Sonntag, 21. April 2024

124. WoMo-Fahrt "Italien ist ja wunderschön, man kann es gar nicht oft genug sehn"

vom 5. bis 20. April 2024
Innsbruck-Verona-Lago die Trasimeno-Ceprano-Salerno-Ceprano-Lago di Trasimeno-Innsbruck
2.193km und Vespa 116km 
Kleine Vorbemerkung:
Dass wir mit dem Start unserer 124. WoMo-Reise bis nach den Osterferien warten würden, wussten wir schon seit Wochen. Wer tut sich schon freiwillig den Osterreiseverkehr an? Wir nicht. Also haben wir erst im März damit begonnen, unsere treue Schnecke auf ihre erste große Reise im 2024er Jahr vorzubereiten. Dazu haben wir einem unserer Mechaniker des Vertrauens einen Besuch abgestattet und Meister Stefan Klingenschmid presste frische Luft in die Reifen, wir füllten unseren Frischwassertank auf und es wurde der Ölstand kontrolliert. Abschließend meinte dann die beste aller Ilsen, Stefan möge sich doch unseren Motorradträger etwas genauer anschauen. Aus einem reinen Bauchgefühl heraus hatte Ilse nämlich ein paar Tage zuvor heftig am Träger gerüttelt und entdeckt, dass es auf der rechten Seite ein deutliches Spiel gibt. Da könnte was nicht stimmen. Also legte sich Stefan unter unser mobiles Häuschen, kam nach 15 Sekunden wieder hoch und meinte alternativlos: „Also, da könnt ihr ganz sicher keine Vespa mehr auflegen!“ Na bumm! Der Träger zeigte sich zum Großteil völlig durchgerostet, warum er nicht einfach zerbröselt ist – nur Buddah kann das wissen.  
Also musste eine Lösung her und das sofort. Natürlich sind wir augenblicklich zu unserem Metallbau-Spezialisten Robert Batkowski gefahren und der hat sich sofort (!) die Zeit genommen, den Schaden zu untersuchen. Tatsächlich hat der Motorradträger nur mehr aus einer reinen Laune der Natur heraus standgehalten, die meisten Befestigungsschrauben waren ebenso durchgerostet, wie der Metallrahmen selbst. „Das muss alles neu gemacht werden“, meinte Robert und als wir ihm den Auftrag dazu gegeben haben, murmelte er, mehr zu sich selber: „Also, gewartet habe ich darauf nicht.“ Aber er sagte uns zu. Sogleich montierte er den Träger ab, das alleine war schon eine Riesenplagerei, weil die meisten Schrauben abgeflext werden mussten. Danach fuhren wir mit unserer Schnecke ohne Popo nach Hause.
Schon am übernächsten Tag brachten wir unser Häuschen dann wieder in seine Werkstatt und gemeinsam mit seinem Bruder Florian montierte Robert den neu angefertigten Träger wieder hinten dran. Hat alles wunderbar funktioniert, Robert Batkowski und seine Firma sind halt unschlagbar, wenn es um individuelle Lösungen für Probleme mit Metallkonstruktionen geht. Zusätzlich hat uns dann Robert noch ein paar Zentimeter des Trägers abgeschnitten, sodass wir unseren Roller nun noch leichter aufladen können. Chapeau, lieber Robert, die knapp über 1.000 Euro für die Reparatur waren noch dazu ein sehr großzügig kalkulierter Preis. Heilfroh sind wir abschließend zurück in unsere WoMo-Garage gefahren, heilfroh deswegen, weil wir unsere Vespa ja jederzeit hätten verlieren können – die Konsequenzen eines solchen Unglücks wollen wir uns nicht einmal vorstellen. Glück gehört halt auch dazu.
Und jetzt starten wir los zu unserer 124. WoMo-Reise, Zeit wird’s. 
 
Freitag, 5. April 2024
Nach dem glücklich verlaufenen Desaster mit unserem verrosteten Motorradträger wäre unser geplanter Reiseantritt fast noch einmal obsolet geworden – am Mittwoch zwangen Ilse schreckliche Zahnschmerzen auf den Behandlungsstuhl unserer Dentistin. Leider musste die arme Ilse die schmerzvolle Tortur einer Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen, unserer Reise drohte also eine weitere Verzögerung. Aber – schon im Laufe des Donnerstags besserte sich Ilses Zustand stündlich und am Abend war klar: Wir fahren morgen los. Sollte der Zahn unterwegs Probleme machen, dann – nun ja, Italien ist nicht unbedingt ein Dritte-Welt-Land, da kann man ohne weiteres auch einen Zahnarztbesuch riskieren … Wir sind dann an diesem Freitag sehr zeitig aus dem Bett gekommen, die Vespa hatten wir schon am Vortag aufgeladen, überhaupt ist unser WoMo vollkommen bereit für die Reise. Wir mussten nur noch den Pasch-Teller einpacken und ein paar Lebensmittel aus dem heimischen Kühlschrank in den WoMo-Kühlschrank transferieren – fertig. Für eine problemlose Fahrt über den Brenner ist ein Frühstart natürlich ideal, denn bis 5 Uhr früh gilt in Österreich das Nachtfahrverbot für LKW. Es war also noch stockdunkel draußen, als wir kurz vor 4 Uhr 30 die Garage verlassen haben. Auf der nahezu verkehrsfreien Autobahn sind wir natürlich bestens vorangekommen und am großen LKW-Parkplatz in Nößlach haben wir dann schon eine ganze Horde von LKW gesehen, die bereits ganz ungeduldig auf das Startsignal um punkt 5:00 Uhr warteten. Wir sind noch knapp vor der Kolonne durchgekommen, aber nach einem kurzen Break auf der ersten italienischen Raststätte, hatte uns ein Großteil des Trosses bereits überholt. Also schnell ein paar dutzend LKW „geschnupft“ und danach gondelten wir gemütlich dahin. Bei einem weiteren Stopp an einer „Area servizio“ ist Gernot nur zum Zwecke des Beine-vertretens in den Shop hineingegangen – Zack – schon freute er sich über den ersten Münzfund dieser Fahrt – ein wunderschönes 1-Euro-Stück, das mitten im Laden am Boden gelegen ist. Da lacht das Sammlerherz. Wir sind dann in weiterer Folge völlig ohne Stau oder Stress durch Südtirol und das Trentino durchgecruist und um exakt o9:o4 Uhr (Ilse führt ganz genau Buch 😊) kamen wir am „Camping Verona Village“ an. Hier haben wir schon vergangenes Jahr unsere große Toskana-Reise begonnen und der Platz ist uns in guter Erinnerung geblieben. Die einzelnen „Straßen“ sind hier nach Figuren aus Opern benannt und standen wir letztes Jahr in der „Via Guglielmo Tell“, so parken wir uns heute in der „Via Hansel e Gretel“ ein 😊. Nett. Schnell sind wir eingerichtet und laden die Vespa ab – dem frühen Aufstehen geschuldet legen wir uns gleich einmal für ein halbkurzes Nickerchen nieder. Später machen wir den ersten Pasch dieser Reise und noch später treibt uns der Hunger aus dem Campingplatz hinaus. Gleich in der Nähe gibt es mehrere Lokale und direkt vor der „Pizzeria Peperoncino“ parken wir unseren roten Flitzer ein. Die Pizzeria hat nicht nur Pizza im Angebot, also bestellt sich Ilse einen Hot-Dog mit Pommes, Gernot entscheidet sich für den Kebap-Teller. Der Laden wird von Indern geschupft und sie freuen sich sehr, als Gernot mit seinen paar Brocken Hindi zu glänzen versucht. Das Essen war wie erwartet sehr gut und sehr gesättigt sind wir die paar hundert Meter zu unserem WoMo zurückgefahren. Mit ein paar Kaltgetränken und fröhlichen Matches am Paschteller haben wir dann unseren ersten Urlaubstag zu Ende gehen lassen. Obwohl – wie wir immer gerne betonen, ist Campen für uns beide ja längst kein Urlaub mehr, sondern unser Leben. Auf diesen kleinen Unterschied bestehen wir auch in Zukunft … 😊.
