Mittwoch, 15. September 2021

108. WoMo-Fahrt "Nach Mondsee und nach Wien"

vom 2. September bis 14. September 2021
Innsbruck-Mondsee-Wien-Mondsee-Innsbruck -  1149 km 

Donnerstag, 2. September 2021
Bevor wir losfahren, noch ein paar Worte zu unserer verwundeten Vespa. Wir haben ja scherzhalber angekündigt, dass die Reparatur unseres roten Flitzers mehr als ein paar Euro-Münzen kosten wird. Gleich nach unserer Rückkehr aus Altaussee sind wir zum Vespa-Schrauber Mike zu den Viaduktbögen runtergefahren, wegen einer ersten Schadensaufnahme. Mike hat unsere Vespa dann gleich zur benachbarten Firma Faccinelli rübergeschoben, mit der er bei Karosserieschäden und Lackierungen zusammenarbeitet. Ilse kennt Alexander Faccinelli schon seit Jahrzehnten, ein netter Zufall. Also, Alexander schaut sich die Vespa an, greift einmal unter das eingebeulte Blech und mit einem lauten „Blogg!!“ wird aus der hässlichen Delle fast wieder das schöne Hinterteil unseres Rollers. Fast, ein bisschen wird man nacharbeiten müssen und auch der Lackstift wird zum Einsatz kommen. Wir machen gleich einen Termin dafür aus und bezahlen für die schnelle Behelfsreparatur - gar nichts! Wir haben vor Freude sogar vergessen, ein Trinkgeld zu geben. Wurscht, das holen wir nach. Jedenfalls ist unser rotes Pferdchen wieder halbwegs öffentlichkeitstauglich und jetzt starten wir mit ihm gemeinsam in unsere 108. WoMo Reise. Hauptziel dieser Fahrt ist Wien, wir besuchen unsere liebe Freundin Elle, die heuer - unglaublich, aber wahr - ihren 70. Geburtstag gefeiert hat. Weil wir keinerlei Stress mehr haben, werden wir uns die knapp über 600 Kilometer nach Wien (via Bischofshofen) nicht in einem Stück antun, sondern in Mondsee einen Tag Pause einlegen. Ilse hat uns schon einen Campingplatz ausgesucht, es werden knapp 300 Kilometer bis dorthin sein.   
Wir starten wieder sehr früh in Innsbruck los, diesmal sind wir um 5:08 Uhr aus der WoMo Garage abgefahren. Dadurch sind wir ohne jegliche Verkehrsverzögerung vorangekommen und völlig stressfrei unterwegs gewesen. Zwischendurch sind wir immer wieder mal für ein paar Minuten lang stehen geblieben, aber in der Nähe von Bischofshofen haben wir dann Lust auf ein zweites Frühstück gehabt. Also ab von der Schnellstraße und ohne lange zu suchen finden wir einen idealen Rastplatz - direkt bei einem Golfplatz. Trotz des frühen Tages sind schon erste Golfer unterwegs, auch der eher mürrisch dreinschauende Greenkeeper zieht mit einem großen Rasenmäh-Traktor bereits seine Runden über das Gras. Beachtet werden wir gar nicht, sehr fein. Ilse kocht uns einen herrlichen Kaffee und wir genießen ihn mitten im Grünen. Danach nehmen wir über die A10 den Weg nach Salzburg und von da sind es nur noch ein paar dutzend Kilometer bis zu unserem Ziel. Ohne jeden Stau sind wir dann gegen 10 Uhr am Campingplatz „Camp Mond See Land“ eingetroffen. Der Platz liegt im Ort Tiefengraben, ist wunderschön in die Hügellandschaft eingebettet und keine 5 Kilometer vom Seeufer entfernt. Unser Stellplatz ist weitgehend ohne Schatten, die vielen Bäumchen müssen noch wachsen - in zehn Jahren wird es hier auch im Hochsommer auszuhalten sein.   
Anfang September geht’s aber auch ohne Schatten, tropische Temperaturen sind nicht mehr zu erwarten. Und notfalls können wir dem kargen Schatten eh folgen, falls wir im Freien einen Pasch machen wollen oder so. Der Platz gefällt uns insgesamt so gut, dass wir ihn gleich für zwei Nächte buchen - wir haben es nicht eilig und die Gegend hier gibt einiges her. Wir richten uns auf den Aufenthalt ein, laden unseren Roller ab und strecken dann für eine Viertelstunde lang die Beine aus. Danach hält es uns aber nicht mehr am Platz und wir fahren die paar Kilometer ins Zentrum von Mondsee hinunter. Direkt beim Schloss parken wir uns ein und spazieren durch den schönen Ort. Im Fußgängerzentrum befindet sich die beeindruckende Basilika von Mondsee, die auch schon seit über 800 Jahren hier steht. Ilse macht einen ausgiebigen Rundgang durch das Gotteshaus, Gernot genießt derweil im Freien das feine Wetter. Kirchen sind nicht so seines, die Bilder und Skulpturen haben für Gernot immer etwas Depressives. Ein kleines Mädchen hat das mal bei der Besichtigung eines Kreuzwegs schön auf den Punkt gebracht: „Mah, warum gibt es eigentlich kein Bild von Jesus, wo er einmal einen guten Tag gehabt hat?“ Dem ist schwer etwas zu entgegnen
😊. Ilse ersteht dann in der Kirche noch eine Darstellung des Heiligen Christopherus in Form eines Auto-Magneten. Der ist für Sigrids neues 500er Fiat und weil Christopherus unter anderem der Schutzpatron der Autofahrerinnen und Autofahrer ist, passt das gut. 
Wir spazieren dann durch Mondsee und tatsächlich erspäht Ilse in einer Auslage einen Schlüsselanhänger mit einer roten Vespa. Das Ausstellungsstück ist bereits ein bisschen von der Sonne gebleicht, aber die nette Verkäuferin findet noch ein weiteres Exemplar im Tiefschatten irgendeiner Schublade. Eine hübsche Bereicherung unserer Sammlung von roten Vespa-Modellen, wahrscheinlich sind es mittlerweile über 100. Mit unserem 1:1 Modell sind wir dann zum Seeufer runtergefahren, der Hunger hat sich gemeldet. Zwar befindet sich in der Fußgängerzone buchstäblich ein Lokal bzw. ein Gastgarten neben dem anderen, aber mit dem Blick auf den Mondsee sollte unser Mittagessen noch besser schmecken. Das tut es dann auch, denn mit dem zufällig ausgewählten „Gasthaus Zauner“ haben wir einen Volltreffer gelandet. Sowohl Ilses „Schneewittchen“ genanntes Kinder-Wiener, als auch Gernots Schweine-Medaillons in Pilzrahmsauce haben keinerlei Wünsche offengelassen. Und die sehr nette Bedienung hat die Einkehr in den „Zauner“ zu einer runden Sache werden lassen. So mögen wir das! Gleich nach dem Essen haben wir uns einen ausgiebigen Spaziergang am Seeufer gegönnt, haben einfach so auf den Mondsee rausgeschaut, die Enten und Schwäne beobachtet und unsere Seelen baumeln lassen. Wir sehen das ziemlich große Passagierschiff einfahren, eine Fahrt über den See würde uns schon sehr reizen. Das Schiff fährt eine gut eineinhalb Stunden lange Runde über den Mondsee und die Tickets kosten pro Nase 10 Euro.   
Das geht, mal schauen, ob wir morgen Zeit und Muße dafür finden. Wir sind uns des Privilegs bewusst, dass wir jetzt wirklich Zeit haben, dass uns keine Termine mehr stressen, dass wir unser Leben autonom gestalten können. Tun, worauf wir Lust haben. Darauf haben wir aber auch jahrzehntelang hingearbeitet, zusammengerechnet haben wir beide fast 90 (!) Jahre lang gehackelt - das muss für zwei Leben reichen. Und das tut es auch
😊. Wir sind nach dem langen Aufenthalt am See zum Campingplatz zurück und haben bis ca. 17 Uhr eine kleine Erholungspause eingelegt. Nach dem Schläfchen ist Ilse dann zur Rezeption raufgegangen und hat unseren Aufenthalt hier gleich bis Dienstag verlängert. Es gibt in der Gegend noch so viel Schönes zu entdecken, das Wetter bleibt auch die nächsten Tage wunderbar, also ideal für lustvolle Vespa-Touren in die Umgebung. Wir haben gleich noch Elle über unsere verspätete Ankunft informiert - es ist ihr eh sehr recht, weil sie noch einiges zu erledigen hat. Im kleinen Shop des Campingplatzes haben wir uns später Salami, Käse und Brot gekauft und uns damit am Abend eine feine Jause gemacht. Natürlich haben wir auch den ersten Pasch hier ausgespielt und nach ein, zwei Drinks sind wir recht früh ins Bett gefallen. Schön ist es hier am Campingplatz „Camp Mond See Land“.









