Mittwoch, 2. August 2017

68. WoMo-Fahrt "Mit neuem Pilz auf großer Fahrt"

vom 23. Juli 2017 bis 2. August 2017
von Innsbruck-Cannobio am Lago Maggiore-Fondotoce am Lago Mergozzo-Thonon-les-Bains am Genfersee-über Montreaux-Bern-Zürich-St.Gallen und Diepoldsau nach Innsbruck
1265km mit dem Wohnmobil und 453km mit der Vespa.
Schloß Ambras bei Innsbruck

Sonntag, 23. Juli 2017
Wir haben diese Reise so oft umgeplant, dass wir eigentlich gar nicht mehr wissen, wo wir überhaupt ursprünglich überall hin wollten. Zuerst war der Genfer See unser Ziel, danach über Frankreich nach Belgien und vielleicht noch ein paar Tage Holland. Dann checkten wir ab, dass gerade die Fußball-Europameisterschaft der Damen ausgespielt wird – mit den Österreicherinnen und in den Niederlanden. Am kommenden Mittwoch spielen „unsere“ Damen in Rotterdam gegen Island um den Einzug ins EM-Viertelfinale – da fahren wir hin. Also vorerst nix Genfer See und kein Belgien – nur Holland und das als rotweißrote Schlachtenbummler – geil!
Irgendwann am Samstag fragte dann Ilse so beiläufig, wie denn das Wetter in den Niederlanden sein werde, schließlich bleiben wir mindestens zehn Tage dort. Gernot checkte die Wetterprognose und – oje – die nächsten paar Tage nur Regen, teilweise soll er sogar echt heftig werden. Und Holland im heftigen Regen, das hatten wir schon zur Genüge. Also nein zu den Niederlanden, die österreichischen Fußballdamen werden auch ohne unsere leibhaftige Unterstützung ins Viertelfinale einziehen müssen. Gernot behauptet, nach der super gespielten Vorrunde könne nur ein Wunder diesen historischen Erfolg noch verhindern, aber Ilse hat schon Pferde kotzen gesehen, drückt aber natürlich auch fest die Daumen.
Der Blick auf die Europa-Satellitenkarte hat dann ergeben, an der Cote d‘ Azur wäre es wunderbar die nächsten Tage – also warum nicht, in Monte Carlo waren wir eh schon jahrelang nicht mehr. Als Zwischenstation dorthin haben wir uns den Lago Maggiore ausgewählt, also los!
Vorher mussten wir mit unserem WoMo aber noch eine Werkstätte aufsuchen (schon wieder!!), aber es war diesmal nichts Ernstes. Beim Heizungs-Lüftungsrohr am Dach hat sich das obere Endstück verabschiedet – und so einen „Pilz“ mussten wir uns besorgen, nicht das es uns durch diese Öffnung hereinregnet.
Bei der Firma Heiss in Inzing haben wir uns schon am Vortag telefonisch angekündigt und schon fünf Minuten nach unserem Eintreffen war der neue „Pilz“ von Herrn Jori fachmännisch montiert. Hat keine 20 Euro gekostet und Herr Jori erklärte uns auch, wie wir dieses Ding verloren haben: Durch eine Fehlzündung in der Heizung ist kurzfristig ein derartiger Überdruck im Lüftungsrohr entstanden, dass der „Pilz“ schlicht und einfach „weggesprengt“ worden ist. Und wenn schon nicht bis in den Orbit, dann ist das Plastik-Ding zumindest ein ordentliches Stück in Richtung Weltall geflogen. Was es nicht alles gibt…? Jedenfalls freuen wir uns über den neuen, schönen Pilz und wir freuen uns sonst – außer beim Schwammerlsuchen – nie über neue Pilze…
Jetzt konnte es mit unseren 68. WoMo-Reise endgültig losgehen.
Danke Kerstin!
Um dem Urlauber-Rückreiseverkehr möglichst auszuweichen, wollten wir ganz zeitig in der Früh losfahren und tatsächlich starteten wir unsere Schnecke schon um 6 Uhr 20. Die Vespa hatten wir schon am Vortag aufgeladen und für diese Reise haben wir noch ein besonderes Geschenk von unserer lieben Nachbarin Kerstin bekommen – einen riesigen Gugelhupf! Danke noch mal dafür, der Kuchen ist echt fabelhaft.
Gemütlich und ohne nennenswerten Verkehr sind wir nach St. Anton gekommen und weil der Arlberg-Tunnel wegen Wartungsarbeiten noch bis in den Herbst hinein gesperrt ist, warteten ein paar Kilometer Schwerarbeit auf unser altes Häuschen. Aber unser WoMo hat sich bewundernswert geschlagen und ist ohne jegliche Überhitzungsgefahr die steile Bergstraße hochgefahren. Alles schön im dritten Gang und weit unter Volllast, so mag es unsere Schnecke am liebsten. Danach durfte sie sich dann lange ausrasten, weil es eine gute halbe Stunde lang nur bergab ging und bei der Raststation Innerbraz hat sie dann überhaupt ein paar Minuten lang ruhen dürfen, denn wir haben uns aus der Tankstelle frische Brötchen besorgt.
Unser weiterer Weg führte uns über Feldkirch in die Schweiz und bald einmal sind wir auf die Autobahn aufgefahren. Auch hier herrscht noch überhaupt kein Verkehr und wir rollen locker durch die schöne Landschaft der Eidgenossenschaft.
  
Irgendwann macht sich dann bei Gernot Kaffeedurst bemerkbar und wir steuern die nächstbeste Raststätte an – ausgerechnet „Heidiland“. Da dreht sich alles um die Heidi, den Alm-Öhi und den Peter, man kann sich für Geld an Automaten ihre Abenteuer anhören, auf ihnen herumreiten oder sie als Puppen, Tassen oder Schlüsselanhänger kaufen. Es gibt dort einen ganze Laden voll mit Heidi-Stoff – wer’s mag…
Wir kaufen uns einen Coffee To Go, den Cappuccino in mittlerer Größe für schlanke 4,10 SFR. Wir haben tatsächlich immer noch genug Schweizer Münzgeld dafür mit und müssen uns deshalb nicht mit den alternativen 4,10 Euro noch mehr neppen lassen. Denn nach wie vor wird der Euro mit dem Schweizer Franken 1:1 umgerechnet – überall und ohne jede Scham. Und zurzeit liegt der Unterschied bei gut und gern 15 Prozent – also das ist schon ein starkes Stück, vorsätzlicher Fremdwährungs-Betrug als Volkssport. Aber – uns kann’s ziemlich wurscht sein – wir kaufen nichts! Und wenn, dann zahlen wir mit Kreditkarte. Und da werden dann plötzlich aus 62,50 Franken 55,15 Euro – nur so als Beispiel…
Der Kaffee vom Heidiland-Rasthaus war durchaus halb-super und eine überaus süße Spitzmaus ist uns auch noch vor die Füße gelaufen. Gernot hat das niedliche Tier auf den ersten Blick für ein Insekt gehalten, viel größer war es auch nicht.
Gut gestärkt sind wir dann zum San Bernardino-Tunnel hochgefahren, auch diese Anstrengung hat unser braves WoMo problemlos bewältigt. Weit war es dann nicht mehr bis nach Italien und noch weit vor Mittag passierten wir bei Brissagio die Grenze. Jetzt war es wirklich nur mehr ein Hüpferchen bis zu unserem Tagesziel und nach vielleicht zehn Kilometern trafen wir in Cannobio am Lago Maggiore ein – den von uns auserwählten Campingplatz „Internazionale Paradis“ fanden wir auf Anhieb.
Wie befürchtet, ist hier überall absolute Hochsaison und es ist nur reines Glück gewesen, dass wir einen Platz gekriegt haben. Den Allerallerletzten –   und den auch nur bis morgen. Wurscht – Hauptsache, wir sind angekommen.
Wir parken uns ein und finden uns mitten in Holland wieder. Rund um uns nur gelbe Nummernschilder, von zwei, drei deutschen abgesehen. Stört uns natürlich überhaupt nicht, Niederländer sind die geborenen Camper, wir haben noch nie irgendwelche Schwierigkeiten mit ihnen gehabt. Klar – sie können schon mal ein bisserl laut werden, ihre Gespräche lassen sich auch in 50 Meter Entfernung noch Wort für Wort verstehen – wenn man ein Wort verstehen würde. Aber – Italiener sind auch manchmal laut, vor allem in der Gruppe – da läuft das dann halt über südländische Lebensfreude. Also lassen wir die fries- zee- und holl-ländische Lebensfreude natürlich auch durchgehen…
Wir richten uns für den Aufenthalt her und fahren dann eine ausgedehnte Runde mit der Vespa. Herrlich ist es hier, der See ist wirklich ein Traum, die Gegend wunderschön. Das Wetter ist sehr gut, es wird an die 30 Grad haben. Gut eineinhalb Stunden cruisen wir herum, dann haben wir vorerst genug und fahren zum Platz zurück.
Im Schatten spielen wir uns einen Pasch aus und später machen wir uns mit mitgebrachtem Speck, Brot und dem Kuchen von Kerstin einen superfeinen Jäusler.
Viel bringen wir heute nicht mehr zu Stande, wir sind von der Fahrt ziemlich müde und Gernot geht überhaupt schon um 22 Uhr zu Bett. Ilse bleibt dann zum Glück immerhin noch so lange wach, dass sie den Beginn eines sehr schweren Gewitters mitkriegt. Deshalb kann sie noch rechtzeitig alle Dachluken schließen und unsere armes Moped zudecken, das sonst im strömenden Regen gestanden wäre. Und das die ganze Nacht lang, denn am Morgen regnete es immer noch wie aus Kübeln.
  