 
 
Samstag, den 5. Apri 2024
Obwohl relativ nahe am Campingplatz eine vielbefahrene Straße vorbeiführt, haben wir eine störungsfreie und ruhige Nacht verbracht. Die erste heuer im WoMo 😊. Das ist irgendwie immer etwas Besonderes, auch deshalb war es heute eine ausgesprochen feine Nacht. Ilse versorgt uns wie gewohnt mit einem fantastischen Guten-Morgen-Kaffee und der Start in den neuen Tag ist perfekt. Das Wetter ist relativ schön, wahrscheinlich liegt auch hier Sahara-Staub in der Luft, denn es ist zwar fast wolkenlos, aber dennoch trüb. Jetzt wäre das natürlich ein gutes Wetter für eine Fahrt rüber ins Zentrum nach Verona, trotzdem kommen wir sofort überein, dass wir uns heuer den Besuch der Stadt sparen werden. Erstens waren wir schon letztes Jahr dort, zweitens könnten wir von Innsbruck aus jederzeit nach Verona fahren, wenn wir Lust haben und drittens haben wir heute keine Lust dazu 😊. Also wird feierlich ein Schlunz-Tag ausgerufen und das am ersten Tag der Reise – eh super 😊. Obwohl – absolut untätig sind wir dann eh nicht geblieben, denn immerhin ist Gernot mit der Vespa in den knapp 800 Meter entfernten Migros-Supermarkt gefahren und hat dort Batterien und Brot gekauft. Ansonsten haben wir an diesem Tag viel Zeit mit Paschen verbracht, ein sehr ausgiebiges Mittagsschläfchen gemacht und uns wieder so richtig in unserem Schneckchen eingewohnt. Und zwar derartig eingewohnt, dass wir weder gestern noch heute den Tisch und die Campingstühle aufgestellt haben. Wir haben es dann gemütlich Abend werden lassen und schließlich haben wir bei Dunkelheit die Vespa aufgeladen. Aber wir stehen unmittelbar unter einer großen Platz-Laterne und es ist de facto taghell. Die Vespa flutscht heute ganz besonders locker auf ihren Platz, die Anpassungsarbeiten am Träger haben wunderbar funktioniert, Danke noch einmal an Robert Batkowski. Morgen geht’s wieder auf die Straße, es liegen über 340 Kilometer vor uns, nahezu alles über Autobahnen. Unser Ziel ist der „Lago di Trasimeno“, da waren wir schon letztes Jahr und die Gegend gibt noch sehr viel her. Kurz vor dem Schlafen-gehen ist Gernot dann eingefallen, dass er heute – mehr oder weniger unabsichtlich – gar nichts gegessen hat. Nicht einmal einen Schoko-Pudding. Nun ja, vom Fleisch fallen wird er uns ja nicht gleich und ein Fasttag zwischendurch schadet eh nicht … 
Sonntag, 7. April 2024
Wieder haben wir eine schöne und ruhige Nacht verbracht, kurz nach 8 Uhr sitzen wir schon beim Kaffee. Danach spulen wir routiniert wie immer unser Aufbruch-Programm ab und rasch ist alles an seinem Platz verstaut. Ilse lässt sich heute mal ausnahmsweise bis zur Rezeption fahren, bezahlt dort den Rest der Rechnung und schon heißt es „Ciao Camping Village Verona“, man sieht sich ziemlich sicher wieder. Unmittelbar nach dem Campingplatz tanken wir unser Häuschen voll und kurze Zeit später biegen wir schon auf die Autostrada ein. Dass heute LKW-Fahrverbot gilt, ist natürlich ein Segen für uns, denn das macht das Reisen um vieles angenehmer. Dementsprechend cruisen wir locker mit 90, 95 km/h dahin und bleiben bei nahezu jedem Rasthaus kurz stehen 😊. Erstaunlicherweise trinken wir heute keinen einzigen (!!) Kaffee in einem der Rasthäuser, denn wir haben noch unseren eigenen vom Frühstück mit dabei. Einmal lassen wir uns doch tatsächlich von einem McDonalds zur Einkehr verführen, verlassen den Laden aber ohne Burger-Menü. Das muss man sich nämlich, wie eh überall bei McDonalds inzwischen, an einem Touchscreen-Bildschirm zuerst selber zusammenstellen, gerne auch unter Bekanntgabe der persönlichen Daten. Dafür gäbe es dann einen Rabatt. Uns ist das derart unsympathisch, dass wir da nicht mitmachen. Das ist nix für uns Boomer. Da haben wir dann lieber im WoMo ein fantastisches Räucherwürstel vom Tuxerbauern gegessen, mit Senf und Kren, Brot war noch von gestern übrig – ein herrlicher Snack. McDonalds werden wir auch in Zukunft höchstens mal bei einem McDrive anfahren, die Restaurants selbst sehen uns nicht mehr. Aber inzwischen ist unser letzter Besuch eh über zwei Jahre lang her. Genug jetzt damit 😊. Das Wetter ist übrigens ideal für einen Reisetag, denn auch heute ist es eher trüb, da knallt uns dann auch nicht die Sonne ins Führerhaus. Der Verkehr ist auch nahe den großen Städten überschaubar, wir werden nirgendwo aufgehalten, kaum Baustellen, kein einziger Stau, nix. Passt.

So sind wir dann über eine Stunde schneller am „Lago di Trasimeno“ angekommen als vorausberechnet, da gibt es aber Schlimmeres. Ilse übernimmt wie immer unsere Anmeldung und fragt dann gleich die Angestellte, ob denn der Platz 210 frei wäre. Die nette Dame muss kurz nachfragen – passt. Da sind wir nämlich im letzten Jahr auch gestanden und wir finden, dass das einer der besten Plätze hier beim „Camping Badiaccia“ ist. Erste Reihe fußfrei, unverbaubarer Blick auf den See und nahe am großen Sanitärgebäude. Wunderbar! Schnell haben wir dann unseren Stellplatz bezogen, zuerst die Vespa abgeladen und dann unsere Schnecke mit beiden rechten Rädern auf die Auffahrkeile positioniert. Danach noch die Fensterverkleidungen angebracht, den Strom ins Häuschen gelassen und die Campingmöbel aufgestellt. Fertig. Bald sind wir dagesessen und haben es uns mit kalten Drinks und mit Blick auf den See gemütlich gemacht. Bestens angekommen! Später sind wir dann fein und ausgiebig duschen gegangen, es ist heute ein schöner und warmer Tag, auch wenn es in Innsbruck noch um zwei Grad wärmer ist. Aber wir sind keine Neidhammel
😊. Natürlich haben wir dann einen Pasch gemacht, bevor wir uns ein feines Schläfchen gönnten. 
 
Zum Seeufer sind wir natürlich auch schon runterspaziert, aber außer ein paar Fischskeletten und weggeworfenen Flaschen gibt der Strand nicht viel her. Das Wasser ist sicher noch eiskalt, aber schwimmen würden wir hier ja sowieso nicht gehen. Eigentlich gibt es am Platz kein richtiges Restaurant, nur eine eher kleine Bar. Letztes Jahr sind wir dort nie eingekehrt, aber Gernot ist heute mal hingegangen, um die Lage zu checken. Und siehe da, am Abend hätten sie Burger, Hot-Dogs oder Piadine im Angebot – na, das ist doch nicht nichts. 
Und so sind wir dann gegen 18 Uhr 30 zur Bar rauf spaziert, haben von der ausgesprochen netten und freundlichen Kellnerin Cafe Doppio und Campari-Orange serviert bekommen, sowie zwei durchaus essbare Piadine, mit Schinken und Käse belegt. Wir haben dann gleich noch einen Doppio und einen Campari-Orange nachgelegt, insgesamt war der Besuch der Platz-Bar eine runde Sache. Der doppelte Espresso kostet übrigens auch hier nur 2 Euro, die Kaffeepreise in Italien kann man – verglichen mit denen von daheim – nur als sensationell bezeichnen. Und vom Geschmack eines italienischen Espresso brauchen wir gar nicht erst anfangen zu reden, da gingen einem ja schnell die Superlative aus … 
Gut gesättigt sind wir dann zum WoMo zurück und haben uns bald einmal niedergelegt. Da wird es wahrscheinlich noch nicht einmal 21 Uhr gewesen sein – aber, ist das nicht vollkommen wurscht … 😊?
Montag, 8. April 2024
Unsere erste Nacht hier am Lago di Trasimeno war herrlich ruhig, kein Wunder, denn mit uns sind gerade mal fünf bis sechs andere Camper am Platz. Ilse macht uns Kaffee und kurz nach 8 Uhr sitzen wir schon am Frühstückstisch. Ilse hat gestern im Sanitärhaus einen sehr hübsch bemalten Stein gefunden. Es hat sich auch eine Facebook-Adresse auf dem Steinchen befunden und die führte Ilse auf die Seite „Schatzsteine“. Dort „meldete“ sie den Fund und fragte an, ob sich die Stein-Auslegerin noch am Campingplatz befinden würde. Und tatsächlich, noch am frühen Vormittag kam eine nette, ältere Dame zu unserem WoMo und deponierte am Campingtisch zwei sehr nett bemalte Muscheln. Sie erklärte uns, die Fundstücke sollen den Findern Freude machen und danach wieder „ausgesetzt“ werden. Nette Idee, wir werden die „Schatzsteine“ spätestens auf Sizilien aus unserer Obhut in die Freiheit entlassen. Den Vormittag haben wir relaxet vor unserem WoMo verbracht, nach Mittag ist dann die Vespa zu ihrem ersten Einsatz hier gekommen. Weil wir heute selber kochen, düsen wir nach Castiglione del Lago rüber. Dort kennen wir einen großen COOP-Supermarkt, da kriegen wir alles, was wir brauchen. Es sind sicher über 10 Kilometer dorthin und wundersamerweise werden wir die ganze Fahrt über nicht einmal überholt. Schlicht und ergreifend deshalb, weil kein anderes Fahrzeug in unsere Richtung unterwegs war. Sonst hätten wir mit unserer kleinen Vespa natürlich sofort den Jagdinstinkt von Fiat Unos und Pandas geweckt 😊. In Castiglione waren wir schon öfters, also finden wir problemlos zum Supermarkt hin. Wir kaufen ordentlich ein, aus dem Speck, den Rind/Kalbfleisch Pattys, den Nudeln, der 3er Packung Panna, dem Olivenöl, dem Parmesan, sowie mit dem riesigen Paprika und den Schalotten-Zwiebeln können wir uns gleich zweimal ein köstliches Essen zubereiten. Nach der Kassa freut sich Gernot über ein 10-Cent-Stück und 20 Meter weiter darf sich Ilse nach einer 1-Cent-Münze bücken. Noch dazu genau in dem Moment, als sie von einem Bettler um Geld angeschnorrt wird. Dabei liegt es dort doch eh auf der Straße 😊. Mit der Lebensmittel-Beute im Köfferchen cruisen wir zum Campingplatz zurück und verräumen gleich mal alles im Kühlschrank. Jetzt werden erstmal die Haxen ausgestreckt und später geben wir uns dann wieder unserem Lieblingsspiel hin. Als es dann Essenzeit wird, macht sich Gernot daran, unser x-fach erprobtes Einser-Menü zuzubereiten. Die Schalotten, die Burger-Pattys und der gelbe Paprika sind schnell zusammen-gebrutzelt, mit Weißwein abgelöscht und mit frischen Nudeln serviert. Ein perfektes Camper-Essen. 
