Mittwoch, 17. August 2016

56. WoMo-Fahrt "Freunde besuchen in Bayern"

Innsbruck-Kesselberg-Oberammergau-Innsbruck
13.o8. bis 17.o8.2016 - 224km

Samstag, 13. August 2016
Nach erfolgreicher Reparatur der Kupplung und einem anschließenden Tages-Ausflug nach Kolbermoor war wieder richtiges Campen angesagt. Ursprünglich war geplant, dass wir am Sonntag nach Bayern aufbrechen, um dort unsere Freunde Ingrid und Hans zu treffen. Aber schon am Samstagvormittag wurde unser Reisefieber von Stunde zu Stunde größer und schließlich saßen wir plötzlich im WoMo und fuhren den Zirlerberg Richtung Deutschland hinauf.
Unser Ziel war der Campingplatz Kesselberg und eines der Hauptargumente für unsere Wahl war, dass es Samstag am Kesselberg immer einen Grillabend gibt – die Vorstellung eines knusprigen Hendls und einer gegrillten Schweins-Haxe wirkte auf uns unwiderstehlich.
Und so fuhren wir am frühen Nachmittag bei Luis und Gitti am Campingplatz vor – und zum ersten Mal gab es wegen hoffnungsloser Überfüllung keinen Stellplatz für uns. Na ja – theoretisch zumindest, denn für die Zimmermanns gibt’s dort draußen immer einen Platz. Und sei es – wie diesmal – der Parkplatz direkt am Sanitär-Haus. Zwar ohne Strom, aber das spielt für einen Tag natürlich keine Rolle. Zudem mussten wir für unseren Aufenthalt nichts bezahlen, das Stehen am Parkplatz ist bei Gitti und Luis gratis. Auch super.
Gustl, die Platzkatze
Schnell waren Tisch und Stühle am Rasen nebenan aufgestellt und wir konnten einen ersten Pasch auf den Filzteller klopfen. 
Zwischendurch hat uns der schöne Platz-Kater Gustl seinen Antrittsbesuch abgestattet, hat wie selbstverständlich das Innere unseres WoMos ausführlich begutachtet und offenbar befunden, dass man auf unseren Betten sehr bequem liegen kann. No Problem – für Katzen sind wir gern ein offenes Haus und auch Leckerlis haben wir für die lieben Fellnasen immer dabei.
So verbrachten wir einen sehr feinen Nachmittag und nach einem kurzen Schläfchen schritten wir gegen 19 Uhr zur Tafel. Das Essen war wieder einmal unbeschreiblich gut, das Grillen hat der Luis echt voll drauf, das haben wir noch nirgends annähernd so gut erlebt. Voll satt sind wir dann die vielleicht zwanzig Schritte zum WoMo zurück, haben noch einen Pasch ausgespielt und sind dann müde in unsere Betten gefallen.




Sonntag, 14. August 2016 
Wunderbar ausgeruht sind wir gegen 9 Uhr zu Gitti und Luis frühstücken gegangen und danach haben wir die Fahrt zu unserem heutigen Etappen-Ziel angetreten. Das war wirklich nicht weit entfernt vom Kochelsee – gerade mal knapp über 30 Kilometer.
Entsprechend schnell sind wir dann in Saulgrub angekommen und nach einem unwesentlichen Verfahrer rollten wir am Campingplatz der Naturfreunde ein. 
Sofort sahen wir das Wohnmobil von Hans und Ingrid und parkten uns unmittelbar daneben ein. Hans begrüßte uns freudig, Ingrid ist untertags auf Kur in Oberammergau und wird sich erst gegen Abend zu uns gesellen können. Mittlerweile sind beide in Pension und dementsprechend viel mit ihrem WoMo unterwegs. Sie haben einen ziemlich neuen Fiat Ducato Carado (drei, vier Jahre alt), top ausgestattet und über sechs Meter lang. Am Anhänger führen sie meistens ihr BMW-Motorrad mit (oder zwei), auch diesmal. Hans ist ein leidenschaftlicher BMW-Motorrad-Fahrer, hat mehrere Exemplare davon angemeldet und ist auch ein begnadeter Schrauber. Es können wohl nur wenige Leute von sich behaupten, dass sie ein BMW-Motorrad vom Rahmen weg selbständig aufbauen können. Hans kann das und er hat sich sogar ein kleines Geschäft daraus gemacht, indem er gebrauchte BMW’s ankauft, in alle verwertbaren Teile zerlegt und diese (teilweise sehr begehrten) Ersatzteile über Ebay unter die Leute bringt.
