Freitag, 18. August 2017

70. WoMo-Fahrt "Kleine Österreich-Tournee zu Freunden"

vom 10. August bis 18. August 2017
von Innsbruck-Wien/Floridsdorf-Weidling bei Klosterneuburg-Altaussee-Innsbruck
1213km
Donnerstag, 10. August 2017
Auf diese „Jubiläumsfahrt“, immerhin unsere Siebzigste, haben wir uns besonders gefreut. Zwar bringt uns diese Reise zu keinen neuen, unbekannten Zielen, denn in Wien, Klosterneuburg und Altaussee waren wir schon. Aber wir werden Freunde treffen, die wir schon viel zu lange nicht mehr gesehen haben – eine besonders freudvolle Woche liegt also vor uns.
Am Donnerstag hatte Gernot noch um 10 Uhr einen Termin und eine Viertelstunde später waren wir schon unterwegs zu unserer WoMo-Garage. Die Vespa war bereits aufgeladen, alles Notwendige eingepackt, wir mussten nur noch die Kennzeichen ummontieren. Besonders praktisch ist, dass wir in unserer „neuen“ Garage die Strom-Steckdosen benutzen dürfen – so sind die Getränke im Eisschrank bereits schön vorgekühlt, als wir abfahren.
Unser Ziel ist Wien – zur Adresse unserer lieben Freundin Elle und ihrem Mann Stephan sind es ziemlich genau 500 Kilometer. Das geht sich als Tagesetappe locker aus, die komplette Strecke führt über die Autobahn.
Der Stau bei Kufstein wegen der Einreisekontrollen nach Deutschland hat uns höchstens eine Viertelstunde gekostet, manchmal steht man hier dreimal so lang. Es herrscht starker Verkehr, die rechte Fahrspur ist fast durchgehend mit LKW besetzt. Aber wir schwimmen mit gut 85 km/h im Strom mit und kommen eigentlich ganz gut voran.
In der Gegend rund um den Chiemsee ist die schmale, zweispurige Autobahn dann immer wieder überlastet und es kommt ab und zu sogar zum Stau. Aber trotzdem verlieren wir kaum Zeit, es drückt uns halt die Durchschnittsgeschwindigkeit um ein paar km/h nach unten, für PKW schaut diese Rechnung natürlich anders aus.
Kurz nach Salzburg rasten wir kurz, kaufen frisches Gebäck und stärken uns damit für die Weiterfahrt. Beim Knoten Linz wird die A1 dann endlich dreispurig und wir können noch gemütlicher reisen, weil wir nicht mehr von ungeduldigen LKW bedrängt werden.
In Wien hat es schon am frühen Nachmittag ein heftiges Hagel-Unwetter gegeben und für den Abend sind weitere, schwere Gewitter vorhergesagt. Tatsächlich sehen wir ab St. Pölten eine ungeheure Schlechtwetterfront am Horizont – tiefschwarz und dutzende Kilometer breit. Immer wieder zucken Blitze aus den Wolken, aber das Unwetter bewegt sich von uns weg. Wir kriegen letzten Endes so wenig Regen ab, dass unser Häuschen nicht einmal nass geworden ist, auch den Scheibenwischer benötigten wir nur für eine Minute. Da haben wir richtiges Glück gehabt, schwere Gewitter während der Fahrt sind immer stressig.
So sind wir trockenen Fußes bei Elle und Steff in Floridsdorf angekommen. Wir haben uns wieder auf den öffentlichen Parkplatz gestellt, der neben Elles Haus liegt. Da sind wir schon einmal gestanden, jetzt ist der Platz um zwei Drittel kleiner geworden, weil es inzwischen einen Skater-Park dort gibt. 
Wir finden den perfekten Abstellplatz für unser WoMo, direkt neben einem Brunnen. Dafür, dass der Platz eigentlich mitten im Wohngebiet einer Millionenstadt liegt, ist es wunderbar ruhig hier. Sehr schön.
Wir verbringen einen feinen Abend bei Elle und Stephan, wir sitzen im großen Garten und lassen uns vom Lieferservice Essen ins Haus bringen. Alles hat hervorragend geschmeckt und Elle hat es sich darüber hinaus nicht nehmen lassen, uns einzuladen. 
Elle und Steff renovieren gerade ihr Haus und dementsprechend herrscht ein ordentliches Chaos. Praktisch überall und in allen Räumen wird gleichzeitig gearbeitet, die Handwerker drücken sich sozusagen gegenseitig die Türklinke in die Hand. Immerhin ist bereits ein lässiger Wintergarten errichtet, das neue Badezimmer spielt technisch alle Stückerln und in ein paar Wochen wird die neue Küche geliefert. 