Später haben wir uns dann wieder in die platzeigene Bar verfügt und dort einen Dopio bzw. einen Campari-Orange genossen. Letzterer ist offensichtlich mit dem Saft aus Blutorangen gemixt worden, wie uns die Farbe des Drinks verraten hat. Heute hat es sogar ein Schälchen Erdnüsse dazu gegeben, der Preis ist aber derselbe geblieben 😊. Die schwarze Platzkatze hat uns auch wieder kläglich angemaunzt, erst heute haben wir gesehen, dass dem armen Tier der Schwanz fehlt. Wahrscheinlich deshalb das jammervolle Maunzen. Streicheln lässt sie sich aber nicht, wurscht, sie ist uns eh ein klein wenig zu räudig. Nach dem feinen Break in der Bar spazieren wir zum See runter und wundern uns über relativ große Fische, die sich im seichten Wasser offenbar in den Schlamm eingraben. Auch strecken sie immer wieder ihre Köpfe aus dem Wasser und so können wir gut sehen, dass die größten Fische gut und gern 35 Zentimeter lang sind. Was sie mit dem „sich in den Schlamm graben“ beabsichtigen? Wir wissen es nicht, vielleicht Laichablage oder so … Draußen am See springen immer wieder mal echt kapitale Brocken aus dem Wasser, hier ließe es sich sicher gut fischen. Doch wir beobachten, in der untergehenden Abendsonne auf einer Bank sitzend, lieber die Schwalben, Enten und Krähen, einen einzelnen Schwan und einen räuberischen Fischreiher sehen wir auch. 
Schön ist es hier, einfach nur wunderschön. Nachdem wir uns nach Einbruch der Dunkelheit in unser Häuschen zurückgezogen haben, trieben wir uns Dank dem W-Lan des Platzes ein wenig auf Youtube herum und nacheinander gaben sich Rare Earth, Frank Zappa, Ivan Rebroff und Heintje samt Donkosaken ein musikalisches Stelldichein. So sitzen wir am offenen Fenster da, lassen einen schönen Tag zu Ende gehen und erfreuen uns an den Lichtinstallationen, die an den Sonnenschirmen am Seeufer angebracht sind. Was für ein lässiges Leben wir doch führen dürfen. Es zieht uns momentan übrigens überhaupt nicht weiter – im Gegenteil – so wie es derzeit ausschaut, bleiben wir noch bis Sonntag hier. Wir haben es schließlich nicht eilig und eines ist auch sicher: Sizilien läuft uns garantiert nicht weg 😊.
Dienstag, 9. April 2024
Die Nacht war frisch, aber ruhig. In der Früh ist es etwas bedeckt und ziemlich windig, das wird heute eher nichts werden mit einer Vespa-Tour. Zeitig genug erinnern wir uns dann an den bevorstehenden Geburtstag unseres lieben Julius, der am 13. April seinen 10er feiert. Also lassen wir uns zuerst von der KI eine Geburtstagskarte erstellen („Mach mir bitte eine Glückwunschkarte für einen 10-jährigen Buben mit vielen, großen Fischen“), alleine die Tatsache, dass wir zu einem Computerprogramm „bitte“ sagen zeigt, dass 650 Jahre Habsburg nicht spurlos an einem vorübergehen 😊. Die Karte selbst ist sehr nett geworden, allerdings gratuliert die KI auf Englisch und sie gratuliert zum 1. Geburtstag. Als wir sie bitten, den Text auf Deutsch zu schreiben, bekommen wir Vorschläge in Russisch und vermutlich auf Suaheli. Wurscht, wir haben die Karte dann halt so abgeschickt, diese Versendungs-App ist ein echter Hit. Wir haben den restlichen Tag mit viel Paschen verbracht, sind natürlich runter zum See spaziert und abends haben wir endgültig die letzten Lebensmittel von daheim ihrer Bestimmung überführt. Morgen wird es möglicherweise wieder zu etwas mehr Aktivität unsererseits kommen, obwohl – man weiß es nicht … 
Mittwoch, 10. April 2024
Ilse ist ganz verwundert, als ihr Gernot beim Frühstückskaffee unterbreitet, dass er heute seinen Namenstag hat. Kein Wunder, denn diesen Tag feiern wir nie, Ilse muss auch erst nachdenken, wann sie eigentlich Namenstag hat (4. November). Das Wetter ist heute übrigens sehr unbeständig, die prognostizierte 60-prozentige Regenwahrscheinlichkeit tröpfelt uns schon am Vormittag immer wieder mal aufs Häuschen. Zum Glück haben wir unser Lieblingsspiel, da ist Langeweile ausgeschlossen, im Gegenteil – es ist Hochspannung garantiert. So paschen wir den ganzen Tag über vor uns hin, zwischendurch öffnet der Himmel so richtig seine Schleusen und schwerer Regen prasselt auf uns hernieder. Völlig egal. Ilse versendet dann eine weitere Postkarte, diesmal ist der Anlass kein fröhlicher, es muss leider einer der Töchter von unserem Schwager Erich kondoliert werden, weil Edith ihre Mutter Annemarie gehen lassen musste. Gegen Mittag sind wir dann mit unseren Schweizer Nachbarn ins Gespräch gekommen – Ilse hat dem netten Paar mit seinen ca. 10-jährigen Kindern eine Packung Manner-Schnitten geschenkt. Fürs leise sein. Denn sie sind in einem Kastenwagen mit Schiebetür unterwegs und die Kinder und die Erwachsenen sind sehr darauf bedacht, die Tür möglichst leise ins Schloss fallen zu lassen. Bei den allermeisten anderen Campern geht so etwas nur mit einem gewaltigen „Rrrrrummms“ und das gerne auch zehnmal hintereinander. Der Luis vom Campingplatz Kesselberg hat das einmal so auf den Punkt gebracht: „So ein VW-Bus hat ja 48 Schiebetüren …“. Jedenfalls freut sich die Schweizer Familie sehr über die kleine Aufmerksamkeit und wie wir dann auf unseren WoMo-Blog zu sprechen kommen, haben wir erklärt, dass das „geil“ in unserem Blog-Namen für unsere Vornamen steht. Da meint der ca. 35-jährige Mann locker: „Ach, daher die Aufschrift ‚geilaufreisen‘ an Ihrem Camper. Und wir haben uns schon gedacht, das ist ein ziemlich frecher Name für zwei so alte Leute, wie Sie es sind.“ Na Bumm – aber natürlich haben wir darüber lachen müssen. Jetzt sind wir halt zum ersten Mal als „alte Leute“ tituliert worden, aber – sind wir das nicht auch 😊? Zusammen sind wir schließlich gut und gern 127 Jahre alt, da gelten wir halt echt nimmer als Jungspunde. 
Die Schweizer haben sich dann auf den Heimweg gemacht, aber heute wollen sie noch in Montepulciano auf eine Weinverkostung einkehren. Bon Voyage! Im Laufe des Tages hat Ilse dann durch hartnäckiges Recherchieren im Internet endlich herausgefunden, welcher Vogel hier am Platz dieses eigenartige Piepsgeräusch von sich gibt. Wir kennen diesen monotonen Ruf schon seit unserem vorjährigen Aufenthalt in Vieste, ursprünglich haben wir es für ein elektronisches Warnsignal gehalten. Aber nein, der spezielle Lockruf gehört zur sehr netten Zwergohreule und seit wir das wissen, stört uns dieses – an sich eher nervige – Piepsen nicht mehr
😊. Abends hat uns dann die liebe Ilse eine schmackhafte „Carbonara“ zubereitet und nach dem Spülen des dabei anfallenden Geschirrs haben wir uns bald einmal in die Waagrechte begeben. Dem Wetterbericht nach können wir morgen endlich wieder mit der Vespa ausfahren, wir freuen uns sehr darauf.
Donnerstag, 11. April 2024
Obwohl wir gestern relativ früh zu Bett gegangen sind, kommen wir tatsächlich erst um exakt 9 Uhr 21 aus den Federn. Na ja, zwei „so alte Leute wie wir“ brauchen halt ihren Schlaf 😊. Draußen hat es sehr frische 7 Grad, da möchte man lieber nicht unter freiem Himmel nächtigen. Den Vormittag verbringen wir mit viel Zeitunglesen, später matchen wir uns noch am Pasch-Teller. Dann ist es uns warm genug für eine Ausfahrt mit der Vespa, unser Ziel ist Cortona, das liegt ca. 15 Kilometer entfernt. Wir kommen gut voran und werden auch kaum einmal überholt. Wahrscheinlich deshalb, weil wir ebenfalls meistens 50 Prozent schneller als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind. Haben wir uns von den Italienern abgeschaut 😊. In Cortona angekommen, nehmen wir gleich den Weg hinauf nach Cortona Alto und parken uns dort vor der Kirche „St. Margerita“ ein. Wir besichtigen das eindrucksvolle Gotteshaus und genießen danach die wunderschöne Aussicht, die uns bis zum Lago di Trasimeno hinüberblicken lässt. Wir fahren dann noch ein wenig oberhalb von Cortona herum und landen schließlich bei einem Parkplatz, der zu einer Dependance der „University of Georgia“ gehört. Dort machen wir eine kurze Rast, ehe wir uns in die Nähe der Fußgängerzone von Cortona begeben. Diese „Nähe“ schaut so aus, dass wir keine 20 Meter vor dem Eingangstor zum Stadtzentrum parken 😊. Der Fund einer 5-Cent-Münze belohnt uns dann noch gleich für die richtige Wahl des Abstellplatzes. Cortona kennen wir bereits, trotzdem schauen wir uns den netten Ort ein zweites Mal an. Und wir wissen dort von einem Kaffeehaus, wo Ilse vergangenes Jahr eine der besten „Lasagne al forno“ aller Zeiten gegessen hat. Natürlich kehren wir dort nach unserer Besichtigungstour ein, und das „Cafe Signorelli“ hat zum Glück immer noch die „Lasagne“ im Angebot. Und sie schmeckt Ilse wieder ausgesprochen gut, Gernot hat sich heute mit einem Doppio und einem „Dolci con Crema“ zufriedengegeben. Ein wunderbarer Snack, wir waren beide sehr gut gesättigt, als wir zur Vespa zurückspaziert sind. Am Weg zum Campingplatz sind wir dann noch bei einem großen „Conad“ Markt zugefahren und haben uns dort mit Salami, Brot, Parmesan, Oliven und Tomaten eine fesche Jause zusammengekauft. Danach aber nix wie zurück zum WoMo – Beine lang machen, paschen und später genießen wir das gute Abendessen mit den italienischen Köstlichkeiten. Schön haben wir es hier am Lago di Trasimeno, direkt schade, dass wir übermorgen von hier wegfahren. Aber die Reise muss weitergehen und das ist auch gut so.
