21. Juli bis 24. Juli 2016
Donnerstag,
21. Juli 2016
Unsere
53. Reise mit dem WoMo ist ausnahmsweise einmal unter einem Motto gestanden:
„Ohne Franken und ohne Rappen durch die Schweiz“. Wir wollten dem
Hochpreiseland Schweiz mit eingepackten Lebensmitteln und Getränken ein
Schnippchen schlagen.
Am
Vortag haben wir uns für eine Viertelstunde in unsere umfangreiche
Kleingeldsammlung gestürzt und eine Unmenge von fremden Münzen auf Schweizer
Geld durchsucht. Und siehe da – im Lauf der Jahre haben sich exakt 20,40
Franken angesammelt, in allen möglichen Münzeinheiten vom winzigen 10
Rappen-Stück bis hin zur schweren 5 Franken-Münze. Überraschung dabei – weil
eine 5-Franken Münze einen eigenartigen Klang hatte, haben wir sie genauer
unter die Lupe genommen. Das Teil stammt aus dem Jahr 1932, ist aus Silber und
hat unter Sammlern einen Wert von bis zu 19 Euro. Also wurde sie nicht mit in
die Schweiz genommen, sondern wanderte zurück in die Sammel-Kiste.
Unser
WoMo hatten wir schon am Vortag aus seiner Garage geholt, mit dem Notwendigsten
bestückt und am frühen Vormittag sind wir dann aufgebrochen.
Schnell
waren die knapp 90 Kilometer bis ins „Obere Gericht“ absolviert und in Prutz
sind wir auf eine kurze Jause in einen Lebensmittel-Markt eingekehrt. Wir haben
sehr guten Käse-Leberkäse gegessen und beim Zahlen hat Ilse mal wieder gezeigt,
dass auch in Österreich Preise oft Verhandlungssache sind: denn Ilses Coca-Cola
Flasche zierte ein Portrait des österreichischen Fußballers David Alaba. Mit
dem Hinweis, die Europameisterschaft sei längst vorbei und die Sonder-Edition sozusagen
obsolet, reklamierte Ilse den Preis der 0,5 Liter Flasche und bekam tatsächlich
exakt 0,27 Euro Nachlass. Wie sagt der Fischer: „Kleine Fischerl, gute
Fischerl“ – Kleinvieh macht auch Mist.
Von
Prutz aus sind es noch gute zehn Kilometer ins Engadin und bald standen wir vor
dem eidgenössischen Grenzbalken. Der Grenzbeamte war von ausnehmender
Höflichkeit, erkundigte sich nach unseren Reisezielen, gab uns freundlich noch
den einen oder anderen Tipp (die Ilse teilweise als falsch erkannte, aber mit
einem Schweizer Grenzbeamten diskutiert man nicht unnotwendigerweise) und
zeigte sich dann noch generös, als er uns ein paar Dosen Bier „durchgehen“ hat
lassen. Man darf pro Person nur 5 Liter Bier in die Schweiz einführen, wir
hatten eine Lage mit 24 Stück 0,5 Liter Dosen dabei, dazu noch ein paar
einzelne Dosen extra. Er wünschte uns einen schönen Aufenthalt und hoffte, dass
das Wetter halten möge.
Der
Weg durchs Engadin ist auch für uns Tiroler immer wieder eindrucksvoll, dem
jungen Inn entlang fuhren wir zuerst nach Zernez. Von dort ist es nicht mehr
weit nach St. Moritz und dass der mondäne Ort immer näher rückte, konnte man
leicht am stetig steigenden Aufkommen von Bentleys, Rolls Royce und diversen
Super-Sportwägen leicht erkennen.
Wir
machten in St. Moritz nicht Halt, wir hätten auch gar keine Möglichkeit
gefunden, unser Schneckchen irgendwo abzustellen. Also weiter nach Maloj.
Unterwegs
machten wir einen kurzen Zwischenstopp am Silser See nahe Silvaplana. Einfach
traumhaft – der tiefblaue Alpensee und im Hintergrund die Gipfel von Piz Balu
und Piz Bernina, die über 4.000 Meter in die Höhe ragen.
Dann
ging es den spektakulären Maloja-Pass hinunter, diese Straße ist einfach
unglaublich. Da wurde tatsächlich eine Route in eine faktisch senkrechte
Felswand hineingeschnitten, die zahlreichen Haarnadelkurven sind eine echte
Herausforderung für die Lenkraddreher, für Wohnmobilisten ohne Servolenkung ist
körperliche Schwerarbeit gefordert – 14 Kehren auf 4 Kilometer.
