Montag, 22. Juli 2019

93. WoMo-Fahrt "Schon wieder Urlaub bei Freunden"

vom 18. Juli bis 22. Juli 2019 
von Innsbruck-Viscosprano/Albinga-Lago di Piano-Innsbruck -  606 km
Vespa 101 km
Donnerstag, 18. Juli 2019
Am Dienstag dieser Woche hatte Gernot die Gelegenheit, beim Tiroler Radiosender U1 eine Stunde lang über seine Bücher zu sprechen. Moderatorin Sunny Rabl führte gekonnt durch die Sendung und so sind das - hoffentlich auch für die Hörerinnen und Hörer - kurzweilige 60 Minuten geworden. Am Schluss widmete Gernot die letzte Musiknummer („Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient“) unseren lieben Freuden Hans und speziell Ingrid, sie ist ja ein großer Udo-Jürgens-Fan. Jedenfalls hat man sich in Bad Salzuflen sehr gefreut drüber.


Am Mittwochvormittag waren wir uns noch sicher, dass wir so bald nicht mit dem WoMo wegfahren werden, aber nur ein paar Stunden später haben wir dann schon unsere 93. Reise geplant. So schnell geht’s manchmal … Es hat sich nämlich ergeben, dass unser Freund Andreas aus Hamburg mit seinem E-Bike nach Kroatien (!!!) radeln will - und da muss er ja zwangsweise durch Österreich durch. Er ist gerade in Altötting, also wollten wir ihn irgendwo im Salzburgerischen „abfangen“ und ein paar nette Stunden mit ihm verbringen. Wir haben also unser Häuschen reisefertig gemacht, eine unserer Lieblingsbeschäftigungen! Übrigens haben wir diese Woche ein schönes Regal von IKEA in unserer WoMo-Garage aufgebaut. Besser gesagt: Ilse hat aufgebaut, Gernot hat dabei die eher niederen Handwerkerhilfsdienste verrichtet, Schrauben fest anziehen und so. Das Regal ist nicht nur sehr praktisch, Ilse hat einen Rundum-Staubschutz drangenäht und jetzt schaut das Ding richtig hübsch aus.
Wir haben also gegen Mittag unser Schneckchen eingeräumt und waren de facto abfahrtsbereit. Gernot hat dann Andreas angerufen, wo er denn gerade umgeht. Tja - er musste seine E-Bike-Tour leider abbrechen und schleunigst mit dem Zug nach Hamburg zurückfahren - ein privater Notfall, sein Töchterchen ist krank geworden. Alles Gute, wir sehen uns dann halt ein anderes Mal.
So - und jetzt? Ohne Grund fahren wir sicher nicht nach Salzburg, also muss eine Alternative her. „Wir laden die Vespa auf und fahren ein paar Tage an den Lago di Piano“, hat dann Gernot vorgeschlagen und sofort haben wir den Plan begonnen umzusetzen. Schnell noch die Fahrzeuge getauscht, dann rüber zur Wohnung die Notebooks holen und den Roller aufladen. Das hat zusammengerechnet keine halbe Stunde gedauert und schon waren wir unterwegs in Richtung Tiroler Oberland. Wir werden nicht bis nach Carlazzo durchfahren, auch wenn der Ort am Lago di Piano nur knapp über 300 Kilometer weit entfernt liegt. Aber es ist bei unserer Abfahrt bereits früher Nachmittag und zu spät wollen wir nicht am Campinglatz „Ranocchio“ ankommen.
Wir kommen bestens voran, in unsere Richtung herrscht wenig Verkehr und wir können genau unser Tempo fahren. In Prutz tanken wir unsere Schnecke voll, so entgehen wir den viel teureren Sprit-Preisen in der Schweiz (ca. 1,70 Euro der Liter Diesel) oder in Italien (ca. 1,60 Euro/Liter). Übrigens haben wir diesmal die 10 Liter/100 km Grenze nur haarscharf verpasst - auf den letzten 383,6 Kilometern haben wir 38,64 Liter Diesel verbraucht, das sind exakt 10,072 Liter je 100 km. Braves Häuschen.

