See ist übrigens gar nicht so kalt wie
erwartet, auch wenn wir nur unsere Füße darin baden.
Nach
einem Gute-Nacht-Päschchen haben wir uns dann ins Häuschen zurückgezogen und
sind bald einmal schlafen gegangen. In der Nacht sind wir dann von einem extrem
heftigen Gewitter geweckt worden, vor allem der mitgelieferte Sturm war
gigantisch. Gehagelt hat es zwar nicht, aber wir haben jede Sekunde damit
gerechnet, denn die Tropfen sind immer schwerer und schwerer geworden, der Lärm
war enorm. Irgendwann haben wir dann trotzdem weiterschlafen können, man
gewöhnt sich an alles.
Samstag,
8. Juli 2017
Als
wir gegen acht Uhr aufstehen, tröpfelt es immer noch leicht. Nach schneller
Morgentoilette gehen wir frühstücken, das hat Tradition bei Luis und Gitti.
Danach noch ausgiebig unter die Dusche, den Strom abgesteckt – Tschüss Gitti,
Servus Luis – und weg waren wir.
Wir
fahren heute mal einfach in Richtung Bad Salzuflen, ca. 500 Kilometer wollen
wir abspulen.
Die
erste halbe Stunde fahren wir auf der Bundesstraße, ab Murnau sind wir dann auf
der Autobahn unterwegs. Der Verkehr ist in unsere Richtung äußerst mäßig, in
Richtung Süden schaut das anders aus, da rollt schon eine ordentliche
Reisewelle. Wir kommen ohne jede Behinderung voran, Staus sehen wir nur auf der
Gegenseite.
Bei
der Stadtdurchfahrt Münchens haben wir dann jenes Glück, das man halt hie und
da braucht, denn bei der Einfahrt in einen Tunnel hätte Gernot beinahe das Ende
eines Mini-Staus übersehen. Aber eben nur fast! Unser Häuschen ist bei der
anschließenden Vollbremsung nicht ins Rutschen gekommen und gerade noch
rechtzeitig stehen geblieben. Na, das wäre ja was gewesen! Noch Minuten später
lag der Puls von Gernot bei 200 Schlägen in der Minute und der Schweißausbruch
hatte nicht einmal am Rande mit der Hitze zu tun…
Die
weitere Fahrt ist dann ohne jede Aufregung weitergegangen, wir haben immer
wieder mal Pausen gemacht und uns die Beine vertreten, zwischendurch waren wir
irgendwo bei einem Rasthaus und Gernot hat sich ein Burger-Menü – na ja, sagen
wir – „schmecken“ lassen. Aber es sättigte…
Etwa
50 Kilometer vor Kassel hatten wir dann unser Tagespensum erreicht, da wird es
so gegen 17 Uhr gewesen sein. Bei Kirchheim wollten wir uns dann bei einem
Rastplatz für die Nacht einparken, aber er sagte uns überhaupt nicht zu und war
außerdem schon sehr überfüllt. Also sind wir von der Autobahn abgefahren, wird
sich wohl bei Aldi, Lidl, McDonalds und Co. ein Plätzchen für die Nacht finden
lassen. Doch schon von der Autobahnausfahrt aus erspähten wir einen Parkplatz,
auf dem viele freie Plätze zu erkennen waren. Die Zufahrt war zwar etwas
kompliziert, dafür war der Parkplatz des Kirchheimer Schwimmbades ein echter
Volltreffer. Keine zehn PKW standen auf dem von Bäumen gesäumten Platz, hier
hätten locker noch zehn Wohnmobile parken können. Wir quetschten uns ganz in
die hinterste Ecke, übrigens schon wieder direkt neben eine Skateboard-Rampe,
das dritte Mal schon!
Schnell
hatten wir Stühle und Tisch aufgestellt und verbrachten einen feinen Abend. Wir
haben einen Pasch gemacht, später hat uns Ilse eines unserer
Fertig-Spaghetti-Gerichte zubereitet. Zwar ist die Kombination getrocknete
Spiral-Nudeln mit Bolognese-Sauce nur ein kulinarischer Kompromiss, aber es
füllt den Magen und gilt als warme Mahlzeit. Unser spitzenmäßiger Parmesan hat
das Fast-Food zusätzlich aufgewertet – hie und da ist so ein Essen schon o.k. –
wir gehen ja auch manchmal zu McDonalds…
Nach
dem Essen und ein paar kühlen Gute-Nacht-Drinks haben wir uns dann zur Ruhe
begeben. Dass wir überhaupt Ruhe gefunden haben, grenzt schon fast an ein
Wunder – immerhin ist die Autobahn irrsinnig nahe – Gernot schätzt die
Entfernung auf 5,5 Meter Luftlinie, Ilse auf knapp 4 (!). Aber wie gesagt – wir
haben geschlafen wie die Babys. Übrigens sind wir die ganze Nacht über völlig
alleine am Parkplatz gestanden und sind von niemandem behelligt worden. Danke
an die Stadt Kirchheim, wir haben euch sehr gastfreundlich empfunden.
Sonntag,
9. Juli 2017
Heute
ist unser sechster Hochzeitstag, das kann also nur ein ganz besonders guter Tag
werden. Gernot ist schon sehr früh auf und macht sich bereits kurz vor halb
sieben Uhr auf, um Brötchen zu holen. Die Tankstelle ist nur ein paar hundert
Meter entfernt, Ilse kocht derweil Kaffee.
Nach
dem guten Frühstück brechen wir auf, zu Ingrid und Hans sind es knapp über 240
Kilometer. Am Sonntag herrscht hier heroben relativ wenig Verkehr und wir
kommen sehr gut voran. Zwischendurch kündigt Ilse in Bad Salzuflen per WhatsApp
unsere baldige Ankunft an, wir werden schon freudig erwartet.
Gegen
10 Uhr 30 treffen wir dann bei unseren Freunden Hans und Ingrid an und parken
uns direkt vor ihrem Haus ein. Eigentlich müsste es korrekt „vor ihren Häusern“
heißen, denn zum Besitz der beiden gehören mehrere Gebäude – es gibt sogar zwei
verschiedene Adressen. Nach herzlichen Umarmungen schalten wir schnell in den
Camper-Modus – also Strom anstecken und Vespa vom Träger holen.
