vom 9. Mai bis 22. Mai 2018
von Innsbruck-San Bernardino-Ceriale-Imperia-Latte-Monaco-Celle Ligure-Bellinzona-Comer See-Malojerpass-Innsbruck - 1623km Wohnmobil und 229km Vespa
Kleiner
Nachtrag zur letzten Reise. Erst kürzlich haben wir uns darüber unterhalten,
dass wir mit unserem lieben Nasenbären noch nie Strafe bezahlt haben. Seit über
acht Jahren nicht! Gut, im niederländischen Roermond haben wir mal ein fettes
Strafmandat wegen unverschämten Falschparkens ausgefasst. Aus Kostengründen
haben wir das damals nicht bezahlt und es ist auch nie eine Aufforderung dafür
bei uns eingelangt. Aber jetzt hat es uns „erwischt“, kurz vor Garmisch sind
wir – im dichten Reiseverkehr mitschwimmend – mit 65 km/h durch eine 50er-Zone
gefahren. Zack – Front-Radar – das Bild zeigt eindeutig einen voll
konzentrierten Gernot am Steuer, da brauchen wir nicht lang herum jammern. Mit
25 Euro zeigten sich die Bayern bei der Strafbemessung ja geradezu gnädig – in
der Schweiz kostet so ein Vergehen locker 250 Franken, Scherz ohne! Wir haben
die Strafe noch am selben Tag bezahlt – Bayern ist schließlich nicht Roermond.
So
und jetzt starten wir unsere 78. Fahrt mit unserem geliebten Schneckchen:
Mittwoch,
9. Mai 2018
Unsere
diesjährige Wohnmobil-Saison beginnt nun langsam richtig Fahrt aufzunehmen, zum
ersten Mal fahren wir nämlich so richtig weg. Unsere liebe Ilse ist ja Lehrerin
von Beruf(ung) und dieser Job beinhaltet hat leider auch, dass man sich – ob man nun will oder nicht – großzügigen
Ferien-Regeln zu unterwerfen hat. Ist ja nur wegen der Kinder! Und so hat Ilse
14 unterrichtfreie Tage vor sich, man könnte es auch Urlaub nennen. Sind aber
die Pfingst-Ferien. Wurscht – für uns Wohnmobilisten sind solche freien Tage
natürlich ein Segen und so haben wir schon eine ganze Zeit lang unsere Fahrt
geplant.
Gestartet
sind wir natürlich wie immer in Innsbruck, Ilse hatte noch Unterricht bis 13 Uhr
15 – auf die Sekunde pünktlich wurde sie von Gernot direkt vor dem Schultor
abgeholt. Unsere Schnecke war schon vollgetankt, die Vespa am Motorradträger
sicher vertäut – es konnte losgehen.
Wir
werden uns an die Ligurische Küste verfügen, ein paar lässige Touren mit der
Vespa unternehmen und unter anderem in Monaco vorbeischauen. So ist der
Grob-Plan. Als erstes gehen wir in Zirl beim SPAR noch schnell einkaufen – eh
nur einen Italienischen Salat und frische Semmeln, den Rest haben wir schon
längst im WoMo gebunkert und einiges davon ist – Dank unseres Stromanschlusses
in der Garage – schön vorgekühlt. Aber der Wurst-Salat wird unser Abendessen
sein, denn wir nächtigen heute auf einem Stellplatz.
Von
Zirl aus cruisen wir locker zum Arlbergtunnel, es gibt keinen nennenswerten
Verkehr. Das Wetter ist bewölkt, kurz vor der Rheintal-Autobahn kommen wir
sogar in richtig starken Regen, aber noch weit vor Feldkirch ist wieder alles
trocken.
Die Schweiz heißt uns völlig unbeteiligt willkommen, wir haben nicht
einmal so etwas Ähnliches wie einen Zöllner ausmachen können.
Wir
nehmen die Autobahn in Richtung Chur, unser heutiges Etappenziel ist der San
Bernardino-Tunnel. Der liegt schon ziemlich hoch, am Weg dorthin muss sich
unser Häuschen zwar ein bisschen anstrengen, wir schwimmen aber ganz normal im
Verkehr mit. Nach dem Tunnel befindet sich ein großer Stellplatz, da dürfen
WoMo, LKW und Wohnwägen gratis (!) stehen, für Schweizer Verhältnisse ist das
nachgerade eine Sensation. Und es kommt noch besser – es sind sogar Toiletten
vorhanden und auch die sind kostenlos. Einen Kiosk gäbe es auch – er hat sogar
noch offen, als wir gegen 18 Uhr am Parkplatz ankommen. Aber er vermag uns in
mehrerlei Hinsicht nicht zu locken, die strammen Preise allein haben uns schon
abgeschreckt.
Wir
parken uns neben dem einzigen dort stehenden WoMo ein – im Laufe der Nacht
sollten noch 12 andere WoMos und zwei Wohnwagen-Gespanne dazukommen. Von den
LKW und Sattelschleppern ganz zu schweigen. Wobei – erwähnenswert wären
vielleicht noch zwei Auto-Transporter – den die hatten jeweils 11 (!) Smart aufgelegt. So viele Autos auf einem LKW
haben wir auch noch nie gesehen.
Wir
haben uns dann den köstlichen Italienischen Salat einverleibt und sind
anschließend eine große Runde im Dorf San Bernardino spazieren gegangen. Also
ohne Übertreibung – hier ist tatsächlich die Zeit stehen geblieben. Da ist seit
60 Jahren kein Hotel renoviert, kein Schild erneuert und keine Aufschrift
nachgemalt worden. Man könnte jederzeit ein – sagen wir – Wilderer-Drama aus den
späten 1950er-Jahren drehen – und man müsste an der Kulisse ÜBERHAUPT nichts
ändern. Allenfalls ein oder zwei Satelliten-Schüsseln abmontieren. Wir kennen
solche Ortsbilder noch aus unserer frühesten Kindheit, so hat es 1965 in St.
Jodok, in der Leutasch oder in Gries am Brenner auch ausgesehen. Ilse hat eh
ein paar Fotos gemacht, da kriegt man einen ganz guten Eindruck von diesem Ort.
Bei unserem Rundgang war – bis auf eine müde Pizzeria – jedes Hotel und jedes
Geschäft geschlossen, hier ist höchstens im Winter ein bisschen was los, der
berühmte Bär steppt aber ganz woanders. Weil in den Schaukästen der Restaurants
die Speisekarten hängen, machen wir uns einen Spaß und lesen die Preise. Die
sind aber gar nicht so lustig und liegen – über den Daumen gepeilt – beim
Doppelten von uns daheim. Und wir sind ja schon ein Hochpreis-Land. Wurscht –
es zwingt einen ja niemanden, in der Schweiz essen zu gehen.
Wir
konsumieren dann aber doch auch etwas – wenn gleich nur ein Eis in der
nahegelegenen Tankstelle. Das kostet schlanke 2,90 Schweizer Franken. Es werden
dankenswerterweise auch unsere Euro genommen – 2,90 bitte. Unser Euro-Münzgeld
nimmt die Kassiererin nicht, dafür gibt sie uns auf den 5-Euro-Schein 2,10
Franken zurück. Gratulation – gleich zwei Mal beim neuen Schweizer Volkssport „Tun-wir-einfach-so-als-wäre-der-Franken-gleich-viel-wert-wie-der-Euro“
mitgeschnitten! Das ist schon ganz schön dreist, das läuft jetzt schon seit
Jahren und da werden unglaubliche Summen ganz einfach so eingesteckt. Praktisch
überall wird der Euro mit dem Franken 1:1 umgerechnet – wenn einmal eine
Ausnahme gemacht wird, dann weisen riesige Schilder darauf hin. Uns kann es ja eh
wurscht sein – aber ganz ehrlich gesagt: Dass da beinahe ALLE so dreist bei
diesem Wechselbetrug mitmachen, das macht uns die Schweiz nicht unbedingt
sympathischer.
Nach
einem lässigen Pasch auf über 1.600 Metern Seehöhe haben wir uns dann zur
Nachtruhe begeben. Es wird heute Nacht kalt werden, die Heizung haben wir
dennoch ausgeschalten. Dafür schlafen wir heute wieder einmal gemeinsam im
Alkoven-Bett – so eng aneinander-gekuschelt werden wir die Nacht garantiert
schadlos überstehen.
Donnerstag,
10 Mai 2018
Was
war das für eine feine Nacht am Parkplatz beim San Bernardino-Tunnel! Es war
wie erwartet ziemlich kalt, in der Früh hatte es draußen gerade einmal 5 Grad –
im Inneren wenigstens das Doppelte. Die tapfere Ilse hat sich dann aufopfernd
aus den warmen Decken geschält und die Heizung aufgedreht, ein Viertelstunde
später hat sich dann Gernot bei bereits wohligen 21 Grad an den Frühstückstisch
gesetzt. Der Kaffee weckte unsere noch müden Lebensgeister und die Katzenwäsche
mit eiskaltem Wasser in der öffentlichen Toilette machte uns dann endgültig
munter. Und so sind wir schon kurz nach 7 Uhr früh in Richtung Ligurische Küste
aufgebrochen. Ach ja - wieder einmal hat Gernot vor dem Wegfahren vergessen, unsere brave Trittstufe einzupacken. Zum Glück sind wir nicht drübergefahren - Ilse hat das Missgeschick heute einmal fotografiert.
Wir
haben uns in Ceriale einen Campingplatz ausgespäht – Ceriale ist gut 360
Kilometer weit weg – eine lockere Tagesetappe also. Die ersten beiden Stunden
der Fahrt waren ein Traum, wir waren zum Teil völlig alleine auf der Autobahn
unterwegs und bis Lugano führte der Weg durch echt lässige Gegenden, durch
Wälder und Schluchten, einfach herrlich. Zwischendurch wurden wir von einer Rocker-Partie auf ihren schweren Harleys überholt, Gernot hat das Chapter schon lange im Rückspiegel gesehen, weil sie natürlich in Formation gefahren sind. Ist irgendwie immer wieder lässig, ein Anklang an alte Easy-Rider-Zeiten, wir haben auf unseren Reisen schon oft Gruppen von Bandidos oder Hells Angels gesehen. Wie eh jeder wahrscheinlich. In der Nähe von Mailand war dann urplötzlich Schluss mit Lustig, denn da sind wir in einen der grausamsten Staus unserer Wohnmobilisten-Karriere geraten. Es war ein Stau der allerschlimmsten Sorte – also 20 Meter fahren, zwei Minuten stehen, 35 Meter fahren, drei Minuten stehen. 0 Meter fahren, fünf Minuten stehen. Ein Alptraum – zwei (!!) volle Stunden lang, vielleicht sogar zweieinhalb. Und danach waren wir keine zehn Kilometer weiter gekommen. Nervtötend! Das Ganze noch dazu ohne jeden Unfall und ohne jede Baustelle! Einfach Verkehrsüberlastung – zu viele wollten in die gleiche Richtung, wir eh auch.
Es
gibt nicht viel Schöneres, als nach einem langen Stau wieder freie Fahrt zu
haben und so war es natürlich auch diesmal. Allerdings wurden wir in der Nähe
von Genua noch einmal in unserem Vorwärtskommen gebremst – diesmal sind wir mit
einer guten dreiviertel Stunde Stop-and-go noch halbwegs glimpflich davongekommen.
Bei Alessandria sind wir dann auf die für unser Tagesziel „richtigen“
Autostrada gewechselt und diese A10 von Genua nach Ventimiglia ist eine
unglaublich aufwändig errichtete Autobahn. Gernot hat eh spaßhalber gemeint, er
wäre gerne dabei gewesen, wie das erste Mal ein Architekt den Plan dieser
Autobahn vorgelegt hat. Denn da führt kaum einmal ein Meter Straße über
normalen Untergrund bzw. Boden – man fährt praktisch nur über Brücken,
Viadukte, Talübergänge und durch unzählige Tunnels. Es werden sicher über 50
gewesen sein. Und das auf wenig mehr als 100 Kilometer.
Kurz
nach 15 Uhr sind wir dann endlich in Ceriale abgekommen, für die 340 Kilometer
vom San Bernardino-Tunnel bis hier her haben wir mehr als acht Stunden lang
gebraucht – Stau sei Dank. Den Campingplatz haben wir dann auf Anhieb gefunden,
kein Wunder, wir waren vor acht Jahren schon einmal hier. Der Platz hat sich
sehr gut weiterentwickelt, es gibt jetzt auch ein Restaurant, damals haben wir
gar nichts zu essen bekommen. Der Swimming-Pool ist auch schon eingelassen und
die sanitären Anlagen sind in Top-Zustand. Wir buchen uns gleich einmal für
drei Nächte ein – was uns sehr gefällt ist, dass wir auf die Frage, wo wir uns
hinstellen dürfen, nur eine ausladende Handbewegung ernten: „Where ever you
want.“ Wir brauchen nicht lange herum suchen und stellen uns auf einen
perfekten Platz in der Nähe des großen Waschhauses. Wir sind gerade beim
Abladen der Vespa, da hören wir vertraute Klänge: „Ja, was machen denn die
Innsbrucker da?“ werden wir von einer Frau angesprochen. Wir kennen sie zwar
nicht, aber sie begrüßt uns wie Best-Friends. Passt schon, wir freuen uns eh
auch immer, wenn wir wo Tiroler stehen sehen. Die Dame jammert ein wenig übers
Wetter und hofft sehr, dass wir etwas Sonnenschein mitgebracht haben. Also wenn
die Sonne in unseren Herzen auch gilt, dann kann sich die gute Frau gleich
einmal vorsorglich eincremen.
