vom 7. bis 13. Juli 2018
von Innsbruck-Lauterach-Wangen/Allgäu-Lingenau-Innsbruck - 506 km
Vespa: 312 km
Samstag, 7. Juli 2018
Sommerferien!
Natürlich war bereits seit langem geplant, dass Ilse – wie jedes Jahr – am
Freitag direkt am Schultor abgeholt wird. Wir haben das WoMo längst soweit
hergerichtet, dass wir nur mehr unsere Kleidung ein- und die Vespa hinten
aufladen mussten. Und genau das war das Problem. Denn am Donnerstag hat es
ununterbrochen und derart stark geregnet, dass wir einfach keine Lust hatten,
bei der Aufladung unseres Rollers völlig eingeweicht zu werden. Also haben wir
den Urlaubsantritt ausnahmsweise um einen Tag verschoben und sind erst am
Samstag losgefahren. Schon am Freitag hat uns das Wetter unser Moped auflegen
lassen und Samstagmorgen sind wir zeitig zur Garage aufgebrochen um
loszufahren.
Wie
so viele unserer WoMo Reisen war auch diese Fahrt ursprünglich völlig anders
geplant. Denn wir wollten eigentlich eine kleine, feine Dolomiten-Runde
unternehmen. Klein deshalb, weil wir spätestens am kommenden Donnerstag in
Alberschwende sein werden, das liegt im schönen Bregenzer Wald in Vorarlberg.
Dort findet der traditionelle „Käs-Klatsch“ statt, eine Art Volksfest rund um
den Bregenzer Wälder Käse. Unser Schwiegersohn Christian kommt ja aus
Alberschwende und er wird mit unserer Tochter Nadja ebenfalls zum „Käs-Klatsch“
kommen. Und so dachten wir, fahren wir eine schöne Runde durch die Dolomiten
und danach über St. Moritz nach Vorarlberg. Aber – irgendwie mochten wir zur
absoluten Hauptreisezeit nicht über den Stau-trächtigen Brennerpass fahren,
anders kommt man aber schlecht nach Südtirol. O.k. – man könnte auch über
Nauders oder sogar über das Osttiroler Lienz dorthin kommen, aber wir haben uns
schließlich umentschieden. Zum Glück ist es auch in unserem nördlichen
Nachbarland wunderschön, also haben wir uns einmal mehr nach Deutschland hinaus
verfügt, diesmal ins schöne Allgäu. Wangen lautete unser erstes Ziel.
Wangen
ist von Innsbruck keine 220 Kilometer entfernt, das sollte also eine lockere
Etappe geben. Es wurde eine der aufregendsten unseres ganzen WoMo-Lebens – aber
der Reihe nach.
Der
Weg ins schöne Allgäu führt fast ausschließlich über die Autobahn. Wir sind noch
vor 9 Uhr Vormittag in Innsbruck weggekommen und sind gemütlich ins Tiroler
Oberland hinauf gegondelt. Der Verkehr war in unserer Richtung maximal mäßig,
wer fährt schon an einem Samstag-Vormittag nach Vorarlberg? Vor dem
Arlberg-Tunnel sind wir bei einer Raststation abgefahren, unmittelbar daneben
befindet sich eine große Filiale der Bäckerei Ruetz und wir haben dort
gefrühstückt. Die kennen wir schon, das ist immer eine gute Wahl.
Dann
hat unsere liebe Freundin Barbara angerufen, sie sind zufällig auch in
Vorarlberg, weil sie gestern ein Konzert besucht haben. Sie erkundigte sich
nach unserem aktuellen Standort – wir waren gut und gerne noch 60 Kilometer
voneinander entfernt, so lange auf sie warten wollten wir aber nicht. Und auch
Barbara und Markus hatten andere Pläne, wir sollten uns aber ohnehin unterwegs
begegnen. Gleich einmal nach dem Arlberg-Tunnel war es dann so weit – schon von
weitem haben wir die beiden winken gesehen – sehr nett. Sie haben uns mit
unserem großen Nasenbären leicht im Verkehr ausmachen können, wir haben uns da
weit schwerer getan. Denn die beiden fahren einen silberfarbenen Golf-Kombi und
wir haben das Gefühl gehabt, dass mindestens jedes fünfte Fahrzeug ungefähr so
ausschaut. Aber die weit aus den Seitenfenstern gestreckten Winke-Hände haben
wir natürlich sofort gesehen. Lässig!
Dann
sagt plötzlich Ilse: „Spürst du nichts? Ich hab das Gefühl, unsere Schnecke
schwimmt heute ein bisschen. Vielleicht haben wir in einem unserer Reifen zu
wenig Luft? Beim Ruetz wäre mir das schon so vorgekommen, bleiben wir besser
stehen und lassen uns das kontrollieren. In Bürs gibt es eh einen ÖAMTC.“
Gernot hat ehrlich gesagt nicht wirklich ein anderes Fahrverhalten unseres WoMo
gespürt, aber wenn Ilse ein unbestimmtes Gefühl hat, dann sollte man dem
nachgehen. Also sind wir in Bürs zum ÖAMTC hingefahren und sind schon nach ein
paar Minuten drangekommen. Der Mechaniker hat den Luftdruck geprüft: „Hallo, da
fehlt aber einiges“, meinte der Mann und bückte sich dann, um den hinteren
linken Reifen genauer zu überprüfen. Und – na Bumm! Der Reifen war tatsächlich
hinüber, es „zierte“ ihn eine heftige Beule an der Innenseite, so groß wie eine
Kinderfaust! „Können wir damit überhaupt noch fahren?“ fragten wir – der
Mechaniker runzelte nur die Stirn. „Na ja , in Bürs haben wir einen
Reifenhändler, der kann euch das gleich austauschen. Und nehmt‘s gleich zwei
neue Hinterreifen“, war noch der gute Ratschlag des Pannenhelfers. Dank Navi
waren wir schon wenige Minuten später beim Reifen-Profi in Bürs, der bietet
seine professionellen Dienste aber leider nur unter der Woche an und heute ist
Samstag. Schnell war Google mit den Stichworten „Reifen Notdienst Vorarlberg“
gefüttert und keine Minute später hatten wir einen freundlichen Herren am
Apparat: „Solche Reifen haben wir lagernd, kein Problem. Kommt zu uns her nach
Lauterach, dann kriegt ihr sie gleich montiert. Aber wir schließen um 11 Uhr
30. Tschüssle derweil!“ Nun, Lauterach liegt mehr als 50 (!) Kilometer entfernt
– und das mit diesem defekten Reifen? Ob wir das riskieren sollen?
Wir
haben es riskiert und die 50 Kilometer nach Lauterach waren Stress pur. Wir
sind auf der Autobahn so langsam und vorsichtig gefahren, wie wir es gerade
noch verantworten konnten, also knapp über 70 km/h. Die Fahrt durch den mehr
als drei Kilometer langen Amberg-Tunnel bei Feldkirch war geprägt von panischer
Angst, dass es uns den Reigen ausgerechnet hier zerreißen könnte. Das wäre wohl
das Ende unseres WoMo-Hobbys gewesen, denn ein schlingerndes Wohnmobil in einem
Tunnel lässt sich wohl kaum unbeschadet abfangen. Wahrscheinlich würde ein
Reifenplatzer links hinten bei 70 km/h in jedem Fall zu großen Problemen
führen, aber wenn man eh jede Sekunde damit rechnet, sollte sich ein Unfall
doch vermeiden lassen. Wurscht – es ist eh alles gut gegangen, mit der Zeit ist
es halt knapp geworden. Aber wie wir um 11:36 bei der Werkstatt der Firma
„Reifen Forster“ in Lauterach angekommen sind, haben uns zwei Mechaniker schon
von weitem zugewinkt und uns so den Weg in die Werkstatt gewiesen. Wir waren
wohl noch nie so erleichtert, irgendwo heil angekommen zu sein.
Schnell
war der Geschäftsführer zur Stelle, mehrere Modelle der benötigten Reifen hatte
er schon hergerichtet. Wir haben ohne zu zögern die besten und teuersten
genommen, die beiden Reifenmonteure haben sich augenblicklich an die Arbeit
gemacht. Schnell war auch der Grund für die Panne klar – wir hatten uns eine
kleine Schraube eingefahren und die hat zu einem schleichenden Plattfuß
geführt. Dadurch hat der Reifen zu „walken“ begonnen, das hat dann Ilse zum
Glück gespürt. Und dieses walken hat den Reifen zerstört. Wir haben schnell
noch ein paar Fotos der Reifen-Beule gemacht, schaut echt nicht gut aus.
