vom 21.August bis 30. August 2017
von Innsbruck-Hohenems-Tailloires (Lac Annecy/Frankreich)-St. Jorioz (Lac Annecy)-Sachseln (Sarnersee/Schweiz)-Innsbruck
1329km und 169km mit unserer roten Vespa
Montag, 21. August 2017
Es
geht schon wieder los – aber heute mussten wir bis knapp nach 15 Uhr mit der
Abfahrt warten, Gernot hatte noch einen Termin zu erledigen. Das WoMo wartete
fix und fertig bepackt in seiner Garage auf uns, die Vespa hatten wir ja nicht
einmal abgeladen.
Unser
Ziel ist diesmal der Lac Annecy, ein wunderschön gelegener See in Frankreich,
etwa 50, 60 Kilometer von Genf entfernt.
So
weit werden wir heute natürlich nicht kommen, wir haben vor – wie schon mehrere
Male – am Autobahn-Rastplatz Hohenems in Vorarlberg zu nächtigen. Der liegt so
nahe an der Schweizer Grenze, dass wir es nicht wagen, unsere Handys
einzuschalten. Denn die Schweizerischen Roaming-Gebühren sind zum Teil absolut
pervers hoch – der Download von 1 GB kann mehr als 15.000 (!!!) Euro kosten.
Kein Scherz, wir haben diese Infos aufs Handy geschickt bekommen.
Die
Fahrt durch das Tiroler Oberland verläuft völlig problemlos, es sind kaum
Fahrzeuge in unserer Richtung unterwegs. In St. Anton bleiben wir bei einem
Supermarkt stehen, weil der einen Bankomaten hat und wir vergessen haben,
Bargeld einzupacken. Und weil wir schon mal da sind, essen wir eine Kleinigkeit
im Bistro.
Dann
geht’s hinauf auf den Arlbergpass – wieder hat unser WoMo keinerlei Probleme
mit der Steigung, wir überholen (!!) sogar, ausgerechnet an der steilsten
Stelle, einen Sattelschlepper. Hinunter ist die Strecke dann auch keine
Herausforderung für unseren Nasenbären und wir rollen gemütlich Hohenems
entgegen.
Der
uns altbekannte Hohenemser Autobahnrastplatz zeigte sich dann in völlig neuem
Gewand, denn seit unserem letzten Besuch sind sämtliche Hecken entfernt worden,
die vorher die Parkbuchten voneinander abgrenzten. Jetzt hat man den totalen
Durchblick, ist ja eh kein Nachteil. Wir finden schnell einen guten
Abstellplatz und bald einmal gesellen sich zwei weitere WoMos zu uns.
Wir
verbringen einen feinen Abend mit Paschen und Quatschen und legen uns dann in
unsere Betten. Wieder einmal haben wir das Glück, dass kein Kühl-LKW in unserer
Nähe parkt und manchmal ist es für einige Minuten richtig ruhig hier…
Dienstag,
22. August 2017
Die
Nacht war wirklich angenehm, trotzdem ist Gernot bereits um 6 Uhr aufgestanden.
Ilse hat noch etwas länger gebüselt, aber keine halbe Stunde später war unser
WoMo bereits erfüllt von wunderbarem Kaffeeduft.
Derart
gestärkt fuhren wir dann knapp nach 7 Uhr auf die Autobahn auf, doch schon
wenige hundert Meter später wieder ab. In Hohenems tankten wir unser Häuschen
voll – der Dieselpreis liegt in der Schweiz um über 30 Cent je Liter höher!
Zur
Grenze bei Diepoldsau ist es nicht einmal einen Kilometer weit, auch heute hat
sich kein Grenzbeamter für unsere Einreise interessiert. Schnell waren wir dann
auf der Schweizer Autobahn A1, der wir ab jetzt ihrem gesamten Verlauf lang bis
Genf folgen werden – das liegt fast 400 Kilometer entfernt.
Heute
ist irgendwie ein ganz besonderer WoMo-Feiertag für uns, denn unser liebes
Häuschen wird die 200.000 Kilometer-Grenze knacken. Bei Lausanne sollte es
soweit sein und wir wollen das natürlich fotografisch festhalten.
Kilometer
um Kilometer rollen wir dahin und freuen uns, dass wieder einmal relativ wenig
Verkehr herrscht. Nur bei Zürich geraten wir in ein ordentliches Chaos, weil
dort über eine Strecke von gut 15 Kilometern immense Bauarbeiten herrschen, wir
sehen dutzende Kräne. Das kostet uns eine gute halbe Stunde Zeit, aber wir sind
ja im Urlaub und haben keinerlei Stress.
Bei
einer Raststätte kurz nach Bern gönnen wir uns ein zweites Frühstück und
amüsieren uns im Tankstellen-Shop über die teils wahnsinnigen Preise. Dort ist
uns auch ein Ferrari-Fahrer aufgefallen, weil er den 650 PS starken Motor
seines schwarzen Boliden nach dem Einparken noch einmal kurz auf 10.000 Touren
hochjagte – im Leerlauf. Das hat wie eine heftige Explosion geklungen, diesen
Herren möchte man ungern als Nachbarn haben…
Endlich
– wie berechnet genau bei Lausanne, wechselte der Kilometerzähler unseres WoMos
auf die schöne Zahl 200.000. Das heißt, wir sind bereits weit über 60.000
Kilometer mit unserem treuen Häuschen unterwegs – bitteschön, ohne jemals eine
Panne gehabt zu haben!!! Nicht einmal einen Reifenschaden! Zwar haben uns der
Unterhalt und vor allem der Erhalt unseres WoMo immer wieder einiges an Geld
gekostet, aber es hat uns diese Rechnungen mit absoluter Zuverlässigkeit und
unverbrüchlicher Treue zurückbezahlt. So darf es ruhig weitergehen – noch
viele, schöne Jahre lang.
Bei
Genf ist die A1 dann zu Ende und wir wechseln nach Frankreich, von den
Grenzbeamten sind wir nicht einmal ignoriert worden. Nach Annecy sind es gut 50
Kilometer und wir benützen für diese Strecke aus Bequemlichkeit die Autobahn.
Das kostet dann satte 12,50 Euro, auch schon wurscht.
In
der Nähe von Annecy steuern wir dann einen Campingplatz an, den Ilse schon
vorher ins Auge gefasst hatte. Die Rezeption war unbesetzt, man möge sich selber
einen Platz suchen und sich in der Zeit von 18 bis 19 Uhr anmelden. Das gefiel
uns schon mal gar nicht, mit Teilzeit-Campingplatz-Betreibern haben wir keine
guten Erfahrungen gemacht – entweder ganz oder gar nicht, lautet daher unsere
Devise. Zudem waren die schattenspendenden Bäume sehr niedrig, auf
Warnschildern war als maximale Höhe 2 Meter 25 angegeben, da haben wir mit
unseren nahezu 3 Metern natürlich nix zu suchen. Und Tschüss – zum Glück
wimmelt es am Lac Annecy vor lauter Campingplätzen, da wird sich leicht etwas
Besseres finden lassen.