Schnell
sind wir am Platz eingerichtet – ausnahmsweise müssen wir unseren Nasenbären
noch einmal um 180 Grad wenden, damit wir nicht Tür an Tür mit den Nachbarn
stehen – Gernot hatte in seiner Euphorie über den schönen Stellplatz nicht
darauf geachtet. Wir stecken den Strom an, stellen Faltstühle und den Tisch auf
– um in den Camping-Modus zu wechseln brauchen wir längst keine fünf Minuten
mehr. Nach der anstrengenden Anfahrt zischen wir erst mal ein kaltes Bierchen
(Gernot) und einen süß gespritzten Weißwein (Ilse). Dann spielen wir uns einen
ersten Pasch aus und danach gehen wir zum Pool hinauf, Ilse würde gerne eine
Runde schwimmen. Tatsächlich wirft sich die Tapfere ins Wasser, obwohl dieses
die Temperatur von kaltem Leitungswasser hat – 20 Grad wenn’s viel ist. Ilse
schwimmt ganze vier Längen im 20 Meter Pool und ist danach so kalt wie ein
tiefgefrorenes Fischstäbchen. Aber die Sonne wärmt sie dann doch recht rasch
wieder auf und wir relaxen noch eine ganze Zeit gemütlich auf den Liegen.
Dann
meldet sich ein dezentes Hüngerchen, also verfügen uns danach ins Restaurant.
Eigentlich wollen wir uns etwas To-Go mitnehmen, dann entscheiden wir uns aber
doch für die Restaurant-Variante. Ilse gönnt sich ein Hühnerschnitzel mit
Pommes, Gernot lässt sich die frittierten Meeresfrüchte kommen. Beides hat
erwartungsgemäß und gut geschmeckt, vor allem war das Essen reichlich. Danach
haben wir uns zurück in unser geliebtes Häuschen begeben und den Tag fein
ausklingen lassen.
Wir
haben direkte Nachbarn mit einer Katze und dieses Tier verdient eine Erwähnung.
Sie ist dreifärbig, eine so genannte „Glückskatze“ und sie ist den ganzen Tag
über nie angeleint. Vom Charakter her ist sie ziemlich außergewöhnlich, denn
sie lässt zum Beispiel Vögel vollkommen in Ruhe. Die vielen Amseln und Spatzen
hier scheinen das zu wissen, denn sie tanzen der Katze buchstäblich vor der
Nase herum – jedenfalls kein eineinhalb Meter weit entfernt. Die Nacht
verbringt die schöne Katze im Freien und auch wenn die Besitzer weggehen,
bleibt sie allein beim Wohnwagen zurück. Auf uns reagiert sie nicht im
Geringsten, obwohl wir sie begrüßen und anlocken – ja sogar als wir das
Säckchen mit den Knuspertaschen klappern lassen, schaut sie nicht einmal zu uns
herüber. Auch nicht heimlich, wir sind ihr so wurscht, wie man als Mensch einer
Katze nur wurscht sein kann. Passt schon! Aber wir würden zu gerne wissen, wie
man so ein Camper-Leben einer Katze angewöhnen kann, ob es da bestimmte Tricks
gibt oder so. Aber die Besitzer sprechen nur Italienisch und so weit reichen
unsere Sprachkenntnisse leider nicht. In der Nacht war die Katze übrigens
deutlich zu hören – entweder ist sie rollig oder sie hat eine andere Katze
„bedroht“. Die Töne, die sie dabei von sich gegeben hat, waren jedenfalls sehr
unheimlich.
Wir
sind an diesem ersten Abend an der Ligurischen Küste schon kurz nach 22 Uhr in
unsere Betten gekrochen und es hat nur Minuten gedauert, bis wir beide tief und
fest geschlafen haben.
Freitag,
11. März 2018
Die
erste Nacht am Campingplatz „Baciccia“ in Ceriale war wirklich sehr angenehm,
es ist auch nicht wirklich kalt geworden. Und das, obwohl wir die ganze Nacht
ein Alkoven-Fenster und eine der Dachluken geöffnet hatten. Man merkt halt
schon deutlich dass mediterrane Klima. Als wir den Kaffee genießen, ist es noch
nicht einmal 8 Uhr und wir sehen, dass uns heute vom Wetter her ein schöner Tag
erwartet. Noch ist es für eine Ausfahrt mit der Vespa etwas zu frisch, also
warten wir noch ein wenig ab. Dank des Wegfalles der Roaming-Gebühren schauen
wir uns in den heimischen Gazetten um und freuen uns schon jetzt darauf, dass
unser FC Wacker Innsbruck heute Abend das Entscheidungsspiel um den
Meistertitel austrägt. Gegen den SV Ried, wir werden dann versuchen, via
Radio-Life-Stream dabei zu sein.
Gegen
10 Uhr ist es dann so warm geworden, dass wir unseren roten Roller anwerfen und
losfahren. Wir biegen auf der Hauptstraße nach links ab und cruisen einfach der
Küstenstraße entlang. Wir kommen dabei durch viele kleinere Orte, biegen immer
wieder einmal auf Nebenstraßen ab und lassen uns einfach so dahintreiben.
Teilweise erinnert uns die Straßenführung an die legendäre Amalfi-Küste, oft
folgen gleich mehrere S-Kurven aufeinander. Es ist ein derartiger Traum, mit
der Vespa über solch kurvenreiche Straßen zu fahren, es möchten einem glatt die
Worte dafür ausgehen. Natürlich bleiben wir hie und da stehen und schauen
einfach nur so aufs Meer hinaus bzw. aufs Meer hinab. Das Wetter ist absolut
perfekt für eine Ausfahrt – es hat wahrscheinlich nicht einmal 25 Grad, wir
haben jedenfalls nie zu heiß, obwohl wir unsere Lederjacken anhaben.
In
Noli machen wir dann einen kurzen Break – ein Käffchen wäre super. Nun, das ist
in Italien natürlich kein Problem, also steuern wir eine Strand-Bar an der
Promenade an. Die haben auch einen netten Gastgarten mit Meerblick und noch vor
dem Hinsetzen findet Gernot die erste Münze. Wir sammeln ja verlorenes
Metall-Geld (einen 5er Schein haben wir auch schon gefunden) und freuen uns
über jedes Cent-Stück. Diesmal war es eine 1-Cent-Münze – völlig wurscht – sie
ist uns genau so viel wert wie ein 2-Euro-Stück. Gernot hat vor Reiseantritt
übrigens Spaß halber gemeint, als Minimal-Anforderung an diese Fahrt wären 3
Münzfunde und 3 Vespa-Modelle (natürlich ausschließlich in rot) angemessen. Wir
werden noch sehen. Jetzt steht es jedenfalls 1:1, denn ein Modell eines roten
Rollers haben wir schon an einer Autobahn-Tankstelle gefunden, eine
Kühlschrank-Magnet-Vespa für schlanke 3 Euro.
Der
Kaffee in Noli war super, auch die Spezial-Croissants, die wir uns dazu gegönnt
haben. Allerdings sollte Gernot mittlerweile gelernt haben, dass man in Italien
möglichst keinen „Caffe“ bestellen sollte, wenn man einen Kaffeedurst hat. Denn
unter einem „Caffe“ versteht man hierzulande einen Espresso und auch vier
Tassen dieses herrlichen Getränkes würden wohl kaum keinen Fingerhut füllen. Es
ist nicht einmal ein einziger, richtiger Schluck – es werden nur Lippen, Gaumen
und Rachen ein wenig benetzt. Aber sogar dieser Anklang an Kaffee lässt das
Herz höher schlagen – besser geht nicht. Aber bitte mehr davon! Nächstes Mal
bestellen wir wieder Cafe Cappuccino oder einen Cafe Latte, dann haben wir mehr
von dem unbeschreiblichen Genuss italienischer Barrista-Kunst.
Nach
dem Kaffee-Break haben wir unsere lässige Fahrt fortgesetzt. Meistens sind wir
die Küstenstraße entlang gefahren und immer wieder entweder nach links oder
rechts abgebogen. Es war dann schon ziemlich genau Mittag, als wir in der Stadt
Spotorno angekommen sind. Beim Durchfahren konnten wir schnell eine
Fußgängerzone ausmachen und parkten unser Moped direkt davor ein. Übrigens sind
wir nicht die ersten Österreicher, die sich hierher verirrt haben – eine
gewisse Margaritha von Österreich war im 17. Jahrhundert auch schon mal da. So
wird es zumindest auf einer Art Triumpf-Bogen kund getan, der sich nahe am Meer
befindet. Die Habsburger waren in Europa echt überall, wie es scheint …
Wir
spazierten durch den historischen Ortskern und hielten unsere Augen nach roten
Vespa-Modellen offen. Lange mussten wir nicht suchen, schon am allerersten
„verdächtigen“ Shop haben wir dann zwei Mal zugeschlagen: eine weitere
Magnet-Vespa, diesmal mit dem Schriftzug „Finale Ligure“ am Sattel und ein
schönes, detailreiches Modell einer 200er, das wir (hoffentlich) noch nicht
haben. Lustig war der Verkäufer, Gernot hat ihn zuerst für einen Inder
gehalten, er war aber aus Bangladesch und Gernot meinte: „From Dakka?“ Da war
der Junge derart gerührt, dass ihm sofort die Tränen in die Augen gestiegen
sind. Die bloße Erwähnung seiner Heimatstadt packte ihn so richtig an und als
wir bezahlt hatten meine er: „Please wait!“ und verschwand noch einmal in
seinem Geschäft. Schnell war er wieder da, überreichte uns einen Kühlschrank-Magneten
in Form einer Rotweinflasche, verpackt in einem netten Säckchen. „Gift for
you!“ strahlte er übers ganze Gesicht, was für ein netter Bursche. Wir haben
uns jedenfalls sehr gefreut und es ist das allererste Geschenk, das wir je in
einem Souvenir-Ramschladen bekommen haben.
Wir
haben dann unsere Jagd nach Vespa-Modellen fortgesetzt und keine zehn Minuten
hatten wir zwei weitere Treffer gelandet. Eine rote Vespa mit integrierter
Schneekugel und eine rote Vespa mit zwei Eulen (!!) als Passagiere. Und dann
erspähte Ilse von Weitem ein großes Badehandtuch, bedruckt mit vielen Vespas,
darunter eine rote, das gilt auch. Das war es aber dann für heute, wir haben
dann gar nicht weiter gesucht, denn wir wären wohl noch öfters fündig geworden.
Aber wir wollen es nicht übertreiben, morgen ist auch noch ein Tag und
übermorgen und …
Beim
Herumspazieren ist Ilse dann ein verführerischer Duft in die Nase gestiegen – eindeutig
Pizza, eventuell eine „Aglio e Olio“ Variante. Irgendwie war der Platz aber viel
zu laut, denn in der Nähe wurde gerade ein Haus renoviert und die ätzenden
Geräusche von Pressluft-Hämmern und Schlagbohr-Maschinen sind durchaus verzichtbare
Beilagen zu einem gemütlichen Essen. Wir haben uns dann entschieden, lieber die
20 Kilometer zu unserem Campingplatz zurückzufahren. Dort haben wir noch
Parmesan und Salami im Kühlschrank oder wir holen uns für 7,50 Euro eine Pizza
aus dem Restaurant.
Es ist dann aber eh anders gekommen, denn bei der Durchfahrt von Finale Ligure hat Ilse aus dem Augenwinkel einen großen Markt erspäht. Zwar waren die gerade beim Zusammenpacken, aber wir haben trotzdem zweimal zugeschlagen. Zum einen bekam Gernot einen neuen Gürtel, denn intelligenterweise hat er sich keinen von daheim mitgenommen. Nach ein wenig Herumsuchen wurden wir dann fündig und jetzt komplettiert ein wunderschönes rotes Modell Gernots Sammlung an ledernen Leibriemen. Zur grünen Jean schlägt er sich vielleicht ein wenig, aber zur gelben Hose und vor allem zu Gernots roten (!) Lederschuhen (er nennt sie „Meine Papst-Schuhe“) passt er ausgezeichnet. Den zweiten Zuschlag bei unserer Runde über den Markt hat dann noch der Hendl-Griller erhalten und wir sind mit mehr als einem halben Kilo knuspriger Hühnerschenkelchen in Richtung Campingplatz abgerauscht.
Es ist dann aber eh anders gekommen, denn bei der Durchfahrt von Finale Ligure hat Ilse aus dem Augenwinkel einen großen Markt erspäht. Zwar waren die gerade beim Zusammenpacken, aber wir haben trotzdem zweimal zugeschlagen. Zum einen bekam Gernot einen neuen Gürtel, denn intelligenterweise hat er sich keinen von daheim mitgenommen. Nach ein wenig Herumsuchen wurden wir dann fündig und jetzt komplettiert ein wunderschönes rotes Modell Gernots Sammlung an ledernen Leibriemen. Zur grünen Jean schlägt er sich vielleicht ein wenig, aber zur gelben Hose und vor allem zu Gernots roten (!) Lederschuhen (er nennt sie „Meine Papst-Schuhe“) passt er ausgezeichnet. Den zweiten Zuschlag bei unserer Runde über den Markt hat dann noch der Hendl-Griller erhalten und wir sind mit mehr als einem halben Kilo knuspriger Hühnerschenkelchen in Richtung Campingplatz abgerauscht.
Dort
haben wir uns dann über das noch warme Essen hergemacht und sind beide völlig
satt geworden – und das für gerade einmal 5 Euro! Köstlich. Nach einem feinen
Verdauungspasch sind wir dann noch einmal mit dem Roller losgefahren, wir
könnten vom nahe gelegenen LIDL-Markt ein paar Kleinigkeiten brauchen. Vorerst
sind wir aber noch mit der Vespa herumgefahren und wieder ziemlich weit herumgekommen.
Auch diese Fahrt war extrem lässig, mit der wendigen Vespa sind wir „King of
the Road“, ob Verkehr herrscht oder nicht kann uns dabei vollkommen egal sein.
Dann überholen wir halt – zu 99 Prozent wird uns immer und sofort aufmerksam
Platz gemacht, das restliche eine Prozent schaut halt grad nicht in den
Rückspiegel.