Freitag, 3. September 2021 
Nach einer feinen und ruhigen Nacht sind wir schon gegen 8 Uhr aufgestanden. Die Sonne scheint die ganze Zeit über und es wird wieder angenehm warm. Vorerst machen wir aber einen Pasch und lassen es noch ein bisschen wärmer werden. Es war dann schon fast Mittag, als wir vom Platz in Richtung Irrsee abgefahren sind. Der See ist nicht weit entfernt und bald schon sehen wir sein Südufer. 
Wir setzen uns auf eine Bank und schauen einfach so eine ganze Zeit lang in die liebliche Landschaft. Herrlich. Als könnte man die Zeit anhalten. Immer mehr merken wir, dass diese Entschleunigung einer der ganz großen Vorteile des Pensionistenlebens ist. Das ist uns voll bewusst und darum genießen wir das doppelt. Wir bleiben lange sitzen, anschließend umrunden wir auf wunderbaren, kleinen Straßen den ganzen Irrsee. Es ist so unbeschreiblich lässig, mit der Vespa unterwegs zu sein. Etwas weniger lässig ist dann, dass Gernot schon wieder einmal vergessen hat zu tanken - das gelbe Warnlicht mit der Zapfsäule drauf erinnert ihn aber rechtzeitig daran. 
Also müssen wir zurück in Richtung Mondsee, da gibt es gleich ein paar Tankstellen hintereinander. Wir füllen die Vespa beim „Hofer“ auf und weil es eh schon deutlich nach Mittag ist, gehen wir etwas essen. Wegen der guten Erfahrung von gestern steuern wir erneut das „Gasthaus Zauner“ an und stillen unseren Hunger mit einem formidablen Grillteller (Gernot) sowie ein Knoblauchsüppchen plus Schinken-Käse-Toast mit Spiegelei (Ilse). Das Dargebrachte war wieder voll in Ordnung und auch die Bedienung war wieder hervorragend. Unser Kellner stammt übrigens aus Imst und hat sich sichtlich gefreut, mal wieder im breiten, Tiroler Dialekt reden zu können. 
Nach dem Essen wollten wir eigentlich zum Wolfgangsee fahren, der ist keine 20 Kilometer entfernt. Dann sind wir aber doch spontan in Richtung Unterach abgebogen, das liegt am Attersee. Zuvor mussten wir noch einen Tunnel durchfahren und diesmal ist Gernot extra stehen geblieben, um seine Sonnenbrille abzunehmen. Letztens ist er ja in Hallstatt samt Brille sekundenlang blind im Tunnel unterwegs gewesen. Jaja, aus Fehlern lernt man. Manchmal sogar Gernot …     
Nach einem kleinen Spaziergang am Attersee sind wir dann am Nordufer des Mondsees zurückgefahren. Vor allem, weil dieses Ufer schön in der Sonne gelegen ist, während es gegenüber im Schatten schon sehr kühl geworden ist. Vor allem bei einem guten 80er. Wir finden dann ein lauschiges Plätzchen am Ufer des Mondsees und bleiben eine ganze Zeitlang sitzen. Dann bleibt doch glatt noch ein Eiswagen auf dem winzigen Parkplatz stehen - übrigens mit einem Tiroler Kennzeichen - wir verzichten aber. Dafür findet der Eismann Kundschaft in einem englischen Pärchen, dass sich knapp neben uns am Seeufer - ähm - ein wenig verlustiert hat. Der Mann lobt das Aussehen unserer Vespa mit einem ausgestreckten Daumen, aber Gernot fordert ihn auf: „Please say it loud and clear. She is an Italian princess and she loves compliments!“ Worauf er lacht und laut „You are really beautiful!“ sagt
😊
Wir cruisen dann endgültig zum Campingplatz zurück, strecken vor dem WoMo erstmal die Beine aus und genießen die letzten Sonnenstrahlen. Gegen 17 Uhr 30 wird es dann draußen sehr schnell kühl und wir verziehen uns ins Innere unseres Häuschens. Plötzlich klopft es am Fenster, unsere Nachbarin Ibolya aus Ungarn braucht Hilfe. Sie ist mit ihrem Mann im Wohnwagen unterwegs nach Bordeaux, dort wollen sie eine Freundin besuchen. Jetzt hat sie das Problem, dass sie entlang ihrer geplanten Route keinen freien Campingplatz findet, sie hat schon alles probiert.   
Ibolya ist eine ausgesprochen nette Frau, sie wird Mitte/Ende sechzig sein und spricht nahezu perfektes Deutsch. Wir versprechen ihr, dass wir uns mal umschauen und keine 10 Minuten später haben die beiden einen Platz. In Feldkirch/Vorarlberg. Dazu müssen sie zwar ihre geplante Route ändern, aber die über Österreich und die Schweiz ist ohnehin besser. Ihre Autobahnvignette für Österreich gilt auch noch und in der Schweiz kaufen sie sich halt die Mautkarte - sie haben keinen Geldmangel. Ilse telefoniert dann mit dem Campingplatz in Feldkirch, übrigens hat sie sich bei ihm erst vor ein paar Wochen wegen einem freien Platz erkundigt. Damals ist nix daraus geworden, aber heute klappt es. Ibolya und ihr György sind in Feldkirch avisiert, die beiden sind sehr erleichtert. Ilse schreibt dann noch die wichtigsten Orte der Fahrt auf einen Zettel - Internet gut und recht, aber Hardware bleibt Hardware
😊. Wir haben mittlerweile fix beschlossen, dass wir am Dienstag nach Wien fahren werden und informieren unsere Freundin Elle über unsere Ankunft. Sie freut sich schon sehr. Wir natürlich auch und dann fällt Gernot ein, dass am Dienstag die österreichische Fußball-Nationalmannschaft gegen Schottland spielt. In der WM-Qualifikation und in Wien. Da könnte man doch mal wieder … Aber wie sollen wir, in Zeiten wie diesen, so kurz vor dem Match noch Karten herkriegen? Gernot kontaktiert daraufhin seinen Freund Matthias via WhatsApp und fragt ihn, ob er Tickets auftreiben könnte. Immerhin arbeitet er beim ORF, da könnte es doch Möglichkeiten geben. „Ich schau mal, was sich machen lässt. Die Tickets müssen ja alle personalisiert sein. Ich meld´ mich.“ Tja, was sollen wir noch sagen? Exakt 11 Minuten nach Gernots „Hilferuf“ hatten wir die Tickets am Computer, ausgestellt auf unsere Namen. Die lassen wir uns morgen ausdrucken und mit den QR-Codes öffnen sich für uns die Drehkreuze. Geil! Wir freuen uns sehr, es ist eh schon viel zu lange her, dass wir gemeinsam in einem Stadion waren. Den weiteren Abend verbringen wir mit Quatschen und Lachen, später machen wir noch einen lässigen Pasch. Das Leben ist soooo schön!! 
Samstag, 4. September 2021
Heute begrüßt uns der Tag mit dichtem Nebel, der sich erst spät am Vormittag auflöst. Das stört uns wenig bis gar nicht, wir verlängern halt unser Frühstück mit einer zweiten Kanne Kaffee und spielen uns gleich mal einen Pasch aus. Dann geht Ilse rauf zur Rezeption, um die Tickets für das Fußballspiel ausdrucken zu lassen. Das wird mit einem „Selbstverständlich, gerne“ sofort erledigt und solch ein Service macht uns den „Camp Mond See Land“ gleich noch ein Stück sympathischer. Wir werden heute mal wieder einen so genannten „Schlunz-Tag“ einlegen, dementsprechend machen wir gleich noch einen zweiten Pasch. Später „entdeckt“ Gernot einen Verkaufswagen am Platz, der allerlei Köstlichkeiten anzubieten hat. Also schlagen wir gleich ordentlich zu und kaufen uns Vorarlberger Bergkäse, Kärtner Hauswürstel, Bauernbrot und eine Riesenportion Topfenstrudel. Das ist allerdings alles nur als Zwischenmahlzeiten zu sehen, denn heute abends werden wir hier am Platz essen gehen, wir haben bereits im „Fohlenhof“ einen Tisch reserviert. Aber Wurst und Käse auf Vorrat zu haben, schadet nie. Eher wird der Topfenstrudel zum „Problem“, denn da waren Gernots Augen mal wieder größer, als es sein Magen je sein könnte. Da werden sich wohl die vielen Vögel am Platz über eine süße Energiequelle freuen dürfen … Am Nachmittag haben wir ausgiebig geruht und pünktlich um 18 Uhr sind wir im „Fohlenhof“ zu Tisch geschritten. 
Das Essen war sehr gut, sowohl Ilses „Hühnerbrustfilet in der Kürbiskernpanade“ überzeugte ebenso wie Gernots „Wiener Schnitzel“. Eine runde Sache wieder einmal. Danach ist es Zeit geworden, den Laptop anzuwerfen, denn es steht das Spiel Israel gegen Österreich an, das zählt auch zur WM-Qualifikation. Das Match hat uns Zuschauern letztlich sieben (!) Tore geboten, leider waren sie nicht so verteilt, wie wir uns das gewünscht hätten. Israel siegte nämlich 5:2 und damit sind die Träume einer rot-weiß-roten WM-Teilnahme wohl endgültig geplatzt. Eh wurscht irgendwie, vielleicht ist es ohnehin besser, bei dieser fragwürdigen WM in Katar (im Dezember!!!) nicht dabei zu sein. Jaja, so kann man sich alles schönreden …

