18.o8. bis 20.o8.2016 - 882km
Willi Telli |
Donnerstag, 18. August 2016
Also
heuer haben wir die sprichwörtlichen Hummeln im Hintern – wir brechen heute zu
unserer neunten WoMo-Fahrt in diesem Jahr auf. Der Weg wird uns wieder in die
schöne Schweiz führen – diesmal haben wir sogar ernsthaft vor, Geld auszugeben.
Deshalb kommt auch unser Vorrat an Schweizer Kleingeld mit auf die Reise.
Wir
sind wieder einmal so ungeduldig und Camping-geil, dass wir schon am Nachmittag
losfahren. Gemütlich geht’s das Tiroler Oberland hinauf und ohne Verkehr kommen
wir gut voran. Weil das Wetter schön ist, ersparen wir uns die Maut für den
Arlberg-Tunnel und fahren über die Passstraße. Das schafft unsere Schnecke
locker, wir müssen erwartungsgemäß nicht stehen bleiben.
Gegen
19 Uhr kommen wir am Autobahn-Rastplatz in Hohenems an, den kennen wir ja
bereits und wir stellen uns in eine der Parkbuchten. Nach einem feinen Pasch
legen wir uns dann nieder und verbringen eine ruhige Nacht – zum Glück haben
wir keinen Kühl-LKW in der Nähe stehen, denn das kann ziemlich nervig sein…
Freitag, 19. August 2016
Gut
geschlafen und gut gefrühstückt – so starten wir in den neuen Tag. Mal schauen,
wo es uns heute hin verschlägt, wir haben nur ungefähre Ziele. Das WoMo ist
schnell reisefertig gemacht, an einer Raststätte müssen wir ja nur den
Spanngurt lösen, mit dem wir zur Vorsicht unsere Türgriffe miteinander
verbinden.
Die
Grenze zur Schweiz liegt nur ein paar Kilometer entfernt, heute werden wir
überhaupt nicht kontrolliert, der Grenzer winkt uns lässig durch. Auch o.k.
Wir
haben keine Autobahn-Vignette für die Schweiz, es gibt ja nur Jahreskarten und
das rentiert sich für uns nicht. Also geht’s über Bundes- und Landesstraßen
dahin, so sieht man auch viel mehr von der Gegend. Und Gegend haben sie genug,
die Eidgenossen und wunderschöne Gegend noch dazu.
Bis
Appenzell sind wir einige Kilometer lang unfreiwillige Teilnehmer eines Konvois
von historischen Militär-Fahrzeugen. Was es nicht alles gibt! Immer wieder
interessant, welche Hobbies Menschen haben können. Jedenfalls sind die lauten
und übel stinkenden Klapperkisten ein echtes Verkehrshindernis, denn mehr als
30 km/h kriegen sie auf der ansteigenden Straße nach Appenzell nicht auf den
Tacho. Irgendwann sind sie dann doch anders als wir abgebogen und wir konnten
wieder unser normales Tempo fahren. Ist auch für den Motor besser.
Die
Gegend um Appenzell erfüllt in jedem Moment sämtliche Klischees der Schweiz
– putzige Häuschen, Milchkühe überall
und viele hohe Berge. Wir warten eigentlich nur darauf, dass Heidi und der
Ziegen-Peter ums Eck springen. Schön haben sie es hier.
Wir
fahren weiter bis Frauenfeld, biegen dann von der Bundesstraße ab und lassen
uns über kleine Landesstraßen ein wenig durch die Gegend treiben. Auf einem
Parkplatz neben der Straße bleiben wir dann irgendwann stehen und machen uns
mit Fleisch-Laibchen, Eiern und Parmeggiano eine gute Jause. Dazu noch Kaffee
und Kuchen, derart gestärkt geht’s dann wieder weiter.
Wir
fahren kreuz und quer durch die Schweizer Kantone St. Gallen, Appenzell und
Schwyz, genießen die wunderschöne Landschaft und das gute Wetter und haben
einen feinen Tag. Und wir machen sogar einen unfreiwilligen Abstecher nach
Deutschland. In Rhein am Stein war das, da sind wir mit unserem doch relativ
großen Nasenbären etwas zu nah ins Stadtzentrum gekommen, wollten nach einer
Brücke umdrehen und – zack – Willkommen in der Bundesrepublik Deutschland.
Ebenso zack haben wir quasi am Stand gewendet und sind wieder in die Schweiz
zurückgefahren – keiner hat’s gesehen…
2,10m pro Seite, aber dann war da der Sihlsee |
Der
Campingplatz liegt direkt am Sihlsee, über den eine schmale Brücke führt. Die
bietet gerade genug Platz für zwei Fahrzeuge, breiter als 2,30 Meter darf man
nicht sein. Sind wir auch nicht, trotzdem mussten wir an einem normalen
Mercedes PKW schon ziemlich genau vorbeizielen.
