vom 5. bis 20. April 2024
Innsbruck-Verona-Lago die Trasimeno-Ceprano-Salerno-Ceprano-Lago di Trasimeno-Innsbruck
2.193km und Vespa 116km
Dass wir mit dem Start unserer 124. WoMo-Reise bis nach den Osterferien
warten würden, wussten wir schon seit Wochen. Wer tut sich schon freiwillig den
Osterreiseverkehr an? Wir nicht. Also haben wir erst im März damit begonnen,
unsere treue Schnecke auf ihre erste große Reise im 2024er Jahr vorzubereiten.
Dazu haben wir einem unserer Mechaniker des Vertrauens einen Besuch abgestattet
und Meister Stefan Klingenschmid presste frische Luft in die Reifen, wir
füllten unseren Frischwassertank auf und es wurde der Ölstand kontrolliert.
Abschließend meinte dann die beste aller Ilsen, Stefan möge sich doch unseren
Motorradträger etwas genauer anschauen. Aus einem reinen Bauchgefühl heraus
hatte Ilse nämlich ein paar Tage zuvor heftig am Träger gerüttelt und entdeckt,
dass es auf der rechten Seite ein deutliches Spiel gibt. Da könnte was nicht
stimmen. Also legte sich Stefan unter unser mobiles Häuschen, kam nach 15
Sekunden wieder hoch und meinte alternativlos: „Also, da könnt ihr ganz sicher
keine Vespa mehr auflegen!“ Na bumm! Der Träger zeigte sich zum Großteil völlig
durchgerostet, warum er nicht einfach zerbröselt ist – nur Buddah kann das
wissen. Also musste eine Lösung her und das sofort. Natürlich sind wir
augenblicklich zu unserem Metallbau-Spezialisten Robert Batkowski gefahren und
der hat sich sofort (!) die Zeit genommen, den Schaden zu untersuchen.
Tatsächlich hat der Motorradträger nur mehr aus einer reinen Laune der Natur
heraus standgehalten, die meisten Befestigungsschrauben waren ebenso
durchgerostet, wie der Metallrahmen selbst. „Das muss alles neu gemacht
werden“, meinte Robert und als wir ihm den Auftrag dazu gegeben haben, murmelte
er, mehr zu sich selber: „Also, gewartet habe ich darauf nicht.“ Aber er sagte
uns zu. Sogleich montierte er den Träger ab, das alleine war schon eine Riesenplagerei,
weil die meisten Schrauben abgeflext werden mussten. Danach fuhren wir mit
unserer Schnecke ohne Popo nach Hause.
Schon am übernächsten Tag brachten wir unser Häuschen dann wieder in seine
Werkstatt und gemeinsam mit seinem Bruder Florian montierte Robert den neu
angefertigten Träger wieder hinten dran. Hat alles wunderbar funktioniert,
Robert Batkowski und seine Firma sind halt unschlagbar, wenn es um individuelle
Lösungen für Probleme mit Metallkonstruktionen geht. Zusätzlich hat uns dann
Robert noch ein paar Zentimeter des Trägers abgeschnitten, sodass wir unseren
Roller nun noch leichter aufladen können. Chapeau, lieber Robert, die knapp
über 1.000 Euro für die Reparatur waren noch dazu ein sehr großzügig
kalkulierter Preis. Heilfroh sind wir abschließend zurück in unsere WoMo-Garage
gefahren, heilfroh deswegen, weil wir unsere Vespa ja jederzeit hätten
verlieren können – die Konsequenzen eines solchen Unglücks wollen wir uns nicht
einmal vorstellen. Glück gehört halt auch dazu.
Und jetzt starten wir los zu unserer 124. WoMo-Reise, Zeit wird’s.
Freitag, 5. April 2024
Nach dem glücklich verlaufenen Desaster mit unserem verrosteten
Motorradträger wäre unser geplanter Reiseantritt fast noch einmal obsolet
geworden – am Mittwoch zwangen Ilse schreckliche Zahnschmerzen auf den
Behandlungsstuhl unserer Dentistin. Leider musste die arme Ilse die
schmerzvolle Tortur einer Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen, unserer
Reise drohte also eine weitere Verzögerung. Aber – schon im Laufe des Donnerstags
besserte sich Ilses Zustand stündlich und am Abend war klar: Wir fahren morgen
los. Sollte der Zahn unterwegs Probleme machen, dann – nun ja, Italien ist
nicht unbedingt ein Dritte-Welt-Land, da kann man ohne weiteres auch einen
Zahnarztbesuch riskieren … Wir sind dann an diesem Freitag sehr zeitig aus dem Bett gekommen, die
Vespa hatten wir schon am Vortag aufgeladen, überhaupt ist unser WoMo
vollkommen bereit für die Reise. Wir mussten nur noch den Pasch-Teller
einpacken und ein paar Lebensmittel aus dem heimischen Kühlschrank in den
WoMo-Kühlschrank transferieren – fertig. Für eine problemlose Fahrt über den
Brenner ist ein Frühstart natürlich ideal, denn bis 5 Uhr früh gilt in
Österreich das Nachtfahrverbot für LKW. Es war also noch stockdunkel draußen,
als wir kurz vor 4 Uhr 30 die Garage verlassen haben. Auf der nahezu
verkehrsfreien Autobahn sind wir natürlich bestens vorangekommen und am großen
LKW-Parkplatz in Nößlach haben wir dann schon eine ganze Horde von LKW gesehen,
die bereits ganz ungeduldig auf das Startsignal um punkt 5:00 Uhr warteten. Wir
sind noch knapp vor der Kolonne durchgekommen, aber nach einem kurzen Break auf
der ersten italienischen Raststätte, hatte uns ein Großteil des Trosses bereits
überholt. Also schnell ein paar dutzend LKW „geschnupft“ und danach gondelten
wir gemütlich dahin. Bei einem weiteren Stopp an einer „Area servizio“ ist
Gernot nur zum Zwecke des Beine-vertretens in den Shop hineingegangen – Zack –
schon freute er sich über den ersten Münzfund dieser Fahrt – ein wunderschönes
1-Euro-Stück, das mitten im Laden am Boden gelegen ist. Da lacht das
Sammlerherz. Wir sind dann in weiterer Folge völlig ohne Stau oder Stress durch
Südtirol und das Trentino durchgecruist und um exakt o9:o4 Uhr (Ilse führt ganz
genau Buch 😊) kamen wir am „Camping
Verona Village“ an. Hier haben wir schon vergangenes Jahr unsere große
Toskana-Reise begonnen und der Platz ist uns in guter Erinnerung geblieben. Die
einzelnen „Straßen“ sind hier nach Figuren aus Opern benannt und standen wir
letztes Jahr in der „Via Guglielmo Tell“, so parken wir uns heute in der „Via
Hansel e Gretel“ ein 😊. Nett. Schnell sind wir eingerichtet und laden die Vespa
ab – dem frühen Aufstehen geschuldet legen wir uns gleich einmal für ein
halbkurzes Nickerchen nieder. Später machen wir den ersten Pasch dieser Reise
und noch später treibt uns der Hunger aus dem Campingplatz hinaus. Gleich in
der Nähe gibt es mehrere Lokale und direkt vor der „Pizzeria Peperoncino“
parken wir unseren roten Flitzer ein. Die Pizzeria hat nicht nur Pizza im
Angebot, also bestellt sich Ilse einen Hot-Dog mit Pommes, Gernot entscheidet
sich für den Kebap-Teller. Der Laden wird von Indern geschupft und sie freuen
sich sehr, als Gernot mit seinen paar Brocken Hindi zu glänzen versucht. Das
Essen war wie erwartet sehr gut und sehr gesättigt sind wir die paar hundert
Meter zu unserem WoMo zurückgefahren. Mit ein paar Kaltgetränken und fröhlichen
Matches am Paschteller haben wir dann unseren ersten Urlaubstag zu Ende gehen
lassen. Obwohl – wie wir immer gerne betonen, ist Campen für uns beide ja
längst kein Urlaub mehr, sondern unser Leben. Auf diesen kleinen Unterschied
bestehen wir auch in Zukunft … 😊.
Samstag, den 5. Apri 2024
Obwohl relativ nahe am Campingplatz eine vielbefahrene Straße vorbeiführt,
haben wir eine störungsfreie und ruhige Nacht verbracht. Die erste heuer im
WoMo 😊. Das ist irgendwie immer
etwas Besonderes, auch deshalb war es heute eine ausgesprochen feine Nacht.
Ilse versorgt uns wie gewohnt mit einem fantastischen Guten-Morgen-Kaffee und
der Start in den neuen Tag ist perfekt. Das Wetter ist relativ schön,
wahrscheinlich liegt auch hier Sahara-Staub in der Luft, denn es ist zwar fast
wolkenlos, aber dennoch trüb. Jetzt wäre das natürlich ein gutes Wetter für
eine Fahrt rüber ins Zentrum nach Verona, trotzdem kommen wir sofort überein,
dass wir uns heuer den Besuch der Stadt sparen werden. Erstens waren wir schon
letztes Jahr dort, zweitens könnten wir von Innsbruck aus jederzeit nach Verona
fahren, wenn wir Lust haben und drittens haben wir heute keine Lust dazu 😊. Also wird feierlich ein
Schlunz-Tag ausgerufen und das am ersten Tag der Reise – eh super 😊. Obwohl – absolut
untätig sind wir dann eh nicht geblieben, denn immerhin ist Gernot mit der
Vespa in den knapp 800 Meter entfernten Migros-Supermarkt gefahren und hat dort
Batterien und Brot gekauft. Ansonsten haben wir an diesem Tag viel Zeit mit
Paschen verbracht, ein sehr ausgiebiges Mittagsschläfchen gemacht und uns
wieder so richtig in unserem Schneckchen eingewohnt. Und zwar derartig
eingewohnt, dass wir weder gestern noch heute den Tisch und die Campingstühle
aufgestellt haben. Wir haben es dann gemütlich Abend werden lassen und
schließlich haben wir bei Dunkelheit die Vespa aufgeladen. Aber wir stehen
unmittelbar unter einer großen Platz-Laterne und es ist de facto taghell. Die
Vespa flutscht heute ganz besonders locker auf ihren Platz, die
Anpassungsarbeiten am Träger haben wunderbar funktioniert, Danke noch einmal an
Robert Batkowski. Morgen geht’s wieder auf die Straße, es liegen über 340
Kilometer vor uns, nahezu alles über Autobahnen. Unser Ziel ist der „Lago di
Trasimeno“, da waren wir schon letztes Jahr und die Gegend gibt noch sehr viel
her. Kurz vor dem Schlafen-gehen ist Gernot dann eingefallen, dass er heute – mehr
oder weniger unabsichtlich – gar nichts gegessen hat. Nicht einmal einen
Schoko-Pudding. Nun ja, vom Fleisch fallen wird er uns ja nicht gleich und ein
Fasttag zwischendurch schadet eh nicht …
Wieder haben wir eine schöne und ruhige Nacht verbracht, kurz nach 8 Uhr
sitzen wir schon beim Kaffee. Danach spulen wir routiniert wie immer unser
Aufbruch-Programm ab und rasch ist alles an seinem Platz verstaut. Ilse lässt
sich heute mal ausnahmsweise bis zur Rezeption fahren, bezahlt dort den Rest
der Rechnung und schon heißt es „Ciao Camping Village Verona“, man sieht sich
ziemlich sicher wieder. Unmittelbar nach dem Campingplatz tanken wir unser
Häuschen voll und kurze Zeit später biegen wir schon auf die Autostrada ein.