An der Grenze zur Schweiz werden wir heute ausnahmsweise einmal nicht aufgehalten, die beiden Grenzbeamten winken uns lässig weiter. Schön, denn dann brauchen wir sie wegen unserer zu vielen Biere und wegen unserer Würsteln und Salami nicht anlügen. Wer tut das schon ohne Not …
Im Engadin sind wir dann teilweise völlig alleine auf der Straße unterwegs, bis St. Moritz sind wir von keinen fünf Fahrzeugen überholt worden. Im Nobelort selber ist heute deutlich mehr los als noch vor ein paar Wochen, den Grund dafür sehen wir dann außerhalb von St. Moritz - ein internationales Polo-Turnier. Das Spielfeld grenzt übrigens direkt an jenen Parkplatz, auf dem wir bei unserer letzten Fahrt an den Lago di Piano übernachtet hatten. Heute ist der Platz wegen des Turniers schon sehr ausgelastet, aber wir haben ohnehin ein anderes Ziel.

Seit unserer Polizeikontrolle wissen wir, dass man auf den Parkplätzen der Liftbetreiber gratis übernachten darf, die würden das tolerieren. Diese Auskunft ist immerhin von einem Schweizer Polizisten gekommen und die werden das schon wissen. Also haben wir uns zuerst den spektakulären Maloja-Pass hinuntergeschraubt und sind dann bis knapp vor Stampa gefahren, wo sich eine Liftstation befindet. Schnell waren wir eingeparkt, wir stehen allerdings derart schief nach links, dass Ilse beinahe aus ihrem Bett herausrollt. O.k., das ist ein bisschen übertrieben, aber so schief sind wir auch noch selten gestanden … Aber es geht, ist ja nur für eine Nacht. Wir stehen übrigens genau unterhalb einer gigantischen Staumauer, zugegeben ein klein wenig mulmig ist einem dabei schon. Aber den einen Tag wird sie ja wohl noch halten … Die Gegend hier ist ein Wander- und Kletterparadies, die meisten Benützer der Liftgondel sind mit Rucksäcken, Seilen und anderem Kletterzeugs ausgerüstet.

Wir machen uns dann mit Käse und Salami eine feine Abendjause und nach einem gepflegten Pasch begeben wir uns irgendwann gegen 23 Uhr in die Waagrechte. Schön ist es hier und wie der starke Pendlerverkehr dann nachgelassen hat, ist es auch eine recht ruhige Nacht geworden. Auch wenn wir unmittelbar neben der Hauptstraße stehen.

Freitag, 19. Juli 2019
Gleich nach dem Aufwachen um 7 Uhr war klar, dass wir so rasch als möglich aufbrechen sollten. Vor allem aus Gründen der Fairness, denn wir wollen den vielen Wanderfreunden nicht unnötig einen Parkplatz verstellen. Ist ja irgendwie eh der ihrige … Ein herrlich duftender Guter-Morgen-Kaffee geht sich aber natürlich schon noch aus und derart gestärkt fahren noch vor 8 Uhr morgens ab. Ohne jegliche Verzögerung kommen wir dann nach Italien, weder am Schweizer- noch am Italienischen Grenzbalken ist auch nur ein Hauch von einem Beamten zu sehen - Buongiorno bella Italia! Jetzt sind es nur mehr ein paar Dutzend Kilometer bis zu unserem Ziel, bald schon erreichen wir den Comersee. Von dort schrauben wir uns dann die paar Haarnadelkurven nach Carlazzo hinauf und noch vor 10 Uhr treffen wir am Campingplatz „Ranocchio“ ein. Wir waren uns gar nicht hundertprozentig sicher, ob wir einen Platz kriegen, denn immerhin ist Hochsaison und das gestern abgeschickte Anfrage-Mail ist unbeantwortet geblieben. Aber dann - die Besitzerin Elisa ist Ilse gleich um den Hals gefallen, hat sie abgebusselt und ganz euphorisch ausgerufen: „Ich niemals vergessen meine Freundin Ilse!“ Schön, jetzt haben wir also nicht nur am Kesselberg Freunde, sondern auch am Lago di Piano. Das kann uns natürlich nur recht sein! Wir können unseren Stellplatz frei wählen, es sei noch sehr viel frei.