Danach
kocht uns Ingrid einen sehr guten Kaffee und etwas später schauen wir uns den
Formel 1 Grand Prix von Österreich an – zumindest den Start. Sie haben es total
fein hier in Bad Salzuflen, auch wenn sie nicht allzu oft daheim sind. Denn
jetzt sind beide in der verdienten Pension und werden wohl noch mehr mit dem
WoMo unterwegs sein. Camper halt – wie wir – auch deshalb verstehen wir uns so
gut.
Wir
gehen dann kurz in unser Häuschen zurück, Gernot muss den Strom ausnützen und
ein wenig am Blog arbeiten, denn von selber schreibt der sich leider nicht. Das
Wetter ist sehr schön, es ist fast schon zu warm im WoMo, aber die knapp 30
Grad lassen sich aushalten, vor allem wenn für ein wenig Durchzug gesorgt ist.
Kurz
nach Ende des Autorennens sind wir dann fein im Garten zusammengesessen, Ingrid
und Hans haben eine lässige Laube gebaut, ideal zum gemütlichen Sitzen.
Lange
haben wir uns aber dort nicht aufgehalten, denn eine kurze Besichtigung der
Altstadt von Bad Salzuflen stand auf dem Programm. Wir sind mit dem Golf der
beiden die paar Kilometer ins Zentrum rüber gefahren und haben uns zu Fuß auf
den Weg gemacht. Bad Salzuflen präsentiert sich uns als wirklich nettes
Städtchen – das Kuren mit Salz steht hier ganz hoch im Kurs. Überall sind große
Anlagen errichtet worden, die fast wie ein Korallenriff ausschauen und an deren
Außenseite die Sole herabtropft. Davor sind Sitzbänke angebracht, damit man die
salzhaltige Luft einatmen kann. Viele Menschen tun das auch, zur Heilung,
Linderung, Vorbeugung – oder einfach nur so. Jedenfalls haben wir so etwas noch
nie gesehen und es ist schon etwas ganz Besonders.
Wir
kommen dann an einem Lokal vorbei, das sehr verführerisch im tiefsten Schatten
und am Ufer eines kleinen Bächleins liegt. Dort trinken wir eine Kleinigkeit
und haben eine wirklich feine Zeit. Danach geht’s wieder zurück zum Haus und
bald einmal sitzen wir wieder unter der Laube zusammen. So soll Urlaub sein –
völlig ohne Stress.
Später
hat dann Grillmeister Hans das Kommando übernommen und schon kurz darauf hat es
herrlich nach Würstchen, Fleisch und Spießen geduftet. Dazu Brot und sehr guten
Kartoffelsalat – ein wunderbares Essen. Hans trinkt praktisch keinen Alkohol
mehr, es gibt nur mehr alkoholfreies Bier im Haus. Obwohl – richtige
Antialkoholiker sind die beiden auch nicht geworden. Immerhin kann Gernot Hans
zu einem Bierchen aus dem WoMo-Kühlschrank überreden.
So
sind wir dann stundenlang zusammengesessen, haben uns sehr nett unterhalten und
uns von unseren Familien und Urlaubsreisen erzählt. Das Wetter ist wunderbar,
die Fledermäuse flattern durch den Garten – ein echt lässiger Abend.
Es
war schon fast Mitternacht, als wir in unser WoMo zurückkehrten, die Zeitspanne
bis zum Einschlafen hätte man wohl in Sekunden messen können.
Montag,
10. Juli 2017
Gleich
nach dem Aufstehen sind wir ins Haus von Hans und Ingrid gegangen und haben uns
fein geduscht. Es regnet in Strömen, also ziehen wir uns vorerst in unser
Häuschen zurück und machen einen lässigen Pasch.
Noch
am Vormittag kommt dann Hans zu uns raus und meldet ein Schönwetterfenster, es
wird bald nicht mehr regnen. Tatsächlich – schon eine Viertelstunde später
lockerten sich die Wolken und die Sonne blinzelte durch. Schnell waren auch die
Straßen getrocknet und wir starteten unsere Vespa für eine kleine Ausfahrt. Unser
Ziel – Bielefeld. Eine Stadt, die es einer eigenartigen Verschwörungstheorie
nach gar nicht gibt. Also das müssen wir uns selber anschauen…
Nach
Bielefeld sind es vielleicht 20 Kilometer und wir kommen bestens voran. Keine
halbe Stunde nach unserer Abfahrt parken wir am Rande der Altstadt ein und
machen uns zu Fuß auf Erkundungstour.
Ehrlich
gesagt – Bielefeld gibt nicht besonders viel her. Aber immerhin haben wir
Postkarten gekauft, damit wir Nadja beweisen können, dass es Bielefeld doch
gibt. Obwohl – einen leisen Verdacht hatten wir ohnehin. Denn immerhin haben
wir uns vor ein paar Jahren im Berliner Olympiastadion das Fußballspiel Hertha
BSC gegen Arminia Bielefeld angeschaut…
Ach
ja – einen Hauch von Bielefelder Humor haben wir auch noch abgekriegt: Als Ilse
beim Postkartenkauf fragte, wo sie denn Briefmarken bekommen könne, zählte die
nette Verkäuferin auf: „Beim Postamt oder beim Fremdenverkehrsbüro vielleicht.“
Und nach einer kleinen, kunstvollen Pause fügte sie noch an: „Oder bei mir.“
Was haben wir gelacht…
Bei
der Rückfahrt nach Bad Salzuflen hat uns ein großes, gelbes „M“ Lust auf einen
Burger gemacht und wir sind mal wieder beim „Schachtel-Wirt“ eingekehrt. Der
Cheeseburger für 1 Euro, das geht.
Im
WoMo haben wir uns dann für ein Mini-Schläfchen hingelegt, dann sind wir mit
unseren Freunden zum Sightseeing aufgebrochen. Unser erstes Ziel war das so
genannte „Hermanns-Denkmal“, eine monumentale Statue von Arminius, dem
Cheruskerfürsten. Die Figur allein ist fast 27 Meter hoch, das ganze Denkmal
ragt gar 54 Meter in den Himmel. Schon beeindruckend – bei ihrer Errichtung im
Jahr 1875 war die Figur die größte Statue der westlichen Welt (dann kam die
Freiheitsstatue) und ist heute noch die höchste Deutschlands.