Jedenfalls hatten wir gerade einmal Zeit einen Becher Automaten-Kaffee zu
trinken (die beiden 50 Cent Münzen dafür hat uns der Geschäftsführer formlos in
die Hand gedrückt), dann waren die beiden Reifen auf die Felgen aufgezogen,
gewuchtet und wieder am WoMo montiert. Bezahlt haben wir für die beiden Reifen
knapp 220 Euro, die Montage war übrigens im Preis inbegriffen. Das hat uns
positiv überrascht, Ilse hat überhaupt mit einem runden 500er gerechnet – eh
wissen, Notdienst, Wochenende und so …
Wir
haben uns dann herzlich und aufrichtig bei der ganzen Crew bedankt und
natürlich ein kleines Extra-Trinkgeld ausgelassen. Schließlich haben alle nur
auf uns gewartet und sind deshalb leicht verspätet in ihr Wochenende gekommen.
Übrigens – wie wir die Werkstatt dann wieder verlassen haben, war es immer noch
nicht Mittag (!) die ganze Prozedur hat also gerade mal 20 Minuten lang
gedauert. Chapeau! Also die Firma „Reifen-Forster“ in Lauterach kann hiermit
absolut empfohlen werden, das sind echte Profis und sie verfügen über einen
hervorragenden Service. Wir werden eh auch noch etwas auf ihrer Homepage
posten.
Die
50 Kilometer mit unserem schwer angeschlagenen Hinterreifen waren psychisch für
uns echt fordernd, danach waren wir eigentlich ziemlich fertig. Zur Ablenkung
haben wir gleich die nächste Reparatur erledigt, diesmal selber. Schon wieder
hat es uns die Gummidichtung der Zierleiste vom Alkoven aus der Führung
gerissen – diesmal war es Gernot, der ein diesbezüglich „verdächtiges“ Geräusch
gehört hat. Und so sind wir noch in Lauterach auf einen Parkplatz abgebogen,
Ilse ist mit Hilfe der Alkoven-Leiter auf die Kühlerhaube unseres Nasenbären
geklettert und hat die Gummileiste mit Superkleber ein für allemal in ihrer
Führung fixiert. Danach konnte die Fahrt dann endlich weitergehen und Gernot
konnte das Lenkrad wieder normal in Händen halten und es nicht – in Erwartung
des Schrecklichsten – mit voller Kraft umklammern.
Von
Lauterach ist es dann nicht mehr besonders weit bis zur
österreichisch/deutschen Grenze und von dort sind es dann keine 30 Kilometer
mehr bis zu unserem heutigen Tagesziel – dem kleinen Örtchen Röhrenmoos bei
Wangen im Allgäu. Dort haben wir dann den Campingplatz „Röhrenmoos“ auf Anhieb
gefunden – schön schaut es hier aus. Es gibt einen netten Badesee, ein hübsches
Restaurant namens „Genusswerk“ und einen Kiosk mit Pommes, Currywurst und
anderen Kleinigkeiten. Der Platz ist eigentlich ziemlich ausgebucht, aber der
nette Herr Chef hat noch ein letztes, freies Plätzchen für uns gefunden. Zwar
stehen wir hier im so genannten „Kuschel-Modus“ ganz nah an unseren
Mit-Campern, aber das stört uns keineswegs. Außerdem wird morgen eh der halbe Platz
frei sein, in Baden-Württemberg sind noch keine Schul-Sommerferien, die Eltern
müssen also mit ihren Kindern nach dem Wochenende wieder heimfahren
Schnell
haben wir die Vespa vom Träger geholt, damit ist schon die Hauptaufgabe des
Abstellens erledigt. Heute müssen wir ausnahmsweise einmal unsere gelben
Auffahrts-Böcke zum Einsatz bringen, denn sonst stünden wir wirklich zu schief.
Dann noch Tisch und Stühle vors WoMo gestellt, den Strom angesteckt – fertig.
Als allererstes holt sich dann Gernot ein kaltes Bier aus dem Eiskasten, die
aufregende Fahrt muss dringend runtergespült werden. Ilse geht derweil die
Anmeldeformalitäten erledigen und bemerkt dabei, dass wir überhaupt kein
Bargeld einstecken haben. Gar keines! Schlicht und einfach vergessen. Wurscht –
wozu haben wir unsere EC-Karten? Als wandert das angetrunkene Bierchen vorerst
zurück in den Kühlschrank und wir starten unsere rote Vespa. Der Ort Wangen
liegt knapp vier Kilometer entfernt und dort gibt es einen Bankomaten. Schnell
sind wir dort, der Geldautomat macht uns binnen weniger Sekunden wieder liquid
und wir glühen zum Campingplatz zurück. Jetzt darf Gernot sein erstes Bier an
diesem Tag fertig trinken und danach suchen wir uns einen Platz im Schatten und
spielen uns einen Pasch aus.
Gegen
Abend spüren wir dann einen kleinen Hunger und gehen die paar Meter zum
Restaurant hinauf. Das bleibt uns heute aber verschlossen, denn eine Hochzeitsgesellschaft
hat das „Genusswerk“ pauschal gebucht. Egal, den Kiosk gibt es ja auch noch und
wir essen überraschend gut. Gernot gibt der Currywurst mit Pommes eine Chance
und wird nicht enttäuscht. Ilse hat sich den Flammkuchen mit Speck und Zwiebel
kommen lassen, sehr delikat und reichlich. Nett sind die Katzen auf diesem
Platz, wir haben mindestens drei gesehen, es werden aber wohl noch mehr sein.
Fast alle sind schwarz-weiß und sehr menschenfreundlich. Sie liegen mitten
unter den Gästen am Boden, schlafen vollkommen entspannt, lassen sich
streicheln oder putzen sich ausgiebig. Herzig. Platz-Katzen, noch dazu mehrere
– das gefällt uns!
Nach
dem Essen haben wir uns dann vor dem WoMo in unsere Stühle gesetzt und den Tag
mit einem kühlen Drink ausklingen lassen. A propos Stühle: Seit Anbeginn
unseres Camper-Lebens haben wir stets Faltstühle dabei gehabt, mittlerweile die
dritte Generation. Lange schon spielen wir mit dem Gedanken, uns „richtige“
Stühle anzuschaffen, denn natürlich sind solche Faltstühle maximal eine
Notlösung. Heuer wird es so weit sein, denn Ilse hat zum Geburtstag von ihrem
Schwager Erich das Budget für zwei fesche Campingstühle geschenkt bekommen. Die
werden wir uns dann bei Obelink in Holland besorgen, wir kommen ja eh Ende Juli
in diese Richtung. Und jetzt kommt die Pointe: Seit Jahr und Tag schlummern bei
uns zu Hause zwei gepolsterte Klappstühle neben dem großen Kleiderschrank im
Schlafzimmer. Die bringen wir höchstens dann zum Einsatz, wenn wir einmal viele
Gäste haben – Not-Stühle sozusagen. Und dieser Tage meint Ilse: „Glaubst nicht,
dass wir die Stühle auch ins WoMo mitnehmen könnten?
Die sind allemal besser als die Faltstühle, die kann ich nicht mehr sehen…“ Und so haben wir jetzt unsere Klapp-Stühle von daheim mit, Ilse hat schnell noch eine Hülle dafür aus einem überdimensional großen Badetuch genäht. Und was sollen wir sagen – wir sitzen plötzlich herrlich bequem, auch nach Stunden spüren keinerlei Rückenbeschwerden. Also das hätten wir wirklich schon seit Jahren haben können. Es ist halt so, dass uns das relativ große Packmaß dieser Stühle immer abgeschreckt hat, aber eigentlich ist das ja ziemlich egal. Denn die Klapp-Stühle passen zwar nicht auf den Platz der Faltstühle, aber wir nehmen sie halt gut eingepackt im Alkoven mit. Und wenn wir wo stehen dann kommen sie über Nacht ins Führerhaus, das ist ja unsere Abstellkammer während des Campierens. Problem gelöst –vielleicht kaufen wir uns gar keine neuen Stühle bei Obelink, wir werden sehen.
Die sind allemal besser als die Faltstühle, die kann ich nicht mehr sehen…“ Und so haben wir jetzt unsere Klapp-Stühle von daheim mit, Ilse hat schnell noch eine Hülle dafür aus einem überdimensional großen Badetuch genäht. Und was sollen wir sagen – wir sitzen plötzlich herrlich bequem, auch nach Stunden spüren keinerlei Rückenbeschwerden. Also das hätten wir wirklich schon seit Jahren haben können. Es ist halt so, dass uns das relativ große Packmaß dieser Stühle immer abgeschreckt hat, aber eigentlich ist das ja ziemlich egal. Denn die Klapp-Stühle passen zwar nicht auf den Platz der Faltstühle, aber wir nehmen sie halt gut eingepackt im Alkoven mit. Und wenn wir wo stehen dann kommen sie über Nacht ins Führerhaus, das ist ja unsere Abstellkammer während des Campierens. Problem gelöst –vielleicht kaufen wir uns gar keine neuen Stühle bei Obelink, wir werden sehen.