Dass heute LKW-Fahrverbot gilt, ist natürlich ein Segen für uns, denn das macht
das Reisen um vieles angenehmer. Dementsprechend cruisen wir locker mit 90, 95
km/h dahin und bleiben bei nahezu jedem Rasthaus kurz stehen 😊. Erstaunlicherweise
trinken wir heute keinen einzigen (!!) Kaffee in einem der Rasthäuser, denn wir
haben noch unseren eigenen vom Frühstück mit dabei. Einmal lassen wir uns doch
tatsächlich von einem McDonalds zur Einkehr verführen, verlassen den Laden aber
ohne Burger-Menü. Das muss man sich nämlich, wie eh überall bei McDonalds
inzwischen, an einem Touchscreen-Bildschirm zuerst selber zusammenstellen,
gerne auch unter Bekanntgabe der persönlichen Daten. Dafür gäbe es dann einen
Rabatt. Uns ist das derart unsympathisch, dass wir da nicht mitmachen. Das ist
nix für uns Boomer. Da haben wir dann lieber im WoMo ein fantastisches
Räucherwürstel vom Tuxerbauern gegessen, mit Senf und Kren, Brot war noch von
gestern übrig – ein herrlicher Snack. McDonalds werden wir auch in Zukunft
höchstens mal bei einem McDrive anfahren, die Restaurants selbst sehen uns
nicht mehr. Aber inzwischen ist unser letzter Besuch eh über zwei Jahre lang
her. Genug jetzt damit 😊. Das Wetter ist übrigens ideal für einen Reisetag, denn
auch heute ist es eher trüb, da knallt uns dann auch nicht die Sonne ins
Führerhaus. Der Verkehr ist auch nahe den großen Städten überschaubar, wir
werden nirgendwo aufgehalten, kaum Baustellen, kein einziger Stau, nix. Passt.
So sind wir dann über eine Stunde schneller am „Lago di Trasimeno“ angekommen als
vorausberechnet, da gibt es aber Schlimmeres. Ilse übernimmt wie immer unsere
Anmeldung und fragt dann gleich die Angestellte, ob denn der Platz 210 frei
wäre. Die nette Dame muss kurz nachfragen – passt. Da sind wir nämlich im
letzten Jahr auch gestanden und wir finden, dass das einer der besten Plätze
hier beim „Camping Badiaccia“ ist. Erste Reihe fußfrei, unverbaubarer Blick auf
den See und nahe am großen Sanitärgebäude. Wunderbar! Schnell haben wir dann
unseren Stellplatz bezogen, zuerst die Vespa abgeladen und dann unsere Schnecke
mit beiden rechten Rädern auf die Auffahrkeile positioniert. Danach noch die
Fensterverkleidungen angebracht, den Strom ins Häuschen gelassen und die
Campingmöbel aufgestellt. Fertig. Bald sind wir dagesessen und haben es uns mit
kalten Drinks und mit Blick auf den See gemütlich gemacht. Bestens angekommen!
Später sind wir dann fein und ausgiebig duschen gegangen, es ist heute ein
schöner und warmer Tag, auch wenn es in Innsbruck noch um zwei Grad wärmer ist.
Aber wir sind keine Neidhammel 😊. Natürlich haben wir
dann einen Pasch gemacht, bevor wir uns ein feines Schläfchen gönnten.
Zum
Seeufer sind wir natürlich auch schon runterspaziert, aber außer ein paar
Fischskeletten und weggeworfenen Flaschen gibt der Strand nicht viel her. Das
Wasser ist sicher noch eiskalt, aber schwimmen würden wir hier ja sowieso nicht
gehen. Eigentlich gibt es am Platz kein richtiges Restaurant, nur eine eher kleine
Bar. Letztes Jahr sind wir dort nie eingekehrt, aber Gernot ist heute mal
hingegangen, um die Lage zu checken. Und siehe da, am Abend hätten sie Burger,
Hot-Dogs oder Piadine im Angebot – na, das ist doch nicht nichts.
Und so sind
wir dann gegen 18 Uhr 30 zur Bar rauf spaziert, haben von der ausgesprochen
netten und freundlichen Kellnerin Cafe Doppio und Campari-Orange serviert
bekommen, sowie zwei durchaus essbare Piadine, mit Schinken und Käse belegt.
Wir haben dann gleich noch einen Doppio und einen Campari-Orange nachgelegt,
insgesamt war der Besuch der Platz-Bar eine runde Sache. Der doppelte Espresso
kostet übrigens auch hier nur 2 Euro, die Kaffeepreise in Italien kann man –
verglichen mit denen von daheim – nur als sensationell bezeichnen. Und vom
Geschmack eines italienischen Espresso brauchen wir gar nicht erst anfangen zu
reden, da gingen einem ja schnell die Superlative aus … Gut gesättigt sind wir dann zum WoMo zurück und haben uns bald einmal
niedergelegt. Da wird es wahrscheinlich noch nicht einmal 21 Uhr gewesen sein –
aber, ist das nicht vollkommen wurscht … 😊?
Unsere erste Nacht hier am Lago di Trasimeno war herrlich ruhig, kein
Wunder, denn mit uns sind gerade mal fünf bis sechs andere Camper am Platz.
Ilse macht uns Kaffee und kurz nach 8 Uhr sitzen wir schon am Frühstückstisch.
Ilse hat gestern im Sanitärhaus einen sehr hübsch bemalten Stein gefunden. Es
hat sich auch eine Facebook-Adresse auf dem Steinchen befunden und die führte
Ilse auf die Seite „Schatzsteine“. Dort „meldete“ sie den Fund und fragte an,
ob sich die Stein-Auslegerin noch am Campingplatz befinden würde. Und
tatsächlich, noch am frühen Vormittag kam eine nette, ältere Dame zu unserem
WoMo und deponierte am Campingtisch zwei sehr nett bemalte Muscheln. Sie
erklärte uns, die Fundstücke sollen den Findern Freude machen und danach wieder
„ausgesetzt“ werden. Nette Idee, wir werden die „Schatzsteine“ spätestens auf
Sizilien aus unserer Obhut in die Freiheit entlassen. Den Vormittag haben wir
relaxet vor unserem WoMo verbracht, nach Mittag ist dann die Vespa zu ihrem
ersten Einsatz hier gekommen. Weil wir heute selber kochen, düsen wir nach
Castiglione del Lago rüber. Dort kennen wir einen großen COOP-Supermarkt, da
kriegen wir alles, was wir brauchen. Es sind sicher über 10 Kilometer dorthin
und wundersamerweise werden wir die ganze Fahrt über nicht einmal überholt.
Schlicht und ergreifend deshalb, weil kein anderes Fahrzeug in unsere Richtung
unterwegs war. Sonst hätten wir mit unserer kleinen Vespa natürlich sofort den
Jagdinstinkt von Fiat Unos und Pandas geweckt 😊. In Castiglione waren
wir schon öfters, also finden wir problemlos zum Supermarkt hin. Wir kaufen
ordentlich ein, aus dem Speck, den Rind/Kalbfleisch Pattys, den Nudeln, der 3er
Packung Panna, dem Olivenöl, dem Parmesan, sowie mit dem riesigen Paprika und
den Schalotten-Zwiebeln können wir uns gleich zweimal ein köstliches Essen
zubereiten. Nach der Kassa freut sich Gernot über ein 10-Cent-Stück und 20
Meter weiter darf sich Ilse nach einer 1-Cent-Münze bücken. Noch dazu genau in
dem Moment, als sie von einem Bettler um Geld angeschnorrt wird. Dabei liegt es
dort doch eh auf der Straße 😊. Mit der
Lebensmittel-Beute im Köfferchen cruisen wir zum Campingplatz zurück und
verräumen gleich mal alles im Kühlschrank. Jetzt werden erstmal die Haxen
ausgestreckt und später geben wir uns dann wieder unserem Lieblingsspiel hin.
Als es dann Essenzeit wird, macht sich Gernot daran, unser x-fach erprobtes
Einser-Menü zuzubereiten. Die Schalotten, die Burger-Pattys und der gelbe
Paprika sind schnell zusammen-gebrutzelt, mit Weißwein abgelöscht und mit
frischen Nudeln serviert. Ein perfektes Camper-Essen.
Später haben wir uns dann
wieder in die platzeigene Bar verfügt und dort einen Dopio bzw. einen
Campari-Orange genossen. Letzterer ist offensichtlich mit dem Saft aus
Blutorangen gemixt worden, wie uns die Farbe des Drinks verraten hat. Heute hat
es sogar ein Schälchen Erdnüsse dazu gegeben, der Preis ist aber derselbe
geblieben 😊. Die schwarze Platzkatze
hat uns auch wieder kläglich angemaunzt, erst heute haben wir gesehen, dass dem
armen Tier der Schwanz fehlt. Wahrscheinlich deshalb das jammervolle Maunzen.