Dem ist dann nicht ganz so, denn weil wir relativ früh am Platz angekommen sind, bereiten viele der heute abreisenden Camper erst noch ihr Aufbruch-Szenario vor. Wir finden dann aber natürlich doch noch ein fesches Plätzchen und keine zehn Minuten später ist schon die Vespa abgeladen und Stühle und Tisch vor dem WoMo platziert. Dann noch schnell den Strom angesteckt - und das war es dann vorerst mit unserem Tagesprogramm. Mit der Vespa werden wir heute gar nicht ausfahren, das haben wir uns für morgen vorgenommen. Dafür werden wir zum ersten Mal den Swimmingpool des Campingplatzes aufsuchen, dieses Vergnügen hatten wir bei unseren letzten beiden Besuchen noch gar nicht. Die Benutzung des wirklich wunderschönen und 200 m² großen Pools kostet uns übrigens exakt 2 Euro für vier Tage - das ist die „Kaution“ für die Berechtigungs-Armbänder. Das geht - ein sprichwörtlicher Freundschaftspreis, grazie mille, Elisa.
Am späten Vormittag machen wir uns dann auf den gut 300 Meter weiten Weg zum Pool und schwimmen im ebenso klaren wie erfrischend kühlen Wasser ein paar Längen. Herrlich! Obwohl Abkühlung heute gar nicht unbedingt notwendig war, denn die Temperatur schafft es den ganzen Tag lang nicht über die 30-Grad-Marke.
Nach dem chilligen Besuch des Swimmingpools hat uns Ilse dann das Mittagessen zubereitet - zu diesem Zweck hat sie formlos ein Paar Frankfurter und ein Paar Debreziner-Würsteln in unserer Grillpfanne abgebraten. Das hat keine fünf Minuten lang gedauert und mit dem Weißbrot dazu hat das eine nette Mahlzeit ergeben. Am Abend werden wir essen gehen, unmittelbar neben dem Platz gibt es eine Pizzeria und die kriegt heute ihre Chance. Vorerst machen wir aber noch einen Pasch und später legt sich dann Gernot ein wenig hin. Direkt vor das WoMo und direkt am Boden, wir haben eine nagelneue Picknickdecke (Danke Sigrid!) mit und mit einer der beiden Sonnenliegen-Auflagen ergibt das ein annehmbar weiches Lager. Der schlafende Gernot weckt dann die Neugier eines kleinen Mädchens aus unserer Nachbarschaft, das Kind kann sich vom Anblick des friedlich am Boden schlummernden Gernot nicht mehr losreißen und beobachtet ihn minutenlang und breit grinsend. Fein, wenn man mit so wenig Mühe für Unterhaltung sorgen kann …
Später sind wir dann noch eine Runde über den Platz spaziert, haben uns an der Rezeption zwei kleine Packungen Chips gekauft und sind danach auch noch zum Seeufer des Lago di Piano hinunterspaziert. Besonders süß - es gibt gleich mehrere Enten-Mamas, die mit ihren Küken über den See paddeln. Bei einer Jungenten-Schar sind zwei gelbe Küken dabei, eine hübsche Laune der Natur, die wir natürlich fotografiert haben. Ilse ist dann noch einmal alleine eine Runde schwimmen gegangen, Gernot war um eine Spur zu bequem dazu und ist lieber gemütlich in seinem Campingstuhl sitzen geblieben.
Dann war eh schon Zeit fürs Abendessen und wir sind zur Pizzeria raufmarschiert. Wir setzen uns auf die Terrasse und freuen uns, dass die Speisekarte einiges hergibt, darunter zahlreiche Fleischgerichte. Wir bestellen aber traditionell italienisch - Ilse die „Spaghetti Carbonara“ und Gernot die „Pizza Quattro Stagione“. Beides hat ausgezeichnet gemundet und die sehr rasche Bedienung durch die freundliche Kellnerin hat das Abendessen zu einer runden Sache werden lassen. So mögen wir das und so schätzen wir das!
Zufrieden sind wir dann zu unserem Platz zurückgeschlurft und sind bis zum Einbruch der Dunkelheit mit kühlen Drinks vor unserem WoMo gesessen. Als sich das Thermometer zusehends der 20-Grad-Marke näherte, sind wir dann ins Innere unseres Häuschens umgezogen und haben noch einen Pasch gemacht.
Kurz vor 22 Uhr ist dann noch ein italienischer Camper mit seinem WoMo angekommen und hat uns gleich einmal damit verärgert, dass er den Motor seiner Stinkekiste minutenlang lang hat laufen lassen, während er den Platz unter die Lupe genommen hat. Da haben die Kinder in den Zelten nebenan schon geschlafen. Er hat dann im Stockdunklen sein WoMo mehrmals umrangiert und ist dabei haarscharf an den Gefährten und Zelten seiner Nachbarn vorbeigezirkelt. Genauso einen „Park-Gott“ brauchst du um 22 Uhr! Wir wollen jetzt gar nicht verhehlen, dass es uns beiden einen breiten Grinser ins Gesicht gezaubert hat, als plötzlich ein ganz, ganz hässliches Geräusch zu hören war. Krach-Splitter-Knirsch-Kratz - der Typ dürfte mit dem Dach seines WoMo gerade einen radikalen Astschnitt bei einem der vielen Bäume durchgeführt haben. Gleich sahen wir ihn besorgt und mit der Taschenlampe Nachschau halten - wir schauen uns das morgen früh in Ruhe an, aber wie gesagt - ein bisschen schadenfroh waren wir schon wegen dem aufdringlichen Typen. Wir selber würden niemals um eine so späte Uhrzeit in einen Campingplatz einfahren und dann die anderen Camper derartig belästigen. Das ist aber wohl eine Art Charaktersache …