Montag, 24. Juli 2017
Wir werden gegen 7 Uhr früh wach – weil der Regen so heftig auf das Dach unseres Häuschens trommelt. Der Himmel hat scheinbar alle seine Schleusen geöffnet, da hat der Herr Wetterbericht aber was ganz anderes versprochen. Aber – wir wissen aus Erfahrung, nur Meteorologen und Politiker werden auch für’s Lügen bezahlt, also machen wir uns nicht viel draus und warten ab.
Um 9 Uhr 30 erwischen wir ein kleines Wetterfensterchen und sofort machen wir uns dran, die Vespa aufzuladen – denn das ist bei strömenden Regen nicht ganz so prickelnd. Heute waren wir besonders effizient, keine zehn Minuten später war unser Moped sicher vertäut – unser Nachbar, der die Auflade-Aktion akribisch genau von seinem Vorzelt aus verfolgte, spendete uns anerkennend virtuellen Applaus mit zwei ausgestreckten Daumen.
Noch eine schnelle Dusche, ein kräftiges „Ciao Tutti“ in Richtung Rezeption und die Landstraße hatte uns und unseren dicken Nasenbären wieder. Der brauchte vor der heutigen Etappe übrigens gar keine Angst zu haben, denn wir fahren höchstens 30 Kilometer weit. 
 Unser Ziel ist der Lago Mergozzo, ein malerisch gelegener See, umrahmt von recht hohen Bergen und sanften Hügeln.
Der Weg dorthin war zwar nicht weit, aber er entwickelte sich dann doch unerwartet anstrengend, denn viele Kilometer lang kamen wir nur im Stop-and-Go-Modus weiter. Irgendwie wollten zu viele in die gleiche Richtung und wir mittendrin. Aber – noch ist in der Geschichte der Menschheit jeder Stau zu Ende gegangen, so auch dieser und knapp vor Mittag checkten wir im „Camping Quiete“ ein. Was für ein Glück, dass Ilse gestern noch telefonisch vorreserviert hat, denn bei allen Campingplätzen, an denen wir heute vorbeikamen, sahen wir Schilder, dass sie ausgebucht sind. Und das sind verdammt viele Campingplätze gewesen!
Wir können am „Quiete“ noch aus den letzten beiden verbliebenen Plätzen auswählen und wir haben echt ein richtiges Glück gehabt. Unser Platz ist sehr groß, liegt ganz in der Nähe der Waschhäuser und eine der Toiletten ist keine 30 Meter entfernt. Geil!
Schon zehn Minuten nach unserer Ankunft sind wir für den Aufenthalt hergerichtet, wir haben gleich für drei Nächte gebucht. Keine halbe Stunde gönnen wir uns eine Pause und dann starten wir schon unseren roten Roller und fahren raus, die Gegend ein wenig näher zu erkunden.
Schön ist es hier, die kleinen Dörfer wirken noch ziemlich ursprünglich, so hat es wahrscheinlich vor 40, 50 Jahren auch schon ausgesehen. Die Straßen sind relativ schmal und kaum ein Meter davon ist unbeschädigt. Eine Herausforderung für Gernot und die Vespa und tatsächlich – irgendwann im Laufe des Nachmittags gibt unser Roller plötzlich ungewohnte Geräusche von sich. DAS hört sich aber gar nicht gut an. Wir verstehen beide von Vespa-Motoren ungefähr so viel, dass sie silbrig glänzen, zur Verschmutzung neigen und mitunter sehr heiß werden können. Das war es schon, ach ja – den Ölstand-Messer haben wir auch schon gefunden. Trotzdem, Hilfs-Ingenieur Gernot ist sich sicher, das ist die Kupplung. Also, das könnte die Kupplung sein, eventuell, vielleicht sogar vielleicht. Was denn sonst? Eben. Also wahrscheinlich die Kupplung, denn das schleifende Geräusch ist nur beim Anfahren zu vernehmen. Na ja, kann man auch nix machen, müssen wir auf jeden Fall daheim anschauen lassen, jetzt fahren wir mal, solange es nicht viel schlimmer wird.
Im Ort Mergozzo – ein paar Kilometer von „unserem“ Fondotoce entfernt, kommen wir bei einem kleinen „Alimentari“ vorbei und kommen daran natürlich nicht vorbei, ohne einzutreten. Das winzige Geschäft erinnert an die kleinen Krämerläden, wie sie vor ein paar Jahrzehnten auch bei uns noch Gang und Gäbe waren. Keine 40 Quadratmeter groß, aber über 1.000 Artikel.
Wir kauften uns wunderbaren Parmesan, wieder einmal Tortellini, Butter, Milch, Schokopuddings und einen schönen, grünen Salat. Ein kleines Glas Nutella durfte dann auch noch mitkommen, wir müssen schließlich beide aufpassen, dass wir unser dezentes Übergewicht halten.
Zurück am Platz haben wir zuerst einen Pasch geklopft und uns dann das Abendessen zubereitet. Der Parmesan ist einer der vorzüglichsten, den wir je gegessen haben und es ist wunderbar, dass wir das von beinahe jedem in Italien gekauften Parmesan sagen können. Dementsprechend gut haben die Tortellini geschmeckt, mit brauner Butter übergossen und mit dem grünen Salat mit Kernöl dazu, war das ein ausgezeichnetes Essen. Und wir waren so satt, dass die als Nachspeise geplanten Puddings im Kühlschrank geblieben sind.
Um punkt 21 Uhr wurden dann alle am Campingplatz mit lauter Musik beschallt – heute findet ja der groß angekündigte „Masken-Ball“ (!!) statt. Überall hängen dementsprechende Plakate und am Nachmittag waren schon drei Animateurinnen bei uns – als Nonne, als wilde Bärin und – na ja – als „leichtes Mädchen“ verkleidet, um uns auch einzuladen: „The best mask will win the price“, versuchte uns die gar nicht so keusche Klosterschwester zu locken, aber wir hatten dummerweise keine Faschings-Masken im WoMo. So ein Fauxpas aber auch! Himmelherrgott – wir hätten eine kleine Flasche „Captain Morgan“ Whiskey und einen halben Liter lauwarmes Coca-Cola abstauben können, wenn wir nicht ohne Faschings-Kostüme von daheim weggefahren wären. Shit – irgendwas vergisst man immer.
Wir haben uns den Spaß dann natürlich trotzdem angeschaut, maskiert war erwartungsgemäß niemand, von den drei sehr bemühten Animateurinnen abgesehen. Doch – ein Paar hatte selbstgebastelte Augen-Masken auf – sie wirkten ein wenig wie Panzerknacker im falschen Gewand. Für den Whiskey wird’s wahrscheinlich, mangels Konkurrenz, trotzdem gereicht haben. 
Bemerkenswert war aber immerhin die Live-Band, das waren richtige Profis, die hatten es wirklich drauf und vor allem die Sängerin könnte in viel größeren Bands ihr Geld verdienen.
Eine knappe Viertelstunde haben wir den „Masken-Ball“ ausgehalten, man ist schließlich keine 50 mehr und zu laute Musik ist sowieso nicht unseres. Also sind wir zum WoMo zurück, haben uns „I want to break free“ oder „Sweet Home Alabama“ von der Ferne angehört und einfach in den sternenklaren Himmel geschaut. Unser Leben ist ja so verdammt schön…!