Sonntag, 5. September 2021
Das Wetter wird heute wieder schön, der wievielte schöne Tag ist das jetzt schon hintereinander? Gefühlt der hundertste, aber das stimmt natürlich nicht, es ist halt so, dass uns der diesjährige Sommer nicht gerade verwöhnt hat mit dem Wetter. Nach dem Frühstück paschen wir natürlich wieder, denn für eine Ausfahrt ist es uns noch nicht warm genug. Aber um 12 Uhr 30 starten wir los nach Mondsee. Am Seeufer ist heute sehr viel los, eh klar, es ist Sonntag. Eigentlich wären wir gerne mit dem Schiff eine Runde über den See gefahren, aber angesichts der Menschenmassen verschieben wir den Trip auf ein andermal. Viele Menschen haben immer eine eher abschreckende Wirkung auf uns, das hat jetzt gar nix mit der Pandemie zu tun. Wir reihen uns auch nie in eine lange Warteschlange ein, etwa für eine Sehenswürdigkeit. Darum werden wir zum Beispiel die Uffizien in Florenz wohl nie von innen sehen, denn wir stellen uns sicher nicht zwei, drei Stunden lang dafür an … Wurscht, der Mondsee läuft uns nicht weg und wir schippern halt irgendwann später mal drüber.
Wir fahren dann in einem Zug nach St. Gilgen rüber und befinden uns damit am viel-besungenen Wolfgangsee. Wir parken nahe am Seeufer und gehen eine ausgiebige Runde spazieren. In einem Souvenirgeschäft finden wir dann tatsächlich das Blechmodell einer roten Vespa und für kleines Geld darf sie natürlich unsere Sammlung bereichern. Wir kaufen uns dann zwei Saftln, setzen uns in einem kleinen Park in den Schatten und genießen das feine Wetter. Einfach die Beine ausstrecken, die Zeit vergessen, den Insekten nachzuschauen, den Vögeln zuzuhören - ein Traum. Nach der Rast fahren wir gemütlich zum Campingplatz zurück und matchen uns im Freien einen Pasch aus. Später machen wir uns dann mit den gestern eingekauften Spezialitäten eine fantastische Jause, vom Käse und von den Hauswürsteln ist kein Krümel übriggeblieben. Am gigantischen Stück Topfenstrudel arbeitet sich Gernot immer noch tapfer ab und es steht tatsächlich zu befürchten, dass unsere gefiederten Freunde wenig bis gar nix davon abkriegen werden … Das viele Herumfahren, die ausgiebigen Spaziergänge und vor allem das üppige Essen haben uns so müde gemacht, dass wir heute sehr früh schlafen gegangen sind. Es wird erst knapp nach 21 Uhr gewesen sein, aber ist das nicht vollkommen wurscht …? 😊

Montag, 6. September 2021
Nach dem Frühstück sind wir gleich mit der Vespa los und nach Verlassen des Campingplatzes einfach rechts abgebogen. Mal schauen, wo es dort hingeht. Kleine und ganz kleine Straßen schlängeln sich die zahlreichen Hügel hoch und runter, das ist genau das angestammte Habitat einer Vespa. Ihr natürliches Umfeld quasi. Bald merken wir, dass wir ganz in der Nähe des Irrsees sind - da waren wir aber schon. Also fahren wir zur Bundesstraße und glühen zum „Hofer“, wir brauchen ein paar Kleinigkeiten, Milch und so. Schnell sind die Einkäufe erledigt und wir bringen die Beute vor der Hitze des Tages in die Sicherheit unseres Kühlschranks. Wir bleiben nur zum Ausladen der Lebensmittel am Platz, dann zieht uns die Vespa wieder hinaus auf die Straßen.   
Wir nehmen gleich nach dem Campingplatz einen kleinen, asphaltierten Weg und fahren durch einen dichten Wald in Richtung Thalgau. Laut Ilses Informationen sollte man irgendwo zum Kolomannsberg rauf kommen, dort gibt es eine Kapelle. Allerdings stoppen uns irgendwann Fahrverbotsschilder, denn fast die ganze Gegend hier befindet sich in Privatbesitz (!) der Familie Mayr-Melndorf, ihres Zeichens die größten Waldbesitzer Österreichs. Im Normalfall halten wir uns an Fahrverbote und auch heute drehen wir um. Am Kolomannsberg befindet sich zudem ein bedeutender „Guck- und Horchposten“ des Österreichischen Bundesheeres, die gigantische Radaranlage ist kilometerweit zu sehen. Da will man als harmloser Vespafahrer nicht unbedingt von schwer bewaffneten Soldaten (mit vielleicht noch rußgeschwärzten Gesichtern) dingfest gemacht werden. Auch ohne Besichtigung der Kapelle am Kolomannsberg ist die Fahrt ein wunderbarer Ausflug geworden, 
querfeldein, durch dichte Wälder, dann wieder über weite Felder - was kann es Schöneres geben. 
Irgendwann sind wir dann wieder in Mondsee gelandet und gleich ins Zentrum gefahren. Gernot glaubte sich an ein Kebap-Restaurant erinnern zu können - es war uns gerade sehr danach. Tatsächlich haben wir dann auf Anhieb den Laden von „Musti“ gefunden, wie sich der Besitzer uns vorstellte. Leider wird er bald Mittagspause machen, aber ein Dürüm und ein Döner, jeweils mit Cola, gehen sich noch locker aus. Über 20 Jahre lang führt Mustafa nun schon seinen Laden und wer sich so lange hält, der muss mit Qualität überzeugen. Und das haben sie echt drauf, wir haben beide selten einen so guten Dürüm bzw. einen so köstlichen Döner gegessen und wir sind nicht selten Gast bei einem Türken. Ein rundum gutes Essen - da kann noch so viel über Fastfood geätzt werden, manchmal sind wir halt sehr empfänglich dafür. Zum Verdauungsspaziergang sind wir dann noch einmal zum Seeufer runter, haben den Schifferln, den E-Booten und den großen Ausflugschiffen zugeschaut und die Schwäne beim Tauchen beobachtet. Wieder so Momente, wo für uns die Zeit irgendwie stehen bleibt bzw. so unwichtig wird, dass wir ihr keine Bedeutung mehr zumessen. Schon 16 Uhr? Schon 16 Uhr 45? Ist es schon 17 Uhr? Solche Fragen stellen wir uns kaum noch, wir leben im Augenblick und für den Augenblick. Morgen ist weit weg, wir wissen ja nicht einmal, was wir heute Abend noch tun werden … Wie wir dann wieder in Richtung Campingplatz aufgebrochen sind, ist es noch zu einer „lustigen“ Szene gekommen. Wir waren grad am Weg zur Vespa, sind an einem Paar vorbeigekommen, als Ilse gehört (!!) hat, dass die Frau eine Wespe in ihrem Nylonsackerl spazieren trägt. Sie hat sie natürlich gewarnt und die Frau hat augenblicklich die Tüte fallen lassen und - summsumm - hatte die vorwitzige Wespe ihre Freiheit wieder. Die Dame war Ilse sehr dankbar für die Warnung und Gernot konnte wieder einmal nur den Kopf schütteln über Ilses außergewöhnliche Beobachtungsgabe. Als Kriminalistin hätte sie jedenfalls eine Weltkariere hinlegen können … 😊 Wir sind dann endgültig zum WoMo zurückgecruist, haben uns noch eine feine Jause zubereitet und natürlich das eine oder andere Kaltgetränk zu uns genommen. Vom Topfenstrudel ist übrigens kein Brösel übriggeblieben, das hätten wir auch nicht erwartet. Aber er hat von der Qualität her nicht und nicht nachgelassen, wahrscheinlich wäre er übermorgen auch noch genießbar gewesen …

Dienstag, 7. September 2021
Es geht wieder weiter, wir fahren heute nach Wien. Für unsere Verhältnisse stehen wir sehr früh auf, frühstücken in aller Ruhe und richten uns danach für die Abfahrt her. Das ist beinahe schon liebgewonnene Routine und in knapp 20 Minuten erledigt. Für das Aufladen der Vespa suchen wir uns einen idealen Platz, dafür müssen wir halt ein paar Meter zu einer feschen Rasenkante fahren. Hat perfekt geklappt, schnell noch die Klokassette leeren, frisches Wasser fassen und weg sind wir. Da zeigte die Uhr exakt 9:09 Uhr. Wien ahoi! Wir haben uns verkehrstechnisch nicht verspekuliert, an einem Dienstagvormittag ist auf der A1 in Richtung Wien nicht die Hölle los und wir kommen problemlos voran. Alle 80, 90 Kilometer bleiben wir auf einem Parkplatz oder einem Rasthaus kurz stehen um uns die Beine vertreten. So gondeln wir gemütlich der Bundeshauptstadt entgegen, bei St. Pölten kündigen wir uns bei Elle telefonisch an - sie möge bitte das Gartentor öffnen. 
Das Gartentor, dass sie nur wegen uns (!!) angeschafft hat. Denn vor drei Jahren hat Gernot unser WoMo noch durch das ganz enge, alte Tor aufs Grundstück manövrieren müssen. Und beim Wegfahren hat er sich dann leider ganz leicht verschätzt und - zack - war schon die Lichtleiste des Motorradträgers abgerissen. Wurscht, alles längst repariert. Aber Elle hat das keine Ruhe gelassen und sie hat das alte Einfahrtstor ausgetauscht und jetzt beträgt dessen Breite 3,49 Meter!! Da könnten wir fast schon quer … Lassen wir das
😊. Jedenfalls steht das hübsche Gartentor schon sperrangelweit offen, als wir kurz nach 13 Uhr in Wien-Floridsdorf eintreffen. Wir liegen schnell unserer lieben Freundin Elle in den Armen, laden die Vespa ab, stöpseln den Strom an und lassen uns wenige Minuten später schon auf einer der Terrassen nieder. Wir lassen uns dann bald einmal vom Zustellservice Pizza und andere Köstlichkeiten liefern und verbringen den Nachmittag mit Schlemmen, Quatschen und viel, viel Lachen. Wie es dann Abend wird, machen wir uns auf ins Ernst-Happel-Stadion zum Fußballmatch gegen Schottland. In Indien haben wir mit dem Taxidienst „Uber“ gute Erfahrungen gemacht, also checken wir uns ein Fahrzeug. Das heißt, wir wollten uns ein Fahrzeug checken. Aber aus „Fahrer kommt in 6 Minuten“ wurden derer 8, dann 11, 15 und schließlich 18 Minuten. Dann wurde uns trocken mitgeteilt: „Kein Fahrzeug verfügbar“. Tja, die 11 Kilometer lange Fahrt wird den Taxlern von „Uber“ wohl zu dürftig gewesen sein. Jedenfalls riefen wir uns ein „normales“ Funktaxi und wenn sich der Fahrer nicht in der Adresse verlesen hätte, wären wir schon nach 5 Minuten im Auto gesessen. So dauerte es halt 10 Minuten, aber das stresste uns wirklich nicht, weil wir immer genug Zeit einplanen. Der Abendverkehr in Wien ist natürlich ein Wahnsinn, aber das ist in jeder größeren Stadt nicht anders. Mehr als überpünktlich sind wir dann direkt beim Stadion abgesetzt worden, der aus Serbien stammende Fahrer wünschte unserem Team noch viel Glück, er selber ist von seiner Mannschaft schwer enttäuscht, wie er uns während der Fahrt klagte. Mal schauen, ob wir heute mit einem Grinsen oder einem langen Gesicht das Stadion verlassen. Vorher müssen wir es aber erst mal betreten und das war nicht so einfach. Zwar haben wir den für uns richtigen Eingang sofort gefunden und nach Vorzeigen des Grünen Passes (der von den Securities mit dem Personalausweis verglichen wurde!) schritten wir mit unseren Ticketausdrucken frohen Mutes zu den elektronischen Drehkreuzen - die sich aber nicht öffneten. Der digitale Schranken konnte den Strich- bzw. QR-Code des Tickets nicht lesen. „Sie müssen die Kopie gegen ein richtiges Ticket tauschen.    

