vom 1. Oktober bis 3. Oktober 2021
Innsbruck-Kesselberg-Innsbruck - 146 km
Unsere Vespa steht noch immer mit kaputter Lichtmaschine beim „Autohaus
Meisinger“ in Völs, der Vespa-Hersteller Piaggio hat es überhaupt nicht eilig, das
Ersatzteil zu liefern. So geht Kundenservice. NICHT!! Im Internet könnten wir
auf unzähligen Seiten die passende Lichtmaschine bestellen, Lieferung ab 2
Tage, maximal eine Woche. Das werden wir beim nächsten Defekt - und der kommt
bei einer Vespa schneller, als ein Lämmchen mit dem Schweif wedeln kann - auch
tun. Denn eine Vespa können viele reparieren, dazu brauchen wir keine (eh
überteuerte) Vertragswerkstatt. Genug gejammert jetzt, deswegen kommt die
Lichtmaschine auch nicht schneller an. Aber es ist halt ärgerlich, dass wir
unsere geplante Fahrt in die Steiermark nicht antreten können. Also müssen wir uns
nach anderen Zielen umschauen. Da trifft es sich gut, dass Luis und Gitti am
kommenden Sonntag die diesjährige Saison abschließen und ein allerletztes Mal
für heuer den Grill anwerfen. Wir sagen uns telefonisch an und bestellen, neben
dem Hendl und der Haxe für uns, gleich noch ein Hendl für Nadja, sie wird am
Samstag zu uns stoßen. Vielleicht kommt auch ihr Partner Stefan mit seinen
Kindern raus, aber das ist noch nicht fix. Wir werden sehen. Und jetzt starten
wir los zu unserer 110. WoMo Fahrt.
Wir haben es heute überhaupt nicht eilig, statt wie üblich in den frühen
Morgenstunden, holen wir unseren treuen Nasenbären erst gegen 10 Uhr aus seiner
wohlig-warmen Garage. Das Wetter schaut gut aus, allerdings werden die Nächte
am Kochelsee erfrischend kalt sein, heute haben sie da draußen um 6 Uhr eine
Temperatur von 4 Grad gemessen. Wenigstens Plusgrade 😊. Ohne verkehrstechnische Probleme kommen wir
gut voran, am Zirlerberg bleiben wir gar nicht stehen, der Motor unseres WoMo
bleibt die ganze Zeit im unbedenklichen Temperaturbereich. Zwar bremsen wir mit
unseren knapp 30 km/h die hinter uns herfahrenden Autos ein klein wenig ein,
aber spätestens nach der Durchfahrt von Leithen haben wir die Lücke nach vorne
schon wieder geschlossen. In Seefeld bleiben wir beim MPreis stehen und kaufen
ein paar Kleinigkeiten, Brot und Wurst zum Beispiel, weil die Küche am
Kesselberg erst ab 16 Uhr öffnet. Und irgendwie muss man ja über den Tag kommen
… Bei der Ortsdurchfahrt von Gießenbach bei Scharnitz werden wir wegen
Asphaltierungsarbeiten ein bisschen aufgehalten, aber das dauerte keine zehn
Minuten lang. Direkt nach der Grenze hat Gernot bei der Tankstelle schnell
seine Tabakvorräte aufgefüllt, hier kostet das Kraut um gut 30 Prozent weniger als
daheim. Eh immer noch zu viel, aber immerhin … Kurz vor dem Walchensee ist es dann zu einer
lustigen Szene gekommen, denn auf der wunderschön ausgebauten Straße sind uns
eine ganze Reihe von Supersportwägen entgegengekommen. Solche
Gemeinschafts-Ausfahrten sehen wir in dieser Gegend öfter und immer wieder
gerne. Heute hat Ilse die Ferraris und Lamborghinis laut durchgezählt: „1, 2,
3, 4, 5, 6, 7, 8 und … 8 ½“ Mit „8 ½“ war immerhin ein Lotus-Cabrio gemeint,
aber auch wenn der Lotus durchaus als Sportwagen zu bezeichnen ist, neben all
den Ferraris und Lambos hat er einfach nur mickrig ausgeschaut. Nach 8 ½ halt 😊. Und im Vorzelt
des großen Campers stehen weitere sechs Stühle und ein großer Tisch. Und im
Inneren des Wohnwagens noch eine Sitzgruppe, diesmal mit weichen Polstermöbeln
ausgestattet. Platz genug also. Wir machen im Freien einen feinen Pasch,
jausnen eine Kleinigkeit und legen uns anschließend ein wenig nieder. Schon
gegen 18 Uhr gehen wir dann rauf ins Restaurant und lassen uns bereitwillig mit
„Leberkäse mit Röstkartoffel und Spiegelei“ (Ilse), sowie mit einem profanen
„Wiener Schnitzel mit Pommes“ (Gernot) schön abfüllen. Voll satt sind wir
danach noch zum See hinunter spaziert, aber die rasch fallenden Temperaturen
haben uns bald ins Innere unseres Häuschens übersiedeln lassen. Dort haben wir
uns noch ein Match mit den Würfeln ausgespielt und den Tag fein ausklingen
lassen. Morgen kommt die Nadja, wir freuen uns schon.