 
Freitag, 12. April 2024
Die Tage hier sind wirklich wunderbar und erholsam, in der Nacht ist es teilweise sogar gespenstisch ruhig, auch wenn wir von Campern mit Hunden geradezu umzingelt sind. Aber alle Fellnasen verhalten sich brav. Wirklich alle? Nun ja, dieser Tage hat Gernot ein deutsches Paar kurz anknurren müssen, weil sie ihre beiden Hunde frei herumlaufen haben lassen (ist auf jedem Campingplatz verboten!) und sie das Spielzeug der beiden immer auf die Liegewiese geworfen haben (mit großen Schildern verboten!). Das Gebelle der Hunde war dann irgendwann doch zu nervig, also hat sich Gernot Ruhe und etwas mehr Rücksicht erbeten. Und wie reagierte das deutsche Paar? „Nun haben Sie sich mal nicht so wegen der paar Minuten. Unsere Hunde haben schließlich auch Urlaub.“ So ticken leider viele Hundebesitzer, dass andere Camper vom lauten Bellen gestört sein könnten – völlig wurscht. Solche Typen wird es immer geben, der Rest der Hunde verhält sich aber zum Glück eh, wie schon gesagt, gesittet und brav. Wir werden heute nicht mit der Vespa ausfahren, die Gegend hier kennen wir eigentlich eh ziemlich gut und nach Montepulciano ist es uns eine Spur zu weit. Durchgefahren sind wir dort eh schon einmal. Später ist dann Gernot alleine mit dem Roller aufgebrochen, um beim „Conad“ Supermarket noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen, hauptsächlich Brot. Die 20 Kilometer hin und retour waren schnell abgespult und wir konnten uns wieder ausgiebig unserem Lieblingsspiel widmen. 
Am späten Nachmittag haben wir uns an der Platz-Bar ein letztes, gutes „Piadine“ gegönnt, dazu natürlich Campari-Orange und einen Cafe Doppio. Und nach Einbruch der Dunkelheit hat uns dann noch ein völlig unerwartetes Hüngerchen überfallen, mit dem raschen Einsatz von Salami, Parmesan, Oliven, Tomaten und frischem Brot konnten wir diesen Angriff jedoch erfolgreich abwehren.
Morgen ist unser letzter Tag hier, mal schauen, was er so bringt …
 
 
 
 
 
Samstag, 13. April 2024
Bald einmal nach dem Aufstehen und dem Frühstückskaffee haben wir das Geburtstagskind Julius angerufen. Er hat die KI-Glückwunschkarte schon gestern bekommen und sich sehr darüber gefreut. Geschenk wird natürlich nachgeliefert. Am Vormittag frisiert Gernot dann mal wieder ein wenig unseren Blog zurecht, Ilse holt sich derweil gute Übernachtungstipps von unserem sehr reiseerfahrenen Schweizer Nachbarn. Die Sonne scheint brav und ohne gnadenlose Hitze brav vom Himmel, die Insekten brummen, die Eidechsen huschen furchtlos vor uns herum und die frechen Spatzen fordern teils lautstark nach weiteren Brotkrümeln. Wir haben es richtig schön hier. Darum fahren wir auch heute nicht mit dem Moped weg und machen uns lieber einen „Dolce far niente Tag“. Am Nachmittag kredenzen wir uns selber eine gute Kaffee-Jause mit Marmorkuchen in der Schokoglasur, das nährt 😊. Darum brauchen wir später am Abend nur noch eine kleine Mahlzeit aus italienischen Spezereien, damit wir noch etwas Kraft schöpfen können, bevor wir die Vespa aufladen. Das wäre dann aber gar nicht notwendig gewesen, denn erneut flutscht unser Moped fast von selber auf seinen Träger – und das wird sich auch zukünftig nicht mehr ändern. Morgen geht es weiter, wieder haben wir uns einen Sonntag als Reisetag ausgewählt. Keine LKW – kein Stress. So mögen wir das.
 
Sonntag, 14. April 2024
Arrivederci du schöner „Camping Lago di Trasimeno“, aber wir fahren heute weiter in den Süden. Nach dem Aufstehen und dem Kaffee räumen wir die letzten Sachen zusammen, aber weil wir uns dazu ziemlich viel Zeit lassen, kommen wir erst knapp vor 10 Uhr vom Campingpatz weg. Natürlich ist das früh genug, denn es warten gerade mal 280 Kilometer Fahrt vor uns, 99,5 Prozent davon über die Autobahn. Ohne LKW ist diese Etappe das reinste Vergnügen, noch dazu verläuft die Autobahn fast immer dreispurig. Selbstredend bleiben wir immer wieder mal an einer „Area servizio“ stehen, einmal sogar außerplanmäßig. 
Aber es hatte sich ein Marienkäfer an einem Scheibenwischerblatt verfangen und den galt es natürlich zu retten. Also beim nächsten Rasthaus zugefahren, das Marienkäferchen aus seiner Not befreit und weiter ging die lustige Fahrt. An einer Tankstelle kauften wir uns so eine Art Muffins mit Marillen-Füllung, die kennen wir schon von früheren Reisen. Jeder einzelne dieser Muffins hat gefühlt den Energiewert eines Wiener Schnitzels mit Pommes 😊, zwei Stück davon bringen einen echt gut über den ganzen Tag. Das mussten sie diesmal aber gar nicht, denn schon kurz nach 14 Uhr erreichten wir unser Tagesziel in Ceprano. Das ist hier kein richtiger Campingplatz, sondern eher ein Restaurant mit zahlreichen Stellplätzen, aber für unsere Zwecke – eine Übernachtung auf der Durchreise – ist er perfekt. Schon bei der Anmeldung zu Mittag sehen wir im Restaurant einige Katzen, und auch auf dem Schild des Lokals, das sich „Le Ganze“ (das Mädchen) nennt, ist eine Katze abgebildet. Also kann das unmöglich ein schlechter Ort sein 😊 und wir reservieren gleich zwei Plätze fürs Abendessen. 
Unmittelbar nach dem Aufsperren des Restaurants, also um 19 Uhr 30, was typisch italienisch ist, der Deutsche oder Österreicher hat um diese Uhrzeit sein Abendessen in der Regel bereits verdaut 😊. Wurscht, so ist es nun mal und wir wissen uns schon die Zeit bis zum Futtern zu vertreiben. Unter anderem mit ausgiebigem Duschen im Gartenhaus-großen Sanitärgebäude (das aber wirklich blitzsauber und sehr zweckdienlich ist), natürlich einem Pasch und mit dem Quatschen mit unseren Nachbarn. Die Camper rechts neben uns hatten heute übrigens sagenhaftes Glück, denn es ist ihnen der linke Vorderreifen geplatzt. Nun mag man einen derartigen Schaden nicht unbedingt als sagenhaftes Glück bezeichnen – außer, wenn wie bei unseren Nachbarn, der Reifen ausgerechnet bei der Zufahrt zur Mautstelle geplatzt ist. Das ist Karma vom Feinsten, denn bei einem Reifenplatzer bei 130 km/h könnten beide tot sein. Für etwas Fremdschämen sorgte dann noch der deutsche Nachbar links von uns und damit meinen wir nicht seine Frage, ob wir denn zufällig eine Bohrmaschine (?!) mit an Bord hätten. Denn als ihm Ilse vorschlug, er möge doch im Restaurant nach einem derartigen Werkzeug fragen, meinte der gute Mann, er könne leider nicht genug Italienisch dafür. „Aber Sie haben ja ein italienisches Kennzeichen, vielleicht könnten ja Sie …“ Nicht das erste Mal, dass jemand unser „I“ für Innsbruck mit dem „I“ für Italien verwechselt hat. Bittschön, wie kommen solche Menschen durch ihr Leben? 😊 Der Mann war an die 60, ist Camper und kann als Bio-Deutscher italienische und österreichische Kennzeichen nicht unterscheiden? Na servas … Unter Lachen, Scherzen, Sonnen und Paschen ist es dann 19 Uhr 28 geworden und wir enterten verheißungsvoll das Restaurant. Die Preise auf der Speisekarte hätten uns dann sprichwörtlich aus den Socken gehauen, so wir welche angehabt hätten. Aber wirklich im positiven Sinn: Spaghetti Bolognese 7 Euro, Spaghetti Carbonara 7 Euro, 3 Stück Schnitzel in köstlicher Weißweinsauce 9 Euro, Pommes 2,50 Euro, der grüne Salat 2 Euro. Das Unglaublichste aber war das große Peroni-Bier, also die 0,66 Liter Pulle, für sagenhafte 2 (!) Euro, in Venedig bezahlst du dafür locker einen 10er, nahezu überall sonst in Italien mindestens 6,50 Euro. Die große Flasche Peroni kostet ja sogar im Supermarkt selten unter 2 Euro, im Mini-Market am Lago di Trasimeno gar 5 Euro – manchmal ist die Preisgestaltung in Italien ein echtes Mirakel. Das Essen – wir haben uns beide das Naturschnitzel in der Weißweinsauce kommen lassen, war dann wirklich gut und die Katzen des Restaurants setzten dem Ganzen noch die Krone auf. Insgesamt zählten wir sieben Stück, aber das waren sicher noch nicht alle. 