So
war es dann auch und keine Viertelstunde waren wir schon am „Camping Du Lac“
eingecheckt – gerade noch zwei Plätze hatten wir zur Auswahl. Jetzt stehen wir
direkt neben der Rezeption und haben einen wunderschönen Ausblick auf den See.
Zwar ist der Campingplatz mit über 30 Euro je Nacht nicht gerade billig, aber
das sind wir uns allemal wert.
Schnell
war die Vespa vom Träger geholt und nach einer feinen Dusche starteten wir
bereits mit unserem roten Roller hinaus auf die Straße. Wir sollten ein paar
Lebensmittel einkaufen, denn auf unserem Campingplatz gibt es nur Kaffee und
Frühstücksgebäck auf Vorbestellung.
Wir
biegen spontan nach Verlassen des Campingplatzes rechts ab und fahren den malerisch
gelegenen See entlang. Der Lac Annecy ist von vielen hohen Bergen umrahmt und
gilt als einer der saubersten Seen Europas. Was uns sofort auffällt – überall
am Ufer des Sees liegen die Sonnenanbeter und Baderatten, es gibt nirgendwo
Verbotsschilder, auch WoMos parken zuhauf direkt am Wasser. Sehr lässig.
Die
Fahrt mit der Vespa auf der kurvenreichen Straße ist ein Traum, noch dazu bei
wolkenlosem Himmel und bei 28/29 Grad. Wir cruisen gemütlich dahin und wundern
uns irgendwann, dass so gar kein Lebensmittelgeschäft auftauchen will. Erst
nach fast 10 Kilometern kommen wir bei einem Supermarkt vorbei – zum Glück ein
„Carrefour“, denn die haben eine riesige Auswahl.
Wir
schlagen voll zu, kaufen uns Ravioli, Butter, Bolognese-Sauce, Salami, Salat,
Joghurts, Chips (Ilse liebt Chips der Firma Lays und hier gab es gleich mehrere
Sorten, die sie noch gar nicht gekannt hat) und ein ordentliches Stück
Parmesan. Die Käse-Verkäuferin ist beinahe erschrocken, als wir ihr sagten, wir
würden das ganze Stück Parmesan nehmen. Immerhin mehr als ein dreiviertel Kilo,
aber der Käse wird bei uns keine Woche lang „überleben“.
Mit
unseren Einkäufen sind wir dann zurück ins WoMo und haben uns einen ersten
Pasch am Lac Annecy ausgespielt. Dann haben wir uns eine kleine Nachtmahlzeit
zubereitet, von daheim hatten wir noch Käse und eine Hartwurst mit, die
Einkäufe von heute blieben also unangetastet. Bis auf die Kartoffel-Chips, aber
man gönnt sich ja eh so wenig…
Den
Sonnenuntergang haben wir uns dann direkt am See angeschaut, sind ja nur 50
Meter bis dorthin. Direkt vor uns ragt auf einer Insel eine alte Burg in den
Himmel – bescheidener Privatbesitz irgendeines altfranzösischen Königshauses.
Wird im Winter auch schwer zu heizen sein…
Mittwoch,
23. August 2017
Nach
einer sehr ruhigen und feinen Nacht sind wir gegen 8 Uhr aufgestanden, Gernot
ist gleich mal die 20 Meter zur Rezeption rübergegangen und hat die gestern
bestellten Croissants und das Baguette abgeholt.
Nach
einem dementsprechend guten Frühstück haben wir dann einen Pasch gemacht, denn
das Wetter war uns noch nicht warm genug – bei unter 20 Grad muss man ja nicht
zwangsweise mit der Vespa unterwegs sein. Denn bei einem flotten 70er weht
einem dann doch ein etwas zu frischer Fahrtwind um die Nase.
Kurz
vor Mittag war es dann aber soweit und wir fuhren mit unserem Roller auf die
Hauptstraße hinaus. Bald einmal sind wir dann nach links abgebogen und fanden
uns im hügeligen und bergigen Umland des Lac Annecy wieder. Es ist wirklich
sehr schön hier, immer wieder bieten sich wunderbare Ausblicke auf den See.
Zurzeit findet gerade eine Paragliding-Meisterschaft hier statt und der Himmel
ist manchmal voll von bunten Gleitschirmen. Lässig!
Im
schönen Ort Menthon St. Bernard haben wir unserer Vespa eine kleine
Verschnaufpause gegönnt und sind einfach der Seepromenade entlang spaziert.
Auch hier liegen überall die Menschen direkt am See, haben ihre Picknickkörbe
und Sonnenschirme dabei und auch viele Hunde tummeln sich im Wasser oder
bringen Stöckchen zurück.
Es
wird dann immer wärmer und wir beschließen – natürlich über lustvolle Umwege –
wieder zum Campingplatz zurückzufahren.
Dort
angekommen, bereiten wir uns mit Salami, Parmesan, Tomätchen und frischen
Baguette ein herrliches Essen zu und spielen anschließend einen weiteren Pasch
aus.
Später
sind wir dann die paar Schritte zum Seeufer hinunter spaziert, denn heute ist
im Nachbarort Tailloires – ca. 2 Kilometer Luftlinie entfernt – eine große
Pyrotechnik-Show angesagt, die wollen wir uns erste Reihe fußfrei anschauen.
Nun ja – lange waren wir nicht dort, denn die Pyrotechnik-Show entpuppte sich
als Mini-Feuerwerklein und Ilse ätzte sogar, dass so etwas in Österreich noch
als Tischfeuerwerk durchgehen würde. Immerhin – drei, vier „richtige“ Raketen
wurden auch in den Himmel gejagt und ihren Explosionen folgten vielstimmige
„Aaaaah’s und Oooooh’s“ des geduldigen
Publikums. Von uns gab es nur ein einstimmiges „Na ja“ für die Show, für die
man übrigens direkt vor Ort 17 Euro Eintritt bezahlen musste! O.k. – da war
Live-Musik auch noch dabei, die ABBA-Coverband hat sich große Mühe gegeben, das
war bis zu uns herüber zu hören. Wirklich schön war aber, dass die Berge
mittels Laser-Licht in magische Farben getaucht wurden, auch wenn das auf Ilses
Fotos beinahe noch besser ausschaut, als in Wirklichkeit.
