Dienstag, 10. Dezember 2019

INDIEN - Tag 49, Kasar Devi

Dienstag, 10. Dezember 2019
Wie wir am Morgen aufgewacht sind, hatten wir im Zimmer wahrscheinlich die gleiche Temperatur wie draußen, also keine 2 Grad über Null. Unsere Heizung hat sich aus unerfindlichen Gründen abgeschaltet und wir telefonierten sofort mit der Rezeption und siehe da, schon funktioniert das Ding wieder. Wir haben dann Dominik angerufen, aber er hat sich nicht gemeldet. Eigentlich wollten wir mindestens vier oder fünf Tage in Kasar Devi bleiben, aber weil wir ohne funktionierende Heizung nicht überleben werden, reisen wir schon morgen ab. Also haben wir unseren Taxifahrer Mohammed Bilal angerufen, dass er uns morgen abholen kommt. Er hat sofort und erfreut zugesagt, aber zur Sicherheit hat er sich via WhatsApp Screenshots unseres Standortes schicken lassen. 

Nach dem Frühstück haben wir einen ausgiebigen Spaziergang durch Kasar Devi gemach, Gernot hat auch das Haus von Ram Singh gefunden, wo er im Jahr 2000 einige Wochen lang mit Nadja gewohnt hat. Ram Singh ist schon vor Jahren gestorben. Kein Wunder, der Mann war damals schon an die 80 Jahre alt. 

Direkt nebenan hat uns ein Hund vom Balkon aus verbellt. Das war mit Abstand der furchteinflößendste Vierbeiner, den wir hier in Indien je gesehen haben. Der Kampfhund dürfte seine 70 Kilo gehabt haben und dass er einen Camouflage-Anzug getragen hat, ließ ihn nicht wirklich harmloser wirken. Zum Glück war ihm ein Sprung aus dem ersten Stock dann doch zu müßig und wir sind mit leicht zitternden Knien weitergegangen. Zurück im Zimmer haben wir unerwarteten Besuch von einem weißen Gibbon bekommen. 