 
Völlig unverschämt streifen sie um die Beine der Gäste, betteln frech nach Futter und wie das Foto zeigt, sind sie bei ihren Forderungen nicht gerade zimperlich. Natürlich haben wir beide brav geliefert, das Schnitzelfleisch nahmen sie uns direkt aus den Fingern, auf die Pommes waren sie aber nicht ganz so versessen. Irgendwann kam dann einer der Chefs hier in den Gastraum, schnappte sich einen Stubentiger nach dem anderen – offenbar Zeit für die Nachtruhe. Insgesamt war das ein wirklich netter Abend für uns, das „Ristorante Le Ganze“ in Ceprano werden wir in sehr guter Erinnerung behalten.
 
 
Montag, 15. April 2024
Weil das hier ein reiner Übernachtungsplatz ist, findet bereits früh morgens das große Aufbrechen statt. Wir lassen es wie üblich um einiges ruhiger angehen und wie wir dann endlich zu unserer Morgentoilette schreiten, da sind wir schon völlig alleine am Platz. Gernot geht dann rauf ins Restaurant um die Übernachtung zu bezahlen und bringt dann noch die Chefin hier ziemlich aus der Fassung. Denn neben den 20 Euro für die Nacht legt er nämlich noch zwei Euro auf den Tresen. Mit der Rechnung vom gestrigen Abend beweist Gernot der verdutzen Frau, dass die Bedienung vergessen hatte, die Flasche Peroni-Bier zu bonieren. Und so etwas stellen wir, wenn wir es denn rechtzeitig bemerken, immer richtig. Ist erstens gut fürs Karma und zweitens kommt man mit Ehrlichkeit irgendwie eleganter durchs Leben 😊. Nach der Abfahrt vom Stellpatz sind wir gar nicht sofort in Richtung Autostrada gedüst, denn in der Nähe zeigt uns Google-Maps einen „Conad“ und wir bräuchten wieder ein paar Sachen. Weil wir nämlich nicht wissen, ob das Restaurant unseres nächsten Etappenzieles etwas taugt, kaufen wir für zwei volle Mahlzeiten ein, dazu noch ein paar Kleinigkeiten. Danach noch schnell unser Häuschen aufgetankt und schon geht’s der Stadt Salerno entgegen. Das sind heute keine 200 Kilometer Wegstrecke, ein Freispiel sozusagen. Bald einmal kommen wir zu den ersten Ausfahrten von Rom, allerdings zieht sich der Weg von „Roma Nord“ bis „Roma Sud“ über gut und gern 80 Kilometer – was für ein Moloch und was für ein Glück, dass die Autobahn in weitem Bogen um die Millionenmetropole herumführt. So kommen wir gut voran, die Autobahn ist fast immer dreispurig und schließlich fahren wir auch an Neapel vorbei. Plötzlich sieht Gernot im Rückspiegel Blaulicht auftauchen. Aber irgendetwas passt da nicht, denn das Polizeiauto ist kaum zu sehen, schaut fast aus wie irgendeine flache Flunder, ein Supersportwagen also. Was ist denn das, bitte? Erst kurz bevor uns das Einsatzfahrzeug überholt, erkennen wir, dass gerade der sagenumwobene Lamborghini Huracan der italienischen Polizia an uns vorbeirauscht – mit gerade mal 200 km/h. Später recherchiert Ilse im Internet, dass der Lamborghini vorwiegend zum Organ-Transport eingesetzt wird, weil er das teilweise schneller und effektiver als ein Hubschrauber bewerkstelligen kann. Echt ein geiler Anblick, wenn eine derartige Super-Karre in den Polizeifarben blau-weiß lackiert ist. Den (oder die) 911er Porsche der deutschen Polizei haben wir übrigens auch schon gesehen, zwar auch geil, aber halt kein Lamborghini mit über 600 PS 😊.  
Sodala, jetzt haben wir es nicht mehr weit und nach weniger als drei Stunden Fahrtzeit fahren wir beim „Camping Lido di Salerno“ zu. Gleich bei der Einfahrt werden wir „getrennt“, Ilse wird zur Anmeldung geführt und Gernot bekommt vom altehrwürdigen Patrone persönlich unseren Stellplatz zugewiesen. Inklusive genauester Platzanweisung – Grazie Mille – wir stehen absolut perfekt, auch ohne Auffahrhilfen. Wir stehen ganz in der Nähe zum Meer, in die allererste Reihe hätten wir aber eh nicht wollen, dazu ist es uns um eine Spur zu windig und der ständige Sturm soll morgen noch zunehmen. Für die „Mühen“ der Fahrt und des Einrichtens unseres Aufenthaltes belohnen wir uns dann gleich mit einem Pasch, später erhöhen wir unsere Belohnung dann noch um einen Cafe Doppio und einen Campari-Orange im Restaurant. Essen werden wir heute aber nicht hier. Denn zum einen ist uns das „Slot-System“ unsympathisch, das wir jetzt schon ein paar Mal auf Campingplätzen gesehen haben. Also die Unsitte, dass man nur zu einem reservierten Termin und mit einem vorgegeben Zeitfenster seine Nahrung zu sich nehmen darf – hier muss man sogar vorher seinen Menüwunsch auf einem Zettel ankreuzen, inklusive der Getränke. Und zum anderen sind uns hier die Preise um eine Spur zu ambitioniert bzw. zu selbstbewusst – wir haben uns rasch ausgerechnet, dass wir wahrscheinlich über 65 Euro für unser Abendessen bezahlt hätten, das ist uns für einen Campingplatz nicht attraktiv genug. Aber – das kluge Paar baut vor – und so delektierten wir uns an den Einkäufen vom Vormittag und haben eine wunderbare Mahlzeit genossen. Später haben wir dann dem Tag beim Zu-Ende-gehen zugeschaut und noch später matchten wir uns ein weiteres Mal am Paschring. Morgen fahren wir mit der Vespa nach Salerno hinein, das Stadtzentrum wird knapp an die 15 Kilometer vom Campingplatz entfernt sein.
Dienstag, 16. April 2024
Zwar windet es ab und zu ganz ordentlich, trotzdem haben wir eine sehr ruhige und feine Nacht verbracht. Nach dem Kaffee dann eine kleine Überraschung – „unser“ Waschhaus ist wegen Kanalarbeiten gesperrt, wir müssen in ein anderes Sanitärgebäude ausweichen. Das ist aber keine 300 Meter weit entfernt, also no Problem. Und siehe da, hier herüben sprudelt – zumindest an zwei Waschbecken – heißes Wasser aus den Hähnen, bei „uns“ herüben kommt nur das sprichwörtliche „kühle Nass“ daher. Überhaupt ist der Campingplatz hier einigermaßen heruntergekommen – so findet man in keiner Toilettenkabine, an keinem Waschbecken und nicht mal in den Duschen auch nur einen einzigen Haken zum Aufhängen von Kleidung, dem Handtuch oder dem Waschbeutel. Alle Haken sind abgebrochen und werden einfach nicht ersetzt. Bei einem wahrscheinlichen Preis von unter 1 Euro pro Stück wäre das vermutlich eine zu große finanzielle Einbuße für die Betreiber. Eigentlich eh wurscht, aber eine gute Werbung für den Platz ist das natürlich nicht. Toilettenpapier gibt es auch keines, vermutlich, weil das billiger kommt 😊. Damit muss man auf Campingplätzen allerdings immer wieder mal rechnen, wichtig ist halt, dass man das vor dem ersten Benützen schon herausfindet. Für unsere Verhältnisse sind wir heute früh zu einer Vespa-Ausfahrt aufgebrochen, da war es noch nicht einmal 10 Uhr. Unmittelbar nach Verlassen des Campingplatzes wurden wir bereits wieder daran erinnert, dass die italienischen Autofahrer fast durch die Bank geisteskrank sind: Auf dieser Straße herrscht durchgängig eine 50 km/h Beschränkung und Gernot beschleunigte unsere Vespa gleich einmal auf knapp über 70 km/h, um die komplexbehafteten Vollgas-Idioten nicht unnötig zu provozieren. Und schon das allererste Auto überholte uns mit gut und gern 120 km/h und wegen dem dichten Gegenverkehr drängte uns der Wahnsinnige beim Einordnen gnadenlos völlig rücksichtslos an den rechten Straßenrand, wir hätten schwer verunglücken oder gar tot sein können. Wie gesagt – das allerallererste Auto! Dabei riskieren derartige Deppen bei einem solchen Tempo nicht nur ihren Führerschein, es drohen bei über 100 Prozent Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit 6 Monate Haft und die Beschlagnahme und Verwertung des Raser-Fahrzeuges. Trotzdem – es ist ihnen alle wurscht, natürlich in erste Linie deswegen, weil nicht bzw. kaum einmal kontrolliert wird. Und wenn, dann zahlt sowieso nur der Ausländer – da sind dann bei 70 statt 50 gleich einmal 300 bis 400 Euro weg. Wir sind dann trotz der Vollidioten gesund in Salerno angekommen und schon bei der Stadteinfahrt haben wir einen riesigen „Conad“ Markt gefunden. Passt, den greifen wir dann gezielt am Rückweg an. Und das geschah dann rascher als geplant, denn in Salerno sind wir nicht einmal vom Roller abgestiegen. Doch – kurz nach dem Hafen sind wir einmal kurz stehengeblieben, nur um uns gegenseitig zu versichern, dass Salerno – für uns – keine große Besichtigung wert ist. Es ist laut, dreckig und ungepflegt, die Häuser schauen alle gleich aus und sind meist so um die 60, 80 Jahre alt – alles typisch süditalienisch. Am Stadtrand stehen ein paar neue Hochhäuser, deren Wohnungen schauen fast alle unbenutzt aus und dienen offenbar nur als Freizeitwohnsitze. Wurscht – das gibt es halt manchmal, dass wir mit einem Ort nicht warm werden und dieses Salerno gehört genau zu solchen Orten. Unsympathisch, heruntergekommen, gammelig, kann also weg 😊. Wenigstens hat dann der „Conad“ Laden einiges hergegeben und wir haben groß eingekauft. Zum Beispiel gleich zwei verschiedene Salami, Zwiebel, Milch, Brot, Oliven, Tomaten und natürlich wieder frische Nudeln. Wir werden nämlich auch heute nicht am Platz essen gehen, dafür kocht uns Gernot später unser Einser-Menü. Noch ist es aber nicht so weit, vorerst fahren wir zu unserem WoMo zurück. Mittlerweile sind fast alle Plätze rund um uns belegt, unter anderem steht wieder jener Hymer-Camper aus Bitburg neben uns, den wir schon in Verona und am Lago di Trasimeno gesehen haben. Netter Zufall. Wir matchen uns ein Spiel aus, während draußen der Sturm immer mehr zunimmt.