Der Platz in Saulgrub liegt ausgesprochen schön, direkt an einem Wald und wen halbstündliches Hupen des direkt daran vorbeifahrenden Nahverkehrszuges nicht stört, der kann hier einen herrlich entspannten Urlaub genießen. 
Der Wirt des Naturfreunde-Hauses und damit des Campingplatzes, ist ein Unikum für sich – wohl an die 60 Jahre alt, wallendes, graues Langhaar und gebürtiger Österreicher aus der Steiermark. Reinhold heißt der gute Mann, er hat mal für den Österreichischen Rundfunk Volksmusik-Sendungen produziert und macht aus seiner Leidenschaft für diese Art der Musik keinen Hehl. Manchmal dröhnen die „Hits“ des „Stoankogler Trios“ lautstark über den Platz, aber immer nur für wenige Sekunden. Dann hat die resolute Wirtin ihren Reini wieder voll unter Kontrolle…
Weitgehend unter Kontrolle hat sie auch das Regiment in ihrer Küche, so hat uns Hans berichtet. Also sind wir zu Mittag erstmals die paar Schritte rübergegangen und haben uns Rindergulasch mit Nudeln, sowie Weißwurst schmecken lassen. Zwar war das Rindergulasch niemals nicht ein Rindsgulasch (sondern ein Rinder-Geschnetzeltes), gemundet hat es trotzdem. Und bei den Weißwürsten kann den Bayern ohnehin niemand etwas vormachen, weltweit nicht.
Nach dem Essen haben wir einen feinen Verdauungs-Pasch gemacht und uns gut mit Hans unterhalten. Er war mit seiner Ingrid gerade erst wochenlang in Kanada unterwegs, dementsprechend viel Interessantes hat er zu erzählen. So zum Beispiel, dass Begegnungen mit Bären keine Ausnahmen, sondern faktisch alltäglich sind.
Übrigens hat uns heute das Abladen unserer Vespa vom Motorrad-Träger besonders gefuchst, wäre uns Hans nicht sofort hilfreich zur Hand gegangen, hätte es sogar einen Absturz unseres Mopeds geben können. Ein Alptraum natürlich. Also so deppert haben wir uns noch nie vorher angestellt, nicht einmal bei den allerersten Versuchen.
Jedenfalls ist alles gut gegangen und wir konnten zu einer ersten Ausfahrt aufbrechen.
Das Wetter ist gut und wir fahren die paar Kilometer nach Bad Kohlgrub rüber, einfach so zum Spaß. Dort schauen wir uns aus Neugier den Camping-Platz an, er sagt uns aber überhaupt nicht zu, hier würden wir nicht stehen bleiben wollen.
Wir kurven noch ein wenig in der Gegend herum und fahren dann zum Naturfreunde-Haus nach Saulgrub zurück. Sofort sind wir wieder im Gespräch mit Hans, später kommt dann Ingrid von der Kuranstalt zu uns. Sie hat jetzt auch endlich ihre Pension bewilligt bekommen, jetzt werden die beiden wohl noch mehr auf Achse sein.
Mit einem Bierchen (für die Männer) und einem alkoholfreien Hugo (für die Damen) überbrücken wir die Zeit, bis sich der Hunger meldet. Das passierte so gegen 18 Uhr 30 und wir bezogen Position auf der eben erst errichteten Terrasse des Naturfreunde-Hauses. Die Speisekarte verzeichnet lediglich drei Hauptgerichte, brauchen wir also nicht lange auszuwählen. Das Dargebrachte ist dann durchaus genießbar, das Bier ist eiskalt und bayrisch, was will man mehr. Hans und Ingrid zeigen sich dann noch sehr großzügig, als sie die gesamte Rechnung übernehmen – sozusagen zur Feier von Ingrids Übertritt in den Pensions-Status. Danke dafür nochmals an dieser Stelle, in drei Jahren ist dann Ilse dran...