Bei
der Rückfahrt schauen wir dann beim LIDL vorbei und Joghurts, Schoko-Pudding, Chips
und eine Tube Zahnpasta dürfen mit uns kommen.
Am
Campingplatz angekommen hat es Ilse noch einmal zum Pool hinaufgetrieben und
sie hat sich tatsächlich wieder ins Eiswasser gewagt und ist brav ihre Längen
geschwommen. Gernot hat sie dabei durch seine Anwesenheit zumindest moralisch
unterstützt, selber würde er bei solchen Temperaturen nicht einmal eine müde
Zehe ins Wasser hängen. Am Nachmittag haben wir uns dann wieder einen lässigen
Pasch-Fight geliefert, bis 19 Uhr konnten wir gemütlich im Freien sitzen. Dann
ist die Temperatur unter die 20 Grad-Marke gesunken und wir haben uns ins
Innere unserer lieben Schnecke verfügt. Wir haben uns dann die Musik-Anlage
aufgebaut – das Wacker-Match wird auf Life-Radio übertragen und wir werden es
streamen. Als haben wir unsere Activ-Power-Boxen an den Strom angeschlossen,
mit dem Handy verbunden und konnten in allerbester Qualität das Spiel
verfolgen. Der Moderator Rainer Dierkes sorgte für eine authentische
Live-Stimmung und wir fieberten mit. Am Ende siegten die Innsbrucker verdient
mit 3:1 und sind damit nicht nur fix in Österreichs höchste Spielklasse
aufgestiegen sondern sind noch dazu vorzeitig Meister geworden. Jetzt stehen
noch drei Spiele an – das Saison-Finale am 25. Mai werden wir uns am Tivoli
live anschauen – Nadja und Christian kommen auch mit
Derart
euphorisiert – Gernot geht ja seit den späten 1960er Jahren regelmäßig „Wacker
schauen“ – haben wir noch einen Feier-Trunk zu uns genommen und sind dann ins
Bett gegangen, da wird es 23 Uhr gewesen sein. Übrigens sind wir heute fast
genau 100 Kilometer mit der Vespa unterwegs gewesen, morgen könnten es ohne
Weiteres noch einmal so viele werden – wir hätten jedenfalls nix dagegen. Das
Wetter müsste halt mitspielen, es sieht aber eh ganz gut aus …
Samstag,
12. Mai 2018
Eigentlich
wissen wir schon beim Aufstehen, dass das heute eher ein Schlunz-Tag werden
wird. Das Wetter zeigt sich nicht von der allerbesten Seite, zwar kein Regen,
aber es könnte jederzeit dazu kommen. Also frühstücken wir in aller Ruhe und
kümmern uns dann ein wenig um unseren Blog.
Ilse
ist dann mit unseren Nachbarn ins Gespräch gekommen, die mit der
außergewöhnlichen Katze. Nun dieses Tier ist wirklich sehr außergewöhnlich,
denn sie gehört NICHT den beiden Campern, sondern ist eine Streuner-Katze, die
sich halt füttern lässt. Während des ganzen Aufenthaltes der beiden weicht
ihnen die Katze nicht von der Seite, also das ist schon etwas ganz Eigenes. Uns
ignoriert sie nach wie vor völlig, wahrscheinlich hat sie noch nicht einmal
auch nur in unsere Richtung geschaut.
Gegen
Mittag hat sich dann das Wetter so weit stabilisiert, dass wir einen Ausritt
mit unserem roten Pferdchen wagen konnten. Zuerst sind wir einfach auf der
Hauptstraße nach rechts abgebogen und drauf los gefahren. Ein Traum wieder
einmal – wir haben uns einfach treiben lassen und sind der Ligurischen Küste
entlanggefahren, das Meer fast immer im Blickfeld. So sind wir bis Alassio
gekommen, dann hatten wir vorerst genug vom ziellosen Herumfahren und sind ins
Zentrum von Ceriale zurückgeblattelt. Dort haben wir zuerst unser Moped
aufgetankt, das ist ja auch immer ein besonderer Thrill in Italien. Denn
meistens gehen keine vier Liter in den Tank und damit fallen schon einmal die
Tankautomaten weg. Also müssen wir immer Ausschau nach einer Tankstelle mit
Bedienung halten und die sind in Italien so rar gesät wie Eisstadien am
Nordpol. Aber wir hatten Glück – das Kassenhäuschen war tatsächlich besetzt und
der Mann trug sogar Dienstkleidung! Allerdings freuten wir uns zu früh, denn er
war zwar Tankwart, aber nicht fürs Kassieren zuständig, wenn er nicht selbst
betankte. Und fürs Betanken war er irgendwie auch nicht zuständig. Doch Ilses
flehentlichem Blick konnte er nicht widerstehen, also fütterten wir den
Tankautomaten mit einem 10er, tankten für 6,02 Euro und er gab uns großherzig 4
Euro zurück. Immer so ein Theater beim Tanken.
Wir
sind anschließend eine große Runde durch Ceriale gewandert, viel gibt der Ort
aber nicht her. Eigentlich hatten wir ein kleines Hüngerchen, doch keines der
zahlreichen Angebote mochte uns wirklich locken. Also setzten wir uns wieder
auf unseren Roller und fuhren zum Campingplatz zurück. Vorher machten wir noch
Halt beim „Mercato“, der nur ein paar hundert Meter von unserem Platz entfernt
ist. Wir werden uns ein paar Sachen besorgen, jeden Tag wollen wir auch nicht
ins Restaurant gehen. Als allererstes finden wir ein wunderschönes Modell einer
roten Vespa, aufgepeppt mit einer Union-Jack-Flagge. Für 7,50, das ist in
Ordnung. Dann kaufen wir uns noch die so liebgewonnenen Tortellini, heute mit
Schinkenfüllung. Dazu natürlich Butter, einen Salat nehmen wir uns auch noch
mit, ebenso Tomätchen und ein paar Joghurts. Das wird wieder ein feines Essen
geben!
Mit
unserer Beute sind wir zum WoMo zurück und haben erst mal einen lässigen Pasch
gemacht. Die Vögel zwitschern, es ist angenehm warm, wir haben eine richtig
feine Zeit. Am Nachmittag gönnen wir uns ein kleines Schläfchen und nach dem
Aufwachen verfestigt sich immer mehr die Gewissheit, dass wir heute doch keine
Lust mehr haben zu kochen. Also gehen wir die paar Meter ins Restaurant hinauf,
Ilse lässt sich einen Toast mit Schinken und Gemüse schmecken und Gernot
verdrückt eine Pizza Diabolo. Beides war wieder sehr gut und günstig – die
eineinhalb Liter Flasche „Aqua Minerale senza Gas“ kostete nur bemerkenswerte
1,50 Euro.
Satt
sind wir zum WoMo zurückgeschlurft – wir haben neuen Nachbarn bekommen –
Oberösterreicher, also sind wir jetzt eine richtige Ösi-Ecke. Aber eh nicht
lange, morgen fahren wir wieder weiter. Ilse hat dann die Rechnung bezahlt,
brave 57 Euro für drei Tage und sie ist gleich noch mit einem kleinen Geschenk
verabschiedet worden – einem hübschen Korkenzieher.
Nach
einem Gute-Nacht-Päschchen haben wir uns dann zur Ruhe begeben, das wird
deutlich vor Mitternacht gewesen sein.
Die
letzte Nacht in Ceriale war wieder sehr angenehm, hier ist es wirklich ruhig.
Dabei haben wie Camper-Nachbarn, die mit einem VW-Bus und zwei kleinen Kindern
unterwegs sind. Aber die Kleinen sind sehr brav, am ehesten verbreitet noch die
Mutter ein wenig Stress. Später kommt sie dann zu Ilse und übergibt uns eine
angebrochene Packung Toastbrot und einen beinahe vollen Liter H-Milch. Sie
brechen heute zu einer Mittelmeer-Kreuzfahrt auf und da können sie die Sachen
nicht brauchen. Wahrscheinlich hat sie der – in ihren Augen traurige – Anblick
unseres alten Nasenbären so karitativ werden lassen …
Wir
lassen den Tag ganz gemütlich angehen und frühstücken in aller Ruhe. Dann
bereiten wir die Abfahrt vor, das geht uns wie immer locker von der Hand, auch
die Vespa lässt sich nicht lange bitten und rollt beinahe alleine auf ihren
Träger. Dann noch schnell unter die Dusche und Tschüss du schöner Campingplatz
„Bacicca“, vielleicht sehen wir uns ja noch ein drittes Mal.
Diesmal vergessen wir unser liebe Staffl nicht denn wir haben beide ein wachsames Auge auf sie ;-) |
Wir
haben es heute überhaupt nicht weit, zu unseren Tagesziel Imperia sind es nur
wenig mehr als 40 Kilometer. Wieder geht nahezu die ganze Fahrt der schönen
Ligurischen Küste entlang, das Wetter ist ideal zum Reisen. Wir sind diesen Weg
vor acht Jahren schon einmal gefahren und immer wieder werden Erinnerungen
daran wach. So zum Beispiel die Durchfahrt durch die Innenstadt von Imperia –
schnurgerade durch die alten Bürgerhäuser hindurch, vielleicht dreieinhalb
Meter breit. Ein lässiger Anblick.
Unser
Campingplatz „Eucalyptus“ befindet sich nur ein paar Meter vor dem Ortsende
Imperias und wir kriegen dort ein schönes Plätzchen zugewiesen bzw. können es
uns selber aussuchen. Die Platzwahl übernimmt meistens Ilse, sie hat das
bessere Auge für einen feinen Stellplatz. Das verwirrt unseren Campingplatz-Betreiber
ein wenig, denn er wundert sich, dass Gernot beim WoMo zurückbleibt. Ilse
entscheidet sich dann schnell und unkompliziert, Gernot wird zum Stellplatz
gelotst und wir laden als erstes natürlich unsere Vespa ab. Dabei kommt uns
entgegen, dass hinter unserer Parzelle die Straße steil ansteigt und diese
Schräge nutzen wir aus – der Roller kann völlig mühelos abgeladen werden.
Dann
richten wir uns am Platz ein – wir stehen unter Bäumen, die gerade voll blühen.
Das sorgt für einen Dauerregen an winzigen Blüten, sofort ist alles davon
übersät. Auch unsere Häupter, also fassen wir unsere Schildkappen aus. Weiter
stört uns der Blütenregen aber nicht, so ist es halt. Auch wenn wir jetzt schon
wissen, dass es uns die kleinen Blüten beim Wegfahren vom Dach über die Luken
ins Innere unseres WoMos wehen wird – das kennen wir bereits.
Das
Wetter ist schön und mit gut 20 Grad angenehm mild, also knattern wir mit der
Vespa los. Wir wollen Imperia einen kleinen Besuch abstatten, mal schauen, was
da so los ist. Wir finden sogleich einen großen Markt und wandern brav alle
Stände ab. Es wird aber gar nichts angeboten, was unser Interesse wecken
könnte, allenfalls ein Buch über Vespas – es ist auf Italienisch, kostet 4
Euro, am Retourweg werden wir es mitnehmen. Einen Verkaufswagen mit warmen
Speisen suchen wir vergebens, Parmesan und Salami hätten wir zwar kaufen
können, wir haben aber noch beides im WoMo-Kühlschrank.
Wir
verlassen dann den Markt – das Vespa-Buch haben wir schlicht und ergreifend
vergessen – und gehen zum Moped zurück. Am Weg dorthin erspähen wir eine hell
glänzende Münze am Boden, Gernot hebt sie auf und meint: „Ich hab sie zuerst
gesehen.“ Worauf Ilse trocken antwortet: „Ja, aber du hast nicht genau genug
geschaut“ und übergibt Gernot gleich zwei weitere Münzen, die in unmittelbarer
Nähe der ersten am Boden gelegen sind. Ein Dreifach-Münz-Fund, geil. Und es
wurde fünf Minuten später gleich noch besser, denn da hat Gernot zwischen zwei
parkenden Autos gleich das nächste 2-Cent-Stück liegen gesehen und
selbstverständlich nicht liegen gelassen. Mittlerweile steht es übrigens im Match
Münzgeld-Funde gegen rote Vespa-Modelle 5:10 für die Vespas. Wir werden
diesbezüglich ein wenig auf die Bremse steigen müssen, denn wir könnten jeden
Tag gleich mehrere Vespa-Modelle kaufen. Uns geht ja dhein schön langsam der
Platz dafür aus. Aber gegen das Auffinden von verlorenem Metall-Geld haben wir
nichts einzuwenden, so viel Platz haben wir allemal …
Wir
sind dann mit der Vespa ans Meer runtergefahren, genauer gesagt zur
Anlagestelle der Super-Yachten. Unglaublich, was da für Luxus-Boote vor Anker
liegen. Wir haben direkt an der Mole ein kleines Päuschen gemacht und Ilse hat
derweil die einzelnen Yachten gegoogelt. Siehe da – jedes einzelne der Boote –
es waren fünf oder sechs – kann man mieten. Allerdings zu Preisen, die einem
buchstäblich den Atem rauben. So kostet zum Beispiel die Yacht „Andiamo“ – an
die 60 Meter lang und mit 12 Mann Personal an Bord – unfassbare 400.000 Euro
die Woche. Und es haben in den Suiten, VIP-Rooms und anderen Luxus-Kajüten
gerade einmal 12 Personen Platz. DAS muss man sich auch erst einmal leisten
können/wollen. Auch die anderen Yachten liegen alle in dieser Preisklasse, den
einzigen Ausreißer nach unten lieferte die „Aranxia II“, die geht um 185.000
Euro die Woche her. Dafür schaut sie eher aus wie ein Kriegsschiff ohne Waffen,
als eine Luxus-Yacht. Für uns wäre das sowieso nix, soviel Geld könnten (und
werden!) wir gar nicht haben.
