Sonntag, 10. November 2019

INDIEN - Tag 19, Colva


Sonntag, 10. November 2019

Pünktlich um 6 Uhr 30 weckt uns der neurotische Nachbarhund mit ununterbrochenem Bellen - eigentlich eh wurscht, weil wir eh schon halbwegs ausgeschlafen sind. Den Zimmerservice können wir nicht nützen, das Telefon funktioniert nicht. Kein Problem, gibt’s halt auch kein Bakschisch für den Tee-Bringer. Nach dem Duschen macht sich dann Gernot dann zum Barbier-Wallah auf, mal schauen, ob die am Sonntag überhaupt arbeiten. Es gibt  natürlich gleich mehrere „Gents only“ Friseure hier, die ersten beiden haben aber ihren Rollladen noch geschlossen. Beim dritten Barbier klappts dann und Gernot nimmt am Friseurstuhl Platz. Doch dann dauert es noch mit dem Rasieren, denn der Barber-Wallah muss erst noch seine tägliche „Puja“ absolvieren, also das Gebetsritual. Er ist Hindu und es ist schon interessant, mit welcher Hingabe er seine Gebete durchführt. Es werden Räucherstäbchen und eine Art Reisig entzündet - das macht ziemlichen Qualm, Gernots Lunge „freut“ sich laut hörbar über diese Sonderbehandlung. Muss man hinnehmen, wir sind in Indien. Dann zelebriert der Friseur noch inbrünstig und gut 50 Mal ein „Om nama Shiva ya“ Mantra, geht dabei zwanzigmal in die Knie, Morgengymnastik auf indisch. Aber dann ist es endlich soweit, Gernot wird ausgiebig eingeseift und in weiterer Folge unsagbar glattrasiert. Da bleibt kein noch so kleines Barthaar übrig, daheim ist das mit den Einwegrasierern natürlich nicht einmal annähernd so perfekt zu schaffen. Dann kriegt Gernot auf Wunsch noch ein wenig seine dichten Augenbrauen gestutzt, nicht dass sich noch Vögel dort einnisten. Ungefragt werden dann auch noch die Nasenhaare mit der Schere entfernt, auch sehr fein zwischendurch. Zur Enttäuschung des Wallahs verweigert Gernot dann sowohl Kopf- als auch Gesichtsmassage, die Barbiere hier lieben es nämlich, ihre Kunden so richtig durchzukneten herzuwatschen. Für alles zusammen verlangt der Barber-Wallah dann 100 RP, Gernot gibt ihm mit einem „I pay here in India so often for nothing“ einen Hunderter Extra-Charge. So haben beide eine Freude. Bei Gernots Rückkehr ist Ilse natürlich auch schon auf den Beinen und wir gehen ins „Praya da Colva“ frühstücken. Wir lassen uns Cappuccino, Double-fried-eggs, Orangenjuice bringen, Gernot kriegt auf Wunsch noch eine Riesenportion Cornflakes mit Milch serviert. Derart gestärkt gehen wir anschließend ins „Vailankanni“ zurück und unter ausgiebigem Hundegebell bringen wir unseren Blog auf den neuesten Stand. Das dauert ein bisschen und als wir dann in Richtung Belaulim Beach aufbrechen, ist es schon früher Nachmittag. Wir gönnen uns einen Watermelon-Juice für Gernot und ein eiskaltes Cola für Ilse und danach haben wir so richtig Lust auf eine ausgiebige Fahrt mit unserem Roller. 


Diese Fahrt bringt uns über kleine Straßen bis fast nach Vasco hinauf, das ziellose Herumglühen mit unserem Roller ist und bleibt eines der allergrößten Vergnügen für uns hier. Kurz vor Vasco bleiben wir dann bei einem kleinen Restaurant stehen und der Blick auf die Speisekarte zeigt, wie billig man in Goa außerhalb der Touristen-Topspots essen kann. Kaum ein Gericht kostet über 100 RP, ein so genanntes „Mini-Thali“ ist um 40 RP zu kriegen und hätte uns wohl beide satt gemacht. Wir haben aber keinen Hunger, trinken nur ein eiskaltes Coke und nehmen uns noch eine Flasche beinahe gefrorenes Wasser mit. Für alles zusammen legen wir 30 RP ab, wir können den Preis gar nicht glauben und fragen mehrmals nach. Aber das Coke für 10 RP ist wirklich sagenhaft billig, überall hier zahlen wir sonst 30 oder 40 RP dafür und das Wasser kostet auch immer mindestens 20 RP, im Restaurant gar 50 RP. Also wenn man es darauf anlegen würde, dann kommt man in Indien auch mit wenig Kohle ziemlich weit. Aber das wollen wir gar nicht … Der Einfachheit halber fetzen wir dann über den NH 17 nach Colva zurück, bei stets über 60, 70 km/h sind die knapp 30 Kilometer bis dorthin natürlich schnell abgespult. Einigermaßen geplättet legen wir uns dann im Hotel ein wenig nieder und lassen uns vom Nachbarhund bereitwillig in den Schlaf bellen. Ilse geht es heute übrigens bedeutend besser als in den Tagen zuvor, die Medikamente, die wir noch in Canacona gekauft haben, schlagen offenbar voll an. Fein, aber jetzt ist es dann wirklich an der Zeit, dass sich Ilses Verdauung auf Indien eingestellt hat!


Um 17 Uhr fahren wir dann noch einmal zum Benaulim Beach rüber und essen zusammen eine Portion „Fishfingers“, sozusagen als Appetitanreger für abends. Die an Fischstäbchen erinnernden „Fishfingers“ sind wirklich köstlich und dass die dazu gereichte Gemüse-Mayonnaise ein riskantes Kulinarik-Experiment ist, wissen wir natürlich. Aber man muss ja nicht hinter jeder Ecke eine Gefahr wittern, wird schon gut gehen. Und das tut es dann auch, wir haben keine Probleme deswegen bekommen.

Die „Fishfingers“ retten uns dann bis zum Abendessen, das wir wie immer im „Praya da Colva“ zu uns nehmen. Es schmeckt wie immer fantastisch und heute bestellt sich Ilse einen Campari Orange. Der kostet zwar gut doppelt so viel wie das ganze Abendessen für zwei, aber das darf auch einmal so sein. Man gönnts sich ja sonst eh so wenig … 😊
Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang gehen wir dann ins „Vailankanni“ zurück und lassen uns in unser Riesenbett fallen. Das ist - neben einer immer heißen Dusche - das Angenehmste hier, den nervenden Hund versuchen wir zu verdrängen, was aber nur sehr schwer gelingt. Sollten wir uns vielleicht Ohrenstöpsel kaufen …?










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