Mitten im Spiel meint dann Gernot plötzlich: „“Ach, lass uns doch gleich die Vespa aufladen, dann ist für den morgigen Aufbruch bereits die Hauptarbeit erledigt.“ Gesagt – getan, wieder hat das Auflegen des Rollers wunderbar funktioniert, wegen der Enge der Plätze mussten wir unser WoMo vorher halt drei, vier Meter zurücksetzen. Doch kaum saßen wir wieder auf unseren Plätzen zum Paschen – da setzte plötzlich recht starker Regen ein. Keine fünf Minuten nach dem Festzurren der Vespa-Abdeckplane – das war wieder mal ein punktgenaues Timing
😊. Relaxet konnten wir unser Spiel beenden und dann hat sich Gernot an die Zubereitung unseres WoMo-Pasta-Menüs gemacht – heute mit Faschiertem und Champignons. Hat wie gewünscht geschmeckt und auch für morgen ist noch eine ordentliche Portion übriggeblieben. Nach dem Essen hat Gernot die Rechnung für unseren Aufenthalt bezahlt, Ilse hat derweil das Geschirr abgewaschen. Beinahe heimlich, denn sie hat dafür das Sanitärhaus mit dem Warmwasser-Waschbecken benutzt. Wurscht, das Geschirr ist blitzeblank und keiner hats gesehen. 
Tja – und jetzt müssen wir zwangsweise zum dramatischen Höhepunkt dieses Tages kommen, auch wenn wir die folgende Episode lieber nicht erlebt hätten – vor allem Ilse nicht . Die Guteste wollte nämlich gegen 22 Uhr noch einen Blick auf das vom heftigen Sturm aufgewühlte Meer werfen, vielleicht auch ein Foto davon machen. Aber dann ist Ilse in der Dunkelheit leider über eine Stufe gestolpert, hat mit Nase und Stirn auf einem Waschbecken aufgeschlagen und sich darüber hinaus böse das untere Schienbein aufgerissen. Durch den Aufprall ist gleich mal ihre Brille kaputt gegangen und die arme Ilse hat eine gut 6 Zentimeter lange Platzwunde mitten auf der Stirn erlitten. Das Blut ist nur so herausgesprudelt und es sprudelte immer noch, als sie zum WoMo zurücktaumelte. Man kann sich leicht Gernots Schock vorstellen, als Ilse plötzlich stark blutend in der Tür stand, die Einzelteile der Brille in der Hand. Trotz ihrer heftigen Verletzung war Ilse erstaunlich gefasst, sie legte sich nieder und brachte den stetigen Blutfluss schließlich mit einer Küchenrolle zum Versiegen. Jetzt erst konnte sich Gernot die Wunde genauer anschauen und obwohl er natürlich kein Arzt ist, wusste er sofort: „Da muss ein Arzt her, denn das muss genäht werden.“ Also ist er schnell zur Rezeption hinaufgelaufen und hat sozusagen die Rettungskette in Gang gesetzt. Da war es exakt 21 Uhr 48. Der Rettungswagen hat sich dann eine knappe Viertelstunde später mit Blaulicht direkt neben unserem WoMo eingeparkt und nach einem kurzen Blick auf Ilses Verletzung wurde sofort ihre Einlieferung ins Krankenhaus von Salerno entschieden. Übrigens, weder der ältere Sanitäter noch seine junge Kollegin sprachen Englisch und unser Italienisch ist leider sehr endlich. Aber immerhin war gleich klar, dass Gernot nicht mit Ilse im Krankenwagen mitfahren durfte. Die Enttäuschung darüber war natürlich riesig, denn jetzt musste er sie sozusagen alleine ihrem Schicksal überlassen. Zwar hat der überaus hilfsbereite und nette Juniorchef unseres Campingplatzes Gernot sofort sein Auto angeboten, aber leider hatte der an diesem Abend schon drei Halbliter-Portionen Hopfen-Kaltschale intus und da brauchst nicht mehr Autofahren. Also war Ilse plötzlich weg und Gernot allein zu Haus.
In den folgenden Stunden haben wir oft miteinander telefoniert und noch viel mehr WhatsApp Nachrichten ausgetauscht, die arme Ilse musste an diesem Abend und in dieser Nacht einiges durchmachen. So zum Beispiel das Nähen der Platzwunde mit vier Stichen, selbstredend ohne Betäubung. Und als es gegen Mitternacht schien, als würde die Entlassung Ilses unmittelbar bevorstehen, da wurde die Arme noch zum Kopf-Röntgen gebracht, das dauerte dann noch einmal eine halbe Ewigkeit. Dazu noch der bürokratische Firlefanz wegen Ausländerin und so – und auch im Krankenhaus gab es de facto niemanden, der halbwegs Englisch konnte. Verdammte Bildungsmisere – sonst kann uns das ja wurscht sein, aber wenn nicht einmal ausgebildete Mediziner der Weltsprache Englisch mächtig sind, dann sagt dann schon sehr viel aus. Bei uns in Österreich spricht nahezu jeder Teenager fließend Englisch und hier nicht einmal Ärzte oder andere Dottore. So war die Kommunikation natürlich doppelt mühsam für Ilse, noch dazu mit ihrem Brummschädel. Aber – Ilse wäre nicht Ilse, hätte sie nicht auch in dieser Situation das Beste daraus gemacht. Und das Beste in diesem Fall war das memmenhafte und weinerliche Getue der männlichen, italienischen Patienten. Denn da war von stolzen Machos plötzlich keine Spur mehr und auch bei der Diagnose „Verdacht auf kleinflächige Hautabschürfung“ litten die Weicheier theatralisch vor sich hin, als stünden sie unmittelbar vor multiplen Amputationen. Das zauberte Ilse dann doch immer wieder mal ein Lächeln ins Gesicht, auch wenn ihr sonst alles weh getan hat. Übrigens – dass sie beim Nähen ohne Betäubung nicht einmal mit der Wimper gezuckt oder gar aufgestöhnt hat, wurde vom Personal staunend wahrgenommen und mit einem „Braves, tapferes Mädchen“ gewürdigt. Schließlich hat das Ungeheuer namens „Ospidale di San Giovanni“ Ilse irgendwann doch wieder aus seinen Krallen gelassen und mit dem Taxi (schlanke 48 Euro für 8,75 km) ist sie zum Campingplatz zurückchauffiert worden. Kurz zuvor hat sie den Juniorchef des Platzes von ihrer Ankunft informiert, damit er das Tor öffnen möge. Zu diesem Zweck hat er noch im Rettungswagen seine Handynummer gegeben und gemeint, es ist egal, wann sie anruft, er wird sich melden. Und so war es dann auch, Gernot konnte Ilse am Eingangstor des Campingplatzes endlich wieder in seine Arme schließen – da war es beinahe schon 2 Uhr 30!! Jetzt wollen wir das ganze wirklich nicht banalisieren, aber natürlich hätte dieser Sturz auch noch ganz andere Folgen haben können – die zerbrochene Brille hätte großen Schaden anrichten können und Ilse hätte sich auch ohne Weiteres alle Zähne am Waschbecken ausschlagen können. So gesehen ist sie mit einer Narbe an der Stirn und einem aufgeschrammten Schienbein noch halbwegs glücklich davongekommen. Aber – wie heißt es so schön in Friedrich Torbergs ‚Tante Jolesch‘? „Gotte möchte mich bewahren von allem, was noch ein Glück ist.“ 😊. Und immerhin hat Ilse jetzt gegen Gernot sechs Zentimeter an Narben aufgeholt – aber dessen 70 Zentimeter Narbe am rechten Bein und die 25 Zentimeter Narbe auf der Brust bleiben hoffentlich sowieso für immer und ewig unerreichbar.
