vom 23. Juli 2017 bis 2. August 2017
von Innsbruck-Cannobio am Lago Maggiore-Fondotoce am Lago Mergozzo-Thonon-les-Bains am Genfersee-über Montreaux-Bern-Zürich-St.Gallen und Diepoldsau nach Innsbruck
1265km mit dem Wohnmobil und 453km mit der Vespa.
von Innsbruck-Cannobio am Lago Maggiore-Fondotoce am Lago Mergozzo-Thonon-les-Bains am Genfersee-über Montreaux-Bern-Zürich-St.Gallen und Diepoldsau nach Innsbruck
1265km mit dem Wohnmobil und 453km mit der Vespa.
Sonntag, 23. Juli 2017
Wir
haben diese Reise so oft umgeplant, dass wir eigentlich gar nicht mehr wissen,
wo wir überhaupt ursprünglich überall hin wollten. Zuerst war der Genfer See
unser Ziel, danach über Frankreich nach Belgien und vielleicht noch ein paar
Tage Holland. Dann checkten wir ab, dass gerade die Fußball-Europameisterschaft
der Damen ausgespielt wird – mit den Österreicherinnen und in den Niederlanden.
Am kommenden Mittwoch spielen „unsere“ Damen in Rotterdam gegen Island um den
Einzug ins EM-Viertelfinale – da fahren wir hin. Also vorerst nix Genfer See
und kein Belgien – nur Holland und das als rotweißrote Schlachtenbummler –
geil!
Irgendwann
am Samstag fragte dann Ilse so beiläufig, wie denn das Wetter in den
Niederlanden sein werde, schließlich bleiben wir mindestens zehn Tage dort.
Gernot checkte die Wetterprognose und – oje – die nächsten paar Tage nur Regen,
teilweise soll er sogar echt heftig werden. Und Holland im heftigen Regen, das
hatten wir schon zur Genüge. Also nein zu den Niederlanden, die österreichischen
Fußballdamen werden auch ohne unsere leibhaftige Unterstützung ins
Viertelfinale einziehen müssen. Gernot behauptet, nach der super gespielten
Vorrunde könne nur ein Wunder diesen historischen Erfolg noch verhindern, aber
Ilse hat schon Pferde kotzen gesehen, drückt aber natürlich auch fest die
Daumen.
Der
Blick auf die Europa-Satellitenkarte hat dann ergeben, an der Cote d‘ Azur wäre
es wunderbar die nächsten Tage – also warum nicht, in Monte Carlo waren wir eh
schon jahrelang nicht mehr. Als Zwischenstation dorthin haben wir uns den Lago
Maggiore ausgewählt, also los!
Vorher
mussten wir mit unserem WoMo aber noch eine Werkstätte aufsuchen (schon
wieder!!), aber es war diesmal nichts Ernstes. Beim Heizungs-Lüftungsrohr am
Dach hat sich das obere Endstück verabschiedet – und so einen „Pilz“ mussten
wir uns besorgen, nicht das es uns durch diese Öffnung hereinregnet.
Bei
der Firma Heiss in Inzing haben wir uns schon am Vortag telefonisch angekündigt
und schon fünf Minuten nach unserem Eintreffen war der neue „Pilz“ von Herrn
Jori fachmännisch montiert. Hat keine 20 Euro gekostet und Herr Jori erklärte
uns auch, wie wir dieses Ding verloren haben: Durch eine Fehlzündung in der
Heizung ist kurzfristig ein derartiger Überdruck im Lüftungsrohr entstanden, dass
der „Pilz“ schlicht und einfach „weggesprengt“ worden ist. Und wenn schon nicht
bis in den Orbit, dann ist das Plastik-Ding zumindest ein ordentliches Stück in
Richtung Weltall geflogen. Was es nicht alles gibt…? Jedenfalls freuen wir uns
über den neuen, schönen Pilz und wir freuen uns sonst – außer beim
Schwammerlsuchen – nie über neue Pilze…
Jetzt
konnte es mit unseren 68. WoMo-Reise endgültig losgehen.
Danke Kerstin! |
Um
dem Urlauber-Rückreiseverkehr möglichst auszuweichen, wollten wir ganz zeitig
in der Früh losfahren und tatsächlich starteten wir unsere Schnecke schon um 6
Uhr 20. Die Vespa hatten wir schon am Vortag aufgeladen und für diese Reise
haben wir noch ein besonderes Geschenk von unserer lieben Nachbarin Kerstin
bekommen – einen riesigen Gugelhupf! Danke noch mal dafür, der Kuchen ist echt
fabelhaft.
Gemütlich
und ohne nennenswerten Verkehr sind wir nach St. Anton gekommen und weil der
Arlberg-Tunnel wegen Wartungsarbeiten noch bis in den Herbst hinein gesperrt
ist, warteten ein paar Kilometer Schwerarbeit auf unser altes Häuschen. Aber
unser WoMo hat sich bewundernswert geschlagen und ist ohne jegliche
Überhitzungsgefahr die steile Bergstraße hochgefahren. Alles schön im dritten
Gang und weit unter Volllast, so mag es unsere Schnecke am liebsten. Danach durfte
sie sich dann lange ausrasten, weil es eine gute halbe Stunde lang nur bergab
ging und bei der Raststation Innerbraz hat sie dann überhaupt ein paar Minuten
lang ruhen dürfen, denn wir haben uns aus der Tankstelle frische Brötchen
besorgt.
Unser
weiterer Weg führte uns über Feldkirch in die Schweiz und bald einmal sind wir
auf die Autobahn aufgefahren. Auch hier herrscht noch überhaupt kein Verkehr
und wir rollen locker durch die schöne Landschaft der Eidgenossenschaft.
Irgendwann
macht sich dann bei Gernot Kaffeedurst bemerkbar und wir steuern die
nächstbeste Raststätte an – ausgerechnet „Heidiland“. Da dreht sich alles um
die Heidi, den Alm-Öhi und den Peter, man kann sich für Geld an Automaten ihre
Abenteuer anhören, auf ihnen herumreiten oder sie als Puppen, Tassen oder
Schlüsselanhänger kaufen. Es gibt dort einen ganze Laden voll mit Heidi-Stoff –
wer’s mag…
Wir
kaufen uns einen Coffee To Go, den Cappuccino in mittlerer Größe für schlanke
4,10 SFR. Wir haben tatsächlich immer noch genug Schweizer Münzgeld dafür mit
und müssen uns deshalb nicht mit den alternativen 4,10 Euro noch mehr neppen
lassen. Denn nach wie vor wird der Euro mit dem Schweizer Franken 1:1
umgerechnet – überall und ohne jede Scham. Und zurzeit liegt der Unterschied
bei gut und gern 15 Prozent – also das ist schon ein starkes Stück,
vorsätzlicher Fremdwährungs-Betrug als Volkssport. Aber – uns kann’s ziemlich
wurscht sein – wir kaufen nichts! Und wenn, dann zahlen wir mit Kreditkarte.
Und da werden dann plötzlich aus 62,50 Franken 55,15 Euro – nur so als
Beispiel…
Der
Kaffee vom Heidiland-Rasthaus war durchaus halb-super und eine überaus süße
Spitzmaus ist uns auch noch vor die Füße gelaufen. Gernot hat das niedliche
Tier auf den ersten Blick für ein Insekt gehalten, viel größer war es auch
nicht.
Gut
gestärkt sind wir dann zum San Bernardino-Tunnel hochgefahren, auch diese
Anstrengung hat unser braves WoMo problemlos bewältigt. Weit war es dann nicht
mehr bis nach Italien und noch weit vor Mittag passierten wir bei Brissagio die
Grenze. Jetzt war es wirklich nur mehr ein Hüpferchen bis zu unserem Tagesziel
und nach vielleicht zehn Kilometern trafen wir in Cannobio am Lago Maggiore ein
– den von uns auserwählten Campingplatz „Internazionale Paradis“ fanden wir auf
Anhieb.
Wie
befürchtet, ist hier überall absolute Hochsaison und es ist nur reines Glück
gewesen, dass wir einen Platz gekriegt haben. Den Allerallerletzten – und den auch nur bis morgen. Wurscht –
Hauptsache, wir sind angekommen.
Wir
parken uns ein und finden uns mitten in Holland wieder. Rund um uns nur gelbe
Nummernschilder, von zwei, drei deutschen abgesehen. Stört uns natürlich
überhaupt nicht, Niederländer sind die geborenen Camper, wir haben noch nie
irgendwelche Schwierigkeiten mit ihnen gehabt. Klar – sie können schon mal ein
bisserl laut werden, ihre Gespräche lassen sich auch in 50 Meter Entfernung
noch Wort für Wort verstehen – wenn man ein Wort verstehen würde. Aber –
Italiener sind auch manchmal laut, vor allem in der Gruppe – da läuft das dann
halt über südländische Lebensfreude. Also lassen wir die fries- zee- und
holl-ländische Lebensfreude natürlich auch durchgehen…
Wir
richten uns für den Aufenthalt her und fahren dann eine ausgedehnte Runde mit
der Vespa. Herrlich ist es hier, der See ist wirklich ein Traum, die Gegend
wunderschön. Das Wetter ist sehr gut, es wird an die 30 Grad haben. Gut
eineinhalb Stunden cruisen wir herum, dann haben wir vorerst genug und fahren
zum Platz zurück.