Streicheln lässt sie sich aber nicht, wurscht, sie ist uns eh ein klein wenig
zu räudig. Nach dem feinen Break in der Bar spazieren wir zum See runter und
wundern uns über relativ große Fische, die sich im seichten Wasser offenbar in
den Schlamm eingraben. Auch strecken sie immer wieder ihre Köpfe aus dem Wasser
und so können wir gut sehen, dass die größten Fische gut und gern 35 Zentimeter
lang sind. Was sie mit dem „sich in den Schlamm graben“ beabsichtigen? Wir
wissen es nicht, vielleicht Laichablage oder so … Draußen am See springen immer
wieder mal echt kapitale Brocken aus dem Wasser, hier ließe es sich sicher gut
fischen. Doch wir beobachten, in der untergehenden Abendsonne auf einer Bank
sitzend, lieber die Schwalben, Enten und Krähen, einen einzelnen Schwan und
einen räuberischen Fischreiher sehen wir auch.
Schön ist es hier, einfach nur
wunderschön. Nachdem wir uns nach Einbruch der Dunkelheit in unser Häuschen
zurückgezogen haben, trieben wir uns Dank dem W-Lan des Platzes ein wenig auf
Youtube herum und nacheinander gaben sich Rare Earth, Frank Zappa, Ivan Rebroff
und Heintje samt Donkosaken ein musikalisches Stelldichein. So sitzen wir am
offenen Fenster da, lassen einen schönen Tag zu Ende gehen und erfreuen uns an
den Lichtinstallationen, die an den Sonnenschirmen am Seeufer angebracht sind.
Was für ein lässiges Leben wir doch führen dürfen. Es zieht uns momentan
übrigens überhaupt nicht weiter – im Gegenteil – so wie es derzeit ausschaut,
bleiben wir noch bis Sonntag hier. Wir haben es schließlich nicht eilig und
eines ist auch sicher: Sizilien läuft uns garantiert nicht weg 😊.
Die Nacht war frisch, aber ruhig. In der Früh ist es etwas bedeckt und
ziemlich windig, das wird heute eher nichts werden mit einer Vespa-Tour. Zeitig
genug erinnern wir uns dann an den bevorstehenden Geburtstag unseres lieben
Julius, der am 13. April seinen 10er feiert. Also lassen wir uns zuerst von der
KI eine Geburtstagskarte erstellen („Mach mir bitte eine Glückwunschkarte für
einen 10-jährigen Buben mit vielen, großen Fischen“), alleine die Tatsache,
dass wir zu einem Computerprogramm „bitte“ sagen zeigt, dass 650 Jahre Habsburg
nicht spurlos an einem vorübergehen 😊. Die Karte selbst ist
sehr nett geworden, allerdings gratuliert die KI auf Englisch und sie
gratuliert zum 1. Geburtstag. Als wir sie bitten, den Text auf Deutsch zu
schreiben, bekommen wir Vorschläge in Russisch und vermutlich auf Suaheli.
Wurscht, wir haben die Karte dann halt so abgeschickt, diese Versendungs-App
ist ein echter Hit. Wir haben den restlichen Tag mit viel Paschen verbracht,
sind natürlich runter zum See spaziert und abends haben wir endgültig die
letzten Lebensmittel von daheim ihrer Bestimmung überführt. Morgen wird es
möglicherweise wieder zu etwas mehr Aktivität unsererseits kommen, obwohl – man
weiß es nicht …
Ilse ist ganz verwundert, als ihr Gernot beim Frühstückskaffee
unterbreitet, dass er heute seinen Namenstag hat. Kein Wunder, denn diesen Tag
feiern wir nie, Ilse muss auch erst nachdenken, wann sie eigentlich Namenstag
hat (4. November). Das Wetter ist heute übrigens sehr unbeständig, die
prognostizierte 60-prozentige Regenwahrscheinlichkeit tröpfelt uns schon am
Vormittag immer wieder mal aufs Häuschen. Zum Glück haben wir unser
Lieblingsspiel, da ist Langeweile ausgeschlossen, im Gegenteil – es ist Hochspannung
garantiert. So paschen wir den ganzen Tag über vor uns hin, zwischendurch
öffnet der Himmel so richtig seine Schleusen und schwerer Regen prasselt auf
uns hernieder. Völlig egal. Ilse versendet dann eine weitere Postkarte, diesmal
ist der Anlass kein fröhlicher, es muss leider einer der Töchter von unserem
Schwager Erich kondoliert werden, weil Edith ihre Mutter Annemarie gehen lassen
musste. Gegen Mittag sind wir dann mit unseren Schweizer Nachbarn ins Gespräch
gekommen – Ilse hat dem netten Paar mit seinen ca. 10-jährigen Kindern eine
Packung Manner-Schnitten geschenkt. Fürs leise sein. Denn sie sind in einem
Kastenwagen mit Schiebetür unterwegs und die Kinder und die Erwachsenen sind
sehr darauf bedacht, die Tür möglichst leise ins Schloss fallen zu lassen. Bei
den allermeisten anderen Campern geht so etwas nur mit einem gewaltigen
„Rrrrrummms“ und das gerne auch zehnmal hintereinander. Der Luis vom
Campingplatz Kesselberg hat das einmal so auf den Punkt gebracht: „So ein
VW-Bus hat ja 48 Schiebetüren …“. Jedenfalls freut sich die Schweizer Familie
sehr über die kleine Aufmerksamkeit und wie wir dann auf unseren WoMo-Blog zu
sprechen kommen, haben wir erklärt, dass das „geil“ in unserem Blog-Namen für
unsere Vornamen steht. Da meint der ca. 35-jährige Mann locker: „Ach, daher die
Aufschrift ‚geilaufreisen‘ an Ihrem Camper. Und wir haben uns schon gedacht,
das ist ein ziemlich frecher Name für zwei so alte Leute, wie Sie es sind.“ Na
Bumm – aber natürlich haben wir darüber lachen müssen. Jetzt sind wir halt zum
ersten Mal als „alte Leute“ tituliert worden, aber – sind wir das nicht auch 😊? Zusammen sind wir
schließlich gut und gern 127 Jahre alt, da gelten wir halt echt nimmer als
Jungspunde.
Die Schweizer haben sich dann auf den Heimweg gemacht, aber heute
wollen sie noch in Montepulciano auf eine Weinverkostung einkehren. Bon Voyage!
Im Laufe des Tages hat Ilse dann durch hartnäckiges Recherchieren im Internet
endlich herausgefunden, welcher Vogel hier am Platz dieses eigenartige
Piepsgeräusch von sich gibt. Wir kennen diesen monotonen Ruf schon seit unserem
vorjährigen Aufenthalt in Vieste, ursprünglich haben wir es für ein
elektronisches Warnsignal gehalten. Aber nein, der spezielle Lockruf gehört zur
sehr netten Zwergohreule und seit wir das wissen, stört uns dieses – an sich
eher nervige – Piepsen nicht mehr 😊. Abends hat uns dann die
liebe Ilse eine schmackhafte „Carbonara“ zubereitet und nach dem Spülen des
dabei anfallenden Geschirrs haben wir uns bald einmal in die Waagrechte
begeben. Dem Wetterbericht nach können wir morgen endlich wieder mit der Vespa
ausfahren, wir freuen uns sehr darauf.
Obwohl wir gestern relativ früh zu Bett gegangen sind, kommen wir
tatsächlich erst um exakt 9 Uhr 21 aus den Federn. Na ja, zwei „so alte Leute
wie wir“ brauchen halt ihren Schlaf 😊. Draußen hat es sehr
frische 7 Grad, da möchte man lieber nicht unter freiem Himmel nächtigen. Den
Vormittag verbringen wir mit viel Zeitunglesen, später matchen wir uns noch am
Pasch-Teller. Dann ist es uns warm genug für eine Ausfahrt mit der Vespa, unser
Ziel ist Cortona, das liegt ca. 15 Kilometer entfernt. Wir kommen gut voran und
werden auch kaum einmal überholt. Wahrscheinlich deshalb, weil wir ebenfalls
meistens 50 Prozent schneller als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit unterwegs
sind. Haben wir uns von den Italienern abgeschaut 😊. In Cortona angekommen,
nehmen wir gleich den Weg hinauf nach Cortona Alto und parken uns dort vor der
Kirche „St. Margerita“ ein. Wir besichtigen das eindrucksvolle Gotteshaus und
genießen danach die wunderschöne Aussicht, die uns bis zum Lago di Trasimeno
hinüberblicken lässt. Wir fahren dann noch ein wenig oberhalb von Cortona herum
und landen schließlich bei einem Parkplatz, der zu einer Dependance der
„University of Georgia“ gehört. Dort machen wir eine kurze Rast, ehe wir uns in
die Nähe der Fußgängerzone von Cortona begeben. Diese „Nähe“ schaut so aus,
dass wir keine 20 Meter vor dem Eingangstor zum Stadtzentrum parken 😊. Der Fund einer
5-Cent-Münze belohnt uns dann noch gleich für die richtige Wahl des
Abstellplatzes. Cortona kennen wir bereits, trotzdem schauen wir uns den netten
Ort ein zweites Mal an. Und wir wissen dort von einem Kaffeehaus, wo Ilse
vergangenes Jahr eine der besten „Lasagne al forno“ aller Zeiten gegessen hat.
Natürlich kehren wir dort nach unserer Besichtigungstour ein, und das „Cafe
Signorelli“ hat zum Glück immer noch die „Lasagne“ im Angebot. Und sie schmeckt
Ilse wieder ausgesprochen gut, Gernot hat sich heute mit einem Doppio und einem
„Dolci con Crema“ zufriedengegeben. Ein wunderbarer Snack, wir waren beide sehr
gut gesättigt, als wir zur Vespa zurückspaziert sind. Am Weg zum Campingplatz
sind wir dann noch bei einem großen „Conad“ Markt zugefahren und haben uns dort
mit Salami, Brot, Parmesan, Oliven und Tomaten eine fesche Jause
zusammengekauft. Danach aber nix wie zurück zum WoMo – Beine lang machen,
paschen und später genießen wir das gute Abendessen mit den italienischen
Köstlichkeiten. Schön haben wir es hier am Lago di Trasimeno, direkt schade,
dass wir übermorgen von hier wegfahren. Aber die Reise muss weitergehen und das
ist auch gut so.