So sind wir unter
Lachen und Scherzen am Campingplatz „Kesselberg“ angekommen und nach der
herzlichen Begrüßung durch Gitti, Luis und Elisabetta haben wir unseren
Stellplatz bezogen. Natürlich platzieren wir uns neben dem von Nadja
angemieteten Wohnwagen und fahren ausnahmsweise mal wieder auf die Böcke. Das
macht Ilse und weil Gernot den Auffahrtskeil schlampig unter das rechte
Vorderrad gelegt hat, steht der Reifen jetzt gute drei Zentimeter über den Rand
hinaus. Nun, das wird bei einem 19,5 Zentimeter breiten Reifen jetzt nicht das
Problem sein, aber Ilse hat das ganze Wochenende leichte Sorge gehabt, unser
armes WoMo könnte abstürzen. Ohne unnötig vorgreifen zu wollen: Dazu ist es
nicht gekommen 😊. Heute waren wir mit
unseren Aufstellarbeiten besonders schnell fertig, denn wir stellen nicht
einmal Tisch und Stühle auf. Wozu auch? Wir stehen ja direkt neben einer Garnitur
aus Tisch und vier Stühlen, die vor „Nadjas“ Wohnwagen steht.
Wie schon gestern, so waren auch für heute Frühtemperaturen von 4 Grad
vorhergesagt. Die Meteorologen müssen allerdings schlicht und ergreifend den
Föhn vergessen haben, denn der hat die Temperatur die ganze Nacht über nicht
unter 14 Grad fallen lassen. Haben wir also unsere Heizung umsonst durchlaufen
lassen, nicht weiter tragisch. Wir haben für 8 Uhr 30 einen Tisch für unser
Frühstück reserviert und um 8 Uhr 29 sind wir zur Stelle. Luis hat tatsächlich
nicht vergessen, dass wir ihn vor ein paar Wochen gebeten haben, uns doch beim
nächsten Mal wieder einen Filterkaffee zu machen. Denn der Kaffee aus der Espressomaschine
ist zwar wirklich ausgezeichnet, aber am frühen Morgen wirkt er wie ein
Frontalangriff auf unsere Magennerven. Heute duftet wunderbarer
„Blümchenkaffee“ auf unserem Frühstückstisch, übrigens serviert in der
aller letzten Porzellan-Kanne, die ihnen am „Kesselberg“ noch verblieben ist.
Wir peppen unser Frühstück noch mit einem weichen Ei auf und bleiben lange
sitzen. Dann spazieren wir zum WoMo zurück, der Föhnwind weht derart stark von
hinten, dass wir fast schon abheben 😊. Nach einem feinen
Vormittags-Päschchen und einer Mini-Ruhung kommt dann Nadja angefahren und
bezieht ihr Domizil für heute Nacht. Stefan und die Kinder werden auch bald
einmal eintreffen, Nadja räumt deshalb schon mal geschätzte 3,6 Kilogramm an
Süßigkeiten ins Innere. Und eine Kiste Bier, und zwei Wecken Brot, und
literweise Mineralwasser, und Cola, und Prosecco, und so weiter. Der
Samstagabend kann also kommen 😊. Weil der Wind immer
mehr auffrischt, machen wir zu dritt einen Pasch bei uns im WoMo. Besser
gesagt, wir wollten einen Pasch machen. Denn schon in der zweiten Runde (von
insgesamt 110) rollte Stefan mit seinen zwei Buben zu unserem Platz. Das
bedeutete zwar den Abbruch des Spiels, gleichzeitig aber auch die bruchlose
Fortsetzung unserer Lieblingsbeschäftigungen Quatschen, Blödeln und Lachen. Die
beiden Buben haben natürlich längst den Fernseher im Wohnwagen entdeckt, zum
See werden sie dann später mal runterschauen. Dazu ist es dann aber nicht
gekommen, denn schneller als gedacht wurde es 18 Uhr 30 - Zeit zum Essen
fassen.