Alle Wasserleitungen sind ausgetauscht worden und Elle freut sich, dass sie jetzt vier nagelneue Toiletten im Haus hat. Im Keller wird es einen Partyraum geben, der Garten wird völlig umgestaltet und auch der Swimmingpool soll restauriert werden. Auf die beiden wartet also noch eine ganze Menge Arbeit, aber auf das Endergebnis freuen wir uns schon heute.
Gegen 23 Uhr sind wir dann in unser Häuschen zurückgekehrt und bald einmal haben wir uns niedergelegt. An Schlaf war aber nicht zu denken, denn es fegte dann ein derart schweres Unwetter über Wien, wie wir selten eines erlebt haben. Ungelogen waren 20 Minuten lang ununterbrochen Blitze zu sehen, manchmal zwei, drei innerhalb einer Sekunde. Dazu heftiger Regen und starker Sturm, der gleichzeitig aus allen Windrichtungen zu kommen schien. Gut, dass wir vorsorglich unsere Vespa abgedeckt haben, die Arme wär uns sonst abgesoffen… Irgendwann hatten sich die Naturgewalten dann genug ausgetobt und es herrschte wieder wunderbare Ruhe am Parkplatz in Floridsdorf.

Freitag, 11. August 2017
In der Früh hat das Wetter vorerst gar nicht freundlich ausgeschaut, also haben wir erst einmal gefrühstückt und einen Pasch gemacht. Dann ist Elle vom Einkaufen gekommen und bei ihr im Haus haben wir anschließend ausgiebig gebruncht. Ein sehr feiner Start in den Tag. Übrigens – seit heute steht ein Bagger(!) im Garten von Elle, mit dem wird in den nächsten Tagen die Gartenumgestaltung vorangetrieben werden. Es werden ja gleich mehrere Terrassen angelegt, dafür muss das Grundstück entsprechend hergerichtet sein.
Gegen Mittag hat sich dann endlich wieder die Sonne blicken lassen und das war gleichzeitig das Startsignal für uns. Wir fahren ja morgen zu unseren lieben Freunden Thomas und Petra, die in der Nähe von Klosterneuburg wohnen. Und weil Tom gemeint hat, die Anfahrt mit dem WoMo könnte kompliziert sein, wollten wir uns das selber anschauen – es sind ja nur ca. 15 Kilometer von Elle zu Tom und Petra.
Den Weg von Wien nach Klosterneuburg kennen wir gut, wir waren ja schon einmal am Campingplatz in Klosterneuburg. Dementsprechend sind wir schon nach knapp 20 Minuten dort angekommen und haben das Haus von Tom und Petra (fast) auf Anhieb gefunden.
Petra war sehr überrascht, uns schon heute zu sehen, Thomas war noch in der Arbeit. Ausgerechnet heute hatte sie für kurze Zeit „Baby-frei“, denn beide Kinder waren mit der Oma unterwegs. Also haben wir nur schnell „Hallo“ gesagt und Petra dann gleich wieder schlafen lassen – bei einem 3-jährigen Mädchen und einem 9 Monate alten Buben zählt jede einzelne Minute selbstbestimmter Freizeit…
Wir werden morgen mit dem WoMo keinerlei Probleme haben hierherzukommen – zwar ist die letzte Zufahrtsstraße ziemlich steil, aber unser Häuschen wird da raufsprinten wie eine Bergziege.
Vor der Retourfahrt nach Wien sind wir noch in Spielzeuggeschäft gegangen und haben für die liebe Emilia eine Art Kinder-Mikroskop gekauft und schön einpacken lassen. Für ihren Bruder Jakob fällt uns kein passendes Geschenk ein, er ist einfach noch zu klein…
Danach schauen wir noch bei einem Supermarkt vorbei und kaufen uns frisches Brot und einen Wurstsalat für das Abendessen. Damit war unser Tagespensum schon zu 80 Prozent erledigt und wir fegten nach Wien-Floridsdorf zurück.
Dort gehen wir zuerst eine große Runde spazieren, direkt an unseren Parkplatz befindet sich ein großer Park. Neben jeder erdenklichen Spiel-, Hutsch- und Klettermöglichkeit für Kinder sind auch überall Hängematten platziert, die zum „Seele baumeln lassen“ einladen. Das hat schon was, nicht nur wegen solcher Investitionen gilt Wien als eine der lebenswertesten Städte auf dieser Welt.
