von Innsbruck-Kochelsee-Peißenberg-Oberammergau-Garmisch-Innsbruck
255km mit dem Wohnmobil
Eigentlich
wäre an diesem Wochenende gar keine Ausfahrt mit unserem WoMo geplant gewesen –
aber was heißt das schon…
Nach
den schönen Tagen, die wir rund um den Lago Maggiore verbracht haben, sollte
Schneckchen 14 Tage lang ruhen, denn erst am 10. August starten wir zu unserer
Österreich-Rundfahrt.
Aber
wie es so ist – das Wetter präsentierte sich am Samstag in der Früh sehr schön
und Ilses beiläufige Frage, ob wir nicht mal wieder auf ein gegrilltes Hendl
und auf eine knusprige Schweins-Haxe zu Luis und Gitti an den Kochelsee fahren
sollten, leitete sozusagen unser Abfahrtsprogramm ein. Also auf zum Kesselberg.
Samstag,
5. August 2017
Die
Vespa bleibt diesmal daheim, wir haben nämlich nicht vor, auch nur irgendetwas
zu unternehmen – höchstens eine Runde spazieren gehen. Totale Erholung gepaart
mit einem kulinarischen Erlebnis der Extraklasse – so war der Plan.
Wir
haben keine Kleidung eingepackt, keine Getränke, keine Lebensmittel – denn
alles war noch zur Genüge von unserer letzten Fahrt vorhanden. Also nur den
Pasch einpacken, frisches Geld holen –
fertig.
Unser
erster Weg führte uns schon wieder in die Werkstätte der Firma Heiss nach
Inzing – nur eine Winzigkeit diesmal. Eine Verriegelung fürs Küchenfenster hat
ihren Dienst quittiert und sich selbständig in seine Einzelteile aufgelöst.
Aber – auch wenn sich unser WoMo stetig seinem 30. Geburtstag nähert, dieses
Teil sollte noch locker zu kriegen sein, die Dinger gehen ja immer wieder mal
kaputt.
Den
Weg nach Inzing hätten wir uns sparen können, im eher kleinen Lager war das
Ersatzteil nicht lagernd – bestellen hätte es uns Herr Heiss zwar können, wir
verzichteten aber vorerst drauf. Im bayrischen Kolbermoor kennen wir ja eine
eigene HYMER-Werkstatt und die haben die Verrieglungen sicher vorrätig und
kommende Woche fahren wir eh fast an Kolbermoor vorbei, das sind ja insgesamt
keine 30 Kilometer Umweg.
Also
sind wir ohne den Verriegler losgefahren, eh nicht tragisch, das Fenster wird
auch so während der Fahrt geschlossen bleiben.
Der
Zirlerberg ist wirklich eine der steilsten Strecken, die man hierzulande dem
Verkehr zumutet – seine bis zu 16 Prozent Steigung hat es echt in sich. Wir
sind heute mal wieder in einem Zug durchgefahren, mit voll aufgedrehter Heizung
samt Gebläse auf Stufe 3 hat unsere Schnecke die Auffahrt problemlos bewältigt.
Zwar hat sich an den steilsten Stellen schnell eine kleine Schlange an
ungeduldigen Autofahrern hinter uns gebildet, klar – die könnten wohl schneller
fahren als wir mit unseren 30 km/h im 2. Gang. Aber schon in der Ortschaft
Leithen haben wir wieder den Anschluss an die Kolonne vor uns geschafft, also
gab es für niemanden einen Zeitverlust.
Nach
dem Zirlerberg geht es bis zum Kesselberg locker dahin und auch der Kesselberg
– besser: die Kesselberge – sind gar kein Problem, denn in lediglich drei, vier
Kehren hat man die Passhöhe auf 865 Metern erreicht. Danach geht’s
kilometerweit abwärts, übrigens haben wir während dieser Abfahrt immer einen
hochmotivierten Rennradfahrer im Rückspiegel gehabt, obwohl wir manchmal bis 70
km/h schnell waren. Als wir am Fuß des Kesselberges zum Campingplatz links
abgebogen sind, ist der Radler mit einem guten 80er an uns vorbeigerauscht und
hat sich noch mit einem Handzeichen dafür bedankt, dass wir ihn nicht
aufgehalten haben.
