vom 5. Juli bis 10. Juli 2019
von Innsbruck-Grän/Tannheimertal-Kochelsee-Innsbruck - 315 km
Vespa 92 km
Nun ist der Tag also endlich gekommen - für Ilse endet heute ihr
Arbeitsleben. 42 Jahre sind aber auch wirklich genug, die fleißige Ilse hat
sich ihren Ruhestand mehr als nur wohlverdient. Wir sind schon seit Tagen
ziemlich aufgeregt und freuen uns total auf diesen neuen Lebensabschnitt. Am
Freitag ist dann der Countdown-Zähler auf Ilses Handy endlich am Nullpunkt
angelangt und ein letztes Mal ist sie in die Schule nach Zirl raufgefahren.
Heute gar nicht mit dem eigenen Auto, eine Kollegin hat sie mitgenommen. So
kann Gernot gegen 10 Uhr bequem zur WoMo-Garage rüberfahren und die Fahrzeuge
wechseln. Unser Nasenbär scharrt ja eh schon ganz ungeduldig in den
Startlöchern, gestern haben wir schon die Vespa aufgeladen, unser sensibles
WoMo spürt natürlich, dass es wieder losgeht.
Wir haben alles für die Reise eingepackt, der Kühlschrank hängt schon seit
zwei Tagen am Strom, die Getränke sind dementsprechend unverschämt kalt. Gernot
muss nur noch den Paschteller, unsere Notebooks und die Frischmilch einräumen,
dann geht unsere 92. WoMo-Reise los. Sie wird uns ins wunderschöne Tannheimer
Tal hinausführen, wir bleiben also in Tirol. Aber der Campingplatz in Grän
liegt nicht gerade ums Eck, es sind immerhin über 100 Kilometer dorthin.
In Zirl tankt Gernot unsere brave Schnecke randvoll, seit der letzten
Füllung sind wir 536 Kilometer weit gefahren. Und schau an, es passen genau
48,7 Liter in den Tank, das ergibt einen Verbrauch von exakt 9,085 Liter auf
100 Kilometern. Das ist definitiv ein neuer Rekord und hat wohl damit zu tun,
dass wir viel auf Landes- und Bundesstraßen unterwegs waren. Jedenfalls -
Chapeau du braves Häuschen!
Überpünktlich ist Gernot dann vor dem Haupteingang der Neuen Mittelschule
Zirl vorgefahren und schnell war im Autoradio die Falco-CD eingelegt. Titel
Nummer 3 - „Nie mehr Schule“. Und kaum war dann Ilse endlich aus dem Schultor
draußen, drehte Gernot voll auf und alle Umstehenden durften mitswingen. Wir
sind uns lange in den Armen gelegen und die Freude über diesen Moment hat uns
das Pipi in die Augen getrieben. Jetzt ist Ilse in der Pension - jetzt starten
wir unser langersehntes Global-Living - ab jetzt haben wir keine Termine mehr,
die wir nicht selber bestimmen. Man könnte es auch ganz profan so ausdrücken:
Ab jetzt fühlen wir uns absolut frei! Was für ein geiles Gefühl!
Wie wir nach vielleicht zwei Minuten von der Schule weggefahren sind,
dröhnte aus unseren Lautsprechern immer noch volle Pulle „Nie mehr Schule“! Wir
singen aus vollem Hals mit und jetzt hat halb Zirl etwas davon … Wir sind so
happy, wie wir es noch selten zuvor waren. Und das ist absolut gut so!
Nach Grän fahren wir zuerst über die Autobahn bis Silz, dann über den
Holzleiten-Sattel und den Fernpass nach Reutte. In unsere Richtung herrscht
eigentlich kaum ein Verkehr, trotzdem kommen wir nicht richtig voran. Denn ein
Sattelschlepper müht sich ganz schwer die Steigungen hoch und auch auf den
Geraden schafft er kaum einmal einen 60er. Ist uns ziemlich wurscht, zum ersten
Mal erleben wir bewusst, dass wir es ab jetzt eigentlich nie mehr eilig haben
sollten. Obwohl - wir haben heute sogar noch einen Temin. Damit meinen wir
nicht die Zufahrt zum seit Tagen reservierten Campingplatz, sondern ein ganz
spezielles Treffen. Gernot hat bei der Recherche zu seinem letzten Buch eine
Volksschullehrerin aus Nesselwängle kennengelernt. Diese Frau, Birgit Stecher,
hat Gernot die Nesselwängeler Schulchronik aus den Jahren 1944 bis 1945 zur
Verfügung gestellt und damit einen sehr wertvollen Beitrag für „Barfuß durch
Innsbruck“ geleistet. Dafür wollte sich Gernot mit einem Exemplar seines Buches
bedanken und nun hat es sich so ergeben, dass Frau Stecher gemeinsam mit ihren
Kollegen den Schulschluss mit einem Mittagessen feiert - und das ausgerechnet
in jenem Gasthaus in Grän, das genau gegenüber von unserem Campingplatz liegt.
Ein wirklich netter Zufall.
Gegen 12 Uhr 45 sind wir dann am „Comfort-Camping“ Grän eingetroffen und
weil der Platz erst um 14 Uhr seinen Schranken hochfährt, stellen wir uns in
die Wartegasse. Wir sind die ersten Wartenden, sperren unser Häuschen ab und
gehen über die Straße hinüber zum „Limburger Hof“. Da waren wir schon einmal,
das ist ziemlich genau fünf Jahre her. Wir treffen dann sofort Frau Stecher,
sie hat eben in diesem Moment ihr Wiener Schnitzel serviert bekommen. Trotzdem
begrüßt sie uns, Gernot übergibt ihr rasch ein Buch und schreibt noch schnell
eine Widmung hinein. Wir wollen nicht länger stören - also setzen wir uns um
die Ecke an einen Tisch und bestellen uns ein Essen. Das war wie erwartet sehr
gut, sowohl Ilses Schnitzel als auch Gernots Tiroler Leber schmeckten
ausgezeichnet. Bei den letzten Bissen ist dann Frau Stecher an unseren Tisch
gekommen und wir haben uns noch sehr gut unterhalten. Leicht möglich, dass
Gernot bald einmal sein Buch in den Schulen des Tannheimer Tals präsentieren
wird, Birgit Stecher wird es jedenfalls empfehlen. Dann ist es auf 14 Uhr zugegangen
und wir haben uns an der Rezeption angemeldet.