Wir sind ausgiebig um das Denkmal herumspaziert und haben uns noch weitere in der näheren Umgebung angeschaut – z.B. eines von Bismark, der stammt ja aus Bad Salzuflen. Wie auch Hindenburg, aber das nur nebenbei.
Wir sind ausgiebig um das Denkmal herumspaziert und haben uns noch weitere in der näheren Umgebung angeschaut – z.B. eines von Bismark, der stammt ja aus Bad Salzuflen. Wie auch Hindenburg, aber das nur nebenbei.
Nach
dem „Hermanns-Denkmal“ haben uns Hans und Ingrid zu einer weiteren Attraktion
in ihrer Umgebung geführt, nämlich zu den so genannten „Extern-Steinen“. Dabei
handelt es sich um eine markante Sandstein-Felsformation, die man echt gesehen
haben muss. An einem der Felsen ist ein Relief in den Stein geschnitten worden,
es zeigt die Abnahme Jesu vom Kreuz und ist vor 1.000 Jahren (!) entstanden.
Sehr lässig. Überhaupt ist das hier ein besonderer Platz und nicht umsonst hat
er eine spezielle kulturgeschichtliche Bedeutung. Wir haben jedenfalls viele
Fotos gemacht und eine feine Zeit dort verbracht.
Inzwischen
war es früher Abend geworden und wir hatten ja schon gestern in einem
Brauerei-Gasthof einen Tisch reserviert. Also sind wir die paar Kilometer nach
Detmold gefahren, wir waren hungrig wie die Wölfe. Kurzresümee des wunderbaren
Abends: das Essen war hervorragend, das Bier sehr, sehr gut und die Bedienung
erstklassig. Die Rechnung für unser Gelage war dann mit 72 Euro derart niedrig,
dass da was nicht stimmen konnte. Und siehe da, das nette Fräulein hatte die
Tischnummern verwechselt, unsere tatsächliche Rechnung hat knapp über 120 Euro
ausgemacht. Das wäre für die Kellnerin ein teures Missgeschick gewesen, aber
zum Glück hat sie es mit ehrlichen Gästen zu tun gehabt.
Proppenvoll
sind wir zum Auto zurückgerollt und nach Bad Salzuflen gefahren. Dort fanden
wir dann an unserem WoMo einen Zettel von Jens. Jens ist der Neffe von Hans und
wohnt im selben Haus. Er handelt mit CDs und Gernot hat ihn gestern nach Zappa
Titeln gefragt. Am Zettel stand, wir können jederzeit bei ihm anläuten, also
hat Gernot das gleich getan. Schon fünf Minuten später kam Gernot dann mit
einem breiten Grinsen ins WoMo zurück, mit 4 supergeilen Doppel-CDs von Frank
Zappa, jede davon um wohlfeile 15 Euro. So ein Glück, ausgerechnet im Haus von
Hans finden sich Zappa-CDs, wer hätte das gedacht. Jedenfalls hat Gernot eine
Riesenfreude und später kommt dann Jens nochmal ans WoMo-Fenster und reicht
seine Visitenkarte herein. Seine Webseite: www.jr-cds.de sei hiermit
ausdrücklich empfohlen – der Mann kennt sich bei Musik aus.
Danach
war aber wirklich Zeit zum ins Bett gehen und das taten wir dann auch. Was für
ein ausgefüllter Tag – übrigens sind wir beinahe 10.000 Schritte gegangen
heute, auch nicht schlecht…
Dienstag, 11. Juli 2017
Gegen
9 Uhr sind wir bereits frisch geduscht in der Küche unserer lieben Freunde
gesessen und haben sehr gut gefrühstückt. Danach noch mal kurz ins Häuschen und
schon sind wir wieder aufgebrochen.
Heute
führen uns Hans und Ingrid zur Wasserstraßen-Kreuzung der Weser mit dem
Mittellandkanal. Dafür müssen wir zuerst nach Minden, wir fahren eine gute
halbe Stunde dorthin. Für uns Tiroler ist so eine Wasser-Kreuzung natürlich
eine Sehenswürdigkeit, so etwas kennen wir höchstens aus dem Fernsehen.
Wir
sind eine ganze Zeitlang neben dem Mittellandkanal entlang spaziert und danach
haben wir uns noch ein Hebewerk angeschaut, das ganz in der Nähe liegt. Bei
dieser „Schacht-Schleuse“ überwinden die Schiffe den 13 Meter hohen
Niveauunterschied vom künstlich angelegten Mittellandkanal zur Weser. Ganze
Frachtschiffe passen in die Schleuse und Hans hat uns allen den Eintritt
spendiert, damit wir näher am Geschehen waren. Sehr interessant zu sehen, mit
welcher Leichtigkeit und Geschwindigkeit das Wasser jede Last hebt, wir sind
keine zwei Meter entfernt gestanden und haben nur gestaunt.
Später ist dann noch ein großes Ausflugsschiff in die Schleuse gefahren, voll mit aufgeregt schnatternden Schulkindern. Die sind dann aber mit ihren Riesenboot „Helena“ nur einmal auf- und abgefahren, das Hebewerk Richtung Weser durften sie nicht verlassen, die Strompolizei versperrte den Weg. Warum? Keine Ahnung, wir haben gar nicht nach dem Grund dafür gefragt.
Später ist dann noch ein großes Ausflugsschiff in die Schleuse gefahren, voll mit aufgeregt schnatternden Schulkindern. Die sind dann aber mit ihren Riesenboot „Helena“ nur einmal auf- und abgefahren, das Hebewerk Richtung Weser durften sie nicht verlassen, die Strompolizei versperrte den Weg. Warum? Keine Ahnung, wir haben gar nicht nach dem Grund dafür gefragt.
Stattdessen
sind wir ins Zentrum von Minden gefahren, Hans und Ingrid kennen da ein nettes
Lokal am Ufer der Weser. Dort haben wir dann mit Currywurst, Frikadellen und
Pommes einen typisch deutschen Imbiss zu uns genommen – alles hat
erwartungsgemäß gut geschmeckt.