Im
Schatten spielen wir uns einen Pasch aus und später machen wir uns mit mitgebrachtem
Speck, Brot und dem Kuchen von Kerstin einen superfeinen Jäusler.
Viel
bringen wir heute nicht mehr zu Stande, wir sind von der Fahrt ziemlich müde
und Gernot geht überhaupt schon um 22 Uhr zu Bett. Ilse bleibt dann zum Glück
immerhin noch so lange wach, dass sie den Beginn eines sehr schweren Gewitters
mitkriegt. Deshalb kann sie noch rechtzeitig alle Dachluken schließen und
unsere armes Moped zudecken, das sonst im strömenden Regen gestanden wäre. Und
das die ganze Nacht lang, denn am Morgen regnete es immer noch wie aus Kübeln.
Montag,
24. Juli 2017
Wir
werden gegen 7 Uhr früh wach – weil der Regen so heftig auf das Dach unseres
Häuschens trommelt. Der Himmel hat scheinbar alle seine Schleusen geöffnet, da
hat der Herr Wetterbericht aber was ganz anderes versprochen. Aber – wir wissen
aus Erfahrung, nur Meteorologen und Politiker werden auch für’s Lügen bezahlt,
also machen wir uns nicht viel draus und warten ab.
Um
9 Uhr 30 erwischen wir ein kleines Wetterfensterchen und sofort machen wir uns
dran, die Vespa aufzuladen – denn das ist bei strömenden Regen nicht ganz so
prickelnd. Heute waren wir besonders effizient, keine zehn Minuten später war
unser Moped sicher vertäut – unser Nachbar, der die Auflade-Aktion akribisch
genau von seinem Vorzelt aus verfolgte, spendete uns anerkennend virtuellen
Applaus mit zwei ausgestreckten Daumen.
Noch
eine schnelle Dusche, ein kräftiges „Ciao Tutti“ in Richtung Rezeption und die
Landstraße hatte uns und unseren dicken Nasenbären wieder. Der brauchte vor der
heutigen Etappe übrigens gar keine Angst zu haben, denn wir fahren höchstens 30
Kilometer weit.
Unser Ziel ist der Lago Mergozzo, ein malerisch gelegener See,
umrahmt von recht hohen Bergen und sanften Hügeln.
Der
Weg dorthin war zwar nicht weit, aber er entwickelte sich dann doch unerwartet
anstrengend, denn viele Kilometer lang kamen wir nur im Stop-and-Go-Modus
weiter. Irgendwie wollten zu viele in die gleiche Richtung und wir mittendrin.
Aber – noch ist in der Geschichte der Menschheit jeder Stau zu Ende gegangen,
so auch dieser und knapp vor Mittag checkten wir im „Camping Quiete“ ein. Was
für ein Glück, dass Ilse gestern noch telefonisch vorreserviert hat, denn bei
allen Campingplätzen, an denen wir heute vorbeikamen, sahen wir Schilder, dass
sie ausgebucht sind. Und das sind verdammt viele Campingplätze gewesen!
Wir
können am „Quiete“ noch aus den letzten beiden verbliebenen Plätzen auswählen
und wir haben echt ein richtiges Glück gehabt. Unser Platz ist sehr groß, liegt
ganz in der Nähe der Waschhäuser und eine der Toiletten ist keine 30 Meter
entfernt. Geil!
Schon
zehn Minuten nach unserer Ankunft sind wir für den Aufenthalt hergerichtet, wir
haben gleich für drei Nächte gebucht. Keine halbe Stunde gönnen wir uns eine
Pause und dann starten wir schon unseren roten Roller und fahren raus, die
Gegend ein wenig näher zu erkunden.
Schön
ist es hier, die kleinen Dörfer wirken noch ziemlich ursprünglich, so hat es
wahrscheinlich vor 40, 50 Jahren auch schon ausgesehen. Die Straßen sind
relativ schmal und kaum ein Meter davon ist unbeschädigt. Eine Herausforderung
für Gernot und die Vespa und tatsächlich – irgendwann im Laufe des Nachmittags
gibt unser Roller plötzlich ungewohnte Geräusche von sich. DAS hört sich aber
gar nicht gut an. Wir verstehen beide von Vespa-Motoren ungefähr so viel, dass
sie silbrig glänzen, zur Verschmutzung neigen und mitunter sehr heiß werden
können. Das war es schon, ach ja – den Ölstand-Messer haben wir auch schon
gefunden. Trotzdem, Hilfs-Ingenieur Gernot ist sich sicher, das ist die
Kupplung. Also, das könnte die Kupplung sein, eventuell, vielleicht sogar
vielleicht. Was denn sonst? Eben. Also wahrscheinlich die Kupplung, denn das
schleifende Geräusch ist nur beim Anfahren zu vernehmen. Na ja, kann man auch
nix machen, müssen wir auf jeden Fall daheim anschauen lassen, jetzt fahren wir
mal, solange es nicht viel schlimmer wird.
Im
Ort Mergozzo – ein paar Kilometer von „unserem“ Fondotoce entfernt, kommen wir
bei einem kleinen „Alimentari“ vorbei und kommen daran natürlich nicht vorbei,
ohne einzutreten. Das winzige Geschäft erinnert an die kleinen Krämerläden, wie
sie vor ein paar Jahrzehnten auch bei uns noch Gang und Gäbe waren. Keine 40
Quadratmeter groß, aber über 1.000 Artikel.
Wir
kauften uns wunderbaren Parmesan, wieder einmal Tortellini, Butter, Milch,
Schokopuddings und einen schönen, grünen Salat. Ein kleines Glas Nutella durfte
dann auch noch mitkommen, wir müssen schließlich beide aufpassen, dass wir
unser dezentes Übergewicht halten.
Zurück
am Platz haben wir zuerst einen Pasch geklopft und uns dann das Abendessen
zubereitet. Der Parmesan ist einer der vorzüglichsten, den wir je gegessen
haben und es ist wunderbar, dass wir das von beinahe jedem in Italien gekauften
Parmesan sagen können. Dementsprechend gut haben die Tortellini geschmeckt, mit
brauner Butter übergossen und mit dem grünen Salat mit Kernöl dazu, war das ein
ausgezeichnetes Essen. Und wir waren so satt, dass die als Nachspeise geplanten
Puddings im Kühlschrank geblieben sind.
Um
punkt 21 Uhr wurden dann alle am Campingplatz mit lauter Musik beschallt –
heute findet ja der groß angekündigte „Masken-Ball“ (!!) statt. Überall hängen
dementsprechende Plakate und am Nachmittag waren schon drei Animateurinnen bei
uns – als Nonne, als wilde Bärin und – na ja – als „leichtes Mädchen“
verkleidet, um uns auch einzuladen: „The best mask will win the price“,
versuchte uns die gar nicht so keusche Klosterschwester zu locken, aber wir hatten
dummerweise keine Faschings-Masken im WoMo. So ein Fauxpas aber auch!
Himmelherrgott – wir hätten eine kleine Flasche „Captain Morgan“ Whiskey und
einen halben Liter lauwarmes Coca-Cola abstauben können, wenn wir nicht ohne
Faschings-Kostüme von daheim weggefahren wären. Shit – irgendwas vergisst man
immer.
Wir
haben uns den Spaß dann natürlich trotzdem angeschaut, maskiert war
erwartungsgemäß niemand, von den drei sehr bemühten Animateurinnen abgesehen.
Doch – ein Paar hatte selbstgebastelte Augen-Masken auf – sie wirkten ein wenig
wie Panzerknacker im falschen Gewand. Für den Whiskey wird’s wahrscheinlich,
mangels Konkurrenz, trotzdem gereicht haben.
Bemerkenswert
war aber immerhin die Live-Band, das waren richtige Profis, die hatten es
wirklich drauf und vor allem die Sängerin könnte in viel größeren Bands ihr
Geld verdienen.
Eine
knappe Viertelstunde haben wir den „Masken-Ball“ ausgehalten, man ist
schließlich keine 50 mehr und zu laute Musik ist sowieso nicht unseres. Also
sind wir zum WoMo zurück, haben uns „I want to break free“ oder „Sweet Home
Alabama“ von der Ferne angehört und einfach in den sternenklaren Himmel
geschaut. Unser Leben ist ja so verdammt schön…!
Dienstag,
25. Juli 2017
Wieder
haben wir wunderbar geschlafen, es ist wirklich schön ruhig hier am
Campingplatz „Quiete“. Übrigens nomen est omen – denn Quiete heißt Ruhe. Dabei
haben wir direkte, niederländische Nachbarn mit zwei kleinen Kindern, eines
davon noch ein Baby. Klar kommt von da manchmal Weinen oder Geplärre, das stört
uns aber nicht weiter, Kinderlärm halt, das verkraften wir schon. Kleine Kinder
weinen in dem Alter vielleicht 20, 30 Mal am Tag, dafür lachen sie 200 bis 300
Mal. Also wo ist das Problem? Obwohl – schon der große Karl Kraus hat einst
gesagt: „Fürze und Kinder – da erträgt man nur die eigenen…“ Das hat schon auch
was…
Morgens
ist es immer ein bisserl frisch, auch heute hat es gerade mal 16 Grad, als wir
aus den Betten kriechen. Also frühstücken wir im WoMo und sehen der Sonne beim
Strahlen zu. Das wird wieder ein schöner Tag, ideal zum Ausrücken mit der
Vespa. Vorerst machen wir aber noch einen Pasch, es darf ruhig noch ein wenig
wärmer werden.
