8. Juli bis 12. Juli 2016
Innsbruck-Mondsee-Hallstatt-Innsbruck; 557km
Freitag,
8. Juli 2016
Sommerferien!
Ilse hat gestern ihren letzten Arbeitstag in diesem Schuljahr absolviert und
hat jetzt fesche neun Wochen Zeit, sich zu erholen.
Normalerweise
fahren wir traditionell schon am letzten Schultag mit unserem WoMo in den
Urlaub, in den vergangenen Jahren immer direkt vom Schulhaus weg. Aber heuer
hatten wir aber beide am Freitag noch Termine. Am Abend haben wir dann unser
Schneckchen aus seinem riesigen Holzhäuschen geholt und für die kommenden Tage
eingeräumt. Dann haben wir noch unsere Vespa auf den Motorradträger gewuchtet –
fertig.
Um
den Urlauber-Reiseströmen in Richtung Süden zu entgehen, sind wir dann gegen 21
Uhr 30 in Innsbruck aufgebrochen, unser Ziel ist die Raststation Mondsee an der
A1 in Oberösterreich. Wir sind tadellos vorangekommen, die Grenzkontrolle in
Kufstein haben wir – mehr zufällig – umfahren, weil wir kurz bei der
Autobahnraststätte stehen geblieben sind.
Ohne
eine Sekunde Stau sind wir dann in Mondsee angekommen, da wird es knapp nach
Mitternacht gewesen sein. Gleich danach haben wir uns niedergelegt und feinen
Schlaf gefunden, auch ein heftiges Gewitter hat uns nicht wirklich stören
können.
Samstag,
9. Juli 2016
Heute
ist unser Hochzeitstag, vor fünf Jahren haben wir uns in Hallstatt das Ja-Wort
gegeben, deshalb ist dieser malerische Ort im Salzkammergut auch unser Ziel.
Nach
einem Guten-Morgen-Kaffee sind wir dann die vielleicht 65 Kilometer nach
Hallstatt angegangen und knapp eineinhalb Stunden später haben wir uns am
dortigen Campingplatz für die kommenden drei Tage eingebucht. Der Platz hat
sich ziemlich verändert, es gibt zahlreiche neue Stellplätze und wo vor fünf
Jahren noch grüne Wiese war, ist heute ein großer Parkplatz für Tages-Gäste
eingerichtet. Sonst ist alles gleich geblieben – die bescheidenen, wenngleich
stets sauberen Sanitäranlagen ebenso, wie der eher mürrische
Campingplatz-Betreiber. Von seinem schwarzen Humor gab er uns gleich eine
Kostprobe, als er von Bergwanderen verlangte, sie mögen doch bitte im Voraus
bezahlen, denn nicht alle würden aus den Bergen auch wieder heil zurückkommen…
Schnell
haben wir unser WoMo für den mehrtägigen Aufenthalt hergerichtet und dann
unsere Vespa vom Träger gelassen. Das schöne Wetter lässt eine Ausfahrt zu,
also los. Heute ist hier in der Gegend beinahe Ausnahmezustand, es wird eine
„Mountainbike-Challenge“ ausgefahren, mit unfassbaren 4.000 Teilnehmern.
Dementsprechend ist Betrieb auch auf der Bundesstraße, denn ein kleines Stück
dürfen die Biker über Asphalt brettern, bevor es wieder auf die verschlammten
Bergstrecken geht. Unglaublich, wie dreckig sich Menschen machen können und
trotzdem sichtlich Spaß daran haben – jedem das seine.
Nach
ein paar Kilometern Fahrt sind wir dann in den Nachbarort Obertraun gekommen
und haben dort ein paar Einkäufe gemacht, hauptsächlich Zutaten für Spaghetti
Bolognese und ein paar Süßigkeiten. Vorher waren wir schon in einem
Lebensmittelgeschäft in Hallstatt, aber da waren die Preise so hoch, wie die
Qualität niedrig (das Faschierte schillerte in mehreren Farben).
Anschließend
sind wir zum Campingplatz zurück, haben einen Pasch gemacht und uns
anschließend noch ein klein wenig niedergelegt.