Dienstag, 25. Juli 2017
Wieder haben wir wunderbar geschlafen, es ist wirklich schön ruhig hier am Campingplatz „Quiete“. Übrigens nomen est omen – denn Quiete heißt Ruhe. Dabei haben wir direkte, niederländische Nachbarn mit zwei kleinen Kindern, eines davon noch ein Baby. Klar kommt von da manchmal Weinen oder Geplärre, das stört uns aber nicht weiter, Kinderlärm halt, das verkraften wir schon. Kleine Kinder weinen in dem Alter vielleicht 20, 30 Mal am Tag, dafür lachen sie 200 bis 300 Mal. Also wo ist das Problem? Obwohl – schon der große Karl Kraus hat einst gesagt: „Fürze und Kinder – da erträgt man nur die eigenen…“ Das hat schon auch was…
Morgens ist es immer ein bisserl frisch, auch heute hat es gerade mal 16 Grad, als wir aus den Betten kriechen. Also frühstücken wir im WoMo und sehen der Sonne beim Strahlen zu. Das wird wieder ein schöner Tag, ideal zum Ausrücken mit der Vespa. Vorerst machen wir aber noch einen Pasch, es darf ruhig noch ein wenig wärmer werden.
Kurz vor Mittag starten wir dann unseren roten Roller, heute müssen wir ihn ganz besonders feinfühlig fahren, damit die Kupplung noch möglichst lange hält. Doch schon nach ein paar Kilometern merken wir, dass unsere Vespa heute keinerlei Geräusche von sich gibt, die wir nicht kennen. Auch nicht bei bewusst provozierter Volllast, alles wieder in Ordnung? Nicht-Auskenner Gernot kann sich die Spontanheilung unseres Mopeds nur so erklären, dass es den stundenlangen, strömenden Regen vorgestern nicht richtig vertragen hat und dadurch Wasser irgendwo hinein geraten ist, wo es nicht hingehört. Und dann ist dann halt etwas irgendwie beleidigt „durchgerutscht“, was das ätzende Geräusch verursacht hat. Jetzt ist alles wieder bestens und der Rest ist uns wurscht…
Wir fahren in der Gegend herum und landen irgendwann am Lago d‘ Orta. Wir fahren kilometerlang an seinem Ufer entlang, hier im Umkreis gibt es eine ganze Vielzahl von wunderschönen Seen, der Lago d‘ Orta gehört definitiv auch dazu.
Wir genießen die Fahrt ausgiebig, das Wetter ist warm, nur ein Tunnel sorgt temperaturmäßig für etwas Abwechslung. Schon bei der Einfahrt lässt Gernot ein lautes: „Na servas!“ fallen, denn der Tunnel ist beinahe vier Kilometer lang. Und frostig wie ein Kühlhaus.
Natürlich fahren wir nicht schneller als die erlaubten 70 km/h, das wiederum bringt die italienischen Autofahrer an den Rand der Verzweiflung. Und natürlich überholen sie uns, trotz Verbot – im dichten Kolonnenverkehr ist das wohl die dümmste Entscheidung, die man treffen kann. Aber bei vielen italienischen Autolenkern setzt einfach komplett das Hirn aus, wenn sie hinterm Lenkrad sitzen. Das Missachten des Überholverbotes in einem Tunnel ist in Italien ein Straftatbestand und wird mit einem Prozess, hohen Geldstrafen und einem monatelangen Führerscheinentzug geahndet. Das kümmert die Dümmlinge am Volant aber wenig und dass sie durch das Überholen nicht einmal eine einzige Sekunde Zeit gewinnen, geht in die hohlen Birnen nicht hinein. Jedenfalls haben wir die rücksichtslosen Idioten sofort nach Ende des Tunnels wieder zurücküberholt, vielleicht sind sie sich ja doch ein wenig blöd vorgekommen dabei…
Nach der eisigen Tunneldurchfahrt müssen wir uns ein bisserl aufwärmen und fahren den nächstbesten Campingplatz an. Dort genießen wir einen kräftigen Cappuccino und dann geht’s wieder hinaus mit uns auf die Straße.
Irgendwann biegen wir dann auf kleinere Straßen ab und sind ab da ziemlich alleine unterwegs. Es ist einfach herrlich, mit der Vespa und einem gemütlichen 60er über die kurvenreichen Straßen zu cruisen, ein traumhaftes Vergnügen, von dem wir nicht genug kriegen können.
Später finden wir uns dann in Verbana wieder, das ist einer der größeren Orte hier am Lago Maggiore. Wir spazieren ein bisserl herum in der Hoffnung, unser Sammlung an roten Vespa-Modellen ein weiteres Exemplar hinzufügen zu können. Aber – wir finden zwar Vespas, aber nur in gelb, blau oder grün – eine rote ist vorerst nicht zu finden. Dafür entdecken wir ein echt lässiges Plakat, auf dem viele bunte Vespas im „Andy Warhol Stil“ zu sehen sind. Um 10 Euro darf es mitkommen, daheim wird das Bild gerahmt und bekommt einen Ehrenplatz.
Weil wir schon in Verbana waren, haben wir uns auch über die Fähre klug gemacht, die von hier nach Laveno ans Ostufer des Lago Maggiore übersetzt. Die Fahrt kostet für uns und die Vespa hin und retour 18 Euro 80, diesen Spaß werden wir uns morgen gönnen.
Bei der Fahrt zurück nach Fondotoce zu unserem Campingplatz haben wir noch bei einem großen Lidl-Markt Halt gemacht, wir brauchen ein paar Kleinigkeiten. Mit Brot, aufgeschnittenem Schinken und ein paar Joghurts kehren wir dann zum WoMo zurück.
Leidlich müde von der ausgiebigen Fahrt – wir sind beinahe 100 Kilometer unterwegs gewesen – stärken wir uns erst einmal mit dem vorzüglichen Schinken und erholen uns dann mit einem entspannenden Pasch.
Zwischendurch muss Gernot doch tatsächlich einen etwa 11-jährigen Buben anknurren (!), der wie ein Berserker ununterbrochen einen Volley-Ball vor sich in den Boden gedroschen hat. Direkt vor unserem WoMo, nicht einen Meter davon entfernt. Nach einer halben Stunde diesen sinnlosen Lärms hat Gernot dem Schweizer Buben dann so freundlich als möglich erklärt, dass sein „Spiel“ nervt, er solle doch mit seinem Ball auf den dafür vorgesehen Spielplatz gehen. Da sagte der Junge doch tatsächlich: „Na und? Das ist doch mir egal, wenn euch das nervt!“ Ein richtiger kleiner Scheißkerl also – die gibt’s natürlich überall. Die Antwort Gernots hat dann aber gesessen: „Bist du wirklich ein so dummer Junge, dass es dir egal ist, wenn du andere Leute in deren Urlaub nervst?“  Bumm, da hat das freche Schwyzer Büebli dann ganz schnell nasse Augen gekriegt, aber – ab da war dann Ruhe, denn auch seinen leidgeprüften (Groß?)-Eltern ist der Bub inzwischen mit seinem idiotischen Radau auf die Nerven gegangen.
Am Abend hat uns dann verführerischer Duft ins nahe gelegene Restaurant gelockt – einer knusprigen Pizza muss man schließlich nicht jeden Tag widerstehen. Wir haben ja gestern schon an unserem WoMo regelrechte Prozessionen von Leuten vorbei marschieren gesehen, alle mit dampfenden Pizza-Kartons in den Händen – die Teiglappen dort müssen also ganz gut sein.
Wir haben uns dann auch für die To-Go-Variante entschieden, denn dadurch sparen wir uns das diffuse Coperto-Theater und die Getränke kommen auch aus dem eigenen Kühlschrank.
Der Andrang im Restaurant war gigantisch, nahezu jeder der zahlreichen Tische war mit mehreren hungrigen Gästen besetzt. Wir bestellten uns Schinken-Pizza (Ilse) und „Capricciosa“ (Gernot) für faire 14 Euro und während der Wartezeit hatten wir die Gelegenheit, den beiden Pizza-Bäckern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Unglaublich, mit welcher Effektivität die die Teigfladen belegt und in den Ofen geschoben haben. Immer drei gleichzeitig in einen der beiden Ofenladen – drei, vier Minuten später waren die Pizzen bereits fertig gebacken und schon kamen die nächsten drei dran. Ununterbrochen und das über Stunden, da weißt du dann nach der Arbeit auch, wovon du müde bist… Jedenfalls haben wir auf unsere Bestellung kaum fünfzehn Minuten lang warten müssen und mit unserer heißen Beute sind wir die paar Meter zum WoMo zurückspaziert.
Das Essen war erwartungsgemäß sehr gut und anschließend haben wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang über den Platz gemacht. Wir sind mal wieder die einzigen Österreicher, aber das sind wir natürlich schon gewohnt, so viele sind wir nun einmal nicht. Auch am „Quiete“ dominieren eindeutig die Holländer – ob in den Niederlanden im Sommer überhaupt irgendwer zu Hause ist? Sicher zwei Drittel der Camper hier sind Holländer, der Rest kommt aus Deutschland und der Schweiz, einen einzelnen Franzosen haben wir auch ausgemacht.
Später haben wir uns dann wieder unserem Lieblingsspiel hingegeben und schon eine ganze Zeit vor Mitternacht sind wir ins Bett gegangen. Wieder geht ein traumhafter Tag zu Ende, für uns gibt es nichts Schöneres, als irgendwo in unserem WoMo einzuschlafen…