Der
erste Abend hier in Röhrenmoos geht sehr angenehm zu Ende, wir hören die
Hochzeitsgesellschaft feiern, wenn auch nur sehr dezent. Um Punkt Mitternacht
ist der Spaß dann vorbei, die Musik wird abgedreht und himmlische Ruhe legt
sich über den Campingplatz. Da hat Gernot schon seit gut zwei Stunden
geschlafen …
Sonntag,
8. Juli 2018
Wir
stehen gegen 8 Uhr auf und starten wie gehabt mit einem guten Kaffee in den
neuen Tag. Wieder haben wir uns einen Nuss-Strudel gekauft, den wie wir immer
unseren „Abartigen“ nennen. Aber er labt. Wir werden heute unserem Roller ein wenig
die Sporen geben und ins Umland hinausreiten. Mal schauen, was das Allgäu so
hergibt.
Kurz
nach 9 Uhr brechen wir auf, vorerst führt uns der Weg nach Ravensburg.
Unglaublich eigentlich, aber wir haben uns vor dem Wegfahren überhaupt nicht
mit dem Wetter beschäftigt und wie wir so mit einem 80er dahinfahren bemerken
wir, dass es doch ziemlich frisch ist. Auch der Himmel zeigt sich fast komplett
bewölkt, ja es könnte sogar jederzeit zu regnen beginnen.
Das
durchwachsene Wetter stört aber nicht weiter, denn die Straßen, die wir
befahren, sind einfach nur herrlich. Wir cruisen auf kleinen und kleinsten
Nebenstraßen dahin, es geht andauernd hinauf und hinunter, scharf links und
eine Haarnadelkurve nach rechts, manchmal fühlt es sich an wie auf einer Achterbahn.
Unsere Vespa schlägt sich hervorragend, wir haben unseren Roller ja erst vor
wenigen Wochen tunen lassen. Mit seinen nicht einmal 11 PS tut sich unser Moped
natürlich einigermaßen schwer, wenn es zwei ausgewachsene Erwachsene steile
Bergsträßchen hinauf zerren muss. Also waren wir beim Vespa-Center unseres
Vertrauens und haben einmal nachgefragt, ob man da leistungsmäßig etwas machen
könnte. Und siehe da – es gibt eine Methode die Vespa stärker zu machen, ohne
dass man ins Motor-Management eingreifen muss. Das würden wir nicht wollen und
so etwas müsste natürlich auch vom TÜV genehmigt werden. Aber es gibt eine
Möglichkeit, bei der Kupplung eine Modifikation durchzuführen und das haben wir
uns von den Profis der Firma Kroneder in Innsbruck machen lassen. Das
Aufputschmittel für unsere Vespa nennt sich „Malosi“ und unterstützt die
Variomatic-Kupplung. Also wir kennen uns zu wenig aus, um da technisch mehr ins
Detail gehen zu können, aber das Ergebnis ist sensationell. Wo wir früher mit
einem 30er hinauf geschnauft sind, glühen wir jetzt mit einem 60er rauf. In
Steigungen aus der Kurve heraus zu beschleunigen ist ebenfalls ein Traum,
unsere Vespa hat jetzt deutlich mehr Kraft – viel mehr sogar. Und so ist das
Herumfahren noch lässiger, als es eh schon immer war.
Wir
kommen bei unserer Fahrt irgendwann einmal nach Obersiggingen, einen winzigen
Ort. Der ist uns in Erinnerung geblieben, weil wir dort getankt haben. Übrigens
mit Automat und im Gegenteil zu Italien ist daraus nicht das übliche Ärgernis
geworden. Das heißt, unsere allererste EC-Karte wurde akzeptiert und der
Tankvorgang verlief völlig komplikationslos. Hier Deutschland, hier Ordnung.
Mit uns an der Tankstelle war auch ein junger Bursche, Ilse hat ihn nach dem
Weg gefragt. Gernot hat ihn dann noch für sein tolles Auto gelobt, denn der
Mann fuhr einen ca. 40 Jahre alten Ford Mustang im Bestzustand. Und als Dank
für das Lob ist der Typ dann mit Vollgas aus der Tankstelle gerauscht und hat
den Motor seines Mustangs voll aufbrüllen und die Breitreifen quietschen
lassen. Eh lässig.
Das
Wetter hat sich inzwischen eindeutig gebessert und manchmal fahren wir sogar im
Sonnenschein. Nach Mittag lässt uns dann der Hunger bei einem hübschen
Landgasthaus einkehren. Wir parken unsere Vespa ein und dann trauen wir unseren
Augen nicht. Niemals hätten wir uns vorstellen können, dass wir einmal ein
Motorrad sehen, das uns wirklich den Atem raubt. Aber dieses Ding – eigentlich
kann man das ja fast schon nicht mehr Motorrad nennen, war der ultimative
Hammer. Wenn wir sagen, dass allein der Tank dieser Maschine einen ganzen Meter
(!!) breit war, dann ist das nicht mal sonderlich übertrieben. Wir haben ja eh
Fotos gemacht. Der Hinterreifen dürfte ca. einen halben Meter breit gewesen
sein, vielleicht sogar sechzig Zentimeter. Das ganze Motorrad war aufwendigst
in Airbrush-Technik bemalt, hauptsächlich Totenköpfe. Überhaupt scheint der
Besitzer skelettierte Häupter zu lieben, sie finden sich zu hunderten (!) auf
seinem Gerät. Sogar am Ende des Seitenständers ist ein faustgroßer, silbern
glänzender Totenkopf angebracht. Gernot hätte den Besitzer gerne gefragt, ob
sein Motorrad noch ein UHU oder schon ein ÜHU ist. Also ob es unter 100.000
oder über 100.000 Euro gekostet hat, Aber über Geld spricht man nicht. Dafür
ist Gernot dann extra vom Tisch aufgestanden, wie der bullige Mitt-Sechziger
sein Trumm gestartet hat. Das wollte er sich nicht entgehen lassen. Und so hat
Gernot gelauscht, wie der Mann einem Interessierten ein paar technische Daten
seiner Maschine mitteilte: 6,2 Liter Motor (!!), an die 400 PS, 50 Liter
Tankinhalt, 17 Liter Verbrauch bei dezenter Fahrweise. Das Startgeräusch war
dann natürlich entsprechend gigantisch und allein auf den ersten einhundert
Metern dürfte mindestens ein Liter Superbenzin weggewesen sein. Was für ein
unglaubliches Moped!
Übrigens,
nicht nur wegen der „Mutter aller Motorräder“ war das Gasthaus eine gute Wahl,
wir haben wirklich ausgezeichnet gegessen. Ilse hat sich ein Backhendl gegönnt,
Gernot einen Krustenbraten in der Bockbier-Sauce mit Kartoffelknödel. Alles gut
und ausgiebig.
Bestens
gesättigt sind wir dann zu unserem Campingplatz zurückgefahren und haben uns
erst einmal so richtig schön lang gemacht. Insgesamt sind wir heute mehr als
150 Kilometer mit der Vespa unterwegs gewesen, das spürt man dann schon ein
wenig im Kreuz. Wir sind ja schließlich keine Fünfzig mehr.
Nach
einer kurzen Rastpause haben wir uns dann wieder einmal unserem Lieblingsspiel
hingegeben, danach war ohnehin schon Zeit fürs Abendessen. Irgendwie war es gar
keine so gute Idee, heute noch einmal speisen zu gehen, aber wir haben ehrlich
gesagt gar nicht darüber nachgedacht. Und so ist bei Gernot eine ganze halbe
Seele übrig geblieben, er hasst es, wenn er sich zu viel bestellt, wenn die
Augen mal wieder größer waren als der Magen. Ach ja – das mit der „halben
Seele“ bedarf einer näheren Erklärung. Eine „Seele“ ist eine Allgäuer
Spezialität und es handelt sich dabei um ein schön belegtes Brötchen, welches
anschließend im Ofen überbacken wird. Man kann ganze Seelen bzw. halbe Seelen
bestellen, eine ganze Seele ist beinahe so groß wie ein handelsübliches
Baguette. Also auch mit einem großen Hunger kaum zu bewältigen. Und so ist es
gekommen, dass Gernot eine ganze „halbe Seele“ mit ins WoMo genommen hat,
vielleicht kann sie ja morgen als Zwischendurch-Jause dienen. Ilse hat ihren
„Schweizer Wurstsalat“ wenigstens aufessen können, danach war sie aber auch
„überfressen“, das sollten wir uns echt nicht antun. Aber wie gesagt, es ist
uns mehr passiert, als dass wir uns mit Vorsatz so mästen wollten.
Viel
haben wir dann heute nicht mehr auf die Reihe gekriegt, aber natürlich haben
wir auch diesen Abend mit einem lässigen Pasch ausklingen lassen. Morgen sollte
das Wetter noch besser sein als heut – fein, wir wollen nämlich wieder mit unserem
roten Flitzer ausfahren.
Montag, 9. Juli 2018
Heute
ist unser Hochzeitstag, 2011 haben wir in Hallstatt geheiratet. Das heißt,
damit haben wir auch das angeblich verflixte siebente Jahr hinter uns gebracht.
