Dienstag, 1. Juli 2025

131. WoMo-Fahrt "Am Chiemsee draußen waren wir gleich, danach gings quer durch Österreich."

vom 30. Mai bis 30. Juni 2025
Innsbruck-Chiemsee/Prien-Emmersdorf/Wachau-Wien/Liesing-Sinabelkirchen/Steiermark-PirkdorferSee/Kärnten-OssiacherSee-Wörthersee-Innsbruck
1.275km Wohnmobil
1.014km Vespa  
Samstag, 31. Mai 2025
Schon seit Tagen freuen wir uns auf den Start unserer 131. WoMo Reise, eh erst die dritte heuer. Aber dafür werden wir über vier Wochen lang unterwegs sein, endlich eine „richtige“ Reise. Unser erstes Ziel ist der Chiemsee, wo wir uns mit Christine und Wolfgang treffen werden. Gestern noch haben unsere Freunde die frohe Kunde übermittelt, dass wir jetzt fix einen Platz reserviert haben. Denn eigentlich war ausgemacht, dass wir auf gut Glück zum Campingplatz hinfahren müssen, weil man dort keine Reservierung unter vier Tagen Aufenthalt annimmt. Doch Christine und Wolfgang haben erfolgreich für uns interveniert und jetzt stehen wir sogar direkt neben ihrem Wohnmobil – na besser geht’s ja nun echt nimmer 😊. Wir müssen halt warten, bis unsere Vormieter abgefahren sind, aber das ist das geringste Problem. Dementsprechend entspannt sind wir diese Fahrt angegangen, es sind ja eh keine 130 Kilometer bis zu unserem Tagesziel. Trotzdem sind wir früh raus, denn erstens ist dieses verlängerte Wochenende eines der verkehrsreichsten des Jahres und zweitens gibt es auf deutscher Seite eine Baustelle auf der Autobahn, bei der es in den letzten Tagen zu erheblichen Staus gekommen ist. Also sind wir bereits um kurz nach 5 (!) Uhr früh aus unserer Garage abgefahren. Unterwegs ist dann schön die Sonne aufgegangen, es herrschte unerwartet wenig Verkehr und wir gondelten gemütlich die Inntalautobahn entlang. An der Grenze sind wir bei der Einreisekontrolle nicht einmal zum Stillstand gekommen, das ist okay so 😊
Jetzt hatten wir sogar das kleine Problem, dass wir die letzten 50 Kilometer ziemlich vertrödeln mussten, denn wir waren viel zu früh dran. Aber das gibt es Schlimmeres, also sind wir zuerst einen kleinen Parkplatz angefahren und unmittelbar nach dem problemlosen Passieren der gefürchteten Baustelle sind wir bei einer Raststation zugefahren. Dort haben wir uns einen Doppio gegönnt, Ilse mit einem Buttercroissant dazu. Danach haben wir uns am Parkplatz noch ein wenig die Füße vertreten und Ilse hat einem rumänischen Trucker beim Kochen zugeschaut, für ein kleines Schwätzchen mit dem Mann hatten wir auch locker die Zeit. Schließlich sind wir dann aber doch zum Campingplatz hingefahren und 10 Minuten vor dem Öffnen parkten wir bei der Rezeption ein. Ilse hat dann gleich unseren Platz gecheckt – Juhu! – er ist schon frei. Das müssen echte Frühstarter gewesen sein 😊. Schnell waren wir angemeldet, bekamen das Kärtchen für den Schranken ausgehändigt und parkten uns neben dem ausgewachsenen WoMo unserer Freunde ein. Da sind noch alle Luken dicht, ist ja auch erst kurz nach 8 Uhr. Von wegen! Wir waren gerade mit der Überführung unserer Schnecke in den Camping-Modus fertig, da radelt plötzlich Wolfgang ums Eck, er war bereits Brötchen holen. Wir begrüßten uns herzlich und schon war er wieder weg. Denn es galt frische Weißwürste vom Metzger zu holen – um 10 Uhr sind wir auf eine typisch bayrische Brotzeit eingeladen. Na das fängt ja prima an 😊
Dann kommt auch Christine raus und wir liegen uns in den Armen. Wir haben die beiden wirklich in unser Herz geschlossen und freuen uns sehr auf die gemeinsame Zeit hier am Chiemsee. Pünktlich ab 10 Uhr saßen wir dann fein im großen Vorzelt von Christine und Wolfgangs WoMo zusammen, haben unvergleichlich gute Weißwürste gegessen, selbstverständlich landestypisch mit süßem Senf und Laugenbrezen – wir sind schließlich in Bayern. Und es wurde, um nicht tragischerweise der selbstverschuldeten Nüchternheit zum Opfer zu fallen, gleich noch eine fesche Flasche Sekt entkorkt, so geht Wiedersehen am Campingplatz
😊. Unter viel Quatschen und Lachen ist es dann Mittag geworden, die Männer haben sich noch ein Bierchen gegönnt, die holde Weiblichkeit hat sich derweil zielgerechtet mit der Belüftung der Sektpulle beschäftigt. Nach getaner Tat sind die Damen dann in den Ort Prien rein spaziert, dort gibt es einen Hofladen und Christine möchte ein paar Spezereien als Mitbringsel besorgen. Die brave Ilse ist mitmarschiert, wir brauchen aber nix. Noch am sehr frühen Nachmittag sind dann Christine und Wolfgang zu einer kleinen Radtour aufgebrochen, wir haben uns niedergelegt. Wir haben beschlossen, für diesen Aufenthalt die Vespa nicht abzuladen. Zwar würde der heutige Tag eine lässige Tour mit dem Roller durchaus zulassen, wir bleiben aber lieber am Platz. Ist manchmal so, es zieht uns nicht wirklich hinaus. Nach dem kleinen Nachmittags-Schläfchen hat Gernot die ersten Zeichen in unseren Blog geklopft und irgendwann nach 18 Uhr sind wir die paar Schritte zum Restaurant rübergegangen. Auf Wolfgang und Christine brauchen wir nicht warten, die werden im Laufe ihrer Radtour gezielt einen bayrischen Biergarten angreifen. Das Campingplatz-Restaurant bietet eine ganze Reihe herrlich ungesunder Fertiggerichte an, also genau das Richtige für uns. Ilse bescheidet sich mit einer Portion Pommes rot/weiß, Gernot kommt erwartungsgemäß an den „Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat“ nicht vorbei. Und auch im Wissen, dass 106,4 Prozent aller bayrischen Hausfrauen Fleischpflanzerl besser hinkriegen, so war das Gereichte dennoch annehmbar. Glutamat kann schon auch was 😊. Ilses Pommes waren auch okay, wobei – die kann man wirklich nur mit Absicht verhauen. Und das hat am „Camping Hofbauer“ natürlich keiner wollen – im Gegenteil die drei (!!) Kellner waren ausgesprochene Lichtblicke des gastronomischen Dienstleistungsgewerbes, der unsere hat überhaupt vorwiegend italienisch mit uns gesprochen und wir haben uns sehr gerne darauf eingelassen 😊.   
Schwer gesättigt sind wir danach zu unseren Freunden geschlurft und in der Folge bis knapp vor Mitternacht bei ihnen sitzen geblieben. Nebenbei hat Wolfgang am Tablet das Campions-League Final laufen lassen, welches Internationale Mailand gegen Paris Saint German übrigens 0:5 (!!) verloren hat, aber ehrlich gesagt, haben wir nicht mal die Torschützen mitgekriegt
😊. Leidlich müde und eine ganz kleine Spur angeheitert sind wir schließlich in unsere Betten gekrochen, was für ein lässiger Start in diese Reise.
 
Sonntag, 1. Juni 2025
Obwohl in zehn Meter Luftlinie eine Straße an unserem Stellplatz vorbeiführt, haben wir eine ausgesprochen ruhige Nacht verbracht. Wohlweislich haben wir gestern – gerade noch zeitgerecht – eine Brötchen-Bestellung aufgegeben, also schreitet Gernot um 8 Uhr 03 zur Abholung. Übrigens haben wir über das „Bestell-Formular“ lachen müssen, denn dort stand in fett gedruckten Buchstaben die trockene Vorwarnung „Keine Bestellung – keine Brötchen!“. Das erinnerte uns sehr an „Hier Deutschland – hier Ordnung!“. Da haben wir eh nix dagegen 😊. Christine und Wolfgang fahren trotz des eher mäßigen Wetters ein weiteres Mal mit ihren E-Bikes aus, wir machen lieber einen Pasch. Dann gehen wir gepflegt duschen, lauschen dem fabelhaften Konzert der Singvögel und machen einen weiteren Pasch. 
Danach ein kurzes Schläfchen, was für geiler Nichtstun-Tag. Am späten Nachmittag will sich dann Ilse ein wenig im Swimmingpool des Platzes abkühlen, aber noch neben unserem WoMo kippt sie auf den Rasensteinen böse um und stürzt der Länge nach hin. Na bumm! Sofort rappelt sie sich auf, eine erste Inspektion zeigt eine kleine Fleischwunde im Bereich des Knöchels, Ilse kann aber noch auftreten. Schnellen Schrittes zerrt sie dann Gernot hinter sich her, um möglichst rasch die lindernde Kühl des Pools zu erreichen. Die zwei, drei Längen im kleinen Schwimmbad haben Ilse dann richtig gutgetan und eine halbe Stunde später war der Unfall fast schon wieder vergessen. Natürlich wird sie dieses Umknicken noch ein paar Tage lang spüren, aber es ist sicher nichts gebrochen oder so. Glück gehabt, oder wie wir Inder sagen „Karma at it’s best“
😊. Ilse hat dann gleich mit vier verschiedenen Cremen und Salben einen Generalangriff zur Vermeidung von Folgeschäden des Umknickens gestartet, danach sind wir essen gegangen. Obwohl wir heute schon mit Speck, Weinkellerkäse und Brot eine tolle Jause intus haben. Aber Gernot ist beim gestrigen Studium der Speisekarte nicht entgangen, dass es hier auch „Knusperfisch“ im Angebot gibt. Mit Kartoffelsalat und Remouladensauce. Ilse ist eigentlich nur aus reiner Solidarität mitgegangen, konnte dann aber dem Kellner eine außertourliche Mini-Portion der „Knusperfisch-Happen“ herausverhandeln. 
Schon beim Niedersetzen wurde Gernot übrigens von einem wunderschönen Hund stürmisch begrüßt, von Emil. Dieser Rhodesian Ridgeback, die in Afrika zur Löwenjagd eingesetzt werden, war eine echte Marke! Denn Emil hatte sich in Gernot offensichtlich blitzverliebt, schleckte ihn überall ab und legte ihm liebevoll die kräftigen Pfoten auf die Schultern. Gernot wehrte sich gegen den Zärtlichkeitsangriff nur sehr dezent, denn Emil war halt einfach viel zu süß. Was willst du da machen? Sein Frauchen hat gar nicht erst versucht, Emil zurechtzuweisen, sondern nur gemeint: „Er mag halt die Menschen, ein absoluter Familienhund, aber auch ein Sturkopf.“ Jedenfalls hat Gernot den eruptiven Gefühlsausbruch dieses Hundes sehr genossen und Emil hat uns dann noch ein besonderes Fotomotiv geliefert: Wie sich Gernot nämlich seine „Knusperfisch-Happen“ reichlich mit Zitrone beträufelte, da sagte der Gesichtsausdruck von Emil eindeutig: „Wie kann man nur?!?!?!“
😊. Gebettelt hat er übrigens gar nicht, einfach nur ein guter Hund. Heute hat der italienischstämmige Kellner überhaupt nur mehr italienisch mit uns geredet, kein Problem, wir haben wieder mitgespielt. Gleich nach dem Abendessen sind dann Christine und Wolfgang angeradelt gekommen und wir haben uns erneut unter ihrem Vorzelt zusammengesetzt. Und wieder ist es Mitternacht geworden, aber da gibt es weit Schlimmeres 😊.

Montag, 2. Juni 2025
Auch in dieser Nacht sind wir von keinerlei Geräuschen geweckt worden, das ist wirklich ein feiner Platz. Unsere Freunde nebenan sind schon seit 7 Uhr 30 mit ihren Aufbruchshandlungen beschäftigt, sie haben mehr zu tun als wir, alleine das Vorzelt abzubauen ist eine ziemliche Arbeit. Eine knappe Stunde später waren Christine und Wolfgang dann abfahrbereit und wir verabschiedeten uns herzlich. Lange werden wir nicht auf ein Wiedersehen warten müssen, denn wir statten den beiden einen Besuch in ihrer Heimat ab. Irgendwann im August wahrscheinlich, wenn wir laut Grob-Plan in Deutschland unterwegs sind. Wir haben dann gemütlich Kaffee getrunken, danach alles im WoMo verstaut, den Strom abgesteckt und schon waren wir bereit für die Abfahrt – wie immer rund um 10 Uhr, heute um exakt 9 Uhr 55. Schön war es hier am „Campingplatz Hofbauer“ und weil die Gegend um den Chiemsee eine Vielzahl lässiger Vespa-Runden verspricht, werden wir ziemlich sicher wieder einmal hierherkommen. Unsere heutige Etappe bringt uns nach Niederösterreich, genauer gesagt nach Emmersdorf an der Donau. Ursprünglich wollten wir uns auf den uns schon bekannten „Camping Marbach an der Donau“ stellen, aber am Montag hat die gegenüber liegende „Pizzeria Rialto“ ihren Ruhetag und das Restaurant ist ausgerechnet eines der Hauptargumente für Marbach. Also erkunden wir mal wieder eine Terra Incognita, eh lässig. De facto unser ganzer Anfahrtsweg führt über die Autobahn und wir sind bestens vorangekommen. Erst in Mondsee haben wir die erste Rast eingelegt und uns beim Rasthaus genau auf jenem Platz hingestellt, wo wir eigentlich immer stehen 😊. Dort haben wir uns mit Kaffee und Croissant ein zweites Frühstück gegönnt und Gernot hat den ersten Münzfund gemacht. Immerhin ein 1-Cent-Stück 😊. Gestärkt haben wir uns danach wieder der Autobahn überantwortet, die dann endlich auch dreispurig geworden ist. So sind wir mit einem lockeren 90er dahingegondelt und kein einziges Mal hat uns eine Verkehrsbehinderung eingebremst. Bei einem kleinen Zwischenstopp auf einem Parkplatz hat Gernot dann gleich noch den zweiten Münzfund des Tages gemacht, ein hübsches 10-Cent Stück. Bei diesem Stopp ist Ilse übrigens ein Vögelchen aufgefallen, das so hübsch war, dass sie ein Foto davon gemacht hat. Gernot wird dann später versuchen rauszufinden, wie das Kerlchen mit dem roten Farbklecks am Kopf heißt. Eine weitere Gelegenheit auf eine Fundmünze oder gar die Entdeckung einer bislang uns unbekannten Vogelart hat sich dann nicht mehr ergeben, weil wir nach 281 Kilometern Fahrt um 13 Uhr 44 beim „Donaucamping Emmersdorf“ angekommen sind. Das Prozedere hier ist dasselbe wie im knapp 15 Kilometer entfernten Marbach (die beiden Plätze gehören wohl zusammen), das heißt, man sucht sich einen freien Platz, stöpselt den Strom an und meldet sich dann abends bei der Rezeption an. Der Platz liegt direkt am Wasser, wir sehen am anderen Ufer das mächtige Stift Melk, es ist richtig schön hier. Schnell haben wir einen idealen Platz unter einer blühenden Linde gefunden, ihre Samen werden uns monatelang treu begleiten, das wissen wir jetzt schon 😊
Als erstes laden wir endlich die Vespa ab, sie steht ja seit dem Bodensee ununterbrochen festgezurrt auf dem Träger. Nicht das sie uns noch dort anwächst. Binnen kürzester Zeit befinden wir uns dann wieder im Camping-Modus, vor der ziemlich heißen Sonne schützt uns die mächtige Linde. Am Platz selber gibt es kein Restaurant, aber direkt bei der Einfahrt logiert ein ausgewachsener Imbiss. Gernot checkt mal die Lage und der erste Eindruck ist sehr positiv. Von 9 bis 20 Uhr gibt’s warmes Essen – mehrere verschiedene Würsteln, Bosna, Kümmelbraten, Fleischkäse usw. Passt, da werden wir garantiert zuschlagen, ein „richtiges“ Restaurant suchen wir uns dann morgen. 
Oder wir kochen selber, mal schauen. Gernot hat dann nach kurzer Recherche das hübsche Vögelchen vom Autobahnparkplatz identifizieren können, es war ein Stieglitz. Mittels Vogelstimmen-App lassen wir den Vogel dann gleich digital zwitschern und keine fünf Minuten glauben wir es dann überhaupt nicht mehr – denn eine der vielen Vogelstimmen aus den zahlreichen Bäumen hier gehört eindeutig einem Stieglitz. Ist das lässig! Diesen Gesang vergessen wir sicher nie mehr, so wie den vom Buchfinken, den hören wir inzwischen auch überall heraus
😊. Weil aber auch das schönste Vogelkonzert einen Menschen nicht satt macht, schritten wir um ca. 15 Uhr 30 zur Tat und verfügten uns zum Imbiss-Stand. Wir haben uns ein ordentliches Stück Kümmelbraten samt Laugenbreze für Ilse und eine Bosna mit Doppel-Würstel für Gernot einpacken lassen und uns dann vor dem WoMo darüber hergemacht. Ausgezeichnetes Fastfood, der Kümmelbraten war sogar außergewöhnlich delikat. Irgendwie kein Wunder, die beigelegte Serviette verriet als Hersteller einen ortsansässigen Metzger und Qualität kann man nun mal schmecken. Weil das Wetter laut App bald einmal eintrüben wird, sind wir gleich nach dem Essen mit dem Moped ausgefahren, mal ein wenig die nähere Umgebung hier erkunden. Auch die Schiffsanlegestellen entlang der Donau wollen wir auschecken, denn es werden eine ganze Reihe von Ausflugsfahrten angeboten. Darunter ein echtes „Schnitzel-Schiff“, mit dem man entlang der schönsten Plätze der Wachau schippern kann 😊. Wir haben uns für diese kurze Ausfahrt nicht einmal richtig angezogen, Gernot ist mit der kurzen Hose unterwegs und nach ein paar Kilometern bemerkt er, dass er nicht einmal Schuhe, sondern nur die Camping-Patschen anhat. Wurscht, weit fahren wir eh nicht und nach vielleicht 8 Kilometern biegen wir zu einer großen Burg ab. Direkt zum alten Gemäuer können wir nicht zufahren, also knattern wir eine ansteigende Straße hoch, die durch einen Wald und neben einem Bach geführt wird. Das Bächlein kühlt die Umgebungstemperatur derart empfindlich ab, dass wir gleich einmal umkehren und zur Donauuferstraße zurückkehren. Bei der darauffolgenden Inspektion der Schiffsanlagestellen haben wir herausgefunden, dass alle Ausflugschiffe vom gegenüberliegenden Ufer losstarten, also direkt unterhalb von Stift Melk. Ach ja, bei einer Anlagestelle hätte man schon einsteigen können, auf ein Linienschiff. Dazu muss man allerdings eine gelbe Fahne hissen um mitgenommen zu werden. Und vor dem Einsteigen muss man die Fahne einholen auch noch, eh irgendwie logisch. Haben wir auch noch nirgendwo gesehen, aber was wissen wir Landratten schon😊. Lustig war dann noch, als Ilse während der Fahrt zu Gernot sagte: „Schau, da kostet der Sprit auch unter 1,50.“ Denn Gernot hätte die kleine Tankstelle tatsächlich übersehen, obwohl wir schon auf Reserve unterwegs waren. Ein gutes Indiz dafür, dass er immer nur die Straße vor sich im Auge hat, denn ohne ABS und ohne Knautschzone muss man noch vorausschauender fahren. Vollgetankt und bester Dinge sind wir dann zum WoMo zurückgefahren, haben uns dort noch kurz in unsere Campingstühle gesetzt, ehe uns aufkommender Regen ins Innere unseres Häuschens geschickt hat. Dort haben wir uns mit Quatschen, Lachen und Paschen noch einen netten Abend gemacht – draußen regnet es in Strömen und das wird sich wohl die ganze Nacht über nicht ändern.
Anmerkung Ilse: Übrigens wenn es hier mal richtig regnet kann es auch mal SO aussehen ... der ganze Platz bis zur tieferliegenden Bundesstraße unter Wasser - 