Gegen
18 Uhr hat uns dann der Hunger aufbrechen lassen und wir sind zu Fuß den
knappen Kilometer ins Zentrum von Hallstatt gegangen. Im „Bräuhaus Lobisser“
haben wir vor fünf Jahren unser Hochzeits-Essen gehabt. also sind wir auch
heute hier eingekehrt.
Das
einzig Positive an diesem Besuch gleich vorweg: wir haben den letzten Tisch im
Gastgarten ergattern können. Sonst gäbe es nur wirklich Negatives zu berichten
und nachdem jammern nicht unsere bevorzugte Art ist, nur ein paar Stichworte:
Essen mäßig, Bestellung auf Österreichisch unmöglich, sämtliche Kellner sind
Deutsche oder Osteuropäer. Also kein „Weißer Spritzer süß“, sondern „Weißwein
Schorle“. Richtig ärgerlich und unappetitlich war dann das Essverhalten der
unzähligen chinesischen Gäste zu beobachten, das man nur als ekelhaft
bezeichnen kann. Würde man als Einheimischer derart „grausig fressen“ (was
nicht schmeckt, wird wie selbstverständlich auf den Boden geschmissen), jeder
Wirt würde einen hochkant rausschmeißen. Zu Recht! Aber den zahlungskräftigen
Chinesen macht man in Hallstatt den Kotau, Geld stinkt bekanntlich nicht.
Jedenfalls ist Hallstatt kein Platz mehr für „normale“ Touristen, kein Urlauber
aus dem Westen kann sich hier noch wohlfühlen, eine derart brutale touristische
Prostitution haben wir noch nirgendwo erlebt. Wer es nicht mit eigenen Augen
gesehen hat, wird das nur schwer glauben können. So ist uns etwa beim
Spazierengehen eine junge Chinesin entgegengekommen, hat ihr Getränk
ausgetrunken und die Plastikflasche wie selbstverständlich in hohem Bogen über
den Zaun in einen Garten geworfen. Zum Schämen – Hallstatt nennt sich
Weltkulturerbe und ist heute nichts mehr anderes als eine ekelhafte Müllhalde,
an der ein paar Einheimische kräftig verdienen. Für uns steht fest – nie wieder
Hallstatt.
Nach
dem Essen sind wir zum Matthias und seiner Familie gegangen, die schräg
gegenüber vom Campingplatz ein Haus haben. Matthi ist ein langjähriger
Best-Friend von Gernot und auch der Grund, warum wir uns hier haben trauen
lassen. Zufällig war auch Alex aus Innsbruck zu Besuch, den haben wir auch
schon länger nicht gesehen. Es ist dann ein netter Abend geworden, mit viel
Wein, Bier und Quatschen – es war schon nach Mitternacht, als wir die paar
Meter zu unserem WoMo zurückschlurften. In die Betten, Zack und weg!
Sonntag,
10. Juli 2016
Heute
am Abend wird das Finale der Fußball-Europameisterschaft ausgespielt, das
können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Matthi hat schon vor Tagen
einen Tisch im „Gasthaus Mühle“ bestellt, der Wirt dort ist ein absoluter
Fußball-Fanatiker, also der ideale Ort für ein kleines „Public Viewing“.
Wir
haben den Sonntag sehr gemütlich angehen lassen, Gernot ist mit der Vespa zur
Bäckerei gefahren, Ilse hat derweil Kaffee gemacht. Nach dem Frühstück haben
wir uns auf unser rotes Mopedchen gesetzt und sind einfach Richtung Steiermark
losgefahren. Zuerst galt es den bis zu 23 Prozent steilen Koppen-Pass zu
bezwingen, eine Monsteraufgabe für unseren 11PS „starken“ Motorroller.
Mit
letzter Kraft schafften wir es dann doch bis zur Passhöhe und mussten dort eine
Abkühl-Pause einlegen. Dann ging’s weiter – zuerst nach Bad Aussee und dann ein
paar Kilometer weiter bis zum Altausseer See. Dort haben wir es uns auf einem
Bootssteg bequem gemacht, eine Kleinigkeit getrunken und den Tausenden Fischen
beim Schwimmen zugeschaut. Sehr entspannend und wirklich lässig.