Bei
der Heimfahrt sind wir dann noch an der weithin sichtbaren „Porta Westfalica“
vorbeigekommen – ein ähnlich monumentales Denkmal wie der „Hermann“, wenngleich
ohne Hermann obenauf. Wir sparten uns aber den Weg dorthin, steinerne Denkmäler
hatten wir vorerst genug gesehen.
Unterwegs
kaufte Ingrid noch eine Riesenpackung Vanilleeis und daheim in Bad Salzuflen
gab es dann wunderbaren Eiskaffee. Wir saßen gemütlich in der Laube zusammen,
der einsetzende Regen stört uns gar nicht, das angekündigte, schwere Gewitter
zog haarscharf am Haus vorbei.
Später
hat dann Ingrid noch eine feine Jause serviert, so richtig hungrig waren wir
aber alle nicht mehr. Für eine Packung Manner-Schnitten hat es dann aber doch
noch gereicht, wir haben ja immer einen schönen Vorrat davon mit.
Übrigens
hat Ingrid begonnen, uns ein Bild einer roten Vespa zu malen. Sie ist ja eine
sehr talentierte Künstlerin, im Haus hängen viele, total lässige Bilder von
ihr. Wir sind schon ganz gespannt, wie das Vespa-Gemälde ausschauen wird.
Vielleicht
war es schon nach Mitternacht, als wir uns unseren Betten überlassen haben,
sofort sind wir beide eingeschlafen. Morgens geht’s wieder weiter, wir freuen
uns drauf.
Mittwoch,
12. Juli 2017
Es
ist noch nicht einmal 6 Uhr früh, da sind wir schon voll fit und auf den
Beinen. Wir trinken gemütlich Kaffee, draußen regnet es in Strömen. Hätten wir
die Vespa vielleicht doch besser gestern bereits aufgelegt. Wurscht, nützt
nichts.
Kurz
vor 7 Uhr hört es plötzlich auf zu regnen, unser Startsignal! Wir holen die
Vespa aus der Garage, fahren mit dem WoMo zwei Meter zurück und beginnen
aufzuladen. Und schon gießt es wieder wie aus Kübeln und wir werden ordentlich
eingeweicht. Nach ein paar Minuten ist unser Roller dann festgezurrt und
abgedeckt, also können wir zum Duschen schreiten. Das ist dann auch bald
erledigt und noch lange vor 8 Uhr müssen wir unsere lieben Gastgeber aus ihrem
Schlaf wecken. Wir verabschieden uns herzlich voneinander und Ingrid schenkt
uns das Vespa-Bild, an dem sie bis nach 1 Uhr morgens gearbeitet hat. Das Bild
ist ein richtiges Kunstwerk, Ingrid hat den Charakter einer Vespa voll
getroffen – ihr Werk wird selbstverständlich einen Ehrenplatz bei uns daheim
bekommen. Danke Ingrid!
Dann
aber los – schnell noch eine Fuhre Diesel in den Schneckchen-Tank gekippt und
ab mit uns auf die Autobahn. Bad Doberan und die Zappanale warten!
Von
Bad Salzuflen nach Bad Doberan sind es über 420 Kilometer, 405 davon sind
Autobahn. Das klingt vorerst nicht besonders viel, eine nette Tagestour. Aber
es hat während der ganzen Fahrt über nicht eine Sekunde lang nicht geregnet,
meistens prasselte das Wasser sintflutartig auf uns ein. Die Sichtweite lag oft
nur bei 100 Metern, sehr anstrengend das Ganze. Immer wieder einmal sind wir
bei einem Parkplatz oder einem Rasthaus stehen geblieben, sicher alle 70, 80
Kilometer. Wir brauchten einfach kleine Erholungspausen, bei einer diesen
Pausen haben wir uns von einem „Burger-King“ abfüttern lassen, war o.k.
Dann
– nach mehr als sieben Stunden, sehen wir in der Gischt und im Nebel endlich
die Ausfahrt „Bad Doberan“ – und 15 Kilometer später das Schild: „Bad Doberan –
Welcome in Zappa-Town“. Ist das geil!
Bevor
wir zum Gelände des Zappa-Festes fahren, kriegt Lidl von uns noch ein paar
Euros, wir nehmen uns im Tausch dafür Brot, Butter, Joghurts und Milch mit.
Dann aber nix wie rauf zur Zappanale.
Schon
die Zufahrt zum Festivalgelände gleicht einer Rally-Strecke, NACH einer
Sonderprüfung. Allradantrieb wäre nicht übel, aber wir balancieren unsere
Schnecke auch so durch die unzähligen, wassergefüllten Schlaglöcher und weichen
den tiefen, morastigen Reifenspuren aus. Dann gibt es kurze Aufregung, weil mit
unseren Akkreditierungen etwas nicht stimmt, die haben nämlich nur Gernot auf
der Presse-Liste stehen, nicht aber Meisterfotografin Ilse. Mit einem Telefonat
lässt sich das klären und weil Ilse eben nicht auf der Liste steht, müssen wir
nur einmal den Unkostenbeitrag von 25 Euro bezahlen. Wurscht – ist ja nicht
unser Schaden, Hauptsache wir haben unsere geilen Backstage-Armbänder.
Überhaupt ist das Organisationsteam hier von Professionalität weit entfernt, so haben sie mit völligem Unverständnis darauf reagiert, dass Gernot nach Strom fragte. Schließlich will der Laptop, auf dem die Story über die Zappanale geschrieben werden wird, mit Elektrizität gefüttert werden. Oder haben die geglaubt, wir schicken den Text mit der Brieftaube nach Wien? Zwar hat uns der „Platzverantwortliche“ (so hat er sich uns vorgestellt) versprochen, sich um Strom für uns zu kümmern, letzten Endes hat er uns aber lediglich einen kleinen, roten Kabelbinder in die Hand gedrückt: „Das Ding nützt euch natürlich gar nichts, denn da kommt kein Strom raus“, klärte uns Karl launig über die begrenzten Einsatzmöglichkeiten eines Kabelbinders auf. „Aber da unten findet ihr neben den Abstellplätzen ein paar Stromkästen, da steckt ihr an und das rote Plastikteilchen bindet ihr um euer Kabel. Daran erkenne ich, wem ich elektrischen Strom genehmigt habe, die anderen werden am Abend abgesteckt.“ Unnötig zu sagen, dass sämtliche Steckdosen massiv überbelegt waren, die zahllosen roten Kabelbinder bildeten einen hübschen farblichen Kontrast zu den schwarzen Stromkabeln. Ilse hat dann wieder einmal die Situation gerettet, ist zu einer netten Familie hingegangen, die mit ihrem Wohnwagen am Strom-Tropf angehängt waren. Wir durften unseren Stecker sogleich in ihre Kabeltrommel einstöpseln, das ist natürlich sehr fein gewesen. Wir konnten uns dann gleich revanchieren, denn als unsere Nachbarn zum Essen gefahren sind, haben wir mit Zähnen und Klauen den Parkplatz für ihren Pick-up verteidigt, auf dem sich hintereinander gleich mehrere Camper aufstellen wollten.