Wir
sind dann ins WoMo zurück und haben uns ein lässiges Match am Pasch-Ring
geliefert. Nach einem gepflegten Nachmittags-Schläfchen sind wir noch einmal
aufgebrochen und ein paar Kilometer weit herumspaziert und auch ans Meer
hinunter gegangen. Der Himmel ist längst dicht bewölkt und die pechschwarzen
Wolken bestätigen die angekündigte Schlechtwetter-Front. Die Eisheiligen also,
haben sie uns auch hier an der Ligurischen Küste erwischt.
Wir kommen aber noch trockenen Fußes und Hauptes am Campingplatz an und widmen uns erneut unserem Lieblings-Spiel. Direkt daran anschließend – da wird es schon locker 21 Uhr gewesen sein, kochen wir uns dann das Abendessen.
Dazu müssen wir lediglich einen Topf mit Salz-Wasser aufstellen und unser kleines Pfännchen für die braune Butter. Gernot reibt inzwischen eine Riesen-Portion Parmesan auf und mix die Salat-Marinade zusammen. Die Tortellini müssen gerade einmal 1(!) Minute im kochenden Wasser baden und schon sind sie servierfertig. Ein aufwändiges Essen schaut also anders aus. Noch dazu sind diese Italienischen Teigwaren immer wieder auf’s Neue ein Genuss, egal ob Tortelloni, Tortellini, Ravioli, Quadrati oder wie immer sie auch genannt werden. Das Angebot an diesen Spezialitäten ist in Italien derart reichhaltig, so alt können wir gar nicht werden, dass wir die noch allen kennenlernen. Jedenfalls hätten wir nicht das geringste Problem, zwei, drei Mal die Woche diese Pasta-Variationen zu essen, die anderen Tage kann man in Italien ja eh Spaghetti oder Pizza genießen.
Nach
dem Essen ist die liebe Ilse dann noch aufopfernd das Geschirr abwaschen
gegangen, vor allem das Pfännchen mit den Butterresten wehrt sich am nächsten
Tag meist sehr erfolgreich einer gründlichen Reinigung. Leider steht bei den
Geschirr-Abwasch-Becken kein warmes Wasser zur Verfügung, wahrscheinlich aus
Kostengründen. Also müssen wir dem Camping „Eucalyptus“ in Imperia einen dicken
Minus-Punkt geben, denn bei 30 Euro Tagesgebühr darf man warmes Wasser
erwarten. Bei den Waschbecken im Sanitär-Haus gibt es übrigens auch nur kaltes
Wasser und die Dusche gibt gerade mal lauwarmes Wasser her. Das ist alles nicht
ganz so lässig. Allerdings kompensiert der Platz diesen etwas nachlässigen
Service mit seiner außergewöhnlichen Schönheit. Er ist weit mehr ein
wunderschön angelegter Park, als ein Campingplatz. Und ein Park war das früher wohl
auch, das beweist das große, Schloss-artige Herrscherhaus, das von einem
Chirurgen bewohnt wird (so steht es zumindest am Tür-Schild). Der ursprüngliche
Campingplatz lag etwas unterhalb des heutigen, die alte und längst verwitterte
Zufahrt ist immer noch zu sehen. Sympathisch macht uns den Platz auch die
Tatsache, dass er von zahlreichen Katzen bewohnt wird, wir zählen mindestens
fünf. Aber sie sind alle relativ scheu und machen einen großen Bogen um alle
Camper. Ein richtig lässiger Platz also – aber wie gesagt, an einer etwas
großzügiger Ausgabe von warmem – noch besser heißem – Wasser darf hier ruhig noch gearbeitet werden.
Später
hat dann Regen eingesetzt und wie wir um ca. 23 Uhr ins Bett gegangen sind, hat
es teilweise geschüttet wie aus Kübeln. Die Wettervorhersage für morgen sieht
so richtig „Eisheiligen-mäßig“ aus, mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90
Prozent wird es den ganzen Tag über Regen geben. Wurscht – bleiben wir halt
einmal einen Tag lang herinnen, wir müssen eh ein bisserl rasten auch …
Montag, 14. Mai 2018
Leider
hat die Wettervorhersage gestimmt – es regnet schon in aller Früh in Strömen.
Besser gesagt regnet es immer noch. Wir beschließen natürlich sofort, dass wir
bei so einem Wetter nicht rausgehen. Zum Glück ist unser WoMo so geräumig, dass
wir uns nicht auf die Zehen treten, wenn wir einmal einen Tag im Inneren
verbringen. So sitzt halt jeder von uns an „seinem“ Tisch und wir arbeiten ein
wenig mit unseren Note-Books. Ilse hat bereits unzählige Bilder von unserer
Ligurien-Reise gemacht, die wollen auch alle für unseren Blog geordnet werden.
Und Gernot hat sowieso immer irgendwas zu tippen.
Natürlich
machen wir auch heute den einen oder anderen Pasch – über diesen Zeitvertreib
sind wir besonders froh. Denn das ist schon etwas Besonderes, wenn man wie wir
ein Spiel hat, das niemals langweilig wird. Die Regeln für unseren Pasch haben
wir im Laufe der Jahre so verändert, dass ein Spiel bis zum allerletzten Wurf
spannend bleibt und so ein Pasch dauert immerhin beinahe eineinhalb Stunden.
Hier auf die Regeln näher einzugehen würde zu weit gehen, Nadja hat sich einmal
die Mühe gemacht, das gesamte Regelwerk des „Zimmermann’schen Besserer-Wurf-Pasch“
aufzuschreiben – es sind etliche (!) Seiten geworden. Und es sind schon wieder
einige ganz neue Regeln dazugekommen.
Am
frühen Nachmittag hat es dann ein ganz wenig aufgeklart bzw. hat es kurzfristig
aufgehört zu regnen. Dieses Wetter-Fensterchen haben wir ausgenützt und sind
zum nahegelegenen „Simply-Mercato“ rübergegangen. Der Supermarkt liegt keine
500 Meter weit von uns entfernt, dieses Risiko gehen wir ein. Eigentlich wollen
wir nur ein bisschen schauen, dann schlagen wir aber doch ordentlich zu. Mit
Nutella, Milka-Waffeln, einer Portion Tortellini, Erdbeeren, Brot etc. treten
wir schließlich den Rückzug an – da hat es draußen schon wieder heftig zu
regnen begonnen. Wir schaffen es aber eh noch halbwegs trocken zurück ins
Wohnmobil und machen uns eine feine Jause mit Parmesan und Salami.
Übrigens
haben wir neue, direkte Nachbarn bekommen, ein Paar aus Salzburg Land. Die sind
gar nicht freiwillig hier, denn eigentlich wollten sie nach Barcelona fahren.
Aber ihr VW-Camper hat leider Mucken gemacht und dringend nach einem neuen
Katalysator verlangt. Der muss von der örtlichen Fachwerkstätte aber erst
importiert werden, also sitzen die Salzburger jetzt fest. Aber schon bald
werden sie weiterreisen können, wenn auch – wie uns der Mann mit nicht
gespieltem Bedauern mitteilte – um 1.000 Euro ärmer.
Später
spielen wir uns dann noch einen weiteren Pasch aus und bald einmal lassen wir
den Tag zu Ende gehen. So richtiges Nichtstun kann manchmal auch ein wenig
schläfrig machen – in Wirklichkeit sind wir ja heute überhaupt nicht auf Touren
gekommen. Das passt aber auch ganz gut. Immerhin hat sich Ilse noch aufraffen
können und die Rechnung für unseren Aufenthalt bezahlt. Erfreulicherweise haben
wir unerwartet Rabatt bekommen – ganz 25 Prozent, es sei noch Nebensaison. Fein
und ein herzliches Danke an den Herrn Betreiber, wir hätten anstandslos auch
den vollen Tarif bezahlt.
Morgen
geht’s wieder weiter, wir werden nach Latte fahren, das ist ein Vorort von
Ventimiglia, schon ganz nah an der französischen Grenze.
Dienstag,
15. Mai 2018
Der
Regen hat im Laufe der Nacht endlich aufgehört und als wir kurz nach 7 Uhr
aufstehen ist es mit 10,5 Grad zwar relativ kalt draußen, aber der Himmel zeigt
sich beinahe wolkenlos. Heute krabbelt ausnahmsweise einmal Gernot zuerst aus
den warmen Decken, um die Temperatur im Wohnmobil von 15 auf 22 Grad hinauf zu
befördern. Das dauert vielleicht 20 Minuten lang und dann ist es wohlig warm
und Ilse macht uns einen gewohnt guten Frühstücks-Kaffee.
Für
ungute Stimmung am Platz sorgt dann plötzlich ein anderer Camper, der
offensichtlich am Abfahren ist. Er startet seinen laut nagelnden
Diesel-Kastenwagen, macht aber keinerlei Anstalten loszufahren. Stattdessen
säubert er in aller Ruhe das Cockpit seiner Karre und wir sitzen mit der
Kaffeetasse in der Hand in seinen Abgasen. Gernot fragt dann leicht genervt:
„Sie wollen jetzt aber nicht den Motor warm laufen lassen?“ Worauf der ca.
65-jährige Typ aus Karlsruhe locker meint: „Ich mach was ich will, regen Sie
sich nicht auf.“ Ja so ein Scheiß-Kerl! Natürlich gilt es als eines der
absolutesten Tabus auf einem Campingplatz, den Motor seines WoMo laufen zu
lassen. Noch dazu um 7 Uhr 30 in der Früh. Jeder Volltrottel weiß das, also
kann das nur eine Provokation sein. Nun – man muss sich ja nicht alles gefallen
lassen, also kommt es zwischen Gernot und dem Deutschen zum heftigen Austausch
von deftigen Verbalinjurien, die wir hier nicht wiedergeben können – vielleicht
lesen ja auch Minderjährige mit. Gernot hat dann den Mann mit Wasser aus der
Plastikflasche bespritzt, übrigens war jeder Schuss ein absoluter Volltreffer.
Und das auf die Entfernung! Schließlich wäre die Situation beinahe noch
eskaliert, denn nach der unfreiwilligen Wasserdusche ist der Mann plötzlich mit
einem Pfefferspray bewaffnet auf Gernot losgestürmt. Doch kaum stand der
aggressive Mann Gernot gegenüber, da musste er erkennen, mit einer Größe von
1,65 und einem Gewicht von 60 Kilo sollte man sich mit einem ausgewachsenen
Gernot besser nicht anlegen, es sei denn, man hätte bessere Argumente in der
Hand, als einen lächerlichen Pfefferspray. Gernot musste sich also nur noch ein
wenig „aufblasen“ und seine „Waffen“ zeigen und der Deutsche kehrte
augenblicklich und am Absatz um. Seine Frau entschuldigte sich dann gleich mehrfach
bei uns für ihren Mann, der ging mit hängenden Schultern zu seinem
Scheiß-Kastenwagen zurück, startete ihn und fuhr in der allerersten Sekunde
los. Und da soll noch einer sagen, einem alten Pferd kann man keine neuen
Tricks beibringen.
Nach
der kleinen Aufregung haben wir dann gemütlich fertig gefrühstückt und danach
unser Moped aufgeladen. Wieder absolut kein Problem, keine zehn Minuten später
ist unser roter Renner fest vertäut. Danach noch schnell unter die Dusche, den
Strom abgesteckt und dann Ciao „Camping Eucalyptus“.
Unser
heutiges Tagesziel ist der Ort Latte, der ist etwas über 60 Kilometer entfernt.
Wenn alles gut geht, sollten wir in etwas mehr als einer Stunde dort sein, auch
wenn wir den ganzen Weg über die Bundesstraße fahren. Vorerst kommen wir sehr
gut voran, das Wetter ist herrlich und wir fahren immer dem tiefblauen Meer
entlang. Dann – kurz vor der Ortschaft San Stefano kommen wir in einen Stau –
und eineinhalb Stunden lang nicht mehr hinaus. Wieder dieses ungute Stop-und-Go
– 12 Kilometer in 90 Minuten. Eigentlich macht uns dieser Stau eh nichts aus,
aber man fragt sich schon, wie denn all die arbeitenden Leute hier eineinhalb
Stunden Zeitverlust managen. Als wir dann endlich wieder freie Fahrt haben,
wechseln wir sofort auf die Autobahn, denn unser Navi zeigt uns einen
ordentlichen Stau durch San Remo an – Danke, wir sind heute bereits genug
herumgestanden.
Die
Autostrada bringt uns dann nach 31 Kilometern Fahrt und 5,40 Euro Mautgebühr
nach Ventimiglia. Kurz vorher kehren wir noch in einer Autobahnraststätte ein
und trinken einen fantastischen Kaffee, Gernot gönnt sich ein „Brioche con
Crema“ dazu und beim Gehen nehmen wir uns noch eine große Stange Salami mit.
Danach sind es dann keine zehn Kilometer mehr bis zu unserer Autobahnabfahrt,
von dort finden wir sofort und ohne Umwege den Weg zu unserem Campingplatz „Por
la Mar“ in Latte. Wir checken ein und können noch unter einigen Stellplätzen
wählen. Nächste Woche ist hier wegen des bevorstehenden Formel 1 Grand Prix‘ in
Monaco alles ausgebucht, da würde man nicht mal mehr für eine Hängematte einen
Platz kriegen. Wir nehmen ohne langes Herum-suchen einen Platz in der Nähe
einer kleinen Toilette, das große Waschhaus liegt auch nicht weit entfernt.
Schnell die Vespa vom Träger geholt und den Strom angesteckt – danach ist erst
mal eine kurze Erholung von der doch ziemlich anstrengenden Herfahrt angesagt.