Kaum sind wir zum WoMo zurückgekehrt, da parkt sich plötzlich ein Polizeiauto hinter uns ein. Ein Inspektor kommt zu uns und fragt, ob wir sie angerufen hätten. Nein, worum geht’s denn? „Ach, irgendwelche Rauschgiftgeschichten“, meinte der Polizist. Also – das können wir uns wirklich nicht vorstellen. Denn dir drei Buben, die gerade mit ihren Skateboards über die Rampen fegen, haben mit Drogen garantiert nichts zu tun. Ob sonst mal wer einen Joint dort geraucht hat – wir wissen es nicht, nach einem „Giftler“ hat jedenfalls keiner der Burschen oder Mädels ausgesehen. Würde sich wohl auch schwer vereinbaren lassen, sich zuerst mit Drogen zu berauschen und dann mit dem Fahrrad mittels 360 Grad Drehung über eine Rampe zu springen… Jedenfalls fährt die Polizei ohne weitere Ermittlungen wieder ab – vorher wünscht uns der Inspektor noch einen schönen Aufenthalt hier. Danke bestens. 
Später am Abend haben wir dann Elles neues Badezimmer eingeweiht – ein Traum! Wir wissen gar nicht, ob wir jemals gemeinsam in einem Whirlpool gesessen sind, das wird wohl die Premiere gewesen sein. Schon sehr lässig. Auch die Beleuchtung hat es in sich, mit einer Fernbedienung kann man das LED-Licht in jeder erdenklichen Farbe leuchten lassen. Neben der großen Badewanne steht noch eine hypermoderne Dusche – die hat mehr Bedienungsknöpfe als die Apollo 13 Raumkapsel… Wir haben den kunterbunten Regenwald-Dusch-Wahnsinn aber nicht ausprobiert…
Sauber wie die Babys sind wir dann nach einem feinen Plausch wieder in unser WoMo zurück und haben zu Abend gegessen. Schön ist es hier in Floridsdorf. Wir schauen den gewagten Kunststücken der Skateboarder und der Trick-Fahrradfahrer zu, auch kleine Kinder mit ihren Tretrollern wagen sich über die zahlreichen Obstakels und Halfpipes.
Nach einer kleinen Abendmahlzeit mit unserem Wurstsalat sind wir dann müde ins Bett gegangen und weil die sportbegeisterten Kids für heute genug hatten, herrschte bald wieder wunderbare Ruhe rund um unser WoMo.

Samstag, 12, August 2017
Nach einer feinen und sehr ruhigen Nacht haben wir uns zuerst einen Kaffee gekocht und sind dann zu Elle rüber, auf ein zweites Frühstück. Das Wetter ist recht schön, zumindest regnet es nicht.
Nach Mittag sind wir dann gemeinsam mit Elle zum Sieveringer Friedhof gefahren, um das Grab ihrer Mutter und das unseres lieben Freundes Wolfgang zu besuchen. Wolfi hat jetzt einen schönen Grabstein – die Inschrift würde ihm sehr gefallen. 
Der ungeheure Verlust von Wolfgang tut immer dann besonders weh, wenn wir an seinem Grab stehen. Da kann man seine Gedanken nicht mehr so leicht verdrängen, wie wenn das Bild von Wolfgang zum Beispiel im Alltag plötzlich auftaucht. Jedenfalls ist Gernot an Wolfis Grab einmal mehr eine Liedzeile von Konstantin Wecker nicht mehr aus dem Kopf gegangen: „Du depperter Tod, du…“.


Nach dem Besuch der Gräber sind wir ein paar Kilometer die Höhenstraße hinaufgefahren und dann im „Häusl am Stoan“ eingekehrt. Dort haben wir die wunderbare Wiener Wirtshausküche genossen, mit Grammel-Strudel, Wildragout und gerösteter Leber. Fantastisch! So sind wir dann fein zusammengesessen und haben eine lässige Zeit miteinander verbracht.
Danach haben wir Elle in ihr Haus zurückgefahren und haben uns für den Aufbruch hergerichtet. Dazu mussten wir heute nicht einmal die Vespa aufladen, denn für die paar Kilometer wird Gernot hinter dem WoMo herfahren. Den Weg kennen wir ja schon…
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Elle und Stephan sind wir dann los, reine Routine, denn diese Strecke sind wir ja schon mehrmals gefahren. Doch dummerweise war die uns bekannte Fahrstrecke gesperrt und wir wurden von einer Umleitung in die Irre geführt. Gleich zwei Mal sind wir wie die Deppen durch engste Straßen eines Wohnviertels gekurvt, übrigens immer hinter denselben Autos her. Denn bei einer wichtigen Abzweigung hat schlicht ein Umleitungs-Schild gefehlt, deshalb die Irrfahrt. Schließlich mussten wir bei zwei Tankstellen nachfragen, um endlich aus diesem Labyrinth herauszufinden.