Dienstag, 3. Juni 2025
Wieder sind wir relativ früh wach geworden und um 7 Uhr 30 saßen wir schon beim Kaffee. Erneut erfreuten wir uns der zahlreichen Vögel am Platz, deren Singvorstellung ist einfach grandios. Mittlerweile hören wir die Stimmen von Amsel, Spatz, Buchfink, Kohlmeise, natürlich Taube und Rabe, sowie seit neuesten die vom Stieglitz aus dem Chor heraus. Okay, den „Gesang“ der Zwergohreule würden wir auch erkennen, die wird hier an der Donau aber nicht zu hören sein 😊. Gernot hat dann ein wenig den Blog sortiert, Ilse hatte ein bisschen was zum Umräumen und schließlich vertrieben wir uns die Zeit bis zum Mittagsschläfchen mit einem Pasch. Das Wetter ist so lala, es könnte jederzeit zu regnen beginnen. Nach dem Schläfchen zeigte die App dann ein stabiles Schönwetterfenster und wir sind gegen 16 Uhr mit der Vespa abgefahren. Ohne Ziel, einfach mal so drauflos. Wobei, ein Ziel haben wir eh, natürlich wollen wir uns Stift Melk und überhaupt den Ort selber näher anschauen. Also sind wir die paar Kilometer nach Melk gefahren und es wird niemanden wundern, dass wir uns exakt mitten im Ort einparkten. Das gewaltige Stift thront direkt über unseren Köpfen und Gernot wollte gleich mal hinauflatschen. Aber ehrlich gesagt – was wollen wir dort? Für eine ausführliche Besichtigung des Stiftes bräuchte man wohl ewig Zeit, alleine die Bibliothek kostet wahrscheinlich einen ganzen Tag. Gernots Bruder Robert hat eh am Telefon gescherzt, Stift Melk sei gleichzeitig Sehnsuchtsort und Albtraum für jeden Fensterputzer, denn 1.000 Fenster werden wohl nicht reichen 😊
Also begnügten wir uns mit einem kleinen Stadtspaziergang, für den wir uns dann vor einer Konditorei mit Kaffee und Kuchen belohnten. Sehr köstlich. Danach sind wir noch zu einem lässigen Aussichtspunkt hingefahren und haben von dort noch einmal einen Überblick über das ganze Stift Melk genossen. Die ganze Anlage ist wirklich beeindruckend groß und mächtig, wird allerdings im Winter nicht leicht zu heizen sein
😊. Jetzt hatten wir genug von Melk und Stift, es lockte wieder die Straße. Ein Hinweisschild lotste uns nach Spitz an der Donau, knapp 20 Kilometer vom Campingplatz entfernt. Wir sind hier schon einmal durchgefahren, vielleicht schauen wir uns heute den Ort mal näher an. Die Fahrt der Donau entlang ist zwar von der Gegend her wirklich schön. Leider müssen wir mal wieder schneller fahren als wir eigentlich wollen. Damit wir halt halbwegs im Verkehr mitschwimmen, denn es wird durchwegs 100 km/h + gefahren. Naja, wenigstens sind wir so schon nach kurzer Zeit nach Spitz gekommen, sind aber gar nicht in den Ort hineingefahren. Stattdessen lockte uns eine kleine Fähre ans Donauufer. Schau, schau – hier kann man sich für kleines Geld auf die andere Seite schippern lassen und die Vespa darf mitkommen. Für schlanke 1,50 Euro, wir Menschen haben je 3 Euro bezahlt. Die Fähre nennt sich, vielleicht ein wenig hochtrabend, „Donauprinzessin“ und es ist eine Rollfähre. Das heißt, sie bewegt sich und die tonnenschwere Last ohne Motor, sondern nur mit der Kraft der fließenden Donau. Für den Notfall könnte ein Motor zugeschaltet werden. Faszinierend. Fast ohne jeden Ruckler sind wir schon nach wenigen Minuten am gegenüberliegenden Ufer angekommen – Schranken auf und schon hatte unser Moped samt seinen Passagieren wieder festen Boden unter den Reifen bzw. Füßen. Diese Überfahrt war wirklich lässig und das im doppelten Sinn – denn jetzt können wir eine andere Strecke zum Campingplatz zurückfahren. 

Dieser Weg führte uns durch einige kleine Dörfer und Weiler, unter anderem sind wir nach Aggstein gekommen. Dort sind wir von der Straße abgebogen und zur mächtigen Burg Aggstein hochgefahren. Da musste sich unsere brave Vespa mal wieder als Bergziege betätigen, sie hat die 20 Prozent Steigung aber tadellos bewältigt. Wir hätten uns von hier heroben einen wunderschönen Ausblick erwartet, aber den gibt es hier nur für Geld. Auf die Besichtigung einer Ruine waren wir aber nicht besonders scharf, also haben wir uns nur ein wenig die Beine vertreten und sind dann wieder zur Hauptstraße zurückgekehrt. 

Schließlich sind wir dann, nach gut 75 Kilometern Fahrt, wieder beim Campingplatz in Emmersdorf angekommen, eine wirklich nette Runde war das. Nach kurzer Rast haben sich dann unsere Mägen zwecks Nahrungsnachschub gemeldet und eigentlich hätten wir dafür noch Speck, Käse und leicht knautschige Semmeln mit dabei. Es siegte aber schließlich die Lust auf Fast Food und wir gingen die paar Schritte zum Imbisswagen „Onkel Toms Hütte“ runter. Geplant war, auch heute das Essen wieder mitzunehmen, aber da Ilses Laugenbreze frisch aufgebacken wurde und diese sechs Minuten lang dauert, haben wir uns an einen freien Tisch gesetzt. Ilse hat dann zur Breze noch ein Paar Debreziner serviert gekriegt, die entsprachen der Länge nach in jedem Fall zwei Paar „normaler“ Würstel. Gernot war experimentierfreudig und bestellte sich ein Gericht namens „Saumais“, noch nie davon gehört. Dabei handelt es sich um verschiedene Fleischsorten vom Schwein, die ähnlich wie Faschiertes verarbeitet sind und gesotten und gebraten zu Tisch kommen. Ein überraschend gutes Essen und die nette Bedienung hat sich sehr über unser Lob gefreut. Dazu gab es frisch gezapftes Bier von Toifl und einen Kaiser-Spritzer für Ilse. Und wenn der Toifl auf den Kaiser trifft, dann weißt du, dass du in Österreich unterwegs bist 😊. Später haben wir dann gerade noch die Energie für einen Pasch aufbringen können, ehe wir satt und zufrieden in die Horizontale wechselten.
 
Mittwoch, 4. Juni 2025
Der Campingplatz hier ist ein reiner Durchreiseplatz, dementsprechend herrscht schon vom frühen Morgen an ein ständiges Kommen und Gehen. Das stört uns aber nicht, wir registrieren es nur. Nach dem Kaffee haben wir es einen Pasch lang draußen wärmer werden lassen und weil es das Wetter hergibt, knattern wir in die schöne Wachau hinaus. Die Jacken haben wir nur pro forma mit, es genügt die Kurzarm-Variante. Wir fahren der Donau entlang stromaufwärts und nach ein paar Kilometern biegen wir rechts ab in Richtung Pöggstall. Es sind kaum andere Fahrzeuge unterwegs und als wir auf einen LKW auffahren, den wir eigentlich locker überholen könnten, bleiben wir eine Minute lang in einer Ausweiche stehen, lassen den Brummi ziehen und sind danach wieder komplett alleine auf der Straße. Es geht kurvenreich nach links und rechts und wir kommen durch einige Dörfer, die teils kuriose Namen tragen. Zum Beispiel „Am Schuß“, „Hinterholz“, „Alte Welt“ oder „Streitwiesen“. Der letztgenannte Ort beherbergt die „Burgruine Streitwiesen“, wir fahren zwar hinauf, eine eingehende Besichtigung der zerfallenen Mauern ersparen wir uns. Stattdessen setzen wir unsere lässige Fahrt fort und kommen in den schönen Ort Pöggstall. Ilse hat im Internet recherchiert, dass sich hier ein Wehrturm befindet, der im Jahr 1540 nach Plänen von Albrecht Dürer errichtet worden ist. So eine Anlage nennt sich Barbakane und solche Wehrtürme finden sich an vielen Orten. Das „Schloss Pöggstall“, es steht auch schon seit dem Jahr 770 (!!) hier, haben wir uns sehr ausführlich angeschaut, besonders sind uns die Wandmalereien und Fresken aus dem 13. Jahrhundert in Erinnerung geblieben. Denn die hat ein wahrer Meister geschaffen, wunderbar, dass man die freigelegt und dadurch so erhalten hat. Schließlich sind wir noch in die schöne Kirche von Pöggstall gegangen, bevor wir uns wieder auf unseren Roller geschwungen haben. Erneut genossen wir Kurve um Kurve, waren die meiste Zeit alleine auf der Straße unterwegs und konnten uns fast immer unser eigenes Tempo aussuchen. 
Eine wirklich traumhafte Fahrt, die schließlich elegant zur lässigen Runde wird, denn irgendwann kommen wir am Hinweisschild nach Marbach vorbei. Dort haben wir ja schon dreimal gecampt und wir erinnern uns gerne an die „Pizzeria Rialto“, die dem Campingplatz direkt gegenüberliegt. Schnell sind die paar Kilometer nach Marbach abgespult, aber wir verfahren uns dann ein wenig und dürfen dafür das Örtchen Krummnussbaum gleich zweimal durchqueren. Aber dann parken wir uns schließlich vor der „Rialto“ ein und werden perfekt abgefüttert. Die Kellnerin kennen wir bereits von unseren vorherigen Aufenthalten und natürlich ist auch der Patrone kein anderer geworden. Auch wenn der Patrone genau so viel ein Italiener ist wie wir 😊. Wir essen erwartungsgemäß hervorragend, Ilse kriegt eine knusprige „Pizza Cardinale“ verpasst und Gernot einverleibt sich das „Champignon-Rahmschnitzel mit Reis und Salat“. Am Nebentisch unterhalten sich zwei österreichische Fußball-Legenden, sowohl Ilse als auch Gernot erkennen die beiden sofort, ihre Namen fallen uns aber nicht ein. Eine von ihnen wird eventuell Karl Daxbacher gewesen sein, aber man weiß es nicht mit Gewissheit. Wurscht, wir hätten sie eh nicht mit Autogrammwünschen belästigt. Nach dem feinen Break haben wir unsere kleine Tour fortgesetzt und sind zum Wallfahrtsort „Maria Taferl“ raufgefahren. Da waren wir schon einmal mit unseren Freunden Ingrid und Hans, die beiden sind damals die steile Straße tapfer mit ihren E-Bikes hochgeradelt. Von diesem Besuch her wissen wir auch von den Kaffee- und Gasthäusern rund um die schöne Kirche, da werden wir uns einen Espresso gönnen. Es ist dann aber nur ein Schluck aus der mitgeführten Wasserflasche geworden, denn es war vor keinem Lokal ein freier Tisch zu erspähen. Völlig egal, wir rasteten auf der Bank einer Bushaltestelle und weil auch noch eine andere Bank in unmittelbarer Nähe war, drückte uns Ilse gleich frisches Bargeld aus dem Automaten. Danach sind wir zur Bundesstraße am Donauufer hinunter gegondelt, die übrigens als Romantikstraße vermarktet wird. Naja – bei der permanenten Tempobolzerei ist es mit der Romantik nicht weit her … Nach ein paar Kilometern kommen wir dann beim „Hafenstüberl“ vorbei, da waren wir vorgestern schon, da hatten sie aber einen ihrer Ruhetage. Heute nicht und wie sich die sehr redselige Kellnerin nach dem zehnminütigen Verplappern am Nebentisch (beim Abservieren hat sie dann auch noch ein großes Glas zertrümmert) endlich Zeit für unsere Bestellung nehmen konnte, bekamen wir zwei ausgesprochen gute Espressi serviert – doppelte natürlich. Danach aber endgültig zurück zum WoMo, insgesamt waren wir auf dieser Runde 78 Kilometer weit unterwegs. Nun wurden erst mal die Haxen lang gemacht und wir sind bis zum frühen Abend fein in unseren Stühlen gesessen. Ilse hat dann unseren Aufenthalt bezahlt und ausnahmsweise mal ein Trinkgeld dagelassen. Denn das sehr, sehr junge Personal hier macht einen außergewöhnlich guten Job, Alex, Pavel und Larisa kennen wir mittlerweile sogar beim Namen. Und weil Alex am Samstag 18 Jahre alt wird, hat ihm Ilse noch eine Packung Gummibärli geschenkt. Danach galt es die Vespa aufzuladen, heute hat sich unsere Prinzessin ein wenig geziert und ist mit ihrem Motörchen hängen geblieben. Da waren allerdings wir die Alleinschuldigen, weil wir aus lauter Bequemlichkeit auf die Rampenverlängerung mittels Auffahrkeil verzichtet hatten. Faule Bande 😊. Und wie könnte es auch anders sein, haben wir auch diesen Abend mit einem Pasch und kühlen Drinks ausklingen lassen. Morgen geht’s weiter – die Bundeshauptstadt Wien wartet und jeder Besuch der alten Kaiserstadt ist für uns irgendwie etwas Besonderes
 
Donnerstag, 5. Juni 2025
Ilse hat gestern Abend noch Brötchen vorbestellt und kurz nach 8 Uhr ist deren Abholung Gernots erste Aufgabe. Er bewältigt sie großartig und gibt ein ordentliches Trinkgeld. Für Alex, das Geburtstagskind. Larisa steckt die Münzen gleich in eine Sparbox und Gernot wundert sich über viele großzügige Camper, denn in der durchsichtigen Box sind einige Geldscheine zu sehen. Doch Larisa lacht und sagt: „Wir haben hier während der Arbeit alle Getränke gratis. Wir bezahlen sie aber trotzdem und das Geld wandert in die Sparbüchse. Damit wollen wir Alex bei seinem Traum einer Spanienreise unterstützen.“ Ist das nicht super – was für ein lässiges Team. Großes Kompliment an die drei vom Platz.   
Unser Aufbruchsprogramm verläuft wie immer völlig unspektakulär, allerdings wissen wir jetzt schon, dass uns die abertausenden Samen des Lindenbaumes, unter dem wir stehen, noch bis tief in den Herbst hinein begleiten werden
😊. Wie wir dann vom Platz auf die Bundesstraße abbiegen und beschleunigen, da ziehen wir die ersten paar Meter eine mächtige Fahne aus Lindenblüten hinter uns her, was für eine Wolke. Dabei war das nur der erste Teil der Samen, herinnen im WoMo rieseln fröhlich die Blüten zu Boden, wie dichter Schneefall im Winter. Na servas, da wird eine totale Grundreinigung notwendig werden. Arme Ilse, aber derartige Aufräumarbeiten lässt sie sich nicht nehmen, da darf Gernot höchstens niedere Handlangerdienste leisten. Aber so weit sind wir noch nicht, erstmal müssen wir tanken, gleich noch in Krems. Der Preis für den Liter Diesel liegt deutlich unter dem bei uns daheim, wir protestieren aber nicht. Übrigens – zu unser großen (kindischen) Freude sehen wir später bei der Durchsicht der Rechnungen, dass wir unsere Schnecke ausgerechnet auf einer Tankstelle auffüllten, die von einer Frau Antonia Schneck geführt wird. Sehr nett, vielleicht heißt ja der nächste Tankwart, bei dem wir mit der Vespa zufahren, Signore Rossa 😊. Direkt nach dem Tanken fahren wir auf die Autobahn, der wir jetzt bis knapp vor unserem Ziel folgen werden. Es herrscht ziemlicher Verkehr, aber da es fast immer dreispurig dahingeht staut es sich nirgends. Trotz der relativ kurzen Fahrt machen wir ein Päuschen, danach fliegt uns die Ausfahrt Brunn am Gebirge nur so entgegen. Von hier sind es keine 4 Kilometer mehr bis zum Stellplatz in der Perfektastraße und um 11 Uhr 20 checken wir ein.   
Hier wird man übrigens auf einem Computerbildschirm offiziell mit eingeblendeter Autonummer begrüßt, haben wir sonst noch nie wo gesehen. Wir haben zwar keinen bestimmten Platz reserviert, aber Ilse hat da so ihre Vorstellungen: „Am besten ganz hinten und rechts von uns sollte einer der begrünten Holzzäune stehen.“ Kurzer Blick der sehr netten Angestellten über den Platz – „Nummer 73 wäre frei“ und schon fuhren wir auf den „Peter-Weck-Platz“ zu. Schnell die Vespa abgeladen und dann checkte endlich auch Gernot, warum Ilse gerne einen Zaun in der Nähe haben möchte: Weil wir dort unser Sonnensegel anbinden können. Es wird nämlich ordentlich heiß werden in den kommenden Tagen und da tut ein extra Schatten natürlich gut. Kluge Ilse! 
Die Arme konnte sich dann aber erstmal überhaupt nicht ausruhen – im Gegenteil. Der Blütenbefall in unserem WoMo war wirklich grotesk, alles war übersät. Und wir haben (noch!) keinen Staubsauger an Bord. Aber wenigstens Kehrschaufel und Beserl, in der folgenden Stunde ist Ilse dann damit auf den Knien am Boden herumgekrochen und hat Blüte für Blüte aufgekehrt. Gernot konnte wenigstens unsere Teppiche ausbeuteln und die Getränkekiste aus- und einräumen – im WoMo wäre er Ilse eh nur im Weg herumgestanden. Schließlich war der erste Blütenwahnsinn erledigt, aber wie schon mehrfach erwähnt, die tauchen noch lange und immer wieder irgendwo auf. So wie die Piniennadeln – unser Urlaub in Süditalien ist nun echt schon ein paar Donnerstage her, trotzdem finden sie immer mal wieder mit ihren spitzen Enden in unsere Zehen oder Fußsohlen
😊. Wurscht, jeder Camper kennt das. 
Nach einer feinen Rast vor dem WoMo hat uns dann die Tageshitze tatsächlich im Inneren ein Schläfchen halten lassen, bis 32 Grad Raumtemperatur geht’s. Vielleicht hat uns dann der Hunger geweckt, anders ist nicht zu erklären, warum es uns so schnell und so zielstrebig zum Restaurant „Perfect Kittchen“ hingezogen hat. Okay, Dürüm und Kebap-Box sind halt auch unschlagbare Argumente. Zumindest bei uns. Manchmal. Ziemlich oft eigentlich
😊. Das Essen war erwartungsgemäß sehr gut und günstig, wahrscheinlich kommen wir eh noch einmal her. Denn erstens ist es keine 200 Meter weit entfernt und zweitens mögen und werden wir hier am Stellplatz nicht selber kochen. Es gibt nämlich keine Gelegenheit zum Geschirrabwaschen hier, noch nicht. Fertiggestellt ist alles angeblich schon, es hapert wohl an den Genehmigungen dafür. Und in die Dusche kann man zwar, wie es viele tun, eventuell die Kaffeetassen mitnehmen, aber eine fettige Pfanne oder Teller voll mit brauner Butter kannst du unter dem Duschstrahl schlecht sauber kriegen. Gekocht wird dann auf unseren nächsten Stationen, wir freuen uns eh schon drauf. Den Abend haben wir dann vor unserem WoMo verbracht, das Sonnensegel flattert fröhlich im Wind und später schauen wir uns am Notebook das Fußballspiel Deutschland gegen Portugal an, es geht immerhin um den Einzug ins Finale der Conference-League. Der ewige Christiano Ronaldo absolviert sein 220. Match (!!!) für Portugal und der über 40-jährige spielt nicht nur großartig mit, sondern schießt in der zweiten Halbzeit gar noch das 2:1 Siegestor für seine Mannschaft. Chapeau! Morgen werden wir eventuell mit der Vespa ausfahren, eh nur zur „Shopping City Süd“, Österreichs größtem Einkaufszentrum, die ist nur 4 oder 5 Kilometer weit entfernt. Da gibt es natürlich auch einen „Primark“ und Gernot hat fast keine dünnen T-Shirts mit dabei. Und hey – es ist Sommer 😊
 