Zumindest
für Gernot, denn Ilse hat vorerst noch eine ganze Weile mit dem
„Blüten-Wahnsinn“ vom Campingplatz „Eucalyptus“ zu kämpfen. Die wollen nämlich
unbedingt über die Dachluken ins Innere unseres WoMos gelangen, Ilse hat das eh
schon während der Fahrt durch das Verschließen der Luken mit dem Sichtschutz
verhindert, aber der muss auch irgendwann wieder geöffnet werden. Und so
befördert die brave Ilse – auf der Trittstufe stehend und mit Besen und
Kehrschaufel bewaffnet – tausende Blütchen ins Freie. Wo sie gefälligst auch
hingehören. Aber daheim müssen wir da dringend noch einmal mit dem Staubsauger
drüber, denn sonst begegnen uns diese Erinnerungen an Imperia noch monatelang.
Nach
einem kurzen Break haben wir dann unseren Roller gestartet und sind ein wenig
in der Gegend herumgefahren. Das Wetter ist ideal zum Cruisen, einfach nur
herrlich. Heute haben wir aber bald einmal genug und fahren zum Campingplatz
zurück. Keine 100 Meter davor befindet sich ein großer Supermarkt, sehr
praktisch. Wir werden heute abends richtig kochen, also kaufen wir uns
Kartoffel, Zwiebel und wunderbares Carpaccio-Fleisch, das wirklich hauchdünn
geschnitten ist. Das wird ein Fest-Essen geben.
Den
Nachmittag verbringen wir dann gemütlich am Platz, Gernot genehmigt sich sogar
ein ausgedehntes Schläfchen. Danach geht’s ans Kochen, Ilse kümmert sich um die
Bratkartoffeln und Gernot mariniert derweil das Fleisch. Das ist in derartig
feine Scheiben geschnitten, dass man praktisch hindurchsehen kann. Sehr geil!
Später wird das Carpaccio dann in unserer Grillpfanne kurz und scharf
angebraten, mit den knusprigen Bratkartoffeln ergibt das ein Camper-Menü der
Extraklasse. Ohne Übertreibung – besser haben wir in unserem WoMo noch selten
gegessen. Und das alles ohne besonders großen Aufwand und gekostet hat uns das
Essen keine 7 Euro.
Heute
gibt es beim Geschirr-Abwaschen übrigens keinerlei Probleme, das Wasser hier am
Camping „Por la Mar“ ist beim Spülbecken derart heiß, dass Ilse mehrmals
zurückdrehen muss um sich nicht zu verbrühen. So ist Abwaschen natürlich
einfach, mit kaltem Wasser ist es ungleich schwieriger, wenn nicht sogar
unmöglich.
Mit
einem lässigen Pasch lassen wir den ersten Tag hier in Latte zu Ende gehen –
wir sind bestens angekommen und es ist wirklich schön hier. In der Nacht tobt
dann ein ziemlich schweres Gewitter über den Platz – Gernot hat es wieder
einmal komplett verschlafen.
Mittwoch,
16. Mai 2018
Ganz
am Morgen ist der Platz noch nass vom Gewitter, aber schon am frühen Vormittag
hat die Sonne alles weggetrocknet. Das Wetter schaut wunderbar gut aus, wir
werden einen schönen Tag kriegen. Natürlich wird zuerst einmal in aller Ruhe
gefrühstückt, wir haben es nie eilig. Dann aber nichts wir raus auf die Straße,
sogar unsere Vespa scheint schon ganz ungeduldig zu sein.
Heute
werden wir Monte Carlo einen Besuch abstatten, aber natürlich fahren wir nicht
einfach so über die Bundesstraße hin, das wäre uns zu langweilig.
Bei einer
Weggabelung lockt uns das Hinweisschild nach Gorbio, das liegt beinahe 1.000
Meter hoch über dem Meer, da wollen wir hin. Wir lassen uns dann vom Navi auf
einen Weg führen, den wir besser nicht genommen hätten. Denn die Straße wird
plötzlich immer schmaler und steiler, bald einmal ist unser kleines 11 PS
Rollerchen mit seiner Leistungsfähigkeit beinahe am Ende. Aber eben nur beinahe
– auch wenn die Geschwindigkeit bisweilen auf unter 20 km/h sinkt. Immer noch
besser als schieben. Natürlich ist die Straße schon ein lässiges Abenteuer
auch, aber wir wollen uns besser nicht ausmalen, was zum Beispiel bei einem
Reifenschaden passieren würde … Mitten in der Pampa, wir könnten ja nicht
einmal genau sagen, wo wir umgehen. Doch auch diesmal bleiben alle Reifen heil
und nach einer sehr aufregenden dreiviertel Stunde erreichen wir Gorbio. In
diesem winzigen Dörfchen scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein,
es erinnert uns an das Italien vergangener Tage. Aber – es gibt immerhin einen
Kreisverkehr (!), der windet sich am winzigen Dorfplatz rund um einen
einzelnen, mittelgroßen Baum. Sehr süß
Den
Weg zurück zur Bundesstraße nehmen wir über die „normale“ Straße, die ist zwar
auch extrem kurvenreich, dafür aber ungleich besser ausgebaut. Hier könnten wir
auch mit unserem dicken Nasenbären fahren, aber mit der wendigen Vespa machen
die unzähligen Doppelkurven und Haarnadeln ungleich mehr Spaß. Nach 12 oder 14
Kilometern supergeiler Fahrt – wir hatten nie ein anderes Fahrzeug vor oder
hinter uns – sind wir zur Bundesstraße zurückgekommen und in Richtung Menton
gefahren. Dort befindet sich der Grenzübergang zu Frankreich, der Grenzer hat
uns zwar streng gemustert, dann aber mit einer lässigen Handbewegung und ohne
Passkontrolle einreisen lassen.
Mit
der Vespa tangieren uns eventuelle Staus nicht einmal mehr peripher, manchmal
rauschen wir mit einem feschen 50er an den Kolonnen vorbei. So kommen wir
natürlich ganz rasch nach Monaco hinein, es ist jetzt schon ein paar Jahre her,
dass wir zuletzt hier im Fürstentum waren. Erster Eindruck: es wird gebaut,
gebaut und noch einmal gebaut – ein Foto von Monaco ohne riesige Kräne ist ein
Ding der Unmöglichkeit. Übrigens – falls wer überlegt, hier herzuziehen – 25
Quadratmeter große Appartements sind schon ab 1,6 Millionen Euro zu haben –
ohne Balkon. Für die dickere Brieftasche hätten wir eine 3-Zimmerwohnung (fette
80 qm + Balkon + 2 Tiefgaragenplätze) ausgemacht – für schlanke 5,6 Millionen
Euro. Wie gesagt, falls wer Lust hat …
Der
Formel 1 Grand Prix steht unmittelbar bevor, die Tribünen sind alle längst
aufgebaut und Teile der Rennstrecke (etwa die Löw-Kurve) sind bereits gesperrt.
Bei der Einfahrt nach Monte Carlo sind wir übrigens standesgemäß eskortiert
worden – vor uns ein schwarzer Ferrari, hinter uns ein roter. Die Polizei zeigt
sehr auffällig ihre Präsenz, die Beamten stehen praktisch an jeder Straßenecke,
meistens zu viert oder zu fünft. Kann uns wurscht sein, wir halten uns im
Normalfall eh immer an alle Regeln.
Wir
parken uns dann oberhalb der Start-Ziel-Geraden ein und machen uns zu Fuß auf
den Weg. Noch ist gar nicht so viel los, tausende Touristen sind aber sowieso
immer unterwegs hier. Wir schlendern runter zur Startaufstellung und während
uns Ilse bei einem Automaten ein Cola rausdrückt, findet Gernot eine schöne
2-Cent-Münze. Noch dazu keine zehn Meter von der Ziellinie entfernt, sie liegt
schon auf der Rennstrecke! Und wieder schaut er nicht genauer nach, denn als er
Ilse stolz die Fundstelle zeigt, meint sie: „Und diese hier hast übersehen?“
Tatsächlich – keine 50 Zentimeter neben der ersten ist noch eine 1-Cent-Münze
gelegen. Und das offenbar schon ziemlich lange, das zeigte unzweifelhaft ihr
Zustand. Wurscht – jetzt haben wir schon 7 (!) Stück verlorenes Münzgeld
gefunden – in der Battle gegen die Vespa-Modelle steht es somit nur mehr 7:10
für die Vespas.
Eigentlich
hätten wir einen kleinen Hunger, das Angebot lockt uns aber nicht. Gar nicht
mal wegen der Preise, auch wenn die hier natürlich noch höher sind, als
anderswo. Aber 15 Euro für eine Pizza Margerita oder 16,50 Euro für Spaghetti
Bolognese könnten wir uns durchaus leisten, aber so hungrig sind wir gar nicht.
Ilse schaut dann noch bei einem Sandwich-Laden vorbei – die haben tatsächlich
ein Brötchen gefüllt mit Würstel und Pommes Frites (!!) im Angebot – dieser
Anblick allein hat Ilse blitzartig satt gemacht. Wir werden dann daheim
wunderbaren Parmesan und köstlichste Salami essen, da brauchen wir in Monte
Carlo keinerlei kulinarische Extravaganzen zu riskieren.
Wir
gehen dann eine riesige Runde durch Monaco, besuchen die Rascasse-Kurve und
schreiten am Hafen die zahllosen Yachten entlang. Für mittelgroße Schiffe
fallen hier im Fürstentum lächerliche 15.000 Euro Liegegebühr an – pro Tag!
Übrigens eine der größten Motor-Yachten, die „Global“ des Besitzers des FC
Fullham, könnte man auch mieten – kostet allerdings 940.000 Euro die Woche,
ohne Trinkgeld.
Später
statten wir bei unserem Rundgang sogar dem berühmten Schwimmbad einen Besuch ab
und blicken von oben auf braungebrannte Playboys und ihre Bikini-Schönheiten
herab. Dann fotografieren wir noch die Ziellinie des Kurses und spazieren
anschließend zur Vespa zurück. Natürlich wollen wir noch die gesamte
Rennstrecke mit dem Roller abfahren, aber schon nach der Auffahrt zum Casino
ist damit Schluss – zum berühmten Tunnel kommen wir heuer gar nicht hin. Völlig
wurscht, wir sind die ganze Strecke schon einmal zu Fuß abgegangen, als wir vor
ein paar Jahren hier waren. Damals haben wir ja mit unserem WoMo beim Ausparken
eine mit Fliesen verkleidete Säule der „International School of Monaco“
beschädigt. Spaßhalber wollten wir schauen, ob das schon repariert wurde – und
siehe da – sämtliche Verkleidungen von den Säulen sind mittlerweile entfernt
worden, die sind jetzt rundum betoniert, da kann also kein WoMo mehr richtigen
Schaden anrichten.
Leidlich
erschöpft sind wir dann nach Latte zurückgebrettert, wir sind heute – bis jetzt
– weit über 12.000 Schritte weit marschiert – Ilse mit ihren kleinen Füßen hat
sogar mehr als 15.000 zu verzeichnen. Beinahe ein neuer Rekord!
Bevor
wir zum Campingplatz eingebogen sind, haben wir noch einmal dem Supermarkt
einen Besuch abgestattet – wir brauchen eh nur ein paar Kleinigkeiten. Und so
sind wir mit Rasierschaum, einer kleinen Butter und Tomaten zum WoMo zurück,
erst mal kräftig ausspannen.
Später
haben wir uns dann eine fulminante Jause mit Käse, Salami, Tomaten und
wunderbarem Cabata-Brot fabriziert und uns danach einen spannenden Fight am
Paschring geliefert.
Das
war heute ein außergewöhnlich dichter Tag – so ist es nun mal: Manchmal hängen
wir den ganzen lieben Tag lang faul herum, am nächsten Tag fahren wir 100 km
mit der Vespa und gehen an die 10 km zu Fuß. Geil! Den heutigen Tag lassen wir
ganz fein im Inneren des WoMo ausklingen, bei 19 Grad muss man nicht
zwangsweise im Freien vor sich hin zittern. Nach einem Gute-Nacht-Pasch haben
wir dann die Lichter ausgeschalten und uns zur Ruhe begeben, da wird es wohl
schon 23 Uhr gewesen sein.
Ach
ja – kurz vor Geschäftsschluss sind wir dann noch einmal zum Supermarkt
gegangen – wir haben vergessen Milch zu kaufen. Und bei der Gelegenheit haben
wir gleich noch einen Riesenbeutel Kartoffelchips mitgenommen – sonst besteht
die Gefahr, dass wir unser Gewicht halten könnten! Am Hinweg hat Gernot dann
mitten am Gehsteig schon wieder eine Münze gefunden – damit haben die Münzfunde
gegenüber den Vespa-Modellen einen weiteren Punkt aufholen können und es steht
nur mehr 8:10. Und – heute ist es diesbezüglich zu einer ganz besonderen
Kuriosität gekommen. Nach dem ersten Besuch im „Super-Mercato“ am Nachmittag
hat Gernot den Vespa-Schlüssel aus dem hinteren Hosensack geholt, dort waren
auch die beiden Fundmünzen aus Monaco verstaut. Und so ist eine der Münzen zu
Boden gefallen, Ilse hat das aus dem Augenwinkel gesehen und gemeint: „Schau,
die hat genau in dem Moment jemand verloren, ich hab die Münze noch fallen
gesehen!“ Dieser „jemand“ war Gernot, er hätte den Verlust gar nicht bemerkt.
Wir haben also die ein und dieselbe Münze gleich zwei Mal an einem Tag gefunden
– einmal Gernot und einmal Ilse! Das muss uns auch erst jemand nachmachen …
Donnerstag,
17. Mai 2018
Nach
dem Aufstehen und dem Frühstück setzen wir uns an unsere Note-Books und
„arbeiten“ ein wenig. Ilse hat zahlreiche Fotos in den PC zu laden und Gernot
hält unseren Blog am Laufenden. Wir sitzen beide im WoMo – zuerst ist es
draußen noch etwas zu frisch, gleich darauf würden wir in der prallen Sonne
sitzen, auch nicht fein. Aber im Inneren geht es perfekt, später fahren wir
dann soundso mit der Vespa weg.