Überhaupt ist das Organisationsteam hier von Professionalität weit entfernt, so haben sie mit völligem Unverständnis darauf reagiert, dass Gernot nach Strom fragte. Schließlich will der Laptop, auf dem die Story über die Zappanale geschrieben werden wird, mit Elektrizität gefüttert werden. Oder haben die geglaubt, wir schicken den Text mit der Brieftaube nach Wien? Zwar hat uns der „Platzverantwortliche“ (so hat er sich uns vorgestellt) versprochen, sich um Strom für uns zu kümmern, letzten Endes hat er uns aber lediglich einen kleinen, roten Kabelbinder in die Hand gedrückt: „Das Ding nützt euch natürlich gar nichts, denn da kommt kein Strom raus“, klärte uns Karl launig über die begrenzten Einsatzmöglichkeiten eines Kabelbinders auf. „Aber da unten findet ihr neben den Abstellplätzen ein paar Stromkästen, da steckt ihr an und das rote Plastikteilchen bindet ihr um euer Kabel. Daran erkenne ich, wem ich elektrischen Strom genehmigt habe, die anderen werden am Abend abgesteckt.“ Unnötig zu sagen, dass sämtliche Steckdosen massiv überbelegt waren, die zahllosen roten Kabelbinder bildeten einen hübschen farblichen Kontrast zu den schwarzen Stromkabeln. Ilse hat dann wieder einmal die Situation gerettet, ist zu einer netten Familie hingegangen, die mit ihrem Wohnwagen am Strom-Tropf angehängt waren. Wir durften unseren Stecker sogleich in ihre Kabeltrommel einstöpseln, das ist natürlich sehr fein gewesen. Wir konnten uns dann gleich revanchieren, denn als unsere Nachbarn zum Essen gefahren sind, haben wir mit Zähnen und Klauen den Parkplatz für ihren Pick-up verteidigt, auf dem sich hintereinander gleich mehrere Camper aufstellen wollten.
Später
hat es dann endlich ein wenig aufgehört zu regnen und wir sind eine Runde über
den Festival-Platz gegangen. Also – wenn sich das Wetter nicht radikal bessert,
dann wir das hier eine Schlammschlacht wie seinerzeit in Woodstock. Man wird
sehen. Ilse macht ein paar Bilder von den Plakaten aller „Zappanalen“, heuer
ist ja die 28. Auflage dieses einzigartigen Festes.
Dann
aber nix wie heim ins WoMo – rund um uns ist überall Zappa-Musik zu hören, unser
direkter Nachbar ist überhaupt ein Sound-Freak, seine fette Anlage lässt uns
die Bässe sogar körperlich spüren – sehr cool!
Dann
erleidet Ilse einen schweren Schock – wir haben einen Wassereintritt. Der
totale Alptraum. Diesmal nässt es bei der Dachluke des Alkovens herein, nicht
die Welt, aber die Scheiß-Klappe ist undicht, soviel steht fest. Ilse dichtet
die Luke mit einem Nylonsack und Isolierband ab, daheim in Innsbruck wird dann
dem Leck mit dem bereits bestens erprobtem „Water-Stopp“ der Kampf angesagt.
Darum sieht Gernot das auch ein wenig lockerer, denn Ilse wird auch diese
Stelle dicht kriegen und während dieser Reise behelfen wir uns halt mit der
provisorischen Abdeckung.
Nach
einem Gute-Nacht-Pasch sind wir dann in die Heia gegangen, Bad Doberan, du hast
uns wieder. Zum fünften Mal übrigens.
Donnerstag,
13. Juli bis Sonntag, 16. Juli 2017
Am
Donnerstag hat auf der Zappanale noch keine Band gespielt, wir haben den Tag
damit verbracht, uns von unserem bisherigen Urlaub zu erholen. Wir sind ein
paar Mal in den Backstage-Bereich gegangen und haben uns auch die
Foto-Akkreditierung für Ilse gecheckt.
Später
sind wir dann mit dem Moped nach Bad Doberan gefahren und haben dort ein paar
Sachen eingekauft, unter anderem ein ganzes Hendl vom Markt – das hat dann ein
wunderbares Essen gegeben.
Später
haben wir dann natürlich noch einen Pasch gemacht – und gegen Mitternacht sind
wir reichlich müde ins Bett gegangen.
So,
ab jetzt möchten wir die Tage in Bad Doberan ein wenig zusammenfassen, denn wir
haben schlichtweg keine Zeit gehabt, an unserem Blog zu arbeiten.
Am
besten wir bringen hier den Bericht mit hinein, den Gernot für ORF Online
geschrieben hat. Dann kann man sich ein gutes Bild über die Zappanale machen –
bitteschön:
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Zappanale
2017
Zappa
plays Zappa
Zum bereits 28. Mal
wurde am vergangenen Wochenende in Bad Doberan ein Festival zu Ehren des
Rockmusikers und Komponisten Frank Zappa abgehalten. Heuer war Zappas Sohn
Dweezil Stargast der „Zappanale“ und das überaus zappaphile Publikum erwartete
sich ein musikalisches Feuerwerk der Sonderklasse. Das konnte Dweezil zwar
nicht einmal im Ansatz liefern, seine Fans waren aber trotzdem keinesfalls
enttäuscht. Zwei österreichische Formationen waren ebenfalls in Bad Doberan mit
dabei und beide verblüfften mit außergewöhnlichen Performances.
Bad
Doberan liegt in Mecklenburg-Vorpommern und um gleich mit einem weitverbreiteten
Vorurteil aufzuräumen: im ehemaligen Ostdeutschland ist es schon schön auch.