Freitag, 6. Juni 2025
Schon kurz nach 8 Uhr blubbert die Kaffeemaschine geschäftig vor sich hin, sie nimmt sich übrigens sehr viel Zeit für ihre Arbeit. Genaugenommen eine gute halbe Stunde lang. Das ist aber nicht ihrer Arbeitsauffassung geschuldet, sondern ihrer geringen Watt-Leistung. Und wir haben sie genau deshalb gekauft, also quasi in voller Absicht, denn 1.500 oder mehr Watt überfordern halt viele Stromsäulen an Campingplätzen, vor allem in Süditalien. Spielt alles keine Rolle, dafür ist der Kaffee dann wirklich sehr gut, das langsame Durchlaufen des Wassers spielt dabei sicher eine Rolle. Wir lassen den Tag wie immer ganz gemütlich angehen, Gernot arbeitet den Blog nach, Ilse schreibt ein ewig langes Mail an Christine. Dann werkt zufällig ein Mitarbeiter des Stellplatzes neben unserem WoMo und Ilse spricht ihn an, ob er uns bitte eine Leiter besorgen kann. Hintergrund: Beim Schließen der Dachklappe im Alkoven hat Gernot einen kleinen Ast des Lindenbaumes unbemerkt eingeklemmt und beim Wegfahren ist der natürlich abgebrochen. Wegen dem fix verbauten Fliegengitter der Klappe kommen wir aber nicht zum Ästchen hin, das geht nur von außen, also Leiter. Der junge Mann hat sofort seine Arbeit unterbrochen und hat eine Leiter gebracht. Keine Minute später hatte Ilse den Ast bereits entfernt und einen toten Maikäfer noch dazu. Beim Quatschen mit dem netten Burschen hat sich herausgestellt, dass er Ukrainer ist und erst seit Kurzem hier arbeitet, hauptberuflich ist er Techniker in einem Hotel. Täglich lernt er neues Deutsch dazu und er ist richtiggehend begierig darauf. Für seinen Extradienst haben wir ihn mit einer Packung Manner-Schnitten belohnt und noch einen 5er draufgelegt. Den wollte Vadim aber partout nicht annehmen, denn das dürfe er nicht. Ilse hat das dann später mit der Platz-Chefin abgeklärt, natürlich darf Vadim Trinkgeld annehmen, sie wird ihm später den 5er geben. Netter und fleißiger junger Mann, von diesem Schlag bräuchten wir viel mehr …  Nach einem Pasch brechen wir dann mit dem Roller auf und nach einem schnellen Tankstopp (kein Signore Rossa, dafür ein Herr Pospischil, typisch wienerischer geht’s kaum mehr 😊) sind wir dann auf das unfassbar große Gelände der „SCS“ zugefahren. Irgendwie ist das nicht nur ein Einkaufzentrum, sondern mehrere, vielleicht fünf oder sechs, mit unzähligen Nebenbauwerken, Tankstellen, Erlebnisbädern und und und. Wir verfahren uns natürlich gleich mehrmals, cruisen kreuz und quer über die vielen Parkplätze, parken uns aber schließlich vor dem Shopping-Tempel mit der Nummer 5 ein. Der riesige Einkaufskomplex ist relativ dezent klimatisiert und wir schauen uns mal ein wenig um. Der „Primark“ ist dann leicht zu finden, nach der Herrenabteilung im gigantischen Shop suchen wir deutlich länger 😊. Aber schließlich stehen wir vor den Stapeln mit den Herren-T-Shirts und keine Minute später sind vier Stück ausgewählt. Zur Vorsicht in XXL, vielleicht kaschieren die ein wenig Gernots kleine Plauze. Ilse hat sich dann noch in der Damenabteilung umgeschaut und auch sie hat keine Minute gebraucht, um sich 6 Stück Tank-Leibchen auszusuchen. Die lange Menschenschlange an den Kassen hat Gernot dann bewogen, sich kurz von Ilse zu verabschieden „Ich such uns schon mal einen Platz für ein Käffchen. Geh einfach auch rechts den Gang lang, wir finden uns dann schon.“ Natürlich ist es schon kurz danach dazu gekommen, Ilse hat mal wieder früher als andere bezahlen können und hat sich dadurch ein wenig Unmut ausgetrickster Kunden zugezogen – aber das dürfte mehr der fremden Kultur der Wiener zuzuschreiben sein. Denn sonst fällt es nie wo groß auf, wenn sich Ilse irgendwo dezent vordrängt 😊. Nach dem feinen Kaffee-Break sind wir gezielt dem Ausgang zugestrebt, Ilse hat noch ihre Mickey-Mouse-Blase entleert, Gernot hat brav gewartet. Genau vor einer Filiale von „Crocs“. Ilse mag Schuhe dieser Marke und Dank seiner neuen, optischen Sonnenbrille konnte Gernot von Weitem ein Paar Crocs mit Erdbeeren drauf erspähen. Die wären doch was für Ilse? Waren sie, denn nach kurzem Probieren durften die Erdbeer-Crocs den Shop mit uns verlassen und das erste Mal mit einer Vespa fahren 😊. Den Weg zurück zum Campingplatz hat Ilse dann auch ohne Navi ansagen können und an einer roten Ampel hat unser Roller mal wieder großes Lob eines Klein-LKW-Fahrers abgekriegt. Gernot hat dann wie immer seinen Paradespruch aufgesagt „Bitte sag es laut und deutlich, sie ist eine italienische Prinzessin und liebt Komplimente“ und der Fahrer brüllte lachend durchs offene Fenster: „Du bist wirklich wunderschön!!“ Und noch bevor die Ampel wieder auf grün schaltete, erklärte er noch, dass sein Freund drei Vespas aus der allerersten Serie besitzt. Was für eine nette Begegnung mitten im Großstadtverkehr – Wien ist wirklich anders. Am Campingplatz haben wir uns dann eine feine Zeit gemacht, im Freien gepascht und um 17 Uhr sind wir die paar Meter zum SPAR-Markt rübergegangen.   
Heute machen wir uns eine Jause und dafür kaufen wir mit Salami, Käsewurst, Brot, Oliven, Tomaten, Sardellen und Frucht- bzw. Schoko-Joghurts die Zutaten dafür ein. Ilse hat sogar noch einige 25 Prozent Rabattmarken von daheim mit dabei, nur ja nix verkommen lassen. Das Abendessen war dann wirklich gut und reichlich und später haben wir ewig lang Ameisen beobachtet. Die sind uns wegen ihrer plötzlich steigenden Anzahl aufgefallen und sie wuselten plötzlich zu dutzenden den Holzzaun entlang. Ilse hatte nämlich genau dort einen schal gewordenen Rest Cola hingeschüttet und den sammelten die fleißigen Insekten jetzt auf. Auch als komplette Laien bekamen wir in der Folge alleine durch das Beobachten einen faszinierenden Einblick in das Kommunikationsverhalten der Ameisen. Es gibt nämlich Tierchen, die nur dafür zuständig sind, den anderen den Weg zu weisen. Darum bewegen sie sich auch gegen die Laufrichtung der anderen, stoßen mit jedem dritten oder vierten Exemplar zusammen, was die wiederum schneller werden lässt. Wie sich dann das Cola durch Versickern, Verdunsten und Abtransportieren verflüchtigte, umkreisten die Kommunikatoren die Entgegenkommenden in weiten Bögen, worauf diese augenblicklich stoppten und am Stand umdrehten. Wie gesagt, echt faszinierend und wir werden nie müde werden zu betonen, wie unendlich wertvoll uns solche Momente sind: Wo wir einfach etwas in aller Ruhe beobachten können, ohne auf die Uhr schauen zu müssen oder irgendetwas anderes zu tun haben. Wir sind an diesem Abend noch lange fein vor unserer Schnecke gesessen, haben es sehr genossen, dass die Temperatur laufend gesunken ist, sodass sich Gernot sogar ein T-Shirt überziehen musste. Schön langsam macht sich jetzt auch schon leichtes Bauchkribbeln bemerkbar, denn morgen beginnt für Österreich die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft. Erster Gegner sind ausgerechnet die starken Rumänen – wir werden IM STADION
😊 mitfiebern und die Daumen drücken.
Samstag, 7. Juni 2025
Aufgestanden sind wir wieder mal rund um 8 Uhr, vor allem Gernot spürt nun stündlich mehr die freudige Aufregung wegen des bevorstehenden Ländermatsches – na, das wird was werden! Das Wetter präsentiert sich vormittags mit Sonnenschein, das wird sich aber bis zum Abend ändern. Nach dem Kaffee klopft Gernot ein bisschen in unserem Blog herum, Ilse geht derweil die Klokassette ausleeren. Die diesbezüglichen Proteste Gernots werden ignoriert und demonstrativ trägt (!) Ilse die Kassette bis zur Entsorgungsstelle. Das sind über 100 Meter und sie hätte das über 10 Kilo schwere Trumm auch auf Rädern hinter sich herziehen können wie einen Trolley. Aber, mit einem lockeren „Ich mach doch auf diesem Schotterboden nicht die kleinen Räder der Kassette kaputt“ betätigt sich Ilse halt als „Schlepperin“ 😊. Später geht sie dann noch schnell zum SPAR rüber und besorgt uns ein paar Kleinigkeiten. Das mitgebrachte Croissant nimmt Gernot dann sogleich zum zweiten Kaffee zu sich und nach einem Pasch legen wir uns gegen 13 Uhr nieder. Ein wenig Ruhe schadet nicht, denn heute wird es gut und gern Mitternacht werden, bis wir vom Stadion wieder in die Perfektastraße zurückkommen. Das Wetter hat sich inzwischen deutlich eingetrübt und es kommt starker Wind auf. Nach dem Nachmittagsschläfchen stärken wir uns noch mit einem kleinen Imbiss für das Match und – wie immer irrsinnig früh – brechen wir in Richtung Stadion auf. Wir sind übrigens nicht die einzigen Fußballfans hier am Platz, gemeinsam mit uns macht sich ein weiteres Camper-Paar auf den Weg, sie sind wie wir mit rot-weiß-roten Fan-Schals ausgestattet. Mit der U6, der U4 und schließlich der U2 kommen wir unterirdisch zur Station Ernst-Happel-Stadion, die wir oberirdisch verlassen. Von hier bis zu den Eingängen sind es vielleicht noch 300 Meter zu gehen und genau in dem Moment fängt es an zu regnen. Zuerst tröpfelt es nur ein wenig, aber schon bald gießt es wie aus Kübeln. Gernot geht sich schnell ein Bierchen kaufen – mit 6 Euro 20 ist die Ottakringer-Plörre nicht gerade eine Mezzie. Wir sind noch um über eine halbe Stunde zu früh dran für den Einlass und verbringen diese Zeit im Schutz des Stadiondaches. Schließlich pirschen wir uns unauffällig an „unseren“ Sektor heran und stellen uns schon mal strategisch raffiniert auf. Einer der Securities macht dann noch den müden Schmäh, dass sich das Öffnen der Stadiontore um eine Stunde verzögern würde, aber zehn Minuten später war es dann endlich soweit. Unsere Anstelltaktik hat sich wieder bestens bewährt und wir sind als so ziemlich erste Fans reingekommen. Übrigens, ein Security hat Ilse pflichtbewusst nach verbotenen Gegenständen abgesucht, warum er ihr zuallererst mit beiden Händen zielgerichtet auf die Brüste gegriffen hat, können wir nur erahnen 😊. Jedenfalls hat Ilse dem jungen Mann, der übrigens deutlich kleiner war als sie, sofort mit beiden Händen demonstrativ aufs Brüstchen gegriffen und mit einem schuldbewussten Grinser hat uns „Mister Grapscher“ durchgelassen. Waren wir letztes Jahr gegen die Serben unter den ersten 200 Besuchern im Stadion, so haben wir es diesmal gar unter die Top 100 geschafft, 48.450 Zuschauer werden noch dazukommen. Die allesamt gelbgekleideten Fans von Rumänien bestimmen eindeutig die Lärmkulisse und obwohl sie letztendlich maximal 30 Prozent des Publikums ausmachten, hörte man nur rumänische Sprechchöre. Wurscht, das Spiel wird am Rasen gewonnen und nicht auf den Rängen 😊.   
Direkt neben uns ist übrigens eine Frau gesessen, als Teil einer rumänischen Fangruppe. Und die hatte tatsächlich ihr höchstens drei Monate altes Baby mit dabei. Die der das Kleine zeigte sich völlig unbeeindruckt von der Lärmkulisse, hat selig vor sich hingeschlummert und hat sich beim gelegentlichen Aufwachen nie verstört oder so gezeigt. Die Mutter hat das Baby locker auf dem Schoß liegen gehabt und gerne aus den Bierbechern getrunken, die ihr regelmäßig von ihren Begleitern gereicht wurden. Und alle haben offenbar ungetrübten Spaß gehabt, super. Weniger Spaß werden die rumänischen Hardcore-Fans gehabt haben, denn von Beginn an dominierten eigentlich die Österreicher. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit war es dann endlich soweit und das 1:0 durch Michael Gregoritsch ließ alle Dämme brechen, jetzt waren nur noch die Österreich-Sprechchöre zu hören. Auch in der zweiten Halbzeit drückten die Österreicher dem Spiel den Stempel auf und schon in der 60. Minute erzielte Marcel Sabitzer mit dem 2:0 die Vorentscheidung. Wir haben dann noch gute 10 Minuten lang gewartet und sind– wie vorher abgemacht – frühzeitig gegangen. Übrigens, bei der Rückgabe von Gernots leerem Bierbecher hätte sich Ilse in eine Warteschlange von 30 Personen einreihen müssen. Also hat sie ihren Bierbecher kurzerhand an einen der Wartenden verkauft – für 2 Euro statt den 3 Euro Pfand. Der Mann ist gleich auf das Geschäft eingestiegen und hat sich über den leicht verdienten Euro sogar noch gefreut
😊
Danach aber nix wie raus aus dem großen Oval, dieses Spiel verliert Österreich nicht mehr, also können wir auf uns schauen und mit der erstbesten U-Bahn abfahren. Denn wenn nach dem Match mehr als 40.000 Menschen gleichzeitig wegfahren wollen, dann kann sich das erwartungsgemäß ziehen. So sind wir mit jeweils halbleeren Garnituren der U2, U4 und U6 wieder zurück zur Perfektastraße gefahren – unterwegs haben wir dann im Netz gesehen, dass die Rumänen tatsächlich noch das 2:1 erzielt haben, aber das Tor fiel schon in der Nachspielzeit der Nachspielzeit, also hat es statt einem Anstoß gleich den Schlusspfiff gegeben. Da waren wir, wie gesagt, schon längst am Heimweg und haben uns einmal mehr am Publikum der U-Bahnen ergötzt – vom schrillen Transmenschen, über einen redseligen geistig Behinderten, bis hin zum ausgewiesenen Neonazi war alles vertreten, natürlich auch extrem dicke Menschen, extrem dünne Menschen und gleich mehrere ausgesprochen hübsche Frauen. Und in der letzten U-Bahn, kurz vor unserem Aussteigen, ist neben uns ein älteres Ehepaar gesessen, das sich in breitestem Wienerisch unterhalten hat – fast schon eine Kuriosität heutzutage 😊. Am Platz eingetroffen sahen wir, dass es natürlich auch hier stark geregnet hat, alles trieft vor Nässe. Die Vespa haben wir schon am Abend vorsorglich neben unserem WoMo drapiert und hätte sie Gernot nur eineinhalb Meter weiter vorne platziert, so wäre sie vom Sonnensegel vollständig vom Regen geschützt worden. So hat sie halt einen nassen Popo gekriegt, aber natürlich war sie sowieso durch ihre Abdeckplane geschützt. Erwartungsgemäß haben wir an diesem Abend nicht mehr viel unternommen, ein kleines Bierchen noch, dann haben wir unsere Häupter gebettet. Da hat es draußen schon wieder geregnet, wir sind also gerade noch trockenen Fußes zurückgekommen. Passt 😊.
 
Sonntag, 8. Juni 2025
Das Fußballspiel von gestern, vor allem das stundenlange Sitzen auf den Stadionklappsesseln, spüren wir deutlich, vielleicht sind wir ja deswegen erst um 9 Uhr 30 (!) aus den Federn gekrochen. Draußen regnet es in Strömen – wurscht – wir haben eh nix vorgehabt. Das Kaffeetrinken, Zeitunglesen und Duschen dauert allein schon bis Mittag, danach legen wir uns ein wenig nieder 😊. Was für ein Schlunz-Tag! Selbstredend paschen wir gleich mehrmals und um ca. 17 Uhr übernimmt Gernot mal ausnahmsweise die Rolle der stets opferbereiten Ilse und geht die 200 Meter zum Restaurant „Perfect Kitchen“ rüber. Für Ilse nimmt er eine kleine „Pizza Margherita“ mit, für sich kauft er ein „Gemischtes Dürüm“. Mit der heißen Ware ist Gernot dann schnellstmöglich zum WoMo zurück und dort haben wir uns über das wunderbar schmeckende Fast-Food hergemacht. Geil! Der spätere Abend ist auch schon vorgeplant, es wird das Finale der Nation League ausgespielt – Portugal gegen Spanien. Wir – das heißt vor allem Gernot – bekamen ein würdiges Endspiel verpasst, nach Ende der regulären Spielzeit und der Verlängerung stand es 2:2 – also Elfmeterschießen. Übrigens hat der legendäre Ronaldo erneut ein Tor geschossen, der kanns echt nicht lassen 😊. Gut so. Beim Elfer-Krimi war CR7 bereits ausgewechselt, seine Portugiesen gewannen aber auch ohne ihn. Wir hätten sehr gerne die Pokalübergabe an Capitano Christiano Ronaldo – und vor allem seine Emotionen – live miterlebt, aber der in diesem Fall echt fetzendepperte ORF ist ohne Begründung aus der Übertragung ausgestiegen und hat irgendeinen Schas-Film gebracht. Ein veritabler Shitstorm gegen den Staatssender am nächsten Tag war die logische Folge für diese absolute Idiotie – da haben wir uns also nicht als Einzige genauso gewundert wie geärgert. Seis wie es sei, wir freuen uns auch so mit den Portugiesen, Spanien wäre uns aber eh auch recht gewesen. 
 
Montag, 9. Juni 2025
Heute ist mit dem Pfingstmontag ein weiterer Feiertag, uns kann das relativ wurscht sein, wir haben sowieso jeden Tag frei. Die heutige Nacht war eine sehr stürmische und gegen 3 Uhr früh hat es der Wind geschafft, die Befestigungsschnur unseres Sonnensegels abzureißen. Und schon flatterte das hübsche, rote Tuch über unser WoMo hinweg, zum Glück kann es nicht aus seiner Keder-Schiene auskommen. Ilse ist zum Glück sofort wachgeworden, hat das Segel eingeholt und auf die Schnelle im Küchenfenster eingeklemmt. Gernot hat von der ganzen Aktion gar nix mitgekriegt – trotz Tür-auf, Tür-zu plus Licht an. Brave Ilse! Das Wetter ist relativ durchwachsen, aber um 13 Uhr herum ist es uns stabil genug, dass wir zu einer kleinen Sightseeingtour in die Innenstadt von Wien aufbrechen. Zuerst fahren wir mit der U6 zur Längenfeldgasse und steigen dort in die U4 um. Schon nach wenigen Stationen verlassen wir den Wiener Untergrund und steigen direkt vor dem Stephansdom aus. Wir gehen in den größten Dom Österreichs hinein, aber schon nach wenigen Metern ist Endstation – alles abgesperrt. So bleiben uns die Schönheiten der ziemlich dunklen Kirche weitgehend verborgen, aber draußen ist es eh auch nett. Es wird rund um den Dom grad „Wiener Kirtag“ gefeiert, aber keines der Essens-Stände lockt uns. Statt Waffeln, Eis oder Brezen ist uns mehr nach etwas Handfestem und wir gehen ein wenig im 1. Bezirk spazieren. Hier reiht sich Lokal an Lokal, da werden auch die ortsfremden Tiroler was finden. Zuerst ist Ilse noch schnell in die sehr schöne „Peters-Kirche“ reingegangen, aber danach hat sich uns Hungernden zum Glück ein „Wienerwald Restaurant“ in den Weg gestellt. Wunderbar, da sind wir in Innsbruck unzählige Male hingegangen, hat immer alles gepasst dort, leider gibt es beide Filialen nicht mehr. Aber hier in Wien schon und keine 20 Minuten später hatten Ilse bereits ihr „Hendl Gröstl“ und Gernot sein „Wiener Schnitzel“ vor sich stehen. Beide Gerichte waren erwartungsgemäß gut und auch Ilses Campari-Orange mundete und mündete sogar in einen zweiten 😊

Anschließend haben wir noch einen schönen Spaziergang durch Wiens Innenstadt gemacht und uns danach via Stephansplatz wieder den „Wiener Linien“ überantwortet. Der öffentliche Verkehr funktioniert hier wirklich mehr als nur gut, er funktioniert hervorragend. Und so sind wir wieder bestens in der Perfektastraße angekommen und gleich noch in die „Piazza d’oro“ gegangen, die liegt dem Eingang unseres Stellplatztes genau gegenüber. Dort haben wir uns ein fesches Käffchen gegönnt – essen könnte man hier übrigens auch hervorragend, haben wir bei unserem ersten Aufenthalt hier schon festgestellt.
Nach dem Kaffeebreak im Freien war nun endgültig Beine langmachen angesagt. Großes haben wir heute dann nicht mehr in die Wege geleitet, jedoch noch freudvolle Stunden am Pasch-Ring verbracht, und uns kühle Drinks aus dem Eisschrank gegönnt. Mehr braucht es nicht – wirklich nicht 😊. Morgen steht schon wieder Aktivität an, am Abend treffen wir uns mit unseren Freunden Matthias und Michael zum Essen im „Rüdigerhof“.  
 