Dieses
„später“ war dann gegen Mittag – wir sind die paar Kilometer nach Ventimiglia
rüber gefahren und haben dort einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Dabei ist
uns auch wieder ein schönes Vespa-Modell untergekommen – Münze hat sich
hingegen vorerst keine finden lassen. Wurscht – wir suchen ja nicht aktiv
danach, sie springen uns sozusagen von selbst in die Augen.
Das
Wetter zieht dann immer mehr zu und wir machen uns auf den Rückweg. Vorher
gehen wir noch zum Super-Markt einkaufen – wir werden heute abends wieder
kochen. Und erneut kommen wir nicht am hauchdünn geschnittenen
Carpaccio-Fleisch vorbei, wir wollen uns damit ein Geschnetzeltes vom Feinsten
machen. Also wandern noch Soja-Sauce, Sahne und Zwiebel in den Einkaufskorb und
einen frischen Salat nehmen wir uns auch mit. Dann kaufen wir uns noch die so
ziemlich teuersten Nudeln im Geschäft – dünne Bandnudeln, viermal so teuer wie
ein Packung von Barilla. Aber das sind wir uns allemal wert, beim Essen sparen
wir prinzipiell nicht – daheim kaufen wir überhaupt einen Großteil unserer
Nahrungsmittel (Fleisch, Würste, Eier, Butter, Käse, Brot, Kartoffeln, Nudeln,
Aufstriche, etc.) direkt von den Bauern.
Wir nehmen uns im Super-Markt dann noch eine unfassbar riesige Tüte Chips mit,
sie allein füllt schon zur Gänze unseren Einkaufs-Stoffsack. Wurscht, wir haben
es ja nicht weit. Zum Glück muss man sagen, denn als wir das Geschäft
verlassen, hat doch tatsächlich ein ordentlicher Regen eingesetzt, unser Moped
ist schon ziemlich eingenässt – klugerweise hat Gernot seinen Helm draußen
hängen lassen. Wir fahren also durch den strömenden Regen zurück zum WoMo, das
war mit ziemlicher Sicherheit unsere allererste Regenfahrt mit der Vespa. Sie
hat sich aber tapfer geschlagen …
Schnell
waren wir und unser feuerrotes Spaßmobil wieder trockengelegt und wir
verschnauften erst mal bei einem feschen Pasch. Vorher hat Gernot die dünn
geschnittenen Fleisch-Scheiben in Streifen geschnitten und mit Olivenöl und
allen im WoMo verfügbaren Gewürzen mariniert. Das darf jetzt bis zum Kochen schön
vor sich hin suppen.
Das
Kochen selbst war dann quasi ein Freispiel und in wenigen Minuten erledigt. Das
Fleisch einmal kurz anbraten, dann mit der Sahne aufgießen, vorher noch einen
kräftigen Schluck Rindssuppe dazu geben. Dann alles ein wenig köcheln und
einreduzieren lassen, gerade so lange, bis die Bandnudeln fertig gekocht waren.
Dazwischen ist sich noch schnell das Anmachen eines Salates ausgegangen –
insgesamt war das ein Essen, das unsere Geschmacks-Knospen jubeln hat lassen.
Vielleicht sogar das beste Essen, das wir uns im WoMo je selber gemacht haben.
Und es hat keine 10 Euro gekostet, obwohl wir nur ausgenommen hochwertige
Zutaten verwendet haben. Ilse hat eh scherzhalber gemeint, wir sollten einmal
eine WoMo-Rezeptsammlung anlegen. Vielleicht machen wir das, aber es ist halt
so, dass wir oft erst beim Einkaufen selbst wissen, was uns heute sozusagen
„ansieht“, also was an verführerischen Zutaten verfügbar ist. Aber jetzt haben
wir echt schon ein paar Mal so richtig gut gekocht in unserem Häuschen, das
macht uns wirklich Spaß – und im WoMo schmeckt es uns ohnehin doppelt so gut.
Gut zu wissen, denn ab Juli kommendem Jahres werden wir oft wochenlang
ununterbrochen unterwegs sein und dementsprechend uns oft das Essen selbst
zubereiten.
Jedenfalls
waren wir nach dem Essen sprichwörtlich papp-satt, dabei haben wir gar nicht
alles aufgegessen. Das gibt dann morgen noch einen feinen Nachschlag. Nach
einem Gute-Nacht-Pasch und ein bisschen Zeitunglesen via Gratis-WLAN sind wir
dann zu Bett – draußen ist beinahe kein Geräusch zu hören, nur von weit
entfernt hören wir eine Kolonie von Fröschen quaken.
Freitag,
18. Mai 2018
Heute
ist unser letzter Tag hier in Latte und heute ist großer Markt in Ventimiglia
angesagt. Damit steht unser vorläufiges Programm natürlich schon fest – wir
lieben Märkte, also nichts wie hin mit uns.
Es
ist noch ziemlich frisch, als wir kurz nach 9 Uhr losgeblattelt sind, aber – so
viel erkennen auch wir meteorologischen Laien – es wird heute warm werden, denn
kein noch so kleines Wölkchen ist am Himmel zu sehen.
Selbstverständlich
parken wir unsere Vespa direkt vor dem ersten Marktstand ein. Wir sind noch
nicht einmal vom Roller abgestiegen – zack – ein weiterer Münz-Fund. Zwar ist
das 1-Cent Stück völlig verdreckt und schon ziemlich vom Zahn der Zeit
angenagt, aber Münze ist Münze.
Der
Wochenmarkt von Ventimiglia gibt dann alles her, was wir uns erwartet haben.
Die Anzahl der Stände liegt weit jenseits der Hundert – und im Laufe des
Vormittags schlagen wir ordentlich zu. Mal schauen, ob wir noch alles
zusammenkriegen: Also, da wäre einmal eine wunderschöne, rotkarierte
Einkaufstasche. Genau solche Taschen verwenden wir schon seit ewigen Zeiten,
sie halten meistens zehn Jahre oder länger. Dann hat sich Ilse ein sehr
hübsches, kleines Koch-Töpfchen gegönnt, genau die richtige Größe, um darin
eine Portion Kakao oder Tee zuzubereiten. Beim gleichen Händler haben wir dann
gleich noch einmal zugelangt – Ilse hat ein faltbares
Flaschen-Aufbewahrungs-Dingsbums mit vielen flexiblen Fächern entdeckt – das
könnten wir durchaus brauchen, wenn es passt. Und später im WoMo hat sich dann
herausgestellt, es ist absolut perfekt für uns. Und das für gerademal einen
einzigen Euro! Dann haben wir noch riesige Wäsche-Klammern gefunden – die
schrill-bunten, überdimensionalen Dinger brauchen wir zum Festklammern unseres
Indien-Tuches am WoMo-Eingang. Das hängen wir immer dann auf, wenn es richtig
heiß ist draußen – das schützt ein wenig den Innenraum und auf den Eisschrank
muss die Sonne schließlich auch nicht ungeschützt hinknallen. Bei unserem
Rundgang entdecken wir dann noch zwei hübsche Untersetzer, bislang haben wir
die heißen Töpfe eher unelegant auf Schneidbrettern oder Geschirrtüchern auf
dem Tisch abgestellt. Aber da das Auge bekanntlich auch mitisst, darf ein
bisschen Dekor nicht fehlen, jetzt lachen uns gelbe Zitronen und rote Erdbeeren
an. Ilse kauft uns dann noch ein handliches Küchen-Sieb, damit lassen sich
unsere geliebten Ravioli oder Tortellini praktisch aus dem Kochwasser
herausfischen.
Und dann folgte noch der Höhepunkt unserer spontanen
Einkaufstour – zwei T-Shirts. Natürlich nicht irgendwelche Leibchen, sondern
welche mit jeweils einer roten Vespa drauf. Die Motive unterscheiden sich aber,
komplett im Partnerlook wollen wir schließlich auch wieder nicht unterwegs
sein. Übrigens mussten wir den lustlosen Verkäufer direkt zu seinem Geschäft
zwingen – zuerst verneinte er nämlich, T-Shirts auch in XL lagernd zu haben. Er
war einfach zu faul zum Nachschauen. Aber Ilse hat nicht nachgelassen, also ist
er seufzend in seinen Lieferwagen geklettert und hat uns das gewünschte Shirt
in XL verkauft. Wohlfeil für je 10 Euro und wirklich sehr hübsch.
Von
all dem Herum-Latschen mussten wir uns dann ein wenig ausrasten und haben uns
direkt neben dem Markt in ein Cafe gesetzt. Die beiden wunderbaren Capuccini
haben uns wieder neue Kraft gegeben und wir haben gestärkt unseren Rundgang
fortgesetzt. Zwischendurch haben wir von einer deutschen Touristen-Gruppe einen
lustigen Gesprächs-Fetzen aufgeschnappt. Eine der Damen war offenbar gerade mit
dem Zählen der Gruppe beschäftigt und meinte etwas sorgenvoll: „Die zwei Gabis
fehlen noch!“ Hoffentlich sind die beiden Gabis wieder von selber aufgetaucht,
eine Suche in dieser Menschenmenge stellen wir uns etwas mühsam vor.
Sehenswert
war auch eine riesige Dogge, die ihrem Besitzer völlig gebannt beim Eis essen
zugeschaut hat. Bei jedem Löffel Eis, den der Mann zu seinem Mund führte, hat
der Hund pantomimisch mitgegessen, ohne wirklich zu betteln – sehr herzig. Ilse
hat bei einem Schnappschuss eh seine Zunge „erwischt“, mit der er sich
erwartungsfroh die Schnauze leckte. Später ist dann ja doch noch eine knusprige
Hohlhippe für das brave „Hündchen“ abgefallen.
Schließlich
waren wir uns sicher, jeden einzelnen Stand zumindest zweimal abgegangen zu
sein, also schlurften wir zur Vespa zurück.
Am
Campingplatz war dann Relaxen angesagt, viele Haxen werden wir der Welt heute
nicht mehr ausreißen. Später sind wir dann mit einem unserer Platz-Nachbarn ins
Gespräch gekommen. Der steht schon seit gestern mit seinem Jeep und einem
ausgewachsenen Wohnwagen da, er hat auch schön Tisch und Stühle aufgestellt
(mit Tischdecke und Blumenstock!), dazu einen Sonnenschirm und hoch über der
ganzen Szenerie weht eine riesige Ferrari-Flagge am Teleskop-Fahnenmast. Aber
er ist offenbar alleine unterwegs, also hat ihn Ilse gefragt, wann denn seine
Familie oder Freunde nachkommen würden. Gar nicht, meinte er, dieses Jahr sei
er alleine da. Er komme jedes Jahr zum Grand Prix von Monaco hierher. Interessanterweise
schaut er sich das Rennen aber gar nicht mehr vor Ort an, sondern hier am
Campingplatz im Fernsehen. Dafür gibt er sich das ganze Rundherum, er sagt, bei
keinem Formel 1 Rennen komme man in der Woche vor dem Start so nah an alles
heran. Das haben wir bei unserem Monaco Besuch auch gesehen, wir sind ja
praktisch einfach so durch die Boxengasse spaziert und haben direkt auf der
Ziellinie Selfies gemacht. Unser Nachbar schaut sich auch die zahlreichen
Rennen an, die vor dem eigentlichen Grand Prix hier stattfinden. Das sei alles
kostenlos, man dürfe sich frei auf die Tribünen setzen. Dabei geht es ihm gar
nicht ums Geld, arm scheint er wirklich nicht zu sein. Aber er betont, gute
Karten kosten an die 500 Euro und dafür ist ihm der ganze Stress am Renntag zu
groß. Jedenfalls ist der Typ ein netter Kerl, er wird wohl beinahe in unserem
Alter sein und jammert ein wenig, dass er gestern etwas zu tief ins Glas
geschaut habe. Einer seiner gestrigen Sauf-Kumpels ist uns eh schon aufgefallen
– auch ein Alleinreisender, mit einem großen WoMo, im Anhänger eine
ausgewachsene Harley Davidson. Hinten am Motorradhänger ziert ein Bild der
besonderen Art die Plane: Es ist eine nackte Frau von hinten zu sehen, die in
High-Heels, Strümpfen und weit gespreizten Beinen auf einem Tisch sitzt. Ihr
gegenüber steht ein angekleideter Mann und eine Sprechblase lässt ihn sagen:
„Verdammt, wieder nichts gekocht!“ Auch o.k. – so weiß man wenigstens schon von
Weitem, welch Geistes Kind der Fahrer dieses WoMo-Gespannes ist und wie es um
sein Frauenbild bestellt ist. Wenig verwunderlich, dass der Mann so ganz
alleine und vor allem so ganz ohne Frau unterwegs ist …
Etwas
später – unser netter Nachbar hatte sich bereits in seinen Wohnwagen
zurückgezogen, ist dann der Harley-Fahrer aufgetaucht – hoffnungsvoll
„bewaffnet“ mit ein paar Flaschen Alkoholika und zwei Begleitern. Doch alles
Klopfen, Pumpern und flehentliches Bitten um Einlass fruchteten nicht – die Tür
blieb beinhart zu und schließlich zogen die Feierwütigen wieder ab.
Wir
haben uns dann als Abendessen das Geschnetzelte von gestern noch einmal
aufgewärmt, es hat heute beinahe noch besser geschmeckt. Dazu gab es Parmesan
und Salami, eine Mahlzeit ganz nach unserem Geschmack. Natürlich haben wir
später dann noch einmal einen Pasch auf den Teller geklopft und nebenbei einem
wunderbaren Tag beim Zu-Ende-gehen zugeschaut. Morgen geht unsere Fahrt wieder
weiter, den Campingplatz hier in Latte werden wir in guter Erinnerung behalten.
