Mittwoch, 19. April 2017
Alle
Jahre wieder macht sich Ende April, Anfang Mai ein besonderes Kribbeln bei uns
bemerkbar – wir müssen mit unseren drei Fahrzeugen zum TÜV. Dabei hat die Vespa
sozusagen ein Freispiel, denn sie ist immer noch in neuwertigem Zustand,
letztes Jahr mussten wir lediglich den Hinterreifen wechseln. Unser Ford Fiesta
kommt auch langsam in die Jahre, er ist Baujahr 2003 und hat auch schon seine
190.000 Kilometer abgespult. Der Zahn der Zeit nagt in Form von stetig
fortschreitender Korrosion an unserem kleinen Auto und bald einmal werden wir
uns wohl trennen müssen. Zwei, drei Jahre geht’s aber wahrscheinlich noch.
Das
größte Herzflattern vor der alljährlichen TÜV-Überprüfung löst natürlich immer
unser Schneckchen aus – kein Wunder, das WoMo ist Baujahr 1990, da kann
jederzeit irgendetwas sein. Wir machen es uns nicht einfach und lassen unser
WoMo jeweils von den (über-)strengen Fachleuten des ÖAMTC überprüfen, denn mit
einem Gefälligkeitsgutachten (das wir jederzeit auch kriegen könnten) würden
wir uns den wahren Zustand unseres Häuschens lediglich schönlügen. Vergangenes
Jahr waren wir geradezu verblüfft – unser WoMo hat den TÜV ohne jede
Beanstandung absolviert, auf Anraten haben wir uns zwei neue Reifen gekauft –
fertig.
Heuer
wurde Schneckchen von einem äußerst peniblen Gutachter überprüft und als wir
nach einer dreiviertel Stunde unser WoMo abholen wollten, wurden wir mit
ernster Miene empfangen. Die Worte des Prüfers lösten eine regelrechte
Schockwelle aus, denn der gute Mann meinte trocken: „Das schaut gar nicht gut
aus. Ein paar kleinere Dinge lassen sich leicht in Ordnung bringen, etwa die
Hupe oder ein Rücklicht. Aber – der Holzboden ist an mehreren Stellen
durchgefault, das zu reparieren rentiert sich nicht mehr.“ Na bumm! Das hat
gesessen. Ist unser WoMo-Traum in diesem Moment geplatzt? Denn wir können nicht
so einfach in einen Laden gehen und uns ein anderes Schneckchen zulegen, dafür
fehlen uns schlicht die finanziellen Mittel.
O.k.
– cool bleiben, mal schauen, was das Internet zu diesem Problem meint. Die
ersten Einträge in den einschlägigen WoMo-Foren haben uns weiter ernüchtert,
tatsächlich ist ein Tausch eines verfaulten Holzbodens eine immense Arbeit und
daher fast immer das Todesurteil für ein Wohnmobil.
Dann
kam gleich der nächste Hammer – wir kontaktierten eine
WoMo-Reparatur-Werkstätte in Tirol. Der Chef winkte sofort laut hörbar ab und
schon wieder fielen die Worte: „Das rentiert sich doch nicht mehr, bei so einem
alten Wohnmobil.“ Man müsse die gesamte Inneneinrichtung ausbauen und zerlegen,
auch im Bad. Alleine den Spiegelschrank zu entfernen sei nahezu unmöglich,
jedenfalls eine Heidenarbeit und eine derartige Reparatur könne bis zu 100
Stunden Arbeitszeit in Anspruch nehmen. 100 Stunden mal 108,50 Euro, also
jenseits der 10.000 Euro – tatsächlich unrentabel… Wir waren verzweifelt.
Dann
tätigten wir einen – wie wir vorher glaubten – wahrscheinlich sinnlosen Anruf.
Wir hatten noch die Nummer der Firma Fuchs im Tiroler Unterland gespeichert,
aber der Chef hat uns schon vor drei, vier Jahren gesagt, dass er mit der
WoMo-Werkstatt Schluss machen würde. Ilse probierte es trotzdem und schon nach
wenigen Sekunden leuchtete wieder die Hoffnung in uns auf. „A so a Blödsinn.