Bad Doberan ist bekannt für seine Galopp-Rennbahn und das Münster ist
wahrscheinlich tatsächlich sehenswürdig. Doch einmal im Jahr wird die kleine
Stadt zur „Zappa Town“ und steht dann eine gute Woche lang ganz im Zeichen des
1993 verstorbenen Rockmusikers Frank Zappa.
Die
erste „Zappanale“ wurde 1990 veranstaltet, die Idee dazu hatte der
Fernsehtechniker Wolfhard Kutz. Der unheilbare Zappa-Fan „Kutzi“ hat das kleine
Fest im Lauf der Jahre zu einem echten Festival weiterentwickelt und in dieser
Zeit viele hundert Musikgruppen unter Vertrag genommen. Auch in diesem Jahr hat
„Kutzi“ wieder 16 Bands verpflichtet, die auf zwei Bühnen drei Tage lang Frank
Zappas Musik wiederaufleben lassen würden. So war zumindest der Plan.
Zappa lässt auf sich
warten
Zappa-Fans
sind ein sehr dankbares Publikum, aber auch das denkbar kritischste.
Wahrscheinlich besitzt jeder Besucher der „Zappanale“ wenigstens ein paar
Dutzend Schallplatten oder CDs von Frank Zappa, dessen gesamtes Opus aktuell
108 Alben umfasst. Und so kommt es, dass jeder Fan jeden Gitarrenriff kennt,
jedes Drum-Solo und jedes einzelne Wort der oftmals obskuren Texte. Trotzdem
werden die einzelnen Bands nicht nur daran gemessen, wie perfekt sie die
Nummern von Zappa nachspielen, immerhin lautet das Mantra jedes Zappa-Fans:
„Music is the best“ und da darf es schon mal etwas von außerhalb des Zappa-Universums sein. „King
Crimson“ waren schließlich auch schon mal hier.
Dieses
Jahr dauerte es aber wirklich sehr lange, bis die Fans die ersten von Zappa
komponierten Tonfolgen freudig wiedererkennen und bejubeln durften – es war am
Freitag um exakt 21:35, als die UK-Band „The Untouchables“ ihre Versionen von
„Montana“ und „Muffin Man“ intonierten. Da kam erstmals richtig Freude auf und
der kalte Ostseewind ward rasch vergessen. Überhaupt das Wetter – am Mittwoch
war Land unter angesagt, es regnete den ganzen Tag in Strömen, das Festival
stand auf der Kippe. Doch dann blieb das Wetter brav, Freitag und Samstag
malträtierte kein Tropfen Regen die gut 1.500 Camper.
Alte Weggefährten
Den
Hauptact am Freitagabend gaben „Paul Greens Rock Acadamy“, die Band wurde
unterstützt von Ike Willis und Denny Walley, die beide einst mit Frank Zappa
gespielt hatten. Willis und Walley haben es immer noch drauf, mit Nummern wie
„Why does it hurt when I pee“ oder „Keep it greasy“ lässt sich ein
Zappanale-Publikum leicht gewinnen. Das Performance-Stück „It can’t happend
here“ lässt erahnen, wie fassungslos mancher Plattenkäufer gewesen sein muss,
als er diese abstruse Nummer vor mehr als 50 Jahren zum ersten Mal hörte. Auf
der Zappanale sangen viele die eigentlich ziemlich schwierige Nummer Ton für
Ton mit, Paul Greens Band arbeitete perfekt. Auch das nachfolgende „Status Back
Baby“ präsentierte sich ganz nah am Original, die noch sehr jugendlichen
Sängerinnen der „Rock Academy“ hätten wahrscheinlich auch Frank Zappa selbst
ganz gut gefallen. Also, von der Performance her natürlich.
Zappa kommt!
Der
Samstag auf der Zappanale stand ganz im Zeichen von Dweezil, dem Sohn. Auch
schon 49 Jahre alt, ist dem US-Amerikaner die Gitarre quasi in die Wiege gelegt
worden, denn Vater Frank notierte in der Geburtsurkunde unter
Religionszugehörigkeit: „Musiker“. Mit 13 durfte Dweezil in der Band seines
Vaters als Gitarrist debütieren, seine Auftritte als 15-jähriger sind auf den
Alben „Them or us“ und „You can’t do this on Stage anymore“ veröffentlicht.
Dweezil
dürfte eigentlich gar nicht unter seinem Nachnamen Zappa auftreten, die Anwälte
von zweien seiner Geschwister verbieten ihm das. Es geht natürlich um Kohle,
Namensrechte und so. Die Familie Zappa ist inzwischen heillos zerstritten, das
vergiftete Klima brachte Dweezil bei der Pressekonferenz in Bad Doberan mit
einem einzigen Satz über seine Mutter Gail auf den wunden Punkt: „Der Grund
warum ich hier bin - sie ist nicht
hier.“ Klar – eine Mama kann schon mal ein wenig stressen, aber – Gail Zappa
verstarb im Oktober 2015. So viel zur irrwitzigen Familiensituation der Zappas.
Frank hätte vielleicht einen ätzenden Song darüber gemacht, die Fans nervt das
Gezerre um das Erbe mittlerweile nur noch, auch auf der Zappanale wollte
niemand etwas davon hören.
Dweezil
versprach seinen Fans für den Abend ein Konzert in epischer Länge, er werde mit
seiner Band 30 Zappa-Titel aus allen Dekaden spielen: „Let us have fun!“ Das
wollten die Fans zu hören kriegen.
Gleich zwei Bands aus
Österreich
Österreich
ist auf der Zappanale traditionell gut vertreten, noch heute erzählen sich die
Zappa-Fans von den legendären Performances eines Wickerl Adam und seiner Band
„Sex without Nails bros.“. Heuer war das Alpenland mit „Polka Streng“ und
„Studio Dan“ vor Ort und beide Formationen vermochten auf ihre Art und Weise zu
überzeugen. „Polka Streng“ traten – um es mit Bandleader Franz Maurers Worten
auszudrücken – den Beweis an, dass „die Böhmische Polka bekanntlich die Wurzel
jeglicher Rockmusik darstellt und auch Frank Zappa ein großer Förderer der
Polka-Musik gewesen sei“. Wie auch immer – die Fans lauschten ehrfürchtig den
teils schrägen Klängen und freuten sich, dass mitunter Fragmente von „Love of
my Life“, „Jewish Princess“ oder „Catholic Girls“ identifizierbar waren. Die
Lyrics saßen jedenfalls perfekt und die Musik Zappas ist halt nun mal ziemlich
kompliziert.
