13.o8. bis 17.o8.2016 - 224km
Samstag, 13. August 2016
Nach
erfolgreicher Reparatur der Kupplung und einem anschließenden Tages-Ausflug
nach Kolbermoor war wieder richtiges Campen angesagt. Ursprünglich war geplant,
dass wir am Sonntag nach Bayern aufbrechen, um dort unsere Freunde Ingrid und
Hans zu treffen. Aber schon am Samstagvormittag wurde unser Reisefieber von
Stunde zu Stunde größer und schließlich saßen wir plötzlich im WoMo und fuhren
den Zirlerberg Richtung Deutschland hinauf.
Unser
Ziel war der Campingplatz Kesselberg und eines der Hauptargumente für unsere
Wahl war, dass es Samstag am Kesselberg immer einen Grillabend gibt – die
Vorstellung eines knusprigen Hendls und einer gegrillten Schweins-Haxe wirkte
auf uns unwiderstehlich.
Und
so fuhren wir am frühen Nachmittag bei Luis und Gitti am Campingplatz vor – und
zum ersten Mal gab es wegen hoffnungsloser Überfüllung keinen Stellplatz für uns.
Na ja – theoretisch zumindest, denn für die Zimmermanns gibt’s dort draußen
immer einen Platz. Und sei es – wie diesmal – der Parkplatz direkt am
Sanitär-Haus. Zwar ohne Strom, aber das spielt für einen Tag natürlich keine
Rolle. Zudem mussten wir für unseren Aufenthalt nichts bezahlen, das Stehen am
Parkplatz ist bei Gitti und Luis gratis. Auch super.
Gustl, die Platzkatze |
Zwischendurch hat uns der schöne
Platz-Kater Gustl seinen Antrittsbesuch abgestattet, hat wie selbstverständlich
das Innere unseres WoMos ausführlich begutachtet und offenbar befunden, dass
man auf unseren Betten sehr bequem liegen kann. No Problem – für Katzen sind
wir gern ein offenes Haus und auch Leckerlis haben wir für die lieben Fellnasen
immer dabei.
So verbrachten wir einen sehr feinen Nachmittag und nach einem kurzen Schläfchen
schritten wir gegen 19 Uhr zur Tafel. Das Essen war wieder einmal
unbeschreiblich gut, das Grillen hat der Luis echt voll drauf, das haben wir
noch nirgends annähernd so gut erlebt. Voll
satt sind wir dann die vielleicht zwanzig Schritte zum WoMo zurück, haben noch
einen Pasch ausgespielt und sind dann müde in unsere Betten gefallen.
Sonntag, 14. August
2016
Wunderbar
ausgeruht sind wir gegen 9 Uhr zu Gitti und Luis frühstücken gegangen und
danach haben wir die Fahrt zu unserem heutigen Etappen-Ziel angetreten. Das war
wirklich nicht weit entfernt vom Kochelsee – gerade mal knapp über 30
Kilometer.
Entsprechend
schnell sind wir dann in Saulgrub angekommen und nach einem unwesentlichen
Verfahrer rollten wir am Campingplatz der Naturfreunde ein.
Sofort sahen wir
das Wohnmobil von Hans und Ingrid und parkten uns unmittelbar daneben ein. Hans
begrüßte uns freudig, Ingrid ist untertags auf Kur in Oberammergau und wird
sich erst gegen Abend zu uns gesellen können. Mittlerweile sind beide in
Pension und dementsprechend viel mit ihrem WoMo unterwegs. Sie haben einen
ziemlich neuen Fiat Ducato Carado (drei, vier Jahre alt), top ausgestattet und
über sechs Meter lang. Am Anhänger führen sie meistens ihr BMW-Motorrad mit
(oder zwei), auch diesmal. Hans ist ein leidenschaftlicher BMW-Motorrad-Fahrer,
hat mehrere Exemplare davon angemeldet und ist auch ein begnadeter Schrauber.
Es können wohl nur wenige Leute von sich behaupten, dass sie ein BMW-Motorrad
vom Rahmen weg selbständig aufbauen können. Hans kann das und er hat sich sogar
ein kleines Geschäft daraus gemacht, indem er gebrauchte BMW’s ankauft, in alle
verwertbaren Teile zerlegt und diese (teilweise sehr begehrten) Ersatzteile
über Ebay unter die Leute bringt.