Die Tage hier sind wirklich wunderbar und erholsam, in der Nacht ist es
teilweise sogar gespenstisch ruhig, auch wenn wir von Campern mit Hunden
geradezu umzingelt sind. Aber alle Fellnasen verhalten sich brav. Wirklich
alle? Nun ja, dieser Tage hat Gernot ein deutsches Paar kurz anknurren müssen,
weil sie ihre beiden Hunde frei herumlaufen haben lassen (ist auf jedem Campingplatz
verboten!) und sie das Spielzeug der beiden immer auf die Liegewiese geworfen
haben (mit großen Schildern verboten!). Das Gebelle der Hunde war dann
irgendwann doch zu nervig, also hat sich Gernot Ruhe und etwas mehr Rücksicht
erbeten. Und wie reagierte das deutsche Paar? „Nun haben Sie sich mal nicht so
wegen der paar Minuten. Unsere Hunde haben schließlich auch Urlaub.“ So ticken
leider viele Hundebesitzer, dass andere Camper vom lauten Bellen gestört sein
könnten – völlig wurscht. Solche Typen wird es immer geben, der Rest der Hunde
verhält sich aber zum Glück eh, wie schon gesagt, gesittet und brav. Wir werden
heute nicht mit der Vespa ausfahren, die Gegend hier kennen wir eigentlich eh
ziemlich gut und nach Montepulciano ist es uns eine Spur zu weit. Durchgefahren
sind wir dort eh schon einmal. Später ist dann Gernot alleine mit dem Roller
aufgebrochen, um beim „Conad“ Supermarket noch ein paar Kleinigkeiten
einzukaufen, hauptsächlich Brot. Die 20 Kilometer hin und retour waren schnell
abgespult und wir konnten uns wieder ausgiebig unserem Lieblingsspiel widmen.
Am späten Nachmittag haben wir uns an der Platz-Bar ein letztes, gutes
„Piadine“ gegönnt, dazu natürlich Campari-Orange und einen Cafe Doppio. Und
nach Einbruch der Dunkelheit hat uns dann noch ein völlig unerwartetes
Hüngerchen überfallen, mit dem raschen Einsatz von Salami, Parmesan, Oliven,
Tomaten und frischem Brot konnten wir diesen Angriff jedoch erfolgreich
abwehren. Morgen ist unser letzter Tag hier, mal schauen, was er so bringt …
Samstag, 13. April 2024
Bald einmal nach dem Aufstehen und dem Frühstückskaffee haben wir das
Geburtstagskind Julius angerufen. Er hat die KI-Glückwunschkarte schon gestern
bekommen und sich sehr darüber gefreut. Geschenk wird natürlich nachgeliefert. Am
Vormittag frisiert Gernot dann mal wieder ein wenig unseren Blog zurecht, Ilse
holt sich derweil gute Übernachtungstipps von unserem sehr reiseerfahrenen
Schweizer Nachbarn. Die Sonne scheint brav und ohne gnadenlose Hitze brav vom
Himmel, die Insekten brummen, die Eidechsen huschen furchtlos vor uns herum und
die frechen Spatzen fordern teils lautstark nach weiteren Brotkrümeln. Wir
haben es richtig schön hier. Darum fahren wir auch heute nicht mit dem Moped
weg und machen uns lieber einen „Dolce far niente Tag“. Am Nachmittag kredenzen
wir uns selber eine gute Kaffee-Jause mit Marmorkuchen in der Schokoglasur, das
nährt 😊. Darum brauchen wir
später am Abend nur noch eine kleine Mahlzeit aus italienischen Spezereien,
damit wir noch etwas Kraft schöpfen können, bevor wir die Vespa aufladen. Das
wäre dann aber gar nicht notwendig gewesen, denn erneut flutscht unser Moped
fast von selber auf seinen Träger – und das wird sich auch zukünftig nicht mehr
ändern. Morgen geht es weiter, wieder haben wir uns einen Sonntag als Reisetag
ausgewählt. Keine LKW – kein Stress. So mögen wir das.
Sonntag, 14. April 2024
Arrivederci du schöner „Camping Lago di Trasimeno“, aber wir fahren heute
weiter in den Süden. Nach dem Aufstehen und dem Kaffee räumen wir die letzten
Sachen zusammen, aber weil wir uns dazu ziemlich viel Zeit lassen, kommen wir
erst knapp vor 10 Uhr vom Campingpatz weg. Natürlich ist das früh genug, denn
es warten gerade mal 280 Kilometer Fahrt vor uns, 99,5 Prozent davon über die
Autobahn. Ohne LKW ist diese Etappe das reinste Vergnügen, noch dazu verläuft
die Autobahn fast immer dreispurig. Selbstredend bleiben wir immer wieder mal
an einer „Area servizio“ stehen, einmal sogar außerplanmäßig.
Aber es hatte
sich ein Marienkäfer an einem Scheibenwischerblatt verfangen und den galt es
natürlich zu retten. Also beim nächsten Rasthaus zugefahren, das
Marienkäferchen aus seiner Not befreit und weiter ging die lustige Fahrt. An
einer Tankstelle kauften wir uns so eine Art Muffins mit Marillen-Füllung, die
kennen wir schon von früheren Reisen. Jeder einzelne dieser Muffins hat gefühlt
den Energiewert eines Wiener Schnitzels mit Pommes 😊, zwei Stück davon
bringen einen echt gut über den ganzen Tag. Das mussten sie diesmal aber gar
nicht, denn schon kurz nach 14 Uhr erreichten wir unser Tagesziel in Ceprano.
Das ist hier kein richtiger Campingplatz, sondern eher ein Restaurant mit
zahlreichen Stellplätzen, aber für unsere Zwecke – eine Übernachtung auf der
Durchreise – ist er perfekt. Schon bei der Anmeldung zu Mittag sehen wir im
Restaurant einige Katzen, und auch auf dem Schild des Lokals, das sich „Le
Ganze“ (das Mädchen) nennt, ist eine Katze abgebildet. Also kann das unmöglich
ein schlechter Ort sein 😊 und wir reservieren
gleich zwei Plätze fürs Abendessen.
Unmittelbar nach dem Aufsperren des
Restaurants, also um 19 Uhr 30, was typisch italienisch ist, der Deutsche oder
Österreicher hat um diese Uhrzeit sein Abendessen in der Regel bereits verdaut 😊. Wurscht, so ist es nun
mal und wir wissen uns schon die Zeit bis zum Futtern zu vertreiben. Unter
anderem mit ausgiebigem Duschen im Gartenhaus-großen Sanitärgebäude (das aber
wirklich blitzsauber und sehr zweckdienlich ist), natürlich einem Pasch und mit
dem Quatschen mit unseren Nachbarn. Die Camper rechts neben uns hatten heute
übrigens sagenhaftes Glück, denn es ist ihnen der linke Vorderreifen geplatzt.
Nun mag man einen derartigen Schaden nicht unbedingt als sagenhaftes Glück
bezeichnen – außer, wenn wie bei unseren Nachbarn, der Reifen ausgerechnet bei
der Zufahrt zur Mautstelle geplatzt ist. Das ist Karma vom Feinsten, denn bei
einem Reifenplatzer bei 130 km/h könnten beide tot sein. Für etwas Fremdschämen
sorgte dann noch der deutsche Nachbar links von uns und damit meinen wir nicht
seine Frage, ob wir denn zufällig eine Bohrmaschine (?!) mit an Bord hätten.
Denn als ihm Ilse vorschlug, er möge doch im Restaurant nach einem derartigen
Werkzeug fragen, meinte der gute Mann, er könne leider nicht genug Italienisch
dafür. „Aber Sie haben ja ein italienisches Kennzeichen, vielleicht könnten ja
Sie …“ Nicht das erste Mal, dass jemand unser „I“ für Innsbruck mit dem „I“ für
Italien verwechselt hat. Bittschön, wie kommen solche Menschen durch ihr Leben?
😊 Der Mann war an die 60,
ist Camper und kann als Bio-Deutscher italienische und österreichische
Kennzeichen nicht unterscheiden? Na servas … Unter Lachen, Scherzen, Sonnen und
Paschen ist es dann 19 Uhr 28 geworden und wir enterten verheißungsvoll das
Restaurant. Die Preise auf der Speisekarte hätten uns dann sprichwörtlich aus
den Socken gehauen, so wir welche angehabt hätten. Aber wirklich im positiven
Sinn: Spaghetti Bolognese 7 Euro, Spaghetti Carbonara 7 Euro, 3 Stück Schnitzel
in köstlicher Weißweinsauce 9 Euro, Pommes 2,50 Euro, der grüne Salat 2 Euro.
Das Unglaublichste aber war das große Peroni-Bier, also die 0,66 Liter Pulle,
für sagenhafte 2 (!) Euro, in Venedig bezahlst du dafür locker einen 10er,
nahezu überall sonst in Italien mindestens 6,50 Euro. Die große Flasche Peroni
kostet ja sogar im Supermarkt selten unter 2 Euro, im Mini-Market am Lago di
Trasimeno gar 5 Euro – manchmal ist die Preisgestaltung in Italien ein echtes
Mirakel. Das Essen – wir haben uns beide das Naturschnitzel in der
Weißweinsauce kommen lassen, war dann wirklich gut und die Katzen des
Restaurants setzten dem Ganzen noch die Krone auf. Insgesamt zählten wir sieben
Stück, aber das waren sicher noch nicht alle.
Völlig unverschämt streifen sie
um die Beine der Gäste, betteln frech nach Futter und wie das Foto zeigt, sind
sie bei ihren Forderungen nicht gerade zimperlich. Natürlich haben wir beide
brav geliefert, das Schnitzelfleisch nahmen sie uns direkt aus den Fingern, auf
die Pommes waren sie aber nicht ganz so versessen. Irgendwann kam dann einer
der Chefs hier in den Gastraum, schnappte sich einen Stubentiger nach dem
anderen – offenbar Zeit für die Nachtruhe. Insgesamt war das ein wirklich
netter Abend für uns, das „Ristorante Le Ganze“ in Ceprano werden wir in sehr
guter Erinnerung behalten.