Dienstag, 10. Juni 2025
Wieder ruhige Nacht verbracht – wir sind zwar von Hunden umzingelt, aber bis auf zwei Köter sind alle brav. Und bei den zwei permanenten Kläffern sieht auch ein Blinder mit Krückstock, dass sich das Problem am anderen Ende der Leine befindet 😊. Wurscht, eine nette Frau, die mit ihren beiden Hunde-Ladys Rosie und Daisy unterwegs ist, hat das ständige Bellen so kommentiert: „Die beiden armen Hunde sind total verunsichert und voller Angst.“ Passt, sie stören uns eh nicht wirklich. Ilse gibt dann im SPAR ein paar Dosen retour und bringt uns gleich ein paar Lebensmittel mit. Mit denen machen wir uns nach einem Pasch eine gute Jause, dann trifft uns eine Nachricht mit voller Wucht – in Graz hat ein junger Mann in einem Gymnasium ein Blutbad angerichtet und 10 Menschen erschossen, fast alles Schülerinnen und Schüler. Ein absoluter Horror natürlich und auch für uns Außenstehende nur schwer zu verdauen. Der Schock sitzt bei allen im Land tief, es wurde auch eine dreitägige Staatstrauer verkündet. Aber – so brutal und herzlos es klingen mag, das Leben geht weiter und gegen 17 Uhr machen wir uns mit der U-Bahn auf den Weg, unsere Freunde Mike und Matthi zu treffen. Problemlos finden wir zum Gasthaus „Rüdigerhof“ hin, wir sind naturgemäß als Erste da und wir nehmen am reservierten Tisch Platz. Kurz darauf kamen dann nahezu zeitgleich Mike und Matthi an und Dank ihres Stammkundenstatus und ihrer Prominenz wurden wir sogleich auf einen „besseren“ Tisch umgesetzt. Wir haben in der Folge sehr gut gegessen, ausgezeichnetes Bier und Sommerspritzer getrunken und uns wunderbar unterhalten. 
Sehr schön, mal wieder mit den alten und langjährigen Freunden zusammenzusitzen und schön zu sehen, dass es ihnen im Großen und Ganzen sehr, sehr gut geht. Mike ist inzwischen auch schon 60, hat übrigens mittlerweile einen Stent am Herzen implantiert gekriegt – darüber kann Gernot mit seinen vier Bypässen allerdings nur milde lächeln 😊. Matthi ist zurzeit tatsächlich ohne Beschäftigung, wenngleich nicht arbeitslos. Die Auflösung seines Arbeitsvertrages bei einem Fernsehsender ist eh vor ein paar Tagen durch sämtliche österreichische Medien gegangen, also brauchen wir hier nicht näher darauf eingehen. Matthi drängte dann als erster zum Aufbruch, Töchterchen Carla wartet nämlich zu Hause auf ihr Essen, das er noch in seinem Rucksack mitführte. Und die Nudeln mit Tomaten und Basilikum müssen gekocht auch noch werden – was für eine Arbeit 😊. Aber auch wir haben es irgendwie eilig, denn schon in wenigen Minuten erfolgt der Anpfiff zum WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino und bei diesem „Pflichtsieg“ wollen wir eigentlich schon live dabei sein. Also Tschüss lieber „Rüdigerhof“ und vor allem Ciao lieber Mike – herzlichen Dank übrigens für die großzügige Einladung. Schon in der ersten U-Bahn sahen wir ein junges Mädchen, welches gespannt das Spiel auf ihrem Handy verfolgte. Dann die Frage von Ilse: „Willst den Spielstand wissen?“ „Ja, aber es hat ja gerade erst angefangen.“ „Jo, eh a. 1:0 durch Arnautovic in der 3. Minute.“ Beim Umstieg von der U4 zur U6 dann erneut Ilse: „Willst noch einmal den Spielstand wissen? 2:0 in der 11. Minute durch Gregoritsch.“ Na super, das wird ja ein Torspektakel. Und es wurde noch besser, als Ilse lapidar verkündete: „3:0 in der 15. Minute, wieder Marko Arnautovic.“ Lange Rede kurzer Sinn – wie wir in der Perfektastraße beim WoMo ankamen und den Laptop zum WM-Qualifikations-Studio umgebaut hatten, sahen wir gerade noch den Torjubel zum 4:0 durch Christoph Baumgartner in der 27. Spielminute. Tja – und danach schoss Österreich kein Tor mehr, wir hatten tatsächlich alle vier Treffer elegant versäumt 😊. Zwar gab es noch zwei Tore der Österreicher, aber beide wurden aberkannt Und Arnautovic vergab noch einen Elfmeter, wenigstens nicht kläglich, der Torwart konnte den scharf getretenen Strafstoß mit einer Wahnsinnsparade an die Querlatte lenken. So, genug jetzt vom Fußball, das rot-weiß-rote Team hat seine Pflichtaufgabe in San Marino perfekt erledigt. Und wir diesen Dienstag, denn zeitglich mit dem Match endete der schöne Tag, an dem Tragödie und Lachen viel zu nahe beieinander lagen. Aber so ist das Leben … Morgen geht’s wieder auf Achse – Sinabelkirchen in der Steiermark ist unser nächstes Etappenziel.
 
Mittwoch, 11. Juni 2025
Wie wir in der Früh aufwachen, da ist es eigentlich nicht mehr in der Früh, sondern schon satt am Vormitttag. Wir brauchen uns nur einmal kurz anzuschauen um zu wissen – wir reisen heute nicht ab. Wir spüren den gestrigen Abend und den doch deftigen Alkoholkonsum deutlich in unseren alten Knochen – da darf man ruhig noch ein wenig nachruhen, zumal wir ja keinerlei Termine irgendwo haben. Also geht Ilse formlos unseren Aufenthalt verlängern und wir wechseln in den ach so geliebten Schlunz-Modus. Also Nichtstun, unterbrochen von einem Pasch und danach wieder absolutes Nichtstun. Den ganzen Tag lang ist es aber nicht so weitergegangen, denn immerhin galt es, die Vespa aufzuladen. Heute hat unser braves Moped wieder etwas gebockt, aber es ist völlig unschuldig dabei. Es rutscht dummerweise immer wieder der Auffahrkeil unter der Rampe weg. Da muss jetzt echt eine dauerhafte Lösung her – Ilse hat da schon so eine Idee und ist bereits mit Konstruktionszeichnungen beschäftigt. Bevor wir die Vespa mit ihrer Plane abdeckten, hat Ilse den erhöhten Standort dafür genutzt, endlich die Folie mit dem Zappa-Portrait am Roller anzubringen. Hat relativ gut geklappt, allerdings haben sich unter der Folie erwartungsgemäß einige Luftbläschen gebildet. Die sollten aber von selber verschwinden, wenn das Bild nur mal richtig der Sonne ausgesetzt ist. Wir werden sehen – ausschauen tut es ja jetzt schon super.   
Wie es dann Abend geworden ist, hat sich Gernot ein weiteres Mal zur „Perfect Kitchen“ aufgemacht und uns Mahlzeiten to go besorgt. Ilse gab sich mit einer Portion Pommes rot/weiß zufrieden, Gernot inhalierte sich zum dritten Mal das „Gemischte Dürüm“. Für Ilse gab es als Überraschungs-Nachspeise eine „Topfen-Erdbeeren-Bombe“, die wohl knapp an die 15.000 Kalorien gehabt hat
😊. War natürlich unmöglich zu schaffen, die dient Ilse noch ein paar Tage als Dessert – falls das Ding so lange durchhält. Sodala, das wars mit unserem Rekonvaleszenz-Tag, wir sind wieder voll auf dem Damm und werden morgen gepflegt dem schönen Sinabelkirchen entgegenschippern. Weit haben wir es nicht – es werden so um die 150 Kilometer bis dorthin sein.

 
Donnerstag, 12. Juni 2025
Wieder gut geruht und nach dem Kaffee räumen wir alles an seinen Platz. Das geht wie immer ruck-zuck und danach fahren wir vor zur Rezeption. Ilse entleert noch unsere Klokassette und Gernot bezahlt unseren Aufenthalt. Das Geld ist schön abgezählt – 7 Nächte zu je 30 Euro ergibt 210 Euro. Das sah die nette Angestellte allerdings anders, die zählte mit den Fingern unsere Nächte durch, war bei ihrem siebten Finger mit dem Aufzählen fertig und sagte: „Sechs Nächte – Sie kriegen noch 30 Euro zurück.“ Die lahmen Proteste Gernots verhallten ungehört und nur sehr ungern ließ er sich schließlich sechs 5-Euro-Scheine in die Hand drücken. Okay – kleine Scheine kann man immer brauchen, also lassen wir den Rechenfehler ausnahmsweise mal durchgehen 😊. 10 Uhr 10 und weg waren wir, vorher kriegten wir noch jede Nacht in unserem VIP-Pass abgestempelt, das nächste Mal kriegen wir dann schon einen Tag Aufenthalt geschenkt – und wir kommen garantiert wieder hier her zum Stellplatz in der Perfektastraße. Nach ein paar unbedeutenden Kilometern durch Liesing sind wir schnell auf die Autobahn gekommen, der folgen wir jetzt bis zur Abfahrt Sinabelkirchen. Mit dem Verkehr haben wir Glück, am Stadtrand von Wien ist die Autobahn vierspurig und danach sind weit weniger Fahrzeuge unterwegs als erwartet. Natürlich pausieren wir, gönnen uns ein zweites Frühstück mit Kaffee und Croissants und nach zweieinhalb Stunden Fahrtzeit kommen wir am „Stellplatz Sinabelkirchen“ an. 
Es steht überhaupt nur ein Camper hier und wir können uns frei einen Platz wählen. Das übernimmt Ilse und die Wahl war wieder hervorragend, denn wir stehen nahezu den ganzen Tag über im Schatten verschiedener Bäume. Für den Strom gibt es hier bei jeder Anschlussstelle einen Zähler mit Münzeneinwurf – wir sichern uns mit 2x2 Euro gegen Stromlosigkeit ab. Schnell war die Vespa abgeladen und Ilse legte sich anschließend ein wenig nieder. Gernot nutzte mal wieder die Zeit, um unseren Blog zurecht zu hämmern, später stärkten wir uns mit einer guten Jause, bestehend aus Brot und Käsewurst. Danach fuhren wir mit der Vespa zum Friedhof von Sinabelkirchen hinauf, hier hat seit vergangenem Jahr Gernots geliebter Onkel Wolfi seinen letzten Ruheort gefunden. Der Verlust von Wolfgang schmerzt uns sehr – was hätten wir wieder für einen Spaß miteinander gehabt, was hätten wir geblödelt und gelacht. Stattdessen erfreuen wir uns halt an einer wunderschönen und riesengroßen Rose, die außergewöhnlich gut duftet. Fast wie ein Parfüm, einfach nur herrlich. 
Weil es Onkel Wolfi garantiert gehasst hätte, uns zu sehr trauern zu sehen, verlassen wir das Grab bald einmal wieder. Kerze konnten wir wegen der Hitze keine anzünden, aber Ilse hat zumindest den großen Rosenstock ausgiebig gegossen. Unmittelbar nach dem Friedhofsbesuch machten wir einen tausendmal erfreulicheren Besuch und fuhren bei der „Pizzeria Sinabel“ vor. Die kennen wir schon, hier kann man hervorragend essen und das zu Preisen, die uns Tirolern nur den Kopf schütteln lässt. Denn auf der reichhaltigen Speisekarte finden sich zwar Pizza, Burger, Schnitzel, Cordon Bleu, Rahmschnitzel, Kebap-Teller mit Reis usw., aber kein Gericht kostet mehr als 12,90 Euro! Wir schlagen ordentlich zu und bezahlen schließlich für einen Chicken-Burger mit Pommes (Ilse), einem Gyros-Teller mit Reis und Rahmgemüse (Gernot) sowie für Bier und Wein nur 31 Euro 20. Das geht 😊. Der Reis hat Gernot derart gut geschmeckt, dass er dem Kellner ein Kompliment dafür aussprach. Der war sogar der Reis-Koch und hat uns gleich freimütig sein Rezept dafür verraten: Basmatireis in Öl und Butter leicht anschwitzen, mit dem ca. dreifachem an Wasser aufgießen und dann für ca. 10 Minuten bei 180 Grad in den Backofen schieben. Also das probieren wir sicher einmal daheim aus. Völlig satt sind wir nach dem Essen noch schnell zum nahegelegenen „Billa“ Supermarkt hingefahren, wir brauchen Mineralwasser. Eine nette Verkäuferin begrüßte und mit einem „Wir schließen in zwei Minuten“ dementsprechend schnell war unser Einkauf des Wassers erledigt. Kleine Flaschen waren ausverkauft, also packten wir ein Sechser-Gebinde zu je 1,5 Litern Inhalt in unser Vespa-Heckköfferchen. Das hat sich zwar nicht mehr richtig schließen lassen, aber für den schwachen Kilometer bis zum Stellplatz war das kein Problem. Jetzt mussten wir erst mal in unseren Campingstühlen ruhen und verdauen, später haben wir uns noch einen Spät-Abend-Pasch geliefert. Der Stellplatz hat sich im Laufe des Tages immer mehr gefüllt, jetzt werden es schon an die zehn Camper sein, die hier parken. Mit dem Besitzer des Platzes, der mehrmals am Tag nach dem Rechten schaut, haben wir uns auch schon gut unterhalten. Der Mann hat hier alles perfekt im Griff, der Platz selbst und sämtliche Sanitäreinrichtungen sind immer sauber und es ist fast schon als Sensation zu bezeichnen, dass er seinen Gästen für die Benützung der Waschmaschine keinen Cent berechnet. Das haben wir auch noch nie wo gesehen. Chapeau. Ilse ist mittlerweile schon in der Endphase ihrer Überlegungen zur Lösung unseres Auflade-Problems, der Plan mit Abbildung eines Holzkeiles samt millimetergenauen Abmessungen ist bereits gezeichnet, vielleicht fahren wir morgen deshalb einen Baumarkt oder eine Tischlerei an. Wir werden sehen – ausfahren werden wir aber so oder so.
 