Der
Platz in Saulgrub liegt ausgesprochen schön, direkt an einem Wald und wen
halbstündliches Hupen des direkt daran vorbeifahrenden Nahverkehrszuges nicht
stört, der kann hier einen herrlich entspannten Urlaub genießen.
Der
Wirt des Naturfreunde-Hauses und damit des Campingplatzes, ist ein Unikum für
sich – wohl an die 60 Jahre alt, wallendes, graues Langhaar und gebürtiger
Österreicher aus der Steiermark. Reinhold heißt der gute Mann, er hat mal für
den Österreichischen Rundfunk Volksmusik-Sendungen produziert und macht aus
seiner Leidenschaft für diese Art der Musik keinen Hehl. Manchmal dröhnen die
„Hits“ des „Stoankogler Trios“ lautstark über den Platz, aber immer nur für
wenige Sekunden. Dann hat die resolute Wirtin ihren Reini wieder voll unter
Kontrolle…
Weitgehend
unter Kontrolle hat sie auch das Regiment in ihrer Küche, so hat uns Hans
berichtet. Also sind wir zu Mittag erstmals die paar Schritte rübergegangen und
haben uns Rindergulasch mit Nudeln, sowie Weißwurst schmecken lassen. Zwar war
das Rindergulasch niemals nicht ein Rindsgulasch (sondern ein
Rinder-Geschnetzeltes), gemundet hat es trotzdem. Und bei den Weißwürsten kann
den Bayern ohnehin niemand etwas vormachen, weltweit nicht.
Nach
dem Essen haben wir einen feinen Verdauungs-Pasch gemacht und uns gut mit Hans
unterhalten. Er war mit seiner Ingrid gerade erst wochenlang in Kanada
unterwegs, dementsprechend viel Interessantes hat er zu erzählen. So zum
Beispiel, dass Begegnungen mit Bären keine Ausnahmen, sondern faktisch
alltäglich sind.
Übrigens
hat uns heute das Abladen unserer Vespa vom Motorrad-Träger besonders gefuchst,
wäre uns Hans nicht sofort hilfreich zur Hand gegangen, hätte es sogar einen
Absturz unseres Mopeds geben können. Ein Alptraum natürlich. Also so deppert
haben wir uns noch nie vorher angestellt, nicht einmal bei den allerersten
Versuchen.
Jedenfalls
ist alles gut gegangen und wir konnten zu einer ersten Ausfahrt aufbrechen.
Das
Wetter ist gut und wir fahren die paar Kilometer nach Bad Kohlgrub rüber,
einfach so zum Spaß. Dort schauen wir uns aus Neugier den Camping-Platz an, er
sagt uns aber überhaupt nicht zu, hier würden wir nicht stehen bleiben wollen.
Wir
kurven noch ein wenig in der Gegend herum und fahren dann zum Naturfreunde-Haus
nach Saulgrub zurück. Sofort sind wir wieder im Gespräch mit Hans, später kommt
dann Ingrid von der Kuranstalt zu uns. Sie hat jetzt auch endlich ihre Pension
bewilligt bekommen, jetzt werden die beiden wohl noch mehr auf Achse sein.
Mit
einem Bierchen (für die Männer) und einem alkoholfreien Hugo (für die Damen)
überbrücken wir die Zeit, bis sich der Hunger meldet. Das passierte so gegen 18
Uhr 30 und wir bezogen Position auf der eben erst errichteten Terrasse des
Naturfreunde-Hauses. Die Speisekarte verzeichnet lediglich drei Hauptgerichte,
brauchen wir also nicht lange auszuwählen. Das Dargebrachte ist dann durchaus
genießbar, das Bier ist eiskalt und bayrisch, was will man mehr. Hans und
Ingrid zeigen sich dann noch sehr großzügig, als sie die gesamte Rechnung
übernehmen – sozusagen zur Feier von Ingrids Übertritt in den Pensions-Status.
Danke dafür nochmals an dieser Stelle, in drei Jahren ist dann Ilse dran...
Später
sind wir dann noch bis nach 21 Uhr gemütlich zusammengesessen, bis uns die
abendliche Kühle ins Innere unserer Wohnmobile nötigte. Vor allem die enorme
Luftfeuchtigkeit war uns unangenehm, Tisch und Stühle tropften regelrecht.