Samstag, 20. Juli 2019
Die Nacht war fein und schön ruhig, geweckt wurden wir kurz vor 7 Uhr von den Hunden des neuen Nachbarn. Elendige Kläffer. Die Familie ist völlig unfähig in Sachen Hundeerziehung, immer wenn einer der Collies bellt, dann beugt sich der depperte Besitzer zu ihm runter und legt den Zeigefinger auf die Lippen!! Pssst. Na, das wird viel helfen … Irgendwie wurscht und nervig zugleich.
Das Frühstück weckt schnell unsere Lebensgeister und weil heute Markttag ist, schauen wir bald einmal rüber nach Porlezzo. Heute parken wir uns gar nicht direkt vor dem ersten Marktstandl ein, sondern gut und gern in zehn Metern Abstand. Das geht ausnahmsweise auch ... Gleich bei einem der allerersten Stände finden wir einen feschen Teppich für unser WoMo, Ilse hat gestern noch mit dem Geo-Dreieck (!!) die Größe ausgemessen. Der Verkäufer redet fließend Italienisch mit uns, wir verstehen so ziemlich alles, nicken an den richtigen Stellen und nach einigen „Si, si!“ sind wir handelseins.
Unser nächstes Ziel ist der Hendl-Verkaufswagen. Ilse zieht eine Wartenummer aus dem Automaten - eine sehr praktische Einrichtung, denn der typische Italiener (und natürlich auch die typische Italienerin) ist schon vom Naturell her nicht zum ordentlichen Schlangestehen geboren. Wer als Prinz bzw. Prinzessin aufgewachsen ist, stellt sich nicht freiwillig mit dem gemeinen Pöbel an. Mit den Nummern-Zettelchen funktioniert das ausgezeichnet und keine zehn Minuten später wird uns für schlanke 6 Euro ein ebenso schlankes Hühnchen eingepackt. Der alte Witz „So klein und schon so lange auf“ hat sich für dieses Hühnchen direkt aufgedrängt. Aber es wird uns trotz seiner „Größe“ nähren, so viel steht fest. Gernot kauft derweil Brot ein, wieder kommt er nicht am Olivenbrot vorbei, ein Weckerl mit geschätzten 100 grünen Oliven drin. Ein Wahnsinn.
Mit unserer Beute blatteln wir nach Carlazzo zurück, das Hendl wird traditionellerweise erst später am Nachmittag gegessen, derweil hängen wir es in seinem Sackerl an den Außenspiegel unseres WoMo. Dann satteln wir erneut die Vespa und reiten im gestreckten Galopp runter nach Menaggio. Vorher gehen wir noch tanken, zum Glück befindet sich gleich außerhalb von Carlazzo eine Tankstelle mit „Zahl-Mandl“, wie Gernot einen kassierenden Tankwart gerne nennt. Schnell sind viereinhalb Literchen eingefüllt, das reicht wieder für gut 180 Kilometer Fahrspaß.
In Menaggio parken wir dann direkt am Ufer des Comersees und gehen ein bisserl spazieren. Dabei kommen wir an jenem Souvenirgeschäft vorbei, wo wir letztens die Vespa-Postkarte (an uns selber abgeschickt) und die Blech-Vespa gekauft haben. Auf die Karte warten wir übrigens immer noch … Heute finden wir eine Magnet-Vespa mit „Menaggio“ Schriftzug am Kotflügel und ein wunderschönes Bild von Menaggio selbst. Das kaufen wir uns für faire 8 Euro, es wird unsere „Schlafzimmer-Galerie der schönsten Orte wo wir waren“ bereichern. Wir fahren danach zum Platz zurück und machen eine kleine Pause.
Lange halten wir es aber nicht vor dem WoMo aus, das Wetter ist einfach zu schön, es schreit direkt nach einer geilen Ausfahrt. Wir überhören diesen Ruf nicht und glühen mit unserem roten Roller nach Porlezzo rüber. In unserem „Stamm-Cafe“ am Ufer des Luganer Sees gönnen wir uns „Due Cappuccini prego con questo due piccolo Dolci“ und keine zwei Minuten später steht das Gewünschte am Tisch. Schön für Gernot, dass Ilse heute ausnahmsweise kein Gebäck zum Kaffee haben wollte, denn so kriegt er gleich beide Süßigkeiten ab. Er wehrt sich dagegen nur halbherzig …
Nach dem kleinen Break fahren wir dem Seeufer entlang nach Osteno. Auf dieser kleinen, sehr kurvenreichen Straße herrscht praktisch kein Verkehr, lediglich ein paar Motorradfahrer preschen an uns vorbei. Wir sind im 50 km/h-Cruise-Modus, so kriegt auch Gernot ein bisschen etwas von der herrlichen Umgebung mit. In Osteno parken wir unser Moped und setzten uns am Seeufer auf eine Bank. Bald einmal wird hier ein Dorffest oder so gefeiert, denn über der Hauptstraße sind nette Dekorationen angebracht. Plastikteller und Plastikbesteck, haben wir so auch noch nirgendwo gesehen - schaut aber lustig aus.