Freitag, 13. Juni 2025
Die durchaus frische Nacht hat uns sehr gut schlafen lassen, begleitet vom Konzert der Singvögel genießen wir unseren Frühstückskaffee. Dann kommt bald einmal der Besitzer des Stellplatzes auf ein Schwätzchen zu uns und Ilse fragt ihn nach einer Tischlerei, wegen unseres Holzkeiles. Der gute Mann lässt sich alles genau erklären und meint dann wie selbstverständlich: „Da brauchts ihr zu keinem Tischler fahren, ich habe ja selber eine Werkstatt daheim, den Keil mach ich euch.“ Na, ist das nicht super? Die Planzeichnung von Ilse hat er natürlich mitgenommen, mal schauen … Wir machen uns dann um 11 Uhr mit der Vespa auf den Weg, ein Ziel haben wir auch, wir wollen uns den Stubenberger See anschauen. Da gibt es einen Campingplatz und vielleicht hängen wir hier noch zwei, drei Tage Steiermark an. Die Strecke dorthin führt durch eine sehr schöne Gegend, leider müssen wir auf der stark befahrenen Bundesstraße mal wieder schneller dahinglühen, als wir das eigentlich wollen. Aber mit einem 60er wären wir ein zu großes Verkehrshindernis, zumal auch ständig starker Gegenverkehr daherkommt. Also fliegt uns der Ort Stubenberg nur so entgegen und gleich am Ortsanfang fahren wir zum Campingplatz. Wir parken uns ein, lassen unsere Blicke über den Platz wandern, schauen uns an und wissen beide sofort: Hier campen wir nicht. Das gibt es manchmal, dass uns ein Platz auf Anhieb nicht sympathisch ist, so etwas hinterfragen wir aber gar nicht, denn das ist dann halt so 😊.
Tschüss Campingplatz, wir schauen mal in den Ort selbst rein. Wir parken natürlich direkt am Dorfplatz, unmittelbar vor den Stufen, die zur Dorfkirche hinaufführen. Die Kirche schauen wir uns natürlich an, sie ist nicht überladen mit Prunk und Gold, dafür beeindrucken uns die wirklich tollen Holzfiguren, bei denen vor allem die Gesichter durch ihre Lebendigkeit herausstechen. Schön. Draußen an der Kirchenmauer befindet sich eine außergewöhnliche Figurengruppe aus Stein gemeißelt, sie markiert den Eingang zur Herberstein-Gruft. Die Herbersteins sind ein Grafengeschlecht aus der Gegend und den Familiensitz Schloss Herberstein schauen wir uns bei der Rückfahrt an. 
Vorher statten wir noch dem am Hauptplatz befindlichen Dorf-Cafe einen Besuch ab und Gernot lässt sich einen Espresso Doppio und eine Kardinalschnitte bringen, letztere hatte die Ausmaße eines mittelgroßen Taschenbuches. Auch Ilse wurde „Opfer“ des hier offenbar typischen Gigantismus, denn ihre drei Eiskugeln waren jeweils so groß wie die ausgewachsenen Speckknödel unseres Tuxer-Bauern 😊. Ein insgesamt gesehen wunderbarer Break. Auf unserer Weiterfahrt sind wir dann zum Tierpark Herberstein gekommen, dort haben wir kurz gerastet, einen Besuch sparen wir uns. Danach folgen wir den grünen Hinweisschildern zum Schloss Herberstein – und finden das Ding tatsächlich nicht. Zumindest nicht auf Anhieb. Dafür rasten wir ein weiteres Mal, diesmal auf einer einzelnen Bank im Schatten. Die Rückfahrt zum Campingplatz absolvieren wir dann auf einer anderen Strecke, Ilse hat da mal wieder super navigiert, denn plötzlich waren wir quasi die Alleinherrscher auf der Straße. So sind wir nach vielen lustvollen Kilometern in den Ort Ilz gekommen, am Giebel eines Hauses im Dorfzentrum nisten Störche, das müssen wir natürlich bildlich festhalten. Dass dann noch einer der Vögel das Nest verlässt, war dann noch ein Höhepunkt, denn fliegende Störche aus der Nähe haben wir auch noch nicht oft gesehen. Weit haben wir es danach nicht mehr gehabt und nach insgesamt 63 Kilometern Fahrt beenden wir unseren lässigen Ausflug vor dem WoMo. 
Und siehe da – am Motorradträger liegt schon der extra angefertigte Holzkeil und Ilses sofortige Überprüfung ergibt – er passt perfekt! Zum Glück ist der Chef noch am Platz und wir können uns gleich bei ihm bedanken. Geld für den netten Gefallen nimmt er erwartungsgemäß keines an, aber wir haben für solche Fälle eine weit interessantere Währung mit an Bord – Manner-Schnitten.   Und da sagt erfahrungsgemäß niemand nein, auch der Platzbesitzer freut sich darüber. Danke noch einmal, das war wirklich super. Wir haben dann ein wenig geruht und später einen Pasch gemacht. Anschließend sind wir zum nahe gelegenen SPAR-Markt aufgebrochen, denn die führen Ilses bevorzugten Hollunder-Sirup. Wir kennen den Standort des Supermarktes natürlich längst, schließlich sind wir schon mehrmals daran vorbeigefahren. Trotzdem ist uns verborgen geblieben, dass wir stets eine riesige Baustelle passierten, denn der Supermarkt präsentiert sich uns als leere Hülle, die entweder total umgebaut oder – eher wahrscheinlich – gerade abgerissen wird. Kann uns wurscht sein, wir sind eh keine Aktionäre. Stattdessen sind wir hungrig und steuern zielsicher die „Pizzeria Sinabel“ an. 
Erneut essen wir hervorragend, Ilse wagt sich über den gigantischen Kebap-Teller mit Allem, Gernot nimmt eine Pizza zu sich. Dazu ein kühles Bierchen und einen Sommerspritzer – perfekt. Lustigerweise zahlen wir auf den Cent genau die gleiche Summe wie gestern, also 31 Euro 20. Geplättet von tiefster Sattheit haben wir uns dann von unserem braven Moped zum WoMo zurückzerren lassen und gerade noch die Kraft gehabt zu duschen und einen Pasch zu klopfen. Für die Dusche zahlt man hier einen Euro, dafür sprudelt 5 Minuten lang heißes Wasser aus der Leitung. Das reicht locker für uns beide, also duschen wir mal wieder gemeinsam. Den weiteren Abend verbringen wir vor dem WoMo und beobachten, wie sich der Platz immer mehr füllt. Neben uns campen übrigens zwei Deutsche, beide um die 60 Jahre alt. Das Paar bringt den Begriff „spartanisch“ auf ein neues Level, denn die übernachten doch tatsächlich gemeinsam in einem Ein-Mann-Zelt. Dazu sind sie mit dem kleinsten Modell der Marke Opel unterwegs, bei vielen Wohnmobilen hätte das süße Mini-Auto wohl in der Heckgarage Platz gefunden
😊. Dafür schleppen sie gleich mehrere, schwere Kochtöpfe mit und ihre Kabeltrommel ist das wohl größte Modell am Markt, ihre Reichweite dürfte mehr als 50 Meter betragen. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen, denn sie stehen keine fünf Meter vom Stromkasten entfernt. Ob den beiden diese Art des Campens wirklich Spaß macht? Nun ja, die Frau macht nicht gerade diesen Eindruck, aber damit müssen sie selber klarkommen. Wir spielen uns dann noch ein Match aus und bedienen uns an den kalten Drinks aus dem Kühlschrank. Das Moped haben wir – aus purer Bequemlichkeit – noch gar nicht aufgeladen, der Holzkeil kommt dann halt morgen zu seiner Premiere.
Samstag, 14. Juni 2025
Der Tag beginnt wie immer mit einem guten Kaffee, heute gefolgt von der Morgensport-Einlage Vespa-Aufladen. Der handgefertigte Holzkeil leistet perfekte Arbeit, jetzt kann die Auffahrtsschiene nicht mehr verrutschen. Genauso, wie es Ilse geplant hat. Wir werden heute das Bundesland wechseln, es geht rüber nach Kärnten, genauer gesagt zum Pirkdorfer See bei Bleiburg. Eine lockere Etappe, es werden an die 150 Kilometer bis dorthin sein. Die meisten davon führen über die Autobahn, wir kommen ohne jede Verzögerung voran und nach Überfahrt des Packsattels sind wir eh schon in Kärnten. Danach noch ein paar Kilometer auf Bundes- bzw. Landesstraßen und schon zweigen wir bei Pirkdorf am See zu unserem Campingplatz ab. Der nennt sich wenig überraschend „Campingplatz Pirkdorfer See“ und die Anmeldung verläuft denkbar unkompliziert. Gernot ist ganz fasziniert von den Werbe-Kugelschreibern des Platzes, denn die sind in echtem Holz ausgestaltet. Wie es sich gehört, fragt er höflich nach, ob man die auch erwerben könnte, doch die Rezeptionistin meinte nur: „Stecken Sie in ruhig ein, dafür sind sie ja da.“ Ilse hat dann natürlich auch gleich einen Kuli abgestaubt. Sehr nett und großzügig, denn später sehen wir die gleichen Kulis in einem Geschäft für 7 Euro 50. Sehr netter Empfang 😊. Wir beziehen unseren Platz Nummer 206, er liegt direkt am See, wenngleich in der prallen Sonne.   
Ilse braucht nur ein paar Sekunden, dann hat sie den Lauf der Sonne ausgerechnet und Gernot das WoMo so platzieren lassen, dass es uns bald einmal Schatten spenden könnte. Natürlich ist es genauso gekommen und wir haben schon bald fein die Haxen ausstrecken können. Der See ist wirklich wunderschön und er liegt traumhaft in Landschaft eingebettet. Die Anzahl der Singvögel ist fantastisch, wir hören die Stimmen von mindestens zehn verschiedenen Arten. Einige können wir ja bereits zuordnen, heute ist der Kleiber dazugekommen
😊. Gernot geht dann die Brötchen für morgen Früh bestellen und bei der Gelegenheit lässt er gleich einen Tisch für heute Abend reservieren. Dazu hat uns die Rezeptionistin geraten, denn heute ist in der Gegend Erstkommunion und drei Partien haben Tische bestellt. Den Nachmittag verbringen wir vor dem Häuschen, wir machen einen Pasch, lauschen den Singvögel, beobachten die im Wasser herumtollenden Kinder und haben eine wirklich feine Zeit. Wie es dann Abend wird, pilgern wir die 200 Meter zum Restaurant rüber, wir können direkt am See entlang über die großzügig bemessene Liegewiese spazieren. Das Essen ist dann wieder einmal ausgezeichnet, also auf dieser Fahrt haben wir fast überall hervorragend gespeist. Sehr angenehm ist das ausgesprochen gut geschulte und freundliche Personal, das zeigte sich auch in folgendem, kleinen Dialog von Ilse mit einer der Kellnerinnen: „Könnte man aus dem Kinder-Wiener eventuell auch ein Senioren-Wiener machen?“ Die Kellnerin: „Okay – und wie würde das dann aussehen?“ Und als Ilse mit einem „Exakt gleich“ antwortete, mussten beide lachen und die „Sonderbestellung“ war perfekt. Gernot verblüffte Ilse mit seiner Bestellung, denn einen „Thunfisch-Salat“ hat er sich noch nirgendwo bringen lassen. Doch das Wagnis hat sich ausgezahlt, gemeinsam mit dem dazu gereichten Knoblauch-Baguette war das eine ausgezeichnete Wahl. Auch Ilse war zufrieden und wieder einmal rollten wir mehr zurück zum WoMo als das wir gingen 😊
Wir sind anschließend noch lange im Freien gesessen und haben dem Tag beim Schlafengehen zugeschaut, ehe wir es ihm gleichmachten. 
Morgen fahren wir mit der Vespa auf den Petzen, wie der Hausberg der Gegend hier genannt wird. Genauer gesagt fahren wir mit der Vespa nicht auf den Petzen, sondern zur Talstation der Petzen-Bahn, die uns in ihren Kabinchen in lichte Höhen hinauftransportieren wird. So ist der Plan, das Wetter spricht auch dafür …
Sonntag, 15. Juni 2025
Das vielstimmige Konzert der Singvögel ist kaum mehr überbietbar und es beginnt schon lange vor Sonnenaufgang. Was für ein grandioser Start in diesen Tag. Gernot geht mal gleich die bestellten Croissants holen, bezahlen muss er sie gar nicht, der Preis dafür wird unserem Aufenthalt formlos aufgebucht. Wie herrlich unkompliziert hier alles abläuft. Nach dem guten Frühstück suchen wir die Duschen heim und gleich danach starten wir mit dem Roller in den schönen Tag hinein. Zur Talstation der Petzen-Bahn sind es nur ein paar Kilometer und wir finden einen hübschen Schatten-Parkplatz für unsere noch hübschere Vespa 😊. Ilse checkt uns die Tickets, die Dank unserer ÖAMTC-Mitgliedschaft um sechs Euro billiger werden. Passt. Beim Einsteigen in die Gondel finden wir sogleich eine vergessene Brieftasche und weil der Besitzer eben erst diese Gondel verlassen hat, können wir ihn gleich zurückrufen. Der Mann hat eine echte Freude und wir können unser Motto „Jeden Tag eine gute Tat“ schon vor 11 Uhr abhaken 😊. Die Bahn bringt uns auf über 1.700 Meter hinauf, wir steigen also in hochalpinem Gelände aus. Zuerst spazieren wir ein wenig herum, besichtigen eine Hochzeits-Kapelle (!!) und lassen uns vom herrlichen Panorama der Kärntner Berge bereitwillig in den Bann ziehen. 
Wir entern dann das große Restaurant, das sich programmatisch perfekt „Oben“ nennt. Wir beziehen einen Tisch mit unverbaubarer Aussicht auf die wunderbare Umgebung, die teilweise eineinhalb Kilometer unter uns liegt. Obwohl wir schon bei unserem Eintritt mindestens sechs Personen an Personal wahrnehmen, werden wir erst mal zehn Minuten lang nicht wahrgenommen – und das bei drei besetzten Tischen. Ilse geht dann nachfragen, ob das hier ein Selbstbedienungs-Lokal sei und erntet eine müde Entschuldigung der Kellnerin. Weil es bald Mittag sein wird, bestellen wir Wiener-Schnitzel – Ilse mit Petersilie-Kartoffeln, Gernot mit dem selten angebotenen Erbsenreis. Dazu Bier und Sommerspritzer.   
Machen wir es kurz: Die Getränke waren gut, aber bei den Hauptspeisen haperte es gewaltig. Das eh schon vorfabrizierte Tiefkühlschnitzel von Ilse war völlig versalzen, definitiv ungenießbar. Die Petersilie-Kartoffel sind in der Schale dahergekommen, heillos in Fett ertränkt, ebenfalls ungenießbar. Und Gernots Schnitzel war zwar weniger versalzen, dafür bekam er als Beilage Pommes statt Erbsenreis serviert. Wie man als Kellnerin trotz elektronischem Orderman-System etwas falsch bestellen kann ist uns ein Rätsel. Naja, wie sagt der Amerikaner in solchen Situationen? „If you pay peanuts, you only get monkeys“. Dem wollen wir nicht widersprechen. Wenigstens musste Ilse das ungenießbare Schnitzel nicht bezahlen, auch wenn der treudoofe Kellner trotz der unzweideutigen Reklamation sowohl mit Doggy-Bag als auch mit Alufolie antanzte. Wurscht, Fehler passieren und wir sind eh keine übermäßigen kritischen Gäste. Die zwei „auf Haus“ kredenzten Espressi versöhnten uns dann eh wieder einigermaßen, zumindest soweit, dass wir auf der Homepage des „Oben“ keine ätzende Rezension hinterlassen haben 😊. Wir haben dann noch einige Zeit lang den herrlichen Weitblick von hier heroben genossen und später dann einige seltene Blumen im Nahbereich der Gondelbahnstation bewundert.
Und dann ging es wieder abwärts mit uns und keine 20 Minuten später fanden wir uns bei der Vespa wieder. Sie hat treu auf uns gewartet und durfte uns jetzt zur Belohnung in Richtung Schloss Bleiberg zerren. Das erledigte sie mit Bravour und in der Stadt Bleiburg angekommen, folgten wir den Hinweisschildern zum Schloss. Tja, was sollen wir sagen? Zum zweiten Mal hintereinander finden wir ein mächtiges Schloss (!!) nicht, zuerst kein Herberstein und jetzt kein Bleiburg. Hat uns da eine seltene Form der Schloss-Findungs-Amnesie in ihren Krallen? Nun ja, gesucht haben wir die Schlösser in beiden Fällen nicht, sie sind uns halt nicht auf Anhieb in den Weg gesprungen 😊. Dafür haben wir hier in Bleiburg durch die falsche Wahl des Weges eine wirklich coole Straße gefunden, die einigermaßen steil anstieg und auf der wir komplett alleine unterwegs waren.
Nach einigen Kilometern sind wir dann bei einer schönen Bank im Schatten stehen geblieben und haben eine sehr feine Rast eingelegt. Danach wollte Gernot den Weg eigentlich noch weiter hinauffahren, aber Ilse winkte ab – der Untergrund der Straße war nur geschottert und es machte nicht den Eindruck, als würde die irgendwann noch besser werden. Also retour ins Tal mit uns. Etwas später waren wir dann wirklich verdutzt, als Gernot plötzlich ein SMS aufs Handy geschickt worden ist, mit den Worten „Willkommen in Slowenien“ samt den üblichen Tarifbestimmungen
😊. Da waren wir also tatsächlich auf Abwegen unterwegs und eine Grenzkontrolle ist gar nicht mal unwahrscheinlich gewesen… Bleiburg selbst hat uns dann für einen ausführlichen Besuch zu wenig gereizt, vielleicht auch deshalb, weil es 32 Grad heiß war. Also haben wir nur getankt, einen Liter Milch gekauft und sind zum Campingplatz zurückgefegt. Hier fanden wir den Platz vor unserer Schnecke im wunderbarsten Schatten, Ilse hat unser WoMo wieder einmal exakt richtig hingestellt. 
So störten uns die heißen Temperaturen nicht, Ilse hat sich sogar im Campingstuhl freiwillig der prallen Sonne ausgesetzt – wenn auch im einigermaßen kühlen Wasser des Pirkdorfer Sees
😊
Nach einem Pasch ist es dann eh schon Zeit geworden fürs Abendessen, vor allem Ilse hatte ja heute außer einem Bissen Schnitzel keinen Bissen Nahrung zu sich genommen. Dem Hunger wurde aber sogleich mit einem „Crispy Chicken Burger“ Abhilfe geschaffen, Gernot bestellte sich „Calamari vom Grill“, wieder mit Knoblauch-Baguette. Beide Mahlzeiten lassen sich als ausgesprochen gut bezeichnen, hier am Pirkdorfer See kann man wirklich gut essen. Und das zu durchaus annehmbaren Preisen, nebenbei bemerkt. Wie schon gestern, so sind wir auch heute bis zum Einbruch der Dunkelheit im Freien gesessen und haben uns des Lebens erfreut. Und womit? Mit Recht 😊.

 
Montag, 16. Juni 2025
Der Wetterbericht für heute verspricht nicht viel Gutes, zumindest nicht für Camper. Für die Natur mag der prognostizierte Dauerregen ja eh gut sein, wir werden aber heute eher weniger unternehmen können. Aber, es gibt immer was zu tun – Ilse besorgt uns Frühstücksbrötchen (auch ohne Vorbestellung, Danke!), Gernot kümmert sich nach dem Kaffee um unseren Blog, Ilse sortiert mal wieder unzählige Fotos in den Ordner. Das Wetter zeigt sich zwar stark bewölkt, es regnet aber nur ganz in der Früh und dann den ganzen Tag über nicht mehr. Die angesagten Unwetter und der angebliche Starkregen bleiben überhaupt aus, da kann aber niemand wirklich was dagegen haben. Ach ja, etwas Aufregung brachte eine Hornisse in unser Häuschen, die durch das Alkoven-Fenster hereinflog und irrsinnig laut brummend um Gernots Kopf herumschwirrte. Aber der weiß, dass Hornissen nur in unmittelbarer Nähe ihrer Behausungen aggressiv werden können, ansonsten sind die furchterregend ausschauenden Insekten komplett harmlos. Die Hornisse in Gernots Schlafgemach war ungefähr so groß wie sein kleiner Finger (!) und nicht gelb-schwarz gestreift, sondern wunderschön braun gefärbt. Und sie war wie erwartet völlig harmlos, Gernot hat ihr behutsam den von Ilse gereichten Plastikbecher übergestülpt (in den sie gerade noch so hineinpasste!) und die Hornisse hat sich ohne jede Gegenwehr ins Freie befördern lassen. Wir werden heute nicht ins Restaurant gehen, Abwechslung muss auch sein 😊. Also begnügen wir uns mit den Croissants, Ilse nimmt abends noch einen Kornspitz zu sich. Die Brave hat auch zwei von Gernots Lieblings-Shorts durch die Waschmaschine laufen lassen und zwei T-Shirts noch dazu. Später haben wir dann noch die Vespa aufgeladen, der Holzkeil wirkt wahre Wunder, unser Moped ist ohne jedes Problem auf seinen Platz gerollt. Später haben uns ein paar Kids noch eine lässige Show mit ihren Fahrrädern geboten. Der Vater von zweien der Buben hatte eine transportable Sprungschanze aus Metall mit, die Kinder fetzten mit einem echten Zahn über das Hindernis und sprangen meterweit in die Wiese. Sie mussten bei ihren Stunts direkt an unserem WoMo vorbei, weil schräg hinter uns ein Weg steil ansteigt und der ideal zum Schwungholen ist. Das hat Ilse natürlich ausgenützt und ein paar tolle Videos von den Mini-Bikern gemacht. Einer der Buben war erst 5 Jahre alt und er war der beste von allen. Gernot taufte ihn gleich „Mister Fearless“, denn der „wilde Hund“ hat sich echt nix geschissen und ist jedes Mal wie ein Irrer auf die Rampe zugestrampelt. Bis er es beim letzten Sprung übertrieben hat und böse gestürzt ist. Da ist er dann seiner Mama weinend in den Armen gelegen, er ist halt doch noch ein erst fünfjähriges Kind, Wildsau hin oder her. Aber wirklich passiert wird ihm nix sein, der Papa hat nicht einmal nachgeschaut 😊. Wir haben unseren letzten Tag am Pirkdorfer See dann ganz gemütlich ausklingen lassen, sind bis nach 20 Uhr 30 vor unserer Schnecke gesessen und haben später noch einen Pasch gemacht. Morgen geht’s wieder ein Häuschen weiter, wie man so schön sagt, wir bleiben aber in Kärnten.
Dienstag, 17. Juni 2025
Nach einer feinen Nacht hat Ilse gleich mal Brötchen geholt und nach dem Kaffee haben wir die letzten Sachen verräumt. Danach noch schnell den Aufenthalt hier bezahlt und Tschüss lieber „Camping Pirkdorfer See“, leicht möglich, dass wir mal wieder hierherkommen. Unser heutiges Tagesziel ist der Ossiacher See. Da waren wir vor vielen Jahren schon einmal, bei einer unserer allerersten WoMo Reisen überhaupt. Heute steuern wir allerdings einen anderen Campingplatz an, weit haben wir es nicht, es werden 80 Kilometer sein. Bei Klagenfurt Nord fahren wir von der Autobahn ab und dann weiter nach Feldkirchen – in Klachl kennt Ilse eine Abkürzung und schon sehen wir den Ossiacher See vor uns liegen.   
Wir fahren noch durch den Ort Ossiach durch und knapp zwei Kilometer danach biegen wir zum „Campingplatz Kölbl“ ab. Der liegt direkt am See und wir dürfen uns selber einen Platz suchen. Das übernimmt natürlich die liebe Ilse und schon nach kurzer Inspektion der Möglichkeiten ist unser Aufenthaltsort für die kommenden paar Tage ausgewählt. Um kurz vorzugreifen – Ilse hat mal wieder exakt den perfekten Platz für uns gefunden, denn wir stehen fast den ganzen Tag über im schönen Schatten. Und das ist auch notwendig, es werden nämlich in den nächsten Tage Temperaturen von jenseits der 30 Grad Marke vorhergesagt. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, und nach einer kurzen Rast, starteten wir mit der Vespa los, mal rüber nach Ossiach. Dort parkten wir unseren Roller am „Hauptplatz“ in den Schatten und schritten die paar Geschäfte und Souvenirläden ab. Tatsächlich fanden wir eine kleine, ja nahezu winzige, rote Vespa – sie ist nicht im Laden geblieben
😊. Sonst hat das Dorfzentrum von Ossiach nicht viel hergegeben, das italienische Restaurant wäre eventuell eine Alternative fürs Abendessen, denn am Campingplatz gibt es ausschließlich Tiefkühl-Pizza. Bei der Rückfahrt zum Platz hat Gernot dann aus dem Augenwinkel das Schild eines Restaurants entdeckt, es nennt sich „Bella Vista“ und führ die Italienflagge im Logo. Na dann! Wir nehmen Platz und sofort fallen uns zwei Sachen positiv auf: Zum einen der wirklich nette Kellner und zum zweiten die überaus bequemen Stühle. Sind wir überhaupt schon mal so gut gesessen bei einem Restaurantbesuch? Wahrscheinlich nicht. 
Die Speisekarte gibt wirklich viel her, neben Schnitzel, Cordon Bleu, Spaghetti-Variationen und Pizza, stehen auch Burger auf der Karte. Und obwohl wir beide nicht die größten Burger-Fans sind, schlagen wir beide zu. Ilse wählt den „Crispy-Chicken-Burger“, Gernot den „Double Cheese-Burger“, beide mit Pommes. Das Essen ist rasch an den Tisch gekommen und hat ausgezeichnet gut gemundet. Und jetzt weiß endlich auch Gernot, für was das „double“ in seinem Burger gestanden hat – nämlich für die doppelte Portion Fleisch. Passt! Pappsatt sind wir danach zum Campingplatz zurückgerollt, haben uns dort erstmal in unsere Stühle fallen lassen, ehe wir die Kraft aufbrachten, uns eiskalte Getränke aus dem Kühlschrank zu holen. Nach Sonnenuntergang sind wir dann noch die knapp 150 Meter zum Ufer des Ossiacher Sees runterspaziert, ehe wir den schönen Tag mit einem feschen Pasch ausklingen haben lassen. Für morgen steht eine richtige Ausfahrt auf dem Programm, bei der es einigermaßen hoch hinaus gehen wird.
Mittwoch, 18. Juni 2025
Wunderbar geschlafen und gleich einmal nach dem Frühstückskaffee brechen wir mit der Vespa auf. Es wird heute ein eher heißer Tag werden und zur Vorsicht kaufen wir uns bei einem BILLA zwei schön gekühlte Fläschchen mit Eistee. Dann werfen wir uns der 14 Kilometer langen dauerhaften Steigung entgegen, die uns bis auf die Gerlitzen hinaufbringen wird. Die Maut dafür beträgt 9 Euro, eigentlich ist das für eine Panorama-Straße eh günstig. Allerdings befindet sich der Weg auf die Gerlitzen in einem – gelinde ausgedrückt – erbärmlichen Zustand. Schlagloch reiht sich an Schlagloch und ununterbrochen verlaufen mit flüssigem Bitumen ausgegossene Asphaltrisse kreuz und quer über die Fahrbahn. In der Hitze werden diese „Bitumen-Schlangen“ dann schnell weich und sind gerade für Zweirad-Fahrer nicht ungefährlich. Mit der Vespa mit ihren kleinen Reifen müssen wir ganz besonders vorsichtig sein, das Vorderrad kann ja schnell mal wegrutschen … Was die Fahrt trotzdem zur Genussfahrt werden lässt, ist einerseits die traumhafte Landschaft und die atemberaubenden Ausblicke – und andererseits das Glück, dass wir völlig alleine unterwegs zu sein scheinen. Erst während einer Rast, bei einer schönen Sitzgruppe mit Tisch, kommen ein paar Fahrzeuge vorbei, auch danach werden wir kein einziges Mal überholt. 
So kommen wir problemlos auf die Gerlitzen und parken uns ein. Zwei-, dreihundert Meter weiter sehen wir ein großes Hotel, es nennt sich „Feuerberg“. Wir hätten auch bis vor den Eingang fahren können, aber der kleine Fußmarsch stört uns nicht, auch wenn es andauernd aufwärts geht. So kommt Gernot mal wieder an seine Grenzen, schadet eh nicht
😊. Wir treten in den Luxus-Tempel ein, werden von keinem der zahlreichen Bediensteten gegrüßt, wahrscheinlich wegen der fehlenden Rolex-Uhren an unseren Handgelenken. Irgendwas vergisst man halt immer.
Wir nehmen auf der schönen Terrasse Platz und sind ganz erstaunt über die niedrigen Preise in einem derartigen Ressort. Aber einen Eiskaffee für 7 Euro hätten wir hier echt nicht erwartet. Mit uns sitzen vielleicht sechs, sieben Leute auf der Terrasse, trotzdem lässt sich gleich mal eine Viertelstunde lang kein Service-Personal blicken. Dann kommt ein redseliger und bemüht lustiger Kellner vorbei, nimmt die Bestellung unserer beiden Eiskaffees auf – und ward nie wieder gesehen. Nach einer weiteren Viertelstunde Wartezeit geht Ilse mal an der Rezeption nachfragen und erhält die durchaus offenherzige Erklärung: „Die Bestellung ist längst in der Küche, aber die streiten sich dort, wer die Eiskaffees anrichten soll.“ Na bestens. Wir haben dann noch einmal fünf Minuten lang gewartet und wie wir dann gegangen sind, wären wir fast mit einem Kellner zusammengestoßen, der unsere zwei Eiskaffees am Tablet hatte. „Tja, jetzt ist es zu spät, über eine halbe Stunde Wartezeit ist uns zu lange, Tschüss!“ Wir haben uns auch nicht vom „Die beiden Eiskaffee gehen selbstverständlich aufs Haus“ des Rezeptionisten zum Bleiben überreden lassen – und weg waren wir. Verarschen können wir uns schließlich auch selber … Wir sind danach wieder die 14 Kilometer ins Tal zurückgecruist und auch bei dieser Fahrt hatten wir nur ein einziges Mal ein Fahrzeug hinter uns – zack, kurz rechts ran und schon waren wir wieder komplett alleine unterwegs.

