Sonntag, 3. Juni 2018

79. WoMo-Fahrt „Alea iacta est“ am Kesselberg"

vom 30. Mai bis 3. Juni 2018 
von Innsbruck-an den Kochelsee-Innsbruck - 166km
Mittwoch, 30. Mai 2018
Sehr oft entstehen unsere WoMo Reisen völlig spontan, da wird gar nichts geplant, manchmal wissen wir beim Losfahren am Morgen nicht, wo wir abends übernachten werden. Bei dieser Fahrt zum Campingplatz Kesselberg am Kochelsee war das anders, denn der Termin ist bereits seit vielen Wochen festgestanden. Kein Wunder, denn insgesamt reisen vier Paare – samt Kindern und Hund – aus Tirol an, da geht spontan natürlich nichts mehr. Grund für unser Treffen – das „Int. Pasch-Turnier“. Uns alle eint die Leidenschaft fürs dieses Würfelspiel und so werden in den kommenden Tagen die Würfel nur so klappern. Am Ende darf sich dann die Siegerin oder der Sieger über den Wanderpokal freuen und auf nette Fotos mit dem dazu gehörenden Krönchen.
Für eines der Paare und seine zwei Kinder haben wir einen Wohnwagen angemietet, zufällig den größten und schönsten, den Luis und Gitti im Angebot haben. Vor diesem Miet-Wohnwagen ist genug Platz für unser WoMo, den VW-Camper von Babsi und die Zelte von Mirjam, Simon und ihre beiden Kinder. Auch für Nadja und Christian steht Platz für ein Zelt zur Verfügung und den einen oder anderen PKW kriegen wir hier auch noch unter.
Wir haben sozusagen die Vorhut übernommen und sind schon am Mittwoch zum Kesselberg hinausgefahren. Von wegen Platznahme und so, nicht dass es sich ein anderer Camper bei unserem „Refugio“ gemütlich macht. Ilse musste am Mittwoch noch arbeiten, also hat Gernot das WoMo am späten Vormittag aus der Garage geholt und ist gegen Mittag nach Zirl gefahren. Einen ordentlichen Vorrat an Bier und anderen Getränken hatten wir schon tags zuvor ins WoMo geräumt – Lebensmittel brauchen wir an diesem Wochenende keine, wir werden uns ausschließlich im platzeigenen Restaurant verwöhnen lassen. 
Punkt 13 Uhr 15 läuteten die Schulglocken in Zirl dann das verlängerte Wochenende ein und unsere Fahrt konnte beginnen. Zuerst mussten wir uns noch beim Bankomaten in Zirl frisches Geld rausdrücken – zack – der erste Münz-Fund! Das hübsche 1-Cent-Stück konnte Ilse wachen Augen nicht entkommen, aber bei dieser Reise werden wir wohl keinen Rekord an Münzgeldfunden aufstellen. Ohne zu weit vorgreifen zu wollen, aber das Stück Münzgeld von Zirl ist sogar das einzige geblieben, das wir an diesem Wochenende gefunden haben. 
Heute hat sich unsere liebe Schnecke am Zirlerberg ziemlich schwer getan, es war ihr sehr schnell zu anstrengend, die Außentemperatur von gut 30 Grad und die extrem steile Auffahrt brachten unsere liebe Schnecke an seine Grenze. So sind war halt beim Rasthaus ein paar Minuten lang stehen geblieben und danach ohne Probleme die letzten zwei Kilometer der Bergstrecke hinauf gezuckelt. Ab Leithen ist soundso wieder freie Fahrt angesagt und es bremsen uns nur mehr die diversen Geschwindigkeitsbegrenzungen. In Krün sind wir dann kurz zum ALDI abgebogen und haben uns noch ein Fläschchen Wein, sowie ein paar Süßigkeiten mitgenommen.
Am Campingplatz Kesselberg werden wir herzlich von Gitti und Luis begrüßt und wir fahren unseren dicken Nasenbären zum Stellplatz runter. Normalerweise brauchen wir fürs Abstellen unseres WoMo keine zehn Sekunden, heute mussten wir allerdings ein paar Mal reversieren, bis wir exakt eingeparkt waren. Schließlich soll hier ab morgen eine Art „Wagenburg“ entstehen und da müssen alle dafür notwendigen Komponenten wohldurchdacht sein. 