Blitzschnell waren wir eingecheckt und keine 10 Minuten später sind wir
schon voll eingerichtet gewesen. Lange haben wir es aber nicht in unseren
Campingstühlen ausgehalten, sondern haben dem exklusiven Hallenbad am Platz
einen ersten Besuch abgestattet. Wir sind die einzigen Badegäste, nur auf der
Sonnenterrasse befindet sich ein weiteres Paar. So mögen wir das, denn so
können wir in aller Ruhe ein paar Bahnen durch das relativ große Becken ziehen.
Lange halten wir es im drückend schwülen Hallenbad aber nicht aus und lassen
uns auf der Terrasse von der Sonne und vom Wind trocknen. Einfach nur herrlich.
Obwohl der Campingplatz relativ voll ist, herrscht eine schöne Ruhe und man
hört eigentlich nur die vielen Vögel zwitschern. An diesem Sonntag findet ein
großer Bike-Marathon statt und die Strecken führen alle durchs Tannheimer Tal.
Es werden zahllose Bike-Begeisterte erwartet und auch am „Comfort-Camping“ ist
jeder zweite Gast Teilnehmer der Veranstaltung.
Wie wir bei der Anmeldung erfahren haben, dürfen wir als Gäste (seit
neuestem?) auch die Tannheimer Bergbahnen kostenlos benützen. Das war vor fünf
Jahren noch nicht so, aber das soll uns nur recht sein. Wir werden das ziemlich
sicher ausnützen, wir bleiben ja bis Montag hier, da geht sich sicher ein
Gipfel-Ausflug aus. Vielleicht aufs Neuner Köpfle? Das wollen wir uns gleich
einmal anschauen und fahren mit der Vespa nach Tannheim hinüber, von wo der
Lift aufs Neuner Köpfle startet. Es sind nur ein paar Kilometer dorthin und bei
der Liftstation sehen wir, dass es da oben gleich mehrere Almen gibt, die in
weniger als einer Stunde Fußmarsch zu erreichen sind. Das gefällt uns,
vielleicht fahren wir schon morgen hinauf.
Vorerst aber bleiben wir im Tal und wollen zum Vilsalpsee fahren. Das darf man aber mit einem Motorfahrzeug nicht, also blatteln wir halt so ein wenig in der Gegend herum. Dabei kommen wir zu einem „Kaufhaus Lutz“, das aber dramatisch wenig hergegeben hat. Außer überteuertem Touristen-Souvenir-Scheiß hatte das „Kaufhaus“ nichts zu bieten, allenfalls hätten wir noch Wanderstöcke oder einen Bergsteigerhut kaufen können … Wir könnten aber doch eine Kleinigkeit brauchen, für heute Abend haben wir nämlich eine kleine Jause angedacht. Also glühen wir die zehn Kilometer nach Grän zurück und gehen dort formlos in einen großen MPreis-Supermarkt. Schnell sind wir mit Brot, Käse, Wein, Tomätchen und Schoko-Pudding wieder aus dem Laden draußen und fahren zu unserem WoMo zurück.
Vorerst aber bleiben wir im Tal und wollen zum Vilsalpsee fahren. Das darf man aber mit einem Motorfahrzeug nicht, also blatteln wir halt so ein wenig in der Gegend herum. Dabei kommen wir zu einem „Kaufhaus Lutz“, das aber dramatisch wenig hergegeben hat. Außer überteuertem Touristen-Souvenir-Scheiß hatte das „Kaufhaus“ nichts zu bieten, allenfalls hätten wir noch Wanderstöcke oder einen Bergsteigerhut kaufen können … Wir könnten aber doch eine Kleinigkeit brauchen, für heute Abend haben wir nämlich eine kleine Jause angedacht. Also glühen wir die zehn Kilometer nach Grän zurück und gehen dort formlos in einen großen MPreis-Supermarkt. Schnell sind wir mit Brot, Käse, Wein, Tomätchen und Schoko-Pudding wieder aus dem Laden draußen und fahren zu unserem WoMo zurück.
Das Wetter ist schön sonnig, es ist aber nicht zu heiß und so können wir
vor unserem WoMo einen feinen Pasch machen. Den beenden wir dann aber im
Inneren unseres Häuschens, weil es nach Sonnenuntergang schnell frisch wird in
Grän. Kein Wunder, der Ort liegt ja deutlich über 1.100 Meter hoch. Nach dem
Spiel sind wir noch fein zusammengesessen und haben uns - teils still und teils
mit launigen Schmähs - über den Beginn unseres neuen Lebensabschnittes gefreut.
Das war wieder einmal einer der lässigsten Tage unseres Lebens und wir hoffen
sehr, dass wir noch viele solche Tage erleben dürfen.
Samstag, 6. Juli 2019
Beim Aufwachen mussten wir uns beide schnell zwicken um festzustellen - ja,
es ist kein Traum, wir müssen wirklich beide nicht mehr arbeiten gehen. O.k.,
Gernot wird seinen kleinen Berater-Job wohl auch noch die nächsten Jahre über beibehalten,
sonst hätte er überhaupt nix mehr zu tun. Aber mit „arbeiten gehen“ hat der Job
nichts zu tun, das Meiste davon läuft via E-Mail oder Telefonaten. Und natürlich
wird Gernot auch weiterhin Bücher schreiben, aber das ist (zumindest für ihn)
auch keine Arbeit, sondern pures Vergnügen. Das vierte Buch ist eh schon in der
konkreten Planung und die schrittweise (Achtung Wortwitz!) Umsetzung des Plans
erfolgt in den kommenden Wochen. Mensch, ist das alles geil!
