vom 3. Juni bis 5. Juni 2022
Innsbruck-Wildermieming-Innsbruck
79 km
Freitag, 3. Juni 2022
Diese Fahrt mit unserem geliebten Nasenbären wird eine der kürzesten „WoMo
Reisen“ aller Zeiten werden, nichtsdestotrotz freuen wir uns ganz besonders drauf.
Wir werden uns nämlich mit unseren besten Freundinnen und Freunden auf ein
Watter-Turnier treffen, das „Watten“ ist ein beliebtes Tiroler Kartenspiel (Für
Kenner - wir spielen die Ladinische Variante). Wegen Corona sind zuletzt gleich
mehrerer dieser Turniere ausgefallen, umso mehr freuen sich alle drauf. Wir
werden dieses Treffen in Wildermieming am Campingplatz „Gerhardhof“ abfeiern,
insgesamt sind wir zehn Personen. Wildermieming ist knapp 40 Kilometer von
Innsbruck entfernt, unsere Plätze sind seit Wochen gebucht, Nadja hat das alles
geregelt. Wir wissen schon vor unserer Abfahrt aus Innsbruck, dass wir – wie
immer – die ersten sein werden, die am „Gerhardhof“ Stellung beziehen.Und natürlich ist es
auch so gekommen.
Ab 13 Uhr kann man am Campingplatz einchecken, also sind wir
knapp eine Stunde vorher aus unserer Garage abgefahren. Das Wetter schaut recht
gut aus, für den Abend sind allerdings Niederschläge gemeldet. Wir werden
sehen. Die Fahrt ist erwartungsgemäß völlig unproblematisch verlaufen und um
zehn Minuten vor 13 Uhr sind wir am „Gerhardhof“ eingetroffen. Die Rezeption
ist aber schon (oder noch?) besetzt und rasch sind wir angemeldet. Was uns
sofort auffällt – alle sind extrem freundlich und nett, so einen Empfang haben
wir auf einem Campingplatz noch selten erlebt. Jeder (!) Camper wird von einer
Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter vorerst zu Fuß zu seinem Stellplatz
geführt, damit es zu keinen Fehlbesetzungen kommen kann. In unserem Fall ist
Vicky mit Ilse zu unserem Platz spaziert und hat ihr unterwegs alles Notwendige
über den Campingplatz erzählt. Unser Platz ist riesig, liegt sehr gut zwischen
Badeteich und Waschhaus – ideal für uns. Der „Gerhardhof“ versteht sich als
„Glamping-Platz“, das ist ein Kunstwort aus Glamour (=elegant, prunkvoll) und
Camping. Dementsprechend ist auch die Preisgestaltung, der Aufenthalt hier
kostet für uns, mit allen Nebengebühren, nur einen Hauch weniger als 50 Euro.
Pro Tag. Aber – und damit greifen wir ein klein wenig vor: Der Platz ist den
knappen 50er ganz einfach wert, so was gibt’s tatsächlich auch 😊.
Schnell sind wir am
Platz eingerichtet und sitzen bald einmal in unseren Stühlen. Nach einem
kleinen Imbiss erkundet Ilse ein wenig den Platz und entscheidet sich sofort
für eine Runde Schwimmen im Badeteich. Der ist zwar künstlich angelegt, aber
allein schon die zahlreichen Kaulquappen beweisen, dass hier nicht mit Chemie
gearbeitet wird. Es blühen die Seerosen, das Wasser ist zwar relativ frisch,
dafür aber wunderbar weich. Sagt Ilse. Gernot hat immerhin Fotos gemacht, näher
wagt er sich nicht an den Schwimmteich heran – zu nass.
Die Sanitäranlagen hier
am „Gerhardhof“ sind sehr modern und es ist sehr fein, dass sich in jedem der
Duschabteile auch ein Waschbecken und eine Toilette befindet. So lassen sich
alle Geschäfte mit einem Besuch erledigen 😊. Gegen 17 Uhr trudeln
dann nach und nach unsere Freunde ein – zuerst Töchterchen Nadja mit ihrem
Steve, die beiden haben sich ein „Glamping-Zelt“ gemietet. Genau wie Barbara
und Markus, die sich auch diesen Luxus geleistet haben. Die großen Zelte sind
sehr gemütlich eingerichtet, riesiges Bett, Couch, Tisch, Heizung und
Kaffeemaschine inklusive. Und Frühstück vom reichhaltigen Buffet ist auch mit
dabei. Nicht gerade billig, aber es wirkt. Nadja und Steve haben noch unseren
„Ersatzmann“ David mit an Bord gehabt, er ist spontan für die liebe Babsi
eingesprungen, die leider krank geworden ist. Gute Besserung natürlich und
Danke Dave für deine Teilnahme. Jetzt fehlen noch Evi und Mirijam, die kommen
berufsbedingt erst um 18 Uhr und als wir gerade gemeinsam zum Abendessen
aufbrechen, kommt auch Michael mit seinem WoMo daher und wir sind komplett.