Ach
ja – ein kleiner Nachtrag nach von gestern. Neben uns steht ein WoMo aus
Frankreich und die haben einen kleinen, durchaus netten Hund bei sich. Aber
leider nicht immer, denn als sie gestern am frühen Nachmittag weggegangen sind,
blieb das Hündchen alleine zurück. Das hat ihm so gar nicht gefallen und es hat
– ungelogen ununterbrochen – zweieinhalb Stunden lang gebellt. Trotzdem hat uns
das nicht gestört, auch irgendwie verwunderlich, aber so richtig
lärmempfindlich sind wir halt nicht. Uns hat mehr der kleine Hund leidgetan –
aber wie seine Besitzer dann zurückgekommen sind, war eh alles wieder in bester
Ordnung.
Samstag,
19. Mai 2018
Wir
reisen heute ab und wir haben uns zum Ziel gesetzt, möglichst früh hier vom
Campingplatz „Lor de Mar“ wegzukommen. Das Wetter präsentiert sich nahezu
wolkenlos und es ist noch nicht einmal 8 Uhr, als wir schon gemütlich unseren
Kaffee genießen. Danach starten wir unser „Aufbruch-Programm“, das geht uns
wieder ganz locker von der Hand, das Aufladen der Vespa ist uns schon lange
keine richtige Mühe mehr – Routine halt. Dementsprechend sind wir nach nicht
einmal einer halben Stunde reisefertig – jetzt noch schnell frische Luft in die
Klo-Kassette lassen und ganz zuletzt gehen wir uns noch in aller Ruhe duschen.
Tschüss – „Lor de Mar“, vielleicht kommen wir mal wieder her.
Unser
heutiges Etappenziel ist das Städtchen Celle Ligure und das ist nicht einmal
150 Kilometer weit entfernt. Wenn wir es darauf anlegen würden, dann könnten
wir ohne weiteres auch in einem Zug nach Innsbruck zurückfahren – aber warum
sollten wir das tun? Wir haben noch jede Menge Zeit, Ilses „unterrichtsfreie
Zeit“ dauert noch bis inklusive Dienstag. Also gondeln wir gemütlich die Küste
entlang und genießen die lässige Fahrt. Jetzt im Mai ist hier noch nicht die
Hölle los, nicht einmal im Bereich der engen
Orts-Durchfahrten staut es sich wirklich. Aber in der Hochsaison stehen die
Autos wohl Stoßstange an Auspuff und das wahrscheinlich überall an der ganzen
Ligurischen Küste.
Es
wird um die Mittagszeit gewesen sein, als wir am Campingplatz „Columbus“ eingetrudelt
sind. Der befindet sich ein paar Kilometer von Celle Ligure entfernt, vom Meer
ist er nur durch die Bundesstraße getrennt. Der „Columbus“ ist kein kleiner
Campingplatz, er ist ein winziger Campingplatz! Ehrlich – jeder
durchschnittliche Supermarkt-Parkplatz kann mit größeren Dimensionen aufwarten.
Aber wir merken sofort – auch dieser Platz hat was, also buchen wir uns für
eine Nacht ein. Insgesamt verfügt der „Columbus“ über gerade einmal drei (!)
Stellplätze, einer ist schon besetzt, der andere reserviert. So hatten wir
wenigstens keine Probleme mit der Platzwahl und parkten unseren Nasenbären ein.
Der Platz wird offensichtlich im Familienverbund geführt, Mama, Oma, Söhne,
Enkel – alles da. Und mit der Größe des Platzes waren wir eingangs vielleicht
etwas ungerecht – immerhin verfügt der „Columbus“ in seinem „ersten Stock“ noch
über einen Platz für ein paar Zelte. Und es gibt eine richtige Bar hier, die
auch von Leuten von außerhalb besucht wird und offenbar guten Kaffee anbietet.
Nachdem
wir unser WoMo auf Camping-Modus getrimmt hatten, also nach etwa drei, vier
Minuten, sind wir über die Straße zum Meeresufer rüber gegangen. Von dort
konnten wir sehen, dass sowohl Celle Ligure als auch Savona viel zu weit
entfernt liegen, als dass wir gemütlich zu Fuß hingehen könnten. Betonung liegt
auf gemütlich. Denn natürlich schaffen wir einen eineinhalb Stunden langen
Fußmarsch locker, in Monte Carlo sind wir ja auch 15.000 Schritte gelatscht.
Aber warum wandern, wenn wir ein Spaßmobil im Gepäck haben? Zwar haben wir die
Vespa noch nie wegen einer einzigen Ausfahrt ab- und danach wieder aufgeladen –
aber da uns das mühelos von der Hand geht … Und schon war unser roter Roller
vom Träger geholt und wir starteten unsere Ausfahrt.
Nach
Savona sind es vielleicht sieben, acht Kilometer, für die Strecke brauchten wir
trotz relativ starkem Verkehr kaum zehn Minuten lang. Im Prinzip überholen wir
ununterbrochen, fast immer im Pulk mit anderen Rollern oder Motorrädern.
Natürlich stellen wir uns an jeder Ampel in die Pole-Position, die Autofahrer
lassen meistens eh schon freiwillig drei, vier Meter Platz vor der Haltelinie,
damit sich nur ja alle Einspurigen reindrängen können. Sehr lässig!
In
Savona parken wir uns in der Innenstadt ein und flanieren durch die Fußgängerzone.
Es hat vielleicht 25 Grad, die Sonne strahlt, ein traumhaftes Wetter zum
Spazierengehen und zum ausgiebigen Sightseeing.
Bei einem Music-Store sieht
Ilse in der Auslage die Ausgabe eines US-Rock-Magazins mit Frank Zappa am
Cover. „Wer Zappa schon in der Auslage präsentiert, der hat auch Zappa-Musik im
Angebot“, lautete die Schlussfolgerung Ilses – Gernot zeigte sich eher
skeptisch. Bitteschön, was sollte dieser kleine Laden schon an Zappa-Musik zu
bieten haben? Vor allem solche, die Gernot nicht eh schon daheim hat (immerhin
stapeln sich gut 200 LP’s und über 50 CD’s von Frank Zappa in unseren Regalen)?
Die Antwort lieferte dann der kleine Laden – es fanden sich doch tatsächlich
zwei CD’s von Zappa, beide aus einer Serie und beides „Best of“ Alben. Und mit
jeweils nur 11,60 Euro sehr günstig für Bootlegs. Cool – damit hat Gernot nicht
gerechnet und dann sind solche Funde natürlich gleich doppelt so lässig. Gleich
darauf haben wir dann noch einmal zugeschlagen und unsere Sammlung an
Vespa-Modellen um zwei sehr schöne rote Magnet-Roller erweitert. Jetzt müssen
wir dringend mal wieder den aktuellen Stand im Match Münzgeld-Funde gegen
Vespa-Modelle eruieren, man verliert ja beinahe schon den Überblick
Von
der Altstadt Savonas sind wir dann die paar Hundert Meter zum Hafen runter
geschlendert. Wir haben ja schon beim Herfahren das gigantische
Kreuzfahrtschiff gesehen, das hier vor Anker liegt. Die Ausmaße so eines
Schiffes sind ja unglaublich, für uns ausgewiesene Landratten sogar unfassbar.
Wenn man wie wir keine 30 Meter davon entfernt steht, wird einem die Größe der
„Costa Diadema“ noch einmal deutlicher vor Augen geführt und man mag sich kaum
vorstellen, dass dieses Ding mit 40 km/h durch die Meere pflügen kann.
Natürlich
sind wir auch bei Savonas berühmtem Turm vorbeigekommen, dem Torre Leon
Pancaldo. Der hat unsere Aufmerksam deshalb erregt, weil auf seiner Spitze die
österreichische Flagge weht. Haben wir geglaubt, denn rot-weiß-rot steht nun
mal für Österreich. Hat aber nix mit der Alpenrepublik zu tun, soviel konnten
wir durch eine schnelle Google-Recherche eruieren. Soweit wir das in der
Schnelle mitgekriegt haben, handelt es sich wohl um eine historische
Marine-Flagge – der Turm ist trotzdem schön.
Vom
vielen Herumwandern hungrig geworden, ließen wir uns bereitwillig von einem
„Kebab House“ Schild anlocken. Schon ein kurzer Blick ins Innere des Lokals hat
uns Platz nehmen lassen, waren doch schöne, bunte Bilder des Speisen-Angebotes
aufgehängt. Ohne lange zu überlegen bestellten wir beide den großen „Kebab-Teller“
mit sozusagen Allem. Und zwei Cola. Keine zehn Minuten wurde uns beiden je ein
Teller auf den Tisch gewuchtet, auf der sich so ziemlich alles fand, was die
Küche aufzubieten hatte. Darunter allein drei (!) verschiedene Sorten Reis, ein
sehr großer gemischter Salat und natürlich ein mittleres Gebirge aus
Kebab-Fleisch. Dazu warmes „Butter Naan“, wie wir es aus Indien kennen, Sauce
Tartar und eine ungemein scharfe Chili-Paste. Wirklich sehr, sehr gut das Ganze
und der „Master Kebab“, so seine offizielle Bezeichnung, hat pro Person gerade
einmal 8 Euro gekostet. Das kann man gelten lassen und wir haben uns selber
wieder einmal den Beweis erbracht, dass wir von Kebab-Läden – völlig egal wo –
noch nie wirklich enttäuscht worden sind. Mögen muss man es halt …
Nach
dem opulenten Mahl sind wir zurück zu unserem Roller gelatscht und erst einmal
zum Campingplatz zurückgefahren. Dort hat es uns aber nicht lange gehalten und
nach einer kleinen Rast sind wir auf der Bundesstraße in die andere Richtung
abgebogen – rüber nach Celle Ligure. Das liegt deutlich näher als Savona und
wir wollen uns den Ort ein wenig näher anschauen. Wir parken unseren Roller
unmittelbar im „Historischen Zentrum“ ein und machen uns zu Fuß auf
Erkundungstour. Leicht möglich, dass wir hier eine Magnet-Vespa mit „Celle
Ligure“ Schriftzug ergattern könnten. Und es dauert nur bis zum allerersten
Souvenir-Shop und wir werden fündig. Gernot nimmt sich die rote Vespa von der
Magnet-Tafel und will die drei Euro dafür im Laden bezahlen. Aber der Besitzer
hat gerade anderes zu tun – er liegt auf einem Teppich und betet. Schau – jetzt
wissen wir zumindest in welcher Richtung Mekka liegt. Trotz unseres
ausgeprägten Unverständnisses für religiöse Riten haben wir Respekt davor und
so warten wir ab. Der Mann – dem Aussehen nach aus der „Gegend“
Indien/Pakistan/Bangladesch – lässt sich in seinem Gebet nicht stören und so
dauert es beinahe eine Viertelstunde (!), bis wir unsere drei Euro losgeworden
sind. Übrigens – ein deutsches Paar ist nach einer halben Minute wieder aus dem
Laden abgerauscht, als sie den Mann am Boden liegen/knien gesehen haben. Die
sammeln aber wahrscheinlich keine roten Vespa-Modelle …
Etwas
später haben wir dann noch eine zweite Magnet-Vespa gefunden, diesmal mit roten
Kussmündern und einem „Kisses from Celle Ligure“ drauf. Somit waren für uns
hier keine weiteren Höhepunkte zu erwarten und wir sind zum „Columbus“
zurückgefahren. Nach einem feschen Pasch haben wir uns dann zur Bar rüber
begeben, die gut 15 Meter von der Kühlerhaube unseres Nasenbären entfernt ist.
Wir setzten uns an einen Tisch im Freien und haben uns die Kaffee-Karte bringen
lassen. Guckst Du – da waren aber sehr viele verschieden Kaffee-Varianten
aufgelistet. Ilse bestellte sich einen „Americano“, da weiß man wenigstens,
dass so etwas wie ein „Verlängerter“ daherkommt. Gernot zeigte sich weit
experimentierfreudiger und hat einen Kaffee ausgewählt, dessen Namen wir
unmittelbar nach der Bestellung bereits wieder vergessen haben – aber irgendwas
mit „Alcoholico“ und es war mit 4 Euro der allerteuerste Kaffee auf der Karte.
Die Chefin ist über Gernots Bestellung beinahe erschrocken – jedenfalls hat sie
sofort ihren Sohn zu Hilfe gerufen. Der entschuldigte sich zuerst einmal für
sein Aussehen, er hatte offenbar körperlich gearbeitet und meinte beinahe schon
schuldbewusst, dass er sich zuerst einmal waschen müsse. Als das erledigt war,
zauberte er Gernot einen fulminanten Kaffee ins übergroße Glas, aus Sahne,
geschäumter Schoko-Milch, Crushed-Ice, Baileys und brutal starkem Espresso.
Darauf ein Häubchen aus Schlagsahne mit Kakaopulver und als Tüpfelchen auf dem
I noch ein paar zerstoßene Kaffee-Bohnen obenauf. Wow – wirklich ein Genuss und
der Bursche hat sich echt über Gernots Lob gefreut und zufrieden und stolz
registriert, dass Ilse sein „Kunstwerk“ fotografiert hat.
Wir
sind noch eine ganze Weile bei der Bar sitzen geblieben und danach haben wir
uns noch einmal zum Meer hinaus begeben. Hauptgrund ist das Internet, am Platz
haben wir keinen Empfang. Ilse hätte noch gerne ein paar nähere Infos für die
morgige Fahrt, also ob es sich wo stauen könnte oder so. Und so werden wir noch
Zeuge der Ausfahrt der riesigen „Costa Diadema“ – direkt vor uns kommt es sogar
zur optischen Täuschung eines „Zusammenstoßes“ des Kreuzfahrtschiffes mit einer
einfahrenden Fähre – Ilse hat für diesen „Kuss der Schiffe“ genau im richtigen
Moment auf den Auslöser ihrer Kamera gedrückt.
