vom 15. Juli bis 17.Juli 2018
von Innsbruck-Kochelsee-Innsbruck - 166 km
Sonntag,
15. Juli 2018
Unsere
lieben Freunde Barbara und Markus haben ja dieses Jahr geheiratet, Gernot ist
dabei der Trauzeuge von Markus gewesen. Weil sich die beiden sämtliche Geschenke
verbeten haben – „Wir haben alles und brauchen nichts“ – mussten wir
diesbezüglich ein wenig kreativ sein. Also haben wir sie für zwei Tage Camping
eingeladen, natürlich gemeinsam mit ihren zwei Buben, vier und sechs Jahre alt.
Als
kleine Überraschung haben wir ihnen nicht das Ziel unserer Fahrt mitgeteilt,
als wir sie am Sonntag kurz nach 9 Uhr in Natters abholten. Sie wussten nur,
dass es in Ausland geht, dass sie Schwimmsachen und Bettzeug mitnehmen sollen
und dass sie keine Impfungen brauchen. Als wir den Umfang des Gepäcks sahen,
das die vierköpfige Familie für zwei Tagen campen hergerichtet hatte, mussten
wir einerseits schmunzeln und waren andererseits froh, dass wir einen dicken
Nasenbären fahren. Und so haben wir die ca. zehn Gepäckstücke relativ locker
untergebracht und sind losgefahren.
Wir
haben am Campingplatz am Kochelsee einen Wohnwagen reserviert, wir werden uns
mit dem WoMo daneben stellen und gemeinsam zwei superlässige Tage verbringen.
Schon
am Zirlerberg wussten Barbara und Markus natürlich, dass es ins Bayrische
hinausgeht. Zwecks eines kleinen Verwirrungsmanövers sind wir beim Walchensee
kurz stehengeblieben, dort haben die Kinder Ilse ihr Geheimwort verraten. Schon
seit Tagen wissen die beiden, dass sie in den kommenden Tagen Eis, Süßigkeiten,
Pommes oder was auch immer, ganz einfach bei Gitti bestellen und nichts dafür
bezahlen müssen. Das haben wir natürlich vorher mit den Eltern abgesprochen und
für die beiden Tage ist das o.k. Also brauchten die Kinder ein Losungswort, um
gratis einkaufen zu gehen. Die beiden Buben waren wirklich sehr kreativ, denn
das Kennwort ist derart kompliziert, dass es sich Ilse nicht eine Sekunde lang
gemerkt hat. Es hatte ca. 40 Buchstaben und war ein klassischer „Neologismus“,
also eine völlig neue Wortkreation. Ein wahrhaftiges Geheimwort, selbst die NSA
würde kapitulieren müssen. Ilse hat den Kindern dann vorgeschlagen, es besser
mit dem Geheimwort: „Bitte Frau Gitti, ich hätte gerne …“ zu probieren. Und es
hat die ganze Zeit über hervorragend geklappt – das nur nebenbei.
Nach
dem kurzen Stopp am Walchensee sind wir dann die paar Kilometer zum Kochelsee
gefahren und sind noch vor 11 Uhr am „Campingplatz Kesselberg“ angekommen. Der
gemietete Wohnwagen war noch nicht frei – völlig wurscht, die Kinder sind
sowieso sofort zum See runter gelaufen. Barbara und Markus sind mit der
Schwimmtasche hinterher und schnell waren die beiden Buben in Neopren-Anzüge
eingepackt. Die sind auch echt nötig, denn der Kochelsee hat keine 18 Grad,
stellenweise ist er laut Luis nur 16 Grad „warm“, wenn überhaupt. Das ist den
kleinen Rabauken aber vollkommen egal – sie stutzten höchstens ein wenig beim
ersten Wasserkontakt und danach waren sie praktisch nicht mehr aus dem See raus
zu kriegen.
Pünktlich
zu Mittag ist dann der Wohnwagen noch endgereinigt worden und Barbara und
Markus haben ihr Domizil für zwei Tage bezogen und eingeräumt. Der Wohnwagen
Nummer 4 ist zwar eher auf der kleineren Seite, für zwei Erwachsene und zwei
Kinder ist er aber perfekt. Und er hat einen Fernseher! Gaaaaanz wichtig, denn
heute ab 17 Uhr steigt das Fußball-WM-Finale Frankreich gegen Kroatien. Da
wollen wir natürlich live mit dabei sein und das werden wir auch.