Wir sind dann als allererstes ins Restaurant am Platz gegangen und haben erwartungsgemäß gut gespeist. Elisabetta, die gute Küchenfee und fleißige Allzweck-Kraft am Platz, ist schon wieder im Dienst – auch sie wird die kommenden Monate durcharbeiten und keinen einzigen Tag frei haben. Sie freut sich sehr über uns und wir umarmen uns herzlich.
Im weiteren Verlauf des Tages haben wir natürlich einen Aufwärm-Pasch gemacht, sozusagen als Training für unser Turnier. Das Wetter ist – ganz entgegen der Prognosen – eigentlich ziemlich schön, die meiste Zeit über scheint die Sonne und es hat an die 28 Grad. Ach ja – bei der Herfahrt hat plötzlich die Öllampe unserer Schnecke aufgeleuchtet – ein absolutes Alarmsignal! Aber das war beim Runterfahren vom Kesselberg, zum Campingplatz waren es noch zwei Kilometer, die Lampe ist nur dreimal kurz aufgeflammt. also sind wir nicht stehen geblieben. Das wäre auch schwer möglich gewesen, denn abwärts hat der Kesselberg praktisch keinerlei Ausweiche anzubieten. Wurscht – wir sind schadlos bis zu unserem Abstellplatz gekommen und haben sogleich einen ganzen Liter Motoröl nachgegossen. Sorry liebes Schneckchen, das sollte echt nicht passieren, dass du mit einem grellroten Warnlicht um Öl betteln musst. Wir werden in Zukunft wieder bei jedem Tanken auch den Ölstand messen!
Später hat uns dann der Luis den Schlüssel vom Wohnwagen gebracht, denn wir wollen im Eisschrank ein paar Bier einkühlen. Luis gibt uns dann gleich eine kleine Einweisung, zur Ausstattung des großen Wohnwagens gehört auch ein Fernseher. Der wird aber keinen Sattelitenempfang haben, oder? „Ja freilich“, meint Luis „Ich hab alle unsere sieben Wohnwägen an eine SAT-Anlage angeschlossen.“ Gernot ist darüber derart begeistert, dass er den lieben Luis buchstäblich abbusselt. Nicht dass Gernot über Nacht ein TV-Junkie geworden wäre – aber heute und am Samstag spielt die österreichische Fußball-Nationalmannschaft. Und wenn es irgendwie geht, dann schauen wir uns solche Partien natürlich an. Heute geht’s in Innsbruck (ausgerechnet!) gegen Russland und am Samstag steht in Klagenfurt das Duell gegen den großen Nachbarn Deutschland auf dem Programm. Beides sind Freundschaftsspiele, es geht als eigentlich um nichts. Hatten wir noch vor einer Stunde ein wenig gejammert, dass wir beide Spiele versäumen würden, änderte das SAT-TV natürlich alles. Wobei – auf die erste Euphorie folgte ein kleiner Dämpfer – denn das heutige Spiel gegen die Russen wird nur im ORF übertragen und der ist nicht zu empfangen weil verschlüsselt. Nicht so tragisch – das Match gegen Deutschland zeigt auch das ZDF und diesen Kanal kriegen wir natürlich glasklar rein. Mega-geil! Damit steht das Samstag-Abend-Programm bereits fest, da kann kommen was will.
Kurz vor Anpfiff des Spiels gegen Russland versucht Ilse einen Internet Live-Stream aufzutreiben. Ihr Handy-Provider hat eigentlich versprochen, dass man seit Neuestem auch im Ausland die ORF-TV-Thek nutzen könne. Und tatsächlich – es funktioniert und wir schauen uns das Match am Laptop an. Leider ist die Verbindung maximal grindig, der Stream reißt immer wieder ab, im Prinzip sehen wir gar nichts. Außer das 1:0 der Österreicher, genau in diesen paar Sekunden hatten wir ein Bild. Dass das Tor ausgerechnet vom Tiroler Alessandro Schöpf geschossen wurde, freut uns zusätzlich. Wir schalten dann bald einmal den Computer ab, ein ruckelnder Stream ist ziemlich nervig. Später erfahren wir dann, dass das Spiel mit einem 1:0 der Österreicher geendet hat, haben wir also ausgerechnet die spielentscheidende Szene gesehen. Passt!