Kurz
vor Mittag starten wir dann unseren roten Roller, heute müssen wir ihn ganz
besonders feinfühlig fahren, damit die Kupplung noch möglichst lange hält. Doch
schon nach ein paar Kilometern merken wir, dass unsere Vespa heute keinerlei
Geräusche von sich gibt, die wir nicht kennen. Auch nicht bei bewusst
provozierter Volllast, alles wieder in Ordnung? Nicht-Auskenner Gernot kann
sich die Spontanheilung unseres Mopeds nur so erklären, dass es den
stundenlangen, strömenden Regen vorgestern nicht richtig vertragen hat und
dadurch Wasser irgendwo hinein geraten ist, wo es nicht hingehört. Und dann ist
dann halt etwas irgendwie beleidigt „durchgerutscht“, was das ätzende Geräusch
verursacht hat. Jetzt ist alles wieder bestens und der Rest ist uns wurscht…
Wir
fahren in der Gegend herum und landen irgendwann am Lago d‘ Orta. Wir fahren
kilometerlang an seinem Ufer entlang, hier im Umkreis gibt es eine ganze
Vielzahl von wunderschönen Seen, der Lago d‘ Orta gehört definitiv auch dazu.
Wir
genießen die Fahrt ausgiebig, das Wetter ist warm, nur ein Tunnel sorgt
temperaturmäßig für etwas Abwechslung. Schon bei der Einfahrt lässt Gernot ein
lautes: „Na servas!“ fallen, denn der Tunnel ist beinahe vier Kilometer lang.
Und frostig wie ein Kühlhaus.
Natürlich
fahren wir nicht schneller als die erlaubten 70 km/h, das wiederum bringt die
italienischen Autofahrer an den Rand der Verzweiflung. Und natürlich überholen
sie uns, trotz Verbot – im dichten Kolonnenverkehr ist das wohl die dümmste
Entscheidung, die man treffen kann. Aber bei vielen italienischen Autolenkern
setzt einfach komplett das Hirn aus, wenn sie hinterm Lenkrad sitzen. Das Missachten
des Überholverbotes in einem Tunnel ist in Italien ein Straftatbestand und wird
mit einem Prozess, hohen Geldstrafen und einem monatelangen Führerscheinentzug
geahndet. Das kümmert die Dümmlinge am Volant aber wenig und dass sie durch das
Überholen nicht einmal eine einzige Sekunde Zeit gewinnen, geht in die hohlen
Birnen nicht hinein. Jedenfalls haben wir die rücksichtslosen Idioten sofort
nach Ende des Tunnels wieder zurücküberholt, vielleicht sind sie sich ja doch
ein wenig blöd vorgekommen dabei…
Nach
der eisigen Tunneldurchfahrt müssen wir uns ein bisserl aufwärmen und fahren
den nächstbesten Campingplatz an. Dort genießen wir einen kräftigen Cappuccino
und dann geht’s wieder hinaus mit uns auf die Straße.
Irgendwann
biegen wir dann auf kleinere Straßen ab und sind ab da ziemlich alleine
unterwegs. Es ist einfach herrlich, mit der Vespa und einem gemütlichen 60er
über die kurvenreichen Straßen zu cruisen, ein traumhaftes Vergnügen, von dem
wir nicht genug kriegen können.
Später
finden wir uns dann in Verbana wieder, das ist einer der größeren Orte hier am
Lago Maggiore. Wir spazieren ein bisserl herum in der Hoffnung, unser Sammlung
an roten Vespa-Modellen ein weiteres Exemplar hinzufügen zu können. Aber – wir
finden zwar Vespas, aber nur in gelb, blau oder grün – eine rote ist vorerst
nicht zu finden. Dafür entdecken wir ein echt lässiges Plakat, auf dem viele
bunte Vespas im „Andy Warhol Stil“ zu sehen sind. Um 10 Euro darf es mitkommen,
daheim wird das Bild gerahmt und bekommt einen Ehrenplatz.
Weil
wir schon in Verbana waren, haben wir uns auch über die Fähre klug gemacht, die
von hier nach Laveno ans Ostufer des Lago Maggiore übersetzt. Die Fahrt kostet
für uns und die Vespa hin und retour 18 Euro 80, diesen Spaß werden wir uns
morgen gönnen.
Bei
der Fahrt zurück nach Fondotoce zu unserem Campingplatz haben wir noch bei
einem großen Lidl-Markt Halt gemacht, wir brauchen ein paar Kleinigkeiten. Mit
Brot, aufgeschnittenem Schinken und ein paar Joghurts kehren wir dann zum WoMo
zurück.
Leidlich
müde von der ausgiebigen Fahrt – wir sind beinahe 100 Kilometer unterwegs
gewesen – stärken wir uns erst einmal mit dem vorzüglichen Schinken und erholen
uns dann mit einem entspannenden Pasch.
Zwischendurch
muss Gernot doch tatsächlich einen etwa 11-jährigen Buben anknurren (!), der
wie ein Berserker ununterbrochen einen Volley-Ball vor sich in den Boden
gedroschen hat. Direkt vor unserem WoMo, nicht einen Meter davon entfernt. Nach
einer halben Stunde diesen sinnlosen Lärms hat Gernot dem Schweizer Buben dann
so freundlich als möglich erklärt, dass sein „Spiel“ nervt, er solle doch mit
seinem Ball auf den dafür vorgesehen Spielplatz gehen. Da sagte der Junge doch
tatsächlich: „Na und? Das ist doch mir egal, wenn euch das nervt!“ Ein
richtiger kleiner Scheißkerl also – die gibt’s natürlich überall. Die Antwort
Gernots hat dann aber gesessen: „Bist du wirklich ein so dummer Junge, dass es
dir egal ist, wenn du andere Leute in deren Urlaub nervst?“ Bumm, da hat das freche Schwyzer Büebli dann
ganz schnell nasse Augen gekriegt, aber – ab da war dann Ruhe, denn auch seinen
leidgeprüften (Groß?)-Eltern ist der Bub inzwischen mit seinem idiotischen
Radau auf die Nerven gegangen.
Am
Abend hat uns dann verführerischer Duft ins nahe gelegene Restaurant gelockt –
einer knusprigen Pizza muss man schließlich nicht jeden Tag widerstehen. Wir
haben ja gestern schon an unserem WoMo regelrechte Prozessionen von Leuten
vorbei marschieren gesehen, alle mit dampfenden Pizza-Kartons in den Händen –
die Teiglappen dort müssen also ganz gut sein.
Wir
haben uns dann auch für die To-Go-Variante entschieden, denn dadurch sparen wir
uns das diffuse Coperto-Theater und die Getränke kommen auch aus dem eigenen
Kühlschrank.
Der
Andrang im Restaurant war gigantisch, nahezu jeder der zahlreichen Tische war
mit mehreren hungrigen Gästen besetzt. Wir bestellten uns Schinken-Pizza (Ilse)
und „Capricciosa“ (Gernot) für faire 14 Euro und während der Wartezeit hatten
wir die Gelegenheit, den beiden Pizza-Bäckern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Unglaublich,
mit welcher Effektivität die die Teigfladen belegt und in den Ofen geschoben
haben. Immer drei gleichzeitig in einen der beiden Ofenladen – drei, vier
Minuten später waren die Pizzen bereits fertig gebacken und schon kamen die
nächsten drei dran. Ununterbrochen und das über Stunden, da weißt du dann nach
der Arbeit auch, wovon du müde bist… Jedenfalls haben wir auf unsere Bestellung
kaum fünfzehn Minuten lang warten müssen und mit unserer heißen Beute sind wir
die paar Meter zum WoMo zurückspaziert.
Das
Essen war erwartungsgemäß sehr gut und anschließend haben wir noch einen
kleinen Verdauungsspaziergang über den Platz gemacht. Wir sind mal wieder die
einzigen Österreicher, aber das sind wir natürlich schon gewohnt, so viele sind
wir nun einmal nicht. Auch am „Quiete“ dominieren eindeutig die Holländer – ob
in den Niederlanden im Sommer überhaupt irgendwer zu Hause ist? Sicher zwei
Drittel der Camper hier sind Holländer, der Rest kommt aus Deutschland und der
Schweiz, einen einzelnen Franzosen haben wir auch ausgemacht.
Später
haben wir uns dann wieder unserem Lieblingsspiel hingegeben und schon eine
ganze Zeit vor Mitternacht sind wir ins Bett gegangen. Wieder geht ein
traumhafter Tag zu Ende, für uns gibt es nichts Schöneres, als irgendwo in unserem
WoMo einzuschlafen…
Mittwoch,
26. Juli 2017
Gleich
beim Aufwachen registrieren wir: Das wird heute ein wunderschöner Tag. Schon um
halb neun Uhr ist es so warm, dass wir im Freien frühstücken. Danach bringen
wir noch ein wenig unseren Blog auf Vordermann und überbrücken anschließend mit
einem Pasch die Zeit bis zur Ausfahrt.
Um
11 Uhr 30 ist es dann so weit und wir fahren die vielleicht acht Kilometer nach
Verbana hinüber. Dort steuern wir den Fährhafen an und Ilse kauft uns die
Tickets. Die Fähre steht schon bereit, wir fahren mit der Vespa auf und keine
fünf Minuten später legen wir schon ab.
