Montag, 31. August 2020

101. WoMo-Fahrt "Ein Urlaub im schönen Altaussee, tut immer gut und manchmal weh."

vom 18. August bis 20. August 2020
Innsbruck - Altaussee - Innsbruck  -  653 km

Dienstag, 18. August 2020  

Was ist das heuer für eine verrückte WoMo-Saison! Es ist schon Mitte August durch und wir treten erst unsere dritte (!!) Fahrt an. Und das, obwohl wir unendlich viel Zeit hätten … Aber das Corona-Virus hält immer noch die ganze Welt in Geiselhaft, praktisch jede Woche besteht für ein anderes Land bzw. Region eine Reisewarnung - Kroatien, Spanien, Frankreich, Italien usw. Auch zu unserem Lieblings-Campingplatz am Kesselberg können wir de facto nicht fahren, Gitti und Luis haben wir heuer überhaupt noch nicht gesehen. Die strengen und ständig wechselnden Auflagen der Bayern lassen einen relaxten Campingurlaub nicht zu, also verschieben wir das notgedrungen auf einen späteren Zeitpunkt. Gut, genug gejammert jetzt, so ist es halt nun mal und auch wenn das Virus wohl nie mehr verschwinden wird (den „Gefallen“ hat uns noch nie ein Virus getan), wird es in absehbarer Zeit wirksame Impfstoffe dagegen geben. Wir wagen uns mal weit aus dem Fenster und behaupten: Spätestens im kommenden Sommer 2021 wird wieder alles wie früher sein und wir können wieder hinreisen, wo wir wollen. Möge diese Prophezeiung zutreffen, denn bekanntlich sind Prognosen immer dann besonders schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. So - und jetzt lassen wir die 101. Ausfahrt mit unserem Wohnmobil losgehen. 
Sie wird uns zu drei Orten in der Steiermark führen und mit einem ausgiebigen Wien-Aufenthalt enden. So ist der Plan. Gernot hat vorgestern die letzten Zeilen seines vierten Buches in den Computer geklopft, übrigens wird es das bei Weitem umfangreichste Werk sein. Es ist an die 380 Seiten dick, Lesestoff genug also. Kurz zum Inhalt - Gernot ist für sein „Ich bin dann mal nicht weg“ durch sämtliche Straßen Innsbruck gewandert, insgesamt gut 320 Kilometer weit. Über 400.000 Schritte waren notwendig, um alle 654 Straßen, Gassen, Wege, Steige, Plätze, Promenaden, Brücken und Stege Innsbrucks abzugehen. Ab Ende Oktober ist das Buch im Handel, auch online bestellbar unter
www.wagnersche.at. Soviel Werbung muss erlaubt sein … Jetzt aber endgültig auf zur Fahrt in die Steiermark. Natürlich darf die Vespa mitkommen, ja sie muss sogar dabei sein. Denn Gernot kann bekanntlich keine Strecken mehr gehen, die über 200 Meter lang sind und wir wollen vor allem in Wien ein bisschen flexibel sein. Sonst nehmen wir nicht viel mit, natürlich Getränke, ein wenig Kleidung und unsere Notebooks. Das war’s, wir besuchen diesmal ausnahmslos Freunde, werden also auf keinen Campingplatz zufahren. Vielleicht in Wien, aber das werden wir sehen, gebucht haben wir jedenfalls noch nicht. Von Innsbruck aus führen viele Wege in die Steiermark, heute fahren wir eine ganz neue Strecke. Ilse hat sich schon länger mit den verschiedenen Routen beschäftigt, wir werden keinesfalls über Deutschland fahren, den obligatorischen Stau in Kiefersfelden wegen der deutschen Einreisekontrollen sparen wir uns. 
Also geht es zuerst über die Autobahn nach Wörgl, danach via St. Johann nach Lofer und dort biegen wir rechts in Richtung Zell am See ab. Eine sehr gute Wahl, denn es herrscht fast kein Verkehr. Gut, wir sind auch schon um 6 Uhr aufgebrochen und hätte Gernot nicht beim Wechseln der Kennzeichen seine Sonnenbrille in der Garage liegen gelassen, dann wären wir auch um 6 Uhr von Innsbruck weggekommen. So mussten wir in Hall umdrehen, wurscht, die halbe Stunde Verzögerung spielt auch keine Rolle. Noch dazu, wo wir uns erst gegen Nachmittag in Altaussee angekündigt haben. Zell am See umfahren wir gepflegt in einem ewig langen Tunnel, dann geht es über die kurvenreiche Bundesstraße bis Bischofshofen. Immer wieder mal bleiben wir kurz stehen, bei Schwarzach-St. Veith gönnen wir uns ein feines, zweites Frühstück. Danach fahren wir hinauf zur A10 Tauernautobahn und dort in Richtung Süden bis zur Ausfahrt Radstadt. Von jetzt an kennen wir einige Orte von Weltcup-Skiabfahrten - Haus im Ennstal zum Beispiel oder Schladming. 