Der Tag beginnt mit wolkenlosem Himmel und schon am späten Vormittag ist es
schön warm draußen. Den Vormittag verbringen wir mit einem guten
Kaffee-Frühstück und nach einem Pasch schwingen wir uns auf die Vespa. Es hat
gut und gern 28 Grad und wir fahren in Richtung Gaicht-Pass. Dort haben wir
schon bei der Herfahrt eine vielversprechende, kleine Jausenstation ausgemacht
und dort wollen wir auf einen kleinen Mittags-Snack einkehren.
Die Fahrt dorthin ist ein Traum, außer Radfahrern ist kaum ein Verkehr zu sehen und wir cruisen gepflegt durch unzählige Kurven. Bei der Jausenstation angekommen sind wir vorerst die einzigen Gäste, aber das ändert sich dann rasch. Allzu viel gibt die kleine Speisekarte nicht her, aber mit einem „Haustoast in der Pfanne“ für Ilse und der „Hauswurst“ für Gernot werden wir doch fündig. Die Hauswurst wird als exklusives Produkt aus frischer Schlachtung angepriesen und tatsächlich ist es eine der besten Würste, die Gernot je auf dem Teller gehabt hat. Auch Ilses Toast hat voll entsprochen - übrigens hat der Wirt, als ihn Ilse gebeten hatte, er möge doch die Tomaten weglassen, gemeint: „Dann schneide ich dir statt der Tomaten einen frischen Paprika rein, passt das?“ Sehr nett, der Mann versteht sein Geschäft. Cool war, dass irgendwann eine Corvette Stingray, geschätztes Baujahr 1974, am Parkplatz vorfuhr, solche Karren sind immer eine Augenweide.
Die Fahrt dorthin ist ein Traum, außer Radfahrern ist kaum ein Verkehr zu sehen und wir cruisen gepflegt durch unzählige Kurven. Bei der Jausenstation angekommen sind wir vorerst die einzigen Gäste, aber das ändert sich dann rasch. Allzu viel gibt die kleine Speisekarte nicht her, aber mit einem „Haustoast in der Pfanne“ für Ilse und der „Hauswurst“ für Gernot werden wir doch fündig. Die Hauswurst wird als exklusives Produkt aus frischer Schlachtung angepriesen und tatsächlich ist es eine der besten Würste, die Gernot je auf dem Teller gehabt hat. Auch Ilses Toast hat voll entsprochen - übrigens hat der Wirt, als ihn Ilse gebeten hatte, er möge doch die Tomaten weglassen, gemeint: „Dann schneide ich dir statt der Tomaten einen frischen Paprika rein, passt das?“ Sehr nett, der Mann versteht sein Geschäft. Cool war, dass irgendwann eine Corvette Stingray, geschätztes Baujahr 1974, am Parkplatz vorfuhr, solche Karren sind immer eine Augenweide.
Mittlerweile war ein so heftiger Sturm aufgekommen, dass wir unsere kleine
Vespa in Gefahr sahen. Also schnell, schnell bezahlen und ab mit uns. Am
Retourweg wollten wir eigentlich durch Nesselwängle durchfahren, aber genau bei
der Abzweigung zum Dorf hat es zu regnen begonnen. Das mögen wir gar nicht, das
mag die Vespa nicht und ihre kleinen Reifen mögen das schon überhaupt nicht. Also
mit Vollgas zurück zum Campingplatz. Doch schon nach fünf Minuten hatte der
Regen-Spuk ein Ende und wir sind dann sogar nach Grän hineingefahren und haben
uns vor der Pfarrkirche eingeparkt. Das macht auch insofern Sinn, weil wir
nämlich vor 14 Uhr nicht in den Campingplatz einfahren soll(t)en. Während sich
Gernot gemütlich auf eine der Bänke setzte, ging Ilse in die Kirche hinein und
zündete, wie sie das immer wieder einmal tut, Kerzen für alle unsere Lieben an.
Danach gehen wir eine kleine Runde durchs Dorf, die Schönheit von Grän blüht aber derart im Verborgenen, dass wir ihrer nicht ansichtig werden. Dafür wandern wir ein paar hundert Meter zu einer Weide, auf der ein paar Lamas grasen. Die freuen sich sogar über uns, wahrscheinlich weil wir für etwas Abwechslung sorgen. Sie kommen gleich auf Ilse zu, Gernot geht zur Vorsicht in Deckung, denn die Treffsicherheit der gerne einmal spuckenden Tiere ist bekannt. Sie sind aber brav, lassen sich bereitwillig fotografieren und wie wir wieder weggewesen sind, wird es ihnen auch wurscht gewesen sein.
Danach gehen wir eine kleine Runde durchs Dorf, die Schönheit von Grän blüht aber derart im Verborgenen, dass wir ihrer nicht ansichtig werden. Dafür wandern wir ein paar hundert Meter zu einer Weide, auf der ein paar Lamas grasen. Die freuen sich sogar über uns, wahrscheinlich weil wir für etwas Abwechslung sorgen. Sie kommen gleich auf Ilse zu, Gernot geht zur Vorsicht in Deckung, denn die Treffsicherheit der gerne einmal spuckenden Tiere ist bekannt. Sie sind aber brav, lassen sich bereitwillig fotografieren und wie wir wieder weggewesen sind, wird es ihnen auch wurscht gewesen sein.
Wir fahren zum Platz zurück und exakt um 14:01 entern wir den inzwischen
geöffneten Schranken. Schnell sitzen wir in unseren feinen Stühlen und strecken
die Beine aus. Herrlich!