Mittwoch, 26. Juli 2017
Gleich beim Aufwachen registrieren wir: Das wird heute ein wunderschöner Tag. Schon um halb neun Uhr ist es so warm, dass wir im Freien frühstücken. Danach bringen wir noch ein wenig unseren Blog auf Vordermann und überbrücken anschließend mit einem Pasch die Zeit bis zur Ausfahrt.
Um 11 Uhr 30 ist es dann so weit und wir fahren die vielleicht acht Kilometer nach Verbana hinüber. Dort steuern wir den Fährhafen an und Ilse kauft uns die Tickets. Die Fähre steht schon bereit, wir fahren mit der Vespa auf und keine fünf Minuten später legen wir schon ab.
Die Fähre schwankt am unruhigen Lago Maggiore manchmal derart bedenklich, dass wir es nicht wagen, unser Moped allein zu lassen. Denn vielleicht wird die Vespa vom starken Wellengang so hergebeutelt, dass sie umfällt – eine alptraumhafte Vorstellung. Bei zwei abgestellten, schweren Maschinen sehen wir, dass sie manchmal gleich um einige Zentimeter von ihren Seitenständern abheben, viel hätte nicht mehr gefehlt und die 200 Kilo schweren Trümmer wären dagelegen…
Aber es ist zum Glück alles gut gegangen. Nervig war höchstens, dass durch das teils heftige Schwanken des Bootes die Alarmanlage eines Autos ausgelöst wurde und fast die ganze Überfahrt lang „Laut“ gegeben hat. Bis der Besitzer dann gnädig die Alarmanlage deaktivierte.
In Laveno angekommen fahren wir den See zuerst in Richtung Süden entlang, irgendwann biegen wir dann ins Landesinnere ab. Auch hier herüben ist es traumhaft schön, die Straßen sind relativ schmal und Kurve reiht sich an Kurve. Es herrscht nahezu überhaupt kein Verkehr und wir können unser eigenes Tempo fahren.
Wir kommen an den Lago di Monate, damit haben wir jetzt beinahe jedem See hier in der Gegend einen Besuch abgestattet. Am Weg hierher hat es eine Stelle gegeben, an dem man gleichzeitig sowohl den Lago Maggiore, als auch den Lago di Monate von oben sehen hat können. Also zumindest theoretisch. Denn Ilse hat die beiden Seen zwar gesehen, Gernot hingegen muss vor allem die nächsten 20, 30 Meter der Straße im Blickfeld haben. Denn nur so können wir den unzähligen Kanaldeckeln und Schlaglöchern rechtzeitig ausweichen, die hier nahezu jeden Meter der Straßen „zieren“.
Heute sind wir besonders viel unterwegs gewesen, sicher über 100 Kilometer. Längst ist klar, unsere Vespa hat keinerlei Schaden, das muss wirklich mit eingetretenem Wasser zu tun gehabt haben, wir sind jedenfalls sehr froh darüber. Und so blatteln wir dahin, bis unsere Fahrgestelle zu schmerzen anfangen, vor allem unsere verlängerten Rücken. Nachdem unnötiges Leiden keine unsere großen Stärken ist, fahren wir nach ein paar Stunden zurück ins schöne Laveno. Wir haben keine Ahnung von den Abfahrtzeiten der Fähre, wir haben es nicht eilig, im Urlaub schaut kaum mal wer von uns auf die Uhr.
Wir parken unser Moped direkt beim Eingang zur Fußgängerzone und machen uns auf den Weg, das Zentrum von Laveno etwas näher zu erkunden. Und natürlich halten wir die Augen nach kleinen, roten Vespas offen. Noch haben wir nicht eine Magnet-Vespa gefunden, von anderen Italien-Urlauben sind wir schon mit zehn oder mehr Stück nach Hause gekommen. Aber hier – keine Spur von einer roten Vespa. Wieder sehen wir nur gelbe, blaue oder grüne Exemplare. Auch ein sehr schönes Metall-Modell einer alten Vespa haben wir entdeckt, es glänzte aber leider nur silbern. Auch wurscht – wir finden schon noch was. Oder auch nicht, wie gesagt – wurscht.
Bei einem Restaurant mit Gastgarten machen wir dann Halt und bestellen uns Toasts und kalte Getränke. Die beiden knusprigen Toasts munden dann ganz ausgezeichnet und sind uns eine willkommene Stärkung.
Danach holen wir unseren Roller und fahren zum Ablegeplatz der Fähre hinüber. Und wieder müssen wir keine drei Minuten warten, dann dürfen wir schon an Bord. Auch diesmal lassen wir unsere Vespa nicht eine Sekunde aus den Augen und wieder schwankt das Schiff recht ordentlich. Übrigens haben alle anderen Biker ihre Maschinen alleine gelassen, das würden wir uns – wie schon gesagt – nicht trauen. Aber unser Mopedchen wiegt gerade mal ein bisschen über 100 Kilo, da ist es solchen Kräften logischerweise weit mehr ausgeliefert.
Natürlich ist auch diesmal wieder bei einem PKW die Alarmanlage losgegangen. Der Besitzer – ein Brite – hat die laute Sirene zwar immer wieder mit der Fernbedienung abgeschaltet, deaktiviert hat er die Alarmanlage aber nicht. Im Gegenteil – denn obwohl er immer in unmittelbarer Nähe des Fahrzeuges war, hat der gute Mann bei jedem Alarm nachgeschaut, ob nicht doch wer versucht hat, ins Innere seines Autos einzubrechen. Ein besonders bemerkenswertes Exemplar aus des Herrgotts unermesslich großem Tiergarten…
Nach dem Wiederbetreten festen Landes sind wir schnurstracks zum Campingplatz zurückgefahren und haben erst einmal unsere Beine ausgestreckt. Ach – es ist so wunderbar hier am „Quiete“, so wunderbar, dass wir am Abend zur Rezeption hinauf gegangen sind und unseren Aufenthalt noch um einen weiteren Tag verlängert haben. Warum in die Ferne schweifen…
Darum haben wir auch unsere weiteren Reisepläne geändert, schon wieder! Die Cote d‘ Azur wird uns dieser Tage nicht sehen, da fahren wir dann im Herbst hin. Zurzeit sind uns die Campingplätze dort schlicht zu teuer – bis zu 48 Euro am Tag wollen und werden wir nicht bezahlen. Vor allem dann, wenn es nicht sein muss. Ab Ende August gibt es die Plätze dann im ACSI-Angebot für 13 Euro, das sind schon gewaltige Unterschiede. Um die Differenz allein könnten wir jeden Tag Essen gehen, also Tschüss liebes südliches Frankreich, wir kommen in deinen Norden. Genauer gesagt zum Genfer See, denn dort waren wir noch nicht und da soll es auch sehr schön sein. Aber noch sind wir am Mergozzo-See und genießen jede Minute unseres Aufenthaltes.
Am Abend machen wir uns dann eine feine Jause mit Parmesan und Weißbrot, Gernot befreit zusätzlich eine Makrele aus ihrer engen Konservendose und übersiedelte sie in seinen hungrigen Magen. Super Mahlzeit.
Der Ablauf des heutigen Abends hat sich dann quasi von selbst ergeben, denn ab 20 Uhr 45 wird das letzte Gruppenspiel der österreichischen Fußball-Damen übertragen und über den „Der Standard“ Live-Ticker wollen wir natürlich mitfiebern. Eigentlich wären wir heute in Rotterdam live im Stadion gesessen, wenn uns das üble Wetter keinen Strich durch diese Rechnung gemacht hätte. Trotzdem sind wir natürlich froh, hier im Warmen zu sitzen, während halb Mittel- und Nordeuropa in der Kälte bibbert und Gefahr läuft, im Dauerregen abzusaufen.
Das Match der Österreicherinnen gegen die Isländerinnen hat uns dann den Abend noch kräftig versüßt, denn unsere Damen gewannen 3:0 und ziehen damit als Gruppensiegerinnen (!) ins Viertelfinale der Europameisterschaft ein. Das ist ein Erfolg, von dem die österreichischen Fußball-Herren ihr ganzes Leben lang nur träumen können, aber das nur nebenbei. Jedenfalls haben wir eine richtige Freude und gehen beide mit einem breiten Grinsen schlafen.