Bald
einmal löschten wir die Lichter in unserem WoMo und wäre der Zug mit seinem
(schon auch ein wenig nervenden) Hupen nicht gewesen, wir hätten eine
traumhafte Nacht verbracht. So war sie „nur“ herrlich…
Montag, 15. August 2016
Das
Erwachen in kühler Bergluft ist immer wieder wunderbar, heute war es sogar so
frisch, dass wir für eine Stunde die Heizung aufdrehen mussten – 15 Grad im
Inneren sind uns dann doch etwas zu kühl für T-Shirts und kurze Hosen. Ilse
kochte wie immer einmaligen Kaffee und wir ließen den Tag gemütlich angehen.
Die Sonne zeigte sich dann immer häufiger und bald einmal kletterte die
Temperatur auf über 20 Grad. Das war für uns das Startsignal zu einer kleinen
Ausfahrt mit unserem Roller.
Von
Ingrid, die am Vormittag mit dem E-Bike von Oberammergau nach Saulgrub
angeradelt gekommen ist (sie muss ja in der Kuranstalt übernachten), bekamen
wir den Tipp, eine besonders schöne und hohe Brücke mit fantastischer Aussicht
zu besuchen – allerdings haben wir die Wegbeschreibung schon eine Minute später
vergessen…
Nach
dem Verlassen des Campingplatzes sind wir einfach ziellos nach rechts abgebogen
und losgefahren. Die Fahrt über die wenig befahrene Landstraße war
eindrucksvoll und der Fahrtwind fühlte sich angenehm kühl auf der Haut an, ganz
besonders jenseits von 80 km/h.
Bald
einmal kamen wir nach Oberammergau und weil wir noch nie im Ort selber gewesen
sind, steuerten wir das Zentrum an. Direkt vor der Kirche stellten wir unsere
Vespa ab und gingen eine gute Stunde lang spazieren. Oberammergau ist ein
Tourismus-Topspot – entsprechend hoch sind auch die Preise. So wurde unter
anderem eine „Pizza mit Ruccola“ als „Mittags-Angebot“ um nur 14 Euro 20
ausgelobt, wir verzichteten gerne.
Oberammergau
ist berühmt für seine zahlreichen Holz-Schnitzer, entsprechend breitgefächert
ist das diesbezügliche Angebot. Sogar eine fesche, aus Holz geschnitzte
Harley-Davidson – geschätzte 10 kg schwer und 800 Euro teuer – hätten wir
kaufen können. Und natürlich 10.000 Heilige und unzählige Jesus-Figuren,
wahlweise mit oder ohne Kreuz. Der Phantasie der Schnitzkünstler hier scheinen
kaum Grenzen gesetzt zu sein, wir haben z.B. einen aus Holz herausgearbeiteten
Büromenschen gesehen, der konzentriert an seinem Holz-Notebook mitsamt
Holz-Maus arbeitete…
Gekauft
haben wir gar nichts – wobei, eine Vespa aus Holz hätten wir gerne gefunden.
Aber leider nein. Wurscht natürlich, wir sind ja nicht zum Shoppen hierher
gefahren.
Nach
einem weitläufigen Rundgang sind wir dann zu unserem Rollerchen gelatscht und
die gut 12 Kilometer nach Saulgrub zurückgefahren. Direkt an der Auffahrt zu
unserem Stellplatz ist Ilse schon gestern ein kleiner Imbiss-Laden ins Auge
gestochen und weil sich ein kleines Hüngerchen bemerkbar machte, sind wir dort
eingekehrt. Der freundliche und sehr nette Verkäufer hatte einige Burger im
Angebot, auch Hot-Dogs und Bratwurst. Gernot wagte sich über die Burger-Platte
mit Pommes und Salat, Ilse hat sich einen Crispy-Chicken Burger kommen lassen.
Beide Essen haben unsere Erwartungen übertroffen, auch vom Preis her. Danach
sind wir beim Zahlen noch mit dem Verkäufer ins Plaudern gekommen. Wir hätten
ihn für einen Iraker oder so gehalten, er kommt aber aus dem indischen Punjab.