Als
geradezu herausragend darf hingegen der Auftritt der Wiener Formation „Studio
Dan“ rund um Bandleader Daniel Riegler bezeichnet werden, denn die haben das
werte Publikum gleich zu Beginn und ansatzlos mit Kompositionen von Edgar
Varese und Karlheinz Stockhausen niedergeknüppelt. Mit Streichinstrumenten,
Fagotten, Posaunen, Schlagwerken und Gongs. Zum Aufwärmen, sozusagen. Dann
wurde – vielleicht sogar eine Weltpremiere – Frank Zappas legendäres „Konzert
für Fahrrad, Speiche und Pumpe“ nachgespielt, mit dem der 23-jährige Zappa 1963
seinen ersten TV-Auftritt in der Steve-Allen-Show hatte. Die Zappanale hatte
damit ihren ersten „Zappa-Moment“ und es sollten gleich zwei weitere folgen.
Denn als „Studio Dan“ die Orchester-Stücke „Bebop Tango“ und „20 small
Cigarres“ performten, quittierte das Publikum die Darbietung mit Standing
Ovations. Dass die Band am Sonntagnachmittag gleich noch einen Auftritt auf der
großen Bühne haben wird, wurde mit großer Vorfreude registriert.
Zappa plays Zappa
Am
Abend dann der große Auftritt des großen Sohnes. Er wolle nicht wie sein Vater
werden, sagte Dweezil in der Pressekonferenz am Nachmittag – diese Befürchtung
bräuchte er aber gar nicht zu haben, zumindest was das Musikalische anbelangt.
Denn schon bei den ersten Takten seiner Band ist klar – da ist kein Musiker
dabei, den Frank in eine seiner vielen Formationen aufgenommen hätte. Auch
seinen Sohn Dweezil nicht, obwohl der eine durchaus brauchbare Rock-Gitarre
spielt. Aber gut Gitarre spielen hat Frank selber können. Dweezil ist vor allem
dann besonders gut, wenn er sich an den Gitarren-Solis seines Vaters
orientieren kann – man hört förmlich heraus, dass er sie seit mehr als 40
Jahren übt. Besonders beim wunderschön melodischen „Watermelon in Easter Hay“
vom „Joes Garage“ Album störte diese Perfektion beinahe schon. Da hat jede
einzelne Note auf den Punkt genau gesessen und sogar die winzig kleinen
Fehlerchen und Unsauberkeiten im Spiel seines Vaters hat Dweezil 1:1
übernommen. Aber er interpretierte das eine oder andere Gitarren-Solo Franks
auch auf seine eigene Art und dabei kann er ähnlich schnell wie Joe Satriani
werden, schneller sogar als Papa Frank. Aber es fehlte die Show, es fehlte der
Humor, es fehlt das ganze absurde Dada-Dings, das das ganze Schaffen des Genies
Frank Zappas immer begleitet hat.
Die
Songlist von Dweezils Auftritt überspannte das ganze Schaffen Frank Zappas und
reicht von „Who are the Brain Police“ über „How could I be such a fool?“ bis
hin zum unverzichtbaren „Montana“. Nahezu alle Stücke sind mit langen
Gitarren-Solis ausgestattet, sehr praktisch für Dweezil und seine musikalisch
leider ziemlich limitierte Band. Besonders brutal war das beim Gastauftritt von
Ike Willis zu sehen und zu hören, denn seine Version von „Cosmic Debris“ war für
viele Fans der Höhepunkt der Show – ließ aber gleichzeitig ehemalige
Zappa-Musiker wie Ray White, Napoleon Murphy Brock oder Robert Martin
schmerzlich vermissen. Der Begeisterung der Fans tat das aber keinen Abbruch,
sie akklamierten jede Nummer ausgiebig und feierten eine dreistündige
Zappa-Party vom Feinsten. Dafür sind sie hergekommen und sie sind an diesem
Abend von Dweezil Zappa aufrichtig und fair bedient worden. Dass Zappa die
Bühne ohne eine Zugabe verlassen hat, störte niemanden – er hatte mehr als drei
Stunden lang gespielt und die Temperatur war mittlerweile auf unter 13 Grad
gesunken – da ist der wärmende Schlafsack gerade recht gekommen.
„Studio Dan“ begeistern
erneut
Regen
bringt Segen – dieser Spruch gilt definitiv nicht für ein Rock-Festival. Aber –
es war Sonntag, auch schon wurscht also.
Die
Veranstalter haben die Zappanale dieses Jahr recht locker ausklingen lassen,
richtiges Hörvergnügen versprachen nur die abendliche „Good Bye Session“ mit
Ike Willis und die österreichischen „Studio Dan“ am Nachmittag. Und die haben
es dann zappamäßig so richtig krachen
lassen. Mit 13 Musikern spielten sie
hochkomplexe Zappa-Kompositionen wie „G-Spot Tornado“, „Let’s make the water
turn black“ oder auch „Eric Dolphy Memorial Barbecue“, ein Stück, das praktisch
nie aufgeführt wird, einfach weil es so verdammt schwer zu spielen ist. Die
paar hundert verbliebenen hartgesottenen Zappa-Fans glaubten es ja überhaupt
nicht mehr und manche von ihnen raunten
sich gegenseitig das höchste Lob zu, das für Bands auf der Zappanale zu
vergeben ist: „Das ist echter Zappa!“ „Studio Dan“ zeigten sich auch
selbstbewusst genug, eigene Nummern zu spielen und mit der schönen Zugabe
„Happy Together“ haben sie dann noch den Sinn und Zweck des Festivals schön auf
den Punkt gebracht.
Im
kommenden Jahr sollen übrigens wieder mehr ehemalige Zappa-Musiker nach Bad
Doberan kommen, der Zappanale wird diese Form der Authentizität sicher nicht
schaden. Für die Fans waren die drei Tage auch in diesem Jahr sowieso wieder
großartig – viele von ihnen haben die Zappanale 29 bereits vorgebucht, es hat
sogar einen eigenen Stand dafür gegeben.