Relativ früh sind wir dann unter unsere Decken geschlüpft – die kommenden Tage werden ziemlich dicht und anstrengend werden, da darf man ruhig ein wenig vor-ruhen.

Donnerstag, 31. Mai 2018
Nach einer feinen Nacht sind wir gegen 8 Uhr aufgestanden, draußen ist es gar nicht kalt, wir messen über 15 Grad. Wie üblich gehen wir ins Restaurant frühstücken und sind danach schön gestärkt für den Tag. Heute werden nach und nach die Teilnehmer des „Int. Pasch-Turniers“ eintreffen, schon früh am Vormittag werden eifrig Telefonate geführt. Als erstes rollen dann Mirjam und Simon auf unseren Platz. Sie haben nicht nur den kleinen Leo dabei, sondern natürlich auch seine 7-jährige Schwester Hannah. Die wiederum hat ihre beste Freundin Alex mitgenommen – sind wir also schon sieben. Schnell sind die zwei Zelte aufgebaut und weil die Mittagsstunde schon vorbei ist, zischen die Männer ihr erstes Bierchen. Die Kinder sind dann sofort mit der Luftmatratze zum Kochelsee hinuntergelaufen und waren für Stunden nicht mehr aus dem eiskalten Wasser herauszukriegen. Wie wir später von Luis erfahren, ist der Kochelsee erst vor ein paar Tagen zum kältesten See Bayerns „gekürt“ worden – er soll gerade einmal 16 Grad aufweisen. Dementsprechend waren die Kinder danach kalt wie Eislutscher …
Dann ist Babsi mit ihrem VW-Bus eingetroffen – mit im Gepäck hatte sie ihre Hündin Issi, sowie Nadja und Christian. Babsi ist noch gar nicht lange Camperin, wir bemerken aber sofort, dass sie es wirklich ernst meint. Sie hat ihren Bus mit so ziemlich allem ausgestattet, was man fürs perfekte Campen braucht – Waschtisch(!) mit fließendem Wasser inklusive. Und natürlich hat sie sich auch ein sattes Vorzelt angeschafft, erst kürzlich. Deswegen ist das allererste Aufstellen des Zeltes auch ziemlich tricky, letztendlich steht es aber in seiner ganzen beeindruckenden Größe da. Nadja und Christian haben selber gar keine Zelte mitgenommen, sie werden auf einem großen Luftbett schlafen – entweder im Vorzelt von Babsi oder im noch viel größeren Vorzelt des angemieteten Wohnwagens. Und wenn es – wider jegliche Erwartung – zu kalt werden sollte, können sie immer noch bei uns im WoMo Unterschlupf finden.
Als letzte in der Runde sind dann Stefan und Jasmin angetanzt gekommen, auch sie haben ihre beiden Kinder dabei, den 6-jährigen Liam und den 3-jährigen Noah. Für sie haben wir den Wohnwagen bestellt und sie sind wirklich überrascht von dessen lässiger Ausstattung. Schnell haben sie es sich in ihrem Wochenend-Domizil eingerichtet und alle gemeinsam schreiten wir zum Mittagessen. Jetzt sind wir insgesamt 14 Personen, trotzdem finden wir einen Platz für uns alle. Es ist schon erstaunlich, wie es Elisabetta und Luis schaffen, in der winzigen Küche für so viele Leute zu kochen. Das Restaurant ist bestens besucht, es werden mehr als dreißig hungrige Gäste da sein. Und trotzdem wartet niemand länger als 15 bis 20 Minuten lang auf sein Essen – wie gesagt: Erstaunlich! Wir schlagen voll zu und bestellen die Speisekarte rauf und runter. Allen hat es gut geschmeckt, auch die Kinder haben brav gegessen. A propos brav: nicht dass wir deshalb irgendwelche Befürchtungen gehabt hätten, aber das Verhalten der fünf Kinder ist schon sehr lässig. Da gibt es kein Streiten, Plärren, Herum-Jammern oder sonst irgendwie „lästig sein“. Auch wenn wir jetzt schon wieder vorgreifen – das ist das ganze Wochenende lang so geblieben. Nie hat eines der Kinder herumgeplärrt oder geweint, gehört haben wir stets nur die Kinder der anderen Camper. „Unsere“ fünf Kids waren wirklich gut drauf und relaxed – nur Liam hat einmal kurz gejammert. Aber bitteschön nicht ohne Grund. Echt nicht! Babsi wollte sich den Buben schwungvoll und dynamisch auf die Schultern nehmen – bedauerlicherweise im Inneren des Wohnwagens. Also hat sie den Kopf von Liam formlos in die Decke des Wohnwagens gerammt, dass er dabei nicht vor Freude gejauchzt hat dürfte nachvollziehbar sein. Aber er hat mehr aus Ärger geweint, denn logischerweise haben alle Anwesenden – als sie sicher sein konnten, dass Liam nix passiert ist – über die Ungeschicktheit von Babsi lachen müssen. Und da hat er sich halt zusätzlich verspottet gefühlt. Drei Minuten später hat er dann schon selber über die Aktion lachen können und alles war wieder gut.