Montag, 15. April 2024
Weil das hier ein reiner Übernachtungsplatz ist, findet bereits früh
morgens das große Aufbrechen statt. Wir lassen es wie üblich um einiges ruhiger
angehen und wie wir dann endlich zu unserer Morgentoilette schreiten, da sind
wir schon völlig alleine am Platz. Gernot geht dann rauf ins Restaurant um die
Übernachtung zu bezahlen und bringt dann noch die Chefin hier ziemlich aus der
Fassung. Denn neben den 20 Euro für die Nacht legt er nämlich noch zwei Euro
auf den Tresen. Mit der Rechnung vom gestrigen Abend beweist Gernot der
verdutzen Frau, dass die Bedienung vergessen hatte, die Flasche Peroni-Bier zu
bonieren. Und so etwas stellen wir, wenn wir es denn rechtzeitig bemerken,
immer richtig. Ist erstens gut fürs Karma und zweitens kommt man mit
Ehrlichkeit irgendwie eleganter durchs Leben 😊. Nach der Abfahrt vom Stellpatz sind wir gar nicht sofort in Richtung
Autostrada gedüst, denn in der Nähe zeigt uns Google-Maps einen „Conad“ und wir
bräuchten wieder ein paar Sachen. Weil wir nämlich nicht wissen, ob das
Restaurant unseres nächsten Etappenzieles etwas taugt, kaufen wir für zwei
volle Mahlzeiten ein, dazu noch ein paar Kleinigkeiten. Danach noch schnell
unser Häuschen aufgetankt und schon geht’s der Stadt Salerno entgegen. Das sind
heute keine 200 Kilometer Wegstrecke, ein Freispiel sozusagen. Bald einmal
kommen wir zu den ersten Ausfahrten von Rom, allerdings zieht sich der Weg von
„Roma Nord“ bis „Roma Sud“ über gut und gern 80 Kilometer – was für ein Moloch
und was für ein Glück, dass die Autobahn in weitem Bogen um die
Millionenmetropole herumführt. So kommen wir gut voran, die Autobahn ist fast
immer dreispurig und schließlich fahren wir auch an Neapel vorbei. Plötzlich
sieht Gernot im Rückspiegel Blaulicht auftauchen. Aber irgendetwas passt da
nicht, denn das Polizeiauto ist kaum zu sehen, schaut fast aus wie irgendeine
flache Flunder, ein Supersportwagen also. Was ist denn das, bitte? Erst kurz
bevor uns das Einsatzfahrzeug überholt, erkennen wir, dass gerade der
sagenumwobene Lamborghini Huracan der italienischen Polizia an uns
vorbeirauscht – mit gerade mal 200 km/h. Später recherchiert Ilse im Internet,
dass der Lamborghini vorwiegend zum Organ-Transport eingesetzt wird, weil er
das teilweise schneller und effektiver als ein Hubschrauber bewerkstelligen
kann. Echt ein geiler Anblick, wenn eine derartige Super-Karre in den
Polizeifarben blau-weiß lackiert ist. Den (oder die) 911er Porsche der
deutschen Polizei haben wir übrigens auch schon gesehen, zwar auch geil, aber
halt kein Lamborghini mit über 600 PS 😊.
Sodala, jetzt haben wir es nicht mehr weit und
nach weniger als drei Stunden Fahrtzeit fahren wir beim „Camping Lido di
Salerno“ zu. Gleich bei der Einfahrt werden wir „getrennt“, Ilse wird zur
Anmeldung geführt und Gernot bekommt vom altehrwürdigen Patrone persönlich
unseren Stellplatz zugewiesen. Inklusive genauester Platzanweisung – Grazie
Mille – wir stehen absolut perfekt, auch ohne Auffahrhilfen. Wir stehen ganz in
der Nähe zum Meer, in die allererste Reihe hätten wir aber eh nicht wollen,
dazu ist es uns um eine Spur zu windig und der ständige Sturm soll morgen noch
zunehmen. Für die „Mühen“ der Fahrt und des Einrichtens unseres Aufenthaltes
belohnen wir uns dann gleich mit einem Pasch, später erhöhen wir unsere
Belohnung dann noch um einen Cafe Doppio und einen Campari-Orange im
Restaurant. Essen werden wir heute aber nicht hier. Denn zum einen ist uns das
„Slot-System“ unsympathisch, das wir jetzt schon ein paar Mal auf
Campingplätzen gesehen haben. Also die Unsitte, dass man nur zu einem reservierten
Termin und mit einem vorgegeben Zeitfenster seine Nahrung zu sich nehmen darf –
hier muss man sogar vorher seinen Menüwunsch auf einem Zettel ankreuzen,
inklusive der Getränke. Und zum anderen sind uns hier die Preise um eine Spur
zu ambitioniert bzw. zu selbstbewusst – wir haben uns rasch ausgerechnet, dass
wir wahrscheinlich über 65 Euro für unser Abendessen bezahlt hätten, das ist
uns für einen Campingplatz nicht attraktiv genug. Aber – das kluge Paar baut
vor – und so delektierten wir uns an den Einkäufen vom Vormittag und haben eine
wunderbare Mahlzeit genossen. Später haben wir dann dem Tag beim Zu-Ende-gehen
zugeschaut und noch später matchten wir uns ein weiteres Mal am Paschring.
Morgen fahren wir mit der Vespa nach Salerno hinein, das Stadtzentrum wird
knapp an die 15 Kilometer vom Campingplatz entfernt sein.
Dienstag, 16. April 2024
Zwar windet es ab und zu ganz ordentlich, trotzdem haben wir eine sehr
ruhige und feine Nacht verbracht. Nach dem Kaffee dann eine kleine Überraschung
– „unser“ Waschhaus ist wegen Kanalarbeiten gesperrt, wir müssen in ein anderes
Sanitärgebäude ausweichen. Das ist aber keine 300 Meter weit entfernt, also no Problem.
Und siehe da, hier herüben sprudelt – zumindest an zwei Waschbecken – heißes
Wasser aus den Hähnen, bei „uns“ herüben kommt nur das sprichwörtliche „kühle
Nass“ daher. Überhaupt ist der Campingplatz hier einigermaßen heruntergekommen
– so findet man in keiner Toilettenkabine, an keinem Waschbecken und nicht mal
in den Duschen auch nur einen einzigen Haken zum Aufhängen von Kleidung, dem
Handtuch oder dem Waschbeutel. Alle Haken sind abgebrochen und werden einfach
nicht ersetzt. Bei einem wahrscheinlichen Preis von unter 1 Euro pro Stück wäre
das vermutlich eine zu große finanzielle Einbuße für die Betreiber. Eigentlich
eh wurscht, aber eine gute Werbung für den Platz ist das natürlich nicht.
Toilettenpapier gibt es auch keines, vermutlich, weil das billiger kommt 😊. Damit muss man auf
Campingplätzen allerdings immer wieder mal rechnen, wichtig ist halt, dass man
das vor dem ersten Benützen schon herausfindet. Für unsere Verhältnisse sind
wir heute früh zu einer Vespa-Ausfahrt aufgebrochen, da war es noch nicht
einmal 10 Uhr. Unmittelbar nach Verlassen des Campingplatzes wurden wir bereits
wieder daran erinnert, dass die italienischen Autofahrer fast durch die Bank
geisteskrank sind: Auf dieser Straße herrscht durchgängig eine 50 km/h
Beschränkung und Gernot beschleunigte unsere Vespa gleich einmal auf knapp über
70 km/h, um die komplexbehafteten Vollgas-Idioten nicht unnötig zu provozieren.
Und schon das allererste Auto überholte uns mit gut und gern 120 km/h und wegen
dem dichten Gegenverkehr drängte uns der Wahnsinnige beim Einordnen gnadenlos
völlig rücksichtslos an den rechten Straßenrand, wir hätten schwer verunglücken
oder gar tot sein können. Wie gesagt – das allerallererste Auto! Dabei
riskieren derartige Deppen bei einem solchen Tempo nicht nur ihren
Führerschein, es drohen bei über 100 Prozent Überschreitung der
Höchstgeschwindigkeit 6 Monate Haft und die Beschlagnahme und Verwertung des
Raser-Fahrzeuges. Trotzdem – es ist ihnen alle wurscht, natürlich in erste
Linie deswegen, weil nicht bzw. kaum einmal kontrolliert wird. Und wenn, dann
zahlt sowieso nur der Ausländer – da sind dann bei 70 statt 50 gleich einmal
300 bis 400 Euro weg. Wir sind dann trotz der Vollidioten gesund in Salerno
angekommen und schon bei der Stadteinfahrt haben wir einen riesigen „Conad“
Markt gefunden. Passt, den greifen wir dann gezielt am Rückweg an. Und das
geschah dann rascher als geplant, denn in Salerno sind wir nicht einmal vom
Roller abgestiegen. Doch – kurz nach dem Hafen sind wir einmal kurz
stehengeblieben, nur um uns gegenseitig zu versichern, dass Salerno – für uns –
keine große Besichtigung wert ist. Es ist laut, dreckig und ungepflegt, die
Häuser schauen alle gleich aus und sind meist so um die 60, 80 Jahre alt –
alles typisch süditalienisch. Am Stadtrand stehen ein paar neue Hochhäuser,
deren Wohnungen schauen fast alle unbenutzt aus und dienen offenbar nur als Freizeitwohnsitze.