Die
Fähre schwankt am unruhigen Lago Maggiore manchmal derart bedenklich, dass wir
es nicht wagen, unser Moped allein zu lassen. Denn vielleicht wird die Vespa
vom starken Wellengang so hergebeutelt, dass sie umfällt – eine alptraumhafte
Vorstellung. Bei zwei abgestellten, schweren Maschinen sehen wir, dass sie
manchmal gleich um einige Zentimeter von ihren Seitenständern abheben, viel
hätte nicht mehr gefehlt und die 200 Kilo schweren Trümmer wären dagelegen…
Aber
es ist zum Glück alles gut gegangen. Nervig war höchstens, dass durch das teils
heftige Schwanken des Bootes die Alarmanlage eines Autos ausgelöst wurde und
fast die ganze Überfahrt lang „Laut“ gegeben hat. Bis der Besitzer dann gnädig
die Alarmanlage deaktivierte.
In
Laveno angekommen fahren wir den See zuerst in Richtung Süden entlang,
irgendwann biegen wir dann ins Landesinnere ab. Auch hier herüben ist es
traumhaft schön, die Straßen sind relativ schmal und Kurve reiht sich an Kurve.
Es herrscht nahezu überhaupt kein Verkehr und wir können unser eigenes Tempo
fahren.
Wir
kommen an den Lago di Monate, damit haben wir jetzt beinahe jedem See hier in
der Gegend einen Besuch abgestattet. Am Weg hierher hat es eine Stelle gegeben,
an dem man gleichzeitig sowohl den Lago Maggiore, als auch den Lago di Monate
von oben sehen hat können. Also zumindest theoretisch. Denn Ilse hat die beiden
Seen zwar gesehen, Gernot hingegen muss vor allem die nächsten 20, 30 Meter der
Straße im Blickfeld haben. Denn nur so können wir den unzähligen Kanaldeckeln
und Schlaglöchern rechtzeitig ausweichen, die hier nahezu jeden Meter der
Straßen „zieren“.
Heute
sind wir besonders viel unterwegs gewesen, sicher über 100 Kilometer. Längst
ist klar, unsere Vespa hat keinerlei Schaden, das muss wirklich mit
eingetretenem Wasser zu tun gehabt haben, wir sind jedenfalls sehr froh
darüber. Und so blatteln wir dahin, bis unsere Fahrgestelle zu schmerzen
anfangen, vor allem unsere verlängerten Rücken. Nachdem unnötiges Leiden keine
unsere großen Stärken ist, fahren wir nach ein paar Stunden zurück ins schöne
Laveno. Wir haben keine Ahnung von den Abfahrtzeiten der Fähre, wir haben es
nicht eilig, im Urlaub schaut kaum mal wer von uns auf die Uhr.
Wir
parken unser Moped direkt beim Eingang zur Fußgängerzone und machen uns auf den
Weg, das Zentrum von Laveno etwas näher zu erkunden. Und natürlich halten wir
die Augen nach kleinen, roten Vespas offen. Noch haben wir nicht eine
Magnet-Vespa gefunden, von anderen Italien-Urlauben sind wir schon mit zehn
oder mehr Stück nach Hause gekommen. Aber hier – keine Spur von einer roten
Vespa. Wieder sehen wir nur gelbe, blaue oder grüne Exemplare. Auch ein sehr
schönes Metall-Modell einer alten Vespa haben wir entdeckt, es glänzte aber
leider nur silbern. Auch wurscht – wir finden schon noch was. Oder auch nicht,
wie gesagt – wurscht.
Bei
einem Restaurant mit Gastgarten machen wir dann Halt und bestellen uns Toasts
und kalte Getränke. Die beiden knusprigen Toasts munden dann ganz ausgezeichnet
und sind uns eine willkommene Stärkung.
Danach
holen wir unseren Roller und fahren zum Ablegeplatz der Fähre hinüber. Und
wieder müssen wir keine drei Minuten warten, dann dürfen wir schon an Bord.
Auch diesmal lassen wir unsere Vespa nicht eine Sekunde aus den Augen und
wieder schwankt das Schiff recht ordentlich. Übrigens haben alle anderen Biker
ihre Maschinen alleine gelassen, das würden wir uns – wie schon gesagt – nicht
trauen. Aber unser Mopedchen wiegt gerade mal ein bisschen über 100 Kilo, da
ist es solchen Kräften logischerweise weit mehr ausgeliefert.
Natürlich
ist auch diesmal wieder bei einem PKW die Alarmanlage losgegangen. Der Besitzer
– ein Brite – hat die laute Sirene zwar immer wieder mit der Fernbedienung
abgeschaltet, deaktiviert hat er die Alarmanlage aber nicht. Im Gegenteil –
denn obwohl er immer in unmittelbarer Nähe des Fahrzeuges war, hat der gute
Mann bei jedem Alarm nachgeschaut, ob nicht doch wer versucht hat, ins Innere
seines Autos einzubrechen. Ein besonders bemerkenswertes Exemplar aus des
Herrgotts unermesslich großem Tiergarten…
Nach
dem Wiederbetreten festen Landes sind wir schnurstracks zum Campingplatz
zurückgefahren und haben erst einmal unsere Beine ausgestreckt. Ach – es ist so
wunderbar hier am „Quiete“, so wunderbar, dass wir am Abend zur Rezeption
hinauf gegangen sind und unseren Aufenthalt noch um einen weiteren Tag
verlängert haben. Warum in die Ferne schweifen…
Darum
haben wir auch unsere weiteren Reisepläne geändert, schon wieder! Die Cote d‘
Azur wird uns dieser Tage nicht sehen, da fahren wir dann im Herbst hin.
Zurzeit sind uns die Campingplätze dort schlicht zu teuer – bis zu 48 Euro am
Tag wollen und werden wir nicht bezahlen. Vor allem dann, wenn es nicht sein
muss. Ab Ende August gibt es die Plätze dann im ACSI-Angebot für 13 Euro, das
sind schon gewaltige Unterschiede. Um die Differenz allein könnten wir jeden
Tag Essen gehen, also Tschüss liebes südliches Frankreich, wir kommen in deinen
Norden. Genauer gesagt zum Genfer See, denn dort waren wir noch nicht und da
soll es auch sehr schön sein. Aber noch sind wir am Mergozzo-See und genießen
jede Minute unseres Aufenthaltes.
Am
Abend machen wir uns dann eine feine Jause mit Parmesan und Weißbrot, Gernot
befreit zusätzlich eine Makrele aus ihrer engen Konservendose und übersiedelte
sie in seinen hungrigen Magen. Super Mahlzeit.
Der
Ablauf des heutigen Abends hat sich dann quasi von selbst ergeben, denn ab 20
Uhr 45 wird das letzte Gruppenspiel der österreichischen Fußball-Damen
übertragen und über den „Der Standard“ Live-Ticker wollen wir natürlich
mitfiebern. Eigentlich wären wir heute in Rotterdam live im Stadion gesessen,
wenn uns das üble Wetter keinen Strich durch diese Rechnung gemacht hätte.
Trotzdem sind wir natürlich froh, hier im Warmen zu sitzen, während halb
Mittel- und Nordeuropa in der Kälte bibbert und Gefahr läuft, im Dauerregen
abzusaufen.
Das
Match der Österreicherinnen gegen die Isländerinnen hat uns dann den Abend noch
kräftig versüßt, denn unsere Damen gewannen 3:0 und ziehen damit als
Gruppensiegerinnen (!) ins Viertelfinale der Europameisterschaft ein. Das ist
ein Erfolg, von dem die österreichischen Fußball-Herren ihr ganzes Leben lang
nur träumen können, aber das nur nebenbei. Jedenfalls haben wir eine richtige
Freude und gehen beide mit einem breiten Grinsen schlafen.
Donnerstag,
27. Juli 2017
Wir
haben beschlossen, heute mal wieder einen so genannten „Schlunz-Tag“
einzulegen, Duschen, Essen und Paschen werden heute unsere Hauptbeschäftigungen
sein. Das Wetter ist am Morgen etwas wolkenverhangen, später wird es dann
wieder sonniger.
Der
Tag vergeht mit süßem Nichtstun – „Dolce far niente“ nennt das der Italiener.
Irgendwann
am Nachmittag bezahlt Ilse dann unsere Rechnung, der Chef ist hörbar
enttäuscht, dass wir eine Bestätigung für den Betrag haben wollen, weil wir
gerne selber nachkontrollieren. Ganz unverblümt lässt er uns wissen, dass er
uns gerne „schwarz“ abgerechnet hätte. Übrigens haben wir beim Bezahlen zwei
Camper-Paare aus Innsbruck gesehen, ins Gespräch sind wir mit ihnen aber nicht
gekommen.
Nachdem
unser 4-tägiger Aufenthalt bezahlt war – mit 152 Euro war er nicht gerade
billig – starteten wir doch noch unsere Vespa. Wir wollten nur mal kurz in den
nahe gelegenen, kleinen „Alimentari“ fahren, denn unser Parmesan geht zur Neige
und Milch brauchen wir auch. Also los.