Später sind wir dann noch bis nach 21 Uhr gemütlich zusammengesessen, bis uns die abendliche Kühle ins Innere unserer Wohnmobile nötigte. Vor allem die enorme Luftfeuchtigkeit war uns unangenehm, Tisch und Stühle tropften regelrecht.
Bald einmal löschten wir die Lichter in unserem WoMo und wäre der Zug mit seinem (schon auch ein wenig nervenden) Hupen nicht gewesen, wir hätten eine traumhafte Nacht verbracht. So war sie „nur“ herrlich…

Montag, 15. August 2016
Das Erwachen in kühler Bergluft ist immer wieder wunderbar, heute war es sogar so frisch, dass wir für eine Stunde die Heizung aufdrehen mussten – 15 Grad im Inneren sind uns dann doch etwas zu kühl für T-Shirts und kurze Hosen. Ilse kochte wie immer einmaligen Kaffee und wir ließen den Tag gemütlich angehen. Die Sonne zeigte sich dann immer häufiger und bald einmal kletterte die Temperatur auf über 20 Grad. Das war für uns das Startsignal zu einer kleinen Ausfahrt mit unserem Roller.
Von Ingrid, die am Vormittag mit dem E-Bike von Oberammergau nach Saulgrub angeradelt gekommen ist (sie muss ja in der Kuranstalt übernachten), bekamen wir den Tipp, eine besonders schöne und hohe Brücke mit fantastischer Aussicht zu besuchen – allerdings haben wir die Wegbeschreibung schon eine Minute später vergessen…
Nach dem Verlassen des Campingplatzes sind wir einfach ziellos nach rechts abgebogen und losgefahren. Die Fahrt über die wenig befahrene Landstraße war eindrucksvoll und der Fahrtwind fühlte sich angenehm kühl auf der Haut an, ganz besonders jenseits von 80 km/h.
Bald einmal kamen wir nach Oberammergau und weil wir noch nie im Ort selber gewesen sind, steuerten wir das Zentrum an. Direkt vor der Kirche stellten wir unsere Vespa ab und gingen eine gute Stunde lang spazieren. Oberammergau ist ein Tourismus-Topspot – entsprechend hoch sind auch die Preise. So wurde unter anderem eine „Pizza mit Ruccola“ als „Mittags-Angebot“ um nur 14 Euro 20 ausgelobt, wir verzichteten gerne.
Oberammergau ist berühmt für seine zahlreichen Holz-Schnitzer, entsprechend breitgefächert ist das diesbezügliche Angebot. Sogar eine fesche, aus Holz geschnitzte Harley-Davidson – geschätzte 10 kg schwer und 800 Euro teuer – hätten wir kaufen können. Und natürlich 10.000 Heilige und unzählige Jesus-Figuren, wahlweise mit oder ohne Kreuz. Der Phantasie der Schnitzkünstler hier scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein, wir haben z.B. einen aus Holz herausgearbeiteten Büromenschen gesehen, der konzentriert an seinem Holz-Notebook mitsamt Holz-Maus arbeitete…
Gekauft haben wir gar nichts – wobei, eine Vespa aus Holz hätten wir gerne gefunden. Aber leider nein. Wurscht natürlich, wir sind ja nicht zum Shoppen hierher gefahren.
die Burgeria in Saulgrub
Nach einem weitläufigen Rundgang sind wir dann zu unserem Rollerchen gelatscht und die gut 12 Kilometer nach Saulgrub zurückgefahren. Direkt an der Auffahrt zu unserem Stellplatz ist Ilse schon gestern ein kleiner Imbiss-Laden ins Auge gestochen und weil sich ein kleines Hüngerchen bemerkbar machte, sind wir dort eingekehrt. Der freundliche und sehr nette Verkäufer hatte einige Burger im Angebot, auch Hot-Dogs und Bratwurst. Gernot wagte sich über die Burger-Platte mit Pommes und Salat, Ilse hat sich einen Crispy-Chicken Burger kommen lassen. Beide Essen haben unsere Erwartungen übertroffen, auch vom Preis her. Danach sind wir beim Zahlen noch mit dem Verkäufer ins Plaudern gekommen. Wir hätten ihn für einen Iraker oder so gehalten, er kommt aber aus dem indischen Punjab. Tatsächlich hätten wir das erkennen müssen, denn eigentlich hat er typisch indisch ausgesehen. Aber was heißt das schon? Jedenfalls hat er einen bemerkenswerten Satz gesagt: „Hier in Deutschland gibt es auch viele arme Menschen. Aber im Gegensatz zu Indien erkennt man sie nicht.“ Da hat er wohl recht…
Nach dem üppigen Mahl sind wir zum Campingplatz zurück und haben zuerst einen feinen Pasch und anschließend eine kleine Siesta hingelegt. Natürlich haben wir uns immer wieder mit Ingrid und Hans unterhalten und verbrachten einen sehr entspannten Nachmittag.