Bald einmal meldet sich dann immer unüberhörbarer der Hunger und wir fahren zu unserem Campingplatz zurück. Weil wir schon vorher wissen, dass wir das ganze Hendl trotz seiner geringen Größe nicht aufessen werden, kaufen wir beim Carrefour-Markt gleich die Zutaten für das morgige Restl-Essen. Also ein (!) Zwiebelchen, eine Dose Erbsen/Karotten/Champignons, Panna und frischgemachte Nudeln.
Mit unseren Einkäufen sind wir dann endgültig zum Platz zurückgefahren und haben uns dort über das Hendl hergemacht. Wie immer ein Traum und wie erwartet ist einiges vom Knusper-Vögelchen übriggeblieben. Nach dem köstlichen Mahl sind wir noch eine große Platzrunde gegangen, unter anderem waren wir auch wieder am Ufer des Lago di Piano unten und haben den Enten beim Schwimmen zugeschaut.
Nach Sonnenuntergang sind wir noch eine ganze Weile mit kühlen Drinks in unseren Stühlen gesessen und haben - wie man in Tirol so schön sagt - den Herrgott einen guten, alten Mann sein lassen …
Mit einem Spätabend-Pasch haben wir dann den Tag endgültig zu Ende gehen lassen - viel früher als um Mitternacht sind wir heute nicht ins Bett gekommen.

Sonntag, 21. Juli 2019
Die Nacht war wirklich angenehm fein, die Hunde von nebenan melden sich wieder erst gegen 7 Uhr früh … Übrigens hat unser direkter Nachbar, keine fünf Meter von uns entfernt, die ganze Nacht über die Außenbeleuchtung (!!) seines Wohnwagens eingeschaltet lassen. Das ist fast schon ein Suchscheinwerfer, in dessen Lichtkegel auch ein Volleyball-Match stattfinden könnte. Gernot musste sogar sein Verdunkelungs-Rollo im Alkoven runterlassen, denn sonst hätte er noch gegen 4 Uhr früh im Bett problemlos Zeitunglesen können. Wurscht - wir lassen uns von derlei Blödheiten nicht die Laune verderben, wir sprechen den alleine reisenden Mann nicht einmal darauf an. Denn dass auf diesem schönen Planeten eine Menge Idioten herumlaufen wissen wir eh schon längst …
Nach dem Frühstück haben wir dann eine große Rundfahrt mit der Vespa gestartet, so wie wir das gestern abgemacht haben. Der erste Weg führte dabei wieder rüber nach Porlezzo, heute sind wir aber nicht in die Cafeteria eingekehrt, sondern gleich am Ufer des Luganer Sees in Richtung Osteno gefahren. Kurz vor dem kleinen Örtchen zweigt die Straße dann in Richtung Berge ab und diesem Weg folgen wir. Es geht viele Kilometer lang nur hinauf und wir überholen gefühlt 1.000 Rennradfahrer. Es findet zurzeit eindeutig ein Rennen statt, denn an neuralgischen Stellen ist die Polizei vor Ort und regelt die Massen an Bikern.