Ilse, Nadja und Gernot hatten ja Hendln bzw. Haxe vorbestellt, Stefan und die beiden Buben „mussten“ halt aus der Speisekarte auswählen. Auch wenn heute, am aller letzten Abend, schon so manches Gericht nicht mehr verfügbar war, sind doch alle satt geworden. Und was den Geschmack und die Qualität von Hendl und Haxe betrifft, da brauchen wir in unseren Beschreibungen keine weiteren Superlative mehr hinzufügen, das wird ja sonst noch langweilig. Schade, dass es jetzt wieder länger als ein halbes Jahr dauert, bis wir wieder eine der Grillspezialitäten vom Luis am Teller haben. Aber - Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Wir sind dann noch eine ganze Zeit lang vor unseren Refugien zusammengesessen und haben viel Spaß miteinander gehabt. Allerdings sind wir zwei heute nicht richtig in den Party-Modus gekommen und zur sichtbaren Enttäuschung von Nadja und Steve haben wir uns noch vor 21 Uhr schlafen gelegt. Jaja, wir spüren wohl schon unser Alter. Blödsinn - eher ist es eine Kombination aus ausgefülltem Tag, ein paar Drinks und einem gewaltigen Fress-Koma. In jedem Fall ist es vollkommen in Ordnung. Die Heizung lassen wir wieder auf kleinster Stufe laufen, denn sollte der Föhn zusammenbrechen, dann fallen die Temperaturen garantiert ins Bodenlose …
Gegen 3 Uhr 45 ist Gernot plötzlich aufgewacht und streckte durch das Alkoven-Fenster
ungläubig seine Hand nach draußen. Diese abnormale Wärme gibt’s doch gar nicht!
Wie im Hochsommer. Er ist dann extra aufgestanden um nachzuschauen -
unglaublich - das Thermometer zeigte 17,9 Grad. Um 3 Uhr 45! Natürlich hat
Gernot die Heizung sofort ausgeschalten, sonst verschwitzen wir noch
vollkommen. Beim Aufstehen gegen 8 Uhr hatte es draußen dann fesche 19,2 Grad,
vorgestern wurden wie erwähnt 4 Grad gemessen. Das sind schon gewaltige
Unterschiede, auch in Innsbruck erlebten sie heute eine „Tropennacht“, das
heißt, die Temperatur fiel nie unter 20 Grad. Und das im Oktober … Jaja, der
Fö(h)n heißt nicht umsonst so. Gemeinsam mit Nadja sind wir dann frühstücken
gegangen, wir wieder mit „Blümchen-Kaffee“ und Marmelade-Semmeln, Nadja mit großem
Frühstück (=plus Salami, Schinken und Käse) und zwei Mal Cappuccino. Eine runde
Sache und ein guter Start in den Tag. Stefan und die Buben haben mittlerweile
den See erkundet, er ist aber derart kalt, dass auch die diesbezüglich
hartgesottenen Kinder aufs Schwimmen verzichten. Wäre bei einer
Wassertemperatur von 14 Grad auch wirklich witzlos gewesen … So haben sie sich
wieder in die Wärme ihres Wohnwagens zurückgezogen (sie haben die ganze Nacht
unseren Not-Elektroofen laufen lassen) und sich dem Fernseher und ihren Tablets
gewidmet. Das haben wir Erwachsenen ausgenützt und uns einen Vierer-Pasch
geliefert. Dabei haben wir Nadja und Stefan regelrecht vernichtet, aber sie
haben es frau- bzw. mannhaft hingenommen. Nützt ja eh nix anderes … 😊. Wir haben übrigens
trotz des sehr starken Windes im Freien gespielt, haben wir halt unsere Zettel,
Stifte, Feuerzeuge, ja manchmal sogar unsere Kaffeetassen festhalten müssen … Es
wird dann so gegen 14 Uhr gewesen sein, als wir unser Aufbruch-Programm
starteten. Heute, am aller letzten Tag dieser Saison, haben wir keine
Check-Out-Time und können es entsprechend gemütlich angehen. Trotzdem brauchen
wir keine Viertelstunde lang dafür und nach herzlichen Verabschiedungen von
allen, treten wir die knapp über 70 Kilometer unseres Heimweges an. Über den es
nichts wirklich Thrilliges berichten lässt. Am Zirlerberg haben wir beim
Rasthaus wieder mal pausiert, denn sonst drohen unsere Bremsen zu heiß zu
werden. Nach ein paar Minuten haben wir dann auf eine fesche Lücke im Verkehr
gewartet und sind die letzten paar Kilometer nach Hause gefahren. Wir lassen
sogar noch den Rest der Getränke im (natürlich ausgeschalteten) Kühlschrank,
noch sind wir optimistisch, unsere „Schnapszahlen-Fahrt“, also die 111. WoMo
Reise, noch heuer antreten zu können. Aber das liegt nicht in unseren Händen,
wir sind auf die Firma Piaggio angewiesen. Vielleicht erbarmen sie sich ja und
lassen möglichst zeitnah eine Lichtmaschine rüberwachsen. Wir werden sehen …
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