Unten im Tal sind wir entlang des Ossiacher Sees bis nach Villach geglüht und dort sind wir zielstrebig zur Burg Landskron hinaufgefahren. Die Maut kostet für die Vespa 4,90 Euro und wir kennen oben bei der Burg von einem früheren Besuch auch den frechsten Abstellplatz für unseren Roller. Heuer ist auch das große Restaurant geöffnet und wir suchen uns einen schönen Platz im Schatten, direkt an der mächtigen Burgmauer. Von einer überaus flotten und kundigen Kellnerin werden wir in der Folge perfekt bedient und auch unsere Mahlzeiten – Ilse bekam endlich ihr ausgelöstes „Backhendl mit Kartoffelsalat“, Gernot delektierte sich am „Saurem Rindfleisch mit Knoblauchbrot“ – schmeckten vorzüglich. Zwischendurch bekamen wir immer wieder mal Besuch von einer vorwitzigen, giftgrünen Eidechse, die uns neugierig beim Essen zuschaute. Und ab und zu flog ein mächtiger Adler vorbei, der mit einem einzigen Flügelschlag gleich mehrere weite Kreise zog – einfach faszinierend. Nach einem schnellen Käffchen sind wir dann wieder in die Ebene runter und musste den geschlossenen Ausfahrtsschranken illegal umkurven. Zwar hatten wir unsere Maut ordnungsgemäß am Automaten bei der Burg bezahlt, aber die Vespa hat ja vorne kein Kennzeichen, also blieb der Schranken zu. Allerdings haben wir deshalb kein schlechtes Gewissen, denn schließlich hat uns der Automat mit einem „Sie können jetzt ausfahren“ die Zahlung de facto bestätigt. Wird schon passen. Von Villach aus ist es nur ein Katzensprung zum Ossiacher See und schon nach wenigen Kilometern parkten wir uns vor unserem WoMo ein. Ilse hat sich dann einem veritablen Fress-Koma hingeben müssen, Gernot hat ein wenig in unserem Blog herumgetippt. Später am Abend spielten wir uns natürlich noch einen Pasch aus und sind danach noch lange vor dem WoMo gesessen und haben die feinen Temperaturen genossen. Morgen steht die nächste Ausfahrt mit der Vespa an, wir freuen uns schon sehr drauf.
Donnerstag, 19. Juni 2025
Noch vor 6 Uhr morgens wird die Stille am Platz plötzlich von schrillen Geräuschen geweckt – ganz in der Nähe wird mit mindestens zwei Kettensägen Holz geschnitten. Vor 6 Uhr! An einem Feiertag! Direkt neben einem Campingplatz. Muss echt etwas ganz Dringendes gewesen sein 😊. Nach einer halben Stunde war der Spuk dann eh wieder vorbei, bzw. die beiden Motorsägen so weit entfernt, dass sie nicht mehr störten. Also haben wir uns von den Vögeln in einen Nachschlaf singen lassen, ehe Ilse die Kaffeemaschine blubbern hat lassen. Mit einem Pasch verkürzten wir uns dann noch die Zeit bis Mittag und kurz nach 12 Uhr starteten wir los. Unseren ersten Halt machten wir dann in Triffen und besuchten die dortige Wehr-Kirche. Den Begriff kannten wir noch gar nicht, das Gotteshaus schaut jedenfalls wie eine Befestigungsanlage aus. Das nächste Ziel auf unserer Runde war der Flatschacher See – wir sind dort aber nur für ein Foto kurz vom Moped abgestiegen, zu sehr lockte die Landstraße. Und wie so oft, auch heute waren wir die meistes Zeit über alleine unterwegs, wurden nie bedrängt, die vereinzelten anderen Fahrzeuge haben wir immer sofort vorbeigelassen. So kamen wir relaxed nach Himmelberg, da wohnen Jasmin und Michi, die uns übermorgen in Ossiach besuchen werden. Wir bleiben nur kurz am Ortseingang stehen, danach geht’s zur nahegelegenen Tankstelle um Benzin nachzuschütten. Mit uns halten sich einige Harley-Fahrer und andere Biker mit ihren schweren Maschinen auf. Wir lassen der kleinen Horde bereitwillig die Vorfahrt, denn wir würden ihnen sonst sehr schnell im Weg umgehen 😊
 