Aber schließlich war auch das geschafft und wir rollten gemütlich Klosterneuburg entgegen. Schon nach einer halben Stunde Fahrtzeit parkten wir direkt vor dem Haus von Tom und Petra ein. Die beiden waren mit ihren Kindern noch bei einem Kulturfest, also haben wir erst mal einen feinen Pasch gemacht.
Nach der Ankunft unserer lieben Freunde sind wir dann gemeinsam ins Haus und haben es uns später im großen Garten gemütlich gemacht. Sie haben mit diesem Mietobjekt echt einen Volltreffer gelandet, denn in der unmittelbaren Nähe von Wien ist der Immobilienmarkt echt ausgereizt. Jetzt wohnen Tom und Petra mitten im Grünen, haben eine feine Villa mit hunderten Quadratmetern Grund und bezahlen dafür sogar weniger, als in ihrer ehemaligen Wiener Innenstadt-Wohnung. Und das Beste: Tom hat jetzt einen kürzeren Weg in die Arbeit als vorher, das ist auch selten, wenn man von der Stadt aufs Land zieht…
Wir verbrachten einen wirklich wunderbaren Abend zusammen und Petra hat uns dann eine Quiche serviert, die unglaublich gut schmeckte. Als sie die duftende Quiche zu Tisch brachte, dachte Gernot zuerst: „Wo ist denn die meinige?“ Denn die mit Speck und Gemüse belegte Teigflade war nicht größer als eine kleine Pizza. Aber sie hat uns alle satt gemacht, das war schon auch erstaunlich.
Später sind dann die Kinder ins Bett gebracht worden und wir Erwachsene haben uns in den Garten begeben. Heute ist Sternschnuppen-Regen in den Perseiden vorausgesagt, das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Tatsächlich sind an diesem Abend wirklich einige sehr große Sternschnuppen zu sehen, immer wieder zischten ihre Lichtspuren über den Himmel. Beinahe tragisch-komisch war, dass es Ilse tatsächlich geschafft hat, KEINE einzige Sternschnuppe zu sehen, denn die Arme hat jedes Mal entweder zu einem von uns oder in die falsche Richtung geschaut. Aber eh wurscht – Gernots spontane Wünsche betreffen sowieso immer uns beide…
Nach einem Gute-Nacht-Bierchen sind wir dann leidlich müde ins Bett gegangen, weit hatten wir es ja nicht…

Sonntag, 13. August 2017
Nach einer wunderbaren Nacht sind wir gegen 8 Uhr aufgewacht, es ist absolut ruhig hier. Nur das leise Summen des Rasenmäher-Roboters war zu hören, der bedächtig am Grundstück von Tom und Petra seine Kreise zieht.
Um 9 Uhr sind wir dann telefonisch zum Frühstück gebeten worden und haben eine ganze Zeit lang ausgiebig gebruncht. Viel werden wir heute nicht unternehmen, wir haben nicht einmal geplant, mit der Vespa auszufahren. Obwohl es das Wetter erlauben würde – wir sind einfach zu faul für Alles. Voll o.k. natürlich, wir sind ja im Urlaubs-Modus.
Später machten wir dann im WoMo einen lässigen Pasch und legten uns anschließend für ein gemütliches Stündchen flach. Oder für zwei, Relaxen pur.
Erst am Nachmittag gehen wir dann wieder rauf zu Tom, Petra und den Kindern. Jetzt ist Grillen angesagt und bald schon erfüllt der Duft von gebratenen Würstchen die Küche und die Terrasse. Zwischendurch erfreut uns Tom immer wieder mit einem Tässchen feinsten Kaffees, denn das ist seine aktuell größte Leidenschaft. Er hat sich sogar eigens eine digitale Kaffemühle angeschafft, die Herstellung eines Espresso dauert gut 5 Minuten. Diese Hingabe schmeckt man natürlich, aber wir sind mit unserem Filterkaffee auch sehr zufrieden.
Nach dem üppigen Essen musste sich Tom vorerst verabschieden, er hatte noch eine Radio-Sendung zu moderieren, die von 19 bis 22 Uhr dauerte. Wir haben ihm die ganzen drei Stunden lang zugehört und Gernot hat sich sehr gefreut, dass Tom auch eine Nummer von Frank Zappa spielte.
Um halb elf ist Tom dann heimgekommen, hat uns am WoMo-Fenster noch eine gute Nacht gewünscht und ist zu seiner Familie ins Haus gegangen. Wir waren ja bereits in unserem Haus, haben noch eine ganze Weile miteinander gequatscht und sind erst lange nach Mitternacht unter unsere Decken geschlüpft. Schön war es in Wien und in Klosterneuburg – trotzdem freuen wir uns schon sehr auf die dritte Station unserer kleinen Österreich-Rundfahrt.