Es
sind nur wenige Kilometer nach Mergozzo, schon nach ein paar Minuten stehen wir
an der Ampel, die die enge Ortsdurchfahrt regelt. Natürlich schummeln wir uns –
wie an nahezu jeder Ampel – in die Pole-Position und gasen als erste los. Das
Lebensmittel-Geschäft befindet sich in der Engstelle, wir parken ganz in der
Nähe ein – und zack – wird Gernot von einer Wespe in den Hals gestochen. Aua!
Diesmal war nicht das offene Visier schuld, gegen einen Insektenstich in den
Hals könnte man sich nur mit hochgeschlossener Kleidung schützen, darauf
verzichten wir bei diesen Temperaturen aber selbstverständlich. Eh nicht so
tragisch, Gernot ist gegen Bienen- und Wespenstiche nicht allergisch, das
bisserl Brennen lässt sich schon aushalten. Aber nervig ist ein Insektenstich
natürlich immer, die relativ große Beule ist noch tagelang zu sehen und vor
allem zu spüren…
Der
Besitzer des „Alimentari“ freut sich sehr über unseren zweiten Besuch, denn
natürlich weiß er, dass wir wissen, dass wir beim „Lidl“ um die Hälfte billiger
einkaufen könnten, als bei ihm. Aber, dass Qualität seinen Preis haben darf,
wissen wir auch, also kaufen wir uns ein großes Stück Parmesan. Das angebotene
1 kg-Stück ist uns dann doch zu viel und nach einem „Mezzo Prego“ schneidet es
der Mann auseinander. Mit einem zufriedenen Grinsen quittiert er anschließend
die Tatsache, dass wir uns für das größere Stück (565 Gramm) entscheiden. Dann
kaufen wir noch Schinken, Sahne und Bio-Eier (herzig, zwei Stück in einer
eigenen Packung), Zwiebel und Salat – heut am Abend gibt’s köstliche
Spaghetti-Carbonara. Allerdings ohne Spaghetti, denn wir kaufen uns ganz dünne
Nudeln, die zu kleinen Nestern gewickelt sind. Das wird wieder ein Festessen
werden…
Weil
das Wetter so schön war, hatten wir plötzlich Lust auf eine kleine Ausfahrt,
vorher mussten wir aber noch den Einkauf zum WoMo bringen – denn mit Schinken,
Sahne und Eiern bei über 30 Grad spazieren zu fahren, wäre wohl nicht ganz so
klug gewesen…
Die
geplante „kleine Runde mit der Vespa“ entwickelte sich dann zu einer mittleren
Tour, denn wieder einmal konnten wir vom Fahren mit unserem Roller nicht genug
kriegen. So sind wir also einfach in Richtung Schweizer Grenze gefahren, auf
Nebenstraßen mit kaum Verkehr und wir sind dabei durch viele kleine Dörfer
durchgekommen.
In
einem davon hat uns ein seltsames Denkmal kurz Halt machen lassen – denn auf
einem Sockel am Dorfplatz thronte nämlich ein Schäferhund (!). Warum und Wieso
– keine Ahnung. Auch googeln können wir das vorerst nicht, weil wir den Namen
des kleinen Ortes, so wie die meisten anderen auf dieser Runde – gleich wieder
vergessen haben… Später haben wir dann doch noch versucht rauszukriegen, was es
mit dem Hund-Denkmal auf sich hat – wir wissen jetzt immerhin, dass die
Geschichte mit Pippin dem Kurzen (Sohn Karls des Großen) zu tun hat und rund um
das Jahr 850 spielt. Mehr Italienisch können wir leider nicht…
Aus
der geplanten kleinen Runde wurden dann gut und gern 80 Kilometer, ein paar
davon sind wir sogar versehentlich auf der Autobahn gefahren, obwohl wir das
mit unserem 125 ccm³ Roller gar nicht dürften. Aber wir sind ohnehin gleich
wieder bei der nächsten Ausfahrt abgefahren und keiner hat’s gesehen…
Zum
Abschluss dieser spontanen Tour sind wir dann noch ein drittes Mal beim
„Alimentari“ in Mergozzo eingekehrt, denn wir haben vergessen, Salami zu
kaufen. Das haben wir also nachgeholt und mit zwei herrlich duftenden, kleinen
Salamis sind wir dann endgültig zum Campingplatz zurückgefahren.
Dort
haben wir uns dann bald einmal um das Abendessen gekümmert und keine halbe
Stunde später stand eine wunderbar duftende „Carbonara“ am Tisch. Wir haben
dafür auch noch unseren letzten Speck kleingeschnitten – wirklich ein sehr,
sehr gutes Essen, das Ilse uns da wieder gekocht hat.
Danach
haben wir uns dann einen letzten Pasch am Lago di Mergozzo ausgematcht – morgen
geht’s wieder weiter und wir freuen uns schon drauf.
Freitag,
28. Juli 2017
Wir
sind relativ früh wach und nach einem guten Kaffee machen wir uns für den
Aufbruch fertig. Die Vespa flutscht beinahe von selber auf ihren Träger und
nach einer abschließenden Dusche sind wir schon knapp nach 9 Uhr abgefahren.
Genfer See – wir kommen.
Die
Autobahn in Richtung Schweizer Grenze sind wir ja gestern schon zu einem
kleinen Teil versehentlich mit dem Roller gefahren und als wir an dem uns schon
bekannten Abschnitt vorbeikommen, sehen wir, wie verdammt weit weg von unserem
Campingplatz wir gestern entfernt waren.
Der
Zustand dieses italienischen Stückes Autobahn lässt sich mit einem einzigen
Wort trefflich beschreiben – erbärmlich! Solche Straßen kennen wir sonst nur
von Indien her. Schlagloch reiht sich an Schlagloch, unser Häuschen wird
durchgebeutelt wie auf einer Schotterpiste. Echt übel! Aber bald einmal haben
wir die Schweiz erreicht und wenn hier die Straßen auch nicht gerade Tipp-Topp
sind, besser als in Italien lässt es sich allemal fahren.
Der
Grenzübergang liegt schon in der Steigung hinauf zum Simplon-Pass, der ist mit
seinen 2.005 Metern Höhe eine echte Challenge für unser doch nicht mehr ganz so
junges WoMo. Wir werden sowohl von den Italienern, als auch von den Schweizer
Grenzbeamten lässig durchgewunken und machen uns auf, die steile Bergstrecke zu
bewältigen.
Unser
braves Lasttier schafft den Aufstieg ohne das geringste Problem, wir fahren es
im dritten Gang mit maximal 40 km/h. Zusätzlich drehen wir die Heizung auf die
Höchststufe, da entweicht schon mal viel Hitze aus dem Kühl-Kreislauf. Und so
steigt die Temperatur nicht einmal ansatzweise bis in den kritischen Bereich,
wir können die ganze Strecke in einem Zug durchfahren.
Am
Simplon-Pass angekommen, lassen wir den Motor noch zwei, drei Minuten
nachlaufen – wegen dem Turbo warats! (Ein wertvoller Tipp irgendeines netten
Campers, irgendwo, irgendwann einmal aufgeschnappt) Tatsächlich nässt unser
treues WoMo kein einziges Tröpfchen Wasser und wir gönnen unserem Nasenbären
eine kleine Verschnaufpause.
Wir
trinken noch den Rest des Frühstück-Kaffees und gehen dann zum Souvenir-Shop
rüber, aus reiner Langeweile. Denn wer rechnet schon mit einem roten
Vespa-Modell in der Schweiz. Aber – es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt
und so finden wir echt eine süße, kleine und vor allem rote Vespa als
Schlüsselanhänger – zusätzlich versehen mit einem winzigen Schweizer Wappen.
Super – sie darf mit ihren wohlfeilen 4,50 Schweizer Franken unsere Sammlung
bereichern, unnötig zu sagen, dass wir selbstverständlich 4 Euro 50 dafür
bezahlt haben. Aber immerhin haben wir unser Wechselgeld in Euro
zurückbekommen, sonst wird in SFR herausgegeben, womit zusätzlich Extra-Geld
geschnitten wird…
Nach
der kleinen Rast am Simplon-Pass – den berühmten, steinernen Adler haben wir
natürlich auch fotografiert – durfte unser WoMo dann mühelose viele Kilometer
lang bergab rollen, das hat es sich aber echt hart erarbeitet heute.
Eigentlich
hatten wir nach der Passstrecke mit bequemer Autobahnfahrt gerechnet, aber die
wird an vielen Stellen erst noch gebaut, also hieß es für uns immer wieder auf
kleine Bundesstraßen auszuweichen. Kilometerlang fuhren wir so dahin, im
dichten Kolonnen-Verkehr und kaum einmal über 50 km/h schnell. So hat es sich
ziemlich gezogen, bis wir endlich bei St. Gingolph an die französische Grenze
und damit an den Genfer See gekommen sind. Der nennt sich hier übrigens Lac
Lemans – Genfer See sagt dazu niemand.
Den
von uns ins Visier genommenen Campingplatz finden wir auf Anhieb – er nennt
sich „Lac Noir“ oder alternativ „Black Lake“. Keine Ahnung warum, der Genfer
See ist hier ebenso wunderschön blau wie überall sonst. Der Platz ist uns auf
Anhieb total sympathisch und ganz entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten
buchen wir den Aufenthalt gleich für fünf Tage. Die Preise sind angenehm
niedrig – wir bezahlen für alles zusammen 18 Euro 20 am Tag, da ist die Kurtaxe
und der Strom bereits mit eingerechnet. Fein – das sind um 30 Euro pro Tag
weniger als an der Cote d‘ Azur – eine weise Entscheidung von uns, die Fahrt
dorthin in bis in die „ACSI-Zeit“ zu verschieben.