Scherz beiseite – wenn es nach uns geht, dann können gerne noch viele derartig
„verflixte Jahre“ kommen, wir haben ein traumhaftes Leben und keiner von uns
möchte mit irgendwem auf der Welt tauschen. Ilses Countdown-Zähler bis zur Pension steht mit heutigem Tag auf
360, ab dann gibt es für uns soundso nur noch „Global Living“. Was für geile
Aussichten!
Nach
dem Frühstück werfen wir unser Moped an und glühen los. Bei der Ausfahrt aus
dem Campingplatz schlagen wir heute die andere Richtung ein und fahren einfach
nach Süden. Wieder wechseln wir auf kleine und winzige Nebenstraßen, gehen in
der wunderbar hügeligen Landschaft immer wieder einmal herrlich verloren, bis
uns Google-Maps wieder auf den „richtigen“ Weg zurückführt. Was für ein
lässiger Tag. Die Sonne scheint, trotz unserer Lederjacken ist uns aber nie zu
warm, weil es höchstens 27 Grad hat. Genuss pur.
Obwohl
völlig unnötig, macht sich dann plötzlich dramatischer Benzinmangel bemerkbar.
Unnötig deshalb, weil wir immer wieder einmal an einer Tankstelle vorbei gekommen
sind, die sind ja in Deutschland nun wirklich keine Mangelware. Aber Gernot hat
schlicht und ergreifend nicht auf die Benzinstandsanzeige geachtet und
plötzlich hatten wir nur mehr ein bisschen benzingeschwängerte Luft im Tank.
Und das ausgerechnet mitten in der Pampa, wir waren eben noch kilometerweit
einen großen Hügel hinaufgefahren.
Aber zu unserem Glück hat sich hier ein Campingplatz befunden und Ilse ist mal reingegangen, um nach der nächstgelegenen Tankstelle zu fragen. Die war ca. 10 Kilometer weit entfernt, mit dem Glück des Tüchtigen könnte sich das sogar noch ausgehen, die nächsten paar Kilometer geht es ja eh nur bergab. „Was brauchen Sie denn für ein Benzin? Super oder eine Mischung?“ fragte uns der nette Campingplatz-Betreiber und schon füllte er zwei fesche Literchen Super-Benzin in eine kleine Gießkanne. Dann holte er noch einen Trichter aus seiner Garage und betankte unsere Vespa. Wir bedankten uns dann auch, längst hatten wir uns als Camper geoutet und da ist gegenseitige Hilfe fast schon ein ungeschriebenes Gesetz. Brav bezahlten wir für den Sprit und konnten unsere lässige Fahrt durchs hügelige Allgäu ohne Herzklopfen fortsetzen.
Aber zu unserem Glück hat sich hier ein Campingplatz befunden und Ilse ist mal reingegangen, um nach der nächstgelegenen Tankstelle zu fragen. Die war ca. 10 Kilometer weit entfernt, mit dem Glück des Tüchtigen könnte sich das sogar noch ausgehen, die nächsten paar Kilometer geht es ja eh nur bergab. „Was brauchen Sie denn für ein Benzin? Super oder eine Mischung?“ fragte uns der nette Campingplatz-Betreiber und schon füllte er zwei fesche Literchen Super-Benzin in eine kleine Gießkanne. Dann holte er noch einen Trichter aus seiner Garage und betankte unsere Vespa. Wir bedankten uns dann auch, längst hatten wir uns als Camper geoutet und da ist gegenseitige Hilfe fast schon ein ungeschriebenes Gesetz. Brav bezahlten wir für den Sprit und konnten unsere lässige Fahrt durchs hügelige Allgäu ohne Herzklopfen fortsetzen.
Irgendwann
sind wir bei einem Hinweisschild nach Isny vorbeigekommen, diesen Ort kennen
wir bislang nur als Autobahnabfahrt. Wenn wir nach Holland oder Belgien fahren,
dann nehmen wir meistens die Autobahn durchs Allgäu, Namen wie Oy, Biberach
oder eben Isny sind uns seit Jahren ein Begriff. Aber die Orte selbst kennen
wir nicht. Das ist jetzt anders, denn bald einmal stehen wir direkt am Eingang
zum historischen Zentrum von Isny.
Die alte Stadt ist wirklich nett und wir machen einen ausgiebigen Spaziergang. Es fällt uns eine echt kultige Bronze-Skulptur auf – ein Mann auf einem Büro-Drehsessel (!) melkt mit mürrischem Gesichtsausdruck eine Kuh, aus einer umgestürzten Milchkanne bedient sich eine niedliche Katze. Das Denkmal ist dem deutschen Steuerzahler gewidmet, auch die dazu gehörende Bank. Das Denkmal ist gleichzeitig auch ein Springbrunnen, sehr lässig jedenfalls und wir haben es ausgiebig fotografiert.
Die alte Stadt ist wirklich nett und wir machen einen ausgiebigen Spaziergang. Es fällt uns eine echt kultige Bronze-Skulptur auf – ein Mann auf einem Büro-Drehsessel (!) melkt mit mürrischem Gesichtsausdruck eine Kuh, aus einer umgestürzten Milchkanne bedient sich eine niedliche Katze. Das Denkmal ist dem deutschen Steuerzahler gewidmet, auch die dazu gehörende Bank. Das Denkmal ist gleichzeitig auch ein Springbrunnen, sehr lässig jedenfalls und wir haben es ausgiebig fotografiert.
Wir
nehmen dann eine kleine Kaffeejause zu uns und wieder einmal macht Gernot bei
der Bestellung einen Fehler. War es in Italien so, dass er versehentlich „Caffe
prego“ bestellte und einen halben Fingerhut Kaffee bekommen hat, so war in Isny
exakt das Gegenteil der Fall. Denn auf die Kaffeebestellung Gernots folgte die
Frage: „Eine große Tasse?“ und wer will schon wieder nur einen Fingerhut voll
kriegen. Aber die „große Tasse“ Kaffee hatte hier in der Bäckerei in Isny die
Dimension eines mittleren Nachttopfes, der Inhalt wird wohl knapp an der
halben-Liter-Grenze geschrammt haben. Wurscht – Gernot hat ihn tapfer
ausgetrunken, wenigstens hatte das dazu gereichte „Vanille-Croissant“ eine
normale Dimension.
Kaffee-satt
wie selten zuvor sind wir dann – nach einem kleinen Break im Schatten der
Stadtmauer – zu unserem Roller zurückgegangen. Direkt neben uns machte sich
gerade ein Pärchen mit ihrer Touren-Maschine abfahrbereit. „Na Ihr Roller hat
ja wirklich eine schöne Farbe“, lobte die Frau unsere Vespa und fügte launisch an:
„Möchten Sie nicht tauschen?“ Nun ja, die ausgewachsene Honda Transalp wäre
durchaus ein faires Tauschangebot gewesen, aber Ilse antwortete spontan und zur
Erheiterung von uns allen: „Na ja, wenn es eine BMW wäre …“ Und alle setzten
wir unsere Fahrt auf den eigenen Privat-Fahrzeugen fort.
Von
Isny war es dann gar nicht mehr weit bis zu unserem Campingplatz, aber eine
Umleitung hat uns dann doch noch ein wenig im Kreis fahren lassen. Und wir haben
sogar diesen Irrweg voll genossen, denn so sind wir auf Sträßchen gekommen, die
wir sonst niemals befahren hätten. Aber schließlich ist uns der schöne Ort Wangen
doch nicht ausgekommen und wir verfügten uns dort in einen Supermarkt. Ein paar
Kleinigkeiten können wir brauchen, heute gibt es mal wieder einen Jäusler. Und
so kauften wir Salami, Parmesan und Tomätchen, Milch und natürlich Brot. Gernot
wagte sich über das selten angebotenen „Pfefferoni-Brot“, die Hoffnung, dass es
sich dabei um milde Pfefferoni handelt, erfüllte sich nicht. Aber, auch wenn
später jeder Biss ein kleines Feuerchen in Gernots Mund entfachte, war das Brot
wunderbar delikat. Ach ja – Katzenfutter haben wir auch noch besorgt, denn die
hungrigen Platz-Katzen haben inzwischen alle unsere diesbezüglichen Vorräte
aufgefressen. Also tut Nachschub not.
Das
Essen war dann wie erwartet einfach köstlich und danach haben wir uns im
Schatten eines Baumes einen Pasch geliefert. Das Wetter ist wunderbar, die
Sonne scheint und die Liegewiese direkt neben unserem Stellplatz ist voll von
Menschen. Ilse zählt mehr als ein Dutzend kleiner Kinder, die sich sämtlichen
Arten des Badespaßes hingeben – mit Booten, Bade-Inseln, Schwimmflügeln,
Stand-Up-Paddel-Brettern oder auf Luftmatratzen. Eine echte Idylle dieser
kleine See, der ja eigentlich ein Weiher ist. Übrigens im 12. Jahrhundert als
Fischteich künstlich angelegt, wie uns bei der Rezeption in einem Schaukasten
mitgeteilt worden ist.