Bitte zur Kassa“, war der freundliche Tipp eines Kontrollors und wir machten uns auf den Weg dorthin. Dazu mussten wir de facto auf die gegenüberliegende Seite marschieren und so ein Stadion ist ganz schön groß. Vor allem für Gernot und seine PAVK sind solche Strecken keine Kleinigkeit. Aber wenigsten ist es dann an der Kassa ebenso schnell wie unkompliziert abgelaufen und keine 5 Minuten später hatten wir unsere „echten“ Tickets. Mit denen sind wir dann auch problemlos ins Stadion gekommen und haben uns endlich auf unsere Hartschalensitze fallen lassen.   
Zufällig und zu unserem Glück wärmten sich die österreichischen Teamspieler direkt vor unserem Sektor auf und wir hatten die seltene Gelegenheit, Arnautovic, Alaba und Co. eine gute Stunde lang bei ihren Übungen beobachten zu können. Allein schon das war uns den Stadionbesuch wert - über die nachfolgenden 90 Minuten wollen wir nicht unnötig viele Worte verlieren. Vor lediglich 18.800 Zuschauern blamierte sich Österreich ordentlich gegen Schottland und verlor mit 0:1. Wenigstens hatte die Handvoll Schottland-Fans Grund zum Jubeln, man hat sie im ganzen Stadionrund gehört. Niederlagen seines Teams lassen einen österreichischen Fußballfan jedoch nicht in Depressionen verfallen - es ist vielmehr normaler Alltag
😊
Deshalb haben wir das Stadion frohen Mutes verlassen, schließlich sollten wir noch unseren Freund Matthi treffen. Der war aber gar nicht vor Ort, sondern kränkelte daheim herum. Schade. Damit war aber für uns klar - alleine stürzen wir uns nicht ins Wiener „Nachtleben“, dafür kennen wir uns viel zu wenig aus hier. Also heim. Bei einem netten Polizisten erkundigten wir uns noch nach dem Taxistandplatz und latschten hin. Natürlich warteten dort bereits viele Leute auf eine Droschke - das wird sich hinziehen. Aber als erfahrene Taxikunden wussten wir natürlich „Auf ein Taxi soll man nicht am Standplatz warten, sondern ihm entgegengehen“. Taxifahrer lieben ja die so genannten „Winker“ und lassen sich hundertmal lieber auf offener Straße anhalten, als dass sie einen mit Menschen überfüllten Standplatz anfahren, wo sich die ungeduldigen Fahrgäste gegenseitig die Autotüren aus der Hand reißen … Gernot hat das ja selbst jahrelang erlebt. Aber die Idee mit dem „Entgegengehen“ hatten natürlich auch einige andere und so dauerte es doch ein paar hundert Meter, bis wir ein freies Taxi aufhalten konnten. Wieder hatten wir mit dem Fahrer einen Volltreffer gelandet, diesmal ein Türke. Schnell hat er sich mit Gernot über Supersportautos unterhalten und von seinem Traum erzählt, sich einen BMW M 4 zu kaufen. Der hat über 430 PS und kostet deutlich mehr als 100.000 Euro, mit Extras und Tuning schnell auch mal 150.000. Doch das schreckt unseren Taxler nicht ab, er sagte noch den schönen Satz: „Österreicher träumen von Sportautos, aber wir Tschuschen kaufen sie. Hahaha.“ Und selbstironisch legte er nach: „Schauen Sie in einen Supersportler hinein, überall sitzt ein Kanake drin.“ Wir wünschen ihm, dass der BMW M4 kein ewiger Traum bleibt und steuern mit mehr als 3 Euro Trinkgeld unseren Teil dazu bei. 
Elle hat sich schon in ihr Schlafgemach zurückgezogen, lediglich Hauskatze Mizzi begrüßt uns halbherzig. Wir ziehen uns auch in unsere Privatgemächer auf vier Rädern zurück, trinken noch ein Gute-Nacht-Bier und legen uns dann irgendwann nach Mitternacht endlich nieder. Wir sind bestens in Wien angekommen.