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Der
Text ist von der ORF-Redaktion (erwartungsgemäß) um einiges gekürzt worden und
bereits am 17. Juli Vormittag war der Bericht online gestellt. Gernot hat alles
noch am Sonntagabend geschrieben und samt der von Ilse gemachten Fotos nach
Wien gemailt. Die Abschaffung der Roaming-Gebühren ist wahrlich ein echter
Segen.
Sonst
gibt’s von der Zappanale nichts Aufregendes zu berichten, wir waren bis auf
Sonntag (da hat‘s geregnet) jeden Tag mit der Vespa in Bad Doberan, haben
Zappa-Postkarten verschickt, uns das Zappa-Denkmal angeschaut und ein kleines
Bildchen von der Dampfeisenbahn Molli haben wir auch gekauft. Wir haben einen
netten Australier namens Stuart und seine Frau Lynn kennengelernt, sie waren
zufällig unsere unmittelbaren Nachbarn. Ein Spruch von Stuart bleibt uns sicher
in Erinnerung: „The sence of life ist to have fun! So let us go to the party,
to have much more fun!“
So
war es dann auch, wir waren insgesamt stundenlang auf dem Fest, haben tolle und
weniger tolle Zappa-Musik gehört und es war alles in allem wieder ein
großartiges Fest. Vielleicht waren wir ja nicht zum letzten Mal da.
Am
Sonntag kurz vor Mitternacht waren wir aber froh, dass die Zappanale vorbei
ist, denn anstrengend war das Fest natürlich auch. Am Samstag hat der
Schrittzähler von Gernot einen neuen Rekord angezeigt, mehr als 10 Kilometer
sind da zusammengekommen. Dabei hat Gernot sein Handy gar nicht andauernd
eingesteckt gehabt.
Morgen
geht’s wieder heimwärts – und so gerne wir wegfahren, so gerne kommen wir auch
wieder nach Hause in unser schönes Innsbruck.
Montag,
17. Juli 2017
Wir
sind beide ziemlich früh wach, das Wetter verspricht schön zu werden. Das
Zusammenräumen dauert heute ein wenig länger, weil unser WoMo von
Blütenblättern übersät ist, da muss der Besen her. Dann ist aber alles an
seinem Platz, die Vespa aufgeladen und die leeren Bierflaschen in einem
Nylonsack verstaut. Tschüss Zappanale – lässig war es wieder.
Zuerst
hat Ilse in Bad Doberan noch die Flaschen zurückgegeben und Gernot hat derweil
unser Schneckchen aufgetankt. Dann nichts wie los – keine Viertelstunde später
waren wir auf der Autobahn, es warteten gut 1.000 Kilometer Heimfahrt auf uns.
Diese lange Strecke werden und vor allem wollen wir heute aber natürlich nicht
schaffen.
Wir
kommen eigentlich ganz gut voran, bis in der Nähe von Berlin herrscht kaum
Verkehr, dann wird er deutlich stärker. Immer wieder machen wir kleine
Rastpausen, zwischendurch schlagen wir uns mit Hamburgern die Mägen voll.
Irgendwann
geraten wir dann in einen Stau, der eine gute dreiviertel Stunde Zeit kostet.
Grund war ein schwerer Unfall. 500 Meter weiter der nächste Unfall und keine
300 Meter danach schon wieder einer. Der letzte Crash war erst wenige Minuten
vorher passiert, ein BMW-Kombi steckte im rechten Winkel in der Leitschiene,
die Unfallstelle war noch gar nicht abgesichert. Aber hinter uns war schon das Blaulicht
der Polizei zu sehen, als eines der letzten Fahrzeuge sind wir noch
durchgekommen.
Sonst
sind wir von Staus verschont geblieben, obwohl der Verkehr wirklich brutal
stark ist. Aber es durfte ab dem Nachmittag auch der Pannenstreifen befahren
werden und vierspurig ging es dann gerade noch flüssig dahin. Wahnsinn
eigentlich – eine zweispurige Autobahn wie früher ist in weiten Teilen
Deutschlands undenkbar geworden…
Nach
gut 600 Kilometern Fahrt haben wir uns dann bei Pegnitz auf einen Rastplatz
gestellt und es für heute gut sein lassen. Noch eine kleine Jause, ein feiner
Pasch und ein kühles Bierchen – das hat einen feinen Ausklang eines doch recht
anstrengenden Tages ergeben.
Dienstag,
18. Juli 2017
Die
Nacht war erstaunlich ruhig, wir haben super geschlafen. Gernot ist noch vor 5
Uhr früh wachgeworden und hat gleich mal Brötchen im Rasthaus gekauft. Wir
haben dann aber gar nicht am Platz gefrühstückt, sondern sind bald einmal los –
wir bleiben dann unterwegs irgendwo stehen.
Unser
Schlafplatz war ziemlich genau 100 Kilometer von München entfernt und die erste
Stunde lang ist es flott dahingegangen. Dann wurde der Frühverkehr immer
stärker und wir sind auf einen Parkplatz gefahren, um zu frühstücken.
Gestärkt
haben wir uns dann wieder tapfer ins Verkehrsgewühl geworfen und irgendwann war
schließlich auch München passiert. Wir haben spontan entschlossen, statt auf
der langweiligen Autobahn zu fahren, die Strecke über Tegernsee und Achensee zu
nehmen und sind vor dem Irschenberg abgefahren.
Den
Weg über den Achensee sind wir schon mehrmals gefahren, er ist immer wieder
lässig. Das Wetter war schön, die Straßen trocken und wir hatten keinerlei
Zeitdruck. Herrlich.
Und
so sind wir dann relativ entspannt in Innsbruck angekommen – es war noch nicht
einmal Mittag. Zusammengefasst war diese Reise wieder mal eine der allerbesten
aller Zeiten, aber das schreiben wir ohnehin über praktisch alle unserer
WoMo-Touren.
In
ein paar Tagen geht’s dann wieder weiter, die Pläne für unsere 68. WoMo-Reise
konkretisieren sich langsam. Wir starten in der Schweiz, so viel steht bereits
fest. Alles andere ergibt sich dann eh irgendwie…