Zwischendurch
gönnt sich Gernot ein halbstündiges Schläfchen und Ilse wird von einer der
Platz-Katzen besucht. Sie lässt sich gerne hochnehmen und genießt auf Ilses
Schoß bereitwillig Streicheleinheiten. Das angebotene Futter frisst sie meist
ratzeputz auf und fordert dann lautstark Nachschub. Ilse ist sogar extra wegen der
niedlichen Katze aufgestanden, als sie noch nach 22 Uhr mit Nachdruck um Futter
anfragte.
So
geht dann ein weiterer, lässiger Tag im Allgäu zu Ende. Es gefällt uns hier so
gut, dass Ilse am Abend zur Rezeption geht und wir unseren Aufenthalt um einen
weiteren Tag verlängern. Wir fahren dann von hier aus direkt zum „Käs-Klatsch“
nach Alberschwende, Ilse hat uns schon telefonisch einen Campingplatz in der
Nähe reserviert. Aber morgen bleiben wir wie gesagt noch hier, mal schauen, ob
uns das Wetter wieder mit der Vespa ausfahren lässt.
Dienstag, 10. Juli 2018
Beim
Aufwachen bemerken wir sofort, dass an eine Ausfahrt mit dem Moped vorerst
nicht zu denken ist. Der Himmel zeigt sich komplett bewölkt und es könnte
jederzeit zu regnen anfangen. Also wird das heute ein feiner Nichtstun-Tag.
Wobei – irgendetwas gibt es immer zu tun, Gernot bringt unseren Blog auf den
neuesten Stand und Ilse sortiert die vielen Fotos in ihrem Notebook. So vergeht
schon mal der Vormittag. Später gehen wir dann zum Ufer des Weihers hinunter,
da gibt es einen schönen Steg und da wollen wir uns ein wenig niederlassen.
Sonst wird dieser Steg als Sprungbrett genützt, aber heute wird sich hier kein
Schwimmer sehen lassen. Wir haben eine übrig gebliebene Semmel mit und wollen
damit die Enten füttern. Die lassen sich aber nicht blicken und so verschwindet
das Brötchen – fein zerbröselt – in den Mäulern von kleinen Fischchen. Am
Retourweg zu unserem WoMo stößt Ilse dann auf der Liegewiese auf ein kleines
„Fundgeld-Nestchen“, immerhin drei fesche Münzen, insgesamt 2,30 Euro. Schön –
wir haben dieser Tage eh schon drei kleine Kupfermünzen vom Boden aufgeklaubt,
vielleicht kommt ja noch was für unsere Sammlung dazu.
Inzwischen
hat sich das Wetter so weit gebessert, dass wir eine Ausfahrt mit der Vespa
riskieren können. Irgendwie müssen wir sogar wegfahren, denn das Restaurant am
Platz hat heute ausnahmsweise geschlossen und wir haben kaum etwas Essbares im
WoMo. Also rüber nach Wangen mit uns. Heute fahren wir mitten ins Zentrum und parken unseren Roller am Rande der Fußgängerzone ein. Wangen hat eine historische Altstadt zu bieten und wir machen einen ausgiebigen Spaziergang. Zwischendurch findet Ilse eine hübsche Hose, ausgesprochen bunt und sie passt ihr ausgezeichnet. Beim Bezahlvorgang gibt es dann noch kurze Aufregung, weil unmittelbar vor uns Wechselbetrüger im Geschäft waren, der Chef hat sie sogar noch zu Fuß verfolgt und ein Foto geschossen. Die Verkäuferin ist dann nicht in die versperrte Kasse gekommen und Ilse hat ihr kurzerhand das Wechselgeld gelassen. Bei 5 Cent darf man schon einmal großzügig sein…
Wie
in Isny sind auch in Wangen Bronze-Skulpturen zu sehen, vielleicht stammen sie
ja vom gleichen Künstler. Jedenfalls sind diese Plastiken äußerst humorig
gestaltet, etwa die des Heiligen Antonius. Der wird als Schweinehirt
dargestellt (der er ja auch war) und viele kleine Schweinchen tummeln sich ihm
zu Füßen. Das Lustige – abseits der Skulptur, sicher drei, vier Meter vom
gesamten Ensemble entfernt, „flüchtet“ ein kleines Schweinchen vom Heiligen
Antonius weg in eine Gasse. Dann sehen wir noch eine Gruppe übereinander
liegender Gesellen, ebenfalls sehr naturalistisch in Bronze gegossen. Der
angebrachte Spruch lautet in etwa: „Wenn vier Schwaben übereinander liegen,
dann ist der oberste genau so zerdrückt wie der unterste.“ Und während man diesen
Spruch liest, spuckt einem einer der „zerdrückten Schwaben“ einen Schwall
Wasser ins Gesicht. Sehr lustig und wir finden dann in Wangen gleich noch
mehrere extrem lässige
Bronzeskulpturen.
Ach ja – was uns auch aufgefallen ist, überall wird vor Dachlawinen gewarnt. Buchstäblich überall – im Prinzip ist nicht ein einziges Haus ohne diese Warnschilder, manchmal sind gleich mehrere davon angebracht. Da wird wohl ziemlich sicher irgendjemand mal eine Dachlawine auf den Kopf gefallen sein und jetzt sichert man sich gegen eventuelle Rechtsfolgen halt mit diesen Warnschildern ab. Anders können wir uns diese beinahe schon obsessive „Dachlawinen-Panik“ nicht erklären.
Bronzeskulpturen.
Ach ja – was uns auch aufgefallen ist, überall wird vor Dachlawinen gewarnt. Buchstäblich überall – im Prinzip ist nicht ein einziges Haus ohne diese Warnschilder, manchmal sind gleich mehrere davon angebracht. Da wird wohl ziemlich sicher irgendjemand mal eine Dachlawine auf den Kopf gefallen sein und jetzt sichert man sich gegen eventuelle Rechtsfolgen halt mit diesen Warnschildern ab. Anders können wir uns diese beinahe schon obsessive „Dachlawinen-Panik“ nicht erklären.
Weil
sich ein kleiner Hunger bemerkbar macht bleiben wir bei einer Metzgerei stehen
und sättigen uns mit heißem Fleischkäse, Semmeln und einem Cola. Dann flanieren
wir weiter durch das Zentrum von Wangen.
Schön haben sie es hier, die Wehrtürme der Stadt sind erhalten geblieben und präsentieren sich voller Aufschriften und bunt bemalt. Sehr hübsch. Irgendwann beginnen uns dann ein wenig die Füße weh zu tun und wir fahren zum Campingplatz zurück. Vorher gehen wir noch eine Kleinigkeit einkaufen, am Platz werden wir uns heute mit Salami, Parmesan und Schinken ein feines Abendessen zubereiten. Ach ja – wir haben den Supermarkt bereits verlassen, als Ilse plötzlich mit einem „Wart einmal kurz“ wieder in den Markt zurückgeht. Aber nur für wenige Meter, denn dann hat sie das von außen erspähte 1-Cent-Stück aufgeklaubt und eingesteckt. Beim endgültigen Verlassen des Edeka-Ladens hat dann auch Gernot sein Fundgeld-Glückserlebnis, das funkelnagelneue 2-Cent-Stück hat aber derartig hell geglänzt, das konnte man gar nicht übersehen.
Schön haben sie es hier, die Wehrtürme der Stadt sind erhalten geblieben und präsentieren sich voller Aufschriften und bunt bemalt. Sehr hübsch. Irgendwann beginnen uns dann ein wenig die Füße weh zu tun und wir fahren zum Campingplatz zurück. Vorher gehen wir noch eine Kleinigkeit einkaufen, am Platz werden wir uns heute mit Salami, Parmesan und Schinken ein feines Abendessen zubereiten. Ach ja – wir haben den Supermarkt bereits verlassen, als Ilse plötzlich mit einem „Wart einmal kurz“ wieder in den Markt zurückgeht. Aber nur für wenige Meter, denn dann hat sie das von außen erspähte 1-Cent-Stück aufgeklaubt und eingesteckt. Beim endgültigen Verlassen des Edeka-Ladens hat dann auch Gernot sein Fundgeld-Glückserlebnis, das funkelnagelneue 2-Cent-Stück hat aber derartig hell geglänzt, das konnte man gar nicht übersehen.
Mit
unserer Einkaufsbeute sind wir dann zum WoMo zurückgefahren und haben gleich einmal
einen feinen Pasch gemacht. Vorerst hat uns das Wetter noch im Freien würfeln
lassen, aber bald einmal hat es so zugezogen, dass der Beginn des Regnens nur
noch eine Frage von Minuten war. Es hat zwar schließlich doch noch eine halbe
Stunde lang gedauert, aber dann es recht ordentlich geschüttet. Uns kann das
völlig wurscht sein.