Vorerst
gehen wir Mitttagessen und wir verlangen der Küche wieder einmal einiges ab. Denn
sechs Personen essen sechs verschiedene Gerichte. Der Vierjährige hat sich das
Rindergulasch mit Nudeln bestellt und wie das Essen auf den Tisch gekommen ist,
haben wir alle lachen müssen. Die Portion hätte garantiert auch einen
ausgehungerten Holzfäller satt gemacht. Herrlich. Noch herrlich war, das der
Kleine fast alles alleine aufgegessen hat, wenn wir ihm mit drei, vier
Stückerln Fleisch und drei Gabeln Nudeln geholfen haben, dann war das viel. Die
anderen 25 Stückchen Fleisch und die 25 Gabeln voller Spiralnudeln hat der Bub
alleine aufgegessen. Die Eltern wundert das natürlich längst nicht mehr, denn
sie müssen ihm im Gasthaus immer Erwachsenen-Portionen bestellen.
Auch
sein Bruder hat die Currywurst mit Pommes ratzeputz leergegessen, auch sein
Teller hat danach ausgeschaut, als wäre er schon wieder gewaschen worden.
Trotzdem – selbstverständlich sind die beiden nach dem Essen zu Gitti gegangen
und haben sich noch ein Eis als Nachspeise geholt.
Am
Nachmittag waren wir dann alle gemeinsam unten am See und die Kinder haben
eindrucksvoll gezeigt, warum sie so viel Energie zuführen müssen. Die beiden
sind nicht eine einzige Sekunde lang inaktiv, plantschen mit der Luftmatratze
herum, spielen Volley- und Fußball, schnitzen sich Stöcke spitzig oder werfen Steine
ins Wasser.
Natürlich sind auch Barbara und Markus in jeder Sekunde gefordert,
sie machen das großartig und wechseln sich gegenseitig ab. So kann auch der
andere einmal ein paar Minuten lang im Schatten sitzen und ein wenig
durchschnaufen. Wir haben da natürlich den weit entspannteren Part erwischt,
denn Zuschauen ist nicht wirklich anstrengend. Ilse schläft sogar ein bisschen
auf der Badematte und wir haben eine wirklich feine Zeit.
Um
16 Uhr 30 haben wir dann den TV-Apparat aufgedreht und für die kommenden
zweieinhalb Stunden war das Vorzelt des Wohnwagens unser WM-Studio. Das Spiel
war gut, es war auch spannend und Frankreich hat am Ende 4:2 gewonnen und ist
damit zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister. Für den Sechsjährigen war das
natürlich das erste WM-Finale, das er bewusst mitgekriegt hat. Er hat die ganze
Zeit über mitgefiebert und am Ende wollten er und sein kleiner Bruder unbedingt
noch die Pokal-Übergabe anschauen. Markus, Ilse und Barbara hat das dann aber
zu lange gedauert, also sind sie ins Restaurant vorgegangen. Gernot ist mit den
beiden Kindern im Wohnwagen geblieben und gemeinsam haben sie auf die
Pokal-Übergabe gewartet. Weil dann ausgerechnet zu der Zeit in Moskau ein
extremes Gewitter niedergegangen ist, hat sich das alles sehr hinausgezögert
und es wird wohl eine knappe Stunde lang gedauert haben, bis Gernot mit den
Buben im Restaurant aufgetaucht ist.
Wieder
haben wir ausgezeichnet gegessen – diesmal sogar sieben (!) Mahlzeiten. Denn
Markus haben die Käse-Spatzeln derart gut geschmeckt, dass er sich kurzerhand
einen zweiten Teller davon bestellt hat. So soll’s sein! Übrigens hat sich der
Sechsjährige erneut die Currywurst kommen lassen. Dabei ist er überhaupt nicht
heikel und ihm schmeckt eigentlich alles auf der Speisekarte. Aber eben nichts
so gut wie die Currywurst.
Später
bringen die Eltern dann die Kinder ins Bett und haben danach noch ein wenig
Zeit, um mit uns im WoMo den Tag ausklingen zu lassen. Wir trinken ein
Bierchen, quatschen und freuen uns schon auf morgen. Da werden wir nämlich mit
dem Ausflugsschiff „Herzogstand“ über den Kochelsee cruisen. Das wird den Kids
sicher auch taugen – vor allem weil es an Bord auch Eis zu kaufen gibt.
Montag,
16. Juli 2018
Nach
einer wunderbaren Nacht sind wir schon relativ früh auf den Beinen gewesen.