Der
Campingplatz „Lac Noir“ ist nur sehr spärlich besetzt, wir können uns frei
einen Platz wählen. Keine 15 Minuten nach unserer Ankunft sind wir bereits voll
eingerichtet und unser Roller wartet auf seine erste Ausfahrt.
Zuerst
schauen wir uns den Ort näher an, an dem wir uns befinden. Er heißt Thonon les
Bains und ist eine kleine Stadt mit gut 34.000 Einwohnern. Wir fahren bis an
den Rand der Fußgängerzone und machen einen ausgedehnten Spaziergang durch die
Altstadt. Viel gibt die Stadt auf den ersten Eindruck nicht her, als Höhepunkt
unseres Besuches ist uns aber immerhin in Erinnerung geblieben, dass wir
zufällig bei einer Hochzeit vorbeigekommen sind. Zwei Frauen haben sich das
Ja-Wort gegeben und wir waren somit zum ersten Mal bei einer so genannten
„Verpartnerung“ dabei, wenn auch nur als nicht eingeladene Zaungäste. Dass dann
unmittelbar daneben eine junge Frau in aller Öffentlichkeit ungeniert einen
dicken Joint gequalmt hat zeigte uns, dass hier in Thonon offensichtlich ein
recht lockerer „Way of Life“ gepflegt wird… Das ist uns grundsätzlich schon mal
nicht unsympathisch.
Beim
Weg zurück zum Campingplatz sind wir dann noch bei einem SPAR-Markt
vorbeigekommen und haben uns einmal mehr „Canneloni au Boef“, Butter und Salat
gekauft, damit steht das heutige Abendessen auch schon fest. Und natürlich
haben wir uns ein ofenfrisches Baguette gegönnt – wir sind schließlich in
Frankreich. Mit dem Einkauf bei SPAR war unser Tagespensum bereits erfüllt – ab
jetzt ist Nichtstun angesagt.
Mit
einem Pasch im Schatten überbrückten wir dann die Zeit bis zum Abendessen. Die
Canneloni sind übrigens vorerst im Kühlschrank geblieben, wir stillten unser
kleines Hüngerchen erfolgreich mit Parmesan, Salami und frischem Baguette.
Herrlich!
Danach
noch ein fesches Bierchen für Gernot und einen gespritzten „Soave“ für Ilse und
schon gegen 22 Uhr war Nachtruhe angesagt. Am Platz ist es so still, man könnte
wohl das Gras wachsen hören, wenn man denn so gute Ohren hätte.... Einfach nur
schön.
Samstag,
29. Juli 2017
Beim
Aufwachen entfährt Gernot folgender Satz: „Ilse, unsere Uhr im Alkoven muss
kaputt sein, sie zeigt nämlich 9 Uhr 20 an!“ Unglaublich – wahrscheinlich haben
wir überhaupt noch nie so lange im WoMo durchgeschlafen. Beinahe 11 Stunden am
Stück, echt rekordverdächtig! Muss mit der Ruhe hier zu tun haben, anders
können wir uns das nicht erklären.
Jedenfalls
sind wir topfit ausgeschlafen und bereit für eine längere Tour mit der Vespa.
Aber – vorerst stärken wir uns dafür mit einem kräftigen Kaffee und als wir
dann mit unserem roten Flitzer aus dem Camping-Areal rollen, ist es beinahe
schon Mittag!
Das
Wetter ist zum Fahren ideal, es wird nie wärmer als 30 Grad und immer weht ein
feines Lüftchen. Wir fahren gemütlich den See entlang, lassen uns einfach
treiben und biegen hie und da ins „Hinterland“ ab. Es herrscht – außer auf der
Hauptstraße – nahezu kein Verkehr und wir genießen jeden Kilometer der Fahrt
ausgiebig. In irgendeinem kleinen Dörfchen bleiben wir bei einer Bäckerei
stehen und kaufen uns knusprige Croissants als Zwischenmahlzeit. Die essen wir
dann auf offener Straße neben unserem Moped und trinken Wasser dazu.
Dann
wieder rauf auf unser braves rotes Pferdchen und weiter geht die traumhafte
Fahrt über kleine, ganz kleine und über winzige Sträßchens.
Später
am Nachmittag lockt uns dann ein großes „M“ in den dazugehörigen
Fastfood-Tempel und wir kehren ein. Aber als wir am Bedienpult stehen, schauen
wir uns kurz an und beschließen lachend: Eigentlich haben wir gar keine Lust
auf einen Burger. also was machen wir hier noch? Und weg sind wir, die
verdutzten Angestellten lassen wir ratlos zurück.
Nach
guten 80 Kilometern Fahrt haben wir dann genug für heute und fahren über die
Hauptstraße zurück zum „Lac Noir“. Dabei leistet uns das Navi am Handy gute
Dienste, denn wir haben es irgendwo in der tiefsten Pampa aktiviert und über
sagenhaft winzige Nebensträßchen hat uns Google zum Campingplatz zurückgelotst.
Was ist das Aus der kostspieligen Roaming-Gebühren doch für eine segensreiche
Idee gewesen, noch vor zwei Monaten hätten wir uns das Einschalten der Mobilen
Daten im Ausland schlicht und ergreifend nicht leisten wollen. Danke EU, die
Mobilfunk-Unternehmen werden gewiss schäumen. Gut so!
Am
Campingplatz sind wir zuerst unter die Dusche und haben anschließend erst mal
die Beine langgestreckt. Aber bald einmal meldete sich ein Bärenhunger und wir
machten uns daran, die Canneloni zuzubereiten. Das geht uns längst locker von
der Hand, die Dinger müssen ja nur ein paar Minuten im Salzwasser brodeln.
Gerade lange genug, dass wir derweil den Salat zubereiten und den Parmesan
reiben können. Dann noch braune Butter drüber gießen, fertig! Wir können
zurzeit von dieser Form des „Fast-Foods“ nicht genug kriegen und freuen uns bei
jedem Essen bereits auf die nächste Variation dieser Spezialitäten.
Sehr
gut gesättigt haben wir uns dann noch einen Pasch ausgespielt und uns köstlich
über unsere Nachbarn amüsiert. Die sind eine Gruppe von (angehenden?)
asiatischen Kampfsportlern und sie haben einen weißhaarigen „Meister“ mit
dabei. Sie üben sich in vielen Arten von martialischen Waffentechniken und
fuchteln mit Schwertern, langen Stöcken und Nunchackus (die kleinen Hölzer mit
der kurzen Kette dazwischen) herum. Zwischendurch starten sie dann mehrmals am
Tag zu kleinen Ausfahrten mit ihren Fahrrädern und ziehen sich extra für diese
Gelegenheit ihre schwarz-weißen Kampfanzüge an.
Am
Abend ist dann die ganze Gruppe über den Platz marschiert und alle haben
angestrengt auf den Boden gestarrt. Gernot ätzte, der „Meister“ zeigt seinen
wissbegierigen Schülern jetzt gerade, was sie sich von den Tieren abschauen
können. Also wie ein Grashüpfer hüpft, wie eine Blindschleiche schleicht, wie
eine Spinne spinnt und ein Regenwurm – äh – wurmt? Dass auch Vögel vögeln wird
den jungen Leuten ja hoffentlich bereits bekannt gewesen sein…Schon kurios das
Ganze, aber jeder soll das tun, was ihm oder ihr am besten gefällt – uns stören
sie jedenfalls nicht.
Und
wieder sind wir noch vor 22 Uhr ins Bett gegangen, der heutige Tag hat uns ganz
schön geschlaucht. Passt schon, wenn wir wollen, dann können wir ja morgen
ausgiebig relaxen. Eines steht aber fest – bis 9 Uhr 20, so wie heute, werden
wir sicher nicht liegenbleiben.
Sonntag,
30. Juli 2017
Wie
gestern bereits angekündigt, sind wir heute nicht bis 9 Uhr 20 in den Betten
liegen geblieben. Denn es war exakt 9 Uhr 43, als Gernot als Erster die Augen
geöffnet hat. Unglaublich, wir haben beinahe 12 Stunden lang durchgeschlafen –
absoluter WoMo-Rekord! Aber so was von wurscht in Wirklichkeit, wir haben ja
nichts vor, keine Termine, gar nichts. Also können wir natürlich schlafen, bis
wir von selbst aufwachen. Und wenn es erst nach 12 Stunden ist…
Beim
Aufwachen präsentierte sich der Himmel strahlend schön und ohne jede Wolke,
eine Stunde später hat das dann ganz anders ausgesehen. Da bedeckte eine dichte
Wolkendecke den Himmel und es könnte heute ohne weiteres zu Regen kommen.
Schauen wir mal.
Wir
lassen den Tag also ganz gemütlich angehen und machen erst einmal ein Päschchen
im Freien.
Gegen
Mittag hat sich das Wetter dann so entwickelt, dass wir eine Ausfahrt wagen
können. Kreuz und quer lassen wir uns den Lac Lemans entlang treiben und folgen
allein unserer Lust am Befahren kurvenreicher Straßen. Wir kommen durch viele
kleine Ortschaften, deren Namen wir beim Ortsende-Schild bereits wieder
vergessen haben. Egal, wir sind ja keine Kartographen oder Landvermesser.