Donnerstag, 27. Juli 2017
Wir haben beschlossen, heute mal wieder einen so genannten „Schlunz-Tag“ einzulegen, Duschen, Essen und Paschen werden heute unsere Hauptbeschäftigungen sein. Das Wetter ist am Morgen etwas wolkenverhangen, später wird es dann wieder sonniger.
Der Tag vergeht mit süßem Nichtstun – „Dolce far niente“ nennt das der Italiener.
Irgendwann am Nachmittag bezahlt Ilse dann unsere Rechnung, der Chef ist hörbar enttäuscht, dass wir eine Bestätigung für den Betrag haben wollen, weil wir gerne selber nachkontrollieren. Ganz unverblümt lässt er uns wissen, dass er uns gerne „schwarz“ abgerechnet hätte. Übrigens haben wir beim Bezahlen zwei Camper-Paare aus Innsbruck gesehen, ins Gespräch sind wir mit ihnen aber nicht gekommen.
Nachdem unser 4-tägiger Aufenthalt bezahlt war – mit 152 Euro war er nicht gerade billig – starteten wir doch noch unsere Vespa. Wir wollten nur mal kurz in den nahe gelegenen, kleinen „Alimentari“ fahren, denn unser Parmesan geht zur Neige und Milch brauchen wir auch. Also los.
Es sind nur wenige Kilometer nach Mergozzo, schon nach ein paar Minuten stehen wir an der Ampel, die die enge Ortsdurchfahrt regelt. Natürlich schummeln wir uns – wie an nahezu jeder Ampel – in die Pole-Position und gasen als erste los. Das Lebensmittel-Geschäft befindet sich in der Engstelle, wir parken ganz in der Nähe ein – und zack – wird Gernot von einer Wespe in den Hals gestochen. Aua! Diesmal war nicht das offene Visier schuld, gegen einen Insektenstich in den Hals könnte man sich nur mit hochgeschlossener Kleidung schützen, darauf verzichten wir bei diesen Temperaturen aber selbstverständlich. Eh nicht so tragisch, Gernot ist gegen Bienen- und Wespenstiche nicht allergisch, das bisserl Brennen lässt sich schon aushalten. Aber nervig ist ein Insektenstich natürlich immer, die relativ große Beule ist noch tagelang zu sehen und vor allem zu spüren…
Der Besitzer des „Alimentari“ freut sich sehr über unseren zweiten Besuch, denn natürlich weiß er, dass wir wissen, dass wir beim „Lidl“ um die Hälfte billiger einkaufen könnten, als bei ihm. Aber, dass Qualität seinen Preis haben darf, wissen wir auch, also kaufen wir uns ein großes Stück Parmesan. Das angebotene 1 kg-Stück ist uns dann doch zu viel und nach einem „Mezzo Prego“ schneidet es der Mann auseinander. Mit einem zufriedenen Grinsen quittiert er anschließend die Tatsache, dass wir uns für das größere Stück (565 Gramm) entscheiden. Dann kaufen wir noch Schinken, Sahne und Bio-Eier (herzig, zwei Stück in einer eigenen Packung), Zwiebel und Salat – heut am Abend gibt’s köstliche Spaghetti-Carbonara. Allerdings ohne Spaghetti, denn wir kaufen uns ganz dünne Nudeln, die zu kleinen Nestern gewickelt sind. Das wird wieder ein Festessen werden…
Weil das Wetter so schön war, hatten wir plötzlich Lust auf eine kleine Ausfahrt, vorher mussten wir aber noch den Einkauf zum WoMo bringen – denn mit Schinken, Sahne und Eiern bei über 30 Grad spazieren zu fahren, wäre wohl nicht ganz so klug gewesen…
Die geplante „kleine Runde mit der Vespa“ entwickelte sich dann zu einer mittleren Tour, denn wieder einmal konnten wir vom Fahren mit unserem Roller nicht genug kriegen. So sind wir also einfach in Richtung Schweizer Grenze gefahren, auf Nebenstraßen mit kaum Verkehr und wir sind dabei durch viele kleine Dörfer durchgekommen.
In einem davon hat uns ein seltsames Denkmal kurz Halt machen lassen – denn auf einem Sockel am Dorfplatz thronte nämlich ein Schäferhund (!). Warum und Wieso – keine Ahnung. Auch googeln können wir das vorerst nicht, weil wir den Namen des kleinen Ortes, so wie die meisten anderen auf dieser Runde – gleich wieder vergessen haben… Später haben wir dann doch noch versucht rauszukriegen, was es mit dem Hund-Denkmal auf sich hat – wir wissen jetzt immerhin, dass die Geschichte mit Pippin dem Kurzen (Sohn Karls des Großen) zu tun hat und rund um das Jahr 850 spielt. Mehr Italienisch können wir leider nicht…
Aus der geplanten kleinen Runde wurden dann gut und gern 80 Kilometer, ein paar davon sind wir sogar versehentlich auf der Autobahn gefahren, obwohl wir das mit unserem 125 ccm³ Roller gar nicht dürften. Aber wir sind ohnehin gleich wieder bei der nächsten Ausfahrt abgefahren und keiner hat’s gesehen…
Zum Abschluss dieser spontanen Tour sind wir dann noch ein drittes Mal beim „Alimentari“ in Mergozzo eingekehrt, denn wir haben vergessen, Salami zu kaufen. Das haben wir also nachgeholt und mit zwei herrlich duftenden, kleinen Salamis sind wir dann endgültig zum Campingplatz zurückgefahren.
Dort haben wir uns dann bald einmal um das Abendessen gekümmert und keine halbe Stunde später stand eine wunderbar duftende „Carbonara“ am Tisch. Wir haben dafür auch noch unseren letzten Speck kleingeschnitten – wirklich ein sehr, sehr gutes Essen, das Ilse uns da wieder gekocht hat.
Danach haben wir uns dann einen letzten Pasch am Lago di Mergozzo ausgematcht – morgen geht’s wieder weiter und wir freuen uns schon drauf.

Freitag, 28. Juli 2017
Wir sind relativ früh wach und nach einem guten Kaffee machen wir uns für den Aufbruch fertig. Die Vespa flutscht beinahe von selber auf ihren Träger und nach einer abschließenden Dusche sind wir schon knapp nach 9 Uhr abgefahren. Genfer See – wir kommen.
Die Autobahn in Richtung Schweizer Grenze sind wir ja gestern schon zu einem kleinen Teil versehentlich mit dem Roller gefahren und als wir an dem uns schon bekannten Abschnitt vorbeikommen, sehen wir, wie verdammt weit weg von unserem Campingplatz wir gestern entfernt waren.
Der Zustand dieses italienischen Stückes Autobahn lässt sich mit einem einzigen Wort trefflich beschreiben – erbärmlich! Solche Straßen kennen wir sonst nur von Indien her. Schlagloch reiht sich an Schlagloch, unser Häuschen wird durchgebeutelt wie auf einer Schotterpiste. Echt übel! Aber bald einmal haben wir die Schweiz erreicht und wenn hier die Straßen auch nicht gerade Tipp-Topp sind, besser als in Italien lässt es sich allemal fahren.
     
Der Grenzübergang liegt schon in der Steigung hinauf zum Simplon-Pass, der ist mit seinen 2.005 Metern Höhe eine echte Challenge für unser doch nicht mehr ganz so junges WoMo. Wir werden sowohl von den Italienern, als auch von den Schweizer Grenzbeamten lässig durchgewunken und machen uns auf, die steile Bergstrecke zu bewältigen.
Unser braves Lasttier schafft den Aufstieg ohne das geringste Problem, wir fahren es im dritten Gang mit maximal 40 km/h. Zusätzlich drehen wir die Heizung auf die Höchststufe, da entweicht schon mal viel Hitze aus dem Kühl-Kreislauf. Und so steigt die Temperatur nicht einmal ansatzweise bis in den kritischen Bereich, wir können die ganze Strecke in einem Zug durchfahren.
Am Simplon-Pass angekommen, lassen wir den Motor noch zwei, drei Minuten nachlaufen – wegen dem Turbo warats! (Ein wertvoller Tipp irgendeines netten Campers, irgendwo, irgendwann einmal aufgeschnappt) Tatsächlich nässt unser treues WoMo kein einziges Tröpfchen Wasser und wir gönnen unserem Nasenbären eine kleine Verschnaufpause.
Wir trinken noch den Rest des Frühstück-Kaffees und gehen dann zum Souvenir-Shop rüber, aus reiner Langeweile. Denn wer rechnet schon mit einem roten Vespa-Modell in der Schweiz. Aber – es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt und so finden wir echt eine süße, kleine und vor allem rote Vespa als Schlüsselanhänger – zusätzlich versehen mit einem winzigen Schweizer Wappen. Super – sie darf mit ihren wohlfeilen 4,50 Schweizer Franken unsere Sammlung bereichern, unnötig zu sagen, dass wir selbstverständlich 4 Euro 50 dafür bezahlt haben. Aber immerhin haben wir unser Wechselgeld in Euro zurückbekommen, sonst wird in SFR herausgegeben, womit zusätzlich Extra-Geld geschnitten wird…
Nach der kleinen Rast am Simplon-Pass – den berühmten, steinernen Adler haben wir natürlich auch fotografiert – durfte unser WoMo dann mühelose viele Kilometer lang bergab rollen, das hat es sich aber echt hart erarbeitet heute. 
Eigentlich hatten wir nach der Passstrecke mit bequemer Autobahnfahrt gerechnet, aber die wird an vielen Stellen erst noch gebaut, also hieß es für uns immer wieder auf kleine Bundesstraßen auszuweichen. Kilometerlang fuhren wir so dahin, im dichten Kolonnen-Verkehr und kaum einmal über 50 km/h schnell. So hat es sich ziemlich gezogen, bis wir endlich bei St. Gingolph an die französische Grenze und damit an den Genfer See gekommen sind. Der nennt sich hier übrigens Lac Lemans – Genfer See sagt dazu niemand.
Den von uns ins Visier genommenen Campingplatz finden wir auf Anhieb – er nennt sich „Lac Noir“ oder alternativ „Black Lake“. Keine Ahnung warum, der Genfer See ist hier ebenso wunderschön blau wie überall sonst. Der Platz ist uns auf Anhieb total sympathisch und ganz entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten buchen wir den Aufenthalt gleich für fünf Tage. Die Preise sind angenehm niedrig – wir bezahlen für alles zusammen 18 Euro 20 am Tag, da ist die Kurtaxe und der Strom bereits mit eingerechnet. Fein – das sind um 30 Euro pro Tag weniger als an der Cote d‘ Azur – eine weise Entscheidung von uns, die Fahrt dorthin in bis in die „ACSI-Zeit“ zu verschieben.
  