Mittwoch, 17. April 2024
Durch das späte Schlafengehen, sind wir natürlich auch erst spät aus den Betten gekommen. Ilse geht es den Umständen entsprechend gut, die Schmerzen halten sich in Grenzen, auch wenn sie jetzt erst bemerkt hat, dass sie sich auch beide Handflächen bzw. die Daumenballen schwer geprellt hat. Nach dem Kaffee hat Ilse unseren Hausarzt über den Unfall informiert, was denn alles zu beachten sei, welche Medikamente sie nehmen sollte und vor allem, wie das mit dem Entfernen der Nähte abläuft. Diesbezüglich wissen wir nämlich gar nix. Nun, die Nähte bleiben erstmal 10 Tage drin, dann sollte das ein Arzt entfernen, aber unser (heute ausnahmsweise) Ersatz-Arzt meinte, das könnten wir mit einer Nagelschere auch selber machen. Und er fügte noch an: „Außer es fängt an zu stinken, dann müsst ihr schnell zu einem Arzt.“ Na eh super. Ebenfalls noch am Vormittag informierte Ilse den ÖAMTC wegen der anfallenden Kosten für den Unfall, denn im Krankenhaus wurde keine Rechnung gestellt und das Finanzielle überhaupt nicht angesprochen. Im Prinzip sind uns die paar hundert Euro sowieso wurscht, aber durch unseren Schutzbrief kostet uns die Sache eh nichts. Unserem Arzt hat Ilse dann noch die Unterlagen aus dem Krankenhaus gemailt und nach Durchsicht meinte er, das auch von der Klinik empfohlene Antibiotika Augmentin sollte sie schon nehmen. Also ist Gernot zur Rezeption vorgegangen, um die Möglichkeiten zu checken, wie man schnell zu diesem Augmentin kommt. Und manchmal geht so was ganz schnell, denn die Chefin ging zu einem Schrank, suchte ein bisschen herum und drückte Gernot schließlich eine Packung Augmentin in die Hand. Wow, das ist immerhin ein verschreibungspflichtiges Medikament, zumindest in Österreich. Sehr fein, aber weil die Packung angebraucht war, rief die Chefin gleich ihren Sohn an (den hilfsbereiten jungen Mann von gestern), der in Salerno unterwegs war. Er solle doch bitte in der Pharmacia eine Packung Augmentin besorgen – Danke. Total netter Service, das vergessen wir den Betreibern vom „Camping Lido di Salerno“ ganz sicher nicht. So ist Ilse gleich am ersten Tag zu ihren Antibiotika gekommen. Gut, die „Stärke“ der Tablette war nicht wie verschrieben 500 mg, sondern 875 mg. Also haben wir sie kurzerhand in der Mitte auseinandergebrochen, dann passt das schon 😉. Wir haben dann einen Pasch gemacht und wie wir mit der Partie fertig waren, meinte Ilse unvermittelt: „Eigentlich möchte ich am liebsten Heimfahren.“ Und augenblicklich haben wir begonnen, diese Heimfahrt zu planen. Für Gernot war sofort klar, dass es für Ilse natürlich das Beste ist, sich daheim auszukurieren. Jetzt hat die völlige Genesung Ilses den Vorrang, zur Platzwunde auf der Stirn kommt ja noch die ausstehende Beendigung der Wurzelbehandlung eines ihrer Zähne dazu. Da hätte es durchaus auch zu einem Arztbesuch kommen können, wahrscheinlich irgendwo in Sizilien. Und von italienischen Kliniken, Arztpraxen und so weiter ist Ilse – nun ja, nicht gerade traumatisiert, aber ernüchtert. Man darf nicht vergessen, dass sie gestern in Salerno mitten im Wartezimmer vor allen anderen (!) Patienten genäht worden ist. Das sind schon andere Standards, als wir sie in Österreich gewohnt sind. Dazu kommt natürlich, dass wir uns hier mit keinem Arzt verständigen können und mit dem Handy und dem Übersetzungs-Tool ist das sehr mühsam. Und niemand hat die Zeit dafür, zumindest ist das Ilses Erfahrung mit dem Spital in Salerno. Also war zwischen uns überhaupt keine Diskussion notwendig, wir drücken den Reset-Knopf, brechen unsere Italien-Reise hier und jetzt ab und fahren zurück nach Innsbruck. Und das möglichst subito, also sofort. Natürlich reden wir uns die ungeplante Rückkehr sofort schön, so sind wir halt gestrickt. Wir zählen uns auf, was wir in Innsbruck alles zu erledigen haben – da steht dringend Ilses Wurzelbehandlung an, unser Hausarzt wird ihr (auf Tirolerisch!!! 😊) die Nähte aus der Stirn ziehen, da wären die TÜV-Überprüfungen aller drei Fahrzeuge, da wäre der 60. Geburtstag unserer lieben Evi, da wäre die Innsbrucker Bürgermeister-Stichwahl usw. Zudem ist es ja eh kein Abbruch einer Reise, sondern höchstens ein Unterbruch. Denn selbstredend fahren wir, kaum sind die anstehenden Dinge erledigt, sofort wieder mit unserem WoMo weg, Pläne dafür haben wir allerdings noch nicht. Dazu kam das alles viel zu plötzlich. Jedenfalls ist Ilse sehr beruhigt, dass sie nicht noch einmal in irgendeine italienische Klinik muss, warum auch, wenn es locker anders geht? Dieses anders schaut jetzt so aus, dass wir zügig die knapp 1.100 Kilometer nach Innsbruck fahren werden und dabei auf denselben Campingplätzen übernachten, wie bei der Herfahrt. Also Ceprano, Lago di Trasimeno und Verona. Wir gehen dann gleich zur Rezeption rauf, bezahlen unseren zusätzlichen Tag und nach einer kleinen Jause legen wir uns bald einmal nieder. Draußen geht immer noch ein sehr starker Sturm, ab und zu regnet es auch heftig. Kann uns wurscht sein und plötzlich haben wir auch kein Interesse mehr, wie sich das Wetter in Süditalien entwickeln wird 😊. Dafür schauen wir immer wieder mal besorgt in Richtung Norden, denn in Innsbruck hat es bis ins Tal herunter geschneit. Und wir müssen mit unserer Schnecke und mit Sommerreifen über den Brenner – aber das wird schon passen …
Donnerstag, 18. April 2024
Der erste Teil der Heimfahrt wird uns nach Ceprano bringen, das ist die kürzeste der drei Etappen, kaum 190 Kilometer. Nach dem Kaffee wird das WoMo in den Fahrbetrieb überführt und um 9 Uhr 45 machen wir uns auf den Weg. Schnell sind wir auf der Autobahn und im mäßigen Verkehr schwimmen wir gemütlich mit. Bei der ersten Raststätte gehen wir gar nicht in den Shop, denn es sind vor kurzem 10 (!) Reisebusse mit Jugendlichen angekommen, da reden wir von gut 500 Personen. Da will man sich nicht unnötig untermischen und wir verschieben unsere Espressi halt auf die nächste „Area servizio“. Aber viele Pausen brauchen wir heute ohnehin nicht und um exakt 12 Uhr 36 parken wir uns am Stellplatz „Le Ganze“ ein. Hier wird in einem der ganz, ganz wenigen Restaurants Italiens auch zu Mittag gekocht und wir nehmen, kaum haben wir unser WoMo abgestellt und an den Strom angeschlossen, in der Gaststube Platz. Ilse gönnt sich ein großes, paniertes „Fried Chicken“ mit Pommes, Gernot einverleibt sich die „Pasta Carbonara“ – beide Gerichte gut, üppig und sensationell günstig. Auch dem Peroni-Bier kann Gernot erneut nicht widerstehen, auch wenn es gerade mal 13 Uhr ist. Muss er auch nicht, denn wir überführen uns nach dem Essen soundso augenblicklich in einen feinen Mittagsschlaf. Später machen wir dann einen Pasch und noch etwas später schreiten wir erneut zu Tisch im Restaurant, wir haben uns schon mittags einen Tisch dafür reserviert. Gerade als wir kommen, werden die Katzen einzeln aus der Gaststube getragen, wahrscheinlich, weil zu viel los ist. Aber – ein Stubentiger übersteht die Deportation, denn der hat es sich in einem Hochstuhl für Kinder bequem gemacht und ist übersehen worden. Sehr süß anzusehen, wie die Katze plötzlich aufwacht und ganz verwundert registriert, dass alle anderen Fellnasen weg sind. Ilse hat für heute schon genug gegessen und gibt sich mit einem Campari-Orange zufrieden, aber Gernot lässt sich schon noch eine kleine Mahlzeit bringen, wenigstens zwei schöne Stücke „Grilled Chicken“ dürfen es schon sein. Dazu Pommes und wieder das große Peroni-Bier, passt. Dafür zahlen wir schließlich, inklusive je 1 Euro Coperto, schlanke 14 Euro, das geht 😊. Morgen geht’s dann wieder ein Stück mehr der Heimat entgegen, es steht die Fahrt an den Lago di Trasimeno an. Hätten wir uns auch nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen.
Freitag, 19. April 2024
Die Nacht war grenzwertig kalt, auch Gernot musste seine Kuscheldecke zum Einsatz bringen. Aber Dank unseres treuen Strom-Ofens haben wir schon 20 Minuten nach dem Aufstehen eine derart feine Temperatur herinnen, dass wir im T-Shirt Kaffee trinken können. Schnell sind dann die letzten Sachen zusammengeräumt, Gernot geht noch die 20 Euro Rechnung für die Übernachtung bezahlen und weg sind wir. Das wird heute eine knapp 300 Kilometer lange Fahrt bis zum Lago di Trasimeno und wie wir in Ceprano losfahren, zeigt sich das Wetter jederzeit regnerisch. Wäre eh nicht ganz so schlecht, denn die Scheiben unseres Wohnmobils sind durch den Sturm in Salerno derartig mit Sand bedeckt, als hätten wir hinter einer Wanderdüne gecampt 😊. Ilse ist zwar schon mit der Sprühflasche drangegangen, aber genützt hat das kaum etwas. Da kann nur Starkregen helfen, aber der setzt (eh zum Glück) nicht ein. Der Verkehr ist wieder angenehm mäßig, es sind auch weit weniger LKW unterwegs, als wir an einem Freitag erwartet hätten. Der heftige Wetterumsturz macht sich natürlich auch optisch bemerkbar, auf den Bergspitzen der Abruzzen, die wir am Horizont sehen, liegt eine dicke, weiße Schneedecke. Übrigens – auch in Innsbruck hat es wieder geschneit, wir werden genau beobachten, wann und ob überhaupt wir übermorgen über den Brenner fahren. Das Wetter wird dann zusehends besser, bei unseren Stopps an den Raststätten stehen wir schon fein in der Sonne. Wie wir dann gegen 14 Uhr beim „Camping Badiaccia“ am Lago di Trasimeno ankommen, ist es zwar sonnig, aber die Wärme hat sich dramatisch verzogen, wir messen keine 15 Grad. Das Einchecken verläuft kurz und schmerzlos, wir drängen uns wegen der einen Nacht nicht in die erste Reihe, Ilse wählt uns einen Platz, der halt in der Nähe des Waschhauses liegt – noch näher als unser „Stammplatz“ hier. 