Dort beginnt sich dann zusehends das Wetter einzutrüben und bald einmal schüttet es wie aus Kübeln. Weit haben wir es eh nicht mehr, zum Glück, denn der Regen ist derart stark, dass wir nicht schneller als 50 km/h fahren können. Dann stehen wir plötzlich in einem Stau und ein Meer aus Blaulichtern in weiter Ferne zeigt uns, dass es dort einen Unfall gegeben haben muss. Wir fügen uns dem Schicksal, so was kann dauern, wir erleben das nicht zum ersten Mal. Immer wieder mal geht es ein paar Meter vorwärts, denn die Lücken der zahlreichen „Umdreher“ müssen aufgefüllt werden. Wir wenden nicht, zwar gibt es natürlich alternative Strecken nach Altaussee, aber das wären unverhältnismäßig große Umwege. Und schließlich ist jede Unfallstelle irgendwann geräumt, noch dazu auf einer so wichtigen Verkehrsader. So ist es dann auch gekommen, nach halbstündiger Zwangspause durfte unser braver Nasenbär wieder Fahrt aufnehmen. Obwohl wir keine Gaffer sind, ist uns der schwer beschädigte BMW nicht verborgen geblieben, der, beinahe einer Skulptur ähnlich, neben der Straße senkrecht im Graben steckte. Das Fahrzeug aus der oberen 5-er Baureihe (ein M?) war mit blauen Kennzeichen ausgestattet, eine Probefahrt also. 400+ PS und Aquaplaning sind wohl nicht die besten Voraussetzungen, einen Sportwagen auszutesten … Es beruhigte uns zumindest, dass uns während der Wartezeit kein Rettungsauto entgegengekommen ist, so dürfte der Unfall wenigstens ohne Personenschaden geblieben sein. 
Trotz der Verzögerung sind wir noch vor Mittag bei unseren Freunden in Altaussee angekommen und als erstes haben wir natürlich unser WoMo vor dem Haus eingeparkt. Die Vespa laden wir nicht ab, erstens regnet es noch leicht und zweitens brauchen wir unseren roten Flitzer eh erst in Wien. Wir gönnen uns ein ausgiebiges Brunch-Frühstück-Mittagessen im Haus, unsere Freunde Barbara, Michael und Hannah haben (wie andauernd im Sommer) Besuch und so sitzen wir zu acht am Tisch. Wir haben uns natürlich viel zu erzählen, die Zeit verfliegt nur so. Später kommen dann noch weitere Freunde von Barbara und Michael und bald ist die Stube übervoll. Vielleicht war das mit ein Grund, warum Gernot irgendwann nach 20 Uhr auf die Terrasse hinausging - ein bisschen Luftschnappen. Tja - und dann hatte eine kleine Unaufmerksamkeit böse Folgen: Gernot hat den Ständer eines Sonnenschirms übersehen, ist draufgetreten und hat dadurch das Gleichgewicht verloren. Als erstes rammte er sich den metallenen Stutzen des Schirmes unterhalb des Knies richtig tief ins rechte Bein und als er den drohenden Sturz mit der rechten Hand abfangen wollte, ging das leider schief. Gernot prallte mit dem Handrücken auf eine Gartenbank und wusste sofort: Das könnte zu einer Verletzung geführt haben. Tatsächlich ist die Hand dann ordentlich angeschwollen, hat aber alle Funktionstests bestanden. Zwar unter ziemlichen Schmerzen, aber sämtliche Finger haben sich bewegen lassen. Auch das Handgelenk hatte nichts abgekriegt und bald einmal konnte Gernot mit der rechten Hand schon wieder eine Bierflasche öffnen. Also noch einmal alles gutgegangen … Unter diesem Motto haben wir dann auch den geselligen Abend ausklingen lassen - auch wenn man um 2 Uhr früh eigentlich nicht mehr von einem Abend sprechen kann …