Neben uns erfreut uns dann ein blondgelockter Jüngling mit ebenso
erstklassigen, wie spektakulären Yoga-Übungen. Der Typ hat es echt drauf und
zeigt Sachen, für die wir beide blitzartig im Streckverband landen würden. Er
ist mit einem gut 20 Jahre älteren Mann unterwegs, für Vater und Sohn bzw. für
Arbeits- oder Sportkollegen scheinen sie um eine Spur zu vertraut miteinander
zu sein.
Aber hey - was geht uns das an? Glückliche und zufriedene Menschen, das alleine zählt - und die beiden verstehen sich offensichtlich sehr gut. Anders übrigens als das Paar hinter uns, denn die haben untereinander einen Ton drauf, dass wir uns deshalb schon ein paar Mal fassungslos angeschaut haben. So würden und könnten wir gar nicht miteinander umgehen, da hätten wir uns schon lange vorher getrennt. Aber die brauchen das scheinbar, nur bei der Zuneigung zu ihrem (zugegeben sehr süßen) Hündchen sind sie sich einig. Na wenigstens etwas …
Aber hey - was geht uns das an? Glückliche und zufriedene Menschen, das alleine zählt - und die beiden verstehen sich offensichtlich sehr gut. Anders übrigens als das Paar hinter uns, denn die haben untereinander einen Ton drauf, dass wir uns deshalb schon ein paar Mal fassungslos angeschaut haben. So würden und könnten wir gar nicht miteinander umgehen, da hätten wir uns schon lange vorher getrennt. Aber die brauchen das scheinbar, nur bei der Zuneigung zu ihrem (zugegeben sehr süßen) Hündchen sind sie sich einig. Na wenigstens etwas …
Am Nachmittag legen wir uns dann ein bisschen nieder und wie wir aufwachen,
führt uns der erste Weg in das Hallenbad. Heute ist bedeutend mehr los als
gestern, also schleichen wir uns bald einmal wieder. Aber ein paar Längen sind
wir doch geschwommen und eine feine Abkühlung war es obendrein. Auch wenn die
heute gar nicht notwendig war, denn über 28 Grad ist die Temperatur heute nicht
gekommen. Eh fein.
Um kurz nach 18 Uhr sind wir dann hoffnungsfroh ins platzeigene Restaurant
geschritten, dass uns von unseren zwei vorigen Besuchen noch in bester
Erinnerung geblieben ist. Der Laden dürfte nichts von seiner Attraktivität
eingebüßt haben, denn es war kein einziges, mickriges Plätzchen frei. Und wir
bräuchten ja sogar zwei! Aber der nette Chef garantierte uns einen Platz für 20
Uhr. Na bestens - und bis dahin? Nun, zuerst haben wir einen ausgedehnten
Spaziergang gemacht, Gernot wollte überhaupt bis nach Grän latschen. Aber Ilse
erinnerte ihn an die Infrastruktur des Dorfes, wir konnten uns an kein Gasthaus
erinnern. Obwohl es sicher welche gibt dort, aber aufs Gerate-Wohl die zwei
Kilometer hin pilgern? Nein! Auch der „Limburger Hof“ scheidet aus, jeden Tag
wollen wir auch keine 45 Euro für unser Essen hinlegen. Also sind wir zum WoMo
zurückspaziert, Gernot hat sich einen Notfall-Schoko-Pudding einverleibt und
danach ein wenig unseren Blog frisiert. Dabei vergeht die Zeit am schnellsten
und zack, war es 19:53, Zeit zum Aufbruch. Unser Tischchen war schon gedeckt
und der Chef verblüffte uns damit, dass er sich an uns erinnerte. Das ist über fünf
(!!) Jahre her, dass wir zuletzt hier waren, der Mann muss ein Gedächtnis wie
ein Elefant haben. „Ich dachte es war vor zwei Jahren“, lachte er und freute
sich mit uns. Das Essen war wieder richtig gut, auch wenn sich Ilse ein klein
wenig über zu weich gekochte Kartoffel in ihrem „Tiroler Gröstl“ mokierte. Das
sollte man sich halt auch nicht von Bosniern machen lassen 😊 Gernot ist da mit seinen
„Spaghetti Carbonara“ viel besser weggekommen, wären sie mit Speck anstatt
Schinken dahergekommen, dann hätten sie auch in Italien reüssieren können …
Sehr gesättigt sind wir dann auf unseren Platz zurückgeschlurft und haben
einen feinen Pasch im Freien angefangen. Aber nicht für lange, denn bald einmal
hat uns blitzartig einsetzender Regen vertrieben. Das ist so schnell gegangen,
dass sogar unsere Pasch-Zettel ganz schön eingenässt worden sind, sie waren
gerade noch brauchbar.