Nach
dem Verglühen der letzten Rakete haben wir uns noch einen Gute-Nacht-Drink
genehmigt, als sich direkt vor uns ein VW-Bully aus München einparkte. Die
Spätankömmlinge wirkten ziemlich verzweifelt, denn der Platz ist zurzeit
wirklich rammelvoll und die Rezeption war um 23 Uhr natürlich nicht mehr
besetzt. Der Mann der Familie ist dann auf uns zugekommen und Gernot begrüßte
ihn mit den Worten: „Gerade wollten wir euch anbieten, dass ihr euch für diese
Nacht auf unseren Platz dazustellen könnt.“ Denn tatsächlich ist unser Platz so
riesig, dass uns ein VW-Bus mehr oder weniger nicht stört. Da war die junge
Familie natürlich sehr froh, denn alle waren hundemüde und wollten nur mehr ins
Bett.
So
wie wir – Luken dicht und flach gelegt – zack und weg.
Donnerstag,
24. August 2017
Gleich
nach dem Aufwachen die Erkenntnis – oh je, es regnet. Nicht wirklich stark,
aber es tröpfelt. Da hat eine Ausfahrt mit der Vespa natürlich keinen Sinn,
also dehnen wir erst einmal das Frühstück auf eineinhalb Stunden aus. Übrigens
ohne frisches Gebäck, denn wir haben vergessen vorzubestellen und extra gibt’s
nix. Völlig wurscht, wir haben uns vorsorglich einen Nuss-Strudel mitgenommen,
der bleibt frisch bis Mitte Oktober, moderner Konservierungstechnik sei Dank.
Und schmecken tut er auch einigermaßen.
Nach
einem Vormittags-Pasch haben wir uns dann ein wenig niedergelegt und
anschließend fleißig an unseren Notebooks gearbeitet. Ein feiner Tag im Inneren
des WoMo, das zum Glück groß genug für einen Aufenthalt zu zweit ist. Was wohl
vier Personen in einem VW-Bus bei einem Regentag machen? Oder gar in einem der
vielen, kleinen Zelte? In denen man zum Teil ja nicht einmal sitzen kann…
Am
späteren Nachmittag hat das Wetter dann wieder halbwegs brauchbar ausgeschaut
und wir sind mit der Vespa losgefahren. Wir bräuchten ein paar Dosen Cola, die
haben wir vergessen einzukaufen. Weit kommen wir aber nicht, denn der Regen hat
sich unerwartet rasch zurückgemeldet und mit unseren kleinen Roller-Reifen ist
es auf nasser Fahrbahn nicht ganz so lustig… Also nix wie schnell zurück zum
Campingplatz – wir sind tatsächlich kein bisschen nass geworden, nur an den
Visieren der Helme waren ein paar Tröpfchen Wasser zu sehen. Keine fünf Minuten
später hat es dann richtig stark geregnet und wir wären schwer eingeweicht
worden…
So
haben wir im Trockenen einen weiteren Pasch gemacht und am Abend bereitete uns
Ilse schmackhafte Spaghetti Bolognese zu, mit wunderbarem Parmesan und einem
guten Salat.
Auch
heute haben wir wieder das Feuerwerk miterlebt, auch wenn wir nur das Donnern
der Explosionen hörten, Raketen waren für uns gar keine zu sehen, dazu hätten
wir wohl wieder ans Seeufer runtergehen müssen.
Morgen
geht’s wieder weiter – wir bleiben am Lac Annecy, aber wir wechseln ans andere
Ufer. Schön ist es hier…
Freitag,
25. August 2017
Dank
der gestrigen Vorbestellung liegen frisch duftende Croissants auf unserem
Frühstückstisch und Ilses Super-Kaffee lässt uns gut in den neuen Tag starten.
Schnell
ist die Vespa aufgeladen und der Strom abgesteckt, Tschüss du schöner
Campingplatz du Lac. Teuer warst du übrigens auch, die drei Nächte kosteten uns
97,20 Euro – allein für den Strom mussten wir 5 Euro täglich berappen –
ziemlich grenzwertig.
Die
heutige Etappe ist vielleicht die kürzeste aller Zeiten, denn schon nach exakt
17 Kilometern treffen wir in St. Jorioz ein und finden den anvisierten „Camping
Solitaire du Lac“ auf Anhieb. Hier schauen die Preise gleich ganz anders aus –
jetzt ist schon die so genannte „ACSI-Zeit“ angebrochen und wir bezahlen
inklusive Strom gerade mal 17 Euro je Nacht. Das passt natürlich gut.
Es
stehen noch mehrere Plätze zur Auswahl, letztendlich kommt aber nur einer davon
in Frage. Denn fast alle Plätze liegen in der prallen Sonne und es wird die
nächsten Tage bis 33 Grad warm. Aber zum Glück finden wir noch einen Flecken
mit Bäumen und nachdem Ilse den Sonnenverlauf gecheckt hat wissen wir, dass wir
ab dem frühen Nachmittag im Schatten stehen werden. Wir buchen gleich für sechs
Tage.
Kaum
haben wir uns für den Aufenthalt eingerichtet, sind wir schon mit der Vespa
losgeknattert. Mal checken, wie es hier so ausschaut. Und es schaut gut aus –
wir sind gleich einmal 40 Kilometer herumgefahren und dann ist uns – schon bei
der Retourfahrt zum Campingplatz – ein Carrefour-Supermarkt vors Moped
gesprungen. Geil – wir brauchen eh ein paar Sachen, also nix wie rein mit uns.
Mit
Milch, Schinken, Chips und Joghurts waren die Lebensmittel schnell
zusammengesucht und darüber hinaus haben wir uns noch gelbe und rote Pappteller
gekauft. Denn die sind schon sehr praktisch, vor allem bei kleinen Mahlzeiten.
Dann
war wieder ein feiner Pasch gefällig und später haben wir dann beschlossen,
heute Mal Würstchen und Pommes Frites zu essen, die hier am Platz angeboten
werden. Zwar gibt es kein Restaurant hier, aber es steht ein zum Pizza-Wagen
umgebautes Wohnmobil da.
Der
Pizza-Mann erstaunte uns dann gleich mit der Feststellung, wenn wir eine Pizza
möchten, würde das eineinhalb bis zwei Stunden lang dauern. Nein Danke – lieber
Würstchen mit Pommes.
Das
dauerte dann nur wenige Minuten und beim Bezahlen versuchte uns doch der
Verkäufer tatsächlich um 60 Cent zu linken. Aber nicht mit uns – wir rechneten
ihm die einzelnen Posten vor und er nahm achselzuckend unser genau abgezähltes
Geld entgegen. Der Hundling!
Das
Essen ist dann durchaus o.k gewesen und mit 8,40 Euro auch ziemlich günstig.