Dann
wieder rauf auf den Roller, wie wir bei Google-Maps gesehen haben, brauchen wir
nicht mehr über den Koppen-Pass zurückfahren, sondern wir umrunden sozusagen
den Hallstätter-See in einem großen Kreis.
Zwischendurch
bleiben wir auf einem Parkplatz stehen, Ilse soll ein paar Fahrübungen machen.
Sie macht ja in ein paar Tagen den Motorrad-Führerschein und da will sie nicht
ganz ohne Praxis sein. Das Fahren funktioniert auch ganz gut, beim
Stehenbleiben unterschätzt Ilse aber die mehr als 100 Kilogramm unserer Vespa,
kann das Gewicht nicht halten und – Bumm – liegt sie samt Roller am Boden. Wie
durch ein Wunder hat die Vespa gar nix abgekriegt, nur der Bremshebel hat sich
verbogen. Ilse hat ein paar blaue Flecken mehr an Armen und Beinen, vor allem
ihr kleiner Zeh hat sich ordentlich verfärbt. Aber alles halb so schlimm, das
hätte auch böse enden können, der Motor der Vespa wird ja glühend heiß, damit
ist Ilse aber zum Glück nicht in Berührung gekommen. Nach
dieser Schrecksekunde sind wir nach Hallstatt zurückgekommen und haben uns erst
mal ein wenig niedergelegt. Dann einen feinen Pasch gemacht und gegen 18 Uhr
sind wir ins Zentrum Hallstatt rüber. Dort haben wir gestern bereits einen
Verkaufswagen „entdeckt“ und lassen uns ein halbes Hühnchen (Gernot) und einen
Hot-Dog (Ilse) schmecken. Eine gute Unterlage ist heute wichtig, es wird wohl
einiges an Alkohol fließen. Das Essen war sehr gut, die türkischen Betreiber
des Standes total nett und die Rechnung angenehm niedrig. Dann sind wir rauf
zur „Mühle“ und waren dort die ersten Gäste. Der Wirt hat einen großen Flat TV
und eine noch viel größere Leinwand für seinen Video-Beamer hergerichtet, das
EM Finale Frankreich gegen Portugal konnte also kommen. Der Gastraum füllte
sich dann zusehends, am Nebentisch freuten sich ein paar junge Franzosen auf
das Spiel, für Stimmung war also gesorgt. Schließlich ist dann noch Matthi
gekommen und wir haben einen sehr feinen Abend verbracht. Das Spiel endete mit
einem doch überraschenden Sieg für Portugal, das entscheidende Tor zum 1:0 ist
ein paar Minuten vor dem Ende gefallen. Kurzer Schlussapplaus, schnell noch
unsere letzten Getränke geleert und weg waren wir.
Wieder
ist es dann nach Mitternacht geworden, bis wir unsere müden Häupter auf die
weichen Pölster betteten und augenblicklich einen feinen Schlaf gefunden haben.
Montag.
11. Juli 2016
Aufgewacht
sind wir kurz vor 8 Uhr früh, aufgeweckt hat uns einer unserer Nachbarn, der
den Motor seines WoMos im Stand laufen hat lassen. Nach einigen Minuten ist
dann Gernot zu ihm hingegangen und es hat sich herausgestellt, dass der Spanier
doch tatsächlich wegen der Klima-Anlage den Wagen gestartet hat. Das muss man
sich vorstellen – damit seine fünf Mitreisenden nicht im Inneren des WoMos
schwitzen müssen, sollen alle anderen am Platz den Lärm und den Gestank
hinnehmen. Wie hirnlos, egoistisch und gefühllos muss man eigentlich sein, um
auf eine solche Idee zu kommen? Jedenfalls hat Gernot dem Voll-Trottel
ordentlich die Meinung gesagt und schließlich hat der Spanier seine
Klapperkiste abgedreht. Keine Hilfe gab es übrigens vom Campingplatz-Betreiber,
dem ist das vollkommen egal gewesen. „Der versteht mich eh nicht“, war sein
einziger Kommentar. Für uns ist dieses Verhalten ein Grund mehr, nie mehr bei
ihm zu campieren, der Mann interessiert sich schlicht einen Scheiß um seine Gäste,
der hat ausschließlich seinen Vorteil im Auge. Das macht ihn für uns
unsympathisch, auch dass er jeden Tag ab 18 Uhr von seinem Platz abhaut und die
Camper sich selber überlässt, taugt uns nicht. Entweder ganz oder gar nicht –
Teilzeit-Chefs können uns gestohlen bleiben.