Der Campingplatz „Lac Noir“ ist nur sehr spärlich besetzt, wir können uns frei einen Platz wählen. Keine 15 Minuten nach unserer Ankunft sind wir bereits voll eingerichtet und unser Roller wartet auf seine erste Ausfahrt.
Zuerst schauen wir uns den Ort näher an, an dem wir uns befinden. Er heißt Thonon les Bains und ist eine kleine Stadt mit gut 34.000 Einwohnern. Wir fahren bis an den Rand der Fußgängerzone und machen einen ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt. Viel gibt die Stadt auf den ersten Eindruck nicht her, als Höhepunkt unseres Besuches ist uns aber immerhin in Erinnerung geblieben, dass wir zufällig bei einer Hochzeit vorbeigekommen sind. Zwei Frauen haben sich das Ja-Wort gegeben und wir waren somit zum ersten Mal bei einer so genannten „Verpartnerung“ dabei, wenn auch nur als nicht eingeladene Zaungäste. Dass dann unmittelbar daneben eine junge Frau in aller Öffentlichkeit ungeniert einen dicken Joint gequalmt hat zeigte uns, dass hier in Thonon offensichtlich ein recht lockerer „Way of Life“ gepflegt wird… Das ist uns grundsätzlich schon mal nicht unsympathisch.
Beim Weg zurück zum Campingplatz sind wir dann noch bei einem SPAR-Markt vorbeigekommen und haben uns einmal mehr „Canneloni au Boef“, Butter und Salat gekauft, damit steht das heutige Abendessen auch schon fest. Und natürlich haben wir uns ein ofenfrisches Baguette gegönnt – wir sind schließlich in Frankreich. Mit dem Einkauf bei SPAR war unser Tagespensum bereits erfüllt – ab jetzt ist Nichtstun angesagt.
Mit einem Pasch im Schatten überbrückten wir dann die Zeit bis zum Abendessen. Die Canneloni sind übrigens vorerst im Kühlschrank geblieben, wir stillten unser kleines Hüngerchen erfolgreich mit Parmesan, Salami und frischem Baguette. Herrlich!
Danach noch ein fesches Bierchen für Gernot und einen gespritzten „Soave“ für Ilse und schon gegen 22 Uhr war Nachtruhe angesagt. Am Platz ist es so still, man könnte wohl das Gras wachsen hören, wenn man denn so gute Ohren hätte.... Einfach nur schön.

Samstag, 29. Juli 2017
Beim Aufwachen entfährt Gernot folgender Satz: „Ilse, unsere Uhr im Alkoven muss kaputt sein, sie zeigt nämlich 9 Uhr 20 an!“ Unglaublich – wahrscheinlich haben wir überhaupt noch nie so lange im WoMo durchgeschlafen. Beinahe 11 Stunden am Stück, echt rekordverdächtig! Muss mit der Ruhe hier zu tun haben, anders können wir uns das nicht erklären.
Jedenfalls sind wir topfit ausgeschlafen und bereit für eine längere Tour mit der Vespa. Aber – vorerst stärken wir uns dafür mit einem kräftigen Kaffee und als wir dann mit unserem roten Flitzer aus dem Camping-Areal rollen, ist es beinahe schon Mittag!
Das Wetter ist zum Fahren ideal, es wird nie wärmer als 30 Grad und immer weht ein feines Lüftchen. Wir fahren gemütlich den See entlang, lassen uns einfach treiben und biegen hie und da ins „Hinterland“ ab. Es herrscht – außer auf der Hauptstraße – nahezu kein Verkehr und wir genießen jeden Kilometer der Fahrt ausgiebig. In irgendeinem kleinen Dörfchen bleiben wir bei einer Bäckerei stehen und kaufen uns knusprige Croissants als Zwischenmahlzeit. Die essen wir dann auf offener Straße neben unserem Moped und trinken Wasser dazu.
Dann wieder rauf auf unser braves rotes Pferdchen und weiter geht die traumhafte Fahrt über kleine, ganz kleine und über winzige Sträßchens.
Später am Nachmittag lockt uns dann ein großes „M“ in den dazugehörigen Fastfood-Tempel und wir kehren ein. Aber als wir am Bedienpult stehen, schauen wir uns kurz an und beschließen lachend: Eigentlich haben wir gar keine Lust auf einen Burger. also was machen wir hier noch? Und weg sind wir, die verdutzten Angestellten lassen wir ratlos zurück.
 
Nach guten 80 Kilometern Fahrt haben wir dann genug für heute und fahren über die Hauptstraße zurück zum „Lac Noir“. Dabei leistet uns das Navi am Handy gute Dienste, denn wir haben es irgendwo in der tiefsten Pampa aktiviert und über sagenhaft winzige Nebensträßchen hat uns Google zum Campingplatz zurückgelotst. Was ist das Aus der kostspieligen Roaming-Gebühren doch für eine segensreiche Idee gewesen, noch vor zwei Monaten hätten wir uns das Einschalten der Mobilen Daten im Ausland schlicht und ergreifend nicht leisten wollen. Danke EU, die Mobilfunk-Unternehmen werden gewiss schäumen. Gut so!
Am Campingplatz sind wir zuerst unter die Dusche und haben anschließend erst mal die Beine langgestreckt. Aber bald einmal meldete sich ein Bärenhunger und wir machten uns daran, die Canneloni zuzubereiten. Das geht uns längst locker von der Hand, die Dinger müssen ja nur ein paar Minuten im Salzwasser brodeln. Gerade lange genug, dass wir derweil den Salat zubereiten und den Parmesan reiben können. Dann noch braune Butter drüber gießen, fertig! Wir können zurzeit von dieser Form des „Fast-Foods“ nicht genug kriegen und freuen uns bei jedem Essen bereits auf die nächste Variation dieser Spezialitäten.
Sehr gut gesättigt haben wir uns dann noch einen Pasch ausgespielt und uns köstlich über unsere Nachbarn amüsiert. Die sind eine Gruppe von (angehenden?) asiatischen Kampfsportlern und sie haben einen weißhaarigen „Meister“ mit dabei. Sie üben sich in vielen Arten von martialischen Waffentechniken und fuchteln mit Schwertern, langen Stöcken und Nunchackus (die kleinen Hölzer mit der kurzen Kette dazwischen) herum. Zwischendurch starten sie dann mehrmals am Tag zu kleinen Ausfahrten mit ihren Fahrrädern und ziehen sich extra für diese Gelegenheit ihre schwarz-weißen Kampfanzüge an.
Am Abend ist dann die ganze Gruppe über den Platz marschiert und alle haben angestrengt auf den Boden gestarrt. Gernot ätzte, der „Meister“ zeigt seinen wissbegierigen Schülern jetzt gerade, was sie sich von den Tieren abschauen können. Also wie ein Grashüpfer hüpft, wie eine Blindschleiche schleicht, wie eine Spinne spinnt und ein Regenwurm – äh – wurmt? Dass auch Vögel vögeln wird den jungen Leuten ja hoffentlich bereits bekannt gewesen sein…Schon kurios das Ganze, aber jeder soll das tun, was ihm oder ihr am besten gefällt – uns stören sie jedenfalls nicht.
Und wieder sind wir noch vor 22 Uhr ins Bett gegangen, der heutige Tag hat uns ganz schön geschlaucht. Passt schon, wenn wir wollen, dann können wir ja morgen ausgiebig relaxen. Eines steht aber fest – bis 9 Uhr 20, so wie heute, werden wir sicher nicht liegenbleiben.