Mittwoch, 8. September 2021
Auch wenn knapp vor unserem WoMo alle paar Minuten ein Linienbus vorbeischeppert, haben wir ausgesprochen gut geschlafen. Und das bis 10 Uhr! Passt natürlich, wir stehen auf, wenn wir ausgeschlafen sind. Der Kaffee weckt schnell die Lebensgeister und wir gehen den Tag an. Elle hat einige Erledigungen zu machen und wir brechen in Richtung Prater auf. Mit der Vespa ist die Fahrt über den elend langen Handelskai ein reines Vergnügen, an jeder Ampel sichern wir uns die Poleposition und werden nirgendwo aufgehalten. Beim Prater angekommen parken wir direkt neben dem Eingang, vollkommen unverschämt stellen wir unseren Roller zwischen zwei Müllcontainer in den tiefsten Schatten. Wir rufen Peter an, den Schauspieler, den wir in Altaussee kennengelernt haben. Er wohnt in der Nähe und wird in einer Viertelstunde da sein. 
Wir gehen derweil eine Runde spazieren und genießen diese spezielle Atmosphäre in Österreichs größtem Vergnügungspark. Pünktlich finden wir uns dann am Treffpunkt „Riesenrad“ ein und keine Minute später setzt sich Peter - Schauspieler der er ist - spektakulär in Szene, als er sein E-Bike mit einer Vollbremsung vor unserer Bank lautstark zum Stehen bringt. Die asiatischen Touristinnen neben uns und haben ganz große Augen gekriegt … Wir beschließen essen zu gehen und Peter führt uns ins „Schweizerhaus“. Dieses riesige Gasthaus mit seinen unzähligen Gastgärten kennt wohl jeder Österreicher und selber wären wir gar nicht auf die Idee gekommen, in dieser „Touristen-Falle“ einzukehren. Aber Peter kennt sich als waschechter Wiener natürlich bestens aus und weiß, dass man im „Schweizerhause“ gut essen kann. Und nicht nur die berühmten „Stelzen“, wie die Schweinshaxen in Österreich heißen und die bis zu 1,7 Kilogramm (!!) schwer sind. Wir lassen uns in Peters „Stamm-Gastgarten“ im tiefsten Schatten nieder und bestellen Bier für die Männer (Budweiser offen, ein Traum von einem Bier!!), Ilse lässt sich ein Viertel Wein und einen Almdudler bringen. Danach ordern wir Gulasch, Schweinsbraten und Cevapcici - und sind völlig fassungslos, als alles nach weniger als 10 Minuten zu Tisch kommt. Und das bei vielen hundert Gästen, die alle essen und trinken, was das Zeug hält. 
Unglaublich eigentlich, aber es sind natürlich gleich einige Dutzend Leute im Service beschäftigt und das Personal gilt im „Schweizerhaus“ traditionell als äußerst fähig. Chapeau und glatte 5 Sterne für Qualität und Bedienung! Peter muss dann weg, wir begleiten ihn noch bis zum Ausgang, dann satteln wir wieder unsere Vespa. Wir haben noch was zu Erledigen - schon wieder ein Spätzle-Sieb kaufen. Wie vor kurzem in Altaussee. Gestern hat Gernot versprochen, für Elle Käsespätzle zu machen und dazu braucht es nun mal die richtigen Werkzeuge. Google meldet uns innerhalb von Sekunden ein entsprechendes Geschäft und wir blatteln los. Wir werden kreuz und quer durch Wiens Straßen geführt und landen schließlich vor einem Geschäft mitten in der Innenstadt. Und zwar so richtig mitten mittendrin. Beim Parken der Vespa sehen wir das Dach vom Stephansdom - alles gesagt.   
Ilse kommt nach wenigen Minuten mit dem Spätzlesieb daher und direkt nebenan kaufen wir bei einem BILLA Vorarlberger Bergkäse und den Schweizer Gruyere, auch Greyerzer genannt. Beides fantastische Käsesorten, fein, dass man die fast überall in Österreich bekommt. Mit der Beute im Heckköfferchen haben uns dann in den Irrsinn des Großstadtverkehrs geworfen und sind über den Gürtel nach Floridsdorf gefahren. Das sind gut und gern 10 Kilometer über eine vier- bis fünfspurige Straße mit gefühlten 50 Kreuzungen. Mit der Vespa sind wir natürlich privilegiert, überall gelingt es uns aber nicht, bei Rotlicht in die erste Reihe vorzudrängeln. Wir halten uns oft an andere Mopedfahrer, die sich gekonnt durch die Kolonnen durchschlängeln und auch mal ein Stück über den Gehsteig fahren. Das tun wir nicht, wir kommen auch so nach Floridsdorf und sind dann tatsächlich etwas geplättet vom Verkehrswahnwitz hier. Wir sind halt doch Innsbrucker und diese langen Strecken im dichten Stoßverkehr einfach nicht gewohnt - wann überholen wir schon 1.000 Autos in 20 Minuten …?
😊 Ilse hat von ihrem Viertel Wein im „Schweizerhaus“ tatsächlich einen kleinen Spitz, nicht nur deshalb legen wir uns in unsere Betten und gönnen uns ein ausgedehntes Nachmittagsschläfchen. Bis nach 18 Uhr. Dann treffen wir die Vorbereitungen für das Abendessen - Gernot reibt den ganzen Käse klein, Ilse produziert ihre sagenhaften Zwiebelringe und sogar einen gemischten Salat mit Radieschen. Dazwischen blödeln und quatschen wir, natürlich leeren wir Bier um Bier, vor allem Elle und Gernot erweisen sich erneut als außerordentlich trinkfest. Irgendwann erkundigt sich dann Ilse über den allgemeinen Grad des Hungers. Elle meint dazu nur, mit Blick auf das Bier in ihrer Hand: „Also ich hab´ eh schon Kohlehydrate genug!“ Gernot kann dem nur lachend zustimmen und auch Ilse hat nicht wirklich Lust auf Essen. Also alles schön verpackt in den Kühlschrank, morgen ist schließlich auch noch ein Tag. 
Wir sitzen dann noch lange auf der Terrasse zusammen, mittlerweile hat Ilse unsere Papierlampion-Lichterkette aufgehängt, die sie zum 60er geschenkt bekommen hat. Sehr hübsch. Zwischendurch mussten wir uns noch ein paar Bier liefern lassen, morgen sorgen wir dann wieder selber für Nachschub. Der Bierlieferant freute sich übrigens sehr über die 5 Euro Trinkgeld, die ihm Gernot spendierte. Noch mehr freute er sich, als ihm Gernot verschwörerisch zuflüsterte: „Wissen Sie, das ist nämlich nicht mein Geld.“ Denn tatsächlich bezahlte er aus Elle Brieftasche und für einen Moment lang fühlte er sich wie ein Politiker, die ja auch immer großzügig das Geld anderer Leute verteilen … Es ist dann noch ein sehr unterhaltsamer und lustiger Abend geworden, wann er zu Ende ging weiß niemand, keiner hat mehr auf die Uhr geschaut …
Donnerstag, 9. September 2021
Gleich nach dem Aufstehen startet Gernot die Vespa und fährt damit in die ein paar hundert Meter entfernte Bäckerei. Mit der handwarmen Beute düst er dann sozusagen direkt an den Frühstückstisch und der richtige Start in den Tag konnte beginnen. Wir haben einiges vor heute. Als erstes fährt Gernot mit dem Moped zur nahegelegenen Donau runter. Elle möchte wissen, ob das vor ein paar Jahren abgebrannte Ausflugslokal „Schilfhütte“ schon wieder aufgebaut ist, sie habe da was gehört. Weit ist der Weg dorthin ja nicht, aber er ist doch umsonst. Denn bald einmal stoppen Gernot am Hubertusdamm Fahrverbotsschilder und zu Fuß mag er sich nicht auf eine Erkundungstour begeben. Die machen wir dann halt morgen alle gemeinsam. Nach einem relaxten Vormittag mit viel Kaffee und Plaudern haben wir uns dann gegen 12 Uhr mit dem Roller aufgemacht - unser Ziel ist der Zentralfriedhof in Wien-Simmering. So ein Ausflug mag vielleicht verwundern, aber der Zentralfriedhof ist wirklich einen Besuch wert. Noch dazu ist er der größte Friedhof der Welt, es liegen hier mehr Menschen begraben, als aktuell in Wien wohnen. Und Wien zählt momentan immerhin gut 2 Millionen Einwohner … Wir nehmen wieder den Weg über den Handelskai und kommen erneut bestens voran. Es ist echt ein breiter Weg von Floridsdorf nach Simmering, mit dem Auto fast schon eine Reise. 
Mit der Vespa ist es hingegen eine reine Genussfahrt und schließlich parken wir uns bei Tor 3 ein. Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal hier, daher bemerkt Ilse sofort, dass wir heute beim falschen Tor stehen. Also fahren wir die paar hundert Meter zum richtigen Eingang und stellen die Vespa unmittelbar neben Tor 2 in den einzig vorhandenen Schatten. Dann spazieren wir los und schreiten in den kommenden zweieinhalb Stunden die unzähligen Ehrengräber des Friedhofs ab. Wir kommen an der letzten Ruhestätte von Udo Jürgens vorbei, nicken anerkennend dem Grab von Arik Brauer zu und schließlich sitzen wir eine ganze Zeit lang am Memorial von Falco. Hier stehen gleich vier Bänke und die Kronenkorken am Boden zeugen davon, dass hier so manch einer mit Österreichs einzigem Popmusiker von Weltrang ein Bierchen zwitschert. Schön ist es am Zentralfriedhof, schön und besinnlich. 
