Am Nachmittag haben wir dann die Pasch-Teller ausgepackt und uns die ersten Partien ausgespielt. Wir werden im Modus „Jeder gegen Jeden“ spielen und weil wir sechs Wettkämpfer sind, haben wir je fünf Matches auszutragen. Und danach noch die Finals – da kommt einiges auf und zu. Denn schließlich dauert jeder einzelne Pasch an die eineinhalb Stunden, mit den üblichen kleinen Pausen sogar zwei. Das ergibt eine Netto-Spielzeit von guten 12 Stunden, ein richtig fettes Programm also.
Zwischendurch sind wir immer wieder einmal zum See runtergegangen – bei einem dieser „Ausflüge“ hat Simon der armen Nadja unaufgefordert ins Wasser geholfen. Man könnte auch sagen, er hat sie gnadenlos ins eiskalte Nass geworfen. Dabei hat Nadja ihre Sonnenbrille verloren – eh nur eine Ray Ban für schlanke 200 Euro. Das Ding ist untergegangen wie ein Stein und hat sich nicht mehr herauf-tauchen lassen.
Am Abend haben wir uns dann wieder alle gemeinsam ins Restaurant begeben und wieder hervorragend gegessen. Danach haben wir es uns innerhalb unserer „Wagenburg“ bequem gemacht und das eine oder andere Bier seiner ureigensten Bestimmung übergeben. So ist es unter Scherzen und Lachen Mitternacht geworden – die Kinder sind übrigens allesamt freiwillig und von selber in ihre Betten bzw. Schlafsäcke gekrochen, sogar der kleine Leo hat sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht niederlegen lassen.
Am wenigsten Spaß hat eindeutig die Hündin Issi. Babsi hat das schöne Tier aus einer Tötungsstation gerettet und Issi ist schwerstens traumatisiert. Sie hat furchtbare Angst vor allen Menschen und traut sich das ganze Wochenende nicht aus dem Bus heraus. Wenn Babsi mit ihr Gassi geht und Issi zwangsweise an uns vorbeigehen muss, dann hat sie die lange Rute so unter den Bauch geklemmt, dass die Schwanzspitze ihre Brust berührt. Armes Vieh! Aber sie ist sehr brav und bellt nur, wenn sie erschrickt. Und das passiert eh praktisch nie, weil sie ja immer im Bus sitzt.
"...aber ich höre und sehe euch alle"
Freitag, 1. Juni 2018 
In der Nacht hat es ein paar Mal geregnet, aber am Morgen ist schön die Sonne aufgegangen. Gernot ist um exakt 7 Uhr 10 in Richtung Sanitärhaus geschlurft, da sind ihm am Weg dorthin bereits Hannah und Alex entgegengekommen. Die beiden Mädchen waren schon voll auf einer Expedition und haben den nahen Wald und das Bachbett nach brauchbarem Holz für ihre Schnitzarbeiten abgesucht. „Und, wie war eure erste Nacht im Zelt?“ fragte Gernot und die beiden meinten unisono: „Lässig – und es war sicher nicht die letzte Nacht.“ Ein wahres Wort. Nach und nach sind dann alle anderen aus ihren Betten und Schlafsäcken gekrochen und wir sind gemeinsam frühstücken gegangen. Ein sehr guter Start in den heutigen Großkampf-Tag. Wir wollen nach Möglichkeit drei Matches absolvieren, das heißt sechs Stunden lang würfeln. Dann hätten wir den Großteil der Partien ausgespielt und morgen dann um so mehr Zeit, uns in aller Ruhe das Fußballmatch Österreich gegen Deutschland anzuschauen.