Kurz nach 8 Uhr waren wir schon alle bei Luis und Gitti im Restaurant und haben
ausgiebig gefrühstückt. Auch die beiden Buben haben wieder voll zugeschlagen
und sich so für den Tag aufgerüstet. Keine zehn Minuten nach dem Frühstück sind
die Kinder dann wieder hochmotiviert zum See hinunter gesprintet, Barbara
musste die Badesachen nachbringen. Und sofort sind sie wieder ins Wasser
gesprungen, obwohl der Kochelsee am frühen Vormittag noch kälter ist als
untertags. Wurscht – beide haben wieder ihre feschen Schwimm-Anzüge an und
tollen mit ihren Taucherbrillen und der Luftmatratze herum.
Wieder
wird ihre Unternehmungslust nur vom Essen unterbrochen – der größere Bruder hat
sich schon wieder die Currywurst bestellt. Heute liegen plötzlich zwei (!) große
Grillwürste auf seinem Teller. Luis klärt dann auf, dass sein Metzger derart
riesige Würste produziert, dass sie auf keinem Teller Platz finden: „Ich kann
ja nicht den großen Fischteller nehmen“ lachte er, jetzt werden die Würste halt
in der Mitte auseinander geschnitten.
Nach
dem Essen sind wir dann gleich einmal aufgebrochen, um zur Schiffs-Anlegestelle
„Altjoch“ zu wandern. Da geht man eine knappe halbe Stunde hin, doch nach 15
Minuten sind wir erst ca. 200 Meter weit gekommen, Die Buben finden immer
wieder etwas Interessantes, bleiben alle paar Meter stehen und beobachten dies
oder das. Zum Beispiel einen „Kolibri-Schmetterling“, der wie sein Namensgeber
aus der Vogelwelt vor den Blüten in der Luft stehen bleibt und mit einer langen
Zunge Nektar schlürft. Uns wäre er gar nicht aufgefallen, aber die beiden
Kinder sind sehr bewandert, was Flora und Fauna betrifft. Sogar erstaunlich
bewandert. Trotzdem – das Schiff wird auf uns nicht warten, also hat Gernot ein
klein wenig sanften Druck gemacht. Von wegen sanfter Druck. Denn plötzlich
haben die Kids angefangen zu rennen, ihre Eltern haben den Spaß mitgemacht und
wir sind – fast schon außer Atem – 20 Minuten zu früh am Bootssteg angekommen.
Spielte keine Rolle natürlich, die Kids haben sich sofort wieder mit den Dingen
des Waldes beschäftigt und wir haben auf einer Bank sitzend auf das Boot
gewartet.
Das
ist dann selbstredend auf die Sekunde pünktlich angekommen und wir haben es uns
am Oberdeck gemütlich gemacht. Die Kinder haben ein Eis bekommen, die Frauen
haben ein Saftl getrunken und die Männer ein Bier. Als Gernot dem Bootsführer
die leere Bierflasche zurückbrachte, wollte der ihm gleich noch eines
verkaufen. Gernot lehnte ab – „Vielleicht etwas später“ und der Kapitän meinte
launig: „Ach so, erst die Frau fragen. Verstehe, Hahaha“. Bayrischer Humor
halt. Und wie Gernot dann 20 Minuten später ein zweites Bier geholt hat, war
Ilse auch mit dabei. Und so konnte Gernot den Schmäh des Bayern mit einem
„Meine Frau ist zur Vorsicht mitgegangen, damit ich nicht mit einem
Bausparvertrag nach Hause komme“ parieren.
Die
Bootsfahrt am Kochelsee ist wirklich empfehlenswert, es weht am See draußen ein
feines Lüftchen und die wunderschöne Landschaft Oberbayerns zieht gemächlich
vorbei. Zwischendurch erfährt man vom Tonband Interessantes über den See und
die Gegend, ein wirklich lässiger Trip.
Wir
sind dann gar nicht bis zum Ausgangspunkt „Altjoch“ gefahren, sondern schon bei
der Station „Grauer Bär“ ausgestiegen.
Von dort sind wir die vielleicht zwei Kilometer
zu unserem Campingplatz zurückmarschiert. Dann haben wir erst einmal die Füße
ausgestreckt – mit „wir“ sind Ilse und Gernot gemeint. Denn die Kids hatten
natürlich noch lange nicht genug erlebt für diesen Tag und sind sofort wieder
zum See hinunter gestürmt. Dort sind sie dann mit der Luftmatratze in See
gestochen oder sind mit ihren Taucherbrillen, auf der Suche nach Nadjas
verlorener Sonnenbrille, im eiskalten Wasser herumgeschwommen. Leider ist die
Ray Ban nicht wieder mit den Kindern aufgetaucht, war natürlich auch nicht mehr
zu erwarten.