Wir fahren durch den Ort Laino und bleiben dort auf eine kleine Pause stehen. Dann geht es weiter in Richtung San Fidele und wie wir dort oben ankommen, sind wir erstmal perplex: Da fährt man viele Kilometer lang eine Bergstraße hinauf, praktisch immer nur durch eine wunderbare Landschaft in vielfach unberührter Natur - dann fährst du um die letzte Kurve und stehst plötzlich in einem pulsierenden Dorf, das vielleicht sogar eine Stadt ist. Wir waren wirklich baff und haben natürlich beschlossen, uns dieses San Fidele etwas genauer anzuschauen. Auf der Hauptstraße reiht sich eine Cafeteria an die andere, unterbrochen nur von kleineren und größeren Restaurants. Fast alle Tische sind besetzt, San Fidele ist ein richtiger Touristen-Magnet, warum auch immer. Noch dazu ist offenbar Markttag, zumindest sind einige Stände aufgebaut. Einer davon ist genau nach unserem Geschmack, denn er hat Blechschilder im Angebot und schon stechen uns die ersten roten Vespas entgegen. Aber noch viel besser ist ein Tisch voller Auto- und Motorrad-Modellen, aus Holzplatten herausgeschnitten. Ferrari, Bentley, Porsche, 500er Fiat, VW-Bus - alles da. Und Vespas, Vespas, Vespas. In allen Farben und Ansichten. Erst nach elendig langem, aber sehr freudvollen Wühlen ziehen wir dann tatsächlich die einzige (!!) rote Vespa aus dem großen Haufen. Ein wirklich sehr schönes Teil, wir schlagen sofort zu und kaufen das Modell ohne Handeln für 15 Euro. Hat sich unser schöner Ausflug also auch in dieser Hinsicht gelohnt.
Für den Glückskauf belohnten wir uns dann mit einem Cappuccino. Wir setzten uns aber nicht in eines der Cafes an der Touristen-Meile, sondern suchten uns einen Platz ein paar Hundert Meter abseits des Trubels. Und wir wurden fündig, in einem Mini-Cafe ergatterten wir das letzte Tischchen im Freien. Wir sind die einzigen Ausländer, rundherum wird nur Italienisch gesprochen und auch die Bestellung funktionierte ohne Deutsch oder Englisch. Soviel Italienisch können wir immerhin.
Nach dem wunderbaren Break in San Fidele haben wir unseren Roadtrip fortgesetzt, die Fahrt mit der Vespa ist nahezu unbeschreiblich schön. Gernot muss sich direkt zwingen, nie schneller als 50 km/h zu fahren, damit wir diesen einmaligen Genuss so lange wie möglich hinauszögern können. Das Wetter ist wie gemacht für diese Tour, es wird nie zu heiß, dass wir ein paar Hundert Meter über dem Meer dahincruisen spielt natürlich auch eine Rolle. Ein einziger Traum! Aber wie es so ist - ewig dauert (eh zum Glück!) keine Tour und bei Argeopro kommen wir schließlich ans Ufer des Comersees.