Tatsächlich hätten wir das erkennen müssen, denn eigentlich hat er typisch
indisch ausgesehen. Aber was heißt das schon? Jedenfalls hat er einen
bemerkenswerten Satz gesagt: „Hier in Deutschland gibt es auch viele arme
Menschen. Aber im Gegensatz zu Indien erkennt man sie nicht.“ Da hat er wohl
recht…
Nach
dem üppigen Mahl sind wir zum Campingplatz zurück und haben zuerst einen feinen
Pasch und anschließend eine kleine Siesta hingelegt. Natürlich haben wir uns
immer wieder mit Ingrid und Hans unterhalten und verbrachten einen sehr
entspannten Nachmittag.
Am
frühen Abend sind wir dann wieder die paar Meter zum Naturfreunde-Haus rüber
und haben der Speisekarte erneut alles abverlangt – heute gab es sogar
Bratkartoffel, Ilse hat sie sich mit Spiegeleiern kommen lassen.
Anschließend
sind wir noch bis in den späten Abend hinein zusammengesessen und haben uns
wunderbar unterhalten. Ingrid und Hans sind wirklich total nett, dass wir uns
mit anderen Campern so eng anfreunden ist eigentlich die totale Ausnahme – den
beiden geht es umgekehrt übrigens genauso. Spätestens kommendes Jahr werden wir
Hans und Ingrid in Bad Salzufflen besuchen – zu Ostern wahrscheinlich.
Unter
Lachen und Scherzen ist es dann wieder so spät geworden, dass es der
zunehmenden Feuchte und Nässe ein Leichtes war, uns ins Innere unserer WoMos
zurückzutreiben. Bald darauf sind wir dann in unsere Kuschelbetten gekrochen
und haben einen feinen Urlaubstag angenehm ausklingen lassen.
Dienstag, 16. August
2016
Heute
geht’s wieder weiter, wenngleich nicht weit. Es sind ja höchstens 30 Kilometer
zum Kochelsee, wo wir heute unsere Freunde Manu und Herwig erwarten.
Das
Wetter zeigt sich am Morgen noch etwas störrisch, schließlich siegt aber doch
die Sonne immer häufiger über das dichte Wolkenmeer.
Nach
dem obligatorischen Guten-Morgen-Kaffee wollen wir die Rechnung bezahlen und
müssen – leicht geschockt – erkennen, dass das Naturfreunde-Haus am Dienstag
erst ab 16 Uhr geöffnet wird. An sich kein Problem, Hans bleibt ja noch da, wir
wissen Daumen mal Pi was wir zu zahlen haben, also könnten wir auch Hans das
Geld geben. Aber der Stromkasten ist verschlossen, wie sollen wir da unser
Kabel abstecken? Die Lösung: Gernot macht einen Versuch als Schlangenmensch,
windet seinen Arm von unten durch die Kabelführung und zieht den Stecker aus
der Dose – er braucht dazu keine 45 Versuche. Aber es gelingt, allerdings hat
sich Gernot dabei seinen rechten Unterarm einigermaßen bedient, der große blaue
Fleck und die deftige Beule schmerzen noch Tage später. Und ein wenig schmerzt
auch, dass die Akrobatik-Nummer völlig unnötig war, denn die Besitzer sind eh
im Haus und um 10 Uhr bezahlen wir ganz normal unsere Rechnung…
Wir
verabschieden uns herzlich von Ingrid und Hans, drücken uns fest und freuen uns
schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den beiden sympathischen Camper-Freunden.
Dann startet Ilse unser WoMo, Gernot wird mit der Vespa fahren. Erstens weil‘s
Spaß macht und zweitens ersparen wir uns so das Auf- und Abladen.
Die
paar Kilometer zum Kochelsee rüber verlaufen völlig problemlos, es ist wenig
Verkehr und wir kommen bestens voran. Obwohl wir nicht aufeinander warten und
auch nicht hintereinander herfahren, ist Gernot höchstens eine Minute schneller
am Kesselberg angekommen, auf Landstraßen ist die Vespa nicht flotter als unser
WoMo.
Schnell
haben wir unseren Platz gefunden, heute brauchen wir ja einen extra großen,
weil Manu und Herwig mit Auto und Zelt anreisen. Besser gesagt, anreisen
sollten. Denn bald stellt sich heraus, die beiden werden erst morgen in
Niederösterreich losfahren, sie haben noch zu viel in ihrem Garten zu tun. Das
kennen wir, auch wir sollten spätestens am Donnerstag wieder zu Hause sein,
denn sonst verdursten unsere Balkon-Blumen.