Im
kleinen Ort Viscosoprana verflacht dann das Gelände zusehends und wir legten
ein kleines Verschnauf-Päuschen ein, für uns und unsere Schnecke. Dann sahen
wir, dass wir eigentlich ganz knapp an der Grenze zu Italien waren, der
Como-See war nur ein paar Dutzend Kilometer entfernt. Da aber Italien diesmal
nicht unser Ziel war, kehrten wir um und jagten unser WoMo den brutal steilen
Maloja-Pass hinauf. Wir strapazierten unser 26 Jahre altes Häuschen bis an den
Rand seiner Leistungsfähigkeit, aber keineswegs darüber hinaus – wir mussten
nicht einmal stehen bleiben.
In
Maloja angekommen führte uns der nächste Weg über den JulierPass und dort
durfte sich unser WoMo einen neuen persönlichen Rekord ans Blechkleid heften –
nie ist es bislang höher hinaufgekommen. Die Passhöhe liegt auf exakt 2.284
Meter und auf den letzten paar hundert Metern zeigte die Temperaturanzeige
bedenkliche Werte an.
Aber Schneckchen hat brav durchgehalten, am Parkplatz
Julier-Pass blubberte es dann ein wenig und über den Überlauf hat unser WoMo
dann doch noch ein bisschen genässt. Aber höchsten so viel wie ein mittelgroßer
Yorkshire-Terrier Lackerl macht, wir mussten nicht mal Wasser nachfüllen.
Wir
nützten die Abkühl-Pause unseres WoMos für einen kleinen Spaziergang und
ergötzten uns dabei an den äußerst mäßig getarnten militärischen
Befestigungsanlagen einerseits und über die Preise eines Kiosks andererseits.
Aber 16 Euro für eine Bratwurst mit ca. 15 Stück Pommes sind einfach amüsant,
vor allem dann, wenn man nicht darauf angewiesen ist. Übrigens sind zwar die
Preise alle in Schweizer Franken angeschrieben, zahlt man in Euro, wird dieser
mit 1:1 umgerechnet. Wahrscheinlich der Einfachheit halber…
Unsere
nächstes Ziel war Chur, Hauptstadt des Kantons Graubünden. Lang haben wir uns
aber nicht aufgehalten, denn auch hier gibt es de facto kaum eine Möglichkeit,
ein WoMo auch nur für eine halbe Stunde legal irgendwo abzustellen. Wie wird
das heute Nacht werden und wie wollen wir, ohne einen Rappen oder einen Franken
auszugeben, einen Schlafplatz finden?
Bei einem Campingplatz in Chur fragten
wir an, ob wir denn am Parkplatz davor übernachten dürften. „Sehr gerne“,
lautete die Antwort – allerdings würde der Platz 15 Franken plus 3 Franken für
den Strom und plus zwei Mal Kurtaxe kosten – also deutlich über 20 Euro. Für
einen gammeligen Asphalt-Platz. Nein Danke und Tschüss.
Die
nächste Stunde verbrachten wir mit der Suche nach einem kostenlosen Stellplatz
– wir wurden nicht und nicht fündig und plötzlich waren wir in Liechtenstein.
Vielleicht war hier was zu finden. Aber ganz Liechtenstein ist ja in Wahrheit
kaum größer als der Parkplatz eines durchschnittlichen Einkaufszentrums (o.k. –
das ist übertrieben), dementsprechend sind Abstellplätze rar gesät, kostenlos
geht überhaupt nix.
Dann erfreute uns aber ein Hinweisschild ins österreichische Feldkirch – keine 30 Kilometer entfernt. Na dann – nix wie hin, in Österreich findet sich immer irgendwo ein legales Plätzchen für die Nacht, notfalls muss man halt auf eine „Ruhepause zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ verweisen.
Dann erfreute uns aber ein Hinweisschild ins österreichische Feldkirch – keine 30 Kilometer entfernt. Na dann – nix wie hin, in Österreich findet sich immer irgendwo ein legales Plätzchen für die Nacht, notfalls muss man halt auf eine „Ruhepause zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ verweisen.
Wir
sind dann kurzerhand auf die Autobahn-Raststätte Hohenems gefahren, die kennen
wir bereits. Dort haben wir uns eingeparkt und uns für die Nacht eingerichtet.
Ilse hat dann noch ein fesches, kurzes Telefonat mit ihrer Schwester Sigrid
geführt – das hat dann weniger fesche 20 Euro gekostet, weil Ilses Handy noch
in der Schweiz eingeloggt war und die Gesprächsminute schlanke 1,99 Euro
kostet…
Natürlich
haben wir dann noch einen Spät-Abend Pasch geklopft und uns anschließend von
den laufenden Motoren der Kühl-Lkw in den Schlaf brummen lassen.