So
ist unser letzter Abend am Campingplatz Röhrenmoos sehr gemütlich zu Ende
gegangen, morgen geht es weiter in den Bregenzer Wald, wo wir Nadja und
Christian treffen werden. Wir freuen uns schon sehr drauf.
Mittwoch,
11. Juli 2018
In
der Nacht hat es immer wieder teils heftig geregnet, doch in der Früh hat das
Wetter wieder ganz passabel ausgeschaut. Wir frühstücken in aller Ruhe und
richten dann unser WoMo auf Fahrtbetrieb her. Nach einer knappen halben Stunde
sind wir damit so weit fertig, dass wir das Auflegen der Vespa vorbereiten.
Dazu muss Gernot zuerst von unseren Auffahrtskeilen runterfahren, denn sonst
ist der Niveauunterschied zum Motorradträger zu groß. Beim Abstecken des
Stromkabels trifft Gernot dann beinahe der Schlag – nein, kein Stromschlag.
Aber der Reifen links hinten ist vollkommen platt, ausgerechnet der nagelneue
Reifen, keine 50 Kilometer gefahren. Wie gibt es denn so was? Die Frage, wie
lange wir schon diesen Patschen haben, beantworten dann unsere Nachbarn: „Ach
der ist schon seit zwei Tagen platt. Wir dachten, sie haben die Luft
absichtlich raus gelassen um exakt gerade zu stehen.“ Echt jetzt? Das haben die
wirklich geglaubt? Na servas, die müssen Idioten kennen ... Denn bitte wer
lässt die Luft völlig aus den Reifen, nur um besser zu stehen? Da müsste man ja
vollkommen bescheuert sein. Wurscht – wir haben ein Problem und gar kein
besonders kleines.
Nach
dem ersten Schock über den Defekt greift die beste Ilse von allen zum Handy und
ruft die Notfallnummer des ÖAMTC an. Denn es ist klar, selber werden wir das
Rad keineswegs wechseln, mit unserem kleinen Pseudo-Wagenheber brauchen wir gar
nicht erst zu versuchen, unser WoMo hinten hochzukriegen. Und wir wüssten ja
nicht einmal, wo am Unterboden wir den Wagenheber gefahrlos ansetzen sollten.
Doch zum Glück haben wir den großen Schutzbrief des ÖAMTC und die werden das
schon richten.
In
der Notrufzentrale sind zuerst alle unsere Daten notiert worden und wenige
Minuten später kam der Rückruf, dass der deutsche ADAC informiert sein, die
würden sich dann melden. Das passierte dann auch prompt, sie wechseln uns das
Rad selbstverständlich und gerne, in ein bis eineinhalb Stunden würde ein
Mitarbeiter vor Ort sein. Sehr professionell das Ganze, das ist schon sehr
beruhigend zu wissen, dass man jederzeit – auch im Ausland – mit Hilfe durch
den Pannendienst rechnen kann.
Wir
sind unterdessen in aller Ruhe duschen gegangen und haben später einen Pasch
angefangen. Pünktlich ist dann der „gelbe Engel“ vom ADAC angeschwebt gekommen
und hat routiniert den Reifenwechsel durchgeführt. Das war gar nicht so
einfach, denn auch mit seinem Profi-Wagenheber hat der Mann einige Male die
Position wechseln müssen, denn der sandige Untergrund war ziemlich instabil und
unser Nasenbär ist kein Kleinwagen.
Aber natürlich hat es Pannenhelfer schließlich geschafft und den völlig zerdrückten Reifen mittels Kompressor-Luftpumpe wieder in Form gebracht. Äußerlich war keinerlei Beschädigung festzustellen, diesmal haben wir uns also keine Schraube oder so etwas eingefahren. „Gehen wir mit dem Rad runter zum See, vielleicht sehen wir, wo die Luft rauskommt“, meinte der ADAC-Mann und ist mit Gernot und dem Rad zum Weiher gegangen.
Dort hat sich Gernot seiner Schuhe und Socken entledigt und ist mit dem Reifen baden gegangen. Und siehe da – genau aus dem Ventil sprudelt wunderschön die Luft heraus und bildete hübsche Bläschen. Na das ist ja eh super, denn „Das ist kein Problem, solche Ventile hab ich mit, das tauschen wir gleich aus, dann haben wir’s“ meinte der Pannenhelfer locker. Und so ist es dann auch gekommen – schon das zweite ausprobierte Modell des Ventils funktionierte, der Reifen bekam wieder seine 4,5 Bar Luftdruck verpasst und keine fünf Minuten später war er wieder am WoMo montiert. Pfuh, was waren wir da erleichtert. Die ganze Aktion hat übrigens keine halbe Stunde lang gedauert und hätten wir dem ADAC-Profi nicht ein fesches Trinkgeld gegeben, auch keinen einzigen Cent gekostet. Sogar das Ventil haben wir gratis gekriegt. Also eines ist klar – der Schutzbrief hat sich heuer wirklich schon mehr als bezahlt gemacht, in Wien haben wir den ÖAMTC ja auch schon gebraucht, als es Gernot die Lichtleiste vom Motorradträger abgerissen hat. Und auch wenn man den ÖAMTC mal ein Jahr lang überhaupt nicht in Anspruch nimmt, ist allein schon der Gedanke beruhigend, dass im Fall des Falles ein Anruf genügen würde.
Aber natürlich hat es Pannenhelfer schließlich geschafft und den völlig zerdrückten Reifen mittels Kompressor-Luftpumpe wieder in Form gebracht. Äußerlich war keinerlei Beschädigung festzustellen, diesmal haben wir uns also keine Schraube oder so etwas eingefahren. „Gehen wir mit dem Rad runter zum See, vielleicht sehen wir, wo die Luft rauskommt“, meinte der ADAC-Mann und ist mit Gernot und dem Rad zum Weiher gegangen.
Dort hat sich Gernot seiner Schuhe und Socken entledigt und ist mit dem Reifen baden gegangen. Und siehe da – genau aus dem Ventil sprudelt wunderschön die Luft heraus und bildete hübsche Bläschen. Na das ist ja eh super, denn „Das ist kein Problem, solche Ventile hab ich mit, das tauschen wir gleich aus, dann haben wir’s“ meinte der Pannenhelfer locker. Und so ist es dann auch gekommen – schon das zweite ausprobierte Modell des Ventils funktionierte, der Reifen bekam wieder seine 4,5 Bar Luftdruck verpasst und keine fünf Minuten später war er wieder am WoMo montiert. Pfuh, was waren wir da erleichtert. Die ganze Aktion hat übrigens keine halbe Stunde lang gedauert und hätten wir dem ADAC-Profi nicht ein fesches Trinkgeld gegeben, auch keinen einzigen Cent gekostet. Sogar das Ventil haben wir gratis gekriegt. Also eines ist klar – der Schutzbrief hat sich heuer wirklich schon mehr als bezahlt gemacht, in Wien haben wir den ÖAMTC ja auch schon gebraucht, als es Gernot die Lichtleiste vom Motorradträger abgerissen hat. Und auch wenn man den ÖAMTC mal ein Jahr lang überhaupt nicht in Anspruch nimmt, ist allein schon der Gedanke beruhigend, dass im Fall des Falles ein Anruf genügen würde.
Nach
der ganzen Aufregung haben wir dann die Vespa aufgeladen und sind – da wird es
schon 13 Uhr gewesen sein – endlich nach Vorarlberg aufgebrochen. Weit haben
wir es heute ja wirklich nicht, es sind keine 60 Kilometer zu fahren, noch dazu
geht der Großteil der Strecke über die Autobahn. Und so sind wir schon nach etwas
mehr als einer Stunde am Ziel und rollen am „Campingplatz Feurstein“ vor. Der
Platz ist uns auf Anhieb sehr sympathisch und Frau Feurstein ist eine
Campingplatz-Betreiberin, wie man sie sich nur wünschen kann. Alles hier ist
wunderbar gepflegt, der Rasen präsentiert sich perfekt wie auf einem Golfplatz,
bunte Blumen und Topfpflanzen überall, Frau Feurstein verfügt offenbar über den
berühmten grünen Daumen. Einen derart schönen Platz haben wir noch selten
gesehen. Und so wie es ausschaut, „schupft“ sie den Platz völlig alleine!
Bewundernswert, denn die Dame wird wohl (auch man eigentlich nicht darüber
spricht) schon Mitte Sechzig sein. Sie begrüßt uns herzlich, wir dürfen uns
einen der noch freien Plätze aussuchen und stellen uns dann in die Nähe des
Waschhauses. Die Anmeldung ist ebenfalls vollkommen unkompliziert, wir
bestellen gleich die Frühstücks-Brötchen für morgen und Frau Feurstein zeigt
uns dann noch schnell den Aufenthaltsraum, wo sie einen großen Fernseher auf
einen Tisch gestellt hat: „Das ist heute wieder unser WM-Studio“, lachte sie
und Gernot sieht sich schon in Gedanken bei Bier und Kartoffel-Chips das Spiel
England gegen Kroatien schauen. Ist ja super!