Am frühen Abend sind wir dann wieder die paar Meter zum Naturfreunde-Haus rüber und haben der Speisekarte erneut alles abverlangt – heute gab es sogar Bratkartoffel, Ilse hat sie sich mit Spiegeleiern kommen lassen.
Anschließend sind wir noch bis in den späten Abend hinein zusammengesessen und haben uns wunderbar unterhalten. Ingrid und Hans sind wirklich total nett, dass wir uns mit anderen Campern so eng anfreunden ist eigentlich die totale Ausnahme – den beiden geht es umgekehrt übrigens genauso. Spätestens kommendes Jahr werden wir Hans und Ingrid in Bad Salzufflen besuchen – zu Ostern wahrscheinlich.
Unter Lachen und Scherzen ist es dann wieder so spät geworden, dass es der zunehmenden Feuchte und Nässe ein Leichtes war, uns ins Innere unserer WoMos zurückzutreiben. Bald darauf sind wir dann in unsere Kuschelbetten gekrochen und haben einen feinen Urlaubstag angenehm ausklingen lassen.

Dienstag, 16. August 2016
Heute geht’s wieder weiter, wenngleich nicht weit. Es sind ja höchstens 30 Kilometer zum Kochelsee, wo wir heute unsere Freunde Manu und Herwig erwarten.
Das Wetter zeigt sich am Morgen noch etwas störrisch, schließlich siegt aber doch die Sonne immer häufiger über das dichte Wolkenmeer.
Nach dem obligatorischen Guten-Morgen-Kaffee wollen wir die Rechnung bezahlen und müssen – leicht geschockt – erkennen, dass das Naturfreunde-Haus am Dienstag erst ab 16 Uhr geöffnet wird. An sich kein Problem, Hans bleibt ja noch da, wir wissen Daumen mal Pi was wir zu zahlen haben, also könnten wir auch Hans das Geld geben. Aber der Stromkasten ist verschlossen, wie sollen wir da unser Kabel abstecken? Die Lösung: Gernot macht einen Versuch als Schlangenmensch, windet seinen Arm von unten durch die Kabelführung und zieht den Stecker aus der Dose – er braucht dazu keine 45 Versuche. Aber es gelingt, allerdings hat sich Gernot dabei seinen rechten Unterarm einigermaßen bedient, der große blaue Fleck und die deftige Beule schmerzen noch Tage später. Und ein wenig schmerzt auch, dass die Akrobatik-Nummer völlig unnötig war, denn die Besitzer sind eh im Haus und um 10 Uhr bezahlen wir ganz normal unsere Rechnung…
DFG am Weg zum Kesselberg
Wir verabschieden uns herzlich von Ingrid und Hans, drücken uns fest und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den beiden sympathischen Camper-Freunden. Dann startet Ilse unser WoMo, Gernot wird mit der Vespa fahren. Erstens weil‘s Spaß macht und zweitens ersparen wir uns so das Auf- und Abladen.
Die paar Kilometer zum Kochelsee rüber verlaufen völlig problemlos, es ist wenig Verkehr und wir kommen bestens voran. Obwohl wir nicht aufeinander warten und auch nicht hintereinander herfahren, ist Gernot höchstens eine Minute schneller am Kesselberg angekommen, auf Landstraßen ist die Vespa nicht flotter als unser WoMo.
Schnell haben wir unseren Platz gefunden, heute brauchen wir ja einen extra großen, weil Manu und Herwig mit Auto und Zelt anreisen. Besser gesagt, anreisen sollten. Denn bald stellt sich heraus, die beiden werden erst morgen in Niederösterreich losfahren, sie haben noch zu viel in ihrem Garten zu tun. Das kennen wir, auch wir sollten spätestens am Donnerstag wieder zu Hause sein, denn sonst verdursten unsere Balkon-Blumen.