Nach
einem Gute-Nacht-Pasch sind wir dann müde ins Bett – wahrscheinlich noch vor
Anbruch der so genannten Geisterstunde.
Samstag,
26. August 2017
Der
Tag beginnt mit Kaffee und frischen Croissants, die es im Kiosk hier zu kaufen
gibt. Übrigens um 1,10 Euro, da haben wir auch schon das Doppelte dafür
bezahlt. Oder das Dreifache, etwa auf Schweizer Autobahnraststätten.
Das
Wetter ist wunderbar und bereits am Vormittag fahren wir mit unserem roten
Roller eine ausgedehnte Runde ins Umland. Wir glühen kilometerweit einen Berg
hinauf und werden mit herrlichen Ausblicken verwöhnt. Immer wieder bleiben wir
kurz stehen und genießen den Panoramablick. So eine schöne Gegend hier!
Irgendwann
spüren wir dann zunehmend unsere Fahrgestelle und cruisen zum Platz zurück.
Nach einer kurzen Rast spazieren wir die paar Meter zum Seeufer hinunter und
nehmen dort mit dem Handy ein WhatsApp-Video für Sigrid auf. Ilses Schwester feiert
heute Geburtstag und wir senden ihr auf diesem Weg „neumodische“ Glückwünsche
nach Innsbruck. Hat gut geklappt, wie ein SMS von Sigrid kurze Zeit später
bestätigte.
Den
Nachmittag verbringen wir mit einer kleinen Siesta, später spielen wir uns
einen Pasch aus. Und wir wundern uns über unsere direkten Nachbarn, die mit
zwei Kindern und einem Hund unterwegs sind. Aber das ist nicht das Wunderliche
– die haben doch tatsächlich auch zwei Kaninchen mit dabei. Die armen Fellnasen
brüten den ganzen Tag über im Zelt, abends dürfen sie dann zur Unterhaltung der
Kinder ein wenig herumhoppeln. Nun ja – auf der Zappanale hatte dieses Jahr
jemand eine Riesenschildkröte mit und Hamster auf Reisen haben wir auch schon
gesehen. Also so richtig verwundert hat uns das mit den beiden Hasen eh schon
nicht mehr…
Weil
wir unschlüssig waren, was wir uns denn als Abendessen zubereiten könnten,
haben wir beschlossen, dem Pizzabäcker noch eine Chance zu geben. Gernot ist
also brav um kurz nach 17 Uhr zum Pizza-Wagen raufgegangen und hat uns eine
Pizza vorbestellt. Um 18 Uhr 20 wird sie fertig sein, eh keine eineinhalb
Stunden Wartezeit.
Pünktlich
wie ein Maurer ist Gernot dann zur angegebenen Zeit frohen Mutes erneut zum
Pizza-Mann gegangen und wurde dort mit einem fröhlichen „Two Minutes!“ begrüßt.
Schnell waren die 10,50 Euro bezahlt, allein die Pizza wollte und wollte nicht
kommen. Nachdem aus den zwei Minuten eine gute Viertelstunde geworden war, sah
Gernot, dass der Pizza-Mann gerade dabei war, zwei „4-Formage“ Pizzen in den
Ofen zu schieben – von unserer bestellten „Regina“ weiterhin keine Spur. Da
fragte dann Gernot den guten Mann, ob er eventuell sein Geschäft nicht richtig
unter Kontrolle habe und wie lange man denn noch auf die Pizza warten müsse.
Tja – das hat dem Pizza-Koch gar nicht gefallen, kritisiert zu werden war so
gar nicht seines. Er ist augenblicklich böse geworden und hat – immerhin um
exakt 18:40 – den schönen Satz gesagt: „Wegen 5 Minuten regst du dich auf?
Glaubst du, ich war die ganze Zeit über am Strand oder was?“ Er sagte das
natürlich auf „Englisch“, aber weil Fremdsprachen nix für den gemeinen
Franzosen sind, muss hier übersetzt werden. Jedenfalls
antwortete Gernot: „I don`t know where you have been – you are not so
important, that I am watching you!“ Daraufhin stürzte der aggressive Typ aus seinem
Verkaufswagen und baute sich bedrohlich vor Gernot auf – keine 20 Zentimeter
entfernt. Gleich könnte es blitzen und krachen, der Pizza-Mann schwang schon
seine Fäuste…
Nachdem
Gernot den Deppen erst einmal aus seiner Intimzone verbellt hatte war klar, mit
dem Typ machen wir keine Geschäfte – also: „Her mit den 10,50 Euro und deine
Pizza kannst du dir – wenn schon nicht in den Ofen – dann sonst wo
hineinschieben.“ Aber natürlich gab der Pizza-Mann das Geld nicht retour, dafür
packte er alle drei englischen Schimpfwörter aus, die er kannte. Also „Fuck
you! „Fuck off“ und „Fucking Idiot“.
Gernot
ist dann zur Rezeption gegangen, um den Vorfall dort zur Kenntnis zu bringen.
Schnell war auch der Aggressivling im Büro und hat hektisch auf Französisch
über Gernot hergezogen. Den drei Damen dort war das nicht nur peinlich, durch
den völlig ausgeflippten Typen zeigten sie sich auch zunehmend verängstigt.
Jedenfalls war das ein guter Zeitpunkt für eine Deeskalation der Situation und
Gernot ist ohne Pizza und ohne Geld zum WoMo zurückgegangen. Aber – er hat sich
dabei überhaupt nicht als Verlierer gefühlt, im Gegenteil. Denn immerhin stand
der gewaltbereite Pizza-Bäcker-Idiot noch auf seinen eigenen Beinen und war
höchstens in seinem Stolz verletzt. Vor 25, 30 Jahren hätte das noch ganz
anders ausgesehen, da hätte Gernot niemals einen aggressiven Bedroher 20
Zentimeter an sich herangelassen. Aber man wird ja zum Glück im Alter ein wenig
gescheiter, auch zum Glück für den Pizza-Trottel.
Nun
– Ilse konnte diese Geschichte nicht auf sich sitzen lassen und ist sofort zum
Pizza-Wagen raufgedüst. Gernot ist im WoMo geblieben und hat dort fast eine
dreiviertel Stunde auf die Rückkehr von Ilse gewartet. Die hat in dieser Zeit
den Pizza-Mann – der übrigens Nikola heißt – völlig zur Weißglut getrieben. So
hat sie ihn und den Wagen mehrmals fotografiert und minutenlang mit den
Fingernägeln auf das Blech des Verkaufspultes getrommelt. Mit allen Mitteln
wollte sie unser Geld zurück und hat allen Kunden von der Sache erzählt. „Fuck
off – you waste my Business“, schrie Nikola nicht nur einmal und alle
Anwesenden haben über den Typ nur den Kopf geschüttelt. Schließlich drohte Ilse
bei der Rezeption mit der Polizei. Die drei Damen haben den Streit und die
ordinären Beschimpfungen natürlich haarklein mitgekriegt und haben sich
vielmals für den depperten Nikola entschuldigt. „He belongs not to us and this
is his last season here on the Campside!“ Und sie gaben Ilse die 10 Euro 50 für
die Pizza zurück.