Der Regen hat sich dann zunehmend in ein Gewitter mit Sturmböen verwandelt
und es hat geblitzt und gekracht am Platz. Irgendwann haben wir dann unseren
Nachbarn verzweifelt am Stromkasten hantieren gesehen und gleich ist noch ein
anderer Camper dazugekommen. Wir haben dann auch nachgeschaut - tatsächlich,
zumindest unsere Platz-Reihe hat keinen Saft mehr. Uns kann das ja relativ
wurscht sein, Ilse hat sofort den Kühlschrank auf Gasbetrieb umgestellt -
Problem gelöst bzw. entschärft. Aber bei unseren Nachbarn machte sich leichte
Panik breit, denn ohne Strom kein Fernsehen. Es hat sich dann ein Mann geopfert
und ist zum Haupthaus raufgegangen, im strömenden Regen und nach 21 Uhr 15. Ob
ihm da noch jemand aufmacht? Aber, schau an, keine zehn Minuten waren wir alle
wieder stromversorgt und der Fernsehabend war gerettet. Für uns nicht, wir
haben halt noch einmal den Kühlschrank umgeschaltet und damit war unser
heutiges Tagwerk endgültig vollbracht. Das wird eine kalte Nacht abgeben,
draußen hat es jetzt schon keine 16 Grad mehr …
Der Tag beginnt mit erstaunlich tiefen Temperaturen und mit strömenden
Regen. Die armen Biker! Die Dame links von uns gibt entnervt auf, packt ihr
Mini-Zelt zusammen und pfeffert es in ihren blauen Audi. „Ich fahr nach Hause,
da ist es schön warm, tschüss!“ Und weg war sie. Ganz anders der vielleicht
45-jährige Mann rechts neben uns. Der schält sich in aller Ruhe aus seinem
Zelt, zieht sich völlig unbeeindruckt vom Starkregen und den gerade einmal 12
Grad die Regenschutzkleidung an und kontrolliert mehrmals seine Ausrüstung. Er
steht gut und gern eine Viertelstunde im heftigen Dauerregen, dann setzt er
sich seine Sonnenbrille auf und mit einem Lächeln im Gesicht fährt er los. Da
war es noch nicht einmal 6 Uhr! Respekt! Wir hingegen kuscheln uns lieber noch
ein wenig tiefer in unsere Bettdecken und schlafen eine weitere Runde. Es läuft
uns ja nix davon …
Der heutige Tag wird nicht von grenzenloser Aktivität unsererseits geprägt
sein, das steht spätestens nach dem Frühstück fest, denn da ist es schon 10 Uhr
30. Ein Teil des Bike-Marathons führt direkt am Campingplatz vorbei und wir
sehen hunderte Radler bei uns vorbeizischen. Da muss man dafür gemacht sein,
für uns wäre das jedenfalls nichts, da sind wir viel zu bequem dafür. Ist ja
auch o.k.
Am Platz sehen wir übrigens zum ersten Mal einen Tesla, Modell X, der einen
mächtigen Wohnwagen aus Holland hierher gezerrt hat. Eine echte Premiere für
uns, bis jetzt haben wir höchstens einmal ein E-Auto auf dem Anhänger eines
WoMo gesehen, so wie wir halt unsere Vespa mit dabeihaben. Aber als Zugfahrzeug
haben wir das noch nie gesehen und es wird unter Garantie nicht das letzte Mal
gewesen sein. DAS lässt sich zum Glück nicht mehr aufhalten …
Wir machen dann einen feinen Pasch und während dieser eineinhalb Stunden
bessert sich das Wetter soweit, dass wir eine Ausfahrt mit der Vespa wagen
können. Weil es schon knapp vor 12 Uhr ist, wir aber noch nicht ganz
hergerichtet sind, fährt Gernot das Moped schon einmal aus dem Platz raus, denn
mit der Mittagsruhe ist man streng hier in Grän. Ist durchaus auch in unserem
Interesse.
Bald danach sind wir dann abfahrtbereit und wir glühen nach Nesselwängle
rüber. Den Ort wollen wir uns unbedingt anschauen, Gernot hat sich ja für sein
Buch intensiv mit diesem Dorf beschäftigt. Weit ist es nicht dorthin, der Weg
führt uns am Haldensee vorbei und schon sind wir da. Nesselwängle ist kein
kleines Dorf, Nesselwängle ist ein winziges Dorf. Es besteht aus keinen fünfzig
Häusern und viele davon sind schon vor 70 Jahren an derselben Stelle gestanden
wie heute. Das lässt sich gut erkennen, auch wenn wahrscheinlich kaum eines der
Bauernhäuser noch in seinem Ursprung erhalten geblieben ist. Ein Dorfzentrum in
dem Sinn gibt es nicht, in Kürze wird ein neues Gemeindezentrum samt Schule den
Mittelpunkt Nesselwängles darstellen.
Gasthaus oder Geschäft hätten wir keines gesehen, Hotels, Pensionen und Fremdenzimmer-Vermieter aber sehr wohl. Wie gesagt, durch das Dorf ist man mit der Vespa schnell durch, auch wenn man, wie wir, mit keinen 30 km/h unterwegs ist. Immerhin finden wir dann noch ein nettes Fotomotiv, an einem Zaun des Kindergartens sind eine ganze Menge Kinder-Gummistiefel aufgehängt, das schaut wirklich süß aus. Und das war letztlich die Top-Attraktion von Nesselwängle, also machten wir uns auf den Heimweg.
Am Haldensee sind wir dann noch einmal kurz stehen geblieben, denn ein Verkehrsschild „Achtung Enten“ haben wir auch noch nie gesehen. Das musst unbedingt verewigt werden - bitteschön.
Gasthaus oder Geschäft hätten wir keines gesehen, Hotels, Pensionen und Fremdenzimmer-Vermieter aber sehr wohl. Wie gesagt, durch das Dorf ist man mit der Vespa schnell durch, auch wenn man, wie wir, mit keinen 30 km/h unterwegs ist. Immerhin finden wir dann noch ein nettes Fotomotiv, an einem Zaun des Kindergartens sind eine ganze Menge Kinder-Gummistiefel aufgehängt, das schaut wirklich süß aus. Und das war letztlich die Top-Attraktion von Nesselwängle, also machten wir uns auf den Heimweg.
Am Haldensee sind wir dann noch einmal kurz stehen geblieben, denn ein Verkehrsschild „Achtung Enten“ haben wir auch noch nie gesehen. Das musst unbedingt verewigt werden - bitteschön.
Dann aber nix wie zurück zum Campingplatz, das Wetter wird nicht mehr lange
trocken bleiben, es hat schon zu nieseln begonnen. Letztendlich schaffen wir es
gerade noch ohne Einweichung zum WoMo zu kommen, weil aber offensichtlich ein
heftiges Gewitter droht, entscheiden wir uns sofort die Vespa aufzuladen. So
kann sie uns nicht umgeweht werden. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn
wir haben es wirklich in allerletzter Sekunde geschafft, unser Moped am Träger
festzubinden und abzudecken, dann ist am Platz schon schwerer Regen
niedergegangen. Es hat geblitzt und gedonnert und genau wie der Wetterbericht
vorhergesagt hat, hagelte es plötzlich. Zwar nur in kleinen Körnchen, aber
Hagel ist Hagel und wir waren sehr froh, dass unsere rote Italienirin fest am
Popo unseres WoMos vertäut war.