Sonntag, 30. Juli 2017
Wie gestern bereits angekündigt, sind wir heute nicht bis 9 Uhr 20 in den Betten liegen geblieben. Denn es war exakt 9 Uhr 43, als Gernot als Erster die Augen geöffnet hat. Unglaublich, wir haben beinahe 12 Stunden lang durchgeschlafen – absoluter WoMo-Rekord! Aber so was von wurscht in Wirklichkeit, wir haben ja nichts vor, keine Termine, gar nichts. Also können wir natürlich schlafen, bis wir von selbst aufwachen. Und wenn es erst nach 12 Stunden ist…
Beim Aufwachen präsentierte sich der Himmel strahlend schön und ohne jede Wolke, eine Stunde später hat das dann ganz anders ausgesehen. Da bedeckte eine dichte Wolkendecke den Himmel und es könnte heute ohne weiteres zu Regen kommen. Schauen wir mal.
Wir lassen den Tag also ganz gemütlich angehen und machen erst einmal ein Päschchen im Freien.
Gegen Mittag hat sich das Wetter dann so entwickelt, dass wir eine Ausfahrt wagen können. Kreuz und quer lassen wir uns den Lac Lemans entlang treiben und folgen allein unserer Lust am Befahren kurvenreicher Straßen. Wir kommen durch viele kleine Ortschaften, deren Namen wir beim Ortsende-Schild bereits wieder vergessen haben. Egal, wir sind ja keine Kartographen oder Landvermesser.
Nach guten drei Stunden sind wir dann nach Thonon-les-Bains zurückgefahren und haben uns beim Hafen der Stadt eingeparkt.
Hier reiht sich Eisdiele an Eisdiele und Restaurant an Restaurant. Viele Leute gönnen sich ein Sonntag-Nachmittag-Eis und für die Kleinen gibt es sogar ein Karussell. Wir schlendern über den Platz, konsumieren aber nichts, wir haben einfach keine Lust dazu.
In Erinnerung geblieben ist uns aber immerhin ein geparkter Mercedes der oberen Luxusklasse, der an der hinteren Stoßstange ein Plüsch-Huhn montiert hatte. Und die Montage-Technik hatte es echt in sich, denn in den schönen Wagen hat der Besitzer (oder die Besitzerin) eine ordinäre Ringschraube ins Blech gedreht. Beinhart – muss man schon sagen. Diese Kuriosität haben wir natürlich fotografieren müssen, das glaubt einem ja sonst kein Mensch…
Übrigens haben wir heute mal wieder ziemliches Glück gehabt, denn als wir mit der Vespa aus einer Einfahrt fuhren, ist uns böse das Vorderrad weggerutscht. Wahrscheinlich Rollsplitt oder Sand – jedenfalls hat Gernot das schlingernde Moped gerade noch abfangen können, ist bei diesem Manöver aber Ilse heftig auf den Fuß getreten. Aber die Tapfere hat das schnell weggesteckt – ein Sturz unseres Rollers hätte ihr (uns!) sicher mehr weh getan…
Beim Heimfahren sehen wir dann zu unserer Überraschung, dass der SPAR-Markt auch am Sonntag geöffnet hat. Wir kaufen uns frisches Baguette und Ilse kriegt mal wieder ihre so geliebten Lays-Chips verpasst. Dann aber nix wie zurück zum Campingplatz „Lac Noir“, denn heute spielen Österreichs Fußball-Damen bei der Europameisterschaft um den Einzug ins Halbfinale, da wollen wir via Standard-Ticker live dabei sein. Es geht gegen die Spanierinnen und unsere Frauen-Nationalmannschaft ist krasser Außenseiter. Aber was sagt das schon…
Das Spiel ist unglaublich spannend, insgesamt werden an diesem Abend im Ticker über 7.000 (!!) Postings abgesetzt, Gernot liest mindestens zwei Drittel davon und ist deshalb über jede Spielminute bestens informiert. Das Match geht völlig überraschend in die Verlängerung und auch in den nachfolgenden 30 Minuten gelingt es den Österreicherinnen, ihr Tor sauber zu halten. Unfassbar eigentlich, denn vor der Partie hätten nur die größten Optimisten auf unsere Elf gesetzt – wir beide gehörten jedenfalls dazu.
Ein 0:0 nach 120 Minuten bedeutet auch im Frauenfußball Elfmeterschießen und ausgerechnet bei diesem Höhepunkt versagte der Live-Ticker seinen Dienst, er war schlicht und einfach mit der Riesenanzahl gleichzeitig abgesetzter Postings überfordert. Aber – wir wussten ja, dass Ilses Schwester Sigrid und ihr Mann Erich ebenfalls das Spiel gebannt verfolgten, also haben wir kurzerhand in Innsbruck angerufen und Sigrid hat uns das Elfer-Schießen live kommentiert. Und das „Wunder“ geschah tatsächlich – die Österreicherinnen siegten 5:3 und sind damit im Semi-Finale der Europameisterschaft. Am Donnerstag geht es dann gegen Dänemark um den Einzug ins Finale – dieses Spiel werden wir uns dann schon daheim im Fernsehen anschauen können. Das Märchen Europameisterschaft geht für Österreich also weiter – jetzt ist echt alles möglich für unsere Fußballerinnen – Chapeau!!!
Irgendwie waren wir nach dem Match so erschöpft, als hätten wir selber mitgespielt. Also noch ein schnelles Sieger-Bierchen und anschließend ab in die Betten. Ein feines Tagerl war das heute wieder, ganz nach unserem Geschmack.

Montag, 31. Juli 2017
In der Nacht sind wir gleich mehrmals munter geworden, denn es hat sehr heftig gewittert. Der Regen hat so stark auf unser Häuschen getrommelt, dass an Schlaf nicht zu denken war. Völlig wurscht natürlich – im Gegenteil. Im Wissen um die 100-prozentige Dichtheit unseres WoMos gibt uns heftiger Regen immer ein besonderes Gefühl der Geborgenheit.
In der Früh hat es dann immer noch geregnet, so war vorerst an die eigentlich geplante Ausfahrt nicht zu denken. Also haben wir einen Pasch gemacht und gewartet, bis sich das Wetter bessert.
Um 11 Uhr war es dann soweit, da hatte sich die Sonne ihren Platz am Himmel zurückerkämpft und wir konnten mit unserem roten Renner ausrücken.
Wieder wurde es eine total lässige Fahrt, diese Gegend um den Lac Lemans bzw. Genfer See herum ist wirklich sehr schön. Wir haben nicht genau auf den Tacho geschaut, aber 70 Kilometer werden es auch heute wieder gewesen sein, als wir nach Thonon zurück gefahren sind.
Am Weg dorthin sind wir bei einem Lidl-Markt vorbeigekommen und haben gleich Halt gemacht. Ilse hat sich frischen Weißwein besorgt und fürs Abendessen haben wir uns eine Packung  Frankfurter-Würstchen mitgenommen.
Beim Aufsteigen auf die Vespa hat uns dann noch ein älterer Herr aus seinem Auto heraus angesprochen, natürlich auf Französisch. Zuerst wussten wir gar nicht, was er wollte, aber dann haben wir gesehen, dass seine prall gefüllte Einkaufstasche neben unserem Moped auf der Straße stand. Die hat sich dann der Herr von Gernot ins Auto reichen lassen und mit vielen Dankes und den besten Wünschen für unser weiteres Leben hat uns der alte Mann verabschiedet. Und wir sollten immer vorsichtig sein, hat er uns noch streng und mit erhobenem Zeigefinger ermahnt. Danke – das werden wir.
Weil es beim Lidl-Markt kein frisches Brot und nur Senf in Gläsern gegeben hat, sind wir anschließend noch zum SPAR gefahren, um uns Baguette und Dijon-Senf in der Tube zu besorgen. Danach aber nix wie heim ins WoMo und erst mal die Haxen lang machen.
Das Abendessen haben wir dann spontan ausfallen lassen, Gernot hat sich lediglich eine winzige Dose Thunfisch einverleibt, Ilse hat sich mit einer Handvoll Chips zufrieden gegeben. So ein Beinahe-Fasttag schadet nie, Gernot hat seine Kalorienzufuhr mit zwei eiskalten Bierchen dann ohnehin noch nach oben geschraubt und auch Ilses mit 7up gespritzter Weißwein ist nicht unbedingt als Diät-Kost zu werten.
Wahrscheinlich zeigte die Uhr noch nicht einmal 23 Uhr, als wir die Lichter im WoMo löschten, keine 10 Minuten später waren wir dann schon ins Land der Träume abgedriftet.