Luis
und Gitti freuen sich uns zu sehen, uns geht’s umgekehrt genauso. Wir nehmen
den erstbesten Platz, direkt neben den Wohnwägen von Küchen-Perle Elisabetha
und ihrem Sohn, der heuer die ganze Saison über hier arbeitet. Blitzartig sind
wir für unseren Aufenthalt eingerichtet – wir müssen nur den Strom anstecken.
Nicht einmal die Fenster im Führerhaus decken wir mit unseren
Sonnenschutz-Matten ab, denn das Wetter beginnt eh immer mehr zuzuziehen.
Nach
einem schnellen Pasch schreiten wir schon zum Mittagstisch und gönnen uns einen
Seelachs (Gernot) und geröstete Knödel für Ilse. Hat erwartungsgemäß geschmeckt
und nach einem kleinen Verdauungsspaziergang zum See hinunter sind wir zurück
zum WoMo und haben eine ganze Zeit lang gelesen. Ilse hat sich den SPIEGEL von
vor zwei Wochen zu Gemüte geführt und Gernot hat das Buch von Moon Unit Zappa
angefangen, das er sich von der Zappanale mitgenommen hat. Übrigens sehr lässig
geschrieben, dieses „America the Beautifull“ und es enthält jede Menge
Anspielungen auf Moons berühmten Vater Frank Zappa, auch wenn der Roman – ihren
eigenen Angaben nach – nur zu 17,2 Prozent autobiographisch ist…
Nach
dem Lesen legen wir uns ein wenig nieder und hätten beinahe das Abendessen
verschlafen. Das wär ja was gewesen, wo wir doch extra wegen dem Hendl und der
Haxe hergefahren sind. Aber – auch wenn das Essen bereits ab 18 Uhr serviert
wurde, haben wir auch um 18 Uhr 45 noch unsere vorbestellten Köstlichkeiten auf
die Teller gekriegt. Ein Traum wieder – Gernot hat die riesige Schweins-Haxe
übrigens bis auf den blanken Knochen vollkommen vertilgt, ein Schwarm hungriger
Piranhas hätte ihn nicht sauberer abnagen können… Was für ein Genuss – und
nicht zu vergessen: für das halbe Hendl mit Beilagen werden nur 7 Euro
verlangt, die große Knusper-Haxe kostet gerade mal 4 Euro mehr. Kein Wunder,
dass sowohl im Lokal als auch in beiden Gastgärten alle (!!) Tische besetzt
sind, das Team rund um Gitti und Luis leistet stundenlang echte Schwerarbeit.
Sehr
satt sind wir dann zum WoMo zurückgeschlurft und haben uns zur Verdauung einen
Pasch ausgematcht. Der ist dann gleichzeitig zumindest für Gernot zum
Gute-Nacht-Pasch geworden, denn noch weit vor Mitternacht hat er sich in den
Alkoven zurückgezogen – Ilse hat noch gelesen. Eventuell wird es in der Nacht
noch ein Gewitter geben, es grummelt jedenfalls schon seit geraumer Zeit
bedrohlich…
Sonntag,
6. August 2017
Das
erwartete Gewitter ist dann mit voller Wucht über uns hereingebrochen. Kein
Problem, solange es keinen schweren Hagel gibt, kann uns Starkregen wurscht
sein, unser Häuschen ist dicht. Also zumindest, wenn alle Fenster und alle
Dachluken geschlossen sind. Wenn nicht, dann erwacht man halt wie die arme
Ilse, die plötzlich in nasser Bettwäsche dagelegen ist. Sie hatte das Fenster
neben ihrem Bett geöffnet gehabt, normalerweise wacht Ilse ja beim allerersten
Regentröpfchen auf – diesmal nicht. Auch im Badezimmer war die Dachluke offen,
es hat uns sicher einige Liter Wasser hereingeregnet. Aber – alles nicht so
tragisch, das Badezimmer war gleich wieder trockengelegt und wir haben noch
eine ganze Menge Ersatz-Bettdecken mit an Bord, Ilse hat also nicht frieren
müssen in dieser Nacht. Und sie hätte unter einer feuchten Tuchent garantiert
gefroren, denn in der Früh zeigte das Thermometer gerade einmal schmale 12,1
Grad.