Das Unwetter nutzten wir für ein kleines Schläfchen, denn nie fühlen wir
uns in unserem Häuschen geborgener, als wenn es draußen stürmt und gewittert.
Dann haben wir einen Pasch angefangen, aber stetig aufkommender Hunger hat uns
das Spiel unterbrechen lassen. Heute haben wir gleich einen Tisch bekommen und
wieder haben wir gut gespeist. Ilse hat sich ein Wiener Schnitzel gegönnt und
Gernot Cevapcici mit Pommes. Die Bestellung hat der Chef persönlich aufgenommen
und mit einem lässigen „Weißwein süß gespritzt für die Dame und für dich ein
großes Bier?“ hat er erneut unter Beweis gestellt, dass er echt ein gutes
Gedächtnis hat. Sein Laden ist schließlich gleich mehrmals am Tag voll
ausgebucht, da muss man sich an die Getränke der einzelnen Gäste erst erinnern
können.
Wir spazieren danach eine schöne Runde über den Platz und ziehen uns dann
in unser Schneckenhaus zurück. Bezahlt haben wir auch schon, der „Comfort-Camping“
Grän ist kein billiger Platz, wir haben über 43 Euro pro Tag abgelegt. Passt
schon, wir haben schließlich auch etwas zu feiern gehabt.
Gernot schläft dann schon, als plötzlich sein Telefon klingelt - Nadja und
Christian sind dran. Sie sind zurzeit in Kolumbien und es geht ihnen absolut
wunderprächtig. Weil die Verbindung heute gar so gut ist, schalten wir später
auf Video um und Nadja geht mit uns hinunter ans Meer. Sie stehen ja mit ihrem
Camper direkt am Strand, wieder einmal kostenlos und verbringen einen
traumhaften Urlaub. Jetzt sind sie schon weit über ein Jahr lang weg und sie
werden erst Ende Jänner zurückkommen. Da werden wir gar nicht daheim sein, denn
wahrscheinlich kommen wir erst irgendwann Mitte Februar aus Indien zurück. Ja,
ja - das Reisen ist der Zimmermanns (und natürlich auch des Christians) Lust.
Wir reden über eine halbe Stunde miteinander, Gernot hält zwischendurch
sein Handy aus dem Fenster und zeigt Nadja und Christian die Bergkulisse des
Tannheimer Tals. Das wird in Kolumbien mit vielen „Aaahs“ und „Ooohs“
kommentiert, man merkt sogar ein klein wenig die Sehnsucht der beiden nach den
heimatlichen Bergen. Wen würde es wundern …
Morgen geht es weiter, wir werden aber nicht nach Hause fahren, sondern dem
Kesselberg einen weiteren Besuch abstatten. Das ist schließlich unser
erweitertes, zweites Wohnzimmer. Wir freuen uns schon drauf.
Montag, 8. Juli 2019
In der Nacht hat es teilweise derart heftig geregnet, dass wir mehrmals
davon wachgeworden sind. Na servas, in einem Zelt möchte man da wirklich nicht
übernachten. Noch dazu bei 11 Grad, brrrr!
Irgendwann nach 8 Uhr sind wir dann aufgestanden und haben gleich mal mit
der Heizung für erträgliche Temperaturen im Inneren gesorgt. Nach einem
Kaffeefrühstück mit Marmorkuchen machen wir uns dann für die Abfahrt bereit.
Unser Aufbruch-Programm reduziert sich heute um das Aufladen der Vespa,
dementsprechend schnell sind wir damit fertig. Das Wetter schaut gut aus, zum
Fahren ist es ideal. Es regnet praktisch nicht, nur ab und zu tröpfelt es ein
bisschen.
Wir fahren über Pfronten und werden bis zum Kesselberg nur über
Bundes- und Landesstraßen fahren. Gleich einmal hinter der Grenze müssen wir scharf abbremsen, weil sich zwei Kühe bequemen, direkt vor uns die Straße zu queren. Die haben die volle Ruhe draufgehabt und sind ziemlich unbeeindruckt von unserem Nasenbären ihrer Wege gegangen. Sonst hat uns keinerlei Verkehr mehr aufgehalten, es ist
schon fein, an einem Werktag unterwegs zu sein. Irgendwann taucht dann das
berühmte Schloss Schwanenstein kurz aus dem Nebel auf, ein wunderschönes Bild,
das unsere Kamera leider nur ungenügend abbilden kann.
So kommen wir ohne Stress und völlig relaxed am Campingplatz am Kochelsee
an. Nach herzlicher Begrüßung durch Gitti und Luis stellen wir uns in der Nähe
des Waschhauses ab, neben dem Wohnwagen von Patrick, der Küchenhilfe. Der
begrüßt uns ebenso freundlich wie Platzkater Gustl. Wir verwöhnen die schöne
Katze dann gleich mit einer Portion Knuspertaschen und später erfahren wir,
dass Gitti und Luis leider vergessen haben, Katzenfutter einzukaufen, bis
übermorgen muss Gustl also darben bzw. sich selber versorgen. Sollte kein
Problem sein, schließlich wird Gustl praktisch jeden Tag mit einer Maus im Maul
gesehen. Jetzt muss er seine Beute halt auch einmal auffressen und nicht nur
großzügig verschenken …
Nach keinen zehn Minuten sind wir schon campingtechnisch eingerichtet, auch
die Vespa ist vom Träger gelassen. Also gehen wir essen und kommen wieder
einmal nicht am Seelachs in der Knusperpanade (Gernot) und Rührei mit Schinken (Ilse)
vorbei. Sehr gut. Ilse kriegt dann das Fotoalbum ausgehändigt, das Ingrid über
die 60er-Feier angefertigt und an den Kesselberg geschickt hat. Es ist
ausgesprochen nett geworden und wird uns immer an diesen Festtag Ilses erinnern
- großes Dankeschön!