Mittwoch, 19. August 2020                                                      

Noch vor dem Schlafengehen hat Ilse Gernots Bein behandelt, die Schramme ist echt gewaltig, fast ein Wunder, dass es so wenig geblutet hat. Zwar ist Gernots schöne, hellblaue Hose auf der Innenseite rot von Blut, aber es ist nichts durchgegangen. Das wird schon wieder. Mehr Probleme macht die rechte Hand, jetzt ist sie richtig dick angeschwollen und der kleine Finger scheint schwer beleidigt. Er lässt sich aber bewegen. Trotzdem sollten wir uns das anschauen lassen und rufen im Krankenhaus Bad Aussee an. Bedingt durch Corona gibt es auch bei den so genannten „Frischverletzten“ einen Termin, Gernot ist um 11 Uhr 30 hinbestellt. Michael hat den Taxidienst ins Krankenhaus übernommen und bei der Hinfahrt ist es zu einer „lustigen“ Szene gekommen: Michael öffnete das Handschuhfach, deutete auf eine Großpackung Gesichtsmasken und meinte: „Nimm dir eine, wenn du eine brauchst!“ Gernot griff also nach den Masken, automatisch mit der rechten Aua-Hand und in dem Moment knallte Michi das Handschuhfach wieder zu. Zack, jetzt war auch noch Gernots Handgelenk bedient, obwohl er natürlich sofort spürte, dass das Einklemmen höchstens einen „Verdacht auf kleinförmige Hautabschürfung“ verursacht hat. Und wie reagierte Michael auf seine Ungeschicklichkeit? Nun, er hat einen derart heftigen Lachanfall bekommen, dass er sein Auto nur noch mit Mühe auf der Straße halten konnte. Ja, ja - wer den Schaden hat, braucht nicht lange nach dem Spott zu suchen … Beim Krankenhaus angekommen ist dann alles relativ schnell gegangen, auch wenn das Warten mit Mundmaske doppelt so anstrengend ist. Nach dem Röntgen dann die ernüchternde Diagnose - Bruch des Mittelhandknochens des kleinen Fingers. Noch dazu ein derart komplizierter Bruch, dass eine Operation unausweichlich ist. Mit Schrauben und Platten, das volle Programm. Na super, der perfekte Zeitpunkt für diesen Scheiß! Gernot hätte sich sofort in Bad Aussee operieren lassen können, aber natürlich will er das lieber daheim in Innsbruck machen lassen. Dank Unfallversicherung kann er sich dort auch in den Privatkliniken behandeln lassen, dieses Privileg muss man ausnützen.                            