Aber
noch ist es lange nicht soweit, wir müssen etwas einkaufen gehen. Fahren natürlich.
Also starten wir unseren roten Flitzer und glühen die knapp zehn Kilometer nach
Alberschwende hinunter. Dort kaufen wir in einem SPAR-Markt ordentlich ein –
Brot, Milch, Streichwurst, Tomaten, eine große Packung Grillwürstel, einen
Wurstsalat und einen Curry-Huhn-Salat, Bier, Chips, Joghurts usw. Nach dem
Einkauf, noch am Parkplatz vom SPAR, rufen wir dann Nadja und Christian an, um
unsere Ankunft in Alberschwende mitzuteilen. Sie sind gerade bei Christians
Schwester zu Besuch und Christian meint: „Kommt’s doch einfach vorbei, das ist
ja ganz in der Nähe.“ Also schnell die Adresse von Nadine in die Google-Maps
eingespeist und keine fünf Minuten später saßen wir schon mit Nadine samt
Töchterchen Emma, Nadja, Christian, seiner Oma und einer seiner Tanten auf der
Terrasse und haben fein Kaffee getrunken. Nadja und Christian haben mittlerweile
ja schon Teile ihrer Verabschiedungstournee hinter sich gebracht, waren in
Tschechien, Graz, in der Steirischen Toskana und kommen direkt vom Ledrosee.
Es geht ihnen super, morgen werden wir gemeinsam den „Kultur & Käs-Klatsch“
in Alberschwende besuchen. Die beiden haben noch eine ganze Reihe von
Verwandtschaftsbesuchen abzuarbeiten, schließlich werden sie für mehr als ein
Jahr lang nicht wieder hierher kommen.
Wir
verabschieden uns dann bald einmal, viele der eben gekauften Lebensmittel
brauchen einen Kühlschrank – die Sonne scheint nämlich nahezu ununterbrochen.
Also fegen wir zum Campingplatz zurück. Wir haben Nachbarn bekommen, eine
Familie aus Berlin, die mit ihren beiden Kindern (ca. 5 und 8 Jahre alt) in
einem winzigen Wohnwagen campen. Sie scheinen sehr nett zu sein und albern andauernd
mit ihren Kindern herum, sind völlig entspannt und haben den ganzen Tag über
ein Lächeln im Gesicht. Ganz anders als die Nachbarn, die wir die letzten
beiden Tage in Röhrenmoos hatten. Denn die haben – auch mit zwei Kindern
unterwegs – ununterbrochen nur miteinander gekeift und sich gezankt, da ist
nicht ein nettes Wort gefallen und außer aus Schadenfreude wurde auch nie
gelacht. Die beiden Buben des Paares, ca. 12 und 14 Jahre alt, waren sich
sprichwörtlich spinnefeind und haben permanent miteinander gestritten. Sehr
nervig, wenn man unmittelbar daneben steht. Aber so richtig belästigt haben wir
uns eh nicht gefühlt, sonst hätten wir schon was gesagt. Es ist nur sehr
traurig – denn diese Familie aus Hamburg hätte so eine geile Voraussetzung
gehabt, um so richtig glücklich zu sein: Beide Eltern gesund und fit, die
beiden Buben wohlgewachsen und ebenfalls gesund, dazu dürfte die Familie auch
nicht am Hungertuch nagen – sie könnten ein so richtig lässiges Leben führen.
Und stattdessen bekriegen sie sich ununterbrochen an allen Fronten und haben
eine Art miteinander zu kommunizieren, dass es einen frösteln möchte. Beispiel
gefällig? „Kann jetzt mal endlich irgendwer mit dem Scheiß-Hund gehen?“, war
eine der Meldungen des Familienvaters, die wir uns gemerkt haben. Sämtliche
anderen Gehässigkeiten haben wir verdrängt, auch weil uns diese Leute – zum
Glück – überhaupt nichts angehen. Oder „einen Scheißdreck angehen“, um es in
den Worten des Hamburgers auszudrücken …
Aber
hier bei Frau Feurstein ist wirklich alles wunderbar, sogar die Nachbarn sind
nett, was kann man sich Schöneres wünschen. Wir machen uns dann im Freien eine
feine Jause und verdrücken die beiden köstlichen Fertig-Salate. Dazu ein kaltes
Bierchen, herrlich. Danach machen wir ein kleines aber feines
Verdauungsschläfchen, aus dem wir vom Handy geweckt werden. Nadja ist dran, sie
schauen einen Sprung bei uns vorbei. Keine zehn Minuten später fahren sie und
Christian mit ihrem weißen Leihwagen vor und wir setzen uns gemütlich zusammen,
zum Glück haben wir noch unsere Falt-Stühle mit dabei. Wir trinken etwas und
haben eine feine Zeit. Lang können die beiden aber nicht bleiben, ein weiterer
Verwandter wartet schon mit dem Abendessen, also brechen Nadja und Christian
auf. Inzwischen ist es schon 20 Uhr geworden und wir begeben uns in das
WM-Studio von Frau Feurstein. Wir kommen zwar zwei Minuten zu spät, aber gerade
noch früh genug, um den Führungstreffer der Engländer mitzukriegen. Na ja, das
ist nicht ganz nach unserem Wunsch, denn – wie Gernot es heute einmal
formuliert hat – als Österreicher kennen wir naturgemäß mehr Kroaten als
Engländer und drücken daher „Hrvatska“ die Daumen. Das WM-Studio ist gut
besucht, es werden wohl über zehn Personen anwesend sein. Frau Feurstein hat
heute extra ein „Fässle“ Bregenzer Wälder Egger-Bier angestochen und der
Gerstensaft fließt in Strömen. So soll Fußball-Schauen! Das Match ist dann
wirklich äußerst unterhaltsam und einem Semifinale einer Weltmeisterschaft
durchaus angemessen. Die Kroaten gleichen dann auf 1:1 aus und als schon alles
mit einer Verlängerung rechnet, gelingt ihnen tatsächlich noch der
Siegestreffer. Was für ein Jubel – bei den kroatischen Spielern wohlgemerkt.
Bei Frau Feurstein war Gernot so ziemlich der einzige Jubler, die meisten
hätten wohl lieber England als Sieger gesehen. Aber Gernot freut sich alleine
schon wegen seiner langjährigen Freundin Anita, die als gebürtige Kroatin
natürlich besonders mit-gefiebert hat. Noch vor dem Spiel hat Gernot mit Anitas
Mann Bertl telefoniert, der hat ihm lachend erzählt, dass sie seit heute extra eine
Kroatien-Fahne im Garten gehisst haben. Na da wird’s nach dem Match noch hoch
her gegangen sein am Langen Weg …
Ziemlich
angeheitert – Gernot allein hat während des aufregenden Spiels vier (!) Bier
getrunken – sind wir dann die knapp 15 Meter zu unserem WoMo geschlurft und
sehr kurze Zeit später in einen tiefen Schlaf gefallen.
Donnerstag, 12. Juli 2018
Wieder
haben wir ausgezeichnet geschlafen, es ist beinahe schon unheimlich ruhig hier
bei Frau Feurstein in Lingenau. Mit dem ersten Morgengrauen beginnt natürlich
das Konzert der Singvögel und während des Tages sind oft große Raubvögel am Himmel
zu sehen und ihre schrillen Schreie hallen durch die Luft, ein Traum!
Mit
einem starken Kaffee bringt uns Ilse weder auf Vordermann und wir freuen uns
auf einen herrlichen Tag. Die liebe Familie nebenan bricht dann zu einer
Bergtour auf, der Vater hat sich vorher noch akribisch seinen Gleitschirm
hergerichtet, er wird also den Bregenzer Wald von hoch oben bewundern können.
Wir hingegen bleiben am Boden und beschäftigen uns am Vormittag mit unserem
Blog und den vielen Bildern, die wir bereits geschossen haben. Das dauert immer
so seine Zeit und danach haben wir uns ein kleines Mittagsschläfchen verdient.
Um ca. 14 Uhr tauchen dann eher überraschend Nadja und Christian bei uns auf.
Wir haben ja noch gar nicht ausgemacht, wie wir heute Abend zum Käs-Klatsch
nach Alberschwende kommen werden. Das sind ja beinahe zehn Kilometer, also
scheidet zu Fuß gehen aus und Taxis sind hier nicht so leicht zu kriegen, wie
in einer Stadt. Denn die müssten von Dornbirn anfahren, das ist dann schon sehr
aufwendig. Aber jetzt hat sich das Problem gelöst, Nadja und Christian bleiben
bis abends hier und dann fahren wir gemeinsam zum Dorffest und zurück werden
wir schon irgendwie kommen – es hat ja jeder ein Auto hier.