Wer sagt denn so was?“, meinte Werkstätten-Leiter Karli, als wir ihm von den prognostizierten
100 Stunden Arbeit berichteten. „Das muss ich mir anschauen, wann kommt’s denn
runter?“ Schnell vereinbarten wir uns auf den kommenden Dienstag und waren nach
dem Telefonat beinahe schon wieder optimistisch. Zumindest haben wir gleich die
nächste Reise geplant, aber dazu später – zuerst auf zur Firma Fuchs.
Dienstag, 25. April 2017
Kurz
vor Mittag holen wir unser WoMo aus seiner Garage und treten die gut 75
Kilometer nach Hopfgarten an. Wir fahren Bundesstraße, die Autobahn-Vignette
sparen wir uns auch heuer wieder, so viel sind wir nicht in Österreich
unterwegs.
Wir
kommen gut voran und nach eineinhalb Stunden sind wir bei der Firma Fuchs
angekommen. Karli begrüßt uns freundlich, geht mit uns zum WoMo und spricht die
schönen Worte: „Mei, der ist ja wirklich sehr gut beinander!“ Das geht runter
wie Motoröl und sofort fährt er unseren Nasenbären in die Werkstatt. Nach
schneller Erstbegutachtung stellt sich heraus, der Fußboden ist lediglich an
drei kleinen Stellen etwas – sagen wir – mürbe geworden, keine Spur von
durchgefault. Noch dazu sind die maroden Stellen alle nur an der Unterseite,
also kann das auch von unten repariert werden. Also nichts mit alles ausbauen
und Spiegelschrank zerlegen. „Kein Problem, das schlechte Holz kommt weg und dann
nieten und schweißen wir überall Bleche drüber. Das haben wir schon x-mal
gemacht und das hält euch ewig.“ Na das sind ja gute Nachrichten, wir kriegen
das Grinsen gar nicht mehr aus unseren Gesichtern.
Ein
paar andere Kleinigkeiten wird er auch noch in Ordnung bringen und Karli rät
uns, für den zweiten Kühlungslüfter einen Schalter einzubauen, damit wir ihn
auf starken Steigungen gegebenenfalls früher zuschalten können. Wir Laien haben
selbstverständlich nicht einmal gewusst, dass unser WoMo zwei Ventilatoren hat.
Woher auch – für uns ist ein Motor ein relativ schmutziges, großes Stück Metall
mit grauen Schläuchen und bunten Kabeln dran. Wir werden den Rat natürlich
beherzigen und den Schalter gleich einbauen lassen.
Weil
Karli und sein Team im Moment sehr eingespannt sind, vereinbaren wir den
Reparaturtermin auf 11. Mai und verabschieden uns.
Bei
der Heimfahrt sind wir fast ein wenig euphorisch, ist doch – so wie es aussieht
– unser Häuschen dem Verschrottungsteufel noch einmal von der hydraulischen Presse
gesprungen. Der Karli wird’s schon richten… Wir überlegen uns dann noch, was
die Reparatur wohl kosten wird und liegen mit unseren Prognosen ziemlich
auseinander. Gernot meint, wir kommen mit unter 1.000 Euro davon, Ilse rechnet
mit dem Doppelten, wenn nicht noch mehr. Jedenfalls ist der kuriose und nicht
alltägliche Fall eingetreten, dass wir uns auf das Bezahlen einer hohen
Rechnung einstellen, uns aber gleichzeitig darüber freuen. Denn das bedeutet,
dass wir unser Schneckchen auch in dieser Saison wieder fahren werden und
nächste Saison auch wieder und die übernächste und überüber….
Ach
ja – die nächste Reise. Schon diesen Freitag ist es soweit, wir fahren ein paar
Tage nach Jesolo an die Adria. Das Wetter sollte den Prognosen nach schön
werden, die Vespa kommt jedenfalls mit.
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