Pünktlich
sind wir dann wieder alle zum Abendessen ins Restaurant hinauf gepilgert und
haben uns erneut durch das vielfältige Angebot gefuttert. Zur Überraschung
aller hat sich der Große heute keine Currywurst bestellt, drei Mal
hintereinander hat ihm gereicht.
Wie
schon gestern, so haben sich auch heute die beiden Buben ohne besondere
Probleme ins Bett bringen lassen – zum Protestieren hat ihnen wahrscheinlich die
Kraft gefehlt. Und so sind wir Erwachsenen noch eine ganze Zeit lang gemütlich
bei uns im WoMo zusammengesessen und haben einen weiteren lässigen Tag fein
ausklingen lassen. Morgen geht’s zurück nach Hause, wir sollten gegen Mittag
den Wohnwagen ausgeräumt haben. Obwohl – Gitti hat gemeint, die Zeit spiele
nicht wirklich eine Rolle, wenn es 14 Uhr werden sollte, auch o.k. Aber wir
wollen um ca. 12 Uhr von hier weg sein, denn wir haben morgen noch so einiges
vor.
Dienstag,
17. Juli 2018
Die
letzte Nacht am Kesselberg war wieder sehr fein, überhaupt erleben wir bei Luis
und Gitti nur angenehme Nächte. Heute und auch schon gestern war wieder ein
Fuchs am Campingplatz und hat die Müllsäcke nach Essbaren durchsucht.
Entsprechend hat es teilweise ausgeschaut wie auf einer Müllhalde. Luis hat
dann – unter Ilses Anleitung – ein Warnschild geschrieben. Damit die Camper
ihren Müll so platzieren, dass Meister Reineke da nicht rankommt. Also zum
Beispiel die Beutel an die Außenspiegel der Fahrzeuge zu hängen. Mal schauen,
ob es was hilft.
Das
Frühstück hat uns allen einen guten Start in den Tag verschafft – der Große hat
übrigens sage und schreibe vier ganze Semmeln verdrückt, mit Butter und
Marmelade. Das muss ein Erwachsener erst einmal schaffen! Aber wie gesagt –
beide Buben sind körperlich bestens in Schuss, die haben kein Gramm zu viel auf
ihren Rippen. Und sie waren die ganze Zeit über wirklich brav. Klar, zwischen
zwei Brüdern kann es auch mal krachen, aber diese dunklen Wolken haben sich
immer ganz schnell wieder aufgelöst. Keiner der Buben hat irgendwann herum
geplärrt, grundlos geweint, einen Zornanfall bekommen oder sonst genervt.
Ehrlich gesagt, wir haben uns vor der Reise eh keinerlei Sorgen deswegen
gemacht, wir kennen die Kinder ja schon immer und wissen, dass sie zwei ganz
normale Rabauken sind. Und dass zwei kleine, bis in die Haarspitzen
energiegeladene Kinder mitunter ein wenig anstrengend sein können – welch
kolossale Erkenntnis …
Überraschend
schnell war dann der Wohnwagen ausgeräumt und das ganze Urlaubs-Gepäck wurde in
unseren braven Nasenbären eingeladen. Dann haben die Kinder noch ein letztes
Eis gekriegt und ab ging es mit uns nach Hause. Da war es noch lange nicht 12
Uhr. Super, denn wir müssen noch einkaufen gehen, die Vespa auf den Träger
laden und überhaupt unser WoMo für einen 2-Wochen-Trip herrichten. Denn schon
morgen geht es weiter, wir werden den wunderschönen Niederlanden einen Besuch
abstatten. Eh erst den neunten oder zehnten …
Kurz
nach 13 Uhr sind wir dann wieder in Natters angekommen und so ist eine sehr
lässige WoMo Fahrt zu Ende gegangen. Barbara und Markus hat es wirklich gut gefallen
und auch die beiden Kinder waren vom Campen im Wohnwagen begeistert. Schon
tauchen übrigens bei Barbara und Markus erste Gedanken auf, ob man denn nicht
vielleicht, eventuell und überhaupt, bzw. möglicherweise irgendwann einmal ein
eigenes … Wen würden solche Gedanken wundern? Also uns als leidenschaftliche
Wohnmobilisten ganz sicher nicht …
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