Dienstag, 1. August 2017
Das wird heute ein schöner Tag werden, das sehen wir bereits beim Aufstehen. Mittlerweile hat sich die Dauer unserer Schlafenszeit wieder normalisiert, denn schon um 8 Uhr sind wir putzmunter.
Wir starten wie üblich mit einem guten Kaffee in den Tag und verputzen dazu den letzten Rest von Kerstins Gugelhupf. Er schmeckt immer noch sehr gut und es freut uns, dass wir wohlweislich die Hälfte davon daheim eingefroren haben.
Gleich am Morgen gehen wir die Rechnung bezahlen und erleben dabei eine Überraschung. Wir wussten, dass wir pro Tag 18 Euro 40 bezahlen, das macht bei fünf Tagen nach Adam Riese glatte 92 Euro. Leichte Kopfrechnung – möchte man meinen. Denn die Campingplatz-Betreiberin hat zwar zuerst auch 92 Euro errechnet (wenn auch mit dem Computer), als sie uns dann aber die Rechnung ausdruckte, wurden aus den 92 Euro plötzlich nur mehr 73,60 – also ein Tag zu wenig. Sie hat uns den Betrag ohne Umstände zurückbezahlt – also wenn die nicht rechnen können, sind sie echt selber schuld. Bei Angestellten würden wir solche Fehler jederzeit und sofort richtig stellen, bei Unternehmern tun wir das nicht. Zumindest nicht immer.
Überhaupt scheint es sich bei den Betreibern um absolute Laien zu handeln, das reimen wir uns aus mehreren Umständen zusammen. Einmal ist eine der Junior-Chefinnen zu einem unserer Nachbarn gekommen, um irgendetwas zu klären. Da war es schon weit nach 23 Uhr und die feine Dame hat doch tatsächlich während des Gesprächs den Motor ihres Wagens laufen lassen, mehrere Minuten lang. So lange, bis Ilse am Übersetzungs-Tool ihres Handys den französischen Begriff für „Motor sofort ausmachen“ ergoogelt und der Dame harsch entgegen gebellt hat. Dann erst hat die verdutzte „Chefin“ den laut  nagelnden Dieselmotor ihrer Karre abgestellt. Ein anderes Beispiel: Gestern Abend war es am Platz wie üblich völlig leise, nur die Campingplatz-Besitzer haben eine Party gefeiert und noch nach 1 Uhr früh derartig laut miteinander gelacht und geredet, dass es am ganzen Platz zu hören war. Als einmal einer der Feiernden auf die Toilette musste, haben ihm die Campingplatz-Betreiber sehr laut und sehr lustig irgendetwas nachgerufen – mehrmals und aus über 50 Meter Entfernung. Völlig sinnloser Lärm einer besoffenen Partie. In Deutschland wäre so etwas nicht einmal denkbar! Und als letzter Beweis, dass es sich bei den Betreibern vom „Lac Noir“ um blutige Anfänger handeln muss: Eine weitere „Junior-Chefin“ trägt den ganzen Tag über Wildleder-Stiefeletten mit Pelzbesatz und Fransen – bei 31/32 Grad – mit diesen Tretern an den Füßen reinigt sie auch das Waschhaus! Also ungelogen – das gibt es auf keinem anderen Campingplatz, von hier bis Murmansk.
Ach ja – und dass von den vielen „Chefs“ und „Chefinnen“ hier keiner auch nur weiß, was gestern, morgen oder heute auf Englisch heißt, ist auf einem Campingplatz auch eher unüblich und  natürlich ein untrügliches Zeichen von schwerem Bildungsmangel. Das hat mit der angeblichen Überheblichkeit der Franzosen – was ihre Sprache betrifft – überhaupt nix zu tun, die können ganz einfach keine Fremdsprachen, aus fertig. Und rechnen können sie auch nicht – Quod erat demonstrandum.
Nach dem Bezahlen der Rechnung – was übrigens eine gute halbe Stunde lang dauerte – haben wir dann unseren Roller gestartet und sind ein letztes Mal ins Umland von Thonon hinausgeritten. Heute sind wir in etwas bergige Gefilde geraten und dafür mit einem unglaublich schönen Ausblick auf den malerischen Lac Lemans belohnt worden.
Zu Mittag sind wir dann durch ein kleines Dorf gekommen und haben am Straßenrand einen Verkaufswagen für Pizza entdeckt. Sofort machten wir Halt und bestellten uns eine köstliche „Hawaii“ für Ilse und eine Kebap-Pizza für Gernot. Dazu ein Döschen Cola und das Mittagessen war erledigt. Hat wirklich gut geschmeckt, jedenfalls um einiges besser, wie das von einem kleinen Kiosk zu erwarten gewesen wäre.
Nach drei Stunden Fahrt hatten wir dann genug gesehen vom Umland Thonons und sind in die nette, kleine Stadt zurückgefahren. Weil wir keine Milch mehr haben, wollten wir beim SPAR-Markt Nachschub besorgen, der hat aber über Mittag geschlossen. Wurscht – fahren wir halt später noch einmal den schwachen Kilometer dort hin. Vorher haben wir noch mit unserem Freund Markus telefoniert, der ja während unserer Abwesenheit dankenswerterweise den verdienstvollen Part des Hüters unserer Balkon-Pflanzen übernommen hat. Daheim passt alles – unsere Blumen haben die schweren Gewitterstürme der letzten Tage schadlos überstanden. Natürlich bringen wir Markus als Belohnung etwas aus Frankreich mit – er hätte gerne ein fesches Fläschchen Rotwein.
Um 15 Uhr sind wir dann erneut zum SPAR gefahren, haben die Milche gekauft und Markus die versprochene Flasche Rotwein besorgt. Es wurde ein Bordeaux der gehobenen Mittelklasse – wir haben zur Vorsicht den teuersten Wein gekauft, dann wird das mit der Qualität wohl auch passen.
Danach haben wir es gerade noch zurück ins WoMo geschafft, ehe es zu regnen begonnen hat. Ab dem Moment wurde das Wetter dann ein bisserl unsympathisch – vor allem für Camper. Denn immer wieder hat es teils stark geregnet und dann hat sofort wieder die heiße Augustsonne vom Himmel gebrannt. Immer alle paar Minuten wechselte sich das ab – das heißt, wir konnten nicht draußen sitzen und herinnen mussten wir alle Dachluken schließen. Das erschwert natürlich den Durchzug und so wurde es immer wieder unangenehm warm im Inneren. Aber – natürlich gibt es Schlimmeres und wenn wir an Sizilien zurück denken: Da hätten wir weiß Gott was dafür gegeben, wenn wir nur ein einziges Mal an einem Nachmittag lediglich 29 Grad Innentemperatur gemessen hätten. Denn da war es um Mitternacht noch meist über 32 Grad warm – wohlgemerkt IN unserem Häuschen.
Als Abendessen haben wir uns heute lediglich ein paar Kartoffelchips gegönnt, die Pizza vom Mittag hat wirklich ausgegeben. Später haben wir dann noch einen Pasch im Freien angefangen, der Regen hat uns ca. bei Halbzeit ins Innere unseres WoMos flüchten lassen.
Morgen geht es zurück nach Innsbruck, das sind beinahe 600 Kilometer. Wir werden durchfahren, auch wenn uns Ilse schon eine brauchbare Zwischenstation ausbaldowert hätte. Die sparen wir uns aber…

Mittwoch, 2. August 2017
Gernot steht schon knapp vor 7 Uhr früh auf, Ilse folgt keine zehn Minuten später. Ein starker Kaffee hilft uns zusätzlich auf die Beine und danach gehen wir gemütlich und ohne Stress unser Aufbruch-Programm an. Das dauert alles in allem keine halbe Stunde und wir schreiten zur Dusche.
Dann noch schnell den ausgeliehenen Frankreich-Stromstecker bei der Rezeption zurückgegeben und um exakt 8 Uhr 30 waren wir schon auf der Straße.
Zuerst galt es gut 20, 30 Kilometer auf der Bundesstraße nach St. Gingolph an die Schweizer Grenze zu fahren, gleich einmal danach konnten wir dann auf die Autobahn auffahren. Der Verkehr hat sich vorerst in Grenzen gehalten und wir sind sehr gut vorangekommen.
Beim berühmten Käse-Ort Gruyere sind wir bei einem Rasthaus stehen geblieben und haben uns ein Croissant und ein Brötchen gekauft. Dabei sahen wir einen ca. 60-jährigen Chinesen, der mit einer Busreisegruppe im Verkaufskiosk shoppte. Der Mann probierte eine Baseball-Kappe und betrachtete sich damit im Spiegel. Sie gefiel ihm nicht, also nahm er die Kappe ab und schmiss sie einfach auf den Boden. Ein Mitreisender von ihm sprach in deshalb an, also kickte der Mann die Kappe kurzerhand mit dem Fuß unter das Regal. Muss man erst einmal gesehen haben, so etwas… In anderen Ländern herrschen offenbar wirklich ganz andere Sitten.
Wir sind weiterhin gut vorangekommen, nur direkt bei Zürich hat es sich ein wenig gestaut, aber wir haben dadurch höchstens ein paar Minuten Zeit verloren.
Bei Diepoldsau sind wir dann nach Österreich rüber gefahren und gleich einmal bei einem „Schachtel-Wirt“ eingekehrt auf einen Burger. Derart gestärkt haben wir dann unser Häuschen möglichst schonend an den Fuß des Arlbergpasses gefahren – da muss es heute wieder drüber, der Tunnel bleibt ja bis Oktober gesperrt.
Nach einer kleinen Pause sind wir die steile Bergstraße dann angegangen, für die nachfolgenden Fahrzeuge haben wir wohl ein Ärgernis dargestellt. Denn wir sind die steilen Serpentinen konsequent mit 30 km/h im 2. Gang hinauf gekrochen, so wird der Motor am wenigsten heiß. Dazu die Heizung auf Vollgas – das ist unser bewährtes Rezept für Passstraßen.
Wieder hat unser altes WoMo den steilen Pass anstandslos bewältigt und auch bei der Talfahrt sind die Bremsen nie gefährlich heiß geworden. Der Rest der Fahrt ist dann ohnehin kein Problem mehr, die knapp 100 Kilometer von St. Anton nach Innsbruck dauerten gerade mal 70 Minuten.
Bestens sind wir dann daheim in Pradl angekommen – insgesamt sind wir auf dieser Reise mit dem WoMo 1.265 Kilometer unterwegs gewesen und mit der Vespa immerhin 453. Wir haben einen Vespa-Schlüsselanhänger mit nach Hause gebracht, ein lässiges Vespa-Plakat und auch zwei Münzen haben wir wieder für unsere Sammlung gefunden – exakt 2,01 Euro, also das größte und das kleineste Euro-Stück. Nicht nur deshalb war die 68. Fahrt mit unserem WoMo wieder eine ganz besonders lässige Tour.
                            




 


















 






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