Eine Oase der Ruhe mitten in der Hektik einer Großstadt, auch wenn am Friedhof eine eigene Buslinie (!) unterwegs ist. Man könnte die zahllosen Straßen und Wege des riesigen Friedhofs sogar mit der Vespa befahren, aber das fiele uns nicht mal im Traum ein. Erst wenn Gernot wegen seiner Krankheit gar nicht mehr gehen könnte. Aber das wird sich noch hinziehen, denn momentan ist Gernot gut zu Fuß unterwegs, 1.000 bis 1.500 Schritte am Stück sind immer drin, vor eineinhalb Jahren waren es keine 250. Nach den ausgiebigen Spaziergängen am Zentralfriedhof sind wir mit der Vespa ohne Ziel losgefahren und unterwegs haben wir uns dann an die Hinweisschilder „Zentrum“ gehalten. Gernot kennt sich in Wien halbwegs aus und in Kombination mit Google Maps am Handy parkten wir uns ohne Umwege mitten in der Innenstadt ein. Bei den Ringstraßen Galerien. Von dort sind wir eine große Runde über die Kärntner Straße spaziert und schließlich direkt zum Stephansdom gekommen. Eigentlich wollten wir uns hier in der Konditorei „Aida“ einen Kaffee und ein Kuchenstück gönnen, aber das Traditionslokal ist offenbar der Pandemie zum Opfer gefallen. Wir haben dann in der Bücherei „Leporello“ vorbeigeschaut, die gehört seit kurzem auch Gernots Verleger Markus Renk. Wir haben erst gestern mit ihm telefoniert und er hat uns gebeten, dort einen schönen Gruß von ihm auszurichten. Doch leider war die einzige Angestellte so mit Telefonieren beschäftigt, dass sie uns gar nicht bemerkt hat. Nach gut zehn Minuten sind wir dann gegangen, die Grüße von Markus sind wir also nicht losgeworden …
Direkt hinter dem Stephansdom befindet sich eine Filiale der Bücherei „Tyrolia“ und in Tirol haben die Gernots Bücher im Angebot. Hier in Wien (wenig verwunderlich) nicht, dafür kaufen wir einen riesigen Pferde-Kalender für Hannah. Natürlich für 2022. Danach hat Gernot eine neue Lesebrille verpasst gekriegt, seine bisherige hat einen irreparablen Schaden und wir haben sie noch im Geschäft weggeschmissen. Nun wurde es endgültig Zeit für ein Essen und wir kehrten unmittelbar neben dem Stephansplatz ins „Ristorante Firenze“ ein. Da waren wir schon einmal und wir hatten das Lokal zu Recht in guter Erinnerung. Wir haben wieder sehr gut gegessen, an Ilses „Carpaccio di Manzo“ gab es ebenso wenig auszusetzen wie bei Gernots „Tagliatelle al Ragu“.   
Die Preise waren dem Standort entsprechend recht hoch und auch der Schmäh mit dem „Coperto“ wurde 1:1 aus Italien übernommen. Wurscht, ein gutes Essen ist uns allemal einen runden 50er wert. Ausgeruht und durch das Essen gestärkt, haben wir uns dann wieder in den Gürtelwahnsinn geschmissen und sind im totalen Kampfmodus nach Floridsdorf geglüht. Es ist aber nicht so, dass Gernot aufs Rasen versessen ist, aber es ist viel gefährlicher, sich andauernd überholen zu lassen oder den andauernden Spurwechslern in die Quere zu kommen. „Might is right“ gilt auch am Gürtel, der Stärkere hat recht. Jeder muss selber schauen, wo er bleibt. Jedenfalls sind wir wieder bestens durchgekommen und in Floridsdorf haben wir uns beim „Spar“ dann gleich noch eine 24er Lage Bier gekauft. Nicht dass wir wieder auf dem Trockenen sitzen …  Endlich bei Elle angekommen haben wir uns auf der Terrasse zusammengesetzt und wieder eine ausgesprochen feine Zeit miteinander gehabt. Das Wetter ist wieder ideal, Sonnenschein und überhaupt nicht heiß. „Das wäre jetzt ideal zum Rasenmähen, aber ich weiß nicht wie der Mähtraktor funktioniert“, seufzte Elle und Gernot machte sich auf, das Ding mal in Augenschein zu nehmen. Gernot ist ja schon mit vielen verschiedenen Fahrzeugen unterwegs gewesen, vom Mofa bis hin zum 38 Tonner. Ein Rasentraktor war nie dabei. Und so hat es auch gut 10 Minuten lang gedauert, bis Gernot die Bedienung des Gerätes kapiert hat, aber dann konnte es losgehen. In einem plötzlichen Anfall von Mäh-Lust hat Gernot dann gleich gut 50 Prozent des Grundstückes von Elle bearbeitet und das sind immerhin fast genau 1.000 qm.
Nur rund um den Swimmingpool und auf der steilen Geländestufe ist das Gras noch stehengeblieben, das muss dann noch mit dem Handmäher oder der Sense entfernt werden. Immerhin ist das hohe Gras jetzt zu einem guten Teil auf ein vertretbares Maß zurückgeschritten, morgen ist der Rest dran. Und Gernot kann eine neue Erfahrung in seinem Leben abhaken - Rasenmähen mit Traktor - Check! 😊
Unter viel Lachen, Blödeln und Trinken ist es dann Abend geworden - Zeit für Nahrungsaufnahme. Viel gab es ja nicht zu tun, für die auf heute verschobenen Käsespätzle muss Gernot nur den Teig anrühren und einen Topf mit Wasser zum Kochen bringen. Das geht. Der grüne Salat mit Radieschen war ebenso schon vorbereitet wie die köstlichen Röstzwiebeln, also mussten wir nicht lange aufs Essen warten. Es sind dann wieder so richtig gute Käsespätzle geworden, wobei man dazu sagen muss, dass das bei den guten Zutaten nun wirklich keine große Kunst ist. Man muss es halt schon mal gemacht haben …
Nach Einbruch der Dunkelheit haben wir uns dann ins WoMo zurückgezogen und noch einen Pasch gemacht. Das war heute mal wieder so ein richtig dichter Tag, mal schauen, was morgen so abgeht. Ach ja, Gernot hat mit 9.667 Schritten nur knapp die 10.000er Marke verfehlt, Ilse wird mit ihren viel kleineren Füßen wohl über 13.000 Schritte gemacht haben. Sehr brav …

Freitag, 10. September 2021
Heute ist Gernot erst aufgewacht, als es im Wohnmobil schon herrlich nach Kaffee duftete. Ilse hat dann überhaupt eine fulminante Schaffungsperiode eingeleitet, indem sie zuerst das Gartentor von Elle mit einer selbstkonstruierten Aufhängevorrichtung benutzerfreundlicher gestaltete. Jaja, die Werklehrerin! Danach hat sie die Klokassette geleert, das Führerhaus unseres WoMo poliert (!) und schließlich noch eine alte Fleecejacke in Putztücher verwandelt. Gernot hat sich nach dem Frühstück erneut auf den Rasenmäh-Traktor geschwungen und den Rest des Grundstücks „entgrast“. Einmal wäre dabei Gernot der schwere Traktor beinahe umgekippt, denn die Geländestufe muss man mit Vollgas nehmen. Jedenfalls ist es sich um das berühmte Frauenhaar ausgegangen, das Arbeitsgerät stand genau an der Kippe zum Kippen und nur durch eine blitzartige Gewichtsverlagerung konnte Gernot das Umstürzen verhindern. Dabei hat er sich im Schulterbereich böse „verrissen“, hoffentlich nichts Ernstes … Übrigens, wäre der Traktor umgefallen und abgestürzt, dann wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit im Swimmingpool abgesoffen. Na DAS wär‘ ja was gewesen!












Gegen Mittag meldet sich dann unser vielbeschäftigter Freund Matthi, er wird uns irgendwann nach 14 Uhr in der „Schilfhütte“ treffen. Super, wir haben Matthi seit fast drei (!) Jahren nicht mehr gesehen. Außer im Fernsehen natürlich 😊. Wir machen uns dann gemeinsam mit Elle zu Fuß in Richtung „Schilfhütte“ auf, da wird es 12 Uhr 30 gewesen sein.   
Weit ist der Weg ja nicht und keine halbe Stunde sitzen wir schon auf der Terrasse des netten Gasthauses. An eine Hütte erinnert hier nichts mehr, das Lokal ist modern gestaltet, das Personal freundlich und nett, das Essen hervorragend und die Getränke eisgekühlt. Was will man mehr? Wir sitzen direkt am so genannten „Entlastungsgerinne“ der Donau und sind angesichts der Hitze froh um die großen Sonnenschirme. Schließlich kommt Matthias angeschnauft, er hat quer durch die ganze Stadt fahren müssen, um zu uns zu stoßen. Wir begrüßen uns herzlich, Elle und Matthi kennen sich von unserer Hochzeit in Hallstatt. Wir haben uns viel zu erzählen und die Zeit rast nur so dahin. Zu einer kuriosen Szene ist es dann noch mit Gernots Mitbringsel für Matthi gekommen. Als FC Wacker Innsbruck freute sich Matthias sehr über die schwarz-grüne FFP2 Maske mit Original FCW Logo. Plötzlich fegte ein Windstoß die in Plastik eingeschweißte Maske vom Tisch und sie verschwand für immer und ewig in einer Ritze des Holzbodens. Diese Ritzen sind maximal 0,3 cm breit und es ist ein wirklich unglaublicher Zufall, dass die Maske da durchgeschlüpft ist. Sachen gibt’s …
Wir sind dann noch bis 18 Uhr 30 sitzen geblieben und haben mitgekriegt, wie Matthi die Abschluss-Redaktionskonferenz für die „Zeit im Bild“ Nachrichtensendungen durchgeführt hat. Vom Handy aus am Wirtshaustisch bei einem Bierchen die einzelnen Chefredakteurinnen und Chefredakteure nach den Themen des Tages abzufragen, das hat schon was und das kann nur Home-Office 😊. Matthi hat uns dann zum Haus von Elle gebracht und wir haben uns wieder unseren Lieblingsbeschäftigungen Quatschen und Lachen hingegeben. Später haben wir noch einen Pasch angefangen, aber Gernot musste nach der Hälfte w.o. geben und sich niederlegen. Es wird doch nicht das eine oder andere der sieben, acht Biere schlecht gewesen sein … 😊. Ilse hat sich dann noch lange mit Elle unterhalten und es war dann schon fast 23 Uhr, als sie sich in unser Häuschen zurückgezogen hat. Übrigens, keine 50 Meter von Elles Haus wird der „Floridsorfer Kirtag“ veranstaltet, mit Fahrgeschäften, Rummelplatz-Atmosphäre und unendlich vielen Ständen mit Speisen aller Art. Das schauen wir uns morgen genauer an, garantiert …!


 






Samstag 11. September 2021
Wenn es nach Udo Jürgens ginge, dann fängt heute das Leben unseres Freundes Wolfgang an, denn vor 66 Jahren ist er zur Welt gekommen. Aber leider lebt Wolfgang seit 2016 nicht mehr, er fehlt uns allen immer noch ungeheuerlich. Scheiß Tod! Aber das Leben muss weiter gehen, da gibt’s eh keine andere Alternative … Wir stehen erst gegen 10 Uhr auf, da ist draußen schon schönstes Spätsommerwetter. Wir haben nach dem Frühstück einen Auftrag zu erledigen, denn die liebe Mizzi hat kein Katzenfutter mehr. 
Das geht natürlich gar nicht, also starten wir unseren Roller. Sagen wir besser, wir wollten ihn starten. Denn die Vespa macht keinen Mucks, ganz so, als wäre die Batterie zusammengebrochen. Das kann aber kaum sein, denn wir haben sie erst vor ein paar Wochen erneuern lassen. Wir rufen den ÖAMTC an, der Pannenhelfer wird in knapp eineinhalb Stunden eintreffen. Genau die Zeit, die wir für einen Pasch brauchen. Tatsächlich läutet genau einen Wurf vor Ende des Spiels das Telefon, der Pannendienst ist da. Der gute Mann braucht dann lediglich einen Schraubenzieher, ein Spannungsmessgerät und fünf Minuten bis zur Diagnose: „Die Lichtmaschine hat sich verabschiedet.“ Die muss schon vorgestern eingegangen sein, wir erinnern uns beide an ein hässliches Geräusch beim Anfahren an irgendeiner Gürtel-Ampel. Tja, shit happens - da müssen wir durch. Fahren können wir mit der Vespa so nicht mehr, theoretisch könnte man die Batterie aufladen und dann so lange fahren, bis der Strom wieder weg ist. Wie weit wir so kommen würden, ist aber unvorhersehbar. Wir können an einem Samstag nicht mal herumtelefonieren, ob eine Werkstatt in der Nähe eine passende Lichtmaschine lagernd hat. No Problem in Wirklichkeit, da kümmern wir uns am Montag drum, nütz eh nix.