Und so ist es dann auch gekommen, den ganzen langen Tag über haben am Platz die Paschwürfel geklappert. Natürlich sind wir auch heute immer wieder einmal ans Seeufer runter gegangen, so es das Wetter zugelassen hat. Denn immer wieder einmal hat es für ein paar Minuten geregnet, nicht weiter tragisch. Wir haben in der Zwischenzeit die Plane an unserem WoMo angebracht und darunter haben zwei Tische Platz. Unsere Plane hält übrigens auch allerstärkstem Regen Stand, das hat uns dieses Wochenende bewiesen. Denn teilweise hat es wie aus Kübeln geschüttet, auch mal eine ganze Stunde lang und länger. Und unsere Plane ist an der Unterseite nicht einmal feucht geworden – sehr lässig.
Auch heute sind wir wieder gemeinsam essen gegangen, jetzt sind wir sogar 15 Personen. Denn Mark, der Freund von Babsi, ist am frühen Nachmittag per Zug nachgekommen – Stefan hat ihn vom Bahnhof eines Nachbarortes abgeholt. Wieder haben wir de facto sämtliche Gerichte der Speisekarte am Tisch gehabt, Ilse hat sich sogar Weißwürste bestellt. Fast schon ein Sakrileg in Bayern, denn Weißwürste sollten nie die Mittagsglocken läuten hören.
Später haben wir dann am Platz unser Pasch-Turnier fortgesetzt – die letzte Partie des Tages lieferten sich Stefan und Christian, da war es schon knapp nach Mitternacht. Und genau in diesem Spiel hat sich einmal mehr gezeigt, warum wir das Paschen so lieben: Denn mit dem allerallerletzten Wurf hat Stefan die ganze Partie gedreht – sein lauter Triumphschrei war über den ganzen Platz zu hören. Man hat es uns nachgesehen...
Leidlich müde sind wir dann um 00:30 zu Bett geschritten und allesamt binnen Minuten eingeschlafen.

Samstag, 2. Juni 2018
Anscheinend brauchen Pasch-Turnier-Teilnehmer nicht viel Schlaf, denn schon um 7 Uhr 30 waren wir alle auf den Beinen. Selbstverständlich starteten wir mit einem guten Frühstück im Restaurant in den neuen Tag, der sich von Beginn an von seiner schönsten Seite zeigte. Zeitweise war überhaupt keine Wolke am Himmel zu sehen und die Temperatur ist rasch angestiegen.
Wir haben unser Turnier fortgesetzt, die Kinder haben gespielt, geschnitzt oder im See gebadet – herrlich.
Wir sechs Spieler – Ilse, Nadja, Christian, Babsi, Stefan und Gernot – haben es dann im Laufe des Tages geschafft, alle unsere Spiele durchzubringen. Obwohl es noch eine kleine Verkomplizierung gegeben hat, denn Stefan ist mit seiner Familie am späten Nachmittag abgereist. Das war so ausgemacht, aber vor allem die Kinder wären gerne noch geblieben. Aber Stefan und Jasmin haben noch andere Pläne. Schade – auch deshalb, weil wir jetzt nicht mehr die „Miss Campingplatz“ bei uns wohnen haben. So hat Gernot spaßhalber Jasmin genannt – denn die Partnerin von Stefan ist wirklich eine sehr attraktive Frau. Ilse hat sich daran ergötzt, wie unsere Nachbarn – eine reine Herrenrunde – manchmal alle gleichzeitig Jasmin angestarrt haben. Vor allem dann, wenn sie mit den Kindern getanzt oder Räder geschlagen hat. Jasmin hat eine afrikanische Mutter und einen einheimischen Vater (übrigens einer der bekanntesten Kabarettisten hierzulande) und so verleiht ihr der dunkle Teint zusätzlich etwas Exotisches. Lustigerweise sind die beiden Kinder Liam und Noah vom Aussehen her total unterschiedlich – Liam ist sehr hellhäutig, beinahe schon schneeweiß und Noah ist sogar noch eine Spur dunkler als seine Mutter.