Wir richten uns ein und gehen dann gleich mal rauf in die Bar, mal schauen, ab wann die uns ein Piadine machen können. Die nette Angestellte toastet uns dann sofort zwei gute Schinken-Käse-Fladen zusammen, sogar mit zwei unterschiedlichen Sorten Schinken – Ilse Crudo, Gernot Prosciutto. Dazu wie üblich einen Campari-Orange, bzw. einen perfekten Doppio – das ist mittlerweile echt unsere Trasimeno-Kombi 😊. Nach einem feinen Nachmittagsschläfchen vertreiben wir uns die Zeit mit unserem Lieblingsspiel, gehen dann noch ausgiebig duschen, ehe wir uns relativ früh hinlegen. Morgen geht es auf die vorletzte Etappe, sie wird mit ihren 350 Kilometer die längste dieser Heimreise sein. Aber das schreckt uns natürlich nicht, schließlich liegt der Rekord bei unseren Tagesetappen bei über 1.000 Kilometern, als wir damals von der „Zappanale“ in Meck.-Pomm in einem Zug nach Innsbruck gefahren sind. Allerdings waren wir da gut 15 Jahre jünger … 😊
Samstag, 20. April 2024
Wir sind wieder relativ früh aus den Betten gekommen und der gute Kaffee macht uns gleich so richtig munter. Schnell ist dann das WoMo abfahrbereit eingeräumt, Gernot geht noch rasch die vorbestellten Brötchen holen und schon sind wir aus dem Campingplatz draußen. Da war es erst 9 Uhr 15. Ein paar hundert Meter neben dem Platz tanken wir unsere Schnecke randvoll, dann geht’s zuerst 15 Kilometer auf die Zubringer-Autobahn, die uns zur mautpflichtigen Autostrada bringt. Kaum sind wir auf der Autobahn unterwegs, wundern wir uns, wo denn die LKW sind. Heute ist ja kein Fahrverbot. Trotzdem sind Sattelschlepper und Hängerzüge nur sehr vereinzelt unterwegs und das auf einer teilweise vierspurigen Straße. Super! So kommen wir natürlich weit entspannter voran, als wenn sich neben, hinter und vor uns die Elefanten-Duelle der Brummifahrer abspielten. Immer wieder fahren wir bei einem Rasthaus zu, gönnen uns den einen oder anderen Doppio, meistens vertreten wir uns aber nur kurz die Beine. Nach etwa vier Stunden völlig relaxter Fahrt und etwa 50 Kilometer vor unserem Tagesziel Verona, meint Ilse dann unvermittelt: „Wollen wir nicht gleich bis Innsbruck durchfahren?“ Gernot musste kurz überlegen, denn bis vor wenigen Sekunden war er noch davon ausgegangen, dass wir uns kurz vor dem Ziel befanden – wenn wir bis Innsbruck fahren, dann hätten wir bis jetzt noch nicht einmal die Hälfte der Gesamtstrecke absolviert. Diese Gesamtstrecke würde nämlich ein Stück über 600 Kilometer liegen. Lange musste Gernot dann aber nicht überlegen, denn erstens traute er sich die Zusatzkilometer locker zu und zweitens, der Magnetismus der heimischen Couch wirkte bereits 😊.  
Also fiel die Entscheidung leicht und beim nächsten Rasthaus legten wir eine längere Pause ein, bei der wir uns mit Käse, Salami und Brot für die Weiterfahrt stärkten. Kurz nach Verona zuckten dann plötzlich Blitze aus den immer dunkler werdenden Wolken und ein ordentliches Gewitter baute sich vor unseren Augen auf. Links und rechts von uns waren zwei Fronten auszumachen, wir glühten mit einem 100er mittendurch. Und das buchstäblich, denn die Zelle von links kam immer schneller auf uns zu, der „Vorwind“ war schon heftig zu spüren und auch erste, dicke Regentropfen hämmerten auf unser Häuschen. Wir beschleunigten dann sogar auf 110 km/h, ein Tempo, dass wir sonst höchstens dann fahren, wenn wir eine Horde von LKW überholen. Aber das schnelle Fahren hat uns dann tatsächlich aus dieser Gefahrenzone herausgebracht, denn es hätte ja durchaus auch zu Hagel kommen können. 
So sind wir dem Wetterunbill einfach davongefahren, so was klappt auch nicht immer. Was uns heute wirklich überrascht, ist die geringe Zahl der LKW. Wie wir auf die Brennerautobahn kommen, sehen wir manchmal eine halbe Stunde lang keinen einzigen Laster, überhaupt herrscht sehr wenig Verkehr. Da haben wir einen idealen Reisetag erwischt, denn heute findet auch kein, wie immer gearteter, Rückreiseverkehr statt. So haben wir Kilometer um Kilometer abgespult, sind den ganzen Tag über kein einziges Mal irgendwo aufgehalten worden und haben ziemlich jedes Rasthaus im Trentino und in Südtirol heimgesucht.
Dadurch ist es übrigens zu einer kuriosen Situation gekommen: Im gesamten Verlauf der Brennerautobahn gilt ja ein Überholverbot für LKW über 7,5 Tonnen. Und die Brummifahrer haben gelernt, dass man sich besser an dieses Verbot hält. Zwar fahren die meisten LKW eh knapp 100 km/h schnell, aber wenn sich einer an den erlaubten 80er hält oder nicht schneller fahren kann, dann kommen bald einmal ein paar LKW zusammen, die dann in einem Pulk unterwegs sind. Und so eine Rotte, bestehend aus fünf Sattelschleppern haben wir von Affi bis zum Brenner gleich vier- oder fünfmal überholt
😊. Die werden das auch bemerkt haben, denn mit unserer Vespa hintendrauf sind wir nicht gerade unauffällig. Jedenfalls sind wir ziemlich zugleich mit dem 5er-Pack bei der Mautstelle in Sterzing angekommen, auf der Steigung zum Brenner rauf haben sie dann aber nicht mithalten können. Heute sind wir übrigens nicht durchgehend im 5. Gang zum Brennerpass gekommen, denn ein einzelner, heftiger Windstoß hat unser Häuschen auf einer Brücke von über 80 auf unter 70 km/h abgebremst, also mussten wir auf den vierten Gang herunterschalten. Wurscht natürlich, es waren eh keine fünf Kilometer mehr bis zum Grenzübergang. Der Rest nach Innsbruck ist dann ein Freispiel für unser WoMo gewesen und nach genau 614 Kilometern Fahrt haben wir es in seiner Garage abgestellt. Da war es 18 Uhr, also sind wir nicht ganz neun Stunden lang unterwegs gewesen. Und es hat alles super gepasst, auch körperlich haben wir „alten Leute“ das ganz normal weggesteckt. 
So endet also unsere 124. WoMo Reise, die letztlich ganz anders verlaufen ist, als geplant war. Aber, und das haben wir als Camper bald einmal begriffen – Pläne sind nur so lange Pläne, bis es andere Pläne gibt. Wir sehen unsere 124. WoMo Reise jedenfalls keinesfalls als ein gescheitertes Unternehmen an, dafür sind wir einfach zu situationselastisch 😊. Es hat halt diesmal nicht sein sollen und Sizilien kommt jetzt halt auf die Liste der möglichen Herbst-Reisen. 
Aber jetzt ist erstmal Ilse-Reparatur-Zeit, danach kümmern wir uns um die TÜVs und unsere sonstigen Termine. Und lange wird es dann sicher nicht dauern, bis wir wieder auf Reisen gehen. Immerhin räumen wir unsere Kleidung gar nicht aus, auch sonst bleibt unsere Schnecke jederzeit abfahrbereit.

Kleiner Nachtrag:
Wir schreiben Mitte Mai und sind immer noch nicht zu einer weiteren WoMo-Reise aufgebrochen. Das liegt aber in erster Linie am Wetter, denn ein unerwartetes Tief hat fast ganz Europa im Griff. Zwar haben wir in allen erdenklichen Windrichtungen taugliches Wetter gesucht, aber es regnet in Norditalien, der Schweiz, in Holland und in Deutschland – die Temperaturen liegen überall weit unter 20 Grad. Das wird sich zwar eh bald wieder ändern, aber zurzeit geht’s halt einfach nicht. Unsere Pflichtaufgaben haben wir mittlerweile erledigt, unser WoMo war schon beim TÜV. Mit recht gutem Ergebnis, allerdings muss wieder einmal eine mürb gewordene Achsmanschette erneuert werden und es ist auch die Zeit gekommen, dass wir den Zahnriemen neu machen lassen müssen. Dafür haben wir Mitte Juni einen Termin bekommen, ein paar Tage vorher wird die Vespa zum TÜV gefahren. Das Allerwichtigste aber – Ilse ist wieder vollständig hergestellt. Die Wurzelbehandlung eines ihrer Zähne ist erfolgreich abgeschlossen und auch die Nähte sind ihr aus der Stirn gezogen worden. Alles ist bestens verheilt, die Narbe wird bald nur mehr zu erahnen sein. Übrigens – und da haben wir wirklich lachen müssen – ist Ilses Wunde nur mit drei Stichen genäht worden, der Arzt in Salerno hat von vier Nähten gesprochen. Das erinnerte uns dann schon sehr stark an eine Spottbezeichnung, die sich die Tiroler, speziell die Innsbrucker, für unsere italienischen Nachbarn ausgedacht haben. Das lautet nämlich „Tschinggeler“. Das Wort leitet sich vom italienischen Wort für die Zahl fünf ab, also „cinque“. Und damit soll spöttisch gesagt werden, dass die Italiener nicht bis fünf zählen können. Nun, dieses eigentlich blöde Vorurteil hat der Arzt in Salerno mit seinen angeblich vier Stichen vollinhaltlich bestätigt 😊. Allzu lange werden wir jetzt nicht mehr daheim herumsitzen, bis zu unserem WoMo-Reparaturtermin dauert es noch gute drei, vier Wochen, also brechen wir am kommenden Dienstag zu unserer 125. WoMo-Reise auf. Sie wird uns – Stand heute – nach Berlin führen, Ilse ist schon dabei, geeignete Campingplätze auszusuchen. Die Vorfreude ist bereits groß und sie wird mit jedem Tag größer. Und nach dieser Reise wartet die Fußball-Europameisterschaft auf uns, die schauen wir uns dann daheim am Großbildfernseher an.