Nach
guten drei Stunden sind wir dann nach Thonon-les-Bains zurückgefahren und haben
uns beim Hafen der Stadt eingeparkt.
Hier
reiht sich Eisdiele an Eisdiele und Restaurant an Restaurant. Viele Leute
gönnen sich ein Sonntag-Nachmittag-Eis und für die Kleinen gibt es sogar ein
Karussell. Wir schlendern über den Platz, konsumieren aber nichts, wir haben einfach
keine Lust dazu.
In
Erinnerung geblieben ist uns aber immerhin ein geparkter Mercedes der oberen
Luxusklasse, der an der hinteren Stoßstange ein Plüsch-Huhn montiert hatte. Und
die Montage-Technik hatte es echt in sich, denn in den schönen Wagen hat der
Besitzer (oder die Besitzerin) eine ordinäre Ringschraube ins Blech gedreht.
Beinhart – muss man schon sagen. Diese Kuriosität haben wir natürlich
fotografieren müssen, das glaubt einem ja sonst kein Mensch…
Übrigens
haben wir heute mal wieder ziemliches Glück gehabt, denn als wir mit der Vespa
aus einer Einfahrt fuhren, ist uns böse das Vorderrad weggerutscht.
Wahrscheinlich Rollsplitt oder Sand – jedenfalls hat Gernot das schlingernde
Moped gerade noch abfangen können, ist bei diesem Manöver aber Ilse heftig auf
den Fuß getreten. Aber die Tapfere hat das schnell weggesteckt – ein Sturz
unseres Rollers hätte ihr (uns!) sicher mehr weh getan…
Beim
Heimfahren sehen wir dann zu unserer Überraschung, dass der SPAR-Markt auch am
Sonntag geöffnet hat. Wir kaufen uns frisches Baguette und Ilse kriegt mal
wieder ihre so geliebten Lays-Chips verpasst. Dann aber nix wie zurück zum
Campingplatz „Lac Noir“, denn heute spielen Österreichs Fußball-Damen bei der
Europameisterschaft um den Einzug ins Halbfinale, da wollen wir via
Standard-Ticker live dabei sein. Es geht gegen die Spanierinnen und unsere
Frauen-Nationalmannschaft ist krasser Außenseiter. Aber was sagt das schon…
Das
Spiel ist unglaublich spannend, insgesamt werden an diesem Abend im Ticker über
7.000 (!!) Postings abgesetzt, Gernot liest mindestens zwei Drittel davon und
ist deshalb über jede Spielminute bestens informiert. Das Match geht völlig
überraschend in die Verlängerung und auch in den nachfolgenden 30 Minuten
gelingt es den Österreicherinnen, ihr Tor sauber zu halten. Unfassbar
eigentlich, denn vor der Partie hätten nur die größten Optimisten auf unsere
Elf gesetzt – wir beide gehörten jedenfalls dazu.
Ein
0:0 nach 120 Minuten bedeutet auch im Frauenfußball Elfmeterschießen und
ausgerechnet bei diesem Höhepunkt versagte der Live-Ticker seinen Dienst, er
war schlicht und einfach mit der Riesenanzahl gleichzeitig abgesetzter Postings
überfordert. Aber – wir wussten ja, dass Ilses Schwester Sigrid und ihr Mann
Erich ebenfalls das Spiel gebannt verfolgten, also haben wir kurzerhand in
Innsbruck angerufen und Sigrid hat uns das Elfer-Schießen live kommentiert. Und
das „Wunder“ geschah tatsächlich – die Österreicherinnen siegten 5:3 und sind
damit im Semi-Finale der Europameisterschaft. Am Donnerstag geht es dann gegen
Dänemark um den Einzug ins Finale – dieses Spiel werden wir uns dann schon
daheim im Fernsehen anschauen können. Das Märchen Europameisterschaft geht für
Österreich also weiter – jetzt ist echt alles möglich für unsere Fußballerinnen
– Chapeau!!!
Irgendwie
waren wir nach dem Match so erschöpft, als hätten wir selber mitgespielt. Also
noch ein schnelles Sieger-Bierchen und anschließend ab in die Betten. Ein
feines Tagerl war das heute wieder, ganz nach unserem Geschmack.
Montag,
31. Juli 2017
In
der Nacht sind wir gleich mehrmals munter geworden, denn es hat sehr heftig
gewittert. Der Regen hat so stark auf unser Häuschen getrommelt, dass an Schlaf
nicht zu denken war. Völlig wurscht natürlich – im Gegenteil. Im Wissen um die
100-prozentige Dichtheit unseres WoMos gibt uns heftiger Regen immer ein
besonderes Gefühl der Geborgenheit.
In
der Früh hat es dann immer noch geregnet, so war vorerst an die eigentlich
geplante Ausfahrt nicht zu denken. Also haben wir einen Pasch gemacht und
gewartet, bis sich das Wetter bessert.
Um
11 Uhr war es dann soweit, da hatte sich die Sonne ihren Platz am Himmel
zurückerkämpft und wir konnten mit unserem roten Renner ausrücken.
Wieder
wurde es eine total lässige Fahrt, diese Gegend um den Lac Lemans bzw. Genfer
See herum ist wirklich sehr schön. Wir haben nicht genau auf den Tacho
geschaut, aber 70 Kilometer werden es auch heute wieder gewesen sein, als wir
nach Thonon zurück gefahren sind.
Am
Weg dorthin sind wir bei einem Lidl-Markt vorbeigekommen und haben gleich Halt
gemacht. Ilse hat sich frischen Weißwein besorgt und fürs Abendessen haben wir
uns eine Packung Frankfurter-Würstchen
mitgenommen.
Beim
Aufsteigen auf die Vespa hat uns dann noch ein älterer Herr aus seinem Auto
heraus angesprochen, natürlich auf Französisch. Zuerst wussten wir gar nicht,
was er wollte, aber dann haben wir gesehen, dass seine prall gefüllte
Einkaufstasche neben unserem Moped auf der Straße stand. Die hat sich dann der
Herr von Gernot ins Auto reichen lassen und mit vielen Dankes und den besten
Wünschen für unser weiteres Leben hat uns der alte Mann verabschiedet. Und wir
sollten immer vorsichtig sein, hat er uns noch streng und mit erhobenem
Zeigefinger ermahnt. Danke – das werden wir.
Weil
es beim Lidl-Markt kein frisches Brot und nur Senf in Gläsern gegeben hat, sind
wir anschließend noch zum SPAR gefahren, um uns Baguette und Dijon-Senf in der
Tube zu besorgen. Danach aber nix wie heim ins WoMo und erst mal die Haxen lang
machen.
Das
Abendessen haben wir dann spontan ausfallen lassen, Gernot hat sich lediglich
eine winzige Dose Thunfisch einverleibt, Ilse hat sich mit einer Handvoll Chips
zufrieden gegeben. So ein Beinahe-Fasttag schadet nie, Gernot hat seine
Kalorienzufuhr mit zwei eiskalten Bierchen dann ohnehin noch nach oben
geschraubt und auch Ilses mit 7up gespritzter Weißwein ist nicht unbedingt als
Diät-Kost zu werten.
Wahrscheinlich
zeigte die Uhr noch nicht einmal 23 Uhr, als wir die Lichter im WoMo löschten,
keine 10 Minuten später waren wir dann schon ins Land der Träume abgedriftet.
Dienstag,
1. August 2017
Das
wird heute ein schöner Tag werden, das sehen wir bereits beim Aufstehen.
Mittlerweile hat sich die Dauer unserer Schlafenszeit wieder normalisiert, denn
schon um 8 Uhr sind wir putzmunter.
Wir
starten wie üblich mit einem guten Kaffee in den Tag und verputzen dazu den
letzten Rest von Kerstins Gugelhupf. Er schmeckt immer noch sehr gut und es
freut uns, dass wir wohlweislich die Hälfte davon daheim eingefroren haben.
Gleich
am Morgen gehen wir die Rechnung bezahlen und erleben dabei eine Überraschung.
Wir wussten, dass wir pro Tag 18 Euro 40 bezahlen, das macht bei fünf Tagen
nach Adam Riese glatte 92 Euro. Leichte Kopfrechnung – möchte man meinen. Denn
die Campingplatz-Betreiberin hat zwar zuerst auch 92 Euro errechnet (wenn auch
mit dem Computer), als sie uns dann aber die Rechnung ausdruckte, wurden aus
den 92 Euro plötzlich nur mehr 73,60 – also ein Tag zu wenig. Sie hat uns den
Betrag ohne Umstände zurückbezahlt – also wenn die nicht rechnen können, sind
sie echt selber schuld. Bei Angestellten würden wir solche Fehler jederzeit und
sofort richtig stellen, bei Unternehmern tun wir das nicht. Zumindest nicht
immer.