 
Tatsächlich nehmen sie wie wir die Straße nach Ariach, aber schon nach einer halben Minute hören wir vom ganzen Pulk keinen Ton mehr. Es folgt der kilometerlange Traum einer kleinen Landesstraße, einmal reihen sich über eine weite Wiesenfläche gleich sechs, sieben S-Kurven aneinander. Und das alles ohne jeden Verkehr, kanns für Zweiradfahrer etwas Schöneres geben? Wir landen in Affritz am See und obwohl heute ein Feiertag ist, steuern wir einen BILLA Supermarkt an. Denn in Kärnten haben die Lebensmittelmärkte auch feiertags geöffnet, nachmittags z.B. ab 15 Uhr. Drei Minuten vor der Öffnung treffen wir bei einem BILLA ein, noch ist die Tür geschlossen und gut 20 Personen warten schon in der prallen Sonne. Wir brauchen uns gar nicht anzuschauen um zu wissen – nein! „Ein paar Kilometer weiter vorne gibt’s eh noch einen BILLA“, gab Ilse erneut einen keinen Einblick in ihre phänomenalen Ortskenntnisse und natürlich parkten wir uns schon wenige Minuten später vor einem BILLA ein. Schnell war das Leergut zurückgegeben und ein paar Sachen wie Milch und Brot eingekauft – Gernot eilte dann gleich freudig zum Stand mit den Grillhühnern. Schnell waren zwei halbe Hendln geordert, dazu Kartoffelsalat. Direkt beim Stand war es trotz Sonnenschutz derart heiß, dass Gernot das Verpacken seiner Bestellung lieber in der prallen Sonne abgewartet hat 😊. Arme Verkäuferin, Gernot hat ihr zum Abschied eh noch „Viel Wind“ gewünscht. Mit dem Knuspervögelchen im Heckkoffer sind wir dann schnurstracks zum Campingplatz zurückgefegt und haben dort die Vespa nach 80 supergeilen Kilometern abgestellt. Jetzt war erst einmal Essen angesagt, wir machten uns über die Grillhendln her – und zwar so lange, bis nur mehr die blanken Knöchelchen zu sehen waren. Wieder einmal ein Festmahl, mit gegrillten Hühnern haben wir überhaupt noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist und bleibt eines unserer Lieblings-Camper-Essen. Zur Verdauung haben wir zuerst beide gelesen – Ilse ein Buch von Bernd Aichner, Gernot stöberte in den Internet-Zeitungen herum – danach sind wir zum Seeufer runterspaziert und haben uns am Kinderspielplatz auf eine große Schaukel gesetzt. So haben wir einen schönen Tag fein zu Ende gehen lassen, morgen fahren wir schon wieder aus – na sowas? 😊
Freitag, 20. Juni 2025
Heute aufgewacht ohne Kettensägen-Massaker und nach der Kaffee-Morgenroutine haben wir uns einen Vormittags-Pasch ausgespielt. Gegen Mittag sind wir dann ohne Ziel losgefahren – ach ja, einen Campingplatz an einem See möchten wir uns anschauen, vielleicht wechseln wir sogar für ein paar Tage dorthin. Vom Campingplatz aus blatteln wir zuerst nach Feldkirchen rüber, das geht schnell, weil wir einen 80er fahren (müssen). Nach Durchfahrt der Stadt lotsten uns eh schon Hinweisschilder nach Weitenfels und zum Goggau-See. Am anvisierten Campingplatz fahren wir glatt vorbei, er ist aber auch leicht zu übersehen. Wir drehen um – der Platz ist nur was für die ganz Harten 😊. Vereinzelt stehen Zelte herum und einige schon ziemlich heruntergekommene Wohnwägen der Stamm-Camper. Da wären wir mit unserem Wohnmobil Luxus-Gäste gewesen, ganz abgesehen davon, dass sogleich ein Hund auf uns zustürmte und uns aggressiv verbellte. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen, denn nach einer Hinterhandwende haben wir dem „Campingplatz Goggau-See“ noch ein kleines Staubwölkchen dagelassen und die Straße hatte uns wieder. Nach dem Ort Weitenfels sind wir in Richtung Zemmelberg abgebogen, mal schauen, was uns dort erwartet. Nun ja – zuerst durchfuhren wir ein kühles Wäldchen, es ging auf und ab über Wiesen, links und rechts an vereinzelten Häusern und kleinen Bauernhöfen vorbei – doch dann war plötzlich Ende im Gelände, das nette Sträßchen mündete in die schiere Privatheit eines Gehöftes. Also drehten wir am Stand um und durften den lässigen Weg gleich noch einmal in die andere Richtung befahren, solche Umwege sind uns eh die liebsten 😊.
Wieder in Weitenfels angekommen, galt unser Interesse zuerst einmal dem Wetter. Ilse hatte schon zuvor eine bedrohlich wirkende, dunkelschwarze Wolke am Himmel entdeckt, genau über dem Gurktal, wo wir eigentlich hinwollten. Jetzt schaute es so aus, dass sich die Wolke wohl verziehen bzw. nicht über dem Gurktal öffnen wird. Also haben wir das Gurktal angesteuert und eine gut ausgebaute Bundesstraße brachte uns rasch in den Hauptort Gurk. Im dortigen Stift wirkte vor Jahrhunderten die heute noch berühmte und hochverehrte Hemma von Gurk, der zahlreiche Wunderdinge zugesprochen werden. Natürlich haben wir den beeindruckenden Dom besucht, für unseren Geschmack ist er viel zu üppig mit goldglänzenden Verzierungen überfrachtet, man könnte seiner Verehrung auch weniger bombastisch Ausdruck verleihen. 
Und in sehr vielen Kirchen wir das auch getan, aber das nur nebenbei. Nach dem kurzen Stopp fuhren wir weiter nach Pisweg, immer noch begleitet von der mächtigen, schwarzen Wolke. Ilse kennt hier praktisch jede Ortschaft, sie war schon vor Jahrzehnten regelmäßig in dieser Gegend unterwegs, meistens im Rahmen von Kuraufenthalten in Althofen. Heute braucht Ilse jedenfalls nie Google-Maps nach dem Weg fragen, wir finden auch so nach Meiselding. Das heißt, wenn dieser Weg nicht plötzlich gesperrt gewesen wäre und in eine Umleitung mündete. „Wurscht, fahren wir halt über Gunzenberg, ist auch schön“, so Ilses Reaktion und wir setzten unsere traumhaft lässige Runde fort. Nur hie und da wurden wir von anderen Bikern überholt, alles reine Genussfahrer wie wir. Schon in Sichtweite der Ortschaft Gunzenberg mit seiner schönen Kirche, lockte uns dann ein gut ausgestatteter Rastplatz zu einer Pause.    
Wir renkten uns auf den Holzbänken unsere verlängerten Rücken wieder ein wenig ein und genossen die herrliche Landschaft und die wunderbare Ruhe. Ein ganz klein wenig sorgte sich dann Gernot um den Sprit in unserer Vespa, denn der ging langsam aber sich dem Ende zu. Noch leuchtete die Tankwarnlampe nicht, aber weiter als 30 Kilometer kommen wir nicht mehr. „Kein Problem“, meinte Ilse und fügte an: „Unten in Mail ist eh eine große Tankstelle, die wird LKW-Stopp genannt, das sind keine zehn Kilometer bis dorthin.“ Wohlgemerkt, ohne Google-Maps zu konsultieren, einfach aus ihrem fotografischen Gedächtnis heraus. Selbstredend ist es so gekommen und keine 200 Meter vor dem „LKW-Stopp“ blinkte die gelbe Tankwarnlampe ein paarmal kurz auf – Punktlandung. Vollgetankt sind wir dann zum Längssee abgebogen, hier wollten wir schon öfter mal campen. Ist aber nie dazu gekommen und jetzt gibt es den Platz nicht mehr – verkauft, es werden dort Wohnungen entstehen. Unsere Runde bringt uns dann St. Peter, da waren wir schon einmal, im Gegensatz zu damals rasten wir heute aber nicht. Stattdessen fahren wir ein kurzes Stück weiter, Ilse kennt dort ein großes Landgasthaus namens „Fellner“, mal schauen, ob es noch was hergibt. Gibt es nicht, der Betrieb ist eingestellt, alles ist zu Wohnungen bzw. zu Ferienwohnungen umgebaut worden. Anschließend hat uns der weitere Weg nach St. Veit an der Glan geführt, der aufkommende Hunger fordert Nahrungsnachschub. Am Rand der Fußgängerzone stellen wir ab und erkunden das Zentrum der Stadt zu Fuß. Ilse war schon öfter in St. Veit und ist mit ihrer Mutter hier auch immer gerne shoppen gegangen. Heute präsentiert sich die Innenstadt ziemlich lasch, sehr viele Geschäfte stehen leer und außer in drei Kaffeehäusern mit ihren kleinen Gastgärten ist nichts los hier. Natürlich könnten wir einen Kaffee und ein Törtchen essen, es ist uns aber mehr nach etwas Handfesterem. Und wir haben da schon eine Idee. Also fegen wir auf dem schnellsten Weg nach Ossiach zurück, es sind über 20 Kilometer bis dorthin, aber auf der Bundesstraße sind die schnell heruntergebogen. Bei der Abzweigung nach Ossiach fahren wir dann eine mehrere hundert Meter lange Uferstraße entlang, wo sich links und rechts unzählige Wildgänse tummeln. Manchmal stehen sie frech in größeren Gruppen mitten auf der Fahrbahn, doch weit gefährlicher sind die „Einzelstücke“. Denn mit ihrem tarnfarbenen Federkleid sind sie am Asphalt nicht sofort sichtbar, das wird wohl schon für so manchen Gänsebraten gesorgt haben. Wir hingegen kommen unbeschadet bis zu unserem Campingplatz, doch 300 Meter vorher biegen wir zum „Gasthaus Martinz“ ab. Wir sehen nämlich jedes Mal beim Vorbeifahren einen fast restlos besetzten Gastgarten, das muss einen Grund haben 😊
Das Essen ist auch eine Art Testessen, denn morgen hat die beste aller Ilsen ihren Geburtstag und den feiern wir, gemeinsam mit Jasmin und Michi, bei einem Abendessen. Die Bedienung ist schon mal hervorragend, der Kellner ist von der fixen Profi-Sorte und unsere Getränke stehen sogleich am Tisch. Auch das Essen lässt nicht lange auf sich warten, Ilse kommt mal wieder nicht am „Backhendl-Salat“ vorbei, danach hat sie süffisant angemerkt, dass die Blattsalate als Hauptmahlzeit für zehn Kaninchen gereicht hätte. Gernot war mit seinem „Jägerschnitzel mit Reis und Gemüse“ sehr zufrieden – Fleisch mit Reis und Sauce ist nun mal eine seiner Lieblings-Kombis. Trotz dem durchaus guten Essen war uns schon beim Bezahlen klar, dass wir nicht hier Ilses Geburtstag feiern, sondern drüben im Ort im „Bella Vista“. Statt nur dort anzurufen um einen Tisch für morgen zu bestellen, sind wir gleich rübergefahren, die haben nämlich auch einen sehr guten Kaffee. Und Eis aus eigener Produktion. Ilse hat sich dann ein Zitronen-Sorbet bestellt, Gernot einen Doppio und ein Eis mit zwei Kugeln und Schlag. 
Gernots Ansage „Die Auswahl der Sorten überlasse ich Ihnen, ich mag nämlich jedes Eis“ nahm der Kellner sehr wohlwollend zur Kenntnis und er servierte gleich darauf eine eben erst entwickelte Eigenkreation. Phantastisch, genauso wie die Kugel Limoncello-Eis, die Ilse in ihr Sorbet plumpsen hat lassen. Eine wirklich runde Sache und den gewünschten Tisch für vier Personen haben wir natürlich auch vorbestellt. Der Rest dieses wunderbaren Tages, an dem wir übrigens satte 147 Kilometer mit dem Roller unterwegs waren, lässt sich, nach unserer Ankunft am Campingplatz, getrost in drei Worte fassen: Pasch, Kaltgetränke, Bett 😊.
Samstag, 21. Juni 2025
Der 21. Juni ist immer ein ganz besonderer Tag, denn da feiert die liebe Ilse ihren Geburtstag. Da man das Alter einer Dame bekanntlich nicht einfach so ausplaudert, sei hier nur gesagt, dass man Ilse ihre 66 Jahre nun wirklich nicht ansieht 😊. Zum Kaffeefrühstück bekam das Geburtstagskind Gernots Geschenke überreicht, man beachte den Plural! Hat soweit alles gepasst, Ilse hat sich über alles gefreut und das ist die Hauptsache. Den ganzen Tag über trudelten natürlich die Glückwünsche ein, den Anfang machte Jasmin um 6 Uhr 11, da war sie bereits in der Arbeit. Und wie es sich für eine richtige Kärntnerin gehört, hat sie Ilse ein Ständchen gesungen. Wir verlebten mal wieder einen ganz, ganz gemütlichen Tag und haben uns kaum einmal vom WoMo wegbewegt. Mit einer Jause, einem Schläfchen und einem Pasch überbrückten wir die Zeit bis zur Abholung durch Michi und Jasmin. Um 18 Uhr 45 war es dann soweit und Ilse bekam gleich mal einen riesigen Geschenkkorb überreicht, gefüllt mit allerlei Kärntner Köstlichkeiten, mit Wein, Kuchen, einem großen Blumenstrauß – sogar für Gernot hat es ein feines Geschenk gegeben. Nachdem der Korb im WoMo verstaut war, chauffierte und Michi in seinem BMW-SUV zum Restaurant „Bella Vista“ rüber. Michi braucht zurzeit eine Krücke, nach seinem schweren Motorrad-Unfall vor ein paar Jahren, ist er eben erst zum 27. Mal (!!) unter Vollnarkose an den Knien operiert worden. Brutal! Aber ist trotzdem guter Dinge, nützt ja eh nix. Wir verbringen einen wirklich netten Abend, mit viel Quatschen und Lachen, das Alles bei einem sehr guten Essen. Burger, Schnitzel, Pizza – wir haben der Küche einiges abverlangt. Danach noch für jeden ein Eis, für Gernot durfte es noch ein Doppio sein. Wir wunderten uns zwar kurz über die schlanken 104 Euro für alles zusammen, aber wir sind als Tiroler halt höhere Preise gewohnt. 
Gegen 22 Uhr sind wir dann von Michi und Jasmin zurück zum Campingplatz gefahren worden und bei herzlichen Umarmungen versprachen wir uns ein Wiedersehen, spätestens bei unserem nächsten Kärnten-Besuch. Im Wohnmobil hat sich Ilse dann noch einmal die Rechnung vom „Bella Vista“ angeschaut und wir sind aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen. Es wurden – unter anderem – Ilse drei Campari Orange nicht berechnet, Gernot hatte zwei Bier mehr, und es fehlte Michis gigantischer Eis-Früchte-Becher. Das Limoncello-Eis von Ilse war offenbar ebenso gratis, wie das alkoholfreie Bier von Michi. Insgesamt hätte die Rechnung um gut 50 Euro (!!) höher sein müssen – das reklamieren wir natürlich. Gleich morgen, mittags sperren sie auf.
Sonntag, 22. Juni 2025
Wir stehen erst um 9 Uhr auf und nach dem Käffchen spielen wir uns ein Match aus. Ein bisserl relaxen noch, dann ist es Mittag und wir brechen zu einer kleinen Vespa-Tour auf. Wohin sie uns führen wird wissen wir nicht, nur wo sie beginnen wird: nämlich beim Restaurant „Bella Vista“. Der freundliche Kellner macht natürlich ganz große Augen, als wir ihm nach und nach sämtlich Posten ansagen, die er vergessen hatte, zu verrechnen. Wir bezahlen dann 35 Euro nach und erst draußen sehen wir, dass er die drei Campari-Orange für Ilse schon wieder nicht auf die Rechnung geschrieben hat. Okay, wir können den guten Mann ja schlecht mit vorgehaltener Waffe zwingen, dass er endlich unser Geld annimmt, also sieht Ilse die drei Drinks nun endgültig als Geburtstagsgeschenk an 😊. Unmittelbar vom Parkplatz des – übrigens sehr empfehlenswerten – Restaurants, steigt schon die Straße an, die auf die Ossiacher Tauern führt. Wir sind diesen Weg schon einmal von der anderen Seite her gefahren und hatten die Straße in weit besserer Erinnerung. Kein Meter Asphalt, ziemlich grober Schotter und sehr tiefe Furchen, die mal längs und mal quer verlaufen. Das ist speziell in den zahlreichen Kehren nicht ungefährlich, wenn sich das Vorderrad der Vespa seinen eigenen Weg sucht. So quälen wir uns mit 15, 20 km/h die Steigung hoch, immer zick-zack, zum Glück gibt es praktisch keinerlei Verkehr.   
Endlich oben angekommen, sehen wir schon von Weitem, dass die einzige Bank am idyllischen Tauern Teich unbesetzt ist. Allerdings verweilen wir nicht allzu lange dort, denn noch steht die Bank in der Sonne und es wird einfach zu schnell zu heiß. Die Straße, die uns von den Ossiacher Tauern wieder herunterführt, ist unvergleichlich besser als die Auffahrt. Wir durchfahren wieder unzählige, lässige Kurven und genießen das wunderbare Wetter und die tolle Landschaft. So kommen wir in den kleinen Ort Glanhofen, rasten dort kurz am Kirchplatz, ehe wir in Richtung Ossiacher See zurückfahren. Kurz vor dem See kommt uns dann das „Gasthaus Planner“ in die Quere und wir fahren zu. Wir setzen uns in den Gastgarten, die Besitzerin des Lokals ist gleichzeitig Kellnerin und Köchin, das Essen könnte also etwas dauern. Kein Problem, wir haben es nicht eilig. Ewig lang haben wir aber nicht auf unsere Bestellung warten müssen, Gernot war mit seinem Eierschwammerl-Gulasch mit Knödel durchaus zufrieden, auch wenn statt dem Serviettenknödel ein Speckknödel gekommen ist. Ilse hat sich zuerst bei ihrer Frittatensuppe gewundert, was es denn mit dem in roten Streifen geschnittenen Dingsbums auf sich hat, das in ihrem Süppchen schwimmt. Es waren rot gefärbte Frittaten, die Chefin steht auf solche Scherze, wie sie uns lachend erzählte. 
Geschmeckt hat die Suppe aber ohnehin gut, also kein Problem. Nach dem Essen sind wir dann noch nach Glanhofen zurückgefegt, haben uns Richtung Velden gehalten und beim Golfplatz sind wir nach Villach abgebogen. Genau unterhalb der Burg Landskron haben wir bei einer Bushaltestelle eine kleine Rast eingelegt und zum Restaurant hinaufgeschaut, wo wir dieser Tage eingekehrt sind. Heute begnügen wir uns mit Anschauen und nach der Pause fahren wir die paar Kilometer zum Campingplatz zurück. Die nette Ausfahrt hat uns insgesamt 61 Kilometer über Kärntens Straßen geführt, morgen werden wir höchstens die Pfandflaschen zurückgeben, eine größere Runde ist eigentlich nicht geplant. Aber was weiß man schon? Denn immerhin reisen wir morgen nicht wie vorgesehen ab, Ilse hat unseren Aufenthalt hier um einen weiteren Tag verlängert. Den Abend haben wir wie immer bis zum Einbruch der Dunkelheit vor unserer Schnecke verbracht, danach haben wir uns im Inneren ein Gute-Nacht-Match am Paschring geliefert.
Montag, 23. Juni 2025
Für heute haben wir keine Ausfahrt geplant, zwar werden wir eine Runde mit der Vespa drehen, aber nur um das Leergut abzugeben. Am späten Vormittag ist es dann soweit, wir steuern einen BILLA an und trennen uns von leeren Dosen und Plastikflaschen. Dann überfällt uns plötzlich doch die Lust auf eine lässige Runde und die führt uns zuerst nach Ariach, übrigens ist das der Mittelpunkt Kärntens. Wir sind diese Strecke eh schon einmal gefahren, allerdings aus der Gegenrichtung kommend. So führt uns diese unglaublich lässige Straße nach unzähligen Kurven nach Himmelberg, wo wir – genau wie beim letzten Mal – unseren braven Roller auftankten. Den weiteren Weg kennen wir natürlich auch schon, er bringt uns zuerst nach Feldkirchen und abschließend zurück zum Campingplatz am Ossiacher See. So sind aus einer schnellen Leergut-Rückgabe sehr lustvolle 82 Kilometer geworden, genau das Richtige bei dieser Hitze, denn es hat jeden Tag über 30 Grad. 
Wir bereiten uns eine feine Jause aus Jasmins Geburtstagsgeschenken zu, später delektieren wir uns noch an Kaffee und Kuchen, die beiden Kuchenstücke kommen auch aus dem Korb von Michi und Jasmin. Da werden wir noch lange davon zehren, Danke nochmal! Es hat sich dann abends am Himmel bedrohlich zugezogen und in der Ferne flammten viele Blitze auf – Ilse identifizierte die Gegend als Mettniztal. Bei uns tröpfelte es nur ein wenig, von Blitz, Donner und Sturm sind wir verschont geblieben.
Dienstag, 24. Juni 2025
Das war unsere letzte Nacht am „Campingplatz Kölbl“ am Ossiacher See. Schön war es hier, leicht möglich, dass wir wieder einmal hier campen werden. Heute reduziert sich das Abfahrtsprogramm um das Aufladen der Vespa – Gernot wird zu unserem nächsten Ziel nämlich selber mit dem Roller hinfahren. Das Ziel lautet „Camping Wörthersee“ in Klagenfurt und ist nur 30 Kilometer vom Ossiacher See entfernt. Wir räumen alles ganz entspannt zusammen, gehen noch fein duschen und machen uns dann auf den Weg. Zuerst fährt Gernot noch brav hinter Ilse her, auch wenn er die Strecke x-mal erklärt bekommen hat. In Moosburg hat Gernot Ilse überholt – er kennt ja den weiteren Weg. Nicht! Denn statt bei Klachl abzubiegen, ist er locker flockig bis Feldkirchen weitergeblattelt. Und weil er dort plötzlich vor einem Hinweisschild zum Ossiacher See stand, hat er lieber auf Ilse gewartet. Auf einem Firmenparkplatz haben wir dann eine kleine Rast eingelegt und anschließend hat Ilse wieder die Führung übernommen – ist wirklich besser so 😊. Aber in Moosburg war Gernot dann wieder selbstbewusst genug zu überholen, denn den Weg ist er nun wirklich schon mindestens zehnmal gefahren. Da müsste er ja unter schwerer Amnesie leiden, wenn er von hier aus nicht zum Campingplatz in Klagenfurt hinfinden würde. Schließlich trafen wir vor dem Schranken des Campingplatzes wieder aufeinander und Ilse ging uns anmelden. Die Rezeption befindet sich seit dem Hochwasser im Vorjahr in einem Container, überhaupt muss hier einiges renoviert werden. Wir kriegen ein paar Platznummern genannt und fahren die einzelnen Plätze mit der Vespa ab. Das tun wir normalerweise nicht, aber die Wege wären uns einfach zu weit gewesen. Ilse gibt sich mal wieder alle Mühe, einen möglichst schattigen Platz für uns auszusuchen und nach mehreren Versuchen werden wir schließlich fündig.   
Schnell sind wir abgestellt, brauchen auch nicht die Auffahrkeile und keine zehn Minuten nach der Platzwahl sind wir schon fix für einen längeren Aufenthalt eingerichtet. Nach einem Pasch genehmigen wir uns ein kleines Nachmittagsschläfchen und um 18 Uhr schreiten wir zum Abendessen ins Restaurant „Zur Sommer Liebe“. Gernot wusste schon seit Stunden, dass er sich die Cevapcici bestellen wird und Ilse entschied sich für einen „Crispy Chicken Burger“. Beide Gerichte waren gut wie erwartet, die Bedienung ist hier sowieso jedes Jahr super, ein gelungenes Abendessen. Die Temperatur liegt übrigens noch um 20 Uhr bei fast 30 Grad, morgen soll es überhaupt an die 35 Grad heiß werden. Also kommt unser roter Flitzer zum Einsatz und wir werden uns mit kühlendem Fahrtwind gegen die drohende Hitze wehren
😊.
Mittwoch, 25. Juni 2025
Der Hochsommer ist da, in Klagenfurt erlebt man gerade die längste Periode in einem Juni, in welcher es jeden Tag über 30 Grad warm wird. Heiß wird, besser gesagt. Schon gleich nach dem Aufwachen wissen wir, die lange Serie der über-30-Grad-Tage wird mit heute um einen Tag länger werden. Kann uns aber relativ kalt lassen, denn wir stehen Dank Ilses Platzwahl bis in den frühen Nachmittag hinein im Schatten mehrere Bäume und wenn unser WoMo dann drei, vier Stunden lang in der prallen Sonne steht, sind wir schon längst mit unserem Moped ausgeflogen. So auch heute, den Vormittag verbringen wir wie so oft mit einem Pasch und wie sich die Sonne immer mehr unserer Schnecke annähert, sind wir losgefahren. Da war es knapp 14 Uhr. Der Hitze entfleucht man am Besten durch eine Tour in die Höhe, also steuern wir den Loiblpass an. Wir kennen die Straße schon, aber ganz bis zum Portal des Loibl-Tunnels sind wir noch nicht gekommen. Die Strecke führt bald einmal durch waldiges Gebiet und mit jedem Höhenmeter wird die Hitze erträglicher. Weil wir noch nie hier heroben waren, wussten wir auch nicht, dass sich direkt vor dem Tunnel der Grenzübergang zu Slowenien befindet. Wir haben aber nicht vor einzureisen, also bleiben wir auf einem kleinen Platz neben der Grenze stehen. Mit uns sind auch einige andere Hitzeflüchtlinge heraufgefahren, sie haben Faltstühle mit und machen sich in 1.068 Metern Seehöhe einen feinen Nachmittag. Übrigens direkt neben einer Gedenkstätte für die Opfer der Nationalsozialisten, denn hier befand sich eine Außenstelle des KZ Mauthausen. Der Tunnel nach Slowenien wurde von Häftlingen und Zwangsarbeitern händisch in den Fels gehauen, die damaligen Lebensbedingungen der Leute müssen furchtbar gewesen sein. Rascher Themenwechsel. Auch weil es für uns nirgendwo eine Sitzgelegenheit gegeben hat, sind wir schon nach ein paar Minten wieder abgefahren. Zwar fahren wir zuerst wieder der Sommerhitze entgegen, aber nur bis Ferlach. Dieser Ort ist in den letzten Tagen überhaupt der Hitzepol im heißen Kärnten gewesen, 38 Grad sind schon gemessen worden. Darum bleiben wir in Ferlach nicht einmal stehen, sondern fahren weiter in Richtung Schaida-Pass. Da waren wir auch schon einmal, damals haben wir uns gegen eine Überquerung des Passes entschieden – heute werden wir drüberfahren. Der Weg zur Passhöhe ist einfach nur ein Traum, es geht wieder einmal in unzähligen Kurven durch die Landschaft. In einem kleinen Wald, durch den ein Bach floss, kühlte es plötzlich um gut 10 Grad ab, da hat es wohl gerade mal über 20 Grad gehabt. Was für ein lässiges Körpergefühl – so geht Hitzeflucht 😊. Die Passstraße windet sich dann ziemlich steil bergauf, wir sind wieder einmal fast alleine unterwegs und wie wir am Schaida-Pass ankommen, sind wir bis auf einen Radfahrer die einzigen am Rastplatz. Von hier bietet sich ein spektakulärer Blick in die Landschaft und wie jausnen die mitgebrachten Wurstsemmeln, die wir uns vorsorglich noch in Klagenfurt besorgt haben. Die Temperatur ins einfach nur angenehm, wir befinden uns auf 1.069 Metern über dem Meer, also noch um einen ganzen Meter höher als am Loiblpass. Wir zögern unsere Pause lange hinaus, es ist einfach wunderbar hier, aber nach einer halben Stunde lockt uns doch wieder auf die Straße. Wieder geht es spektakulär dahin, eine Kurve folgt auf die andere, bis wir nach gut 20 Kilometern Fahrt in Eisenkappl eintreffen. Ist eh höchste Zeit geworden, denn unser Roller braucht dringend eine Füllung Superbenzin. 
Die kriegt er natürlich, Eisenkappl mag zwar „der Arsch der Welt“ sein, aber auch an den abgelegensten Orten müssen die Leute tanken
😊. Wir orientieren uns danach an den Schildern in Richtung Klagenfurt und weil wir auf einer gut ausgebauten Straße unterwegs sind, kommen wir mit einem 80er, 90er flott voran. Erneut entern wir Ferlach, cruisen durch und über Viktring führt unser weiterer Weg nach Klagenfurt und zurück zum Campingplatz.   
Das WoMo steht schon brav im Schatten und wie erholen uns von der geilen Fahrt, die immerhin 139 Kilometer lang war. Die Hitze am Platz ist echt brutal, aber erstaunlicherweise macht uns das kaum etwas aus. Wir stecken die 37 Grad beinahe locker weg und wir brauchen dazu weder unseren Ventilator, noch unsere Mini-Klimaanlage. Die Dinger behalten wir uns für den Notfall auf, es ist immer gut, noch etwas in der Hinterhand zu haben
😊. Später verstört uns noch eine österreichische Camper-Nachbarin mit ihrer – ähm – Beschränktheit. In radebrechendem Deutsch – „Ähm, heute hier Schatten noch?“ – versucht sie Ilse den Lauf der Sonne zu entlocken. Und als Ilse sagte: „Mit uns können Sie normal reden, wir sind auch Österreicher“, da meinte die Dame: „Oh, ich habe geglaubt das ‚I‘ an Ihrem Fahrzeug steht für Italien.“ Mann, Mann, Mann – schon wieder! Naja, wenigstens hält man uns nicht für Israelis, denn das könnte in Tagen wie diesen möglicherweise zu Problemen führen … Nach Ilses eher mürrischen Aufklärung meinte die Frau zerknirscht „Ach, bin ich dumm“, worauf Ilse mit einem lockeren „Ja, eh“, das Gespräch beendete. Immer wieder unglaublich, wer weiß, wie oft wir schon für Italiener gehalten worden sind. Bei Österreichern ist uns das allerdings noch nie passiert. Vielleicht steht ja das „GM“ auf ihrem Wagen für „geistig minderbemittelt“ 😊. Nach dem sehnsüchtig erwarteten Sonnenuntergang sind wir noch lange im Freien gesessen und haben die schnell kühler werdende Temperatur genossen. Die Stechmücken und anderes Flug-Getier haben wir erfolgreich mit unseren Moskito-Killern abwehren können, fast schon zu erfolgreich. Denn die Killer machten ihrem Namen alle Ehre, Gernot kratzte am nächsten Tag über 100 potenzielle Stechlinge aus den beiden Insektenfallen. Übrigens, das blaue Licht der Geräte hat offenbar zu Diskussionen bei unseren netten Nachbarn von gegenüber geführt, denn der Mann des Paares kam rüber und fragte nach der Farbe des Lichtes: „Meine Frau sagt weiß, ich sage blau.“ Nun ja, die Mücken werden von einem blauen Licht angelockt, dieser kleine Triumph hat den Mann richtig aufjubeln lassen und er hat den Sieg über seine Frau sehr genossen 😊
 