Wir
verbringen einen sehr relaxten Nachmittag im Freien, natürlich machen wir auch
einen Pasch zu viert und später brät uns Ilse noch eine ganze Menge an kleinen
Würstchen, die wir mit Brot, Tomätchen und Parmesan genießen. Das ergibt eine
wunderbare Unterlage, denn natürlich werden wir dem einen oder anderen Bierchen
heute nicht auskommen.
Gegen
19 Uhr brechen wir dann auf und fahren nach Alberschwende. Es ist heute übrigens
das allererste Mal, dass uns Christian chauffiert – und das nach mehr als elf
Jahren! Aber hat nur ganz am Anfang ein Auto gehabt, seit zehn Jahren kommen er
und Nadja ohne eigenes Fahrzeug aus. Außer während ihrer Reisen, denn sowohl in
Neuseeland als auch in Australien haben sie sich Autos gekauft und auch bei der
kommenden Reise werden sie sich in Kanada einen Camper zulegen und damit in
ganz Amerika herumfahren.
In
Alberschwende kennt Christian als Einheimischer natürlich sämtliche legale
Geheim-Parkplätze und so stellt er den Leihwagen in einem Hinterhof gegenüber
der Dorfkirche ab. Direkt davor sind die Essens- und Getränkestände aufgebaut,
es stehen Tische und Bänke für Hunderte Besucher bereit und sie füllen sich von
Minute zu Minute. Eine Band intoniert routiniert und gekonnt einen alten Hadern
nach dem anderen und so hallen die Hits von Elvis Presley, den Beatles und von
Jonny Cash über den Kirchplatz. Immer wieder wird Christian von langjährigen
Freunden begrüßt und auch viele seiner Verwandten sind hier, mit seiner Mama,
seiner Schwester und seiner Nichte sitzen wir gemeinsam an einem Tisch und
genießen unsere Drinks.
Bald
einmal verfügen wir uns alle gemeinsam in einen nahe gelegenen Stadel, wo die
Kinder-Theater-Gruppe von Alberschwende das Stück „Der weiße Rabe“ aufführt.
Die Einheimischen kennen natürlich alle der schauspielenden Kinder und wollen
sich die Aufführung nicht entgehen lassen. Und so ist der Theater-Saal
vollkommen „ausverkauft“, es werden wohl an die 150(!!) Personen zuschauen. Das
Stück ist wirklich sehr nett gespielt, die Kinder sind voll bei der Sache und
es gibt keine peinlichen „Hänger“ oder sonstige Pannen. Der Schlussapplaus kann
nur als donnernd bezeichnet werden und stolz nehmen die Kids die Ovationen
entgegen. Unmittelbar nach der Premiere spielt die Theater-Gruppe das Stück
gleich noch einmal, wahrscheinlich haben nicht alle Interessierten bei der
Erstaufführung Platz gefunden.
Nach
dem Theater suchen wir uns wieder unser Plätzchen und dann schlagen wir auch
kulinarisch am „Kultur & Käs-Klatsch“ zu. Selbstredend lassen wir uns
Käs-Knöpfle bringen, wie die Käse-Spatzeln hier genannt werden. Ohne jetzt
unnötig kritisch zu sein, das Essen war eigentlich ein schlechter Witz. Aber
ein durchaus Geschmackloser. Ganz davon abgesehen, dass viel zu wenig Käse
verwendet wurde (und das bei einem Käse-Fest!!!), war auch die Qualität der
Spätzle eine eher erbärmliche. Ohne angeben zu wollen – Gernot macht zehnmal
bessere Spätzle, mindestens. Und dass die verwendeten Röst-Zwiebeln ein
Tiefkühlprodukt war enttäuschte ebenfalls. Teilweise wurde von den Tellern nur
gekostet und sowohl Käs-Knöpfle als auch der (ebenfalls mäßige) Kartoffel-Salat
blieben weitgehend unangetastet. Muss ja für die Köche und Köchinnen eine
peinliche Angelegenheit gewesen sein, dass sie ihr Angebot zu einem viel zu großen
Teil in den Müll befördern mussten. Leider gab es zu den Käs-Knöpfle praktisch
keine Alternative, das Speisangebot beim „Kultur & Käs-Klatsch“ in
Alberschwende ist also mehr als nur ausbaufähig. Dabei haben wir uns wirklich darauf
gefreut, die in ganz Österreich bekannten Bregenzer Wälder Käse zu verkosten,
sie gelten als die besten im Land. Diesbezüglich sind wir also leider
enttäuscht worden, aber sonst war das Fest einen Besuch allemal wert. Wir sind
mit vielen netten Menschen zusammengesessen, haben das gute Bier und die feine
Stimmung genossen. Etwas später sind wir dann von den harten Bierbänken in ein
Restaurant gewechselt, da war die Musik auch noch gut zu hören, aber wir
konnten uns besser miteinander unterhalten.
Es
wird wohl schon 22 Uhr 30 gewesen sein, als uns die Mama von Christian zum „Campingplatz
Feurstein“ nach Lingenau zurückbrachte. Nadja und Christian sind noch am Fest
geblieben, sie schlafen heute bei Christians Oma, dorthin ist es gerade einmal
ein Kilometer Fußmarsch. Das geht.
Im
WoMo haben wir uns dann noch einen feinen Gute-Nacht-Drink gegönnt, danach war
das Einschlafen nur noch eine Frage von Sekunden.
Freitag,
13. Juli 2018
Gernot
erweist sich einmal mehr als notorischer Frühaufsteher und sitzt schon um 6 Uhr
30 gemütlich am Tisch. Der aber erst eine Stunde mit dem Frühstück gedeckt
wird, denn natürlich kann Ilse schlafen solange sie will. Und heute wollte sie
halt bis knapp 8 Uhr büseln. Völlig wurscht, denn wir haben keine wirklichen
Termine. Am frühen Nachmittag sollten wir halt daheim sein, weil wir beide mit
Freunden ausgemacht haben.
Ein
wie immer phantastischer Kaffee hilft uns dann zusätzlich auf die Beine und
eine halbe Stunde später starten wir unser Abfahrts-Programm. Das geht nun
wirklich Ruck-zuck und auch wenn die Vespa heute beim Aufladen ein bisschen
bockt (wussten wir eh schon vorher, denn der Winkel der Rampe ist durch die
Schräge des Platzes relativ ungünstig), sind wir keine 20 Minuten später
abfahrbereit. Vorher bedankt sich Gernot bei der netten Familie Elsner aus
Berlin noch für die gute Nachbarschaft und schenkt ihnen ein Exemplar seines
Buches. Das freut sie sehr und sie bitten Gernot noch um eine Widmung, was der
natürlich gerne macht. Und Gernot freut sich, dass sein Buch jetzt auch nach
Berlin kommt, in Hamburg, Dresden und Wien ist es ja bereits …
Wir
verabschieden und dann noch herzlich von Frau Feurstein. Es ist echt
erstaunlich, aber die Frau ist uns in den zwei Tagen sehr ans Herz gewachsen
und wir versprechen ihr aufrichtig, wieder einmal bei ihr zu campen. Es ist ja
wirklich wunderschön hier und wir wollen die Gegend auch ausführlich mit dem Roller
erkunden, diesmal sind wir ja mit der Vespa nur einmal kurz in Alberschwende
gewesen.
Die
Heimfahrt ist dann vollkommen problemlos verlaufen, bald einmal sind wir in
Dornbirn auf die Autobahn aufgefahren. Die Strecke über die Rheintal-Autobahn,
den Arlbergtunnel und die Inntalautobahn ist unser Häuschen nun auch schon oft
gefahren und findet den Weg beinahe schon von alleine. Auch bei der Heimfahrt
sind wir wieder beim Bäcker Ruetz in Schnann eingekehrt und haben uns dort ein
zweites Frühstück in die Figur gestellt. Dann wieder rauf auf die
Arlberg-Schnellstraße, die letzten 90 Kilometer nach Innsbruck sind dann wieder
reine Routine gewesen.
Eine
knappe Stunde später sind wir schon bei unserer WoMo Garage vorgefahren. Wir
laden nur die Schmutzwäsche und unsere Note-Books aus, alles andere bleibt im
Häuschen. Sogar den Kühlschrank räumen wir nicht aus, wir stecken einfach den
Strom an. Denn unser Aufenthalt in Innsbruck wird nur von kurzer Dauer sein,
schon am Sonntag in der Früh geht es wieder weiter. Vorerst werden wir am
Samstag noch auf das große Verabschiedungs-Fest von Nadja und Christian im
Innsbrucker Hofgarten gehen, wir haben an die 30 (!!) Plätze reservieren
lassen. Im Zuge dieser Party wird übrigens auf einer Großbild-Leinwand das
Spiel um den dritten Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft übertragen – das
Match England gegen Belgien versäumen wir also gar nicht. Fein. Und das Finale
der WM am Sonntag (Kroatien-Frankreich) schauen wir uns dann in Oberbayern an,
aber das ist schon ein Vorgriff auf unsere 83. WoMo Fahrt. Darüber wird hier bald
zu lesen sein …
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