Wurscht – das gibt es halt manchmal, dass wir mit einem Ort nicht warm werden
und dieses Salerno gehört genau zu solchen Orten. Unsympathisch,
heruntergekommen, gammelig, kann also weg 😊. Wenigstens hat dann der
„Conad“ Laden einiges hergegeben und wir haben groß eingekauft. Zum Beispiel
gleich zwei verschiedene Salami, Zwiebel, Milch, Brot, Oliven, Tomaten und
natürlich wieder frische Nudeln. Wir werden nämlich auch heute nicht am Platz
essen gehen, dafür kocht uns Gernot später unser Einser-Menü. Noch ist es aber
nicht so weit, vorerst fahren wir zu unserem WoMo zurück. Mittlerweile sind
fast alle Plätze rund um uns belegt, unter anderem steht wieder jener
Hymer-Camper aus Bitburg neben uns, den wir schon in Verona und am Lago di
Trasimeno gesehen haben. Netter Zufall. Wir matchen uns ein Spiel aus, während
draußen der Sturm immer mehr zunimmt. Mitten im Spiel meint dann Gernot
plötzlich: „“Ach, lass uns doch gleich die Vespa aufladen, dann ist für den
morgigen Aufbruch bereits die Hauptarbeit erledigt.“ Gesagt – getan, wieder hat
das Auflegen des Rollers wunderbar funktioniert, wegen der Enge der Plätze
mussten wir unser WoMo vorher halt drei, vier Meter zurücksetzen. Doch kaum
saßen wir wieder auf unseren Plätzen zum Paschen – da setzte plötzlich recht
starker Regen ein. Keine fünf Minuten nach dem Festzurren der Vespa-Abdeckplane
– das war wieder mal ein punktgenaues Timing 😊. Relaxet konnten wir
unser Spiel beenden und dann hat sich Gernot an die Zubereitung unseres
WoMo-Pasta-Menüs gemacht – heute mit Faschiertem und Champignons. Hat wie
gewünscht geschmeckt und auch für morgen ist noch eine ordentliche Portion
übriggeblieben. Nach dem Essen hat Gernot die Rechnung für unseren Aufenthalt
bezahlt, Ilse hat derweil das Geschirr abgewaschen. Beinahe heimlich, denn sie
hat dafür das Sanitärhaus mit dem Warmwasser-Waschbecken benutzt. Wurscht, das
Geschirr ist blitzeblank und keiner hats gesehen.
Tja – und jetzt müssen wir
zwangsweise zum dramatischen Höhepunkt dieses Tages kommen, auch wenn wir die
folgende Episode lieber nicht erlebt hätten – vor allem Ilse nicht ☹. Die Guteste wollte
nämlich gegen 22 Uhr noch einen Blick auf das vom heftigen Sturm aufgewühlte
Meer werfen, vielleicht auch ein Foto davon machen. Aber dann ist Ilse in der
Dunkelheit leider über eine Stufe gestolpert, hat mit Nase und Stirn auf einem
Waschbecken aufgeschlagen und sich darüber hinaus böse das untere Schienbein
aufgerissen. Durch den Aufprall ist gleich mal ihre Brille kaputt gegangen und
die arme Ilse hat eine gut 6 Zentimeter lange Platzwunde mitten auf der Stirn
erlitten. Das Blut ist nur so herausgesprudelt und es sprudelte immer noch, als
sie zum WoMo zurücktaumelte. Man kann sich leicht Gernots Schock vorstellen,
als Ilse plötzlich stark blutend in der Tür stand, die Einzelteile der Brille
in der Hand. Trotz ihrer heftigen Verletzung war Ilse erstaunlich gefasst, sie
legte sich nieder und brachte den stetigen Blutfluss schließlich mit einer
Küchenrolle zum Versiegen. Jetzt erst konnte sich Gernot die Wunde genauer
anschauen und obwohl er natürlich kein Arzt ist, wusste er sofort: „Da muss ein
Arzt her, denn das muss genäht werden.“ Also ist er schnell zur Rezeption
hinaufgelaufen und hat sozusagen die Rettungskette in Gang gesetzt. Da war es
exakt 21 Uhr 48. Der Rettungswagen hat sich dann eine knappe Viertelstunde
später mit Blaulicht direkt neben unserem WoMo eingeparkt und nach einem kurzen
Blick auf Ilses Verletzung wurde sofort ihre Einlieferung ins Krankenhaus von
Salerno entschieden. Übrigens, weder der ältere Sanitäter noch seine junge
Kollegin sprachen Englisch und unser Italienisch ist leider sehr endlich. Aber
immerhin war gleich klar, dass Gernot nicht mit Ilse im Krankenwagen mitfahren
durfte. Die Enttäuschung darüber war natürlich riesig, denn jetzt musste er sie
sozusagen alleine ihrem Schicksal überlassen. Zwar hat der überaus hilfsbereite
und nette Juniorchef unseres Campingplatzes Gernot sofort sein Auto angeboten,
aber leider hatte der an diesem Abend schon drei Halbliter-Portionen
Hopfen-Kaltschale intus und da brauchst nicht mehr Autofahren. Also war Ilse
plötzlich weg und Gernot allein zu Haus.
In den folgenden Stunden haben wir oft
miteinander telefoniert und noch viel mehr WhatsApp Nachrichten ausgetauscht,
die arme Ilse musste an diesem Abend und in dieser Nacht einiges durchmachen.
So zum Beispiel das Nähen der Platzwunde mit vier Stichen, selbstredend ohne
Betäubung. Und als es gegen Mitternacht schien, als würde die Entlassung Ilses
unmittelbar bevorstehen, da wurde die Arme noch zum Kopf-Röntgen gebracht, das
dauerte dann noch einmal eine halbe Ewigkeit. Dazu noch der bürokratische
Firlefanz wegen Ausländerin und so – und auch im Krankenhaus gab es de facto
niemanden, der halbwegs Englisch konnte. Verdammte Bildungsmisere – sonst kann
uns das ja wurscht sein, aber wenn nicht einmal ausgebildete Mediziner der
Weltsprache Englisch mächtig sind, dann sagt dann schon sehr viel aus. Bei uns
in Österreich spricht nahezu jeder Teenager fließend Englisch und hier nicht
einmal Ärzte oder andere Dottore. So war die Kommunikation natürlich doppelt
mühsam für Ilse, noch dazu mit ihrem Brummschädel. Aber – Ilse wäre nicht Ilse,
hätte sie nicht auch in dieser Situation das Beste daraus gemacht. Und das
Beste in diesem Fall war das memmenhafte und weinerliche Getue der männlichen,
italienischen Patienten. Denn da war von stolzen Machos plötzlich keine Spur
mehr und auch bei der Diagnose „Verdacht auf kleinflächige Hautabschürfung“
litten die Weicheier theatralisch vor sich hin, als stünden sie unmittelbar vor
multiplen Amputationen. Das zauberte Ilse dann doch immer wieder mal ein
Lächeln ins Gesicht, auch wenn ihr sonst alles weh getan hat. Übrigens – dass
sie beim Nähen ohne Betäubung nicht einmal mit der Wimper gezuckt oder gar
aufgestöhnt hat, wurde vom Personal staunend wahrgenommen und mit einem
„Braves, tapferes Mädchen“ gewürdigt. Schließlich hat das Ungeheuer namens
„Ospidale di San Giovanni“ Ilse irgendwann doch wieder aus seinen Krallen
gelassen und mit dem Taxi (schlanke 48 Euro für 8,75 km) ist sie zum
Campingplatz zurückchauffiert worden. Kurz zuvor hat sie den Juniorchef des
Platzes von ihrer Ankunft informiert, damit er das Tor öffnen möge. Zu diesem
Zweck hat er noch im Rettungswagen seine Handynummer gegeben und gemeint, es
ist egal, wann sie anruft, er wird sich melden. Und so war es dann auch, Gernot
konnte Ilse am Eingangstor des Campingplatzes endlich wieder in seine Arme
schließen – da war es beinahe schon 2 Uhr 30!! Jetzt wollen wir das ganze
wirklich nicht banalisieren, aber natürlich hätte dieser Sturz auch noch ganz
andere Folgen haben können – die zerbrochene Brille hätte großen Schaden
anrichten können und Ilse hätte sich auch ohne Weiteres alle Zähne am
Waschbecken ausschlagen können. So gesehen ist sie mit einer Narbe an der Stirn
und einem aufgeschrammten Schienbein noch halbwegs glücklich davongekommen.
Aber – wie heißt es so schön in Friedrich Torbergs ‚Tante Jolesch‘? „Gotte
möchte mich bewahren von allem, was noch ein Glück ist.“ 😊. Und immerhin hat Ilse
jetzt gegen Gernot sechs Zentimeter an Narben aufgeholt – aber dessen 70
Zentimeter Narbe am rechten Bein und die 25 Zentimeter Narbe auf der Brust
bleiben hoffentlich sowieso für immer und ewig unerreichbar.
Durch das späte Schlafengehen, sind wir natürlich auch erst spät aus den
Betten gekommen. Ilse geht es den Umständen entsprechend gut, die Schmerzen
halten sich in Grenzen, auch wenn sie jetzt erst bemerkt hat, dass sie sich
auch beide Handflächen bzw. die Daumenballen schwer geprellt hat. Nach dem
Kaffee hat Ilse unseren Hausarzt über den Unfall informiert, was denn alles zu
beachten sei, welche Medikamente sie nehmen sollte und vor allem, wie das mit
dem Entfernen der Nähte abläuft. Diesbezüglich wissen wir nämlich gar nix. Nun,
die Nähte bleiben erstmal 10 Tage drin, dann sollte das ein Arzt entfernen,
aber unser (heute ausnahmsweise) Ersatz-Arzt meinte, das könnten wir mit einer
Nagelschere auch selber machen. Und er fügte noch an: „Außer es fängt an zu
stinken, dann müsst ihr schnell zu einem Arzt.“ Na eh super. Ebenfalls noch am
Vormittag informierte Ilse den ÖAMTC wegen der anfallenden Kosten für den
Unfall, denn im Krankenhaus wurde keine Rechnung gestellt und das Finanzielle
überhaupt nicht angesprochen. Im Prinzip sind uns die paar hundert Euro sowieso
wurscht, aber durch unseren Schutzbrief kostet uns die Sache eh nichts. Unserem
Arzt hat Ilse dann noch die Unterlagen aus dem Krankenhaus gemailt und nach
Durchsicht meinte er, das auch von der Klinik empfohlene Antibiotika Augmentin
sollte sie schon nehmen. Also ist Gernot zur Rezeption vorgegangen, um die
Möglichkeiten zu checken, wie man schnell zu diesem Augmentin kommt. Und
manchmal geht so was ganz schnell, denn die Chefin ging zu einem Schrank,
suchte ein bisschen herum und drückte Gernot schließlich eine Packung Augmentin
in die Hand. Wow, das ist immerhin ein verschreibungspflichtiges Medikament,
zumindest in Österreich. Sehr fein, aber weil die Packung angebraucht war, rief
die Chefin gleich ihren Sohn an (den hilfsbereiten jungen Mann von gestern),
der in Salerno unterwegs war. Er solle doch bitte in der Pharmacia eine Packung
Augmentin besorgen – Danke. Total netter Service, das vergessen wir den
Betreibern vom „Camping Lido di Salerno“ ganz sicher nicht. So ist Ilse gleich
am ersten Tag zu ihren Antibiotika gekommen. Gut, die „Stärke“ der Tablette war
nicht wie verschrieben 500 mg, sondern 875 mg. Also haben wir sie kurzerhand in
der Mitte auseinandergebrochen, dann passt das schon 😉. Wir haben dann einen
Pasch gemacht und wie wir mit der Partie fertig waren, meinte Ilse
unvermittelt: „Eigentlich möchte ich am liebsten Heimfahren.“ Und
augenblicklich haben wir begonnen, diese Heimfahrt zu planen. Für Gernot war
sofort klar, dass es für Ilse natürlich das Beste ist, sich daheim auszukurieren.