Mit
dem Geld in der Hand ist Ilse dann noch einmal triumphierend zum zukünftigen
Ex-Pizza-Bäcker vom „Camping Solitaire du Lac“ hingegangen, hat ihm die Kohle
gezeigt und gesagt: „I have my money und this is your last season here, Nikola!
Have a nice evening.“
Müde
von der ganzen Aufregung haben wir dann als Ersatz-Abendessen eine Tüte
Kartoffel-Chips vernichtet und anschließend im WoMo-Inneren einen Pasch
gemacht.
Später
hat Ilse dann ein eigenartiges Pritscheln gehört, da war es schon nach 23 Uhr.
Unglaublich aber wahr – unsere Schweizer Nachbarn haben aus ihrem WoMo das
Brauchwasser abgelassen – mitten am Stellplatz! Als sich Ilse darüber
beschwerte, sagten sie noch frech: „Warum? Das ist doch ganz normal!“ Solche
Ignoranten – mach das in der Schweiz und du fliegst nicht nur sofort vom Platz,
sondern kriegst ein Verfahren wegen Umweltverschmutzung aufgebrummt, das dich
ein Schweinegeld kosten kann. Auch in Deutschland oder Holland würde man
augenblicklich aus jedem Campingplatz hinausgeworfen werden – wahrscheinlich in
Frankreich eh auch. Ein größeres No-go gibt’s beim Campen ja gar nicht!
Wir
waren dann am heutigen Tag einfach zu müde, um uns über so eine Unverschämtheit
noch weiter aufzuregen – aber einen Meter vor dem Fenster der Nachbarn das
Schmutzwasser einfach in die Erde laufen zu lassen, dazu braucht es schon eine
riesige Portion Dummheit oder fehlendes Einfühlungsvermögen. Wahrscheinlich
waren die Schweizer mit beidem reichlich gesegnet…
Sonntag,
27. August 2017
Wie
jeden Tag, so werden wir auch heute vom Hund der Nachbarn geweckt – wenigstens
machen die Kaninchen keinen unnötigen Lärm. Dafür haben die beiden Kinder die
Angewohnheit, dass sie ihr Abendessen mit Stirnlampen zu sich nehmen – muss man
auch mal gesehen haben. Das sorgt dann für eine Laser-Show im Inneren unseres
WoMo und alle paar Sekunden findet ein herumtanzender LED-Licht-Strahl genau
den Weg in Zentrum unserer Pupillen. Was man nicht alles so hinnehmen muss…
Aber
– beim Frühstück „brauchen“ die Kinder die Stirnlampen zum Glück noch nicht und
wir können ungestört unseren Kaffee zu uns nehmen.
Lang
bleiben wir dann nicht mehr untätig und reiten mit unserem roten Pferdchen los.
Heute steht die Besichtigung der Stadt Annecy auf dem Programm – in den
Reiseführern wird sie als das „Venedig von Frankreich“ gepriesen. Außerdem
findet dort heute der Wochenmarkt statt, vielleicht gibt er ja was her. Mal
schauen…
Nach
Annecy sind es nur 12 Kilometer und im Prinzip herrscht über die ganze Strecke
dichter Kolonnenverkehr. Das macht uns gar nichts, wir überholen alle mit einem
guten 60er, manchmal machen uns die PKW und WoMo so deutlich Platz, dass sie
beinahe den rechten Randstein berühren. Sehr nett und wir rufen dann beim
Vorbeifahren immer ein „Merci!“ „Danke!“ oder „Grazie“ in die offenen Fenster
hinein…
So
kommen wir problemlos ins Zentrum von Annecy und parken unser Moped wie gehabt
direkt am Rand der Fußgängerzone.
Heute
ist ein besonders heißer Tag, es ist über 33 Grad warm und viele Teile der
Altstadt liegen in der prallen Sonne. Der Menschenandrang ist gigantisch,
selbständig gehen ist nahezu unmöglich, die Masse bestimmt den Weg. Die
unzähligen Marktstände verengen die schmalen Gassen zusätzlich und das extreme
Gedränge und die Hitze werden uns bald einmal zu viel.
Zu
kaufen gäbe es einiges – so lockt etwa ein Salami-Stand mit herrlichen Düften,
aber wir brauchen eigentlich nichts.
Die vielen Weichkäse-Sorten locken uns
hingegen weniger, auch weil die völlig verschimmelten Laibe nicht sehr
ansehnlich sind. Aber sie munden sicherlich sehr gut – wir sind allerdings
keine großen Freunde von Weichkäse, die schmecken für uns immer alle wie
Camembert.
In
einem Souvenirladen halten wir dann Ausschau nach Vespa-Modellen und werden so
richtig fündig. Es gibt drei verschiedene Vespas aus Keramik mit einem Fahrer
drauf, so ein ähnliches Modell haben wir schon zu Hause. Sie haben mehrere
Vespa-Modelle aus Blech im Programm und sogar zwei Retro-Blechschilder mit
einer Vespa drauf. Dazu eine riesige Vespa, die als Garderobe verwendet werden
kann, wie wir sie schon einmal in Österreich gesehen haben. Aber – nicht ein
einziges der beschriebenen Vespa-Modelle ist rot – alle nur blau, weiß oder
grün und wir sammeln nun mal nur rote Vespas. So ein Pech – so eine geile
Auswahl und nix rotes dabei – gar nix. Echt schade – eine Keramik-Vespa mit
Fahrer um 49 Euro hätten wir uns sicher gekauft, vielleicht sogar zwei… Tja –
nützt nix, weiter schauen…
Bei
diesem Weiterschauen kommen wir dann bei einem Straßenmaler vorbei, der einige
seiner Bilder zum Verkauf anbietet. Wir nehmen uns von schönen Orten ja gerne
kleine Gemälde mit, die wir dann bei uns daheim im Schlafzimmer aufhängen. Da
haben wir mittlerweile eine hübsche, kleine Galerie zusammen, die uns an manche
unserer Reisen erinnert.
Bald
einmal haben wir uns für ein handgemaltes Aquarell entschieden und der Maler
freut sich sehr, dass wir es ihm für 40 Euro abkaufen. Wir handeln bewusst
nicht, auch das registriert er erfreut. Behutsam schneidet er das erst gestern
gemalte Bildchen von seinem Block, dann packt er es vorsichtig und sehr akkurat
zuerst in eine Folie und danach in einen dicken Karton ein. Vorher hat er uns
das Bild noch betitelt und mit „Serge di Scala“ unterschrieben. Daheim wird es
dann gerahmt und bekommt einen besonders schönen Platz in unserer Sammlung.