Den Nachmittag verbringen wir mit Paschen und einem feinen Schläfchen, die
Vespa bleibt den ganzen Tag über abgedeckt am Platz stehen. Obwohl das Wetter
eine Ausfahrt zulassen würde - na ja, es ist nicht gerade übertrieben warm (20
Grad) und es könnte schon zu regnen beginnen. Aber im Prinzip sind wir schon
sehr froh über diese vorübergehende Abkühlung, denn Ende Juni haben wir
wirklich brutal geschwitzt in Innsbruck. Kein Wunder, verzeichnete die schöne
Stadt doch mit 38,5 (!!) Grad den heißesten Juni-Tag seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen. Also haben wir mit etwas frischeren Temperaturen echt
kein Problem.
Regelmäßig kommt Gustl vorbei, springt mit einem Satz in unser WoMo herein
und lässt sich mit Knuspertaschen abfüttern. Morgen müssen wir uns um Nachschub
kümmern … Wir gehen dann auch essen und schon wieder kriegt Gernot die
allerletzte Portion „Tafelspitz in der Meerrettichsauce“. Ilse lässt sich Reiberdatschi
mit zwei Spiegeleiern schmecken. Perfekt!
Danach gehen wir eine große Platzrunde und genießen den lauen Abend. Es
beginnt dann doch noch zu tröpfeln und wir ziehen uns in unsere Schnecke
zurück. Später bringt Gernot noch etwa unseren Blog in Fasson und natürlich
lassen wir auch diesen Tag mit einem Match am Paschring ausklingen. Ein schöner
Tag geht zu Ende und wir fallen lange vor Mitternacht müde in unsere Betten.
Müde von was eigentlich? Von unserem schönen Leben - was kann es Schöneres geben …?
Unser Hochzeitstag! Vor acht Jahren haben wir in Hallstatt geheiratet und
wir können wirklich sagen, dass wir diese Entscheidung nicht eine Sekunde lang
bereut haben. Wir gehören zusammen und wir bleiben zusammen. So einfach ist das
und so schön ist das!
Heute gönnen wir uns zur Abwechslung das „große Frühstück“, also mit Käse
und Schinken. Gernot macht sich dann den Spaß und sagt zu Luis: „Das bestellen
wir heute nur, damit es nicht auffällt, wenn wir bei unserem nächsten Besuch
nur große Frühstücke bestellen werden.“ Hintergrund des Gags: Wir sind ja von
Luis und Gitti auf einen zweitägigen Aufenthalt auf ihrem Campingplatz
eingeladen, inklusive aller Mahlzeiten, ein Geschenk zu Ilses 60. Geburtstag.
Luis konnte darüber aber nur lachen und meinte, in seiner typischen, trockenen
Art: „Ich würde es ganz genau so machen, wir Tiroler sind halt ein listiges
Bergvolk.“ Wir hätten noch je zwei weichgekochte Eier und Orangejuice dazu
bestellen sollen …
Vormittag holt sich dann Gustl den letzten Rest der Knuspertaschen, jetzt
ist endgültig Ebbe, wir „müssen“ unbedingt Nachschub besorgen. Das wird sich
machen lassen, das Wetter ist auf der schöneren Seite und wir können eine
Ausfahrt mit der Vespa wagen. Aber noch nicht, zuerst muss das Quecksilber auf
über 20 Grad steigen, darunter geht gar nix. Die Zeit bis dorthin vertreiben
wir uns mit Würfeln, was sonst.
Kurz nach Mittag ist es uns dann warm genug und wir rücken mit unserem
roten Roller aus. Wir haben Jacken und Handschuhe an, trotzdem spüren wir den
frischen Fahrtwind deutlich - aber es geht. Wir haben kein Ziel, fahren einfach
nach Kochel rüber und von dort in Richtung Benediktbeuren. Es herrscht
praktisch kein Verkehr, das Cruisen über die kurvige Landesstraße ist einfach
purer Spaß.
Wir statten dann ALDI einen schnellen Besuch ab, kaufen mit
Schoko-Puddings, zwei 5er-Packungen Kaugummis, Mini-Schokoladen,
Duft(!)-Müllsäcken, Geschirrspülmittel und einem Bounty aber nur Kleinigkeiten.
Und natürlich Katzenfutter - gleich drei Packungen Knuspertaschen, speziell für
Gustl. Übrigens haben wir für alles zusammen keine 8 Euro bezahlt, das geht.
Wir fahren anschließend nach Benediktbeuren hinein, bleiben aber gar nicht
stehen. Wir haben keine große Lust zum Herumspazieren, also fahren wir einfach
so ein bisserl herum und finden sogar zu einem Wohnmobil-Stellplatz. Der ist
auf dem Gelände eines aufgelassenen Tennisplatzes eingerichtet, die WoMos
stehen direkt am roten Sand. Den kann man dann wahrscheinlich noch wochenlang
aus allen denkbaren Ritzen herauskratzen. So wie es uns mit den winzigen Blüten
vom Campingplatz in Ceriale geht - seit mehr als einem Jahr tauchen sie immer
wieder einmal wo auf, die werden wir noch lange nicht endgültig los sein …
Am Retourweg machen wir bei einem Rastplatz Halt, setzen uns auf eine Bank,
das zufällig noch seit Grän mitgeführte Mineralwasser lassen wir uns wie
Champagner schmecken. Ein schneller Blick zum Himmel sagt uns dann, dass es
nicht mehr lange trocken bleiben wird, also ab mit uns zum Kesselberg. Es hat
dann aber nur ganz leicht genieselt, trotzdem waren wir froh, trockenen Fußes
und vor allem mit trockenen Reifen angekommen zu sein. Schnell war unser braver
Roller abgedeckt und wir gönnten uns nach der lässigen Fahrt ein fesches
Nachmittagsschläfchen. Natürlich nicht, ohne vorher Gustl mit Futter zu
versorgen, er hat buchstäblich schon auf uns gewartet …
Das Abendessen hat dann natürlich wieder voll entsprochen, Ilse hat sich
ein Wiener Schnitzel bestellt und Gernot delektierte sich am bekannt köstlichen
Cordon Bleu. Den Tag ganz rund gemacht hat dann noch ein Münzfund -
unglaublich, dass man das gleißend glänzende, funkelnagelneue 50 Cent Stück
übersehen kann - aber zwei Camper sind achtlos daran vorbeimarschiert, Gernot
hat sich dann sehr gerne gebückt dafür. Das ist übrigens bereits der zweite
Münzfund dieser Fahrt, in Grän hat Gernot schon ein 1 Cent Stück vom Boden
aufgeklaubt - es ist übrigens genau neben dem schon erwähnten Tesla gelegen.