Von dort fahren wir in Richtung Menaggio zurück, immer dem See entlang, eine äußerst genussvolle Fahrt. In den Tunnels verzweifeln natürlich wieder einige italienische Autofahrer-Trotteln hinter uns - die Deppen unter den Mobilisten werden es nie begreifen, wie man sich an Tempolimits halten kann. Immerhin werden wir heute nicht überholt, aber nur deshalb, weil es der starke Gegenverkehr nicht zulässt und wir nicht am ganz rechten Rand fahren. Dabei gewinnen diese Idioten durch das sinnlose Tempobolzen keine einzige Sekunde, denn immer wieder regeln Ampeln die zu engen Ortsdurchfahrten. Warum im dichten Kolonnenverkehr überhaupt überholt werden muss - wir wissen es nicht. Aber das muss etwas Psychisches sein, vielleicht Minderwertigkeitskomplexe oder so was. Denn ein rational denkender Mensch würde so ein völlig unnötiges Risiko nicht eingehen. Eh wurscht, mit unserer wendigen Vespa dürfen uns diese Deppen sowieso kreuzweise. Denn wenn wir wollten, dann könnten wir auch den meisten Touren-Motorrädern um die Ohren fahren, weil die mit ihren Seitenkoffern zum Überholen meistens zu breit sind. Aber wir cruisen lieber mit der erlaubten Geschwindigkeit dahin und schütteln halt den Kopf über die verbissenen Lancia-, Alfa Romeo- und Panda-Fahrer, die sich in irgendwelchen imaginären Wettrennen bekämpfen.


Ein paar Kilometer vor Menaggio passieren wir dann den netten Ort Tremezzo und Ilse erspäht beim Vorbeifahren einen Souvenirstand, der Bilder vom Comersee im Angebot hat. Wir wenden und parken uns in der Nähe ein. Tatsächlich finden wir ein wunderhübsches, kleines Bildchen von Tremezzo - darauf ist ein Paar mit seiner roten Vespa zu sehen. Dasselbe Motiv finden wir dann auch als Kühlschrank-Magnettafel. Und es stellt sich heraus, dass die nette Standlerin nicht nur die Verkäuferin ist, sondern die Malerin des Bildes persönlich. Ilse bittet sie daraufhin gleich um ein Autogramm, Frau Sabrina Morganti erfüllt ihr diesen Wunsch gerne und unterschreibt das Bildchen. Was für ein niedliches Kunstwerk, wir haben eine echte Freude. Später freuen wir uns dann sogar noch ein bisschen mehr, denn im WoMo sehen wir, dass das gestern gekaufte Bild von Menaggio auch aus der Hand von Frau Morganti stammt - was für ein netter Zufall.

Wir fahren dann endgültig zum „Camping Ranocchio“ zurück und machen es uns in unseren Stühlen bequem. Wir sind ziemlich müde, obwohl wir gerade einmal 50 Kilometer weit gefahren sind. Aber auf dieser Strecke hat es kaum einmal hundert Meter ohne eine Kurve gegeben, wir haben gefühlte tausend davon durchfahren. Wunderbar, aber auch ein wenig anstrengend, noch dazu fordert auch mäßiger Verkehr stets die volle Aufmerksamkeit. Denn in so manchem Schlagloch hier ließe sich durchaus auch ein Kinder-Plantschbecken einrichten, da will man nicht so gerne mit der Vespa hineindonnern … Und im dichten Kolonnenverkehr auf der Bundesstraße muss man dann sowieso immer extrem auf der Hut sein, das schlaucht auch ganz schön … So waren wir froh um die feine Pause und die kalten Drinks.
Mit einem lässigen Spiel am Paschring haben wir uns dann die Zeit bis zum Abendessen vertrieben, das Wetter ist wunderbar warm und dass sich unser Nachbar mit den kläffenden Collies offenbar auf den Heimweg macht, hebt unsere eh schon gute Laune zusätzlich. Übrigens dauert das Ausparken des WoMo mindestens eine Viertelstunde lang, der Typ ist echt kein Fahrkünstler. Aber er sorgt für reichlich Entertainment, frei nach Rainhard Fendrich könnten man auch sagen „Gespannt mit einem Bierchen sitzen sie da und warten auf einen g’scheiten Bumsera“. Dazu kommt es dann zum Glück eh nicht und Ilse geht eine Runde schwimmen in den Pool.   Gernot kümmert sich derweil ums Abendessen, viel gibt es dafür eh nicht zu tun. Das Mini-Zwiebelchen ist schnell geschnitten, das Hühnerfleisch ebenso und gemeinsam mit der Dose Gemüse wird alles in den Wok gegeben. Dann noch Gewürze und Soja-Sauce dazu, zum Schluss die Panna und anschließend alles gemütlich vor sich hin blubbern lassen. Als die liebe Ilse dann am Horizont auftaucht werden schnell die frischen Nudeln ins kochende Wasser geschmissen, nach nur einer (!) Minute sind sie schon essfertig - geil! Es war dann das erwartete Gourmet-Essen, besser kriegen das wohl die wenigsten Gasthäuser hin. Das taugt uns schon sehr …
Nach diesem kulinarischen Frontalangriff auf unser Belohnungszentrum sind wir dann zur Rezeption raufspaziert - nicht nur zwecks der Verdauung, sondern auch zwecks der Bezahlung. Das ist problemlos abgelaufen und unsere neue Freundin Elisa schenkte uns noch eine schöne Flasche Rotwein „Für meine Freundin Ilse, du trinken die Wein mit deine Mann und erinnere dich an schöne Zeit bei Ranocchio-Camping“. Danke Elisa, das werden wir …