Überhaupt
scheint es sich bei den Betreibern um absolute Laien zu handeln, das reimen wir
uns aus mehreren Umständen zusammen. Einmal ist eine der Junior-Chefinnen zu
einem unserer Nachbarn gekommen, um irgendetwas zu klären. Da war es schon weit
nach 23 Uhr und die feine Dame hat doch tatsächlich während des Gesprächs den Motor
ihres Wagens laufen lassen, mehrere Minuten lang. So lange, bis Ilse am
Übersetzungs-Tool ihres Handys den französischen Begriff für „Motor sofort
ausmachen“ ergoogelt und der Dame harsch entgegen gebellt hat. Dann erst hat
die verdutzte „Chefin“ den laut
nagelnden Dieselmotor ihrer Karre abgestellt. Ein anderes Beispiel:
Gestern Abend war es am Platz wie üblich völlig leise, nur die
Campingplatz-Besitzer haben eine Party gefeiert und noch nach 1 Uhr früh derartig
laut miteinander gelacht und geredet, dass es am ganzen Platz zu hören war. Als
einmal einer der Feiernden auf die Toilette musste, haben ihm die
Campingplatz-Betreiber sehr laut und sehr lustig irgendetwas nachgerufen –
mehrmals und aus über 50 Meter Entfernung. Völlig sinnloser Lärm einer besoffenen
Partie. In Deutschland wäre so etwas nicht einmal denkbar! Und als letzter
Beweis, dass es sich bei den Betreibern vom „Lac Noir“ um blutige Anfänger
handeln muss: Eine weitere „Junior-Chefin“ trägt den ganzen Tag über
Wildleder-Stiefeletten mit Pelzbesatz und Fransen – bei 31/32 Grad – mit diesen
Tretern an den Füßen reinigt sie auch das Waschhaus! Also ungelogen – das gibt
es auf keinem anderen Campingplatz, von hier bis Murmansk.
Ach
ja – und dass von den vielen „Chefs“ und „Chefinnen“ hier keiner auch nur weiß,
was gestern, morgen oder heute auf Englisch heißt, ist auf einem Campingplatz
auch eher unüblich und natürlich ein
untrügliches Zeichen von schwerem Bildungsmangel. Das hat mit der angeblichen
Überheblichkeit der Franzosen – was ihre Sprache betrifft – überhaupt nix zu
tun, die können ganz einfach keine Fremdsprachen, aus fertig. Und rechnen
können sie auch nicht – Quod erat demonstrandum.
Nach
dem Bezahlen der Rechnung – was übrigens eine gute halbe Stunde lang dauerte –
haben wir dann unseren Roller gestartet und sind ein letztes Mal ins Umland von
Thonon hinausgeritten. Heute sind wir in etwas bergige Gefilde geraten und
dafür mit einem unglaublich schönen Ausblick auf den malerischen Lac Lemans
belohnt worden.
Zu
Mittag sind wir dann durch ein kleines Dorf gekommen und haben am Straßenrand
einen Verkaufswagen für Pizza entdeckt. Sofort machten wir Halt und bestellten
uns eine köstliche „Hawaii“ für Ilse und eine Kebap-Pizza für Gernot. Dazu ein
Döschen Cola und das Mittagessen war erledigt. Hat wirklich gut geschmeckt,
jedenfalls um einiges besser, wie das von einem kleinen Kiosk zu erwarten
gewesen wäre.
Nach
drei Stunden Fahrt hatten wir dann genug gesehen vom Umland Thonons und sind in
die nette, kleine Stadt zurückgefahren. Weil wir keine Milch mehr haben,
wollten wir beim SPAR-Markt Nachschub besorgen, der hat aber über Mittag
geschlossen. Wurscht – fahren wir halt später noch einmal den schwachen
Kilometer dort hin. Vorher haben wir noch mit unserem Freund Markus
telefoniert, der ja während unserer Abwesenheit dankenswerterweise den
verdienstvollen Part des Hüters unserer Balkon-Pflanzen übernommen hat. Daheim
passt alles – unsere Blumen haben die schweren Gewitterstürme der letzten Tage
schadlos überstanden. Natürlich bringen wir Markus als Belohnung etwas aus
Frankreich mit – er hätte gerne ein fesches Fläschchen Rotwein.
Um
15 Uhr sind wir dann erneut zum SPAR gefahren, haben die Milche gekauft und
Markus die versprochene Flasche Rotwein besorgt. Es wurde ein Bordeaux der
gehobenen Mittelklasse – wir haben zur Vorsicht den teuersten Wein gekauft,
dann wird das mit der Qualität wohl auch passen.
Danach
haben wir es gerade noch zurück ins WoMo geschafft, ehe es zu regnen begonnen
hat. Ab dem Moment wurde das Wetter dann ein bisserl unsympathisch – vor allem
für Camper. Denn immer wieder hat es teils stark geregnet und dann hat sofort
wieder die heiße Augustsonne vom Himmel gebrannt. Immer alle paar Minuten
wechselte sich das ab – das heißt, wir konnten nicht draußen sitzen und herinnen
mussten wir alle Dachluken schließen. Das erschwert natürlich den Durchzug und
so wurde es immer wieder unangenehm warm im Inneren. Aber – natürlich gibt es
Schlimmeres und wenn wir an Sizilien zurück denken: Da hätten wir weiß Gott was
dafür gegeben, wenn wir nur ein einziges Mal an einem Nachmittag lediglich 29
Grad Innentemperatur gemessen hätten. Denn da war es um Mitternacht noch meist
über 32 Grad warm – wohlgemerkt IN unserem Häuschen.
Als
Abendessen haben wir uns heute lediglich ein paar Kartoffelchips gegönnt, die
Pizza vom Mittag hat wirklich ausgegeben. Später haben wir dann noch einen
Pasch im Freien angefangen, der Regen hat uns ca. bei Halbzeit ins Innere
unseres WoMos flüchten lassen.
Morgen
geht es zurück nach Innsbruck, das sind beinahe 600 Kilometer. Wir werden
durchfahren, auch wenn uns Ilse schon eine brauchbare Zwischenstation
ausbaldowert hätte. Die sparen wir uns aber…
Mittwoch,
2. August 2017
Gernot
steht schon knapp vor 7 Uhr früh auf, Ilse folgt keine zehn Minuten später. Ein
starker Kaffee hilft uns zusätzlich auf die Beine und danach gehen wir
gemütlich und ohne Stress unser Aufbruch-Programm an. Das dauert alles in allem
keine halbe Stunde und wir schreiten zur Dusche.
Dann
noch schnell den ausgeliehenen Frankreich-Stromstecker bei der Rezeption
zurückgegeben und um exakt 8 Uhr 30 waren wir schon auf der Straße.
Zuerst
galt es gut 20, 30 Kilometer auf der Bundesstraße nach St. Gingolph an die
Schweizer Grenze zu fahren, gleich einmal danach konnten wir dann auf die
Autobahn auffahren. Der Verkehr hat sich vorerst in Grenzen gehalten und wir
sind sehr gut vorangekommen.
Beim
berühmten Käse-Ort Gruyere sind wir bei einem Rasthaus stehen geblieben und
haben uns ein Croissant und ein Brötchen gekauft. Dabei sahen wir einen ca.
60-jährigen Chinesen, der mit einer Busreisegruppe im Verkaufskiosk shoppte.
Der Mann probierte eine Baseball-Kappe und betrachtete sich damit im Spiegel.
Sie gefiel ihm nicht, also nahm er die Kappe ab und schmiss sie einfach auf den
Boden. Ein Mitreisender von ihm sprach in deshalb an, also kickte der Mann die
Kappe kurzerhand mit dem Fuß unter das Regal. Muss man erst einmal gesehen
haben, so etwas… In anderen Ländern herrschen offenbar wirklich ganz andere
Sitten.
Wir
sind weiterhin gut vorangekommen, nur direkt bei Zürich hat es sich ein wenig
gestaut, aber wir haben dadurch höchstens ein paar Minuten Zeit verloren.
Bei
Diepoldsau sind wir dann nach Österreich rüber gefahren und gleich einmal bei
einem „Schachtel-Wirt“ eingekehrt auf einen Burger. Derart gestärkt haben wir
dann unser Häuschen möglichst schonend an den Fuß des Arlbergpasses gefahren –
da muss es heute wieder drüber, der Tunnel bleibt ja bis Oktober gesperrt.
Nach
einer kleinen Pause sind wir die steile Bergstraße dann angegangen, für die
nachfolgenden Fahrzeuge haben wir wohl ein Ärgernis dargestellt. Denn wir sind
die steilen Serpentinen konsequent mit 30 km/h im 2. Gang hinauf gekrochen, so
wird der Motor am wenigsten heiß. Dazu die Heizung auf Vollgas – das ist unser
bewährtes Rezept für Passstraßen.
Wieder
hat unser altes WoMo den steilen Pass anstandslos bewältigt und auch bei der
Talfahrt sind die Bremsen nie gefährlich heiß geworden. Der Rest der Fahrt ist
dann ohnehin kein Problem mehr, die knapp 100 Kilometer von St. Anton nach
Innsbruck dauerten gerade mal 70 Minuten.
Bestens
sind wir dann daheim in Pradl angekommen – insgesamt sind wir auf dieser Reise
mit dem WoMo 1.265 Kilometer unterwegs gewesen und mit der Vespa immerhin 453.
Wir haben einen Vespa-Schlüsselanhänger mit nach Hause gebracht, ein lässiges
Vespa-Plakat und auch zwei Münzen haben wir wieder für unsere Sammlung gefunden
– exakt 2,01 Euro, also das größte und das kleineste Euro-Stück. Nicht nur
deshalb war die 68. Fahrt mit unserem WoMo wieder eine ganz besonders lässige
Tour.
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