Wir
kochen am Kesselberg nie selber unseren Kaffee, sondern gehen immer ins Lokal
frühstücken. Das hat sich so eingebürgert und das machen wir nur hier bei Luis
und Gitti. Übrigens werden wir auch heuer wieder mit unseren Freunden nach
Südtirol zum „Törggelen“ fahren, irgendwann Mitte Oktober, den genauen Termin
machen wir erst in den kommenden Wochen fest. Jedenfalls freuen wir uns schon
alle drauf und Gitti hat uns gleich noch gebeten, dass wir für sie und Luis das
Ferienappartement gleich noch ein paar Tage länger buchen. Den beiden gefällt’s
am Tommele-Hof, so soll es sein.
Das
Wetter mag heute nicht so richtig schön werden, immer wieder einmal regnet es
sogar. Wir bleiben fast den ganzen Tag über im WoMo und verbringen den Tag mit
Lesen, Paschen und einem feinen Nachmittags-Schläfchen. Mal richtig ausspannen,
einfach gar nix tun – muss man ab und zu auch einmal zulassen. Sonst sind wir
eh oft total aktiv…
Am
Abend sind wir dann wieder ins Restaurant gegangen – Gernot hat sich einen
Schweinsbraten gegönnt und Ilse delektierte sich am Leberkäse mit Spiegeleiern.
Beide Mahlzeiten waren sehr o.k. – man muss schon sagen, eine derart gute Küche
findet man auf Campingplätzen sehr selten. Und zu diesen Preisen überhaupt
nirgends.
Wir
haben heute unseren Aufenthalt noch um einen weiteren Tag verlängert. Denn Ilse
hat einen Campingartikel-Katalog in die Hand gekriegt, die bei Gitti und Luis
aufliegen. Und darin haben wir genau die Fenster-Verriegelungen gesehen, wie
wir sie brauchen. Zwei Stück für 8 Euro – das passt. Und weil die Firma
„Gerard“ in der Nähe von hier in Peißenberg angesiedelt ist, werden wir morgen
dorthin fahren. Dann ersparen wir uns am nächsten Donnerstag den Umweg über
Kolbermoor, denn nach Wien sind es auch ohne diesen Abstecher gut 500
Kilometer. Zwar ist Peißenberg fast 50 Kilometer von Kochel am See entfernt,
aber morgen haben wir keinen Stress.
Später
am Abend haben wir uns dann noch einen spannenden Pasch ausgespielt und den
Sonntag gemütlich zu Ende gehen lassen. Vor dem zu Bett gehen hat Ilse dann
noch besonders akribisch kontrolliert, ob ja eh alle Luken und Fenster schön
geschlossen sind…
Montag,
7. August 2017
Am
Morgen war es derart kalt im WoMo, dass wir sofort nach dem Aufstehen die
Heizung aktivieren mussten. Keine 12 Grad draußen, exakt 16,8 Grad herinnen,
das muss im Sommer echt nicht sein. Schon eine halbe Stunde später pendelte
sich die Innentemperatur auf 21 Grad ein, so lässt es sich fein wach werden.
Nach
dem Frühstück bei Gitti und Luis stecken wir den Strom ab und sind damit
bereits für die Abfahrt vorbereitet. Jetzt noch die Klokassette entleeren und
das bisschen Müll wegbringen – mehr gibt’s nicht zu tun.