Der Katze ist es natürlich völlig egal, wie wir an ihr Futter kommen, Hauptsache wir kaufen es möglichst bald. Also machen wir uns zu Fuß auf den Weg, Gernots Fitnessarmband verzeichnet gute 1.500 Schritte bis zum Supermarkt. Dort füllen wir unseren Rucksack mit einem breiten Sortiment an Katzenfutter an, natürlich nur in den von Mizzi bevorzugten Geschmacksrichtungen. Sonst könnten wir es selber fressen und wer will das schon …? Den Retourweg nehmen wir über die so genannte „Lorettowiese“, wo die Attraktionen und Verkaufsstände für den „Jedleseer Kirtag“ aufgebaut sind. So bekommen wir einen ersten Überblick über das Gebotene und vor allem die Vielzahl der kulinarischen Verlockungen stimmt uns zuversichtlich. Das werden wir heute voll ausnutzen. Vorher bringen wir aber das Katzenfutter ins Haus, Ilse legt sich dann ein bisschen nieder. Elle hat auf Gernots Wunsch den Beamer aktiviert und auf der riesigen Leinwand schauen wir uns das Formel 1 Sprintrennen von Monza an. Tolles Spektakel, wobei wir den Ausgang des Rennens schon zehn Minuten später wieder vergessen haben 😊.   

Dann ist es Zeit für Entertainment geworden und wir haben uns in den Trubel des Kirtags geworfen. Herrlich. Wir sind zuerst einmal alle „Fress-Standln“ abgelatscht, bei jedem einzelnen hätten wir zuschlagen können. Ein Traum. Schließlich gönnte sich Gernot den ersten „Langos“ seines Lebens und das in knusprigen Backteig eingewickelte Debreziner-Würstchen schmeckte himmlisch. Aber natürlich diente der „Langos“ nur als Wegzehrung bis zum nächsten unwiderstehlichen Angebot - Indisches Chicken Curry. Wir lieben die indische Küche, aber leider hat dieses Curry gar nichts hergegeben. Geschmacksneutral - dieses Attribut beschreibt das Essen noch am besten, also war es zumindest nicht übel. Ohne unnötig angeben zu wollen, so ein Curry kriegt Gernot hundertmal besser hin, er würde aber auch 40, 50 indische Gewürze dafür verwenden. Und nicht zwei oder drei. Wurscht, wir haben uns dann noch nett mit den Besitzern unterhalten, sie kommen aus dem Punjab. Kaltes Bier haben wir ihnen dann auch noch abgekauft, ein Teil des Wechselgeldes wurde uns dabei in „Papadam“ ausbezahlt - eine knusprige, fladenartige Spezialität. DAS war dann wieder typisch indisch 😊. Elle ist dann irgendwann die paar Schritte zum Haus zurückgegangen, wir haben noch lange die Atmosphäre am Rummelplatz genossen. Das Kreischen der Mädchen in den Fahrgeschäften, das Buhlen der Burschen um die schon etwas älteren Mädchen, das ansteckende, vielstimmige Lachen der Leute an den Biertischen - einfach wunderschön. 
Wir gehen ja sonst nicht so gern unter viele Menschen, seit der Pandemie noch weniger gern. Aber das hier und heute war okay, die Menschen ballten sich nirgendwo, auch beim Anstellen wird größtenteils der Abstand eingehalten, das passt. Schließlich hatten wir uns sattgesehen und auch unsere Ohren hatten genug von der allerorten lautstark dröhnenden Musik, den vielen Hupen und heulenden Sirenen, sowie dem ganzen Geschrei der Feiernden. Da ist es natürlich doppelt fein, dass wir keine 50 Meter weit bis zu unserem WoMo spazieren müssen, um dort die Tür zu unseren eigenen vier Wänden zu öffnen. Wir machen natürlich noch einen lässigen Pasch und relativ früh legen wir uns dann nieder. Das war wieder ein schöner Tag, nicht einmal die defekte Vespa vermag uns die gute Stimmung zu trüben. Das lassen wir halt reparieren, vielleicht geht’s ja eh ruck-zuck, dann können wir unsere Fahrt wie geplant fortsetzen. Und sonst fahren wir halt heim, was soll’s? Das ist ja das Schönste an unserem Leben, dass wir tun und lassen können, was wir wollen. Oder wozu uns die Umstände zwingen. Wir sind und bleiben für alles offen oder „situationselastisch“, wie es auf neudeutsch heißt … 😊.


 




Sonntag, 12. September 2021
Schon um 8 Uhr stehen wir auf, Ilse hat sogar extra den Wecker (!) gestellt. Aber wir treffen uns heute mit unseren lieben Freunden Barbara, Michael und Hannah. Es ist überhaupt das erste Mal, dass wir sie in Wien besuchen, die letzten Jahre haben wir uns immer in ihrem Haus in Altaussee getroffen. Und um zu ihnen zu kommen, müssen wir durch die halbe Stadt fahren. Zugegeben, wir wären bequem genug gewesen, uns wieder ein Taxi zu rufen. Aber das geht diesmal tatsächlich nicht, denn es findet der Wien-Marathon statt. 
Deshalb ist die halbe Stadt gesperrt und zur Wohnung unserer Freunde kommt man heute nur mit Öffentlichen Verkehrsmittel. Kein Problem, Elle erklärt uns genau unsere Fahrtstrecke, zusätzlich lädt sich Ilse eine App der „Wiener Linien“ herunter. Zuerst geht es gute zehn Stationen mit dem Bus der Linie 34 A, die wir übrigens gratis nutzen durften. Denn wenn kein Fahrscheinautomat vorhanden ist, man auch sonst keinen Fahrschein kaufen kann (Sonntag!) und der Fahrer kein Ticket vorrätig hat, dann wird man von den „Wiener Linien“ auf diese Fahrt eingeladen. So steht das wörtlich in der Betriebsordnung. Das gefällt uns natürlich
😊. Wir steigen dann bei einem ziemlich großen Terminal in die U 6 um, hier hat eine Tabak Trafik geöffnet und wir kaufen uns selbstverständlich Tickets. Fürs Schwarzfahren haben wir beide keine Nerven und haben die auch nie gehabt. Die U-Bahn steht schon bereit und wir passieren Station um Station, bis wir endlich bei der „Gumppendorfer Straße“ aussteigen.     
Von hier aus sind es dann noch gute 400 Meter bis zur Wohnung unserer Freunde, das haben wir dieser Tage bereits mit der Vespa ausgecheckt. Wir treffen dann vor dem Haus direkt auf Barbara, sie ist gerade mit frischen Brötchen von der Bäckerei zurückgekommen. Hannah freut sich sehr über den großen Kalender mit den schönen Pferden und auch Michael hat mit den Pins, die ihm Gernot mitgebracht hat, eine Gaudi. Wir nehmen dann auf dem Balkon der schönen Wohnung ein üppiges, zweites Frühstück ein, ehe wir zum „Böhmischen Prater“ aufbrechen. Der ist sozusagen das Gegenstück zum riesigen Vergnügungspark „Prater“ im Bezirk Leopoldstadt, den die Wiener „Wurstel-Prater“ nennen. Der „Böhmische Prater“ befindet sich weit draußen in Simmering, das sind viele Kilometer Anfahrt. Das Auto hat Barbara schon gestern so geparkt, dass es außerhalb der gesperrten Straßen steht. Die Fahrt dauert sicher mehr als eine halbe Stunde und das ohne großartigen Verkehr. Aber Wien ist flächenmäßig natürlich ein ganz anderes Kaliber wie Innsbruck. Schließlich sind wir bestens angekommen, 
Barbara führt uns selbstlos bis zum Eingang des Vergnügungsparks und sucht sich dann mühevoll einen Parkplatz. Wir vier schreiten derweil alle Attraktionen ein erstes Mal ab, sämtliche Fahrgeschäfte und Biergärten befinden sich links und rechts einer ca. einen Kilometer langen Straße. Wir warten bis wir wieder komplett sind und dann kriegt Hannah ihre traditionelle Fahrt mit der Achterbahn spendiert. Die tapfere Ilse begleitet sie, während sich Barbara, Michael und Gernot - nicht völlig frei von Schadenfreude - das Durchbeuteln und Durchschütteln der beiden von außen anschauen. Ilse weiß schon beim Aussteigen, wo an Knien und Ellbogen sie morgen blaue Flecke haben wird. Als nächstes stand das Autodrom auf dem Programm, die Wiener amüsierten sich natürlich sehr darüber, dass wir Tiroler zu den Auto-Scootern immer schon „Puff-Autos“ gesagt haben. Wir haben uns alle fünf einen Wagen geschnappt, auch Ilse, die man mit etwas Übertreibung durchaus noch als „frischoperiert“ bezeichnen kann. Wohlgemerkt operiert an den Rückenwirbeln. Da wird dann eine wilde Fahrt mit dem „Puff-Auto“ zu einer thrilligen Herausforderung. Besonders wenn einer der Mitstreiter ein hochmotivierter 10-jähriger Bub ist, dessen einziger Lebenssinn darin besteht, erwachsene „Puff-Auto-Fahrer“ möglichst brutal zu rammen. Noch dazu hat der Bub seinen Scooter perfekt unter Kontrolle gehabt und wir haben alle unseren schweren Treffer abgekriegt. Auch Ilse. Aber ihr Kreuz hat das ausgehalten. An dieser Stelle noch einmal ein Sonderlob an Ilses Operateur Professor Kostron, der mehr als nur ganze Arbeit geleistet hat.
Hannah, Barbara und Michael haben sich dann noch ein paar Runden lang heiße Duelle auf dem Autodrom geliefert, Ilse hat ein paar super Bilder davon geschossen. Soviel Action macht natürlich irgendwann hungrig und durstig, also suchten und fanden wir einen Platz für uns fünf in einem schattigen Biergarten. Es dauerte zwar ein bisserl, weil das Lokal personalmäßig dramatisch unterbesetzt war, aber schließlich türmten sich doch noch Schnitzel, Cordon Bleus, Salate, Bier und Gespritzte auf unserem Tisch. Das Gelage dauerte gut und gern eine Stunde und anschließend sind wir von unseren Freunden bis vor die Haustür unseres WoMo gefahren worden. Eine nette Geste und ein wahnsinniger Umweg natürlich. Danke noch einmal, schön wars, fein haben wir es gehabt. 