Plötzlich
wurden wir von einem extrem lauten Geräusch erschreckt, ein regelrechtes
Brüllen lag auf einmal in der Luft. Und es steigerte sich zu einem unheimlichen
Lärm-Orkan, wie wir ihn selten zuvor erlebt haben. Gernot dachte zuerst, bald muss
ein irrsinnig aufgemotzter Super-Sportwagen um die Ecke kommen, vielleicht auch
mehrere davon. Aber dann sahen wir den Grund des Krawalles – eine ganze Gruppe
von Motorradfahrern, vielleicht 25, jagten im Leerlauf die Motoren ihrer Bikes
hoch, immer wieder und immer wieder. Außerdem hupten sie dazu, aber das war nur
mehr als winziges Nebengeräusch zu hören. Einer aus der Gruppe filmte die ganze
Szenerie und gab auch die Kommandos zum Vollgas-Geben. Nach zwei, drei Minuten
war der Spuk dann wieder vorbei, möglicherweise war das eine Hommage an einen
verunglückten Kollegen oder so. Jedenfalls – auf einer Formel 1 Rennstrecke
kann es nicht lauter sein, wie es an diesem Nachmittag im Städtchen Annecy war.
Auch was besonderes…
Wir
flanieren danach noch ein wenig abseits des Trubels durch Nebengässchen und
amüsieren uns einmal mehr über Touristen, die sich mit einem Selfie-Stick
(bösartig auch „Vollpfosten-Antenne“ genannt) fotografieren und dabei immer
dasselbe, strahlende Lächeln aufsetzen. Wir stellen uns dann immer vor, wie
denn ein Foto-Album dieser Leute ausschauen muss – bei allen Sehenswürdigkeiten
ist ja stets das gleiche, eigene
Grinse-Gesicht im Vordergrund zu sehen… Na ja, jeder Mensch hat andere
Vorlieben.
Weil
sich mittlerweile der Hunger lautstark bei uns gemeldet hat, suchen wir uns
eine Gelegenheit, ihn wieder ruhig zu stellen. Die Altstadt von Annecy ist voll
von Restaurants, die spezielle Touristen-Menüs ausgewiesen haben. Für uns ist
schon alleine das Wort „Touristen-Menü“ Grund genug, solche Lokale tunlichst zu
meiden, denn man muss ja nicht in jede Falle tappen. Außerdem verheißen die
angeschrieben Lock-Preise nichts Gutes, denn unter 20 Euro war kein Menü zu
kriegen – ohne Getränke wohlgemerkt. Da ist dann ein 50er schnell weg, das geht
natürlich auch in Annecy billiger.
Und
siehe da – keine 50 Meter außerhalb der Altstadt finden wir einen hübschen
Kebab-Laden, mit sehr freundlichem Chef und mit einer gemütlichen
Sitzgelegenheit im Freien. Die beiden bestellten Kebab-Teller mit Pommes kommen
keine zehn Minuten später zu Tisch und wir kriegen gemeinsam ein dreiviertel
Kilo köstliches Kebab-Fleisch serviert. Mit gemischtem Salat und geiler Sauce
Tartare.
Weil
wir so einen gigantischen Fleischberg natürlich nicht aufessen können, lassen
wir uns den Rest einpacken und haben damit schon große Teile unseres heutigen
Abendessen besorgt. Mit den zwei Colas bezahlen wir 25 Euro – das war dieses
Essen allemal wert. Überhaupt haben wir mit Kebab-Läden überall nur gute
Erfahrungen gemacht, egal ob in Holland, Italien, Deutschland oder sonst wo…
Zusammengefasst
ist Annecy allemal einen Besuch wert, die Bezeichnung „Venedig Frankreichs“
scheint uns aber doch etwas hochgegriffen.
Ein paar Kanäle machen noch kein
Venedig und übertriebenen Charme versprühten die alten Bürgerhäuser auch nicht.
Aber wir wollen nicht zu ungerecht sein – natürlich haben die Menschenmassen
den Eindruck der Stadt getrübt – so volle Gassen sind nirgendwo lässig. Und man
bekommt zwangsläufig weit weniger von der Umgebung mit, wenn man immer darauf
achten muss, dass man nicht auf einen Hund oder – weit schlimmer noch – auf ein
herum wieselndes, kleines Kind tritt.
Nach
der ausführlichen Runde durch Annecy sind wir dann zum Campingplatz zurück
gebrettert, wieder haben wir ununterbrochen überholt. Das ist mit der Vespa
schon sehr fein, denn „richtige“ Motorräder haben es bei den zahlreichen
Kreisverkehren und Mittelinseln mit dem Vorbeifahren weit schwieriger.
Am
Platz sind wir zuerst fein unter die Dusche gegangen, später ist Ilse dann beim
Müll wegbringen zufällig auf den bösen Pizza-Mann getroffen. Der hat sie gleich
mit einem: „Fucking bitch!“ begrüßt und ihr vorgejammert, dass er die 10,50
Euro bezahlen hat müssen. Ilse hat nur gelacht und ihm den Mittelfinger gezeigt
– sein nachfolgendes: „You are a fucking bitch!“ haben die drei Damen von der
Rezeption entsetzt mitgekriegt. Ach du dummer, unbeherrschter Nikola, nächstes
Jahr musst du dir wirklich einen anderen Platz für dein Geschäft suchen und
sollten wir Lust dazu haben, dann darfst du ab kommender Woche deine verbalen
und sonstigen Entgleisungen in diversen Internet-Foren nachlesen. Vielleicht
unter #theangrypizzamanfromannecy!
Am
Abend haben wir uns dann ein wunderbares Essen zubereitet – die gute Salami,
der sehr gute Parmesan und das Kebab-Fleisch mundeten ausgezeichnet. Wir haben
übrigens beschlossen, unseren Aufenthalt hier vorzeitig zu beenden, denn wir
sind mittlerweile so ziemlich die ganze Gegend abgefahren und nur am Platz
herumzusitzen, ist uns zu langweilig. Morgen bleiben wir aber noch hier und am
Dienstag fahren wir heim – wir werden aber eventuell noch einen Zwischenstopp
in der Schweiz einlegen. Mal sehen…
Montag,
28. August 2017
Unser
letzter Tag am Lac Annecy. Übrigens haben wir auf diesem Campingplatz echt Pech
mit unseren Nachbarn, denn am Platz der Schweizer (die mit dem illegalen
Ablassen des Schmutzwassers) steht jetzt eine Familie aus Holland. Und der Mann
beginnt um kurz nach halb acht Uhr früh an seinem WoMo herum zu hämmern. Wumm,
wumm, wumm hallte es über den ganzen Platz, keinen Meter von uns entfernt.