Jetzt hat die völlige Genesung Ilses den Vorrang, zur Platzwunde auf der Stirn
kommt ja noch die ausstehende Beendigung der Wurzelbehandlung eines ihrer Zähne
dazu. Da hätte es durchaus auch zu einem Arztbesuch kommen können,
wahrscheinlich irgendwo in Sizilien. Und von italienischen Kliniken, Arztpraxen
und so weiter ist Ilse – nun ja, nicht gerade traumatisiert, aber ernüchtert.
Man darf nicht vergessen, dass sie gestern in Salerno mitten im Wartezimmer vor
allen anderen (!) Patienten genäht worden ist. Das sind schon andere Standards,
als wir sie in Österreich gewohnt sind. Dazu kommt natürlich, dass wir uns hier
mit keinem Arzt verständigen können und mit dem Handy und dem Übersetzungs-Tool
ist das sehr mühsam. Und niemand hat die Zeit dafür, zumindest ist das Ilses
Erfahrung mit dem Spital in Salerno. Also war zwischen uns überhaupt keine
Diskussion notwendig, wir drücken den Reset-Knopf, brechen unsere Italien-Reise
hier und jetzt ab und fahren zurück nach Innsbruck. Und das möglichst subito, also
sofort. Natürlich reden wir uns die ungeplante Rückkehr sofort schön, so sind
wir halt gestrickt. Wir zählen uns auf, was wir in Innsbruck alles zu erledigen
haben – da steht dringend Ilses Wurzelbehandlung an, unser Hausarzt wird ihr
(auf Tirolerisch!!! 😊) die Nähte aus der Stirn ziehen, da wären die
TÜV-Überprüfungen aller drei Fahrzeuge, da wäre der 60. Geburtstag unserer
lieben Evi, da wäre die Innsbrucker Bürgermeister-Stichwahl usw. Zudem ist es
ja eh kein Abbruch einer Reise, sondern höchstens ein Unterbruch. Denn
selbstredend fahren wir, kaum sind die anstehenden Dinge erledigt, sofort
wieder mit unserem WoMo weg, Pläne dafür haben wir allerdings noch nicht. Dazu
kam das alles viel zu plötzlich. Jedenfalls ist Ilse sehr beruhigt, dass sie
nicht noch einmal in irgendeine italienische Klinik muss, warum auch, wenn es
locker anders geht? Dieses anders schaut jetzt so aus, dass wir zügig die knapp
1.100 Kilometer nach Innsbruck fahren werden und dabei auf denselben
Campingplätzen übernachten, wie bei der Herfahrt. Also Ceprano, Lago di
Trasimeno und Verona. Wir gehen dann gleich zur Rezeption rauf, bezahlen
unseren zusätzlichen Tag und nach einer kleinen Jause legen wir uns bald einmal
nieder. Draußen geht immer noch ein sehr starker Sturm, ab und zu regnet es
auch heftig. Kann uns wurscht sein und plötzlich haben wir auch kein Interesse
mehr, wie sich das Wetter in Süditalien entwickeln wird 😊. Dafür schauen wir immer
wieder mal besorgt in Richtung Norden, denn in Innsbruck hat es bis ins Tal
herunter geschneit. Und wir müssen mit unserer Schnecke und mit Sommerreifen
über den Brenner – aber das wird schon passen …
Der erste Teil der Heimfahrt wird uns nach Ceprano bringen, das ist die
kürzeste der drei Etappen, kaum 190 Kilometer. Nach dem Kaffee wird das WoMo in
den Fahrbetrieb überführt und um 9 Uhr 45 machen wir uns auf den Weg. Schnell
sind wir auf der Autobahn und im mäßigen Verkehr schwimmen wir gemütlich mit.
Bei der ersten Raststätte gehen wir gar nicht in den Shop, denn es sind vor
kurzem 10 (!) Reisebusse mit Jugendlichen angekommen, da reden wir von gut 500
Personen. Da will man sich nicht unnötig untermischen und wir verschieben
unsere Espressi halt auf die nächste „Area servizio“. Aber viele Pausen
brauchen wir heute ohnehin nicht und um exakt 12 Uhr 36 parken wir uns am
Stellplatz „Le Ganze“ ein. Hier wird in einem der ganz, ganz wenigen
Restaurants Italiens auch zu Mittag gekocht und wir nehmen, kaum haben wir
unser WoMo abgestellt und an den Strom angeschlossen, in der Gaststube Platz.
Ilse gönnt sich ein großes, paniertes „Fried Chicken“ mit Pommes, Gernot
einverleibt sich die „Pasta Carbonara“ – beide Gerichte gut, üppig und
sensationell günstig. Auch dem Peroni-Bier kann Gernot erneut nicht
widerstehen, auch wenn es gerade mal 13 Uhr ist. Muss er auch nicht, denn wir
überführen uns nach dem Essen soundso augenblicklich in einen feinen
Mittagsschlaf. Später machen wir dann einen Pasch und noch etwas später
schreiten wir erneut zu Tisch im Restaurant, wir haben uns schon mittags einen
Tisch dafür reserviert. Gerade als wir kommen, werden die Katzen einzeln aus
der Gaststube getragen, wahrscheinlich, weil zu viel los ist. Aber – ein
Stubentiger übersteht die Deportation, denn der hat es sich in einem Hochstuhl
für Kinder bequem gemacht und ist übersehen worden. Sehr süß anzusehen, wie die
Katze plötzlich aufwacht und ganz verwundert registriert, dass alle anderen
Fellnasen weg sind. Ilse hat für heute schon genug gegessen und gibt sich mit
einem Campari-Orange zufrieden, aber Gernot lässt sich schon noch eine kleine
Mahlzeit bringen, wenigstens zwei schöne Stücke „Grilled Chicken“ dürfen es
schon sein. Dazu Pommes und wieder das große Peroni-Bier, passt. Dafür zahlen
wir schließlich, inklusive je 1 Euro Coperto, schlanke 14 Euro, das geht 😊. Morgen geht’s dann
wieder ein Stück mehr der Heimat entgegen, es steht die Fahrt an den Lago di
Trasimeno an. Hätten wir uns auch nicht gedacht, dass wir uns so schnell
wiedersehen.
Freitag, 19. April 2024
Die Nacht war grenzwertig kalt, auch Gernot musste seine Kuscheldecke zum
Einsatz bringen. Aber Dank unseres treuen Strom-Ofens haben wir schon 20
Minuten nach dem Aufstehen eine derart feine Temperatur herinnen, dass wir im
T-Shirt Kaffee trinken können. Schnell sind dann die letzten Sachen
zusammengeräumt, Gernot geht noch die 20 Euro Rechnung für die Übernachtung
bezahlen und weg sind wir. Das wird heute eine knapp 300 Kilometer lange Fahrt
bis zum Lago di Trasimeno und wie wir in Ceprano losfahren, zeigt sich das
Wetter jederzeit regnerisch. Wäre eh nicht ganz so schlecht, denn die Scheiben
unseres Wohnmobils sind durch den Sturm in Salerno derartig mit Sand bedeckt,
als hätten wir hinter einer Wanderdüne gecampt 😊. Ilse ist zwar schon mit
der Sprühflasche drangegangen, aber genützt hat das kaum etwas. Da kann nur
Starkregen helfen, aber der setzt (eh zum Glück) nicht ein. Der Verkehr ist
wieder angenehm mäßig, es sind auch weit weniger LKW unterwegs, als wir an
einem Freitag erwartet hätten. Der heftige Wetterumsturz macht sich natürlich
auch optisch bemerkbar, auf den Bergspitzen der Abruzzen, die wir am Horizont
sehen, liegt eine dicke, weiße Schneedecke. Übrigens – auch in Innsbruck hat es
wieder geschneit, wir werden genau beobachten, wann und ob überhaupt wir
übermorgen über den Brenner fahren. Das Wetter wird dann zusehends besser, bei unseren Stopps an den
Raststätten stehen wir schon fein in der Sonne. Wie wir dann gegen 14 Uhr beim
„Camping Badiaccia“ am Lago di Trasimeno ankommen, ist es zwar sonnig, aber die
Wärme hat sich dramatisch verzogen, wir messen keine 15 Grad. Das Einchecken
verläuft kurz und schmerzlos, wir drängen uns wegen der einen Nacht nicht in
die erste Reihe, Ilse wählt uns einen Platz, der halt in der Nähe des
Waschhauses liegt – noch näher als unser „Stammplatz“ hier.