Obwohl Stefan noch gar nicht alle seine Partien gespielt hatte – als zweifacher Vater hat er natürlich noch andere Verpflichtungen gehabt – störte das den Ablauf des Turniers nicht, denn Mark ist einfach für ihn eingesprungen. Damit ist Mark übrigens erst der 15. Mensch auf diesem Planeten, der die Zimmermann’sche Variante des Paschens, den so genannten „Besseren Wurf“, beherrscht. Und er hat das höchst komplizierte Regelwerk perfekt intus, da hat ihn Babsi so richtig gut ausgebildet. Jedenfalls gewinnt Mark alle seine Partien, genützt hat es ihm aber leider dennoch nichts – aber dazu später.
Heute ist wie jeden Samstag das große Grillen am Kesselberg angesagt, wir haben schon gestern unsere Hendln und Schweins-Haxen vorbestellt. Das wird wieder eine Völlerei abgeben! Deshalb essen wir zu Mittag nur eine Kleinigkeit, Gernot etwa gibt sich mit einer Riesenportion Spaghetti zufrieden, andere essen überhaupt nur ein Wiener-Schnitzel mit Pommes und Salat …
Den Nachmittag haben wir noch entweder die letzten Würfe für heute gemacht oder sind fein im Schatten gesessen. Die Sonne kann schon ganz ordentlich heiß werden, eh klar, wir haben immerhin Juni. Das weitere Programm hat sich dann ohnehin von selber ergeben, um 18 Uhr beginnt die Übertragung des Fußballspieles im ZDF. Gernot hat am Nachmittag noch mit Luis herumgeblödelt, er möge doch den deutschen Campinggästen mitteilen, dass ZDF heute nicht für „Zweites Deutsches Fernsehen“, sondern für die „Zerstörung Deutscher Fußballträume“ stehen würde. Mal sehen …
Vorerst gab es aber nicht viel zu sehen, den ausgerechnet um 17 Uhr 30 ist über Klagenfurt ein extremes Gewitter mit Hagel niedergegangen, an einen Spielbeginn um 18 Uhr war nicht einmal zu denken. Weil wir das zu Mittag noch nicht wissen konnten, haben wir auf eine Tischreservierung im Restaurant verzichtet. Und so sind Ilse, Nadja und Babsi um 18 Uhr 30 zur Grillhütte vom Luis gepilgert und mit den köstlichen Mahlzeiten zum Wohnwagen zurückgekehrt. Die Haxen waren vielleicht die allerbesten, die wir je gegessen haben, jeder Biss ein absoluter Hochgenuss. Auch das riesige Hendl hat phantastisch ausgesehen und geschmeckt – und das für 8 (!) Euro, inklusive Kraut und Kartoffelsalat. Das sind schon einzigartige Preise. Da darf es nicht verwundern, dass wir schon öfters nur von Samstag auf Sonntag zum Kesselberg gefahren sind – eben wegen dem Grillabend.
Mittlerweile fegt ein veritables Gewitter über den Platz, der Regen prasselt derartig heftig auf das Dach des Wohnwagens, dass wir den Fernseher überhaupt nicht mehr hören. Aber wir sind sowieso mit dem Genießen der knusprigen Haxen und Hendl beschäftigt, da kann uns auch ein Gewitter nicht stören. Zumal wir absolut im Trockenen sitzen.
Nach dem fulminanten Essen haben wir uns dann wieder dem Fußballspiel gewidmet, dessen Austragung zwischenzeitlich kurz vor der Absage gestanden ist. Aber es geschah das beinahe schon nicht mehr Erwartete – um exakt 19 Uhr 45 wurde das Match angepfiffen. Um es kurz zu machen – Deutschland ist sehr schnell mit 0:1 in Führung gegangen und eigentlich hat alles nach einem sicheren Sieg der Gastmannschaft ausgeschaut. Eigentlich – denn mehr und mehr haben die Österreicher das Kommando übernommen und zeitweise so richtig guten Fußball gezeigt. Und unglaublich aber wahr – nach einem Super-Volley-Tor von Hinteregger und eines weiteren Treffers unseres Tiroler Landmannes Schöpf haben die Österreicher die Partie auf 2:1 gedreht und diese Führung bis zum Schluss nicht mehr abgegeben. Geil – der erste österreichische Sieg gegen den großen Bruder Deutschland seit 32 (!!) Jahren. Außer Ilse und Gernot hat also noch keiner der Anwesenden einen Fußball-Triumph Österreichs über Deutschland erlebt, das ist schon etwas ganz Besonderes. Entsprechend gut haben uns danach natürlich die Gute-Nacht-Bierchen geschmeckt und jeder von uns ist wohl mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht schlafen gegangen.