Tja, so kanns manchmal gehen - gestern noch bester Dinge und voller Reisepläne, heute sitzt Gernot mit einem Gips da und hat eine komplizierte Operation vor sich. Wurscht, nützt nix, das kriegen wir hin. Als erstes musste Gernot dann unseren Besuch bei Ralfi und Silvia, bei seinem Onkel Wolfgang und bei unserer lieben Freundin Elle in Wien absagen. Vielleicht sehen wir uns Mitte Oktober, falls uns ein „goldener Herbst“ noch eine WoMo-Reise ermöglicht. Für diesmal war es das leider … Den weiteren Tag haben wir dann mit Plaudern, Blödeln und Lachen verbracht, am späten Nachmittag sind wir auf den „Loser“ hinaufgefahren, wo wir im Bergrestaurant einen Tisch reserviert hatten. Das Wetter war schön, man konnte ohne Jäckchen im Freien sitzen und das gute, kulinarische Angebot genießen. Zurück in Altaussee sind wir dann noch ziemlich lange zusammengesessen, leider ist das unser letzter gemeinsamer Abend, denn morgen müssen wir heimfahren.   




Donnerstag, 20. August 2020   

Die Nacht war durchaus angenehm, auch für Gernot. Der Gips ist zwar ungewohnt, aber wenigstens bereitet der Bruch keine übermäßigen Schmerzen. Nach einem ausgedehnten Frühstück im Freien machen wir uns dann auf den Heimweg. Lustig war, dass unsere Freunde plötzlich mitgekriegt haben, dass Gernot seiner Ilse beim Zusammenräumen des Wohnmobils gar nicht helfen kann und sind gleich zur Unterstützung angerückt. Aber da hatte Ilse bereits alles erledigt, hat keine Viertelstunde lang gedauert und alle Hilfsbereiten haben nur den Kopf darüber geschüttelt.   
Auch das sehr komplizierte und fordernde Abfahren von unserem Standplatz hat Ilse mit Bravour gemeistert. Dazu muss man gleich mehrmals auf engstem Raum reversieren, Gernot hat dabei üblicherweise immer den Zaun des Nachbargrundstückes von etwas Farbe befreit. Ilse nicht und wir konnten losfahren - da war es gerade mal 10 Uhr. Wir werden denselben Weg wieder zurückfahren, überhaupt wird das jetzt unsere bevorzugte Route in die Steiermark sein. Gernot fühlt sich als Beifahrer so gar nicht wohl, was aber nichts mit Ilses Fähigkeiten zu tun hat. Denn eigentlich ist ja sie die bessere Fahrerin, immerhin hat sie in früheren Jahren an richtigen Rallys teilgenommen. Aber natürlich nicht mit unserem Nasenbären und so ist sie doch ganz froh, als Gernot bei einer Rast ankündigt, es doch selber probieren zu wollen. Immerhin behindern ihn keine Schmerzen und das Schalten funktioniert auch problemlos. Also übernimmt Gernot bei einer Raststätte an der Tauernautobahn das Steuer und bringt uns ohne Schwierigkeiten zurück nach Innsbruck. Dort stellen wir unser braves WoMo wieder in seine Garage, die Vespa muss vorerst am Träger stehen bleiben. Zwar könnte sie Gernot auch trotz Gips abladen, aber fahren könnte er die Vespa keinen Meter weit. Und Ilse darf nicht. Kein Problem, in ein paar Wochen wird Gernot seine Hand wieder normal benutzen können. Wer weiß, vielleicht brechen wir dann noch einmal zu einer WoMo Reise auf - einmal wegfahren wäre schon noch sehr lässig …   

Kurzer Nachtrag: Die Operation war, wie vermutet, kompliziert und hat länger als zwei Stunden lang gedauert - geplant war eine Stunde. Aber es hat alles wunderbar geklappt, ein ganzes Jahr lang wird Gernot jetzt Platten und Schrauben in seiner Hand mit sich „herumschleppen“, dann kommen die Dinger wieder raus. Doch bis dahin haben wir hoffentlich schon mindestens zehn weitere (wenn nicht mehr!) WoMo-Fahrten hinter uns. Je nachdem, wie es mit dem unnötigen Covid 19 Dings weitergeht.






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