Freitag,
22. Juli 2016
Dass
wir mitten unter vielen LKW eine angenehme Nacht verbracht haben mag
unglaubwürdig klingen, hat aber in erster Linie mit unserer Einstellung zu tun.
Natürlich rechnen wir auf einer Autobahn-Raststätte nicht mit himmlischer Ruhe,
das wäre blödsinnig. Umso mehr erfreute uns am Morgen der vielstimmige Chor der
Singvögel, die sich sehr ins Zeug legen mussten, um gegen den Lärm der
Austobahn anzuträllern. Man kann die Dinge tatsächlich positiv sehen…
Nach
einem feinen Käffchen haben wir uns dann wieder in Richtung Schweiz aufgemacht
um unsere Reise fortzusetzen. Bei Altach sind wir über die Grenze gefahren,
diesmal ganz ohne Kontrollen. Über Kriessern sind wir dann nach Altenrhein
gekommen und haben uns dort einen Camping-Platz angeschaut, der in der Nähe des
Flughafens liegt. So schön der Platz auch war, für einen ausgedehnten Urlaub in
der Schweiz ist unser Geldbeutel nicht dick genug. Vor allem das Essen würde
hier voll aufs Budget schlagen, man muss mit mehr als den doppelten Kosten
rechnen als hierzulande, unter 25 Euro ist kein Hauptgericht zu bekommen.
So
gesehen waren wir direkt erleichtert, als wir bei Höchst wieder auf
österreichisches Hoheitsgebiet gelangten. Wir haben unser Reisemotto einhalten
können und sind ohne Geld auszugeben zwei Tage lang durch sie Schweiz gefahren.
Auch eine Leistung, wenn auch eine Leistung mit einem kräftigen Augenzwinkern…
Der
Weg in Vorarlbergs Hauptstadt Bregenz war ein Kilometer langer Stop-and-Go
Wahnwitz und wir waren wirklich froh, als wir endlich auf die Autobahn Richtung
Deutschland fahren konnten. Inzwischen hatten wir spontan beschlossen, unserem
Lieblings-Campingplatz Kesselberg am Kochelsee einen weiteren Besuch
abzustatten.
Nach
gut und gern 200 Kilometern Fahrt sind wir dann bei Luis und Gitti angekommen,
wurden wie immer mit Umarmungen begrüßt und richteten uns für das kommende
Wochenende häuslich ein.
Am
Abend sind wir dann ins Camping-Restaurant sehr gut essen gegangen – schließlich
lautet das Motto dieser Reise nicht „ohne Euro durch Bayern“.
Nach
dem fulminanten Abendschmaus schnell noch ein feines Päschchen und danach ab in
die Betten. Zack und weg.
Samstag
23. Juli und Sonntag 24. Juli 2016
Ausnahmsweise
wollen wir die Beschreibung des Wochenendes am Kesselberg kurz halten, denn
unsere Hauptbeschäftigung war vornehmend das Relaxen. Unterbrochen wurde unser
„Dolce far niente“ lediglich vom allsamstäglichen Grillabend am Kesselberg, bei
dem Luis unbeschreiblich köstliche Grill-Hähnchen und knusprige Schweine-Haxen
zubereitet. Ein kulinarischer Frontalangriff auf die Geschmacksnerven, der in
vollkommener satter Zufriedenheit mündet. Immer wieder ein Höhepunkt.
Erwähnenswert ist höchstens noch die selten dämliche Frage eines unserer
Tischnachbarn: „Sind das ganze oder halbe Haxen?“ Gernot hat sich die bereits
vorformulierte Antwort: „Natürlich halbe Haxen, denn als Halb-Moselm darf ich
aus religiösen Gründen keine ganzen Schweine-Haxen essen“, dann gerade noch
verkneifen können…
Abends
ist dann noch ein mittelschweres Gewitter niedergegangen, was uns aber nur
mäßig tangiert hat, wir sind ja keine Zeltler…
Am
Sonntag haben wir dann nach einem gepflegten Frühstück bei Luis und Gitti
wieder alles zusammengepackt und haben uns Richtung Innsbruck aufgemacht.
„Ohne
Rappen und ohne Franken durch die Schweiz“ – Mission tadellos erfüllt, die
20,40 Franken wandern zurück in die Fremdwährungs-Kiste und dürfen weiter vor
sich hin schlummern…
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