Montag, 14. August 2017
Wir sind relativ früh wach und werden bald einmal von Tom, vom Küchenfenster aus, zum Frühstück gerufen. Wir genießen noch einmal seinen guten Kaffee und stärken uns damit für den Tag. Danach wuchten wir unser Moped auf seinen Träger und nach vielen, herzlichen Umarmungen machen wir uns auf den Weg in die Steiermark. Dort warten schon Michael und Barbara auf uns und wir freuen uns schon sehr auf sie.
Vorher müssen wir aber noch in den kleinen Ort Kritzendorf fahren, dort gibt es direkt am Bahnhof einen Stellplatz mit Ver- und Entsorgung. Wir müssen unsere Klo-Kassette entleeren, also nichts wie hin.
Wir fahren über die Bundesstraße und finden den Stellplatz in Kritzendorf auf Anhieb. Unser „Geschäft“ ist schnell erledigt und es bleibt uns noch die Zeit zu beobachten, wie ein Hund einen mit gut 100 km/h durchbrausenden Güterzug verbellt hat. Dazu hat er noch versucht, neben dem Zug herzulaufen, bei dem Tempo natürlich ein äußerst ambitioniertes Unterfangen…
Wir sind dann der Donau entlang bis zur Autobahn-Auffahrt bei Tulln gefahren und dabei durch viele kleine Dörfer gekommen. In Erinnerung geblieben ist uns unter anderem ein Gasthaus, das den schönen und doppeldeutigen Namen „Ohnewas“ getragen hat… Aber die Besitzer heißen so, haben wir uns später von Barbara sagen lassen, die in der Nähe aufgewachsen ist.
Endlich auf der Autobahn haben wir uns bei einer Raststation in der Nähe von Greifenstein ein zweites Frühstück gegönnt und sind dann auf der A1 bis zur Ausfahrt Regau verblieben. Von dort sind wir über Gmunden am Traunsee nach Bad Ischl gefahren und danach über den Pötschen-Pass hinüber ins wunderschön Altaussee. Der Pass war dann noch ein bisserl eine Prüfung für unseren Nasenbären, die er aber bravourös bewältigt hat.
In Altaussee haben wir uns auf einen großen Parkplatz mitten im Zentrum gestellt und erst mal die Vespa abgeladen. Barbara und Michael sind mit ihrer entzückenden Tochter Hannah noch am See baden, also schauen wir mal per Vespa, wo genau sie wohnen und ob wir da mit unserem WoMo parken können.
Kaum hatten wir die Vespa vom Träger geholt, da hörten wir von der Straße her plötzlich ein lautes: „Ja Hallo, die Innschbrugger sein da!“ Unglaublich, aber genau in der richtigen Sekunde sind Barbara und Michael zufällig bei uns vorbeigeradelt – Gernot hatte noch nicht einmal einen geeigneten Abstellplatz für unser Moped gefunden und begrüßte unsere Freunde von der Vespa aus.
Gernot ist dann mit der Vespa hinter Michi die paar hundert Meter bis zum Haus gefahren und checkte die Parkmöglichkeit für unser WoMo – passt, aber wir werden ausnahmsweise mal wieder die Auffahrtsböcke zum Einsatz bringen müssen. Schnell wieder zurück zum Parkplatz, um Ilse den Weg zu zeigen, Töchterchen Hannah ist gleich mit dem WoMo mitgefahren. Keine Viertelstunde später sind wir dann schon auf unserem Platz auf den Böcken gestanden, sieht gut aus!
Das Haus von Michael ist ein echtes Juwel und es ist keine 200 Meter von der Dorfkirche entfernt. Rund um das Haus gehören ihm noch tausende Quadratmeter Grund, es kann also niemals jemand vorbauen. Ein Traum.
Wir nehmen einen Begrüßungs-Drink zu uns und Gernot wird von der 6-jährigen Hannah pausenlos aufgefordert, Witze zu erzählen. Gar nicht so einfach, für ein so kleines Kind die passenden Gags zusammenzusuchen. Aber Hannah ist ein rhetorisch außergewöhnlich begabtes Kind, dazu eine kleine Anekdote: Michi und Barbara hatten daheim mehrere Gäste eingeladen und einer davon gesellte sich zu Hannah, die abseits des Trubel mit ihrem Tablet-Computer spielte. Die leicht verkrampften Versuche des Mannes, mit Hannah ein Gespräch zu beginnen, quittierte die noch nicht 6-jährige schließlich leicht genervt mit: „Ich glaube es ist besser für Dich, Du nimmst Dir eine Flasche Wein und geht’s rüber zu den anderen Erwachsenen.“ Jedenfalls haben wir eine richtige Gaudi und als sich der Hunger meldet, beschließen wir ein Gasthaus aufzusuchen.