Immer wieder schlägt der Mann mit dem Hammer auf die Felge des linken
Vorderrades – und wundert sich, als wir ihn deswegen ansprechen. Er müsse die
Bremsen reparieren, rechtfertigt er seinen Lärmangriff am frühen Morgen. Dass
andere Camper eventuell im Urlaub auch mal gerne ein wenig länger schlafen
würden, auf die abwegige Idee ist er gar nicht erst gekommen…
Trotzdem
– unser Aufenthalt hier war voll o.k. – über unsere Nachbarn schütteln wir mehr
den Kopf, als dass wir uns wirklich über sie ärgern. Es ist halt so – wenn man
neben „richtigen“ Campern steht, dann gibt es nie Probleme. Aber die
Leih-Wohnmobilisten und Hobby-Zeltler wissen oft nicht, wie man sich auf einem
Campingplatz zu verhalten hat und das sorgt dann halt für Schwierigkeiten. Aber
– auch im richtigen Leben kann man sich seine Nachbarn nicht aussuchen, also
muss man mit ihnen klar kommen. Beim Campen verschwinden die dann eh oft schon
am nächsten Tag wieder…
Nach
dem Frühstück ist klar, bei dem Wetter werden wir heute nicht viel unternehmen
können. Immer wieder regnet es leicht, dann blinzelt wieder die Sonne durch die
Wolken, kurz darauf regnet es wieder.
Wir
widmen uns ausgiebig dem süßen Nichtstun und schreiben ein wenig unseren Blog
nach bzw. sortieren wir unsere unzähligen Fotos am Notebook.
Dann
reißt die Wolkendecke ordentlich auf und wir fahren in den Ort St. Jorioz
rüber, dort gibt es einen Supermarkt und wir könnten ein paar Kleinigkeiten
brauchen. Nach einem Strom-Stecker für Frankreich halten wir auch Ausschau,
denn die müssen wir uns immer bei der Rezeption ausleihen und wir hätten gerne
einen eigenen.
Der
U-Supermarkt hat dann nicht ganz unseren Erwartungen entsprochen, den Stecker
hatten sie nicht mehr im Angebot. Auch die Auswahl der Weine enttäuschte uns,
da hat der Carrefour weit mehr zu bieten. Also kauften wir uns nur ein paar
Chips und ein wenig Schinken und fuhren damit zum Platz zurück.
Nach
einer guten Jause gönnten wir uns einen Pasch und legten uns dann für ein paar
Minuten nieder. Aber weil das Wetter weiter trocken blieb, sind wir noch mal
mit der Vespa raus und die zwei, drei Kilometer zum Carrefour-Markt hinüber
gefahren. Auch da haben wir nach dem speziellen Frankreich-Stromstecker
gefragt, aber auch hier war er ausverkauft.
Dafür
hat uns dann die Weinabteilung voll entschädigt, wir haben eine gute halbe
Stunde lang gebraucht, uns die einzelnen Flaschen Rotwein anzusehen und ein
paar davon auszuwählen. Als Mitbringsel für die Lieben daheim und uns selber
haben wir auch eine schöne Bouteille Bordeaux gegönnt.
Weil
sich die Biervorräte dem Ende neigen, hat sich Gernot dann noch eine
Sechser-Packung Heineken mitgenommen und im Regal dort eine nette Überraschung
gefunden. Denn es lagen vier kleine Cent-Münzen (2 Einserln und 2 Zweierln)
neben dem Heineken-Bier und wir kommen ja ohnehin an keiner verlorenen Münze
vorbei, ohne sie aufzuklauben und einzustecken. Alleine bei diesem kleinen
Urlaub in Annecy haben wir bereits zehn (!!) Münzen gefunden, darunter ein
schönes 1-Euro Stück. Alle vom Boden aufgehoben, bis auf die vier Stück im
Regal. Die Münzen kommen daheim in ein eigenes Glas – wir haben in den letzten
Jahren viele hundert Stück an Kleingeld gesammelt…
Mit
dem Rotwein im Vespa-Köfferchen sind wir zum Platz zurückgefahren und haben es
uns im WoMo gemütlich gemacht. Das Abendessen hat dann aus Schinken, Parmesan
und Brot bestanden, Gernot hat zusätzlich noch seine geliebten Mini-Tomätchen
verdrückt.
Morgen
fahren wir Richtung Heimat – wahrscheinlich bleiben wir noch für eine Nacht in
der Schweiz. Das sehen wir dann morgen, vielleicht fahren wir die 630 Kilometer
nach Innsbruck auch durch.
Dienstag,
29. August 2017
Nach
dem wie immer sehr guten Frühstückskaffee machen wir uns für den Aufbruch
fertig, auch rund um uns herum werden eifrig Zelte zusammengefaltet und
Wohnwagen angespannt. Ein Dienstag ist zum Reisen ideal, da entkommt man den
Horror-Staus des Urlauberreiseverkehrs am ehesten. Das wissen die Profis unter
den Campern und so wissen das auch wir. Andererseits ist es auch
nachvollziehbar, dass man bei nur zwei Wochen Urlaub jeden einzelnen Tag
ausnützen will und die obligaten Stau-Wochenenden halt hinnehmen muss. Bei uns
ist das zum Glück anders…
Wir
haben es wie immer nicht eilig und packen in Ruhe alles zusammen. Zum Schluss
wird dann noch unser Moped aufgeladen und wir gehen dann noch fein duschen.
Tschüss Lac Annecy – leicht möglich, dass wir uns einmal wiedersehen.
Neben
dem Carrefour-Markt befindet sich eine Diskont-Tankstelle und dort darf sich
unser WoMo mit frischem Diesel den Bauch vollschlagen. Der Liter kostet hier
nur 1,157 Euro, ein paar Kilometer weiter lag der Preis schon bei über 1,3
Euro, von den Schweizer Preisen brauchen wir gar nicht erst zu reden.
Die
ersten 20, 30 Kilometer geht es über die Bundesstraße, unter anderem fahren wir
quer durch die Stadt Annecy. Das dauert natürlich alles ein wenig länger, aber
als wir dann endlich auf der Autobahn sind, geht es wunderbar und ohne
Verzögerung flott dahin. Das Wetter ist schön, der Verkehr nur mäßig – eine
feine Fahrt.
Bei
einem Autobahnkreuz müssen wir uns dann entscheiden, ob wir durchfahren oder
eine Nacht in der Schweiz dranhängen. Ein Weg führt nach Zürich, der andere in
Richtung Zug. Wir fahren in Richtung Zug, nicht nur weil wir so dem zwingenden
Stau bei Zürich entgehen, sondern auch, weil uns eine Tagesetappe von über 600
Kilometer zu anstrengend ist. Und es muss ja nicht sein – warum sich also
unnötig quälen?