Dann
taucht ein weiteres Problemchen auf, ein deutsches Paar mit ihrem Wohnwagen
beansprucht unseren Platz, sie hätten ihn eine halbe Stunde zuvor beim Luis
persönlich reserviert. Das stimmt – tatsächlich war Luis bei unserer Ankunft
gerade einkaufen und Gitti hat von der Reservierung nicht gewusst. So kann’s
halt manchmal gehen. Luis hat dann die Situation souverän gerettet, indem er
den beiden Deutschen einen anderen, angeblich viel schöneren, Platz wortreich
schmackhaft gemacht hat. Danke Luis – wir waren nämlich schon voll
eingerichtet, haben über 30 Meter Kabel ausgerollt und sind ausnahmsweise
einmal auf die Böcke gefahren, Tisch und Stühle waren natürlich auch schon aufgestellt. Ein Umzug wäre wirklich lästig
gewesen.
Wir
verbrachten einen sehr angenehmen Tag am Kesselberg und ergötzten uns wieder
einmal ausgiebig am Geschehen rund um unser WoMo. Schnell bemerkten wir, dass
heute etwas ganz Besonderes in der Luft liegen musste, denn wir hörten derartig
viele dämliche Aussagen, dass wir begannen, sie zu notieren. Hier ein kleiner
Auszug:
Das
deutsche Paar mit dem Wohnwagen, erkannte uns zuerst als Italiener, weil wir
das I für Innsbruck an unserem österreichischen Nummernschild tragen. Dann
meinte der Mann, als er seinen Fehler erkannte (und sich wahrscheinlich über
das gute Deutsch der „Italiener“ wunderte): „Ach, Sie kommen aus Österreich, ja
dann sind Sie ja auch (!!) Ausländer!“ Das war möglicherweise ein unfreiwillig
gewährter Einblick in die Seele eines „Preußen“, der sich gerade im tiefsten
Bayern aufhält.
Direkt
neben uns bezog gerade eine Familie ihren Zeltplatz, Luis stand dabei. Die Frau
der „Camper-Profis“ versuchte den Lauf der Sonne auszubaldowern, um den
Schatten der Bäume bestmöglich zu
berechnen und für sich nutzen zu können. Deshalb stellte sie an Luis die
geniale Frage: „Und die Bäume bleiben hier den ganzen Tag so stehen?“ Na Bumm!
Antwort von Luis, der sich über sowas scheinbar gar nicht mehr sonderlich
wundert: „Ja, ja – die Bäume bleiben da.“
Später
ist eine Mutter mit ihrem vierjährigen Mädchen an unserem Platz vorbeigekommen.
Wir hatten unser Moped wegen dem zu erwarteten Gewitterregen mit einer Plane
abgedeckt und das Mädchen fragte seine Mama: „Warum ist bei dem Motorrad ein
Tuch drüber?“ Und Mami antwortete zu unserer Belustigung mit dem wunderschönen
Satz: „Damit es nicht wegrollt.“ Kein Drehbuchautor einer Komödie würde es
wagen, derartiges zu formulieren, zu unglaubwürdig wäre so eine Antwort. Später
fragte dann noch eine Camperin, was es denn mit dem „Halsgrad“ auf sich habe,
der heute im Tagesangebot auf der Speisekarte stand. Luis erklärte ihr, dabei
handle es sich um Nacken-Steaks, Halsgrad sei der bayrische Ausdruck dafür.
Doch die Dame wollte noch mehr Infos, deshalb ihre Frage: „Und von welchem
Fisch sind diese Steaks?“ Luis blieb wieder sachlich, ich hätte an seiner
Stelle wohl mit „vom oberbayrischen Schweins-Fisch“ geantwortet.