Donnerstag, 26. Juni 2025
Die Frühsommer-Hitze in Kärnten wird heute ihren Höhepunkt erreichen, die Prognose für Klagenfurt lautet auf 38 Grad und mehr. Das packen wir aber, mit Hitze können wir zum Glück gut umgehen. Ganz früh am Morgen wird Gernot von einer lästigen Fliege geweckt, die immer wieder an seinem Rücken vorbeistreift. Um 6 Uhr 30 dann wieder und auch um ca. 8 Uhr wird Gernot erneut von dem Insekt geweckt. Diesmal gelingt es ihm aber, die vermeintliche Fliege zu fangen und wie er das Ding aus dem Fenster schmeißt, erkennt er es eindeutig als Wespe. Zwar nicht die gelb-schwarz gestreifte Variante, sondern eine bräunlich-rote Art. Vielleicht eine Erdwespe? Und dann bemerkt Gernot plötzlich, dass er auf einer ganzen Menge grauer Blättchen liegt, die ausschauen wie getrockneter Lehm – kein Zweifel, das ist genau jenes Material, mit dem Wespen ihre Nester bauen. Das ist ja wohl unglaublich, dass sich das Tier genau den Platz zwischen Gernots Rücken und dem grauen Spannleintuch für den Nestbau ausgesucht hat. Was es nicht alles gibt … Aber wenigstens hat die Wespe nicht zugestochen, als sie von Gernot mit den Fingern angefasst worden ist – so gesehen fängt dieser Tag eh gut an 😊Nach dem Kaffee widmet sich Gernot mal wieder unserem Blog, wir machen natürlich einen Pasch und versuchen, mit so wenig Anstrengungen wie möglich, gut durch diesen heißen Tag zu kommen. Bald einmal beschließen wir, dass wir heute nicht mit der Vespa ausfahren werden, allein schon der Gedanke an den allerorten glühend heißen Asphalt schreckt uns ab. Stattdessen ruhen wir den ganzen Tag über vor uns hin, besprühen uns ab und zu mit kaltem Wasser und gehen uns gleich mehrmals kalt duschen. Rund um unser WoMo finden wir auch in den heißesten Stunden des Nachmittages immer einen Schattenplatz, so lässt es sich schon aushalten. Tatsächlich wird heute eine Tageshöchsttemperatur von 37,9 Grad gemessen, das ist der höchste Wert, der in Klagenfurt je an einem Juni-Tag registriert worden ist. Und wir mittendrin – eh super. Im Ernst, wir sind fast ein bisschen stolz auf uns, weil wir diese Hitze so locker weggesteckt haben, schließlich sind wir 63 und 66 Jahre alt, da kann man diesbezüglich schon mal Probleme kriegen. Wir nicht, aber natürlich meiden wir die direkte Sonne wie der Teufel das Weihwasser und wir achten sehr darauf, ja genug zu trinken. Gegen 19 Uhr sind wir dann ins Restaurant gegangen und haben uns mit je einem Burger wunderbar abfüllen lassen. Apropos Burger – früher haben wir um dieses Fastfood meistens einen großen Bogen gemacht, aber seit Neuestem sind wir den variantenreichen Fleischlaibchen sehr zugetan. Auch heute waren wir wieder mehr als nur zufrieden, Ilses gigantischer „Cheeseburger“ hat perfekt gepasst und in Gernots „Camping-Burger“ waren überhaupt gleich 200 Gramm Fleisch vom Angus-Rind verbaut, dazu Speck und Käse – ein absoluter Traum. Mittlerweile hat es total zugezogen und tiefschwarze Wolken kündigen schwere Gewitter an. Die gehen dann auch nieder, allerdings ziehen die Gewitterzellen links und rechts am Campingplatz vorbei, wir sehen die Blitze, hören den Donner, bleiben aber von jeglichen Wetterunbill verschont. Erst spät in der Nacht regnet es auch in Klagenfurt, das lässt die Temperatur noch einmal um ein paar Grad sinken und der Natur tut das Wasser von oben soundso gut. Morgen fahren wir wieder aus, mit dieser Vorfreude lässt es sich fein einschlafen.
Freitag, 27. Juni 2025
Bedingt durch den nächtlichen Regen, ist es am Morgen angenehm kühl. Wir frühstücken im Freien und nach der Morgentoilette geben wir uns wieder unserem Lieblingsspiel hin. Danach ist eh schon Mittag und wir starten mit unserem Spaßmobil los. Wir werden heute den kompletten Wörthersee umrunden, unser erstes Ziel ist Krumpendorf. Hier wäre das „geheime“ Badeplätzchen von Ilse, allerdings fällt das Schwimmen mangels Badekleidung leider aus. Irgendwas vergisst mal immer 😊. Die Straße von Klagenfurt nach Velden sind wir schon oft gefahren, die Vespa-Days miteingerechnet, sicher schon ein Dutzend Mal. In Pörtschach bleiben wir gar nicht stehen und nach der Ortsdurchfahrt freuen wir uns, dass die Eisenbahn-Unterführung endlich fertig geworden ist, an der ehemaligen Schrankenanlage sind mir mehrmals aufgehalten worden. In Velden angekommen, cruisen wir zuerst im Schritttempo durch den Ort, vor dem mondänen „Schlosshotel am Wörthersee“ stehen standesgemäß Luxusautos der Marke Rolls Royce und Ferrari, Ilse fotografiert von der Vespa aus. Schon fast am Ortsende von Velden machen wir die erste Rast und vertreten uns ein wenig die Beine. Bei diesem Spaziergang findet Ilse eine nette Glückwunschkarte für ihre Schwester Sigrid zum bevorstehenden Geburtstag.
Gernot wundert sich derweil über einen Vespa-Fahrer, der auf seinem weißen Roller den Spruch „My little Harley“ stehen hat. Geh bitte – als Vespisti sollte man schon ein wenig mehr Selbstbewusstsein zeigen, wie kann man eine edle italienische Prinzessin überhaupt mit einem übergewichtigen Amerikaner vergleichen? Da fällt Gernot gleich eine Anekdote ein: Wie er noch bei Facebook war, hat er mal eine Harley-Davidson-Fanpage besucht und den Herren dort einen netten Witz hinterlassen: „Was ist der Unterschied zwischen einer Harley und einem Staubsauger? Antwort: „Die Position des Drecksacks.“ Darauf hat es in 20 Minuten genau 99 feuerrote Hass-Emoji-Gesichter gehagelt, von den ätzenden Kommentaren ganz zu schweigen 😊. Nach dem feinen Break haben wir unsere Wörthersee-Runde fortgesetzt und sind dem Südufer entlang gecruist. Auf dieser Seite gibt es viel weniger Verkehr als am Nordufer – eh klar, denn dort befinden sich ja die ganzen Autobahn-Anschlussstellen. Aber hier können wir in den zahlreichen Kurven immer unser eigenes Tempo fahren, ohne von hinten bedrängt zu werden. Wir durchfahren unter anderem die Orte Maria Wörth und Reifnitz und dass wir schließlich in Richtung Viktring abbiegen, hat zwei Gründe: Erstens hat sich längst ein veritabler Hunger gemeldet und zweitens wussten wir schon vor der Abfahrt, dass wir hier einen Kebap-Laden angreifen werden.
Das Lokal finden wir auf Anhieb, es nennt sich „Kebap-Kitchen“ und wir parken uns direkt davor im Schatten ein. Die „Kebap-Box“ für Ilse und Gernots „Kebap-Teller mit Alles und Reis“ essen wir natürlich im Freien und beide Gerichte schmeckten erwartungsgemäß gut. Wahrscheinlich wird dieses viele Fastfood nicht unbedingt sehr gesund sein, aber manchmal gibt es in unserem Leben halt solche Phasen. Auf dieser Reise haben wir überhaupt noch nie im WoMo gekocht, auf anderen Fahrten tun wir das drei, viermal in der Woche. Wie es ist, so ist es, aber ist das nicht vollkommen wurscht? Solange unsere Körper diesbezüglich nicht „Stopp!“ schreien, werden wir für die schnelle Straßenküche auch weiterhin äußerst empfänglich bleiben. Vom Kebap-Laden in Viktring war es dann nur mehr ein Katzensprung zurück zum Campingplatz, unsere Wörthersee-Runde mit dem Abstecher nach Viktring war immerhin 48 Kilometer lang. Gemütlich vor dem WoMo sitzend, haben wir den schönen Tag zu Ende gehen lassen, heute ist es „nur“ 35 Grad warm geworden – wir schreiben bewusst „warm“, denn „heiß“ hatten wir gestern
😊.
 
Samstag, 28. Juni 2025
Schon unmittelbar nach dem Aufstehen wissen wir, dass wir heute erneut mit der Vespa ausfahren werden – vielleicht zum Magdalensberg oder so. Bald einmal nach dem Frühstück gasen wir los, zuerst rüber nach Krumpendorf. Dort biegen wir nach der Ortsdurchfahrt rechts ab, bis dorthin ist uns jeder Meter des Weges sozusagen altbekannt. Zum Schloss Hallegg finden wir auch problemlos hin, aber kurz nach Wölfnitz gehen wir irgendwie in der Pampa verloren. Wir irren ziellos herum und auch Ilses Fähigkeit der allzeit perfekten Navigation gerät an ihre Grenzen – und darüber hinaus 😊. Lustig war dann eine Situation in einem namenlosen Weiler: Wir kamen an eine Weggabelung ohne Hinweisschilder und mussten uns für eine Richtung entscheiden. Beide Straßen schauten nicht einladend aus und könnten ohne weiters Sackgassen sein. Da kam plötzlich auf einem der Wege ein Auto daher und Gernot meinte: „Wenn wer wo herkommt, dann muss es da auch wo hingehen“ und schon war unser weiterer Weg ausgewählt 😊. Die Straße ist dann immer abenteuerliche geworden, aber irgendwann hatten wir wieder richtigen Asphalt unter den Reifen, also sollten wir uns in der Nähe von Zivilisation befinden. Nach gut und gern 20 Kilometern Irrfahrt landeten wir dann aber beinahe wieder in der Stadt Klagenfurt, reißen im letzten Moment das Steuer herum und sehen endlich ein Hinweisschild nach Maria Saal.
Das kennen wir natürlich, wir sind wieder am richtigen Weg. Ist eh Zeit geworden, denn wir sollten dringend Benzin nachgießen. Bald schon taucht die Kirche von Maria Saal am Horizont auf, wir fahren in den Ort hinein, finden aber nirgendwo eine Tankstelle. Zuerst fragen wir Google gar nicht nach der nächsten Zapfsäule und blatteln folgerichtig in die falsche Richtung. Das grellgebe Tankwarn-Lämpchen leuchtet längst durchgehend und schließlich bitten wir doch Google um die richtige Wegbeschreibung. So finden wir noch rechtzeitig zur nächstgelegenen Tankstelle und können unseren Trip beruhigt fortsetzen. Und wie wir dann an der unglaublich beeindruckenden Burg Hochosterwitz vorbeikommen, beschließen wir spontan, dass wir uns heute eine Besichtigung gönnen werden. Wir fahren bis zu den Parkplätzen hinauf, natürlich werden wir den Lift zur Burg hinauf in Anspruch nehmen. Ehrlich gesagt, hätten wir vorher gewusst, wie teuer diese Fahrt ist, dann wären wir höchstwahrscheinlich nicht raufgefahren. Aber Gernot hat gar nicht auf den Preis geschaut und Ilse hat im Vorbeigehen 18 Euro gelesen. Es hat aber 28 Euro pro Person gekostet, wurscht, trifft ja eh nicht die Ärmsten der Armen. Der Lift zur Burg ist wirklich ein Wahnsinn, die außen an der Felswand angebrachte Panorama-Kabine führt de facto 124 Meter senkrecht in die Höhe – das haben Lifte nun mal so an sich
😊
Gleich 14 Personen dürften gleichzeitig einsteigen, aber weil mit uns zwei außergewöhnlich dicke (pardon: mehrgewichtige) Damen zur Burg hochschwebten, war die Kabine mehr als halbvoll. Zum Glück dauert der Transport nur kurz und wir schauten uns die Anlage näher an. Hochosterwitz ist sehr gut erhalten und es ist faszinierend, durch diese jahrhundertealte Burg zu flanieren. Natürlich steuern wir gezielt das Restaurant an – hier könnte man auch etwas essen. Wir trinken aber nur einen Kaffee und laben uns stattdessen am herrlichen Ausblick, der sich von den Burgzinnen aus bietet. Wir machen uns dann langsam wieder auf den Rückweg und unvermittelt meint Gernot, er würde gerne zu Fuß runtergehen. Ilse ist darob leicht verwirrt, denn Gernot kann sich wegen seiner Arterienkrankheit eigentlich keine derart weiten Strecken zumuten. Aber er bleibt standhaft, immerhin geht es fast nur abwärts und das traut er sich zu. Die große Besonderheit von Hochosterwitz sind die 14 Tore, die es zu durchschreiten gibt. Dabei handelt es sich um Wehranlagen, jedes einzelne Tor ist mit Zugbrücken oder Fallgittern gesichert. So ist es kein Wunder, dass die Burg Hochosterwitz in ihrer jahrhundertelangen Geschichte kein einziges Mal (!!) erobert werden konnte. Und sie wurde bereits im Jahr 860 erstmals urkundlich erwähnt, die 14 Wehrtore wurden um das Jahr 1570 errichtet. Wir bleiben in jedem der 14 Tore stehen und lesen die Beschreibungen. Die Aussicht auf die uns umgebende Landschaft ist wirklich atemberaubend und weil wir ja die Burg völlig umrunden, sehen wir in alle Richtungen. Ilse hat leider die denkbar falschesten Schuhe für einen relativ steilen Schotterweg an und muss andauernd aufpassen, dass sie nicht ausrutscht. Also geht sie, wo immer es möglich ist, im Gras neben dem Weg. Gernot hat hingegen gar keine Probleme, seine Wade spürt er kein einziges Mal. Allerdings war auch er froh, dass wir schließlich und endlich auch das Tor Nummer 1 hinter uns lassen konnten und nach 3.300 Schritten zum Parkplatz zurückgekommen sind. 
Endlich wieder hinsetzen, noch dazu auf den Sattel unserer Vespa. Am Weg zurück zum Campingplatz haben wir uns dann nicht mehr verfahren, eh super, denn auf Irrwegen waren wir heute genug unterwegs
😊. Nach insgesamt 114 Kilometern stellten wir den Roller dann im Schatten unseres Nasenbären ab und haben den lässigen Ausflug erstmal ein bisserl sacken lassen. Mittlerweile sind wir die nachmittägliche Hitze schon so gewohnt, dass uns die 34 Grad nichts ausmachen. Am Abend sind wir dann erneut zur „Sommerliebe“ raufmarschiert und haben unseren Besuch auch diesmal nicht bereut. Ach ja, Gernot hat schon wieder Besuch der offenbar sehr anhänglichen Wespe bekommen und wieder hat sie eine Menge Nestbaumaterial dagelassen. Also die ist echt hartnäckig, wir werden sehr aufpassen müssen, wenn wir übermorgen heimfahren. Nicht dass wir die Wespe versehentlich mitnehmen und sie in unserem Wohnmobil eine neue Kolonie gründet. Ein Alptraum!
Sonntag, 29. Juni 2025
Unsere 131. WoMo Reise neigt sich ihrem Ende zu, wir merken das auch deshalb, weil wir eigentlich zu nichts mehr richtig Lust haben. Mit der Vespa sind wir auf dieser Reise rund 1.000 (!!) Kilometer weit unterwegs gewesen, das sind so viele wie noch nie zuvor. Es werden aber keine mehr dazukommen, wir werden unseren letzten Tag am Platz verbringen. Unsere treue Wespe hat uns wieder besucht und Gernot ist wieder auf Nestbaumaterial aufgewacht. Jetzt reichts dann aber echt langsam. Trotzdem sind wir so tierlieb und töten die Wespe nicht, auch wenn sie weiterhin fröhlich ein und aus fliegt. Wir reinigen dann das Spannleintuch und Ilse deckt Gernots Bett mit seiner Steppdecke ab. Jetzt sollte die lästige Nestbauerin nicht mehr zu ihrem bevorzugten Platz kommen. Denkste! Als Gernot irgendwann nachmittags seine Steppdecke zurückschlug um nachzuschauen, traute er seinen Augen nicht. Aber es war nicht das schon wieder zahlreich vorhandene Baumaterial, was ihn erstaunte, sondern die fünf toten Spinnen, die schön auf einem Haufen lagen. Eine davon war fast so groß wie die Wespe selber, die anderen vier klein und beinahe durchsichtig. Das wird doch nicht eine Art Futtervorrat … Genug spekuliert, jetzt befragten wir ChatGPT. Und schon nach wenigen Sekunden antwortete das kluge Helferlein sinngemäß: „Du hast Besuch von einer Spinnenjäger-Wespe bekommen. Die scheuen die Nähe von Menschen nicht und nisten gern auch hinter Vorhängen oder in Bettkästen. Die wie getrockneter Lehm wirkenden grauen Blättchen sind tatsächlich Nestbaumaterial, damit formt die Spinnenjäger-Wespe röhrenförmige Nester. Die Spinnen waren nicht tot, die Wespe lähmt sie mit ihrem Gift und hinterlässt sie als Futtervorrat für die Larven.“ Ein einziger Blick auf das Bild einer Spinnenjäger-Wespe genügte dann, dass wir beide gleichzeitig ausriefen: „Das ist sie!!“. Übrigens dürfte uns die bis dahin so treue Vespa von ihrer Besuchsliste gestrichen haben, denn sie ward den ganzen Tag über nicht mehr gesehen. Vielleicht war ja mit der Hinterlegung der fünf Spinnen das Programm der Wespe abgespult und die Sache ist für sie erledigt, wer weiß das schon? Trotzdem werden wir vor der morgigen Abfahrt natürlich noch einmal gaaanz genau nachschauen 😊. Wir faulenzen dann gemütlich vor uns hin, machen den einen oder anderen Pasch und trotzen tapfer der Sommerhitze – auch heute ist es wieder 36 Grad heiß geworden. Irgendwann laden wir unsere Vespa auf ihren Träger, ein Unterfangen, das uns heute besonders leicht von der Hand geht. Dafür belohnen wir uns mit einem letzten Besuch im Restaurant – wieder essen wir beide einen Burger – Gernot gönnt sich noch einmal den 200 Gramm Angus-Rind-Wahnsinn namens „Camping-Burger“, Ilse gibt sich mit dem deutlich kleineren „Cheeseburger“ zufrieden. Das war dann auch schon mit dem heutigen Tag, morgen geht es wieder nach Hause. Und das bitteschön ohne Spinnenjäger-Wespe im Gepäck 😊.
Montag, 30. Juni 2025
Wir stehen sehr früh auf, zumindest für unsere Verhältnisse. Die Wespe hat sich heute Nacht und auch in der Früh nicht mehr blicken lassen, wahrscheinlich hat sie ihr Nachwuchs-Ding ja tatsächlich erledigt. In aller Ruhe machen wir dann unser WoMo startklar, gehen noch in aller Ruhe duschen und bei der Abfahrt nehmen wir uns am Verkaufsstand noch zwei resche Croissant mit auf die Reise. Danach tanken wir noch in Klagenfurt unsere Schnecke randvoll, ehe wir uns um 8 Uhr 46 auf die nahe Autobahn verfügen. Gernot hätte sich diese Autobahnauffahrt übrigens für 9 Uhr gewünscht, so schnell können Wünsche manchmal in Erfüllung gehen 😊
Wir werden den Weg über den Felbertauern-Tunnel und den Pass Thurn nehmen also verlassen wir bei Spittal an der Drau die Autobahn. Jetzt liegen viele, viele Kilometer Bundesstraße vor uns, erst in Wörgl geht es wieder auf eine Autobahn. An der Drautal-Schnellstraße legen wir dann bei einem großen SPAR- Markt unsere erste Rast ein und stärken uns mit den Croissants und dem Rest vom Frühstückskaffee. Wir kommen dann nach Lienz, wo schon am Freitag eine große Recyclinganlage in Brand geraten ist. Tausende Bewohner im Lienzer Talkessel müssen schon seit Tagen ihre Fenster geschlossen haben, ein Wahnsinn bei diesen Temperaturen. Und es brennt immer noch, schon von Weitem sehen wir die gigantische Rauchsäule. Kurz überlegen wir, ob wir nicht eine unserer FFP2-Masken aufsetzen sollten, die wir immer noch im WoMo mitführen. Wir verzichten dann aber darauf und schauen halt, dass wir Lienz so schnell wie möglich hinter uns lassen. Das gelingt uns auch und gemütlich rollen wir in sauberer Luft in Richtung Felbertauern. Der Verkehr ist vernachlässigbar, das einzige Hindernis sind wir
😊. Aber auf der meist schnurgeraden Strecke lässt es sich eh leicht überholen. Ohne Pause gehen wir dann den Felbertauern an und kommen sehr locker die Passstraße hinauf, ohne dass das Kühlwasser unserer Schnecke bedrohlich warm wird. Nach der Mautstation wartet dann der lange Felbertauern-Tunnel auf uns und direkt nach der Durchfahrt bleiben wir am großen Parkplatz stehen. Die Pause dauert aber nicht besonders lange, es zieht uns schnell weiter. Jetzt noch runter nach Mittersill und über den Pass Thurn drüber, dann sind wir praktisch eh schon in Kitzbühel. Wir entscheiden uns dann wieder für den Weg durchs Brixental, bleiben auch dort von starkem Verkehr verschont, der Montag ist halt ein recht guter Reisetag. So kommen wir schließlich ohne Probleme nach Wörgl und ab da trennen uns nur noch 63 Autobahn-Kilometer von der heimischen Couch. Dort treffen wir um exakt 14 Uhr 14 ein und damit endet unsere 131. WoMo Reise, auf der wir mit unserer Schnecke 1.257 Kilometer und mit der Vespa sagenhafte 1.014 Kilometer unterwegs waren. Und es war schon wieder eine der lässigsten Reisen überhaupt, es wird uns nicht zu blöd, das als Fazit unter nahezu jede unserer Reisen zu schreiben. Denn wie heißt es so treffend – „Die Wahrheit ist nun mal die Wahrheit“ 😊. Das WoMo darf jetzt erstmal ein wenig ruhen, es wird erst Mitte Juli weitergehen. Die Vespa haben wir allerdings sofort abgeladen, denn die können wir bei dem schönen Sommerwetter gut nutzen. Unsere nächste Fahrt wird nach Haßfurt führen, Gernots Verwandte sind bereits informiert und die ersten Einladungen sind bereits fixiert 😊. Lange darf diese Reise aber nicht dauern, denn Ende Juli steht das Cup-Spiel FC Wacker Innsbruck gegen Rapid statt, wir haben für das blitzartig ausverkaufte Match gerade noch zwei Karten ergattern können. Ach ja, Vereinsmitglieder sind wir vor kurzem auch geworden und Abos für die kommende Saison kaufen wir uns noch. Und wer weiß, vielleicht pilgern wir ja mit dem WoMo zu dem einen oder anderen Auswärtsmatch, in der dritten Liga spielt Wacker eh nur gegen Tiroler, Salzburger und Vorarlberger Mannschaften … 

 

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