Sonntag, 3. Juni 2018
Erster Gedanke beim Aufwachen: 2:1 gegen Deutschland, geil! Über Nacht haben wir übrigens unerbetenen Tier-Besuch bekommen. Das beweist der über unser ganzes Refugio verstreute Inhalt des einst prallvollen Müllsackes. Gustl, du Sauviech! Aber wir sprechen den schönen Platz-Kater dann sogleich wieder frei von jeder Schuld, denn Luis sagt uns, dass die Sauerei nicht der Gustl, sondern ein Fuchs angerichtet hat. Der würde dem Platz regelmäßig Besuche abstatten und dann ist kein Mist-Sack vor ihm sicher. Uns war das eh wurscht, denn die stets opferbereite Nadja hatte die Unordnung schon beseitigt, bevor wir anderen den Sauhaufen überhaupt gesehen hatten.
Nach dem Frühstück haben dann die drei letzten Spiele des Turniers begonnen – die Finals. Es hat sich ergeben, dass Nadja und Gernot um den 1. Platz spielen, ein familieninternes Duell auf höchster Stufe also. Der Sieg beim Turnier bedeutet nicht nur den Empfang von Wanderpokal und Krönchen, sondern auch zwei Geschenke nach Wahl. Es hat ja jeder Teilnahme eine verpackte Überraschung mitgebracht und für den Sieger fallen gleich zwei davon ab. In der Vorrunde ist Gernot von seiner Tochter nachgerade vernichtet worden und hatte die größte Niederlage aller Teilnehmer eingefahren, Aber – im Finale zählt’s und Gernot ist die perfekte Revanche gelungen.
Von Beginn an hat er Nadja keine Chance gelassen und ist schließlich als Turniersieger vom Tisch aufgestanden. Juhu – Pokal und Krönchen! Gernot hat sich aufrichtig gefreut und schnell waren die Sieger-Fotos geschossen und via WhatsApp in die virtuelle Welt verschickt. Auch die beiden Geschenke haben Gernots Herz höher schlagen lassen, denn da waren mit einer Edelschokolade, dem Gutschein für ein Verwöhn-Frühstück, einer süßen Kinder-Zeichnung (Liam?) oder einem 10-Euro-Geldschein (!!) viele Überraschungen dabei. Gernot hat das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht gekriegt.
Und, unglaublich aber wahr – das wunderbare Hochgefühl Gernots sollte dann gleich noch eine weitere Steigerung erfahren. Denn plötzlich läutet das Telefon und unser guter Freund Jörg ist dran. Der befindet sich grad auf einem Flohmarkt und hat dort einen Mann getroffen, der seit 45 Jahren Autogramme sammelt. Und unter seinen über 80.000 Autogrammen finden sich auch zwei von Frank Zappa! Ob die echt sind? Nun – der ca. 65-jährige Mann liefert Jörg eine plausible Geschichte: Er habe von einem Freund erfahren, dass dieser auf ein Zappa-Konzert nach Budapest fahren würde. Also hat er mit seiner Kamera ein Zappa-Poster fotografiert, das Bild entwickeln lassen und seinem Freund nach Ungarn mitgegeben. Der habe dann tatsächlich ein Autogramm von Frank bekommen – „From F. Zappa“. Also wenn die Geschichte nicht wahr ist, dann ist sie zumindest gut erfunden. Gernot genügt alleine schon die vage Hoffnung auf die Authentizität des Autogrammes und so schlägt er für 50 Euro zu. Wie geil ist das denn? Das wird ein Highlight in Gernots umfangreicher Zappa-Sammlung – ob echt oder nicht wird sich sowieso niemals klären lassen. Dazu hat Frank seine Unterschriften immer zu sehr abgewandelt, da würde wohl jeder noch so profilierte Graphologe w.o. geben müssen.