Schon vorher haben wir uns zwei Tische reservieren lassen und gefragt, ob es
ein Problem sei, wenn wir nach dem Essen Karten spielen würden. Es hat nämlich
inzwischen zu regnen begonnen, an ein Spiel unter freiem Himmel war also nicht
zu denken. Und in den WoMos würden wir halt getrennt voneinander sitzen. Aber
es wurde uns sofort gesagt, das sei kein Problem. Und es kam dann noch besser –
viel, viel besser. Denn nach dem sehr guten Essen ist Wirt Peter an unseren
Tisch gekommen, mit einem fröhlichen: „Ah, ihr seids die Kartenspieler.“
Natürlich dürfen wir unser Turnier hier spielen, aber – und jetzt kommts: „Ich
geb euch einen eigenen Raum, da seid ihr ungestört und wenn es amal ab bisserl
lauter wird, stört das auch keinen.“
Hat man sowas schon erlebt? Echt super!
Und Peter, der alte „Karten-Fuchs“, konnte sich an Hand der Teilnehmer
natürlich leicht ausrechnen, dass wir mit unserem Turnier nie und nimmer vor
der Sperrstunde fertig sein würden. Denn ab 22 Uhr geht im Restaurant
eigentlich nichts mehr. „Ihr bleibt’s, solange ihr wollt, wenn es 3 Uhr in der
Früh wird, dann ist das auch in Ordnung. Wir stellen euch nach der Sperrstunde
noch eine Ladung Getränke hin und wenn sie euch trotzdem ausgehen sollten, dann
holts euch von der Schank was ihr brauchts und machts halt eine
Stricherl-Liste.“ Jetzt waren wir endgültig baff, denn man muss wissen, dass
niemand von uns jemals hier heroben war. Gut, Michael hat – wie wahrscheinlich
in jedem zweiten Betrieb Tirols – das Kassensystem hier eingerichtet, aber
sonst kannte keiner von uns den Peter. Unglaublich eigentlich, wenn man es
nicht selber erlebt hätte, wäre das nur schwer vorstellbar. So eine Form der
Gastfreundschaft und des Vertrauens ist wahrlich nicht alltäglich und wird uns
allen in Erinnerung bleiben. Wie auch das Watter-Turnier selbst. Es hat sich
wie erwartet ordentlich hingezogen und erst gegen 3 Uhr 30 knallte der letzte
Trumpf auf den Tisch. Gewonnen hat das Team Evi und Mirijam, schon bei der
Auslosung haben Mutter und Tochter den Sieg prognostiziert. Im Finale konnten
sie Markus und Gernot besiegen, überhaupt haben Evi und Mirijam jedes (!) ihrer
Spiele gewonnen – Chapeau. Und für die Fußball-Fans unter uns hatte der Abend
noch eine besondere Überraschung parat, denn Österreich gewann auswärts gegen
Kroatien mit 3:0 (!!), der erste Sieg gegen die Kroaten überhaupt. Damit war
nun wirklich nicht zu rechnen. Nach einem letzten Anstoßen sind wir dann
gesittet und leise wie die Sioux-Indianer zu unseren Schlafplätzen geschlichen,
da war es exakt 4:07 Uhr. Danke Ilse fürs Tür öffnen 😊. Unseren Raum im
Gasthaus haben wir übrigens nahezu besenrein verlassen. So gehört sich das auch
😉.
Samstag, 4. Juni 2022
Trotz des langen Spiels gestern sind wir allesamt erstaunlich fit. Dave ist
wahrscheinlich als erster wach, er hat sich die Mühe des Zeltaufstellens
gespart und im Schlafsack unter freiem Himmel geschlafen. Die aufgehende Sonne
ist ihm dann bald einmal zu warm geworden und wie Dave sind auch wir nach und
nach aus unseren Decken gekrochen. Nadja dagegen wurde von Steve mit einer
kleinen Erfrischung geweckt – er hat sie aus dem Bett geholt, sich über die
Schulter gelegt und kurzerhand in den Badeteich geschmissen. Guten Morgen! Aber
immerhin haben beide darüber gelacht. Evi, Mirijam, Michael und Dave brechen
dann auf, auch Steve wird heute schon abreisen. Wir beide, Markus und Barbara
sowie Nadja haben um einen Tag verlängert. Zum Glück muss man sagen, denn ausgerechnet
heute ist in Tirol der Verkehr zusammengebrochen und für die 40 Kilometer nach
Innsbruck hat man mehr als zwei Stunden lang gebraucht. Natürlich hat es auch
unsere Freunde erwischt, da ist keiner ausgekommen. Im Prinzip sind sie schon
bei Telfs in den Stau geraten und mussten sich im mühsamen Stopp-und-Go Verkehr
bis Innsbruck bzw. nach Axams, Hall und Wattens quälen. Wir hingegen haben mit Nadja einen Dreier-Pasch gemacht, haben das eine
oder andere Reparatur-Seidel genossen, immer wieder sind auch Barbara und
Markus auf einen Plausch vorbeigekommen. Die beiden haben übrigens beschlossen,
dass sie ihre Buben zu sich holen werden. Aber nicht mit dem Auto, denn das ist
bei diesen Staus suboptimal. Also werden die beiden Buben von ihrer Oma in Innsbruck
in den Bus gesetzt und der 8- bzw. 10-Jährige machen ihre erste Busreise ohne
erwachsene Begleitperson. Direkt bei der Zufahrt zum Campingplatz ist eine
Haltestelle und dort werden die Buben dann pünktlich von ihren Eltern abgeholt.