Wir gehen also die paar Minuten zum Seeufer runter, aber das Gasthaus dort ist rammelvoll. Zudem spielt eine Dixiland-Band und Michi hasst diese Art von Musik. Also Ortswechsel. Mit dem Gasthof „Zum Hirschen“ werden wir rasch fündig und tafeln ausgezeichnet. Dazu ein paar Bier für die Herren und eine Flasche Wein für die Damen – eine runde Sache. Übrigens sind wir von Michel eingeladen worden, sehr nett.
Daheim im Haus setzen wir uns dann auf die Terrasse und Gernot und Michael traten spontan dem „AVT“ bei, dem „Alkohol-Vernichtungs-Trupp“. Die Damen inklusive Hannah gingen dann zeitig zu Bett, die beiden Männer blieben noch ein bisschen sitzen – genauer gesagt bis etwa 4 Uhr 30 morgens… Aber sie hatten sich einiges zu erzählen und es drohte auch nicht das Versiegen des Gerstensaftes. Denn Michi hatte vorsorglich 5 Kisten Bier eingekauft und in unserem WoMo haben wir auch noch an die 50 Dosen Egger-Bier vorrätig. Aber – auch wenn in dieser Nacht gut 25 Bier ihrem ureigensten Verwendungszweck zugeführt wurden – richtig besoffen war keiner der beiden, ordentlich angeheitert aber sehr wohl…

Dienstag, 15. August 2017
Trotz des gestrigen Gelages ist auch Gernot bereits um 9 Uhr auf den leicht wackeligen Beinen. Beim Aufstehen registriert Ilse belustigt, dass sich Gernot gestern nicht einmal mehr sein Hemd ausgezogen hat – später lacht dann auch Barbara mit, denn auch Michael ist mit dem Hemd schlafen gegangen. Sonst gab es keine Nachwirkungen zu vermelden, beide Männer wirkten erstaunlich fit.
Altaussee ist bekannt für seine vielen prominenten Bewohner und so wundert es auch nicht, dass Michi ein zweites Frühstück am Balkon des Hauses Androsch zu sich nahm. Der ehemalige österreichische Finanzminister und heutige „Salz-Baron“ Hannes Androsch hatte jahrelang Michaels Elternhaus gemietet und so kennen sich die beiden schon ewig. Auch der berühmte Schauspieler Klaus Maria Brandauer wohnt zwei Häuser weiter und spaziert jeden Tag mit seinem kleinen Kind vorbei.
Hannah wird heute einen Theater-Workshop besuchen und weil erst am Donnerstag die Premiere der „Kleinen Hexe“ stattfinden wird, beschließen wir, noch bis dahin dazubleiben. Hannah wird den mystischen Raben Abraxas geben und wir sind schon sehr gespannt auf ihren allerersten Auftritt vor Publikum. Übrigens ist die Kleine ganz verzückt von unserem WoMo und geht immer wieder einmal mit Gernot für eine Viertelstunde ins Innere. Dann wirft sie sich sofort in den Alkoven hinauf, löffelt ein Schoko-Joghurt und staunt über unsere fahrende Wohnung. Und vom ersten Moment an hat Hannah ihren Eltern klar zu verstehen gegeben: „Unseren nächsten Urlaub machen wir mit einem Wohnmobil!“ Michi und Barbara sind sofort damit einverstanden gewesen.
Wir haben diesen Tag genutzt, um wieder einmal überhaupt nichts zu tun. Den ganzen schönen Tag über sind wir auf der Terrasse gesessen, später sind dann noch Freunde von Michael und Barbara vorbeigekommen und wir haben stundenlang interessante Gespräche geführt. Und Wespen gekillt – gerade jetzt im August sind die gelbschwarzen Biester extrem lästig.
Später sind wir dann wieder ins Gasthaus gegangen, diesmal direkt am See. Wieder haben wir ausgezeichnet gespeist und sind nachher zufrieden und satt zum Haus zurückgeschlurft. Den heutigen Abend haben die Männer dann weit früher ausklingen lassen, zwei Tage hintereinander schwer zu „lumpen“ spielt es halt nicht mehr…

Mittwoch, 16. August 2017
Nach einem überaus üppigen Frühstück setzen sich Michi und Gernot auf die Terrasse, während die Frauen (Ilse, Barbara, Hannah und Barbaras Freundin Sandra) zum See hinunter spazieren. Hannah und Sandra wagen sich tatsächlich ins eher sehr kalte Wasser des Altausseersees, Ilse badet nur ihre Zehen im glasklaren Nass.