Montag, 22. Juli 2019
Es geht zurück nach Hause und wir freuen uns darauf. Das ist wohl das Allerschönste an unseren selbstgewählten Nomadenleben: Wir fahren total gerne weg, wir sind total gerne weg und wir freuen uns immer total aufs Heimfahren. Kann es überhaupt etwas Lässigeres geben? Nach einem guten Kaffee starten wir unser Aufbruch-Szenario und keine halbe Stunde später sind wir schon abfahrtsbereit. Wir duschen noch in aller Ruhe und machen uns dann auf den Rückweg. Es ist Montagvormittag, der Verkehr hält sich sehr in Grenzen und wir werden nirgendwo aufgehalten. Vor dem fast schon furchteinflößenden Maloja-Pass bleiben wir wie immer stehen und lassen unseren Nasenbären ein wenig ausrasten. Dann gehen wir die Auffahrt an und heute schauen wir einmal, wie lang diese extrem steile und mit zahlreichen irre engen Haarnadelkurven ausgestattete Bergstrecke ist. Nun, es sind gerade einmal 3,2 Kilometer, aber die haben es wahrlich in sich. Schön, dass de facto kein anderes Fahrzeug unterwegs ist, so können wir in jeder Haarnadelkurve weit ausholen und kommen gut im Dorf Maloja an.
da oben entspringt unser INN

Die weitere Fahrt nach St. Moritz und durch das wunderschöne Engadin war dann wirklich sehr entspannt, der Montag ist der perfekte Reisetag in dieser Gegend. So kommen wir ohne besondere Vorkommnisse nach Prutz und kehren im dortigen SPAR-Markt auf eine kleine Jause ein. Jetzt sind es keine hundert Kilometer mehr nach Innsbruck und nach etwas mehr als einer Stunde rollen wir bei unserer WoMo-Garage vor. Damit geht eine sehr, sehr lässige Fahrt zu Ende und eines steht mittlerweile für uns auch fest: Am Lago di Piano, am „Campingplatz Ranocchio“ unserer neuen Freundin Elisa, waren wir unter Garantie nicht das letzte Mal. Das wird wohl in Zukunft, neben dem „Campingplatz Kesselberg“, unsere zweite Homebase werden.











2 Kommentare:

  1. Ich bin immer wieder überrascht, dass euer "Nasenbär" nur 10L/100km braucht. Echt angenehm bei den Preisen. Hier in Ecuador kostet der Benzin übrigens 48 US cent :-)

    Beim Hendl und dem Foto musste ich gleich an unseren letzten Tag in Kolumbien denken, da ist mir eine gänseartiges Tier unter die Reifen geflogen und hat sich so schwer verletzt, dass ich mit dem Messer der Besitzerin gleich köpfen musste, um es vom Leid zu befreien. Echt ungut irgendwie, Metzger könnt ich nicht sein.

    Cool dass ihr eine neue zweite Bade im schönen Italien gefunden habt. Die Gegend ist ja lässig, denn Ursprung des Inns würd ich mir auch gern mal anschauen. Wieso eigentlich das Bravo-Schild? Weil ihr den Pass geschafft habt oder weil ihr als einzige die Geschwindigkeit eingehalten habt? :-)

    Bei schlechter Straße können 50km viel sein, davon können wir ein Lied singen. Haben ein paar Höllenritte hinter uns - 40km dauerten 5h!!

    Liebe Grüße aus Mindo, man liest/hört sich!

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  2. Kortektur: 48cent/L. Bade=Base :-) Handy halt, da geht das schnell

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