Dann taucht ein weiteres Problemchen auf, ein deutsches Paar mit ihrem Wohnwagen beansprucht unseren Platz, sie hätten ihn eine halbe Stunde zuvor beim Luis persönlich reserviert. Das stimmt – tatsächlich war Luis bei unserer Ankunft gerade einkaufen und Gitti hat von der Reservierung nicht gewusst. So kann’s halt manchmal gehen. Luis hat dann die Situation souverän gerettet, indem er den beiden Deutschen einen anderen, angeblich viel schöneren, Platz wortreich schmackhaft gemacht hat. Danke Luis – wir waren nämlich schon voll eingerichtet, haben über 30 Meter Kabel ausgerollt und sind ausnahmsweise einmal auf die Böcke gefahren, Tisch und Stühle waren natürlich auch schon  aufgestellt. Ein Umzug wäre wirklich lästig gewesen.
Wir verbrachten einen sehr angenehmen Tag am Kesselberg und ergötzten uns wieder einmal ausgiebig am Geschehen rund um unser WoMo. Schnell bemerkten wir, dass heute etwas ganz Besonderes in der Luft liegen musste, denn wir hörten derartig viele dämliche Aussagen, dass wir begannen, sie zu notieren. Hier ein kleiner Auszug:
Das deutsche Paar mit dem Wohnwagen, erkannte uns zuerst als Italiener, weil wir das I für Innsbruck an unserem österreichischen Nummernschild tragen. Dann meinte der Mann, als er seinen Fehler erkannte (und sich wahrscheinlich über das gute Deutsch der „Italiener“ wunderte): „Ach, Sie kommen aus Österreich, ja dann sind Sie ja auch (!!) Ausländer!“ Das war möglicherweise ein unfreiwillig gewährter Einblick in die Seele eines „Preußen“, der sich gerade im tiefsten Bayern aufhält.
Direkt neben uns bezog gerade eine Familie ihren Zeltplatz, Luis stand dabei. Die Frau der „Camper-Profis“ versuchte den Lauf der Sonne auszubaldowern, um den Schatten der Bäume bestmöglich zu  berechnen und für sich nutzen zu können. Deshalb stellte sie an Luis die geniale Frage: „Und die Bäume bleiben hier den ganzen Tag so stehen?“ Na Bumm! Antwort von Luis, der sich über sowas scheinbar gar nicht mehr sonderlich wundert: „Ja, ja – die Bäume bleiben da.“
Später ist eine Mutter mit ihrem vierjährigen Mädchen an unserem Platz vorbeigekommen. Wir hatten unser Moped wegen dem zu erwarteten Gewitterregen mit einer Plane abgedeckt und das Mädchen fragte seine Mama: „Warum ist bei dem Motorrad ein Tuch drüber?“ Und Mami antwortete zu unserer Belustigung mit dem wunderschönen Satz: „Damit es nicht wegrollt.“ Kein Drehbuchautor einer Komödie würde es wagen, derartiges zu formulieren, zu unglaubwürdig wäre so eine Antwort. Später fragte dann noch eine Camperin, was es denn mit dem „Halsgrad“ auf sich habe, der heute im Tagesangebot auf der Speisekarte stand. Luis erklärte ihr, dabei handle es sich um Nacken-Steaks, Halsgrad sei der bayrische Ausdruck dafür. Doch die Dame wollte noch mehr Infos, deshalb ihre Frage: „Und von welchem Fisch sind diese Steaks?“ Luis blieb wieder sachlich, ich hätte an seiner Stelle wohl mit „vom oberbayrischen Schweins-Fisch“ geantwortet.