Wir
waren zwar noch nie in Peißenberg, aber sonst kennen wir die Gegend hier schon
recht gut. Zur Vorsicht haben wir die Navigations-Funktion bei Google-Maps
aktiviert – kostet ja nix mehr! Über Murnau sind wir dann nach gut einer Stunde
in Peißenberg angekommen, der ganze Weg führte über Bundesstraßen und kleine
Landstraßen. Die Firma „Gerard“ haben wir dann Dank Navigation auch auf Anhieb
gefunden, dabei hätte uns Google beinahe durch den Vorgarten eines Hauses
geführt, denn dieser Weg wäre um 5 Meter kürzer gewesen…
Bei
„Gerard“ hatten wir dann sogleich einen bemühten Mitarbeiter an unserer Seite
und keine Minute später hielten wir bereist die begehrten Fenster-Hebelchen in
unseren Händen. Wir hätten dann gerne noch einen Multi-Stecker gekauft, denn
nicht auf allen Campingplätzen haben sie den Euro-Anschluss. Speziell in
Frankreich, der Schweiz und in Italien passen unsere herkömmlichen Stecker oft
nicht in die Buchsen. Aber leider war so ein Stecker nicht vorrätig, wurscht –
die Dinger kriegen wir auch in jedem Media-Markt. Ach ja – die Rad-Zierblenden
waren auch ausverkauft – wir wollten unserer eher schmucklosen Schnecke diese
optische Aufrüstung gerne gönnen. Auch kein Problem, die Dinger kriegen wir bei
jedem Auto-Zubehör-Händler, wir müssten nur mal daran denken…
Mit
den beiden Fenster-Verriegelungen im Gepäck haben wir dann die Heimreise
angetreten. Wir werden über Garmisch-Partenkirchen fahren, der Weg zurück über
Kochel und den Kesselberg ist uns zu langweilig. Google warnt vor Staus auf der
geplanten Route, also lassen wir uns eine verkehrsärmere Alternativ-Route
berechnen. Unglaublich – aber irgendwann auf der Bundesstraße heißt es
plötzlich: „Nach 50 Metern rechts abbiegen!“ Wir fügen uns dem Befehl und
finden uns auf einer ganz kleinen Landesstraße wieder, die uns kurvenreich
bergauf und bergab durch die Landschaft führt. Die Straßenbreite reicht gerade
mal für zwei PKW, aber es herrscht praktisch überhaupt kein Verkehr. Herrlich.
Schon lässig, diese moderne Navigations-Technik. Beinahe etwas unheimlich, aber
lässig. Jedenfalls – hätte man so etwas vor 30 Jahren vorausgesagt, man wäre
wohl in der Psychiatrie gelandet…
So
sind wir ohne jede Verzögerung nach Garmisch gekommen und haben uns wie üblich
durch die seit Jahrzehnten gleich nervige Ortsdurchfahrt gekämpft. Aber schließlich
war auch das geschafft und wir sind Richtung Tirol gerollt.
Auf
den letzten Kilometern haben uns dann noch zwei PKW aus Hamburg gestresst, weil
deren Fahrtweise einfach gefährlich war. Denn immer wieder hat einer der beiden
PKW aus heiterem Himmel gebremst, obwohl sie auf der Bundesstraße nie schneller
als 70 km/h unterwegs waren. Dann musste die ganze Kolonne das Tempo auf 45/50
km/h reduzieren, echt nicht ohne. Schließlich haben wir die beiden Limousinen
in der Steigung (!!) vor Seefeld überholt und konnten so ungehindert die
herausfordernde Talfahrt des Zirlerberges in Angriff nehmen. Denn da können wir
keine Anfänger und/oder miese Autofahrer vor uns brauchen…
Tatsächlich
haben wir während der Talfahrt die zwei Hamburger PKW um einen guten Kilometer
abgehängt, muss man mit fast 3 Tonnen Gewicht und ohne ABS auch erst mal
schaffen…
In
Innsbruck sind wir dann sogleich zur Garage unseres WoMo gefahren und haben es
für ein paar Tage dort abgestellt.
Bereits
am Donnerstag geht’s wieder auf Achse – Gernot hat um 10 Uhr noch einen Termin,
unmittelbar danach fahren wir zuerst nach Wien zu unserer lieben Freundin Elle
– das weitere Programm unserer Österreich-Rundfahrt steht auch schon fest. Also
fast, in etwa, ungefähr halt, wie üblich…
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