Wir richten uns ein
und gehen dann gleich mal rauf in die Bar, mal schauen, ab wann die uns ein
Piadine machen können. Die nette Angestellte toastet uns dann sofort zwei gute
Schinken-Käse-Fladen zusammen, sogar mit zwei unterschiedlichen Sorten Schinken
– Ilse Crudo, Gernot Prosciutto. Dazu wie üblich einen Campari-Orange, bzw.
einen perfekten Doppio – das ist mittlerweile echt unsere Trasimeno-Kombi 😊. Nach einem feinen Nachmittagsschläfchen vertreiben wir uns die Zeit mit
unserem Lieblingsspiel, gehen dann noch ausgiebig duschen, ehe wir uns relativ
früh hinlegen. Morgen geht es auf die vorletzte Etappe, sie wird mit ihren 350
Kilometer die längste dieser Heimreise sein. Aber das schreckt uns natürlich
nicht, schließlich liegt der Rekord bei unseren Tagesetappen bei über 1.000
Kilometern, als wir damals von der „Zappanale“ in Meck.-Pomm in einem Zug nach
Innsbruck gefahren sind. Allerdings waren wir da gut 15 Jahre jünger … 😊.
Wir sind wieder relativ früh aus den Betten gekommen und der gute Kaffee
macht uns gleich so richtig munter. Schnell ist dann das WoMo abfahrbereit
eingeräumt, Gernot geht noch rasch die vorbestellten Brötchen holen und schon
sind wir aus dem Campingplatz draußen. Da war es erst 9 Uhr 15. Ein paar
hundert Meter neben dem Platz tanken wir unsere Schnecke randvoll, dann geht’s
zuerst 15 Kilometer auf die Zubringer-Autobahn, die uns zur mautpflichtigen
Autostrada bringt. Kaum sind wir auf der Autobahn unterwegs, wundern wir uns,
wo denn die LKW sind. Heute ist ja kein Fahrverbot. Trotzdem sind
Sattelschlepper und Hängerzüge nur sehr vereinzelt unterwegs und das auf einer
teilweise vierspurigen Straße. Super! So kommen wir natürlich weit entspannter
voran, als wenn sich neben, hinter und vor uns die Elefanten-Duelle der
Brummifahrer abspielten. Immer wieder fahren wir bei einem Rasthaus zu, gönnen
uns den einen oder anderen Doppio, meistens vertreten wir uns aber nur kurz die
Beine. Nach etwa vier Stunden völlig relaxter Fahrt und etwa 50 Kilometer vor
unserem Tagesziel Verona, meint Ilse dann unvermittelt: „Wollen wir nicht
gleich bis Innsbruck durchfahren?“ Gernot musste kurz überlegen, denn bis vor
wenigen Sekunden war er noch davon ausgegangen, dass wir uns kurz vor dem Ziel
befanden – wenn wir bis Innsbruck fahren, dann hätten wir bis jetzt noch nicht
einmal die Hälfte der Gesamtstrecke absolviert. Diese Gesamtstrecke würde
nämlich ein Stück über 600 Kilometer liegen. Lange musste Gernot dann aber
nicht überlegen, denn erstens traute er sich die Zusatzkilometer locker zu und
zweitens, der Magnetismus der heimischen Couch wirkte bereits 😊. Also fiel die
Entscheidung leicht und beim nächsten Rasthaus legten wir eine längere Pause
ein, bei der wir uns mit Käse, Salami und Brot für die Weiterfahrt stärkten.
Kurz nach Verona zuckten dann plötzlich Blitze aus den immer dunkler werdenden
Wolken und ein ordentliches Gewitter baute sich vor unseren Augen auf. Links
und rechts von uns waren zwei Fronten auszumachen, wir glühten mit einem 100er
mittendurch. Und das buchstäblich, denn die Zelle von links kam immer schneller
auf uns zu, der „Vorwind“ war schon heftig zu spüren und auch erste, dicke
Regentropfen hämmerten auf unser Häuschen. Wir beschleunigten dann sogar auf
110 km/h, ein Tempo, dass wir sonst höchstens dann fahren, wenn wir eine Horde
von LKW überholen. Aber das schnelle Fahren hat uns dann tatsächlich aus dieser
Gefahrenzone herausgebracht, denn es hätte ja durchaus auch zu Hagel kommen
können.
So sind wir dem Wetterunbill einfach davongefahren, so was klappt auch
nicht immer. Was uns heute wirklich überrascht, ist die geringe Zahl der LKW. Wie wir
auf die Brennerautobahn kommen, sehen wir manchmal eine halbe Stunde lang
keinen einzigen Laster, überhaupt herrscht sehr wenig Verkehr. Da haben wir
einen idealen Reisetag erwischt, denn heute findet auch kein, wie immer
gearteter, Rückreiseverkehr statt. So haben wir Kilometer um Kilometer
abgespult, sind den ganzen Tag über kein einziges Mal irgendwo aufgehalten
worden und haben ziemlich jedes Rasthaus im Trentino und in Südtirol
heimgesucht. Dadurch ist es übrigens zu einer kuriosen Situation gekommen: Im
gesamten Verlauf der Brennerautobahn gilt ja ein Überholverbot für LKW über 7,5
Tonnen. Und die Brummifahrer haben gelernt, dass man sich besser an dieses
Verbot hält. Zwar fahren die meisten LKW eh knapp 100 km/h schnell, aber wenn
sich einer an den erlaubten 80er hält oder nicht schneller fahren kann, dann
kommen bald einmal ein paar LKW zusammen, die dann in einem Pulk unterwegs
sind. Und so eine Rotte, bestehend aus fünf Sattelschleppern haben wir von Affi
bis zum Brenner gleich vier- oder fünfmal überholt 😊. Die werden das auch
bemerkt haben, denn mit unserer Vespa hintendrauf sind wir nicht gerade
unauffällig. Jedenfalls sind wir ziemlich zugleich mit dem 5er-Pack bei der
Mautstelle in Sterzing angekommen, auf der Steigung zum Brenner rauf haben sie
dann aber nicht mithalten können. Heute sind wir übrigens nicht durchgehend im
5. Gang zum Brennerpass gekommen, denn ein einzelner, heftiger Windstoß hat
unser Häuschen auf einer Brücke von über 80 auf unter 70 km/h abgebremst, also
mussten wir auf den vierten Gang herunterschalten. Wurscht natürlich, es waren
eh keine fünf Kilometer mehr bis zum Grenzübergang. Der Rest nach Innsbruck ist
dann ein Freispiel für unser WoMo gewesen und nach genau 614 Kilometern Fahrt
haben wir es in seiner Garage abgestellt. Da war es 18 Uhr, also sind wir nicht
ganz neun Stunden lang unterwegs gewesen. Und es hat alles super gepasst, auch
körperlich haben wir „alten Leute“ das ganz normal weggesteckt.
So endet also unsere 124. WoMo Reise, die letztlich ganz anders verlaufen
ist, als geplant war. Aber, und das haben wir als Camper bald einmal begriffen
– Pläne sind nur so lange Pläne, bis es andere Pläne gibt. Wir sehen unsere
124. WoMo Reise jedenfalls keinesfalls als ein gescheitertes Unternehmen an,
dafür sind wir einfach zu situationselastisch 😊. Es hat halt diesmal
nicht sein sollen und Sizilien kommt jetzt halt auf die Liste der möglichen
Herbst-Reisen.
Aber jetzt ist erstmal Ilse-Reparatur-Zeit, danach kümmern wir uns um die
TÜVs und unsere sonstigen Termine. Und lange wird es dann sicher nicht dauern,
bis wir wieder auf Reisen gehen. Immerhin räumen wir unsere Kleidung gar nicht
aus, auch sonst bleibt unsere Schnecke jederzeit abfahrbereit.
Kleiner Nachtrag:
Wir schreiben Mitte Mai und sind
immer noch nicht zu einer weiteren WoMo-Reise aufgebrochen. Das liegt aber in
erster Linie am Wetter, denn ein unerwartetes Tief hat fast ganz Europa im
Griff. Zwar haben wir in allen erdenklichen Windrichtungen taugliches Wetter
gesucht, aber es regnet in Norditalien, der Schweiz, in Holland und in
Deutschland – die Temperaturen liegen überall weit unter 20 Grad. Das wird sich
zwar eh bald wieder ändern, aber zurzeit geht’s halt einfach nicht. Unsere
Pflichtaufgaben haben wir mittlerweile erledigt, unser WoMo war schon beim TÜV.
Mit recht gutem Ergebnis, allerdings muss wieder einmal eine mürb gewordene
Achsmanschette erneuert werden und es ist auch die Zeit gekommen, dass wir den
Zahnriemen neu machen lassen müssen. Dafür haben wir Mitte Juni einen Termin
bekommen, ein paar Tage vorher wird die Vespa zum TÜV gefahren. Das
Allerwichtigste aber – Ilse ist wieder vollständig hergestellt. Die
Wurzelbehandlung eines ihrer Zähne ist erfolgreich abgeschlossen und auch die
Nähte sind ihr aus der Stirn gezogen worden. Alles ist bestens verheilt, die
Narbe wird bald nur mehr zu erahnen sein. Übrigens – und da haben wir wirklich
lachen müssen – ist Ilses Wunde nur mit drei Stichen genäht worden, der Arzt in
Salerno hat von vier Nähten gesprochen. Das erinnerte uns dann schon sehr stark
an eine Spottbezeichnung, die sich die Tiroler, speziell die Innsbrucker, für
unsere italienischen Nachbarn ausgedacht haben. Das lautet nämlich
„Tschinggeler“. Das Wort leitet sich vom italienischen Wort für die Zahl fünf
ab, also „cinque“. Und damit soll spöttisch gesagt werden, dass die Italiener
nicht bis fünf zählen können. Nun, dieses eigentlich blöde Vorurteil hat der
Arzt in Salerno mit seinen angeblich vier Stichen vollinhaltlich bestätigt 😊. Allzu lange werden wir jetzt nicht mehr daheim herumsitzen, bis zu unserem
WoMo-Reparaturtermin dauert es noch gute drei, vier Wochen, also brechen wir am
kommenden Dienstag zu unserer 125. WoMo-Reise auf. Sie wird uns – Stand heute –
nach Berlin führen, Ilse ist schon dabei, geeignete Campingplätze auszusuchen.
Die Vorfreude ist bereits groß und sie wird mit jedem Tag größer. Und nach
dieser Reise wartet die Fußball-Europameisterschaft auf uns, die schauen wir
uns dann daheim am Großbildfernseher an.
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