Den letzten Abend unserer 92. WoMo Reise haben wir dann fein im WoMo
verbracht, zwischendurch hat uns Kater Gustl noch einmal etwas Futter
abgebettelt, sehr süß. Natürlich haben wir auch unseren Hochzeitstag mit einem
Pasch ausklingen lassen - was für tolle Tage, was für eine lässige Zeit.
Mittwoch, 10. Juli 2019
Es geht wieder heimwärts, aber vorher geht’s noch zum Frühstück ins
Campingplatz-Restaurant. Heute wieder ein kleines Frühstück plus Extra-Kaffee,
das genügt uns im Normalfall. Ilse bleibt dann noch ein bisschen mit Gitti am
Tisch sitzen, Gernot beginnt derweil mit den Vorbereitungshandlungen zur
Abreise. Also Vespa abdecken, die Sonnenschutz-Matten im Führerhaus abbauen,
seinen Platz penibel aufräumen und einiges mehr. Die brave Ilse leert dann
unsere Klokassette aus - wieder ganz alleine, Gernot hat das schon wieder nicht
mitgekriegt. Denn das schwere Trumm sollte sie echt nicht alleine zur
Entsorgungsstation schleppen müssen … Gemeinsam haben wir dann noch die Vespa
auf ihren Träger gewuchtet - da machen die anderen Camper oft ganz große Augen,
mit welcher Effektivität das machen. Wenn das fünf, sechs Minuten lang dauert,
dann ist es schon viel …
Beim Retourfahren haben wir mit unserem WoMo übrigens eine Maus überrollt.
Die hat uns mit Sicherheit Kater Gustl als „Geschenk“ unter das Wohnmobil
gelegt. So wie wir das mit seinem Futterschüsselchen machen, denn das stellen
wir über Nacht unter Elisabettas Wohnwagen. Nun ist die Maus flach wie eine
Briefmarke und wenn er wollte, dann könnte sie Gustl jetzt mit einem Strohhalm
zu sich nehmen … Grausig war dann auch noch der Anblick von Gustls
Futterschüssel, denn dort hatten sich innerhalb von zehn Minuten vier fette
Nacktschnecken über sie letzten Knuspertaschen hergemacht. Die haben das Zeug
gefressen, dass es nur so gekracht hat. Es hat dann mindestens zehn Minuten und
20 Liter heißes Wasser lang gedauert, bis Gernot die Plastikschüssel vom
ekligen Schlatz der Schnecken gesäubert hatte …
Wir gehen uns dann verabschieden und umarmen unsere Freunde Gitti und Luis.
Natürlich werden wir auch in diesem Jahr wieder gemeinsam zum Törggelen nach
Südtirol fahren. Und zum ersten Mal werden wir nicht an einem Wochenende zum
Tommele-Hof fahren, denn ab jetzt können wir uns den Wochentag aussuchen. Geil!
Die Fahrt ins heimatliche Innsbruck ist dann vollkommen unspektakulär
verlaufen und gegen 11 Uhr 30 sind wir bei unserer WoMo-Garage angekommen.
Schnell waren die Fahrzeuge getauscht und die Vespa abgeladen - somit ist auch
unsere 92. WoMo Geschichte. Die erste Reise mit Ilse als Pensionistin. Wann wir
wieder aufbrechen? Das wissen wir gar nicht genau, mal schauen. Kommenden
Dienstag hat Gernot ab 14 Uhr eine einstündige Sendung auf Radio U1, wo er über
seine Bücher sprechen wird. Danach sollten wir uns auf das vierte Buchprojekt
vorbereiten, diesmal ist ja Ilse voll eingebunden. Mehr wollen wir an dieser
Stelle aber noch nicht verraten, wer redet schon gerne über ungelegte Eier …?
Wirklich schön zu lesen, dass es euch so gut geht. Gratuliere nochmal herzlichst zur Pensionierung Ilse, das hast du dir mehr als verdient! Wenn ich das alles so lese, bekomme ich tatsächlich ein bisschen Heimweh. Aber die Freuden Kolumbiens helfen mir da zum Glück darüber hinweg.
AntwortenLöschenNadja schreibt übrigens auch gerade an unserem Blog, so wird es also bald unseren ersten Kolumbien-Eintrag geben. Jetzt sind es circa noch sieben Monate bis zu unserer Rückkehr. Wir werden sie vollstens genießen, bald ja auch mit Generali-Steve, was uns sehr freut.
Danke auch nochmal dass ihr zu allem schaut, das macht uns das Reisen viel leichter. Schön, wenn man sich auf die Lieben zuhause so verlassen kann! Wir freuen uns auf jeden Fall für euch und für uns. Auf dass alles weiterhin so gut läuft!
Freu mich schon auf den nächsten Eintrag, bis dahin alles Liebe aus Südamerika. Die verpassten Feste eerden wir auf jeden Fall nachholen, wenn zwar nicht im Original aber sicher nicht mit weniger Freude. Ganz liebe Grüße an die Heimat und "hasta pronto"!