Ach ja – was uns noch aufgefallen ist: Am Camping-Platz treffen wir seit zwei, drei Jahren immer wieder einen Vater, der mit seiner jetzt 11-jährigen Tochter bei jedem Wetter zeltet. Die beiden lassen sich nie etwas abgehen, sie gehen Frühstücken, Mittag- und Abendessen. Der Vater wird so Mitte dreißig sein, hat lange Haare, trägt ein Piratentuch und ist offenbar ein großer Anhänger der Heavy-Metal-Gruppe Motörhead, denn er lässt sich ausschließlich in ihren martialischen Fan-T-Shirts blicken. Und eben dieser durchaus sympathische Mann hat die Angewohnheit, im Rahmen des Frühstück sein erstes großes Bier zu trinken, meist so gegen 9 Uhr, oft nimmt er noch ein Paar Weißwürste dazu. Also wir würden meinen, in Hamburg, Kiel oder Buxtehude sollte ein Vater mit seiner minderjährigen Tochter besser nicht eine halbe Bier zum Frühstück nehmen, er könnte bald einmal Besuch vom Jugendamt bekommen. In Bayern ist das normal, vollkommen landestypisch – das Bier gilt hier offenbar nicht als alkoholisches Getränk, sondern ist mehr ein Lebensmittel. Sogar in Polizei-Inspektionen ist – wie wir aus gewöhnlich grün uniformierten Kreisen erfragt haben – ein kühles Weißbier zur Vormittags-Jause nicht unüblich. Andere Länder, andere Sitten.
Der Tag neigte sich für uns langsam zu Ende und wir ließen ihn mit einem sehr guten Abendessen würdig ausklingen. Ilse genoss ein köstliches Szegediner-Gulasch und Gernot probierte einen Fisch in der Kartoffel-Panade – äußerst empfehlenswert, wird wohl sein neuestes Lieblings-Gericht am Kesselberg werden (von der knusprigen Haxe natürlich abgesehen…)
Später hat sich dann leider herausgestellt, dass Manu und Herwig nicht zum Kesselberg kommen werden. Weil wir schon am Donnerstag nach Hause fahren müssen, um unsere Blumen zu gießen, verschieben wir unser Treffen auf ein anderes Mal – die beiden werden stattdessen nach Kroatien reisen. Kein Problem – Niederösterreich ist ja wirklich nicht unerreichbar, wir werden uns also wiedersehen.
Nach einem Spätabend-Pasch ist dann noch ein gewaltiger Starkregen über uns niedergegangen, begleitet von ein wenig Blitz und Donner. Gut, dass wir unsere Vespa vorsorglich abgedeckt hatten, so konnte sie uns wenigstens nicht wegrollen…
 

Mittwoch, 17. August 2016
Weil wir Manu und Herwig nicht treffen werden, fahren wir heute schon nach Hause, einen Tag früher als geplant.
Das Wetter ist durchwachsen, stark bewölkt, aber immerhin kein Regen, die Wolken haben momentan einfach kein Wasser mehr bei sich, das haben sie in der Nacht über ganz Oberbayern ausgeleert.
Wir frühstücken wie üblich bei Gitti und Luis, dann packen wir in aller Ruhe unser WoMo zusammen und reisen danach erneut getrennt ab. Gernot will sich den Spaß einer Vespa-Fahrt nach Innsbruck nicht vom trüben Wetter nehmen lassen und tatsächlich kommt er trockenen Fußes daheim an. Und wieder hat er über die ganze Fahrt hinweg keinen nennenswerten Vorsprung gegenüber Ilse herausholen können. Als die Vespa bei Seefeld betankt werden muss (zum Glück finden sich noch drei 1-Euro Münzen in Gernots Geldtasche), genügt dieser sehr kurze Stopp, dass Ilse die Führung übernimmt. Wir treffen uns dann zufällig kurz vorm Zirlerberg, weil Ilses Mickey-Maus-Blase eine kleine Pause notwendig gemacht hat.
Nach dem Zirlerberg trennen sich dann unsere Wege, Gernot kann mangels Vignette nicht die Autobahn benützen, zudem hat Ilse in Zirl noch etwas zu erledigen.
Damit geht ein kleiner Ausflug nach Bayern zu Ende, bei der wir ganz liebe Freunde getroffen und ganz liebe Freunde leider nicht getroffen haben. Die nächste WoMo Reise ist schon fixiert, wir tauschen nicht einmal die Fahrzeuge, unser Ford Fiesta bleibt in seiner Sommer-Residenz geparkt und nach dem Blumengießen geht’s dann wieder weiter. Schweiz halte dich fest – die Zimmermanns stehen mit ihrem treuen Nasenbären schon wieder ante Portas…


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