Der
„Gruene Aff“ ist ein echt lässiger Platz und seine Sanitär-Anlagen schlagen
alles, was wir bis jetzt auf Campingplätzen gesehen haben. Funkelnagelneu, die
Waschtische aus dunklem Marmor, jede Dusch-Kabine ein eigenes Bade-Zimmer mit
Waschtisch, Riesen-Spiegel und Sitzgelegenheit – einfach ein Traum. Das würde
man sich natürlich überall so wünschen, aber in Wirklichkeit sind wir
zufrieden, wenn alles sauber und ordentlich ist. Aber so edel – das ist schon
auch schön. Das Duschen kostet je 1 Franken, sind wir also unsere ersten beiden
Münzen bereits losgeworden.
da Gruene Aff |
Wir
verbringen einen feinen Abend vor unserem WoMo, später gehen wir noch eine
ordentliche Runde spazieren zum Sihl-See hinunter. Dort ist eine kleine
Surf-Bar aufgebaut, ein Holz-Schuppen mit Plastik-Planen. Diesem bescheidenen
Umfeld trotzend, werden für die Dose Red Bull unbescheidene 5,50 genommen, für
0,33 L Bier ebenfalls 5,50. Natürlich Franken/Euro 1:1 – wegen der Einfachheit…
Wir verzichten gerne. Die Preise in der Schweiz – auch für die Konsumation –
sind sagenhaft. Zwar haben wir nicht wirklich Speisekarten studiert, aber heute
ist uns am Campingplatz-Restaurant das Tagesangebot aufgefallen: Schweins
Cordon-Bleu mit Rösti zu 29.80 Franken – ohne Salat. Schon saftig die Preise,
das ist über den Daumen das Doppelte, was wir in Tirol zahlen. Und bei uns ist
Essen gehen auch teuer, etwa im Vergleich zu Wien. Da kriegt man das Cordon
Bleu mit Pommes und Salat fast überall um unter 10 Euro. Jedenfalls ist in der
Schweiz bei einem normalen Essen schnell mal ein 80er weg, frage nicht, was das
in gehobenen Restaurants kostet. Kann uns aber eigentlich egal sein…
Wir
haben uns im WoMo ein Instant-Gericht zubereitet, Spaghetti Bolognese aus dem
Päckchen. Dazu frisch geriebenen Parmesan – durchaus genießbar. Und eine
Platz-Katze haben wir uns auch schon angefüttert, eine schöne, große Tigerin.
Überhaupt gibt es jede Menge Katzen und Hunde hier, denn viele Dauer-Camper
haben ihre Haustiere mit.
Nach
einem feinen Pasch spazieren wir noch zum Spaß zum Camping-Market runter und
amüsieren uns über die Preise. Aber 3,40 Franken für das Packerl Knorr-Suppe
und 5,50 für die Packung Chips sind wirklich lachhaft. Nur so zum Beispiel…
Zurück
im Wohnmobil haben wir dann den Abend gemütlich ausklingen lassen, vor
Mitternacht schon haben wir dann unsere Häupter gebettet.
Samstag, 20. August 2016
Die
Nacht beim „Gruene Aff“ war eine feine und ruhige, schön ausgeschlafen sind wir
gegen 9 Uhr aufgestanden. Ilses guter Kaffee hat uns perfekt in den Tag starten
lassen und nach Bezahlen der 30,20 Franken/Euro für die Nacht sind wir
losgefahren.
Am
Weg nach Oberiberg ist uns am Wegrand ein Schild aufgefallen, auf dem „Bravo
Wendy, Super!“ zu lesen stand. Da wir nur eine berühmte Schweizerin namens
Wendy kennen, könnte es sich dabei um die Skifahrerin Wendy Holdener handeln.
Und tatsächlich – keine zwei Minuten später fahren wir an einer Firma Holdener
vorbei, das wird wohl kein Zufall sein.