Nach einem kleinen Mittagessen wird Hannah dann wieder zu ihrem Workshop gefahren, Gernot kommt diesmal auch mit. Denn er wird heute ein Gulasch kochen und dazu müssen die notwendigen Zutaten besorgt werden. Das geht dann in einem Supermarkt ruck-zuck und mit den Einkäufen fahren wir zum Haus zurück.
Am Nachmittag beginnt Gernot dann mit dem Kochen, Michael beobachtet jeden Arbeitsschritt akribisch und kann so von Gernot in die hohe Kunst des perfekten Rinds-Gulaschs eingeführt werden. Die etwa vierstündige Kochzeit verkürzen sich die Männer mit dem Genuss eisgekühlten Hopfenblüten-Tees, Ilse probiert derweil Barbaras E-Bike aus.
Nach dem Abholen von Hannah sitzen wir dann alle am Tisch und genießen das Gulasch mit Petersilien-Kartoffel. Hat wieder ganz ausgezeichnet gemundet und Gernot ist sehr gelobt worden dafür. Wie heißt es so schön: „Kritik freut uns, Lob nehmen wir ernst…“
Später sind wir dann wieder gemütlich zusammengesessen und Gernot hat sich einen kindertauglichen Witz nach dem anderen aus seinen Ganglien gekratzt. Hannah hat sich teilweise regelrecht zerkugelt vor Lachen – sehr süß!
Aber – unter Lachen und Scherzen ist es dann immer später geworden und schließlich haben sich alle in ihre Privatgemächer zurückgezogen. Verdammt lässig ist es hier in Altaussee – wirklich total schön.

Donnerstag, 17. August 2017
Wie jeden Tag kocht Ilse gleich zwei Kannen Kaffee und damit begeben wir uns an den wie immer fürstlich gedeckten Frühstückstisch. Es gibt Schinken, diverse Käse, Liptauer-Aufstrich, weiche Eier, viele Brotsorten, Marmelade, Nutella, Butter-Zopf – alles, was das Herz begehrt und noch um einiges mehr.
Danach wie immer auf der Terrasse relaxen, an diesen Lebensrhythmus ließe es sich leicht gewöhnen… Später kommt dann Barbaras „Erb-Tante“ zu Besuch, mit ihrem leicht neurotischen Hund Toni. Den darf man zwar nicht angreifen, weil er das nicht mag – aber wenn ihm danach ist, dann leckt er einem auch die Wange. Aber er ist ja eh recht nett, auch wenn er Gernot zwischendurch ansatzlos ins Knie gebissen hat …
Um 14 Uhr wird dann Hannah ein letztes Mals zum Theater-Workshop gefahren, der übrigens von Katharina geleitet wird, der Tochter der großen Burgschauspielerin Hilde Sochor. Wir sind schon sehr gespannt auf die Aufführung.
Die findet dann um 17 Uhr statt und weil mittlerweile noch einige Besucher bei Michi und Barbara eingetroffen sind, fahren wir mit drei Autos die paar Kilometer zum Theater-Haus rüber. Dort herrscht schon ziemliche Aufregung, das Lampenfieber der Kinder ist nahezu mit Händen zu greifen.
Die Aufführung von „Die kleine Hexe“ findet dann praktisch vor ausverkauftem Haus statt, mindestens 20 Personen füllen die beiden Zuschauerreihen. Das sicherlich 25 Minuten lang dauernde Stück ist hervorragend gespielt, Hanna sagt ihren Text ohne jeden Fehler auf – sehr beeindruckend. Sie leistet sich sogar eine Slapstick-Einlage, denn als im Zuschauerraum ein Baby zu quengeln beginnt, fragt Hannah die kleine Hexe mitten im Text: „Ist das deine Schwester?“ Und die kleine Hexe antwortet: „Nein, meine Nichte“ und schon geht es mit dem Stück normal weiter. Stegreif-Theater vom Feinsten.
Jedenfalls ist der Applaus am Ende des Stückes mehr ein Beifalls-Orkan, es wird sogar mit den Füßen getrampelt – und das völlig zu Recht! Das Klatschen will und will nicht enden und die Kinder, sowie der erwachsene Mitspieler und Katharina müssen sich immer wieder verbeugen. DAS wird Hannah sicher nicht so schnell vergessen, es scheint ganz so, als hätte sie die Liebe zum Schauspielen entdeckt. In Wien wird sie jedenfalls weitere Workshops bei Katharina besuchen…
Nach der Theater-Aufführung sind wir dann noch ein wenig im Garten des Hauses zusammengesessen, bis uns warm gewordenes Bier und hunderte lästige Wespen zu einem Ortswechsel bewegten. Unser Ziel stand bereits fest, denn vorsorglich hatten wir uns im Berg-Restaurant „Loser Hütte“ einen großen Tisch reservieren lassen.