Wenn der Affe sich auf seinen Hinterbeinen aufgerichtet hat, dann war er nicht viel kleiner als Ilse. Er hat ganz neugierig bei unserem Fenster hereingeschaut und dabei zeigte er sein beeindruckendes Gebiss. Zum Glück hatte er noch mehr Angst vor uns, als wir vor ihm. Und als Gernot von seinem Bett aufstand, ist der Affe sofort ansatzlos in den nächsten Baum gesprungen. Erlebnisse wie diese machen unseren Indienaufenthalt zu etwas ganz Besonderem. Denn ein solches Tier in freier Wildbahn zu sehen, ist nur wenigen Touristen vergönnt. Kurze Zeit später ist er dann noch einmal vorbeigekommen, aber als Gernot unsere Tür öffnete, um dem prächtigen Affen einen Schokoriegel zuzuwerfen, ist er sofort wieder panisch geflüchtet. Danke, wir sind auch sehr erschrocken. Wir haben uns dann nach Kalimati aufgemacht, vielleicht treffen wir dort zufällig Dominik. Dem war aber nicht so und so sind wir eine gute dreiviertel Stunde lang auf den Stufen eines Chai-Shops gesessen und haben das Leben in diesem winzigen Örtchen beobachtet. Dafür Zeit zu haben, ist auch eines der lässigsten Sachen hier in Indien. Wir haben uns dann zu Fuß in den Nachbarort Papar Saili aufgemacht, der circa 5 Kilometer entfernt liegt. 
Wir haben gehofft, dass uns unterwegs ein Sammeltaxi aufklauben wird, haben das allerdings vergeblich gehofft, also sind wir die ganze Strecke gewandert. Eh kein großes Problem da es immer leicht bergab geht. Wir sind übrigens nicht ohne Grund nach Papar Saili gegangen, denn wir haben erfahren, das Sherkar dort leben soll. Gernot kennt Sherkar von einigen seiner Indienaufenthalten und Sherkar ist der beste Indien-Freund unseres lieben Freundes Markus. Von ihm haben wir den “Auftrag“ bekommen Sherkar aufzusuchen und ihm ein paar hundert Euro zukommen zu lassen. Papar Saili hat sich in den vergangenen 20 Jahren extrem stark verändert. Gernot erkannt nur noch jenen Chai-Shop, zu dem er damals oft mit Nadja zum E-mailen hingegangen ist. Wir sind dort dann gleich mit dem Chai-Shop Besitzer ins Gespräch gekommen und er hat uns die traurige Mitteilung gemacht, dass Sherkar im vergangenen Monat verstorben ist. Er ist an seiner Trunksucht zu Grunde gegangen und er ist einen einsamen Tod gestorben. Wir haben dann noch einen Tee getrunken und haben uns mit einer Frau unterhalten die doch tatsächlich mit zwei Bernhardinern (!!!) unterwegs war. Sie lebt in Kalifornien, ist aber gebürtige Holländerin, weshalb wir sie gleich auf Deutsch angesprochen haben. Sie hat sich dann im nahezu perfekten Deutsch dafür entschuldigt, dass sie nicht mehr Deutsch sprechen könne, weil sie es schon jahrzehntelang nicht mehr getan hat. Sehr nett. Die beiden riesigen Hunde hat sie übrigens nicht aus den USA mitgebracht, sondern die gehören einem Kinderheim in Nepal, das sie aufgebaut hat und betreut. Weil wir den weiten Weg nach Kasar Devi nicht mehr zu Fuß gehen wollten, haben wir den Chai-Shop-Wallah gefragt, ob er uns ein Taxi rufen könne. Das war aber nicht notwendig, denn nur zwei Häuser weiter war ein Taxiunternehmen angesiedelt und nach einem schnellen Chai und einem köstlichen „Samosa“ hat uns ein Taxi nach Kasar Devi zurückgebracht. Nach einem kurzen Schläfchen im Hotelzimmer sind wir dann zum Abendessen geschritten. Heute waren wir die einzigen Gäste. Im Lokal war es wieder derart kalt, dass wir beim Essen unsere Anoraks anbehalten haben, 
Ilse hat sich gleich einmal mit einer heißen Schokolade halbwegs auf Betriebstemperatur gebracht. Gernot bewerkstelligte das mit einer heißen Gemüsesuppe. Als Hauptspeise gab es für ihn Spaghetti mit Garnelen und Ilse hat sich dann noch einmal einen Burger bestellt und als Abschluss – weil es ihr offenbar noch nicht kalt genug war – ein Vanilleeis mit Schokolade gegessen. Danach nur mehr ab ins Zimmer, die vielleicht 15 bis 18 Grad Raumtemperatur haben wir als mollig warm empfunden. Aber nur bis Punkt Null Uhr, denn dann hat sich plötzlich unsere Heizung abgeschaltet. Diese Schweinehunde. Zwar hat das Licht im Zimmer noch gebrannt, aber die Steckdosen für den Heizkörper wurden vom Netz genommen. Die haben hier tatsächlich zwei unabhängige Stromkreisläufe. Und um sich ein paar Rupies zu sparen, drehen die uns die Heizung ab. Aber nicht mir Gernot! Er stürmte zur Rezeption, aber natürlich war dort kein Mensch zu sehen. Also musste er wieder einmal herumschreien und damit drohen, das ganze Zimmer zu zerstören, wenn nicht sofort der Strom wieder aufgedreht wird. Keine Reaktion! Also ist Gernot ins Zimmer zurückgegangen und hat mit einer leeren Plastik-Wasserflasche auf unseren Tisch eingedroschen. Das hat einerseits ein furchtbar lautes Geräusch gemacht und andererseits ist ihm dabei warm geworden. Und siehe da – plötzlich war der Strom wieder da und die ganze restliche Nacht wärmte der Radiator fein vor sich hin. Diese Art der Hotelbetreiber kann mal wirklich nur als Verbrecher bezeichnen. Die zeigen keinerlei Respekt gegenüber ihren Gästen und das bei einem Zimmerpreis von beinahe 90 Euro.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

wir freuen uns auf eine Nachricht von dir