Nach
der kurzen Aufregung wegen dem verblödeten Spanier haben wir unser Moped
gestartet und sind einfach wieder losgefahren – diesmal halt in die andere
Richtung. Nach ein paar Kilometern wählten wir spontan die Abzweigung nach
Gosau und sind dorthin gefahren. Die Strecke war die meiste Zeit mäßig steil,
leicht zu bewältigen für unsere Vespa. Bald waren wir in Gosau angekommen und
bewunderten dort das herrliche Bergpanorama des Dachsteins. Wir sind dann bis
zum Gosauer-See weitergefahren, der am Talschluss liegt. Der Ausblick dort ist
atemberaubend schön, fast schon kitschig.
Lang
haben wir uns aber nicht am See aufgehalten und nach kurzer Rast sind wir
zuerst zurück nach Gosau und dann nach Bad Goisern weitergefahren. Von dort
sind es noch knapp 10 Kilometer bis Bad Ischl, also nix wie hin in die berühmte
Stadt. Das Wetter war sehr schön und mit 33 Grad ordentlich heiß. In Bad Ischl
haben wir einen ausgedehnten Stadtbummel gemacht, Gernot war zum ersten Mal
hier, Ilse hat der Stadt vor gut 40 Jahren den letzten Besuch abgestattet.
Natürlich hat sich alles völlig verändert, die Stadt ist aber in jedem Fall
einen Rundgang wert.
Danach
sind wir nach Hallstatt zurückgebrettert, heute sollten wir nicht zu lange
unterwegs sein, denn für den Abend werden überall in der Region (und übrigens
auch in ganz Österreich) schwere Unwetter erwartet.
Am
späten Nachmittag hat sich dann Gernot als Koch betätigt und eine ordentliche
Portion Spaghetti Bolognese zubereitet – wir hätten wohl fünf, sechs weitere Personen
mitessen lassen können. Das Essen war dann sehr gut, wir haben ja auch noch
köstlichen Parmesan-Käse dabei und Ilse machte uns einen schmackhaften grünen
Salat dazu.
Und
später war es dann soweit, stundenlanger Starkregen und schwere Gewitter haben uns
ins Innere unseres Schneckchens gezwungen, die Menschen in ihren Zelten waren
in dieser Nacht beileibe nicht zu beneiden. Wir hingegen haben gut geschlafen –
wie eigentlich immer.
Dienstag,
12. Juli 2016
Heute
reisen wir von Hallstatt ab – unser nächstes Ziel wäre eigentlich Thalham und
anschließend der Ossiacher-See gewesen. Wäre – denn schon in den Nachrichten am
frühen Morgen hören wir, dass es überall im Land schwere Unwetterschäden zu
verzeichnen gibt, zahlreiche Straßen sind gesperrt, auch solche, auf denen wir
unsere Fahrt geplant hatten. Zudem ist der Wetterbericht äußerst schlecht, es
wird auch in den kommenden Tagen überall im Land regnen, es wird weitere
Unwetter geben und ab 2.000 Metern Seehöhe ist mit Schnee (!!) zu rechnen. Also
beschließen wir spontan, hier und jetzt unseren Urlaub abzubrechen und nach
Innsbruck zurückzufahren. Gesagt – getan – wir bezahlen die knapp 100 Euro für
drei Tage Aufenthalt und Tschüss Hallstatt.
Die
knapp 250 Kilometer nach Innsbruck fahren wir einfallslos über die Autobahn –
am Weg dorthin sehen wir mancherorts, was die Unwetter gestern angerichtet
haben. Da sind wir wirklich gut dran gewesen, denn in Hallstatt hat es
zumindest keine Äste von den Bäumen gerissen wie anderswo. Glück gehabt.
Mit
einigen Pausen sind wir dann nach knapp vier Stunden daheim angekommen – die
nächste Fahrt wird nicht lange auf sich warten lassen. Wir haben da schon so
eine Idee…
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