Eiger, Mönch und Jungfrau |
Ilse
hat in weiser Voraussicht bereits einen Campingplatz ins Auge gefasst und so fahren
wir über teils einspurige Autobahnen und durch unzählige Tunnels in den kleinen
Ort Ewil, einem Ortsteil von Sachseln. Dort befindet sich der wunderschöne
Sarner-See mit dem Campingplatz Ewil und so gegen 14 Uhr treffen wir ein.
Wir
werden von der überaus netten Campingplatz-Chefin freundlich begrüßt und können
aus zwei Plätzen auswählen. Keine zehn Minuten später sitzen wir schon auf
unseren Stühlen vor dem WoMo und genießen den schönen Blick auf den See. Wir
sind also bestens angekommen.
Unser
Platz liegt in der ersten Reihe, vom See trennt uns nur eine einspurige
Bahnlinie. Die regelmäßig vorbeifahrenden Züge stören uns überhaupt nicht,
Bahnlärm ist uns echt wurscht. Uns hat ja damals im bayrischen Saulgrub nicht
einmal gestört, dass der Lokal-Zug jedes Mal beim Vorbeifahren wegen einer
engen Kurve laut gehupt hat. Andere Camper sind deswegen entnervt abgereist…
Beim
Bezahlen der Rechnung erleben wir eine echte Überraschung – denn der Preis wird
in Euro umgerechnet, also nix mit dem üblichen 1:1-Kurs. Die Chefin erklärt
uns, das sei für sie eine Selbstverständlichkeit, schließlich betrage die
Differenz zwischen den beiden Währungen aktuell ca. 12 Prozent. Dass sie mit
dieser fairen Art der Umrechnung in der Schweiz ziemlich alleine da steht, weiß
sie und sie sagte dazu, dass sie sich für ihre Landleute schämen würde: „Das
gehört sich doch nicht! Das ist doch Beutelschneiderei!“ fügte sie noch an und
dass auch in den Medien heftig über dieses Thema diskutiert würde. Übrigens –
sogar für die 1-Franken-Münzen fürs Duschen verrechnete sie uns nur 90 Cent,
wie gesagt einzigartig.
Wir
verbringen einen feinen Nachmittag im Freien, machen im Schatten des einzigen
Baumes einen Pasch und werden von einer roten Katze begrüßt. Das von uns
angebotene Futter verweigert sie, ja sie zeigt sich sogar angewidert von unserm
italienischen Trockenfutter con Manzo. Aber sie lässt sich bereitwillig
streicheln und entpuppt sich als so genannte Rede-Katze. Sehr nett. Übrigens –
als wir später schon in den Betten lagen, hörten wir plötzlich ein verdächtiges
Knistern und Knuspern und am Morgen war das Schüsselchen mit dem Futter völlig
leergefressen.
Am
Abend hat uns Ilse dann wieder einmal köstlichste Ravioli mit Fleischfüllung
zubereitet, die wir mit dem obligaten Parmesan, der braunen Butter und einem
grünen Salat genossen haben.
Wir
sind dann noch lange vor unserem WoMo gesessen, haben dem Tag beim Wechsel in
die Nacht zugeschaut und waren froh, dass wir doch noch einen Tag Urlaub
drangehängt haben. Hier werden wir sicher noch einmal herkommen, denn diese
traumhafte Gegend wollen wir auch mit der Vespa näher erkunden. Und vielleicht
machen wir einmal ein paar lässige Fahrten mit der Bahn, es ist ja beinahe
unfassbar, welch extreme Trassen man unterwegs sieht.
Mittwoch,
30. August 2017
Nach
dem Aufwachen geht Gernot das vorbestellte Frühstücksgebäck holen – die Semmeln
heißen hier Brötli und die Croissants Kipfeli. Natürlich wird wieder in Euro
umgerechnet – der Unterschied beträgt immerhin 60 Cent. Und bekanntlich macht
auch Kleinvieh Mist…
Nach
dem guten Frühstück sind wir dann zur Heimfahrt aufgebrochen, die knapp über
300 Kilometer schrecken uns nicht.
Während
der ganzen Fahrt sind wir nur einmal in einen kurzen Voll-Stau geraten, in
einem Tunnel vor uns muss es irgendeine Panne oder so gegeben haben, die
Polizei hat ihn jedenfalls für den ganzen Verkehr gesperrt. Aber ein völliger
Stillstand ist allemal besser, als dieses unnötige Stop-and-Go. Denn das
strapaziert nicht nur die Nerven, sondern auch unser armes WoMo über Gebühr.
Keine
20 Minuten später ist dann der Verkehr sofort wieder normal weitergeflossen und
ohne jede Verzögerung sind wir nach Feldkirch gekommen. Dort musste wieder
Diesel nachgegossen werden und nach ein paar Kilometern auf der
Rheintal-Autobahn haben wir für ein zweites Frühstück kurz gerastet.
Den
Weg von Vorarlberg nach Innsbruck sind wir in letzter Zeit ziemlich oft
gefahren und wir freuen uns schon, wenn der Arlberg-Tunnel wieder offen ist.
Denn dann muss sich unser Schneckchen nicht mehr unnötig über die steile
Passstraße quälen, obwohl sie auch heute wieder eine erstaunlich gute Figur als
Bergziege abgegeben hat. Auch bei der Abfahrt gab es keinerlei Probleme, die
Bremsen sind nie bedenklich heiß geworden.
Spätestens
bei der Auffahrt auf die S 16 Arlberg-Schnellstraße haben wir dann ohnehin
immer das Gefühl schon daheim zu sein, auch wenn es von dort noch über 90
Kilometer bis nach Innsbruck sind. Aber die schaffen wir meistens in weniger
als einer Stunde, auch weil es viele, viele Kilometer abwärts geht und wir
ausnahmsweise auch mal mit mehr als 100 km/h dahin rollen.
Das
war also unsere 71. WoMo Fahrt und eigentlich war geplant, gleich am Samstag
wieder loszufahren, wenn auch nur zu Luis und Gitte an den Kochel-See. Aber
dann haben wir gecheckt, dass am Samstag das Fußball WM Qualifikationsspiel
Österreich gegen Wales stattfindet und in Deutschland kriegen wir keinen
ORF-Stream. Marko Arnautovic, David Alaba und Co. können wir uns aber natürlich
nicht entgehen lassen, also bleibt unser Häuschen vorerst in der Garage. Und
die Betonung liegt ausdrücklich auf dem Wörtchen „vorerst“…
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