Oberiberg
macht seinem Namen alle Ehre – wenn in der Schweiz etwas Berg heißt, dann ist
das auch meistens ein richtiger Berg. Die Gegend ist wildromantisch, im Winter
sicher ein Paradies für Skifahrer und Snowboarder. Uns werden dann irgendwann
die Straßen doch etwas zu hochalpin und wir fahren in Richtung Einsiedeln
zurück. Unser WoMo braucht frischen Diesel zu trinken, also steuern wir eine
Tankstelle an. Sprit ist teuer in der Schweiz, mit rund 1,40 Euro je Liter ist
zu rechnen, manchmal noch etwas mehr. Wir tanken an einer COOP Tankstelle, im
Lauf des Tages sehen wir dann, dass wir gut gewählt haben, denn billiger als
hier gab es den Diesel nirgends. Trotzdem bezahlten wir 65,20 Franken und weil
wir mit Karte zahlten, wurde der Preis automatisch in Euro umgerechnet – exakt
62,27. So viel zum Thema 1:1 Umrechnung, da wird sehr viel Geld extra
mitgeschnitten, von allen und von jedem und scheinbar völlig legal. Schweiz
halt…
Nach
dem Tanken sind wir nach Schwyz weitergefahren und von dort zum
Vierwaldstätter-See. Immer wieder sind uns am Straßenrand Plakate aufgefallen,
die auf die unterschiedlichsten Schieß-Turniere aufmerksam machten. Keine Frage
– jetzt waren in jener Gegend, wo Friedrich Schiller seinen Wilhelm Tell
dereinst die Armbrust in die Hand gedrückt hat. Und immer öfter sahen wir auch
Hinweise auf den legendären Rütli-Schwur, der die Eidgenossenschaft hat
entstehen lassen – sogar den Rütli-Schwur-Platz haben wir gesehen, der liegt
genau gegenüber der Tells-Platte.
Wir
sind dann den Vierwaldstätter-See entlanggefahren und etwas später durfte
Schneckchen mal wieder zeigen, dass es auf seine alten Tage noch zur richtigen
Bergziege geworden ist, denn es ging rauf auf exakt 2.046 Meter zum
Oberalp-Pass. Dort steht – schon deutlich über der Baumgrenze – doch
tatsächlich ein richtiger Leuchtturm, wie er auch in Büsum oder Husum stehen
könnte. Obwohl wir sogar in den dazugehörigen Schauraum gehen, erschließt sich
uns der Sinn des Leuchtturmes nicht ausreichend, aber immerhin bekommen wir auf
Schautafeln mitgeteilt, dass nur ein paar Meter entfernt der Rhein entspringt.
Schön, wissen wir das nun also auch…
Am
Oberalp-Pass ist es neblig und so kühl, dass wir zum spazieren gehen unsere
Jacken überstreifen müssen. Aber lange bleiben wir ohnehin nicht und nach einer
feinen Kaffee-Jause fahren wir wieder in Richtung Zivilisation weiter.
Camper finden überall ein Plätzchen |
Matterhornbahn auf über 2000m |
In
Triessen hat sich dann Gernot spontan von einem McDonalds Schild zum Einkehren
verführen lassen, den Besuch hätten wir uns allerdings ersparen können. Das
Essen war selbst für McDonalds-Verhältnisse nur sehr mäßig, beim Bezahlen
wurden unsere Euro Münzen abgelehnt, also musste die Kredit-Karte herhalten.
Dann hat die belämmerte Angestellte auch noch Gernots Burger vergessen (muss
man bei fünf, sechs Kunden auch erst zusammenbringen), also rauschten wir nur
halb gesättigt wieder ab. Davor hat sich Gernot noch die 4,50 (!!) Franken für
den Doppel-Cheese-Burger bar zurückgeben lassen, jetzt kommen wir also – die 2
Franken fürs Duschen im „Gruene Aff“ abgezogen – mit 2,5 Franken mehr in
unserer Münzsammlung nach Hause…
In
Österreich sind wir dann sofort rauf auf die Autobahn, die knapp 160 Kilometer
nach Innsbruck sind wir ruck-zuck in zwei Stunden durchgefahren. Heute haben
wir uns den Arlberg-Tunnel gegönnt, unsere Schnecke hat seine tägliche
Bergprüfung bereits hinter sich, darf’s ruhig auch mal gemütlicher angehen.
Der
kurze Trip in die Schweiz hat uns einmal mehr gezeigt, welch wunderschönes Land
unser Nachbarstaat ist. Noch kennen wir nur einige Gegenden etwas genauer, es
gibt also noch viel zu entdecken. Aber heuer nicht mehr, das behalten wir uns
für später auf.
Wo
unsere nächste Reise hingeht? Ilses Schwester Sigrid hat dieser Tage Geburtstag
und Ilse möchte ihr gerne eine schöne Blumenvase kaufen, eine speziell für
Tulpen. Und so stellt sie Gernot die harmlos klingende Frage: „Du, wo kriegen
wir denn eine schöne Tulpen-Vase für Sigrid her?“ Und Gernot hat da so eine
Idee…
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