Ach
ja – was uns noch aufgefallen ist: Am Camping-Platz treffen wir seit zwei, drei
Jahren immer wieder einen Vater, der mit seiner jetzt 11-jährigen Tochter bei
jedem Wetter zeltet. Die beiden lassen sich nie etwas abgehen, sie gehen
Frühstücken, Mittag- und Abendessen. Der Vater wird so Mitte dreißig sein, hat
lange Haare, trägt ein Piratentuch und ist offenbar ein großer Anhänger der
Heavy-Metal-Gruppe Motörhead, denn er lässt sich ausschließlich in ihren
martialischen Fan-T-Shirts blicken. Und eben dieser durchaus sympathische Mann
hat die Angewohnheit, im Rahmen des Frühstück sein erstes großes Bier zu
trinken, meist so gegen 9 Uhr, oft nimmt er noch ein Paar Weißwürste dazu. Also
wir würden meinen, in Hamburg, Kiel oder Buxtehude sollte ein Vater mit seiner
minderjährigen Tochter besser nicht eine halbe Bier zum Frühstück nehmen, er
könnte bald einmal Besuch vom Jugendamt bekommen. In Bayern ist das normal,
vollkommen landestypisch – das Bier gilt hier offenbar nicht als alkoholisches
Getränk, sondern ist mehr ein Lebensmittel. Sogar in Polizei-Inspektionen ist –
wie wir aus gewöhnlich grün uniformierten Kreisen erfragt haben – ein kühles
Weißbier zur Vormittags-Jause nicht unüblich. Andere Länder, andere Sitten.
Der
Tag neigte sich für uns langsam zu Ende und wir ließen ihn mit einem sehr guten
Abendessen würdig ausklingen. Ilse genoss ein köstliches Szegediner-Gulasch und
Gernot probierte einen Fisch in der Kartoffel-Panade – äußerst empfehlenswert,
wird wohl sein neuestes Lieblings-Gericht am Kesselberg werden (von der
knusprigen Haxe natürlich abgesehen…)
Später
hat sich dann leider herausgestellt, dass Manu und Herwig nicht zum Kesselberg
kommen werden. Weil wir schon am Donnerstag nach Hause fahren müssen, um unsere
Blumen zu gießen, verschieben wir unser Treffen auf ein anderes Mal – die
beiden werden stattdessen nach Kroatien reisen. Kein Problem – Niederösterreich
ist ja wirklich nicht unerreichbar, wir werden uns also wiedersehen.
Nach
einem Spätabend-Pasch ist dann noch ein gewaltiger Starkregen über uns
niedergegangen, begleitet von ein wenig Blitz und Donner. Gut, dass wir unsere
Vespa vorsorglich abgedeckt hatten, so konnte sie uns wenigstens nicht
wegrollen…
Mittwoch, 17. August
2016
Weil
wir Manu und Herwig nicht treffen werden, fahren wir heute schon nach Hause,
einen Tag früher als geplant.
Das
Wetter ist durchwachsen, stark bewölkt, aber immerhin kein Regen, die Wolken
haben momentan einfach kein Wasser mehr bei sich, das haben sie in der Nacht
über ganz Oberbayern ausgeleert.
Wir
frühstücken wie üblich bei Gitti und Luis, dann packen wir in aller Ruhe unser
WoMo zusammen und reisen danach erneut getrennt ab. Gernot will sich den Spaß
einer Vespa-Fahrt nach Innsbruck nicht vom trüben Wetter nehmen lassen und
tatsächlich kommt er trockenen Fußes daheim an. Und wieder hat er über die
ganze Fahrt hinweg keinen nennenswerten Vorsprung gegenüber Ilse herausholen
können. Als die Vespa bei Seefeld betankt werden muss (zum Glück finden sich
noch drei 1-Euro Münzen in Gernots Geldtasche), genügt dieser sehr kurze Stopp,
dass Ilse die Führung übernimmt. Wir treffen uns dann zufällig kurz vorm
Zirlerberg, weil Ilses Mickey-Maus-Blase eine kleine Pause notwendig gemacht
hat.
Nach
dem Zirlerberg trennen sich dann unsere Wege, Gernot kann mangels Vignette
nicht die Autobahn benützen, zudem hat Ilse in Zirl noch etwas zu erledigen.
Damit
geht ein kleiner Ausflug nach Bayern zu Ende, bei der wir ganz liebe Freunde
getroffen und ganz liebe Freunde leider nicht getroffen haben. Die nächste WoMo
Reise ist schon fixiert, wir tauschen nicht einmal die Fahrzeuge, unser Ford
Fiesta bleibt in seiner Sommer-Residenz geparkt und nach dem Blumengießen
geht’s dann wieder weiter. Schweiz halte dich fest – die Zimmermanns stehen mit
ihrem treuen Nasenbären schon wieder ante Portas…
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