Übrigens hat Gernot das Treffen mit unseren Freunden gleich dazu genützt, die längst „angedrohten“ Feierlichkeiten zu seinem nächsten Geburtstag formlos abzusagen. Er wird ja im Februar 60 und das wäre an sich eine gute Gelegenheit gewesen, mal wieder alle Freunde auf einmal zusammenzutrommeln. Aber - nicht nur wegen der Pandemie - wir machen das jetzt anders. Es wird nicht nur ein Fest geben, sondern gleich einige. Wir werden den runden Geburtstag in Wien feiern, in Altaussee, in Bald Salzuflen, in Hamburg und natürlich in Innsbruck. Wir fahren eh so gern weg … 😊 
Viel haben wir an diesem Tag nicht mehr gemacht, natürlich sind wir noch mit Elle zusammengesessen, haben wieder ein paar Bierdosen belüftet und später im Wohnmobil noch einen Gute-Nacht-Pasch gemacht. Morgen geht es wieder on the road again, es sei denn, wir finden hier in der Nähe zufällig eine Werkstatt plus passender Lichtmaschine. Aber das ist wenig wahrscheinlich, viel wahrscheinlicher fahren wir morgen heim. Vielleicht mit einem Zwischenstopp, mal sehen …
 
Montag, 13. September 2021
Um 7 Uhr 30 sind wir schon voll fit und starten mit einem starken Kaffee in den Tag. Schnell ist klar, dass wir unsere Vespa beim „Autohaus Meisinger“ in Völs reparieren lassen. Das wird aber eine Geduldsprobe werden, weil sie die passende Lichtmaschine nicht lagernd haben und die Lieferung aus Italien wird wohl zwei Wochen lang dauern. Kann man nix machen, wir sagen uns für morgen Nachmittag an, die sollen das Ding schon mal bestellen. Um ziemlich genau 10 Uhr fahren wir dann nach herzlicher Verabschiedung von Elle in Floridsdorf ab und sogleich auf die Autobahn. Die werden wir erst wieder bei der Abfahrt Mondsee verlassen, denn dort haben wir uns beim Camping „Mond See Land“ angekündigt. Für eine Nacht, wir wollen nicht mehr 600 Kilometer am Stück fahren. Vor allem deshalb, weil wir nicht mehr müssen. 
Über die Fahrt von Wien nach Mondsee gibt es nichts Aufregendes zu berichten, knapp über 300 Kilometer Autobahn halt, für die wir vier Stunden gebraucht haben. Wir suchen uns einen Platz nahe am Waschhaus und richten uns ein. Das geht rasch, denn leider muss die Vespa auf ihrem Träger bleiben. Obwohl, auch wenn sie laufen würde, für den einen Nachmittag hätten wir sie eh nicht abgeladen. Die Frage nach dem Essen am Platz - das Restaurant hat nämlich am Montag geschlossen - hat sich auch erledigt: es steht ein Food-Truck am Gelände, früher hätte man Imbiss-Wagen dazu gesagt. Der hat Burger und Pommes zu bieten, da schlagen wir dann zu. So ist es erwartungsgemäß auch gekommen, beide Burger waren sehr gut, auch wenn wir sonst nie irgendwo einen Burger bestellen. Außer bei McDonalds, im Schnitt ein, zwei Mal pro Jahr. Wobei, die Burger hier aus dem Food-Truck spielen in einer ganz anderen Liga wie der Mäci. Auf den Fußball übertragen könnten man dieses Match als Kreisliga gegen Champions League bezeichnen …
😊   
Den frühen Abend haben wir für einen Pasch genützt und kurz vor Betriebsschluss ist Ilse noch eine Runde in den Pool schwimmen gegangen. Gernot hat sie zumindest dorthin begleitet, er selber hat auf ein Bad im lauwarmen Wasser verzichtet. Zu nass. Vor allem um diese Zeit. Mit ein paar kühlen Drinks haben wir dann den Tag zu Ende gehen lassen, morgen geht es heimwärts. Wie immer freuen wir uns drauf - so schön kann eine WoMo Reise gar nicht gewesen sein, dass wir uns nicht total auf zu Hause freuen.













Dienstag, 14. September 2021
Nach dem Frühstückskaffee machen wir das WoMo für die Abfahrt fertig und dabei kommt Gernot mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Das Pensionistenpaar kommt aus dem ehemaligen Ostdeutschland und sie sind mit dem Wohnwagen unterwegs. Der Mann zeigt sich sehr an Geschichte interessiert, vor allem über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Gernot kommt auf Innsbruck zu sprechen, der nette Herr kennt unsere Stadt, kein Wunder - jeder Camper aus Deutschland muss am Weg nach Italien fast zwangsläufig über unsere Stadt fahren. Da trifft es sich ja super, dass Gernot in seinem Buch „Barfuß durch Innsbruck“ das Aufwachsen seines Schwagers Erich in den Nachkriegsjahren beschrieben hat. Und noch superer ist natürlich, dass Gernot üblicherweise immer ein paar Exemplare seiner Bücher mit dabei hat. Und so konnte er dem geschichtsinteressierten Deutschen das Buch schenken, mit einer Widmung obendrein. Da hat sich der Mann aber wirklich und aufrichtig gefreut - und Gernot hat das Pfadfindermotto „Jeden Tag eine gute Tat“ schon früh am Vormittag erfüllt. Passt. Wir fahren dann ab, geplant ist die Heimfahrt wieder über Bischofshofen und Lofer. Kurz vor Salzburg fragt Gernot dann Ilse nach den Stauzeiten am Grenzübergang Walserberg. Irgendwie hat er heute keine Lust, den knapp 100 Kilometer langen Umweg zu nehmen. Und siehe da, Google Maps meldet überhaupt keinen Stau, gar keinen. Gut, dann fahren wir heute mal ausnahmsweise wieder über das „Große deutsche Eck“, also über Rosenheim und Kufstein. Tatsächlich müssen wir an der Grenze überhaupt nicht warten, mit gut 30 km/h rollen wir die letzten paar hundert Meter auf die Grenzkontrolle zu und müssen beim Polizisten „Sie können weiterfahren“ nicht einmal stehenbleiben.   
Dann geht’s mit meistens 90 km/h Innsbruck entgegen, es herrscht starker Verkehr, aber es staut sich nirgends. Am Chiemsee bleiben wir stehen und verfüttern unser übriggebliebenen Brotreste an die unzähligen Wasservögel, die sich um jeden Bissen wild und lautstark zanken. Danach fahren wir in einem Zug bis zur Raststation Angath durch, die ist schon in Tirol. Dort haben wir uns noch ein wenig die Beine vertreten, bevor es dann endgültig nach Hause ging. Vorerst mussten wir aber noch bis Völs hinausfahren, in dem 5,6 Kilometer von Innsbruck entfernten Ort befindet sich das „Autohaus Meisinger“, wo unser armes Moped repariert wird. Das Abladen vor Ort ist eine Angelegenheit von fünf Minuten und es ist ein bisschen ein wehmütiges Gefühl, mit dem WoMo wegzufahren und unsere rote Prinzessin allein beim Onkel Doktor zurücklassen zu müssen. Nützt nix. 
Wenigstens hat Ilse die traurige Wegfahrsituation in einem schönen Bild festhalten können. Jetzt haben wir, so wie es ausschaut, für die kommenden zwei Wochen keine Vespa mehr, denn so lange dauert wie gesagt die Lieferung der neuen Lichtmaschine. In der Zeit könnte man von Pontedera bis Völs locker auch zu Fuß gehen, nebenbei bemerkt … Wurscht, müssen wir hinnehmen. Also wird unsere nächste WoMo Reise irgendwohin gehen, wo man mit einer Vespa nix anfangen kann. Da fällt uns spontan und als erstes eigentlich nur Venedig ein. Wir werden sehen …


















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

wir freuen uns auf eine Nachricht von dir