Danach
haben wir im WoMo noch eine Kleinigkeit gegessen, Parmesan, Salami und Brot
haben wir ja noch an Bord. Selbstredend haben wir den Tag nicht ohne einen
Pasch zu Ende gehen lassen – aber dann sind wir bald einmal zu Bett gegangen.
Wir wollen morgen möglichst früh raus, mal schauen. Müssen tun wir jedenfalls
gar nix.
Sonntag,
20. Mai 2018
Nach
einer feinen Nacht – zeitweise hat es ganz schön starken Wind gegeben – sind
wir zeitig wie gewünscht aufgewacht. Nach dem Kaffee haben wir alle Sachen auf
ihren angestammten Platz geräumt und zuletzt die Vespa aufgeladen. Und schon
wieder ist unser Roller beinahe von selber raufgeflutscht, was haben wir uns
früher oft damit geplagt …
Schnell
noch ein herzhaftes „Ciao Tutti!“ in Richtung Bar gerufen und schon waren wir
weg. Als erstes sollten wir tanken und natürlich stellt dieses Vorhaben gleich
das erste Ärgernis des Tages dar. Denn schon wieder wird keine unserer Karten
vom Tankautomaten akzeptiert – man muss wirklich aufpassen, dass man seinen
Tank hier in Italien nie gefährlich leer fährt. Denn sonst bleibt man trocken
liegen, Tankstellen mit Bedienung sind in Italien eine echte Rarität. Also
müssen wir wieder einmal in den sauren Apfel beißen und auf der Autobahn
volltanken – der Liter Diesel kostet uns hier um 15 Cent mehr als an der
Bundesstraße, macht bei 50 Litern immerhin 7.50 Euro. Eh irgendwie wurscht,
trotzdem immer wieder ärgerlich.
Der
Verkehr ist den ganzen Tag über maximal mäßig, auch in der Gegend rund um
Mailand staut es sich nie. Beim Herfahren sind wir hier auf der Gegenfahrbahn
nur im Schritttempo weitergekommen, heute glühen wir mit einem feschen 90er an
Mailand vorbei.
Wir
kommen dann zu einem Autobahnkreuz, von wo aus wir in Richtung Brenner abbiegen
könnten. Der ist aber noch weit über 400 Kilometer weit entfernt und das werden
wir uns nicht antun. Wir haben eh schon beschlossen, dass wir wieder durch die
Schweiz und via San Bernardino-Tunnel heimfahren und wieder am großen
Stellplatz dort übernachten werden. So war der Plan und der Plan war
prinzipiell gut.
Dann aber ein kleiner Schock und ein kurzer Moment der
Ratlosigkeit, denn kurz vor Bellinzona war auf den Hinweisschildern „San
Bernardino“ plötzlich durchgestrichen. Tunnel gesperrt! Und nun? Wurscht,
dachten wir, weichen wir halt über den St. Gotthard-Tunnel aus, da sind wir eh
noch nie durchgefahren. Um es kurz zu machen – wir sind auch diesmal nicht
durch den Gotthard-Tunnel gefahren, denn wir gerieten in den größten Stau, den
es in der Schweiz seit 20 Jahren (!) gegeben hat. Das haben wir am nächsten Tag
im Internet nachgelesen – insgesamt erreichte der Stau eine Länge von 18
Kilometer.
Wir haben – rückblickend muss man sagen: zum Glück! – nach
eineinhalb Stunden Wartezeit und 4,5 Kilometer Stau aufgegeben und sind bei der
Ausfahrt Airola abgefahren. So haben wir uns einige Stunden nerv-tötende
Warterei erspart, aber das konnten wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wissen.
Also haben wir uns bei der Rückfahrt nach Bellinzona nur darüber geärgert, dass
die Hinweise auf die Tunnel-Sperre nicht schon früher angebracht wurden, wir
hätten locker über den Comer-See ausweichen können. Stattdessen fanden wir uns
um 15 Uhr am Autobahnparkplatz von Bellinzona wieder und hatten über vier
Stunden und beinahe 180 sinnlose Kilometer vergeudet. Aber schnell beruhigten
wir uns wieder und machten das Beste aus unserer Situation – also erst einmal
einen Pasch. Ilse hat dann einen patroulierenden Polizei-Wagen angehalten und
nach dem Grund für die Tunnel-Sperre am San Bernardino gefragt. Scheiße – da
ist gestern mitten im Tunnel ein Reisebus ausgebrannt, na servas! Aber zum
Glück ist nur Sachschaden passiert, der dafür aber reichlich – der Tunnel
bleibt noch tagelang gesperrt.
Später
sind wir noch in den großen Markt am Rastplatz rüber und haben uns umgeschaut,
ob wir mit unseren 2,60 Schweizer Franken irgendetwas kaufen können. Wir haben
ja 2,10 SFR als „Wechselgeld“ in der Tankstelle am San Bernardino rausgekriegt,
als sich Gernot unbedingt ein Eis eingebildet hat. Und ein 50erl haben wir noch
im Auto gehabt. Also – um 2,60 SFR hat es sich in der Schweiz relativ schnell
ausgeshoppt, aber ein Baguette ist sich gerade noch ausgegangen.
Wir
haben uns dann ein feines Abendessen gegönnt – wohlweislich hatten wir noch bei
einem „Autogrill“-Rasthaus in Italien aufgeschnittene Salami und Schinken
gekauft. Dazu Parmesan und einen kühlen Drink, mehr brauchen wir nicht. Sehr
früh sind wir dann zu Bett gegangen, sicher noch vor 22 Uhr. Wir wollen morgen
wirklich ganz früh raus, sobald es hell wird. Das wäre perfekt.
Montag,
21. Mai 2018
Die
Nacht in „Bellinzona Sud“ war die ruhigste Nacht, die wir je an einer
Autobahn-Raststätte verbracht haben. Wegen des Doppel-Feiertages zu Pfingsten
hat natürlich kein Spediteur einen Kühl-LKW losgeschickt und so brummte
nirgendwo eine Klimaanlage. Mit Einsetzen des Morgengrauens waren überhaupt nur
mehr die Singvögel zu hören, die übertönten sogar die Geräusche der einzelnen,
vorbeirauschenden Autos. Wie erhofft sind wir sehr früh aufgestanden und schon
kurz nach 5 Uhr sind wir zu unserer letzten Etappe dieser WoMo-Reise
aufgebrochen.
Bis
Lugano hinunter hat es immer wieder leicht geregnet, die ganze Fahrt über waren
wir praktisch völlig allein auf der Autobahn unterwegs. Kurz nach 7 Uhr sind
wir dann spontan bei einer Cafeteria stehen geblieben, Gernot hat aus dem
Augenwinkel gesehen, dass sie schon gut besucht war. Und keine fünf Minuten
später war Ilse schon wieder im WoMo zurück, samt einem Sackerl mit herrlich
duftenden Marmelade-Croissants. Die Cafe-Bar war ausschließlich von Männern
besucht und die Verkäuferin hat Ilse gleich bevorzugt drangenommen,
wahrscheinlich damit die Arbeiter wieder unter sich bleiben können und nicht
unnötig vom bevorstehenden Tagwerk abgelenkt werden …
Zeitweise
hat es so früh am Morgen noch hie und da richtigen Nebel gegeben, bald einmal
setzte sich aber immer mehr die Sonne durch. Auch der Verkehr nahm mit jeder
Minute des Tages spürbar zu, auch wenn er immer noch sehr mäßig war. Natürlich
haben wir auch diesmal die italienischen Autofahrer völlig zur Verzweiflung
gebracht, wenn wir – vor allem in den zahlreichen Tunnels – die
Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten haben. Also, plus 10, 15 Prozent,
versteht sich. Mehr Provokation ist für die Dummköpfe unter den Autofahrern
nahezu undenkbar und immer wieder sind wir in den Tunnels riskant überholt
worden – auch mal mit einem guten 100er statt der erlaubten 50 km/h. Prinzipiell
sind uns solche Trottel natürlich wurscht, jeder muss selber wissen, was er
tut. Aber wenn solche Manöver für uns zur Gefahr werden hört sich der Spaß auf
und manchmal würden wir uns für diese Deppen echt eine Polizeikontrolle
wünschen.
Im
Bereich des Comer-Sees sind uns dann dutzende Marktfahrer mit ihren Klein-LKW
entgegengekommen, den für sie bereits hergerichteten Marktplatz in Porlezzo
passierten wir schon vor geraumer Zeit. Teilweise waren die Marktstandler in
ethnisch strikt getrennten Gruppen unterwegs – also zehn LKW nur mit Indern am
Steuer, dann fünfzehn mit Chinesen und dann wieder zehn mit Italienern. Es
werden jedenfalls über 100 Fahrzeuge gewesen sein.
Da befindet sich ein kleiner Parkplatz und da haben wir mit noch heißem Kaffee
und mit den guten Croissants aus Lugano ein zweites Frühstück zu uns genommen.
Und tatsächlich hat sich am unbefestigten Boden des Parkplatzes eine weitere
Münze finden lassen – ein zwar schon sehr verwittertes, aber eindeutig als
solches erkennbares 10 Rappen Stück. Haben wir nun also auch eine „Devise“
unter unseren Münz-Funden.
Nach
der kurzen Rast durfte dann unsere Schnecke ihre Qualitäten als Bergziege
ausspielen und sich den unfassbar spektakulären Maloja-Pass hinauf quälen.
Jedoch – von Qual überhaupt keine Spur – oben im Dorf Maloja angekommen, hatte
sich die Nadel unserer (äußerst verlässlichen!) Temperaturanzeige um kein
bisschen nach rechts bewegt – wir haben sogar ein Beweisfoto davon angefertigt.
Das ist schon sehr lässig, dass wir unserem lieben, alten Häuschen auch extreme
Passfahrten zumuten dürfen. Danke!
Vom
Maloja-Pass bis St. Moritz waren wir wieder praktisch völlig alleine auf der
Straße unterwegs – das war für uns eine echte Entschädigung für den Stau-Wahnsinn
von gestern am „San Gottardo“. Wir sind diese Strecke nach St. Moritz und dann
durch das Engadin bis Prutz schon öfter gefahren, aber so lässig wie heute war
es noch nie vorher.
Übrigens hatten wir gut 40 Kilometer lang einen weißen
Suzuki-Jeep vor uns. Also nie wirklich vor uns, denn er war natürlich um
einiges schneller unterwegs als wir. Aber im Engadin waren gut zehn Baustellen
mit Gegenverkehr eingerichtet und an jeder einzelnen Ampel haben wir uns wieder
hinter dem weißen Suzuki eingereiht.
Bei
Prutz sind wir dann wieder nach Tirol eingereist und ohne nennenswerten Verkehr
auf die Inntalautobahn gekommen. Ausnahmsweise haben wir dann beim Rasthaus
„Trofana“ bei Imst noch einmal einen kurzen Stopp eingelegt, schließlich sind
wir seit dem Maloja-Pass nicht mehr stehen geblieben. Und die kurze Rast hat
sich auch insofern rentiert, als Gernot ein 10-Cent-Stück gefunden hat. Wir
haben dann die Pause auch genützt, um eine Endwertung des Matches Fund-Münzen
gegen Vespa-Modelle vorzunehmen. Vor Beginn unserer 78. WoMo Fahrt hat Gernot
ja zum Spaß als „Minimal-Anforderung“ an diese Reise drei gefundene Münzen und
drei rote Vespa-Modelle gestellt. Nun – es sind deutlich mehr geworden, sowohl
was die gefundenen Münzen, als auch die Vespas betrifft. Der Endstand des
Matches lautet – fast schon unglaublich eigentlich – 14 zu 15 zu Gunsten der
Vespa-Modelle. Wobei bei den 15 Vespas das Handtuch mit eingerechnet ist und ob
das als „Vespa-Modell“ durchgeht, könnte man zumindest diskutieren. Die zwei
feschen T-Shirts von Ventimiglia mit den roten Vespas drauf haben wir nämlich
auch nicht gezählt. Also ist das Duell in Wirklichkeit unentschieden
ausgegangen – 14:14. Damit war beim besten Willen nicht zu rechnen, so viele
Münzen haben wir überhaupt noch nie während einer Reise gefunden. Und dabei
haben wir noch zwei Stück – ein 10erl und ein 50erl – bei einer Maut-Zahlstelle
am Boden liegen lassen. Aber wir haben schon die Erfahrung gemachen, dass die
Maut-KassiererInnen diese versehentlich fallen gelassenen Münzen als ihr
Trinkgeld ansehen und es zurückfordern, wenn man es aufhebt. Haben wir schon
mal mit einem feschen 2-Euro-Stück erlebt, also lassen wir solche Münzen
ausnahmsweise liegen.
Vom
Rasthaus „Trofana“ nach Innsbruck sind es vielleicht 60 Kilometer und auch auf
der allerletzten Etappe unserer heutigen Fahrt sind wir bestens vorangekommen.
Daheim in Innsbruck war dann ein perfekter Parkplatz für uns frei, wo wir
bequem unser Moped abladen können. Das haben wir dann auch als erstes getan und
damit ist unsere 78. WoMo-Reise abgeschlossen.
Zwar
haben wir auf dieser Fahrt einige unnötige Stunden in diversen Staus verbracht,
aber das ist nicht das, was uns von dieser Reise in Erinnerung bleiben wird.
Wir haben wieder einmal wunderbare Tage in wunderbarer Umgebung verbracht,
haben wunderbar gegessen, wunderbare Ausfahrten mit unserer Vespa gemacht und
einmal mehr ist uns bewusst geworden, dass wir als Camper einer wirklich
wunderbaren Leidenschaft verfallen sind. Und das Allerbeste ist – wir sind
mitten drin in unserem Camper-Leben, viele Fahrten werden noch folgen, die
nächste spätestens in zwei Wochen.
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