Die Fahrt zum hoch über Altaussee gelegenen Loser führte uns über eine kurvenreiche und mautpflichtige Bergstraße und dauerte eine gute halbe Stunde lang. Oben auf 1.600 Metern angekommen, genossen wir zuerst den wunderbaren Ausblick auf das Ausseer-Land und danach die bodenständige Wirtshausküche.
Wir sind lange beisammen gesessen und haben uns wunderbar unterhalten, Workshop-Leiterin Katharina ist auch mitgekommen – sie und Hannah haben echt einen guten Draht zueinander.
Später haben wir uns dann wieder gleichmäßig auf unsere drei Autos aufgeteilt und sind in Michis Haus zurückgefahren. Von hoch oben haben wir übrigens noch einmal sein riesiges Grundstück gesehen – viel größere wird es in Altaussee nicht geben…
Den Rest des schönen Abends haben wir dann einmal mehr auf der Terrasse verbracht und es ist richtig schade, dass wir morgen schon abfahren müssen. Doch Gernot ist auf ein Kartenspiel-Turnier eingeladen und das ist jedes Jahr ein absoluter Pflichttermin für ihn. Aber – Michael und Barbara haben uns schon wieder auf einen nächsten Besuch eingeladen, denn schließlich konnten wir heuer keine Ausfahrt auf den See machen. Denn Michis Boot – hier Plätte genannt – ist schwer renovierungsbedürftig und das dauert noch ein paar Wochen, bis die wieder seetauglich sein wird.

Freitag, 18. August 2017
Auch heute starten wir mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag, diesmal auf der Terrasse, weil das Wetter schon morgens sehr schön und warm ist.
Danach spulten wir seelenruhig unser Abfahrtsprogramm ab, hievten die Vespa hinten rauf und steckten den Strom ab. Anschließend lagen wir unseren lieben Freunden lange in den Armen und auch von Hannah wurden wir zum Abschied fest gedrückt. Lässig war’s hier und wir werden unter Garantie wiederkommen.
In Bad Ischl tanken wir unser Häuschen für die Heimfahrt voll, wir werden übrigens nicht über die Autobahn fahren – 1. Laaaangweilig und 2. Keine Lust auf eine Stunde Wartezeit bei der Einreise nach Deutschland wegen der Grenzkontrollen.
Also nehmen wir den Weg über St. Wolfgang, Hof und Hallein und wechseln dort für ein paar Kilometer auf die A10 Tauernautobahn. Schon bei Bischofshofen fahren wir dann wieder ab – schon zehn Minuten vorher wundern wir uns, dass auf der Gegenfahrbahn keinerlei Verkehr herrscht. Nicht ein einziges Fahrzeug ist unterwegs – das ist nie ein gutes Zeichen. Und tatsächlich sehen wir dann genau gegenüber unserer Ausfahrt ein Meer an Blaulichtern. Nähere Details zu diesem offensichtlich schweren Crash (einen Hubschrauber haben wir auch knattern gehört) bleiben uns Dank Lärmschutzwänden erspart, aber wir sind ohnehin keine Gaffer.
Völlig relaxed fahren wir über Bundesstraßen bis Zell am See, biegen dort nach Mittersill ab und haben über weite Strecken das Gefühl, völlig allein unterwegs zu sein. Auch bei der steilen Auffahrt zum Pass Thurn werden wir vielleicht von ein, zwei Autos überholt, es herrscht echt kaum Verkehr.
Und so kommen wir über Kitzbühel und das Brixental nach Itter, dort statten wir bei „Auto Fuchs“ unserem Lieblings-Mechaniker Karli einen Besuch ab. Wir werden uns für die WoMo-Tür eine neue Dichtung einbauen lassen, denn die alte beginnt sich zusehends aufzulösen. Und eine neue Antenne für unser Autoradio lassen wir auch anbringen – Karli meldet sich, wenn er die Teile geliefert bekommen hat.
Die letzten 70 Kilometer nach Innsbruck spulen wir auf der Inntal-Autobahn ab und völlig entspannt kommen wir in Innsbruck an. Wir tauschen nur schnell die Fahrzeuge, die Vespa bleibt auf ihrem Träger. Denn bereits am Montag geht’s wieder auf zur nächsten Fahrt – wir werden noch einmal nach Frankreich fahren. Wieder an einen See, näheres folgt demnächst in diesem Theater…







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