Nachdem dann der allerletzte Würfel gefallen ist, hat sich – der Vollständigkeit halber sei das erwähnt – folgender Endstand ergeben. 1. Gernot, 2. Nadja, 3. Christian, 4. Babsi, 5. Mark/Stefan und tja – irgendwer muss halt 6. werden, in diesem Fall die liebe Ilse. Die Gute hat es doch tatsächlich zusammengebracht, keine einzige (!) Partie zu gewinnen, dabei ist sie sonst eine ziemlich gute Pascherin, Aber sie hat einfach kein Glück gehabt, in jedem einzelnen Match ist es knapp hergegangen, sie hätte durchaus auch vier oder fünf Runden gewinnen können. Tja – was bedeutet noch mal Pech im Spiel? Eben – also freut sich Gernot gleich doppelt.
Am Nachmittag haben dann Babsi und Mark ihr Zelt abgebaut und im VW-Bus verstaut. Nadja und Christian werden mit uns zurückfahren, wir haben im WoMo ja weit mehr Platz. Vorher hat uns noch ein anderer Camper um Starthilfe gebeten, er hatte den Kühlschrank am falschen Anschluss angesteckt und sich damit die Batterie leer gesaugt. Zum Glück hat uns Sigrid dereinst Starterkabel geschenkt, also musste Babsi nur ihren Bus zum anderen VW-Bus hinfahren und keine zwei Minuten später war die Sache erledigt. Camper helfen sich selbstverständlich und gerne, das haben auch wir nie anders erlebt.
Zuletzt haben auch wir unsere Sachen zusammengepackt, das ist uns wie immer sehr rasch und locker von der Hand gegangen. Schnell noch die Klo-Kassette geleert, Gitti, Luis und Elisabetta herzlich zum Abschied umarmt und weg waren wir.
Die Retourfahrt nach Innsbruck war völlig entspannt, der Verkehr hat sich ausschließlich in der Gegenrichtung abgespielt. Eh klar – die wollten nach dem langen Wochenende alle wieder aus dem Süden zurück und wir sind wieder einmal antizyklisch unterwegs gewesen.
Damit geht ein überaus lässiges Wochenende zu Ende, das in vielerlei Hinsicht Höhepunkte gebracht hat. Unvergessen bleibt uns sicher das Verhalten der fünf Kinder, denn damit hätten wir nie gerechnet. Obwohl es andererseits kein Wunder ist, denn sowohl Mirjam und Simon, als auch Jasmin und Stefan sind Super-Eltern. Da gibt es keine Drohungen, kein ständiges Bitten um Ruhe, kein Ungeduldig-sein, kein Schimpfen, kein Kritisieren, kein Zurechtweisen. Die Kinder dürfen einfach Kinder sein und sie beschäftigen sich am liebsten mit sich selber. So hat uns etwa Liam immer zum Lachen gebracht, wenn er sich mal wieder mit einem lockeren „Wo sind die Mädels?“ nach dem aktuellen Verbleib von Hannah und Alex erkundigt hat.
Der Wanderpokal steht mittlerweile bei uns daheim auf einem Ehrenplatz und auch das Zappa-Autogramm hat sich Gernot sofort bei Jörg abgeholt. Das Autogramm wird natürlich schön gerahmt und es wird uns für immer an dieses geile Wochenende am Kesselberg erinnern.
Die nächste Reise mit dem WoMo wird wieder ein kleines Jubiläum abgeben – es wird die achtzigste sein und sie führt nach Wien. Da wird die liebe Ilse gar nicht mit dabei sein, denn sie muss leider arbeiten. Es handelt sich bei dieser Fahrt um einen „Sonderauftrag“ –  Nadja und Christian brechen jetzt bald zu ihrer einjährigen Reise auf und dafür ist ein Visum für die USA notwendig. Und das gibt es nur, wenn man sich bei der Botschaft in Wien einem Interview unterzieht. Das ist auf kommenden Freitag angesetzt, also brechen wir am Donnerstag nach Wien auf und verbinden den Pflichttermin mit einem Besuch unserer lieben Freundin Elle. Wir freuen uns schon sehr drauf!

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