Perfekt! Wir sitzen noch beim Abendessen, als die beiden Kinder ankommen, sind
aber schon mit unserem Essen fertig. Das wieder ausgezeichnet war, am
„Gerhardhof“ setzen sie sehr auf regionale Produkte, einiges stellen sie sogar
selber her. Und das schmeckt man. An dieser Stelle vielleicht noch ein Wort zum
Personal. Wir waren mittlerweile auf über 200 Campingplätzen zu Gast und haben
diesbezüglich schon sehr viel erlebt. Aber ein derart gutes Team haben wir noch
sehr selten wo gesehen. Man kann es nur so sagen, dass die hier alle gerne
ihren Job machen. Da ist bei fast jeder Kommunikation ein kleines Witzchen
dabei, sie sind in vollkommen unaufdringliche Art um ihre Gäste bemüht – die
haben schlicht und einfach einen Spaß bei ihrer Arbeit.
Und die Mannschaft ist
unglaublich effizient – wir übertreiben nicht, aber unser heutiges Abendessen
war in weniger als 7 (!!) Minuten nach der Bestellung am Tisch. Und wir hatten
drei verschiedene Gerichte! Das ist fast schon unheimlich … Später sind wir
dann alle vor unserem WoMo zusammengesessen und haben Luft in unsere
Bierflaschen gelassen. Eh gemäßigt, denn zweimal hintereinander kann man nicht
mehr „lumpen“. Die beiden Buben haben sich dann sogleich mit den Kindern des
Nachbar-WoMos angefreundet und bis zum Einbruch der Dunkelheit miteinander
gespielt. Nadja hat schon heute ihr Glamping-Zelt geräumt und ist in ein etwas
weniger glamouröses Zwei-Mann Zelt übersiedelt. Das steht vor unserem
Nasenbären und sie hat es nicht einmal abgespannt 😊. Ist ja eh nur für eine
Nacht …
Kurz vor dem Schlafengehen dann noch eine Überraschung – aus
sprichwörtlich heiterem Himmel hat es plötzlich zu regnen begonnen. Da waren
wir gerade am Weg zurück vom Waschhaus, wir hätten nie mit Niederschlag
gerechnet, der Regen kam aus der einzigen kleinen Wolke, die am ganzen Himmel
zu sehen war. Und die Tropfen waren riesig, alles war sofort nass. Da hatten
wir es dann trotz der fortgeschrittenen Stunde ziemlich eilig, denn wir haben
alle Fenster, alle Dachklappen und auch die Tür offengelassen. Und am Tisch ist
auch noch alles gelegen. Schon wenige Meter vor unserem WoMo hat dann der Regen
urplötzlich wieder aufgehört, auf den ersten Blick ist kein Wasser ins Innere
eingedrungen. Auf den zweiten Blick auch nicht, nur unsere Stühle und der Tisch
haben ein bisschen was abgekriegt, aber das trocknet bis morgen leicht wieder.
So wie wir auch …😊
Nadja ist zwar schon kurz vor 8 Uhr aufgestanden, war aber trotzdem die
letzte von uns. Da waren Markus, Barbara und die wackeren Kids schon im Badeteich
und Ilse hatte bereits die erste Kanne Kaffee gekocht. Dabei sollte es nicht
bleiben, das gemütliche Wachwerden zog sich lustvoll bis 9 Uhr 30. Dann war
auch das letzte Teil von Nadjas Zelt in der Sonne getrocknet und
zusammengelegt. Nach dem Bezahlen der Rechnung haben wir noch Wasser
nachgefüllt und auch abgelassen, am „Gerhardhof“ befindet sich die gesamte
Entsorgung an einem Ort, das ist sehr praktisch. Wir verabschiedeten uns dann
noch herzlich von unseren lieben Freunden Barbara und Markus, auch von den
Buben wurden wir festgedrückt. Die paar Kilometer Fahrt nach Hause waren dann völlig stressfrei, es
herrschte kein nennenswerter Verkehr mehr und ohne Probleme sind wir gegen
Mittag in Innsbruck angekommen. Damit geht ein wirklich lässiges Campen zu
Ende, der „Gerhardhof“ mit seiner außergewöhnlichen Gastfreundschaft wird uns
in bester Erinnerung bleiben. Wenig verwunderlich, dass wir uns alle einig
sind, dass dies nicht unser letzter Aufenthalt hier gewesen ist, auch unser
nächstes Turnier werden wir hier austragen. Jetzt darf unsere Schnecke eine
knappe Woche lang ruhen und dann geht’s wieder auf Fahrt.
Sogar auf eine ziemlich große Fahrt, die uns über Kärnten ins schöne
Italien führen wird. So ist der Plan. Mehr darüber demnächst in diesem Theater 😊.
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